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Richard Wagner. Werke, Schriften und Briefe - Friedrich-bayreuth.info

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<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong>: <strong>Werke</strong>, <strong>Schriften</strong> <strong>und</strong> <strong>Briefe</strong><br />

Editorial zur CD-ROM-Edition der Digitalen Bibliothek<br />

(...)<br />

So umfangreich <strong>und</strong> vielfältig die <strong>Wagner</strong>-Literatur auch ist, so vergleichsweise dürftig ist es indessen um die<br />

editionsphilologische Gr<strong>und</strong>lagenforschung bestellt. Offenbar reizt <strong>Wagner</strong> in höherem Maße dazu, sich mehr<br />

oder weniger sachk<strong>und</strong>ig über ihn, sein Werk oder dessen Wirkung zumeist wortreich zu verbreiten, als eine<br />

historisch-kritische Sicherung des primären Textkorpus anzustreben, der ja im Gr<strong>und</strong>e erst notwendige Voraussetzung<br />

einer kommentierenden, analysierenden oder kritisch bewertenden Sek<strong>und</strong>ärliteratur sein müsste. Dies<br />

erstaunt umso mehr, als das durch das intensive Bemühen zunächst der Familie <strong>Wagner</strong>, vor allem von <strong>Wagner</strong>s<br />

Witwe Cosima, später von Winifred <strong>und</strong> dann Wolfgang <strong>Wagner</strong>, <strong>und</strong> ab 1973 der <strong>Richard</strong>-<strong>Wagner</strong>-Stiftung eine<br />

qualitative Konsistenz, quantitative Breite <strong>und</strong> umfassende Zugänglichkeit einer Mehrzahl der Quellen im Bayreuther<br />

Nationalarchiv sichergestellt werden konnte, wie sie sonst vergleichsweise selten zu finden ist. Dennoch<br />

ist selbst eine moderne kritische Ausgabe von <strong>Wagner</strong>s <strong>Schriften</strong> bis heute Desiderat, die Forschung greift noch<br />

immer auf die 16-bändige Volksausgabe der Sämtlichen <strong>Schriften</strong> <strong>und</strong> Dichtungen von 1911 bzw. die noch<br />

von <strong>Wagner</strong> selbst besorgte zehnbändige Ausgabe der Gesammelten <strong>Schriften</strong> <strong>und</strong> Dichtungen zurück. Das<br />

weitgehende Fehlen bzw. wie im Falle der <strong>Briefe</strong> die Unvollständigkeit verlässlicher, kritischer Quelleneditionen<br />

(mit Ausnahme der Partituren-Edition der Sämtlichen <strong>Werke</strong>) zwingt die Forschung also, auf zum Teil<br />

100 Jahre alte oder verstreute, zum Teil entlegene Text-Ausgaben unterschiedlichster Güte <strong>und</strong> Verlässlichkeit<br />

zurückzugreifen, die häufig noch in Fraktur gedruckt sind <strong>und</strong> heutigen Editionskriterien kaum standhalten. So<br />

bewegt sich die <strong>Wagner</strong>-Forschung bis heute <strong>und</strong> fortgesetzt auf einer im Gr<strong>und</strong>e unsicheren Quellengr<strong>und</strong>lage.<br />

So wurde beispielsweise die kritische Edition der Sämtlichen <strong>Briefe</strong> zwar schon 1967 begonnen <strong>und</strong> hat <br />

mit Unterbrechungen bis heute unter verschiedenen Editionsleitungen unterschiedlicher Qualität bereits 14<br />

Bände hervorgebracht, reicht damit jedoch erst bis zum Ende des Jahres 1862! Damit fehlen der maßgeblichen<br />

Brief-Gesamtausgabe noch immer die wichtigen, unabdingbaren <strong>Briefe</strong> <strong>Wagner</strong>s an König Ludwig II., an Franz<br />

Liszt nach dieser Zeit, an Nietzsche, der gesamte Komplex München/Tribschen/Bayreuth usf. Damit wurde in<br />

der vorliegenden CD-ROM-Edition zur Sicherstellung eines einigermaßen umfassenden Textkorpus also trotz<br />

beträchtlicher editionsphilologischer Fragwürdigkeit eine unvollständige Mischedition der <strong>Briefe</strong> zwangsläufig.<br />

Selbst damit werden jedoch nicht alle im verbindlichen <strong>Wagner</strong>-<strong>Briefe</strong>-Verzeichnis (WBV) nachgewiesenen<br />

<strong>Briefe</strong> erfasst werden können, da keine andere Edition wirklich vollständig ist <strong>und</strong> manche <strong>Briefe</strong> nur an entlegener<br />

Stelle oder überhaupt noch nicht publiziert wurden. Auch ist anzunehmen, dass die Textkonsistenz in den<br />

meisten der bisher vorliegenden Ausgaben von durchaus unterschiedlicher Qualität ist, jedoch niemals die einer<br />

wissenschaftlich-kritischen Ausgabe erreichen wird. Bei den verwendeten Ausgaben wechseln überdies Brief<strong>und</strong><br />

Korrespondenzeditionen, also solche, die entweder nur die <strong>Briefe</strong> <strong>Wagner</strong>s oder aber auch die Gegenbriefe<br />

erhalten. Da die Einbeziehung der Gegenbriefe jedoch kein Verlust ist, sondern ggf. ebenfalls von großem Interesse<br />

<strong>und</strong> z.B. bei Ludwig II., Liszt oder Nietzsche auch einen nicht unbeträchtlichen Informationsgewinn darstellt,<br />

wurde auch hier wie überhaupt von einer nachträglichen Redaktion der herangezogenen Vorlagen abgesehen.<br />

Durch die Einbeziehung der Edition der Sämtlichen <strong>Briefe</strong> konnte jedoch immerhin wenigstens<br />

für den Textkorpus der <strong>Briefe</strong> bis einschließlich 1862 der derzeitige Stand der Forschung Berücksichti-


gung finden. Für die Zustimmung zur Benutzung der Ausgabe für diese Edition sei ihrem Herausgeber<br />

Werner Breig <strong>und</strong> dem Verlag Breitkopf & Härtel ausdrücklich gedankt.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist die verdienstvolle editionsphilologische Arbeit der Herausgeber der<br />

Sämtlichen <strong>Briefe</strong> unter der Leitung von Werner Breig wie auch der Sämtlichen <strong>Werke</strong> von Egon<br />

Voss zu rühmen, die zudem aber leider stets dem Druck permanenter finanzieller Notlagen Stand zu<br />

halten hat. Im Hinblick auf die geschilderte Bedeutung <strong>Wagner</strong>s <strong>und</strong> dem daraus resultierenden umso<br />

dringenderen editionswissenschaftlichen Desiderat ist dies ebenso unverständlich wie schmerzlich. Die<br />

hier vorliegende Digitalisierung der reinen Brieftexte versteht sich demnach auch keineswegs als Konkurrenz<br />

oder gar Ersatz, sondern als Erschließungs- <strong>und</strong> Hilfsmittel, das überdies zur Nutzung der<br />

gedruckten Ausgabe ermuntern soll <strong>und</strong> kann. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wurde hier auch auf die Wiedergabe<br />

des wissenschaftliches Apparats <strong>und</strong> Kommentars verzichtet, ohne den jedoch bei einem derart komplexen<br />

Phänomen wie <strong>Wagner</strong> im Falle von Studien- <strong>und</strong> Wissenschaftszwecken ohnehin nicht einmal<br />

ein Fachmann wird auskommen können.<br />

Durch die Erfassung von Druckvorlagen unterschiedlichsten Alters, Umfangs <strong>und</strong> Verlässlichkeit kommt es<br />

natürlich auch zu Überschneidungen im Textmaterial, Textdopplungen sind daher kaum vermeidbar. Eine Reduktion<br />

der textlichen Red<strong>und</strong>anzen hätte jedoch einen unvertretbaren redaktionellen Aufwand bedeutet. Darüber<br />

hinaus bedeutet deren Beibehaltung aber auch die Möglichkeit des Vergleichs verschiedener Ausgaben,<br />

deren kritische Revision hier nicht Sinn, Zweck <strong>und</strong> Aufgabe sein konnte, sondern nur deren Abbildung. Auch<br />

eine editionsphilologisch saubere Konsistenz des Textmaterials ist aus diesem Gr<strong>und</strong> nur sehr eingeschränkt<br />

gegeben. Eine kritische <strong>und</strong> editionswissenschaftlich haltbare Ausgabe kann <strong>und</strong> soll im Rahmen einer digitalen<br />

Ausgabe wie der hier vorliegenden selbstverständlich schon dem hierfür erforderlichen, beträchtlichen Aufwand<br />

nach also natürlich nicht realisiert werden. Auf eine Revision oder gar Redaktion der Vorlagen musste daher<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich verzichtet werden.<br />

Der Herausgeber ist sich der editionsphilologischen Problematik dieses Vorgehens selbstredend bewusst.<br />

Die bestehenden, zum Teil schmerzlichen Desiderate im Bereich der Edition der <strong>Wagner</strong>-Quellen<br />

können durch eine reine Digitalisierung bestehender gedruckter Textquellen selbstverständlich nicht<br />

geschlossen werden, sondern rücken diese umso stärker ins Bewusstsein. Die hier vorliegende Digitalisierung<br />

ist mithin nichts weiter als ein den heutigen technischen Möglichkeiten gemäßes Abbild einer hoffentlich<br />

repräsentativen Auswahl der vorhandenen gedruckten Quellen mit dem Vorzug eines computergestützten <strong>und</strong><br />

damit schnellen Retrievals über große Textmengen. So versteht sich diese Sammlung als Rechercheinstrument zu<br />

einem überdies äußerst attraktiven, günstigen Preis, das sich an Wissenschaftler <strong>und</strong> Forscher, Journalisten <strong>und</strong><br />

Dramaturgen ebenso richtet wie an jeden interessierten <strong>Wagner</strong>-Fre<strong>und</strong>.<br />

Bayreuth, im März 2004<br />

Sven <strong>Friedrich</strong><br />

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