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Hintergründe - Wirtschaft - FAZ.NET - Schrauben: Herr Würth kauft ein<br />
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Seite 1 von 3<br />
10.05.2007<br />
limpy<br />
Suche<br />
10. Mai 2007<br />
Aktuell Wirtschaft Hintergründe<br />
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Test-Ergebnisse<br />
FAZ.NET fragt<br />
Kleinfeld und von Pierer<br />
verlassen Siemens - war das<br />
nötig<br />
Das reicht nicht, der Sumpf<br />
steckt noch tiefer<br />
nmlkj<br />
Schrauben<br />
Herr Würth kauft ein<br />
Von Henrike Roßbach<br />
Rheinhold Würth nimmt<br />
Platz an der Werkbank<br />
der Welt<br />
wurde.<br />
09. Mai 2007<br />
So also sieht sie aus, die Werkbank der<br />
Welt: Tischreihen, an denen<br />
Chinesinnen im einheitsblauen Kittel<br />
sitzen. Sie beugen ihre schwarz<br />
bezopften Köpfe, wickeln mit fliegenden<br />
Fingern Draht um winzig kleine<br />
Metallringe. Acht bis zehn Stunden am<br />
Tag, sechs Tage in der Woche. Kein<br />
Stuhlbein ragt über die Linie, die auf<br />
den grünen Linoleumboden geklebt<br />
Seit sieben Jahren produziert das amerikanische<br />
Elektronikunternehmen Midcom in Shenzhen, einer<br />
Millionenmetropole nahe Hongkong, die innerhalb weniger<br />
Jahre als Testballon des Kapitalismus aus dem Boden<br />
gestampft wurde. Seit Anfang des Jahres gehört die 4200<br />
Mitarbeiter große Midcom zum Imperium des schwäbischen<br />
Schraubenkönigs Reinhold Würth. Die Würth Elektronik,<br />
eine Tochtergesellschaft der Würth-Gruppe, hat die Firma<br />
gekauft – und damit auch zwei Werke in China, eines in<br />
Shenzhen, in dem etwa 1700 Chinesen arbeiten und ein<br />
weiteres in Fuling mit 2500 Mitarbeitern. Das Werk in<br />
Shenzhen sieht sich Reinhold Würth nun persönlich an.<br />
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Bettina Würth: Die<br />
Schraubenkönigin<br />
Doping: Würth beendet<br />
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FAZ.NET-Spezial: Führung<br />
wird weiblich<br />
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Zahlen zählen, und die sind<br />
gut<br />
nmlkj<br />
Der Chef fliegt selbst<br />
Wer Fehler macht, trägt dafür<br />
Verantwortung<br />
Jetzt sind die Staatsanwälte<br />
dran<br />
Woanders gibt es auch<br />
Korruption<br />
Das wird ihren Verdiensten<br />
nicht gerecht<br />
Ergebnis<br />
Märkte aktuell<br />
Kursabfrage<br />
Name/ISIN/Fonds<br />
Abstimmen<br />
nmlkj<br />
nmlkj<br />
nmlkj<br />
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Index Punkte %<br />
Dax 7.475,99 +0,45<br />
TecDax 864,63 +0,55<br />
Dow Jones 13.362,87 +0,40<br />
Nasdaq 2.576,34 +0,18<br />
STOXX 50 4.425,03 +0,31<br />
Nikkei 225 17.748,12 +0,52<br />
S&P 500 Zert. 15,05 +0,07<br />
Euro/Dollar 1,3534 0,00<br />
Bund Future 113,56 -0,14<br />
Gold 680,30 -0,07<br />
Öl 66,03 +1,65<br />
Wirtschaftsbücher<br />
Berens, Wolfgang:<br />
Unternehmensentwicklung mit<br />
Finanzinvestoren<br />
Fey, Gerrit: Banken zwischen<br />
Wettbewerb, Selbstkontrolle<br />
und staatlicher Regulierung:<br />
Eine ordnungsökonomische<br />
Analyse<br />
FAZ.NET-Angebote<br />
Eigentlich hat sich der 72 Jahre alte<br />
Würth schon länger aus dem operativen<br />
Geschäft zurückgezogen. Das<br />
Unternehmen führt nun Robert<br />
Friedmann, Sprecher der<br />
Konzernführung. Würths Tochter Bettina Drachen zur Eröffnung:<br />
sitzt dem Beirat vor. Doch selbst<br />
Friedmann, Clausen und<br />
Würth in Schanghai<br />
Friedmann spricht vom „Chef“, wenn er<br />
Reinhold Würth meint, diesen Archetyp eines<br />
Unternehmers, der ein Firmen<strong>net</strong>zwerk mit 375<br />
Gesellschaften in 83 Ländern, über 60.000 Mitarbeitern und<br />
einem Jahresumsatz von 7,74 Milliarden geschaffen hat. In<br />
diesem Streben nach Größe, dieser Konzentration auf<br />
Wachstum und Expansion ähnelt das Unternehmen aus<br />
Künzelsau dem Riesenreich im Fernen Osten. Auch China<br />
ist hungrig, wächst zweistellig, legt ein atemberaubendes<br />
Tempo vor.<br />
Der Chef hat sich selbst nach China geflogen, in einem<br />
seiner Jets. Das tut er gerne, die Dinge selbst in die Hand<br />
nehmen. In der frisch eingekauften Fabrik in Shenzhen, wo<br />
er und Friedmann und der Rest der Delegation durch Hallen<br />
und Büros geführt werden, schüttelt Würth die Hände der<br />
Arbeiterinnen, sagt freundlich „hello“, schaut interessiert<br />
durch die Mikroskope der Qualitätssicherung und versucht<br />
sich selbst im Drahtwickeln. Für etwa 50 Cent werden die<br />
kleinen Übertrager aus dem Werk in Shenzhen am Ende<br />
verkauft. Da bleibt wenig Spielraum für hohe<br />
Herstellungskosten. Arbeit in China aber ist billig. Deshalb<br />
wird die Produktion in möglichst viele einfache Schritte<br />
zerlegt, die auch ungelernte Arbeiter schnell begreifen.<br />
„Micro-Management“, nennt Oliver Konz, Geschäftsführer<br />
von Würth Elektronik Eisos, diese Strategie. Er zeigt auf die<br />
Linien am Boden, die markieren, wo die Arbeiter zu sitzen<br />
haben. „Man muss Regeln aufstellen, dann kriegt man auch<br />
in China Qualität hin.“ Die Frauen, die für Würth in<br />
Shenzhen arbeiten, sind um die 20 Jahre alt,<br />
Wanderarbeiterinnen aus der Provinz. Sie kommen für<br />
einige Jahre hierher. 150 bis 160 Euro verdienen sie im<br />
Monat, Unterkunft im Wohnheim und Verpflegung werden<br />
gestellt, zum chinesischen Neujahrsfest gibt es ein<br />
FAZ.NET-Suche<br />
nmlkji<br />
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Hintergründe - Wirtschaft - FAZ.NET - Schrauben: Herr Würth kauft ein<br />
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10.05.2007<br />
FAZ.NET-Angebote<br />
Ticket-Portal<br />
Software-Portal<br />
gestellt, zum chinesischen Neujahrsfest gibt es ein<br />
dreizehntes Gehalt. Nach einigen Jahren kehren die<br />
meisten in ihre Heimat zurück.<br />
Würth gründete 1994 die erste chinesische<br />
Gesellschaft<br />
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Würth-Konzern-Zentrale<br />
in Künzelsau<br />
Die Würth-Gruppe ist schon lange in<br />
China aktiv. Das erste Mal sei er kurz<br />
nach der Kulturrevolution hier gewesen,<br />
erzählt Würth später am Abend, als die<br />
chinesische Version eines Spanferkels –<br />
mit pinkfarbenen Blinklichtern anstelle<br />
der Augen – serviert wird. Damals<br />
wurden die Kapitalisten aus dem<br />
Westen noch unfreundlich empfangen, der Einkauf war<br />
trotzdem möglich, außerdem seien ziemlich schnell<br />
Sonderwirtschaftszonen eingerichtet worden. Trotz der<br />
Schwierigkeiten wusste Würth um die Stärke Chinas.<br />
„Alleine schon diese Größe, das ist ein riesiger Markt.“<br />
1994 schließlich gründete die Würth-Gruppe ihre erste<br />
chinesische Gesellschaft, die Würth Hong Kong. Heute<br />
sitzen mit der Midcom 17 Gesellschaften im Reich der<br />
Mitte, darunter auch Fertigungsstätten. Alle sind<br />
hundertprozentige Tochtergesellschaften, auf<br />
Gemeinschaftsunternehmen lässt sich die Würth-Gruppe<br />
grundsätzlich nicht ein, nirgendwo auf der Welt. Friedmann<br />
hält sich an den alten Investorenwitz: „Wie macht man in<br />
China mit einem Jointventure ein kleines Vermögen Indem<br />
man ein großes investiert.“ Die größte der Würth-Stätten in<br />
China ist noch im Entstehen begriffen: In der<br />
nordchinesischen Millionenstadt Shenyang wird der 30<br />
Millionen Dollar teure Würth Industrie Park entstehen.<br />
Rezensionen<br />
Die 5000 Mitarbeiter in China fallen kaum ins<br />
Gewicht<br />
Zinsvergleiche<br />
Brutto-Netto<br />
Mobile Dienste<br />
Mail<br />
Lesermeinungen<br />
Bislang setzt Würth in China nur knapp<br />
47 Millionen Euro mit externen Kunden<br />
um – wenig, gemessen am<br />
Gesamtumsatz. Und auch die gut 5000<br />
Mitarbeiter in allen chinesischen<br />
Gesellschaften fallen nicht sonderlich ins<br />
Gewicht. Noch. Denn die Schwaben<br />
begreifen China als Markt von morgen.<br />
„Wir haben in China mit einer<br />
zweistelligen Zahl von unterschiedlichen<br />
Betrieben an unterschiedlichen<br />
Reinhold Würth<br />
Standorten sozusagen Samen gelegt“,<br />
sagt Reinhold Würth. Die Umsatz- und Ertragsentwicklung<br />
gehe exponentiell aufwärts. „Ich rechne damit, dass China<br />
innerhalb der nächsten zehn Jahre etwa 3 bis 5 Prozent zu<br />
unserem weiter wachsenden Konzernumsatz beitragen<br />
wird.“ Binnen 25 Jahren rech<strong>net</strong> er mit Euro-<br />
Milliardenumsätzen. Einen Umsatzanteil von zehn Prozent<br />
am gesamten Würth-Geschäft hält er für nicht<br />
ausgeschlossen.<br />
Zwei Tage später klingen chinesische Trommeln durch den<br />
Zhanjiang High-Tech Park in Schanghai und übertönen den<br />
Baulärm im Hintergrund. Ein Pärchen meterlanger Drachen<br />
in Gold und Silber mit grellgrünen Augen säumt den<br />
Eingang zu einem Stahl- und Glasgebäude, an dessen<br />
Fassade das rot-weiße Würth-Emblem prangt. In der<br />
Schwüle wird der Champagner in den Gläsern warm. Eine<br />
dichte Menschentraube, Asiaten und Europäer, hat sich<br />
zwischen den Drachen versammelt. Sie blicken zu den<br />
Treppenstufen empor, wo Würth, Friedmann und Knud<br />
Clausen, Geschäftsführer der Würth International Trading<br />
Schanghai, das neue Verwaltungsgebäude des<br />
Zentraleinkaufs für den asiatisch-pazifischen Raum<br />
eröffnen, das erste Gebäude in China, dass Würth auch<br />
tatsächlich gehört. Drachentänzer treten auf. Die<br />
Fabelwesen wirbeln zu den Trommelklängen über den roten<br />
Teppich, schütteln ihre massigen Häupter, bäumen sich<br />
auf.<br />
„Ich kenne die Würth Gruppe am besten von allen“<br />
„Mein Name ist Reinhold Würth“, stellt der Chef sich vor,<br />
als sei sein Name nicht längst auch den chinesischen<br />
Mitarbeitern ein Begriff. „Ich arbeite seit 58 Jahren für<br />
dieses Unternehmen“, fährt er fort. „Ich glaube, ich kenne<br />
die Würth Gruppe am besten von allen. Aber ich hätte mir<br />
nicht träumen lassen, eine eigene Einrichtung in der
Hintergründe - Wirtschaft - FAZ.NET - Schrauben: Herr Würth kauft ein<br />
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10.05.2007<br />
nicht träumen lassen, eine eigene Einrichtung in der<br />
Volksrepublik China eröffnen zu können. Das ist nicht nur<br />
die Erfüllung eines Traums, das ist auch ein Wunder.“ Er<br />
zeigt auf die Drachen: „Ich hoffe, diese gefährlichen Tiere<br />
bedeuten Glück und Erfolg.“ Die Menge lacht. Das gefällt<br />
Reinhold Würth. Er tritt gerne vor seine Leute, er genießt<br />
trotz aller Bodenständigkeit seine gefeierten Auftritte als<br />
Ausnahmeunternehmer. Zum Knallen und Knattern der<br />
China-Böller strömen die Gäste ins Innere des Gebäudes.<br />
Dort herrschen Glas und Aussicht. Der neue Sitz des<br />
regionalen Zentraleinkaufs der Würth-Gruppe wirkt wie aus<br />
Zeit und Raum gefallen, er könnte überall auf der Welt<br />
stehen. Er steht aber in Schanghai, dieser verrückten<br />
Stadt, die sich gefräßig ausdehnt, deren Hochhäuser<br />
Tausende verschlucken, die sich so rasch wandelt, dass<br />
morgen sehr schnell gestern ist.<br />
Text: F.A.Z.<br />
Bildmaterial: dpa<br />
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