Feuchte Hände und ein rasendes Herz, das dir das Gefühl gibt, jeden Augenblick aus deiner Brust springen zu wollen. Dann beginnst du dir einzureden, dass du schlechter Luft bekommst. Das hat zur Folge, dass du schneller atmest und hyperventilierst. Dadurch wird dir schwindelig und du bildest dir ein, dass du gerade an einem Herzinfarkt oder einem Asthmaanfall krepierst. An besonders guten Tagen gesellt sich noch das Gefühl dazu, dass du neben dir stehst oder der plötzliche Zwang wegzulaufen, als wärst du ein Zulu-Krieger und stündest vor einer hungrigen Löwin. „Mein Name ist Tristan Becker, und ich habe panische Angst davor zu sterben.“ Die Blicke haften an mir, wie diese Garfield-Puppen an den Scheiben von Familienwagen. Um seine Angst zu bekämpfen, muss man sie erst kennen lernen. Neunmalkluge Sprüche von neunmalklügeren Therapeuten. „Ich bin siebenunddreißig Jahre alt. Wenn ich Glück habe, ist das jetzt Halbzeit. Doch es macht mich fertig, darüber nachzudenken. Mir meine eigene Sterblichkeit vor Augen zu führen.“ Gruppenpsychotherapie. Vor anderen über seine Ängste zu sprechen, soll befreiend wirken. Die Ideale Ergänzung zu den Einzelsitzungen beim Seelenklempner. Lauter Angstpsychosen auf dreißig Quadratmeter zusammengepfercht, bei Kaffee und Kuchen. Das hat etwas von einer Butterfahrt, von einer Verkaufsveranstaltung für Wärmedecken, bei der die Teilnehmer aber keine Toupetträger sind, sondern psychische Wracks, deren Leben sich um ein Gefühl dreht, das dafür verantwortlich ist, dass es die Menschheit überhaupt noch gibt. Gäbe es keine Angst, wären die Urmenschen gar nicht dazu gekommen, sich zu etwas angeblich Zivilisiertem zu entwickeln. Hier in diesem Unterrichtsraum der Volkshochschule Düsseldorf findet man nun den Bodensatz der Angstpsychosen. Begleitet von einem Therapeuten mit dem vertrauenerweckenden Namen Professor Doktor Haarmann. „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus dir. Aus den Augen macht er Sülze, aus dem Hintern macht er Speck, aus den Därmen macht er Würste und den Rest, den schmeißt er weg.“ 5