Pfarrnachrichten Nr. 2 - Oberlaa
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Wozu ist die Kirche da<br />
Eine gute Frage. Dazu könnte man ein<br />
Buch schreiben. In diesem kurzen Artikel<br />
geht es mir um das Grundsätzliche. Aus<br />
vielen Gesprächen weiß ich, dass die Antwort<br />
auf die Frage nicht klar ist. Viele Menschen<br />
wissen nicht, wozu die Kirche da ist.<br />
Sie betrachten sie oberflächlich, als ob sie<br />
eine Institution wäre, deren Hauptaufgabe<br />
Sozialhilfe für arme Menschen wäre. Die<br />
Sorge um die Armen ist wichtig, aber sie ist<br />
nicht die Hauptaufgabe der Kirche.<br />
Außerdem gibt es viele junge Menschen,<br />
die in der Kirche sehr aktiv tätig waren, sie<br />
waren sogar Ministranten bzw. Ministrantinnen,<br />
dann aber aus ihr ausgetreten sind<br />
und sich dem Atheismus gewidmet haben.<br />
Natürlich entstehen dann Gedanken, wer<br />
hier einen Fehler begangen hat. Die Fehler<br />
können verschieden sein. Mir geht es hier<br />
jetzt nicht um Schuldzuweisungen.<br />
Allerdings habe ich manchmal den Eindruck,<br />
dass in der Kirche nicht das gesucht<br />
wird, was in ihr das Wesentliche ist: die<br />
Verkündigung der Frohen Botschaft von der<br />
Erlösung. Vielleicht gibt es Fehler in diesem<br />
Bereich Vielleicht ist die Verkündigung<br />
zu wenig da Vielleicht wird auf diese Verkündigung<br />
zu wenig gehört Vielleicht wird<br />
in der Kirche viel Gutes gesucht und auch<br />
gefunden, aber eben das Wichtigste überhört<br />
Mir erscheint als wichtig, dass wir im Jahr<br />
des Glaubens daran erinnert werden, dass<br />
es in der Kirche in erster Linie um den Glauben<br />
an Gott geht. Dieser soll aufgebaut<br />
werden. Damit aber dieser aufgebaut wird,<br />
muss eine lebendige Beziehung zu Gott aufgebaut<br />
werden. Diese Beziehung beginnt<br />
mit der Beziehung zu Jesus Christus. Er ist<br />
der Weg zum Vater. Wie man so eine Beziehung<br />
aufbaut, ist ein komplexe Problematik,<br />
in die ich jetzt nicht einsteige, aber das<br />
Gebet ist sicher eines der wichtigsten Elemente<br />
dieser. Und die Kirche ist dafür da,<br />
um die Menschen in die christliche Glaubenswelt<br />
einzuführen und ihnen zu helfen,<br />
dass sie aus ihrem Glauben leben. Das zu<br />
verstehen ist wichtig, besonders in Anbetracht<br />
der vielen Kritiken gegenüber der Kirche,<br />
von denen viele am Wesentlichen der<br />
Kirche vorbeikommen.<br />
Es gibt Menschen, die behaupten, dass sie<br />
ihren Glauben ohne die Kirche leben können.<br />
Meine pastorale Erfahrung sagt, dass<br />
so etwas nur in wenigen Fällen funktioniert.<br />
Ein Glaube, der nicht mit konkreten Mitteln<br />
gepflegt wird, ist wie die Liebe, die nicht<br />
gepflegt wird – sie stirbt im Laufe der Zeit<br />
ab. Es gibt, verallgemeinernd gesagt, keine<br />
Erfahrung, die eine Behauptung bestätigen<br />
würde, dass das Christentum ohne die<br />
Kirche leben und es überleben kann. Die<br />
christliche Welt ist auch nicht eine Fluchtwelt,<br />
in der man den Glauben nur privat<br />
lebt, in Abhebung von allen Dimensionen<br />
des gesellschaftlichen Lebens. Das wäre<br />
eine Art spirituelle Schizophrenie. Die Kirche<br />
ist die Trägerin, Verkünderin und Beschützerin<br />
des christlichen Glaubens mit<br />
allen seinen Dimensionen. Dafür ist sie da.<br />
<br />
Krzysztof Lisewski<br />
2 <strong>Nr</strong>. 2 - 2013<br />
www.oberlaa.com