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Rede von Norbert Schikora (.pdf)

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<strong>Norbert</strong> <strong>Schikora</strong> / <strong>Rede</strong> zum Auftakt der Ostermärsche in Fürth am 1. April 2013<br />

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens,<br />

„Eines der größten Risiken für den Weltfrieden sind die Folgen des Klimawandels,<br />

die einen Kampf um die natürlichen Ressourcen wie Trinkwasser oder Ackerland<br />

auslösen werden.“<br />

So prophezeit es Prof. Dr. Schellnhuber, Leiter des Potsdamer Instituts für<br />

Klimafolgenforschung.<br />

Der Raubbau an den Lebensgrundlagen ist nicht neu. In diesem Jahrhundert hat er<br />

allerdings eine Dynamik erreicht, die die Erderwärmung unumkehrbar machen wird.<br />

Und diese Zuspitzung geht einher mit der Zuspitzung der Finanzkrise. Denn wenn<br />

das Wachstum der Realwirtschaft nicht mehr Schritt halten kann mit dem<br />

exponentiellen Wachstum der Zinsforderungen aus Krediten, dann ist der Crash in<br />

Sichtweite. Und Zypern nur ein weiterer Dominostein.<br />

Die Kritik am Kapitalismus fußt auf der Erkenntnis, dass dieses Wirtschaftssystem<br />

den Krieg als Prinzip in sich trägt. Jeder gegen jeden.<br />

Im Grunde eine Ungeheuerlichkeit, denn es stuft das Soziale, das „Leben und Leben<br />

lassen“ herab, zu einer lästigen Randerscheinung.<br />

Wir waren schon mal weiter, denn eine Erkenntnis aus den Trümmern des 2.<br />

Weltkrieges lautete:<br />

»Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen<br />

Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Inhalt und Ziel<br />

einer sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische<br />

Gewinn- und Machtstreben sein.«<br />

So steht es im Ahlener Grundsatzprogramm der CDU <strong>von</strong> 1947. Aber so wurde es<br />

nie umgesetzt. Stattdessen leistete sich die westliche Welt den Luxus aus ihrer<br />

2000jährigen Geschichte der Gewalt nichts lernen zu wollen.<br />

Ich unterstelle niemanden, dass er den Krieg will. Aber was ich unterstelle ist, dass<br />

nicht intensiv genug über die Alternativen nachgedacht wird.<br />

Allzu schnell geriert sich Politik als alternativlos. Allzu schnell wird den einseitigen<br />

Informationen im politisch-militärisch-industriellen Komplex geglaubt.<br />

Es ist eine Forderung, die wir jedem Politiker abverlangen müssen: Lege die Quellen<br />

deiner Information offen, damit wir sehen, <strong>von</strong> wem du beeinflusst bist.<br />

Klima und Wirtschaftssystem kollabieren. Und der Krieg, der als Folge prophezeit<br />

wird, in Teilen führen wir ihn schon. Gegen die Natur zum Beispiel, weil wir uns einer<br />

Erkenntnis verweigern, die wir seit mindestens 30 Jahren längst haben:<br />

Wir müssen unsere Art zu wirtschaften ändern.<br />

Und bei der Finanzkrise dämmert es den meisten jetzt auch, außer den Profiteuren<br />

natürlich: Es ist aberwitzig, ständiges Wachstum generieren zu wollen, nur um Kredit<br />

und Zinseszins bedienen zu können. Diese lebensfeindliche, kalte Logik müssen wir


2<br />

durchbrechen. Es ist meine feste Überzeugung: Damit Frieden eine Chance hat,<br />

müssen die Grundlagen unseres Wirtschaftens verändert werden.<br />

Und da wir uns nicht außerhalb der Zeit stellen können, ist dies sozusagen eine<br />

Arbeit im fahrenden Zug, der droht, gegen die Wand zu fahren.<br />

Und es geschieht: Abertausende Initiativen, Genossenschaften, Non-Profit<br />

Unternehmen und und und ... sind schon unterwegs in diesem Zug.<br />

Gewarnt sei vor jenen, die es sich mit einem „Das-wird-schon“ auf den Sitzen<br />

bequem machen wollen. Die Interessen sind zu mächtig, die Profite zu riesig und<br />

verführerisch, als dass es mit einer alleinigen Haltung der Hoffnung getan wäre.<br />

Fukushima ist nun zwei Jahr her, die Folgen aber immer noch nicht absehbar. Doch<br />

es hat zumindest bei uns zu einem Umdenken geführt. Die Folgen der Atomwaffen<br />

kennen wir seit Hiroshima. Aber das große, entschiedene Gegensteuern bleibt aus.<br />

Wollen wir wirklich ein zweites Hiroshima erleiden, damit endlich auf die Warnungen<br />

gehört wird<br />

Als Folge <strong>von</strong> Fukushima mussten Menschen verstrahlt, Land unbewohnbar und<br />

Nahrung bis in die Weiten des Pazifik verseucht werden, bevor ein Umdenken<br />

stattgefunden hat. Bei den Atomwaffen wäre ein solches Erschrecken und Aha-<br />

Erlebnis fatal. Daher: Die Atomwaffen gehören abgeschafft und zwar nicht<br />

irgendwann sondern jetzt!<br />

Der über 80jährige Japaner Hideto Sotobayashi erlebte als Jugendlicher den<br />

Atombombenabwurf auf Hiroshima. Er sagte nach dem Tsunami und der<br />

nachfolgenden Katastrophe <strong>von</strong> Fukushima:<br />

„Eine zehn Meter hohe Welle, das ist Schicksal. Man muss sich damit abfinden und<br />

alles wieder aufbauen. Aber Hiroshima und Fukushima sind keine<br />

Naturkatastrophen. Daran ist der Mensch schuld.“<br />

Es steht in der Verantwortung <strong>von</strong> uns allen und im Angesicht unserer Kinder, die<br />

<strong>von</strong> Menschen in die Welt gesetzten Bedrohungen wieder aus der Welt zu schaffen.<br />

Sicherheit gibt es nur ohne AKWs und ohne Atomwaffen.<br />

Und noch eine kritische Anmerkung sei gestattet:<br />

In Tschernobyl oder Fukushima mussten Feuerwehrleute, Soldaten oder einfache<br />

Techniker ins Strahlenfeuer, um das Schlimmste zu verhindern. Aber wo waren die,<br />

die den Reibach gemacht haben Wo waren die, die das Risiko klein geredet haben<br />

Und schon überrollt die nächste militärtechnische Entwicklung die Zivilgesellschaften.<br />

Um die Barbarei zu verschleiern, gibt es jetzt den Joystick-Krieger und die<br />

ferngesteuerten Drohnen. Wird Krieg dadurch menschlicher Nein! Das wusste<br />

schon Albert Einstein:<br />

„Krieg kann man nicht humanisieren. Er kann nur abgeschafft werden.“<br />

Ich danke euch für euer Kommen.

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