Der Pegel - werner-knoben.de
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Nr. 4 / 10.8.06<br />
Deutschland 3,40 DDR-Mark<br />
DIE KADERSCHMIEDE<br />
Wie in Thüringen die Elite<br />
von morgen herangezogen wird
Panorama<br />
PARTNERWAHL<br />
Verkupplungsaktion<br />
Sonntag, 6.8.2006, 20 Uhr; Das Scheinwerferlicht<br />
richtet sich auf zehn Paare, die hinter einem<br />
langen Tisch die wichtigste Wahl <strong>de</strong>r diesjährigen<br />
Schüleraka<strong>de</strong>mie in Roßleben erwarten.<br />
Knapp fünf Stun<strong>de</strong>n zuvor hatten die Organisatioren<br />
Lisa Täger, Sabrina Müller und Fabian Graimann<br />
die erste Run<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traumpartnerwahl gestartet.<br />
Zehn mehr o<strong>de</strong>r weniger willkürlich zusammengestellte<br />
Paare mussten bis zum Abend<br />
fünf Bedingungen erfüllen, um sich für das Finale<br />
qualifizieren. Hierzu gehörten unter an<strong>de</strong>rem das<br />
Händchenhalten, das Vergeben von Kosenamen<br />
und das Füttern bei <strong>de</strong>n Mahlzeiten. Als sich um<br />
20 Uhr die qualifizierten Paare auf <strong>de</strong>r Bühne <strong>de</strong>r<br />
Mensa versammelt hatten, wur<strong>de</strong> es ernst. Die<br />
Veranstaltung begann mit <strong>de</strong>r Entscheidungsverkündung<br />
<strong>de</strong>r Jury, die das Verhalten <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />
die vorangegangenen Stun<strong>de</strong>n beobachtet<br />
hatte.<br />
Als erste Aufgabe mussten die acht noch verblieben<strong>de</strong>n<br />
Paare "verkehrte Welt" spielen: Frauen<br />
sollten sich darin als Männer verklei<strong>de</strong>n und<br />
an<strong>de</strong>rsherum. Das Frauenpärchen Sonnenblume<br />
und Venus zog sich die Klamotten einfach linksherum<br />
an, da sie augenscheinlich benachteiligt<br />
waren. Hermann und sein Zuckerpüppchen dagegen<br />
boten lauter Überraschungen: Er im Minikleid<br />
als Playboybunny und sie als Basketballer. Das<br />
zweite Homopaar, Horsti-Borsti und Clemens,<br />
fühlte sich in seiner Rolle als Frauen sehr wohl.<br />
Die "Überleben<strong>de</strong>n" mussten in <strong>de</strong>r nächsten<br />
Run<strong>de</strong> das Publikum überzeugen, sich möglichst<br />
vollständig zu entklei<strong>de</strong>n und die Textilien <strong>de</strong>n<br />
Teilnehmern zu überlassen. BHs und Strings<br />
gaben mehrere Punkte aber bedauerlicherweise<br />
waren nur zwei Freiwillige bereit, ersteres abzugeben.<br />
Drei couragierte junge Männer unterstützten<br />
die Kandidaten jedoch mit ihrem vorletzten Stück<br />
- Oliver, Moritz und Marius spen<strong>de</strong>ten ihre Shorts<br />
für <strong>de</strong>n guten Zweck. Die folgen<strong>de</strong><br />
Glasbefüllaufgabe sorgte für große Heiterkeit unter<br />
<strong>de</strong>n Zuschauern und für teilweise nasse Flecken<br />
auf <strong>de</strong>n Kleidungsstücken <strong>de</strong>r Teilnehmer.<br />
Als nur noch drei Paare übrig waren, mussten die<br />
Jungen <strong>de</strong>n Mädchen eine Liebeserklärung<br />
machen. Basti gewann die Herzen <strong>de</strong>r Frauen mit<br />
improvisierter Lyrik; Hermann jedoch konnte mit<br />
einem spektakulären Auftritt sein Zückerpüppchen<br />
aus <strong>de</strong>m furchteinflößen<strong>de</strong>n Publikum zu retten.<br />
Helen und David ließen sich als letztes Paar etwas<br />
beson<strong>de</strong>res einfallen. Er rezitierte seiner Liebsten<br />
ein Gedicht auf Mittelhoch<strong>de</strong>utsch, sie hob ihn<br />
hoch und rief als Antwort: "ich hab ihn!".<br />
Das Pärchen Hermann und Stefanie siegte verdient<br />
mit einer publikumsbegeisterten Leistung, die<br />
durch tosen<strong>de</strong>n Applaus honoriert wur<strong>de</strong>. Das Bild<br />
<strong>de</strong>r bejubelten Pärchen wird vielen Aka<strong>de</strong>mikern<br />
noch in schöner Erinnerung bleiben.<br />
Die KüA-Theater-Gruppe (in Roßleben)<br />
THEATER<br />
„ICHFin<strong>de</strong>r“ ein voller Erfolg<br />
Die KüA Theater hat am gestrigen Abend ihr Stück "ICHFin<strong>de</strong>r #ERFin<strong>de</strong>r"<br />
uraufgeführt. Eine raffinierte Mischung aus <strong>de</strong>m Regenbogenfisch, Hermann<br />
Hesses Selbstfindungsromanen und Robert Musils "Zögling" wur<strong>de</strong> mit Witz und<br />
Charme souverän dargeboten. Die schauspielerischen Qualitäten überzeugten das<br />
Publikum, obwohl die Darsteller wenig Probezeit zur Verfügung hatten. Doch<br />
nicht nur das: Auch das Stück selbst wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Mimen komplett in Eigenregie<br />
verfasst. Eine beachtliche Leistung! Wer hätte geahnt, dass die Teilnehmer aus<br />
sich heraus gehen und in ihren Rollen so grandios aufleben wür<strong>de</strong>n. Die Thematik<br />
passte gut in das aka<strong>de</strong>mische Ambiente, doch <strong>de</strong>r Humor kam nicht zu kurz: <strong>Der</strong><br />
nordisch sprechen<strong>de</strong> Fisch hat das Auditorum ebenso begeistert wie <strong>de</strong>r harte<br />
Straßen-Slang <strong>de</strong>r Halbstarken. Die Aufführung war <strong>de</strong>finitiv das kreativ-kulturelle<br />
Highlight <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie!<br />
SPORT<br />
DSA-weites Volleyball-Turnier<br />
Die Turnhalle <strong>de</strong>r Klosterschule Roßleben wur<strong>de</strong> am Samstag, <strong>de</strong>m 5. August<br />
2006 zum Hexenkessel. Aka<strong>de</strong>mieleiter Werner Knoben hatte zum DSA-weiten<br />
Volleyball-Turnier aufgerufen und so drängten sich alle 112 Teilnehmer in <strong>de</strong>r Sporthalle,<br />
um als Spieler o<strong>de</strong>r Cheerlea<strong>de</strong>r körperlichen Ertüchtigungen nachzugehen.<br />
Nach sechs spannen<strong>de</strong>n Partien stan<strong>de</strong>n die Sieger fest: Die Sportler <strong>de</strong>s Kurses 7.1<br />
erlangten nach einem packen<strong>de</strong>n Endspiel gegen Kurs 7.4 <strong>de</strong>n Gesamtsieg. <strong>Der</strong><br />
Vizemeister konnte lei<strong>de</strong>r nicht an die Leistungen aus <strong>de</strong>r Zwischenrun<strong>de</strong> anknüpfen,<br />
in <strong>de</strong>r er das Team <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mieleitung vernichtend geschlagen hatte.<br />
Weiterer Höhepunkt war die Wahl <strong>de</strong>r besten Cheerlea<strong>de</strong>r-Performance, die die<br />
Tänzer <strong>de</strong>s Kurses 7.6 für sich entschei<strong>de</strong>n konnte.<br />
Überschattet wur<strong>de</strong> die Veranstaltung von einem schweren Korruptionsverdacht.<br />
Grund war das Erhalten <strong>de</strong>s Freiloses zu Gunsten <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie-Leitung, nach<strong>de</strong>m<br />
diese die Auslosung geleitet hatte. Werner Knoben streitet jegliche Vorwürfe ab, konnte<br />
<strong>de</strong>m PEGEL aber keine stichhaltigen Argumente zu seiner Verteidigung liefern.<br />
2 DER PEGEL 4/2006
Titel<br />
ELITEN<br />
Führungsnachwuchs aus Fernost<br />
Im Thüringischen Roßleben wer<strong>de</strong>n dieser Tage 100 junge Erwachsene auf das Leben in<br />
Führungspositionen vorbereitet<br />
Lernen<strong>de</strong> Jugendliche: „Alle Bereiche <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Führung“<br />
Sie kommen aus Ba<strong>de</strong>n-Würtemberg, Aka<strong>de</strong>mieleitung strenge Regeln an.<br />
<strong>de</strong>m Ruhrgebiet, Schleswig-Holstein, Unkonzentriertheit wird hier nicht gedul<strong>de</strong>t:<br />
Berlin. Auch Ungarn, Kroatien, selbst<br />
Wer beispielsweise ohne<br />
Brasillien und Bayern fin<strong>de</strong>t man in <strong>de</strong>r Namensschild beim Morgenappell<br />
Zeile „Wohnort”. Unsicherheit steht auf erscheint, wird vor <strong>de</strong>r ganzen<br />
vielen Gesichtern. „Wer<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Ansprüchen<br />
Mannschaft bloßgestellt: „Das ist INAK-<br />
genügen”, fragen sich viele. ZEPTABEL!!!“ hallt es <strong>de</strong>m<br />
Sie gehören zu <strong>de</strong>n Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />
Deutschen SchülerAka<strong>de</strong>mie (DSA)<br />
Unglücklichen aus 100 Kehlen entgegen.<br />
Doch nicht nur Disziplin und Gehorsam<br />
Roßleben, die 100 Besten, sollen anerzogen wer<strong>de</strong>n; auch politisch<br />
Engagiertesten, Ehrgeizigsten. Sie sollen<br />
die Zukunft Deutschlands gestalten, ein<br />
Deutschland fernab von PISA und Rütli-<br />
Schul-Desaster. Oberschüler zwischen 16<br />
und 19 Jahren, 15 Tage hinter dicken<br />
ist die Richtung klar vorgegeben.<br />
Schüler berichteten, wie Markus* H.,<br />
einer <strong>de</strong>r Kursleiter, sagte: „Natürlich ist<br />
das hier politische Indoktrination. Meint<br />
ihr, es ist Zufall, dass die Süd<strong>de</strong>utsche<br />
Klostermauern, fernab von <strong>de</strong>r immer vergeben ist“ Denn auf eine<br />
Zivilisation. Ungestört sollen sie sein,<br />
abgeschie<strong>de</strong>n. „Das Konzept beruht auf<br />
<strong>de</strong>r strikten Trennung von Begabten und<br />
<strong>de</strong>nen, die nicht die Zukunft gestalten“,<br />
beschreibt Leiter Werner Knoben das<br />
Prinzip <strong>de</strong>r DSA. <strong>Der</strong> promovierte<br />
Mathematiker leitet seit fünf Jahren die<br />
Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung kommen nach<br />
Informationen <strong>de</strong>s PEGEL min<strong>de</strong>stens<br />
fünf Frankfurter Allgemeine. Öffentliches<br />
Radio, Fernsehen und Internet sind<br />
nur bedingt verfügbar, statt<strong>de</strong>ssen produziert<br />
die Aka<strong>de</strong>mie einfach ihr eigenes<br />
Radio, auch eine regelmäßig erscheinen<strong>de</strong><br />
zweieinhalb wöchige Veranstaltung. Ob<br />
Zeitung wird hier von <strong>de</strong>n<br />
Mathematik o<strong>de</strong>r Philosphie, ob Chemie<br />
o<strong>de</strong>r Politk: Alle Bereiche <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />
Führung wer<strong>de</strong>n hier abge<strong>de</strong>ckt.<br />
Präparan<strong>de</strong>n selbst erstellt, die aber vor<br />
je<strong>de</strong>m Druck durch die hauseigene<br />
Zensur muss. Auch vor noch perfi<strong>de</strong>ren<br />
Die Wirtschaftsbosse und Metho<strong>de</strong>n schrecken die Schmie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Spitzenpolitiker <strong>de</strong>r nächsten Generation<br />
wer<strong>de</strong>n hier geprägt.<br />
zukünftigen Managergeneration nicht<br />
zurück: Immer wie<strong>de</strong>r berichten Schüler,<br />
Um sie auf Linie zu bringen, wen<strong>de</strong>t die wie sie systematisch in die<br />
Kaffeeabhängigkeit getrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
* Name von <strong>de</strong>r Red. geän<strong>de</strong>rt<br />
Erst wer<strong>de</strong>n sie dazu animiert, bis weit<br />
nach Mitternacht <strong>de</strong>n kursübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Angeboten (KüAs) nachzugehen, um<br />
dann im frühen Morgengrauen wie<strong>de</strong>r zu<br />
büffeln. Es wird sogar toleriert, wenn sie<br />
bis tief in die Nacht Narreteien treiben.<br />
Hauptsache, ihre Müdigkeit steigert sich<br />
so lange, bis auch <strong>de</strong>r letzte zum bitteren<br />
Koffeingetränk greift. Wenn dann alle<br />
bereitwillig ihrer Sucht nachgehen wollen,<br />
versperrt die Leitung unter <strong>de</strong>m<br />
scheinheiligen Vorwand <strong>de</strong>r Teamsitzung<br />
<strong>de</strong>n Abhängigen <strong>de</strong>n Zugang zum Objekt<br />
<strong>de</strong>r Begier<strong>de</strong>, so lange, bis alle gefügig<br />
<strong>de</strong>n Anweisungen Folge leisten.<br />
Um sicherzustellen, dass auch nach En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Seminars die gewünschten<br />
Eigenschaften erhalten bleiben, gehört es<br />
zur Konzeption <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie, die<br />
Absolventen im „Club <strong>de</strong>r Ehemaligen“<br />
(CdE) weiter zu bin<strong>de</strong>n. Mit regelmäßigen<br />
Treffen und jährlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Pfingstaka<strong>de</strong>mien bleibt das Netzwerk<br />
<strong>de</strong>r neuen Elite erhalten. Ziel ist es, eine<br />
Seilschaft von Führungskräften zu etablieren;<br />
gegenseitige Hilfe beim<br />
Erklimmen <strong>de</strong>r Karriereleiter soll <strong>de</strong>n<br />
Aufstieg beför<strong>de</strong>rn.<br />
Bei vielen Teilnehmern zeigt das<br />
Programm Wirkung. „Natürlich setze ich<br />
mich für ein Wie<strong>de</strong>rsehen ein“, bekennt<br />
<strong>de</strong>r Teilnehmer Horst von L., „schließlich<br />
können wir uns später gegenseitig helfen.“<br />
OLIVER KLATT<br />
DER PEGEL 4/2006 3
Die Zeit, die noch bleibt<br />
In drei Tagen geht die DSA 2006 zu En<strong>de</strong>. Ein schmerzlicher Einschnitt im Leben <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmer. Doch was wäre die Alternative von Oliver Klatt<br />
Siebzehn Tage, die wie im Flug vergingen. 408 Stun<strong>de</strong>n voller<br />
Spaß, guter Laune, ausgefallenen Aktionen, 24280 Minuten in<br />
<strong>de</strong>nen Lernen nicht langweilig war, 1468800 Sekun<strong>de</strong>n mit wenig<br />
Schlaf dafür hin und wie<strong>de</strong>r mit viel Gefühl, aber am Wichtigsten:<br />
Eine viel zu kurze Zeit mit netten, interessierten, aufgeschlossenen,<br />
engagierten, gleichgesinnten Menschen.<br />
Kurz: 17 Tage, die je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r sie erleben durfte, so schnell nicht<br />
aus <strong>de</strong>m Gedächtnis gehen wer<strong>de</strong>n. Lei<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n Realität und<br />
Alltag schon bald wie<strong>de</strong>r ihren Tribut for<strong>de</strong>rn. Je näher <strong>de</strong>r<br />
Abschied rückt, <strong>de</strong>sto <strong>de</strong>utlicher wird <strong>de</strong>r sprichwörtliche Klos<br />
im Hals. Wer wird weinen, wie geht man selbst mit <strong>de</strong>m<br />
Abschied um Ist es nicht doch wahrscheinlich, trotz aller<br />
Schwüre, sich aus <strong>de</strong>n Augen zu verlieren Sind die angefangenen<br />
Freundschaften nach so kurzer Zeit fest genug, um hun<strong>de</strong>rte<br />
Kilometer zu überbrücken, haben Liebschaften Bestand,<br />
o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n sie beim Sprung in die normale Welt zerbrechen<br />
All diese und wohl noch viel mehr Fragen stehen im Raum,<br />
viele Antworten sind ungewiss o<strong>de</strong>r müssen gera<strong>de</strong>zu negativ<br />
beantwortet wer<strong>de</strong>n, so sagen es Verstand und Erfahrung.<br />
Die Aussichten sind düster, die Stimmug gedämpft.<br />
Zeitgeschehen<br />
ESSAY<br />
Natürlich hätte man das alles vermei<strong>de</strong>n können. Als wir damals<br />
die Anfragen bekamen, ob wir Interesse hätten, an <strong>de</strong>r<br />
Schülerak<strong>de</strong>mie teilzuhmen, hätte ein kleines „Nein“, ein „Ich<br />
habe keine Zeit“ genügt und nichts von alle<strong>de</strong>m hätte uns<br />
erreicht.<br />
Wir hätten nie die Leute kennengelernt, von <strong>de</strong>nen es uns jetzt<br />
so schwer fällt, Abschied zu nehmen.<br />
Wir hätten nie die Kursleiter erlebt, die mit Witz, Verständnis<br />
und großer Bereitschaft ihr Wissen mit uns teilten. Wäre es das<br />
wert gewesen<br />
Nein, ganz sicher nicht. Natürlich ist Abschied nehmen in <strong>de</strong>n<br />
seltensten Fällen leicht, aber zeigt nicht gera<strong>de</strong> er, wie beeindruckend,<br />
wie tiefgehend das Erlebte war<br />
Ist die mehr o<strong>de</strong>r weniger zurückgehaltene Träne nicht Beleg<br />
für die Verbun<strong>de</strong>nheit Also, keine Angst vorm Abschied:<br />
Geht er leicht von sich, tut er nicht weh, war er vermutlich<br />
sowieso längst überfällig; schmerzt er hingegen, so weiß je<strong>de</strong>r,<br />
dass die vergangen Tage sich gelohnt haben.<br />
<br />
Gegendarstellung<br />
Betr.: Die Ka<strong>de</strong>rschmie<strong>de</strong><br />
In <strong>de</strong>r Ausgabe vom 10. August (Nr. 4)<br />
schreibt DER PEGEL:<br />
„Das Konzept beruht auf <strong>de</strong>r strikten<br />
Trennung von Begabten und <strong>de</strong>nen, die<br />
nicht die Zukunft gestalten“, beschreibt<br />
Leiter Werner Knoben das Prinzip <strong>de</strong>r<br />
DSA.“<br />
Hierzu stelle ich fest: Werner Knoben<br />
hat zu keinem mir bekannten Zeitpunkt<br />
dieses o<strong>de</strong>r ähnliches gesagt.<br />
Öffentliches Radio, Fernsehen und<br />
Internet sind nur bedingt verfügbar,<br />
statt<strong>de</strong>ssen produziert die Aka<strong>de</strong>mie einfach<br />
ihr eigenes Radio, auch eine regelmäßig<br />
erscheinen<strong>de</strong> Zeitung wird hier<br />
von <strong>de</strong>n Präparan<strong>de</strong>n selbst erstellt, die<br />
aber vor je<strong>de</strong>m Druck durch die hauseigene<br />
Zensur muss.<br />
Hierzu stelle ich fest: Je<strong>de</strong>r Teilnehmer<br />
hatte während <strong>de</strong>r gesamten Dauer<br />
freien und unbeschränkten Zugang zu<br />
allen Medien. Eine Zensur <strong>de</strong>r Zeitung<br />
fand zu keinem Zeitpunkt statt; das<br />
Gegenteil ist wahr: Selbst aka<strong>de</strong>miekritsche<br />
Artikel wur<strong>de</strong>n anstandslos und auf<br />
Kosten <strong>de</strong>r DSA publiziert.<br />
„Immer wie<strong>de</strong>r berichten Schüler, wie<br />
sie systematisch in die<br />
Kaffeeabhängigkeit getrieben wer<strong>de</strong>n.“<br />
Hierzu stelle ich fest: Ein Großteil <strong>de</strong>r<br />
Akada<strong>de</strong>mieteilnehmer war bereits vor<br />
beginn <strong>de</strong>r DSA 2006 koffeinsüchtig.<br />
Richtig ist, dass einmal am Tag für eine<br />
Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zugang zur Kaffeemschine<br />
verwehrt wur<strong>de</strong>. Dies geschah jedoch<br />
immer zum Besten <strong>de</strong>r TNs. Sowohl das<br />
Verwähren einer giftigen Substanz, als<br />
auch die <strong>de</strong>taillierte Vorbereitung in <strong>de</strong>n<br />
Teamsitzungen dienten einzig und allein<br />
<strong>de</strong>m Wohl <strong>de</strong>r Schüler.<br />
Schüler berichteten, wie Markus* H.,<br />
einer <strong>de</strong>r Kursleiter, sagte: „Natürlich<br />
ist das hier politische Indoktrination.<br />
Meint ihr es ist Zufall, dass die<br />
Süd<strong>de</strong>utsche immer vergeben ist“<br />
Denn auf eine Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung<br />
kommen nach Informationen <strong>de</strong>s<br />
PEGEL min<strong>de</strong>stens fünf Frankfurter<br />
Allgemeine.<br />
Hierzu stelle ich fest: Es gab zu keiner<br />
politische Indoktrination, in keinerlei<br />
Richtung. <strong>Der</strong> Bestand an <strong>de</strong>n bestellten<br />
Zeitungen war immer ausgewogen.<br />
Fehlen<strong>de</strong> Zeitungen waren Zufall und<br />
bei 116 Personen unvermeidlich.<br />
Formulierungen wie:<br />
„Sie gehören zu <strong>de</strong>n Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Schüler - Aka<strong>de</strong>mie (DSA)<br />
Roßleben, die 100 besten, engagiertesten,<br />
ehrgeizigsten. Sie sollen die<br />
Zukunft Deutschlands gestalten,“ o<strong>de</strong>r<br />
„Die Wirtschaftsbosse und<br />
Spitzenpolitiker <strong>de</strong>r nächsten<br />
Generation wer<strong>de</strong>n hier geprägt.“ legen<br />
<strong>de</strong>n Schluss einer politisch motivierten,<br />
elitären Veranstaltung nahe, die <strong>de</strong>n<br />
Wert eines Menschen nach seiner<br />
Begabung bemisst.<br />
Hierzu stelle ich fest: Die DSA verfolgt<br />
keinerlei <strong>de</strong>r genannten Ziele und vermittelt<br />
kein die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen<br />
verachten<strong>de</strong>s Weltbild.<br />
Oliver Klatt, Redakteur <strong>de</strong>s PEGEL<br />
Stellungnahme <strong>de</strong>r Redaktion:<br />
Oliver Klatt hat Recht. <strong>Der</strong> abgedruckte<br />
Artikel war ein Beispiel für schlimmsten<br />
Journalismus, falls <strong>de</strong>r Beitrag diese<br />
Bezeichnung überhaupt verdient. Zitate<br />
wur<strong>de</strong>n erfun<strong>de</strong>n, Sachverhalte aus <strong>de</strong>m<br />
Kontext gerissen und Unterstellungen<br />
als Tatsachen dargestellt.<br />
Schlussendlich bleibt zusagen, dass die<br />
DSA ihre Teilnehmer ein <strong>de</strong>mokratischhumanistisches<br />
Weltbild vorlebt. Mit fast<br />
grenzenlosen Möglichkeiten und<br />
Freiheiten ausgestattet, bietet die DSA<br />
eine echtes Ergänzungsangebot zu an<strong>de</strong>ren<br />
Lehr- und Erziehungsinstanzen.<br />
4<br />
DER PEGEL 4/2006
Gesellschaft<br />
ANGELN<br />
Eine Frage <strong>de</strong>r<br />
Philosophie<br />
Angeln wird zum Trendsport.<br />
Je<strong>de</strong>r will es, je<strong>de</strong>r tut es. Doch<br />
noch immer sind viele Fragen<br />
offen.<br />
Wer angelt, hofft immer auf <strong>de</strong>n<br />
großen Fang. Doch worauf hofft<br />
<strong>de</strong>r Fisch<br />
<strong>Der</strong> Angler weiß es nicht und vielleicht<br />
ist es gera<strong>de</strong> das, was ihn reizt. Er ist<br />
immer auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m richtigen<br />
Kö<strong>de</strong>r, doch zu vielfältig ist die<br />
Auswahl. Selbst wenn er weiß, ob er<br />
nach Lachsen o<strong>de</strong>r nach Heringen<br />
fischt, kann er sich niemals sicher sein,<br />
ob <strong>de</strong>r Fang seines Lebens anbeißt.<br />
Allzu oft stellt sich <strong>de</strong>r vermeintliche<br />
Lachs als Hering o<strong>de</strong>r gar als Karpfen<br />
heraus. Nun ist guter Rat teuer:<br />
Zappeln lassen o<strong>de</strong>r gleich zurückwerfen<br />
An dieser Stelle wird höchst<br />
unterschiedlich argumentiert.<br />
Einerseits wird angeführt, dass Angeln<br />
um <strong>de</strong>s Angelns Willen jeglicher Moral<br />
entbehre, sprich, was man fange,<br />
müsse auch in die Pfanne kommen. Die<br />
Gegner <strong>de</strong>s "Bratens um je<strong>de</strong>n Preis"<br />
halten dagegen, dass <strong>de</strong>r schnell und<br />
beherzt zurückgeworfene Fisch weniger<br />
Folgeschä<strong>de</strong>n davontrage. Eines<br />
steht fest: Eine Wun<strong>de</strong> bleibt so o<strong>de</strong>r<br />
so.<br />
Fangquoten sichern - das ist es,<br />
wonach alle Angler streben. <strong>Der</strong> dazu<br />
betriebene Aufwand ist immens, er<br />
kann sogar zum kompletten<br />
Lebensinhalt wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Wahl<br />
<strong>de</strong>s Kö<strong>de</strong>rs gilt es, das richtige Revier<br />
zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Im trüben Tümpel tummeln sich nur<br />
selten die Lachse, eine Tatsache, die,<br />
bei aller Eifersucht, auch <strong>de</strong>r hier öfter<br />
zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hering nicht bestreiten<br />
wür<strong>de</strong>. Doch auch in <strong>de</strong>n lange als<br />
Angelparadiese gepriesenen<br />
Aquafarmen hat man mit Problemen zu<br />
kämpfen. Die Garantie auf <strong>de</strong>n<br />
Traumfang ist auch hier passé. Überzüchtung<br />
und Missbildungen lassen die<br />
Ausbeute unsicher wer<strong>de</strong>n.<br />
An<strong>de</strong>re Metho<strong>de</strong>n wie das Wechseln<br />
<strong>de</strong>r Rute o<strong>de</strong>r das Verwen<strong>de</strong>n von aufschraubbaren<br />
Rutenverlängerungen<br />
gelten unter Anglern als anrüchig. Eine<br />
unter Anglern viel zitierte Weisheit<br />
lautet, man müsse schon mit <strong>de</strong>m auskommen,<br />
was man hat, schließlich<br />
komme es nicht nur auf das Material<br />
an, son<strong>de</strong>rn vor allem auf das Können.<br />
Ebenfalls umstritten, aber teilweise<br />
akzeptiert, ist eine Metho<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>r<br />
durch die Verwendung von bis zu drei<br />
Haken die Chance auf <strong>de</strong>n Kapitalfang<br />
erhöht wird. Gegner kritisieren, dass<br />
diese Fangmetho<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Einzelfisch<br />
unzumutbar sei, da es sich dabei um<br />
nicht artgerechte Haltung handle.<br />
Befürworter halten dagegen, dass es<br />
bestätigte Fälle von Fischen gebe, um<br />
die sich bis zu vier Angler stritten, als<br />
sie ihre Leine einholten und feststellen<br />
mussten, dass ihre Haken alle im Maul<br />
<strong>de</strong>sselben Fisches steckten. Auch gibt<br />
es Berichte von Fischen, in <strong>de</strong>ren Maul<br />
man Spuren von über zwei Tausend<br />
unterschiedlichen Haken fand.<br />
Ist ein Verbot bestimmter<br />
Fangmetho<strong>de</strong>n angesichts immer subtiler<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Abwehrmechanismen<br />
aufseiten <strong>de</strong>r Fische und <strong>de</strong>n unsicheren<br />
äußeren Bedingungen nicht ad<br />
absurdum geführt<br />
Vieles spricht dafür. Und doch gibt es<br />
nicht nur unter Traditionalisten<br />
Be<strong>de</strong>nken: Eine völlige<br />
Liberalisierung <strong>de</strong>s Fangmarkts hätte<br />
auch negative Effekte. Nicht zuletzt<br />
wür<strong>de</strong> man <strong>de</strong>r Verbreitung von so<br />
genannten Anglerfischen Vorschub leisten,<br />
die von Anglern seit jeher verachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese listigen Fische täuschen<br />
vor, selbst Angler zu sein und<br />
bieten <strong>de</strong>m vereinsamten Fisch eine<br />
Alternative zum klassischen En<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r Bratpfanne. Zu<strong>de</strong>m befürchtet<br />
man, dass die Zahl <strong>de</strong>r Angler, die sich<br />
beim ständigen Einholen und<br />
Auswerfen aufgrund ausbleiben<strong>de</strong>r<br />
Fänge mit ihren Ruten verfangen,<br />
zunehmen wür<strong>de</strong>.<br />
In diesen schwierigen Zeiten gibt man<br />
sich auch wie<strong>de</strong>r mit weniger zufrie<strong>de</strong>n,<br />
frei nach <strong>de</strong>m Motto: "Lieber <strong>de</strong>n<br />
Hering in <strong>de</strong>r Pfanne als <strong>de</strong>n Lachs an<br />
<strong>de</strong>r Angel." Doch erfahrene Angler<br />
warnen davor, die Rute allzu früh einzuziehen.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r hat es Fälle<br />
gegeben, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r im Grun<strong>de</strong><br />
schon längst Entmutigte <strong>de</strong>n Fang seines<br />
Lebens machte, häufig sogar ohne<br />
sein Zutun.<br />
Unerklärlicherweise beißen häufig die<br />
Prachtexemplare an <strong>de</strong>n Haken mit<br />
<strong>de</strong>m hässlichsten Kö<strong>de</strong>r.<br />
Auch von Fängen ohne jeglichen<br />
Kö<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> schon berichtet. Dies<br />
wirft die alte Frage auf: Sucht sich <strong>de</strong>r<br />
Angler <strong>de</strong>n Fisch o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Fisch <strong>de</strong>n<br />
Angler<br />
MAX HEISE<br />
DER PEGEL 4/2006<br />
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5
Kultur<br />
SUBKULTUR<br />
Verrohung <strong>de</strong>r<br />
Tanzkultur<br />
In Clubs und Bars macht sich<br />
eine neue Form <strong>de</strong>s Tanzens<br />
breit - und verdrängt altes<br />
Kulturgut.<br />
Lukas, 17, juckt es in <strong>de</strong>n Füßen. Hastig<br />
zieht er noch mal an seiner Zigarette,<br />
bevor er sie, obwohl erst halb aufgeraucht,<br />
ausdrückt. Er muss wie<strong>de</strong>r auf<br />
die Tanzfläche, <strong>de</strong>nn dort läuft jetzt seine<br />
Musik.<br />
Lukas ist einer <strong>de</strong>r Jugendlichen, die nur<br />
einen einzigen Tanz kennen, einen Tanz,<br />
<strong>de</strong>n sie selbst "Pogo" nennen - ein sehr<br />
schneller und wil<strong>de</strong>r Tanz. Lukas springt<br />
auf die Tanzfläche und gesellt sich sofort<br />
zu einer kleinen Gruppe von jungen<br />
Leuten, die sich im Takt <strong>de</strong>r Musik hüpfend<br />
wahllos gegenseitig anrempelt. Hier<br />
gelten keine Regeln. Lukas wirft sich auf<br />
die an<strong>de</strong>ren "Tänzer" o<strong>de</strong>r lässt sich einfach<br />
im mehr o<strong>de</strong>r weniger rhythmischen<br />
Geschubse <strong>de</strong>r Menge treiben, während<br />
die Übrigen versuchen, sich gegen<br />
umherfliegen<strong>de</strong> Ellenbogen und Knie zu<br />
schützen.<br />
<strong>Der</strong> Pogo kam zum ersten Mal gegen<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r wil<strong>de</strong>n 70er auf: Einer Legen<strong>de</strong><br />
nach geht er auf die Punk-Ikone Sid<br />
Vicious zurück, <strong>de</strong>r unter Drogeneinfluss<br />
wild auf- und abgesprungen sein soll. Die<br />
Englän<strong>de</strong>r griffen <strong>de</strong>n neuen Tanz auf<br />
und gaben ihm seinen Namen.<br />
Doch von solchen geschichtlichen<br />
Details muss Lukas nicht wissen: Ihm<br />
geht es nur um <strong>de</strong>n Adrenalin-Kick.<br />
Stolz zeigt Lukas <strong>de</strong>n blauen Fleck vom<br />
letzten Abend: "Da gings sooo ab!",<br />
berichtet er vollkommen außer Atem.<br />
Völlig durchgeschwitzt holt er sich noch<br />
ein Bier, das achte an diesem Abend.<br />
"Wenn so Popscheiße aufgelegt wird,<br />
kann man nichts an<strong>de</strong>res tun als saufen."<br />
Alkohol ist oft auch nötig, um die<br />
Strapazen zu ertragen, <strong>de</strong>nn seit <strong>de</strong>n<br />
70ern hat sich viel getan: Die Varianten<br />
bei manchen Metal-Konzerten haben<br />
eine neue Dimension <strong>de</strong>r Brutalität<br />
erreicht. Bei <strong>de</strong>r so genannten "Wall of<br />
Death" stellen sich die Zuhörer gegenüber<br />
auf und rennen mit hoher<br />
Geschwindigkeit aufeinan<strong>de</strong>r zu. Beim<br />
Aufprall sind Verletzungen nicht selten.<br />
Inzwischen wur<strong>de</strong> die Stilrichtung wie<strong>de</strong>r<br />
geän<strong>de</strong>rt und es trauen sich wie<strong>de</strong>r<br />
zivilisiertere Leute auf die Tanzfläche.<br />
Ruhig wippen sie zum Takt und wen<strong>de</strong>n<br />
Tanzen<strong>de</strong> Jugendliche: „Einfach mal richtig abpogen“<br />
an, was sie früher in <strong>de</strong>r Tanzschule<br />
gelernt haben.<br />
Lukas zieht enttäuscht ab. "Manchmal<br />
machen wir uns einen Spaß daraus, die da<br />
zu ärgern und pogen zu dieser<br />
Schnulzenmusik", berichtet <strong>de</strong>r<br />
Halbstarke stolz. Doch meistens gehen er<br />
und seine Kumpels dann doch lieber auf<br />
an<strong>de</strong>re Veranstaltungen, wo man gar<br />
nicht erst auf solche Leute trifft.<br />
Ute, 18, hasst Menschen mit solchen<br />
Vorlieben: "Die ver<strong>de</strong>rben einem einfach<br />
<strong>de</strong>n Spaß am Tanzen!" Sie kann Leute<br />
wie Lukas nicht verstehen. Dabei war<br />
Utes Ex-Freund auch einer <strong>de</strong>r Pogo-<br />
Tänzer: "Denen gehts doch nur darum,<br />
an<strong>de</strong>ren weh zu tun, das weiß ich inzwischen."<br />
Sie selbst tanzt gern Rumba und Walzer,<br />
wenn es sein muss, auch zwischendurch<br />
mal Rock'n'Roll und fin<strong>de</strong>t es scha<strong>de</strong>,<br />
dass diese Tänze so in Vergessenheit<br />
geraten. Schließlich haben sie sich jahrzehntelang<br />
bewährt.<br />
"Meine Eltern haben sich beim Tanzen<br />
kennen gelernt." Früher hat man beim<br />
Tanzen auch gealbert und ist sich einan<strong>de</strong>r<br />
näher gekommen. Doch genau diese<br />
soziale Komponente geht beim Pogo verloren.<br />
Hier lernt man sich nicht mehr<br />
kennen: Enger Körperkontakt be<strong>de</strong>utet<br />
hier nicht Zärtlichkeit, son<strong>de</strong>rn meist<br />
Schmerzen. Doch beim Pogo geht es<br />
nicht so sehr um zwischenmenschliche<br />
Kontakte. Die Motivation beim Pogen ist<br />
eine ganz an<strong>de</strong>re: Aggressionsabbau.<br />
Beson<strong>de</strong>rs Menschen aus sozial benachteiligten<br />
Schichten bauen ihre Wut über<br />
die eigene Situation häufig beim Pogen<br />
ab - und bekommen so ihren ultimativen<br />
Kick durch eine Kombination aus<br />
Alkohol und Adrenalin.<br />
Das ist es, was Lukas und seine Freun<strong>de</strong><br />
noch hier hält. Eines <strong>de</strong>r nächsten Lie<strong>de</strong>r<br />
ist bestimmt wie<strong>de</strong>r geeignet, um<br />
"or<strong>de</strong>ntlich abzupogen".<br />
Erst um halb fünf Uhr morgens gehen die<br />
Jugendlichen nach Hause. "Morgen ist<br />
'Endstation Freitod' in <strong>de</strong>r Stadt, da sind<br />
wir wie<strong>de</strong>r dabei."<br />
JAKOB SIMETH<br />
DER PEGEL 4/2006<br />
DER PEGEL<br />
Deutsche SchülerAka<strong>de</strong>mie,<br />
Klosterschule 8, 06571 Roßleben<br />
Herausgeber: KüA Zeitung<br />
Chefredakteur: Martin Klein<br />
Stellvertreten<strong>de</strong>r Chefredakteur:<br />
Oliver Klatt<br />
Layout: Martin Klein, Oliver Klatt<br />
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Public Relations Manager: Nicolas<br />
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Subkultur & Gesellschaft:<br />
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Motivationsmanagerin:<br />
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Dethlefs<br />
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Schulz<br />
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Kipp<br />
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Druck: Brother HL-2300, Triumph<br />
Adler DC-2020<br />
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Caramel & Granarom Gold.<br />
Papier mit viel Chlor gebleicht.<br />
Das war die letzte Ausgabe. Vielen Dank für<br />
die positiven Rückmeldungen! Es hat uns sehr<br />
viel Spaß gemacht, diese Zeiungen zu erstellen.<br />
Die Redaktion wünscht noch eine schöne<br />
Rest-Aka<strong>de</strong>mie!<br />
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