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Domänenverlust und Sprachverfall - KULT - en postkolonial temaserie

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Domän<strong>en</strong>verlust <strong>und</strong> <strong>Sprachverfall</strong>.<br />

Über das Deutsche als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache *<br />

Peter Eis<strong>en</strong>berg 1<br />

Universität Potsdam<br />

1. Die Frage<br />

Das Thema Deutsch als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache spielt im öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong><br />

Diskurs über die deutsche Sprache eine besondere Rolle. Das trifft sogar<br />

dann zu, w<strong>en</strong>n man nur das Verhältnis des Deutsch<strong>en</strong> zum Englisch<strong>en</strong><br />

betrachtet. Eine Besonderheit besteht darin, dass diese Diskussion überwieg<strong>en</strong>d<br />

von Wiss<strong>en</strong>schaftlern selbst getrag<strong>en</strong> wird. Was davon an eine<br />

größere Öff<strong>en</strong>tlichkeit gelangt, hat deshalb ein<strong>en</strong> ander<strong>en</strong> Stell<strong>en</strong>wert<br />

als die teilweise populistische Debatte über Anglizism<strong>en</strong>. Der g<strong>en</strong>au beschrieb<strong>en</strong>e<br />

<strong>und</strong> dokum<strong>en</strong>tierte Bedeutungsverlust des Deutsch<strong>en</strong> (Ammon<br />

1998; 2005) wächst sich leicht zu einem Bedrohtheitssz<strong>en</strong>ario aus,<br />

dess<strong>en</strong> Realitätsgehalt für d<strong>en</strong> Normalsprecher kaum abschätzbar ist.<br />

Bedrohlich wirkt die Entwicklung vor allem dann, w<strong>en</strong>n sie aus naturwiss<strong>en</strong>schaftlicher<br />

(Mocikat 2007) oder sozialwiss<strong>en</strong>schaftlicher (Münkler<br />

u.a. 2006) Quelle gespeist wird, d.h. w<strong>en</strong>n sie aus Disziplin<strong>en</strong> stammt,<br />

d<strong>en</strong><strong>en</strong> die öff<strong>en</strong>tliche Meinung eine hohe Bedeutung für die absehbare<br />

ökonomische Entwicklung zuschreibt. Der Bedeutungsverlust des Deutsch<strong>en</strong><br />

als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache ist unbestreitbar, daran gibt es, wiederum<br />

im Unterschied etwa zum Umfang des Vokabulars an Anglizism<strong>en</strong>,<br />

nichts zu deuteln. Wir find<strong>en</strong> deshalb durchaus die Auffassung, man<br />

sollte sich nicht allzu viele Gedank<strong>en</strong> über die Zunahme von Anglizism<strong>en</strong><br />

mach<strong>en</strong>. Das eig<strong>en</strong>tliche Problem liege woanders, nämlich beim<br />

Domän<strong>en</strong>verlust <strong>und</strong> hier beim Rückgang der Verw<strong>en</strong>dung des Deutsch<strong>en</strong><br />

als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache (Pörks<strong>en</strong> 2008, Schiewe 2008).<br />

Ein Zusamm<strong>en</strong>hang zwisch<strong>en</strong> Domän<strong>en</strong>verlust <strong>und</strong> Sprache wird<br />

dann über Aussag<strong>en</strong> wie die folg<strong>en</strong>de hergestellt:<br />

... durch d<strong>en</strong> Verlust der höchst<strong>en</strong> (international<strong>en</strong>) Redefelder sinkt der<br />

Status, das Anseh<strong>en</strong> der Sprache innerhalb der Sprachgemeinschaft. Eine<br />

<strong>KULT</strong> 9 (2011) 4-24


Schwächung des Status hat immer auch Konsequ<strong>en</strong>z<strong>en</strong> für d<strong>en</strong> Ausbau der<br />

Sprache, für die Arbeit an d<strong>en</strong> Wörtern <strong>und</strong> Form<strong>en</strong>, am Korpus der Sprache.<br />

(Jürg<strong>en</strong> Trabant in der FAZ vom 28. September 2007, S. 40. Ähnlich<br />

auch Trabant 2007).<br />

Was ein angeseh<strong>en</strong>er Sprachwiss<strong>en</strong>schaftler hier der Öff<strong>en</strong>tlichkeit mitteilt,<br />

ist nicht mehr <strong>und</strong> nicht w<strong>en</strong>iger, als dass beim Fortbestand des<br />

vorhand<strong>en</strong><strong>en</strong> Domän<strong>en</strong>verlustes der Ausbau des Deutsch<strong>en</strong> gefährdet<br />

sei, d<strong>en</strong>n so sei es immer. Es fehlt auch der leiseste Hinweis auf ein<strong>en</strong><br />

einzig<strong>en</strong> Fall, der dieses immer w<strong>en</strong>igst<strong>en</strong>s illustrier<strong>en</strong> könnte. Die Bedrohung<br />

ist perfekt, ihre Konsequ<strong>en</strong>z<strong>en</strong> schein<strong>en</strong> unabw<strong>en</strong>dbar zu sein.<br />

Ich meine, man sollte diese durchaus wirksame T<strong>en</strong>d<strong>en</strong>z zu einer W<strong>en</strong>dung<br />

des öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> Diskurses nicht auf sich beruh<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>. Gibt es<br />

tatsächlich Anzeich<strong>en</strong> für eine Schwächung, eine Ausbauhemmung oder<br />

gar ein<strong>en</strong> Verfall des Deutsch<strong>en</strong> dergestalt, dass es von sein<strong>en</strong> Ausdrucksmöglichkeit<strong>en</strong><br />

her eines Tages zur Wiss<strong>en</strong>schaftssprache nicht<br />

mehr taugt Man muss die Frage stell<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n man über allgemeine<br />

Bedrohtheitssz<strong>en</strong>ari<strong>en</strong> hinauskomm<strong>en</strong> möchte. Es kann im Folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

selbstverständlich nicht darum geh<strong>en</strong>, eine auch nur vorläufige Antwort<br />

zu versuch<strong>en</strong>. Wir wär<strong>en</strong> schon froh, w<strong>en</strong>n wir mehr darüber wüsst<strong>en</strong>,<br />

wie wir die Frage konkret stell<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Nur um einige Facett<strong>en</strong> dieses<br />

Problems wird es geh<strong>en</strong>.<br />

2. Zugang Lexikon<br />

Der nächstlieg<strong>en</strong>de – im Zitat von Trabant bereits angesproch<strong>en</strong>e – Gedanke<br />

sagt, die Sprache sei in Mitleid<strong>en</strong>schaft gezog<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n ihr im<br />

Vergleich zu ander<strong>en</strong> Sprach<strong>en</strong> ein Teil des Wortschatzes fehle. W<strong>en</strong>n<br />

Terminologi<strong>en</strong> einiger natur- oder wirtschaftswiss<strong>en</strong>schaftlicher Disziplin<strong>en</strong><br />

nur noch im Englisch<strong>en</strong> <strong>en</strong>twickelt werd<strong>en</strong>, sei dieser Fall gegeb<strong>en</strong>.<br />

Das Deutsche verliere seine universelle Verw<strong>en</strong>dbarkeit, es sei als<br />

Sprache in Mitleid<strong>en</strong>schaft gezog<strong>en</strong>. Eine These dieser Art lässt sich<br />

öff<strong>en</strong>tlich umso leichter plausibel mach<strong>en</strong>, als sie der volkslinguistisch<strong>en</strong><br />

Gr<strong>und</strong>gewissheit <strong>en</strong>tgeg<strong>en</strong>kommt, eine Sprache bestehe vor allem<br />

aus der M<strong>en</strong>ge ihrer Wörter.<br />

Der im gegeb<strong>en</strong><strong>en</strong> Zusamm<strong>en</strong>hang wichtigste Diskussionsstrang plädiert<br />

für Deutsch als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache im Rahm<strong>en</strong> eines Mehrsprachigkeitskonzepts.<br />

Dabei geht es kaum mehr um Forderung<strong>en</strong> nach<br />

5


einer Ersetzung des Englisch<strong>en</strong> durch das Deutsche, sondern um eine<br />

Wieder-Etablierung des Deutsch<strong>en</strong> neb<strong>en</strong> dem Englisch<strong>en</strong>. Als historischer<br />

Vorlage knüpft man bei d<strong>en</strong> erfolgreich<strong>en</strong> Bemühung<strong>en</strong> von<br />

Christian Wolff um eine Wiss<strong>en</strong>schaftssprache der Aufklärung an, die<br />

sich im Zusamm<strong>en</strong>hang der Ablösung des Lateinisch<strong>en</strong> durch europäische<br />

Landessprach<strong>en</strong> in d<strong>en</strong> Wiss<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong> abgespielt hat. Für das<br />

Deutsche wird als charakteristisch die Verw<strong>en</strong>dung von mindest<strong>en</strong>s teilweise<br />

motiviert<strong>en</strong> Wörtern angeseh<strong>en</strong>, der<strong>en</strong> Bestandteile dem B<strong>en</strong>utzer<br />

bekannt sind <strong>und</strong> dem wiss<strong>en</strong>schaftlich<strong>en</strong> Diskurs damit seine Anbindung<br />

an die Alltagssprache garantier<strong>en</strong>. Das gilt insbesondere für Komposita,<br />

der<strong>en</strong> Bestandteile ja im Allgemein<strong>en</strong> frei vorkomm<strong>en</strong> <strong>und</strong> so zu<br />

Termini wie Gr<strong>und</strong>wiss<strong>en</strong>schaft, Weltweisheit, Vernunftlehre anstelle<br />

von Ontologia, Philosophie, Logik führ<strong>en</strong>. Es wird ausdrücklich aber<br />

auch auf andere Wortbildungsregularität<strong>en</strong> wie die Bildung deverbaler<br />

Abstrakta abgehob<strong>en</strong>, die dem Muttersprachler eb<strong>en</strong>falls unmittelbar<br />

zugänglich sei<strong>en</strong> (Rick<strong>en</strong> 1995; Thielemann 2002; 2007; s.a. Eis<strong>en</strong>berg<br />

2005). Das Konzept ist in mancher Hinsicht durchaus vergleichbar mit<br />

dem eines aufgeklärt<strong>en</strong> Purismus, wie es von Campe vorgetrag<strong>en</strong> <strong>und</strong><br />

teilweise erfolgreich realisiert wurde (Campe 1813; s.a. Schiewe 1998).<br />

Thielemann (2007: 55) geht bis zu der Feststellung:<br />

Wer der Globalisierungsrhetorik folg<strong>en</strong>d d<strong>en</strong> deutsch<strong>en</strong> … Universität<strong>en</strong><br />

das Englische als alleinige Sprache von Forschung <strong>und</strong> Lehre verordn<strong>en</strong><br />

möchte, der sollte wiss<strong>en</strong>, dass er damit Scholastik verordnet <strong>und</strong> R<strong>en</strong>aissance<br />

unterbindet.<br />

Woll<strong>en</strong> wir wirklich Scholastik unterbind<strong>en</strong> <strong>und</strong> R<strong>en</strong>aissance verordn<strong>en</strong><br />

Die Ungebroch<strong>en</strong>heit <strong>und</strong> Konsequ<strong>en</strong>z, mit der ein Mehrsprachigkeitskonzept<br />

der gek<strong>en</strong>nzeichnet<strong>en</strong> Art für ‚die Wiss<strong>en</strong>schaft‘ vertret<strong>en</strong><br />

wird, ist hoff<strong>en</strong>tlich nicht ganz so ernst gemeint, wie sie daherkommt.<br />

Erinnern wir uns beispielsweise an Erfahrung<strong>en</strong> mit dem Deutsch<strong>en</strong> aus<br />

der Zeit unserer wiss<strong>en</strong>schaftlich<strong>en</strong> Jug<strong>en</strong>d. Für die sich etablier<strong>en</strong>de<br />

Sprachwiss<strong>en</strong>schaft neuer Art, g<strong>en</strong>annt Linguistik, wurd<strong>en</strong> viele Schlüsseltexte<br />

aus dem Englisch<strong>en</strong> übersetzt <strong>und</strong> wurd<strong>en</strong> mehr oder w<strong>en</strong>iger<br />

hilflose Lehrbücher in deutscher Sprache verfasst. Termini wie <strong>und</strong>erlying<br />

structure, deep structure, shallow structure, surface structure<br />

war<strong>en</strong> einfach zu versteh<strong>en</strong>, auch w<strong>en</strong>n niemand wusste <strong>und</strong> wiss<strong>en</strong><br />

6


konnte, was g<strong>en</strong>au sie bedeut<strong>en</strong> sollt<strong>en</strong>. Als deutsche Äquival<strong>en</strong>te fand<strong>en</strong><br />

sie eine große Zahl von teilweise ab<strong>en</strong>teuerlich<strong>en</strong> Ausdrück<strong>en</strong>, die<br />

zwisch<strong>en</strong> Morph-für-Morph-Übertragung <strong>und</strong> weitläufiger Interpretation<br />

lag<strong>en</strong>, zum Beispiel unterlieg<strong>en</strong>de Struktur, zugr<strong>und</strong>e lieg<strong>en</strong>de Struktur,<br />

Gr<strong>und</strong>struktur, tiefe Struktur, Tief<strong>en</strong>struktur, Basisstruktur, M<strong>en</strong>talstruktur,<br />

seichte Struktur, flache Struktur, Flachstruktur, oberflächliche Struktur,<br />

Oberfläch<strong>en</strong>struktur usw. Welche dieser Ausdrücke am best<strong>en</strong> für<br />

eine Adaption <strong>und</strong> Vereinnahmung der neu<strong>en</strong> Disziplin geeignet war<strong>en</strong>,<br />

lass<strong>en</strong> wir dahingestellt. Einerseits hörte sich das Deutsche umständlich,<br />

schwerfällig <strong>und</strong> komisch an. Anderseits wusst<strong>en</strong> wir ziemlich bald: je<br />

sprech<strong>en</strong>der ein Terminus im Deutsch<strong>en</strong> wird, desto w<strong>en</strong>iger trifft er <strong>und</strong><br />

desto w<strong>en</strong>iger woll<strong>en</strong> wir ihn verw<strong>en</strong>d<strong>en</strong>. Das möglicherweise Gemeinte<br />

ergibt sich, w<strong>en</strong>n überhaupt, aus dem Zusamm<strong>en</strong>hang der Theorie,<br />

aus dem Versteh<strong>en</strong> der Hermetik ihrer Gesamtbegrifflichkeit. Es ergibt<br />

sich keinesfalls aus der Transpar<strong>en</strong>z von Ableitung<strong>en</strong> auf der Basis alltagssprachlicher<br />

Wörter. Die Schwierigkeit<strong>en</strong> war<strong>en</strong> nicht solche der<br />

deutsch<strong>en</strong> Sprache, sondern sie lag<strong>en</strong> in der Sache. Diese hatte durchaus<br />

scholastische Züge, die wir ihr auch lass<strong>en</strong> wollt<strong>en</strong>.<br />

Das Plädoyer für deutsche wiss<strong>en</strong>schaftliche Terminologi<strong>en</strong> ist in sein<strong>en</strong><br />

best<strong>en</strong> Ausprägung<strong>en</strong> bisher ausschließlich ein Plädoyer für die<br />

Wiss<strong>en</strong>schaft <strong>und</strong> nicht für die deutsche Sprache. Niemand hat etwa gezeigt,<br />

dass die Fähigkeit des Deutsch<strong>en</strong> zur Bildung <strong>und</strong> Prägung von<br />

Termini beeinträchtigt wäre. Wiss<strong>en</strong>schaft im <strong>en</strong>glisch<strong>en</strong> Wiss<strong>en</strong>schaftsjargon,<br />

in Globalesisch oder wie die Lingua franca sonst g<strong>en</strong>annt wird,<br />

ist, w<strong>en</strong>n man gr<strong>und</strong>sätzlich an der These von der Sprachgeb<strong>und</strong><strong>en</strong>heit<br />

wiss<strong>en</strong>schaftlicher Kommunikation festhält, eine reduzierte, standardisierte<br />

Form von Wiss<strong>en</strong>schaft. Es könnte sein, dass die Lingua franca<br />

der Wiss<strong>en</strong>schaft, w<strong>en</strong>n sie sich weiter etabliert <strong>und</strong> verfestigt, wie das<br />

Latein niemandes Muttersprache mehr sein wird. Und natürlich könn<strong>en</strong><br />

der Forschung Anstöße <strong>en</strong>tgeh<strong>en</strong>, die in einer mehrsprachig<strong>en</strong> Wiss<strong>en</strong>schaftslandschaft<br />

möglich wär<strong>en</strong>. Das Plädoyer für Deutsch als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache<br />

wäre gut begründet. Aber es bleibt ein Plädoyer für eine<br />

gute Wiss<strong>en</strong>schaft, nicht für eine gute Sprache. Gerade wir Sprachwiss<strong>en</strong>schaftler<br />

sollt<strong>en</strong> nicht d<strong>en</strong> Sack Sprache schlag<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n wir d<strong>en</strong><br />

Esel Wiss<strong>en</strong>schaft mein<strong>en</strong>.<br />

7


3. Zugang Syntax<br />

Für die Syntax stellt sich die Frage der Verw<strong>en</strong>dbarkeit als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache<br />

nicht in derselb<strong>en</strong> Weise wie für das Lexikon. In der<br />

Syntax geht es in erster Linie um strukturelle Eig<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong> einer Sprache,<br />

w<strong>en</strong>iger um etwas wie Lexikonbestände. Strukturelle Veränderung<strong>en</strong><br />

sind vielfältiger <strong>und</strong> tret<strong>en</strong> sowohl häufiger als auch mit höherer<br />

Geschwindigkeit in Erscheinung als in der Wortbildung.<br />

Ist von Wiss<strong>en</strong>schaftssprache die Rede, dann werd<strong>en</strong> sowohl an d<strong>en</strong><br />

Sprachgebrauch als auch an die Sprache selbst höchste Anforderung<strong>en</strong><br />

gestellt. Harald Weinrich formuliert (1986: 97):<br />

8<br />

Ich meine daher, daß alles, was zum Wiss<strong>en</strong>schaftsdeutsch<strong>en</strong> zu sag<strong>en</strong> ist,<br />

mutatis mutandis auch für das Wiss<strong>en</strong>schafts<strong>en</strong>glische zu gelt<strong>en</strong> hat, von<br />

dem wir als Adressat<strong>en</strong> wiss<strong>en</strong>schaftlicher Texte … erwart<strong>en</strong> dürf<strong>en</strong>, daß<br />

es gutes Englisch ist, eb<strong>en</strong>so wie wir darauf besteh<strong>en</strong> müss<strong>en</strong>, daß wiss<strong>en</strong>schaftliche<br />

Veröff<strong>en</strong>tlichung<strong>en</strong> in deutscher Sprache nicht nur um der deutsch<strong>en</strong><br />

Sprache, sondern auch um der Wiss<strong>en</strong>schaft will<strong>en</strong> in gutem Deutsch<br />

abgefaßt sein müss<strong>en</strong>.<br />

Mag sein, dass man die Forderung nach gutem Wiss<strong>en</strong>schafts<strong>en</strong>glisch<br />

um die Mitte der 80er Jahre noch allgemein erheb<strong>en</strong> konnte. Heute ist<br />

das angesichts des Globalesisch<strong>en</strong> sicher nicht mehr realistisch. Für das<br />

Deutsche kann die Forderung viel eher aufrecht erhalt<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>, eb<strong>en</strong><br />

weil es nicht internationale Wiss<strong>en</strong>schaftssprache ist. Zu d<strong>en</strong> üblicherweise<br />

g<strong>en</strong>annt<strong>en</strong> Kriteri<strong>en</strong> gehör<strong>en</strong> etwa Verständlichkeit, logische Gedank<strong>en</strong>führung,<br />

eindeutige <strong>und</strong> klare Formulierung<strong>en</strong>, Schlichtheit <strong>und</strong><br />

Sachlichkeit, Abkehr von esoterischem Sprachgebrauch, g<strong>en</strong>aue Definition<br />

<strong>und</strong> Verw<strong>en</strong>dung der Begriffe (Kalverkämper <strong>und</strong> Weinrich 1986:<br />

103). Lass<strong>en</strong> wir einmal die Schlichtheit beiseite, dann handelt es sich<br />

um eine irdische Form der ideal<strong>en</strong> Sprache. Hab<strong>en</strong> wir sie zur Verfügung<br />

Immerhin les<strong>en</strong> wir auch (Ickler 2007: 24):<br />

Interessanter als der Statuswert ist die Systemgüte einer Sprache, <strong>und</strong> hier<br />

ist es auch, wo der Egalitarismus sein schnelles Urteil fällt. Sind wirklich<br />

alle Sprach<strong>en</strong> als jeweils b<strong>en</strong>utzte Zeich<strong>en</strong>systeme gleich gut ... Die<br />

Innere Systemgüte einer Sprache ist auf d<strong>en</strong> erst<strong>en</strong> Blick eine eher technische<br />

Angeleg<strong>en</strong>heit. Übliche Gütekriteri<strong>en</strong> sind Eindeutigkeit, Regelmäßigkeit,<br />

Ökonomie, Lück<strong>en</strong>losigkeit der Paradigm<strong>en</strong>, Einheitlichkeit<br />

der linear<strong>en</strong> Ordnung, auch normative Bestimmtheit <strong>und</strong> Lernbarkeit.


Hier ist man noch dichter bei der Sprache selbst <strong>und</strong> w<strong>und</strong>ert sich vielleicht,<br />

dass andererseits ziemlich bed<strong>en</strong>k<strong>en</strong>los für die Vereinfachung<br />

des Systems auch des Deutsch<strong>en</strong> plädiert wird. Dinge wie das G<strong>en</strong>us<br />

oder der weitaus größte Teil der Flexionsmorphologie sei<strong>en</strong> überflüssig,<br />

sie glich<strong>en</strong> „Großmutters altem Speicher, in dem sich im Lauf der Jahre<br />

vieles angesammelt hat, was man nicht brauch<strong>en</strong> kann, aber auch nicht<br />

wegwerf<strong>en</strong> möchte.“ (Klein 2003: 52, s.a. Dietrich 2003). Beispiele<br />

dieser Art könn<strong>en</strong> vielleicht zeig<strong>en</strong>, wie phantastisch weitreich<strong>en</strong>d die<br />

Spekulation<strong>en</strong> über Anforderung<strong>en</strong>, Zustand, Entwicklungsmöglichkeit<strong>en</strong><br />

usw. sind, die über einer Sprache niedergeh<strong>en</strong>. Spekulation<strong>en</strong> über<br />

mögliche Zustände sag<strong>en</strong> aber w<strong>en</strong>ig darüber aus, ob eine Sprache angesichts<br />

des Zustands, in dem sie nun einmal befindet, als Sprache der<br />

Wiss<strong>en</strong>schaft taugt.<br />

Eine Möglichkeit, d<strong>en</strong> Zustand von Sprach<strong>en</strong> in Hinsicht auf unsere<br />

Fragestellung zu k<strong>en</strong>nzeichn<strong>en</strong>, liegt wohl bei dem, was man in letzter<br />

Zeit als Komplexität fasst <strong>und</strong> ganz allgemein als das Ergebnis einer<br />

Entwicklung von kommunikativ<strong>en</strong> Anforderung<strong>en</strong> versteht. Die Sprachwiss<strong>en</strong>schaft<br />

gelangt auf unterschiedlich<strong>en</strong> Weg<strong>en</strong> zu der Feststellung,<br />

dass Sprach<strong>en</strong> sich prinzipiell in Hinsicht auf ihre Komplexität unterscheid<strong>en</strong><br />

könn<strong>en</strong>, dass sie Eig<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong> adaptiver Systeme hab<strong>en</strong>, die<br />

sich mit d<strong>en</strong> gestellt<strong>en</strong> Anforderung<strong>en</strong> <strong>en</strong>twickeln (McWhorter 2001;<br />

Dahl 2004). Die Idee ist nicht neu, sie war in der zweit<strong>en</strong> Hälfte des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts gang <strong>und</strong> gäbe, aber sie wird jetzt anders gefüllt. Beispielsweise<br />

spricht man w<strong>en</strong>iger davon, wie wichtig der Ausbau des Flexionssystems<br />

für die Qualität einer Sprache sei, sondern man setzt beim Gebrauch<br />

an. Insbesondere der Gebrauch als geschrieb<strong>en</strong>e Sprache führt<br />

unter d<strong>en</strong> in unserer Weltgeg<strong>en</strong>d obwalt<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Bedingung<strong>en</strong> zur Herausbildung<br />

komplexer Syntax<strong>en</strong>, die unter anderem d<strong>en</strong> Aufwand an verbaler<br />

Planung <strong>und</strong> an Situationsunabhängigkeit des Gebrauchs widerspiegeln.<br />

Eig<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong> wie hohe Informationsdichte <strong>und</strong> Abstraktheit<br />

werd<strong>en</strong> manifest in (unter anderem) syntaktischer Kongru<strong>en</strong>z, Klammerbildung,<br />

Inkorporation, Kompression von Sätz<strong>en</strong> in andere Sätze, Infinitheitskonstruktion<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> Nominalisierung<strong>en</strong> <strong>und</strong> führ<strong>en</strong> dazu, dass<br />

man von in dieser Hinsicht ‚reif<strong>en</strong>‘ Sprach<strong>en</strong> spricht (Fabricius-Hans<strong>en</strong><br />

2003; 2007).<br />

9


Ein in mancher Hinsicht vergleichbarer Ansatz liegt mit Arbeit<strong>en</strong> wie<br />

Koch <strong>und</strong> Österreicher (1985, 1994) zur Ausarbeitung der Begriffe einer<br />

konzeptionell<strong>en</strong> vs. medial<strong>en</strong> Mündlichkeit/Schriftlichkeit vor, neuerdings<br />

noch einmal forciert, etwa in H<strong>en</strong>nig (2006) <strong>und</strong> Ágel & H<strong>en</strong>nig<br />

(2007) mit einer systematisch<strong>en</strong> Herleitung konkreter sprachlicher Erscheinung<strong>en</strong><br />

aus universal<strong>en</strong> Parametern der Diskursgestaltung. Auch<br />

Ágel <strong>und</strong> H<strong>en</strong>nig stoß<strong>en</strong> bis zur Einordnung einzelsprachlicher Merkmale<br />

in Hinsicht auf die Parameter der Nähe- vs. Distanzkommunikation<br />

vor. Der Zeitparameter beispielsweise betrifft das Verhältnis zwisch<strong>en</strong><br />

Planung <strong>und</strong> Realisierung einer Äußerung. Ein hohes Maß an verbaler<br />

Planung ist ein Merkmal von Distanzkommunikation <strong>und</strong> zeigt sich<br />

etwa an einer Verw<strong>en</strong>dung sog. integrierter Struktur<strong>en</strong>. Der relevante<br />

Begriff von Integration (Raible 1992) spielt für die Stilistik <strong>und</strong>, wie bei<br />

uns, für die Charakterisierung von Nähe vs. Distanz eine immer wichtigere<br />

Rolle. Ein Komplem<strong>en</strong>tsatz in indirekter Rede ist syntaktisch stärker<br />

integriert als einer in direkter. Eine Infinitkonstruktion ist syntaktisch<br />

stärker integriert als ein Neb<strong>en</strong>satz, eine Nominalisierung noch stärker<br />

usw.<br />

Wir woll<strong>en</strong> im Folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong> an solche Überlegung<strong>en</strong> anschließ<strong>en</strong>. Die<br />

‚reife’ <strong>und</strong> zur Distanzkommunikation ausgebaute Sprache verfügt insbesondere<br />

über eine dazu geeignete Syntax, <strong>und</strong> möglicherweise lass<strong>en</strong><br />

sich Forderung<strong>en</strong> nach einem ‚gut<strong>en</strong>’ Wiss<strong>en</strong>schaftsdeutsch mit Systemzuständ<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> ihr<strong>en</strong> Veränderung<strong>en</strong> in Zusamm<strong>en</strong>hang bring<strong>en</strong>. Wir<br />

stell<strong>en</strong> uns ein<strong>en</strong> Wiss<strong>en</strong>schaftler vor, der in der Sache befang<strong>en</strong> ist. Es<br />

geht ihm vor allem darum, diese Sache so g<strong>en</strong>au wie möglich zu beschreib<strong>en</strong>.<br />

Er beherrscht das Deutsche <strong>und</strong> verw<strong>en</strong>det auch seine Feinheit<strong>en</strong><br />

sachbezog<strong>en</strong>. Sein vorrangiges Ziel ist, das Gemeinte überhaupt<br />

auszudrück<strong>en</strong>. Wir k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> alle wiss<strong>en</strong>schaftliche Texte, der<strong>en</strong> Sprache<br />

man ansieht, dass der Autor nach der sprachlich<strong>en</strong> Form sucht, mit ihr<br />

regelrecht im Clinch liegt: sprachliche Geburtsweh<strong>en</strong> von Wiss<strong>en</strong>schaft.<br />

Die wiss<strong>en</strong>schaftliche Idee, die sprachlich<strong>en</strong> Ausdruck sucht <strong>und</strong> findet,<br />

kommt per se als gutes Wiss<strong>en</strong>schaftsdeutsch. Daran gibt es nichts zu<br />

deuteln. Oder anders gesagt: Die Wiss<strong>en</strong>schaft braucht die ganze Sprache.<br />

Sie braucht insbesondere mehr als d<strong>en</strong> gut<strong>en</strong> Stil. Mir ist bewusst,<br />

dass ein derartiges Plädoyer für die Darstellungspflicht der Wiss<strong>en</strong>schaft<br />

vor einer Selbstdarstellungspflicht nicht unbedingt im Tr<strong>en</strong>d liegt.<br />

10


Das wird in Kauf g<strong>en</strong>omm<strong>en</strong>. Wir plädier<strong>en</strong> ja nicht dafür, Texte für<br />

die übernächste G<strong>en</strong>eration zu schreib<strong>en</strong>, aber man sollte der Wiss<strong>en</strong>schaft<br />

sprachlich mehr als Alltags- <strong>und</strong> Medi<strong>en</strong>sprache zugesteh<strong>en</strong> <strong>und</strong><br />

nicht nur darauf seh<strong>en</strong>, dass sie sich mit ‚gutem Deutsch’ dem öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong><br />

Diskurs anpasst.<br />

4. Bemerkung<strong>en</strong> zur Entwicklung des Geg<strong>en</strong>wartsdeutsch<strong>en</strong><br />

Auf der beschrieb<strong>en</strong><strong>en</strong> Gr<strong>und</strong>lage kann man nun eine Reihe von Bereich<strong>en</strong><br />

der Grammatik des Deutsch<strong>en</strong> id<strong>en</strong>tifizier<strong>en</strong>, die nicht im Prinzip<br />

<strong>und</strong> nicht in jeder Einzelheit, wohl aber in bestimmt<strong>en</strong> Ausprägung<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> bestimmt<strong>en</strong> Häufung<strong>en</strong> als typisch für ein spätes, an die Bedingung<strong>en</strong><br />

schriftlicher Kommunikation geb<strong>und</strong><strong>en</strong>es Stadium dieser Sprache<br />

anzuseh<strong>en</strong> sind. Dazu gehör<strong>en</strong> jed<strong>en</strong>falls komplexe Nominalstruktur<strong>en</strong>,<br />

Diathesebildung<strong>en</strong>, Inkorporationsstruktur<strong>en</strong>, bestimmte Typ<strong>en</strong> von Infinitkonstruktion<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> verbale Komplexbildung<strong>en</strong>.<br />

Umgekehrt müsste man hier am ehest<strong>en</strong> ansetz<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n man<br />

darauf aus ist, Sprachveränderung<strong>en</strong> im morphosyntaktisch<strong>en</strong> Bereich<br />

festzustell<strong>en</strong>, die mit einem Funktionsverlust als Folge eines Domän<strong>en</strong>verlustes<br />

einhergeh<strong>en</strong>. Aber wie Ich möchte einige einfache Fakt<strong>en</strong> aus<br />

zwei relevant<strong>en</strong> Bereich<strong>en</strong> in Erinnerung ruf<strong>en</strong>, um damit vielleicht ein<strong>en</strong><br />

Ansatzpunkt für die Diskussion zu markier<strong>en</strong>. Als in unserem Zusamm<strong>en</strong>hang<br />

wes<strong>en</strong>tlich scheint, das soll allerdings gleich vorausgeschickt<br />

werd<strong>en</strong>, zweierlei zu gelt<strong>en</strong>:<br />

1. Das Deutsche dürfte sich in d<strong>en</strong> relevant<strong>en</strong> Bereich<strong>en</strong> weiter<br />

in der eingeschlag<strong>en</strong><strong>en</strong> Richtung <strong>en</strong>twickeln. Von einem<br />

Verlust wäre deshalb nur zu sprech<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n eine Entwicklung<br />

off<strong>en</strong>sichtlich an ihre Gr<strong>en</strong>z<strong>en</strong> stieße.<br />

2. Mit jedem der Entwicklungspfade sind erhebliche Systemprobleme<br />

verb<strong>und</strong><strong>en</strong>, d.h. die Etablierung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

der Konstruktionstyp<strong>en</strong> ist systematisch mit Reibung<strong>en</strong> <strong>und</strong><br />

in ihrem Gefolge mit Normproblem<strong>en</strong> verb<strong>und</strong><strong>en</strong>.<br />

11


Aus dieser Sicht wäre durchaus erklärlich, dass das Verhältnis von<br />

Sprachsystem <strong>und</strong> Sprachgebrauch komplizierter wird <strong>und</strong> zu Normproblem<strong>en</strong><br />

führt, die als Verfall oder dergl. diagnostiziert werd<strong>en</strong>. D<strong>en</strong>n<br />

auch w<strong>en</strong>n Öst<strong>en</strong> Dahl sein<strong>en</strong> Komplexitätsbegriff in dieser Hinsicht<br />

(etwa Komplexität als ‚schwierig zu gebrauch<strong>en</strong>‘) ausdrücklich neutral<br />

hält, dürfte die Annahme plausibel sein, dass ein komplexes System<br />

schwerer zu beherrsch<strong>en</strong> ist als ein w<strong>en</strong>iger komplexes. Das gilt umso<br />

eher, als ja vorausgesetzt wird, dass verschied<strong>en</strong>e Ausprägung<strong>en</strong> eines<br />

Konstruktionstyps in einem gerichtet<strong>en</strong> Verhältnis zueinander steh<strong>en</strong>;<br />

dass sie, obwohl in einem bestimmt<strong>en</strong> Stadium gleichzeitig vorhand<strong>en</strong>,<br />

einander doch in einer bestimmt<strong>en</strong> Reih<strong>en</strong>folge voraussetz<strong>en</strong>. Nun in<br />

aller Kürze etwas zur Diathes<strong>en</strong>bildung <strong>und</strong> zu einem Inkorporationsmuster<br />

des Geg<strong>en</strong>wartsdeutsch<strong>en</strong>.<br />

4.1 Diathese<br />

Die Grammatik des Passivs <strong>und</strong> verwandter Konstruktion<strong>en</strong> beschäftigt<br />

sich seit längerer Zeit mit der Frage, welche Satzform<strong>en</strong> in einem Diathes<strong>en</strong>verhältnis<br />

anzusiedeln sei<strong>en</strong> (z.B. ausführlich schon Höhle 1978).<br />

Einigkeit besteht darüber, dass das Deutsche wie vergleichbare Sprach<strong>en</strong><br />

die Möglichkeit<strong>en</strong> zur Diathes<strong>en</strong>bildung in ihrer jünger<strong>en</strong> Geschichte<br />

erweitert <strong>und</strong> ausgebaut hab<strong>en</strong>. Ein<strong>en</strong> Aufschwung erfuhr<strong>en</strong> Untersuchung<strong>en</strong><br />

dieser Art durch die Grammatikalisierungsdebatte, weil man<br />

nun viel g<strong>en</strong>auer als früher etwa d<strong>en</strong> Status eines Verbs als Hilfsverb bestimm<strong>en</strong><br />

kann. Zu einem ‚normal<strong>en</strong>‘ werd<strong>en</strong>-Passiv (1a) werd<strong>en</strong> mindest<strong>en</strong>s<br />

Konversionsform<strong>en</strong> der folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Art in Betracht gezog<strong>en</strong> (1b – i).<br />

(1) a. Das wird geregelt<br />

b. Das ist geregelt<br />

c. Das gehört geregelt<br />

d. Das kriegt er geregelt<br />

e. Das geht zu regeln<br />

f. Das regelt sich leicht<br />

g. Das lässt sich regeln<br />

h. Das ist zu regeln<br />

i. Das ist regelbar<br />

12


Betrachtet man die einzeln<strong>en</strong> Form<strong>en</strong> g<strong>en</strong>auer, dann lässt sich jeweils<br />

zeig<strong>en</strong>, wie weit sie das Standard-Passiv voraussetz<strong>en</strong>. Im Prinzip ist<br />

seine Bildbarkeit notw<strong>en</strong>dige Bedingung für die Bildbarkeit der übrig<strong>en</strong><br />

Konstruktion<strong>en</strong>, auch w<strong>en</strong>n diese teilweise ganz neue Funktion<strong>en</strong> erschließ<strong>en</strong><br />

(kein Zustands- ohne Vorgangspassiv, kein modales ohne Vorgangspassiv<br />

usw.). Und eb<strong>en</strong> weil die Bildbarkeit des Standard-Passivs<br />

notw<strong>en</strong>dige Bedingung ist, stellt sich in jedem Einzelfall die Frage nach<br />

der Bildbarkeit neu. Man hat es deshalb mit jeweils neu<strong>en</strong> Wohlgeformtheitsbedingung<strong>en</strong><br />

zu tun.<br />

Ganz off<strong>en</strong>sichtlich ist auch das Dativ-Passiv (Das bekommt er von ihr<br />

geregelt) vom werd<strong>en</strong>-Passiv (Sie regelt ihm das) abhängig. Wie keine<br />

andere Konversionsform revolutioniert es die Grammatik des Deutsch<strong>en</strong>,<br />

insofern der Dativ syntaktisch aktiv wird <strong>und</strong> als sog. Struktureller Kasus<br />

erscheint (umfangreiche Debatte in der Literatur, z.B. Weg<strong>en</strong>er 1985,<br />

Leirbukt 1997, Ogawa 2003). Ein<strong>en</strong> Fall dieser Art stell<strong>en</strong> die sog. ergativ<strong>en</strong><br />

Verb<strong>en</strong> dar. So ist der Dativ in 2a zunächst ein normaler Dativus<br />

Incommodi. In der ergativ<strong>en</strong> Variante (2b) erscheint er als Sonderform<br />

des Ag<strong>en</strong>s <strong>und</strong> kann nun unmittelbar in Opposition zum Standardag<strong>en</strong>s<br />

tret<strong>en</strong> (2c, d). Und natürlich wird die Konstruktion auch für unabgeleitete,<br />

d.h. von Haus aus intransitive Verb<strong>en</strong> möglich, die an sich kein Ag<strong>en</strong>s<br />

hab<strong>en</strong> (2e, f).<br />

(2) a. Sie zerreißt ihm d<strong>en</strong> Pullover<br />

b. Der Pullover zerreißt ihm<br />

c. Ihm zerreißt der Pullover<br />

d. Er zerreißt d<strong>en</strong> Pullover<br />

e. Der Reif<strong>en</strong> platzt<br />

f. Ihm platzt der Reif<strong>en</strong><br />

Die Grammatikalitäts- bzw. Normprobleme illustrier<strong>en</strong> wir in aller Kürze.<br />

Häufig gilt das Dativ-Passiv überhaupt als schlechtes Deutsch, <strong>und</strong><br />

w<strong>en</strong>n nicht, lässt sich nur schwer sag<strong>en</strong>, bei welch<strong>en</strong> Verb<strong>en</strong> es akzeptabel<br />

ist:<br />

(3) a. Er bekommt von ihr das Formular ausgefüllt<br />

b. Er bekommt auf d<strong>en</strong> Fuß getret<strong>en</strong><br />

13


14<br />

c. Er bekommt gedroht<br />

d. Er bekommt nachgeeifert<br />

e. Er bekommt misstraut<br />

f. Er bekommt geähnelt<br />

g. Er bekommt gefall<strong>en</strong><br />

Das Dativ-Passiv stellt eindeutig eine Erhöhung der syntaktisch<strong>en</strong> Flexibilität<br />

einer Kernklasse der deutsch<strong>en</strong> Verb<strong>en</strong> dar <strong>und</strong> ist, wie die übrig<strong>en</strong><br />

Diatheseform<strong>en</strong>, dem Standardpassiv nachgeordnet. Es zeigt aber<br />

auch in schöner Deutlichkeit, dass für d<strong>en</strong> syntaktisch<strong>en</strong> Fortschritt ein<br />

Preis gezahlt werd<strong>en</strong> muss. Die Syntaktisierung des Dativ-Passivs schreitet<br />

voran, daran besteht kein Zweifel. Im Geschrieb<strong>en</strong><strong>en</strong> ist seine Verw<strong>en</strong>dung<br />

klar auf das Hilfsverb bekomm<strong>en</strong> beschränkt, aber das lässt<br />

alle übrig<strong>en</strong> Grammatikalitätsfrag<strong>en</strong> off<strong>en</strong>. Eb<strong>en</strong> darauf kommt es an:<br />

Wir hab<strong>en</strong> einerseits zusätzliche Grammatikalitätsprobleme, sind andererseits<br />

aber nicht in der Lage, aus der Entwicklung Schlüsse bezüglich<br />

eines möglich<strong>en</strong> Funktionsverlustes zu zieh<strong>en</strong>. In seiner Arbeit über<br />

‚grammatisch gutes Deutsch‘ macht sich Eroms Gedank<strong>en</strong> über d<strong>en</strong><br />

stilistisch<strong>en</strong> Wert verschied<strong>en</strong>er Form<strong>en</strong> das Passivs <strong>und</strong> bemerkt dazu<br />

(2007: 101):<br />

Alle diese Konstruktion<strong>en</strong> weis<strong>en</strong> unterschiedliche Besonderheit<strong>en</strong> in der<br />

Verw<strong>en</strong>dung auf. Ein Schreiber, der sich um grammatisch gutes Deutsch<br />

bemüht, wird die Klipp<strong>en</strong>, die damit verb<strong>und</strong><strong>en</strong> sind, vermeid<strong>en</strong>. So lass<strong>en</strong><br />

sich nicht zu all<strong>en</strong> Passivverb<strong>en</strong> im ob<strong>en</strong> abgedruckt<strong>en</strong> Text bar-Adjektive<br />

bild<strong>en</strong>, etwa *erarbeitbar, *sehbar oder *meldbar. Bei d<strong>en</strong> sein+zu+Infinitiv-Konstruktion<strong>en</strong><br />

muss beachtet werd<strong>en</strong>, dass damit nicht nur Passiv,<br />

sondern auch Modalverbkonstruktion<strong>en</strong> umgang<strong>en</strong> werd<strong>en</strong> könn<strong>en</strong> <strong>und</strong> dass<br />

dabei zwei Typ<strong>en</strong> auftret<strong>en</strong>. …<br />

Man kann Eroms’ Feststellung durchaus auch dann zustimm<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n<br />

man nicht all<strong>en</strong> sein<strong>en</strong> Grammatikalitätsurteil<strong>en</strong> folgt.<br />

4.2 Inkorporation<br />

Inkorporationsprozesse sind von ihrer Struktur her als spät oder nicht<br />

elem<strong>en</strong>tar zu k<strong>en</strong>nzeichn<strong>en</strong>, insofern sie auf vorhand<strong>en</strong><strong>en</strong> Struktur<strong>en</strong><br />

operier<strong>en</strong>. Ein Wort wie ölfördernd setzt eine Konstruktion des Typs<br />

Öl fördernd voraus, ein Kompositum wie Fre<strong>und</strong>eshand ist <strong>en</strong>tstand<strong>en</strong>


auf der Basis von des Fre<strong>und</strong>es Hand usw. Inkorporation<strong>en</strong> spiel<strong>en</strong> sich<br />

an der Schnittstelle von Syntax <strong>und</strong> Morphologie ab, sie stell<strong>en</strong> Verdichtung<strong>en</strong><br />

dar <strong>und</strong> sind ein typischer Fall von Komplexitätserhöhung.<br />

Wir betracht<strong>en</strong> ein<strong>en</strong> der promin<strong>en</strong>test<strong>en</strong> Inkorporationsprozesse des<br />

Deutsch<strong>en</strong>, nämlich die Bildung sog. Partikelverb<strong>en</strong> (Darstellung nach<br />

Eis<strong>en</strong>berg 2006).<br />

Der Prototyp von Partikelverb hat Präposition<strong>en</strong> der alt<strong>en</strong> Schicht inkorporiert<br />

wie in d<strong>en</strong> Beispiel<strong>en</strong> 4a. Eine Gr<strong>und</strong>funktion der Inkorporation<br />

besteht darin, dass mit dem Partikelverb wie ankleb<strong>en</strong> in 4c der vom<br />

Verb bezeichnete Vorgang (‚ankleb<strong>en</strong>‘ geg<strong>en</strong>über ‚kleb<strong>en</strong>‘) als gerichtet<br />

gefasst wird, ohne dass aber Ort, Ziel, Begleiter oder Quelle der Bewegung<br />

g<strong>en</strong>annt werd<strong>en</strong>. Sie bleib<strong>en</strong> implizit. Das Partikelverb stellt schon<br />

in dieser Gr<strong>und</strong>verw<strong>en</strong>dung Möglichkeit<strong>en</strong> zur Verfügung, bestimmte<br />

Aspekte von Bewegungsvorgäng<strong>en</strong> eb<strong>en</strong>so kompakt wie effektiv in<br />

einem produktiv<strong>en</strong> Muster zu realisier<strong>en</strong>. Was das Verhältnis von Morphologie<br />

<strong>und</strong> Syntax betrifft, ist das Partikelverb einzigartig, als es in<br />

dieser Hinsicht un<strong>en</strong>tschied<strong>en</strong> <strong>und</strong> nach dem geg<strong>en</strong>wärtig<strong>en</strong> K<strong>en</strong>ntnisstand<br />

auch un<strong>en</strong>tscheidbar bleibt. Die Verbpartikel behält, schon weil<br />

sie wie in 4c abtr<strong>en</strong>nbar ist, gewisse Worteig<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong>, ist aber nicht<br />

einfach eine freie Form.<br />

(4) a. anbind<strong>en</strong>, abhol<strong>en</strong>, auflad<strong>en</strong>, mitkomm<strong>en</strong>,<br />

einsteck<strong>en</strong>, überkoch<strong>en</strong>,<br />

b. neb<strong>en</strong>ordn<strong>en</strong>, unterstell<strong>en</strong><br />

c. Sie klebt d<strong>en</strong> Zettel an die Wand<br />

d. Sie klebt d<strong>en</strong> Zettel an<br />

Das Muster ist derart attraktiv, dass es im Lauf der Entwicklung von d<strong>en</strong><br />

Präposition<strong>en</strong> auf Ausdrücke (‚Wörter‘) anderer Kategori<strong>en</strong> ausgedehnt<br />

wurde, von d<strong>en</strong><strong>en</strong> (5) die wichtigst<strong>en</strong> n<strong>en</strong>nt (Substantive, Adjektive, Verb<strong>en</strong>,<br />

Adverbi<strong>en</strong>, nicht mehr als Wörter bzw. Phras<strong>en</strong> vorkomm<strong>en</strong>de Form<strong>en</strong>).<br />

(5) a. brustschwimm<strong>en</strong>, danksag<strong>en</strong>, heimreis<strong>en</strong>, hofhalt<strong>en</strong><br />

b. totschlag<strong>en</strong>, freisprech<strong>en</strong>, frischhalt<strong>en</strong>, krankschreib<strong>en</strong><br />

c. k<strong>en</strong>n<strong>en</strong>lern<strong>en</strong>, steh<strong>en</strong>bleib<strong>en</strong>, häng<strong>en</strong>lass<strong>en</strong><br />

15


16<br />

d. hierbleib<strong>en</strong>, weggeh<strong>en</strong>, herumred<strong>en</strong>, dazukomm<strong>en</strong>,<br />

draufhau<strong>en</strong><br />

e. anheimstell<strong>en</strong>, zugutehalt<strong>en</strong>, emporblick<strong>en</strong>,<br />

abhand<strong>en</strong>komm<strong>en</strong><br />

Die Vielfalt der mit (5) illustriert<strong>en</strong> Konstruktion<strong>en</strong> zeigt für sich schon,<br />

dass der Gesamtbereich nicht isoliert, sondern in mehrer<strong>en</strong> Richtung<strong>en</strong><br />

produktiv ist. Und w<strong>en</strong>n man sich seine Verw<strong>en</strong>dung<strong>en</strong> ansieht, wird sofort<br />

klar, dass er die allergrößte Bedeutung für Fachwortschätze erlangt<br />

hat. Von d<strong>en</strong> sprachlich<strong>en</strong> Möglichkeit<strong>en</strong> her wird keinerlei Beschränkung<br />

sichtbar.<br />

Aber auch hier tret<strong>en</strong> Systemprobleme in Erscheinung, die zu Zweifelsfäll<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> off<strong>en</strong>sichtlich ungel<strong>en</strong>k<strong>en</strong>, unschön<strong>en</strong> oder als fehlerhaft<br />

empf<strong>und</strong><strong>en</strong><strong>en</strong> Konstruktion<strong>en</strong> führ<strong>en</strong>. Zwei der auffälligst<strong>en</strong> sind die<br />

folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong>.<br />

Die meist<strong>en</strong> der Ausdrücke in (5) hab<strong>en</strong> Eig<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong> von Partikelverb<strong>en</strong>,<br />

sind aber dem Prototyp mit Präposition gemäß (4) nicht gleichgestellt.<br />

So bleib<strong>en</strong> substantivische Bestandteile aus Gründ<strong>en</strong>, die man<br />

inzwisch<strong>en</strong> gut k<strong>en</strong>nt (Esch<strong>en</strong>lohr 1999), auf dem Weg zur Verbpartikel<br />

steck<strong>en</strong>. Das führt beispielsweise dazu, dass man eine Skala solcher Ausdrücke<br />

danach erricht<strong>en</strong> kann, ob ihr Erstglied überhaupt abtr<strong>en</strong>nbar ist<br />

oder nicht, z.B. so:<br />

(6) a. bauspar<strong>en</strong>, bergsteig<strong>en</strong>, ehebrech<strong>en</strong>, punktschweiß<strong>en</strong>,<br />

strafversetz<strong>en</strong><br />

b. brandmark<strong>en</strong>, handhab<strong>en</strong>, nachtwandeln, lustwandeln,<br />

sandstrahl<strong>en</strong><br />

c. lobpreis<strong>en</strong>, maßregeln, schlussfolgern, kopfrechn<strong>en</strong>,<br />

wetteifern, notland<strong>en</strong><br />

d. achtgeb<strong>en</strong>, maßhalt<strong>en</strong>, teilnehm<strong>en</strong>, preisgeb<strong>en</strong>, eislauf<strong>en</strong>,<br />

probesing<strong>en</strong><br />

Für die meist<strong>en</strong> Sprecher nimmt die Abtr<strong>en</strong>nbarkeit des Erstgliedes bei<br />

d<strong>en</strong> Beispiel<strong>en</strong> von 6a bis 6d immer mehr zu, aber natürlich gibt es zahlreiche<br />

Uneinigkeit<strong>en</strong> bei der Beurteilung. Und was mit (6) demonstriert<br />

wird, ist nur die Spitze des Eisbergs. Keine Angst, Sie werd<strong>en</strong> nicht mit


Problem<strong>en</strong> der Getr<strong>en</strong>nt- <strong>und</strong> Zusamm<strong>en</strong>schreibung <strong>und</strong> ihrer Bedeutung<br />

für das Missling<strong>en</strong> der Orthographiereform von 1996 behelligt.<br />

Vielleicht ist aber auch ohne weitere Demonstration plausibel, dass an<br />

der Abtr<strong>en</strong>nbarkeit des erst<strong>en</strong> Bestandteils viele andere grammatische<br />

Verhalt<strong>en</strong>sweis<strong>en</strong> häng<strong>en</strong>, die zu Normproblem<strong>en</strong> führ<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n man sie<br />

erst einmal auf d<strong>en</strong> Tisch bringt. Konstruktive Vielfalt ist nicht ohne<br />

Übergänge zwisch<strong>en</strong> Konstruktion<strong>en</strong> <strong>und</strong> damit nicht ohne Zweifelsfälle<br />

zu hab<strong>en</strong>.<br />

Das zweite Beispiel zeigt, wie sozusag<strong>en</strong> rein konstruktiv etwas <strong>en</strong>tsteht,<br />

das als schlechtes Deutsch empf<strong>und</strong><strong>en</strong> wird. Ein Partikelverb wie<br />

aufsitz<strong>en</strong> kann ohne eine weitere Präpositionalgruppe verw<strong>en</strong>det werd<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> ist dann stilistisch unauffällig (erstes Beispiel in 7).<br />

(7) Sie sitzt auf; Sie sitzt auf dem Pferd auf; Er schlägt auf<br />

dem Bod<strong>en</strong> auf; Er setzt auf der Landebahn auf; Er stellt<br />

Lorbeerbäume auf dem Podium auf; sie stapelt Bücher auf<br />

dem Schreibtisch auf<br />

Insbesondere bei rein lokaler (im Geg<strong>en</strong>satz zu direktionaler) Verw<strong>en</strong>dung<br />

tritt nun häufig der Fall ein, dass eine Präpositionalgruppe verw<strong>en</strong>det<br />

werd<strong>en</strong> muss, der<strong>en</strong> Präposition formgleich mit der Verbpartikel ist.<br />

Das Ergebnis wird von d<strong>en</strong> meist<strong>en</strong> Sprechern zumindest stilistisch nicht<br />

goutiert, <strong>und</strong> es wird noch schlechter, w<strong>en</strong>n ausgeklammert wird (Sie<br />

sitzt auf auf dem Pferd). Aber versuch<strong>en</strong> Sie einmal, eine vergleichbar<br />

kurze alternative Formulierung zu find<strong>en</strong>. Das System geht sein<strong>en</strong> Weg.<br />

Das fertige Partikelverb etabliert sich <strong>und</strong> verhält sich in bestimmt<strong>en</strong> Verw<strong>en</strong>dung<strong>en</strong>,<br />

ohne Rücksicht auf d<strong>en</strong> Bestandteil Partikel zu nehm<strong>en</strong>.<br />

Niemand hat meines Wiss<strong>en</strong>s bisher versucht, konstruktive Schwäch<strong>en</strong><br />

des Deutsch<strong>en</strong> – oder was man als solche anseh<strong>en</strong> könnte – systematisch<br />

zu erfass<strong>en</strong> <strong>und</strong> unter diesem Gesichtspunkt unter die Leute zu bring<strong>en</strong>.<br />

Die Wirkung könnte verheer<strong>en</strong>d für das Anseh<strong>en</strong> der Sprache sein. Was<br />

man in der sprachkritisch<strong>en</strong> Literatur unter Mängeln oder Schwäch<strong>en</strong><br />

des Deutsch<strong>en</strong> findet, ist harmlos im Vergleich zu dem, was wir in Wahrheit<br />

wiss<strong>en</strong> (z.B. Gauger 2002: 6f.). Meine These ist: Es handelt sich um<br />

Eig<strong>en</strong>schaft<strong>en</strong>, die zu einem wes<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> Teil der Entwicklung des<br />

Deutsch<strong>en</strong> zu einer reif<strong>en</strong> Sprache geschuldet sind. Mit Restriktion<strong>en</strong><br />

17


wie dem Rückgang seiner Verw<strong>en</strong>dung als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache hab<strong>en</strong><br />

sie nichts zu tun. Viel eher dürfte das Geg<strong>en</strong>teil zutreff<strong>en</strong>. Je komplexer<br />

ein System wird, desto schwerer wird es, seine nicht rein funktionsbedingte<br />

Verw<strong>en</strong>dung zu beherrsch<strong>en</strong>. Aus dieser Feststellung<br />

lass<strong>en</strong> sich sofort auch Konsequ<strong>en</strong>z<strong>en</strong> für die Vermittlung der Sprache<br />

zieh<strong>en</strong>.<br />

5. Unaufhaltsamkeit der Globalisierung<br />

Die bisherig<strong>en</strong> Ausführung<strong>en</strong> erlaub<strong>en</strong> keinesfalls d<strong>en</strong> Schluss, das<br />

Deutsche sei als Sprache durch d<strong>en</strong> bisherig<strong>en</strong> Verlust von Gebrauchsdomän<strong>en</strong><br />

nicht in Mitleid<strong>en</strong>schaft gezog<strong>en</strong>. Auch w<strong>en</strong>n man in manch<strong>en</strong><br />

Bereich<strong>en</strong> besser Bescheid weiß <strong>und</strong> etwa feststell<strong>en</strong> kann, dass das<br />

deutsche Flexionssystem durch das Englische bisher mit Sicherheit nicht<br />

nachhaltig verändert wurde (Eis<strong>en</strong>berg 2004), reicht das nicht aus. Aber<br />

wir sollt<strong>en</strong> uns darum bemüh<strong>en</strong>, der Frage nach dem tatsächlich<strong>en</strong> Zustand<br />

des Deutsch<strong>en</strong> ernsthaft nachzugeh<strong>en</strong>, bevor wir sein<strong>en</strong> Verfall<br />

beklag<strong>en</strong>.<br />

Nun einmal ang<strong>en</strong>omm<strong>en</strong>, wir besitz<strong>en</strong> auf absehbare Zeit eine Sprache,<br />

die als Universalsprache verw<strong>en</strong>dbar bleibt. Ist das etwa für die<br />

Rolle des Deutsch<strong>en</strong> als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache von Bedeutung Sind<br />

die Fakt<strong>en</strong>, die Ulrich Ammon (s.o.) immer wieder liefert, nicht einfach<br />

erdrück<strong>en</strong>d, so dass man besser resignier<strong>en</strong> sollte als viel vergebliche<br />

Müh<strong>en</strong> auf sich zu nehm<strong>en</strong> Lass<strong>en</strong> Sie mich zum Schluss einige Bemerkung<strong>en</strong><br />

zu dieser Frage mach<strong>en</strong>, der<strong>en</strong> Gr<strong>und</strong>lage ich in wes<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong><br />

Punkt<strong>en</strong> einem unveröff<strong>en</strong>tlicht<strong>en</strong> Papier von Hartmut Haberland<br />

(2007) verdanke. 2<br />

Begrifflich von Bedeutung ist eine Unterscheidung, die ein<strong>en</strong> beschreib<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Begriff wie Globalisierung von einem ideologisch<strong>en</strong> wie<br />

Globalismus tr<strong>en</strong>nt. Beschreibt der eine d<strong>en</strong> historisch<strong>en</strong> Prozess in sein<strong>en</strong><br />

Facett<strong>en</strong>, dann erfasst der andere nicht nur unzulässige Abstrahierung<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> G<strong>en</strong>eralisierung<strong>en</strong>, sondern noch weitergeh<strong>en</strong>d etwas wie ein<br />

stilles, allgemeines Einverständnis darüber, was sowieso passiert (<strong>en</strong>gl.<br />

cons<strong>en</strong>t). Dieses Einverständnis kann dazu führ<strong>en</strong>, dass bestimmte Ereignisse<br />

als natürlich oder unvermeidlich oder auch richtig erschein<strong>en</strong>, dergestalt,<br />

dass etwa die Globalisierung vorangetrieb<strong>en</strong> wird, auch wo sie<br />

es gar nicht müsste <strong>und</strong> ohne d<strong>en</strong> Globalismus auch nicht könnte. Was<br />

18


die Sprache betrifft, stellt David Crystal ja beispielsweise fest, dass eine<br />

Sprache globale Bedeutung dann erhalte, „wh<strong>en</strong> it develops a special<br />

role that is recognized in every country“ (2004: 28), d.h. nicht das rein<br />

Faktische reicht aus, sondern eb<strong>en</strong> das allgemeine Einverständnis muss<br />

dazukomm<strong>en</strong>. Zur Illustration nur einige w<strong>en</strong>ige Beispiele, die teilweise<br />

eb<strong>en</strong>falls von Hartmut Haberland übernomm<strong>en</strong> sind.<br />

Der britische Germanist Martin Durrell berichtet von Untersuchung<strong>en</strong><br />

der <strong>en</strong>glisch<strong>en</strong> Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer, die darauf hinauslauf<strong>en</strong>,<br />

dass der britisch<strong>en</strong> Industrie etwa 15% an Aufträg<strong>en</strong> <strong>en</strong>tgeh<strong>en</strong>, weil<br />

Fremdsprach<strong>en</strong>k<strong>en</strong>ntnisse der Verkäufer mangelhaft oder nicht vorhand<strong>en</strong><br />

sind. Hier wirkt sich der Globalismus („Englisch kann doch jeder,<br />

wozu also fremde Sprach<strong>en</strong> lern<strong>en</strong>“) negativ für die Englischsprech<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

selbst aus. Inzwisch<strong>en</strong> lieg<strong>en</strong> g<strong>en</strong>auere Untersuchung<strong>en</strong><br />

über die Bedeutung von Fremdsprach<strong>en</strong>k<strong>en</strong>ntniss<strong>en</strong> für die europäische<br />

Wirtschaft vor (z. B. ELAN 2006).<br />

In Frankreich ging das Deutsche eb<strong>en</strong>so wie in Deutschland das Französische<br />

seit Jahr<strong>en</strong> zurück, obwohl bekannt ist, dass K<strong>en</strong>ntnisse der<br />

jeweilig<strong>en</strong> Nachbarsprache etwa für Jurist<strong>en</strong> <strong>und</strong> Ökonom<strong>en</strong> klare berufliche<br />

Vorteile verschaff<strong>en</strong>, was man von dem in beid<strong>en</strong> Ländern mom<strong>en</strong>tan<br />

boom<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Spanisch jed<strong>en</strong>falls nicht im von d<strong>en</strong> Lernern unterstellt<strong>en</strong><br />

Ausmaß sag<strong>en</strong> kann. Nur langsam setzt sich die Erk<strong>en</strong>ntnis, das<br />

Französische sei im Verkehr mit Deutschland <strong>und</strong> das Deutsche im Verkehr<br />

mit Frankreich von erheblichem Nutz<strong>en</strong>, wieder in der Praxis des<br />

Sprach<strong>en</strong>lern<strong>en</strong>s durch. Beide Sprach<strong>en</strong> hab<strong>en</strong> sich im jeweilig<strong>en</strong> Nachbarland<br />

inzwisch<strong>en</strong> stabilisiert.<br />

Die Vereinbarung<strong>en</strong> über eine Harmonisierung des Hochschulwes<strong>en</strong>s<br />

im sog. Bologna-Prozess geh<strong>en</strong> in viel<strong>en</strong> europäisch<strong>en</strong> Ländern <strong>und</strong> auch<br />

in Deutschland mit einer Zunahme von <strong>en</strong>glischsprachig<strong>en</strong> Curricula<br />

einher, obwohl die Vereinbarung<strong>en</strong> selbst dazu keinerlei Aussage mach<strong>en</strong>.<br />

Man fragt also gar nicht oder zu w<strong>en</strong>ig, wie die Ziele der Harmonisierung<br />

anders erreicht werd<strong>en</strong> könnt<strong>en</strong>.<br />

Seit Mitte der 90er Jahre geht der Anteil von Internetseit<strong>en</strong> von <strong>en</strong>glisch<strong>en</strong><br />

Muttersprachlern am Gesamtbestand zurück, <strong>und</strong> eb<strong>en</strong>so geht der<br />

Anteil an <strong>en</strong>glisch<strong>en</strong> Internetseit<strong>en</strong> überhaupt zurück (das liegt natürlich<br />

in erster Linie am Zuwachs des Chinesisch<strong>en</strong>). Der Anteil an Inter-<br />

19


netseit<strong>en</strong>, die das Englische als Lingua franca verw<strong>en</strong>d<strong>en</strong>, ist dageg<strong>en</strong><br />

im Wes<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> konstant.<br />

Fakt<strong>en</strong> dieser Art zeig<strong>en</strong>, wie der Globalismus wirkt. Wir sollt<strong>en</strong> daraus<br />

für Sprach<strong>en</strong> wie das Deutsche die Lehre zieh<strong>en</strong>, dass wir uns zu frag<strong>en</strong><br />

hab<strong>en</strong>, wo ein Globalismus als stilles Einverständnis über die Rolle des<br />

Englisch<strong>en</strong> nicht durch Fakt<strong>en</strong> gedeckt ist. Das kann ein erster Schritt<br />

sein, vor Aug<strong>en</strong> zu führ<strong>en</strong>, wo Handlungsmöglichkeit<strong>en</strong> besteh<strong>en</strong>. Diese<br />

lieg<strong>en</strong> fast immer außerhalb eines Protektionismus. Der Globalismus,<br />

so sag<strong>en</strong> viele Fachleute, wird eines Tages gewaltig zum Nachteil des<br />

Englisch<strong>en</strong> ausschlag<strong>en</strong>. Darauf sollt<strong>en</strong> wir nicht wart<strong>en</strong>, auch w<strong>en</strong>n das<br />

Deutsche noch so gut in Form ist.<br />

Das Gerede über das Deutsche, das d<strong>en</strong> Ausgangspunkt unserer Erörterung<br />

bildet, scheint ein klarer Fall von Globalismus zu sein. Damit wäre<br />

aber klar, dass wir ihm mit innersprachwiss<strong>en</strong>schaftlich<strong>en</strong> Argum<strong>en</strong>t<strong>en</strong><br />

allein nicht beikomm<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>. Mir jed<strong>en</strong>falls ist erst nach Lektüre von<br />

Hartmut Haberlands Papier (Haberland 2007/2009) deutlich geword<strong>en</strong>,<br />

worauf es eig<strong>en</strong>tlich ankommt. Dies<strong>en</strong> riesig<strong>en</strong> Bog<strong>en</strong> von inn<strong>en</strong> nach<br />

auß<strong>en</strong> <strong>und</strong> von auß<strong>en</strong> nach inn<strong>en</strong> zu schlag<strong>en</strong>, war schon immer seine<br />

Stärke. Sie stand auch ganz am Anfang unserer gemeinsam<strong>en</strong> Arbeit,<br />

die für mich persönlich wie wiss<strong>en</strong>schaftlich so wichtig ist (Eis<strong>en</strong>berg<br />

<strong>und</strong> Haberland 1972). Die Sprachwiss<strong>en</strong>schaft selbst verdankt Hartmut<br />

Haberland viel, aber sie verdankt ihm auch viel, w<strong>en</strong>n es um ihr Verhältnis<br />

zu d<strong>en</strong> Verhältniss<strong>en</strong> geht, unter d<strong>en</strong><strong>en</strong> sie betrieb<strong>en</strong> wird. Er ist <strong>und</strong><br />

bleibt ein starker Typ, daran hat sich in all d<strong>en</strong> Jahr<strong>en</strong> nichts geändert.<br />

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als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache. Tübing<strong>en</strong>: Narr. 97-99.<br />

23


Not<strong>en</strong><br />

* Eine veränderte Fassung dieses Beitrages ist bereits erschi<strong>en</strong><strong>en</strong> unter dem<br />

Titel: Deutsch mit <strong>und</strong> ohne Wiss<strong>en</strong>schaft. In: Wiss<strong>en</strong> schaff<strong>en</strong> - Wiss<strong>en</strong><br />

kommunizier<strong>en</strong>. Wiss<strong>en</strong>schaftssprach<strong>en</strong> in Geschichte <strong>und</strong> Geg<strong>en</strong>wart.<br />

Herausgegeb<strong>en</strong> von Wieland Eins, Helmut Glück <strong>und</strong> Sabine Pretscher.<br />

Wiesbad<strong>en</strong>: Harrassowitz Verlag. 2011. 133-148.<br />

1. Überarbeiteter Text des Vortrags auf dem Symposium für Hartmut Haberland<br />

am 8. Februar 2008. In die Überarbeitung sind zahlreiche Anregung<strong>en</strong><br />

aus der Diskussion des Beitrags eingegang<strong>en</strong>. All<strong>en</strong> Kolleginn<strong>en</strong><br />

<strong>und</strong> Kolleg<strong>en</strong>, die sich mündlich oder schriftlich an der Diskussion<br />

beteiligt hab<strong>en</strong>, danke ich herzlich.<br />

2. Mittlerweile erschi<strong>en</strong><strong>en</strong> als Haberland (2009).<br />

24


Refer<strong>en</strong>ce<br />

Eis<strong>en</strong>berg, Peter. 2011. Domän<strong>en</strong>verlust <strong>und</strong> <strong>Sprachverfall</strong>. Über das<br />

Deutsche als Wiss<strong>en</strong>schaftssprache. <strong>KULT</strong> 9. Einspruch – Objection –<br />

Indsigelse. Essays in Honor of Hartmut Haberland. 4-24.<br />

<strong>KULT</strong> is available online at:<br />

www.<strong>postkolonial</strong>.dk<br />

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