benefit â Erfolgsfaktor Mitarbeiterpartizipation
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1. Sozialkapital: Mitarbeiter- und Führungskräfteprogramm<br />
Friedrich Meckmann<br />
Abteilungsleitung medizinischtherapeutischer<br />
Fachdienst<br />
JG Gruppe, Benediktushof gGmbH<br />
Matthias Hartkamp<br />
Projektleitung im Bereich<br />
PE und Demografie<br />
JG Gruppe, Benediktushof gGmbH<br />
92<br />
<strong>benefit</strong> – <strong>Erfolgsfaktor</strong> <strong>Mitarbeiterpartizipation</strong><br />
Zusammenfassung<br />
Damit ein Betriebliches Gesundheitsmanagement in der Praxis erfolgreich eingeführt und gelebt<br />
werden kann, ist es von zentraler Bedeutung, alle Mitarbeiter einzubinden. Um die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Benediktushof aktiv an den betrieblichen Gesundheits- und Sportangeboten<br />
zu beteiligen, greifen wir auf unterschiedliche Instrumente zurück. Dieser Instrumentenmix<br />
umfasst Flyer, persönliche Gespräche und Interviews sowie passgenaue Maßnahmen<br />
unter Berücksichtigung der Anliegen unserer Belegschaft. Viele der implementierten Angebote<br />
der betrieblichen Gesundheitsförderung sind auf die Initiative der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
zurückzuführen, was zu einer hohen Identifikation mit dem Thema Gesundheit führt. Wir<br />
berücksichtigen die Anregungen aus der Belegschaft und schaffen so zusätzliche Multiplikatoren<br />
und innerbetriebliche Werbeträger. Der vorliegende Text erläutert Maßnahmen der Bottom-up-<br />
Orientierung im Benediktushof und Möglichkeiten der Mitarbeitereinbindung in dem Modell des<br />
Top-down-Ansatzes.<br />
Einleitung<br />
Die Benediktushof gGmbH als Tochter der Josefs-Gesellschaft (JG-Gruppe) ist ein modernes<br />
Dienstleistungsunternehmen im caritativ-gemeinnützigen Sinne. Die Josefs-Gesellschaft ist<br />
deutschlandweit Träger von 17 Einrichtungen in den Bereichen Rehabilitation, Krankenhäuser und<br />
Seniorenheime.<br />
Im Benediktushof können sich körper- und mehrfachbehinderte Menschen schulisch, beruflich<br />
sowie sozial rehabilitieren. Als Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft hat das Thema<br />
Gesundheit schon immer einen hohen Stellenwert und nimmt einen großen Teil im unternehmerischen<br />
Handeln ein. Dieser Leitgedanke umfasst nicht nur die Gesundheit unserer Bewohner und<br />
Rehabilitanden, sondern im Besonderen das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter. Hierzu können wir<br />
auf eigene personelle Kompetenzen und materielle Ressourcen zurückgreifen.
93<br />
Historische Entwicklung –<br />
gelebtes BGM von Mitarbeitern für Mitarbeiter<br />
Die Ursprünge der betrieblichen Gesundheitsförderung führen bis ins Jahr 1993 zurück, als der integrative<br />
Sportverein der „SV Benedikushof Reken e.V.“ gegründet wurde. Das Leistungsangebot<br />
des Vereins umfasst die Organisation und Durchführung gezielter Angebote, die dem Erhalt der<br />
Gesundheit bzw. der Steigerung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens dienen. Insgesamt<br />
beinhaltet das Sport- und Bewegungsangebot etwa 40 unterschiedliche Angebote rund um<br />
das Thema Gesundheit und Rehabilitation. Die Bandbreite reicht von Aquafitness über Wirbelsäulengymnastik,<br />
Bogenschießen, Lauftreff, Krafttraining, Nordic Walking bis hin zum Rollstuhlsport<br />
und Osteoporosegymnastik. Das Vereinsangebot richtet sich hierbei an Bewohner, Auszubildende,<br />
Mitarbeiter des Benediktushofes sowie an die Bürger von Reken. Diese Orientierung findet sich<br />
auch in dem Leitgedanken „Sport für alle“ wieder, unter dem der SVB Reken qualifizierte und<br />
lizenzierte Bewegungsangebote durchführt.<br />
Vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklung der Sport- und Gesundheitsangebote im<br />
Benediktushof entwickelte sich aus der Eigeninitiative einzelner Mitarbeiter die Idee ein spezielles<br />
Angebot „von Mitarbeitern für Mitarbeiter“ zu schaffen, welches sich bis heute zu dem Programm<br />
„Fit @ Work – gemeinsam gesünder“ entwickelt hat. Die einzelnen Angebote der betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung entwickelt ein multidisziplinäres Fit @ Work-Team und setzt sie um. Als<br />
Folge dieser Bottom-up-Entwicklung wird Sport im Benediktushof gelebt. Die teilnehmenden<br />
Mitarbeiter fungieren hierbei als Vorbilder und Multiplikatoren für das Thema Gesundheit. Das<br />
erzeugt eine ansteckende Wirkung auf die Bewohner und Rehabilitanden und auch auf die Kolleginnen<br />
und Kollegen.
94<br />
Um die Gesundheitsorientierung weiter zu professionalisieren und Synergien zu nutzen, wurde<br />
im Jahre 2010 der medizinisch-therapeutische Fachdienst organisatorisch neu aufgestellt. 1 Im<br />
Rahmen dieser Umstrukturierung entstand das moderne Trainings- und Gesundheitszentrum<br />
„Benefit – Sport und Rehabilitation“ auf dem Gelände des Benediktushof. Die vorhandenen<br />
innerbetrieblichen, personellen Ressourcen wurden zu einem interdisziplinären Gesundheitsteam<br />
zusammengefasst. Dieses Team aus den Bereichen Medizin, Physiotherapie, Ergotherapie und<br />
Sportwissenschaft bietet personenbezogene Leistungen für Rehabilitanden, Bewohner sowie für<br />
die Kolleginnen und Kollegen an.<br />
Um möglichst hohe Aufmerksamkeit und Identifikation in der eigenen Belegschaft mit dem<br />
Thema Sport und Gesundheit zu erzielen, wurde im Jahr 2010 in allen Einrichtungen der Josefs-<br />
Gesellschaft eine einwöchige Aktions- und Imagekampagne rund um das Thema Sport und<br />
Bewegung mit großem Erfolg durchgeführt.<br />
1 Vgl.: http://www.benediktushof.de/leistungen/sport-gesundheit-freizeit/sport-und-<strong>benefit</strong>.html
Im Jahr 2011 erfolgte der nächste Schritt der konsequenten Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung:<br />
die organisatorische Implementierung des betrieblichen Eingliederungsmanagements<br />
und die gezielte Ausbildung eines Mitarbeiters für die Stelle „Projektkoordination Betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement“. Im Laufe des Jahres 2012 beschloss die Geschäftsführung das Thema<br />
Gesundheit endgültig strukturell sowie strategisch im Unternehmen zu verankern. Auf der operativen<br />
Ebene wurde ein Qualitätszirkel Gesundheit gegründet und auf der strategischen Ebene ein<br />
BGM-Steuerungskreis. Zeitgleich startete eine Fortbildung zur Basisqualifizierung für alle Führungskräfte<br />
mit unterschiedlichen Schwerpunkten rund um die Themen Gesundheit und Führung.<br />
95<br />
Starke Beteiligung dank „Buttom up“<br />
Angesichts der bisherigen Entwicklung der betrieblichen Gesundheitsorientierung liegt dem Betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagement im Benediktushof ein Bottom-up-Ansatz zu Grunde. Durch<br />
die eigenständige Entwicklung der Maßnahmen gaben die Mitglieder des Fit @ Work-Teams den<br />
Angeboten ein Gesicht und wurden unter dem Leitsatz „gemeinsam gesünder“ als innerbetriebliche<br />
Werbeträger wahrgenommen.<br />
Um eine möglichst hohe Mitarbeiterbeteiligung an den gesundheitsfördernden Programmen zu<br />
erreichen, kombiniert der Benediktushof unterschiedliche Kommunikationsinstrumente, getreu<br />
dem Motto „Von Kollegen für Kollegen“. Ein Programmflyer, der an alle Mitarbeiter verteilt wird<br />
und das Intranet informieren über die aktuell angebotenen Maßnahmen. Dieser Flyer wird jährlich<br />
aktualisiert und enthält neben einer kurzen Beschreibung detaillierte Angaben zu dem Ort sowie<br />
dem zeitlichen Umfang. Um das Programm weiterzuentwickeln und nach den Bedürfnissen der<br />
Mitarbeiter auszurichten, ist es wichtig, dass die Teilnehmer im Rahmen einer Befragung die Möglichkeit<br />
haben eigene Wünsche und Verbesserungsideen einzubringen. Daher besteht neben der<br />
formellen Evaluationsbefragung die Möglichkeit sich jederzeit mit Fragen, Kritik und Anregungen<br />
an die Organisatoren zu wenden.<br />
Damit neue Mitarbeiter direkt mit den Maßnahmen vertraut werden, stellt ein Kollege auf den<br />
regelmäßig stattfindenden Einführungstagen für neue Mitarbeiter das Programm und die Partizipationsmöglichkeiten<br />
vor. Durch diese Vorstellung der einzelnen Angebote kann die Belegschaft<br />
gezielt angesprochen werden. Abgesehen von den Kommunikationsmaßnahmen ist es von entscheidender<br />
Bedeutung, dass die Mitarbeiter die Angebote annehmen und sich beteiligen.<br />
Neben der gezielten Ansprache durch Kollegen untereinander „Komm doch mal mit…“, „Das<br />
wäre sicherlich auch was für Dich…“, verhelfen betriebliche Sportevents dazu, mehr Mitarbeiter<br />
für die Angebote zu gewinnen. Diese Events sind in der jährlich stattfinden Sportwoche organisiert,<br />
welche sich an Rehabilitanden, Bewohner und Mitarbeiter richtet. Im Rahmen dieser Woche<br />
werden unterschiedliche Sportevents angeboten, wie zum Beispiel ein „Running and Walking<br />
Day“. Durch die aktive Teilnahme der Führungskräfte an den Angeboten kann die Identifizierung<br />
und die Bereitschaft zur Teilnahme auf Mitarbeiterseite weiter gestärkt werden.
Gewinnung betrieblicher Werbeträger im Top-down-Ansatz<br />
Neben dem in unserer Einrichtung gewählten Weg des Bottom-up gibt es den in der Praxis oftmals<br />
häufiger anzutreffenden Weg zur Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
über den Top-down-Ansatz.<br />
96<br />
Um den nachhaltigen Erfolg des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu gewährleisten, bedarf<br />
es auch in diesem Modell Mitarbeitern, die sich mit der Gesundheitsförderung identifizieren und<br />
als Multiplikatoren fungieren. Es gilt alle Mitarbeiter, unabhängig von ihrer Berufsgruppe oder<br />
Position, bei der Einführung und der Umsetzung einzubinden, um so eine Motivation für gesundheitsbewusstes<br />
Führen und Arbeiten zu schaffen.<br />
Demzufolge ist es für die Unternehmensführung von strategischer Bedeutung innerbetriebliche<br />
Werbeträger mit dem Thema Gesundheitsmanagement zu identifizieren und sie dafür zu gewinnen.<br />
Das Anwerben kann beispielsweise durch eine Ausschreibung erfolgen, die alle Mitarbeiter<br />
im Unternehmen aufruft, an der Entwicklung und Implementierung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
mitzuwirken. Zur Anregung der Mitarbeiter kann dabei beispielsweise teilweises<br />
Freistellen von der Arbeit für Tätigkeiten im Rahmen des BGM dienen.<br />
Um die besonders engagierten und mit dem Thema verbundenen Mitarbeiter zu ermitteln,<br />
empfiehlt es sich, die Ausschreibung mit einer kurzen Bewerbung zu verbinden. So kann jeder<br />
Bewerber darlegen, warum er sich für das Thema interessiert und als Multiplikator engagieren<br />
will. Idealerweise wird eine solche Bewerbung mit konkreten Ideen und Handlungsvorschlägen<br />
verknüpft. Es sind zwei Fragen zu klären:<br />
»»<br />
»»<br />
Warum will ich das als Mitarbeiter machen<br />
Und was beabsichtige ich als Mitarbeiter<br />
Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens ist, dass die Führung Einblicke in die Mitarbeiterwünsche<br />
und -ideen zum Gesundheitsmanagement erhält. Durch die Ausschreibung in unterschiedlichen<br />
Kommunikationskanälen (bspw. per E-Mail, Flyer oder persönliche Ansprache) können alle im<br />
Betrieb vorhandenen Arbeitsbereiche und Berufsgruppen erreicht werden. So ist durch eine<br />
entsprechende Zusammensetzung des BGM-Teams, ein angemessener Maßnahmenkatalog für<br />
alle Arbeitsbereiche möglich. Bei der Auswahl gilt es besonders sensibel vorzugehen, sodass sich<br />
keiner der beworbenen Mitarbeiter ausgegrenzt fühlt.<br />
Für die weitere Entwicklung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sollen die bereits umgesetzten<br />
Vorteile des Bottom-up-Ansatzes mit erfolgversprechenden Strategien des Top-Down-Weges<br />
verknüpft werden, um auf diese Weise ein umfassendes, effektives und von möglichst vielen<br />
Mitarbeitern mitgetragenes System des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu erhalten.