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4<br />

Biogas aus Grefrath-Oedt<br />

Biogasanlage Oedt: Ein 24-Stunden-Job<br />

Der Niers-Bote im Gespräch<br />

mit den beiden Geschäftsführern<br />

Landwirt Markus<br />

Peters und Dip.-Ing. Erik Ix.<br />

Wenn um vier Uhr morgens<br />

bei Landwirt Markus Peters<br />

das Handy klingelt, dann<br />

nicht wegen einer kalbenden<br />

Kuh. Die Biogasanlage meldet<br />

per Anruf eine Unregelmäßigkeit.<br />

Am Computer entscheidet<br />

der 46-jährige dann, ob<br />

sein Einsatz vor Ort gefordert<br />

ist: „Eine Biogasanlage ist ein<br />

komplexer Organismus. Ich<br />

kenne die Anlage mittlerweile<br />

ganz genau. Mit den Jahren<br />

entwickelt man ein Gefühl<br />

dafür“, so Peters, einer der<br />

beiden Geschäftsführer und<br />

Betriebsleiter der Oedter Biogasanlage.<br />

Das Thema Biogas beschäftigt<br />

Peters schon lange. Mit den<br />

Grefrather Gemeindewerken<br />

und dem befreundeten Landwirt<br />

Johannes Franken aus<br />

Wankum waren schließlich<br />

die geeigneten Partner gefunden.<br />

Seit 2011 ist die 2,2 Millionen<br />

Euro teure Anlage in Betrieb.<br />

Bei der Biogasanlage in<br />

Oedt handelt es sich um eine<br />

sogenannte NawaRo-Anlage,<br />

in der nachwachsende Rohstoffe<br />

und Gülle eingesetzt<br />

werden. 80 Prozent des benötigten<br />

pflanzlichen Materials<br />

produziert Peters selber. Der<br />

Oedter Landwirt bewirtschaftet<br />

120 Hektar, auf denen<br />

er Mais, Roggen und Gerste<br />

anbaut. Die Rindergülle liefert<br />

der vis-a -vis gelegenen<br />

Erkens-Hof. Die eingesetzten<br />

Rohstoffe stammen somit alle<br />

aus einem Umkreis von 4-5 Kilometern<br />

– aus ökologischer<br />

Sicht ein Vorteil.<br />

Geschlossenes System<br />

Drei Gärbehälter stehen auf<br />

dem gepflegt wirkenden<br />

Gelände im Nordosten des<br />

Girmesareals. In diesen wird<br />

durch anaeroben, mikrobiellen<br />

Abbau Biogas erzeugt.<br />

„Das Ganze ist ein in sich geschlossenes<br />

System“, erklärt<br />

Peters. Zusätze werden nicht<br />

benötigt. Die Reststoffe aus<br />

dem letzten Gärbehälter<br />

bringt er als Dünger wieder<br />

auf seine Felder aus. „In den<br />

Gärrückständen ist alles enthalten,<br />

was die Pflanzen zum<br />

Wachsen brauchen. Zusätzlichen<br />

Kunstdünger setze ich<br />

kaum noch ein“, so Peters.<br />

Weitere Vorteile der Reststoffe<br />

im Vergleich zur Gülle seien<br />

die verringerte Geruchsbelästigung<br />

sowie die besserer<br />

Verwertbarkeit des Stickstoffs.<br />

Technisch ist die Anlage auf<br />

dem neuesten Stand. Beim<br />

Bau mussten zahlreiche Auflagen<br />

beachtet und Genehmigungen<br />

eingeholt werden.<br />

Die Biogasanlage wird<br />

regelmäßig gewartet und<br />

durch unabhängige Stellen<br />

kontrolliert. Ein wesentlicher<br />

Gesichtspunkt ist der Emissionsschutz.<br />

Die Freisetzung<br />

von Gärgasen – in älteren<br />

Anlagen oft ein Problem – ist<br />

praktisch ausgeschlossen. Das<br />

anfallende Sickerwasser aus<br />

dem abgedeckt gelagerten Silomais<br />

wird direkt in die Gärbehälter<br />

geleitet, um einen<br />

Eintrag in das Grundwasser zu<br />

verhindern.<br />

Niers-Bote Februar 2015<br />

Stromvermarktung vor Ort<br />

In Betrieb ist die Oedter Biogasanlage<br />

rund um die Uhr,<br />

365 Tage im Jahr. Damit<br />

das komplexe System stabil<br />

läuft, muss immer genügend<br />

Nachschub für die stündliche,<br />

automatische Befüllung<br />

vorhanden sein. „Täglich werden<br />

etwa 15 Tonnen Mais, 5<br />

Tonnen Gerste und Roggen<br />

sowie gut 10 m3 Rindergülle<br />

zugeführt“, erklärt Betriebsleiter<br />

Peters. Um die benötigten<br />

Mengen exakt einstellen<br />

zu können, wird die Zusammensetzung<br />

der Rohstoffe<br />

regelmäßig im Labor untersucht.<br />

Rund 5.000 m3 Biogas<br />

Mitglieder der „Perspektiven für Oedt“ nutzten gemeinsam mit unmittelbar betroffenen<br />

Anliegern im November die Gelegenheit zu einer Führung durch die Biogasanlage in<br />

Oedt.<br />

werden so am Tag produziert.<br />

Das erzeugte Biogas, dessen<br />

Hauptkomponenten Methan<br />

und CO2 sind, wird im angeschlossenen<br />

Blockheizkraftwerk<br />

zu Strom umgewandelt.<br />

Die Leistung liegt bei 4,1 bis<br />

4,3 Millionen kWh im Jahr -<br />

mit Kapazität nach oben.<br />

„Die Vermarktung des erzeugten<br />

Stroms erfolgt zu 100<br />

Prozent vor Ort“, erklärt Erik<br />

Ix, Geschäftsführer der Gemeindewerke<br />

Grefrath und<br />

gemeinsam mit Peters Geschäftsführer<br />

der Oedter Biogasanlage.<br />

In Grefrath stammt<br />

mittlerweile ein Siebtel des<br />

von den Gemeindewerken<br />

verkauften Stromes aus drei<br />

regionalen Biogasanlagen.<br />

Zusätzlich wird die entstehende<br />

Wärme genutzt. Dies sorgt<br />

für eine hohe Effizienz der Anlage<br />

und trägt zu CO2-Einsparungen<br />

und einem möglichst<br />

klimaschonenden Betrieb bei.<br />

„Es kommt uns zu Gute, dass<br />

es sich um eine gewerbliche<br />

Anlage handelt, die nicht auf<br />

dem freien Feld liegt“, erklärt<br />

Ix. Wärme kann so an anliegende<br />

Privathaushalte verkauft<br />

werden. In einer speziellen<br />

Trocknungsanlage werden<br />

außerdem Holzschnitzel getrocknet.<br />

Auch mit Investoren<br />

auf dem Girmesgelände sind<br />

die Betreiber im Gespräch.<br />

„Mit unserem Wärmekonzept<br />

sind wir noch nicht am Ende.<br />

Vorstellbar ist beispielsweise,<br />

dass wir im Winter Wärme<br />

an anliegende Firmen liefern<br />

und im Sommer nicht benötigte<br />

Wärme für unsere Trocknungsanlage<br />

einsetzen“, so Ix.<br />

Offene Kommunikation<br />

Die Betreiber haben sich von<br />

Anfang an um Transparenz<br />

und eine offene Kommunikation<br />

bemüht. Geruchsbelästigung<br />

und Lärm durch Anlieferverkehr<br />

waren im Vorfeld<br />

die Hauptkritikpunkte. Die<br />

Sorge um Gerüche hat sich<br />

mittlerweile relativiert. Selbst<br />

direkt neben den Gärbehältern<br />

seien diese meist nicht<br />

ausgeprägter als auf einem<br />

landwirtschaftlichen Betrieb,<br />

erklären die beiden Geschäftsführer.<br />

Störungen durch Anlieferung<br />

der Maissilage dagegen<br />

sind immer wieder Thema<br />

– vor allem in der Erntezeit.<br />

Markus Peters ist um Rücksichtnahme<br />

bemüht: „Bisher<br />

haben wir einmal bis Nachts<br />

um zwei gehäckselt, ansonsten<br />

machen wir bis spätestens<br />

22 Uhr Feierabend.“ In Stoßzeiten<br />

setzt Peters sechs bis<br />

sieben Wagen ein. Die Fahrer<br />

haben die Anweisung, bei<br />

Ortsdurchfahrt die Geschwindigkeit<br />

zu reduzieren. Peters<br />

führt genau Buch: „Insgesamt<br />

gehen rund 1400 – 1500 Bewegungen<br />

im Jahr auf das<br />

Konto der Oedter Biogasanlage,<br />

etwa 80 Prozent davon<br />

führen nicht durch Oedt, sondern<br />

kommen aus Richtung<br />

Kempen.“ Der Oedter Landwirt<br />

fühlt sich mitunter zu Unrecht<br />

gescholten, da nicht nur<br />

seine Traktoren die Ortsdurchfahrt<br />

nutzen würden: „Auch<br />

andere Anlagenbetreiber und<br />

Landwirte bewirtschaften hier<br />

Felder und müssen den Ort<br />

passieren.“<br />

In der allgemeinen Kritik stehen<br />

Biogasanlagen immer<br />

wieder wegen der sogenannten<br />

„Vermaisung“ der Anbauflächen<br />

mit ihren nachteiligen<br />

ökologischen Auswirkungen.<br />

Viele Spaziergänger stören

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