03.02.2015 Aufrufe

Deutscher Coaching Verband gegen Fernstudium im Bereich Coach

Deutscher Coaching Verband gegen Fernstudium im Bereich Coach

Deutscher Coaching Verband gegen Fernstudium im Bereich Coach

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kommentar zur Pressemeldung des Deutschen <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>verbandes DCV 1<br />

„<strong>Deutscher</strong> <strong><strong>Coach</strong>ing</strong> <strong>Verband</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Fernstudium</strong> <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>“<br />

(Meldung in der Zeitschrift „Kommunikation + Seminar 3/07“ Juni 2007)<br />

Nelson Mandela konnte keine Präsenz-Uni besuchen. Er studierte an einer Fernuniversität<br />

Jura. Deutschland ist leider noch ein Fernstudien-Entwicklungsland. Bei uns hätte Mandela<br />

erst als alter Mann Jura studieren können. Offen oder hinter vorgehaltener Hand heißt es<br />

hier: „Fernunterricht ist ganz nett – aber für dieses oder jenes Fachgebiet doch total<br />

ungeeignet“. Auch für <strong><strong>Coach</strong>ing</strong> Ich halte Fernstudien <strong>im</strong> <strong><strong>Coach</strong>ing</strong> für sehr sinnvoll. Viele<br />

<strong><strong>Coach</strong>ing</strong>-Weiterbildungskandidat/innen lesen und reflektieren meist nur populäre Literatur<br />

zum <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>. Das auch das meist nur sporadisch. Wie schön wäre es, wenn man als<br />

Trainer in einem Präsenzseminar wüsste, dass alle Teilnehmer/innen <strong>im</strong> Vorfeld den<br />

gleichen Lesestoff verstanden und erarbeitet haben. Das kann durch ein „<strong>Fernstudium</strong>“<br />

erreicht werden:<br />

Ein „<strong>Fernstudium</strong>“ 2 ist heute behördlich geprüft und zugelassen (durch die ZFU) und<br />

zwingend kombiniert mit einer erwachsenenpädagogischen tutoriellen Begleitung. Es erfolgt<br />

nicht nur <strong>im</strong> stillen Kämmerlein sondern erfordert kontinuierliche Leistungsnachweise und<br />

fachliche Auseinandersetzung mit Profis: Die Teilnehmer/innen müssen <strong>im</strong> Verlauf mehrfach<br />

schriftlich nachweisen, was sie gelernt haben und müssen den Transfer in Übungsfälle<br />

vollziehen können; auch in begleitenden Präsenzphasen. „Fernstudien“ werden heute<br />

außerdem meist als Blended-Learning-Konzepte angeboten. Hierzu gehören: Lehrbriefe<br />

(auch digitale), Peergroup-Arbeit, Arbeit mit modernen Medien (Videosequenzen u.ä.),<br />

Telefonate mit Tutoren, E-Mails, Präsenzphasen (Wochenende, abends, Blockform).<br />

Moderne Lehrgänge in den praktisch orientierten Beratungswissenschaften (Counselling,<br />

<strong><strong>Coach</strong>ing</strong>, Therapy…) beinhalten außerdem Material, das nachweislich auch der<br />

Selbsterfahrung der Studierenden dient, wenn dieses Material strukturiert schriftlich<br />

reflektiert wird*. Blended-Learning-Lehrgänge und Fernlehrgänge hoher Qualität werden<br />

heute u.a. angeboten von der Universität Bielefeld (Zentrale Weiterbildung), der FernUni<br />

Hagen der Europäischen Fernhochschule Hamburg (Euro-FH), dem Institut für Lernsysteme<br />

in Hamburg (ILS) und weiteren Fernschulen der Klettgruppe (SGD, HAF, FEB). Die<br />

Hochschullehrgänge und Klett-Fernlehrgänge produzieren keine fertigen „<strong>Coach</strong>es“, sondern<br />

bescheinigen eine intensive praxisorientierte Auseinandersetzung mit dem Thema <strong><strong>Coach</strong>ing</strong><br />

und Beratung.<br />

Nach einem solchen Grundlagenstudium ist eine kontinuierliche Weiterbildung und<br />

Supervision / Intervision der angestrebten Tätigkeit unabdingbar, wenn die Teilnehmer/innen<br />

wirklich als <strong>Coach</strong> arbeiten möchten. Das ist auch für Absolvent/innen von ausschließlichen<br />

Präsenzweiterbildungen der Fall. Tatsächlich streben zum Abschluss eines „<strong><strong>Coach</strong>ing</strong>-<br />

Fernlehrganges“ nur ca. 20-30% der Teilnehmer/innen eine selbstständige berufliche<br />

Teilzeit-Tätigkeit in als <strong>Coach</strong> oder „Berater/in“ an (oft eher <strong>im</strong> „privaten <strong>Bereich</strong>“ oder mit<br />

1 Der DCV ist einer der kleineren <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>verbände in Deutschland. Eine aktuelle Liste finden Sie auf<br />

der Website des Qualitätsrings <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>, QRC: www.QR-<strong><strong>Coach</strong>ing</strong>.de/verbaende.htm<br />

2 In Deutschland dürfen nur Lehrgänge „<strong>Fernstudium</strong>“ oder „Fernunterricht“ genannt werden, die von<br />

der Zentralstelle für das Fernunterrichtswesen – ZFU – in Köln für die gesamte Bundesrepublik<br />

behördlich geprüft und zugelassen worden sind.


thematischen Schwerpunkten, die sich um das Thema Work-Life-Balance-Beratung drehen).<br />

Die meisten Teilnehmer/innen wollen die theoretischen und praktischen Kenntnisse <strong>im</strong><br />

Grundberuf für ihre Karriere nutzen oder in beratenden Grundberufen als Weiterqualifikation<br />

oder für ihre „Persönlichkeitsweiterentwicklung“ einsetzen. Professionelle <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>-Nutzer<br />

aus der Wirtschaft brauchen also keine Angst haben: Die meisten ehemaligen <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>-<br />

Fernkursteilnehmer/innen streben nicht in dieses Business, sondern eher ins „Personal<br />

<strong><strong>Coach</strong>ing</strong>“.<br />

Die Präsenzweiterbildungen (ohne Literatur- und Klausurpflicht) und „Fernstudien“ <strong>im</strong><br />

Fachbereich <strong><strong>Coach</strong>ing</strong> sind in Deutschland bisher – von ihrem zeitlichen Umfang und dem<br />

Gesamtkontext – Laienweiterbildungen (non-professional training) von ca. 130 bis 250<br />

Stunden Umfang. Verglichen mit der mehrjährigen Ausbildung professioneller<br />

Beratungsgruppen (professional counselling), in denen allein die ausschließliche<br />

Selbsterfahrung diese Zeit beansprucht, sind die meisten „neuen <strong>Coach</strong>es“ sehr mager<br />

gerüstet – unabhängig davon, wo oder wie sie weitergebildet wurden. Daher empfehlen alle<br />

<strong><strong>Coach</strong>ing</strong>-Verbände des Roundtable für „Anfänger/innen“ eine kontinuierliche Weiterbildung,<br />

Intervision oder Supervision in den ersten Jahren der beruflichen Tätigkeit.<br />

Dr. Björn Migge, Juni 2007, www.drmigge.de<br />

Björn Migge studierte soziale Verhaltenswissenschaften und Medizin. Er hat in Zürich als Oberarzt<br />

und Universitätsdozent gearbeitet. Björn Migge ist Autor von <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>- und Beratungsfernkursen und<br />

Hochschulzertifikatskursen der Klett-Gruppe sowie Autor des Handbuches <strong><strong>Coach</strong>ing</strong> und Beratung. Er<br />

leitet das Weiterbildungsinstitut Westfalen Lippe und Dr. Migge-Seminare, in dem ein Stab von 10<br />

Diplom-Psychologen und Diplom-Pädagogen und Trainern <strong>Coach</strong>es ausbilden. Björn Migge ist<br />

Vorstandsmitglied des Qualitätsrings <strong><strong>Coach</strong>ing</strong> (QRC), einem der großen deutschen<br />

<strong><strong>Coach</strong>ing</strong>verbände.<br />

*Leseempfehlung zum Thema “writing cure” 3 : G. Bolton, S. Howlett, C. Lago und J. K. Wright: Writing Cures –<br />

an introductory handbook of writing in counselling and therapy (and writing in counsellor training); New York 2004.<br />

Laufende Untersuchung: Das Weiterbildungsinstitut Westfalen Lippe und die Arbeitsgemeinschaft<br />

Gruppentherapie Lippe führen seit 2005 eine Studie mit bisher 800 Absolvent/innen einer Blended-Learning-<br />

<strong>Coach</strong>-Weiterbildung durch: Welche Selbsterfahrungs-Effekte treten (in welcher Effektstärke) während und nach<br />

einem Präsenzseminar zum Abschluss des „Fernlehrgangs“ auf Die Kontrollgruppe sind Teilnehmer/innen der<br />

gleichen Seminare ohne vorherige „writing cure“ und Pflichtlektüre sowie Teilnehmer/innen anderer Präsenz-<br />

<strong>Coach</strong>-Weiterbildungen. Andere Fragen der Studie: Tiefenpsychologische Motive für eine <strong>Coach</strong>-Weiterbildung<br />

3 Sigmund Freuds Redekur wird <strong>im</strong> englischsprachigen Raum als „talking cure“ bezeichnet. Auf diese<br />

Wortschöpfung geht die Bezeichnung „writing cure“ ein.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!