carp connect - Kautz Boilies
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<strong>carp</strong> <strong>connect</strong><br />
Der kleine Junge<br />
von Marcus <strong>Kautz</strong><br />
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<strong>carp</strong> <strong>connect</strong><br />
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<strong>carp</strong> <strong>connect</strong><br />
Erst gehen, dann<br />
laufen. Auch<br />
kleine Fische sind<br />
wertvoll!<br />
Auch ohne Fisch ist<br />
das Wasser immer<br />
faszinierend und<br />
geheimnisvoll.<br />
Als ich die letzten<br />
Wochen der Saison<br />
an einem nah gelegenen<br />
See im Winter<br />
meiner Leidenschaft<br />
nachging, erlebte ich<br />
etwas, was mich zu<br />
diesem Bericht veranlasste.<br />
Es war kalt.<br />
Die Außentemperatur<br />
lag zwischen zwei<br />
und acht Grad am Tag<br />
und in den Nächten<br />
ging das Thermometer immer noch unter Null.<br />
Ich hatte Zeit, was an meinem Gesundheitszustand<br />
lag und wollte ein Tageskarten-Gewässer<br />
in meiner nächsten Umgebung befischen.<br />
Ich entschloss mich daher für Tagesansitze mit<br />
einer Dauer von höchstens acht Stunden. Bei<br />
der ersten Sitzung kam gleich ein Profi-Stipper<br />
auf mich zu und sagte, dass ich hier gar<br />
nicht erst mit <strong>Boilies</strong> fischen sollte. Eine Maiskette<br />
würde mich schneller zum Erfolg bringen.<br />
Er hätte in seiner Vergangenheit schon so<br />
manchen Boiliefischer mit einem Misserfolg<br />
nach Hause gehen sehen. Und dann noch im<br />
Winter… Er grinste nur und ging weiter. Gut,<br />
nun hatte ich ja zwei Wochen Zeit, um mich<br />
mit diesem See auseinander zu setzen und<br />
ich wollte hier ein paar schöne Winterfische<br />
fangen, trotz dieser schlechten Neuigkeiten.<br />
Meine Strategie war es, ohne Futter, nur mit<br />
PVA-Bags zu fischen. Ich entschied mich für<br />
einen Boilie aus der Egoist-Winter-Range,<br />
Winter Spice Cinnamon. An meine Hairs<br />
machte ich jeweils zwei 16 mm Bottom Baits.<br />
Es dauerte erstaunlicherweise lediglich gut 16<br />
Stunden, bis ich meinen ersten Fisch überlisten<br />
konnte an diesem neuen Gewässer. Nachdem<br />
der Bann gebrochen war, ging es dann Schlag<br />
auf Schlag und ich konnte dort etliche Fische<br />
bis Mitte 20 Pfund fangen. Insgesamt zog<br />
ich nach gut 70 Stunden Fischen eine durchaus<br />
positive Bilanz: 20 Läufe, von denen ich<br />
jedoch nur die Hälfte an Land bekam. Dennoch<br />
war ich zufrieden und freute mich über<br />
meine Ausbeute.<br />
Obgleich ich mich freute, war meine Freude<br />
allerdings auch etwas gedrückt, da ich in<br />
dieser Zeit einige Menschen kennen lernte, die<br />
mich verwunderten und nachdenklich machten.<br />
Genau von diesen Menschen möchte ich<br />
jetzt berichten.<br />
Alles fing damit an, dass ich wieder einmal<br />
an diesem See angelte und mich ein Junge<br />
von vielleicht gerade mal 15 Jahren besuchte.<br />
Er kam mit geschwollener Brust auf mich zu<br />
und fing nach einer kurzen Vorstellung gleich<br />
an, mir von seinen beachtlichen Erfolgen bei<br />
der Karpfenfischerei zu berichten. Er erzählte<br />
mir von seiner letzten Saison, in der er fünf<br />
Fische von weit über 30 Pfund hatte fangen<br />
können. Anschließend ging er gleich dazu<br />
über, dass er dieses Jahr schon zweimal am<br />
Wasser gewesen wäre, aber nur „einen popeligen<br />
18-Pfünder“ hätte fangen können. Dieser<br />
Junge angelte an einem See, der von einer in<br />
meinem Ort wohnenden Anglergruppe komplett<br />
besetzt worden war. Die Jungs hatten<br />
in den letzten Jahren nichts Besseres zu tun<br />
gehabt, als alle großen Fische aus sämtlichen<br />
Seen und Naturschutzgebieten in unserer<br />
Umgebung zu klauen und in diesen nur drei<br />
Hektar großen See zu packen. Ich kenne diese<br />
Leute und verabscheue sie für ihr Verhalten.<br />
Doch leider bin ich da ziemlich machtlos (zum<br />
Glück angelt keiner von diesen Experten mehr<br />
an diesem See). Ich dachte jedenfalls, ich höre<br />
nicht richtig und sagte dem Jungen, dass er<br />
mir sehr leid tut und er sich doch ganz schnell<br />
an ein anderes Gewässer setzen sollte. Er wiederum<br />
wusste nicht recht, was er mir nun entgegensetzen<br />
sollte und guckte nun verschämt<br />
in die Landschaft. Der Junge angelte erst seit<br />
ein oder zwei Jahren auf Karpfen und war nun<br />
schon so „versaut“ durch die großen Fische,<br />
die er hatte fangen können, dass er komplett<br />
seine Wahrnehmung verloren hatte und den<br />
Wert eines einzelnen Fisches gar nicht mehr<br />
zu schätzen wusste. Er hatte ja auch sofort mit<br />
der Karpfenfischerei, mit Selbsthakmontagen<br />
und Boilie angefangen und nie die Erfahrung<br />
gemacht, diesen Fischen mal mit Mais,<br />
Teig oder Kartoffeln nachzustellen. Es zählt<br />
in meinen Augen noch heute zu ganz entscheidenden<br />
Punkten im Leben eines jeden<br />
Anglers, die Grundlagen gelernt zu haben.<br />
„Karpfen fängt man mit der Pose“ – ein Zitat<br />
aus einer Anglerzeitschrift aus dem Jahr 1988!<br />
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<strong>carp</strong> <strong>connect</strong><br />
Ich erklärte ihm, dass es nicht die Regel sei, so<br />
große Fische zu fangen. Wenn man einmal das<br />
Glück hätte, etwas Großes zu fangen, sollte<br />
man niemals die Bodenhaftung verlieren. Ich<br />
versuchte ihm deutlich zu machen, dass er sich<br />
sein Hobby für das ganze Leben aufheben und<br />
er sein Handeln überdenken sollte. Wenn ich<br />
mir vorstelle, was aus diesem Junge in drei, vier<br />
Jahren werden könnte, bekam ich Angst.<br />
Wir sprachen darüber, dass ich Angler<br />
kannte, die in ihrer 25-jährigen Laufbahn<br />
in Deutschland noch nicht einen Fisch über<br />
40 Pfund hätten fangen können. Sie angeln<br />
an Gewässern, die diese großen Fische zwar<br />
beherbergen, aber es ist eine ganz andere Herausforderung,<br />
dort auch nur einen Fisch über<br />
30 Pfund zu fangen. Auch diese Angler sind<br />
immer auf der Suche nach ihrem Personal<br />
Best, aber sie würden niemals einen 18-Pfünder<br />
gering schätzen, sondern sich im Grunde<br />
ihres Herzen immer noch freuen, wie ein kleiner<br />
Junge…<br />
Unser Gespräch drehte sich weiter um zwei<br />
andere Seen in dieser Umgebung, die beide<br />
höchstens eine Größe von sechs Hektar oder<br />
weniger hatten und auch einen beachtlichen<br />
Großfischbestand aufwiesen. An diesen Seen<br />
sammelten sich unglücklicherweise dieselben<br />
Charaktere von Jugendlichen und anderen<br />
„Big Fish Huntern“ wie hier. Sie schmückten<br />
sich natürlich mit vielen Fischen von über 40<br />
Pfund und waren dadurch völlig überzeugt<br />
von ihrem Handeln. Mit Pose und einer leichten<br />
Rute brachten sie allerdings nicht einmal<br />
eine Rotfeder an Land.<br />
Mein „Freund“ wurde im Laufe der Unterhaltung<br />
immer kleiner und druckste ein wenig<br />
herum. Er fragte mich ob, ich<br />
denn nicht an diesen Seen angelte,<br />
denn schließlich hätte ich ja eine<br />
Köderfirma und müsste dafür<br />
doch Erfolge bringen. Ich schaute<br />
den Jungen nur an und sagte ihm,<br />
dass der Erfolg oder Misserfolg<br />
meines Unternehmens sich sicher<br />
nicht mit irgendwelchen Aktionen<br />
an solchen Seen bestimmen<br />
lassen könnte. Weiter versuchte<br />
ich ihm zu erklären, dass es mir<br />
um den Stellenwert der Fänge<br />
ginge. Es wäre sicherlich möglich,<br />
an solchen Seen große<br />
Fische zu fangen, aber es hätte für<br />
mich persönlich nur wenig Wert.<br />
Meine Vorliebe ist es, an Gewässern<br />
zu fischen, an denen sich<br />
Großfischangler nicht unbedingt<br />
aufhalten würden. Wenn ich an<br />
solchen Seen, ohne irgendwelche<br />
Futteraktionen,<br />
nur mit 200 bis 500<br />
Gramm <strong>Boilies</strong> um<br />
meine Hakenköder<br />
in 12 bis 18 Stunden<br />
einen Fisch fange,<br />
öffnen sich mir<br />
ganz andere Welten.<br />
Dabei ist es ganz<br />
egal, wie groß der<br />
Fang eigentlich ist.<br />
Seine Augen wurden<br />
immer größer und er<br />
schaute mich fragend an. Ich fragte ihn, was er<br />
den meinen würde, warum ich an diesem See<br />
angelte, obgleich es hier doch gar keine Fische<br />
über 30 Pfund gibt. Er antwortete mir jedoch<br />
nicht, schaute mir nur noch mal in die Augen<br />
und verabschiedete sich von mir.<br />
Obwohl ich vermutlich sein ganzes Denken<br />
und Handeln ins Wanken gebracht hatte,<br />
kam der Junge noch einmal vorbei. Dieses<br />
Mal hatte er seine Angelsachen dabei! Dies<br />
erstaunte mich sehr, da es hier doch höchstens<br />
Fische bis 25 Pfund gab.<br />
Ich hoffe sehr für ihn, dass er trotz seiner<br />
Großfisch-Erfahrungen wieder dort angekommen<br />
ist, wo er hingehört: An einen ganz<br />
normalen See, mit vielen schönen Karpfen,<br />
bei denen das Gewicht nur sekundär ist! Und<br />
noch schöner wäre es, wenn er die <strong>Boilies</strong> zu<br />
Hause lassen würde und mit der Pose oder mit<br />
dem Schwimmbrot seinen Fischen nachstellen<br />
würde. Denn nur so wird er bis zum Ende<br />
seiner Tage viel Spaß an dieser Leidenschaft<br />
empfinden können...<br />
Marcus <strong>Kautz</strong><br />
Ein kleiner Fisch<br />
ist manchmal sogar<br />
schwieriger zu<br />
fangen als andere!<br />
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