Infotafel im Gang - Briefmarken Gilg
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Alfred Kubin: Stille Sensationen<br />
Das Untere Inntal feiert seinen weltbekannten Maler mit einem „Kubinjahr“.<br />
Vor 50 Jahren, am 20. August 1959, starb Alfred Kubin 82-jährig in Zwickledt bei Wernstein. Hier<br />
<strong>im</strong> Bezirk Schärding hat der international anerkannte Künstler den Großteil seines Lebens<br />
verbracht. Unter dem Motto „Alfred Kubin – Kunst.Raum.Traum.2009“ ehrt das Untere Inntal den<br />
Maler und Schriftsteller mit einem ganzen Jahr voller besonderer Veranstaltungen und einem<br />
Zyklus außergewöhnlicher Videokunstinstallationen. 2009 ist das Kubinjahr! Doch nicht nur<br />
Kulturfreunde kommen dabei auf ihre Kosten.<br />
Sein Frühwerk gilt als „alptraumhaft-phantastisch“, sein erster Ruhm als anrüchig. Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts erregt Alfred Kubin mit seinen schockierenden Federzeichnungen über Visionen<br />
sexueller Angst- und Zwangsvorstellungen Aufsehen und sorgt für Empörung. Nach seiner Heirat<br />
und dem Umzug von München nach Zwickledt (1906), einem kleinen, einsam gelegenen Landsitz<br />
oberhalb des Inn, versiegen die peinigenden Visionen. Nach und nach weicht das Alptraumhafte<br />
den „traumhaft-realistischen“ Motiven. Es folgen Schaffenskrisen, Reisen und Exper<strong>im</strong>entierphasen<br />
mit verschiedenen Maltechniken. Doch vor allem die Tuschfederzeichnung prägt Kubins Werk<br />
nachhaltig und macht ihn berühmt. Neben zahlreichen Illustrationsaufträgen für Bücher, schreibt er<br />
in einem plötzlichen Schaffensrausch innerhalb von acht Wochen seinen berühmt gewordenen<br />
Roman „Die andere Seite“, den er auch selbst bebildert. Es folgt eine jahrzehntelange Tätigkeit als<br />
Buchillustrator, Kubins Werke werden in zahlreichen Ausstellungen gewürdigt, er veröffentlicht<br />
Lithographien und Aufsätze. Unzählige Ehrungen und Preise, darunter der Österreichische<br />
Staatspreis für Literatur, Musik und Bildende Kunst, belegen sein Ansehen und seine Beliebtheit.<br />
Herzstück des Kubinjahrs 2009 sind sieben außergewöhnliche Videokunstinstallationen, die in den<br />
vier beteiligten Orten Neuhaus und Neuburg (Bayern), sowie Wernstein und Schärding<br />
(Oberösterreich) aufgestellt sind. Eine Außenstation befindet sich auch in Linz, der<br />
oberösterreichischen Landeshauptstadt und aktuellen Kulturhauptstadt Europas, die Alfred Kubin<br />
<strong>im</strong> Jahre 1947 zum Ehrenbürger ernannte.<br />
„Verwandlung schauen“ nennt Regisseur Andreas Gruber seine Installationen und legt dabei auf<br />
den besonderen Erlebnischarakter des Stationen-Weges wert. Alfred Kubins Bilderwelten und<br />
Bilderwucht sind <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes als „stille Sensationen“ erlebbar, vermitteln neue<br />
Betrachtungs- und Wahrnehmungsweisen. Mit hohem technischen Aufwand sind die einzelnen<br />
Installationen eingebettet in die Natur. Die Traum- und Alptraumwelten Alfred Kubins werden auf<br />
virtuelle Weise in jene Orte zurückversetzt, aus denen sie hervorgegangen sind. Die Wirklichkeit<br />
der Natur wird durch sich ständig verändernde Filmprojektionen auf historisches Mauerwerk oder<br />
mit großen Flachbildschirmen ergänzt, verändert, manipuliert. So wird beispielsweise der<br />
Durchgangsbogen des Wassertors in Schärding oder in Wernstein gar das fließende Innwasser zur<br />
Projektionsfläche. Ein faszinierendes „Naturschauspiel“, das nicht nur Kunstfreunde begeistert.
Ein mit informativen Schautafeln versehener Kubin-Kunst- und Naturweg führt zu den vier Orten<br />
<strong>im</strong> Unteren Inntal, in denen die Installationen aufgebaut sind. Neben dem Wassertor zählt der<br />
Pavillon <strong>im</strong> Schlosspark und der Museumsdurchgang in der Schlossgasse Schärding dazu, der Teich<br />
vor dem Kubinhaus in Zwickledt, die Mariensäule am Inn in Wernstein, der Innenhof der Burg<br />
Neuburg, sowie ein Wald mit großen Steinblöcken hinter dem Kloster Vornbach (Gde. Neuhaus). In<br />
der Linzer Innenstadt wird eine Geschäftsfassade, die einen herunter gekommenen geschlossenen<br />
Sexladen andeutet, für Aufsehen sorgen. Denn nur wer den voyeuristischen Blick durch eine Lücke<br />
in der zugeklebten Auslagenscheibe wagt, erfährt, was sich dahinter verbirgt ...<br />
Während die Videokunstinstallationen von Ende Mai bis Mitte September zeitlich begrenzt erlebbar<br />
sind, bleibt der Kubinweg darüber hinaus für Wanderer, Radfahrer und Läufer geöffnet und<br />
attraktiv. Tipp: Videoprojektionen <strong>im</strong> Außenbereich sind stark von Tageslichtverhältnissen<br />
abhängig. In der Abenddämmerung wirken die Projektionen am besten! Nach dem Besuch des<br />
Kunst- und Naturwegs bietet es sich geradezu an, Alfred Kubin auch kulinarisch auf den Spuren zu<br />
bleiben: Blau gekochten Waller aus dem Inn mit Wurzelgemüse, Sauwalderdäpfel und heiße Butter<br />
hat der Meister besonders gerne gegessen. Auch die Zwetschkenpofesen mit Z<strong>im</strong>t soll er zu<br />
schätzen gewusst haben. All das und mehr Schmankerl stehen natürlich bis heute auf den<br />
Speiskarten der vielfältigen innviertlerischen Gastronomie.<br />
Zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen – Ausstellungen, Lesungen, Workshops – runden die<br />
Feierlichkeiten des Kubinjahres 2009 in Schärding und dem Unteren Inntal ab. Man muss wahrlich<br />
kein Kunst-Experte sein, um sich von dem vielfältigen Angebot anlocken zu lassen. Einen Detail-<br />
Folder mit Fotos und ausführlichen Informationen zum gesamten Rahmenprogramm und allen<br />
Standorten der Videokunstinstallationen können be<strong>im</strong> Tourismusverband Schärding angefordert<br />
werden.<br />
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