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Ohne Angst e.V. - LOA Lernen ohne Angst

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<strong>Lernen</strong> <strong>Ohne</strong> <strong>Angst</strong><br />

e.V.<br />

Unheilige Allianz<br />

Gewalt und Missbrauch an (christlichen) Schulen<br />

Seit Wochen berichten alle Medien von immer neuen Enthüllungen über Missbrauch und<br />

Gewalt an (christlichen) Schulen. Was wir seit Jahres wissen kommt endlich nach und<br />

nach ans Licht - was wir ahnten und befürchteten wird zur traurigen Gewissheit, und<br />

dennoch sieht die Öffentlichkeit momentan nicht mehr als die Spitze eines sehr<br />

hässlichen Eisbergs.<br />

Nein, das Thema ist nicht neu. Neu ist nur der Umgang der Betroffenen damit. Neu ist<br />

die Tatsache, dass der Leidensdruck so enorm angewachsen ist, dass die Wahrheit<br />

endlich ausgesprochen wird. Es ist schrecklich und gleichzeitig ein Befreiungsschlag, dass<br />

all die Abscheulichkeiten, die unter dem Deckmäntelchen der Pädagogik und manch<br />

christlicher Kirche verbrochen wurden, endlich ans Licht kommen.<br />

Doch wie konnten diese Verhältnisse so lange unbehelligt und ungestraft existieren Zu<br />

Ende gedacht werden sich mit Sicherheit Abgründe auftun, die noch nicht in letzter<br />

Konsequenz ausgesprochen und dargestellt wurden.<br />

Die Grundlagen erklärt ein Satz der Gerichtsreporterin Cornelia Schwenkenbecher:<br />

„Macht braucht Charakter!“<br />

Unkontrollierte Macht fördert Missbrauch - ob nun in politischer, finanzieller oder gar<br />

sexueller Hinsicht. Wenn jedoch die Lobby der Machthabenden groß genug ist, lassen<br />

sich Kontrollinstanzen erfolgreich aushebeln oder durch Scheininstrumente ersetzen - das<br />

haben Diktaturen, Banken, Kirchen und Schulen bewiesen.<br />

In der weiter zurückliegenden und jüngeren Vergangenheit scheiterten viele Klagen an<br />

den immer gleichen Mechanismen:<br />

1. Der große Teppich<br />

Schweigen, Vertuschung und Verharmlosung<br />

„Was in diesem Kreis besprochen wird, steht unter strenger Geheimhaltungspflicht!“<br />

„Interne Ermittlungen haben ergeben, dass die Vorwürfe nicht bestätigt werden<br />

konnten.“<br />

„Ich bin halt so ein kumpelhafter, väterlicher Typ. Natürlich kommt es dabei auch zu<br />

Berührungen.“<br />

„Herr X macht immer so tolle Fotos und Videos auf unseren Feiern und Klassenfahrten,<br />

da ist nun wirklich nichts dabei.“<br />

2. Demontage und Ausgrenzung der Opfer<br />

Opfer werden zu Tätern, Störenfrieden, Nestbeschmutzern abgestempelt<br />

„Sollten sie diese Vorwürfe wiederholen, müssen sie mit rechtlichen Konsequenzen<br />

rechnen.<br />

„Glauben sie nicht alles, was ihre Kinder aus der Schule erzählen. Ich verspreche ihnen<br />

im Gegenzug, dass ich nicht alles glaube, was ihre Kinder von zu Hause erzählen.“


„Der Schüler X befindet sich in psychologischer Behandlung/hat ADHS/hat sehr schlechte<br />

Zensuren/ist ein auffälliges Kind... mehr muss ich wohl zu dem Thema nicht sagen...“<br />

„Wer so etwas behauptet, hat an unserer Schule nichts verloren.“<br />

3. Drohungen und Scham<br />

„Dir glaubt doch sowieso NIEMAND!“<br />

„Was meinen sie, wie sich ihre Beschwerde auf die Zensuren Ihres S<strong>ohne</strong>s auswirken<br />

wird“<br />

„Wenn ihr zu Hause erzählt, was in der Schule los ist, passiert ein Unglück und ihr fliegt<br />

alle von der Schule“<br />

„Ich werde sie wegen Verleumdung anzeigen.“<br />

„Wir wollten unser Kind nicht den peinlichen Verhören aussetzen - und uns allen nicht<br />

dem Dorftratsch und den mitleidigen Blicken der Nachbarn.“<br />

4. Unheilige Allianzen - geschlossene Reihen<br />

Um Opfer zu schwächen, zu vertreiben und notfalls zu vernichten, werden gern die<br />

bestehenden Seilschaften genutzt. Manchmal agieren zum Beispiel „Parteifreunde“ alles<br />

andere als christlich oder sozial - gleichgültig, was im Programm oder im Parteinamen<br />

steht. Nicht selten besteht auch zwischen Kirche und Schule dabei eine unheilige Allianz<br />

und die Beschwerde führenden Familien verlieren nicht nur ihre schulischen sondern auch<br />

ihre sozialen Kontakte.<br />

„Als wir die Privat-Schule verließen, wendeten sich alle Freunde von uns ab.“<br />

„Ich habe mich über die prügelnde Lehrerin beschwert. In der Kirche wurde ich<br />

beschimpft, man wendete sich von mir ab und ich verlor meine ehrenamtlichen<br />

Aufgaben.“<br />

„Ich arbeite in der Kirche. Man drohte mir mit „arbeitsrechtlichen Konsequenzen, wenn<br />

meine Frau sich weiter über die Schule äußert.“<br />

„Nach unserer Strafanzeige gegen eine Lehrerin kaufte niemand mehr bei uns ein. Am<br />

Ende mussten wir unser Geschäft schließen.“<br />

5. Juristische Tücken und politisch gewünschte Ergebnisse<br />

Sollte es trotz all dieser Maßnahmen zu einem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren<br />

oder gar einer Gerichtsverhandlung kommen, stehen den OPFERN viele quälende Fragen,<br />

Vernehmungen und Aussagen bevor.<br />

Sollte die Beweislage gegen die Täter erdrückend sein, werden die Opfer nicht selten<br />

forensischen Gutachten, den so genannten „Glaubwürdigkeitsgutachten“ unterzogen.<br />

Viele Verfahren scheitern daran, weil die Ausgangsbedingungen dies oft schon vorgeben.<br />

In vielen Kirchen und Schulen setzt man auf „elegante, interne Lösungen“, besteht auf<br />

Stillschweigen und beschwört den Schul- oder Kirchenfrieden. Oft findet keine wirkliche<br />

Aufarbeitung der Taten statt, die Opfer verlassen die Schulen, werden finanziell<br />

„entschädigt“ oder man versetzt den Täter. Diese Wanderpokale hinterlassen auf ihrem<br />

Berufsweg nicht selten eine Spur der Verwüstung.<br />

A u f r u f<br />

Dies alles erklärt, warum viele Familien geschwiegen haben.<br />

Mit atemberaubender Routine und Kälte wurden und werden ihre Vorwürfe unterdrückt.


Umso höher ist der Mut und die Zivilcourage der Betroffenen zu werten, die über die<br />

scheußlichen Verbrechen sprechen. Die Kraft dieser Worte ist ein riesiger Meilenstein auf<br />

dem Weg zur Prävention, Aufarbeitung und Verfolgung von Straftaten durch Lehrer/innen<br />

und Geistliche gegen Kinder und Jugendliche.<br />

Dafür möchten wir hierdurch danken und allen Betroffenen Mut machen.<br />

Wenn interne Instanzen versagen hilft nur der Schritt an die Öffentlichkeit. Ob<br />

Staatsanwaltschaft oder Presse - nur die lückenlose Aufklärung und Darstellung der<br />

bestehenden Verhältnisse kann Kinder wirkungsvoll schützen.<br />

Für viele ist es zu spät, aber unendlich vielen werden SIE damit helfen, wenn SIE das<br />

Schweigen brechen.<br />

Liebe Frau Leutheusser Schnarrenberger,<br />

lassen Sie sich nicht beirren, SIE sind auf dem richtigen Kurs!<br />

Oliver Welke fragte in seiner wöchentlichen Show provokant:<br />

Warum stellt die Kirche Frau Leutheusser-Schnarrenberger eine 24 Stunden Frist<br />

Braucht der Scheiterhaufen so lange zum vorglühen<br />

Schön, dass Sie sich von diesem unverschämten Ultimatum nicht beirren lassen haben!<br />

Kirchen und andere Institutionen durften lange genug „interne Ermittlungen“ führen. Mit<br />

welchen Recht konnten sich staatliche und konfessionelle Schulen eigentlichen diesen<br />

„rechtsfreien Raum“ basteln Was wir brauchen ist Transparenz, wirkliche Mitbestimmung<br />

schulferne Kontrollinstanzen und unabhängige Ombudsstellen für wirksame und schnelle<br />

Hilfe.<br />

Liebe Frau Schavan,<br />

wir freuen uns über Ihre Ankündigung, die Verjährungsfristen für Missbrauchsfälle<br />

prüfen zu wollen. Sie sind mit Ihren Bestrebungen nicht allein, die Opfer kämpfen schon<br />

lange dafür!<br />

http://norbert.denef.com/petition/<br />

„Der Deutsche Bundestag hat meine Petition „Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch<br />

im Zivilrecht aufheben“ abgelehnt. Deshalb habe ich beim Europäischen Gerichtshof für<br />

Menschenrechte eine Beschwerde gegen die Bundesrepublik Deutschland<br />

eingereicht, weil sie damit ihre Verpflichtungen der Europäischen<br />

Menschenrechtskonvention verletzt.“<br />

Wir begrüßen auch Ihre Bemühungen, bessere Präventions-Instrumente zu schaffen.<br />

Hierbei sollten Sie jedoch nicht den Fehler machen, ausschließlich mit den üblichen<br />

Institutionen zu sprechen. Hätte man dort Lösungen parat, wären die Verhältnisse nicht<br />

so, wie sie sind!<br />

Wenn Sie wirklich etwas über die Entstehung und Vermeidung von Gewalt und<br />

Missbrauch erfahren möchten, sprechen Sie mit den Opfern! Nur diese Menschen können<br />

Ihnen sagen, was sie sich gewünscht hätten - und was sie statt dessen bekommen<br />

haben.<br />

Angelika Bachmann<br />

<strong>LOA</strong> - <strong>Lernen</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Angst</strong> e.V.<br />

www.lernen-<strong>ohne</strong>-angst.de<br />

www.achtung-schule.de

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