Der Sohn des Agenten - Daniele Ganser
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Schweiz 22. März 2013<br />
Berichten in der Luxemburger Presse<br />
über Kramer eine Anfrage eingereicht:<br />
«Wie wird die Bun<strong>des</strong>regierung<br />
zur Wahrheitsfindung in diesem<br />
Prozess beitragen sowie die historische<br />
Erforschung von ‹Gladio/Stay<br />
Behind› beim BND rasch vorantreiben»<br />
Ströbele, der schon seit Langem als<br />
Mitglied <strong>des</strong> Kontroll gremiums <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>tags für die Geheimdienste<br />
der Frage nach einer «Stay Behind»<br />
Organisation in Deutschland nachgeht,<br />
ist für einmal optimistisch, eine<br />
echte Antwort von der Bun<strong>des</strong>regierung<br />
zu erhalten. «Wenn die Regierung<br />
befürchten muss, dass es neue,<br />
konkrete Informationen gibt, wird sie<br />
es vermeiden, die Unwahrheit zu sagen»,<br />
sagt Ströbele der TagesWoche.<br />
Die Existenz einer Geheimorganisation<br />
in Deutschland wird zwar zugegeben,<br />
noch wird aber behauptet, diese<br />
habe nur Informationen gesammelt.<br />
vom Bun<strong>des</strong>rat wissen, ob die P26 in<br />
die beiden Anschläge von Pratteln<br />
und Rheinfelden involviert gewesen<br />
sei. Bun<strong>des</strong>rat Kaspar Villiger dementierte<br />
und selbst in der «Wochenzeitung»<br />
wurde dem Vorstoss von<br />
Bührer wenig Plausibilität zugesprochen.<br />
Die Anschläge fanden im Umfeld<br />
der AntiAKWProteste von Kaiseraugst<br />
im Januar 1983 statt, und<br />
deren Urheber wurden im Kreis der<br />
AtomkraftGegner vermutet.<br />
Das sei schon richtig gewesen, sagt<br />
Andreas Kramer heute. «Aber die<br />
P26 hatte die Finger dennoch im<br />
Spiel.» Die AtomkraftGegner seien<br />
von Mitgliedern der P26 infiltriert<br />
und (sehr rudimentär) im Umgang<br />
mit Sprengstoff ausgebildet worden.<br />
Bei den Anschlägen sei sein Vater vor<br />
Ort gewesen, behauptet Kramer. In<br />
Rheinfelden, wo die Sprengladung<br />
nicht zündete, seien ausschliesslich<br />
AKWGegner am Werk gewesen, in<br />
Pratteln, wo ein Eckmast umstürzte,<br />
hätten die infiltrierten <strong>Agenten</strong> direkt<br />
mitgeholfen. «Er hielt viel von der<br />
P26 – die hätten die Schweiz verteidigen<br />
können, sagte er mir.»<br />
Sein Vater habe auch in Kontakt<br />
mit Oberst Efrem Cattelan gestanden,<br />
dem Kommandaten der P26. Dieser<br />
stritt vor zwei Wochen gegenüber<br />
der TagesWoche eine Beteiligung der<br />
P26 an den Anschlägen in der Region<br />
Basel ab. «Wenn wir das gewesen wären,<br />
wären die Masten gefallen.»<br />
Hatte der Staat seine<br />
Finger im Spiel In den<br />
1980er-Jahren wurden<br />
in Europa mehrere<br />
Anschläge verübt –<br />
beispielsweise auf<br />
Strommasten wie in<br />
Luxemburg. Foto: «Tageblatt»<br />
Und Spuren in die Schweiz<br />
In der Schweiz ist man da schon weiter.<br />
Die Existenz der Geheimarmee<br />
P26 ist gut dokumentiert. Über deren<br />
konkrete Tätigkeiten weiss man allerdings<br />
nicht sehr viel. Im Zuge der<br />
Fichenaffäre zu Beginn der 1990er<br />
Jahre wurde auf nationaler Ebene die<br />
Möglichkeit von Staatsterrorismus<br />
thematisiert.<br />
Die Schaffhauser SPStänderätin<br />
Esther Bührer wollte im März 1991<br />
TagesWoche 12 21