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FORTSCHRITT-· BERICHTE

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<strong>FORTSCHRITT</strong>-<strong>·</strong><br />

<strong>BERICHTE</strong><br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Drahm, Zwingen<br />

Coriolis-MassendurchfluBmesser<br />

mit einem einzigen<br />

geraden MeBrohr<br />

Reihe 8: Meß-, Steuerungs­<br />

~ <strong>·</strong> --~_____, und Regelungstechnik<br />

Nr. 525<br />

ERLAG


FORTSCHRITI­<br />

<strong>BERICHTE</strong><br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Drahm, Zwingen<br />

Coriolis-Massendurchflußmesser<br />

mit einem einzigen<br />

geraden Meßrohr<br />

Reihe 8: Meß-, Steuerungsund<br />

Regelungstechnik<br />

Nr. 525<br />

VDI VERLAG


III<br />

Drahm, Wolfgang<br />

Coriolis-Massendurchflußmesser mit einem einzigen geraden<br />

Meßrohr<br />

Fortschr.-Ber. VDI Reihe 8 Nr. 525. Düsseldorf: VDI-Verlag 1995.<br />

188 Seiten, 129 Bilder, 10 Tabellen.<br />

Für die Dokumentation: Coriolis-Massendurchflußmesser - Modellbildung - Elektromechanische<br />

Entsprechungen - Tilgerrohr - „Elektrische" Feder-: Minimale Gehäuseschwingung<br />

- Phasenmessung - Signalprozessor - Magnetoelastischer Sensor<br />

Schon lange bestand der Wunsch nach einem Coriolis-Massendurc~flußmess.~r mit.ein.em ein~igen<br />

geraden Meßrohr. Oie Auslegung und Realisierung eines derarh~en Gerates w1:d in: vorliegenden<br />

Band beschrieben. Der entscheidende Schwac.hpunkt all~r Einrohrsysteme 1.st d1~ mangelnde<br />

Entkopplung von der Umgebung. Bei dem hier beschriebenen. System wird. die Entkopplung<br />

durch ein zweites nicht durchströmtes Rohr, das sogenannte • T1~~errohr erreicht. Da.s<br />

Tilgerrohr kann durch eine „elektrische" Feder in seinen Eigensch~ften verandert we_rden. ~am1t<br />

wird bei allen Betriebszuständen eine minimale Gehäuseschwingung und damit maximale<br />

Entkopplung von der Umgebung erreicht. - Der Meßaufnehmer wurde modelliert un. in. ein<br />

elektrisches Ersatzschaltbild übergeführt. Damit können bislang nur schwer zugangliche<br />

Störgrößen untersucht werden. - Das Meßsignal, eine Phasendifferenz, wird n:it einem neuartigen<br />

Algorithmus bestimmt. Durch einen digitalen Signalprozessor konnte ein sehr schnelles<br />

Meßsystem realisiert werden.<br />

Danksagung<br />

Das Projekt "Coriolis-Massendurchflußmesser mit einem einzigen geraden Meßrohr" ist<br />

durch die Einreichung dieser Arbeit zwar mit meinen Namen verbunden. Doch kann ein<br />

solches Projekt nur gedeihen, wenn ein fruchtbarer Nährboden vorhanden ist.<br />

Menschliche, wie auch technische Voraussetzungen sind nötig, um gut arbeiten zu<br />

können. Dafür, daß ich diese Voraussetzungen am Lehrstuhl für Elektrische Meßtechnik<br />

vorfand, bin ich sehr dankbar.<br />

Mein Dank gilt in besonderem Maße Herrn Prof. Dr. rer. nat. E. Schrüfer, der den<br />

notwendigen Weitblick besitzt, um Trends in der Meßtechnik zu erkennen und zu<br />

formulieren. Er gab die Anregung zu diesem Thema. Die damals formulierten Ideen<br />

wurden mittlerweile von der Industrie aufgegriffen und werden wohl Einzug in die<br />

meßtechnische Praxis halten.<br />

Die Reihen der FORTSCHRITI-<strong>BERICHTE</strong> VDI:<br />

1 Konstruktionstechnik/Maschinenelemente<br />

2 Fertigungstechnik<br />

3 Verfahrenstechnik<br />

4 Bauingenieurwesen<br />

5 Grund- und Werkstoffe<br />

6 Energieerzeugung<br />

7 Strömungstechnik<br />

8 Meß-, Steuerungs- und Regelungstechnik<br />

9 Elektronik<br />

10 Informatik/Kommunikationstechnik<br />

11 Schwingungstechnik<br />

}J4


Inhaltsverzeichnis<br />

V<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Grundlagen i<br />

1.1 Einleitung 1<br />

1.2 Verfahren der Durchflußmessung 4<br />

1.2.1 Drosselgeräte, Blenden, Düsen 4<br />

1.2.2 Schwebekörperdurchflußmesser 6<br />

1.2.3 Wirbelfrequenzdurchflußmesser (Vortex-Durchflußmesser) 7<br />

1.2.4 Magnetisch-induktiver-Durchflußmesser 8<br />

1.2.5 Ultraschalldurchflußmesser 10<br />

1.2.6 Ovalradzähler 12<br />

1.2.7 Thermischer Massenstrommesser 12<br />

1.2.8 Coriolis-Massendurchflußmesser 13<br />

Coriolis-Kraft 13<br />

Benutzung der Coriolis-Kraft zur Durchflußmessung 13<br />

Ausführungsformen von Coriolis-Massendurchflußmessem 16<br />

2 Berechnung und Modellierung des schwingenden Rohres 21<br />

2.1 Berechnung als kontinuierlicher Schwinger 21<br />

2.1.l Zielsetzung und Vorgehen 21<br />

2.1.2 Schwingungsdifferentialgleichung 22<br />

Bewegungsgleichung des Meßrohres 23<br />

Bewegungsgleichung des Mediums 25<br />

Bewegungsgleichung des Gesamtsystems 26<br />

2.1.3 Eigenfrequenzen und Eigenformen 27<br />

Randbedingungen bei Balkentheorie 28<br />

Randbedingungen bei Saitentheorie 29<br />

2.1.4 Ritz-Ansatz 31<br />

2.1.5 Abschätzung des Meßeffektes 33<br />

2.1.6 Auslegung eines geraden Meßrohres 34<br />

Edelstahlrohr 1.4301 34<br />

Titanrohr 35<br />

Meßeffekt 36


VI<br />

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis VII<br />

Position der Sensoren 37 3.1.2 Aufbau des Aufnehmers 69<br />

2.1.7 Störgrößen<br />

38 3.1.3 Erregersystem 69<br />

Axialkraft 38 Anregung des Tilgerrohres 69<br />

Innendruck 41 Elektrische Feder 72<br />

Temperatur 43 Erzwungene Schwingung 75<br />

3.1.4 Regelung des Tilgerrohrantriebs 77<br />

2.2 Modellierung mit Hilfe von diskreten Elementen 45 3.1.5 Messung der Gehäuseschwingung mit einem Beschleunigungssensor 76<br />

Einfacher Beschleunigungssensor 80<br />

2.2.1 Vorüberlegungen zur Modellbildung 46<br />

elektromechanische Entsprechungen 47 3.2 Sensorik 82<br />

Ersatzschaltbild des Durchflußmessers 47<br />

2.2.2 Simulation eines Einrohr-Durchflußmessers 48 3.2.1 Messung der Rohrschwingung 82<br />

Meßeffekt 48 Optischer Sensor 82<br />

Massenunsymmetrie 49 Photostromverstärker 83<br />

unsymmetrische Temperaturverteilung 49 Delta-Sigma Analog/Digital-Umsetzer 92<br />

Einflüsse durch Dämpfung 50 Phasenregelung bei 1000-facher Testfrequenz 97<br />

2.2.3 Folgerungen aus den Simulationen 52 3.2.2 Messung der Axialkraft 99<br />

2.2.4 Simulation eines Doppelrohr-Durchflußmessers 53 magnetoelastischer Sensor 100<br />

Simulationsmodell 53 3.2.4 Messung der Temperatur 112<br />

Einfluß der Dämpfung 55 Temperatur des Meßrohres 112<br />

Kopplung der beiden Rohre 56 Temperaturdifferenz zwischen Gehäuse und Meßrohr 112<br />

2.2.5 Abstimmung des Tilgerrohres 58 3.2.5 Messung der Durchflußreferenz 112<br />

elektrische Feder 58 3.2.6 Messung der Frequenz 113<br />

erzwungene Anregung 59<br />

2.2.6 Schwingungsverhalten einer Doppelrohranordnung 59 3.3 Signalverarbeitung 114<br />

Betrachtung als Zwei-Massen-Modell 60<br />

3.3.1 Aufbau des Gesamtsystems 114<br />

Differentialgleichung 60<br />

3.3.2 Verfahren der Phasenmessung 115<br />

Eigenfrequenzen<br />

61<br />

3.3.3 Ausgleichsrechnung mittels Fourierreihe 116<br />

Optimaler Betriebspunkt 62<br />

Grundlagen 116<br />

3 Realisierung des Meßsystems 64<br />

Fehlerabschätzung 118<br />

3.3.4 Synchrone Abtastung 121<br />

3.1 mechanischer Aufbau 64 Frequenzvervielfachung mit Oszillator und Teiler 122<br />

Frequenzvervielfachung mit VCO und Teiler 124<br />

3.1.1 Vorüberlegungen 64 Meßergebnisse 126<br />

Materialwahl 64 3.3.5 Fensterung des Datensatzes 127<br />

Einspannung des Meßrohres 66 Berechnung des Spektrums 128


VIII<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Formelzeichen<br />

IX<br />

Verbesserung im Realbetrieb<br />

3. 3. 6 korrelative Phasenmessung<br />

Grundlagen<br />

Fehlerabschätzung<br />

3. 3. 7. Vergleich der Verfahren<br />

3.3.8 Ermittlung der Frequenz aus dem Datensatz<br />

3. 3. 9 Realisierung mit DSP<br />

Dynamik<br />

Nullpunktstabilität<br />

133<br />

134<br />

134<br />

138<br />

141<br />

142<br />

144<br />

144<br />

145<br />

Ll~~W<br />

W6<br />

Abhängigkeit der berechneten Phasendifferenz von der Signalfrequenz 148<br />

Abhängigkeit der berechneten Phasendifferenz von der Signalamplitude 149<br />

4 Eigenschaften des Meßsystems<br />

151<br />

4.1 Kennlinie, Meßunsicherheit<br />

151<br />

4.2 Nullpunktstabilität<br />

152<br />

ADU<br />

152<br />

Vorverstärker<br />

152<br />

Gesamtsystem<br />

153<br />

Vergleich mit industriellen Geräten<br />

154<br />

4.4 Dynamik<br />

155<br />

4.5 Temperaturempfindlichkeit<br />

155<br />

Nullpunkt<br />

156<br />

Kalibrierfaktor<br />

157<br />

4. 6 Druckempfindlichkeit<br />

160<br />

Nullpunkt<br />

161<br />

Grundfrequenz<br />

161<br />

4 . 7 Dichteabhängigkeit<br />

162<br />

4.8 Abhängigkeit von der Viskosität<br />

163<br />

5 Zusammenfassung<br />

165<br />

Literatur<br />

168<br />

Verwendete Formelzeichen und Abkürzungen<br />

Abkürzungen<br />

dI:-ADU<br />

ADU<br />

DSP<br />

LVDT<br />

MID<br />

OP<br />

PLL<br />

SNR<br />

VCA<br />

vco<br />

Formelzeichen<br />

Analog-Digital-Umsetzer nach dem Delta-Sigma Prinzip<br />

Analog-Digital-V msetzer<br />

Digitaler Signal Prozessor<br />

Linear variable differential transformer<br />

Magnetisch-induktiver Durchflußmesser<br />

Operationsverstärker<br />

Phasenregelkreis<br />

Signal/Rausch-Verhältnis<br />

voltage controlled amplifier<br />

voltage controlled oscillator<br />

A<br />

Fläche<br />

AA<br />

Fläche des Ankers<br />

AEk Fläche des Eisenkerns<br />

AL<br />

Fläche des Luftspalts<br />

B<br />

magnetische Induktion<br />

c<br />

Dämpfung<br />

c<br />

Kapazität<br />

Co<br />

Diodenkapazität<br />

C;d<br />

differentielle Eingangskapazität<br />

D<br />

Durchmesser<br />

E<br />

Elastizitätsmodul<br />

f, Frequenz<br />

F<br />

Kraft<br />

F(t) Zeitfunktion der Rohrschwingung<br />

fo<br />

Grenzfrequenz des unbeschalteten OP<br />

fa<br />

Abtastfrequenz<br />

FA<br />

Auftriebskraft<br />

fc<br />

unity gain bandwidth<br />

Fe<br />

Corioliskraft<br />

[m2]<br />

[m2]<br />

[m2]<br />

[m2]<br />

[T]<br />

[Ns/m]<br />

[F]<br />

[F]<br />

[F]<br />

[m]<br />

[N/m 2 ]<br />

[Hz]<br />

[N]<br />

[Hz]<br />

[Hz]<br />

[N]<br />

[Hz]<br />

[N]


X<br />

Formelzeichen Formelzeichen XI<br />

fg<br />

Grenzfrequenz<br />

FG<br />

Gewichtskraft<br />

FL<br />

Lorentzkraft<br />

Fm<br />

magnetische Kraft<br />

fmax maximale Betriebsfrequenz<br />

fosz Frequenz des Oszillators<br />

FR<br />

Kraft auf das Rohr<br />

Fs<br />

Strömungskraft<br />

fvco Frequenz des VCO<br />

Fx<br />

Axialkraft<br />

g<br />

Erdbeschleunigung<br />

H<br />

magnetische Feldstärke<br />

H(f) Übertragungsfunktion<br />

Flächenträgheitsmoment<br />

Strom<br />

In<br />

Diodenstrom<br />

k<br />

Steifigkeit<br />

Kristallanisotropie-Energiedichten<br />

K1,K2<br />

L<br />

Langrange-Funktion<br />

L<br />

Induktivität<br />

L<br />

Länge<br />

m<br />

Masse<br />

[Hz] Qv Volumendurchfluß [m 3 /min]<br />

[N] R Widerstand [O]<br />

[N] Rn Parallelwiderstand der Diode [O]<br />

[N] ~ Rückkopplungswiderstand [O]<br />

[Hz] Strecke [m]<br />

[Hz] s Strouhalzahl [Hz<strong>·</strong> s]<br />

[N] So Luftspalt bei ruhendem Rohr [m]<br />

[N] SA Länge der Feldlinien im Anker [m]<br />

[Hz] SEk Länge der Feldlinien im Eisen [m]<br />

[N] SL Länge der Feldlinien in Luft [m]<br />

[m/s 2 ] Zeit [s]<br />

[A/m] T Temperatur [OC]<br />

T kinetische Energie [J]<br />

[m4] TM Temperatur des Meßrohres [OC]<br />

[A] TM Meßzeit [s]<br />

[A] u Spannung [V]<br />

[N/m] UAus Ausgangsspannung [V]<br />

[J/m3] uind induzierte Spannung [V]<br />

[J] URausch Rauschspannung [V]<br />

[H] Usignal Nutzspannung [v]<br />

[m] V Verstärkung<br />

[kg] V Geschwindigkeit [m/s]<br />

m Öffnungsverhältnis V Volumen [m3]<br />

m Massendurchfluß [kg/min] V potentielle Energie [J]<br />

M<br />

Biegemoment<br />

[Nm] w Formänderungsarbeit [J]<br />

mF<br />

Masse eines Fluidteilchens<br />

[kg] y(x) Ortsfunktion der Biegelinie<br />

mgem gemessener Massendurchfluß [kg/min] Y(x) Ortsfunktion der Biegelinie<br />

mkorr korrigierter Massendurchfluß [kg/min] Z(w) Impedanzmatrix<br />

mR<br />

Masse des Rohres<br />

[kg] ZA Zähler des Bruches A<br />

N Windungszahl ZB Zähler des Bruches B<br />

p<br />

Druck<br />

[N/m 2 ]<br />

Q<br />

Güte<br />

Q(n) Quantisierungsrauschen<br />

[V]<br />

qi<br />

Minimalkoordinaten<br />

Qi<br />

äußere Kräfte<br />

[N]<br />

Qm<br />

Massendurchfluß<br />

[kg/min]


XII<br />

Formelzeichen<br />

Grundlagen<br />

griechische Symbole<br />

1 Grundlagen<br />

Durchflußzahl<br />

Winkel<br />

[deg]<br />

1.1 Einleitung<br />

Li8opt<br />

Li8gem<br />

Lit<br />

Licp<br />

Licpf<br />

Li'Pber<br />

Diskriminante<br />

Phasenwinkel zwischen Tilger- und Meßrohr<br />

optimaler Phasenwinkel zwischen Tilger- und Meßrohr<br />

gemessener Phasenwinkel zwischen Tilger- und Meßrohr<br />

Zeitverschiebung<br />

Phasenverschiebung am Meßrohr<br />

Fehler der Phasendifferenz<br />

berechnete Phasendifferenz<br />

Wellenlänge<br />

Permeabilitätskonstante<br />

[deg]<br />

[deg]<br />

[deg]<br />

[s]<br />

[deg]<br />

[deg]<br />

[deg]<br />

[m]<br />

[Hirn]<br />

Die Masse gehört zusammen mit den Größen Länge und Zeit zu den Basiseinheiten der<br />

Mechanik. Alle anderen mechanischen Größen bauen auf diesen Basiseinheiten auf. Die<br />

Masse ist eine unmittelbare Angabe über eine vorliegende Stoffmenge. Sie charakterisiert<br />

die Stoffmenge direkt und ist nicht von anderen Zustandsgrößen abhängig.<br />

Neben der Temperatur und dem Druck ist der Massendurchfluß die wichtigste Größe in<br />

der Verfahrenstechnik. Die Bedeutung der Massendurchflußmessung könnte kaum<br />

anschaulicher und knapper dargestellt werden, als in der folgenden Karikatur eines<br />

amerikanischen Herstellers von Massedurchflußmessern 1 :<br />

relative Permeabilitätszahl<br />

Streuung<br />

Phase des Phasenschiebers<br />

Winkelgeschwindigkeit<br />

optimale Betriebsfrequenz<br />

Induktivitätsänderung bei Innendruck<br />

Induktivitätsänderung bei Axialkraft<br />

[deg]<br />

[l/s]<br />

[l/s]<br />

[H]<br />

[H]<br />

Dichte<br />

Dichte des Schwebekörpers<br />

[kg/dm 3 ]<br />

[kg/dm 3 ]<br />

55 Gallons at 20°C<br />

<strong>·</strong> 440 lbs<br />

55 Gallons at 50°C<br />

430 lbs<br />

(2.1% error)<br />

Bild 1.1<br />

Warum eigentlich Massendurchfluß messen<br />

So selbstverständlich diese Gedanken auch sein mögen, so verwunderlicher ist ~s.<br />

d~ß die<br />

Durchflußmessung bei Flüssigkeiten zumeist eine Volumendurchflußmessung ist. Der<br />

Anteil an Massedurchflußmeßstellen dürfte nur etwa 5 % derjenigen aller<br />

Durchflußmeßstellen betragen. Die Vielfalt an Volumendurchflußmessern, ihr günstiger<br />

Preis und ihre guten meßtechnischen Eigenschaften führten dazu, daß<br />

Massendurchflußmesser nur für Spezialaufgaben entwickelt und verwendet wurden.<br />

Quelle: Schwing-Verfahrenstechnik, Unterlagen zum K-Flow Massendurchflußmesser


2 Grundlagen<br />

Grundlagen<br />

3<br />

Das Nischendasein von Massendurchflußmessem wäre noch bedeutend ausgeprägter, gäbe<br />

es nicht den Coriolis-Massendurchflußmesser. Erste Geräte, die nach diesem Prinzip<br />

arbeiteten kamen 1976 auf den Markt. In den 80er Jahren trat der Coriolis­<br />

Massendurchflußmesser seinen Siegeszug an und erreichte in nur 10 Jahren eine<br />

industrielle Akzeptanz, wie nur wenige Geräte zuvor. Mittlerweile, so schätzt man,<br />

werden etwa 40 000 neue Meßstellen jährlich mit Coriolis-Massendurchflußmessem<br />

ausgestattet.<br />

Die amerikanische Firma Micro Motion, einst Pionier auf diesem Gebiet, ist heute<br />

Marktführer. Mittlerweile werden derartige Geräte jedoch von zahlreichen Herstellern<br />

angeboten. Die Geräte unterscheiden sich im wesentlichen durch unterschiedliche<br />

Rohrgeometrien. Dabei beansprucht jeder Hersteller die größte Genauigkeit, die größte<br />

Störunempfindlichkeit oder die geringste Ausfallwahrscheinlichkeit für sein Rohrdesign.<br />

Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, daß die unterschiedlichen Rohrgeometrien vor allem<br />

aus patentrechtlichen Gründen entwickelt wurden.<br />

Im Jahre 1985 wurde ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Coriolis­<br />

Massendurchflußmesser gesetzt. Zum ersten Mal wurden nun die bislang üblichen<br />

Rohrschleifen durch gerade Meßrohre ersetzt. Der bis dahin noch relativ hohe<br />

Druckverlust über der Meßstelle konnte reduziert werden. Ein Geradrohrsystem birgt<br />

jedoch eine Vielzahl von zusätzlichen Problemen, die bei den Rohrschleifensystemen<br />

keine oder eine nur untergeordnete Rolle spielen, so daß sich nur wenige Firmen an die<br />

Entwicklung eines Geradrohrsystems wagen.<br />

Meßtechnisch gliedert sich die Arbeit dafür in folgende Punkte:<br />

Gewinnung von Meßsignalen basierend auf dem physikalischen Effekt,<br />

Verstärkung und Aufbereitung der gewonnenen Meßsignale,<br />

Verarbeitung der aufbereiteten Signale,<br />

Ausgabe und Darstellung der gewonnenen Information.<br />

Eine neue Idee hat nur dann Chancen auf Akzeptanz, wenn es gelingt, den Nachweis der<br />

Funktionstüchtigkeit zu erbringen. Dieser Nachweis soll erbracht werden. Dabei kann und<br />

darf das Gerät nicht mit dem Zielkatalog für Industriegeräte bewertet werden. Vielmehr<br />

handelt es sich um ein Funktionsmuster, das die prinzipielle Machbarkeit der neuen Idee<br />

aufzeigt.<br />

In den folgenden Kapiteln der Arbeit werden kurz alternative Durchflußmeßverfahren<br />

vorgesi:ellt, bevor auf schon bekannte Coriolis-Massendurchflußmesser eingegangen wird.<br />

Neben analytischen Berechnungen zum Meßeffekt und Simulationen zum Meßaufnehmer<br />

wird der Aufbau des neuen Meßgerätes beschrieben. In einem Schlußkapitel zeigen<br />

Meßergebnisse die Eigenschaften und belegen die prinzipielle Funktionstüchtigkeit des<br />

Gerätes.<br />

Um die Coriolis-Massendurchflußmesser noch, anwendungs- und prozeßfreundlicher zu<br />

gestalten, muß nun noch ein letzter Schritt vollzogen werden. Bislang sind die Geräte fast<br />

ausnahmslos mit parallel oder seriell durchströmten Doppelrohren ausgestattet, um die<br />

schwingenden Meßrohre mechanisch von der Umgebung zu entkoppeln. Notwendig wird<br />

damit jedoch ein Strömungsteiler und kostspielige, enge Fertigungstoleranzen, um exakt<br />

symmetrischen Aufbau zu gewährleisten. Der letzte Entwicklungsschritt sieht demnach<br />

einen Übergang zu einem einzigen, geraden Meßrohr vor. Im Rahmen dieser Arbeit soll<br />

ein Konzept für einen Geradrohr-Coriolis-Massendurchflußmesser mit nur einem<br />

durchströmten Rohr erarbeitet werden.


4<br />

Grundlagen<br />

Grundlagen<br />

5<br />

1.2 Verfahren der Durchflußmessung<br />

Im folgenden werden die gebräuchlichsten Verfahren der Durchflußmessung aufgezeigt.<br />

Dabei werden zunächst V erfahren behandelt, die den Volumendurchfluß messen, bevor<br />

auf die Massendurchflußmessung eingegangen wird.<br />

t.2.1 Drosselgeräte, Blenden, Düsen<br />

Die mit Abstand am häufigsten eingesetzten Durchflußmeßgeräte basieren auf der Gleichung<br />

von Daniel Bernoulli 2 (Bild 1.2).<br />

hieraus ein Maß für den Durchfluß gewinnen. Indem diese Gleichung nach v 2 aufgelöst<br />

und v 1 durch das Öffnungsverhältnis m = A 2 /A 1 ausgedrückt wird, ergibt sich:<br />

Mit der Durchflußzahl a<br />

ergibt sich damit für das gesuchte v 2 :<br />

2 1 2<br />

Vz = --- (pi- Pz)<br />

1- m 2 P<br />

(1.3)<br />

1<br />

a =<br />

.ji- m2<br />

(1.4)<br />

(1 .5)<br />

()<br />

V1<br />

P1<br />

~ Vz ()<br />

\ p2<br />

Multipliziert mit der konstanten Querschnittfläche A 2 läßt sich dann der Volumendurchfluß<br />

angeben:<br />

(1.6)<br />

Bild l,Z Druckverhältnisse an ~iner durchströmten Rohrleitung /Ger/<br />

In einer Rohrleitung mit Drosselstelle ist vor und hinter der Drosselstelle die Summe aus<br />

statischem und dynamisch.eil\ Druck konstant:<br />

1 2 1 2<br />

P1 + - PV1 == P2 + -2 pVz = const.<br />

" 4<br />

(1.1)<br />

An einer Querschajttsverengung entsteht nach der Bernoulli Gleichung ein Druckunterschied:<br />

(1 ,2)<br />

Wird dieser Druckunterschied mit einem Differenzdruckmesser gemessen, so läßt sich<br />

Um den Wert für den Volumendurchfluß zu erhalten, muß die Dichte des Meßmediums<br />

bekannt sein. Zusätzlich muß die gemessene Druckdifferenz radiziert werden.<br />

Der große Vorteil der Drosselgeräte ist die einfache Herstellung. In DIN 1952 sind genaue<br />

Vorschriften zu Aufbau und Dimensionierung der Drosselgeräte enthalten. Dies<br />

erklärt die weite Verbreitung dieses Durchflußmeßverfahrens.<br />

Um die scharfen Kanten von Blenden und damit die Gefahr der Abrasion zu vermeiden,<br />

wurden Düsen entwickelt. Da bei Düsen die Strömung besser geführt wird, ist die Durchflußzahl<br />

a in weiten Bereichen konstant. Bei der Blende hängt a von schlecht zu bestimmenden<br />

geometrischen Größen wie z.B. der Form der Kanten ab.<br />

Um den verbleibenden Druckabfall und die Entstehung von Wirbeln noch weiter zu verringern,<br />

kann der Düse ein sogenannter Diffusor nachgeschaltet werden. Durch ihn wird<br />

die Strömung auch nach der Meßstrecke noch sauber an der Rohrwandung geführt.<br />

Daniel Bernoulli, geb . 1700 in Groningen, gest. 1782 in Basel; Mathematiker und Physiker


6<br />

Grundlagen<br />

Grundlagen<br />

7<br />

1.2.2 Schwebekörperdurchflußmesser<br />

Das Prinzip des Schwebekörperdurchflußmessers zeigt Bild 1.3. In einem konischen Rohr<br />

befindet sich ein Schwebekörper. Steigt der f <strong>·</strong>H<br />

Durchfluß in dem Rohr, so weicht der<br />

Schwebekörper nach oben aus und gibt einen<br />

größeren Durchflußquerschnitt frei. Es stellt<br />

sich ein neues Gleichgewicht ein zwischen<br />

Gewichtskraft FG, Strömungskraft Fs und Auftriebskraft<br />

FA:<br />

(1.7)<br />

Auch dieses Meßprinzip basiert auf der Gleichung<br />

von Bernoulli. Denn mit dem Staudruck<br />

lf2Q v 2 und der Fläche des Schwebekörpers As<br />

läßt sich die Strömungskraft angeben zu:<br />

F = !pv 2 <strong>·</strong>As<br />

s 2<br />

Damit ergibt sich für den Volumendurchfluß:<br />

Schwebekörper<br />

konisches Rohr<br />

Bild 1.3<br />

1<br />

-W-4<br />

Schwebekörperdurchflußmesser<br />

/Fil/<br />

(1.8)<br />

(1.9)<br />

1.2.3 Wirbelfrequenzdurchflußmesser (Vortex-Durchflußmesser)<br />

Die Grenzschichtlehre von Prandtl 3 bildet die Basis für den Wirbelfrequenzdurchflußmesser.<br />

Liegt ein fester Körper in einer laminaren Strömung, so wird sich an seinen Wänden<br />

eine Grenzschicht ausbilden, mit einem Geschwindigkeitsgefälle senkrecht zur Wand des<br />

Störkörpers. Durch diese Geschwindigkeitsunterschiede wird in realen Flüssigkeiten Reibungsenergie<br />

erzeugt. Dadurch verlieren die Flüssigkeitsteilchen Energie.<br />

Nach der Bernoulli Gleichung herrscht aufgrund<br />

der höheren Geschwindigkeit an der<br />

Stelle des Störkörpers ein niedrigerer<br />

Druck, als hinter dem Störkörper. Wenn<br />

die Flüssigkeitsteilchen nun durch Reibung<br />

kinetische Energie verlieren, sind sie nicht<br />

mehr in der Lage, diesen Druckunterschied<br />

zu überwinden. Dadurch kommt es zum<br />

Stillstand der Teilchen und sogar zur Rückströmung.<br />

Es bilden sich Wirbel, die sog.<br />

Störkörper<br />

Wirbelströmung<br />

Bild 1.4 Wirbelablösung an einem<br />

Störkörper /Fil/<br />

Karman-Wirbelstraße. Bei symmetrischer Ausbildung des Störkörpers lösen sich diese<br />

Wirbel wechselseitig und periodisch am Störkörper ab. Der stochastische Prozeß der<br />

Wirbelbildung führt somit zu einem streng deterministischem Vorgang. Bild 1.4 zeigt<br />

diese Wirbelablösung.<br />

Dieser Zusammenhang wurde von Strouhal formuliert:<br />

mit dem Durchflußbeiwert a 5<br />

, und der Dichte des Schwebekörpers Qs<strong>·</strong><br />

f = S<strong>·</strong>~<br />

D<br />

(1.10)<br />

Ausgewertet wird beim Schwebekörperdurchflußmesser die Höhe des Schwebekörpers:<br />

Sie ist eine Funktion des Durchmesserverhältnisses von Schwebekörper und Konus. Dieses<br />

Verhältnis und die sogenannte Ruppelzahl gehen in den Durchflußbeiwert as ein. Aus<br />

diesen Überlegungen ist schon ersichtlich, daß zur Bestimmung des Volumendurchflusses<br />

viele Größen berücksichtigt werden müssen. Sie werden üblicherweise in Kennfeldern<br />

zusammengefasst.<br />

Darin bedeuten f die Frequenz der Wirbelablösung, S die Strouhalzahl, v die Fluidgeschwindigkeit<br />

und D der Durchmesser des Störkörpers (für einen runden Störkörper).<br />

Die Strouhalzahl ist besonders für scharfkantige Störkörper in einem großen Bereich der<br />

Reynoldszahlen konstant. Weiterhin läßt sich weitgehende Unabhängigkeit von Dichte,<br />

Viskosität und Druck erreichen. Damit ergibt sich ein linearer Zusammenhang zwischen<br />

Wirbelfrequenzfund Volumendurchfluß Qv:<br />

Der Schwebekörperdurchflußmesser besitzt eine nur mäßige Meßgenauigkeit von ca. 1 3<br />

bis 2 % vom Meßbereichsendwert. Es handelt sich um preiswerte, solide Meßinstrumente.<br />

Ludwig Prandtl, geb . 1875 in Freising, gest. 1953 in Göttingen


8 Grundlagen<br />

Grundlagen<br />

9<br />

f <strong>·</strong>D<br />

Q =A<strong>·</strong>v =A <strong>·</strong> -<br />

v s '<br />

(1.11)<br />

(1.12)<br />

wobei A wieder der Querschnitt der Rohrleitung ist. Zur Erfassung der auftretenden<br />

Wirbelfrequenzen sind verschiedene Verfahren gebräuchlich. Am verbreitetsten sind<br />

Meßverfahren, die durch Wirbel ausgelöste Druckschwankungen erfassen. So z.B. beheizte<br />

Thermistoren, die aufgrund der durch Druckschwankungen erzeugten pulsierenden<br />

Strömung ihren Widerstandswert ändern. Es können natürlich auch Differenzdruckmesser<br />

eingesetzt werden. Bei der Shuttle-ball Technik wird die Bewegung eines im Störkörper<br />

befindlichen Nickelballes induktiv erfasst /Bon/.<br />

Bei einem neu entwickelten System 4 wird eine schwingende Zunge in den Störkörper<br />

eingebaut. Die von den Wirbeln erzeugten Druckschwankungen lenken diese Zunge aus.<br />

Dabei betragen die Auslenkungen zum Teil nur 1120 der Wellenlänge des sichtbaren<br />

Lichtes. Sie werden kapazitiv gemessen. Durch den praktisch starren Aufbau kann ein<br />

Temperaturbereich von -200°C bis +400°C abgedeckt werden.<br />

Der Wirbelfrequenz-Durchflußmesser ist äußerst robust und zuverlässig. Bemerkenswert<br />

ist, daß selbst nach Abnützung oder sogar Beschädigung des Störkörpers noch Meßgenauigkeiten<br />

besser als 1 % erreicht werden. Vorteilhaft ist weiterhin das frequenzanaloge<br />

Ausgangssignal des Meßgerätes. Der Wirbelfrequenz-Durchflußmesser wird durch seinen<br />

günstigen Preis viele Meßstellen mit Drosselgeräten ersetzen. Besonders für Messungen<br />

von nichtleitenden Substanzen wird die Verbreitung des Wirbelfrequenz-Durchflußmessers<br />

noch stark zunehmen.<br />

1.2.4 Magnetisch-induktiver-Durchflußmesser<br />

Der Name des magnetisch-induktiven-Durchflußmessers (auch MID oder IDM) ist eigentlich<br />

irreführend. Denn das Meßprinzip basiert auf dem Faraday'schen Induktionsgesetz.<br />

Es handelt sich also nicht um die Messung einer Induktivität, sondern um die Messung<br />

einer induzierten Spannung. Bild 1.5 zeigt eine entsprechende Vorrichtung.<br />

Eine leitende Flüssigkeit kann als stromdurchflossener Leiter interpretiert werden. Liegt<br />

dieser Leiter in einem Magnetfeld B, so erfahren die geladenen Flüssigkeitsteilchen mit<br />

der Geschwindigkeit v die Lorentzkraft FL:<br />

Dies führt zu einer Ablenkung von positiver<br />

und negativer Ladung. Ladungen werden<br />

solange abgelenkt, bis die Lorentz­<br />

Kraft mit der elektrischen Kraft F = q <strong>·</strong> E<br />

im Gleichgewicht steht. Gleichsetzen der<br />

beiden Kraftausdrücke führt zur induzierten<br />

Spannung:<br />

Uind = B<strong>·</strong>D<strong>·</strong>v . (1.14)<br />

Bild 1.5<br />

Magnetisch-induktiver-Durchflußmesser<br />

/Pill<br />

Sie kann an den diametral im Meßrohr angebrachten Elektroden abgegriffen werden. Mit<br />

der Geschwindigkeit ist auch der Volumendurchfluß bekannt. , Die Leitfähigkeit der Flüssigkeit<br />

geht nicht in die induzierte Spannung ein. Lediglich der Innenwiderstand des MID<br />

steigt bei geringeren Leitfähigkeiten.<br />

Um elektrochemische Reaktionen an den Elektroden zu vermeiden, werden MID's stets<br />

mit magnetischen Wechselfeldern betrieben. Diese induzieren jedoch durch induktive und<br />

kapazitive Kopplung Störspannungen in den Meßleitungen, die nur sehr schwer auszufiltern<br />

sind. MID's werden deshalb ausschließlich mit getakteten Gleichfeldern betrieben.<br />

Gemessen wird nur dann, wenn die Störfelder nach dem Umschalten des Gleichfeldes<br />

abgeklungen sind. Bevor sich Polarisationsspannungen aufbauen können, wird das<br />

Magnetfeld wieder gewechselt.<br />

Der magnetisch-induktive-Durchflußmesser ist ein äußerst robustes Meßgerät mit einem<br />

sehr geringen Druckabfall. Die Meßgenauigkeit ist sehr hoch. Es können unterschiedlichste<br />

Medien bis hin zu aggressiven und stark verschmutzten Flüssigkeiten gemessen werden.<br />

Das Meßergebnis ist unabhängig von Dichte, Viskosität und bei entsprechendem<br />

Aufbau unabhängig vom Strömungsprofil. Eine Mindestleitfähigkeit in der Größenordnung<br />

von einigen µS/cm ist aber Voraussetzung. Eine Ausnahme bildet der kapazitive Signalabgriff,<br />

der noch Messungen bei Leitfähigkeiten von ca. 50 nS/cm erlaubt.<br />

Endress & Hauser "Swingwirl"


10<br />

Grundlagen<br />

Grundlagen 11<br />

1.2.5 Ultraschalldurchflußmesser<br />

Ähnlich wie der magnetisch-induktive Durchflußmesser erfolgt beim Ultraschall-Durchflußmesser<br />

die Messung ohne störende Einbauten in die Meßstrecke. Der Druckverlust ist<br />

also sehr klein. Es existieren unterschiedliche Varianten dieses Meßprinzips, so z.B. das<br />

Laufzeitverfahren und das Dopplerverfahren.<br />

Laufzeitverfahren. Bild 1.6 zeigt die prinzipielle Meßanordnung.<br />

vcos(«)<br />

llt = t - 2<br />

t 1<br />

= 2L ---"'"-'--<br />

c~ - v 2 cos 2 («)<br />

Multipliziert man die Laufzeiten t 1 und ~ und setzt das Produkt in Gleichung 1.16 ein,<br />

erhält man das von der Schallgeschwindigkeit c 0 unabhängige Ergebnis:<br />

(l.16)<br />

L M<br />

v=----<br />

(1.17)<br />

2 cos(«) t 1<br />

t 2<br />

Zur Bestimmung der Laufzeitdifferenz eignet sich das sogenannte 11 leading-edge 11 - Verfahren.<br />

Dabei wird jeweils ein genau definiei:tes Ultraschallsignal mit einer sehr steilen<br />

Flanke zum Empfänger gesendet. Durch die saubere Flanke läßt sich die Laufzeit sehr<br />

exakt und schnell ermitteln.<br />

Bild 1.6<br />

Ultraschall-Durchflußmesser mit den Sendern Sl und S2, den Empfängern El<br />

und E2, sowie der Meßstrecke L /Schl/<br />

zwei Ultraschallwandler, die sowohl senden, als auch empfangen können, werden an<br />

gegenüberliegenden Seiten der Rohrwandung eingebaut. Für die Laufzeit des Signals von<br />

Sender Sl zu Empfänger E2, also in Durchflußrichtung, ergibt sich mit der Schallgeschwindigkeit<br />

c 0 eine Laufzeit von:<br />

L<br />

c 0<br />

+ vcos(«)<br />

Demgegenüber ergibt sich für die Laufzeit von Sender S2 zu Empfänger El, also entgegen<br />

der Durchflußrichtung, eine Laufzeit von:<br />

Nach Differenzbildung wird erhalten:<br />

(l.14)<br />

L (1.15)<br />

t = -----<br />

2 c 0<br />

- v cos(«)<br />

Sing-around-Verfahren. Beim sogenannten 11 sing-around 11 -Verfahren wird jeweils ein<br />

Impuls von Sender S 1 zu Empfänger E2 und gleichzeitig von Sender S2 zu Empfänger E1<br />

geschickt. Sobald der Impuls empfangen wurde, wird am Sender ein neuer Impuls ausgesendet.<br />

Es ergibt sich somit eine von der Laufzeit abhängige Impulsfolgefrequenz. Aus<br />

der Frequenzdifferenz llf der beiden Frequenzen kann nach:<br />

L<br />

V= ---Jlf<br />

2 cos(a)<br />

(l.18)<br />

die Strömungsgeschwindigkeit v und damit wieder der Durchfluß ermittelt werden. Dieses<br />

Verfahren reagiert aber sehr empfindlich auf mitgeführte Gasblasen oder Feststoffpartikel.<br />

Die genaueste Messung liefert die 11 Lambda-Locked-Loop"-Methode. Sie basiert auf der<br />

Änderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schallwelle durch die Überlagerung von<br />

Schallgeschwindigkeit c 0 und Strömungsgeschwindigkeit v des Fluids. Dadurch ändert sich<br />

bei konstanter Frequenz die Wellenlänge des Schalles. Wird nun die Wellenlänge durch<br />

die variable Senderfrequenz auf einen konstanten Wert geregelt, so ergibt sich wiederum<br />

aus der Frequenzdifferenz llf der Sendersignale die Strömungsgeschwindigkeit v nach:<br />

Äo<br />

V= ---f:l./<br />

2 cos(«)<br />

(1.19)


12<br />

Grundlagen<br />

Grundlagen 13<br />

1.2.6 Ovalradzähler<br />

Hohe Meßgenauigkeiten, bei gleichzeitig<br />

geringem Aufwand können mit den sogenannten<br />

Ovalradzählem erreicht werden<br />

(s.Bild 1.7). Durch die Reibung der Ovalräder<br />

an den Meßkammerwänden unterliegen<br />

sie zwar fortwährendem Verschleiß,<br />

bei guter Wartung arbeiten sie<br />

jedoch sehr zuverlässig. Problematisch<br />

sind Medien mit geringer Schmierwirkung,<br />

so beispielsweise wasserlösliche<br />

Lacke.<br />

Beim Ovalradzähler werden durch die<br />

Bild 1. 7 Ovalradzähler /Fil/<br />

ovalen Scheiben und die Meßkammerwände jeweils definierte Teilvolumina abgegrenzt,<br />

weitertransportiert und anschließend wieder ausgeschoben. Die Umdrehungen der Ovalräder<br />

werden gezählt.<br />

1.2.7 Thermischer Massenstrommesser<br />

Die bisher aufgeführten Geräte messen die Strömungsgeschwindigkeit und den Volumendurchfluß.<br />

Jetzt werden Geräte behandelt, die den Massendurchfluß messen.<br />

Beim thermischen Massenstrommesser wird die Abkühlung eines Widerstandsdrahtes oder<br />

Dünnschichtwiderstandes aus Platin oder Wolfram ausgewertet, der sich unmittelbar im<br />

Flüssigkeitsstrom befindet und durch einen Speisestrom beheizt wird. Diese Abkühlung<br />

hängt von der Dichte des Stoffes und seiner Strömungsgeschwindigkeit ab. Gemessen<br />

werden kann nun entweder die Änderung der Temperaturdifferenz zwischen Widerstand<br />

und Fluid bei konstantem Speisestrom oder der Speisestrom, der notwendig ist, um eine<br />

konstante Temperaturdifferenz zwischen Fluid und Widerstand einzustellen. Die Messung<br />

bei konstanter Temperatur zeichnet sich durch eine bedeutend kürzere Einschwingzeit aus.<br />

Die Kennlinie des thermischen Massenstrommessers ist stark gekrümmt. Sie weist die<br />

größte Empfindlichkeit im Bereich niedrigerer Durchfluß raten aus . Dadurch ergibt sich<br />

eine hohe Meßgenauigkeit auch bei kleineren Durchflüssen. Neben dieser für die Meßtechnik<br />

vorteilhaften Kennlinie sind thermische Massenstrommesser weiterhin preisgünstig,<br />

schnell und besitzen geringen Druckv:!rlust.<br />

Allerdings ist das Ausgangssignal nicht nur vom Massendurchfluß abhängig, sondern<br />

weiterhin von der Wärmeleitfähigkeit, der Viskosität und der spezifischen Wärmekapazität<br />

des Fluids. Es muß also für jedes Fluid kalibriert werden.<br />

1.2.8 Coriolis-Massendurchflußmesser<br />

Coriolis-Kraft<br />

Corioliskräfte sind Trägheitskräfte, die in<br />

rotierenden Bezugssystemen auftreten. Die<br />

Entstehung der Corioliskraft ist in<br />

Bild 1.8 verdeutlicht. Bewegt sich ein<br />

Masseteilchen m in einem mit der Winkelgeschwindigkeit<br />

w rotierenden Bezugssystem<br />

mit der Geschwindigkeit v in<br />

radialer Richtung, so wirkt senkrecht zur<br />

Bewegungsrichtung und senkrecht zum<br />

Vektor der Winkelgeschwindigkeit die<br />

Corioliskraft Fe. Die Corioliskraft berechnet<br />

sich dabei zu:<br />

Bild 1.8<br />

Fe = -2m(vx w) .<br />

Entstehung der Corioliskraft<br />

am Masseteilchen m<br />

Die Winkelgeschwindigkeit w muß dabei nicht konstant sein. Beispielsweise führt ein<br />

(1.20)<br />

Oszillieren des Bezugssystems (Bild 1.8) ebenfalls zu Corioliskräften. Gleichung 1.20 gilt<br />

in diesem Fall für die Momentanwerte von Winkelgeschwindigkeit und Corioliskraft.<br />

Benutzung der Coriolis-Kraft zur Durchflußmessung<br />

Schon vor vielen Jahrzehnten wurden Versuche unternommen, an rotierenden von 'Flüssigkeiten<br />

durchströmten Rohren die auftretenden Corioliskräfte zu messen, um damit den<br />

Massendurchfluß zu bestimmen /Kol/. Derartige Geräte konnten sich aber wegen der<br />

Drehkupplungen in der Prozeßleitung nicht durchsetzen. Erst der Übergang von rotierenden<br />

zu schwingenden Rohren brachte den Durchbruch. Bild 1.9 verdeutlicht das Funktionsprinzip.


14<br />

Grundlagen<br />

Grundlagen<br />

15<br />

y,F<br />

Amplitude y<br />

der angeregten<br />

Schwingung<br />

V<br />

•<br />

m<br />

•<br />

m<br />

X<br />

Bild 1.9<br />

schwingendes Rohr zur Messung des Massendurchflusses unter Ausnutzung<br />

der Corioliskraft<br />

Bild 1.10<br />

0<br />

Amplitude F<br />

der Corioliskräfte<br />

Anregung des Rohres in der ersten Eigenschwingung und Anregung der<br />

zweiten Eigenform durch Corioliskräfte (über der Länge L des Rohres)<br />

L<br />

Ein fest eingespanntes Rohr wird zu Schwingungen mit der Frequenz w angeregt. Dieses<br />

Rohr wird von einem Fluid mit der Geschwindigkeit v durchflossen. Das Masseteilchen<br />

dm wird durch das Rohr geführt, unterliegt also Zwangskräften, die es entsprechend<br />

der Rohrbewegung beschleunigen. Diese Zwangskräfte dF 1 und dF 2 sind ein- und auslaufseitig<br />

betragsmäßig gleich, aber von unterschiedlichem Vorzeichen. Es handelt sich<br />

ebenfalls um Corioliskräfte, die sich für ein Masseteilchen dm im Rohr berechnen zu:<br />

dF(x) = -2dm w v öy(x) .!.<br />

öx 2<br />

(1.21)<br />

y 2 = y<strong>·</strong>sin(wt+Acp) . (1.23)<br />

Da die Verbiegung durch Corioliskräfte dem Massendurchfluß und der Frequenz f proportional<br />

ist, gilt für A


16 Grundlagen<br />

Grundlagen<br />

17<br />

an der Resonanz der Torsionsschwingung liegt, führt die Resonanzüberhöhung zu einem<br />

sehr großen Meßeffekt. Die Phasenverschiebung beträgt bei Rohrschleifen bis zu 10° bei<br />

Nenndurchfluß. Mit geraden Rohren läßt sich maximal eine Phasenverschiebung von<br />

!J..cp = 1 ° erreichen.<br />

Da die schwingenden Rohre immer in ihrer Eigenresonanz angeregt werden, die von der<br />

Dichte des Mediums in den Rohren abhängig ist, können Coriolis-Massendurchflußmesser<br />

auch zur Bestimmung der Dichte verwendet werden.<br />

Die Geräte von Micro Motion zeichnen sich durch einen sehr großen Temperaturbereich<br />

vor allem auch zu niederen Temperaturen aus (bis zu -240°C).<br />

ABB K-Flow Typ "B" Tube. Bei den K-Flow Geräten wurde versucht, maximale Symmetrie<br />

bezüglich der Prozeßleitung zu erreichen. Der Schwerpunkt des gesamten Meßgerätes<br />

liegt in der Achse der Prozeßleitung. Die K-Flow Geräte werden nicht in der Grundschwingung<br />

angeregt, sondern bei höheren Eigenfrequenzen. Man verspricht sich damit<br />

eine zusätzliche Entkopplung von der Umgebung. Bild 1.12 zeigt das Rohrdesign der K­<br />

Flow Geräte.<br />

Ausführungsformen von Coriolis-Massendurchflußmessern<br />

Micro Motion Typ D. 1977 stellte Micro Motion den ersten Coriolis Massendurchflußmesser<br />

vor. Vor allem die schwingungstechnische Entkopplung von der Umgebung stellte<br />

damals noch ein großes Problem dar. So mußten die ersten Modelle (Typen A, B und C)<br />

noch auf einen massiven Untergrund montiert werden. Diese Forderung entfiel beim<br />

Typ D, da hier durch zwei symmetrische Rohre ein vibrationsarmer Aufbau des Meßgerätes<br />

erreicht wurde. Die Gehäusevibrationen werden seitdem von allen Herstellern durch<br />

Doppelrohrsysteme bedämpft. Es ist kein nach außen hin vibrationsarmer Massendurchflußmesser<br />

mit nur einem Meßrohr bekannt. Bild 1.11 zeigt diese Urform des Coriolis­<br />

Massendurchflußmessers. Auffällig ist der hohe mechanische Aufwand und der große<br />

Eingriff in die Prozeßleitung durch die weitläufigen Rohrschleifen, die zudem oft seriell<br />

durchströmt werden müssen.<br />

Bild 1.12 Massenstrommesser "K-Flow 'B'Tube"<br />

Meßrohre<br />

Exac Typ 2100. Ein weiterer amerikanischer Hersteller ist die Firma Exac. Diese Massenstrommesser<br />

sind für sehr hohe Betriebsdrücke spezifiziert und auch für sehr hohe<br />

Temperaturen geeignet. Bild 1.13 zeigt eines dieser Geräte.<br />

Magnet<br />

Erregersystem<br />

Bild 1.11 Massenstrommesser "Micro Motion Typ D"


18<br />

Grundlagen<br />

Grundlagen<br />

19<br />

Bild 1.13 Mas~enstrommesser Exac Mod 2100<br />

tnasm.ver Montageblock<br />

Rheonik Typ RHM. Im Gegensatz<br />

zu anderen Systemen ist hier<br />

die Rohrschleife an einem Querarm<br />

aufgehängt. Dieser ist über<br />

einen Torsionsstab mit dem Gestell<br />

verbunden. In dem massiven<br />

Querarm ist viel Schwingungsenergie<br />

gespeichert, so daß bei<br />

kurzzeitigen hohen Dämpfungen<br />

durch das Fluid die Schwingung<br />

dennoch nicht abreißt. Bild 1.15<br />

zeigt dieses Gerät. Auch hier<br />

werden zwei gegenphasig schwingende<br />

Rohre eingebaut. Mit diesem<br />

System lassen sich besonders<br />

kleine Nennweiten realisieren.<br />

Montageplatte<br />

Torsionsstab<br />

Bild 1.15 Massenstrommesser Rheonik RHM<br />

Sensor<br />

Schlumberger Typ Massmaster. Der "Massmaster" ist ein Coriolis-Massendurchflußmesser<br />

mit einem einzigen geraden Meßrohr. Man hat hier aber die entscheidenden<br />

Schwierigkeiten eines Geradrohrsystemes umgangen, indem das schwingende Rohrstück<br />

durch Faltenbälge von der Umgebung entkoppelt wurde. Diese Faltenbälge erschweren<br />

natürlich die Reinigung und Entleerung des Gerätes. Der Massmaster wird vor allem in<br />

der Petrochemie eingesetzt.<br />

Bild 1.14 Massenstrommesser Krohne Corirhass<br />

Elektronik Erregersystem Isolierbalgen<br />

Krohne Typ Corimass. Seit 1985 sind auch deutsche Hersteller am Markt. Bild 1.14<br />

zeigt den Krohne Corimass. Hier soll ein massiver gußeiserner Montageblock Störungen<br />

aus der Prozeßumgebung abfangen, um das Schwingungssystem, bestehend aus zwei<br />

Rohrschleifen von der Umgebung zu entkoppeln.<br />

E<br />

Gehäuse Sensor Meßrohr<br />

Bild 1.16 Massenstrommesser Schlumberger "Massmaster"


20<br />

Grundlagen<br />

Berechnung und Modellierung<br />

21<br />

Endress & Hauser Typ "m-point". Beim m-point (s . Bild 1.17) schwingen zwei gerade<br />

Titanrohre gegenphasig. Der m-point wurde hinsichtlich maximaler Symmetrie der beiden<br />

Rohre optimiert. Dadurch ist die Vibration am Gehäuse nurmehr minimal. Der m-point ist<br />

von außen sehr unempfindlich. Dies erfordert hohen konstruktiven Aufwand und Präzision<br />

bei der Herstellung.<br />

Im Gegensatz zu den meisten anderen Geräten wird beim m-point die Rohrschwingung<br />

mit optischen Sensoren erfasst. Die Schwingfrequenzen der Geräte liegen im Bereich 500-<br />

1100 Hz. Durch den symmetrischen Aufbau und die hohe Arbeitsfrequenz reagieren diese<br />

Geräte auf Störungen aus der Prozeßumgebung sehr unempfindlich.<br />

Strömungsteiler<br />

Meßrohre<br />

Erregersystem<br />

Stützrohr<br />

Bild 1.17 Massenstrommesser Endress & Hauser "m-point"<br />

Krohne Typ Corimass G. 1993 wurde von Krohne ein neues Massendurchflußmeßsystem<br />

mit einem einzigen geraden Rohr vorgestellt. Hier wurde auf die Kompensation der Rohrschwingung<br />

verzichtet, um in der Prozeßleitung den Strömungsteiler zu vermeiden. Das<br />

eigentliche Meßrohr ist dabei in eine'm Zylinder untergebracht, der zum einen zur zusätzlichen<br />

Entkopplung von der Umgebung dient, andererseits die Messung der axialen Verspannung<br />

des Meßrohres mittels eines a~f dem Zylinder applizierten Dehnungsmeßstreifens<br />

erlaubt.<br />

Prinzipbedingt tritt bei diesem Gerät eine starke Gehäusevibration auf. Die Einbauvorschriften<br />

sind daher strenger als bei herkömmlichen Geräten und müssen exakt eingehalten<br />

werden. Änderungen in den Einbaubedingungen, wie sie auch durch Temperatureinfluß<br />

möglich sind, führen zu starken Nullpunktschwankungen. Die Arbeitsfrequenz liegt<br />

hier im Bereich 200-300 Hz. Das Meßrohr ist aus Titan gefertigt.<br />

Die vorstehenden Geräte wurden nur beispielhaft erwähnt. Insgesamt ist eine weitaus<br />

größere Zahl von Konstruktionen am Markt.<br />

2 Berechnung und Modellierung des schwingenden<br />

Rohres<br />

2.1 Berechnung als kontinuierlicher Schwinger<br />

2. t.1. Zielsetzung und Vorgehen<br />

Der Meßeffekt bei einem Coriolis-Massendurchflußmesser mit geraden Rohren kann<br />

näherungsweise relativ einfach berechnet werden. Im Gegensatz zu den Rohrschleifen gibt<br />

es bei den geraden Rohren keine dynamische Überhöhung, die eine Optimierung des<br />

Meßeffektes erlaubt (s. 1.2.4). Die Berechnung ermöglicht aber eine sofortige Abschätzung<br />

von Betriebsfrequenz und Meßeff ekt.<br />

Von entscheidender Wichtigkeit wfrd die Berechnung für die Kompensation von Störgrößen<br />

und die Kalibrierung des erhaltenen Rohmeßwertes für die Phasenverschiebung. Bei<br />

einem Coriolis-Massendurchflußmesser beeinflussen sehr viele Größen die Empfindlichkeit.<br />

So ändert eine Axialkraft im Meßrohr nicht nur die Betriebsfrequenz und damit die<br />

Information über die Dichte des Mediums, sondern auch den Kalibrierfaktor. Eine Temperaturänderung<br />

des Meßrohres führt einerseits über das temperaturabhängige Elastizitätsmodul<br />

zu Veränderungen in Frequenz und Meßeffekt, aber auch durch die feste Einspannung<br />

des Meßrohres zu axialen Spannungen. Ein Innendruck im Meßrohr verändert die<br />

Rohrgeometrie und führt über die Querkontraktion ebenfalls zu axialen Spannungen. Die<br />

Berechnung zeigt den Zusammenhang aller dieser Größen. Damit kann abgeschätzt werden,<br />

ob eine Kompensation erforderlich ist, und auf welche Weise sie erfolgen kann.<br />

In Anlehnung an /Rasl-4/ wird der im folgenden beschriebene Weg beschritten. Zunächst<br />

wird das Meßrohr als Balkenschwinger modelliert. Temperatur, Axialspannung und Innendruck<br />

werden hierbei bereits berücksichtigt. Die zugehörige Schwingungsdifferentialgleichung<br />

wird über die LAGRANGEschen Bewegungsgleichungen zweiter Art aufgestellt<br />

/Pfe/, !Brei . Die Flüssigkeit wird als durchlaufendes Kontinuum betrachtet, das über<br />

Zwangsbedingungen an das Rohr gekoppelt ist. Durch diese Kopplung wird die Schwingungsdifferentialgleichung<br />

des Gesamtsystems erhalten. Da die Auswirkungen des Durchflusses<br />

sowohl auf die Frequenz, als auch die Biegelinie sehr gering sind, wird zur Lösung<br />

ein Näherungsansatz nach Ritz verwendet. Man nimmt dabei an, daß sich der tatsächliche<br />

Verlauf der Biegelinie des Meßrohres näherungsweise aus den beiden ersten><br />

Eigenformen des Rohres zusammensetzt. Das Meßrohr wird in der ersten Eigenform


22 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

23<br />

angeregt. Die Corioliskräfte verursachen eine Anregung der zweiten Eigenform.<br />

Somit stellt die Summe aus erster Eigenform, sowie ein noch zu bestimmender Faktor A<br />

multipliziert mit der zweiten Eigenform eine Lösung für die Differentialgleichung des<br />

durchströmten Rohres dar. Aus dem Faktor A kann der Meßeffekt berechnet werden.<br />

und es wird erhalten:<br />

~ =0<br />

öq<br />

'<br />

av = 0<br />

öq<br />

(2.3)<br />

Die Corioliskräfte sind proportional zur Geschwindigkeit Vp des Rohres. Die Geschwindigkeit<br />

erreicht ihren Maximalwert im Nulldurchgang der Rohrschwingung und sie ist null<br />

bei maximaler Auslenkung des schwingenden Rohres. Zwischen der angeregten ersten<br />

Eigenform und der durch Corioliskräfte angeregten zweiten Eigenform des Rohres besteht<br />

eine Phasenverschiebung von 90°.<br />

2.1.2 Schwingungsdifferentialgleichung<br />

Für Systeme mit wenigen Freiheitsgraden läßt sich die Bewegungsgleichung über die<br />

LAGRANGEschen Bewegungsgleichungen 5 zweiter Art finden /Pfe/, /Brei. Die<br />

LAGRANGEsche Bewegungsgleichung zweiter Art mit der Lagrangefunktion L und den<br />

Minimalkoordinaten CL lautet:<br />

(2.1)<br />

Zur Auswertung der LAGRANGEschen Bewegungsgleichung ist es nun erforderlich,<br />

sämtliche im System auftretenden kinetischen Energien T und potentiellen Energien v zu<br />

bestimmen. Bei der hier gewählten Modellierung wird dabei zunächst nur das Meßrohr<br />

(2.4)<br />

ohne Fluid betrachtet. Einziger Freiheitsgrad des Rohres ist die y-Richtung. Die Minimalkoordinaten<br />

qi werden durch y ersetzt.<br />

Bewegungsgleichung des Meßrohres<br />

Das Meßrohr wird als kontinuierliches Medium modelliert. Elastizitätsmodul, Flächenträgheitsmoment,<br />

Dichte und Querschnitt seien über die gesamte Länge konstant. Die<br />

Drehträgheit des Balkens wird vernachlässigt.<br />

Die LAGRANGE-Funktion L stellt dabei die Differenz aus kinetischer und potentieller<br />

Energie dar. qi sind die sogenannten Minimalkoordinaten des Systems /Pfe/. Es sind diese<br />

Bewegungsrichtungen, die die Zwangsbedingungen erfüllen, also die verbleibenden Freiheitsgrade<br />

des Systems. Das Meßrohr wird im hier betrachteten Fall nur in eine Richtung,<br />

in y-Richtung, ausgelenkt. Die Zahl der Freiheitsgrade ist also eins. Die Lagrangefunktion<br />

L entspricht der Differenz aus kinetischer und potentieller Energie. Indem der Term<br />

L=T-V in Gleichung 2.1 eingesetzt wird, ergibt sich:<br />

(2.2)<br />

Da die kinetische Energie nicht von der Ortskoordinate, sondern nur von der Geschwindigkeit,<br />

die potentielle Energie dagegen nicht von der Geschwindigkeit, sondern nur vom<br />

Ort abhängt gilt:<br />

Bild 2.1<br />

--<br />

m<br />

•<br />

{}<br />

Anregung<br />

eingespanntes, schwingendes Meßrohr<br />

Beim Meßrohr treten folgende Energieterme auf:<br />

Kinetische Energie. Fü~ das Masseteilchen dm seien nur Bewegungen in y-Richtung<br />

zulässig. Für kleine Auslenkungen y ist diese Näherung gültig. Die kinetische Energie<br />

ergibt sich damit zu:<br />

7 Joseph Louis de LAGRANGE, geb. 1736 in Turin, gest. 1813 in Paris; Mathematiker


24<br />

Berechnung und Modellierung<br />

(2.5)<br />

Berechnung und Modellierung<br />

:Mit Hilfe der Formänderungsarbeit dW folgt:<br />

V= dW = Fds<br />

dx dx<br />

25<br />

(y')2<br />

F- (2.10)<br />

2<br />

Potentielle Energie. Es sind zwei Terme für die potentielle Energie zu berücksichtigen.<br />

Aus der Differentialgleichung der elastischen Linie<br />

Indern alle Energieterme in die LAGRANGEsche Bewegungsgleichung eingesetzt werden,<br />

wird die Schwingungsdifferentialgleichung des Meßrohres erhalten:<br />

EI ö2y(x,1) = Eiy" = M(x,t)<br />

öx 2<br />

(2.6)<br />

(2.11)<br />

(mit dem Elastizitätsmodul E, dem Flächenträgheitsrnornent I und dem Biegernornent<br />

M(x,t)) und der Formänderungsarbeit dW /Mön/:<br />

M2<br />

dW= - <strong>·</strong>dx<br />

2EI<br />

ergibt sich die potentielle Energie bei Durchbiegung des Rohres:<br />

V = dW = EI <strong>·</strong>(y")2<br />

dx 2<br />

Die Dehnung ds des Rohres ergibt sich nach Bild 2.2 zu:<br />

ds = ~-dx = Jl+(y'}2-1


Berechnung und Modellierung 27<br />

Berechnung und Modellierung<br />

26<br />

2.1.3 Eigenfrequenzen und Eigenformen<br />

Eingesetzt in die LAGRANGEsche Bewegungsgleichung ergibt sich die Schwingungsdifferentialgleichung<br />

für das Medium:<br />

~ F OC<br />

Zunächst wird das Meßrohr gefüllt mit Flüssigkeit, aber ohne Durchfluß (v =0) betr h-<br />

(2.15)<br />

Um die allgemeine Lösung der partiellen Differentialgleichung zu erhalten muß d.<br />

<strong>·</strong><strong>·</strong> h <strong>·</strong> <strong>·</strong> , iese<br />

zunac st m . eme . gewöhnliche . Differentialgleichung umgeformt werden <strong>·</strong> Da d. ie E. igeniormen<br />

a l s ze1tmvanant angenommen werden • wird ei<strong>·</strong>n s<strong>·</strong> eparatlonsansatz . benutzt:<br />

"<br />

Meßrohr<br />

\<br />

y(x,t) = Y(x) <strong>·</strong> F(t) . (2.19)<br />

y<br />

Für die Zeitfunktion und die Ortsfunktion werden folgende Ansätze gewählt:<br />

....<strong>·</strong><strong>·</strong><br />

F(t) = ei"'' ; Y(x) = B <strong>·</strong>e~x . (2.20)<br />

Nach Einsetzen von Zeit- und Ortsfunktion vereinfacht sich die Differentialgleichung<br />

X<br />

(Gl. 2.11) zu:<br />

Bild 2.3 Bewegung eines Flüssigkeitsteilchens dmp im Meßrohr<br />

(2.21)<br />

Bewegungsgleichung des Gesamtsystems<br />

mit den Lösungen<br />

Die erhaltenen beiden Differentialgleichungen sind über die folgenden Zwangsbedingungen<br />

miteinander verkoppelt:<br />

(2.16)<br />

!~ +4Eldm 2 -_!_<br />

4 F<br />

ß1<br />

X<br />

= kl<br />

2EI<br />

'<br />

(2.17)<br />

(2.22)<br />

1 2 1<br />

-Fx +4Eldmw 2 --F<br />

4 2 X<br />

Es ergibt sich somit folgende Differentialgleichung, die das Meßrohr samt Flüssigkeit und<br />

ß2<br />

-kl<br />

2EI<br />

Meßeffekt, einschließlich einer einwirkenden Axialspannung vollständig beschreibt:<br />

ö2y ö 2 y<br />

(dmR+dmp)- +2dmFvF--+<br />

öf öxöt<br />

(2.18)<br />

2 1 ö2y ö 4<br />

(dmpvF+-Fx)-+EI- = 0.<br />

2 öx 2 öx 4<br />

...,~;>.<strong>·</strong>••<strong>·</strong>•••<strong>·</strong>•m


28 Berechnung und Modellierung<br />

_!F 2 +4Eldmw 2 +_!__<br />

4 x Fx<br />

2EI<br />

_!F 2 +4Eldm w 2 + _!F<br />

4 X 2 X<br />

2EI<br />

= J's. '<br />

Als allgemeine Lösung der Differentialgleichung ergibt sich somit:<br />

(2.23)<br />

Berechnung und Modellierung<br />

l y(L) ~O)<br />

y'(O) =<br />

yt(L)<br />

0 c.<br />

sinh(k<br />

[ 0 1<br />

L) cosh(k 1<br />

L) sin(k 2<br />

L)cos(k 2<br />

L)<br />

c2<br />

kl 0 's. 0 C3<br />

k 1<br />

cosh(k 1<br />

L) k 1 sinh(k 1<br />

L) "z cos("zL) -"zsin("zL) C4<br />

(2.27)<br />

29<br />

oder anschaulicher:<br />

y(x) = c 1 sinh(k.x) + c2 cosh(klx)<br />

+C 3<br />

sin(kiX) +C 4<br />

cos(kiX)<br />

Die vier Konstanten C 1 , C 2 , C 3 , C 4 müssen aus den Randbedingungen ermittelt werden.<br />

Zur Definition der Randbedingungen sind zwei Fälle zu unterscheiden:<br />

Randbedingungen bei Balkentheorie<br />

Bei der Balkentheorie wird das Rohr als beidseitig fest eingespannter Balken modelliert.<br />

(2 .24)<br />

(2.25)<br />

Beim Balken beträgt die Steigung der Biegelinie an den Endpunkten Null, es können über<br />

die Einspannung Momente übertragen werden. Damit ergeben sich als Randbedingungen:<br />

y(O) = O; y(L) = O; y 1 (0) = O; y'(L) = 0 (2.26)<br />

Es ist somit folgendes lineare Gleichungssystem zu lösen:<br />

Nichttriviale Lösungen werden nur erhalten, wenn die Determinante der Koeffizientenmatfix<br />

ungleich Null ist. Nullsetzen der Determinante führt zur charakteristischen Gleichung:<br />

Stelle das Mathematikprogramm MATHCAD eingesetzt. Damit wurden Eigenfrequenzen<br />

und Eigenformen numerisch berechnet.<br />

Randbedingungen bei Saitentheorie<br />

Bei der Saite ist die Steigung der Biegelinie an den Endpunkten ungleich Null, es können<br />

über die Einspannung keine Momente übertragen werden. Das Meßrohr wird also als<br />

beidseitig gelenkig gelagerter Balken modelliert. Der Rechengang ist prinzipiell identisch<br />

mit dem bei Balkentheorie; es müssen jedoch die neuen Randbedingungen eingesetzt<br />

werden:<br />

y(O) = O; y(L) = O; y 11 (0) = O; y 11 (L) = O . (2.29)<br />

Mit den gleichen Überlegungen, die bei der Balkentheorie angestellt wurden ergibt sich<br />

die charakteristische Gleichung nun zu:<br />

(2.30)<br />

Bei der Saitentheorie lassen sich Eigenfrequenzen und Eigenformen noch analytise>h lösen.<br />

Die Eigenfrequenzen ergeben sich zu:<br />

Fxsinh(k 1 L)sin(Js.L) +<br />

4 w JE/dm(cosh(k 1<br />

)cos(k 2<br />

)- 1) = 0<br />

(2.28)<br />

1,2, .... ,n<br />

(2.31)<br />

Um den Aufwand für die Lösung dieser Gleichung in Grenzen zu halten, wurde an dieser<br />

Die Eigenformen lauten:


30<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung 31<br />

1,2, .... ,n (2.32)<br />

Balkentheorie<br />

Mit dem Programm MA TH CAD können damit die Biegelinien berechnet werden.<br />

Biegelinien der ersten Eigenform. Bild 2.4 zeigt die Biegelinien der ersten Eigenform<br />

bei Balken- und Saitentheorie.<br />

0 L/4 L/2 3L/4 L X<br />

Saitentheorie<br />

0 L/4 L/2 3L/4 X<br />

Bild 2.5<br />

Biegelinien des Meßrohres in der zweiten Eigenform<br />

2.1.4 Ritz-Ansatz<br />

Bild 2.4 Biegelinien des Meßrohres in der ersten Eigenform<br />

Biegelinien der zweiten Eigenform. Bild 2.5 zeigt dementsprechend die Biegelinien der<br />

zweiten Eigenform bei Balken- und Saitentheorie.<br />

Bei einem realen, schwingenden System lassen sich die Randbedingungen nicht so einfach<br />

darstellen, wie in der Theorie. Denn beim realen Schwinger kann in der Einspannung<br />

sowohl ein Moment übertragen werden (entspr. Balkentheorie), als auch ein von Null<br />

verschiedener Austrittswinkel auftreten (entspr. Saitentheorie). Je nach Geometrie des<br />

Schwingers kann man ein System erhalten, das sich eher durch die Randbedingungen der<br />

Saitentheorie oder eher durch die Randbedingungen der Balkentheorie oder auch einer<br />

Kombination beider Theorien beschreiben läßt. Dadurch ist bei analytischen Berechnungen<br />

mit einer großen Unsicherheit zu rechnen.<br />

Eigenfrequenzen und Eigenformen des schwingenden Rohres sind nun bekannt. Die Lösung<br />

der partiellen Differentialgleichung Gl. 2.18, mit der die Größe des Meßeffektes<br />

berechnet werden soll, bleibt aber dennoch schwierig. Eine analytische Lösung ist nur für<br />

vernachlässigte Axialkraft bekannt /Rasl-4/. Deswegen soll hier ein anderer Weg untersucht<br />

werden.<br />

Geradrohr-Durchflußmesser wurden schon in einer Vielzahl von Experimenten untersucht.<br />

Dadurch kann "a priori" -Wissen in die Berechnung eingebracht werden. Das Meßrohr<br />

wird harmonisch in der ersten Eigenform, mit der ersten Eigenfrequenz angeregt. Die<br />

Corioliskräfte verursachen eine Anregung der zweiten Eigenform mit der gleichen Frequenz,<br />

aber einer Phasenverschiebung von 90°. Der Meßeffekt ist äußerst gering. Man<br />

kann deshalb von einer linearen Überlagerung der Eigenformen ausgehen. Der sekundäre<br />

Meßeffekt, die Anregung der dritten Eigenform durch Corioliskräfte, ist beim Geradrohr<br />

vernachlässigbar.<br />

Beim Ritz 6 -Ansatz versucht man nun, den tatsächlichen Schwingungsverlauf durch eine<br />

Summe von Ansatzfunktionen zu beschreiben. Werden diese Ansatzfunktionen günstig<br />

Walter Ritz, geb 1878 in Sitten (Schweiz), gest. 1909 in Göttingen; Mathematiker und Physiker


32<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung 33<br />

gewählt, ergeben sich große Vereinfachungen bei der Berechnung bei dennoch hinreichender<br />

Genauigkeit.<br />

Mit dem bereits angesprochenen "a priori Wissen" soll die Meßrohrschwingung durch die<br />

Summe der ersten beiden Eigenformen beschrieben werden:<br />

y(x,t) = y 1 (x,t) + A<br />

(2.33)<br />

<strong>·</strong>yi


34<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

35<br />

(2.42)<br />

(s. Tabelle 2.1).<br />

Tabelle 2.1 Eigenfrequenzen des Meßrohres aus Edelstahl nach Bild 2.6<br />

Hieraus ist ersichtlich, daß der Meßeffekt eine Funktion der Sensorposition ist.<br />

2.1.6 Auslegung eines geraden Meßrohres<br />

Um zu praktisch verwertbaren Ergebnissen zu kommen, wurden sämtliche Überlegungen<br />

der letzten Abchnitte mit dem Programmpaket MATHCAD auf einem PC programmiert.<br />

Somit können verschiedenste Parameter variiert und ein günstiger Kompromiß für die<br />

Meßrohrauslegung gefunden werden. Das 11 ideale 11<br />

Meßrohr gibt es nicht. Es ist jeweils<br />

ein Kompromiß zu schließen, zwischen beherrschbarer Fertigungstechnik, verfügbarem<br />

Material, Ausdehnungskoeffizient, Größe des Meßeffektes, SNR der Sensoren (da<br />

~ip=f(x<br />

5 )) etc. Für den Feldeinsatz sind weiterhin noch mechanische Bruch- und Wechselfestigkeit<br />

des Materials, Korrosionsbeständigkeit, Preis und vieles mehr zu berücksichtigen.<br />

Beispielhaft für alle Varianten sollen zwei Rohre charakterisiert werden, die in den folgenden<br />

Kapiteln für Messungen verwendet wurden.<br />

Edelstahlrohr 1.4301<br />

Für den am Lehrstuhl auf gebauten Durchflußmesser wurde ein Meßrohr aus Edelstahl<br />

1.4301 gemäß folgender Skizze verwendet.<br />

: 60<br />

iLJsensorl<br />

=' ' =<br />

60 :<br />

Sensor2LJI<br />

11°s<br />

400<br />

Bild 2.6<br />

Auslegung eines Meßrohres aus Edelstahl, dargestellt sind auch die beiden<br />

Sensoren zur Aufnahme de! Rohrschwingung<br />

Eigenfrequenz Saitentheorie Meßwert Balkentheorie<br />

1. Eigenform 122 270 276<br />

2. Eigenform 487 630 761<br />

3. Eigenform 1096 1080 1492<br />

Die erste Eigenform wird besonders gut durch die Balkentheorie beschrieben, bei der<br />

zweiten Eigenform liegt der gemessene Wert zwischen Balken- und Saitentheorie, während<br />

die dritte Eigenform wiederum durch die Saitentheorie am genauesten modelliert<br />

wird.<br />

Titanrohr<br />

Besonders gute Schwingungeigenschaften weist Titan auf. Ein Titanrohr mit folgenden<br />

Abmaßen wurde ebenfalls untersucht:<br />

Bild 2. 7<br />

i 35 35 i<br />

:~Sensor 1 Seosor 2LJi<br />

'--L:'l7,7,7;7,r-____ 24_0 ___ i --F"77"TT">~1: :: : ::l0 10.5<br />

Meßrohr aus Titan, mit den Sensoren zur Aufnahme der Rohrschwingung<br />

Die Dichte des Materials beträgt ca 4500 kg/m 3 . Das Elastizitätsmodul beträgt ca<br />

110 <strong>·</strong> 10 11 N/m 2 • Auch für dieses Meßrohr wurden die Eigenfrequenzen berechnet und mit<br />

den gemessenen Werten verglichen (Tab. 2.2):<br />

Die Dichte des Materials beträgt ca 8000 kg/m 3 . Das Elastitzitätsmodul beträgt ca<br />

200 <strong>·</strong> 1011 N/m2• Zunächst wurden die Eigenfrequenzen mit den Randbedingungen nach<br />

Saiten- und nach Balkentheorie berechnet und mit den gemessenen Frequenzen verglichen


36 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

37<br />

Tabelle 2.2. Eigenfrequenzen d~s Meßrohres aus Titan nach Bild 2. 7<br />

Position der Sensoren<br />

Eigenfrequenz Saitentheorie Meßwert Balkentheorie<br />

1. Eigenform 345 680 781<br />

2.Eigenform 1379 2050 2154<br />

3. Eigenform 3103 3500 4223<br />

Es ergeben sich ähnliche Verhältnisse wie bei dem Edelstahlrohr. Beim Titanrohr allerdings<br />

ist der Übergang zwischen Saiten- und Balkentheorie zu höheren Eigenformen<br />

verschoben. Die Abweichungen zwischen Meßwert bei erster und zweiter Eigenform und<br />

Berechnung nach Balke.ntheorie sind auf etwaige im Aufbau vorhandene Axialspannungen<br />

zurückzuführen.<br />

Meßeffekt<br />

Für beide Rohre kann nun der zu erwartende Meßeffekt bei Nenndurchfluß angegeben<br />

werden. Der Nenndurchfluß soll durch einen maximalen Druckabfall von 1 bar über der<br />

Meßstrecke definiert sein. Er beträgt beim Edelstahlrohr etwa 20 kg/min und beim Titanrohr<br />

etwa 50 kg/min. Die Position der Sensoren, die im folgenden Abschnitt noch genauer<br />

untersucht wird, ist wie in den Bild~rn 2.6 und 2. 7 angegeben. Die Berechnung liefert<br />

folgende Werte für den zu erwartenden Meßeffekt:<br />

Entscheidend für die Größe des Meßeffektes ist die Position der Sensoren. Für möglichst<br />

kräftige Schwingungssignale müssen die Sensoren in Richtung Rohrmitte angeordnet<br />

werden. Dadurch ergibt sich aber ein nur geringer Meßeffekt. Die maximale Phasenverschiebung<br />

ist knapp neben der Einspannung des Meßrohrcs zu messen. Hier ist aber die<br />

Schwingungsamplitude minimal, so daß ein schlechter Signal/Rausch-Abstand erhalten<br />

wird. Abhängig von der gewählten Auswerteelektronik muß ein guter Kompromiß gefunden<br />

werden. Bild 2.8 zeigt den Verlauf der Phasendifferenz bei Nenndurchfluß in Abhängigkeit<br />

der Sensorposition im Falle des Edelstahlrohres.<br />

Optimale Position. Mit der eben angestellten Berechnung läßt sich die optimale Position<br />

der Sensoren angeben. Die mit dem in Kapitel 3. 3 beschriebenen Phasenmesser erreichbare<br />

Genauigkeit ist dem Signal/Rausch-Verhältnis der Sensoren proportional, und dieses<br />

hängt wiederum direkt von der Auslenkung des Meßrohres ab. Das Produkt d'f' . SNR<br />

stellt damit ein Optimierungskriterium für die Sensorposition dar. In Bild 2.9 ist diese<br />

Größe für die Balken- und die Saitentheorie dargestellt. Der reale Verlauf liegt zwischen<br />

beiden Varianten. Die optimale Sensorposition liegt somit in der Nähe von L/8.<br />

.::l


38<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

39<br />

aq> <strong>·</strong> SNR<br />

(2.43)<br />

0,3° Balkentheorie<br />

/<br />

0.2°<br />

0,1°<br />

Saitentheorie<br />

ausgehend vom entspannten Zustand die resultierende Axialkraft Fx bei Temperaturänderung<br />

des Meßrohres bestimmt werden.<br />

Ein zweiter Mechanismus führt über den Innendruck p zu einer Axialkraft Fx im Meßrohr.<br />

Es sind im Betrieb Drücke bis über 100 bar möglich. Experimentell wurde der<br />

lineare Zusammenhang zwischen dem Innendruck p und der resultierenden Druckkraft F<br />

nach Bild 2.10 gefunden.<br />

0<br />

0 L/8 L/4 L/2 X<br />

25 50 75 100 p in bar<br />

Bild 2.9<br />

Die Größe !lip . SNR als Optimierungskriterium für die Sensorposition; gute<br />

Meßergebnisse sind im Bereich um zwischen L/8 und L/4 zu erwarten<br />

-20<br />

2.1.7 Störgrößen<br />

Die Berechnung des Meßeffektes und die Berechnung der optimalen Sensorposition vereinfacht<br />

zwar das Rohrdesign, bringt aber keine wesentlichen neuen Erkenntnisse. Weitaus<br />

bedeutungsvoller ist es, den Einfluß von Störgrößen, die in einem Massendurchflußmesser<br />

wirken, zu analysieren. Denn diese Zusammenhänge sind dem Experiment zum<br />

Teil nicht zugänglich, müssen aber dennoch bekannt sein, um eine entsprechende Kompensation<br />

durchführen zu können, oder um die Gültigkeit der Kalibrierwerte unter bestimmten<br />

Bedingungen sicherstellen zu können.<br />

Axialkraft<br />

Die entscheidende Störgröße speziell bei Coriolis-Massendurchflußmessem mit geraden<br />

Rohren ist die Axialkraft im Meßrohr. Sie tritt im statisch überbestimmten Meßiohr insbesondere<br />

bei Temperaturgradienten zwischen Meßrohr und Gehäuse auf. Nur durch<br />

geeignete Materialpaarung (Gehäuse Edelstahl, Meßrohr Titan) gelingt es überhaupt die<br />

auftretenden Axialspannungen in vertretbaren Grenzen zu halten. <strong>·</strong>Bei einem Edelstahl­<br />

Meßrohr können die temperaturbedingten Axialkräfte sogar zur plastischen Verformung<br />

und damit zur Unbrauchbarmachung des Meßrohres führen. Bezeichnet !lT die Temperaturdifferenz<br />

zwischen Meßrohr und Gehäuse, ao den Innenradius des Meßrohres, bo den<br />

Außenradius des Meßrohres, E das Elastizitätsmodul und a den Ausdehnungskoeffizienten<br />

des Meßrohres, so kann nach<br />

-40<br />

-60<br />

-80<br />

Bild 2.10 Entstehung einer Axialkraft Fx durch Innendruck p im Meßrohr<br />

Im folgenden soll die Auswirkung der Axialkraft auf die erste Eigenfrequenz, also die<br />

Frequenz der angeregten Schwingung, und auf die Größe des Meßeffektes !lip untersucht<br />

werden. Für Zug- und Druckkräfte bis 1000 N ergeben sich für die Balken- und die<br />

Saitentheorie Änderungen der Eigenfrequenz wie in Bild 2.11 aufgezeigt.<br />

In einem Prüfstand konnte die Resonanzfrequenz des schwingenden Rohres bei Belastung<br />

mit Zugkräften bis zu 1000 N auch gemessen werden. Die erhaltenen Werte<br />

(s. Bild 2.12) liegen wie vermutet wieder zwischen Balken- und Saitentheorie.<br />

Interessant, weil der Messung nicht zugänglich, ist die Auswirkung der Axialkraft auf den<br />

Meßeffekt !lip. Hier zeigt sich bei der Balkentheorie eine vernachlässigbare Auswirkung<br />

auf !lip. Allerdings wird der Massendurchfluß aus dem Quotienten !liplf=!lt berechnet,<br />

deshalb ergibt sich durch die Frequenzänderung von etwa 8 3 bei 1000 N Zugkraft ein<br />

Fehler beim Massendurchfluß von ebenfalls etwa 8 3.


40<br />

Berechnung und Modellierung<br />

:Berechnung und Modellierung 41<br />

-1000 -500<br />

M/f 0<br />

in%<br />

30 Saitentheorie<br />

20<br />

10 Balkentheorie<br />

500 1000<br />

-10 FinN<br />

-20<br />

-30<br />

dq> - dq> 0<br />

in % -----<br />

dq>o<br />

10<br />

Saitentheorie<br />

Balkentheorie<br />

-J<br />

-1000 -500 500 1000<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

FinN<br />

Bild 2<br />

. 11<br />

-40<br />

relative Änderung der Eigenfrequenz f unter Einfluß einer Axialkraft<br />

Bild 2.13<br />

Innendruck<br />

Auswirkung einer Axialkraft Fx auf die Phasenverschiebung b..


42<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

43<br />

4q> - dq> 0<br />

in %<br />

25 50 75 100 p in bar<br />

0<br />

-0,1<br />

-0,2<br />

-0,3<br />

Bild 2.14 relative Frequenzänderung .M/f 0 unter Einfluß eines Innendruckes P im Meßrohr<br />

Bild 2.16<br />

dq> 0<br />

Saitentheorie<br />

0,5<br />

Balkentheorie<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

0 25 50 75 100<br />

p in bar<br />

Auswirkung des Innendruckes p im Meßrohr auf die Phasenverschiebung 4cp,<br />

bezogen auf die Phasenverschiebung ohne Innendruck<br />

fin Hz<br />

241<br />

240<br />

Temperatur<br />

Der entscheidende Einfluß der Temperatur wurde bereits im Rahmen der Störgröße Axialkraft<br />

behandelt. Es existiert jedoch noch ein direkter Einfluß der Temperatur auf Frequenz<br />

und Meßeffekt, und zwar über das temperaturabhängige Elastizitätsmodul. Dieses<br />

ist nicht konstant, sondern gemäß:<br />

E = E(1) = E 0<br />

[1- a(T-TJ] (2.44)<br />

239-1-~~+--~--t~~-+~~--t-1~~~<br />

O 25 50 75 100 p in bar<br />

Bild 2.15 gemessene Frequenz f in Abhängigkeit vom Innendruck P<br />

ist jedoch kein Meßfehler, sondern kommt durch die Kompressibilität von Wasser zustande,<br />

die bei etwa 0,5 3 bei 100 bar liegt.<br />

Ergebnis. Der direkte Einfluß des Innendruckes ist zu vernachlässigen. Da der Innendruck<br />

aber ebenso zu einer axialen Druckkraft führt, ergeben sich Auswirkungen auf die<br />

Meßgenauigkeit.<br />

eine Funktion der Temperatur. Ein typischer Wert von a für Edelstahl ist 900 <strong>·</strong> 10- 6 • l/K.<br />

Eine Temperaturerhöhung führt zu sinkenden Eigenfrequenzen, sowie bei der Balkentheorie<br />

zu veränderten Biegelinien. Für die Abhängigkeit der Eigenfrequenz von der<br />

Temperatur ergibt sich der Verlauf von Bild 2.17. Balken- und Saitentheorie liefern<br />

annähernd gleiche Verläufe.<br />

Auch für den Einfluß der Temperatur auf den Meßeffekt tlcp erhält man für Balken- und<br />

Saitentheorie annähernd gleiche Verläufe. Bild 2.18 zeigt die Ergebnisse der Berechnungen.<br />

Ergebnis. Eine Temperaturerhöhung von 0°C auf 100°C führt zu einer Zunahme der<br />

Phasenverschiebung !lcp von etwa 4,5 3 und zu einem Absinken der Eigenfrequenz von<br />

etwa -4,5 3, jeweils bezogen auf die Phasenverschiebung und die Eigenfrequenz bei


44<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung 45<br />

2.2 Modellierung mit Hilfe von diskreten Elementen<br />

Bild 2.17<br />

0<br />

40 60 80 100<br />

-1 Tin °C<br />

-2<br />

Balkentheorie und<br />

-3 Saitentheorie<br />

relative Änderung der Eigenfrequenz durch temperaturabhängiges E-Modul<br />

des Meßrohres<br />

Im vorhergehenden Kapitel wurde ein Weg aufgezeigt, die Empfindlichkeit eines Coriolis­<br />

Massendurchflußmessers analytisch zu berechnen. Diese Berechnung liefert alle zur Auslegung<br />

eines deratigen Gerätes notwendigen Informationen. Zusätzlich können Quereinflüsse<br />

durch Störgrößen abgeschätzt und die Erfordernisse an Kompensationsmaßnahmen<br />

bestimmt werden. Es gibt jedoch auch Einflußfaktoren, die dieser Berechnung nicht, bzw.<br />

nur mit großem Aufwand zugänglich sind, die aber für die Entwicklung eines Coriolis­<br />

Massendurchflußmessers eine erhebliche Rolle spielen. Die mathematische Modellierung<br />

des Durchflußmessers erfolgte als kontinuierliches Medium, wobei Symmetrie vorausgesetzt<br />

wurde. Den symmetrischen Massendurchflußmesser gibt es in der Realität nicht.<br />

Zwar streben alle Hersteller einen möglichst symmetrischen Aufbau an, doch gerade die<br />

noch verbleibende Unsymmetrie führt zu Meßunsicherheiten. Hierauf sind auch die zum<br />

Teil deutlichen Unterschiede der Geräte zurückzuführen.<br />

T=20°C. Der Quotient fl.ip/f für den Massendurchfluß ändert sich um etwa 9,4 %<br />

pro 100°C. Soll in diesem Bereich der Massendurchfluß auf 0,2 % genau angegeben<br />

werden können, muß die Meßrohrtemperaur auf mindestens 2 °C genau gemessen und<br />

entsprechend kompensiert werden. Diese Genauigkeit in der Temperaturmessung ist leicht<br />

zu erreichen, setzt jedoch voraus, daß die Temperaturverteilung im Meßrohr konstant ist,<br />

und daß vor allem in der Meßrohreinspannung keine Tempetaturgradienten auftreten.<br />

Bei der mathematischen Berechnung wurden die Randbedingungen entsprechend der<br />

Balken- oder Saitentheorie definiert. Diese Randbedingungen bestimmen in entscheidendem<br />

Maße die Schwingungseigenschaften des Meßrohres. In der Praxis liegt immer eine<br />

Kombination dieser beiden Schwingungsfälle vor. Veränderungen in den Randbeding4ngen<br />

führen zu signifikanten Änderungen in der Empfindlichkeit und im Nullpunkt des<br />

Gerätes. Die Randbedingungen können sich im industriellen Prozeß stark ändern. Die<br />

entscheidende Größe ist dabei die Dämpfung der Einspannung des Massendurchflußmessers.<br />

Sie kann sich temperaturbedingt ein- und auslaufseitig unterschiedlich ändern.<br />

Zahlreiche Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Einfluß der Dämpfung (z.B. /Keil,<br />

/Metl/).<br />

Bild 2.18<br />

3<br />

2<br />

-1<br />

Balkentheorie und<br />

Saitentheorie<br />

40 60 80 100<br />

Tin °C<br />

Abhängigkeit des Meßeffektes f).ip von der Meßrohrtemperatur, bezogen auf<br />

die Phasenverschiebung fl.ip 0 bei T=20°C<br />

In der mathematischen Beschreibung ist es schwierig, die verschiedenen Randbedingungen<br />

zu integrieren. Es bestünde die Möglichkeit auf die Berechnung mittels der Finiten<br />

Elemente Methode auszuweichen. Sie wurde für eine Berechnung der Rohreinspannung in<br />

Abschnitt 3 .1 verwendet. Dabei ist jedoch ein sehr großer Rechenaufwand erforderlich,<br />

der nicht immer durch die erhaltenen Resultate gerechtfertigt werden kann.<br />

In diesem Abschnitt soll ein Weg beschrieben werden, der es ermöglicht, mit vertretbarem<br />

Rechenaufwand, geringem Zeitaufwand und geringen Hardwareanforderungen<br />

qualitative und zum Teil quantitative Ergebnisse zu gewinnen. Das kontinuierliche Modell<br />

eines Massendurchflußmessers wurde dabei in diskrete Elemente zerlegt und durch


46 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung 47<br />

Massen, Federn und Dämpfer beschrieben. Diese mechanischen Elemente wurden anschließend<br />

über Analogiebetrachtungen in ein elektrisches Ersatzschaltbild übersetzt. Das<br />

elektrische Ersatzschaltbild kann nun in einem Schaltkreissimulator wie z.B. SPICE<br />

durchgerechnet werden. Die berechneten Spannungen und Ströme können anschließend<br />

wieder als Geschwindigkeiten der Massenelemente oder als Kräfte an Knoten interpretiert<br />

werden.<br />

2.2.1 Vorüberlegungen zur Modellbildung<br />

Das Modell sollte den realen Durchflußmesser ausreichend genau beschreiben. Die Komplexität<br />

sollte allerdings nicht unnötig groß werden. Für die Untersuchungen hat es sich<br />

als ausreichend erwiesen, die dritte Eigenform des Meßrohres im Modell darstellen zu<br />

können. Das bedeutet eine Aufteilung des Meßrohres in drei diskrete Massen. Das Gehäuse<br />

wird vereinfachend durch zwei diskrete Massen beschrieben. Nach der Verbindung der<br />

einzelnen Massen durch Steifigkeiten und Dämpfungen erhält man das vereinfachte mechanische<br />

Ersatzschaltbild des Einrohr-Durchflußmessers (s.Bild 2.19).<br />

Gehäuse<br />

Gehäuse<br />

r~-- ---, t Fe /~~~-----,<br />

l l\1eßrohr l<br />

m6 : r----- - --------------- ----------------------, : m5<br />

! ! s3 m2 sl ml s2 mJ s4 J J<br />

-++-~<strong>·</strong>~<strong>·</strong>~<strong>·</strong> 1 L ----- --------- - - ------------ ------------- ~ 1<br />

: d3 dl d2 d4 :<br />

1 l 1 1<br />

1 1<br />

1 1<br />

i F F i<br />

~ c ~<br />

1 1<br />

1 1<br />

1 1<br />

1 1<br />

1 1<br />

1 1 1 1<br />

L--- --- -- ~ L- -------~<br />

Bild 2.19<br />

Mechanisches Ersatzschaltbild eines Durchflußmessers mit nur einem Rohr,<br />

mit den Massen mi> den Dämpfern di und den Steifigkeiten si<br />

Die Anregung des schwingenden Rohres erfolgt mittels einer Kraftquelle, die an der mittleren<br />

Rohrmasse angreift. Die auftretenden Corioliskräfte werden durch zwei gegenphasig<br />

arbeitende Kraftquellen simuliert.<br />

elektromechanische Entsprechungen<br />

Der Übergang von der mechanischen Struktur zum elektrischen Ersatzschaltbild läßt sich<br />

mit zwei unterschiedlichen Varianten realisieren /Zwi/. Die PU-Analogie, bei der eine<br />

Kraft in eine Spannung transformiert wird und die PI-Analogie, bei der eine Kraft in<br />

einen Strom transformiert wird. Hier wurde die PI-Analogie gewählt, da sie die Struktur<br />

der mechanischen Anordnung besser wiedergibt. Im folgenden Bild sind alle äquivalenten<br />

mechanischen und elektrischen Größen aufgelistet. Die Transformation erfolgt dabei über<br />

eine sogenannte Modellkonstante, in diesem Fall Ni, die frei wählbar ist.<br />

Mechanisches FI - Analogie Elektrisches<br />

Ersatzschaltbild -----------------------) Ersatzschaltbild<br />

•<br />

Masse m C= m2 c Kapazität -II-<br />

Ni<br />

---AN#Mr- Feder k<br />

-c::=<br />

Dämpfung<br />

N 2<br />

L= --1<br />

k<br />

L Induktivität<br />

----<br />

N 2<br />

c R=--1<br />

c<br />

R Widerstand ~<br />

f Kraftquelle F l=_F_ Stromquelle<br />

'Y<br />

Ni<br />

)..__<br />

y<br />

Schnelle V U= Ni <strong>·</strong>v u Spannungssquelle<br />

Q<br />

Bild 2.20 Analogie zwischen mechanischen und elektrischen Größen: PI-Analogie<br />

Ersatzschaltbild des Durchflußmessers<br />

Die Kapazitäten können sofort angegeben werden, indem die entsprechenden Teilmassen<br />

mit der Modellkonstanten Ni in Kapazitäten umgerechnet werden. Die Induktivitäten<br />

werden aus der Lage der Resonanzfrequenzen ermittelt. Die Dämpfungen sind nur sehr<br />

schwierig abzuschätzen. Sie wurden ermittelt aus dem Zeitverhalten bei Ein- und Ausschwingvorgängen.<br />

Die Kraftquelle zur Anregung des Meßrohres wird transformiert in eine Stromquelle, die<br />

ebenfalls in der Mitte des Rohres angreift. Die Corioliskräfte werden ebenfalls durch zwei<br />

Stromquellen modelliert. Die Größe des Stromes bestimmt den Meßeffekt.<br />

~


48 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

49<br />

Nach der Transformation ergibt sich das elektrische Ersatschaltbild nach Bild 2.21.<br />

normierte Amplitude der Rohrschwingung<br />

100 -t-~~+-~~+--~~-+-~~-+-~~-t-~~-t-~~-t-~~-+<br />

Gehäuse<br />

links<br />

Meßrohr<br />

Gehäuse<br />

rechts<br />

1.Eigenf onn'<br />

2.Eigenfonn<br />

3.Eigenfonn<br />

R6<br />

R5<br />

O,Ol +-~~1--~--1-~~--+~~-+-~~-+-~~+-~~+---==-------+<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 Hz 1600<br />

Phasendifferenz 2-U3)<br />

360°<br />

gleichphasig<br />

Bild 2.21<br />

elektrisches Ersatzschaltbild des Einrohrdurchflußmessers<br />

180°<br />

gegenphasig<br />

Mit diesem Modell konnten zahlreiche Messungen am realen Durchflußmesser in der<br />

Simulation nachvollzogen und bestätigt werden.<br />

0<br />

gleichphasig<br />

0 200 400 600 800 1000 1200 Hz 1600<br />

2.2.2 Simulation eines Einrohr-Durchflußmessers<br />

Bild 2.22 zeigt den Frequenzgang des Modells. Die Resonanzfrequenzen stimmen gut mit<br />

den tatsächlich gemessenen Werten von 270 Hz für die erste Eigenform, 700 Hz für die<br />

zweite Eigenform und 1080 Hz für die dritte Eigenform überein.<br />

Im folgenden sind einige der durchgeführten Simulationen und der daraus zu ziehenden<br />

Schlüsse für die Konstruktion dargelegt.<br />

Meßeffekt<br />

Mit den eingebauten Stromquellen I2 und 13 ist es möglich, den Meßeffekt durch die<br />

auftretenden Corioliskräfte zu simulieren. Die Stromquellen sind spannungsgesteuert (in<br />

Abhängigkeit von Ul), da die Corioliskräfte von der Rohrschwingungsamplitude abhängen.<br />

Dementsprechend müssen auch die Stromquellen abhängig sein von der Spannung<br />

Ul, die der Geschwindigkeit der mittleren Rohrmasse entspricht. Die real auftretenden<br />

Corioliskräfte wurden zunächst abgeschätzt und die Stromquellen anschließend entsprechend<br />

eingestellt. Die Ergebnisse zeigt Bild 2.23. Der maximale Meßeffekt beträgt etwa<br />

0,8°. Dies entspricht der tatsächlich gemessenen Phasenverschiebung von ebenfalls 0,8°<br />

bei Nenndurchfluß.<br />

Bild 2.22<br />

Massenunsymmetrie<br />

Frequenzgang; simuliert am Modell des Einrohr-Durchflußmessers; unten ist<br />

die Phasendifferenz zwischen den Spannungen U2 und U3 auf getragen<br />

Beim Betrieb eines Massendurchflußmessers kann es zur Abrasion oder zu Ablagerungen<br />

am Meßrohr kommen. Dies führt zu einer Massenunsymmetrie, die eine Drift des Nullpunktes<br />

zur Folge hat. In der Simulation führte eine Unsymmetrie der äußeren Mas~en<br />

(m2 bzw. m3) von +10 % bzw. -10 % zu einer Verfälschung des Nullpunktes von nur<br />

0,000 16°. Da solch große Massenunsymmetrien in der Realität unwahrscheinlich sind, ist<br />

dieser Effekt zu klein, um zu einem signifikanten Nullpunktfehler zu führen. Diese Aussage<br />

konnte im Experiment bestätigt werden. Es wurde eine Zusatzmasse von 3 g einseitig<br />

am Meßrohr aufgebracht. Die Veränderung der Phasendifferenz t:lcp war nicht nachweisbar.<br />

unsymmetrische Temperaturverteilung<br />

Befinden sich die beiden Seiten eines realen Durchflußmessers auf unterschiedlichen<br />

Temperaturen, so ändern sich durch das temperaturabhängige Elastizitätsmodul die Stei-


~<br />

50 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung 51<br />

normierte Amplitude der Rohrschwingung<br />

100+-------+---------,--+--------l-------+<br />

......... .<br />

<strong>·</strong> Arbeitspunkt<br />

0,01 +---------+------+-+---------+------+<br />

Phasenverschiebung A cp<br />

Bild 2.23<br />

1,0°<br />

0,5°<br />

0<br />

260 265<br />

/ m = 20 kg/min<br />

m = 1s kg/min<br />

1<br />

_,;m= 10 kg/min<br />

/ m = s kg/min<br />

/m. = o kg/min<br />

270 275 Hz 280<br />

Amplitude der Rohrschwingung und Meßeffekt t:.ip (Phasenverschiebung zwischen<br />

U2 und U3) mit dem Massendurchfluß dm/dt als Parameter<br />

figkeiten der Einspannungen des Meßrohres. In einer Simulation wurde eine Unsymmetrie<br />

in der Einspannsteifigkeit zugrunde gelegt, die bei Stahl einem Temperaturunterschied von<br />

10°C zwischen den Gehäusehälften entsprichti Es ergibt sich eine Verfälschung des Nullpunktes<br />

von 8 µ 0 • Durch diesen Effekt sind in der Praxis somit keine Verfälschungen des<br />

Nullpunktes zu erwarten. Auch diese Aussage konnte im Experiment bestätigt werden.<br />

Der Durchflußmesser wurde dazu mit einer Heizfolie einseitig erwärmt (t:..T= 18 K). Die<br />

Nullpunktdrift war dabei unterhalb der Auflösungsgrenze des Phasenmeßsystems.<br />

Einflüsse durch Dämpfung<br />

Coriolis-Massendurchflußmesser werden üblicherweise direkt an die entsprechenden Rohrleitungen<br />

des Prozesses montiert. Gehäusemasse, sowie Steifigkeit der Montagestütze<br />

bilden ein PT 2<br />

-Glied mit einer Resonanzfrequenz von typischerweise etwa 10 Hz. Durch<br />

die zumeist steifen Verbindungen von Durchflußmesser und Prozeßleitung ist die Dämpfung<br />

dieser Schwingung relativ gering. Die Güte der Schwingung liegt im Bereich<br />

Q=5„ .100. Es kann nun in der Praxis vorkommen, daß sich die Dämpfung z.B. temperaturabhängig<br />

oder montageabhängig ändert. Wird eine Seite des Durchflußmessers stark<br />

gedämpft, kann hier die Schwingungsgüte Q nurmehr 1 oder weniger betragen. Kräftiges<br />

Umfassen des Durchflußmessers mit den Händen reicht dafür bereits aus. In Bild 2.24<br />

wurde ein Durchflußmesser simuliert, der auf einer Seite mit relativ geringer Dämpfung,<br />

entsprechend einer Güte von Q = 5 montiert ist. Auf der anderen Seite wird die Dämpfung<br />

der Einspannung variiert. Es werden die Fälle Q = 50, entsprechend einer harten Halterung,<br />

bis hin zu Q=0,5 (kritische Dämpfung), entspechend einer weichen Halterung<br />

betrachtet. Es treten hierbei Verfälschungen des Nullpunktes von über 0,01° auf. Diese<br />

Aussage wurde Experiment bestätigt. Desweiteren führte bei einem bekannten Einrohrsystem<br />

kräftiges Umfassen mit den Händen zu einer Nullpunktdrift von ebenfalls 0,01°.<br />

Bei einer maximalen Phasenverschiebung von t:.ip von 0,8° entspricht dies bereits einem<br />

Fehler von über 1 % bezogen auf den Meßbereichsendwert. Diese Nullpunktverschiebung<br />

kann nicht vom Meßeffekt unterschieden werden; sie stellt damit die entscheidende Fehlerquelle<br />

dar!<br />

normierte Amplitude der Rohrschwingung<br />

100<br />

0,01<br />

1<br />

Phasendiffi erenz Acp<br />

0,02°<br />

0,01°<br />

Bild 2.24<br />

0<br />

260<br />

. -<br />

~z:_::unb<br />

265<br />

-<br />

/. Q = 0,5<br />

/ Q = 1<br />

t / Q = 2<br />

'<br />

t '\Q = 50<br />

~-~<br />

270 275 Hz<br />

Nullpunktverschiebung durch Veränderung der Dämpfung Q einer Einspannung;<br />

Ausgangspunkt ist eine Dämpfung von Q=5 auf beiden Seiten;<br />

-<br />

-<br />

280


52 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

53<br />

2.2.3 Folgerungen aus den Simulationen<br />

Die Simulationen zeigen zunächst, daß das Schwingungssystem des Durchflußmessers<br />

relativ unempfindlich gegen Massen- oder Steifigkeitsunsymmetrien am Meßrohr ist. Bei<br />

starker Bedämpfung der Halterung des Durchflußmessers ergeben sich allerdings erhebliche<br />

Auswirkungen auf den Nullpunkt. Sie können bis zu 1 % des Meßbereichsendwertes<br />

betragen und sind nicht tolerierbar. Bei fast allen Coriolis-Massendurchflußmessers werden<br />

deshalb ausschließlich Doppelrohrsysteme mit symmetrischen Rohren verwendet.<br />

Wenn zwei vollkommen identische Rohre gegenphasig schwingen, wird kein Impuls auf<br />

das Gehäuse übertragen. Es steht ruhig. Damit kann das Schwingungssystem nicht mehr<br />

von außen über die Dämpfung beeinflußt werden.<br />

2.2.4 Simulation eines Doppelrohr-Durchflußmessers<br />

Simulationsmodell<br />

zunächst werden zwei identische Rohre betrachtet. Die Elemente der beiden Rohre sind<br />

identisch mit den entsprechenden Elementen beim Einrohrsystem. Bild 2.25 zeigt das<br />

Simulationsmodell des Doppelrohrsystems.<br />

Meßrohr<br />

R3 Rl R2 R4<br />

Alle bekannten Einrohrsysteme hingegen sind kritisch in der Montage und empfindlich<br />

gegen Veränderungen in der Umgebung. Wird ein störunempfindliches Gerät angestrebt,<br />

muß deshalb umbedingt die Meßrohrschwingung kompensiert werden.<br />

Bei dem neu ~ entwickelnden Gerät sollte nur ein Rohr durchströmt, aber annähernd die<br />

gleiche Uneqipfindlichkeit gegenüber externen Störungen wie bei Doppelrohrsystemen<br />

erreicht werden. Dies ist nur möglich, wenn die Schwingung des Meßrohres kompensiert<br />

wird. Aufbauend auf den Simulationen am Einrohrsystem wurden Simulationen an Zweirohrsystemen<br />

durchgeführt und parallel Aufbauten mit zwei Rohren realisiert. Aus dem<br />

Wechselspi~l z.wischen Simulation und Messung am Aufbau setzte sich folgende Variante<br />

durch: Zwei identische Rohre werden parallel verlaufend in ein Gehäuse eingelötet. Nur<br />

ein Rohr wird durchströmt. Die Dichte in diesem Rohr, dem eigentlichen Meßrohr, kann<br />

verschiedene Werte annehmen. Das zweite Rohr schwingt gegenphasig mit dem Meßrohr<br />

und kompensiert somit dessen Schwingung. Es wird als Tilgerrohr bezeichnet.<br />

Das Tilgerrohr dient auch zum Antrieb des Meßrohres. Denn durch die Rohrschwingungen<br />

werden Momente auf die Rohreinspannungen ausgeübt. Es kommt zu geringen Verformungen<br />

der Einspannung. Durch diese Verformung können Momente von einem Rohr<br />

auf das andere übertragen werden. Beide Rohre sind dadurch miteinander gekoppelt. Die<br />

Entfernung zwischen den Rohren und die Steifigkeit des Werkstoffes der Einspannung<br />

entscheiden über den Kopplungsgrad. Dieser Effekt, der ähnlich bei einer Stimmgabel<br />

auftritt, wird in Abschnitt 2.2.5 analytisch beschrieben.<br />

L6<br />

R6<br />

IC6<br />

Gehäuse<br />

links<br />

Tilgerrohr<br />

C5<br />

1<br />

L5<br />

R5<br />

Gehäuse<br />

rechts<br />

Bild 2.25 elektrisches Ersatzschaltbild des Doppelrohrdurchflußmessers<br />

Der Frequenzgang des Doppelrohrsystems weist im Frequenzbereich von 100 Hz bis<br />

1500 Hz die gleichen Resonanzstellen, wie das Einrohrsystem auf. Die Rohre können nun<br />

aber sowohl gleich- wie auch gegenphasig schwingen. Dadurch spalten sich die Resonanzspitzen<br />

in eine gleichphasige und eine gegenphasige Schwingung auf (s. Bild 2.26) ..<br />

Der Frequenzabstand der beiden Resonanzen der Grundschwingungen von ..::lf = 1, 7 Hz<br />

stimmt mit dem am Aufbau gemessenen Wert überein. Der Frequenzabstand ergibt sich<br />

aus der Kopplung der beiden Rohre, auf die im nächsten Abschnitt genauer eingegangen<br />

wird. Im oberen Diagramm ist der Quotient von Gehäuse- und Tilgerrohrschwingung aufgetragen.<br />

Für eine bestimmte Meßrohramplitude ist minimale Gehäuseschwingung erwünscht,<br />

deshalb soll dieser Quotient möglichst klein sein. Ein Minimum ergibt sich an<br />

der Stelle der gegenphasigen Resonanz. Die Gehäuseschwingung erreicht aber nie exakt<br />

den Wert Null. Denn um Energieübertragung vom Tilgerrohr auf das Meßrohr, also den


54 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

55<br />

normierte Schwingungsamplituden<br />

100<br />

. Arbeitspunkt _ ~ M = 1•7 Hz<br />

Einfluß der Dämpfung<br />

Durch die Reduzierung der Gehäuseschwingung um den Faktor 38 reagiert das Doppelrohrsystemen<br />

weitaus unempfindlicher auf Bedämpfung von außen. Bild 2.27 zeigt eine<br />

Simulation, die schon am Einrohrsystem durchgeführt wurde.<br />

0,01+-~~--+-~~--+-~~-H~~~-+-~~--+-~~--+-~~---+<br />

Phasenlage .:18<br />

400° +-~~-1-~~-t-~~-H~~~+-~~-+-~~--+-~~--+<br />

normierte Schwingugsamplituden<br />

100-r----- --+----,-----+---- -+--- - --+<br />

41"""' Arbeitspunkt<br />

gleichphasig<br />

300°<br />

200°<br />

gegenphasig <strong>·</strong><br />

'<br />

ae - 183°<br />

100°<br />

268 269 270 271 272 273 Hz 275<br />

Bild 2.26 Aufspaltung in gegen- und gleichphasige Resonanz<br />

Antrieb für das Meßrohr, zu gewährleisten, darf die Phasenlage zwischen diesen beiden<br />

Rohren nicht 180° sein. Im unteren Diagramm ist dementsprechend auch ein Wert für die<br />

Phasenlage von .18=183 ° abzulesen. Dieser Wert stimmt überein mit Messungen am<br />

Aufbau (s.Kapitel 3.1, A8gem = 183,5°) ..<br />

0,000 1 +---- ---+----r-.,-- -t--- ---+------+<br />

Phasendifferenz ..i q><br />

0,07°r-~~~~--t~~~t--~-+-~~~~~-t-~~~~--+<br />

0<br />

-007°+--~~~--r~~~~-+-~~~~-+-~~---"'..__i<br />

' 260 265 270 275 Hz 280<br />

Verglichen mit der Resonanz der gleichphasigen Schwingung der beiden Rohre, geht bei<br />

der Resonanz der gegenphasigen Schwingung die Gehäusevibration um den Faktor 38<br />

zurück. Dieser Wert kann auch berechnet werden. Aus der Abweichung 183 °-180°=3°<br />

ergibt sich mit der Beziehung<br />

- e e e<br />

cos(x + - ) - cos(x - - ) = 2 <strong>·</strong> sin( - )<br />

2 2 2<br />

ein Wert von 0,5 <strong>·</strong> sin(3 °) = 0,026=1:38 für die verbleibende Gehäusevibration. Experiment<br />

und Rechnung stimmen also sehr gut überein!<br />

(2.44)<br />

Bild 2.27<br />

Nullpunktverschiebung durch einseitige Veränderung der Dämpfung Q der<br />

Einspannung beim Doppelrohrsystem<br />

Im Arbeitspunkt, an der Stelle minimaler Gehäuseschwingung, ergibt sich ein minimaler<br />

Einfluß auf die Phasendifferenz Acp. Auch am realen Durchflußmesser, der nach diesem<br />

Prinzip arbeitet, kann praktisch kein Einfluß durch Bedämpfung festgestellt werden.<br />

Durch Symmetrie im Gerät und die gegenphasig schwingenden Rohre kann der Durchflußmesser<br />

von der Umgebung entkoppelt werden. Man gewinnt ein hohes Maß an Störsicherheit.


56<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung 57<br />

Kopplung der beiden Rohre<br />

Die Kopplung beeinflusst in entscheidendem Maße das Schwingungsverhalten der beiden<br />

Rohre. In einer Versuchsreihe wurde überprüft, ob das Simulationsmodell den Kopplungsmechanismus<br />

ausreichend genau beschreibt. Dazu wurde im Experiment das Meßrohr auf<br />

verschiedene Temperaturen gebracht, während Tilgerrohr und Gehäuse auf konstanter<br />

Temperatur gehalten wurden. In Bild 2.28 ist dies zunächst für drei verschiedene Temperaturen<br />

dargestellt.<br />

In einer Meßreihe wurde die Temperatur des Meßrohres im Bereich 20,5°C bis 32°C<br />

durchfahren. Dabei wurden jeweils die Lage der gleich- und der gegenphasigen Resonanz<br />

bestimmt. Diese Frequenzen über der Temperatur aufgetragen zeigt Bild 2.29.<br />

Frequenz in Hz<br />

275<br />

.6.f . " l.3Hz<br />

mm<br />

Phasenlage ~ E><br />

360°<br />

270°<br />

270<br />

/<br />

gegenphasige Resonanz<br />

1<br />

gleichphasige Resonanz<br />

/<br />

l80° L-~-d.+-~~-1--~.-d--1--~~t-------~t--~--+<br />

Meßrohramplitude, norm.<br />

100<br />

50°C<br />

0°,C<br />

265<br />

20.0 22.5 25.0 27.5 30.0 32.5<br />

Tempera~ in ° C<br />

0.1<br />

Bild 2.29<br />

gemessene Resonanzfrequenzen der gekoppelten Rohre, aufgetragen bei verschiedenen<br />

Temperaturen des Meßrohres<br />

Bild 2.28<br />

Schwingungsverhalten bei unsymm. Rohren; die Temperatur ~on Til~errohr<br />

und Gehäuse bleibt konstant (T = 23 °C), die des Meßrohres wird verandert<br />

Im symmetrischen Fall (Meßrohr, Tilgerrohr und Gehäuse auf Zimmertemperatur) werden<br />

wieder die beiden symmetrischen Resonanzpeaks erhalten. Der Phasensprung der Phase<br />

zwischen Tilger- und Meßrohr befindet sich exakt zwischen diesen beiden Frequenzen.<br />

Wird das Meßrohr in der Simulation auf 50°C erwärmt, oder auf 0°C abgekühlt, so<br />

entfernen sich die beiden Resonanzpeaks. Sie wandern zu den Resonanzfrequenzen der<br />

nicht gekoppelten Rohre. Der Phasensprung wandert mit der Resonanzfrequenz des Meßrohres<br />

mit. Um dieses Verhalten und vor allem den Mechanismus der Kopplung besser zu<br />

verstehen wurden Messungen und Simulationen mit einer feineren Rasterung der Unsymmetrie<br />

wiederholt.<br />

Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn genau derselbe Temperaturbereich in der Simulation<br />

- durchfahren wird (Bild 2.30). Hier sind zusätzlich die Resonanzfrequenzen der nicht<br />

gekoppelten Rohre eingetragen. Sind die Resonanzfrequenzen der nicht gekoppelten Rohre<br />

stark unterschiedlich, so sind gegen- und gleichphasige Resonanz der gekoppelten Rohre<br />

an diese Resonanzen gebunden. Die gegenphasige Resonanz ist gebunden an die tiefere<br />

Resonanzfrequenz, die gleichphasige Resonanz ist gebunden an die höhere Resonanzfrequenz.<br />

Nähern sich die Resonanzfrequenzen der nicht gekoppelten Rohre, so findet bei<br />

Kopplung ein Energieaustausch zwischen den Rohren statt. Die Resonanzfrequenzen im<br />

gekoppelten Fall weichen maximal von den Resonanzfrequenzen im nicht gekoppelten Fall<br />

ab. Der Bereich, in dem dieser Effekt auftritt wird umso größer, je stärker die Kopplung<br />

ist. Die Resonanzfrequenzen von gegen- und gleichphasiger Schwingung nähern sich bis<br />

auf einen Minimalwert von .M= l,7 Hz. Dieser Wert kann nicht unterschritten werden. Er<br />

steigt mit größer werdender Kopplung.


58<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung 59<br />

Frequenz in Hz<br />

274<br />

/<br />

entkoppelter Fall<br />

272<br />

gekoppelter Fall<br />

ll.f<br />

. "l.7Hz<br />

mm<br />

erregt werden kann, wird es als "elektrische Feder" bezeichnet. Im Modell wurde parallel<br />

zur mittleren Kapazität (Cll) eine einstellbare Feder geschalten, so daß in der Simulation<br />

die Resonanzfrequenzen der nicht gekoppelten Rohre nach Veränderungen am Meßrohr<br />

wieder aufeinander abgestimmt werden können. Die Gehäuseschwingung wird dadurch<br />

minimal, und es gelten wieder die gleichen Voraussetzungen wie bei symmetrischen<br />

Rohren.<br />

270<br />

268<br />

266<br />

f(Tilgerrohr) ""'<br />

gegenphasige Resonanz<br />

20.0 22.5 25.0<br />

27.5 30.0<br />

Temperatur in °C<br />

Bild 2.30 simulierte Resonanzfrequenzen der gekoppelten Rohre<br />

32.5<br />

erzwungene Anregung<br />

Es besteht noch eine zweite Möglichkeit bei unsymmetrischen Rohren den Punkt der<br />

minimalen Gehäuseschwingung einzustellen. Denn es zeigt sich;- daß für jede beliebige<br />

Kombination unsymmetrischer Rohre genau eine Anregungsfrequenz existiert, bei der die<br />

Gehäuseschwingung minimal wird. Die Rohre schwingen dann mit derartigen Amplituden,<br />

daß sich die Impulse der Rohre genau kompensieren. Diese Frequenz wird im nächsten<br />

Abschnitt berechnet. In Kapitel 3 .1 wird auf diese Form der Anregung näher eingegangen.<br />

2.2.6 Schwingungsverhalten einer Doppelrohranordnung<br />

Im Betrieb werden die schwingenden Rohre immer zu gegenphasigen Schwingungen<br />

angeregt. Die gleichphasige Schwingung kann Störungen in der Signalverarbeitung verursachen.<br />

Die Resonanzfrequenz der gleichphasigen Schwingung sollte deshalb möglichst<br />

weit entfernt von der Resonanzfrequenz der gegenphasigen Schwingung liegen. Dies kann<br />

durch eine starke Kopplung der Rohre erreicht werden.<br />

2.2.5 Abstimmung des Tilgerrohres<br />

elektrische Feder<br />

Die Kompensation der Schwingung des Meßrohres durch das Tilgerrohr funktioniert nur,<br />

wenn beide Rohre dieselbe Resonanzfrequenz aufweisen. Dies ist im allgemeinen nicht<br />

der Fall, denn im Meßrohr können sich Stoffe .unterschiedlicher Dichte befinden, bzw. es<br />

kann durch temperaturbedingte Verspannungen zu Änderungen der Resonanzfrequenz des<br />

Meßrohres kommen. Dies macht ein Stellglied am Tilgerrohr erforderlich, das ähnlich<br />

einer Feder, die am Tilgerrohr angreift, eine Beeinflussung der Resonanzfrequenz ermöglicht.<br />

Ein solches Bauteil wurde gefunden. Es ist in Kapitel 3 .1 "Mechanischer Autbau"<br />

beschrieben. Da dieses Bauelement wie eine mechanische Feder wirkt, aber elektrisch<br />

Nach den bisherigen Überlegungen besteht die Notwendigkeit ein Tilgerrohr in das Meßsystem<br />

zu integrieren. Die Simulationen zeigen eine eindeutige Verbesserung gegenüber<br />

einem Einrohr-System. Bei dem angestrebten Konzept einer Doppelrohranordnung mit nur<br />

einem durchströmten Rohr ergibt sich gegenüber konventionellen Systemen mit zwei<br />

durchströmten Rohren jedoch ein noch komplexeres Schwingungsverhalten. Für die Realisierung<br />

und den Entwurf von Regelalgorithmen ist es erforderlich, das prinzipielle -V--e-t_<br />

halten der Meßanordnung zu kenn~n .<br />

Das bislang benutzte PSPICE-Modell für die Doppelrohranordnung beschreibt die Schwingungsvorgänge<br />

hinreichend genau. Dieses Modell besitzt jedoch bereits eine zu große<br />

Komplexität, um grundlegende Schwingungsvorgänge zu studieren. Um den Kopplungsmechanismus<br />

zwischen den beiden Rohren besser zu verstehen, wird deswegen die Anordnung<br />

als stark vereinfachter Zwei-Massen-Schwinger modelliert. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse lassen sich dann auf die komplexere Struktur eines Massendurchflußmessers<br />

übertragen.


60<br />

Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

61<br />

Betrachtung als Zwei-Massen-Modell<br />

. d die jeweils über die Stei-<br />

Betrachtet werde eine Anordnung aus zwei Massen m1 un m1,<br />

d<br />

figkeiten k1 und k3, bzw. über die Dämpfer C1 und C3 mit ~inem starren Gestell verbun en<br />

. d Beide Massen sind über die Steifigkeit k1 und den Dampfer C2 verkoppelt<br />

sm.<br />

(s. Bild 2.31).<br />

mit der Impedanzmatrix<br />

Z(w) =<br />

(<br />

Eigenfrequenzen<br />

-w 2 m 1 +(k~ +Tc) +jw(c1 +c2) -jwc2 -kz l<br />

-;wc 2 -k 2 , -w 2 m 2 +(kz +k 3<br />

) +jw(c 2 +c 3<br />

)<br />

Die Eigenfrequenzen ergeben sich als Lösung der Gleichung<br />

det [Z(c.v)] = o .<br />

(2.48)<br />

(2.49)<br />

Durch Lösen des Gleichungssystems werden die Ausdrücke für Xi und .X 2 erhalten:<br />

Bild 2.31<br />

Vereinfachte Beschreibung des Doppelrohrsys~~ms ~urch nur zwei Massen ml<br />

und m2, sowie den Dämpfern ci und den Ste1flgke1ten ki<br />

!J_()<br />

!i()<br />

~(w)F 1<br />

- ~(w)F 2<br />

det(Z(w)]<br />

-~(c.v)F1 +~(w)F2<br />

det(Z(w)]<br />

(2.50)<br />

Differentialgleichung<br />

Die Differentialgleichungen für den Schwinger lauten:<br />

Mit dem Ansatz:<br />

ergibt sich somit das Gleichungssystem:<br />

m1i1 +(c1 +cz)X1 +(k1 +kz)x1 -c2i2-kzx2 = F1<br />

mzxz +(cz +c3).Xz +(kz +k3)xz-C2X1 -k2X1 = F2<br />

"


62 Berechnung und Modellierung<br />

Berechnung und Modellierung<br />

63<br />

Optimaler Betriebspunkt<br />

Das zweite Rohr wird benötigt, um die Schwingung des Meßrohres nach außen hin zu<br />

kompensieren. Da Meß- und Tilgerrohr unterschiedliche Resonanzfrequenzen aufweisen,<br />

ist es erforderlich nach genau definierten Kriterien einen Arbeitspunkt einzustellen, der<br />

möglichst nahe am optimalen Betriebspunkt liegt. Optimaler Betriebspunkt bedeutet minimale<br />

Gehäuseschwingung.<br />

Aus der Impulserhaltung in einem abgeschlossenen System und der Forderung nach minimaler<br />

Gehäuseschwingung folgt die Forderung nach betragsmäßig gleichem, bezüglich der<br />

Phase entgegengesetztem Impuls für Meß- und Tilgerrohr. Denn dann gilt für den Betrag<br />

des auf das Gehäuse übertragenen Impulses:<br />

(2.53)<br />

"2 +k3 k2<br />

C3 --+-<br />

= arctan.--'--_m_2 __ m~1<br />

- m2 "2<br />

m1<br />

(2.57)<br />

Wird die optimale Betriebsfrequenz w 0 P 1 in Gl. 2.57 eingesetzt, so wird unter Vernachlässigung<br />

des Terms c//2m 2<br />

erhalten:<br />

(2.58)<br />

In diese Beziehung kann nun das Verhältnis der beiden komplexen Schwingungsamplituden<br />

eingesetzt werden. Es wird erhalten:<br />

Die Phasenverschiebung A8 kann auch durch die Zeitverschiebung At ausgedrückt werden:<br />

(2 .54)<br />

Hieraus läßt sich die optimale Betriebsfrequenz ermitteln:<br />

(2.55)<br />

Diese optimale Betriebsfrequenz kann nun in den Ausdruck für das Verhältnis der komplexen<br />

Rohrschwingungsamplituden eingesetzt werden:<br />

M = A6 = _c_3_<br />

w<br />

- m2k<br />

m1 2<br />

(2 .59)<br />

Die Zeitverschiebung At zwischen Tilgerrohr- und Meßrohrschwingung ist nurmehr abhängig<br />

von mechanischen Größen und nicht mehr von der Frequenz. Wenn diese Zeitverschiebung<br />

genau dem Wert von Gl. 2.59 entspricht, ist der optimale Betriebspunkt des<br />

Massendurchflußmessers mit unsymmetrischen Rohren erreicht.<br />

(2.56)<br />

Der Term c//2m 2 kann vernachlässigt werden gegenüber kz <strong>·</strong> m 2 /m 1 • Damit kann die<br />

Phasenlage zwischen Meßrohr und Tilgerrohr ermittelt werden zu:


64<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 65<br />

3. Realisierung des Meßsystems<br />

3.1 mechanischer Aufbau<br />

Hervorragende Korrosionsbeständigkeit weist Tantal auf. Es ist jedoch einer der teuersten<br />

Werkstoffe. Die Dichte von Tantal ist mit 16 600 kg/m 3 sehr hoch. Dies macht die, Geräte<br />

träge und die Dichtemessung ungenau.<br />

3.1.1 Vorüberlegungen<br />

Materialwahl<br />

Materialien für Meßrohre von Coriolis-Massendurchflußmessern unterliegen höchsten<br />

Anforderungen. Verschiedenste Forderungen, die sich zum Teil widersprechen sind zu<br />

berücksichtigen:<br />

Der Meßtechniker interessiert sich für möglichst großen Meßeffekt und minimale<br />

Querempfindlichkeit gegenüber Störgrößen. Meßtechnisch wären Rohre mit geringen<br />

Wandstärken von Vorteil. Er wird zudem einen möglichst kleinen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

fordern. Dies macht teure Materialien und aufwendige<br />

Fügetechniken erforderlich.<br />

Für den Konstrukteur des Durchflußmessers steht zunächst die Forderung nach<br />

schwingfreudigen, leichten Materialien im Vordergrund. Neben geringem Preis<br />

sollten konventionelle Bearbeitungs- und Fügetechniken möglich sein, um die<br />

Gestehungskosten niedrig zu halten.<br />

Der Anwender wird primär auf eine hohe Korrosionsbeständigkeit und Abrasionsf<br />

estigkeit achten. Für größtmögliche Sicherheit wird er zudem größere Wandstärken<br />

für die Meßrohre fordern. Damit wird die Biege- und Berstfestigkeit der Rohrleitung<br />

größer.<br />

All diese Überlegungen führten zu einer Auswahl an Werkstoffen, die durchgängig bei<br />

allen Anbietern von Massedurchflußmessern zu finden sind. Standardwerkstoffe sind die<br />

preisgünstigen Edelstähle 1.4301, 1.4571, 1.4401 (auch 316), 1.4404 (auch 316L). Für<br />

die meisten Anwendungen in der chemischen und der Nahrungsmittel-Industrie sind diese<br />

Werkstoffe ausreichend korrosionsbeständig. Allerdings kann ein verschwindend geringer<br />

Zusatz von Chlorionen ( ~ 600 ppm) zu einer Verringerung der Lebensdauer um den<br />

Faktor 10 ... 100 führen /Car/ .<br />

Für chemisch aggresive Medien wird deswegen auf Hastelloy zurückgegri~fen. Es besitzt<br />

ähnliche schwingungstechnische Eigenschaften wie Edelstahl, widersteht jedoch säurehaltigen<br />

und aggresiven Medien weitaus besser.<br />

Sehr gut haben sich Titanrohre bewährt. Die schwingungstechnischen Eigenschaften von<br />

Titan sind hervorragend. Es lassen sich mechanische Güten der schwingenden Rohre von<br />

10000 erreichen. Entscheidende Vorteile von Titan sind die geringe Dichte von<br />

4500 kg/m 3 und die dennoch große Biegefestigkeit (E = 1, 1<strong>·</strong>10 11 N /m 2 ) . Durch den Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

von nur 8, 5 <strong>·</strong> 10- 6 l/K ist dieses Material prädestiniert für ein<br />

Geradrohrsystem. Titan kann jedoch nur sehr schwierig mit Stahl verbunden werden, so<br />

daß die Fügetechnik für einen damit aufgebauten Durchflußmesser sehr aufwendig wird.<br />

Im Moment wird Titan in den Durchflußmessern der Firmen Krohne sowie Endress &<br />

Hauser verwendet.<br />

Bisweilen sind auch exotische Werkstoffe, wie z. B. Keramik im Gespräch. Obwohl<br />

Keramik von seiner Dichte, seiner Härte und vor allem seines Ausdemmngskoeffizienten<br />

besonders geeignet wäre, scheitert die Verwendung von Keramik an der nur mäßigen<br />

Biegefestigkeit. Keramiken können zwar enorme Druckkräfte aufnehmen, bei Zugkräften<br />

ist jedoch sehr schnell die Belastungsgrenze erreicht.<br />

In der Patentschrift DE 41 19 396 wird ein gerades Meßrohr aus Glaskohlenstoff vqr„<br />

geschlagen. Neben den Vorteilen der Keramikwerkstoffe weist dieses Material zusätzlich<br />

eine hohe Wechselfestigkeit auf. Die Verbindungstechnik ist laut Patentschrift beherrschbar.<br />

Es wurde jedoch noch kein Gerät basierend auf Glaskohlenstoff realisiert, so daß<br />

noch keine Erfahrungen vorliegen.<br />

Das am Lehrstuhl aufgebaute Funktionsmuster eines Einrohr-Durchflußmessers wurde mit<br />

einem Meßrohr aus Edelstahl 1.4301 ausgestattet. Vor allem aus Gründen der überschaubaren<br />

Fertigungs- und Fügetechnik mußte auf Edelstahl ~rückgegriffen werden. Die<br />

Rohre können in einem Vakuumofen durch Hartlöten mit einem Stahlgehäuse verbunden<br />

werden.<br />

Mit dem Funktionsmuster aus Edelstahl konnte die prinzipielle Funktionstüchtigkeit des<br />

neuen Konzepts in einem überschaubaren Temperaturbereich von ca 0°C bis 80°C gezeigt<br />

werden. Für ein industrietaugliches Gerät sind die Materialeigenschaften von Edelstahl<br />

allerdings vollkommen ungeeignet. In der Praxis sind Temperaturbereiche von mindestens<br />

-50„ .200°C gefordert. Hier würden sich Spannungen in den Meßrohren autbauen, die bis


66 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

67<br />

nahe an die Streckgrenze reichen. Sogar plastische Verformungen nur durch Temperatureinwirkung<br />

sind denkbar; Das neu entwickelte Komzept läßt sich aber genauso gut auf<br />

Titan oder andere Werkstoffe übertragen, so daß dann auch größere Temperaturbereiche<br />

abgedeckt werden können.<br />

Einspannung des Meßrohres<br />

Bei der theoretischen Betrachtung des Meßrohres in Kapitel 2.1 wurde die Biegelinie des<br />

Rohres halbanalytisch berechnet. Ausgebend von den Differentialgleichungen wurden<br />

Randbedingungen definiert, für die das Differentialgleichungssystem gelöst wurde. Dabei<br />

wurde schon angedeutet, daß im realen Fall die Randbedingungen eine Kombination der<br />

Randbedingungen von Saiten- und Balkentheorie sind. Die erhaltenen Lösungen hängen<br />

sehr stark von den Randbedingungen ab. So wurde für das Edelstahlrohr für die erste<br />

Eigenform eine Eigenfrequenz von 122 Hz bei Saitentheorie und 276 Hz bei Balkentheorie<br />

ermittelt. Wenn die Randbedingungen derart stark in das Schwingungsverhalten des<br />

Meßrohres eingehen, dann müssen auch geringste Veränderungen in der Einspannung des<br />

Meßrohres die Genauigkeit stark beeinflussen. Denn die Art der Einspannung legt die<br />

Randbedingungen fest. Der Meßrohreinspannung kommt somit eine entscheidende Bedeutung<br />

zu.<br />

Die Meßrohre werden üblicherweise in Bohrungen im Gehäuse eingelötet. Der Übergang<br />

vom Meßrohr zum Gestell erfolgt somit abrupt. Eine derartige Einspannung wurde im<br />

folgenden mit dem FEM-Programm ANSYS simuliert. Bild 3.1 zeigt die Spannungsverteilung<br />

in einem derart montierten Meßrohr. Auffällig ist die hohe Kerbwirkung im Bereich<br />

kurz vor der Einspannung. Auch andere Autoren bestätigen diese Spannungsverteilung<br />

/Car/. Die Kerbwirkung widerspricht der Forderung nach spannungsarmem Aufbau.<br />

Die Geometrie der Einspannung kann jedoch hinsichtlich der Materialbelastung deutlich<br />

optimiert werden. Nach einigen Optimierungsläufen wurde die in Bild 3.2 skizzierte<br />

Geometrie gefunden.<br />

Meßrohr<br />

Bild 3.2 optimiertes Profil der Einspannung<br />

Einspannung<br />

'Betrachtet man wieder die Spannungsverteilung, so ist eine flächigere Verteilung der<br />

Biegelast zu erkennen. Das Spannungsmaximum kann dabei sogar gezielt in die Einspannung<br />

verlagert werden.<br />

Bild 3.1<br />

Spannungsverteilung im Meßrohr; dargestellt ist eine frei schwingende Rohrhälfte<br />

und eine Einspannung


68<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 69<br />

3.1.2 Aufbau des Aufnehmers<br />

Der mechanische Aufbau des Durchflußmeßaufnehmers sollte so einfach wie möglich<br />

sein. Zwei Rohre müssen parallel zueinander in einem massiven Block montiert sein. Das<br />

Gehäuse wurde deshalb aus einem Rechteckprofil hergestellt, in das eine Aussparung für<br />

die schwingenden Rohre und das Erregersystem gefräst wurde. Die Rohre werden einfach<br />

durch beidseitige Bohrungen eingeschoben. Das Gehäuseoberteil wird mit acht<br />

MS Schrauben montiert. Nach dem Aufbringen von Lötpaste wird die ganze Vorrichtung<br />

im Vakuumofen hartgelötet. Damit ist die Grundkonstruktion des Durchflußmessers bereits<br />

fertig. Bild 3.4 zeigt die beiden Gehäuseteile vor der Montage der Rohre und der<br />

Sensoren.<br />

Bild 3.3 Spannungsverlauf der optimierten Einspannung<br />

Die oben dargestellte Profilform wurde auch unter dem Gesichtspunkt einer einfacheren<br />

. Fügetechnik angestrebt. Denn wo sich Spannungen gleichmäßiger verteilen, werden an die<br />

Verbindung gerin!;ere Anforderungen gestellt.<br />

Ein Durchflußmesser mit einer derartigen Profilform der Einspaimµng wurde auf gebaut.<br />

Für die Nµllpunktstabilität W4n:len allerdings weitaus schlec4tere Werte erhalten, als für<br />

die Geräte mit einer einfachen pinspannung nach Bil~ 3.1. Der Grund für diesen Effekt<br />

liegt in den Randbedingungen. In dem Falle, in dem sich die Biegespannungen flächig<br />

verteilen, genügen kleinste Veränderungen in der Verbindungsstelle, um die Spannungsverteilung<br />

und damit auch die Randbedingungen signifikant zu ändern. Bei der einfachen<br />

Profilform hingegen ist das Spannungsmaximum derart konzentriert an einem Punkt kurz<br />

vor der Einspannung, daß Veränden'.ingen in der Einspannung an diesem Spannungsmaximum<br />

nur sehr wenig ändern. Die Randbedingungen des schwingenden Rohres bleiben<br />

annähernd konstant.<br />

Hier treffen also zwei gegensätzliche Forderungen aufeinander. Um Materialermüdung<br />

vorzubeugen, sollte der Übergang von Meßrohr zu Gehäuse mögli~hst fließend sein; für<br />

einen möglichst stabilen Nullpunkt sollte der Übergang allerdings möglichst abrupt sein.<br />

Der im weiteren beschriebene Coriolis-Massendurchflußmesser wurde mit der abrupten<br />

Einspannung gemäß Bild 3.1 ausgestattet.<br />

Gehäuseoberteil<br />

Gehäuseunterteil<br />

Bild 3.4 die beiden Gehäusehälften für den Durchflußmesser<br />

Bild 3.5 zeigt die Innenansicht des Durchflußmess~rs nach Montage der Rohre und des<br />

Erregersystems. Die Kopplung der Rohre geschieht über die Einspannung am Gehäuse.<br />

Angetrieben wird das Tilgerrohr. Nur das Meßrohr wird vom Fluid durchströmt. An<br />

diesem Rohr werden die Sensoren zur Abnahme der Rohrschwingung angebracht.<br />

3.1.3 Erregersystem<br />

Anregung des Tilgerrohres<br />

Für das Erregersystem kommt das elektromagnetische und das elektrodynamische Prinzip<br />

in Frage. Ein elektrodynamischer Geber mit seinem Permanentmagneten und seiner<br />

Tauchspule kann Kräfte in zwei Wirkungsrichtungen erzeugen. Zur Anregung des Tilgerrohres<br />

kann er einfach mit einem sinusförmigen Wechselstrom angesteuert werden. Der


70<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 71<br />

Weicheisenhülse<br />

Tilgerrohr<br />

Erregersystem<br />

Bohrungen für Sensoren<br />

Bild 3.5 Innenansicht des Durchflußmessers mit Rohren und Erregersystem<br />

...<br />

net werden aus der Energie des magnetischen Feldes:<br />

E = ~f HBdV = ~f HBAds (3.1)<br />

Mit dem Ohmschen Gesetz des magnetischen Kreises /Men/:<br />

(3 .2)<br />

(mit der Wicklungszahl N, dem Strom 1 und dem magnetischen Widerstand R.n), läßt sich<br />

die Kraft auf den Anker berechnen zu:<br />

F = 2<strong>·</strong>dE = 2<strong>·</strong>l:_HBA<br />

(3 .3)<br />

m ds 2<br />

Übertragungsfaktor (mit der Einheit N / A) ist bei optimaler Auslegung des Systems kaum<br />

von der Auslenkung abhängig, so daß dieser Gebertyp wenig Nichtlinearitäten erzeugt.<br />

Zur Realisierung muß jedoch entweder die Spule oder der Magnet auf dem Tilgerrohr<br />

montiert werden. Beides ist ungünstig. Deswegen wurde ein elektromagnetischer Geber<br />

aufgebaut.<br />

Mit dem magnetischen Widerstand Rm:<br />

(mit der Länge der Feldlinien 1), folgt damit für die Kraft Fm:<br />

(3.4)<br />

Bild 3.6 prinzipieller Aufbau des Erregersystems<br />

Meßrohr<br />

lt==<br />

magnetische Feldlinien<br />

Der elektromagnetische Geber besitzt einen sehr einfachen Aufbau (s. Bild 3.6). Denn<br />

hier kann Spule und Eisenkern fest verbunden sein. Als bewegliches Gegenstück wird nur<br />

ein weichmagnetischer Anker benötigt. Dieser kann leicht in Form einer weichmagnetischen<br />

Hülse auf das Tilgerrohr aufgebracht werden. Zu beiden Seiten dieser Hülse befinden<br />

sich zwei Magnetsysteme. Wird die Spule eines dieser Magnetsysteme von einem<br />

Strom durchflossen, so entsteht eine Anziehungskraft auf den Anker. Diese kann berech-<br />

Um einen möglichst großen Wirkungsgrad zu erreichen, versucht man den magnetischen<br />

(3.5)<br />

Widerstand im Eisen möglichst gering zu halten. Dies kann durch hochpermeable Magnetwerkstoffe<br />

erreicht werden. Dann gilt für den magnetischen Widerstand im Eisen, verglichen<br />

mit dem magnetischen Widerstand in Luft:<br />

SEk<br />

SÄ<br />

---+--- (3.6)<br />

µOµrAEk µoµrAA<br />

und die Anziehungskraft Fm kann näherungsweise berechnet werden aus:<br />

Es können nur Anziehungskräfte erzeugt werden. Um das Rohr in beide Richtungen<br />

(3.7)


72 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 73<br />

auszulenken, müssen die Systeme zu beiden Seiten des Rohres unterschiedlich angesteuert<br />

werden.<br />

Bild 3.7 zeigt die Anregeschaltung und ihre Verbindung zu den schwingenden Rohren.<br />

Zum Antrieb des Tilgerrohres wird eine Oszillatoranordnung auf gebaut, mit den beiden<br />

gekoppelten Rohren als frequenzbestimmende Elemente. Dazu wird am Meßrohr die<br />

Schwingung abgenommen und der Anregungsschaltung zugeführt. Zuvor wird die Phase<br />

des Meßrohrsignals um 180° gedreht, da die Rohre gegenphasig schwingen sollen. Zur<br />

optimalen Energieübertragung muß die Anregungskraft jeweils im Nulldurchgang der<br />

Rohrschwingung maximal werden. Dies gewährleistet der 90° Phasenschieber. Mit einem<br />

VCA (voltage controlled amplifier) kann das Anregesignal so beeinflusst werden, daß das<br />

Meßrohr mit der eingestellten Sollamplitude schwingt. Da jedes Magnetsystem nur Zugkräfte<br />

erzeugen kann, wird über Gleichrichter einem System nur die positive, dem anderen<br />

System nur die negative Halbwelle zugeführt.<br />

Kräfte der beiden Magnetsysteme eine resultierende Kraft FR auf das Rohr:<br />

(3.8)<br />

Die Größe s 0 entspricht dem Luftspalt bei nicht ausgelenktem Rohr. Bild 3.8 zeigt diese<br />

Weg-Kraft-Kennlinie für zwei gleichzeitig vom GleiChstrom 1= 0,1 A durchflossene Erregersysteme.<br />

Diese Kennlinie FR=FR(x) kann um den Arbeitspunkt linearisiert werden:<br />

Kraft in N<br />

Kennlinie<br />

0,1<br />

0,05<br />

Linearisierung<br />

-0,05<br />

90°<br />

T<br />

Endstufen<br />

Erregersystem<br />

-0,1<br />

-200 -100 0 100 200<br />

Auslenkung in µm<br />

Bild 3.8 Kennlinie der "elektrischen" Feder<br />

180°<br />

Meßrohr<br />

Bild 3.7 Anregung und Amplitudenregelung des Tilgerrohres<br />

Elektrische Feder<br />

Die Überlegungen im Kapitel "Modellierung" fordern eine Stellglied zur Manipulation der<br />

Resonanzfrequenz des Tilgerrohres. Wie kann ein derartiges Stellglied aussehen Dazu<br />

wird im folgenden Abschnitt die Kraft-Weg-Kennlinie des Erregersystemes betrachtet.<br />

Die beiden Spulen sollen dabei von dem Gleichstrom 1 durchflossen werden. Sind die<br />

Systeme wie in Bild 3.6 gezeigt angeordnet, so ergibt sich aus der Summe der beiden<br />

(3 .9)<br />

Diese Beziehung ist gleichbedeutend mit der Kennlinie einer mechanischen Feder. Allerdings<br />

mit dem Unterschied einer negativen Federkonstante, da das Magnetsystem nur<br />

Zugkräfte erzeugen kann. Aus dem obigen Diagramm kann die Federkonstante zu etwa -<br />

500 N/m bestimmt werden. Da der Erregerstrom quadratisch eingeht, können auch höhere<br />

Federkonstanten erreicht werden. Mit einem Strom von 1 A sind beispielsweise schon<br />

Federkonstanten von -50 000 N/m möglich.<br />

Aus einer überschlägigen Abschätzung kann die Steifigkeit des Rohres ermittelt werden:<br />

Wird das Rohr als Punktmasse betrachtet, die an einer Steifigkeit aufgehängt ist, so ergibt<br />

sich bei einer Rohrmasse von 60 g und einer Resonanzfrequenz von 270 Hz eine Steifigkeit<br />

von etwa 170 000 N/m. Man kann also mit der elektrischen Feder die Größenordnung<br />

der Rohrsteifigkeit erreichen und damit die Resonanzfrequenz entscheidend beein-


74<br />

flussen.<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 75<br />

unvermeidliche ohmsche Widerstände wird aber auch sehr viel Wirkleistung umgesetzt.<br />

Mit dem aufgebauten System konnte bei einem Gleichstrom von bis zu 400 mA eine Verschiebung<br />

der Resonanzfrequenz des Tilgerrohres von ± 10 Hz erreicht werden. Dieser<br />

Wert könnte durch ein entsprechend optimiertes Erregersystem noch deutlich gesteigert<br />

werden. Dazu muß das Verhältnis des magnetischen Widerstandes im Luftspalt bezüglich<br />

des magnetischen Widerstandes in Eisen möglichst groß werden. Die Breite des Luftspaltes<br />

geht wie der Strom quadratisch in die Kraft-Weg-Kennlinie ein. Bei kleineren Schwingungsamplituden<br />

kann dementsprechend der Luftspalt verringert werden. Bei Titanrohren<br />

sind die Schwingungsamplituden bei gleichem Meßeffekt beispielsweise etwa um den<br />

Faktor 10 geringer.<br />

Das Erregersystem, das zunächst für den Antrieb des Tilgerrohres ausgelegt wurde, wird<br />

durch eine zusätzliche Ansteuerung mit einem Gleichstrom auch zu einem Element mit<br />

Federwirkung und damit zur gesuchten elektrischen Feder. In ersten Versuchen wurde für<br />

die beiden Funktionen Antrieb und elektrische Feder jeweils ein System am Rohr angebracht.<br />

Es gelingt jedoch beide Funktionen in nur einem Element zu vereinen. Dazu wird<br />

das Erregersystem nicht nur mit dem für die Anregung erforderlichen Wechselstrom,<br />

sondern zusätzlich mit einem Gleichstrom für die Abstimmung des Tilgerrohres angesteuert.<br />

Bild 3.9 zeigt einen Ausschnitt aus der Anregeschaltung von Bild 3.7 mit den notwendigen<br />

Veränderungen.<br />

vom VCA<br />

Bild 3.9<br />

~<br />

Gleichstrom für<br />

die Federwirkung<br />

zur Beeinflussung der Resonanzfrequenz des Tilgerrohres wird zusätzlich zur<br />

Anregung noch ein Gleichstrom L eingespeist<br />

Theoretisch wird bei der Verstimmung des Tilgerrohres nur Blindleistung umgesetzt.<br />

Denn es handelt sich hier um eine Energie, die einmal in Form potentieller Energie im<br />

Tilgerrohr und einmal in Form magnetischer Energie im Magnetsystem vorliegt. Durch<br />

Erzwungene Schwingung<br />

Bei der Beaufschlagung der beiden Systeme mit Gleichstrom arbeiten die beiden Systeme<br />

gegeneinander. Dadurch wird in erheblichem Maße Wirkleistung umgesetzt, die nicht zur<br />

Federwirkung beiträgt. Der Leistungsbedarf kann erheblich gesenkt werden, wenn immer<br />

nur das System angesteuert wird, auf das sich das Rohr gerade zubewegt. Dazu muß die<br />

Rohrschwingung gemessen und in ein Rechtecksignal umgeformt werden. Wird dieses<br />

Rechtecksignal ähnlich dem Anregesignal nach positiver und negativer Halbwelle getrennt<br />

und statt des Gleichstromes auf die beiden Magnetsysteme geschalten, so ist immer nur<br />

ein Magnetsystem aktiv. Das Rechtecksignal muß exakt in Phase mit der Rohrschwingung<br />

sein, damit ausschließlich die Federwirkung erzeugt wird. Ist das Rechtecksignal orthogonal<br />

zur Rohrschwingung, so ist die Federwirkung gleich Null, man erhält jedoch ein<br />

maximales Anregesignal für die Rohrschwingung.<br />

Die Phasenlage des Rechtecksignales entscheidet also darüber, ob die Resonanzfrequenz<br />

des Tilgerrohres beeinflusst wird, oder das Tilgerrohr zu Schwingungen angeregt wird.<br />

Diesen Effekt kann man sich zunutze machen, indem die Phasenlage des Rechtecksignales<br />

so eingestellt wird, daß sich die gewünschte Federwirkung und das gewünschte Anregesignal<br />

ergibt. Federwirkung und Antrieb werden somit nicht nur mit einem einzigen Erregersystem,<br />

sondern auch mit nur einer einzigen Ansteuerelektronik realisiert.<br />

Da zur Verstimmung des Tilgerrohres deutlich mehr Leistung als zur Anregung erforderlich<br />

ist, muß die Phasenlage allerdings sehr präzise geregelt werden, da sonst eine sehr<br />

instabile Anregung erfolgt. Bild 3.10 zeigt die nach diesem Prinzip arbeitende Rohranregung.<br />

Mit Pfeilen sind die beiden neu hinzugekommenen Komponenten gekennzeichnet.<br />

Beim Betrieb des Erregersystems mit Gleichstrom und Wechselstrom war die Unterscheidung<br />

zwiscfien Federwirkung und Antrieb noch eindeutig und offensichtlich. Dies ist bei<br />

diesem Konzept nicht mehr der Fall. Hier wird das Erregersystem mit einem Rechtecksignal<br />

einer bestimmten Frequenz und einer bestimmten Phasenlage gespeist. Zur Erklärung<br />

der Wirkungsweise wurden die Komponenten in Phase zur Rohrschwingung und orthogonal<br />

zur Rohrschwingung herangezogen. Wird diese Betrachtung außer acht gelassen und<br />

nur die Frequenz des Anregesignales betrachtet, handelt es sich einfach um eine Anregung<br />

des Tilgerrohres außer Resonanz, also um eine erzwungene Schwingung. Man könnte<br />

die gleiche Wirkung am Tilgerrohr erzeugen, wenn das Rechtecksignal aus einem<br />

Funktionsgenerator zugeführt wird, und eine Amplitudenregelung die Amplitude der


76<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 77<br />

schwingenden Rohre unterscheiden. Der Differenzbetrag der potentiellen Energien der<br />

beiden Rohre muß vom Magnetsystem aufgebracht werden. Genau dies geschieht in dem<br />

in dieser Arbeit auf gebauten Massendurchflußmesser.<br />

3.1.4 Regelung des Tilgerrohrantriebs<br />

Phasenschieber<br />

=5°„.75°<br />

Bild 3.10<br />

Komparator<br />

erzwungene Schwingung des Tilgerrohres; die Schaltung aus Bild 3. 7 wurde<br />

um den Phasenschieber und den Komparator erweitert<br />

Rohrschwingung kontrolliert. Eine entsprechende Schaltung wurde aufgebaut. Sie führte<br />

zu identischen Ergebnissen.<br />

Die oben angestellten Überlegungen führen zu einer interessanten und wichtigen Erkenntnis.<br />

Zwei vom Ansatz her vollkommen unterschiedliche Konzepte, die Beeinflussung der<br />

Resonanzfrequenz des Tilgerrohres durch einen Gleichstrom in der elektrischen Feder,<br />

und die erzwungene Schwingung des Tilgerrohres, basieren auf identischen Effekten. Sie<br />

stellen nur verschiedene Betrachtungsweisen desselben Sachverhalts dar. Die Manipulation<br />

des Tilgerrohres geschieht jeweils durch ein Pendeln von Energie. Kinetische Energie des<br />

schwingenden Rohres wird umgewandelt in magnetische Energie im Erregersystem. Bei<br />

der elektrischen Feder geschieht dieses Pendeln automatisch: durch die Rohrschwingung<br />

ändert sich die Breite des Luftspaltes und damit die Energie im Magnetsystem. Wird die<br />

Resonanzfrequenz des schwingenden Rohres durch die Wirkung der Feder um einen<br />

bestimmten Wert verschoben, so muß bei einer erzwungenen Schwingung des Rohres bei<br />

dieser Frequenz exakt die gleiche magnetische Energie im Erregersystem aufgebaut werden,<br />

wie im Falle der elektrischen Feder.<br />

Hieraus ergibt sich eine wesentliche Erkenntnis für den Betrieb eines Massendurchflußmessers<br />

mit zwei unsymmetrischen Rohren: um ein Verhalten zu erreichen, das einem<br />

Massendurchflußmesser mit zwei symmetrischen Rohren entspricht, ist an einem Rohr ein<br />

Magnetsystem erforderlich, das den Betrag an Energie "bindet" um den sich die beiden<br />

Bislang wurden die Eingriffsmöglichkeiten zur Manipulation des Tilgerrohres beschrieben.<br />

Dies sind zum einen der veränderliche Gleichstrom, zum anderen der veränderliche<br />

Phasenschieber im Falle der erzwungenen Schwingung. Diese Größen müssen auf einen<br />

bestimmten Wert geregelt werden, der genau definierte Kriterien erfüllen muß.<br />

Das Ziel besteht darin, die Schwingung des Gehäuses minimal zu halten. Dieser Betriebspunkt<br />

muß erkannt werden. Im Kapitel "Simulation", Bild 2.26 ist dieser Betriebspunkt<br />

dargestellt. Es ist ein Betriebspunkt, an dem die Phasenlage A8 zwischen Tilgerrohr und<br />

Meßrohr genau 183° beträgt. Im gleichen Kapitel, im Abschnitt 2.2.5 "Schwingungsverhalten<br />

einer Doppelrohranordnung" wurde diese Phase berechnet.<br />

Im Idealfall muß für diese Aufgabe kein zusätzlicher Sensor vorgesehen werden. Zwei<br />

Schwingungsaufnehmer am Meßrohr sind bereits vorhanden, um den Massendurchfluß zu<br />

bestimmen. Ein Schwingungsaufnehmer am Tilgerrohr ist zwar nicht umbedingt erforderlich,<br />

aber dennoch sinnvoll, um eine Kontrolle über die Tilgerrohrschwingung zu haben.<br />

Aus diesem Grund wurden die Signale der Schwingungsgeber von Meßrohr und Tilgerrohr<br />

ausgewertet, um eine Information über den optimalen Betriebspunkt zu erhalten.<br />

Dazu dient die Schaltung nach Bild 3.11. Die Signale der Schwingunggeber von Meßrohr<br />

und Tilgerrohr werden zunächst in Rechtecksignale umgewandelt. Ein Signal wird um die<br />

Laufzeit topt verzögert. Mit dieser Zeitverzögerung wird der Punkt minimaler Gehäuseschwingung<br />

eingestellt. Die Auswertung dieser Signale geschieht ganz einfach mittels eines<br />

D-Flipflops. Dessen Ausgang "Q" geht dann auf "High", wenn der Nulldurchgang des<br />

Meßrohrsignales nach dem Nulldurchgang des verzögerten Tilgerrohrsignales erfolgt.<br />

Anderenfalls geht der Ausgang auf "Low". Dieses durch das Rauschen statistische. Signal<br />

wird anschließend geglättet und dient direkt zur Ansteuerung der entsprechenden, das<br />

Tilgerrohr beeinflussenden Komponenten, also der "elektrischen" Feder oder dem steuerbaren<br />

Phasenschieber aus Bild 3.10.<br />

Bei der folgenden Messung Bild 3.12 wurde die Phasenlage A8 zwischen Tilgerrohr und<br />

Meßrohr über 6 Stunden aufgezeichnet. Durch die Regelung gelingt es, den Arbeitspunkt<br />

ausreichend stabil zu halten. Beim Autbau weicht der Phasenwinkel etwas von den 183 °<br />

aus der Simulation ab (A8 8<br />

em=183,5°), stimmt aber dennoch recht gut mit den simulier-


78<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 79<br />

Schwingungssignal<br />

Tilgerrohr<br />

Verzögerungsglied<br />

Flüssigkeit im Meßrohr wirkt sich aus. Die Untersuchungen zeigten jedoch, daß für übliche<br />

Werte der Dichte und der Dämpfung des Meßstoffes eine nur unwesentlich stärkere<br />

Gehäuseschwingung resultiert. In Kapitel 4 "Eigenschaften des Meßsystems" sind derartige<br />

Messungen aufgezeigt.<br />

3.1.5 Messung der Gehäuseschwingung mit einem Beschleunigungssensor<br />

Schwingungssignal<br />

Meßrohr<br />

Bild 3.11<br />

ten Werten überein.<br />

Phase fl.q><br />

Phasendetektor zur Regelung der Tilgerrohrschwingung<br />

Um den Erfolg der Vibrationskompensation zu überprüfen, wurde am Gehäuse in der<br />

Ebene der Rohrschwingung ein piezoelektrischer Beschleunigungsaufnehmer montiert.<br />

Zwei Messungen wurden durchgeführt. Einmal schwingen beide Rohre gleichphasig.<br />

Bild 3.13 zeigt die Meßrohrschwingung und darunter die Schwingung des Gehäuses.<br />

Beide Kurven sind normiert, da die absoluten Amplituden keine Rolle spielen.<br />

ll (\ [\ [\ [\ [\ /<br />

-~ ~ VV V V V V<br />

Meßrohrschwingung, normiert<br />

185°<br />

184°<br />

Gehäuseschwingung, normiert<br />

2<br />

Zeit<br />

183°<br />

182°<br />

Bild 3.13<br />

O -t--r--;-~r-~-t-----.r---~1----t~---1~-+~--+~-+-~--+-~~-<br />

-l<br />

Zeit<br />

Gehäuseschwingung ohne Kompensation; beide Rohre schwingen gleichphasig<br />

0 2 4 Stunden 6<br />

Bild 3.12 Phasenlage A9 gemessen über 6 Stunden<br />

Die Phasenlage A9 zwischen den beiden Rohren ist eine einfache Möglichkeit einen<br />

Arbeitspunkt mit minimaler Gehäuseschwingung eizustellen. Leider ist dieser Winkel<br />

keine invariante Größe. Wie die Berechnung zeigte, gehen in A9 die Dichte des Stoffes<br />

im Meßrohr und die Koppelsteifigkeit zwischen den Rohren ein. Auch die Dämpfung der<br />

Bei der nächsten Messung schwingen die Rohre gegenphasig. Das Gerät befindet sich in<br />

seinem normalen Betriebszustand. Die Regelung des Tilgerrohres arbeitet.<br />

Die Vibration des Gehäuses ist stark unterdrückt. Die Schwingung ist etwa um den Faktor<br />

30 kleiner. Auch das deckt sich mit den Simulationen und Berechnungen aus Abschnitt<br />

2.2.4. Bei der Simulation ergab sich ein Phasenwinkel A9=183 °, der zu einer Verringerung<br />

der Gehäuseschwingung um den Faktor 38 führte. Der tatsächliche Phasenwinkel<br />

A9gem beträgt nun etwa 183,5°. Rechnerisch ergibt sich damit eine Verringerung der


Sö<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

81<br />

Meßrohrschwingung, normiert<br />

Ü-+--


82<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

83<br />

3.2 Sensorik<br />

3.2.1 Messung der Rohrschwingung<br />

Optischer Sensor<br />

Für den Durchflußmesser wurden verschiedene Sensorprinzipien untersucht. So wurden<br />

kapazitive, magnetische, optische, elektrodynamische, elektromagnetische Aufnehmer<br />

aufgebaut und getestet /Drall. Jedes dieser Aufnehmerprinzipien hat Vor- und Nachteile.<br />

So ist der kapazitive Aufnehmer zwar sehr leicht und rückwirkungsarm, das Ausgangssignal<br />

aber auch sehr hochohmig und damit störanfällig. Der elektromagnetische Aufnehmer<br />

liefert sehr hohe Ausgangsspannungen, aber auch sehr viele Oberwellen.<br />

Speziell für den Einsatz in einem Coriolis-Massendurchflußmesser müssen folgende Kriterien<br />

erfüllt werden: Die Bandbreite muß extrem hoch sein, damit Phasenverzerrungen<br />

nicht zu groß werden. Die Empfindlichkeit muß groß sein, um die geringen Schwingungsamplituden<br />

des Meßrohres detektieren zu können. Die Linearität sollte gut sein, damit<br />

Oberwellen nicht erst durch aufwendige Signalverarbeitung ausgefiltert werden müssen.<br />

Die Wahl fiel auf einen optischen Wegsensor. Bei diesem konnte eine gute Linearität,<br />

eine große Empfindlichkeit, eine hohe Bandbreite und ein großes Signal/Rausch-Verhältnis<br />

erreicht werden.<br />

Die Lichtschrankenanordnung,<br />

die zunächst realisiert wurde,<br />

zeigt Bild 3.15. Es handelt<br />

sich um eine mechanisch<br />

äußerst einfache, unkritisch zu<br />

justierende Vorrichtung.<br />

Leucht- und Photodiode wurden<br />

jeweils exzentrisch in<br />

runde Halterungen eingesetzt,<br />

LED<br />

Streuung<br />

Bild 3.15 Lichtschrankenanordnung<br />

Photodiode<br />

so daß die Justage durch einfaches<br />

Drehen der Halterungen erfolgt. Als Blende wird direkt das Meßrohr verwendet.<br />

Mit dieser Lichtschranke konnten gute Ergebnisse erzielt werden. Durch die fehlende<br />

Optik und die lange Wegstrecke zwischen Leucht- und Photodiode ist die Bündelung des<br />

Lichtes jedoch unbefriedigend.<br />

Deswegen wurde auf neue Sensoren übergegangen,<br />

die nach dem gleichen Prinzip arbeiten,<br />

aber mechanisch und elektrisch deutlich robuster<br />

sind (Bild 3.16). Hier sind Leucht- und Photodiode<br />

in einem elektrisch leitenden Gehäuse<br />

untergebracht. Dadurch werden Einstreuungen<br />

auf ein Minimum verringert. Das Licht wird<br />

über Saphirstäbe ausgekoppelt. Dadurch kann<br />

das Licht unmittelbar am Chip der Leuchtdiode<br />

ein- bzw. an der Photodiode ausgekoppelt werden.<br />

Durch die Totalreflexion an den 45 ° Anschliffen<br />

an jedem Saphirstab wird das Licht<br />

LED<br />

Bild 3.16 verbesserter Sensor<br />

umgelenkt und über die Blende geführt. Die Lichtverteilung ist durch die Lichtleiterführung<br />

annähernd homogen. Die Rohrschwingung wird dadurch sehr sauber abgetastet. Im<br />

Spektrum finden sich weniger Oberwellen. Bild 3.18 zeigt ein mit diesem Aufnehmer<br />

aufgenommenes Spektrum. Es wurden insgesamt 16 384 Punkte abgetastet.<br />

Die Blende wurde aus einem Stück<br />

Rasierklinge gefertigt. Man erhält<br />

somit ohne großen Aufwand eine<br />

scharfkantige Blende aus einem sehr<br />

harten, stabilen Material. Bild 3.17<br />

zeigt diese Blende. Sie wurde seitlich<br />

am Meßrohr aufgeklebt.<br />

Photostromverstärker<br />

Schneide<br />

A<br />

:,(. 4mm<br />

Bild 3.17 Ausführung der Blende<br />

Einen Stromverstärker für Photodioden in der typischen Beschaltung zeigt Bild 3.19.<br />

Die Verstärkung läßt sich für einen idealen OP angeben zu:<br />

(3.10)<br />

Der Widerstand Rg kann also je nach gewünschtem Spannungshub dimensioniert werden.<br />

Im Prinzip könnte natürlich auch der Spannungsabfall, den der Photostrom über einem<br />

Widerstand der Größe Rg erzeugt direkt als Spannung verstärkt werden. Dadurch liegt<br />

jedoch die Diodenkapazität an dieser Spannung. Die Grenzfrequenz der Schaltung wäre


84<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 85<br />

u(f)<br />

-2<br />

10<br />

V[Hz<br />

f = 265 Hz<br />

Spannungsfehlersignal U/k. Parallel zur Diode erscheint nur noch der Widerstand Rg/k.<br />

Für einen OP mit idealem Eingang hätte sich die Bandbreite um den Verstärkungsfaktor k<br />

erhöht. Dies gilt aber nur näherungsweise, da jetzt der Diode noch die Eingangskapazität<br />

Cid des Operationsverstärkers parallel liegt. Die neue Grenzfrequenz ergibt sich zu:<br />

(3.12)<br />

Die Grenzfrequenz ist dernriach umso höher, je größer das Verstärkungs-Bandbreite-Produkt<br />

fc (und damit k) und je kleiner die Eingangskapazität Cin ist. Die Größe fJCin stellt<br />

deswegen ein brauchbares Kriterium zpr Beurteilung von Operationsverstärkern für diese<br />

Anwendung dar.<br />

Bild 3.18 Spektrum des optischen Sensors; es wurden 16 384 Punkte aufgenommen<br />

Die oben dargestellte Schaltung ist nicht stabil, wie eine kurze Analyse beweist.<br />

Ein Operationsverstärker kann bis ih den Bereich seiner Grenzfrequenz durch zwei Polstellen<br />

beschrieben werden. Die erste Polstelle bei w = l/T 0 ist die Grenzfrequenz der<br />

"open-loop-gain", der Verstärkung des nicht rückgekoppelten Operationsverstärkers. Die<br />

zweite Polstelle liegt bei der Frequenz wc = 1/T c, der Frequenz-bei der die Verstärkung<br />

nyrmehr eins beträgt ("unity gain bandwidth"). Im .Ä.mplituden- und Phasengang eines<br />

OPs ist dies verdeutlicht (Bild 3.20).<br />

Damit ergibt sich für die Schaltung das Ersatzschaltbild aus Bild 3.20a.<br />

Photodiode<br />

Bild 3.19 einfacher Verstärker für den PhotodiodeP$tr-oqi In<br />

l+pT~<br />

dann:<br />

(3.11)<br />

Eine typische Grenzfrequenz im Bereich 100„.20Q kH~ wär~ die Folge. Verwendet man<br />

dagegen den Strom/Spannungsverstärker, so führt der Photostrom ~war auch zu einem<br />

Spannungsabfall über Rg, und damit zu gleicher Empfindlichkeit, gleichzeitig wird aber<br />

die Diodenkapazität von der Ausgangsspannung entkoppelt. An der Photodiode liegt jetzt<br />

nur noch aufgrund der nicht unendlich großen Verstärkung des Operationsverstärkers das<br />

Bild 3.20a Ersatzschaltbild des Stromverstärkers<br />

Zi wird dabei vorn Rückkopplungswiderstand Rv Z 1 aus der Parallelschaltung von Diodenkapazität<br />

C 0 , Eingangskapazität des Operationsverstärkers Cid und Parallelwiderstand<br />

der Photodiode R 0 gebildet. Mit der rückgekoppelten Spannung UR ergibt sich die Übertragungsfunktion<br />

zu:


86<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 87<br />

Bild 3.20<br />

Verstärkung<br />

80 Phase<br />

dB<br />

Phase in Grad<br />

40 open loop gain -120<br />

0<br />

'IN<br />

. . ,, _________ __ __________.///<br />

--- - ----- --~-1-~~ --~~-- -~ --- ---<br />

100 10 k lM Hz lOOM<br />

-90<br />

-180<br />

Amplituden- und Phasengang eines Operationsverstärkers (AD 843); eingezeichnet<br />

ist auch der "Noise gain" für die Beschaltung nach Bild 3.18<br />

1 1 z.<br />

(3.13)<br />

-v<strong>·</strong>~~-<strong>·</strong>~~-<strong>·</strong>~~-<br />

1 + T 0<br />

p 1 + Tcp Z 1 + Z 2<br />

Durch den Spannungsteiler Z 1<br />

, Z 2 wird eine zusätzliche Pol-/Nullstelle eingeführt:<br />

näherungsweise gilt:<br />

(3.15)<br />

Die Schwingbedingung ist erfüllt für U A/UR = 1, d.h.<br />

(3.16)<br />

Der Verstärker wird also mit einer Frequenz schwingen, die sich aus dem geometrischen<br />

Mittelwert von Verstärkungs-Bandbreite-Produkt l!Tc des Operationsverstärkers und der<br />

Grenzfrequenz des Netzwerkes gebildet aus Rg und C 1 ergibt. An dieser Stelle ergibt sich<br />

für die Verstärkung des geschlossenen Kreises gerade eins. Graphisch ist dies der Schnittpunkt<br />

der Kurven für "Open loop Gain" und "Noise Gain" (s. Bild 3.20). "Noise gain"<br />

ist die durch die Beschaltung des OP bestimmte Verstärkung für eine am positiven Eingang<br />

anliegende Ersatzrauschquelle. Auch die Phasenbedingung ist aufgrund des Schnittwinkels<br />

der beiden Geraden mit 40 dB/Okt. erfüllt. Der Verstärker würde damit schwingen.<br />

Stabilität ist nur zu erreichen durch Einbau einer zusätzlichen Polstelle. Sie muß so liegen,<br />

daß sich "Open loop Gain" und "Noise Gain" nicht mit 40 dB/Dek., sondern nurmehr<br />

mit 20 dB/Dek. schneiden. Dies führt zu 45 ° mehr Phasenrand und damit zu Stabilität.<br />

Die Polstelle wird realisiert durch einen Kondensator parallel zu Rg.<br />

Der Verstärkungsfaktor ist dann:<br />

1 1 1 + Tp Rt<br />

-v<strong>·</strong>~~-<strong>·</strong>~~-<strong>·</strong>~~-<strong>·</strong>~~-<br />

1 + T 0<br />

p 1 + Tcp 1 + Tvp R 1 + Rg<br />

(3.14)<br />

(3.17)<br />

Die maximale Betriebsfrequenz des Verstärkers liegt somit bei:<br />

Dabei gilt: R 1 > , => R 1 /(R 1 +Rg) :::::: 1;<br />

v/T 0<br />

wc (Unity Gain Bandwidth)<br />

Für Frequenzen w > > 1/T 0<br />

gilt: :::::: Top<br />

Für Frequenzen w > > 1/Rg *C 1 gilt:<br />

(3.18)<br />

Am Lehrstuhl für Elektrische Meßtechnik wurden Versuche mit verschiedensten Operationsverstärkern<br />

durchgeführt. Tabelle 3.1 zeigt die wichtigsten Bausteine mit ihren technischen<br />

Daten:<br />

Desweiteren ist für die Stabilitätsbetrachtung die Polstelle bei wc vernachlässigbar, so daß


88 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 89<br />

Tabelle 3.1 technische Daten der verwendeten OPs<br />

OPA OPA AD AD AD El El<br />

627 637 829 840 843 2243 2423<br />

Rauschdichte (1 kHz) [nV/.JHz] 5,2 5,2 2 4 19 12 7<br />

Eingangsimpedanz [ü] 10'3 10'3 13k 30k 1010 lOM 20k<br />

Eingangskapazität [pF] 5,2 5,2 2 2 6 2 1<br />

Open-loop-gain [dB] 120 120 100 130 90 114 92<br />

± 3,5 V ausgesteuert werden. Das macht eine zweite Verstärkerstufe erforderlich. Für<br />

die zweite Stufe wurde der extrem schnelle AD 844 verwendet. Wie oben bereits erwähnt<br />

besitzt er eine extrem große Slew-Rate, die in der zweiten Stufe voll ausgenutzt werden<br />

kann. Der AD 844 verfügt weiterhin über eine kräftige, niederohmige Ausgangsstufe, die<br />

ihn besonders geeignet macht als Treiber für Analog/Digital-Umsetzer.<br />

Bild 3.21 zeigt die komplette Schaltung für den Photostromverstärker. Für die erste Stufe<br />

wurde der AD 843 ausgewählt. Das Ausgangssignal gelangt direkt in den im nächsten<br />

Abschnitt beschriebenen ADU. Beide Verstärker können durch einen Trimmkondensator<br />

Verst.-Bandbr.-Produkt [MHz] 16 80 500 400 34 70 200<br />

Slew-Rate [V/µ.s] 55 135 230 400 250 90 350<br />

fjCin 3,1 15,4 100 200 5,7 35 200<br />

3,3 p<br />

lOk<br />

3,3 p<br />

Desweiteren wurden noch. Untersuchungen mit Transimpedanz- und Transkonduktanzverstärkem<br />

vorgenommen. Verwendet wurden hier die Typen OPA 660, AD 844 und<br />

EL 400. Sie zeichnen sich aus durch eine extrem hohe Bandbreite bei hohen Verstärkungsfaktoren.<br />

Bei diesen "current-feedback" Operationsverstärkern ist die Bandbreite<br />

annähernd konstant, gleichgültig bei welcher Verstärkung. So erreicht der AD 844 bei der<br />

Verstärkung 1 eine Bandbreite von 60 MHz, bei einer Verstärkung von 10 jedoch immer<br />

noch 33 MHz. Ein konventioneller Operationsverstärker würde hier nurmehr 6 MHz<br />

erreichen. Möglich ist dies durch eine extrem hohe Slew-Rate. Sie beträgt z.B. beim<br />

AD 844 2000 V/µs. Der Eingangswiderstand dieser Verstärker beträgt zum Teil nur 50<br />

Ohm. Da für die Anwendung als Stromverstärker für Photodioden allerdings die<br />

Leistungsbandbreite nicht so ausschlaggebend ist, und somit der Vorteil einer hohen Slew­<br />

Rate nicht ausgeschöpft werden kann, wurden diese Operationsverstärker für die Verstärkung<br />

des Photostromes nicht verwendet.<br />

Sehr hohe Verstärkungs-Bandbreiten-Produkte weisen einige nicht kompensierte Operationsverstärker,<br />

wie der OPA 637 auf. Die hohe Bandbreite und die hohe Slew Rate werden<br />

aber durch einen geringeren Phasenrand erkauft. Bei einer Schleifenverstärkung von<br />

eins arbeitet der OPA 637 bereits instabil. Bei der Anwendung als Photostromverstärker<br />

wäre dann ein größerer Kompensationskondensators C 2 erforderlich. Dies führt dazu, daß<br />

die nutzbare Bandbreite für diesen Operationsverstärker nicht größer ist als für die kompensierte<br />

Type OPA 627 .<br />

Der dem Photostromverstärker nachgeschaltete Analog/Digital-Umsetzer kann bis auf<br />

Photodiode<br />

Bild 3.21 Verstärker für die optischen Sensoren<br />

auf minimale Phasenverschiebung justiert werden. Neben den zwei Verstärkerstufen ist<br />

noch eine Offsetkompensation eingebaut. Dabei ist ein Hochpaß zur Entkopplung der<br />

Gleichspannung wegen seiner zusätzlichen Phasendrehung nicht möglich. Deshalb ist ein<br />

dritter Operationsverstärker als Integrator beschaltet. Dadurch wird im Ausgangssignal<br />

des Photostromverstärkers der Offset beseitigt. Dies ist für die Signalauswertung wichtig.<br />

Bild 3.22 zeigt das Rauschen des zweistufigen Verstärkers. Die Streuung der Rauschspannung<br />

liegt bei etwa 0,5 mV.<br />

Bild 3.23 und Bild 3.24 zeigt den Frequenz- und Phasengang des zweistufigen Verstärkers.


90<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 91<br />

u<br />

Phase in Grad<br />

3<br />

mV<br />

2<br />

-50<br />

-100<br />

Phasenrand<br />

-150<br />

0 10 20ms<br />

Bild 3.22 Rauschen des Verstärkers bei kurzgeschlossenem Eingang<br />

0,1 0,3 1,0 1,3 MHz<br />

Bild 3.24 Phasengang des zweistufigen Verstärkers<br />

VI vo<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

- 3 dB<br />

Mit dem Verstärker können folgende Ergebnisse erreicht werden:<br />

Eingangsstrom: ca 1 µA<br />

Ausgangsspannung: ca 1 V<br />

Bandbreite: ca 0,9 MHz<br />

SNR:<br />

ca 70 dB<br />

Für die Phasenverzerrung, die der Verstärker verursacht, bedeutet das:<br />

0,4<br />


92 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 93<br />

0,000 02°<br />

0<br />

Alle drei Umsetzer haben hervorragende technische Daten. Nur kann aufgrund dieser<br />

Daten noch keine Entscheidung für oder gegen einen Umsetzer getroffen werden. Dennoch<br />

unterscheidet sich der Umsetzer CS 5336 deutlich von den anderen beiden Typen.<br />

Er arbeitet nach dem .i:iI:-Prinzip. Dieses Umsetzerverfahren bietet für herkömmliche<br />

Anwendungen einige meist nicht so entscheidende Vorteile. Doch gerade für die Massendurchflußmessung,<br />

wo hohe Genauigkeit in der Phase verlangt wird, ist das .i:iI:-Prinzip<br />

vorteilhaft. Denn in diesen Bausteinen ist ein digitales Filter integriert, das eine Verbesserung<br />

des Signal/Rausch-Abstandes der Meßkette ohne zusätzliche Phasenverzerrung<br />

ermöglicht.<br />

-0,000 02°<br />

0 6 12 18 Stunden - 24<br />

Bild 3.25 Phasendifferenz zwischen zwei Verstärkern; aus einer Quelle gespeist<br />

Delta-Sigma Analog/Digital-Umsetzer<br />

Die Meßsignale sollen möglichst schnell digitalisiert werden. Störgrößen, wie Temperatur<br />

oder Alterung können sich damif nur auf der relativen kurzen Strecke zwischen Sensor<br />

und Analog/Digital-Umsetzer auswirken. Der Digitalisierung kommt hierbei natürlich<br />

entscheidende Bedeutung zu, denn was an Meßinformation hier verloren geht, kann nicht<br />

wieder rekonstruiert werden.<br />

Im Verlauf der Arbeiten am Durchflußmesser kamen drei unterschiedliche A/D-Umsetzer<br />

zum Einsatz. In Tabelle 3.2 sind diese Umsetzer kurz mit ihren wichtigsten Daten vorgestellt.<br />

Tabelle 3.2 technische Daten der getesteten ADUs<br />

Prinzip Auflösung max f. Eingang Acp Linearität<br />

Crystal CS 5101 sukz. 16 bit 100 kHz ± 4,5 V 0,000 01° 0,002 %<br />

Approx.<br />

Burr Brown DSP 102 sukz. 16(18) bit 200 kHz ± 2,75 V 0,000 01° 0,003 %<br />

Approx.<br />

Crystal CS 5336 AE 16 bit 50 kHz ± 3,5 V 0,000 1° 0,001 %<br />

.i:iI:-A/D-Umsetzer sind erst seit einigen Jahren auf dem Markt. Sie bestehen aus zwei<br />

Komponenten. Zum einen dem .i:iI:-Modulator, der eine analoge Baugruppe darstellt, und<br />

zum anderen dem digitalen Filter. In der Vergangenheit war es noch nicht möglich die<br />

Präzision analoger Baugruppen mit der Komplexität digitaler Schaltungen zu verbinden.<br />

Gerade die klassischen Hersteller analoger Präzisionsbauelemente verfügen oft nicht über<br />

die µm-Technik, die für die Herstellung komplexer, digitaler Filter erforderlich ist. Deshalb<br />

können nur einige Firmen .i:iI:-A/D-Umsetzer anbieten.<br />

Der Modulatorblock reagiert zudem äußerst empfindlich auf hochfrequente Störsignale,<br />

wie sie im digitalen Teil des .i:iI:-ADU auftreten. Deshalb sind im .i:iI:-A/D-Umsetzer<br />

CS 5336 zwei Chips im Gehäuse untergebracht. Daraus resultiert maximale Entkopplung<br />

von Analog- und Digitalteil.<br />

Grundlagen. Wie bereits erwähnt besteht der .i:iI:-ADU aus zwei Komponenten. Dem<br />

Modulatorblock und einem digitalen Filter. Der Modulatorblock ist dem Wesen nach ein<br />

synchroner U/f-Umsetzer, der nach dem Ladungsbilanzverfahren arbeitet. Bild 3.26 zeigt<br />

die einfachste Variante eines derartigen Modulators. Ladungsbilanzverfahren deutet schon<br />

auf die prinzipielle Funktionsweise des Modulators hin: es wird versucht die Ladung auf<br />

dem Integrationskondensator konstant zu halten, also die Ladungsbilanz, die sich durch<br />

ein Signal am Eingang und ein Signal über die Rückkopplungsschleife ergibt zu egalisieren.<br />

Der .i:iI:-Modulator unterscheidet sich hier in keiner Weise vom U/f-Umsetzer nach<br />

dem Ladungsbilanzverfahren. Die Interpretation ist jedoch eine völlig andere. Beim U/f­<br />

Umsetzer wird eine angelegte Eingangsspannung in eine Frequenz gewandelt. Diese Frequenz<br />

wird mit einem Zähler gemessen. Die Zählung der Impulse und anschließende<br />

Ausgabe nach der Torzeit T entspricht einer Tiefpaßfilterung der Ausgangswerte des U/f­<br />

Umsetzers.


94<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 95<br />

Differenz- r<strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong>-<strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong>-----<strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong>---<strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong><strong>·</strong>-----<strong>·</strong>i<br />

verstärker 1 Integrator<br />

Komparator<br />

Der Integrator ist ersetzt durch seine Übertragungsfunktion H(f) , der Komparator ist als<br />

Rauschquelle dargestellt, die das Quantisierungsrauschen einführt. Für das Ausgangssignal<br />

wird erhalten:<br />

u<br />

Ein<br />

1-----~-o UAus<br />

D<br />

Aus<br />

= Q(n) + UEin. H(j)<br />

1 + H(j)<br />

(3.21)<br />

,_<br />

H(f) __ _________ ____ __ J<br />

Bild 3.26 Prinzip des Delta-Sigma-Modulators<br />

Takt<br />

Der ßE-Modulator hingegen wird als 1-bit ADU interpretiert, der das Eingangssignal mit<br />

einer hohen Abtastrate überabtastet. Wird ein Signal öfter abgetastet als notwendig, so<br />

kann durch Dezimierung eine niedrigere Ausgangswortrate bei gleichzeitig höherer Auflösung<br />

erreicht werden. Mit jeder Vervierfachung des "Oversampling"-Faktors steigt die<br />

Auflösung um ein Bit. Wollte man also z.B. 16 bit Auflösung mit einer Abtastfrequenz<br />

von 20 kHz aus einem 1 bit Umsetzer erreichen, so müßte dieser mit einer Abtastfrequenz<br />

von<br />

arbeiten. Ein undenkbarer Wert.<br />

(3.20)<br />

Durch die andersartige Interpretation kommt jedoch ein neuer Gedanke ins Spiel. Dazu<br />

werde der Modulator systemtheoretisch wie in Bild 3.27 beschrieben.<br />

H(t)<br />

Q(n)<br />

+<br />

Die Übertragungsfunktion H(f) wird nun so gewählt, daß 1 H(f) 1 für niedrige Frequenzen<br />

sehr groß und für hohe Frequenzen sehr klein wird. Dies kann durch einen Integrator<br />

oder ein Tiefpassfilter erreicht werden. Wird Gleichung 3.21 betrachtet, so bedeutet dies<br />

wenig Quantisierungsrauschen bei niedrigen Frequenzen, also auch im Nutzband und viel<br />

Quantisierungsrauschen bei hohen Frequenzen. Diese hohen Frequenzen werden aber<br />

sowieso ausgefiltert, stören also weit weniger. Durch diese Veränderung des Rauschspektrums,<br />

das sogenannte "Noise shaping", gelingt erst die Steigerung der Auflösung beim<br />

ßE-ADU, die zu vertretbaren Überabtastfaktoren führt.<br />

Kurzgeschlossenener Eingang. Eine Messung mit kurzgeschlossenen ADU-Eingängen<br />

zeigt, welche Auflösung mit dem ADU in der aufgebauten Schaltung tatsächlich erreicht<br />

werden kann. Bild 3.28 zeigt eine derartige Messung auf beiden Kanälen.<br />

UinmV<br />

0,5<br />

0,25<br />

0<br />

-0,25<br />

0<br />

UinmV<br />

0,5<br />

0,25<br />

0<br />

-0,25<br />

0<br />

10 20ms<br />

10 20ms<br />

Bild 3.28 Ausgangsdaten des ßE-ADU mit kurzgeschlossenen Eingängen<br />

Bild 3.27 Modell des ßE-Modulators<br />

Das dem Rauschen überlagerte Rechtecksignal ist typisch für ßE-ADUs. Dieses Störsignal<br />

entsteht im Zusammenwirken einer Offsetspannung am ADU und einer Einstreuung der


96 Realisierung des Meßsystems<br />

Frequenz f/2 auf die Versorgurtgsspannung oder die Spannungsreferenz. Eine Offsetspannung<br />

führt zu einem vermehrten Auftreten der Bitkombination 00 oder 11. Da die<br />

Bits mit fa getaktet werden, entsteht im Ausgangsspektrum des Modulators eine Linie in<br />

der Nähe von f/2. Bei einer Einstreuung von f/2 auf die Versorgung oder die Referenz,<br />

kommt es zu Interferenzen zwischen den beiden Störsignalen. Die Differenzfrequenz der<br />

beiden Signale kann noch im Durchlaßbereich des Tiefpaßfilters liegen. Dann kommt es<br />

zu einem Störprodukt am Modulatorausgang.<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

2<br />

V<br />

or-11~1--r~t---f---\~-f---+~-l---+-~L-_J__<br />

97<br />

Filterwirkung. Die außerordentliche Filterwirkung des AE-ADU zeigt Bild 3.29. Der<br />

ADU wurde zunächst mit einem Sinussignal der Frequenz 270 Hz und einer Amplitude<br />

U 55 =4 V gespeist. Anschließend wurde ein Sinussignal der Frequenz 26 kHz und der<br />

gleichen Amplitude Uss =4 V angelegt. In den digitalisierten Ausgangswerten des ADU ist<br />

von dem 26 kHz Signal nichts mehr zu erkennen. Diese Eigenschaft ist für die Phasenmessung<br />

äußerst vorteilhaft. Durch das steilflankige Filter werden höherfrequente Rauschkomponenten<br />

wirksam unterdrückt. Das Signal/Rausch-Verhältnis wird verbessert. Dennoch<br />

besteht bei dieser Tiefpaßfilterung nicht die Gefahr von Temperaturdriften oder<br />

Alterung, da die Filter digital arbeiten.<br />

4<br />

mV<br />

0<br />

-4<br />

0<br />

10 20ms<br />

fEin = 26 Q()() Hz<br />

10 20ms<br />

Aliasing. Natürlich ist auch bei diesem Umsetzer ein Anti-Aliasing-Filter erforderlich. Da<br />

das Eingangssignal aber 64 mal überabgetastet wird, das entspricht einer Abtastfrequenz<br />

von 3,072 MHz, werden an dieses Filter nur geringe Forderungen gestellt. Ein Tiefpaß<br />

erster Ordnung mit einer Grenzfrequenz von 1 MHz ist vollkommen ausreichend.<br />

Bild 3.30 zeigt wie sich hochfrequente Einstreuungen in den Eingangskreis auswirken<br />

können. Der ADU wurde zunächst mit einem Sinussignal der Frequenz f=300 Hz und<br />

einer Amplitude U 55 =4 V gespeist. Anschließend wurde ein Signal der Frequenz<br />

f=3,072 MHz und gleicher Amplitude U 55 =4 V angelegt. Da diese Frequenz in der Nähe<br />

der Abtastfrequenz von 3,072 MHz liegt, wird die Differenzfrequenz in das Nutzband<br />

gespiegelt. Es ist also dafür Sorge zu tragen, daß keine hochfrequenten Störungen aus<br />

Taktleitungen in der Nähe der Abtastfrequenz an den Eingang gelangen.<br />

Bild 3.29 Wirkung des digitalen Filters; oben fein =270 Hz, un_ten fein =26 kHz<br />

Phasenregelung bei 1000-facher Testfrequenz<br />

Trotz Verwendung modernster Bauelemente ist_bei Coriolis-Massendurchflußmessern die<br />

Phasen~rift der Sensoren und Verstärker immer noch in der Größenordnung der Drift des<br />

mecharus:hen Aufbaus. Durch die Verwendung des AE-ADU ist aber ein Verstärkerkonzept<br />

möglich, das eine Kalibrierung des Sensors für die Rohrschwingung im Betrieb<br />

ermöglicht.<br />

Der ~hotostr~mverstärker läßt sich in erster Näherung als Tiefpaß erster Ordnung bes~hre1ben<br />

. Seme Phasenverschiebung ist proportional zur Betriebsfrequenz und berechnet<br />

sich zu:<br />

.1 q> = arctan (IB )


98<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

99<br />

f = 270 Hz<br />

2<br />

V<br />

o~--+-~-1---~-1--~--1-~-+-~-+~-+~---1~~\--~+-~-+-~-t-~~-<br />

0 10 20ms<br />

2<br />

V<br />

o ~--1--l--1---l--+--l---l-+-+-----+-++-+-l-+--+--+--1,..-+-+--H--+-1-f-+---l-+--+--+-+-t---+-+--<br />

0 10 20ms<br />

Bild 3.30 Aliasing am .6.E-ADU<br />

und dem Testsignal von 300 000 Hz zusammengesetzt ist. Ist die Modulationstiefe nicht<br />

allzu hoch, wird der .6.E-ADU von dem Testsignal nicht beeinflußt. Das Testsignal hat auf<br />

die Massendurchflußmessung keinen Einfluß. Bild 3.31 zeigt die Vorrichtung. Zur Veranschaulichung<br />

der Filterwirkung des .6.E-ADU sei auf Bild 3.29 verwiesen.<br />

einen PI-Regler. Das Stellsignal<br />

des Reglers gelangt an einen der<br />

Verstärker. Dieser Verstärker ist<br />

nach Bild 3.32 mit einer Kapazitätsdiode<br />

ausgestattet. Damit kann<br />

seine Phasendrehung in gewissen<br />

Grenzen eingestellt werden, und<br />

zwar so, daß sich zwischen beiden<br />

Verstärkern bei dem 300 kHz<br />

Signal die Phasenverschiebung 0°<br />

ergibt. Die Phasenverschiebung<br />

Bild 3.32 abgleichbarer Verstärker<br />

der Verstärker ist nach Gleichung 3.22 bei 300 kHz 1000 mal größer als bei 300 Hz. Dadurch<br />

kann die Phasendifferenz des Testsignales viel leichter bestimmt und ausgewertet<br />

werden, als die des Signals. Ist die Phasenverschiebung der Verstärker bei 300 kHz abgeglichen,<br />

ist die Phasenverschiebung bei 300 Hz nur noch minimal.<br />

Durchgeführte Meßreihen zeigten, daß der bei f = 300 kHz abgeglichene Verstärker wie<br />

erwartet bei geringeren Frequenzen eine nur geringe Phasenverschiebung aufweist. Die<br />

prinzipielle Funktionstüchtigkeit des Verfahrens konnte nachgewiesen werden. Da mit den<br />

bislang verwendeten Photostromverstärkern ausreichend gute Ergebnisse erzielt wurden<br />

und die Regelung der Photostromverstärker mit der Testfrequenz zusätzlichen Aufwand<br />

bedeutet, wurde dieses Verfahren nicht weiter v~rfolgt.<br />

""""<br />

3.2.2 Messung der Axialkraft<br />

Bild 3.31<br />

Regelung der Photostromverstärker mit Hilfe einer Testfrequenz von<br />

f=300 000 Hz<br />

Zusätzlich gelangt das Ausgangssignal der Verstärker an einen Phasenkomparator und<br />

Problemstellung. Bei der mathematischen Beschreibung des schwingenden Rohres wurde<br />

deutlich, daß eine axiale Spannung im Meßrohr zu einem deutlichen Einfluß auf den<br />

Meßeffekt führt. Auch die für die Dichtebestimmung notwendige Eigenfrequenz ändert<br />

sich sehr stark. Zwar haben auch die Temperatur und der Innendruck im Meßrohr Auswirkungen<br />

auf die Eigenfrequenz und den Meßeffekt, doch ist deren Wirkung größtenteils<br />

auf das Auftreten einer axialen Spannung zurückzuführen. Bei einem Massendurchflußmesser<br />

mit geraden Rohren ist deshalb die Messung und Kompensation der axialen Spannung<br />

unvermeidbar.<br />

Im Abschnitt "Stand der Technik" wurden bereits zwei mögliche Ausführungsformen<br />

dieser Kompensation angesprochen:


100<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 101<br />

Bei den Geräten der Baureihe 11 Corimass 11<br />

wird die axiale Verspannung mittels eines<br />

Dehnungsmeßstreifens in einem Kompensationszylinder gemessen. Da der DMS als direkte<br />

Größe Dehnungen und nicht Spannungen mißt, darf der Kompensationszylinder nicht so<br />

starr ausgelegt sein, wie es aus schwingungstechnischen Gründen erforderlich wäre, denn<br />

er muß sich durch die im Meßrohr wirkende Axialkraft verformen lassen. Günstiger wäre<br />

der Einbau eines temperaturkompensierten DMS direkt auf dem Meßrohr. Dieser würde<br />

selbst bei einer Dehnung von e = 0 temperaturbedingte Axialspannungen erfassen. Ein<br />

DMS auf dem Meßrohr würde aber die Schwingungseigenschaften und damit die Meßgenauigkeit<br />

empfindlich stören.<br />

Bei den Geräten der Baureihe "m-point 11<br />

wird die axiale Verspannung indirekt gemessen.<br />

Da die Spannungen in erster Linie aus einem Temperaturunterschied von Meßrohr und<br />

Gehäuse resultieren, werden hier mittels zweier Temperaturfühler beide Temperaturen<br />

gemessen und damit eine Korrektur durchgeführt. Nachteil dieses Verfahrens ist die nur<br />

indirekte Messung der Störgröße. Die Tragrohrkonstruktion kann damit allerdings so<br />

starr, wie aus schwingungstechnischen Überlegungen erforderlich, ausgelegt werden.<br />

Ein Sensor für die Kompensation der Störgröße Axialspannung sollte so)Ilit folgende<br />

Forderungen erfüllen:<br />

- die Axialspannung sollte direkt gemessen werden,<br />

- das Meßrohr_ sollte in seinen schwingungs!echnischen Eigenschaften nicht beeinflußt<br />

werden,<br />

- der Sensor sollte keine Bedingungen an die Tragrohrkonstruktion stellen (vgl. Kompensationsrohr).<br />

Aus diesen Überlegungen heraus wurde ein neuer Sensor zur Kompensation der Axialkräfte<br />

in Meßrohren von Coriolis-Masse;durchflußmessern entwickelt basierend auf dem<br />

magnetoelastischen Effekt.<br />

Bereich zu erklären. Im Bohr'schen Atommodell führt beispielsweise das um den Atomkern<br />

kreisende Elektron zu einem Kreisstrom, der ein magnetisches Moment verursacht.<br />

Neben diesem Dipolmoment werden noch Dipolmomente aufgrund des Kernspins und des<br />

Bahndrehimpulses des Elektrons hervorgerufen /DA 6, 7 / .<br />

Diese magnetischen Momente sind in allen Stoffen vorhanden. Die magnetischen Eigenschaften<br />

einer Probe ergeben sich nach vektorieller Addition aller Dipolmomente. Wird<br />

nun ein magnetisches Feld der Feldstärke H an die Probe gelegt, so richten sich die Dipole<br />

je nach Material unterschiedlich aus.<br />

Bei diamagnetischen Stoffen erfolgt die Ausrichtung so, daß sie dem angelegten Feld<br />

entgegengesetzt ist. Werden diese Stoffe in ein Magnetfeld gebracht, muß Energie auf gewendet<br />

werden. Sie werden vom Magnetfeld abgestoßen. Es gilt<br />

Bei paramagnetischen Stoffen erfolgt die Ausrichtung der Dipole so, daß sie mit der<br />

Richtung des angelegten magnetischen Feldes übereinstimmen. Diese Stoffe werden vom<br />

Magnetfeld angezogen. Allerdings wird die vollständige Ausrichtung der Dipole durch die<br />

Wärmebewegung so stark behindert, daß das äußere Feld nur geringfügig zur Magnetisierung<br />

beiträgt. Es gilt<br />

Bei ferromagnetischen Materialien wie Eisen, Nickel und Kobalt, aber auch speziellen<br />

Legierungen, _wird durch ein angelegtes Magnetfeld eine große Zahl von magnetischen<br />

Dipolen parallel zum angelegten Feld ausgerichtet. Dadurch entsteht eine starke Magnetisierung.<br />

Die Permeabilitätµ ist sehr hoch:<br />

...______<br />

magnetoelastischer Sensor<br />

Grundlagen. Mit dem magnetoelastischen Effekt wird die A'1swirkung einer mechanischen<br />

Eingangsgröße auf die magnetischen Materialeigenschaften eines Stoffes ausgenutzt.<br />

Eine zentrale Rolle bei der Beschreibung der magnetischen Materialeigenschaften spielt<br />

die Permeabilitätµ. Sie verknüpft die magnetische Feldstärke H (Einheit A/m) mit der<br />

magnetischen Flußdichte B (Einheit T=Vs/m 2 ) gemäß der Beziehung B=µ<strong>·</strong>H.<br />

Man versucht die magnetischen Phänomene durch magnetische Momente im atomaren<br />

Bei Ferromagnetika ist das Bestreben der Dipolmomente, sich parallel zu Nachbardipolen<br />

auszurichten, sehr stark. Die Ausrichtung der Dipole erfolgt dabei nicht beliebig, sondern<br />

bevorzugt in bestimmten Kristallgitt~rrichtungen . Es ergeben sich somit Richtungen leichter<br />

und schwerer Magnetisierbarkeit. So sind beispielsweise beim kubisch raumzentrierten<br />

Eisen die Richtungen leichter Magnetisierbarkeit entlang der Würfelkanten der Elementarzelle<br />

( < 100> ). Dieses Verhalten führt zur Bildung größerer Bereiche, innerhalb derer<br />

alle Dipole parallel zueinander, in der Richtung der leichten Magnetisierbarkeit ausgerichtet<br />

sind. Diese Bereiche werden als Elementarmagnete, Domänen oder auch, nach dem


102 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 103<br />

Entdecker, als Weiss'sche Bezirke 1 bezeichnet. Wenn alle Dipole ausgerichtet sind, ist<br />

die Sättigungsmagnetisierung erreicht, die Permeabilität sinkt wieder.<br />

.dl / 1 in ppm<br />

.dl / 1 in ppm<br />

Mit steigender Temperatur sinkt die spontane Magnetisierung. Denn mit Überschreiten<br />

der Curie-Temperatur führt die Wärmebewegung wieder zu einer wachsenden Unordnung<br />

in den ausgerichteten Dipolen. Das Ferromagnetikum geht über zum Paramagnetikum.<br />

20<br />

10<br />

45 Permalloy 40<br />

20<br />

45 Pennalloy<br />

Magnetische Anisotropie. Die Spontane Magnetisierung ist nicht nur an ausgezeichnete<br />

Kristallachsen gebunden (sog. Kristallanisotropie). Eine wesentliche Rolle spielt auch die<br />

Formanisotropie. Die Magnetisierung erfolgt immer so, daß die im Körper steckende<br />

Energie minimal wird. So kann man sich leicht vorstellen, daß dies bei einem langen<br />

ferromagnetischen Stab eher längs, als quer der Fall ist. Ein Spezialfall der Formanisotropie<br />

ist die Oberflächenanisotropie. Sie besagt, daß die spontane Magnetisierung eines<br />

Körpers im Außenbereich parallel zu seinen Grenzflächen erfolgt. Bei einer dünnen<br />

Schicht wird sich die Magnetisierung also in der Schichtebene einstellen und nicht senkrecht<br />

dazu. Diese Effekte machen die Beschreibung der physikalischen Vorgänge um die<br />

Magnetisierung sehr schwierig. Die Zusammenhänge sind aber für die später verwendete<br />

Meßschicht von Interesse.<br />

Magnetostriktion. Bei einigen Ferromagnetika sind die geometrischen Abmessungen<br />

abhängig von der Orientierung der magnetischen Dipole. Dies ist vorstellbar, da die<br />

magnetischen Kräfte auf die Dipole Teil der Gleichgewichtskräfte sind, die zur Bindung<br />

der Teilchen im Festkörper führen. Im µnmagnetisierten Zustand sind die Dipolmomente<br />

statistisch auf alle möglichen Richtungen der leichten Magnetisierbarkeit verteilt. Erfolgt<br />

nun eine Ausrichtung der Dipolmomente durch ein äußeres magnetisches Feld, so erfolgt<br />

eine Gestaltänderung des Ferromagnetikums, die sogenannte Magnetostriktion A. Sie ist<br />

definiert als die relative Längenänderung dl/l der Probe. Von den verschiedenen Arten<br />

der Magnetostriktion ist die Magnetostriktion in Längsrichtung des Feldes, die sog. Joule­<br />

Magnetostriktion2 die wichtigste. Bild 3.33 zeigt die Magnetostriktion 'A einiger Materialien.<br />

Eine Besonderheit weisen Nickel-Eisen Legierungen auf. Bei einem Nickelanteil von mehr<br />

als 80,3 % sind sie negativ magnetostriktiv, bei einem Nickelanteil von exakt 80,3 %<br />

Pierre Ernest Weiss, geb. 1865 in Mülhausen, gest. 1940 in Lyon; franz. Physiker<br />

James Prescott Joule, geb. 1818 in Salford bei Manchester, gest. 1889 in Sale bei London; engl.<br />

Physiker<br />

-10<br />

-20<br />

Bild 3.32<br />

Ni<br />

2,4<br />

Hin kA/m<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

160 320<br />

Fe Hin kA/m<br />

Magnetostriktion einiger Materialien bei kleinen und großen magnetischen<br />

Feldstärken<br />

magnetostriktionsfrei und bei einem Nickelanteil von weniger als 80,3 % positiv magnetostriktiv.<br />

Diese Eigenschaft wird die Nickel-Eisen Legierung in den nächsten Abschnitten<br />

als besonders geeignet ausweisen.<br />

Magnetoelastizität. Die Magnetoelastizität ist die Umkehrung der Magnetostriktion. Sie<br />

beschreibt die Änderung der magnetischen Eigenschaften als Folge einer mechanischen<br />

Verformung. Die Ausrichtung der magnetischen Dipole kann nämlich nicht nur mittels<br />

eines von außen angelegten magnetischen Feldes erfolgen, sondern auch mittels einer<br />

mechanischen Spannung. Denn wird ein Dipol durch ein magnetisches Feld in eine bestimmte<br />

Richtung gedreht, und vergrößern sich beispielsweise durch den magnetostriktiven<br />

Effekt seine Abmessungen, so kann der Dipol durch Krafteinwirkung wieder in die<br />

Orientierung geringerer geometrischer Ausdehnung zurückgedreht werden. Dies entspricht<br />

dann einer Abnahme der Permeabilität. Es liegt nahe, daß dieser Effekt umso ausgeprägter<br />

ist, je leichter die Dipole aus der magnetischen Vorzugsrichtung herausgedreht werden<br />

können. Die dazu notwendige Energie, die sogenannte Kristallenergie, oder korrekt Kristallanisotropie-Energiedichte,<br />

ergibt sich aus den Anisotropiekonstanten K 1<br />

und K 2 des<br />

Werkstoffes und dem Winkel zwischen Dipolmoment und Vorzugsrichtung. Für die gebräuchlichsten<br />

magnetoelastischen Werkstoffe sind in Tabelle 3.3 die Werte für die Anisotropiekonstanten<br />

K 1 und K2 angegeben (alle Werte sind stark temperaturabhängig).<br />

Ni<br />

Co


104 Realisierung des Meßsystems<br />

Tabelle 3.3 Anisotropiekonstanten magnetoelastischer Werkstoffe<br />

Material K1 [J/m3] K2 [J/m3]<br />

Realisierung des Meßsystems 105<br />

1 „<br />

Fall 1: Fall 2 :<br />

Eisen 50 000 -25 000<br />

Nickel -5000 5000<br />

Kobalt 400 000 200 000<br />

50% Ni - 50% Fe 3000 -18 000<br />

653 Ni - 35% Fe 1400 -7000<br />

70% Ni - 30% Fe 700 -1500<br />

!l.L/L = 34 % !l.L/L = -55 %<br />

Fall 3: Fall 4:<br />

F<br />

F<br />

90% Ni - 10% Fe -700 -2400<br />

Nickel-Eisen Legierungen mit einem Nickelanteil zwischen 70 und 90 % sind am leichtesten<br />

magnetisierbar und kommen deshalb bei magnetoelastischen Sensoren vorzugsweise<br />

zum Einsatz. Kobalt ist nur sehr schwer magnetisierbar. Kobalt käme für Kraftmeßdosen<br />

in Frage, wo eine sehr geringe Empfindlichkeit für sehr große mechanische Spannungen<br />

gewünscht wird. Die Tabelle zeigt auch die Flexibilität der Nickel-Eisen Legierungen mit<br />

denen verschiedene Empfindlichkeiten und sogar unterschiedliche Vorzeichen realisiert<br />

werden können. Für die Untersuchungen wurden deshalb diese Legierungen verwendet.<br />

Voruntersuchungen. Im Rahmen einer Voruntersuchung sollte festgestellt werden, inwieweit<br />

mit selbst hergestellten Meßschichten mechanische Spannungen gemessen werden<br />

können, und wie sich hierbei die Anisotropieeffekte auswirken. Hierzu wurde, wie im<br />

nächsten Abschnitt beschrieben, ein Probekörper galvanisch mit einer Meßschicht aus<br />

Permalloy überzogen. Diese Schicht wurde rautenförmig angelegt. Sie weist somit den<br />

Effekt der Formanisotropie auf, d.h. die Magnetisierung verläuft entlang der längeren<br />

Symmetrieachse. Dieser Effekt wurde noch durch einen Stabmagneten verstärkt, der<br />

während der Galvanisierung in gleicher Richtung angeordnet war. Es wurde die Induktivität<br />

einer Meßspule gemessen, die auf einen U-Kem aus Ferrit aufgewickelt wurde. In den<br />

Probekörper wurden Krafte eingeleitet. Bild 3.34 zeigt die dabei erzielten Ergebnisse.<br />

Es bestätigt sich der Einfluß der Anisotropie: in verschiedenen Belastungsrichtungen sind<br />

unterschiedliche Energien notwendig, um die Magnetisierung zu ändern. In den Fällen 2<br />

und 4 liegen das Meßfeld, sowie die Hauptanisotropie der Schicht in der gleichen Richtung,<br />

das bedeutet fast alle Weiss'schen Bezirke sind bereits in diese Richtung ausgerich-<br />

Bild 3.34<br />

F<br />

!l.L/L - -42 % !l.L/L = +4 %<br />

an einem Probekörper gemessene Induktivitätsänderungen der Meßspule<br />

tet. Einer weiteren spannungsbedingten Orientierung sind somit Grenzen gesetzt, es<br />

kommt zu einem nur geringen Anstieg der Induktivität im Fall 4. Anders im Fall 2. Die<br />

aufgebrachte Kraft bewirkt ein Herausdrehen der Dipole aus der Richtung des Meßfeldes,<br />

die mit der Vorzugsrichtung übereinstimmt. Da fast alle Dipole sich in der Vorzugsrichtung<br />

befinden, steht ein großer Bereich zur Verringerrung der Induktivität zur Verfügung.<br />

In den Fällen 1 und 3 stehen Meßfeld und Längsachse der Raute senkrecht zueinander.<br />

Die Orientierung der Weiss'schen Bezirke ist in diesem Fall nicht so eindeutig, wie in<br />

den Fällen 2 und 4. Einerseits liegt spontane Magnetisierung in Richtung der Längsachse<br />

der Raute vor, andererseits werden durch das dazu senkrecht liegende Meßfeld einige<br />

Elementarmagnete aus dieser Richtung herausgedreht. Dadurch können in beiden Richtungen<br />

Elementarmagnete in das Meßfeld hinein oder aus dem Meßfeld herausgedreht werden.<br />

Ein Meßeffekt ist in jeder dieser beiden Spannungsrichtungen möglich.<br />

Im Hinblick auf den zu entwickelnden Sensor können folgende Schlüsse gezogen werden:<br />

1. Je nach Design der Schicht sind unterschiedliche Empfindlichkeiten in unterschiedlichen<br />

Belastungsrichtungen möglich. Dies ist wichtig, da die am Durchflußmesser<br />

eingesetzte Meßschicht zwar eine Axialspannung, nicht aber eine Tangentialspannung,<br />

hervorgerufen durch einen Innendruck im Rohr, erfassen soll.<br />

2. Die Empfindlichkeit in einer Belastungsrichtung hängt von der momentanen Bela-


106 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 107<br />

stung in der anderen Richtung ab. Die Empfindichkeit ist nicht konstant.<br />

Aufbau des Sensors. Es sind die mechanischen Spannungen im Meßrohr des Massenstrommessers<br />

zu bestimmen. Ein magnetoelastischer Werkstoff muß daher direkt auf das<br />

Rohr aufgebracht werden. Dies geschieht wie im nächsten Abschnitt beschrieben galvanisch.<br />

Zur Bestimmung der im Rohr wirkenden mechanischen Spannung über die Permeabilität<br />

wird gemäß der Beziehung:<br />

L (3.23)<br />

(mit der Permeabilitätszahl JJ.o, der relativen Permeabilität µ" der Windungszahl N, der<br />

Länge der Feldlinien 1 und der durchfluteten Fläche A) die Induktivität einer um die<br />

Meßschicht gewickelten Spule bestimmt. Die Messung der Permeabilität geschieht also<br />

über die Messung der Induktivität. Die Spule muß dabei nicht direkt auf dem Rohr sitzen,<br />

sondern kann über eine Tragkonstruktion am Gehäuse befestigt sein. Bild 3.35 zeigt die<br />

Vorrichtung. Es ist ausreichend, wenn das Rohr über eine Länge von etwa 3 cm beschichtet<br />

ist.<br />

Bild 3.35<br />

Meßspule<br />

Anordnung der magnetoelastischen Meßschicht und der Spule zur Auswertung<br />

des magnetoelastischen Effektes<br />

Galvanische Herstellung. Für die Herstellung der magnetoelastischen Meßschicht kommen<br />

verschiedene technologische Verfahren in Betracht. Die Schichten können aufgedampft<br />

oder gesputtert werden. Diese Verfahren sind zwar sehr präzise, aber auch sehr<br />

aufwendig und kostspielig. Aus diesem Grunde wurden die hier untersuchten Schichten<br />

galvanisch auf das Rohr aufgebracht. Die galvanisch aufgebrachten Schichten erreichen<br />

gute Meßeigenschaften und haften hervorragend. Bei der galvanischen Aufbringung kann<br />

jedoch die stöchiometrische Zusammensetzung der Schicht nicht exakt angegeben werden.<br />

Sie hängt von vielen Randbedingungen bei der Galvanisierung ab. Soll die magnetoelasti-<br />

sehe Meßschicht für eine Serienproduktion genutzt werden, so müßte zunächst analytisch<br />

die Schichtzusammensetzung bestimmt werden. Mit den oben angesprochenen aufwendigen<br />

Herstellungsverfahren kann dann exakt diese Schichtzusammensetzung reproduziert<br />

werden.<br />

Die Meßschichten wurden nach folgender Vorgehensweise hergestellt:<br />

Zunächst muß die Rohroberfläche durch Stahlwolle von Oxidschichten befreit werden.<br />

Fettrückstände sind anschließend mit Azeton zu entfernen. In einem Nickelanschlagbad<br />

wird die zu galvanisierende Fläche mit einer dünnen Schutzschicht aus Nickel überzogen.<br />

Das Nickelanschlagbad enthält folgende Bestandteile:<br />

Nickelchlorid 240 g/l<br />

Salzsäure<br />

85 g/l<br />

Die Abscheidungsstromdichte beträgt 3 A/dm 3 , die Expositionsdauer 5 bis 6 Minuten.<br />

Anschließend wird das vorbehandelte Rohr sofort in den Nickel-Eisen Elektrolyten gebracht,<br />

der folgende Zusammensetzung hat /Bog/:<br />

Ni S0 4<br />

210 g/l<br />

Fe S0 4 ; 12 g/l<br />

Na Cl<br />

30 g/l<br />

H 3 B0 4<br />

30 g/l<br />

Natriumlaurylsulfat 0,4 g/l<br />

Saccharin<br />

0,4 g/l<br />

Die Abschejdungsstromdichte beträgt 16 mA/dm 3 , die Expositionsdauer 36 Minuten und<br />

die Badtemperatur 28°C. Diese Angaben, wie auch die Zusammensetzung des Elektrolyten<br />

wurden in zahlreichen Versuchsreihen ermittelt und sind umbedingt einzuhalten, da<br />

sich sonst ganz andere Empfindlichkeiten für die Meßschicht ergeben können.<br />

Auswertung. Für die Messung der Induktivität kommen verschiedene Verfahren in Betracht.<br />

Der klassische Weg ist der Einbau des induktiven Gebers in eine Wechselstrommeßbrücke.<br />

Durch die große Verbreitung der LVDT-Weggeber werden mittlerweile jedoch<br />

komplexe integrierte Schaltungen angeboten, die die gesamte Signalauswertung,<br />

Signalaufbereitung und sogar die Speisung eines induktiven Gebers beeinhalten. Ein solches<br />

IC ist z.B. die Type AD 598 von Analog Devices. Die gesamte Schaltung für den<br />

magnetoelastischen Aufnehmer wird dadurch sehr einfach.<br />

Für ein Seriengerät ist dieser IC allerdings zu teuer. Es konnten jedoch ebenfalls gute<br />

Ergebnisse mit einer Multivibratorbrücke nach Mori erzielt werden. Hier sind außer


108 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

109<br />

einigen wenigen passiven Bauelementen nur zwei preiswerte Transistoren erforderlich<br />

/DA7/ .<br />

Prüfstand. Die Eigenschaften des magnetoelastischen Sensors wurden in einem Prüfstand<br />

untersucht. In diesem Prüfstand kann ein Rohr, wie es später für die Durchflußmessung<br />

benutzt wird, fest eingespannt werden. Über einen Pneumatikzylinder kann eine Axialkraft<br />

von ± 2000 N auf gebracht werden. Diese Axialkraft wird parallel mit einer Kraftmeßdose<br />

erfaßt. Alle Größen, auch das Ausgangssignal des magnetoelastischen Sensors<br />

werden über eine Meßwerterfassungskarte in den PC eingelesen.<br />

Meßunsicherheit in %<br />

Axialkraft. Bild 3.36 zeigt den Verlauf der Kennlinie des magnetoelastischen Sensors.<br />

Über dem entscheidenden Bereich der Eingangsgröße Axialkraft F x von bis zu 1000 N<br />

wird ein Ausgangsspannungshub von 3 V erreicht. Dies ermöglicht die ausreich.end feine<br />

Auflösung des Meßeffektes. Der Sensor ist somit von seiner Empfindlichkeit gut an die<br />

Meßaufgabe angepasst. Er erreicht dabei noch nicht seine magnetische Sättigung. Dadurch<br />

ergibt sich eine Kennlinie, die nicht linearisiert werden muß.<br />

0 250 500 750 1000<br />

Axialkraft in N<br />

Bild 3.37 Meßunsicherheit des magnetoelastischen Sensors, bezogen auf den Endwert<br />

Ausgangsspannung in V<br />

Bei der Messung magnetischer Größen ist immer besonderes Augenmerk auf Hystereseeinflüsse<br />

zu richten. Dazu wurden die Kennlinien mehrmals in auf- und absteigender<br />

Richtung durchfahren. Der Hysteresefehler war dabei geringer, als der oben angegebene<br />

Wert für die Meßunsicherheit. Er liegt in der Größenordnung ± 0,5 %.<br />

Der Sensor wurde zwanzig mal mit einer Zugkraft von exakt 1000 N belastet und anschließend<br />

wieder entlastet. Der angezeigte Wert wich dabei mit einer Streuung von<br />

24 mV vom Mittelwert ab. Bezogen auf den Endwert von 3 V ergibt sich somit eine<br />

Reproduzierbarkeit von etwa 1 % .<br />

0 250 500 750 1000 1250<br />

Axialkraft in N<br />

Bild 3.36 Kennlinie des magnetoelastischen Sensors<br />

In Bild 3.37 ist die Abweichung von der linearen Kennlinie aufgetragen. Die Meßunsicherheit<br />

bleibt im gesamten Bereich unterhalb etwa ± 1,5 % vom Endwert. Damit ist<br />

eine ausreichende Meßgenauigkeit . zur Kompensation der Störgröße Axialspannung gewährleistet.<br />

In verfahrenstechnischen Anlagen können über die Prozeßleitungen hohe Erdungsströme<br />

fließen. Davon wird zwar der größte Teil vom Gehäuse des Durchflußmessers aufgenommen,<br />

ein geringer Strom kann jedoch auch über das Meßrohr fließen. Bild 3.38 zeigt den<br />

hierdurch entstehenden Fehler.<br />

Bei einem Strom bis zu 5 A durch das Meßrohr traten zunächst Meßfehler bis zu 20 %<br />

vom Endwert auf. Der Fehler konnte stark reduziert werden durch einen kleinen axialen<br />

Luftspalt. Hierdurch ergibt sich ein hoher magnetischer Widerstand für das durch den<br />

Strom erzeugte magnetische Tangentialfeld. Zwei Luftspalte bringen eine nochmalige<br />

Verbesserung. Der Fehler wird auf unter 2 % reduziert.


110<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

111<br />

Meßfehler in %<br />

20<br />

10<br />

ohne Luftspalt<br />

mit einem Luftspalt<br />

mit zwei Luftspalten<br />

0<br />

u<br />

Me&chicht<br />

ohne<br />

Luftspalt<br />

Meßschicht<br />

mit einem<br />

Luftspalt<br />

0<br />

-1<br />

F inN<br />

2 3 A 5<br />

-2<br />

Bild 3.38<br />

Fehler durch elektrischen Strom durch das Meßrohr<br />

-3<br />

Innendruck. Neben der Axialkraft kann in dem Prüfstand über eine Hydraulikpumpe<br />

auch ein Druck bis zu 150 bar im eingespannten Rohr erzeugt werden. Dieser Druck wird<br />

mit einem Druckmesser und die Meßwerterfassungskarte erfasst. Denn im Realbetrieb<br />

kann der Durchflußmesser mit einem Druck bis zu 63 bar oder mehr belastet werden.<br />

Dieser hohe Druck führt im Meßrohr zu hohen tangentialen Spannungen. Es wäre wünschenswert,<br />

wenn nur die axialen Spannungen zu einem Ausgangssignal am magnetoelastischen<br />

Sensor führen würden. Wie in den Voruntersuchungen bereits geschildert, ist die<br />

Empfindlichkeit des Sensors richtungsabhängig. Es erscheint also durchaus möglich für<br />

Axialkräfte eine hohe und für Tangentialkräfte eine geringe Empfindlichkeit einzustellen.<br />

Es ist jedoch nur unter großem Aufwand möglich, eine bestimmte Schichtzusammensetzung<br />

gezielt einzustellen und nach den gewünschten Empfindlichkeiten zu optimieren. Es<br />

konnte aber dennoch gezeigt werden, daß entsprechende Einstellungen der Schicht existieren.<br />

Da das Rohr nämlich vertikal galvanisiert wurde, ergeben sich für unterschiedliche<br />

Stellen auf dem Rohr unterschiedliche Legierungen. Bild 3.39 zeigt die Veränderung der<br />

Induktivität bei Erhöhung des Rohrinnendruckes von 0 auf 100 bar. Bei Belastung des<br />

Sensors mit einer Axialkraft F x von 1000 N ergibt sich die relative Induktivitätsänderung<br />

ALp/Lo, mit der Induktivität Lo des unbelasteten Zustandes. Bei Belastung mit dem Innendruck<br />

p = 100 bar ergibt sich die relative Induktivitätsänderung A~. Die Größe AL/ ALp<br />

ist somit ein Maß für die Verfälschung des Meßwertes für die Axialkraft Fx durch den<br />

Innendruck p. Aufgetragen ist dieser Fehler zum einen über der Axialkraft Fx und zum<br />

anderen über der Position x der Meßspule über der Schicht.<br />

Bei einer Position x=20 mm der Meßspule liegt ein Bereich, in dem der Meßfehler durch<br />

Rohr<br />

Bild 3.39 Meßfehler durch Innendruck p<br />

die Wirkung des Innendruckes über den gesamten Bereich der Axialkraft Fx von<br />

0„ .1000 N weniger als 1 3 beträgt. Die Störgröße Innendruck wird gut unterdrückt.<br />

Die Abhängigkeit der Induktivität vom Innendruck p kann allerdings auch benutzt werden,<br />

um Abhängigkeiten der Eigenfrequenz der schwingenden Rohre oder des Meßeffektes Acp<br />

vom Innendruck p zu kompensieren. Tabelle 3.4 zeigt eine Einstellung des magnetoelastischen<br />

Sensors bei der die Abhängigkeit der Eigenfrequenz f Eigen des schwingenden Rohres<br />

von Innendruck p und Axialkraft Fx kompensiert werden kann.<br />

Tabelle 3.4 Kompensation der Frequenzänderung Afeigen bei Belastung ~it Innendruck<br />

mit Hilfe des magnetoelastischen Sensors<br />

Ap = 100 bar<br />

Fx = 1200 N<br />

AL 0,1 mH -0,86 mH<br />

AfEigen -2,2 Hz 20 Hz<br />

AL / M -45 µH /Hz -43 µH /Hz


112 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

113<br />

Sowohl bei der Beaufschlagung mit einem Innendruck p = 100 bar, wie auch der Belastung<br />

mit einer Axialkraft Fx = 1200 N, ergibt sich eine Änderung der Eigenfrequenz, die die<br />

Dichtemessung empfindlich stört. Am magnetoelastischen Sensor ergibt sich aber jeweils<br />

eine Änderung der Induktivität über der Frequenzänderung von -45 µH/Hz bzw. -<br />

43 µH!Hz. Die Frequenzänderung kann also kompensiert werden, gleichgültig, ob die<br />

Frequenzänderung durch Innendruck oder Axialkraft bewirkt wurde!<br />

3.2.4 Messung der Temperatur<br />

Temperatur des Meßrohres<br />

Aii1 Meßrohr ist außerhalb des Gehäuses ein Pt-100 Temperaturfühler angebracht. Zur<br />

Umformung des Widerstandswertes des Pt-100 in eine elektrische Spannnung wird ein<br />

Modul aus der 5B Serie verwandt. Es beinhaltet die komplette Signalaufbereitung für<br />

Platin-Widerstandsthermomerter, Thermoelemente, DMS etc. Da die Module mit Überspannungsschutz,<br />

Temperaturkompensation und galvanischer Trennung zwischen Eingang<br />

und Ausgang ausgestattet sind, sind sie in der Prozeßmeßtechnik sehr verbreitet. Für die<br />

Umformung des Pt-100 Widerstandswertes in eine Spannung 0 ... 5 V ist damit kein weiterer<br />

Schaltungsaufwand erforderlich.<br />

Temperaturdifferenz zwischen Gehäuse und Meßrohr<br />

Bei der Charakterisierung des neu aufgebauten Massendurchflußmessers stand der magnetoelastische<br />

Sensor noch nicht zur Verfügung. Da die Axialspannung im Meßrohr vor<br />

allem durch eine Temperaturdifferenz zwischen Gehäuse und Meßrohr entsteht, wurde<br />

diese Temperaturdifferenz gemessen. Dazu wird ein zweiter Pt-100 Meßwiderstand am<br />

Meßrohr außerhalb des Gehäuses und ein weiterer Pt-100 am Gehäuse angebracht. Die<br />

beiden Pt-100 Widerstände werden in einer Brücke verschalten. Die Diagonalspannung<br />

wird mit einem Instrumentierverstärker INA 101 verstärkt.<br />

Meßwerterfassungskarte im PC erfasst.<br />

3.2.6 Messung der Frequenz<br />

Zur Messung der Frequenz werden die auf der Meßwerterfassungskarte zur Verfügung<br />

stehenden Zähler und Quarzgeneratoren verwendet. Bild 3.40 zeigt die zusätzlich notwendige<br />

Hardware.<br />

Sensorsignal ~<br />

o--~<strong>·</strong>~vsu<br />

Bild 3.40 Prinzip der Frequenzmessung<br />

Ein Sensorsignal, das die Rohrschwingung liefert, wird in ein Rechtecksignal gewandelt<br />

und geteilt. Nach einem Software Startimpuls generiert eine Logik ein Torsignal das<br />

einem Vielfachen der Periodendauer der Rohrschwingung entspricht. Während dieser Zeit<br />

läuft auf der Meßwerterfassungskarte ein Zähler, der aus dem internen 2 MHz Quarzoszillator<br />

getaktet wird. Der erreichte Zählerstand wird dann vom PC ausgelesen und in<br />

eine Frequenz umgerechnet.<br />

I<br />

3.2.5 Messung der Durchflußreferenz<br />

Als Referenzmeßgerät stand ein Coriolis-Massendurchflußmesser zur Verfügung. Dieser<br />

verfügt über einen Stromausgang. Hier kann der aktuelle Durchflußwert als Strom abgegriffen<br />

werden. Der Strom wird wie schon die Temperatur in einem Modul aus der 5B<br />

Serie (5B 32) in eine Spannung 0 ... 5 V gewandelt. Auch diese Spannung wird mit der


114 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

115<br />

3.3 Signalverarbeitung<br />

3.3.1 Aufbau des Gesamtsystems<br />

Das gesamte Meßsystem gliedert sich in zwei unabhängige Teile. Die in Kapitel 3.2<br />

beschriebenen Messungen von Temperatur, Frequenz, Referenz etc. erfolgen mittels einer<br />

Meßwerterfassungskarte in einem PC 386. Die komplette Meßplatzsteuerung, die<br />

Datenverwaltung und die graphische Ausgabe der Meßergebnisse erfolgt unter der<br />

Benutzeroberfläche LabWindows. Bild 3.41 zeigt die Oberfläche des Massendurchfluß­<br />

Meßprogrammes.<br />

Sensor 1<br />

Sensor 2<br />

Bild 3.42 Struktur des Meßsystems<br />

DSP PC f--+---- .1


116 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 117<br />

Tabelle 3.5 Vergleich verschiedener Phasenmeßgeräte<br />

Modell Auflösung Meßbereich max. Frequenz<br />

Stanford Research 0.001° ± 180° 100 MHz<br />

SR 620<br />

hp 53131 0,2° ± 180°<br />

hp 5335 0.008° ± 180° 200 MHz<br />

Coriolis-Massendurchflußmes- 0.0001° ± 10 1 kHz<br />

ser<br />

Die meisten analogen Schaltungen arbeiten nach dem Prinzip eines phasenselektiven<br />

Gleichrichters. Dabei werden die beiden Signale zunächst auf exakt gleiche Amplitude<br />

verstärkt und anschließend wird die Differenz gebildet. Die Information über die Phasendifferenz<br />

11


118 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 119<br />

dene Unsicherheit bei der Abschätzung der Phasendifferenz kann, wie im folgenden beschrieben,<br />

analytisch berechnet werden.<br />

Fehlerabschätzung<br />

Die Ausgleichskurve ist zunächst durch die Größen Frequenz, Phase und Amplitude charakterisiert.<br />

Zur Berechnung der Unsicherheit bei der Abschätzung der Phasendifferenz<br />

sind zwei weitere charakeristische Größen erforderlich: zum einen die endliche Anzahl N<br />

von Wertepaaren x 0<br />

, Yn des Datensatzes; zum anderen das Signal/Rausch-Verhältnis der<br />

zugrundeliegenden Sensorsignale.<br />

Für die folgenden Ausführungen gelte die Periodenbedingung als erfüllt. Mit der Kreisfrequenz<br />

w 0 der Sensorsignale werden die Fourier-Koeffizienten a 1 und b 1 berechnet aus:<br />

Mit<br />

2 N<br />

b 1<br />

= - .~ y. <strong>·</strong>sin(w t.)<br />

Nf;;t1 01<br />

Öa1 2<br />

-. - = - <strong>·</strong>cos(w t.)<br />

öyi N o i<br />

kann die Variani a 31<br />

2<br />

von a 1 abhängig von der Varianz a/ der Meßwerte Yi berechnet<br />

/Pre/ werden:<br />

(3.28)<br />

(3.29)<br />

(3 .30)<br />

4N 1 1 N 1 2<br />

(3 .33)<br />

= o/ <strong>·</strong>-CI: (cos(w 0 ti)) 2 ---- + L (sin(cu 0 t.)) 2 ---~] ( 3 . 34 )<br />

1<br />

... 2. 2b2 .<br />

iv- 1=1 l+(~) 1=1 l + (~)<br />

b2<br />

b2<br />

Unter Beachtung der Periodenbedingung gilt:<br />

N<br />

L (cos(cu 0<br />

ti)) 2 = L (sin(cu 0 ti)) 2<br />

i =l<br />

i=l<br />

Gleichung 3.33 vereinfacht sich damit zu:<br />

0 2<br />

'P<br />

N<br />

02.~ .__<br />

1_<br />

y N a/+b/<br />

N<br />

2<br />

2b4<br />

(3 .35)<br />

(3.36)<br />

Der Term (a 1 2 +b 2<br />

2 ) ist äquivalent dem Quadrat der Signalamplitude Ys (mit Ys='12 <strong>·</strong> Yerr).<br />

Bei normalverteiltem Rauschen gilt der Zusammenhang:<br />

u2 _ 2<br />

Rausch.., - oy •<br />

so daß für die Varianz a/ der Phase erhalten wird:<br />

(3.37)<br />

(3 .31)<br />

Die Phasendifferenz berechnet sich aus tl.cp='fii-'fi 2 • Also ergibt sich für die Varianz der<br />

Phasendifferenz a Al{> 2 :<br />

Gleichermaßen wird für die Varianz von b 1 erhalten:<br />

Für die Varianz der zu ermittelnden Phase cp ergibt sich:<br />

(3.32)<br />

(3.38)<br />

Bild 3.43 zeigt die Zusammenhänge zwischen Streuung der Phasendifferenz, Anzahl der<br />

Meßwerte N und Signal/Rausch-Verhältnis der verwendeten Signalquelle.<br />

Dieser Algorithmus wurde zunächst mit verrauschten Datensätzen und beliebigen<br />

Anfangsphasen simuliert. Von jedem Parameterpaar wurden 50 Datensätze simuliert und


120 Realisierung des Meßsystems Realisierung des Meßsystems 121<br />

Tabelle 3.6<br />

Streuung als Funktion der Anzahl N der Meßwerte und dem Signal/Rausch-<br />

0 .ßip Verhältnis SNR, berechnet nach Gl. 3.38 und für simulierte Datensätze<br />

1000<br />

µrad<br />

100<br />

Anzahl N SNR Berechnung Simulation<br />

256 80 dB 8,8 µrad 9 µrad<br />

1024 80 dB 4,4 µrad 3,7 µrad<br />

4096 80 dB 2,2 µrad 2 µrad<br />

10<br />

256 66 dB 44 µrad 38 µrad<br />

Bild 3.43<br />

Anzahl N<br />

Streuung der Phasendifferenz !icp abhängig von der Anzahl der Meßwerte N,<br />

für fünf verschiedene Werte des Signal/Rausch-Verhältnisses<br />

1024 66 dB 22 µrad 21 µrad<br />

4096 66 dB 11 µrad 9,4 µrad<br />

256 60 dB 88 µrad 90 µrad<br />

1024 60 dB 44 µrad 50 µrad<br />

4096 60 dB 22 µrad 22 µrad<br />

die Phase berechnet. Aus der Häufigkeitsverteilung der Ergebniswerte wurde die Standardabweichung<br />

der Phase ermittelt. Dabei zeigt sich eine deutliche Übereinstimmung von<br />

Simulation und Berechnung. In Tabelle 3.6 sind Simulation und Berechnung gegenübergestellt:<br />

Am Laboraufbau eines Coriolis-Massendurchflußmessers wurden Schwingungsmessungen<br />

mit verschiedenen Sensoren durchgeführt. Die Sensoren wiesen unterschiedlichste Signal/<br />

Rausch-Verhältnisse auf. Die Signale wurden mit dem oben beschriebenen Algorithmus<br />

hinsichtlich ihrer Phasendifferenz ausgewertet. Es traten exakt die gleichen Werte für die<br />

Streuung der Phasendifferenz auf, wie nach der Berechnung aus dem SNR und der Anzahl<br />

der Meßwerte zu erwarten war /DA 21 .<br />

3.3.4 Synchrone Abtastung<br />

Die Phasendifferenz läßt sich wie beschrieben über die Fourier-Reihe ermitteln. Beim<br />

Übergang von simulierten Datensätzen auf gemessene Signale bereitet aber die Einhaltung<br />

der Periodenbedingung Schwierigkeiten. Es bietet sich die Verwendung einer PLL-Schaltung<br />

an, die synchron mit dem Eingangssignal z.B. pro Periode 128 Abtastwerte liefert.<br />

Standard PLL-Schaltungen wurden getestet, wiesen jedoch einen zu großen Phasenjitter<br />

auf. Nach Herstellerauskünften sind mit integrierten PLL-Schaltungen nur Frequenzstabilitäten<br />

von 10 bis 100 ppm erreichbar. Dies ist für eine präzise Phasenmessung zu ungenau.<br />

Es sollte deswegen eine präzisere PLL-Schaltung aufgebaut werden.


122 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 123<br />

Meßtechnisch lassen sich Frequenzen und Zeiten am genauesten erfassen. Es bietet sich<br />

daher an, einen digitalen Frequenzvervielfacher auf der Basis einer Frequenz- oder<br />

Periodendauermessung aufzubauen. Um die Schaltung einfach zu halten, soll die Vervielfachungsrate<br />

zunächst eine Potenz von zwei sein.<br />

Frequenzvervielfachung mit Oszillator und Teiler<br />

Eine Division von Dualzahlen durch 2° läßt sich ganz einfach durch Rechtsverschieben<br />

um n-Stellen realisieren. Eine ganzzahlige Division ist noch einfacher. Hier werden einfach<br />

n Stellen gestrichen. Da Zähler und Ringzähler am gleichen Takt liegen und ü~er die<br />

Ablaufsteuerung synchronisiert sind, ergibt sich die Frequenzvervielfachung zwischen<br />

Eingangssignal und Ausgangssignal.<br />

Die Ausgangsfrequenz ergibt sich zu :<br />

Bild 3.44 zeigt eine Schaltung, die die gegebenen Anforderungen erfüllen kann. Das Eingangssignal<br />

gelangt dabei zunächst in eine Ablaufsteuerung. Hier werden zum einen<br />

verschiedene Steuersignale für Registertransfer und Löschen der Zähler etc erzeugt. Zum<br />

anderen generiert die Ablaufsteuerung ein Torsignal für den nachgeschalteten Zähler. Die<br />

Torzeit ist dabei ein Vielfaches der Periodendauer des Eingangssignales. Im Zähler steht<br />

nun eine Information über die Periodendauer des Eingangssignals.<br />

Steuetsignale<br />

Sie soll den Wert<br />

annehmen. Das bedeutet der Teiler n muß auf den Wert<br />

(3.39)<br />

(3.40)<br />

(3.41)<br />

Ablaufsteuerung<br />

MSB<br />

Zähler<br />

LSB<br />

eingestellt werden. Der Faktor k soll nun auf 1 ppm genau sein, d.h. es müssen entsprechend<br />

viele Teilereinstellungen für n möglich sein:<br />

Ringzähler/ .<br />

Osz. >---------------------< Teiler ..-----v<br />

n<br />

n<br />

n+l<br />

n+l<br />

(3.42)<br />

Bild 3.44 einfache Frequenzvervielfacherschaltung<br />

Das bedeutet:<br />

n :


124 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

125<br />

Frequenzvervielfachung mit VCO und Teiler<br />

Mit einer Modifikation kann die Schaltung dennoch realisiert werden. Indem<br />

Gleichung 3.41 in Gleichung 3.42 eingesetzt wird, wird erhalten:<br />

~----~ Regler<br />

Der Festfrequenzoszillator soll nun durch einen VCO ersetzt werden; fosz wird durch fvco<br />

ersetzt. Dann muß folgende Gleichung erfüllt werden:<br />

n<br />

fvco1 - fvco2 • n+l<br />

fvco1<br />

~ 10-6 .<br />

Diese Gleichung wird erfüllbar, wenn der VCO in einem Bereich gleich<br />

± l/n ~ ± 1/1000 = ± 1 %0 gezogen werden kann.<br />

Nach welchen Kriterien muß die VCO-Frequenz eingestellt werden<br />

(3.46)<br />

In Bild 3.43 wird der Ringzähler mit einem digitalen Wort geladen, das dem Zählerstand<br />

des Hauptzählers dividiert durch eine Potenz von zwei entspricht. Diese Division läßt sich<br />

einfach durch Rechtsverschieben der Dualzahl durchführen. Das Ergebnis dieser Division<br />

ist nicht ganzzahlig, sondern weist Nachkommastellen auf. Da hier jedoch ganzzahlig<br />

dividiert wird, würden diese Nachkommastellen zunächst nicht berücksichtigt werden und<br />

zu einem Fehler führen. Diese zunächst unberücksichtigte Information wird nun für die<br />

Ansteuerung des VCO genutzt. In der Schaltung nach Bild 3.44 sind die zusätzlich notwendigen<br />

Funktionsteile eingezeichnet.<br />

Die Grundstruktur ist ähnlich wie in Bild 3.43. Das Eingangssignal gelangt wieder zuerst<br />

in eine Ablaufsteuerung. Neben verschiedenen Steuersignalen wird wiederum ein Torsignal<br />

für den nachgeschalteten Zähler erzeugt. Zähler und Ringzähler liegen am gleichen<br />

Takt. Der Ringzähler bzw. Teiler wird mit den führenden Bits des Zählers geladen. Dies<br />

entspricht einer ganzzahligen Division durch eine Potenz von zwei. Für den Ringzähler<br />

sind 12 Bit Wortbreite ausreichend.<br />

Der minimale Fehler wird dann erreicht, wenn die bei der Division nach rechts verschobenen<br />

- also bislang unberücksichtigten Bits - Null sind. Dies kann erreicht werden, indem<br />

diese Bits zur Ansteuerung eines VCO verwendet werden. Dieser wird solange verstimmt,<br />

bis tatsächlich alle unteren Bits Null sind. Die VCO-Frequenz ist dann exakt ein<br />

Vielfaches der Eingangsfrequenz.<br />

Dazu werden die unteren Bits auf einen Digital/ Analog-Umsetzer gegeben, der über einen<br />

Regler den VCO verstimmt. Damit die Regelung vorzeichenrichtig arbeitet, wird nicht<br />

nur Bit 0 .. 12, sondern auch Bit 13 auf den D/A-Umsetzer gegeben. Da ein gewisses<br />

Phasen- und Frequenzrauschen unvermeidlich ist, kann man sich Bit O und 1 sparen und<br />

nur Bit 2 .. 13 an den D/A-Umsetzer anlegen.<br />

Beispiel:<br />

Die Eingangsfrequenz betrage f=300 Hz. Es sollen 32 Abtastimpulsen pro Periode erzeugt<br />

werden. Besitzt der VCO einen Ziehbereich von 1 %0, so berechnet sich hieraus die<br />

Frequenz des VCO fvco zu 9,6 MHz. Ein um den Faktor 1000 geringerer Wert, als im<br />

vorausgegangenen Abschnitt.<br />

Als VCO wurde ein einfacher CMOS-Quarzoszillator aufgebaut, bei dem die Betriebsspannung<br />

verändert wird. Damit ist ein ausreichender Zieh~ereich möglich.


126 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 127<br />

Meßergebnisse<br />

In Bild 3.45 ist eine mit dieser Schaltung durchgeführte Meßreihe über vier Stunden<br />

dargestellt. Das Verhältnis von VCO-Frequenz zu Eingangsfrequenz betrug<br />

n=26 624+An. Die Kurve zeigt die Abweichung An/n des Faktors n aus Gleichung 3.39<br />

vom gewünschten Wert 26 624. Wird die Oszillatorfrequenz durch den Faktor 1024=2 10<br />

geteilt, so erhält man k=26 Abtastpunkte pro Periode. Die Periodenbedingung ist auf<br />

± 1 ppm genau erfüllt.<br />

tm / n<br />

3.3.5 Fensterung des Datensatzes<br />

Der vorangegangene Abschnitt hat gezeigt, welcher Aufwand nötig ist, um die Periodenbedingung<br />

genau genug einzuhalten. Besonders vorteilhaft wäre ein Auswertealgorithmus<br />

bei dem die Einhaltung der Periodenbedingung nicht erforderlich ist. Dies ist besonders<br />

für eine Implementierung auf einem Signalprozessor interessant. Hier könnten die Daten<br />

asynchron zur Periodizität der Signale eingelesen und verarbeitet werden.<br />

Um zu erkennen, wie Fehler bei der Verletzung der Periodenbedinguug entstehen, bzw.<br />

um Eingriffsmöglichkeiten zu erschließen, ist es notwendig den erfassten Datensatz analytisch<br />

zu beschreiben. Ein Vergleich zwischen den komplexen Fourier-Koeffizienten und<br />

dem Spektrum des betrachteten Datensatzes eröffnet einen eleganten Weg zur Berechnung<br />

des Fehlers bei der Bestimmung der Phase.<br />

Der komplexe Fourier-Koeffizient ck berechnet sich nach<br />

(3.47)<br />

Die Diskrete Fourier-Transformierte berechnet sich nach<br />

N-1<br />

Fv


128 <strong>·</strong> Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 129<br />

Berechnung des Spektrums<br />

Eine abgetastete Sinuskurve kann im Zeitbereich beschrieben werden durch eine kontinuierliche<br />

Sinusfunktion multipliziert mit einem Rechteckfenster mit diskreten Punkten. Da<br />

der Datensatz zum Zeitpunkt t=O beginnt, muß das um den Ursprung symmetrische<br />

Fenster mit der Dauer t = Tm um T m/2 nach rechts verschoben werden. Das Spektrum wird<br />

nun ermittelt, indem zunächst die Einzelspektren von Sinusfunktion und Fensterfunktion<br />

bestimmt werden. Die Faltung der Einzelspektren ergibt dann das Spektrum der abgetasteten<br />

Sinusfunktion. Bild 3.46 zeigt den Vorgang.<br />

(3 .52)<br />

Mit diesen Vorüberlegungen läßt sich der Fehler bei der Bestimmung der Phase berechnen.<br />

Beispiel:<br />

Bild 3.47 zeigt eine "falsch" abgetastete Funktion. Es wurden insgesamt 300 Punkte<br />

abgetastet. Die Meßzeit ist kein Vielfaches der Periodendauer der Grundschwingung.<br />

y<br />

(\<br />

g ~<br />

0 0<br />

A<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

l\<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 ~<br />

i 0<br />

i 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

i 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0 0 0<br />

0<br />

0 0 0 0 0<br />

0 ~---~~~o~~~~o~~--'o"---~~~o~~~~~~~~~~~o<br />

0<br />

0<br />

I<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

-1<br />

V<br />

0<br />

0<br />

':, 0<br />

V<br />

0<br />

0<br />

0<br />

V<br />

0<br />

t-<br />

Bild 3.47<br />

"falsch" abgetastete Funktion; die Periodenbedingung ist verletzt<br />

Bild 3.46 Berechnung des Spektrums des Abtastsatzes<br />

Das Spektrum an der Stelle w 0 berechnet sich zu:<br />

Für das Spektrum ergibt sich somit folgender Ausdruck /Sch2/:<br />

(3 .53)<br />

c.>Ta<br />

sin(N <strong>·</strong>--) . T„<br />

2 -1 <strong>·</strong>-<br />

2<br />

* [----<strong>·</strong>e ]<br />

wT<br />

sin(--a)<br />

2<br />

(3.51)<br />

Statt des korrekten Phasenwinkels von ip =0° ergibt sich ein Phasenwinkel von:<br />

(3.54)<br />

Betrachtet wird das Spektrum an der Stelle w 0 :<br />


130 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

131<br />

werden. Der Fehler würde ebenfalls bei 2,65° liegen.<br />

Da nun aber nicht nur der komplexe Fourierkoeffizient vorliegt, sondern auch das Spektrum<br />

des betrachteten Datensatzes können die Fehlerursachen beschrieben werden. Aus<br />

Bild 3.46 ist ersichtlich, daß die Fehler durch die Faltung der beiden Dirac-Stöße im<br />

Imaginärteil des Spektrums der Sinusfunktion mit dem Spektrum der Fensterfunktion<br />

entstehen. Aus Gleichung 3.52 ist abzulesen, daß die Fehler minimal werden für<br />

w 0<br />

Tm--+27r. Das ist genau die Periodenbedingung, die nicht eingehalten werden kann. Es ist<br />

aber dennoch eine Verbesserung durch das Abschneiden des Datensatzes auf möglichst<br />

ganze Perioden zu erzielen. Dies ist möglich, da die Signalfrequenz des Signals bekannt<br />

ist.<br />

Beispiel:<br />

Bild 3.48 zeigt die "falsch" abgetastete Funktion aus Bild 3.47 auf möglichst ganze Perioden<br />

beschnitten. Von den ursprünglich 300 Werten gehen noch 281 in die Ausgleichsrechnung<br />

ein. Das Spektrum an der Stelle w 0 berechnet sich zu:<br />

Bild 3.48<br />

1 -<br />

!\<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

i 0<br />

0<br />

y 0<br />

~<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

;<br />

p<br />

0<br />

0<br />

~<br />

0<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

-1 - V<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

!\<br />

~ i<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

V<br />

0<br />

0<br />

0<br />

(\<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

~ ~<br />

0<br />

0<br />

0<br />

~<br />

0<br />

0<br />

0<br />

~<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

V<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

t--<br />

"falsch" abgetastete Funktion, auf ganze Perioden beschnitten<br />

Fv


132 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 133<br />

Betrag F (}, c.>)<br />

lEO<br />

lE-2<br />

lE-4<br />

0<br />

ß.ilg 3.50 Spektrum des Blackmaq-Fenste,r~<br />

Bla..cknian-Fenster<br />

(nonniert)<br />

Verbesserung im Realbetrieb<br />

In den folgenden beiden Messungen wird die Verbesserung durch die Benutzung des<br />

Fensters gezeigt. Dabei findet bereits der neue Algorithmus, der im nächsten Abschnitt<br />

vorgestellt wird Verwendung. Die Ergebnisse lassen sich aber auch auf die Fourierreihe<br />

übertragen.<br />

zwei sinus(örmige Signale mit einer Frequenz zwischen 200„ .300 Hz wurden mit einer<br />

Abtastfrequenz von 50 kHz digitalisiert. Aus einem Abtastsatz von 1400 Meßwerten<br />

wurde die Phasendifferenz ermittelt. Das bedeutet es wurden zwischen 6 und 8 Perioden<br />

der Signale eingelesen. Bild 3.52 zeigt das Ergebnis bei Verwendung des eingelesenen<br />

Datensatzes ohne zusätzliche Bewertung mit einer Fensterfunktion.<br />

Liq> in µrad<br />

(3 .58)<br />

40<br />

Daraus ergibt sich ein Fehler in der Phasenbestimmµpg von:<br />


134 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 135<br />

wurde verwendet, da es in der DSP-Funktionsbibliothek bereits zur Verfügung steht,<br />

während für das Blackman-Fenster ein neuer Funktionsblock hätte geschaffen werden<br />

müssen.<br />

~q> in µrad<br />

eines der Signale im Speicher um eine oder mehrere Stellen, entprechend einem oder<br />

mehrere Ta, verschoben. Ta ist bekannt und konstant. Die Idee ist, y 1 als Linearkombination<br />

aus y 2 und dem verschobenen y 2 , nachfolgend y 3 genannt darzustellen (s.Bild 3.54):<br />

(3 .59)<br />

40<br />

20<br />

A<br />

0<br />

-20<br />

-40<br />

Bild 3.53<br />

200 210 220 230 240 250 260 270 280 290 300<br />

Frequenz in Hz<br />

Bestimmung der Phasendifferenz aus einem Datensatz mit Hamming-Fenster<br />

Bild 3.54 eingelesene Datensätze y 1 , y 2 und erzeugter Datensatz y 2 (t-n <strong>·</strong> TJ = y 3<br />

3.3.6 korrelative Phasenmessung<br />

Grundlagen<br />

Bei Coriolis-Massendurchflußmessem muß die Phasen- oder Zeitverschiebung zweier<br />

sinusförmiger Signale ermittelt werden. Da die Signale schon sinusförmig sind, würde<br />

sich nun anbieten, gleich ein Signal als Referenzsignal zu definieren und die Verschiebung<br />

des zweiten Signals diesem gegenüber zu ermitteln.<br />

Beim Ausgleich mittels Fourierreihe wurde jedes Sensorsignal durch sin- und cos­<br />

Schwingungen ausgedrückt. Dies ist ein orthogonales Referenzsystem. Um einen Ansatz<br />

für eine Ausgleichsrechnung durchführen zu können, benötigt man nicht umbedingt ein<br />

Orthogonalsystem. Da die Signale jedoch Schwingungen sind, also Vektoren, muß Signal<br />

1 als Linearkombination aus Signal 2 und einer weiteren, noch fehlenden Komponente<br />

dargestellt werden.<br />

Um A und B zu erhalten, lösen wir wie bei der Fourierreihe das Minimierungsproblem<br />

N<br />

S = L (yli -(A "Y2; + B <strong>·</strong>y3)2 -+<br />

i=l<br />

Min<br />

Die partiellen Ableitungen nach A und B müssen verschwinden:<br />

öS<br />

N<br />

0 = - = 2<strong>·</strong>L (y .- (A<strong>·</strong>y .+B<strong>·</strong>y .)) <strong>·</strong>(-y.)<br />

öA i=l 11 21 31 21 •<br />

Wir führen zur Vereinfachung folgende Schreibweisen ein:<br />

(3.60)<br />

(3.61)<br />

(3.62)<br />

Diese fehlende Komponente kann leicht erzeugt werden. Es wird dazu nur der Datensatz


136<br />

N<br />

s11 = E


138 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

139<br />

langsamen Mikrocontroller oder PC durchgeführt werden.<br />

Damit ist zwar zur Bestimmung der Phasendifferenz weiterhin die Kenntnis der Frequenz<br />

erforderlich. Sie kann jedoch in den Ergebniswert durch eine einmalige Multiplikation<br />

eingerechnet werden und muß nicht so genau vorliegen, wie bei der Fourierreihe.<br />

Fehlerabschätzung<br />

Um mit der Fourierreihe vergleichen zu können, soll auch für diesen Algorithmus die<br />

erreichbare Genauigkeit der Phasenbestimmung berechnet werden.<br />

Auch für dieses Verfahren läßt sich die resultierende Streuung der Phasendifferenz abhängig<br />

vom Signal/Rausch-Verhältnis und der Anzahl der Meßwerte N berechnen.<br />

Die Zeitverschiebung dt wird ermittelt aus:<br />

S13 <strong>·</strong>yli - s12 <strong>·</strong>y1(i-1)<br />

(3.84)<br />

kann die Varianz az 2 von Z abhängig von der Varianz der Eingangsgrößen y 1 und y 2<br />

angeben werden:<br />

(3.85)<br />

Zur Vereinfachung der Rechnung soll weiterhin von gleichgroßen Eingangssignalen und<br />

gleich großem Signal/Rausch-Verhältnis ausgegangen werden, also<br />

(3.86)<br />

81/<br />

!1t = ZB <strong>·</strong>t<br />

0<br />

ZA + ZB<br />

ZB<br />

---<strong>·</strong>wt<br />

0 0<br />

ZA + ZB<br />

(3.79)<br />

Mit<br />

Die Summen S 22<br />

, S 33<br />

und S 23<br />

in ZA und ZB hängen nur von y 2 und der Zeitverschiebung<br />

dt ab. Indem diese Summen berechnet und in die Formel für dcp eingesetzt werden, wird<br />

erhalten:<br />

(3 .80)<br />

folgt:<br />

0 2 = 0 2 <strong>·</strong>__!:._<strong>·</strong>(S 2 s -28 s 8 +s 2 s 28 s .~<br />

z<br />

y<br />

8 4 13 22 12 13 23 t3 11 - 12 13 L...JY1i'Y1ci-1) •<br />

13<br />

(3 .87)<br />

(3.88)<br />

Für sinusförmige Signale und Abtastung über volle Perioden gilt:<br />

Mit<br />

(3.81)<br />

N<br />

811 = E y2sin(wonTa) = 822 = 833 = -y2 .!!. = 8<br />

n=l 2<br />

(3.89)<br />

folgt:<br />

N<br />

8 23<br />

= ~ y 2 sin(w 0 nTa) <strong>·</strong>sin(w 0<br />

(n-l)T) = y 2 <strong>·</strong>~ <strong>·</strong>cos(wto) = S<strong>·</strong>cos(wto) . (3.90)<br />

(3.82)<br />

Z ist dabei der vom DSP gelieferte Wert.<br />

Mit<br />

öZ S13 °Y2; - 812 <strong>·</strong>y3;<br />

(3.83)<br />

Dies eingesetzt ergibt für die Varianz von Z:<br />

0 2<br />

z (3.91)<br />

und<br />

öyli 8 1<br />

/<br />

(3 .92)


140 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 141<br />

(J 2<br />

z<br />

(J 2 2<br />

_ Y <strong>·</strong>-<strong>·</strong>4(1-cos(cut )<br />

y2 N<br />

0<br />

(J 2 2<br />

_ Y <strong>·</strong>- <strong>·</strong>2(c..>t)2<br />

2 N o<br />

y<br />

(3.93)<br />

10<br />

Für die Varianz der Phasendifferenz !icp gilt:<br />

(3.94)<br />

µrad<br />

SNR = 70 dB<br />

sin 4 ( wto)<br />

2 2<br />

2 1<br />

oz <strong>·</strong>(wto) - -----<br />

24(cos( c..>t 0<br />

) - 1) 4 (J --<br />

z (c..>to)2<br />

(3.95)<br />

Eingesetzt in Gl. 3. 93 ergibt sich:<br />

(J 2 2<br />

_Y <strong>·</strong>-<strong>·</strong>2<br />

y2 N<br />

CJ 2 2<br />

_ Y <strong>·</strong> -<br />

y 2<br />

elf<br />

N<br />

(3.96)<br />

0,1<br />

J~~-.---~~-.-~~~.--~~~~.-~-~----<br />

10 6 Anzahl N<br />

Bild 3.55 Streuung der Phasendifferenz !icp abhängig von der Anzahl der Meßwerte N<br />

also:<br />

(3.97)<br />

Bei der Messung aus Bild 3.55 wurde die Anzahl der Meßwerte bei gleichbleibendem<br />

Signal/Rausch-Abstand von 70 dB variiert. Aufgetragen ist die Standardabweichung des<br />

Ergebnisses für die Phasendifferenzberechnung.<br />

Damit ist bei gleichem Signal/Rausch-Verhältnis die Streuung der Phasendifferenz diesselbe,<br />

wie bei der Berechnung mittels Fourierreihe (Bild 3.43). Beide Verfahren liefern<br />

Cllso die in den Signalen liegende Information bezüglich der Phasendifferenz. Eine genauere<br />

Abschätzung der Phasendifferenz ist aus der Natur der verrauschten Datensätze nicht<br />

möglich.<br />

3.3.7. Vergleich der Verfahren<br />

Die Ausgleichsrechnung mittels Fourie~eihe ist ein bewährtes Verfahren in der digitalen<br />

Phasenmessung. Sie ist für Phasendifferenzen zwischen 0 ... 360° geeignet. Die Frequenz<br />

der Signale muß genau bekannt sein. Dies macht bei der Benutzung eines DSPs einen<br />

zusätzlichen Eingangskanal für die Frequenz erforderlich, der die DSP Programmierung<br />

erschwert, bzw. sogar die Auswahl an geeigneten DSP Systemen einschränkt.<br />

Es müssen sehr viele Sinus- und Cosinuswerte berechnet werden. Diese Werte können<br />

jedoch auch in einem Vorlauf berechnet und abgespeichert werden. Dafür ist dann wiederum<br />

zusätzlicher Speicheraufwand erforderlich. Speicherbausteine stellen im allgemeinen<br />

keinen großen Kostenfaktor dar. Bei einer Implementierung des Algorithmus auf<br />

einem DSP wird allerdings der sehr viel teurere, schnelle Speicher in der DSP Umgebung<br />

verwendet.<br />

Der neue Algorithmus berechnet primär nicht eine Phasendifferenz, sondern eine Zeitdifferenz.<br />

Das stellt im Falle der Massendurchflußmessung keinen Nachteil dar, da der<br />

Massendurchfluß dem Quotienten aus Phasendifferenz und Frequenz, also genau der<br />

Zeitverschiebung, proportional ist. Die Phasenverschiebung kann zudem nur mit einer<br />

einzigen Multiplikation aus der Zeitdifferenz ermittelt werden. Diese Operation muß dann<br />

nicht vom DSP ausgeführt werden. Dadurch ist kein zusätzlicher Eingangskanal für die


142 Realisierung des Meßsystems<br />

Frequenz erforderlich. Dies ist eine große Vereinfachung bei der DSP Programmierung.<br />

Bei der Herleitung des neuen Algorithmus wurden einige Vereinfachungen eingeführt. Sie<br />

gelten nur in einem bestimmten Bereich der Phasenverschiebung der Signale. Aus diesem<br />

Grund ist dieses Verfahren nur für kleine Werte bis etwa 0,02 mrad ~ 1° ausgelegt. Dies<br />

stellt jedoch keine Einschränkung für die Massendurchflußmessung dar, da hier gerade<br />

extrem kleine Phasendifferenzen gemessen werden müssen.<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

nonnierte Amplitude<br />

143<br />

3.3.8 Ermittlung der Frequenz aus dem Datensatz<br />

Für den Betrieb des Massendurchflußmessers wird nicht nur die Information Phasendifferenz<br />

oder Zeitdifferenz benötigt, sondern auch die Information über die Frequenz des<br />

schwingenden Rohres. Diese Information wird im Meßsystem, wie es in Abschnitt 3.2<br />

beschrieben wurde, mit einem eigenen Frequenzzähler gewonnen. Ebenso möglich ist die<br />

Ermittlung der Frequenz aus solchen Größen, die für die Ermittlung der Phasendifferenz<br />

ohnehin anfallen. Damit wären für die Frequenzbestimmung keine weiteren Hardwarekomponenten<br />

und nur unwesentlicher Rechenaufwand erforderlich.<br />

In Bild 3.56 ist zur Verdeutlichung noch einmal der bei der Phasenbestimmung vorliegende<br />

Datensatz aufgezeichnet. Ein sinusförmiges Signal wurde über mehrere Perioden abgetastet<br />

und anschließend mit einer Fensterfunktion multipliziert. Es soll sich hierbei um<br />

den Kanal 2, also den Datensatz y2 handeln.<br />

Im Verlauf der Phasenbestimmung fallen die Zwischengrößen S23 und S33 an. Für sinusförmige<br />

Signale berechnen sich diese Größen wie folgt (vgl. Gl. 89,90):<br />

-1<br />

Bild 3.56 vorliegender Datensatz<br />

0 10 20ms<br />

Da sich S23 und S33 nur sehr wenig unterscheiden, ist diese Bestimmungsgleichung<br />

schlecht konditioniert. Wie die Messungen belegen, werden aber dennoch brauchbare<br />

Ergebnisse erhalten. Bild 3.57 zeigt die Kennlinie dieser Frequenzmessung im interessierenden<br />

Frequenzbereich von 200 Hz bis 300 Hz.<br />

berechnete Frequenz in Hz<br />

300<br />

N<br />

S33 = tr (y2(n Ta))2 = Yi i<br />

(3.98)<br />

275<br />

250<br />

225<br />

mit der Anzahl der Punkte N, der Amplitude y2, der Kreisfrequenz w und der Zeitverschiebung<br />

fo. Hieraus läßt sich die Frequenz f2 des Eingangssignales y2 separieren:<br />

1 s<br />

--arccos~<br />

21t to S33<br />

s 2<br />

1-(~)<br />

S33<br />

(3.99)<br />

200<br />

200 225 250 275 300<br />

eingespeiste Frequenz in Hz<br />

Bild 3.57 aus dem Datensatz nach Bild 3.56 berechnete Frequenz


144 Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

145<br />

Die Abweichungen zwischen eingespeister Frequenz und berechneter Frequenz sind in<br />

Bild 3.58 aufgetragen. Es wird eine Genauigkeit von etwa 0,03 Hz erreicht. Das<br />

entspricht einer relativen Genauigkeit von etwa 0, 1 %0 über den gesamten Bereich. Diese<br />

Art der Frequenzmessung ist somit ausreichend genau für die Massendurchflußmessung,<br />

bzw. für die Bestimmung der Dichte aus der Schwingfrequenz des Rohres.<br />

0,05<br />

Hz<br />

0,025<br />

erzielt. Die mit dem auf gebauten System erzielte Geschwindigkeit wird nur von speziellen <strong>·</strong><br />

analogen Schaltungen erreicht. Bild 3.59 zeigt die Messung eines Sprunges in der Phase.<br />

So schnelle Phasenänderungen sind beim Massendurchflußmesser nicht mehr möglich.<br />

Deswegen wurde für diese Messung das Meßsystem aus einem elektronischen Generator<br />

gespeist. Dieser Generator liefert zwei sinusförmige Ausgangssignale, die in ihrer Phasenlage<br />

einstellbar sind. Der Signalprozessor liefert alle 27 ms einen Meßwert, der unabhän-<br />

- gig von den vorhergehenden Meßwerten ist. Damit ist dieses Meßsystem für die gestellte<br />

Meßaufgabe ausreichend schnell.<br />

3,0<br />

ii


146<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 147<br />

2,00<br />

µrad<br />

1,75<br />

1,50 1-+---------------- -----­<br />

5 Tage Zeit<br />

Bild 3.60 Nullpunktstabilität des Meßsystems über 5 Tage<br />

Linearität<br />

Bei der Massendurchflußmessung ist der Meßeffekt, die Phasenverschiebung, linear von<br />

der zu messenden Größe dem Massendurchfluß abhängig. Bei der Herleitung des Algorithmus<br />

wurden einige Vereinfachungen gemacht und es ist zu prüfen wie diese sich auf<br />

die Linearität des Phasenmessers auswirken. Es steht jedoch hierfür kein Generator zur<br />

Verfügung, der zwei phasenverschobene Signale mit der geforderten Genauigkeit liefern<br />

könnte. Aus diesem Grunde wurde die Messung mit zwei Software-Generatoren durchgeführt.<br />

Der Signalprozessor bekommt seine Eingangswerte also nicht vom ADU, geliefert,<br />

sondern von einem Programm. Bei dieser Messung wurde die Kennlinie von<br />

Bild 3.61 ermittelt:<br />

In Bild 3.62 sind über der gleichen Abszisse die Abweichungen fl'Pr in der berechneten<br />

Phasendifferenz fl'Pber aufgetragen. Der Fehler beläuft sich im ganzen Bereich unter<br />

4 µrad. Das ist für den Anwendungsfall Massendurchflußmessung noch ausreichend. Bei<br />

dieser Messung stellte sich allerdings heraus, daß auch die Software-Generatoren einen<br />

nicht unerheblichen Fehler beitragen. Der DSP besitzt eine im Vergleich zu einem PC<br />

begrenzte Anzahl von Bits. Dadurch sind auch die berechneten Sinus- und Cosinuswerte<br />

mit Ungenauigkeiten behaftet. Die oben angegebene Genauigkeit wird somit mit realen<br />

Meßwerten sogar eher noch unterboten.<br />

Bild 3.61<br />

µrad<br />

0 5 10 mrad 15 llcpgen<br />

Linearität des Phasenmessers; zwei um fl'Pgen phasenverschobene Signale<br />

werden zugeführt; fl'Pber ist der berechnete Ergebniswert<br />

4<br />

2<br />

-2<br />

-4<br />

0 5 10 mrad 15<br />

Aq>gen<br />

Bild 3.62<br />

Abweichung fl'Pr der berechneten Phasendifferenz fl'Pber von der zugeführten<br />

Phasendifferenz fl'Pgen


148<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Realisierung des Meßsystems 149<br />

Abhängigkeit der berechneten Phasendifferenz von der Signalfrequenz<br />

Da bei der Herleitung des Algorithmus einige Vernachlässigungen getroffen wurden, die<br />

vor allem trigonometrische Funktionen betrafen, muß die Abhängigkeit der berechneten<br />

Phasendifferenz d'fJ von der Signalfrequenz untersucht werden. Würde man beide ADU<br />

Eingänge mit demselben Signal speisen, so müßte der Phasenmesser bei jeder Frequenz<br />

die Phasendifferenz Null liefern. Das tut er auch. Allerdings ist der Fall !::i.'()=0 kein<br />

verläßliches Prüfkriterium. Größere Abweichungen sind sicheriich zu erwarten, wenn am<br />

Meßgerät Signale mit eine:r; Phasendifferenz eingespeist werden. Hier ergibt sich allerdings<br />

das gleiche Problem, wie bei der Ermittlung der Linearität. Es steht kein Generator<br />

zur Verfügung, der zwei phasenverschobene Signale mit variabler Frequenz genau genug<br />

liefert. Um die Messung dennoch durchführen zu können, wurden zwei identische Signale<br />

auf beiden ADU-Kanälen eingelesen. Von diesen wurde eines im Speicher um Ta verschoben.<br />

Damit wäre diese Signal identisch mit dem im Phasenmeßalgorithmus zusätzlich<br />

erzeugten Signal y • 3<br />

Die Messung wäre genauso wenig aussagekräftig wie bei !::i.'()=0°.<br />

Deswegen wurde der Algorithmus modifü;iert. Das zusätzlich erzeugte Signal y3 wurde<br />

nicht um 1 <strong>·</strong> Ta, sondern um 2 <strong>·</strong>Ta verschoben. Die Berechnung bleibt dieselbe. Nun liegen<br />

jedoch zwei Datensätze y 1<br />

und y 2<br />

vor, die exakt um Ta verschoben sind. Das Phasenmeßgerät<br />

sollte nun unabhängig von der Frequenz den Wert !::i.t=Ta = 1/48 kHz=20,83 µ,s<br />

liefern. Bild 3.63 zeigt die Ergebnisse dieser Messung. Durch den modifizierten Algorithmus<br />

entspricht der Frequenzbereich von 50 bis 250 Hz einem Frequenzbereich von 100<br />

bis 500 Hz beim alten Algorithmus.<br />

Der Fehler erscheint mit ± 1 %0 relativ hoch. Beim Massendurchflußmesser treten jedoch<br />

niemals derart große Frequenzäqderungen auf. Soll der Phasenmesser aber in größeren<br />

Frequenzbereichen eingesetzt werden, so sind die Vernachlässigungen in den Gleichungen<br />

74-76 durch die exakten Ausdrücke zu ersetzen.<br />

20,9<br />

µs<br />

20,8<br />

20,7<br />

saese sese-El<br />

998 8 88 9888<br />

50 100 150 200 Hz 250<br />

Bild 3.63 berechnete Zeitverschiebung !::i.t in Abhängigkeit der Eingangsfrequenz<br />

Abhängigkeit der berechneten Phasendifferenz von der Signalamplitude<br />

Eine ähnliche Unters4chung wurde zur Abhängigkeit des ausgegebenen Wertes von der<br />

Amplitude des Eingangssignales durchgeführt. Die Meßanordnung war identisch mit der<br />

im Abschnitt Frequenzabhängigkeit beschriebenen. Bild 3.64 zeigt die Zeitverschiebung<br />

!::i.t in Abhängigkeit des Effektivwertes der sinusförmigen Eingangsspannung.<br />

In Bild 3.65 ist der relative Fehler !::i.trfto als Funktion der Amplitude der Eingangsspannung<br />

aufgetragen. Der Fehler kann zwar auch hier bis zu 1 %0 betragen, aber da beim<br />

Massendurchflußmesser die Amplitude geregelt wird, sind keine relevanten Meßunsicherheiten<br />

zu erwarten.


150<br />

Realisierung des Meßsystems<br />

Eigenschaften des Meßsystems 151<br />

.M<br />

20,9<br />

µs<br />

20,8<br />

20,7<br />

0,50 1,00 1,50 V 2,00<br />

Bild 3.64 Abhängigkeit der Zeitverschiebung dt vom Effektivwert der Signalamplitude<br />

4. Eigenschaften des Meßsystems<br />

4.1 Kennlinie, Meßunsicherheit<br />

Coriolis-Massendurchflußmesser zeichnen sich durch eine hohe Meßgenauigkeit aus. Zur<br />

Charakterisierung des neuen Durchflußmessers steht deswegen die erreichte Meßgenauigkeit<br />

an erster Stelle. Diese Meßgenauigkeit wird unter optimalen Bedingungen erreicht,<br />

d.h. konstante Temperatur von T=20°C und keine störenden Umgebungsgeräusche. Der<br />

Meßfehler setzt sich dabei zusammen aus Linearitätsabweichungen bei dem aktuellen<br />

Durchflußwert und einem durchflußunabhängigen, konstanten Nullpunktfehler. Aufgrund<br />

der großen Meßspanne wird die Meßunsicherheit üblicherweise bezogen auf den angezeigten<br />

Wert angegeben. Zu geringeren Durchflüssen hin schlägt der konstante Nullpunktfehler<br />

immer mehr zu Buche.<br />

Mit dem am Lehrstuhl für Elektrische Meßtechnik auf gebauten System konnten dabei die<br />

Ergebnisse von Bild 4.1 erzielt werden:<br />

pro:l:entuale Abweichung<br />

vom Referenzgerät<br />

1,00<br />

0,66<br />

0,33<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

X<br />

Meßwerte<br />

zulässige Abweichung<br />

/<br />

/<br />

/<br />

X<br />

X<br />

X<br />

1<br />

Bild 3.65<br />

0,50 1,00 1,50 V<br />

rel. Unsicherheit dtrf to in Abhängigkeit des Effektivwertes der Eingangsamplitude<br />

Bild 4.1<br />

10<br />

50 100<br />

Massendurchfluß in %<br />

bez. auf den Nenndurchfluß<br />

Abweichung des Gesamtsystems vom angezeigten Wert des Referenzdurchflußmessers<br />

Die Meßunsicherheit wurde definiert als die Abweichung der Anzeige des neuen Durchflußmessers<br />

von einem bewährten, industriellen Durchflußmesser. In einer Meßspanne


152 Eigenschaften des Meßsystems<br />

von 10 % bis 100 % des maximalen Durchflusses kann eine Übereinstimmung von 0,3 %<br />

erreicht werden. Bei Nenndurchfluß entsteht über der Meßstrecke gerade 1 bar Druckabfall.<br />

Eigenschaften des Meßsystems<br />

äq> in Grad<br />

0,0002<br />

153<br />

4.2 Nullpunktstabilität<br />

0,0001<br />

Bei Coriolis-Massendurchflußmessern ist die Nullpunktstabilität von besonderer Bedeutung.<br />

Die bei konventionellen Systemen erreichten Nullpunktschwankungen sind zum Teil<br />

kleiner als 0,01 %. Dennoch können diese geringen Nullpunktschwankungen die Meßgenauigkeit<br />

stark einschränken, wenn sehr kleine Durchflußraten gemessen werden.<br />

Nullpunktschwankungen können ihre Ursachen sowohl in den elektrischen, als auch den<br />

mechanischen Komponenten des Durchflußmessers haben.<br />

In den folgenden Messungen sind schrittweise, beginnend beim ADU bis zum gesamten<br />

Meßsystem, die Nullpunktschwankungen über jeweils etwa drei Tage aufgezeichnet.<br />

Bild 4.2<br />

0<br />

-0,0001<br />

-0,0002<br />

0<br />

Tage 2<br />

Nullpunktschwankungen von ADU und Signalverarbeitung<br />

ADU<br />

Der LiE-ADU wurde zunächst aus einem Funktionsgenerator gespeist. Der ADU wurde<br />

voll ausgesteuert. Beide Eingänge wurden am Ausgang des Funktionsgenerators angeschlossen.<br />

Es wurde kein digitaler, sondern ein analoger Funktionsgenerator verwendet.<br />

Dessen Frequenz ist nämlich temperaturabhängig. Dadurch ergeben sich ähnliche Verhältnisse,<br />

wie beim Gesamtsystem." Die Frequenzschwankungen betragen etwa 2 Hz. Bild 4.2<br />

zeigt Ergebnisse, die bei einer Messung über 2 Tage erzielt wurden.<br />

Die Streuung der Meßwerte ist wie erwartet aufgrund des guten Signal/Rausch-Verhältnisses<br />

des Generators sehr gering. Sie liegt unter 0,000 01°. Die Drift ist deutlich stärker.<br />

Sie beträgt etwa 0, 000 05 °. Ursachen könnten in Einstreuungen beim AD U liegen.<br />

!J.qi in Grad<br />

0,0002<br />

0,0001<br />

0<br />

-0,0001<br />

2 3 Tage 4<br />

Vorverstärker<br />

Bild 4.3<br />

Nullpunktschwankungen von Vorverstärker, ADU und Signalverarbeitung<br />

Für die folgende Messung wurde die Meßkette um die Vorverstärker für die optischen<br />

Sensoren erweitert. Diese Strom/Spannungs-Verstärker wurden aus demselben Funktionsgenerator<br />

über hochohmige Widerstände gespeist. Es ergab sich damit für die Verstärker<br />

ein Eingangsstrom, der etwa dem von den Photodioden gelieferten Strom von 10 µA<br />

entsprach. Auch bei dieser Messung war die Frequenzdrift des Generators etwa 2 Hz und<br />

entsprach damit den Werten bei Messungen am Gesamtsystem.<br />

Die Streuung ist größer als bei der Messung nur mit ADU. Sie beträgt jetzt knapp<br />

0,000 02°. Die Drift beträgt etwa 0,000 05°.<br />

Gesamtsystem<br />

Im letzten Schritt wurden die Photodioden an die Verstärker angeschlossen und das Meßrohr<br />

zu Schwin~ngen angeregt. Der Meßaufnehmer war dabei waagrecht gelagert. Das<br />

Meßrohr war mit Wasser befüllt. Der Wasserkreislauf stand unter einem Druck von ca.<br />

4 bar, um das Entstehen von Gasblasen zu verhindern.


154<br />

Eigenschaften des Meßsystems<br />

Eigenschaften des Meßsystems<br />

155<br />

Die Nullpunktschwankungen wurden wieder über 3 Tage aufgezeichnet. Die Frequenzdrift<br />

betrug hier ebenfalls etwa 2 Hz, so daß diese Messung mit den vorstehenden verglichen<br />

werden kann. Sowohl Drift, wie auch Streuung verschlechtern sich etwas. Für die Nullpunktdrift<br />

ergibt sich ein Wert von etwa ±0,000 1°, für die Streuung ein Wert von<br />

0,000 03°.<br />

m<br />

0,02<br />

kg/min<br />

0,01<br />

0<br />

a


156<br />

Eigenschaften des Meßsystems<br />

Eigenschaften des Meßsystems 157<br />

.<br />

m<br />

20<br />

kg/min<br />

15<br />

----<br />

Eigenentwicklung<br />

Nullpunktfehler in % vom Endwert<br />

0,10<br />

0,05<br />

o,oo--l----+-v-----;'----=-...--::.,;,__,'---------"-v-L__ \~~~_____<br />

10<br />

-0,05<br />

5<br />

-0,10<br />

0,5 1,0<br />

1,5 s 2,0<br />

25 30 35 40 45<br />

Temperatur in ° C<br />

Bild 4.6<br />

Dynamik des Gesamtsystems,<br />

Bild 4.7<br />

Nullpunktfehler bezogen auf den Endwert von 20 kg/min abhängig von der<br />

Temperatur des Meßrohres; die Gehäusetemperatur wurde konstant gehalten<br />

entstehen axiale Spannungen, die ebenfalls zu einer Änderung des Kalibrierfaktors führen.<br />

Diese Zusammenhänge wurden im Kapitel "Mathematische Berechnung" und "Sensorik"<br />

bereits erläutert. Bevor die Auswirkungen von Temperaturschwankungen auf den Kalibrierfaktor<br />

untersucht werden, muß allerdings geprüft werden, ob der Nullpunkt bei<br />

verschiedenen Temperaturen stabil bleibt.<br />

Nullpunkt<br />

Die Temperatur von Meßrohr und Tilgerrohr kann sich stark unterscheiden. Durch die<br />

parallele Anordnung der beiden Rohre entsteht durch die ungleichmäßige Ausdehnung<br />

eine Unsymmetrie im mechanischen Aufbau. Bild 4.7 zeigt die Ergebnisse einer Meßreihe,<br />

in der die Stabilität des Nullpunktes bei gleichbleibender Gehäusetemperatur abhängig<br />

von der Meßrohrtemperatur ermittelt wurde. Neben der Streuung der Meßwerte kann<br />

keine zusätzliche temperaturabhängige Drift beobachtet werden.<br />

Kalibrierf aktor<br />

Nachdem beim Nullpunkt keine temperaturabhängige Drift festgestellt werden konnte,<br />

kann die Drift in den folgenden Messungen ganz der Temperaturabhängigkeit des Kalibrierfaktors<br />

zugerechnet werden. Es wurden hierzu zwei Meßreihen durchgeführt. In der<br />

ersten Meßreihe wurde das Fluid erhitzt. Die Temperatur des Meßrohres steigt stark an.<br />

Die Temperatur des Gehäuses steigt entsprechend dem Wärmeübergang von Meßrohr auf<br />

das Gehäuse langsam. In der zweiten Meßreihe wurde die Temperatur des Fluides konstant<br />

gehalten, jedoch das Gehäuse erwärmt. Beide Meßreihen sind jeweils in einem<br />

Diagramm dargestellt (s. Bild 4.8).<br />

Da das Referenzgerät temperaturkompensiert ist, wird es im folgenden als fehlerfrei<br />

betrachtet. Als Meßfehler wird die Abweichung des neuen Durchflußmessers vom' Referenzgerät<br />

definiert. ~s ergibt sich die in Bild 4.9 dargestellte Abweichung.<br />

Für eine Temperaturkompensation können nun die Meßrohrtemperatur und die Temperaturdifferenz<br />

zwischen Meßrohr und Gehäuse verwendet werden. Diese beiden Größen<br />

wurden während der Messung zusätzlich aufgezeichnet. Bild 4.10 zeigt diese beiden<br />

Größen.<br />

Aus der Form der Kurven ist ersichtlich, daß die Temperaturdifferenz den größeren Ein-


158 Eigenschaften des Meßsystems<br />

Eigenschaften des Meßsystems 159<br />

angezeigter Durchfluß in kg/min<br />

Temperatur des Meßrohres in ° C<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

neU&~<br />

1 Referenzgerät "'===~-~=--......,~::::::::::==:::=::::-<br />

Zeit<br />

Temperaturdifferenz ll T in K<br />

40 / _,,Temperatur des Meßrohres<br />

20<br />

--------Temperaturdifferenz ll T<br />

Bild 4.8 Anzeige des neuen Durchflußmessers und des Referenzgerätes über der Zeit<br />

rel. Abweichung von Referenzgerät in %<br />

Bild 4.10<br />

Zeit<br />

Temperatur des Meßrohres in °C und Temperaturdifferenz zwischen Meßrohr<br />

und Gehäuse in K<br />

Abweichung vom Referenzgerät in %<br />

2<br />

0 -r--t-~~~-::::~~::__~~C---:i:P"'r'~~~'}j__--+-...:_<br />

Zeit<br />

Bild 4.9 relative Abweichung zwischen neuem Durchflußmesser und Referenzgerät<br />

fluß auf den Kalibrierfaktor hat. Mit einer Ausgleichsrechnung kann nun der Temperaturkoeffizient<br />

für eine Korrekturgleichung ermittelt werden. Diese Korrekturgleichung lautet:<br />

(4.1)<br />

-2<br />

-4<br />

Bild 4.11<br />

Zeit<br />

rel. Abweichung vom Referenzgerät bezogen auf Nenndurchfluß mit Kompensation<br />

der Temperaturdifferenz zwischen Gehäuse und Meßrohr<br />

Der Korrekturfaktor k 1<br />

wurde zu 0,005 l/K ermittelt. Wird die Korrektur auf den gemessenen<br />

Massendurchfluß angewendet, so ergibt sich die Meßunsicherheit aus Bild 4.11.<br />

Die Kompensation ist noch nicht ausreichend. Wie in der Berechnung (Kapitel 2.1) bereits<br />

gezeigt, beeinflußt die Temperatur des Meßrohres auch direkt den Kalibrierfaktor. In<br />

der Berechnung wurde ein Einfluß von etwa +0.1 % /K bezogen auf den Endwert ermittelt.<br />

Wird nun auch diese Größe mitberücksichtigt gemäß der Korrekturgleichung<br />

(4.2)<br />

mit dem Faktor k 2 =0,001 l/K, so läßt sich die relative Abweichung vom Referenzgerät<br />

bezogen auf Nenndurchfluß nach Bild 4.12 erreichen.<br />

Die Abweichungen)iegen nun im Bereich unter 0,5 %. Da die Meßreihen allerdings<br />

schnell durchfahren werden mußten, um die Temperaturdifferenzen zwischen Meßrohr<br />

und Gehäuse einzuhalten, war weder der neue Durchflußmesser, noch das Referenzgerät<br />

in einem thermisch stationären Zustand. Unter diesen Umständen hat sicherlich auch die<br />

Temperaturkompenssation des Referenzgerätes nicht optimal gearbeitet. Die Ergebnisse<br />

dieses Abschnittes können somit nicht die exakten Werte für die Korrekturkoeffizienten


160 Eigenschaften des Meßsystems<br />

Eigenschaften des Meßsystems 161<br />

Abweichung vom Referenzgerät in %<br />

Nullpunkt<br />

Bild 4.13 zeigt die Auswirkungen des Rohrinnendruckes auf den Nullpunkt. Es kann kein<br />

signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Der Innendruck hat somit keine Auswirkungen<br />

auf den Nullpunkt (da bei dieser Messung mit kürzeren Meßzeiten gearbeitet<br />

wurde, streuen die Meßergebnisse stärker).<br />

Nullpunktfehler in % vom Endwert<br />

Zeit<br />

Bild 4.12<br />

rel. Abweichung vom Referenzgerät mit Kompensation der Temperaturdifferenz<br />

zwischen Gehäuse und Meßrohr und Kompensation der Meßrohrtemp.<br />

liefern, sondern nur zusammenhänge und Hinweise auf mögliche Korrekturverfahren.<br />

Präzise Koeffizienten müssen in aufwendigeren Prüfständen ermittelt werden.<br />

4.6 Druckempfindlichkeit<br />

Prozesse laufen oftmals unter sehr hohen Drücken ab. Von einem Coriolis-Massendurchflußmesser<br />

wird verlangt, daß er eine sehr hohe Druckfestigkeit aufweist, und bei Belastung<br />

mit hohen Drücken kaum an Meßgenauigkeit verliert. Es ist allerdings sehr schwierig,<br />

den Meßaufnehmer bei Nenndurchfluß mit einem Druck von 100 bar zu kalibrieren.<br />

Dazu müßte die gesamte Kalibriereinrichtung samt Waage unter einen Druck von 100 bar<br />

gestellt werden. Dies wäre "zwar möglich, stellt aber einen zu großen Aufwand dar. Es ist<br />

kein Hersteller von Coriolis-Massendurchflußmessern bekannt, der über eine derartige<br />

Anlage verfügen würde. Deswegen wird zur Ermittlung der Druckempfindlichkeit die<br />

Abhängigkeit der Grundfrequenz und des Nullpunktes vom Rohrinnendruck ermittelt.<br />

Dazu wurde das Meßrohr des Durchflußmessers beidseitig mit Ermeto-Hochdruckverschraubungen<br />

versehen und an eine Kolbenpumpe angeschlossen. Damit konnte das Meßrohr<br />

bis 150 bar belastet werden.<br />

Bild 4.13<br />

Grundfrequenz<br />

0 50 100 bar 150<br />

Abhängigkeit des Nullpunktes vom Rohrinnendruck<br />

Ist die Abhängigkeit der Grundfrequenz vom Rohrinnendruck bekannt, können<br />

Rückschlüsse auf die Abhängigkeit des Kalibrierfaktors vom Innendruck gezogen werden,<br />

denn eine Frequenzänderung bedeutet, daß sich die effektive Steifigkeit des Meßrohres<br />

geändert hat und damit auch seine Ansprache auf den Corioliseffekt. Zudem wird die<br />

Grundfrequenz auch für die Dichtebestimmung benutzt. Bild 4.14 zeigt die Meßergebnisse.<br />

Es ist eine lineare Abhängigkeit von etwa 4 Hz pro 100 bar zu erkennen. Die Kalibrierung<br />

gilt immer nur in einem bestimmten Druckbereich. Hier könnte mit einem speziell<br />

abgestimmten magnetoelastischen Sensor Abhilfe geschaffen werden.


162 Eigenschaften des Meßsystems<br />

Eigenschaften des Meßsystems<br />

163<br />

274<br />

Hz<br />

272<br />

fin Hz<br />

285<br />

280<br />

275<br />

270<br />

265 +----.--~~~~~~---.--~~~~~~....--~~~~~~~~--<br />

0,9 1,0 1,1 kg/1 1,2<br />

270<br />

Bild 4.15<br />

Frequenz f des Meßrohres als Funktion der Dichte des Mediums<br />

punkt bei verschiedenen Dichten ermittelt (Bild 4.16).<br />

0 50 100 bar 150<br />

Bild 4.14 Resonanzfrequenz fres des Meßrohres abhängig vom Rohrinnendruck<br />

Nullpunktfehler in % vom Endwert<br />

4. 7 Dichteabhängigkeit<br />

Wie in Kapitel 2.2 "Simulation" und 3.1 "mechanischer Aufbau" beschrieben, wird zur<br />

Kompensation der Meßrohrschwingung das Tilgerrohr derart angeregt, daß sich ein Phasenunterschied<br />

zwischen Meß- und Tilgerrohr von d8opt ergibt. Diese optimale Phasendifferenz<br />

d8opt ist allerdings eine Funktion der Meßrohrmasse. Diese wiederum hängt ab<br />

von der Dichte des Mediums. im folgenden wurde untersucht, wie sich unterschiedliche<br />

Dichten auf den Betrieb auswirken.<br />

Sicherer Betrieb war im Dichtebereich von p =0,88 kg/l bis p = 1,25 kg/l möglich. Darüberhinaus<br />

arbeitete die Regelung instabil. Mit einer modifizierten Regelung können aber<br />

auch größere Bereiche abgedeckt werden.<br />

Bild 4.15 zeigt zunächst die Frequenz des Meßrohres in Abhängigkeit der Dichte des<br />

Mediums. Coriolis-Massendurchflußmesser ermitteln nach einer Kalibrierung aus dieser<br />

Kurve die Dichte des Mediums. Bei bekannten Durchflußmessern werden Rohre mit<br />

dünneren Wandstärken benutzt, dadurch ist die Freqeunzänderung über der Dichte deutlich<br />

größer und die Dichtemessung dementsprechend genauer.<br />

Entscheidend sind die Auswirkungen der Dichteänderung auf den Nullpunkt und damit die<br />

Meßgenauigkeit. Dazu wurde das Gerät bei Wasserbefüllung abgeglichen und der Null-<br />

0,9 1,0 1,1 kg/1 1,2<br />

Bild 4.16 Nullpunktfehler als Funktion der Dichte<br />

Im Bereich niedrigerer Dichten ergeben sich Nullpunktabweichungen von unter 0,02 %.<br />

Im Bereich höherer Dichten ergeben sich größere Abweichungen bis zu 0,08 %. Für die<br />

Messungen mit Dichten Q > 1 kg/l wurden Salzlösungen verwendet, die zum Teil übersättigt<br />

waren. Auskristallisierendes Salz oder Schwebepartikel könnten hier zu Unregelmäßigkeiten<br />

geführt haben.<br />

4.8 Abhängigkeit von der Viskosität<br />

Die Phasenlage zwischen Tilgerrohr und Meßrohr ist von der Dämpfung des Meßrohres<br />

abhängig. Diese Dämpfung setzt sich zusammen aus der inneren Dämpfung des Meßrohres,<br />

und der Viskosität des Mediums. Um die Auswirkungen auf den Betrieb zu untersuchen,<br />

wurde der Durchflußmesser mit Ricinusöl gefüllt betrieben. Ricinusöl weist bei<br />

Zimmertemperatur eine große Zähigkeit auf. Die Werte für die kinematische und die


164 Eigenschaften des Meßsystems<br />

Zusammenfassung<br />

165<br />

dynamische Viskosität sind etwa 1000 mal größer, als die für Wasser. Die hier erhaltenen<br />

werte für Nullpunktfehler und Amplitude der Gehäuseschwingung wurden mit Wasser<br />

und einem Stoff ähnlicher Dichte wie Ricinusöl verglichen.<br />

Tabelle 4.1<br />

Medium<br />

Auswirkung verschieden viskoser Stoffe auf Schwingfrequenz, Nullpunktfehler<br />

und Gehäuseschwingung<br />

Dichte<br />

kg/l<br />

Wasser 1,00<br />

Salzlösung 1,07<br />

Ricinusöl 1,10<br />

Frequenz<br />

Hz<br />

275,77<br />

274,43<br />

273,46<br />

Nullpunktfehler<br />

3 v.E.<br />

0<br />

0,08<br />

0,01<br />

normierte<br />

Gehäuseschwingung<br />

Di~ Gehäuseschwingung bei Ricinusöl ist stärker als bei der Salzlösung. Die höhere<br />

Dä.!Ilpfung führt also zu einem größeren Fehler in der Abstimmung der beiden Rohre. Der<br />

resultierende Nullpunktfehler ist jedoch mit 0,01 3 sehr klein. Hier haben sich entweder<br />

zwei gegenläufige Fehlerursachen kompensiert, oder der angegebene Nullpunktfehler bei<br />

der Salzlösung ist aufgrund Auskristallisation zu hoch angesetzt.<br />

Auch Medien mit höherer Dämpfung können mit diesem Durchflußmesser beherrscht<br />

werden.<br />

1,23<br />

2,1<br />

5. Zusammenfassung<br />

Massendurchflußmesser, die nach dem Coriolis-Prinzip arbeiten, sind schon seit etwa<br />

15 Jahren im Einsatz. Sie gehören zu den derzeit genauesten Meßgeräten für Durchfluß.<br />

Typisch sind Genauigkeiten von etwa 0,2 3 vom angezeigten Wert im Bereich 10 3 bis<br />

100 3 vom Nenndurchfluß. Das Meßverfahren ist sehr elegant, da alle medienberührenden<br />

Teile z.B. aus Edelstahl oder Titan gefertigt sein können und in der Meßstrecke<br />

keinerlei Einbauten erforderlich sind . Dadurch sind diese Geräte sehr robust und sicher.<br />

Zur Erzeugung des Meßeffektes werden bei den bisher eingesetzten Coriolis-Massendurchflußmessern<br />

schwingende Rohrschleifen verwendet. Um eine gute Entkopplung der<br />

Meßstrecke von der Umgebung zu erreichen, werden zumeist zwei Rohrschleifen<br />

eingebaut, die gegenphasig zueinander schwingen. Dadurch ist in der Meßstrecke ein<br />

Strömungsteiler erforderlich. Die Rohrschleifen einerseits und der Strömungsteiler<br />

andererseits führen zu einem hohen Preis dieser Geräte.<br />

Schon immer bestand daher der Wunsch ein einziges, gerades Rohr zu verwenden. Die<br />

Auslegung und Realisierung eines derartigen Massestrommessers ist Gegenstand dieser<br />

Arbeit.<br />

Konzept. Entscheidender Schwachpunkt aller Einfach-Rohrsysteme ist die mangelnde<br />

Entkopplung von der Umgebung. Schwingt nur ein einziges Rohr, wird Schwingungsenergie<br />

auf die Umgebung übertragen, die 1 Randbedingungen des Schwingsystems sind<br />

damit undefiniert. Aus diesem Grund wird ein zweites nicht durchströmtes Rohr, das<br />

sogenannte Tilgerrohr eingebaut. An diesem Tilgerrohr greift auch der Schwingerreger<br />

an. Das Tilgerrohr erfüllt dabei zwei Funktionen. Zum einen dient es als Antrieb für das<br />

eigentliche Meßrohr, das ähnlich einer Stimmgabel mit der gleichen Frequenz<br />

mitschwingt. Zum anderen dient es zur Kompensation der Meßrohrschwingung. Der<br />

Schwerpunkt des Gerätes bleibt damit in Ruhe und die Gehäuseschwingung wird minimal.<br />

Dies ist die wesentliche Voraussetzung für stabilen Meßbetrieb.<br />

Der richtige Arbeitspunkt ergibt sich dabei nicht von selbst, sondern muß detektiert<br />

werden. Dazu wird die Phasenbeziehung zwischen Meßrohr und Tilgerrohr ausgewertet.<br />

Die Frequenz der angeregten Schwingung wird so gewählt, daß sich zwischen beiden<br />

Rohren die gewünschte Phasenlage einstellt. Dabei wurden zwei verschiedene Konzepte<br />

realisiert. Zum einen wurde durch Beaufschlagung des Antriebssystems mit einem<br />

zusätzlichen Gleichstrom eine Federwirkung erreicht, so daß sich die Resonanzfrequenz


166 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

167<br />

des Tilgerrohres verschieben und an das Meßrohr anpassen läßt. Zum anderen wurde die<br />

Frequenz der angeregten Schwingung direkt beeinflußt. Dadurch ergibt sich eine erzwungene<br />

Schwingung bei einer Frequenz, bei der die Phasenlage zwischen den Rohren<br />

genau dem gewünschten Wert entspricht. Über einen weiten Temperatur-, Dichte-, und<br />

Viskositätsbereich des zu messenden Fluids ist damit eine geringe Gehäuseschwingung<br />

gewährleistet.<br />

konventioneller Massedurchflußmesser erreicht werden.<br />

Verbesserungen sind noch nötig bei der benötigten Erregerleistung, den maximal möglichen<br />

Bereichen für Mediumstemperatur und -dichte, sowie dem Abstimmungskriterium<br />

der Tilgerrohrregelung.<br />

Der neue Durchflußmesser besitzt folgende Kenndaten:<br />

Berechnungen und Simulationen. Bei einem Coriolis-Massendurchflußmesser, speziell<br />

mit nur einem einzigen, geraden Rohr, sind zahlreiche Störeffekte zu berücksichtigen.<br />

Hier wirken sich sämtliche Prozeßparameter, wie Druck, Dichte, Temperatur direkt auf<br />

die Nullpunktstabilität und den Kalibrierfaktor aus. Die Temperatur führt zudem indirekt<br />

zu einem weiteren entscheidenden Störeinfluß, einer axialen Verspannung des Meßrohres.<br />

Desweiteren sind schwingungstechnische Zusammenhänge, wie das Einbinden des<br />

Meßrohres in eine nicht ideal starre Umgebung zu berücksichtigen.<br />

Für die notwendigen Berechnungen wurde der Durchflußmesser zunächst als Kontinuum<br />

modelliert und analytisch bzw. numerisch berechnet. Damit kann das Meßrohr dimensioniert,<br />

und die Auswirkung der Prozeßparameter auf den Kalibrierfaktor bestimmt werden.<br />

Zur Untersuchung von weitergehenden Einflußgrößen, wie z.B. Unsymmetrien in der<br />

Masse- oder der Temperaturverteilung oder auch zur Untersuchung der schwingungstechnischen<br />

Eigenschaften der gewählten Anordnung wurde ein vereinfachtes Ersatzschaltbild<br />

geschaffen, das mit dem Simulationsprogramm SPICE simuliert wurde.<br />

Signalverarbeitung. Bei einem Coriolis-Massendurchflußmesser ist der Meßeffekt in<br />

erster Näherung linear und exakt reproduzierbar, jedoch sehr klein. Um dennoch präzise<br />

Meßwerte in vergleichsweise kurzen Meßzeiten zu erhalten, wurde die Signalverarbeitung<br />

auf einem Signalprozessorsystem implementiert. Die speziellen Eigenschaften des<br />

Signalprozessors machten die Entwicklung eines neuen Algorithmus zur Phasenmessung<br />

erforderlich. Dieser Algorithmus erreicht die Genauigkeiten bekannter Verfahren, bei<br />

gleichzeitig deutlich geringerem Berechnungsaufwand. Im Hinblick auf den Signalprozessor<br />

sind die Rechenvorschriften dieses Algorithmus optimal.<br />

Ergebnisse. Das aufgebaute System ist ein komplettes Meßsystem für die Massedurchflußmessung.<br />

Dabei wurden auf dem Gebiet der Mechanik, der Signalverarbeitung und<br />

der Kompensation von Störgrößen neue Wege beschritten, die unabhängig voneinander in<br />

die Entwicklung zukünftiger Massedurchflußmesser einfließen können. Bei den wichtigsten<br />

Kenngrößen wie Nullpunktstabilität oder Meßunsicherheit konnten in etwa die Werte<br />

Material Meßrohr:<br />

Außendurchmesser Meßrohr:<br />

Wandstärke Meßrohr:<br />

Länge Meßrohr: .<br />

Material Gehäuse:<br />

Abmessungen Gehäuse:<br />

Gesamtgewicht:<br />

maximaler Durchfluß:<br />

maximale Betriebstemperatur:<br />

Leistungsaufnahme Antrieb:<br />

Meßunsicherheit:<br />

Nullpunktstabilität:<br />

Nullpunktfehler bei Dichteänderung:<br />

Nullpunktfehler bei Viskositätsänderung:<br />

VA-Stahl 1.4301<br />

8mm<br />

0,7mm<br />

400mm<br />

St 37<br />

460 X 70 X 50 (mm)<br />

12 kg<br />

30 kg/min<br />

5° .. . 80°<br />

::::;; 2W<br />

0,2 3 v.M.<br />

0,01 3 v.E.<br />

::::;; 0,1 3<br />

::::;; 0,1 3


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Literatur<br />

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<strong>FORTSCHRITT</strong>-B<br />

l llllll lllll lllll lllll lllll lllll 111111111111111111111111111111111<br />

N11< 44738401 090<br />

UB Karlsruhe<br />

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Nr. 510 S. WINTZ: Hierarchische Analyse technischer Systeme mit Petrinetzen. 1995.<br />

ISBN 3-18-351008- 1 , 80,00<br />

Nr. 509 J. GULDNER: Intelligentes hierarchisches Regelungskonzept für autonome<br />

mobile Roboter.systeme. 1995. ISBN 3-18-350908-3 118,00<br />

Nr. 508 M. KRANZ: Flexibles und offenes Prüfkonzept für Maschinenprototypen.<br />

1995. ISBN 3-18-350808-7 108,00<br />

Nr. 507 K. KÜPPER: Zur Modell ierung technischer Systeme mittels Fuzzy-Logik.<br />

1995. ISBN 3-18-350708-0 81 ,00<br />

Nr. 506 B. SCHMAUSS: Modale Leistungsverteilung in faseroptischen Sensoren . 1995.<br />

ISBN 3- 1 8-350608-4 94 ,00<br />

Nr. 505 W. BRAMESFELD: Optimierung eines Laser-Zwei-Fokus-Meßsystems zur<br />

berührungslosen Geschwindigkeitsmessung in Turbomaschinen. 1995.<br />

ISBN 3- 18-350508-8 83,00<br />

Nr. 504 0. ZIEMANN: Zur experimentellen Charakterisierung des optischen Überlagerungsempfangs.<br />

1995. ISBN 3 -1 8-350408-1 112,00<br />

Nr. 503 R. LEMMEN: Zur automatisierten Modellerstellung, Konfigurationsprüfung<br />

und Diagnose hydraulischer Anlagen. 1995. ISBN 3-18-350308-5 76,00<br />

Nr. 502 M . HÖLSCHER: Zur Optimierung der Strahlführung bei laseroptischen<br />

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R. BÖHM: Fuzzy-Regelungen: Entwurf auf Basis von Relationen und Stabilitötsanalyse.<br />

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Nr. 499 R. PICKHARDT: Adaptive Regelung nach einem Multi-Modell-Verfahren.<br />

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Nr. 498 B. KARPUSCHEWSKI: Mikromagnetische Randzonenanalyse geschliffener<br />

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Nr. 497 T. KETINER: lntegrationsgerechter Entwurf analoger Fuzzy-Regler. 1995.<br />

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1<br />

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