Die Zukunft der Systemhäuser - dr. kay p. hradilak
Die Zukunft der Systemhäuser - dr. kay p. hradilak
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ComputerPartner 08/03 Spezial<br />
29<br />
ÜBERLEBEN IN EINER KOMMODISIERTEN COMPUTERWELT<br />
<strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> Systemhäuser<br />
Der Umbruch <strong>der</strong> IT-Branche zwingt auch Systemhäuser, die eigene<br />
Wertschöpfung neu zu definieren. Dr. Kay Hradilak* ist sich sicher: Wer den<br />
Weg zum Systemarchitekten beschreitet, dem bleibt <strong>der</strong> Gang zum<br />
Insolvenzrichter erspart.<br />
Systemhäuser entstanden, als<br />
Anfang <strong>der</strong> 80er-Jahre die<br />
PC-Revolution das Computergeschäft<br />
für „schraubende“ Einzelunternehmer<br />
öffnete und die<br />
Hersteller begriffen, dass insbeson<strong>der</strong>e<br />
das PC-Geschäft ohne lokale<br />
Vertriebs- und Servicepartner<br />
nicht wirtschaftlich darstellbar<br />
war.<br />
Ein weiterer Anschub kam mit <strong>der</strong><br />
„Windows-Welle“ Anfang <strong>der</strong> 90er-<br />
Jahre, aber auch mit dem Ausstieg<br />
erfahrener Verkäufer und Manager<br />
Grossistenfunktion. <strong>Die</strong> Systemhäuser<br />
wie<strong>der</strong>um betreuten die<br />
Kunden, welche die Hersteller ihnen<br />
überließen respektive überlassen<br />
mussten. Darüber hinaus waren<br />
die Systemhäuser im hohen<br />
Maße Assemblierer, Lageristen,<br />
Repair-Shops und sogar Spediteure.<br />
Gestützt auf ein stabiles Wachstum<br />
und auf aus heutiger Sicht traumhafte<br />
Hardwaremargen konnten<br />
die Systemhäuser damit gut Geld<br />
verdienen.<br />
<strong>Die</strong> Rahmenbedingungen für die<br />
„alten“ Systemhäuser haben sich<br />
extrem verschlechtert: <strong>Die</strong> Umsätze<br />
stagnieren, und die Margen brechen<br />
ein. Hersteller streichen ihre<br />
Bonus- und Incentives-Programme<br />
zusammen. Eine Reihe von Systemhäusern<br />
ist durch Lagerüberbestände<br />
und zu hohe Vertriebsund<br />
Backoffice-Kosten existenziell<br />
be<strong>dr</strong>oht.<br />
Hierfür verantwortlich gemacht<br />
werden sowohl Überkapazitäten,<br />
die infolge des „E-Anything“ und<br />
„Y2K“-Booms installiert wurden,<br />
als auch die aktuell schlechte Wirtschaftslage.<br />
<strong>Die</strong>se Faktoren verstärken<br />
jedoch nur auf unglückliche<br />
Weise einen grundlegenden<br />
Wandel im IT-Infrastrukturgeschäft<br />
– die Kommodisierung <strong>der</strong><br />
IT-Infrastruktur.<br />
Computersysteme werden zu einer<br />
immer leichter austauschbaren<br />
Ware mit immer geringeren<br />
Alleinstellungsmerkmalen<br />
und müssen zudem stetig mehr<br />
Leistung für immer weniger Geld<br />
bieten.<br />
<strong>Die</strong> Kommodisierung verän<strong>der</strong>t das<br />
Computergeschäft fundamental:<br />
➣ Im Client-Bereich sinken die<br />
Stückpreise pro Jahr um mehr als<br />
zehn Prozent. Da gleichzeitig die<br />
Standard-Hardwareausstattung<br />
den Leistungsbedarf <strong>der</strong> notwendigen<br />
Bürosoftware bei weitem überholt<br />
hat, können die Ersatzzyklen<br />
*Dr. Kay Hradilak ist Vorstand <strong>der</strong> Comline AG in Hamburg.<br />
aus den Herstellerorganisationen.<br />
Sie machten sich mit Business-<br />
Computing-Skills und -Kontakten<br />
selbstständig, was teilweise auch<br />
durch Hersteller-Restrukturierungen,<br />
wie zum Beispiel bei IBM Anfang<br />
<strong>der</strong> 90er-Jahre, forciert wurde.<br />
Der Markt wuchs und gedieh, die<br />
„Sättigung“ wurde insbeson<strong>der</strong>e<br />
durch technologische Sprünge und<br />
Trendwenden (Client/Server-Computing,<br />
Windows NT und an<strong>der</strong>e)<br />
immer wie<strong>der</strong> vermieden.<br />
Das „gute alte“<br />
Geschäftsmodell<br />
Im „guten alten“ Geschäftsmodell<br />
fanden die Systemhäuser ihren<br />
Platz in einer <strong>dr</strong>eigeteilten Welt:<br />
<strong>Die</strong> Hersteller entwickelten und<br />
produzierten die Computersysteme<br />
und betreuten ausgewählte<br />
Kunden direkt. <strong>Die</strong> Distributoren<br />
übernahmen die Warenhaus- und<br />
Was hat sich geän<strong>der</strong>t<br />
auf vier bis fünf Jahre verlängert<br />
werden.<br />
➣ Im Server-Bereich <strong>dr</strong>ingen<br />
deutlich kostengünstigere NT-Server<br />
immer weiter in die Leistungsbereiche<br />
von proprietären Unix-<br />
Servern vor, NT-Workstations lösen<br />
mit <strong>dr</strong>astischen Preisvorteilen<br />
Unix-Workstations ab. Mit Linux<br />
bahnt sich eine weitere Low-Cost-<br />
Alternative an.<br />
➣ Im Storage-Bereich werden<br />
Technologievorsprünge nivelliert.<br />
Der Margeneinbruch bei EMC ist<br />
nicht nur auf die Marktstagnation,<br />
son<strong>der</strong>n auch auf das Vor<strong>dr</strong>ingen<br />
von Konkurrenzprodukten in<br />
das Highend-Segment zurückzuführen.<br />
Es zeichnet sich eine <strong>Zukunft</strong> ab,<br />
in <strong>der</strong> Computersysteme, ganz<br />
gleich ob Clients o<strong>der</strong> Server/Storage-Systeme,<br />
„Boxen“ mit weitgehend<br />
vergleichbaren Standard-<br />
Fortsetzung auf Seite 30
30 Spezial<br />
ComputerPartner 08/03<br />
Fortsetzung von Seite 29<br />
Eigenschaften sein werden. Zu hoffen,<br />
dass die „gute alte“ Welt in<br />
2003 o<strong>der</strong> 2004 mit den anstehenden<br />
Ersatzinvestitionen und einer<br />
wie<strong>der</strong> anlaufenden Wirtschaft zurückkehrt,<br />
wäre deshalb naiv und<br />
letztendlich unternehmerisch fahrlässig.<br />
Dell ante portas<br />
Mit <strong>der</strong> Kommodisierung wird<br />
das traditionelle Geschäftsmodell<br />
„Hersteller produzieren (teure)<br />
Computer, Distributoren lagern<br />
sie, und Systemhäuser verkaufen<br />
sie“ im höchsten Maße angreifbar.<br />
Der „Wertgehalt“ <strong>der</strong> klassischen<br />
Wertschöpfungskette des Computergeschäftes<br />
wird zusehends<br />
„ausgequetscht“.<br />
Dell ist das Unternehmen, das sich<br />
die Kommodisierung <strong>der</strong> Computer<br />
bisher am konsequentesten zunutze<br />
macht und damit ein neues<br />
Geschäftsmodell wesentlich prägt.<br />
Dells erster Erfolg war die Kommodisierung<br />
des PC-Geschäfts. Hierzu<br />
gehören <strong>der</strong> Direktvertrieb mit<br />
frühzeitiger Nutzung von Internet<br />
und Call-Centern, ein konsequentes<br />
Build-to-Or<strong>der</strong> sowie <strong>der</strong> Komponentenbezug<br />
über Spot-Märkte.<br />
Mit erheblichen Preis-Leistungs-<br />
Vorteilen und einer deutlich<br />
schlankeren Kostenstruktur gewinnt<br />
Dell kontinuierlich Marktanteile<br />
und verdient noch bei Preisen<br />
angemessen Geld, bei denen an<strong>der</strong>e<br />
Wettbewerber <strong>dr</strong>aufzahlen müssen.<br />
Das gleiche Erfolgsrezept wendet<br />
Dell nun auf das Enterprise Computing<br />
an. Dell setzt mit aller Entschlossenheit<br />
auf die Kommodisierung<br />
<strong>der</strong> Server/Storage-Landschaft<br />
und damit auf Wachstum<br />
durch Ver<strong>dr</strong>ängung in stagnierenden<br />
Märkten mit dahinschmelzenden<br />
Margen.<br />
<strong>Die</strong> Klagen über das „parasitäre“<br />
Verhalten von Dell hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Forschungs- und Entwicklungsbemühungen<br />
<strong>der</strong> Branche helfen<br />
nicht. Dells Erfolg ist eher ein Indiz,<br />
dass <strong>der</strong> Markt nicht mehr bereit<br />
ist, bestimmte Prämien für<br />
proprietäre Innovationen zu zahlen.<br />
Der Dell-Vorstoß in das Enterprise-Segment<br />
sollte bei allen Unzulänglichkeiten<br />
in <strong>der</strong> aktuellen<br />
Umsetzung nicht belächelt werden:<br />
Dell steht bei seinem Vorstoß<br />
am Anfang und hat machtvolle<br />
Technologietrends hinter sich.<br />
Hersteller in<br />
<strong>der</strong> Zwickmühle<br />
<strong>Die</strong> traditionellen Hersteller wie<br />
HP o<strong>der</strong> IBM befinden sich in einer<br />
schwierigen Situation. Wollen sie<br />
ihre Stammkunden erhalten, so<br />
müssen sie selber ihr Unix-Geschäft<br />
und dessen hohe Margen<br />
kannibalisieren. In dem wachsenden<br />
Intel-basierenden Enterprise-<br />
Geschäft wie<strong>der</strong>um werden die<br />
Preise in hohem Maße von Dell bestimmt.<br />
<strong>Die</strong> traditionellen Hersteller<br />
verfolgen eine Reihe von Auswegen<br />
aus diesem Dilemma:<br />
➣ Halten des technologischen<br />
Vorsprunges: Intensiv wird daran<br />
gearbeitet, den Performance- und<br />
Verfügbarkeitsvorsprung von Highend-Unix-<br />
und M/F-Systemen auszubauen,<br />
um damit weiterhin die<br />
höheren Preise (und Margen)<br />
rechtfertigen zu können. Ohne<br />
Zweifel werden Highend-Unix-<br />
Systeme ihre Bedeutung für Spitzen-Installationen<br />
behalten, aber<br />
ihr Marktanteil wird weiter zurückgehen,<br />
da die wirtschaftlich<br />
angemessenen Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
das Business Critical Computing<br />
immer mehr auch von Intel-basierenden<br />
Standardsystemen erfüllt<br />
werden. Kurzum: Der technologische<br />
Vorsprung stabilisiert Margen,<br />
aber entscheidet nicht die<br />
Schlacht.<br />
➣ Plattformanbieter für Computing<br />
on Demand: Sowohl IBM und<br />
HP als auch Sun entwickeln Lösungen,<br />
um Rechenleistungen „aus<br />
<strong>der</strong> Steckdose“ beziehungsweise<br />
aus dem Netz anzubieten. Damit<br />
würden sie den Wettbewerb von<br />
<strong>der</strong> „Blechebene“ auf die Ebene<br />
integrierter <strong>Die</strong>nstleistungen (Systembereitstellung<br />
und -management,<br />
Web-Services, gegebenenfalls<br />
Application Service Providing)<br />
heben. <strong>Die</strong>ses Geschäftsmodell<br />
wird jedoch voraussichtlich<br />
erst in mehreren Jahren Marktbedeutung<br />
erlangen.
ComputerPartner 08/03 Spezial<br />
31<br />
➣ Service-Diversifikation: <strong>Die</strong> Hersteller<br />
bauen ihr Servicegeschäft<br />
aus, und dies insbeson<strong>der</strong>e in Infrastruktur-fernen<br />
Bereichen. Am<br />
konsequentesten (und erfolgreichsten)<br />
ist hier bisher IBM, das bereits<br />
vor <strong>der</strong> Übernahme von PWC<br />
mehr als 60 Prozent des Umsatzes<br />
im Servicebereich erwirtschaftete.<br />
<strong>Die</strong>ses Vorgehen verringert die Abhängigkeit<br />
vom Hardwaregeschäft,<br />
ermöglicht gegebenenfalls sogar<br />
später nach erfolgreicher Diversifikation<br />
den Ausstieg, aber beantwortet<br />
nicht die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
in diesem Geschäftsfeld.<br />
➣ Ausbau Direktgeschäft: Ein<br />
weiterer Weg für Hersteller ist <strong>der</strong><br />
Ausbau des Direktgeschäfts. Erfolgt<br />
dies jedoch in klassischer Weise,<br />
so ist <strong>der</strong> Preis für den Wegfall<br />
von Channel-Kosten <strong>der</strong> Aufbau<br />
eigener, dann fixer Distributionsund<br />
Vertriebskosten. Geschieht es<br />
„Dell-like“, dann kopiert man letztendlich,<br />
und es ist fraglich, ob <strong>der</strong><br />
Erfahrungsvorsprung von Dell in<br />
seinem gesamten Geschäftssystem<br />
kurzfristig aufgeholt werden kann.<br />
Distributoren am<br />
Scheideweg<br />
Auch die Distributoren müssen<br />
sich energisch und grundlegend<br />
än<strong>der</strong>n. Der Dell-Vormarsch, aber<br />
auch die Ansätze traditioneller<br />
Hersteller in Richtung Direktgeschäft<br />
gefährden ihre Marktposition.<br />
<strong>Die</strong> Kommodisierung erhöht<br />
das Lagerrisiko. Innovative Distributoren<br />
wie Tech Data o<strong>der</strong> Actebis/Peacock<br />
sind schon seit Jahren<br />
dabei, sich vom Grossisten zum Logistik-<br />
und Value-Chain-Experten<br />
zu entwickeln: Hierzu gehören das<br />
Angebot von Assemblierungs- und<br />
Logistikleistungen (BTO, Versand<br />
im Namen Dritter) und die Verzahnung<br />
<strong>der</strong> ERP-Systeme mit ihren<br />
Kunden mittels EDI o<strong>der</strong> XML.<br />
Eine Vision dieser Distributoren<br />
ist es, das „logistische Rückgrat“<br />
des Infrastruktur-Geschäftes zu<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Kommodisierung erleichtert<br />
den Distributoren auch den Eintritt<br />
in das Endkundengeschäft gerade<br />
in den Warenkorb-Situationen von<br />
Großkunden. Mittelfristig würden<br />
die Distributoren jedoch zu preisgetriebenen<br />
Anbietern erbarmungsloser<br />
Spot-Märkte werden.<br />
Eine weitere Option für Distributoren<br />
ist, die Kommodisierung durch<br />
Selbstassemblierung und Eigenmarken<br />
selbst aktiv voranzutreiben.<br />
Jedoch auch hier stellt sich<br />
sofort die Frage nach den mittelfristigen<br />
Differenzierungschancen<br />
für die Distributoren.<br />
Systemhäuser müssen sich<br />
selbst neu erfinden<br />
<strong>Die</strong> heutigen Systemhäuser sind<br />
im Kern Handelsunternehmen, die<br />
zusehends trotz ihrer Hightech-<br />
Warenkörbe in einem Commodity-<br />
Geschäft gefangen sind. Sie müssen<br />
erleben, dass eine Vielzahl <strong>der</strong><br />
von ihnen angebotenen Leistungen<br />
deutlich schlechter als noch vor<br />
wenigen Jahren vom Markt honoriert<br />
wird. Dahinter steht eine massive<br />
Entwertung traditioneller<br />
Kernkompetenzen von Systemhäusern.<br />
Hardwarevertrieb, Assemblierung,<br />
Lagerung/Transport o<strong>der</strong><br />
Repair-Services sind offensichtlich<br />
deutlich weniger „wert“ als noch<br />
vor wenigen Jahren.<br />
Wollen die Systemhäuser in diesem<br />
spannenden Geschäft auch<br />
weiterhin bestehen und gedeihen,<br />
so müssen sie sich und ihr Geschäft<br />
neu erfinden. Marktkonsolidierung<br />
und Größengewinn allein<br />
reichen hierfür nicht aus. Größe<br />
schafft zwar Einkaufsvorteile und<br />
besseren Zugang zu Großprojekten.<br />
Aber Margenvorteile im Hardwaregeschäft,<br />
die zudem begrenzt<br />
sind, werden nicht über die <strong>Zukunft</strong><br />
entscheiden. Größe wird zudem<br />
oftmals mit schwer beherrschbarer<br />
Komplexität bezahlt<br />
(siehe T-Systems). Und: Selbst die<br />
größten Systemhäuser haben wohl<br />
nicht die kritische Masse, um als<br />
Assemblierer und Logistiker gegen<br />
die immer weiter ausgebauten Logistiksysteme<br />
<strong>der</strong> großen Distributoren<br />
und <strong>der</strong> Hersteller zu bestehen.<br />
Architekten und Manager<br />
<strong>Die</strong> entscheidende Wertschöpfung<br />
<strong>der</strong> Systemhäuser <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
werden vielmehr Managementund<br />
Architekturleistungen sein. In<br />
<strong>Zukunft</strong> werden Systemhäuser vor<br />
allem dafür bezahlt,<br />
➣ komplexe IT-Infrastrukturen<br />
managebar zu konzipieren,<br />
➣ Integrationsprojekte im Rechenzentrum<br />
und in dezentralen<br />
Client/Server-Strukturen in Bezug<br />
auf Zeit, Budget und Funktionalität<br />
zu managen und zu realisieren<br />
sowie<br />
➣ Managed Services und Onsite-<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen für produktive<br />
Infrastruktur-Umgebungen verlässlich<br />
zu erbringen<br />
Um kein Missverständnis aufkommen<br />
zu lassen: <strong>Die</strong> „neuen“ Systemhäuser<br />
werden weiterhin mit<br />
dem Computerhandel einen Großteil<br />
ihres Umsatzes realisieren,<br />
denn das „Fulfillment“ gehört untrennbar<br />
zum Geschäft. Aber die<br />
Wertschöpfung verschiebt sich radikal<br />
vom „Blech“ zum Management<br />
und zur Architektur.<br />
Gewiss treten die Systemhäuser<br />
mit dem Anspruch, die gesamte Infrastruktur-Wertschöpfungskette<br />
zu managen, in Wettbewerb mit<br />
den traditionellen Herstellern. <strong>Die</strong><br />
Crux aber ist: Als Systemarchitekten<br />
generieren die Systemhäuser<br />
Projektgeschäft, das zu wettbewerbsfähigen<br />
Preisen im weitaus<br />
besseren Maße als <strong>der</strong> „Dell-Way“<br />
managebare und hochverfügbare<br />
Infrastrukturen schaffen kann.<br />
Traditionelle Hersteller sollten<br />
Systemhäuser nicht als „Abladestationen“<br />
das für B- und C-Geschäft<br />
sehen. Der Channel ist in<br />
<strong>der</strong> kommodisierten Computerwelt<br />
nicht mehr „nur“ ein Vertriebsweg,<br />
den man je nach Opportunität<br />
för<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> links liegen<br />
lässt. <strong>Die</strong> Architektur- und Managementleistung<br />
<strong>der</strong> neuen Systemhäuser,<br />
gepaart mit ihren im<br />
Vergleich zu den Herstellern<br />
schlanken Vertriebsstrukturen<br />
und ihrem unternehmerischen<br />
Biss, werden für Hersteller zu<br />
unerlässlichen Differenzierungsfaktoren,<br />
um sich gegenüber Dell<br />
und an<strong>der</strong>en Wettbewerbern behaupten<br />
zu können. Traditionelle<br />
Hersteller sollten im ureigensten<br />
Interesse die Entwicklung von Systemhäusern<br />
zu Systemarchitekten<br />
zulassen und einfor<strong>der</strong>n.<br />
<strong>Die</strong> Wertschöpfungskette<br />
von Systemarchitekten<br />
Systemarchitekten haben eine<br />
grundsätzlich an<strong>der</strong>e Wertschöpfungskette<br />
als „alte“ Systemhäuser:<br />
➣ Sie richten den Vertrieb auf<br />
den Gewinn <strong>der</strong> Architekturverantwortung<br />
für die Server- und<br />
ClientInfrastrukturen ihrer Kunden<br />
aus (und nicht mehr vor<strong>der</strong>gründig<br />
auf den „Blechverkauf“).<br />
➣ Sie outsourcen mit aller Konsequenz<br />
nicht optimal beherrschbare<br />
Funktionen wie Assemblierung,<br />
Lagerhaltung/Logistik und<br />
Repair-Services an Partner wie<br />
beispielsweise Hersteller, Distributoren<br />
und an<strong>der</strong>e.<br />
➣ Sie elektronifizieren radikal<br />
die Datenflüsse in <strong>der</strong> Logistikkette<br />
insbeson<strong>der</strong>e mit Herstellern<br />
und Distributoren.<br />
➣ Sie treiben die Paketierung ihrer<br />
<strong>Die</strong>nstleistungsangebote voran<br />
und besetzen mit Nach<strong>dr</strong>uck die<br />
jeweiligen Top-Themen <strong>der</strong> Infrastruktur-Integration.<br />
Wellenreiter<br />
Kurzum, Systemarchitekten stemmen<br />
sich nicht gegen die Flut <strong>der</strong><br />
Kommodisierung, son<strong>der</strong>n reiten<br />
auf <strong>der</strong> Wellenspitze mit. Sie minimieren<br />
dort ihre Prozesskosten,<br />
wo die Wertschöpfung durch Partner<br />
besser erbracht wird, und konzentrieren<br />
sich auf die Management-<br />
und Architekturleistung. <strong>Die</strong><br />
<strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> heutigen Systemhäuser<br />
hängt nicht von ihrer Größe ab,<br />
son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Schnelligkeit und<br />
Entschlossenheit ihres Wandels zu<br />
Systemarchitekten.<br />
Systemhäusern, denen <strong>der</strong> Wandel<br />
zum Systemarchitekten gelingt,<br />
werden nicht nur den weiteren<br />
Margen- und womöglich auch Volumenverfall<br />
im Computergeschäft<br />
überstehen. Sie werden auch auf<br />
Dauer wichtige, innovative Mitgestalter<br />
in diesem spannenden<br />
Geschäft bleiben. Hiervon werden<br />
nicht nur Kunden, son<strong>der</strong>n auch<br />
Hersteller und Distributoren profitieren.<br />
www.comlineag.de