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Lit.Cologne<br />

Die Buchverlage haben sich in Stellung gebracht wie Surfer, die mit ihren Brettern in Sichtweite<br />

des Strands in der Brandung paddeln. Sie warten darauf, dass die große Welle endlich anrollt, die<br />

E-Book-Welle. Doch sie kommt (noch) nicht.<br />

E-Books in Deutschland<br />

Langsam, aber gewaltig?<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

Sehnsüchtig geht der Blick zum Horizont, wo die eindrucksvollen<br />

Zahlen verkaufter E-Book-Reader auftauchen. So sollen<br />

seit dem vergangenen Weihnachtsfest bereits 18 Prozent<br />

aller Amerikaner einen solchen Reader besitzen, davor waren<br />

es lediglich zehn Prozent. Auch in Deutschland folgten<br />

auf die Feiertage Rekordzahlen bei den E-Book-<strong>Download</strong>s.<br />

Jedoch klingen bei E-Book-Verkäufen die prozentualen Steigerungen<br />

stets gewaltig. Bertelsmann vermeldete 2011 eine<br />

Verdreifachung der E-Book-Verkäufe. Der Geschäftsführer<br />

des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Alexander<br />

Skipis, erwartet für 2012 erneut eine Verdoppelung bis Verdreifachung<br />

bei den Umsätzen mit digitalen Büchern. Im<br />

Jahr 2011 betrug der Anteil der E-Books am rund 9,8 Milliarden<br />

Euro starken deutschen Buchmarkt jedoch gerade einmal<br />

ein bis zwei Prozent. Das ist noch keine Welle, sondern<br />

verursacht bestenfalls ein leichtes Schaukeln.<br />

Fachbücher als Vorreiter<br />

Seit Mitte der 2000er Jahre gibt es handliche Lesegeräte für<br />

digitale Texte, die so weit entwickelt waren, dass sie den Namen<br />

E-Book verdienten. Den wirklichen Startschuss für das<br />

Post-Papier-Zeitalter gab Ende 2007 Amazon mit der Einführung<br />

des Kindle, der – mittlerweile in der vierten Generation<br />

– den von immer neuen Konkurrenzprodukten belebten Reader<br />

-Markt dominiert. Nach der Studie eines amerikanischen<br />

Markt forschungsinstituts sind im Jahr 2010 weltweit 12,8 Millionen<br />

E-Book-Reader verkauft worden, fast jedes zweite Gerät<br />

war ein Kindle. Seitdem Amazon Ende 2011 begonnen hat,<br />

Verkaufszahlen für seine Reader zu vermelden, ist von mehr<br />

als einer Million verkaufter Geräte pro Woche die Rede.<br />

Dennoch wird der Abschied vom gedruckten Buch zwar immer<br />

wieder in Aussicht gestellt – nicht zuletzt natürlich von<br />

den Reader-Anbietern, die ihre Geräte an den Leser bringen<br />

wollen – wirklich erkennbar ist er aber noch nicht. Jedenfalls<br />

nicht in Deutschland. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

PricewaterhouseCoopers sieht zwar auch hierzulande<br />

eine Steigerung des E-Book-Marktanteils bei Romanen und<br />

Erzählungen auf immerhin sieben Prozent – aber erst bis zum<br />

Jahr 2016. In den USA hingegen ist schon 2011 fast ein Viertel<br />

des Buchumsatzes in digitaler Form erzielt worden. Fachbücher,<br />

bei denen das elektronische Durchsuchen des Textes<br />

nach bestimmten Stichwörtern eine große Bedeutung hat, liegen<br />

traditionell vorne. So vermeldete der<br />

Berliner Wissenschaftsverlag<br />

Duncker & Humblot soeben,<br />

dass er im Jahr 2011 bereits zehn<br />

Prozent seines Buchumsatzes mit<br />

E-Books erzielt habe, mehr als<br />

das Zwölffache des Vorjahresergebnisses.<br />

Kaum Preisvorteile bei E-Books<br />

Dass der E-Book-Markt sich ausgerechnet<br />

im „Land der Dichter<br />

und Denker“ stockend entwickelt,<br />

liegt weniger an einer besonderen<br />

deutschen Papierverbundenheit<br />

oder der Unverzichtbarkeit<br />

der Bücherwand für die Wohnungseinrichtung<br />

bestimmter<br />

Gesellschaftsschichten. Auch<br />

schleppt niemand lieber kiloweise<br />

Druckerzeugnisse mit in<br />

E-Book-Darling Kindle: mehr als eine Million<br />

verkaufte Geräte pro Woche,Foto: Amazon<br />

den Urlaub statt weniger hundert Gramm Technik. Bedeutsamer<br />

könnten ökonomische Faktoren sein: So nennen die<br />

Verlage gerne die Buchpreisbindung als Argument, warum<br />

das digitale Buch kaum günstiger als das gedruckte angeboten<br />

wird. Bei Hardcover gegenüber Taschenbuch sind Preisunterschiede<br />

jedoch kein Problem. Aber: Während auf Bücher<br />

nur der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent<br />

erhoben wird, gilt für E-Books – die seltsamerweise als<br />

Dienstleitung eingestuft werden – der volle Satz von 19 Prozent.<br />

Ähnlich ist die Lage in anderen europäischen Ländern<br />

wie Italien und Spanien, in Großbritannien stehen sogar 20<br />

Prozent für E-Books einer völligen Steuerbefreiung für gedruckte<br />

Bücher gegenüber.<br />

Wachsendes Angebot<br />

Das Angebot auch an deutschsprachigen E-Books wächst ständig,<br />

obwohl das Raubkopie-Problem nach wie vor ungelöst<br />

im Raum steht und nach neueren Schätzungen bis zu zwei Drittel<br />

aller E-Book-<strong>Download</strong>s illegal sind. Die Verlagsgruppe<br />

Random House (u.a. C. Bertelsmann Verlag, Goldmann, Heyne,<br />

Luchterhand, Manesse, Siedler) bietet mittlerweile rund<br />

ein Viertel ihrer 20.000 Titel als E-Book an. Matthias Aichele,<br />

zuständig für die Unternehmensentwicklung bei Random<br />

House, erläutert: „Die E-Book-Bestseller sind durchaus mit<br />

dem lieferbaren Print-Programm vergleichbar. Zu den aktuellen<br />

Top-Titeln gehören z.B. die Biographie von Steve Jobs sowie<br />

Bücher von Charlotte Link oder Walter Moers.“ Für 2012<br />

ist Aichele optimistisch und rechnet auch mit neuen Formaten<br />

über „klassische E-Books“ hinaus, etwa multimedial /interaktiv<br />

angereicherte E-Books oder Apps. „Das Printgeschäft<br />

wird aber auch weiterhin im Vordergrund stehen.“ Dafür ist<br />

der Umsatz mit E-Books auch noch viel zu gering.<br />

Noch scheint völlig offen, ob die große E-Book-Welle, wenn<br />

sie eines Tages kommt, auch kommerziell Wogen schlagen<br />

wird. Oder vielleicht eher den etwas angestaubten Leihbüchereien<br />

zu neuen Höhenflügen verhilft. Bereits 300 Bibliotheken<br />

in Deutschland verleihen E-Books als <strong>Download</strong>, der sich<br />

nach der Leihfrist automatisch wieder löscht, Verzugsgebühren<br />

ausgeschlossen. Und nicht ganz unrealistisch erscheint –<br />

auch angesichts der Erfahrungen der Musikindustrie mit der<br />

Digitalisierung – das neue Geschäftsmodell des Verlags Rogner<br />

& Bernard: Da gibt es ab sofort bei jedem erworbenen<br />

Hardcover die E-Book-Version ohne Aufpreis dazu.<br />

Buchverlage setzen sich gegen Raubkopierer<br />

zur Wehr<br />

Keine Angst vor<br />

Schwarzleserei<br />

VON UWE MIES<br />

Gelegenheit schafft Diebe, und die Welt der digitalen<br />

Datenträger und ihre Verbreitung im Internet hat sich<br />

seit Beginn des Milleniums als die beste aller Gelegenheiten<br />

für Diebstahl etabliert. Seit geistiges Eigentum<br />

in binäre Daten umgerechnet wird, ist die Verbreitung<br />

desselbigen nur mehr Sache eines Knopfsdrucks<br />

am Computer. Nach Musik- und Filmbranche<br />

sind es nun die Buchverlage, die sich der Herausforderung<br />

zu stellen haben, ihre digitalen Verkaufsartikel<br />

vor Vervielfältigung und illegalem Up- und <strong>Download</strong><br />

zu schützen. Zwar erscheint der noch junge E-Book-<br />

Markt ein willkommenes Opfer für kriminelle Aktivitäten<br />

– aber ist der neue Vertriebsweg mit Druckerzeugnissen<br />

auf digitalem Träger wirklich die Einbahnstraße,<br />

die geradewegs zu Raubkopien und Millionenverlusten<br />

führt?<br />

Zwei Drittel aller E-Books illegal<br />

Immerhin schätzt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer<br />

des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels,<br />

dass rund zwei Drittel aller E-Books illegal erworben<br />

werden.<br />

Die Möglichkeiten der Gegenwehr erscheinen aber nur<br />

auf den ersten Blick gering. Als am 21. Januar FBI-Polizisten<br />

die Internetplattform Megaupload still legten,<br />

wurde allein durch diese Aktion Millionen von illegalen<br />

<strong>Download</strong>s die Grundlage entzogen. Es war der bislang<br />

größte und erfolgreichste Schlag gegen Raubkopierer<br />

im Internet und die praktische Umsetzung dessen,<br />

was hierzulande Kulturstaatsminister Bernd Neumann<br />

im Dezember als „Providerhaftung“ angemerkt hatte.<br />

Dabei soll mit hohen Geldstrafen gegen die vorgegangen<br />

werden, die dem Urheberrecht zuwider handeln.<br />

Möglichkeiten der Gegenwehr<br />

Neben der Staatsanwaltschaft gibt es aber auch andere<br />

Möglichkeiten der Gegenwehr, etwa die, in privatwirtschaftlichem<br />

Rahmen über Ländergrenzen hinweg<br />

zu agieren. Jan Weitendorf, Geschäftsführer der<br />

Verlagsgruppe Oetinger Media GmbH, die auf dem<br />

Kinderbuchmarkt erfolgreich ist, hat sich der Dienste<br />

des amerikanischen Unternehmens Attributor versichert,<br />

das im Stile einer international operierenden<br />

Eingreiftruppe nicht autorisierte Inhalte aufspürt und<br />

löscht. Vedat Demirdöven, Projektleiter im Bereich E-<br />

Book bei Kiepenheuer & Witsch in Köln, setzt bei der<br />

Konzeption seiner Produkte auf das Digital Rights Management<br />

(DRM), ein Lizensierungsschlüssel in Form<br />

von Ziffern- und Buchstabenkombinationen, mit dem<br />

der Kunde sein E-Book überhaupt erst öffnen kann.<br />

Noch strengere DRM-Varianten erlauben nur die einmalige<br />

Nutzung; sollte doch ein zweiter Computer<br />

oder ein anderes Lesegerät ins Spiel kommen, wäre der<br />

Zugang zum Produkt gesperrt oder die Nutzung durch<br />

Störfilter wie etwa ein digitales Wasserzeichen, das<br />

sich über das Bild legt, empfindlich beeinträchtigt.<br />

Letztlich liegt es am Kundenverhalten selbst, ob E-<br />

Books als Kaufware Akzeptanz finden. Wer nur am<br />

gedruckten Text in <strong>PDF</strong>-Formatierung Interesse hat,<br />

wird den durch die bundesweite Preisbindung bedingten<br />

hohen Einzelpreis nicht immer nachvollziehen<br />

wollen. Einerseits. Andererseits bezahlt er den<br />

Kaufpreis – ob als gedrucktes Buch oder Datei – nicht<br />

für Papier oder Megabytes, sondern für die Inhalte,<br />

die in beiden Medien identisch sind. Aber wie schon<br />

CDs, DVDs und Blu-Rays können auch E-Books<br />

durch Applikationen und Software multimedial aufgerüstet<br />

und entsprechend multimedial ausgestattet<br />

werden. Dann steht die Software im Vordergrund<br />

und nicht mehr der reine Inhalt. Die Preisbindung<br />

gilt dann nicht mehr, der Kaufpreis kann nach unten<br />

korrigiert und das Produkt damit auch weniger zahlungsbereiter<br />

Kundschaft schmackhaft werden.

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