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Mikrostimulation im Krankenhausbett - Sedorama

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002 | INDUSTRIE-AKTUELL Autoren: Prof. Dr. J. Osterbrink, A. Ewers, H. Mayer, G. Schröder<br />

Pilotstudie bei neurologisch/geriatrischen Patienten<br />

<strong>Mikrost<strong>im</strong>ulation</strong> <strong>im</strong> <strong>Krankenhausbett</strong><br />

Foto: Völker AG<br />

Nur wenige Arbeiten nehmen<br />

Bezug auf die Auswirkungen<br />

der Bettensysteme<br />

hinsichtlich Vigilanz, Bewegung,<br />

Schmerz und Komfort<br />

(vgl. Allman et al. 1987, Devine<br />

1995, Evans, Land & Geary 2000,<br />

Gunningberg et al. 2000). Die<br />

hier vorgestellte Pilotstudie sollte<br />

die Effekte des Systems Völker<br />

MIS AKTIV (<strong>im</strong> weiteren<br />

MIS Aktiv genannt) anhand der<br />

Variablen „Vigilanz“, „Bewegung“,<br />

„Schmerz“ und „Komfort“<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu dem System Völker<br />

MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong> untersuchen.<br />

Da das System MIS Aktiv<br />

in verschiedenen Bereichen der<br />

pflegerischen Versorgung eingesetzt<br />

wird, wurde eine Pilotstudie<br />

in zwei voneinander unabhängigen<br />

Kliniken durchgeführt.<br />

Parallel dazu wurde in einer<br />

Die Testung von Bettensystemen für den klinischen<br />

Einsatz erfolgt in der Regel unter Betrachtung der<br />

Druckreduktion zur Dekubitusprävention und/oder<br />

-therapie. Vor dem Hintergrund der älter werdenden<br />

Patienten muss jedoch davon ausgegangen werden,<br />

dass eine Förderung von beispielsweise<br />

Bewegung und Komfort sowohl die Qualität einer<br />

Gesundheitseinrichtung <strong>im</strong> Allgemeinen, als auch<br />

die Qualität der pflegerischen Versorgung <strong>im</strong><br />

Speziellen opt<strong>im</strong>ieren können. Ziel der vorliegenden<br />

Pilotstudie in zwei Kliniken der Max<strong>im</strong>alversorgungsstufe<br />

war es, ein weiterentwickeltes Lagerungssystem<br />

zu testen, welches auf dem Prinzip der<br />

<strong>Mikrost<strong>im</strong>ulation</strong> basiert.<br />

weiteren Studie in verschiedenen<br />

Altenpflegeeinrichtungen die<br />

Abheilung von Dekubitalulzera<br />

als Langzeitbeobachtung unter<br />

Einsatz des Bettensystems MIS<br />

Aktiv betrachtet. Die Ergebnisse<br />

aus den Altenpflegeeinrichtungen<br />

werden zu einem späteren<br />

Zeitpunkt publiziert.<br />

Das Bettensystem MIS Aktiv<br />

verfügt über 14 Motoren, die<br />

unter den Streben des Matratzenrostes<br />

angebracht und an ein<br />

Bedienungselement angeschlossen<br />

sind, das die Motoren steuert.<br />

Diese bewirken, dass verschiedene<br />

Bereiche der Liegefläche<br />

computergesteuert um<br />

jeweils bis zu 14 mm angehoben<br />

werden, so dass feinste Bewegungen<br />

über die Matratze vom<br />

Patienten wahrgenommen werden<br />

können. Über ein Bedienungselement<br />

am Fußende des<br />

Bettes können verschiedene Be-<br />

wegungsprogramme ausgewählt<br />

werden. Die Systeme MIS Aktiv<br />

und MIS bestehen aus gleichen<br />

Bauteilen. Der Unterschied beider<br />

Systeme liegt darin, dass<br />

be<strong>im</strong> System MIS keine Bewegungen<br />

der Streben des Matratzenrostes<br />

erfolgen. Unter einem<br />

„normalen Bett“ werden die<br />

Standardbetten des jeweiligen<br />

Krankenhauses verstanden.<br />

Zielsetzung und<br />

Fragestellung der Studie<br />

Anhand der ausgesuchten Variablen<br />

ergeben sich folgende Fragestellungen:<br />

Wie wird der Schmerz des<br />

Patienten durch das System MIS<br />

Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz zum System<br />

MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong> beeinflusst?<br />

Wie wird die Vigilanz des<br />

Patienten durch das System MIS<br />

Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz zum System<br />

Die Schwester Der Pfleger 47. Jahrg. 02|08


MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong> beeinflusst?<br />

Wie wird die Bewegung des<br />

Patienten durch das System MIS<br />

Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz zum System<br />

MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong> beeinflusst?<br />

Wie empfindet der Patient<br />

den Komfort des Systems MIS<br />

Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz zum System<br />

MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong>?<br />

Methodik der Studie<br />

Forschungsdesign<br />

Bei dieser Pilotstudie handelt es<br />

sich um eine multizentrische,<br />

randomisierte, offene, deskriptive<br />

Vergleichsstudie. An der Pilotstudie<br />

nahm ein Universitätsklinikum<br />

der Max<strong>im</strong>alversorgungsstufe<br />

in Bayern (in den<br />

weiteren Ausführungen Universitätsklinikum<br />

1 genannt) und<br />

ein Universitätsklinikum in Nordrhein-Westfalen<br />

(in den weiteren<br />

Ausführungen Universitätsklinikum<br />

2 genannt) teil. Der Untersuchungszeitraum<br />

erstreckte<br />

sich vom 1. Oktober 2006 bis<br />

zum 31. Mai 2007. An beiden<br />

Erhebungsorten wurden auch<br />

Patienten mit neurologischen<br />

Erkrankungen, die tagsüber aufgrund<br />

ihrer Erkrankung oder<br />

sich daraus ergebenden Konsequenzen<br />

mehr als zehn Stunden<br />

täglich <strong>im</strong> Bett verbrachten, in<br />

die Studie einbezogen. Die Studiendauer<br />

erstreckte sich bei<br />

jedem Patienten über einen Zeitraum<br />

von max<strong>im</strong>al sieben Tagen.<br />

Variablen und Instrumente<br />

Schmerz: Das Ausmaß des erlebten<br />

Schmerzes wurde mittels<br />

einer Numerischen Rangskala<br />

(NRS) erfasst. Der Patient wurde<br />

aufgefordert, den Grad seines<br />

Schmerzes auf einer vertikalen,<br />

bipolaren Skala von 0 bis 10 einzuschätzen.<br />

0 bedeutet kein<br />

Schmerz, 10 bedeutet stärkster<br />

vorstellbarer Schmerz.<br />

Vigilanz: Zur Messung der Vigilanz<br />

(Wachheit bzw. zentralnervöse<br />

Aktivierung) wurde die<br />

Stanford Sleepness Scale eingesetzt,<br />

die in den 1970er Jahren<br />

entwickelt wurde, um den mo-<br />

Die Schwester Der Pfleger 47. Jahrg. 02|08<br />

mentanen Zustand der Schläfrigkeit<br />

und Aktiviertheit standardisiert<br />

zu beschreiben (Hoddes,<br />

Dement, Zarcone 1972). Mit<br />

Hilfe einer siebenstufigen Skala<br />

wurde die subjektive „Schläfrigkeit“<br />

der Patienten und Bewohner<br />

eingeschätzt.<br />

INDUSTRIE-AKTUELL | 003<br />

Komfort und Bewegung: Der<br />

subjektiv empfundene Komfort<br />

der Patienten wurde anhand<br />

einer fünfpoligen Einschätzung<br />

analog der Likert-Skala ermittelt,<br />

wobei die D<strong>im</strong>ensionen Komfort<br />

„sehr gut“; Komfort „gut“;<br />

Komfort „mäßig“; Komfort<br />

Verteilung der zugeordneten Betten in den Studienorten Abb. 1<br />

Völker MIS<br />

AKTIV<br />

Völker MIS<br />

bisheriges<br />

Bettensystem<br />

Gesamt<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Studienort<br />

Uniklinikum 1 Uniklinikum 2<br />

20<br />

34 %<br />

19<br />

32 %<br />

20<br />

34 %<br />

59<br />

100 %<br />

10<br />

33 %<br />

10<br />

33 %<br />

10<br />

33 %<br />

30<br />

100 %<br />

Gesamt<br />

30<br />

34 %<br />

29<br />

33 %<br />

30<br />

34 %<br />

89<br />

100 %<br />

Studiendauer der Patienten und Studienort Abb. 2<br />

Studiendauer<br />

in Tagen<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Gesamt<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Studienort<br />

Uniklinikum 1 Uniklinikum 2<br />

0<br />

0%<br />

0<br />

0%<br />

3<br />

5%<br />

2<br />

3%<br />

54<br />

92 %<br />

59<br />

100 %<br />

3<br />

10 %<br />

3<br />

10 %<br />

1<br />

3%<br />

7<br />

23 %<br />

16<br />

53 %<br />

30<br />

100 %<br />

Gesamt<br />

3<br />

3%<br />

3<br />

3%<br />

4<br />

4%<br />

9<br />

10 %<br />

70<br />

79 %<br />

89<br />

100 %<br />

Alter der Patienten und zugeordnetes Bettensystem Abb. 3<br />

Alter<br />

90<br />

Gesamt<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Anzahl<br />

%<br />

Bettensystem<br />

Völker<br />

MIS aktiv<br />

7<br />

23 %<br />

6<br />

20 %<br />

5<br />

17 %<br />

8<br />

27 %<br />

3<br />

10 %<br />

1<br />

3%<br />

30<br />

100 %<br />

Völker<br />

MIS<br />

9<br />

31 %<br />

4<br />

14 %<br />

3<br />

10 %<br />

6<br />

21 %<br />

5<br />

17 %<br />

2<br />

7%<br />

29<br />

100 %<br />

Herkömml.<br />

Bettensystem<br />

6<br />

20 %<br />

1<br />

3%<br />

9<br />

30 %<br />

7<br />

23 %<br />

7<br />

23 %<br />

0<br />

0%<br />

30<br />

100 %<br />

Gesamt<br />

22<br />

25 %<br />

11<br />

12 %<br />

17<br />

19 %<br />

21<br />

24 %<br />

15<br />

17 %<br />

3<br />

3%<br />

89<br />

100 %


003 | INDUSTRIE-AKTUELL<br />

Komfort und Bettensystem an allen Studientagen Abb. 4<br />

Note<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

Tage<br />

1<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Völker MIS AKTIV Völker MIS Bisheriges Bettensystem<br />

Bewertung der Bewegungsfreiheit an allen Erhebungstagen Abb. 5<br />

Note Wie gut können Sie sich auf der Matratze bewegen?<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

„schlecht“; Komfort „sehr<br />

schlecht“ als Antwortalternativen<br />

galten. Zum letzten Messpunkt<br />

wurde der vom Patienten<br />

erfahrene Komfort des Systems<br />

MIS Aktiv auch hinsichtlich der<br />

Beschreibung etwaiger negativer<br />

Eindrücke wie Geräuschentwicklung<br />

und Bewegungsfreiheit<br />

erfasst.<br />

Stichprobe<br />

Die min<strong>im</strong>al angestrebte Fallzahl<br />

von 60 Patienten (jeweils 30<br />

Patienten in den teilnehmenden<br />

Kliniken) beruhte auf einer<br />

pragmatischen Schätzung der<br />

<strong>im</strong> Untersuchungszeitraum mindestens<br />

zu rekrutierenden Patienten.<br />

Die Zuordnung der Patienten<br />

zum jeweiligen System<br />

(MIS Aktiv, MIS, herkömmliches<br />

<strong>Krankenhausbett</strong>) erfolgte per<br />

Blockrandomisierung <strong>im</strong> Verhältnis<br />

1:1:1 (20 Patienten mit<br />

herkömmlichen Bettensystemen,<br />

20 Patienten mit MIS Aktiv und<br />

20 Patienten mit MIS).<br />

Durchführung<br />

der Datenerhebung<br />

Die Pflegenden und Ärzte der<br />

teilnehmenden Stationen wurden<br />

vor Beginn der klinischen<br />

Erhebungsphase in die Systeme<br />

MIS Aktiv und MIS eingewiesen.<br />

Die Variablen „Vigilanz“<br />

und „Schmerz“ wurden vom ersten<br />

bis zum siebten Erhebungstag<br />

dre<strong>im</strong>al täglich jeweils am<br />

Ende des Früh-, Spät- und<br />

Nachtdienstes, die Variablen<br />

Komfort, Geräusche und Bewegung<br />

einmal täglich zu Beginn<br />

des Frühdienstes erhoben. Der<br />

Forschungsentwurf wurde der<br />

Ethikkommission der Universität<br />

Witten/Herdecke zur Prüfung<br />

vorgelegt. Die ethische<br />

Unbedenklichkeit zur Durchführung<br />

der Studie in der vorliegenden<br />

Form wurde erteilt.<br />

Ergebnisse<br />

Komfortbewertung<br />

1<br />

Tage<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Völker MIS AKTIV Völker MIS Bisheriges Bettensystem<br />

Insgesamt konnten 99 Patienten<br />

in die Studie eingeschlossen wer-<br />

den. Bei acht Patienten musste<br />

die Datenerhebung aufgrund<br />

akuter gesundheitlicher Ereignisse<br />

abgebrochen werden. Bei<br />

zwei Patienten führten organisatorische<br />

Abläufe zum frühzeitigen<br />

Abbruch der Datenerhebung.<br />

Somit konnten die Daten<br />

von 89 Patienten ausgewertet<br />

werden. Wie Abbildung 1 zeigt,<br />

entfallen an beiden Studienorten<br />

je ein Drittel der Patienten<br />

auf die drei Studiengruppen<br />

MIS Aktiv, MIS und dem herkömmlichen<br />

Bettensystem.<br />

Aufgrund einer erhöhten Patientenfrequentierung<br />

<strong>im</strong> neurologischen/geriatrischenFachbereich<br />

konnten <strong>im</strong> Universitätsklinikum<br />

1 deutlich mehr Patienten<br />

rekrutiert werden als <strong>im</strong><br />

Universitätsklinikum 2. Die Verweildauer<br />

der Patienten in der<br />

Studie lag zwischen 3 und 7 Tagen<br />

(Abb. 2).<br />

Von den 89 Patienten, die an der<br />

Studie teilnahmen, waren 46 Patienten<br />

weiblichen und 43 Patienten<br />

männlichen Geschlechts.<br />

Abbildung 3 gibt Aufschluss<br />

über das Alter der Patienten und<br />

ihrer Zuordnung zum jeweiligen<br />

Bettensystem.<br />

Bewertung<br />

des Bettenkomforts<br />

Die Unterschiede hinsichtlich<br />

des Komforts der einzelnen<br />

Bettensysteme sind untereinander<br />

bereits nach dem ersten<br />

Erhebungstag signifikant. So<br />

findet sich sowohl eine signifikant<br />

bessere Bewertung des<br />

Systems MIS gegenüber dem<br />

bisherigen Bettensystem (p =<br />

0,009) wie auch eine signifikant<br />

bessere Bewertung des Systems<br />

MIS Aktiv gegenüber dem bisherigen<br />

Bettensystem (p < 0,0003).<br />

Die Bewertung des Komforts des<br />

Systems MIS Aktiv ist gegenüber<br />

der Bewertung des Systems<br />

MIS nicht signifikant (p = 0,30).<br />

Abbildung 4 zeigt in diesem<br />

Zusammenhang den deutlichen<br />

Unterschied hinsichtlich der<br />

Komfortbeurteilung der Systeme<br />

MIS Aktiv und MIS gegenüber<br />

dem herkömmlichen Kran-<br />

Die Schwester Der Pfleger 47. Jahrg. 02|08


Trenddarstellung Vigilanz Abb. 7<br />

SSS<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

Stanford Schläfrigkeitsskala (SSS)<br />

1<br />

Tage<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Völker MIS AKTIV Völker MIS Bisheriges Bettensystem<br />

Trenddarstellung Vigilanz vom ersten bis zum fünften Erhebungstag bei über 70-jährigen Patienten<br />

kenhausbett an sieben Studientagen.<br />

Bewertung der<br />

Bewegungsfreiheit<br />

Die Bewegungsfreiheit wird von<br />

den Patienten sowohl auf dem<br />

System MIS Aktiv (p < 0,001) als<br />

auch auf dem System MIS (p =<br />

0,002) bereits am ersten Studientag<br />

als signifikant besser<br />

bewertet als auf einem herkömmlichen<br />

Bettensystem. Dieser<br />

Trend setzt sich über alle<br />

Studientage fort (Abb. 5).<br />

Bewertung der<br />

Geräuschentwicklung<br />

Betrachtet man die Geräuschentwicklung<br />

des Bettensystems<br />

MIS Aktiv mit seinen insgesamt<br />

14 Motoren, so ist festzustellen,<br />

dass 79–86 % der Patienten an<br />

den einzelnen Erhebungstagen die<br />

Motorengeräusche der St<strong>im</strong>ulationseinheit<br />

nicht wahrnehmen bzw.<br />

als nicht störend empfinden.<br />

Die Schwester Der Pfleger 47. Jahrg. 02|08<br />

Bewertung des Schmerzstatus<br />

Die Schmerzsymptomatiken bei<br />

den Patienten bestanden bereits<br />

vor der Studienteilnahme und<br />

traten nicht erst mit Eintritt in<br />

die Studie auf. Es ist ersichtlich,<br />

dass sich die Schmerzsymptomatiken<br />

<strong>im</strong> Laufe der Erhebungszeit<br />

bei allen Bettensystemen<br />

sowohl <strong>im</strong> Spätdienst als<br />

auch <strong>im</strong> Nachtdienst kontinuierlich<br />

verbesserten. Abbildung 6<br />

zeigt die Angaben (Mittelwerte)<br />

von 39 Patienten zur Schmerzstärke<br />

in jedem Dienst (Frühdienst,<br />

Spätdienst, Nachtdienst)<br />

vom ersten bis zum 7. Erhebungstag.<br />

14 Patienten machten<br />

Schmerzangaben zum System<br />

MIS Aktiv, 15 Patienten machten<br />

Schmerzangaben zum System<br />

MIS und zehn Patienten<br />

machten Angaben zum Schmerz<br />

in einem herkömmlichen <strong>Krankenhausbett</strong>.<br />

Es ist auffällig, dass die Schmerzangaben<br />

bei den Patienten mit<br />

dem Bettensystem MIS und dem<br />

herkömmlichen Bettensystem <strong>im</strong><br />

Gegensatz zu den Schmerzangaben<br />

der Patienten <strong>im</strong> System<br />

MIS Aktiv extremen Schwankungen<br />

zu unterliegen scheinen.<br />

Beginnend in Schicht 15 und<br />

den folgenden Schichten erreichen<br />

die Patienten <strong>im</strong> System<br />

MIS Aktiv und <strong>im</strong> System MIS<br />

einen geringeren, jedoch nicht<br />

signifikant geringeren Schmerzlevel<br />

als die Patienten <strong>im</strong> herkömmlichen<br />

Bettensystem.<br />

Bewertung der Vigilanz<br />

Hinsichtlich der Vigilanz liegen<br />

Daten von 59 Patienten vor. 19<br />

Patienten machten Aussagen zur<br />

Vigilanz <strong>im</strong> Bettensystem MIS<br />

Aktiv, 21 Patienten <strong>im</strong> System<br />

MIS und 19 Patienten in einem<br />

herkömmlichen Bettensystem.<br />

Es konnte festgestellt werden,<br />

dass die Vigilanz bei Patienten<br />

auf einem herkömmlichen Bettensystem<br />

min<strong>im</strong>al geringer<br />

(höhere Werte auf der Standford<br />

Schläfrigkeitsskala) ausgeprägt<br />

ist als auf den Systemen MIS<br />

und MIS Aktiv. Wie Abbildung 7<br />

zeigt, deutet sich dieses Ergebnis<br />

auch bei Patienten mit einem<br />

Alter oberhalb von 70 Jahren<br />

(Bettensystem MIS Aktiv 16<br />

Patienten, Bettensystem MIS 17<br />

Patienten, herkömmliches Bettensystem<br />

14 Patienten) an (Abb. 7).<br />

Diskussion der Ergebnisse<br />

INDUSTRIE-AKTUELL | 005<br />

Schmerzangaben der Patienten Abb. 6<br />

NRS Schmerzmittelwerte in den einzelnen Schichten<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Völker MIS AKTIV Völker MIS Bisheriges Bettensystem<br />

Schichten<br />

Ziel der Pilotstudie war, den<br />

Effekt des Systems MIS Aktiv<br />

anhand der Variablen „Vigi-<br />

Schmerzangaben<br />

der Patienten (Mittelwerte)<br />

während der Früh-, Spät-<br />

und Nachtdienste<br />

gemessen anhand der<br />

Numerischen Rangskala<br />

(NRS) in Abhängigkeit<br />

vom Bettensystem.


005 | INDUSTRIE-AKTUELL<br />

lanz“, „Bewegung“, „Schmerz“<br />

und „Komfort“ <strong>im</strong> Verhältnis<br />

zum System MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong><br />

zu untersuchen.<br />

Fragestellung: Wie wird der<br />

Schmerz des Patienten durch<br />

das System MIS Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zum System MIS und<br />

einem herkömmlichen <strong>Krankenhausbett</strong><br />

beeinflusst?<br />

Die Schmerzsymptomatiken, die<br />

bereits vor dem Krankenhausaufenthalt<br />

bestanden, verbesserten<br />

sich <strong>im</strong> Laufe der Erhebungszeit<br />

bei allen Patienten während<br />

der Studiendauer. Auffällig ist<br />

jedoch, dass der angegebene<br />

Schmerz der Patienten mit dem<br />

System MIS Aktiv tendenziell<br />

geringer schien als in anderen<br />

untersuchten Bettensystemen.<br />

Am letzten Studientag wurden<br />

von den Patienten in beiden<br />

Bettensystemen (MIS Aktiv und<br />

MIS) tendenziell geringere<br />

Schmerzlevel beschrieben als<br />

von Patienten <strong>im</strong> herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong>.<br />

Fragestellung: Wie wird die<br />

Vigilanz des Patienten durch das<br />

System MIS Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zum System MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong><br />

beeinflusst?<br />

Die Vigilanz bei Patienten auf<br />

einem herkömmlichen Bettensystem<br />

ist tendenziell geringer<br />

ausgeprägt als auf den Systemen<br />

MIS AKTIV und Völker MIS.<br />

Dort ist somit der Grad der<br />

Wachheit der Patienten höher.<br />

Dieses Ergebnis konnte durch<br />

die subjektiven Beobachtungen<br />

der Studienassistenten der Studie<br />

insbesondere bei geriatrischen<br />

Patienten bestätigt werden. Allerdings<br />

ist die Fallzahl der Patienten<br />

noch zu gering, um eindeutige<br />

Aussagen machen zu<br />

können.<br />

Fragestellung: Wie wird die Bewegung<br />

des Patienten durch das<br />

System MIS Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zum System MIS und einem herkömmlichen<br />

<strong>Krankenhausbett</strong><br />

beeinflusst?<br />

Die Bewegungsfreiheit wird auf<br />

den beiden o. g. Bettensystemen<br />

als sehr gut oder gut bezeichnet.<br />

Die Geräuschentwicklung ist<br />

gar nicht vorhanden oder so<br />

gering, dass es in der Regel zu<br />

keinerlei Beeinträchtigung, vor<br />

allem während der Schlafphasen<br />

in der Nacht, kommt.<br />

Fragestellung: Wie empfindet<br />

der Patient den Komfort des<br />

Systems MIS Aktiv <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zum System MIS und einem<br />

herkömmlichen <strong>Krankenhausbett</strong>?<br />

Die Unterschiede hinsichtlich<br />

des Komforts der einzelnen Bettensysteme<br />

sind untereinander<br />

bereits am ersten Erhebungstag<br />

hoch signifikant. Sowohl das<br />

System MIS Aktiv als auch das<br />

System MIS erhalten von den<br />

Patienten eine deutlich bessere<br />

Bewertung hinsichtlich des<br />

Komforts als das herkömmliche<br />

<strong>Krankenhausbett</strong>.<br />

Die Autoren:<br />

Jürgen Osterbrink, Andre Ewers, Institut<br />

für Pflegewissenschaft, Paracelsus Medizinische<br />

Privatuniversität, Salzburg<br />

Herbert Mayer, Institut für Pflegewissenschaft,<br />

Private Universität Witten Herdecke,<br />

Witten<br />

Gerhard Schröder, Gerhard Schröder<br />

Kommunikation GmbH, Uslar<br />

Literatur:<br />

Allmann R.M., Walker J.M., Hart M.K.,<br />

Laprade C.L., Noel L.B., Smith M.D. (1987):<br />

Air fluidized beds of conventional therapy<br />

for pressure sores. A randomized trial.<br />

American College of Physicians; 107 (5):<br />

641–648.<br />

Devine B. (1995): Alternating pressure air<br />

mattresses in teh management of established<br />

pressure sores. Journal of Tissue<br />

Viability; 5 (3): 94–98.<br />

Evans D., Land L., Geary A. (2000): A clinical<br />

evaluation of the N<strong>im</strong>bus 3 alternating<br />

pressure mattress replacement system.<br />

Journal of Wound Care; 9 (4): 181–186.<br />

Gunningberg L., Lindholm C., Carlsson M.,<br />

Sjöden P.O. (2000): Effekt ofvisco-elastic<br />

foam mattress on the development of pressure<br />

ulcer in patients with hip fractures.<br />

Journal of Wound Care; 9 (10): 455–460.<br />

Hoddes E., Dement W.C., Zarcone V.<br />

(1972): The development and use of the<br />

Stanford Sleepness Scale (SSS). Psychophysiology;<br />

10: 431–436.<br />

Anschrift für die Verfasser:<br />

Prof. Dr. Jürgen Osterbrink<br />

Paracelsus Universität,<br />

Institut für Pflegewissenschaft<br />

Strubergasse 21, A-5020 Salzburg<br />

E-Mail: juergen.osterbrink@pmu.ac.at<br />

Die Schwester Der Pfleger 47. Jahrg. 02|08

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