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"Novokult". - Deutsche in Novosibirsk

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Nummer 21 Deutschsprachige Kultur- und Informationszeitung für Nowosibirsk W<strong>in</strong>ter 2009/2010<br />

Logo des Forums im September 2009<br />

20 Jahre Mauerfall<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

„Die Mauer muss weg!“<br />

W<strong>in</strong>terspaß <strong>in</strong> Sibirien:<br />

Ski <strong>in</strong> Nowosibirsk


Seite NovoKult 21<br />

2 EINLEITUNG<br />

INHALT<br />

Inhalt<br />

Neu <strong>in</strong> Nowosibirsk 3<br />

Interview Gudrun Ste<strong>in</strong>acker 4<br />

Das besondere Buch 6<br />

Fragen von <strong>Deutsche</strong>n 6<br />

Projekt zur Alltagssprache 7<br />

W<strong>in</strong>tersport <strong>in</strong> Nowosibirsk 8<br />

Volkskundemuseum 10<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung 11<br />

Chronik des Mauerfalls 12<br />

Kommentar zum Mauerfall 12<br />

Jubiläum <strong>in</strong> Deutschland 13<br />

Me<strong>in</strong> erstes Mal ... 15<br />

Briefe aus der Heimat 16<br />

Buchvorstellung 16<br />

Weihnachtsmann <strong>in</strong> Sibirien 17<br />

Christstollen 18<br />

Nirgendwo <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 18<br />

Praktikum <strong>in</strong> Deutschland 19<br />

Wie Politik gemacht wird 20<br />

Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Plastik 21<br />

E<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> schlägt zu 22<br />

Der Neul<strong>in</strong>g 23<br />

Nachlese Innovationsforum<br />

Inter(ra)<strong>in</strong>terviews<br />

24<br />

25<br />

Was macht eigentlich ... 26<br />

Übersicht Sprachtests 27<br />

Adressen 27<br />

Preisrätsel 28<br />

Impressum<br />

Redaktion: Norbert Schott,<br />

Alexandra Wiegand, Ir<strong>in</strong>a<br />

Posrednikova<br />

Autoren:<br />

Christoph Bönig, Ir<strong>in</strong>a<br />

Galow, Kathr<strong>in</strong> König, Markus<br />

Lange, Yvonne Lange, Tatiana<br />

Muzyuk<strong>in</strong>a, Yulia Ogorodnikova,<br />

Lena Reißig, Lisa Schle<strong>in</strong><strong>in</strong><br />

Dank:<br />

Wir danken für die Unterstützung<br />

durch das Sprachlernzentrum<br />

an der NGTU und<br />

das Goethe-Institut. Ferner<br />

Dank an Ramona Borsch, Simon<br />

Columbus, Marco Fieber,<br />

Re<strong>in</strong>hard Krumm, Swetlana Michailowa,<br />

Gudrun Ste<strong>in</strong>acker.<br />

Layout: Yvonne Lange,<br />

Norbert Schott<br />

Anschrift: NovoKult,<br />

<strong>Deutsche</strong>s Zentrum der NGTU,<br />

pr. Karla Marxa 20,<br />

Korpus 6, Raum 105,<br />

Tel./Fax: 383 / 346 36 32,<br />

E-Mail: novokult@gmx.<strong>in</strong>fo<br />

Auflage: 999 Exemplare<br />

Mauerfall als Dauerthema<br />

Warum auch die NovoKult zu diesem Thema schreibt<br />

„Gib De<strong>in</strong>er Stadt e<strong>in</strong> Gesicht“<br />

Aufruf zum Fotowettbewerb<br />

Was f<strong>in</strong>den die<br />

<strong>Deutsche</strong>n nur an<br />

diesem Thema so<br />

toll, dass wirklich<br />

alle Zeitungen<br />

unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />

Serie dazu machen<br />

müssen<br />

Wer 1989 <strong>in</strong><br />

Deutschland war,<br />

wird nachvollziehen können, welche<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Er<strong>in</strong>nerungen mit dieser<br />

Zeit verbunden s<strong>in</strong>d. Besonders <strong>in</strong> Ostdeutschland<br />

waren die Monate zwischen<br />

dem Mauerfall und der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

die wohl wildesten,<br />

verrücktesten und kreativsten Tage für<br />

Jahrhunderte.<br />

Ich selbst war nur zwölf Jahre alt,<br />

jedoch er<strong>in</strong>nere ich mich genau an<br />

diese vollkommen freien Monate. Die<br />

alte Regierung hatte abgedankt, e<strong>in</strong>e<br />

neue Gesellschaftsform musste sich<br />

erst noch f<strong>in</strong>den.<br />

Jedoch versank die DDR nicht im<br />

Chaos, wie die Sowjetunion <strong>in</strong> den<br />

frühen Neunzigern. Stattdessen entwickelte<br />

sich e<strong>in</strong>e unglaublich kreative<br />

und friedliche Form des Anarchismus.<br />

Die Leute ließen ihren Gedanken freien<br />

Lauf, machten endlich, was ihnen 40<br />

Jahre lang verwehrt wurde.<br />

Im Sommer 1990 war ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Ferienlager. Die Lagerleitung ließ den<br />

Gruppenleitern völlig freie Hand, was<br />

sie mit uns K<strong>in</strong>dern machen wollten. So<br />

durften wir so lange <strong>in</strong> den Betten<br />

bleiben, wie wir wollten. Irgendwer<br />

holte Brötchen und Honig aus dem<br />

Speisesaal – und wir genossen Frühstück<br />

im Bett. Andere Nächte verbrachten<br />

wir im Wald – <strong>in</strong> selbst<br />

gebauten Hütten aus Stöcken und<br />

Gras. Heute wäre das alles undenkbar<br />

– sofort würde irgendwer überlegen,<br />

wer denn haften würde, wenn die Hütte<br />

zusammenbricht.<br />

Aber 1990 dachte niemand an<br />

Gesetze oder s<strong>in</strong>nlose Regeln. Alle<br />

wollten frei se<strong>in</strong> und frei leben - auch<br />

unsere Gruppenleiter.<br />

Leider ist von diesem Geist der<br />

Wende wenig übrig geblieben. Die<br />

Idealisten landeten schnell im realen<br />

Kapitalismus – um die Freiheit zu<br />

genießen, brauchte man plötzlich Geld.<br />

Die DDR-Industrie war veraltert und<br />

brach schnell zusammen.<br />

Die <strong>in</strong>telligenten und kreativen<br />

Bürger der DDR g<strong>in</strong>gen mangels Arbeit<br />

schnell <strong>in</strong> den Westen und zurück<br />

blieben zum großen Teil die weniger<br />

Flexiblen. Diese sieht man nun täglich<br />

im Fernsehen, wenn sie über die<br />

Wende nörgeln. Oder schimpfen, dass<br />

doch früher alles besser gewesen<br />

wäre. So bildet das Fernsehen e<strong>in</strong><br />

Klischee, dass die Ostdeutschen<br />

generell nicht dankbar wären. Dabei<br />

trifft das Fernsehen e<strong>in</strong>fach die<br />

Falschen – denn selbst wer im Osten<br />

noch erfolgreich ist, hat tagsüber ke<strong>in</strong>e<br />

Zeit, um dem Kamarateam vom<br />

Fernsehen se<strong>in</strong>e tollen E<strong>in</strong>drücke von<br />

der Wiedervere<strong>in</strong>igung zu erzählen.<br />

Doch die NovoKult-Redaktion ist<br />

sich e<strong>in</strong>ig – die Wende ist e<strong>in</strong> historische<br />

Ereignis, welches Deutschland<br />

noch auf Jahrzehnte prägen wird. Und<br />

deswegen widmen auch wir dem<br />

Thema mehrereArtikel!<br />

Norbert Schott<br />

Für den Goethe-Fotokalender der Goethe-Sprachzentren <strong>in</strong> Russland<br />

2010/2011 werden noch Fotos gesucht. Die Aufgabe ist es, die Vielfalt Eurer Stadt<br />

mit den Augen e<strong>in</strong>es Touristen oder Euer Sprachzentrum oder etwas von Euch<br />

selbst (Porträtfotos) zu zeigen! Dazu noch zu jedem Foto e<strong>in</strong>en Satz beziehungsweise<br />

e<strong>in</strong>en Titel – Fertig!<br />

Die besten Fotos werden prämiert und im Kalender veröffentlicht. Dieser wird<br />

dann <strong>in</strong> den russischen Goethe-Zentren und deutschen Goethe-Instituten zu<br />

erhalten se<strong>in</strong>.<br />

Abgabe der Fotos <strong>in</strong> digitaler Form (Größe: 1024/768 Pixel, Auflösung: nicht<br />

weniger als 30 Pixel pro Zentimeter, maximal drei Fotos pro Kategorie) bis Ende<br />

Januar <strong>in</strong> Eurem Goethe-Zentrum! Annahme der Fotos per E-Mail unter:<br />

goethefoto@gmx.de sowie Montag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr im <strong>Deutsche</strong>n<br />

Zentrum (NGTU), pr. Karla Marxa 20, Korpus 6, Raum 105.<br />

Viel Spaß beim Knipsen!


VORSTELLUNGEN<br />

AKTUELLES<br />

NovoKult 21 Seite 3<br />

Neu <strong>in</strong> Nowosibirsk<br />

<strong>Deutsche</strong>, die sich nach Sibirien verirrt haben, kurz vorgestellt<br />

Ich, Kathr<strong>in</strong> König, b<strong>in</strong> Anfang September nach Nowosibirsk (Akademgorodok)<br />

gekommen, um me<strong>in</strong>e Arbeit als Sprachassistent<strong>in</strong> am Sprachlernzentrum<br />

<strong>in</strong> der NGU aufzunehmen. Los g<strong>in</strong>g me<strong>in</strong>e Reise <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wo ich geboren<br />

und aufgewachsen b<strong>in</strong> und im Sommer doch noch me<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar ke<strong>in</strong> Ende<br />

nehmen wollendes Studium abgeschlossen habe, und zwar <strong>in</strong> den schönen<br />

Fächern Russistik (doch, das gibt es!) und Geschichte mit Schwerpunkt<br />

Osteuropa. Diese Komb<strong>in</strong>ation und e<strong>in</strong>e merkwürdig anhaltende Fasz<strong>in</strong>ation für<br />

dieses Land und se<strong>in</strong>e Sprache haben mich schon an e<strong>in</strong>ige entlegene Orte von<br />

Murmansk bis Astrachan und von Petersburg bis nach Abakan geführt. Besitzern<br />

e<strong>in</strong>er Landkarte wird an dieser Stelle unter Umständen auffallen, dass gerade im<br />

Osten noch e<strong>in</strong> ganz schönes Stück von mir bisher unbereisten Russlands<br />

existiert – e<strong>in</strong> Zustand, der wünschenswerter Weise bis zum Ende des Sommers<br />

behoben se<strong>in</strong> wird.<br />

Die meiste Zeit werde ich jedoch <strong>in</strong> Akadem verbr<strong>in</strong>gen und die Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und den Lehrer des SLZ nach Kräften beim Unterricht unterstützen. Am<br />

Wochenende führe ich außerdem abwechselnd e<strong>in</strong>en „<strong>Deutsche</strong>n Liederabend“<br />

und e<strong>in</strong>en russisch-deutschen Stammtisch durch. Ich lade Euch also alle e<strong>in</strong>, mit<br />

mir zu s<strong>in</strong>gen und zu tr<strong>in</strong>ken. Zwei Wörter, die sich im Russischen so passend nur<br />

durch e<strong>in</strong>en w<strong>in</strong>zigen Vokal unterscheiden ...<br />

Me<strong>in</strong> Name ist Lena Reißig und ich b<strong>in</strong> seit<br />

September <strong>in</strong> Nowosibirsk als Sprachassistent<strong>in</strong> des<br />

DAAD. Hier gebe ich Deutschkurse an der NGTU und der<br />

NGU <strong>in</strong> Akademgorodok. Nach Sibirien wollte ich schon<br />

seit langer Zeit, die Größe dieses Landes fasz<strong>in</strong>iert mich<br />

und ich freue mich schon sehr darauf, wenn ich e<strong>in</strong> paar<br />

Tage frei habe und mit dem Zug auf Reisen gehen kann.<br />

Was mir hier sehr gut gefällt, ist, dass viele Menschen<br />

unglaublich hilfsbereit und gastfreundlich s<strong>in</strong>d. Was ich<br />

vermisse s<strong>in</strong>d belegte Brötchen, grüner Salat und e<strong>in</strong>en<br />

W<strong>in</strong>terdienst. Dennoch freue ich mich sehr auf den<br />

W<strong>in</strong>ter und hoffe, dass viel Schnee liegen wird und dass<br />

es so richtig kalt wird, denn wenn der Frühl<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

Deutschland schon so schön ist, wie wird er dann erst <strong>in</strong><br />

Sibirien<br />

Ich b<strong>in</strong> Alexandra Wiegand und seit Oktober die Sprachassistent<strong>in</strong><br />

des <strong>Deutsche</strong>n Zentrums an der NGTU. Aufgewachsen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en thür<strong>in</strong>gischen Ort <strong>in</strong> der Nähe von Eisenach habe ich die meiste<br />

Zeit me<strong>in</strong>es bisherigen Lebens im grünen Herzen Deutschlands verbracht.<br />

Doch schon während me<strong>in</strong>es Studiums <strong>in</strong> Jena (Volkskunde/<br />

Kulturgeschichte, Soziologie, Pädagogik und DaF) packte mich das<br />

Fernweh und so g<strong>in</strong>g ich für e<strong>in</strong> Auslandssemester nach Norwegen.<br />

Nach me<strong>in</strong>er Rückkehr zog ich <strong>in</strong> die beschauliche Kulturhauptstadt<br />

Weimar, wo man Goethe an jeder Straßenecke f<strong>in</strong>den kann. Insofern<br />

ist es für mich e<strong>in</strong> schöne dass ich nun im Auftrag des Goethe-Instituts<br />

nach <strong>Novosibirsk</strong> gekommen b<strong>in</strong> und am Sprachlernzentrum mit<br />

deutscher Kultur und Landeskunde den Unterricht gestalten darf.<br />

Zwar stand ich schon im nördlichsten Teil Norwegens an der<br />

russischen Grenze, doch <strong>in</strong> Russland selbst b<strong>in</strong> ich zum ersten Mal<br />

und so war ich sehr gespannt darauf, was mich hier erwartet. Bei<br />

me<strong>in</strong>er Ankunft war ich etwas irritiert, denn Anfang Oktober war es 22<br />

Grad warm und ich hatte mich schon auf den sibirischen W<strong>in</strong>ter<br />

e<strong>in</strong>gestellt. Mittlerweile hat dieser E<strong>in</strong>zug gehalten und ich freue mich<br />

jeden Tag über den Schnee und darauf, endlich e<strong>in</strong>mal weiße<br />

Weihnachten erleben zu können, wovon man <strong>in</strong> Deutschland meist nur<br />

träumen kann.


Seite 4 AKTUELLES<br />

NovoKult 21<br />

100 Tage Nowosibirsk – E<strong>in</strong>e erste Bilanz<br />

Interview mit der neuen deutschen Generalkonsul<strong>in</strong> Gudrun Ste<strong>in</strong>acker<br />

Zur Person: Gudrun Ste<strong>in</strong>acker<br />

wurde 1951 <strong>in</strong> Düsseldorf<br />

geboren. Sie hat Geschichte,<br />

Sozialwissenschaften und Slawistik<br />

<strong>in</strong> München, Münster und<br />

Belgrad studiert. Seit 1978 arbeitet<br />

sie im Auswärtigen Dienst.<br />

Nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der<br />

ständigen Vertretung der Bundesrepublik<br />

Deutschland bei<br />

den Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>in</strong> New<br />

York war sie mehrmals <strong>in</strong> Bonn<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, aber auch <strong>in</strong> Zagreb,<br />

Straßburg, Oslo, Rom, Moskau<br />

und zuletzt <strong>in</strong> Sofia. Seit September<br />

2009 ist sie die<br />

Generalkonsul<strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

Deutschland <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong>.<br />

Gudrun Ste<strong>in</strong>acker ist<br />

ledig und hat e<strong>in</strong>en Sohn.<br />

Die Generalkonsul<strong>in</strong> Gudrun Ste<strong>in</strong>acker an ihremArbeitsplatz <strong>in</strong> Nowosibirsk<br />

Guten Tag, Frau Ste<strong>in</strong>acker! In<br />

der Politik zieht man meist nach 100<br />

Tagen e<strong>in</strong>e erste Bilanz Sie s<strong>in</strong>d<br />

nun bald 100 Tage <strong>in</strong> Nowosibirsk –<br />

was ist Ihre persönliche erste<br />

Bilanz<br />

Die erste persönliche Bilanz ist,<br />

dass es viel spannender und abwechslungsreicher<br />

ist, als ich es mir vorgestellt<br />

hatte. Bei vielen Kollegen hat<br />

die Arbeit als Generalkonsulat ke<strong>in</strong>en<br />

so guten Ruf – da mache man nur diese<br />

blöde Konsulararbeit. Aber das ist hier<br />

überhaupt nicht der Fall. Die Konsulararbeit<br />

machen die Kolleg<strong>in</strong>nen und<br />

Kollegen, welche auch viel erfahrener<br />

s<strong>in</strong>d als ich. Ich mache Wirtschaft und<br />

Kultur und treffe viele Leute. Ich erfahre<br />

<strong>in</strong> den Gesprächen sehr viel und<br />

konnte auch schon drei größere Reisen<br />

machen: nach Wladiwostok, <strong>in</strong>s Altai –<br />

Barnaul,<br />

Gorny Altaisk,<br />

Birjusowaja<br />

Katun – sowie nach Omsk. Nächste<br />

Woche fahre ich nach Kemerowo und<br />

übernächste Woche nach Tomsk.<br />

Irgendwann im nächsten Jahr werde<br />

ich sicherlich noch Krasnojarsk<br />

h<strong>in</strong>zufügen, vielleicht auch Tuwa und<br />

Abakan – das ist ja für uns alles noch<br />

viel exotischer. Ich habe auch vor, wieder<br />

nach Irkutsk und Ulan Ude zu fahren,<br />

wo ich schon privat im Urlaub war.<br />

Also ich f<strong>in</strong>de es spannend, ich f<strong>in</strong>de es<br />

hoch<strong>in</strong>teressant und b<strong>in</strong> angenehm<br />

überrascht, vor allen D<strong>in</strong>gen von den<br />

Menschen, die sehr freundlich, sehr<br />

offen, sehr hilfsbereit s<strong>in</strong>d.<br />

Wie zu lesen war, s<strong>in</strong>d Sie bereits<br />

<strong>in</strong> der Vergangenheit <strong>in</strong> Sibirien<br />

gewesen. Ist Ihr E<strong>in</strong>druck vom<br />

Leben <strong>in</strong> Sibirien als Bewohner<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

anderer als zuvor als Tourist<strong>in</strong><br />

Natürlich ist sie e<strong>in</strong>e andere.<br />

Damals hatte ich mit den Sibiriern gar<br />

ke<strong>in</strong>en bis wenig Kontakt. Wir waren<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Reisegruppe, man hatte<br />

Kontakt untere<strong>in</strong>ander. Ich b<strong>in</strong> eigentlich<br />

außer im Restaurant oder auf der<br />

Straße noch nicht mit Sibiriern <strong>in</strong><br />

Kontakt gekommen. Und <strong>in</strong>sofern gefällt<br />

es mir natürlich jetzt viel mehr, weil<br />

ich Gelegenheit habe, mit den Menschen<br />

zu sprechen.<br />

Zu Ihrer Arbeit: Ihre Vorgänger<br />

setzten <strong>in</strong> Ihrer Arbeit Schwerpunkte,<br />

beispielsweise Kultur oder<br />

Wirtschaftsförderung. In welchen<br />

Bereichen wollen Sie sich <strong>in</strong> Ihrer<br />

Amtszeit besonders engagieren<br />

Also ich werde ke<strong>in</strong>e wesentlich<br />

anderen Schwerpunkte setzen: Wirtschaft<br />

an erster Stelle – das war ganz<br />

klar der Schwerpunkt von Herrn Cantzler,<br />

und ich glaube letztlich auch von<br />

Herrn Grau – und dann natürlich Kultur,<br />

Bildung und Förderung der deutschen<br />

Sprache. Vielleicht noch e<strong>in</strong> bisschen<br />

mehr als bisher den Wissenschaftsbereich.<br />

Da hat sich ja <strong>in</strong> den letzten<br />

drei-vier Jahren recht viel getan – es ist<br />

wirklich Geld geflossen, verglichen mit<br />

den Jahren davor. Das weiter zu<br />

beobachten, und eventuell behilflich zu<br />

se<strong>in</strong>, noch mehr Kontakte und Austausch<br />

mit Deutschland zu entwickeln,<br />

das halte ich für wichtig.<br />

Wissenschaft – damit me<strong>in</strong>en Sie<br />

eher Schulen oder Hochschulen<br />

Ich me<strong>in</strong>e mehr Hochschulen.<br />

Richtig Wissenschaft und Forschung.<br />

Also Kontakt der Hochschulen zue<strong>in</strong>ander,<br />

aber eben auch richtige Forschungszusammenarbeit.<br />

Gibt es schon konkrete Projekte<br />

Ne<strong>in</strong>. Aber wir waren gestern im<br />

DMG-Zentrum an der Technischen<br />

Universität. DMG ist der weltweit größte<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>enhersteller – e<strong>in</strong><br />

Bereich, <strong>in</strong> dem die <strong>Deutsche</strong>n besonders<br />

stark s<strong>in</strong>d. Mehrere solcher Werkzeugmasch<strong>in</strong>en<br />

werden für Lehrzwecke<br />

genutzt. An diesen Masch<strong>in</strong>en<br />

werden sowohl die Facharbeiter<br />

ausgebildet, die dann <strong>in</strong> den Fabriken<br />

mit diesen Masch<strong>in</strong>en arbeiten, als<br />

auch junge Wissenschaftler, die das<br />

Innenleben dieser Masch<strong>in</strong>en und die<br />

Steuerung dieser sehr komplexen Systeme<br />

näher kennen lernen sollen. Ich<br />

glaube, es ist spannend, diese<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen der wirtschaftlichen<br />

Praxis, der Produktion und der<br />

Wissenschaft noch stärker im Blick zu<br />

haben. Und wenn wir dabei – als<br />

Konsulat kann ich ja nicht mehr, als<br />

Kontakte und Verb<strong>in</strong>dungen herstellen<br />

– behilflich se<strong>in</strong> könnten, dann fände<br />

ich das sehr gut.<br />

Ich würde zum Beispiel gerne mal<br />

Leute aus Deutschland e<strong>in</strong>laden, die<br />

das deutsche Müllentsorgungskonzept<br />

darstellen – e<strong>in</strong>er Großstadt wie<br />

Nowosibirsk beibr<strong>in</strong>gen, dass es zwar<br />

e<strong>in</strong>mal große Investitionen s<strong>in</strong>d, die<br />

sich aber <strong>in</strong>nerhalb relativ kurzer Zeit<br />

rechnen. Weil der Müll wiederverwertet<br />

wird, der Müll selber zum Rohstoff wird,


NovoKult 21 AKTUELLES<br />

Seite 5<br />

weil man den Müll verr<strong>in</strong>gert, und weil<br />

man bei der Müllverbrennung auch<br />

noch Energie gew<strong>in</strong>nen kann.<br />

Für viele Leser ist die Arbeit der<br />

Visastelle von besonderem Interesse.<br />

S<strong>in</strong>d hier Änderungen geplant,<br />

beispielsweise die E<strong>in</strong>führung biometrischer<br />

Visa<br />

Ne<strong>in</strong>. Also im Pr<strong>in</strong>zip ist das<br />

angedacht, aber das geht nur im<br />

Rahmen des Schengen-Systems. Wir<br />

können ja ke<strong>in</strong>e Extra-Würste machen.<br />

Aber die Schengen-Länder planen<br />

biometrische Visa <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahren<br />

Ja, wenn das kommt, dann bekommen<br />

wir das auch – das ist ganz klar.<br />

Aber wir haben noch ke<strong>in</strong> Datum genannt<br />

bekommen. Die Botschaft [<strong>in</strong><br />

Moskau] hat gerade berichtet, es ist <strong>in</strong><br />

Vorbereitung, es wird kommen – aber<br />

wann es kommt, weiß man nicht. Denn<br />

es kann nur funktionieren, wenn es alle<br />

Schengen-Länder gleichzeitig e<strong>in</strong>führen.<br />

Im letzten Jahr wurde <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong><br />

das Goethe-Institut eröffnet -<br />

rechnen Sie mit weiteren freudigen<br />

Nachrichten bezüglich der kulturellen<br />

oder auch wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

zwischen Deutsch<br />

land und Sibirien<br />

Also wir s<strong>in</strong>d schon ziemlich gut<br />

aufgestellt hier, f<strong>in</strong>de ich, was deutsche<br />

E<strong>in</strong>richtungen anbelangt. Wir haben<br />

die GTZ hier, die die Förderung der<br />

Russlanddeutschen noch immer unterstützt.<br />

Dann haben wir die Zentralstelle<br />

für das Auslandsschulwesen, mit Herrn<br />

Dähne und Herrn Sew<strong>in</strong>g, die die<br />

ganzen Schulen, wo das Deutschdiplom<br />

abgelegt werden kann, betreuen.<br />

Dann haben wir e<strong>in</strong> DAAD-Büro<br />

an der NGTU mit Frau Heß. Also wir<br />

können uns nicht beklagen, wir stehen<br />

hier gut da. Es kann immer noch mehr<br />

kommen, aber dass sich deutsche<br />

Institutionen hier niederlassen, kann<br />

ich mir im Moment nicht vorstellen.<br />

Und wirtschaftlich<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung<br />

hängt von der gesamten globalen<br />

wirtschaftlichen Entwicklung ab – aber<br />

auch da haben wir ja e<strong>in</strong> Büro. Das<br />

Büro der AHK, der deutsch-russischen<br />

Außenhandelskammer, wird weiterarbeiten.<br />

Herr Sorok<strong>in</strong> macht e<strong>in</strong>e<br />

tüchtige und gute Arbeit. Aber, dass da<br />

jetzt Sensationelles passieren wird,<br />

das sehe ich eigentlich nicht.<br />

Vor allem von 1990 bis 2004 –<br />

unter den persönlichen Freunden<br />

Helmut Kohl und Boris Jelz<strong>in</strong> sowie<br />

Gerd Schröder und Wladimir Put<strong>in</strong> –<br />

war das deutsch-russische Verhältnis<br />

sehr herzlich. Wie ist Ihre<br />

persönliche E<strong>in</strong>schätzung der Politik<br />

unter Angela Merkel Wird der<br />

neue Außenm<strong>in</strong>ister, Guido Westerwelle,<br />

neue Akzente im Bezug auf<br />

Russland setzen<br />

Na ja gut, Herr Schröder ist schon<br />

e<strong>in</strong> paar Jahre nicht mehr im Amt. Sie<br />

s<strong>in</strong>d vielleicht e<strong>in</strong> bisschen nüchterner<br />

geworden, die Beziehungen. Diese persönliche<br />

Freundschaft zwischen dem<br />

Bundeskanzler und dem damaligen russischen<br />

Präsidenten war schon was<br />

Besonderes, hatte aber wiederum nicht<br />

soviel Auswirkungen auf die Realität<br />

der deutsch-russischen Beziehungen,<br />

wie man es sich gewünscht hätte. Ich<br />

denke da an e<strong>in</strong>ige Probleme, die ich<br />

während me<strong>in</strong>er Zeit als Leiter<strong>in</strong> der<br />

Kulturabteilungen <strong>in</strong> Moskau erlebt<br />

habe, durchaus konkrete Probleme –<br />

die ewige Frage mit der Registrierung<br />

unserer deutschen ZfA-Lehrer an den<br />

russischen Schulen und so weiter. Also<br />

wir hätten uns gewünscht, dass sich<br />

diese persönlich sehr guten Beziehungen<br />

zwischen Herrn Schröder und<br />

Herrn Put<strong>in</strong> eigentlich mehr ausgewirkt<br />

hätten auf die konkreten Beziehungen.<br />

Und <strong>in</strong>sofern, glaube ich, ist die Entwicklung<br />

<strong>in</strong> den letzten vier Jahren<br />

positiv gewesen. Wie gesagt, etwas<br />

nüchterner, etwas sachbezogener, weniger<br />

emotional, aber <strong>in</strong> der Praxis hat<br />

sich vieles vere<strong>in</strong>facht und verbessert,<br />

und <strong>in</strong>tensiviert und ich sehe ke<strong>in</strong>en<br />

Grund, warum das nicht so weitergehen<br />

sollte. Der neue Außenm<strong>in</strong>ister,<br />

gut, der hat noch ke<strong>in</strong>e so rechte Beziehung<br />

zu Russland, die wird er erst<br />

entwickeln müssen. Aber die Bundeskanzler<strong>in</strong><br />

kennt sich gut aus, spricht sogar<br />

obendre<strong>in</strong> noch ziemlich gut Russisch<br />

und hat Verständnis dafür. Und<br />

sie ist e<strong>in</strong>e Garantie dafür, dass es zu<br />

ke<strong>in</strong>erlei Brüchen oder radikalen Änderungen<br />

kommt.<br />

Vielen Dank für die Antworten!<br />

Haben Sie noch e<strong>in</strong> Anliegen, was<br />

Sie abschießend unseren Lesern<br />

mitteilen wollen<br />

Ja, ich würde sagen, man muss<br />

wirklich für Sibirien, also auch <strong>Novosibirsk</strong><br />

speziell, e<strong>in</strong> bisschen Werbung<br />

machen! Dazu ist eigentlich jeder<br />

<strong>Deutsche</strong> beauftragt, der hier e<strong>in</strong>e Zeit<br />

lang lebt, und umgekehrt auch Russen,<br />

die von hier nach Deutschland<br />

kommen. Ich empf<strong>in</strong>de es doch immer<br />

als sehr positiv, wenn ich Besuchergruppen<br />

treffe – ob im Rahmen von<br />

Schülerpartnerschaften oder Studenten-<br />

und anderen Reisegruppen – wie<br />

relativ überrascht alle s<strong>in</strong>d: wie<br />

europäisch Nowosibirsk ist, wie hoch<br />

der Lebensstandard ist, was für e<strong>in</strong><br />

tolles Kulturleben es hier gibt, wie<br />

fantastisch man hier essen kann –<br />

leider e<strong>in</strong> Problem, denn das geht auch<br />

auf die L<strong>in</strong>ie. Vor allem die Spontaneität,<br />

die Herzlichkeit der Sibirjaken,<br />

das f<strong>in</strong>de ich sehr bee<strong>in</strong>druckend. Und<br />

dafür kann man, f<strong>in</strong>de ich, ohne weiteres<br />

<strong>in</strong> Deutschland etwas mehr Werbung<br />

machen!<br />

Interview:<br />

Norbert Schott<br />

E<strong>in</strong>e Auswahl der ersten Arbeitsgespräche als Generalkonsul<strong>in</strong> <strong>in</strong> Nowosibirsk: Mit Wladimir Gorodjezki (Bürgermeister von Nowosibirsk), Alexey<br />

Bjespalikow (Vorsitzender des Gebietsparlaments) sowie Wladimir Iwankowy (Vorsitzener der Organisation „ Sibirskoje Soglaschenie “)


Seite 6 AKTUELLES<br />

NovoKult 21<br />

Das besondere Buch<br />

Deutsch-russisches Wörterbuch „Hunde und Katzen unter uns“ von A.P. Smurov<br />

Dieses bemerkenswerte Buch wurde von den<br />

NovoKult-Redakteuren <strong>in</strong> der Mediathek des<br />

Sprachlernzentrums an der NGTU gefunden. In<br />

Zukunft wird an dieser Stelle häufiger e<strong>in</strong> solches<br />

Kunstwerk vorgestellt.<br />

Auszug aus dem Vorwort: „ Auch<br />

heutzutage vergöttern Millionen Menschen<br />

ihre vierbe<strong>in</strong>igen Zögl<strong>in</strong>ge. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

vermuten nur wenige, dass die<br />

Grundlage dieser Liebe das genetische<br />

Gedächtnis und e<strong>in</strong> unbewusstes<br />

Gefühl der Dankbarkeit für die Rettung<br />

des Menschengeschlechts ist.“<br />

Das ist nur e<strong>in</strong>e der zahlreichen<br />

blumigen Passagen, die das Vorwort<br />

dieses kle<strong>in</strong>en Ratgebers <strong>in</strong> Sachen<br />

unserer vierbe<strong>in</strong>igen Freunde zieren.<br />

Daran, dass das Buch mit der ganzen<br />

Liebe e<strong>in</strong>es echten russischen Hundebeziehungsweise<br />

Katzenfreundes geschrieben<br />

wurde, zweifelt der oder die<br />

geneigte Lesende auf ke<strong>in</strong>er Seite.<br />

Das Büchle<strong>in</strong> nennt sich selbst<br />

„Wörterbuch“, doch <strong>in</strong> Wirklichkeit<br />

handelt es sich eher um e<strong>in</strong> Konversationslexikon,<br />

welches offensichtlich<br />

deutschen Hunde- und Katzenfreunden<br />

die Kommunikation mit ihren<br />

russischen Kollegen erleichtern soll.<br />

Wenn der oder die <strong>Deutsche</strong><br />

allerd<strong>in</strong>gs den Gesprächsvorschlägen<br />

strikte Folge leisten würde, bestünde<br />

die nicht ger<strong>in</strong>ge Gefahr etwas altklug<br />

zu ersche<strong>in</strong>en. Es f<strong>in</strong>den sich beispielsweise<br />

Sätze wie: „Unsere Haushunde<br />

stammen vom Wolf ab.“ Oder auch:<br />

„Für Herrchen oder Frauchen jedenfalls<br />

bedeutet der tägliche Spaziergang<br />

e<strong>in</strong>en sehr gesunden Zwang.“<br />

Die Liebe zum Tier sche<strong>in</strong>t aber<br />

immer wieder durch die Besserwisserei<br />

h<strong>in</strong>durch: „Der Gebrauchshund muss<br />

bei all se<strong>in</strong>er Schönheit auch e<strong>in</strong>en<br />

Leistungsnachweis, e<strong>in</strong> Abrichtekennzeichen<br />

besitzen.“ Für den deutschwie<br />

russischsprachigen Laien hält das<br />

Büchle<strong>in</strong> zahlreiche Möglichkeiten zur<br />

Wortschatzbereicherung bereit. Wer<br />

wollte nicht schon immer wissen, was<br />

e<strong>in</strong> „Allermannshund“ ist und diesen<br />

geschickt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en aktiven Wortschatz<br />

e<strong>in</strong>fügen<br />

Kathr<strong>in</strong> König<br />

Information: Das deutsch-russische<br />

Wörterbuch „Hunde und Katzen<br />

unter uns“ ist 1995 erschienen und leider<br />

nicht mehr im Handel erhältlich.<br />

Was ich schon immer mal wissen wollte!<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>in</strong> Sibirien, ihre eigenartigen Fragen und russische Antworten<br />

Norbert Schott, Redakteur der NovoKult, fragt: „Warum<br />

machen Busse der Marke PAZik immer (!) so komische<br />

Geräusche beim Anfahren, als wäre die Kupplung<br />

kaputt“<br />

E<strong>in</strong> typischer PAZ-3205 im E<strong>in</strong>satz<br />

PAZik steht für Pawlowski Bus – e<strong>in</strong> Bus der für 22<br />

Passagiere Sitzplätze hat. Insgesamt passen um die 50<br />

Menschen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Die Busse sieht man <strong>in</strong> Sibirien häufig als<br />

öffentliches Hauptverkehrsmittel auf den Straßen. Der erste<br />

Bus wurde 1952 hergestellt, PAZ-651. 1989 kam schließlich<br />

der gängigste PAZ-3205 auf den Markt.<br />

Wir haben uns auf die Suche nach e<strong>in</strong>er Antwort gemacht<br />

und wurden fündig. E<strong>in</strong>en PAZik-Fahrer, der seit zehn Jahren<br />

die Menschen <strong>in</strong> der Stadt von e<strong>in</strong>em Punkt zum anderen<br />

br<strong>in</strong>gt, ließ sich ausfragen. Waleri Iwanowitsch ist e<strong>in</strong><br />

Vollblut-PAZik-Fahrer und kennt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beruf gut<br />

aus. Begeistert ist er jedoch nicht. „Man ist ständig genervt<br />

und platzt förmlich vor Wut“, erzählt er. „Die Konkurrenz auf<br />

den Straßen ist sehr groß. E<strong>in</strong>en PAZik zu fahren, dabei zu<br />

kassieren und dann noch vor dem anderen da zu se<strong>in</strong>, ist<br />

e<strong>in</strong>e Herausforderung. Damit hängt auch dieses Geräusch<br />

zusammen. Der PAZik-Fahrer muss also beim Anfahren<br />

direkt <strong>in</strong> den zweiten Gang schalten, damit er die nötige<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit erhält. Das Schaltgetriebe der Busse ist auf<br />

die stärke des Motors nicht abgestimmt, deshalb wäre es<br />

Uns<strong>in</strong>n erst <strong>in</strong> den ersten zu schalten. Im ersten Gang kommt<br />

der Bus also nicht richtig vorwärts“.<br />

Lisa Schle<strong>in</strong><strong>in</strong>


NovoKult 21 AKTUELLES<br />

Seite 7<br />

„Deutsch im Vorbeigehen“<br />

Neue deutsche Wörter unterhaltsam erklärt im Blog „Kreatives Schreiben“<br />

Ich sitze im Flugzeug auf dem Weg<br />

von Rom nach Berl<strong>in</strong> und lese <strong>in</strong> der<br />

Frauenzeitschrift „Petra“, um mir die<br />

Reisezeit zu verkürzen. Auf der ersten<br />

Seite f<strong>in</strong>det sich das Grußwort der<br />

Redakteur<strong>in</strong>: „Liebe Leser<strong>in</strong>, sie<br />

schnippeln und zupfen, wickeln und toupieren,<br />

kneten und knurzeln an<br />

unserem Haar herum – Friseure s<strong>in</strong>d<br />

aus unserem Leben nicht wegzudenken,<br />

oder“<br />

Sechs unbekannte Wörter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Satz. Ich schnappe mir me<strong>in</strong> elektronisches<br />

Wörterbuch und schlage die<br />

Wörter „schnippeln“, „zupfen“,<br />

„wickeln“, „toupieren“, „kneten“ und<br />

„knurzeln“ nach – leider erfolglos. Bei<br />

nächster Gelegenheit frage ich e<strong>in</strong>en<br />

Muttersprachler nach der Bedeutung<br />

der Wörter. Was „knurzeln“ bedeutet,<br />

konnte mir jedoch niemand erklären.<br />

E<strong>in</strong>e andere Situation im Büro: Seit<br />

Juli absolviere ich für e<strong>in</strong> halbes Jahr<br />

e<strong>in</strong>en Freiwilligendienst bei der Bundesgeschäftsstelle<br />

der Naturschutzjugend<br />

(NAJU) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Während<br />

e<strong>in</strong>er Teamsitzung – die Stimmung ist<br />

gelöst – erzählt Meike, e<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>en Witz und alle lachen. Leicht und<br />

e<strong>in</strong>fach! Am Abend gehe ich mit e<strong>in</strong>er<br />

anderen Kolleg<strong>in</strong> aus und me<strong>in</strong>e:<br />

„Meike ist wirklich lustig.“ „Ja, sie macht<br />

gern Faxen“, erwidert die Kolleg<strong>in</strong>. Ich<br />

habe nicht verstanden, wovon sie<br />

redet. „Meike ist doch ke<strong>in</strong>e Sekretär<strong>in</strong>!<br />

Auch habe ich noch nicht beobachtet,<br />

dass sie Faxe versendet.“ Diese Äußerung<br />

hat wiederum me<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong><br />

zum Lachen gebracht – und mich<br />

verwirrt.<br />

Ich habe mich an e<strong>in</strong>em anderen<br />

Tag mit dem Blogger Simon Columbus<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er Café getroffen. Simon<br />

flog wenige Tage später nach <strong>Novosibirsk</strong>,<br />

um am Internationalen Jugend<strong>in</strong>novationsforum<br />

„Interra“ auf E<strong>in</strong>ladung<br />

des Goethe-Instituts teilzunehmen (e<strong>in</strong><br />

Interview mit ihm f<strong>in</strong>det ihr <strong>in</strong> diesem<br />

Heft!). Ich wollte die Gelegenheit<br />

nutzen und e<strong>in</strong>e Postkarte an me<strong>in</strong>e<br />

Kollegen <strong>in</strong> Nowosibirsk schreiben.<br />

Da leider ke<strong>in</strong>e Zeit war, e<strong>in</strong>e<br />

Postkarte zu kaufen, habe ich e<strong>in</strong>e<br />

Werbepostkarte aus dem Café genommen.<br />

Es war e<strong>in</strong>e violette Postkarte,<br />

<strong>in</strong> der Mitte stand nur e<strong>in</strong> Wort:<br />

„Paragraphenreiter!“ Auf der Rückseite<br />

stand: „Warum man uns Paragraphenreiter<br />

nennt Weil Sie mit uns die Zügel<br />

<strong>in</strong> der Hand behalten! Niemand kann <strong>in</strong><br />

Krisen besser manövrieren als wir, Ihre<br />

Steuerberater<strong>in</strong>nen.“ Simon erklärte<br />

mir, dass Paragraphenreiter Menschen<br />

s<strong>in</strong>d, die immer auf den genauen Wortlaut<br />

des Gesetzes bestehen, jemand,<br />

der verlangt, dass alles genau nach<br />

den Regeln abläuft.<br />

Was wohl me<strong>in</strong>e Kollegen <strong>in</strong><br />

Nowosibirsk dächten, wenn sie diese<br />

komische Postkarte erhalten hätten<br />

Knifflige oder gar pe<strong>in</strong>liche Situationen<br />

wie diese erleben viele Deutschlernende,<br />

wenn sie das erste Mal mit<br />

Muttersprachlern Kontakt haben oder<br />

nach Deutschland kommen. Übrigens<br />

passiert dies auch denjenigen, die<br />

me<strong>in</strong>en, richtig gut Deutsch sprechen<br />

zu können.<br />

Sprache ist lebendig und unterliegt<br />

Veränderungen, die sich nicht <strong>in</strong> jedem<br />

Wörterbuch wiederf<strong>in</strong>den. Nicht zuletzt<br />

aufgrund me<strong>in</strong>er eigenen Erfahrungen<br />

ist mir daher der Gedanke gekommen,<br />

e<strong>in</strong> Projekt zu entwickeln, dessen Idee<br />

es ist, neue deutsche Wörter anhand<br />

von Situationen oder lustigen Geschichten<br />

zu erklären. Gesagt, getan.<br />

Bereits e<strong>in</strong>e Woche nachdem ich den<br />

Antrag für e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>stprojekt beim<br />

MitOst gestellt habe, erhielt ich e<strong>in</strong>e<br />

positive Antwort. Startschuss für das<br />

Projekt: „Immer <strong>in</strong> bewegtem Lernen:<br />

Lerne Deutsch im Vorbeigehen“ (auf<br />

russisch Lovi nemezkij na letu!) Zunächst<br />

habe ich e<strong>in</strong>en Blog e<strong>in</strong>-<br />

gerichtet, <strong>in</strong> dem Jugendliche Wörter <strong>in</strong><br />

ihrem Kontext präsentieren können.<br />

Hier ist der L<strong>in</strong>k mit allen Informationen:<br />

kreativesschreiben.wordpress.com .<br />

Im Dezember werde ich zudem im<br />

Rahmen dieses Projektes e<strong>in</strong>en kreativen<br />

Workshop <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> organisieren.<br />

In dem Workshop werden die Teilnehmer<br />

lernen, Wörter mit Inhalten zu<br />

füllen und auf kreative Weise Wörter<br />

erklären. Dabei werden sie an Texten<br />

arbeiten und Beiträge für den Blog<br />

verfassen. In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt<br />

soll <strong>in</strong> Gruppen e<strong>in</strong>e effektive Arbeitsmethode<br />

entwickelt werden: Wie, wo,<br />

wann und auf welche Weise greifen wir<br />

im Alltag neue deutsche Wörter auf<br />

Und wie nutzen wir den Blog, um<br />

darüber zu berichten Dabei werden<br />

wir die Methode „Kreatives Schreiben“<br />

kennenlernen.<br />

Nach me<strong>in</strong>er Rückkehr Anfang<br />

2010 möchte ich gern e<strong>in</strong>en solchen<br />

Workshop auch <strong>in</strong> Nowosibirsk organisieren.<br />

Melde dich, wenn du<br />

teilnehmen möchtest! Das Motto des<br />

Workshops ist „Alles merken, aktiv<br />

hören, nachfragen, markieren, Notizen<br />

machen und kreativ schreiben“.<br />

Sei dabei, schreibe e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Geschichte auf Deutsch und schicke<br />

sie an die folgende E-Mail-Adresse:<br />

mitostprojekt@gmail.com<br />

Die Partner des Projektes s<strong>in</strong>d die<br />

deutsche Jugendorganisation bei der<br />

NSU „Sibirischer Bär“ <strong>in</strong> Nowosibirsk<br />

und der Deutsch-Russische Austausch<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Ir<strong>in</strong>a Posrednikova<br />

Das Projekt „Lerne Deutsch im<br />

Vorbeigehen“ wurde im Rahmen des<br />

MitOst e.V. durchgeführt und aus<br />

Mitteln des Vere<strong>in</strong>s gefördert.<br />

Немецкий читальный зал<br />

Партнёр Немецкого культурного<br />

центра им. Гёте<br />

<strong>Deutsche</strong>r Lesesaal<br />

Partner des Goethe-Instituts<br />

Адрес/ Adresse: Телефон/<br />

Telefon: 383 223-99-57 Homepage:<br />

http://ngonb.ru<br />

630007 Новосибирск Факс/<br />

Fax: 383 223-96-09 E-Mail: foreign@rstlib.nsc.ru<br />

ул. Советская, 6


Seite 8 NOWOSIBIRSK<br />

NovoKult 21<br />

W<strong>in</strong>tersport <strong>in</strong> der Millionenstadt<br />

NovoKult stellt die bekanntesten Ski-Langlaufstrecken von Nowosibirsk vor<br />

Fallen <strong>in</strong> Deutschland irgendwo drei<br />

Krumen Schnee, dann stürmen alle<br />

sofort mit Schlitten auf die Straßen oder<br />

fahren mit Ski <strong>in</strong> die Berge. E<strong>in</strong><br />

sibirischer W<strong>in</strong>ter ohne Schnee h<strong>in</strong>gegen<br />

ist unvorstellbar - <strong>in</strong>sofern sollte<br />

man die Chance zum W<strong>in</strong>tersport auch<br />

nutzen!<br />

Bis <strong>in</strong> die Berge, wo man auf Abfahrtsski<br />

die Berge heruntersausen<br />

kann, ist es von Nowosibirsk recht weit.<br />

Im Stadtgebiet gibt es allenfalls e<strong>in</strong> paar<br />

klägliche Hügel, wie an der Bushaltestelle<br />

Gorskaja oder am Kljutsch-Kamyschenskoje<br />

Plato. Aber sich vom Lift<br />

den Berg hochziehen lassen und nur<br />

abwärts fahren ist streng genommen<br />

auch nur e<strong>in</strong> halber Sport.<br />

Deswegen widmet sich dieser<br />

Artikel dem Skilanglauf. Skiloipen gibt<br />

es nahezu <strong>in</strong> jeder Grünanlage der<br />

Stadt. Meist ist auch direkt daneben<br />

noch e<strong>in</strong> Skiverleih. Die NovoKult stellt<br />

daher nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Auswahl der<br />

bekanntesten Langlaufstrecken der<br />

Stadt vor.<br />

Sajelzowski Bor: Im Wald nördlich<br />

der Stadt gibt es gleich mehrere Ski-<br />

Stationen. Am e<strong>in</strong>fachsten zu erreichen<br />

ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Verleih direkt an der<br />

Endhaltestelle der Busl<strong>in</strong>ien 1019,<br />

1028, 1095 und 1125. Es lohnt sich<br />

jedoch, noch knapp zwei Kilometer<br />

durch den Wald zu laufen. Die Ski-<br />

Basis „ Lokomotiv“<br />

hat gleich sieben<br />

Loipen im klassischen und freien Stil<br />

mit e<strong>in</strong> bis zehn Kilometer Länge. Die<br />

kle<strong>in</strong>e Runde kann Nachts sogar<br />

beleuchtet werden – gegen Aufpreis.<br />

Leider ist der ganze Wald recht flach -<br />

der e<strong>in</strong>zige nennenswerte Anstieg ist<br />

e<strong>in</strong>e Brücke über die K<strong>in</strong>dereisenbahn.<br />

Die Skistation hat sowohl Plastik- als<br />

auch Holzski. E<strong>in</strong>e dritte Station ist am<br />

Stadion „ D<strong>in</strong>amo “ , h<strong>in</strong>ter dem Friedhof.<br />

Auch hier gibt es mehrere Runden,<br />

leider fahren seltener Busse <strong>in</strong> diese<br />

Ecke des Wäldchens.<br />

Sosnowy Bor : Im so genannten<br />

„Kieferwald“ gibt es e<strong>in</strong> Areal von zwei<br />

Rundkursen, a drei und fünf Kilometern<br />

mit gespurten und gewalzten Strecken.<br />

Auch wer ke<strong>in</strong>e eigene Skiausrüstung<br />

hat, kann <strong>in</strong> diesem Wald am Stadtrand<br />

sowohl im klassischen, als auch freien<br />

Stil laufen: Ski aus Holz und Plastik<br />

s<strong>in</strong>d gegen e<strong>in</strong>e Gebühr von 100/130<br />

Rubel pro Stunde ausleihbar.<br />

Berjosowaja Roschtscha : Der<br />

Vorteil der Loipe <strong>in</strong> diesem Park ist die<br />

gute Erreichbarkeit – direkt an der<br />

Metro. Leider ist die Loipe nur im<br />

klassischen Stil und recht kurz. Berge<br />

oder wenigstens Hügel sucht man<br />

Vergebens. Der größte Nachteil ist<br />

jedoch, dass es ke<strong>in</strong>en Skiverleih gibt.<br />

Biathlon-Trasse : Die Biathlon-<br />

Trasse <strong>in</strong> der Nähe des Marktes<br />

Baracholka ist eher für Profisportler<br />

geeignet. Es gibt ke<strong>in</strong>en Skiverleih und<br />

am Schießstand dürfen natürlich erst<br />

recht nur die Profis üben. Wirklich anspruchsvoll<br />

ist das Gelände – steile Anstiege,<br />

kurvige Abfahrten und ausschließlich<br />

Loipen im freien Stil verlangen<br />

e<strong>in</strong>iges an Können! Anfänger<br />

können sich jedoch während der<br />

allgeme<strong>in</strong>en Öffnungszeiten von 12 bis<br />

Freie(l<strong>in</strong>ks)und<br />

klassisch gespurte<br />

(rechts)<br />

Loipe im Vergleich.<br />

Für Anfänger<br />

ist es <strong>in</strong><br />

der Spur e<strong>in</strong>facher,<br />

im Freistil<br />

kann man aber<br />

schneller fahren.<br />

15 Uhr am Samstag und Sonntag<br />

sicher se<strong>in</strong>, dass nette Sportler und<br />

Tra<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>em hilfreiche Tipps geben.<br />

Vorteilhaft ist die Erreichbarkeit – die<br />

Marschrutka 1202 endet direkt auf dem<br />

Parkplatz.<br />

Injuschenski Bor : Von diesem<br />

recht unbekannten Park wird leider nur<br />

der kle<strong>in</strong>ere Teil nördlich der ul.<br />

Wybornaja von Skifahrern genutzt. Die<br />

Runde ist kle<strong>in</strong> und schlecht gespurt,<br />

aber dafür im Relief recht anspruchsvoll.<br />

Die Verleihstation war beim<br />

Besuch der Redaktion leider noch<br />

geschlossen. Theoretisch kann man<br />

auch im südlichen Teil des Parkes<br />

fahren – jedoch ist dort ke<strong>in</strong>e Loipe<br />

vorhanden.<br />

Akademgorodok : Die Ski-Basis<br />

„Tulskowo“ liegt versteckt h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em<br />

Garagenkomplex, 20 M<strong>in</strong>uten zu Fuß<br />

von der Bushaltestelle „Institut<br />

Gidrod<strong>in</strong>amiki“. Hier gibt es e<strong>in</strong>e 20<br />

Kilometer lange Loipe mit beiden<br />

Stilrichtungen, die jedoch auch auf e<strong>in</strong>,<br />

zwei, drei, fünf oder zehn Kilometer<br />

verkürzt werden kann. Die Beleuchtung<br />

der drei Kilometer langen Runde<br />

war leider so defekt, dass sie demontiert<br />

wurde. Spannend machen die<br />

Runden hier das Relief - es geht ernsthaft<br />

bergauf und bergab! Die Verleihstation<br />

hat leider nur Plastikski.<br />

Park am Ob-Stausee : Im Park<br />

beim Stadtteil ObGES gibt es vielfältige<br />

klassische Skispuren, die teilweise sogar<br />

auf den Stausee führen. Dort macht<br />

das Langlaufen aber nur bei W<strong>in</strong>dstille<br />

oder Sonnensche<strong>in</strong> Spaß. Im Uferbereich<br />

gibt es e<strong>in</strong> paar kle<strong>in</strong>e Schanzen.<br />

E<strong>in</strong>en Skiverleih – leider nur Plastik-Ski<br />

– hat das Sanatorium Solotoi<br />

Bereg, dort kann man direkt nach dem<br />

Skifahren auch e<strong>in</strong>e Sauna mieten.<br />

Weitere Ziele, welche die NovoKult-<br />

Redaktion jedoch nicht persönlich<br />

besichtigt hat: Skispuren gibt es sowohl<br />

nahe der Staatlichen Universität <strong>in</strong><br />

Akademgorodok als auch im Park<br />

Bugr<strong>in</strong>skaja Roschtscha . Der zuerst<br />

genannte Park hat auch e<strong>in</strong>en Verleih.<br />

Im Stadtplan ist weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ski-<br />

Basis auf dem Kljutsch-Kamyschenskoje<br />

Plato vermerkt. Sehr viel versprechend<br />

ist auch die Lage der Ski-<br />

Basis „Metelniza“ <strong>in</strong> Berdsk – direkt<br />

am Wald, nahe dem Stausee!<br />

Norbert Schott, Christoph Bönig


NovoKult 21 NOWOSIBIRSK<br />

Seite 9<br />

Lexikon<br />

Im Unterschied zu Abfahrtsski<br />

s<strong>in</strong>d Langlaufski deutlich<br />

schmaler, viel leichter und meist<br />

länger. Diese leichte Konstruktion<br />

ist möglich, da sich e<strong>in</strong><br />

Langläufer vor allem dank se<strong>in</strong>er<br />

Körperkraft bewegt – und nicht<br />

durch das Gefälle des Berges.<br />

Zudem erfordert die Lauftechnik,<br />

dass der Ski ständig beschleunigt<br />

und abgebremst wird, weswegen<br />

die Ski leicht se<strong>in</strong> sollten.<br />

Um die Reibung zu reduzieren,<br />

s<strong>in</strong>d die Ski meist recht schmal.<br />

Der Schuh ist über die<br />

Skib<strong>in</strong>dung nur mit der Spitze<br />

am Ski befestigt und vertikal<br />

beweglich, so dass sowohl der<br />

Fuß komplett auf dem Ski<br />

aufsitzen kann als auch die<br />

Ferse angehoben werden kann.<br />

Um sich nach h<strong>in</strong>ten abstoßen<br />

zu können, s<strong>in</strong>d Langlaufstöcke<br />

länger als Abfahrtsskistöcke.<br />

Da kaum Querkräfte<br />

wirken, s<strong>in</strong>d sie jedoch steifer.<br />

Damit die Ski besser gleiten,<br />

wurden sie früher mit Wachs<br />

behandelt. Moderne Ski bestehen<br />

jedoch schon aus e<strong>in</strong>em<br />

sehr gleitfähigen Material und<br />

benötigen ke<strong>in</strong> Wachs. Zudem<br />

sammelt sich auf gewachsten<br />

Skiern Schmutz schneller an!


Seite 10 NOWOSIBIRSK<br />

NovoKult 21<br />

Mathilde wird 70!<br />

E<strong>in</strong> Besuch im Heimatkundemuseum von Nowosibirsk<br />

Mit e<strong>in</strong>er Ermitage kann<br />

Nowosibirsk nicht aufwarten,<br />

doch auch hier gibt es sehenswerte<br />

Ausstellungshäuser. Oft<br />

s<strong>in</strong>d es gerade die kle<strong>in</strong>en,<br />

versteckten Museen, die zu<br />

e<strong>in</strong>em bestimmten Thema viele<br />

<strong>in</strong>teressante Exponate zusammengetragen<br />

haben. NovoKult<br />

berichtet regelmäßig von solchen<br />

Entdeckungen.<br />

E<strong>in</strong> echter Geheimtipp ist das<br />

Heimatmuseum Nowosibirsk zwar<br />

nicht,e<strong>in</strong> Besuch lohnt aber dennoch.<br />

Das Museum unterteilt sich <strong>in</strong> drei<br />

Ausstellungen: Der wohl bekannteste<br />

Teil, die historische Ausstellung,<br />

bef<strong>in</strong>det sich direkt gegenüber dem<br />

Len<strong>in</strong>denkmal am Krasny Prospekt 23.<br />

Das sehenswerte Gebäude gehört zu<br />

den ältesten der Stadt und beherbergte<br />

früher e<strong>in</strong> Handelszentrum. Hier wird<br />

der Besucher <strong>in</strong> mehreren Ausstellungsräumen<br />

mit der Geschichte der<br />

Besiedlung Sibiriens und der Entwicklung<br />

Nowosibirsks bekannt gemacht.<br />

Mit Fundstücken archäologischer<br />

Ausgrabungen beg<strong>in</strong>nt die Dauerausstellung.<br />

Die ersten Spuren von<br />

Besiedlung s<strong>in</strong>d bereits etwa 14.000<br />

Jahre alt. E<strong>in</strong> weiterer Raum widmet<br />

sich den verschiedenen Naturvölkern,<br />

die sich <strong>in</strong> Sibirien angesiedelt haben.<br />

Es werden unter anderem Trachten der<br />

Schoren, Nenzen, Dolganen, Jakuten<br />

sowie Kultgegenstände von Schamanen<br />

gezeigt.<br />

Anschaulich geht es weiter: Im<br />

Ausstellungssaal zur Kolonisierung<br />

Sibiriens ist die Wohnstube e<strong>in</strong>es russischen<br />

Bauernhauses nachgestellt.<br />

Man bekommt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck davon,<br />

wie hart das Leben der Bewohner<br />

Sibiriens damals gewesen se<strong>in</strong> muss.<br />

Auch die Geschichte des „asiatischen<br />

Russlands“ als Verbannungsort wird<br />

angerissen.<br />

Mit dem Bau der Transsibirischen<br />

Eisenbahn am Ende des 19. Jahrhunderts<br />

beg<strong>in</strong>nt auch die Geschichte von<br />

<strong>Novosibirsk</strong>, das bis 1925 Nowonikolajewsk<br />

hieß. Auf vielen Fotografien und<br />

alten Stadtplänen kann die Entwicklung<br />

der Hauptstadt Sibiriens verfolgt<br />

werden. Wir erfahren, dass das Telefonnetz<br />

der Stadt 1917 genau 726<br />

Anschlüsse umfasste und können uns<br />

gedanklich an den Schreibtisch e<strong>in</strong>er<br />

orig<strong>in</strong>algetreu ausgestatteten Schreibstube<br />

setzen. Auch gibt es das K<strong>in</strong>der- und<br />

Esszimmer e<strong>in</strong>er aristokratischen Familie<br />

der späten Zarenzeit zu betrachten.<br />

Die Wirren der Oktoberrevolution und<br />

der „Große Vaterländische Krieg“ h<strong>in</strong>terließen<br />

ebenfalls ihre Spuren <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong>.<br />

Davon erzählen die beiden letzten<br />

Räume der Ausstellung. Aus der jüngsten<br />

Geschichte der Stadt und der Entwicklung<br />

nach dem Ende der Sowjetunion erfährt<br />

der <strong>in</strong>teressierte Besucher jedoch leider<br />

nichts.<br />

Der naturkundliche Teil des<br />

Museums ist im Erdgeschoss e<strong>in</strong>es<br />

Plattenbaus auf der Woksalnaja Magistral<br />

11 (h<strong>in</strong>ter dem ZUM-Kaufhaus) untergebracht.<br />

Hier wird dem Besucher die<br />

Flora und Fauna des Nowosibirsker<br />

Gebiets näher gebracht. Die Tierwelt der<br />

Steppen- und Waldzone kann beobachtet<br />

werden, ohne dass man befürchten muss,<br />

von den Wölfen, Braunbären und Königsadlern,<br />

denen man begegnet, angefallen<br />

zu werden. Aug' <strong>in</strong> Aug' sieht man sich<br />

e<strong>in</strong>em mannshohen Elch gegenüber.<br />

Fellproben e<strong>in</strong>zelner Tierarten, ja sogar<br />

die Stacheln des Igels laden dazu e<strong>in</strong>,<br />

ertastet zu werden.<br />

Geschützte Naturdenkmäler der Umgebung,<br />

Relief, Bewuchs und geologische<br />

Besonderheiten des Gebiets s<strong>in</strong>d auf<br />

vielen Karten e<strong>in</strong>gezeichnet. Hier f<strong>in</strong>det<br />

man sicher auch Ziele für den nächsten<br />

Sommerausflug <strong>in</strong>s Grüne.<br />

Hauptattraktion aber ist „Mathilde“: e<strong>in</strong><br />

vollständig erhaltenes Mammutskelett,<br />

das K<strong>in</strong>der 1940 beim Spielen entdeckt<br />

haben. E<strong>in</strong> Stoßzahn ragte aus der<br />

Uferböschung e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Flusses. Die<br />

K<strong>in</strong>der gruben ihn aus und nahmen ihn mit<br />

<strong>in</strong> die Schule. 2007 hat „Mathilde“ e<strong>in</strong>en<br />

großen Bruder bekommen: Im Gebiet<br />

Die HistorischeAbteilung des Heimatkundemuseums <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong><br />

Nowosibirsk wurde e<strong>in</strong> weiteres<br />

Mammutskelett gefunden. Anlässlich<br />

ihres bevorstehenden 70.<br />

Geburtstages wurde „Mathilde“ <strong>in</strong><br />

diesem Jahr restauriert. Zurzeit ist<br />

ihr e<strong>in</strong>e eigene Wechselausstellung<br />

gewidmet, die nicht nur das Leben<br />

während der Eiszeit, sondern auch<br />

das Leben der späteren Forscher<br />

bei ihren Ausgrabungen zeigt.<br />

K<strong>in</strong>der können sich sogar selbst als<br />

Paläontologen betätigen und mit<br />

Schaufel und P<strong>in</strong>sel prähistorische<br />

Knochen freilegen.<br />

Das heimatkundliche Museum<br />

hat noch e<strong>in</strong>en dritten Teil, der <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Holzhaus aus dem<br />

Jahr 1905 auf der ul. Len<strong>in</strong>a 23 liegt,<br />

gleich neben dem Hotel „Sibir“.<br />

Dieser Teil beschäftigt sich mit dem<br />

Wirken des bedeutenden sowjetischen<br />

Parteifunktionärs Sergej<br />

M. Kirow, der als junger Mann 1908<br />

für e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong> diesem Haus lebte<br />

und arbeitete. Der Gefolgsmann<br />

Stal<strong>in</strong>s und spätere Parteisekretär<br />

von Len<strong>in</strong>grad wurde 1934 unter nie<br />

ganz geklärten Umständen erschossen.<br />

Markus Lange<br />

Historische Abteilung: Mittwoch<br />

bis Freitag 10-18 Uhr, Samstag<br />

und Sonntag 11-19 Uhr, E<strong>in</strong>tritt<br />

40 Rubel, ermäßigt 25 Rubel<br />

Naturkundliche Abteilung:<br />

Mittwoch bis Sonntag 10-18 Uhr,<br />

E<strong>in</strong>tritt 100 Rubel, ermäßigt 50<br />

Rubel<br />

Abteilung „S. M. Kirow <strong>in</strong> Sibirien“:<br />

Mittwoch bis Freitag 10-13<br />

und 14-18 Uhr, E<strong>in</strong>tritt ist frei<br />

Internet: www.museum.nsk.ru


NovoKult 21 NOWOSIBIRSK<br />

Seite 11<br />

Expertise aus 20 Jahren Erfahrung <strong>in</strong> Russland<br />

Die Friedrich-Ebert-Stiftung nun auch <strong>in</strong> Nowosibirsk!<br />

Bereits seit Anfang 2009 ist die<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) mit<br />

e<strong>in</strong>em Büro <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong> präsent.<br />

Bisher ist sie <strong>in</strong>nerhalb der deutschen<br />

Geme<strong>in</strong>schaft jedoch eher weniger <strong>in</strong><br />

Ersche<strong>in</strong>ung getreten. Also wird es<br />

Zeit, die Arbeit der FES <strong>in</strong> Sibirien<br />

e<strong>in</strong>mal zu betrachten; zumal sie über<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Betätigungsfeld verfügt,<br />

das sich von den anderen deutschen<br />

E<strong>in</strong>richtungen unterscheidet:<br />

nämlich die zivilgesellschaftliche und<br />

soziale Entwicklung Sibiriens zu<br />

unterstützen.<br />

Von dieser Nachfrage waren der<br />

Leiter des FES-Hauptbüros <strong>in</strong> Moskau,<br />

Herr Dr. Re<strong>in</strong>hard Krumm, und die<br />

hiesige Büro-Leiter<strong>in</strong>, Frau Swetlana<br />

Michailowa, sehr erfreut. Dies mag angesichts<br />

des recht allgeme<strong>in</strong> gehaltenen<br />

Informationsanspruches doch<br />

verwundernd se<strong>in</strong>! Aber ganz im Gegenteil<br />

stellt Herr Dr. Krumm heraus,<br />

dass das Gebilde e<strong>in</strong>er parte<strong>in</strong>ahen<br />

Stiftung nicht oft genug erklärt werden<br />

könnte, was unter anderem dem häufigen<br />

Irrtum geschuldet sei, sie für e<strong>in</strong>e<br />

Parteistiftung der SPD zu halten. Die<br />

Parte<strong>in</strong>ähe bedeutet viel mehr, dass<br />

sich die FES den Grundwerten der Sozialdemokratie<br />

verpflichtet, aber natürlich<br />

wie auch jede der anderen<br />

parte<strong>in</strong>ahen Stiftungen durch F<strong>in</strong>anzierung<br />

aus öffentlichen Mitteln e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong><br />

gesellschaftliche Funktion im<br />

H<strong>in</strong>blick auf politische Bildung und<br />

<strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit erfüllen<br />

soll. Nichtsdestotrotz ist Herrn<br />

Krumm schon e<strong>in</strong> gewisser Stolz anzu-<br />

FES-Büroleiter Swetlana Michailowa und Dr. Re<strong>in</strong>hard Krumm<br />

merken, dass die FES mit ihrer<br />

Gründung im Jahr 1925 die älteste und<br />

zugleich größte parte<strong>in</strong>ahe Stiftung<br />

Deutschlands ist und auch mit Blick auf<br />

die Tätigkeit <strong>in</strong> Russland durch ihre<br />

sozialdemokratischen Pr<strong>in</strong>zipien gut<br />

ankommt. Zudem sei den Russen noch<br />

<strong>in</strong> guter Er<strong>in</strong>nerung, dass die entscheidenden<br />

Schritte <strong>in</strong> Richtung Ostpolitik,<br />

<strong>in</strong> Richtung Sowjetunion und schließlich<br />

auch Russland immer aus der Sozialdemokratie<br />

kamen.<br />

Herr Dr. Krumm gesteht zwar e<strong>in</strong>,<br />

dass die Arbeit der Stiftung <strong>in</strong> der Funktion<br />

e<strong>in</strong>es Art Katalysators zwischen<br />

den staatlichen und gesellschaftlichen<br />

Akteuren nur sehr schwer zu messen<br />

sei. Mit Rückblick auf die nun bereits<br />

20-jährige Tätigkeit der FES <strong>in</strong> Russland<br />

wird von ihm aber dennoch hervorgehoben,<br />

dass man die gesellschaftspolitische<br />

Entwicklung stets an e<strong>in</strong>em<br />

realistischen Bild ausgerichtet habe<br />

und dennoch den vier großen Arbeitsl<strong>in</strong>ien,<br />

nämlich Sozialpolitik, Gewerkschaften,<br />

Zivilgesellschaft und Verständigung<br />

zwischen Europa, Deutschland<br />

und Russland, treu geblieben sei. Anfangs<br />

habe es natürlich nur e<strong>in</strong>e magere<br />

Vorstellung davon gegeben, was es<br />

heißt, e<strong>in</strong> riesiges zerfallenes Reich zu<br />

beraten, sodass zunächst nur e<strong>in</strong>fache<br />

Informationsveranstaltungen <strong>in</strong> den betreffenden<br />

Themenbereichen durchgeführt<br />

wurden. In dem Maße wie aber<br />

Russland e<strong>in</strong>en enormen Veränderungsprozess<br />

durchgemacht hat, so habe<br />

sich auch die Tätigkeit der Stiftung<br />

entwickelt. Heutzutage wird bereits e<strong>in</strong><br />

von großem Verständnis für e<strong>in</strong>ander<br />

geprägter Sozialdialog geführt.<br />

Im Bewusstse<strong>in</strong> dieser Tatsache<br />

habe man zugleich erkannt, dass man<br />

mit FES-Repräsentanzen <strong>in</strong> Moskau<br />

und St. Petersburg dem aktuellen<br />

Russland und auch der damit verbundenen<br />

Verantwortung gegenüber dem<br />

deutschen Steuerzahler nicht mehr gerecht<br />

wurde. Mit dem Ziel e<strong>in</strong>er räumlichen<br />

Erweiterung bot sich <strong>Novosibirsk</strong><br />

aufgrund se<strong>in</strong>er geografischen Lage<br />

und großen ethnischen Pluralität als<br />

e<strong>in</strong> Standort an, von dem aus auch die<br />

Arbeit <strong>in</strong> die Regionen Sibiriens und<br />

des Fernen Ostens h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichen<br />

kann; zudem gibt es doch gleichwohl<br />

soziale Prozesse, die für ganz Russland<br />

typisch s<strong>in</strong>d: Reformen und Modernisierung,<br />

denen ger<strong>in</strong>ge Geburtsraten,<br />

die Abwanderung von jungen<br />

Leuten und e<strong>in</strong> Anwachsen der sozialen<br />

Unsicherheit gegenüberstehen.<br />

Bezüglich dieser stehen <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong><br />

besonders die Sozialarbeit als e<strong>in</strong><br />

traditionelles Aufgabenfeld der FES,<br />

als auch die Zivilgesellschaft auf dem<br />

Plan. Letztere bedarf nach den Worten<br />

von Dr. Krumm besonders e<strong>in</strong>er Stärkung,<br />

da gerade <strong>in</strong> Zeiten der Krise nur<br />

durch freiwilliges Engagement der Bürger<br />

dem Staat unter die Arme gegriffen<br />

werden kann. Trotz Zweifeln auf Seiten<br />

der staatlichen Akteure nach den bunten<br />

Revolutionen bedeute Zivilgesellschaft<br />

nämlich nicht gegen den Staat<br />

zu arbeiten, sondern mit dem Staat zu<br />

arbeiten oder zum<strong>in</strong>dest ihn, wenn es<br />

dann notwendig sei, zu beraten.<br />

Aus den ersten Erkenntnissen<br />

verschiedener wissenschaftlicher Konferenzen,<br />

Gesprächsrunden und Sem<strong>in</strong>aren<br />

sieht Frau Michailowa für die weitere<br />

Entwicklung der Zivilgesellschaft <strong>in</strong><br />

Russland noch viel Raum. Im Vergleich<br />

zu ihrer Jugend habe sie jedoch schon<br />

viele Gegenbeispiele erlebt, die mehr<br />

<strong>in</strong> praktischer H<strong>in</strong>sicht belegen, dass<br />

sich mehr Jugendliche und Studenten<br />

für Veranstaltungen motivieren lassen<br />

und auf Grundlage dieser Anreize <strong>in</strong><br />

der Region bleiben.<br />

Aktuell bereitet die FES <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong><br />

unter anderem den Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

Jugenddiskussionsklubs vor, <strong>in</strong><br />

dem Themen frei nach Interesse der<br />

Teilnehmer besprochen werden sollen.<br />

Die dadurch stetige Verbesserung des<br />

Diskussionsverhalten könne auch als<br />

Teil e<strong>in</strong>er fortschrittlichen Zivilgesellschaft<br />

gesehen werden.<br />

Christoph Bönig


Seite 12 TITELTHEMA<br />

NovoKult 21<br />

Chronik 1989<br />

19. Januar: Erich Honecker,<br />

DDR-Staatsoberhaupt, sagt:<br />

„Die Mauer wird noch <strong>in</strong> 50 und<br />

100 Jahren stehen!“ Später im<br />

Jahr hört man noch von ihm:<br />

„Den Sozialismus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lauf<br />

hält weder Ochs noch Esel auf.“<br />

2. Mai: Ungarn verspricht den<br />

Abbau der Grenzanlagen zu<br />

Österreich. Am 27. Juni schneiden<br />

die Außenm<strong>in</strong>ister der beiden<br />

Länder e<strong>in</strong>e Lücke <strong>in</strong> den<br />

„Eisernen Vorhang“. Am 19.<br />

August flüchten 700 DDR-<br />

Bürger bei e<strong>in</strong>em Picknick von<br />

Ungarn nach Österreich. Nachdem<br />

sich diese Grenze am 11.<br />

September offiziell öffnet, flüchten<br />

Tausende weitere DDR-<br />

Bürger.<br />

7. Mai: In der DDR f<strong>in</strong>den Kommunalwahlen<br />

statt. Nach Wahlfälschungen<br />

demonstrieren <strong>in</strong><br />

Leipzig 1000 Menschen. Daraus<br />

entwickeln sich ab dem 4. September<br />

die Montagsdemonstrationen,<br />

an der am 16. Oktober<br />

100.000 Menschen teilnehmen.<br />

30. September: Nachdem<br />

wochenlang DDR-Bürger <strong>in</strong> die<br />

BRD-Botschaften von Warschau<br />

und Prag geflüchtet waren,<br />

dürfen diese plötzlich ausreisen.<br />

Mit Zügen fahren 17.000<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen durch die DDR <strong>in</strong><br />

die BRD.<br />

7. Oktober: Am 40. Jahrestag<br />

der Gründung der DDR sichert<br />

die Polizei mit großen Aufwand<br />

die Feiern. Der sowjetische<br />

Staatschef Gorbatschow äußert<br />

sich kritisch.<br />

1989 viel die <strong>in</strong>nerdeutsche Mauer.<br />

E<strong>in</strong> großes Ereignis von weltpolitischer<br />

Bedeutung – ke<strong>in</strong>e Frage. Auch wenn<br />

es im Osten und Westen Deutschlands<br />

bis heute kritische Stimmen gibt, so ist<br />

vor 20 Jahren Unglaubliches geschehen!<br />

Denn was 1989 für Viele ganz<br />

selbstverständlich war – Freiheit für alle<br />

– ist heute leider e<strong>in</strong>e Utopie. E<strong>in</strong> paar<br />

Beispiele ...<br />

Alltägliche Mauern: Überall Mauern<br />

und Zäune. Unser NovoKult-Titelbild<br />

zeigt e<strong>in</strong>ige Beispiele <strong>in</strong> Nowosibirsk,<br />

die seit Jahren die Stadt verschandeln.<br />

Und mit jedem neu gebauten<br />

„ Elitny Dom“<br />

verschw<strong>in</strong>det weiterer<br />

öffentlicher Raum – um das Haus wird<br />

e<strong>in</strong> Zaun gesetzt, Höfe werden geteilt,<br />

Wege abgetrennt. Werden unsere K<strong>in</strong>der<br />

noch wie heute im Nachbarhof<br />

spielen können Oder wird dort schon<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gezäunter Parkplatz se<strong>in</strong><br />

Mauern zwischen Ländern: Die<br />

Mauer zwischen der DDR und der BRD<br />

ist weg. Aber Nord- und Südkorea s<strong>in</strong>d<br />

bis heute getrennt, ebenso das griechische<br />

und türkische Zypern. Und<br />

sogar neue Mauern werden gebaut –<br />

Israel errichtet auf paläst<strong>in</strong>ensischem<br />

Boden e<strong>in</strong>e meterhohe Sperrwand, um<br />

sich vor Terroristen zu schützen. Verständlicher<br />

Wunsch, aber wo bleibt die<br />

Freiheit der betroffenen Menschen<br />

Mauern gegen Touristen: Vor 20<br />

Jahren fanden es nahezu alle Westdeutschen<br />

selbstverständlich, dass<br />

Ostdeutsche durch die Welt reisen<br />

E<strong>in</strong>e Mauer ist weg<br />

Kritische Gedanken zum Mauerfall<br />

wollten – „ Reisefreiheit“<br />

war e<strong>in</strong>e der<br />

Forderungen der DDR-Opposition.<br />

Heute schirmt sich Europa ab. Reisefreiheit<br />

ja, aber nicht für Russen, Asiaten,<br />

Südamerikaner oder gar Afrikaner.<br />

Ohne E<strong>in</strong>ladung oder viel Geld – ke<strong>in</strong><br />

Visum! Ist dies die Reisefreiheit, die wir<br />

<strong>Deutsche</strong>n für uns selbst erwarten<br />

Mauern gegen Migranten: Waren<br />

die DDR-Flüchtl<strong>in</strong>ge vor 20 Jahren<br />

noch willkommen, so haben heute<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge ke<strong>in</strong>e Chance mehr. Die<br />

Asylrechte s<strong>in</strong>d so perfekt, dass <strong>in</strong> fast<br />

allen Fällen e<strong>in</strong>e Abschiebung droht.<br />

Und sowieso kommt kaum noch<br />

jemand bis Europa – Afrikaner werden<br />

schon im Mittelmeer oder Atlantik abgefangen,<br />

selbst mit dem Risiko, dass<br />

sie jämmerlich im Meer ersaufen!<br />

Doch nicht nur Europa schottet sich<br />

ab. Auch <strong>in</strong> Russland würden viele am<br />

liebsten e<strong>in</strong>e zweite ch<strong>in</strong>esische Mauer<br />

an der Grenze zum großen südlichen<br />

Nachbar bauen.<br />

Mauern <strong>in</strong> den Köpfen: Viele<br />

dieser Beispiele s<strong>in</strong>d für uns ganz<br />

selbst verständlich. In Deutschland<br />

haben rund e<strong>in</strong> Fünftel der Bevölkerung<br />

Wurzeln im Ausland, auch <strong>in</strong><br />

Russland s<strong>in</strong>kt der Anteil der Russen –<br />

dies beunruhigt uns und macht die<br />

Mauer <strong>in</strong> unseren Köpfen höher.<br />

Doch wir müssen uns fragen, wo<br />

unsere Ideale von vor 20 Jahren geblieben<br />

s<strong>in</strong>d. Was damals für uns galt,<br />

sollte eigentlich für alle Menschen<br />

gelten. Eigentlich.<br />

Norbert Schott<br />

17. Oktober: Erich Honecker<br />

wird abgesetzt, Egon Krenz soll<br />

vorsichtige Reformen ermöglichen.<br />

Auf e<strong>in</strong>er Großdemo <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> reden am 4. November<br />

auch DDR-Politiker, sie werden<br />

jedoch ausgepfiffen.<br />

9. November: Auf e<strong>in</strong>er Pressekonferenz<br />

wird verkündet, dass<br />

man ab sofort <strong>in</strong>s westliche Ausland<br />

reisen darf. Tausende überqueren<br />

noch <strong>in</strong> der gleichen<br />

Nacht die Grenze. Die Mauer ist<br />

gefallen.<br />

Ne<strong>in</strong>, nicht die Berl<strong>in</strong>er Mauer, sondern die israelische Sperranlage bei Bethlehem


NovoKult 21 TITELTHEMA<br />

Seite 13<br />

So hat Deutschland gefeiert<br />

20 Jahre nach dem Fall der Mauer wurde <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> viel veranstaltet<br />

In Berl<strong>in</strong> wurde der Mauerfall mit<br />

e<strong>in</strong>em „ Fest der Freiheit“<br />

begangen.<br />

Höhepunkt war e<strong>in</strong>e Dom<strong>in</strong>oaktion:<br />

Fast 1000 symbolische Ste<strong>in</strong>e – jeweils<br />

2,50 Meter hoch und e<strong>in</strong>en Meter breit<br />

– wurden auf e<strong>in</strong>er Strecke von etwa<br />

1,5 Kilometern vom Reichstagsufer<br />

über das Brandenburger Tor bis zum<br />

Potsdamer Platz aufgestellt. Jugendliche<br />

konnten die Ste<strong>in</strong>e bemahlen,<br />

dabei halfen namhafte Persönlichkeiten,<br />

wie Nelson Mandela, Lech<br />

Walesa, Frank-Walter Ste<strong>in</strong>meier (bis<br />

September deutscher Außenm<strong>in</strong>ister)<br />

oder Klaus Wowereit (Berl<strong>in</strong>s Bürgermeister)<br />

Die Ste<strong>in</strong>e symbolisierten die Mauer<br />

um Westberl<strong>in</strong>, die tatsächlich 155<br />

Kilometer lang war. Ähnlich dem historischen<br />

Vorbild, durfte der polnischen<br />

Solidarnosz-Gründer Lech Walensa<br />

den ersten Ste<strong>in</strong> antippen – die politischen<br />

Änderungen der 1980er Jahre<br />

starteten dank der polnischen Gewerkschaften.<br />

E<strong>in</strong> anderer Höhepunkt war das<br />

Theaterspektakel „Le rendez-vous de<br />

Berl<strong>in</strong> – Das Wiedersehen von Berl<strong>in</strong>“,<br />

welches im Oktober aufgeführt wurde.<br />

Die französische Straßentheater-<br />

Compagnie er<strong>in</strong>nerte mit ihrem Riesen-Märchen<br />

von Trennung und<br />

Wiederf<strong>in</strong>den auf e<strong>in</strong>zigartige Weise an<br />

die friedliche Revolution von 1989.<br />

Der Große Riese und se<strong>in</strong>e Nichte,<br />

die Kle<strong>in</strong>e Ries<strong>in</strong>, – zwei meterhohe<br />

Puppen – bewegten sich durch Berl<strong>in</strong><br />

und fanden zue<strong>in</strong>ander. Während die<br />

Kle<strong>in</strong>e Ries<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em Boot ihren<br />

Onkel suchte, tauchte dieser im<br />

Humboldthafen aus dem trüben Was-<br />

ser der Spree auf. Die Geschichte sollte<br />

natürlich die Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

symbolisieren.<br />

Dutzende Helfer bewegten die zwei<br />

Figuren durch Berl<strong>in</strong> und spielten so<br />

<strong>in</strong>mitten der E<strong>in</strong>wohner und Gäste<br />

großartiges Straßentheater.<br />

mauerfall09.de,<br />

riesen-<strong>in</strong>-berl<strong>in</strong>.de


Seite 14 TITELTHEMA<br />

NovoKult 21<br />

Me<strong>in</strong> erster Tag im Osten<br />

Die Klofrau im Centrum-Warenhaus – Er<strong>in</strong>nerungen an e<strong>in</strong>e vergangene Zeit<br />

Über „me<strong>in</strong>“ Mauerfallerlebnis zu<br />

schreiben, fällt mir nicht leicht. E<strong>in</strong>mal<br />

gehöre ich zu e<strong>in</strong>er Generation, die zu<br />

diesem Zeitpunkt eher mit Schulnoten<br />

und Haare wachsen lassen<br />

beschäftigt war. Zum Anderen<br />

b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gegend<br />

Deutschlands groß geworden,<br />

an der der Mauerfall<br />

bis heute nahezu spurlos<br />

vorübergegangen ist. Dennoch<br />

möchte ich von e<strong>in</strong>em<br />

Erlebnis berichten, welches<br />

mir kurz nach dem Mauerfall<br />

<strong>in</strong> der damals noch existierenden<br />

DDR passiert ist:<br />

me<strong>in</strong> erstes Zusammentreffen<br />

mit e<strong>in</strong>er ostdeutschen<br />

Klofrau.<br />

Nun ist es nicht so, dass<br />

Toilettendamen mir etwas<br />

völlig Fremdes waren – die<br />

Tellerchen <strong>in</strong> öffentlichen<br />

WCs auf die man se<strong>in</strong>e 30<br />

Pfennige legte und die dah<strong>in</strong>ter<br />

sitzendenden, meist<br />

rauchenden Frauen mit<br />

ihrer unnatürlichen Haarfarbe,<br />

waren mir durchaus bekannt.<br />

Dennoch war das Erlebnis<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kaufhaus <strong>in</strong><br />

Plauen für mich traumatisch.<br />

Nach Plauen hatten<br />

me<strong>in</strong>e Familie und ich im Januar<br />

1990 e<strong>in</strong>en Tagesausflug<br />

unternommen und als<br />

wir durch e<strong>in</strong> Kaufhaus bummelten<br />

musste ich plötzlich<br />

dr<strong>in</strong>gend zur Toilette. Me<strong>in</strong>e<br />

Mutter drückte mir die üblichen<br />

30 Pfennige <strong>in</strong> die Hand und sagte,<br />

sie würde mit me<strong>in</strong>en Geschwistern<br />

auf mich warten.<br />

Mutig beschritt ich den Toilettenraum<br />

als mich e<strong>in</strong>e Frau unglaublichen<br />

körperlichen Ausmaßes aufhielt. „Groß<br />

oder kle<strong>in</strong>“, fragten ihre neonrosafarbenen<br />

Lippen. Nun ist das e<strong>in</strong>e Frage,<br />

die sich mit neun Jahren nicht so e<strong>in</strong>fach<br />

beantworten lässt. Für die e<strong>in</strong>en<br />

ist man schon groß, für andere noch<br />

kle<strong>in</strong>. Für manche sogar beides, je<br />

nachdem ob man abends wach bleiben<br />

wollte oder abgetrocknet werden<br />

musste.<br />

Dies waren die Gedanken, die mir <strong>in</strong><br />

Plauen auf der Warenhaustoilette<br />

durch den Kopf schossen, als die<br />

Dame ihre Frage wiederholte. „Nun“,<br />

dachte ich, „ich sag e<strong>in</strong>fach me<strong>in</strong> Alter,<br />

soll sie rausf<strong>in</strong>den, ob ich groß oder<br />

kle<strong>in</strong> b<strong>in</strong>.“ „Ich b<strong>in</strong> neun,“ sagte ich, <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er Er<strong>in</strong>nerung, tapfer.<br />

„Groß oder kle<strong>in</strong>“, wiederholte<br />

die mächtige Frau ihre<br />

Frage. Das war zu viel. Ich<br />

holte me<strong>in</strong>e Mutter und erklärte<br />

ihr, dass e<strong>in</strong>e Frau auf<br />

der Toilette mir komische<br />

Fragen stellte. Dann schritten<br />

wir geme<strong>in</strong>sam zu<br />

Toilette. „Kle<strong>in</strong>“, beantwortete<br />

me<strong>in</strong>e Mutter die<br />

Frage der Toilettendame,<br />

welche ihr daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es Stück Toilettenpapier<br />

reichte. „Aha, dachte<br />

ich noch kurz, „hier ist es<br />

also wie beim Länger-<br />

Wach-Bleiben.“ Dann zog<br />

aber auch schon die mir<br />

völlig fremde Konstruktion<br />

e<strong>in</strong>er Klospülung me<strong>in</strong>e<br />

Aufmerksamkeit auf sich.<br />

Auf dem Heimweg erklärte<br />

me<strong>in</strong>e Mutter, die<br />

Frau teile das Papier deswegen<br />

genau zu, dass nie<br />

mand damit die Toilette verstopfen<br />

oder sie sonst wie<br />

verschmutzen könne. Bis<br />

heute b<strong>in</strong> ich mir nicht<br />

sicher, ob diese Erklärung<br />

wirklich zutrifft, aber wenn<br />

es so war, und dieser<br />

Gedanke kommt mir jedes<br />

mal, wenn ich <strong>in</strong> Deutschland<br />

auf e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />

Toilette b<strong>in</strong>, hätte die Frage der<br />

Toilettenfrauen nach der Größe des zu<br />

verrichtenden Geschäfts und die damit<br />

e<strong>in</strong>hergehende Zuteilung des Papiers<br />

neben dem Grünpfeil die DDR<br />

durchaus überleben können.<br />

Lena Reißig<br />

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<strong>Deutsche</strong> Welle<br />

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NovoKult 21 TITELTHEMA<br />

Seite 15<br />

Me<strong>in</strong> erster Tag im Westen<br />

Mit dem Trabant über die Grenze – prägende Erlebnisse<br />

Da ich nur wenige Meter neben der ehemaligen Grenze aufgewachsen<br />

b<strong>in</strong>, habe ich an den Tag, an dem ich mit me<strong>in</strong>er Familie zum<br />

ersten Mal <strong>in</strong> den Westen gefahren b<strong>in</strong>, ziemlich deutliche Er<strong>in</strong>nerungen.<br />

Zum<strong>in</strong>dest dachte ich das bis zu dem Zeitpunkt, als ich die Aufzeichnungen<br />

me<strong>in</strong>er Großmutter las und feststellte, dass diese mit<br />

me<strong>in</strong>em eigenen Erlebnis nur zum Teil übere<strong>in</strong>stimmten. Aber als<br />

Achtjährige hat man e<strong>in</strong>e andere Wahrnehmung.<br />

In der sogenannten „Sperrzone“, <strong>in</strong> der wir zu diesem Zeitpunkt<br />

noch lebten, war e<strong>in</strong> Aufenthalt für Besucher nur mit e<strong>in</strong>em Passier<br />

sche<strong>in</strong> möglich und nach dem Mauerfall <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> hoffte man auch bei<br />

uns auf e<strong>in</strong>e leichtere E<strong>in</strong>- und Ausreise. Für Fußgänger war der Gang<br />

<strong>in</strong> den Westen bereits möglich, doch um mit dem Auto die Grenze passieren<br />

zu können, mussten wir uns noch bis zum 12. November 1989<br />

gedulden. In der Nacht zuvor hatten me<strong>in</strong>e Eltern bemerkt, dass an<br />

e<strong>in</strong>em alten Autobahnteilstück gearbeitet wurde, um e<strong>in</strong>e Öffnung im<br />

„Zehnmeterstreifen“ zu schaffen. Um sechs Uhr morgens gab es dann<br />

schon e<strong>in</strong>e Schlange von etwa 100 Autos, <strong>in</strong> der auf die für 10 Uhr<br />

angekündigte Grenzöffnung gewartet wurde und auch wir unseren Trabant<br />

e<strong>in</strong>reihten. Doch zunächst gab es noch e<strong>in</strong> ordentliches Frühstück<br />

für die ganze Familie, schließlich wohnten wir nur 200 Meter<br />

entfernt und hatten die ganze Sache vom Fenster aus gut im Blick.<br />

Um halb zehn stiegen auch wir endlich <strong>in</strong> unserAuto, also me<strong>in</strong>e Eltern,<br />

me<strong>in</strong>e Großmutter, me<strong>in</strong> Bruder (der erst drei Monate alt war)<br />

und ich. Für die Urgroßmutter war <strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Trabant ke<strong>in</strong> Platz<br />

mehr, aber sie kannte den Westen bereits durch e<strong>in</strong>ige Reisen zu<br />

Verwandten, die für sie als Rentner<strong>in</strong> schon vor 1989 möglich waren<br />

und von denen sie immer Nutella, Nesquick und „Lustige Taschenbücher“<br />

für mich mitbrachte. Da ich vor allem diese D<strong>in</strong>ge mit dem<br />

Westen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung brachte, war es für mich etwas enttäuschend,<br />

dass me<strong>in</strong>e Eltern die 100 D-Mark Begrüßungsgeld, die wir im hessischen<br />

Nachbarort erhielten, nicht gleich dafür ausgaben. Rückblickend<br />

verstehe ich jetzt auch die Anwesenheit me<strong>in</strong>es neugeborenen<br />

Bruders, denn das Geld wurde pro Person verteilt.An sich war diese<br />

Fahrt <strong>in</strong>s Ungewisse mit e<strong>in</strong>em quengelnden Baby bei w<strong>in</strong>terlichen<br />

Temperaturen für uns alle ziemlich anstrengend und an e<strong>in</strong>e Rückreise<br />

gegen den Strom bei dem Verkehrchaos auch nicht zu denken. Da<br />

es zu diesem Zeitpunkt unklar war, ob die Grenzöffnung dauerhaft<br />

se<strong>in</strong> sollte oder ob es nur e<strong>in</strong>e Besuchsregelung geben würde, fuhren<br />

wir kurzentschlossen zu Verwandten <strong>in</strong> das nahe gelegene Rotenburg<br />

an der Fulda, um uns das Leben im anderen Teil Deutschlands<br />

anzusehen. Obwohl nur etwa 20 Kilometer entfernt, dauerte die<br />

Rückfahrt am Abend mehrere Stunden und es wurde schnell kalt im<br />

Auto. Durch das DRK wurden wir aber mit warmen Getränken versorgt<br />

und kamen schließlich mitten <strong>in</strong> der Nacht wieder zu Hause an. Am<br />

nächsten Morgen g<strong>in</strong>g ich dann wie immer zur Schule und me<strong>in</strong>e<br />

Eltern zurArbeit, doch wir hatten e<strong>in</strong>iges zu erzählen ...<br />

Alexandra Wiegand<br />

10:20 Uhr: Grenzöffnung<br />

11:30 Uhr: Begrüßung im Westen<br />

17:00 Uhr:Autoschlange bei der Rückreise<br />

Me<strong>in</strong> erster Tag <strong>in</strong> Westberl<strong>in</strong><br />

Obwohl ich mich <strong>in</strong>zwischen davon<br />

überzeugt habe, dass die Vorteile der<br />

Bundesrepublik die der DDR mehr als<br />

deutlich aufwiegen, muss ich sagen,<br />

dass mir me<strong>in</strong> erster Tag „im Westen“<br />

ziemlicher Re<strong>in</strong>fall <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung geblieben<br />

ist. Dabei begann er sehr viel<br />

versprechend. Es war der 10. November<br />

1989 und mir wurde beim Frühstück<br />

mitgeteilt, dass ich heute nicht zur<br />

Schule gehen würde, damit die ganze<br />

Familie zusammen „nach drüben“ fahren<br />

könnte. Damit war ich pr<strong>in</strong>zipiell<br />

sehr e<strong>in</strong>verstanden, allerd<strong>in</strong>gs erwarteten<br />

mich am Grenzübergang Bornholmer<br />

Straße gefühlte sieben kalte<br />

Stunden Wartezeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erdrückend<br />

engen Menge erwachsener Riesenmenschen.<br />

Als wir auf der anderen Seite<br />

waren, fühlte ich mich sofort betrogen<br />

von den Fernsehsendern SAT1<br />

und RTLPlus, die mir durch ihre Milchschnitte-Werbespots<br />

e<strong>in</strong>en weitaus<br />

glanzvolleren „Westen“ versprochen<br />

hatten, als es der Bezirk Wedd<strong>in</strong>g an e<strong>in</strong>em<br />

trüben Novembertag halten konnte.<br />

Naja, diese Gegend war und ist nicht<br />

gerade die Perle Berl<strong>in</strong>s. Mit dem darauf<br />

folgenden, andauernden Schlange<br />

Stehen nach Geschenktüten, die so<br />

langweilige D<strong>in</strong>ge wie Obst, Kaffee<br />

oder Glückwunschkarten enthielten, sowie<br />

nach den unvermeidlichen 100 D-<br />

Mark Begrüßungsgeld pro Kopf hatte<br />

Westberl<strong>in</strong> kaum Bemerkenswertes für<br />

die siebenjährige Kathr<strong>in</strong> zu bieten.<br />

Kathr<strong>in</strong> König


Seite 16 NACHLESE<br />

NovoKult 21<br />

Buchvorstellung<br />

Gescheiterte Hoffnungen<br />

Genau zum<br />

zehnjährigen<br />

Bestehen des<br />

Generalkonsulates<br />

der Bundes<br />

republik<br />

Deutschland <strong>in</strong><br />

Nowosibirsk erschien<br />

am 1.<br />

Juli 2004 die<br />

deutsche Übersetzung<br />

e<strong>in</strong>er<br />

Monographie der Nowosibirsker Historiker<br />

Larissa und Sergej Belkowez im<br />

Verlag Klartext.<br />

Die deutsche Übersetzung und<br />

Bearbeitung wurde von Gero Fedtke<br />

am Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte<br />

der Ruhruniversität Bochum<br />

gefertigt, Herausgeber ist Prof. Dr.<br />

Bernd Bonwetsch.<br />

Aus dem Klappentext: „Zu den<br />

unbekannten Seiten der Geschichte<br />

der Beziehungen zwischen der Sowjetunion<br />

und Deutschland gehören die<br />

konsularischen Vertretungen. Das<br />

Buch untersucht die Tätigkeit des<br />

Konsulats <strong>in</strong> Nowosibirsk.<br />

Zu den Tätigkeitsfeldern der Vertretung<br />

gehörten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Kontakte<br />

zu den sowjetischen Behörden, das<br />

Problem der ehemaligen Kriegsgefangenen,<br />

die sich noch <strong>in</strong> Sibirien befanden,<br />

die Unterstützung wirtschaftlicher<br />

und kultureller Verb<strong>in</strong>dungen zwischen<br />

Deutschland und der Sowjetunion,<br />

die Kontakte zur deutschen<br />

M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> Sibirien, die Fürsorge für<br />

die Kollektivierungsopfer deutscher<br />

Herkunft, die Versorgung der deutschen<br />

Industriekolonie <strong>in</strong> Sibirien und<br />

der Schutz deutscher Staatsbürger<br />

während des Terrors der dreißiger<br />

Jahre.<br />

Die Geschichte des Konsulats <strong>in</strong><br />

Sibirien wird vor dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />

deutsch-sowjetischen Beziehungen<br />

dargestellt: der Verschiedenheit beider<br />

gesellschaftlicher und ideologischer<br />

Systeme, der Gegenüberstellung beider<br />

diktatorischer totalitärer Regime<br />

nach 1933 und der Folgen des forcierten<br />

sozialistischen Aufbaus und der<br />

Massenrepressalien <strong>in</strong> der Sowjetunion.<br />

E<strong>in</strong> besonderesAugenmerk richten<br />

die Autoren dabei auf die rechtliche<br />

Ausgestaltung der konsularischen<br />

Beziehungen zwischen Deutschland<br />

und der Sowjetunion und deren Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit <strong>in</strong>ternationalem<br />

Recht. “<br />

Briefe aus der (zweiten) Heimat<br />

Junge Leute schreiben im Städteblog<br />

Im Städteblog der Seite www.to4katreff.de<br />

schreiben junge Leute über verschiedene<br />

Städte <strong>in</strong> Russland, Osteuropa,<br />

Zentralasien und Deutschland. E<strong>in</strong>ige<br />

von ihnen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>ige Monate<br />

zu Besuch – Austauschschüler, Studenten<br />

oder Praktikanten. Andere s<strong>in</strong>d<br />

schon ihr ganzes Leben <strong>in</strong> dieser Stadt<br />

zu Hause. Sie erzählen mit Worten und<br />

Bildern von ihrem Alltag – skuriles,<br />

schönes, nachdenklich machendes,<br />

Aufsehen erregendes oder eben e<strong>in</strong>fach<br />

alltägliches.<br />

Oxanna Zenner kommt aus <strong>Novosibirsk</strong>.<br />

Sie hat dort studiert und als<br />

Journalist<strong>in</strong> bei unterschiedlichen<br />

Pr<strong>in</strong>tmedien und e<strong>in</strong>em Fernsehsender<br />

gearbeitet. Seit fünf Jahren hat sie e<strong>in</strong><br />

neues zu Hause <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gefunden.<br />

Berl<strong>in</strong> ist für sie die fasz<strong>in</strong>ierendste<br />

Stadt, reich an Kultur und verrückten<br />

Ereignissen.<br />

Der Dresdner Norbert Schott, Redakteur<br />

der NovoKult, f<strong>in</strong>det se<strong>in</strong>e<br />

neue Heimat Nowosibirsk fasz<strong>in</strong>ierend<br />

und versucht, sie se<strong>in</strong>en Freunden <strong>in</strong><br />

Deutschland zu erklären.<br />

Ewgenija Koptjug ist <strong>in</strong> Akademgorodok<br />

(Nowosibirsk) aufgewachsen<br />

und hat Journalistik und Deutsch an der<br />

NGU studiert. Ihre Leidenschaft s<strong>in</strong>d<br />

Fremdsprachen, neue Kontakte und<br />

Reisen – e<strong>in</strong>fach alles zusammen! Momentan<br />

studiert sie Journalistik und<br />

Kommunikationswissenschaft <strong>in</strong> Hamburg<br />

– e<strong>in</strong>e Stadt, die sie jeden Tag<br />

<strong>in</strong>spiriert. Die Stadt hat e<strong>in</strong>en wirklich<br />

besonderen Charme, den sie die Leser<br />

des Blogs gerne näher br<strong>in</strong>gen möchte.<br />

Ir<strong>in</strong>a Posrednikova – Vielen aus<br />

der Jugendorganisation „Sibirischer<br />

Bär“ oder der NovoKult bekannt – hat<br />

elf Jahre <strong>in</strong> Nowosibirsk gelebt, dort Mathematik<br />

an der NGU studiert. Momentan<br />

ist sie für sechs Monate <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Diese vier und viele andere Autoren<br />

berichten über ihre Erfahrung unter<br />

blog.goethe.de/staedteblog. Um sich<br />

als Städteblogger zu bewerben, kann<br />

man sich an bei To4ka-Treff wenden.<br />

Kurt Tucholsky 1919 über Berl<strong>in</strong>:<br />

„Der Berl<strong>in</strong>er hat ke<strong>in</strong>e Zeit […]. Er hat<br />

immer etwas vor, er telefoniert und<br />

verabredet sich, kommt abgehetzt zu<br />

e<strong>in</strong>er Verabredung und etwas zu spät –<br />

und hat sehr viel zu tun. In dieser Stadt<br />

wird nicht gearbeitet – hier wird<br />

geschuftet. (Auch das Vergnügen ist<br />

hier e<strong>in</strong>e Arbeit, zu der man sich vorher<br />

<strong>in</strong> die Hände spuckt, und von dem man<br />

etwas haben will.) […]“.<br />

Ir<strong>in</strong>a Posrednikova 2009 über<br />

Berl<strong>in</strong>: „Die ,Berl<strong>in</strong>er Zeit‘ tickt wirklich<br />

erbarmungslos. Sie verwehrt e<strong>in</strong>em die<br />

Möglichkeit, sich h<strong>in</strong>zusetzen, nachzudenken<br />

und die letzten Ereignisse<br />

des turbulenten Auslandslebens niederzuschreiben.<br />

Zum Beispiel über den<br />

ersten deutschen Urlaub, über die<br />

Fahrten <strong>in</strong> das nette Prag und das unfreundliche<br />

Rom, die Teilnahme an den<br />

14. Deutsch-Russischen Herbstgesprächen,<br />

an der <strong>in</strong>ternationalen Messe<br />

für Sprachen und Kulturen ,Expol<strong>in</strong>gua‘,<br />

auf der Spanisch klar überwog,<br />

über die Schriftsteller<strong>in</strong> Merle Hilbk, die<br />

anstehende Reise nach Moskau. Und<br />

sie erlaubt zum Beispiel auch ke<strong>in</strong>en<br />

spontanen Ausflug nach Spandau, um<br />

die Zitadelle dort anzusehen. Jaja, man<br />

muss sich eben e<strong>in</strong>fach zusammenreißen<br />

und solche Sachen <strong>in</strong> Angriff<br />

nehmen ... .“<br />

Warum <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> stehen auf den Strassen Nashörner Auf den Schwer<strong>in</strong>er Straßen fallen e<strong>in</strong>em<br />

sofort die fröhlich-bunten Nashörner <strong>in</strong>s Auge. Der erste Gedanke dazu ist: Diese Nashörner s<strong>in</strong>d wohl<br />

e<strong>in</strong> Symbol Schwer<strong>in</strong>s, so wie der Bär e<strong>in</strong> Symbol für Berl<strong>in</strong> ist. Aber dem ist absolut nicht so. Denn all<br />

das liegt an Clara ... (mehr dazu im Städteblog)


NovoKult 21 NACHLESE<br />

Seite 17<br />

Weihnachtsmann <strong>in</strong> Sibirien<br />

E<strong>in</strong> junger Redakteur traf e<strong>in</strong>en bärtigen Mann im Schnee<br />

Christstollen<br />

E<strong>in</strong>e deutsche Tradition<br />

Seit 2007 veranstalten verschiedene<br />

deutsche Organisationen<br />

<strong>in</strong> Nowosibirsk geme<strong>in</strong>sam<br />

e<strong>in</strong>en Weihnachtsmarkt.<br />

Beim diesjährigen Basar gab es<br />

erstmals e<strong>in</strong> reichhaltiges<br />

Kulturprogramm, dazu wie auch<br />

<strong>in</strong> den Vorjahren Verkaufsstände<br />

für traditionelle Getränke, Gebäck<br />

und Bastelarbeiten. Etwas<br />

500 Besucher kamen vorbei –<br />

und so wird es auch 2010 wieder<br />

e<strong>in</strong>en Markt geben!<br />

Wer stapft so früh durch den<br />

<strong>Novosibirsk</strong>er Schnee! Zu früh aus<br />

dem Sommerschlaf erwacht Bis<br />

Neujahr ist es noch lang h<strong>in</strong>!<br />

Ke<strong>in</strong>e Sorge, junger Mann! Die<br />

<strong>Deutsche</strong>n haben mich gerufen – bei<br />

Ihnen beg<strong>in</strong>nen die Weihnachtsfreuden<br />

schon vier Wochen vor<br />

Weihnachten. Den ganzen Advent über<br />

freut man sich auf das große Fest! Und<br />

dieses Jahr ist der erste Advent schon<br />

am 28. November. In Deutschland öffnen<br />

die Weihnachtsmärkte, alle<br />

Wohnungen werden nun geschmückt<br />

und auf dem Adventskranz zündet man<br />

die erste von vier Kerzen an!<br />

Irgendwie stimmt doch was mit<br />

dem Mantel nicht – Djed Moros trägt<br />

doch e<strong>in</strong>e blaue Kutte!<br />

Junger Mann, vor Ihnen steht doch<br />

nicht Väterchen Frost! Ich sagte doch,<br />

die <strong>Deutsche</strong>n haben mich gerufen –<br />

ich b<strong>in</strong> der Weihnachtsmann!<br />

Santa Claus<br />

Junger Mann, sie haben Bildungslücken!<br />

Me<strong>in</strong> Kollege, der Nikolaus,<br />

br<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e Geschenke traditionell am<br />

6. Dezember – an jenem Tag starb se<strong>in</strong><br />

Vorfahre, der Heilige Nikolaus. Jener<br />

warf im 4. Jahrhundert armen K<strong>in</strong>dern<br />

Geschenke durch den Schornste<strong>in</strong><br />

warf. Meist trockneten dort über dem<br />

Feuer Socken. Deswegen stellen bis<br />

heute die deutschen K<strong>in</strong>der am 6.<br />

Dezember ihre Schuhe vor die Türen!<br />

Aber Nikolaus ist streng – nur <strong>in</strong> sauberen<br />

Schuhen f<strong>in</strong>den die K<strong>in</strong>der am<br />

nächsten Morgen Geschenke. In dreckigen<br />

Schuhen liegen meist Kohlen!<br />

OK, Weihnachtsmann! Aber ihr<br />

E<strong>in</strong>satz ist doch am 24. Dezember<br />

Was machen Sie heute <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong><br />

Diese <strong>Deutsche</strong>n, diese <strong>Deutsche</strong>n!<br />

Selbst im fernen Sibirien machen sie<br />

nun Weihnachtsmärkte! Aber ich muss<br />

sagen, ich b<strong>in</strong> überrascht. Der Glühwe<strong>in</strong><br />

schmeckt, es gibt Stollen,<br />

Plätzchen und Waffeln sowie <strong>in</strong>teressante<br />

Bastelarbeiten. Nicht schlecht,<br />

nicht schlecht. Und auch noch 500<br />

Gäste – da werde ich wohl auch<br />

nächstes Jahr wieder vorbeikommen.<br />

So als junger Mann mit Bildungslücken<br />

hätte ich dann aber noch e<strong>in</strong>e<br />

Frage: Der russische Kollege, Väterchen<br />

Frost, hat ja die hübsche Snegurotschka<br />

als Helfer<strong>in</strong>! Wieso hat<br />

der Weihnachtsmann ke<strong>in</strong>e nette<br />

Begleiter<strong>in</strong> Ist das nicht langweilig,<br />

so alle<strong>in</strong>e „Hohoho!” durch den<br />

Wald zu düsen<br />

Nun gut, <strong>in</strong> Süddeutschland unterstützt<br />

mich das Christk<strong>in</strong>d – Mädchen,<br />

die Geschenke verteilen und zugleich<br />

an den eigentlichen Anlass des Weihnachtsfestes<br />

er<strong>in</strong>nern: Christi Geburt!<br />

Aber ehrlich, auf me<strong>in</strong>e alten Tage brau<br />

che ich ke<strong>in</strong>e junge Begleiter<strong>in</strong> mehr –<br />

das wäre mir viel zu anstrengend!<br />

S<strong>in</strong>d sie so viel älter als ihr russischer<br />

Kollege, wenn man fragen<br />

darf!<br />

Diese Jugend weiß auch gar nichts!<br />

Der Weihnachtsmann war schon im 19.<br />

Jahrhundert bekannt, während das<br />

Väterchen Frost 100 Lenze weniger auf<br />

dem Buckel hat! Se<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz begann<br />

erst <strong>in</strong> der Sowjetunion.<br />

Man lernt nie aus! Danke für die<br />

vielen Informationen und gute Rückreise<br />

nach Deutschland!<br />

Hohoho!<br />

Interview: Norbert Schott<br />

Weihnachtsmann – und nicht Santa Claus!<br />

In Russland eher unbekannt, aus<br />

der deutschen Weihnachtszeit jedoch<br />

gar nicht mehr wegzudenken: der<br />

Christstollen. E<strong>in</strong> Gebäck, das auf e<strong>in</strong>e<br />

sehr lange Tradition zurückblicken<br />

kann:<br />

Die erste urkundliche Erwähnung<br />

erfolgte im Jahr 1329 <strong>in</strong> Naumburg<br />

(Sachsen), als Weihnachtsgabe für<br />

den Bischof He<strong>in</strong>rich. Der bekannteste<br />

Stollen kommt jedoch aus Dresden<br />

(Sachsen): Bereits 1474 wird der<br />

Dresdner Christstollen erstmals auf der<br />

Rechnung e<strong>in</strong>es Hospitals erwähnt.<br />

Das mittelalterliche Fastengebäck<br />

bestand zu der Zeit lediglich aus Mehl,<br />

Dresdner Christstollen Bundesarchiv 183-1989-1205-001<br />

Hefe und Wasser. Die katholischen<br />

Dogmen erlaubten weder Butter noch<br />

Milch. Kurfürst Ernst von Sachsen und<br />

se<strong>in</strong> Bruder Albrecht baten deshalb<br />

Papst Innozenz VIII, das Butter-Verbot<br />

aufzuheben. Der Heilige Vater ließ sich<br />

erweichen und schickte im Jahr 1491<br />

e<strong>in</strong> als „ Butterbrief“<br />

bekanntes<br />

Schreiben, das gehaltvollere Zutaten<br />

erlaubte.<br />

Um 1500 wurden <strong>in</strong> Dresden<br />

„ Christbrote uff Weihnachten“<br />

auf dem<br />

Striezelmarkt, dem ältesten deutschen<br />

Weihnachtsmarkt, verkauft.<br />

Ab 1560 übergaben die Stollenbäcker<br />

ihrem Landesherrn zum heiligen<br />

Fest e<strong>in</strong> oder zwei Stollen von 1,5<br />

Meter Länge und 18 Kilogramm Gewicht.<br />

Acht Meister und acht Gesellen<br />

trugen ihn zum Schloss.<br />

1730 ließ August der Starke von der<br />

Bäckerzunft Dresdens e<strong>in</strong>en Riesenstollen<br />

von 1,8 Tonnen zubereiten.<br />

Mehr als 60 „Beckenknechte“ hatten<br />

ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigens dafür errichteten<br />

Backofen sechs Stunden lang gebacken.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Riesenstollen der Neuzeit<br />

schafften die Dresdner Bäcker und<br />

Konditoren im Jahr 2000 den E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong><br />

das Gu<strong>in</strong>ess-Buch der Rekorde: 4200<br />

Kilogramm wog der gigantische Weihnachtsstollen.


Seite 18 NACHLESE<br />

NovoKult 21<br />

Nirgendwo <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

Studium <strong>in</strong> Nowosibirsk und <strong>in</strong> Ilmenau – e<strong>in</strong> Vergleich<br />

Als ich noch <strong>in</strong> der Planungsphase<br />

me<strong>in</strong>er Reise nach Deutschland war,<br />

teilte ich e<strong>in</strong>er deutschen Bekannten<br />

mit, dass ich me<strong>in</strong>en Master <strong>in</strong> Ilmenau<br />

machen werde. „Ilmenau Wo ist das<br />

denn,“ fragte sie und fügte nach<br />

me<strong>in</strong>er Erklärung h<strong>in</strong>zu: „Für mich ist<br />

das e<strong>in</strong> Synonym von ‚Nirgendwo‘“.<br />

Verzweifelt packte ich dennoch me<strong>in</strong>e<br />

Sachen. Jetzt, nach zwei Monaten<br />

genau <strong>in</strong> der Mitte Deutschlands, weiß<br />

ich Bescheid: Ilmenau ist ke<strong>in</strong> Synonym<br />

von „Nirgendwo“.<br />

Ilmenau ist e<strong>in</strong>e sehr kle<strong>in</strong>e Stadt,<br />

die nicht e<strong>in</strong>mal 30.000 E<strong>in</strong>wohner<br />

zählt. Als ich ankam hatte ich wirklich<br />

Der „Ziegenbrunnen“ <strong>in</strong> der L<strong>in</strong>denstraße von<br />

Ilmenau<br />

den E<strong>in</strong>druck, ich sei im Nirgendwo. Mit<br />

dem Studium g<strong>in</strong>g es noch nicht los und<br />

es war sehr langweilig. Obwohl ich<br />

ständig mit dem bürokratischen Kram<br />

beschäftigt war, bekam ich schnell<br />

Heimweh und sogar Depressionen.<br />

Wenn man aus so e<strong>in</strong>er Riesenstadt<br />

wie Nowosibirsk kommt, wird man<br />

natürlich <strong>in</strong> der ersten Zeit hier ziemlich<br />

deprimiert. Danach weiß man aber, die<br />

Vorteile <strong>in</strong> Ilmenau zu schätzen.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Stadt mit e<strong>in</strong>er<br />

ziemlich großen Universität ...<br />

… ist me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach genau<br />

der richtige Platz fürs Studium. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus ist sie auch für verschiedene<br />

sportliche Aktivitäten und soziales<br />

Engagement gut geeignet. Ja, hier gibt<br />

es nur e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>o und e<strong>in</strong> paar Clubs, hier<br />

werden ke<strong>in</strong>e großen Messen oder<br />

Ausstellungen organisiert und das<br />

Kulturangebot ist <strong>in</strong>sgesamt sehr<br />

beschränkt. Doch wenn man die<br />

richtige E<strong>in</strong>stellung hat, bleibt für<br />

Langeweile kaum Zeit.<br />

In Ilmenau habe ich mit solchen Sachen<br />

angefangen, die ich schon länger<br />

machen wollte, für die ich zu Hause<br />

aber nie Zeit hatte. Jetzt mache ich<br />

Pilates, klettere <strong>in</strong> der Sporthalle, tanze<br />

Salsa und lerne Ch<strong>in</strong>esisch … und das<br />

alles schon mal zusätzlich zu me<strong>in</strong>em<br />

Studium. In Novo wäre so was für mich<br />

kaum vorstellbar gewesen. Nicht nur<br />

weil das Angebot hier sehr günstig ist –<br />

gebührenfreie Sprachkurse und zehn<br />

bis 20 Euro pro Semester für Sportkurse<br />

–, sondern auch weil ich jetzt wirklich<br />

Zeit dafür habe. Man braucht ja nur drei<br />

bis fünf M<strong>in</strong>uten vom Wohnheim zu den<br />

meisten Universitätsgebäuden auf<br />

dem Campus und etwa zehn bis 15<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> die Stadt. Alles ist zu Fuß<br />

erreichbar. Und wenn nicht, kann man<br />

den Zug nehmen, der nur e<strong>in</strong>e Stunde<br />

bis <strong>in</strong> die „Großstadt“ Erfurt braucht.<br />

Zu Hause habe ich manchmal e<strong>in</strong>e<br />

Stunde zu me<strong>in</strong>er Hochschule gebraucht<br />

... . Also man merkt schon die<br />

Vorteile. Und jetzt weiß ich Bescheid:<br />

Ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong> Großstadttier.<br />

„In Ilmenau ist der Himmel blau,<br />

da tanzt der Ziegenbock<br />

mit se<strong>in</strong>er Frau ...“<br />

Ja, der Ste<strong>in</strong>bock tanzt mit se<strong>in</strong>er<br />

Frau wirklich im Zentrum der Stadt.<br />

Doch den blauen Himmel sieht man<br />

höchstens e<strong>in</strong>mal pro Woche. Ansons-<br />

E<strong>in</strong>en ersten H<strong>in</strong>weis auf die vielen Studenten <strong>in</strong><br />

Ilmenau f<strong>in</strong>det man schon am Ortse<strong>in</strong>gang, wo<br />

e<strong>in</strong>en die „ Universitätsstadt Ilmenau“<br />

begrüßt<br />

ten ist der Himmel hier immer grau, es<br />

regnet viel und ist sehr w<strong>in</strong>dig. Aber<br />

man verspricht aber viel Schnee im<br />

W<strong>in</strong>ter und schönes sonniges Wetter<br />

im Sommer.<br />

Julia, me<strong>in</strong>e Kommiliton<strong>in</strong>, die auch<br />

aus Nowosibirsk kommt, hat vor kurzem<br />

gesagt: „Jetzt verstehe ich, dass<br />

ich e<strong>in</strong>e Sonnenbatterie b<strong>in</strong>, da ich<br />

ohne Sonne gar nichts machen kann.<br />

Ich dachte, ich komme doch aus Sibirien!“<br />

So geht es mir auch. Bei solchem<br />

Wetter wie hier, fühlt man sich oft deprimiert,<br />

nicht ausgeschlafen und müde.<br />

Nur viele verschiedene Aktivitäten und<br />

die Versuche Zeitmanagement e<strong>in</strong>zusetzen<br />

halten dich am Leben.<br />

Unter ausländischen Studenten<br />

s<strong>in</strong>d an erster Stelle die Ch<strong>in</strong>esen<br />

und dann kommen Russen ...<br />

... hat man mir bereits am ersten Tag<br />

<strong>in</strong> Ilmenau gesagt. Das merkt man<br />

doch auch sofort! Manchmal sche<strong>in</strong>t es<br />

mir sogar, ich sei <strong>in</strong> Russland.<br />

Besonders wenn ich am Wochenende<br />

manchmal durch die Stadt spaziere.<br />

Man hört die russische Sprache jeden<br />

Tag und überall: auf der Straße, im<br />

„Kaufland“, <strong>in</strong> der Universität. Deswegen<br />

muss man manchmal richtig aufpassen,<br />

da andere das Gespräch auch<br />

verstehen könnten.<br />

Das hat auch den Nachteil, dass<br />

man nicht so viele Leute aus Deutschland<br />

und anderen Ländern kennenlernt,<br />

da man oft unter Kommilitonen<br />

gleicher Nationalität bleibt. Dabei hat<br />

man genug Möglichkeiten, andere<br />

Menschen und Kulturen kennenzulernen.<br />

Die Gruppen, vor allem <strong>in</strong> den<br />

Master-Studiengängen, s<strong>in</strong>d sehr <strong>in</strong>ter-


NovoKult 21 NACHLESE<br />

Seite 19<br />

national. Wenn man Lust an verschiedensten<br />

Kontakte hat, ist es ke<strong>in</strong><br />

Problem sie zu knüpfen. Außerdem<br />

werden verschiedene Veranstaltungen<br />

für ausländische Studierende organisiert,<br />

die weitere Möglichkeiten für<br />

Kommunikation geben.<br />

De<strong>in</strong> Deutsch ist<br />

doch perfekt ...<br />

... höre ich hier oft. Ich bedanke<br />

mich natürlich, weiß aber selbst, dass<br />

me<strong>in</strong> Deutsch viel besser se<strong>in</strong> könnte.<br />

Aber ohne „C2“ kann man hier auch<br />

ganz gut zurechtkommen. Viele Studiengänge<br />

werden sogar auf Englisch<br />

angeboten. Me<strong>in</strong>er ist da ke<strong>in</strong>e Ausnahme.<br />

Alle Pflichtfächer werden auf<br />

English unterrichtet, man kann aber<br />

auch etwas auf Deutsch wählen. Zuerst<br />

habe ich gedacht, es wird schwer<br />

werden <strong>in</strong> Deutschland auf Englisch zu<br />

studieren, da me<strong>in</strong> Kopf voll mit<br />

deutschen Wörtern und Konstruktionen<br />

war. Jetzt fällt es mir sogar<br />

leichter als das e<strong>in</strong>zige Fach, das ich<br />

auf Deutsch mache, da Englisch für<br />

niemanden die Muttersprache ist.<br />

Insofern versteht man die Professoren<br />

und Kommilitonen oft sogar besser.<br />

Obwohl ich im Alltag mit den Leuten,<br />

die Deutsch können, natürlich auch<br />

Deutsch spreche.<br />

Alle<strong>in</strong> wohnen bedeutet<br />

Erfahrungen sammeln<br />

Obwohl ich me<strong>in</strong>en Verlobten,<br />

Familie, Freunde und Umgebung aus<br />

Novo sehr vermisse, gefällt es mir hier<br />

alle<strong>in</strong>e zu se<strong>in</strong>. Dadurch sammelt man<br />

unglaublich viele Erfahrungen. Man<br />

wird mit solchen Problemen konfrontiert,<br />

an die man zu Hause nie gedacht<br />

hätte. Man lernt auch ganz viel im Alltag.<br />

Sogar ganz e<strong>in</strong>fache Sachen wie<br />

Kochen, Waschen, Putzen und E<strong>in</strong>kaufen<br />

betrachtet man hier ganz anders als<br />

zu Hause. Das wird bestimmt auch im<br />

weiteren Leben gut helfen.<br />

Mir fehlen hier auch manchmal<br />

e<strong>in</strong>ige Kle<strong>in</strong>igkeiten, wie zum Beispiel<br />

manche Lebensmittel oder Drogerieartikel.<br />

Hier fehlt auch me<strong>in</strong>e Kleidungsgröße<br />

und ich soll meistens <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>derabteilungen e<strong>in</strong>kaufen.<br />

Wichtig ist es, dass man hier vieles<br />

ganz anders als vorher versteht, dass<br />

man viele Erfahrungen sammelt und<br />

e<strong>in</strong>e Menge neuer Kontakte knüpft. Es<br />

lohnt sich also sogar e<strong>in</strong>en Verlobten<br />

zu Hause zu lassen um nach Deutschland<br />

zu kommen und e<strong>in</strong> anderes Leben<br />

hier zu entdecken. Sogar, wenn es<br />

um e<strong>in</strong> „Nirgendwo <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen“ geht.<br />

Tatiana Muzyuk<strong>in</strong>a<br />

Praktikum <strong>in</strong> Deutschland<br />

E<strong>in</strong> Monat im Jugendverband „<strong>Deutsche</strong> Jugend <strong>in</strong> Europa“<br />

Wie arbeiten Jugendorganisationen<br />

<strong>in</strong> Deutschland Welche grundlegenden<br />

Ziele haben sie Welche Rolle<br />

spielen sie Mich, als Mitglied der<br />

<strong>Novosibirsk</strong>er Jugendorganisation<br />

„Sibirischer Bär“ <strong>in</strong>teressierten diese<br />

Fragen. Im Herbst dieses Jahres absolvierte<br />

ich e<strong>in</strong> Praktikum beim Bundesverband<br />

der „<strong>Deutsche</strong>n Jugend <strong>in</strong> Europa“<br />

(DJO) <strong>in</strong> Deutschland und erhielt<br />

dadurch Antworten nicht nur auf diese<br />

Fragen.<br />

Die DJO hat mehrere Vertretungen<br />

<strong>in</strong> den deutschen Bundesländern. Ich<br />

hatte im russisch-deutschen Programm<br />

„Praktika junger Fachkräfte im<br />

Bereich der Jugendarbeit“ e<strong>in</strong> Praktikum<br />

<strong>in</strong> Halle gewonnen. Die „DJO<br />

Sachsen-Anhalt e.V.“ ist e<strong>in</strong>e Organisation,<br />

die Austauschprogramme zwischen<br />

Deutschland und den Ländern<br />

Osteuropas durchführt. Me<strong>in</strong>e Arbeit<br />

war nicht schwierig. Im September gab<br />

es <strong>in</strong> der Organisation ke<strong>in</strong>e Projekte;<br />

deswegen arbeitete ich im Büro, wo ich<br />

mich zum Beispiel mit der Jahresabrechnung<br />

beschäftigte oder an Fotografien,<br />

Präsentationen und Flyern<br />

arbeitete. Ich bemerkte sofort, dass<br />

sich deutsche Jugendorganisationen<br />

von russischen unterscheiden. Zunächst<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Struktur. In<br />

Deutschland werden die Jugendorganisationen<br />

vom Staat unterstützt, <strong>in</strong><br />

Russland dagegen gibt es viele selbstständige<br />

Organisationen, die nur über<br />

Zuschüsse und Sponsoren Geld für<br />

ihre Projekte bekommen. Außerdem<br />

unterscheidet sich das Alter der Orga-<br />

E<strong>in</strong>drücke während des Praktikums <strong>in</strong> Deutschland<br />

nisationsmitglieder. In Russland s<strong>in</strong>d<br />

die Leute, die <strong>in</strong> diesen Organisationen<br />

arbeiten, meist nicht älter als 30. Organisation,<br />

Ordnung und Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />

– die E<strong>in</strong>stellung zur<br />

Arbeit <strong>in</strong>sgesamt – ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

ziemlich ernst.<br />

Neben der Arbeit im Büro gab es<br />

<strong>in</strong>teressante Veranstaltungen: e<strong>in</strong><br />

Treffen der Jugendorganisationen von<br />

Sachsen-Anhalt, e<strong>in</strong>e Demonstration<br />

für die Rechte von K<strong>in</strong>dern und Müttern<br />

<strong>in</strong> Magdeburg und e<strong>in</strong>en Tag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

deutschen Schule.<br />

Im Rahmen der Kampagne „Klima-<br />

Piraten“ nahm ich an e<strong>in</strong>em Meet<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

Schwer<strong>in</strong> teil. Im Urlaubsort Lubm<strong>in</strong> soll<br />

e<strong>in</strong> Kohlekraftwerk gebaut werden.<br />

Das Meet<strong>in</strong>g dauerte den ganzen Tag.<br />

Die Veranstaltung begann mit e<strong>in</strong>er<br />

Theatervorstellung, deren Thema die<br />

mangelnde Aufmerksamkeit der Kanzler<strong>in</strong><br />

und der Regierung für das Problem<br />

der Umweltverschmutzung war.<br />

Außerdem wandten sich die Teilnehmer<br />

direkt an die Regierungsorgane.<br />

Es gab e<strong>in</strong> Treffen mit e<strong>in</strong>em Vertreter<br />

der Landesverwaltung von Mecklen<br />

burg-Vorpommern, zu dem e<strong>in</strong>e Menge<br />

Journalisten angereist waren; allerd<strong>in</strong>gs<br />

weigerte er sich, die Teilnehmer<br />

des Meet<strong>in</strong>gs zu unterstützen.<br />

Natürlich gab es auch freie Zeit für<br />

Reisen, zum Deutschlernen und zum<br />

Kennenlernen des Landes. Me<strong>in</strong> Praktikum<br />

dauerte nur e<strong>in</strong>en Monat, der<br />

allerd<strong>in</strong>gs überaus ereignisreich und<br />

unvergesslich war.<br />

Yulia Ogorodnikova


Seite 20 NACHLESE<br />

NovoKult 21<br />

Lernen, wie Politik gemacht wird<br />

Nowosibirsker Jugendliche beim „Transnationalen Jugendparlament“ <strong>in</strong> Landshut (Bayern)<br />

Im September dieses Jahres ist<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe von sechs StudentInnen<br />

unter der Leitung von W. Telm<strong>in</strong>ow geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Leiter<strong>in</strong> des Zentrums<br />

der deutschen Sprache an der NSU<br />

nach Landshut (Bayern) gefahren, um<br />

sich politisch zu betätigen: Sie haben<br />

an dem Projekt „Transnationales<br />

Jugendparlament“ der EU teilgenommen.<br />

Mit dabei waren auch Jugendliche<br />

aus Deutschland und fünf anderen<br />

europäischen Ländern, welche alle <strong>in</strong><br />

deutschen Familien untergebracht<br />

waren. Die Teilnehmer des Projekts<br />

berichten über ihre E<strong>in</strong>drücke:<br />

E. Mostowowa: Wir wurden<br />

zunächst durch Lehrer des Landshuter<br />

Hans-Le<strong>in</strong>berger-Gymnasium und der<br />

Organisation „Jugend debattiert“ auf<br />

das Debattieren im „Transnationales<br />

Jugendparlament“ vorbereitet. Unser<br />

Thema war die Frage, ob Videoüberwachung<br />

an öffentlichen Plätzen notwendig<br />

ist. Wir erarbeiteten e<strong>in</strong>e Eröffnungsrede,<br />

stellten Pro- und Kontra-<br />

Argumente auf, debattierten und<br />

rundeten die (Probe-) Debatte mit e<strong>in</strong>er<br />

Schlussrede ab.<br />

Am 8. Oktober war es dann tatsächlich<br />

so weit, es trafen sich alle Teilnehmer,<br />

Tra<strong>in</strong>er und Gäste im Neuen<br />

Plenarsaal des Rathauses von Landshut.<br />

Die Debatte der Jugendlichen ergab<br />

e<strong>in</strong>e knappe Entscheidung für die<br />

Notwendigkeit von Videoüberwachungssystemen<br />

auf öffentlichen Plätzen.<br />

Danach stellte jedes Teilnehmerland<br />

e<strong>in</strong>en Antrag zu e<strong>in</strong>em landestypischen<br />

Problem vor, der von allen<br />

besprochen und abgestimmt wurde.<br />

Während der Vorbereitung mit<br />

„Jugend debattiert“ verständigten wir<br />

uns entweder auf Deutsch oder Englisch,<br />

die eigentliche Parlamentsdebatte<br />

wurde jedoch auf Englisch geführt.<br />

Die Debatten dienten aber nicht nur zur<br />

Verbesserung der Sprache. Wir lernten<br />

auch wie man Reden hält, debattiert,<br />

überzeugende Argumente f<strong>in</strong>det und<br />

wie schwierig es ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Parlament<br />

richtige Entscheidungen zu<br />

treffen. Insgesamt war es zweifellos<br />

e<strong>in</strong>e sehr nützliche Erfahrung, die uns<br />

allen bestimmt <strong>in</strong> unserem Leben<br />

helfen wird. Wir, als Mitglieder der<br />

Nowosibirsker Fraktion, möchten allen<br />

Tra<strong>in</strong>ern von „Jugend debattiert“ und<br />

Herrn Claus Sixt dafür sehr herzlich<br />

danken.<br />

A. Karl<strong>in</strong>er: Während des Jugendparlaments<br />

hatten wir auch die Mög-<br />

lichkeit, <strong>in</strong> Medien- und Presse-Teams<br />

zu arbeiten. Insgesamt war von jeder<br />

Delegation e<strong>in</strong> Vertreter im Medien-<br />

Team und e<strong>in</strong> oder zwei im Presse-<br />

Team. Ziel unserer Arbeit war es, e<strong>in</strong>en<br />

Film über das Leben und die Arbeit unseres<br />

Parlaments zu drehen. Geholfen<br />

haben uns dabei Profis aus dem<br />

Regional Fernsehen Landshut (RFL).<br />

Zuerst lernten wir, wie man mit den<br />

professionellen Kameras umgeht.<br />

Danach konnten wir uns selbst ausprobieren<br />

beim Filmen verschiedener<br />

Veranstaltungen im Rahmen des<br />

Parlaments.<br />

Wir haben den Film dann auch<br />

selbst im Studio geschnitten und<br />

schließlich zur Abschlussparty vorgeführt.<br />

Zuerst war es nicht geplant,<br />

den Film öffentlich zu zeigen, aber<br />

nachdem ihn der Produzent des RFL<br />

gesehen hatte, wurde beschlossen, ihn<br />

auch im Fernsehen zu zeigen.<br />

Die Arbeit im Medien-Team gehörte<br />

für mich zweifellos zu den bemerkenswertesten<br />

Teilen des Parlaments.<br />

D. Sljussarenko: Das Projekt<br />

„Transnationales Jugendparlament“<br />

ermöglichte es uns Teilnehmern auch<br />

„echte“ Politiker zu treffen, denen wir<br />

Fragen stellten, die besonders für uns<br />

Jugendliche <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d.<br />

Dieses Projekt beschränkte sich<br />

aber nicht nur auf den Bereich der<br />

Politik. Wir konnten bei Spaziergängen<br />

durch die Straßen Landshuts <strong>in</strong> die Zeit<br />

des Mittelalters e<strong>in</strong>tauchen und bei<br />

e<strong>in</strong>em Besuch der Werksanlagen von<br />

BMW wieder <strong>in</strong> der Gegenwart<br />

ankommen.<br />

Die Fahrt <strong>in</strong> das BMW-Werk <strong>in</strong><br />

D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g war e<strong>in</strong> weiterer Höhepunkt<br />

unseres Aufenthalts. Die Exkursion war<br />

e<strong>in</strong>e echte Abenteuerreise, da die<br />

Fabrik an sich schon e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Stadt<br />

mit eigenen Straßen, Häusern und<br />

Werkanlagen ist. Die Wege von e<strong>in</strong>er<br />

Fabrikanlage zur anderen und das<br />

Beobachten der Arbeit von Robotern<br />

und Arbeitern gleichermaßen wurde<br />

von e<strong>in</strong>em packendem Bericht über die<br />

Geschichte der Fabrik und ihr schwieriges<br />

Dase<strong>in</strong> während der derzeitigen<br />

Wirtschaftskrise begleitet.<br />

Nicht weniger Interesse weckten die<br />

Besprechungen mit den Vertretern der<br />

im Landshuter Stadtrat vertretenen<br />

Parteien. Das s<strong>in</strong>d relativ viele: CDU/<br />

CSU, SPD, die Grünen und die Bürgerpartei<br />

Landshut. Die Teilnehmer wurden<br />

<strong>in</strong> Gruppen e<strong>in</strong>geteilt und trafen<br />

sich mit e<strong>in</strong>em Vertreter je e<strong>in</strong>er Partei;<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe traf sich außerdem mit<br />

e<strong>in</strong>em freien Abgeordneten. Der<br />

Höhepunkt der Veranstaltung war das<br />

Treffen mit Manfred Weber, dem<br />

niederbayrischen Abgeordneten im<br />

Europarlament. Nach e<strong>in</strong>er kurzen<br />

E<strong>in</strong>leitungsrede gab es die Möglichkeit,<br />

ihm Fragen zu stellen. Die zukünftigen<br />

Politiker überfluteten ihn darauf mit<br />

Fragen zu zum Teil politisch brisanten<br />

Themen, wie über das Krisenmanagement<br />

der Europäischen Wirtschaft oder<br />

über den EU-Beitritt der Türkei.<br />

Debatte im Landshuter Stadtrat im Rahmen des Projekts „Transnationalen Jugendparlament“


NovoKult 21 NACHLESE<br />

Seite 21<br />

Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Plastik<br />

Interview mit e<strong>in</strong>er Band, bei der jedes Lied e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schnappschuss ist<br />

Auf E<strong>in</strong>ladung des Goethe-Institutes<br />

besuchte die Berl<strong>in</strong>er Band „Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />

Plastik“ Nowosibirsk im Rahmen<br />

der Interwoche Anfang Mai. Die Band<br />

macht Popmusik mit deutschen Texten,<br />

die zum Tanzen e<strong>in</strong>lädt. „Jedes Lied ist<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schnappschuss von unserer<br />

Welt“, sagen die Bandmitglieder<br />

Carla Stock (Gesang), Marv<strong>in</strong> Triebel<br />

(Gitarre), Matthias Kreuschner (Bass)<br />

und Moritz Ziegler (Schlagzeug).<br />

Warum habt ihr den ungewöhnlichen<br />

Namen „Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Plastik“<br />

Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Plastik ist e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong><br />

sehr schöner Name. Wir haben e<strong>in</strong><br />

halbes Jahr überlegt, welchen Namen<br />

wir nehmen. Wir hatten unendlich viele<br />

Ideen, aber er war der Beste.<br />

Aber eure Band hat doch nur e<strong>in</strong>e<br />

Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong><br />

Ne<strong>in</strong>, wir s<strong>in</strong>d alle Plastikpr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>nen.<br />

Und warum aus Plastik<br />

Wir s<strong>in</strong>d nicht wirklich Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>nen<br />

und auch nicht aus Plastik. Genau<br />

darum geht es. E<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> stellt<br />

man sich ganz anders vor als. E<strong>in</strong>e<br />

Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> ist jemand mit glitzernden<br />

Schmuck, schönen Kleidern, Rosen<br />

und e<strong>in</strong> Königreich. Das s<strong>in</strong>d wir nicht.<br />

Deswegen s<strong>in</strong>d wir „Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Plastik“.<br />

Was hat euch besonders gefallen<br />

an Sibirien<br />

Uns hat gefallen, dass es <strong>in</strong> <strong>Novosibirsk</strong><br />

und Umgebung so schön grün ist.<br />

Der Club „RockCity“ hat uns gut gefallen.<br />

Nicht zuletzt die schöne Landschaft,<br />

das viele Essen und die<br />

freundlichen Menschen.<br />

Ist das sibirische Publikum anders<br />

als das deutsche<br />

Ja, es ist sehr euphorisch. Das ist<br />

Fotos: Mitglieder der Band „Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Plastik“<br />

uns aufgefallen. Es ist nicht so zurückhaltend,<br />

wie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Da stehen alle<br />

herum und wollen nicht tanzen. In Berl<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d alle zu cool, um Spaß zu haben.<br />

Wer schreibt bei euch die Texte<br />

und komponiert die Musik<br />

Wir machen alles zusammen, jeden<br />

Text und die Musik auch.<br />

Wie sieht das aus<br />

Das ist ganz unterschiedlich.<br />

Manchmal ist es so, dass e<strong>in</strong>er von uns<br />

e<strong>in</strong>e Idee hat, und wir dann an der Idee<br />

arbeiten und viel improvisieren, bis es<br />

uns gefällt. Manchmal br<strong>in</strong>gt jemand<br />

etwas mit, was schon fertig ist, dann<br />

ändern wir das, bis es uns gefällt.<br />

Manchmal improvisieren wir e<strong>in</strong>fach so<br />

lange, bis e<strong>in</strong> Lied entsteht, das uns<br />

gefällt. Es ist immer ganz unterschiedlich,<br />

und es dauert immer sehr lange.<br />

Warum s<strong>in</strong>gt ihr auf Deutsch<br />

Das ist sehr e<strong>in</strong>fach zu beantworten.<br />

Der Grund ist es, dass wir aus<br />

Deutschland kommen. Deutsch ist unsere<br />

Muttersprache und alles, was wir<br />

sagen wollen, können wir am besten <strong>in</strong><br />

dieser Sprache ausdrücken. Deutsch<br />

ist die Sprache, die wir sprechen, <strong>in</strong> der<br />

wir denken und <strong>in</strong> der wir handeln.<br />

Wenn wir unsere Lieder schreiben,<br />

dann sagen wir es mit den Worten, die<br />

wir am besten beherrschen.<br />

Auf dem Konzert hattet ihr tolle,<br />

selbst genähte Klamotten an. Wer<br />

hat diese gemacht Und Warum<br />

[Carla:] Ich, weil ich es schon immer<br />

gemacht haben. Ich habe schon immer<br />

gerne genäht und Klamotten selbst<br />

entworfen. Also, warum nicht auch für<br />

die Band Gekaufte Sachen s<strong>in</strong>d doch<br />

langweilig. Sie hat jeder im Schrank.<br />

Wir wollten etwas Besonderes für die<br />

Bühne haben.<br />

Songtext: „Fahrrad“<br />

aus dem Album „In dieser Stadt“<br />

Wer ist bloß dieses Mädchen<br />

Wo kommt sie her<br />

„Sie ist aus Zucker“, sagst du<br />

und wirft mit Pfeilen nach dir.<br />

Seit du sie kennst, kannst du nicht<br />

schlafen, du kannst nicht schlafen!<br />

Du klaust dir e<strong>in</strong> Fahrrad,<br />

fährst durch die Stadt<br />

mit all ihren Pfeilen,<br />

die du für sie gesammelt hast.<br />

Der Pfeil traf dich schwer,<br />

kannst kaum noch gehen.<br />

Sie hält den Bogen <strong>in</strong> der Hand,<br />

ist ihr egal, dass du nicht schläfst.<br />

Seit du sie kennst, kannst du nicht<br />

atmen, du kannst nicht atmen.<br />

Du klaust dir e<strong>in</strong> Fahrrad,<br />

fährst durch die Stadt,<br />

mit all ihren Pfeilen,<br />

die du für sie gesammelt hast.<br />

Was hat sie gemacht<br />

Was hat sie gemacht<br />

Was hat sie mit dir gemacht<br />

Was hat sie mit dir getan<br />

Du klaust dir e<strong>in</strong> Fahrrad,<br />

fährst durch die Stadt,<br />

mit all ihren Pfeilen,<br />

die du für sie gesammelt hast.<br />

Seit du sie kennst,<br />

kannst du nicht schlafen!<br />

Seit du sie kennst,<br />

kannst du nicht schlafen!<br />

Du kannst nicht!!<br />

Du klaust dir e<strong>in</strong> Fahrrad,<br />

fährst durch die Stadt,<br />

mit all ihren Pfeilen,<br />

die du für sie gesammelt hast.<br />

Dieses und zwei weitere Lieder könnt<br />

Ihr Euch kostenlos im Internet anhören<br />

unter www.pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>plastik.de.<br />

Interview: Ir<strong>in</strong>a Posrednikova


Seite 22 NACHLESE<br />

NovoKult 21<br />

E<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> schlägt zu<br />

Filmregisseur<strong>in</strong> Birgit Grosskopf im Interview mit NovoKult<br />

Zum Film: Kommt man ihnen<br />

blöde, kriegt man was auf die<br />

Fresse. Und heute ist e<strong>in</strong><br />

schlechter Tag: Morgen muss<br />

Yvonne <strong>in</strong> den Knast …<br />

Während noch überall die<br />

Weihnachtsdekoration hängt,<br />

knallen schon die ersten<br />

Silvesterkracher. An den Tagen<br />

zwischen den Jahren – <strong>in</strong>mitten<br />

Automatenhotels, Möbelhäusern<br />

und Wohnsilos – hängt<br />

die achtzehnjährige Spätaussiedler<strong>in</strong><br />

Kathar<strong>in</strong>a mit Yvonne<br />

und den anderen aus der Clique<br />

lieber draußen <strong>in</strong> der Kälte ab als<br />

<strong>in</strong> irgend so e<strong>in</strong>er beengten<br />

Wohnung. Unruhig streifen die<br />

Mädchen durch ihr Revier. Die<br />

Freund<strong>in</strong>nen warten. Auf was, ist<br />

ihnen nicht ganz klar. Jedenfalls<br />

nicht auf Silvester.<br />

Guten Tag Frau Grosskopf. Wir<br />

möchten beg<strong>in</strong>nen mit den Fragen,<br />

die alle Gäste <strong>in</strong> Sibirien gestellt<br />

bekommen: S<strong>in</strong>d sie zum ersten Mal<br />

hier Und was halten sie vom russischen<br />

W<strong>in</strong>ter<br />

Ja, ich b<strong>in</strong> zum ersten Mal hier und<br />

zum ersten Mal <strong>in</strong> Russland überhaupt.<br />

Der W<strong>in</strong>ter er<strong>in</strong>nert mich bisher an den<br />

W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, aber ich habe gehört,<br />

dass das hier erst der Anfang se<strong>in</strong> soll.<br />

Was mir sofort aufgefallen ist, ist, dass<br />

hier die Treppenhäuser <strong>in</strong> den Mehrfamilienhäusern<br />

beheizt s<strong>in</strong>d. Das<br />

kenne ich aus Deutschland nicht.<br />

Sie haben sich gestern bei der<br />

Vorführung Ihres Filmes „Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>“<br />

<strong>in</strong> Akademgorodok den Film<br />

nicht angeschaut. Woran liegt das<br />

Ich habe den Film natürlich schon<br />

sehr oft gesehen und möchte mich nun<br />

vor allem auf me<strong>in</strong> neues Projekt<br />

konzentrieren. Mir ist wichtig, dass es<br />

nach vorne geht. Der Film soll für sich<br />

sprechen und ich möchte mich weiter<br />

entwickeln und neue Sachen ausprobieren.<br />

E<strong>in</strong>e Frage zum Inhalt: Wie s<strong>in</strong>d<br />

Sie auf dieses problematische<br />

Thema, Gewalt unter Mädchen, gekommen<br />

Es war me<strong>in</strong> Abschlussfilm an der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Film- und Fernsehakademie.<br />

Ich habe mich dabei an me<strong>in</strong>en<br />

Vorbildern, wie Mart<strong>in</strong> Scorcese<br />

orientiert. Andererseits hat es mich<br />

auch immer geärgert, dass es so wenig<br />

<strong>in</strong>teressante Frauenrollen gibt. Zudem<br />

sche<strong>in</strong>t es nur auf der B-Movie-Ebene<br />

möglich zu se<strong>in</strong>, Frauencharaktere zu<br />

kreieren, die die Handlung maßgeblich<br />

bee<strong>in</strong>flussen können. Ich hatte immer<br />

den E<strong>in</strong>druck, im realistischen Drama<br />

sche<strong>in</strong>t das nicht möglich zu se<strong>in</strong>. Als<br />

ich das Thema für me<strong>in</strong>en Film gesucht<br />

habe, stieß ich <strong>in</strong> den Zeitungen häufig<br />

auf Berichte über gewaltbereite<br />

Mädchen, die sich zu Gangs zusammenschließen.<br />

Und dann dachte ich,<br />

dieses Thema ließe sich gut mit me<strong>in</strong>er<br />

Suche nach e<strong>in</strong>em dom<strong>in</strong>ierenden<br />

Frauencharakter komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Schließlich b<strong>in</strong> ich mit me<strong>in</strong>er Koautor<strong>in</strong><br />

losgezogen, um solche Mädels zu<br />

kontaktieren. Wir haben viel mit Streetworker<strong>in</strong>nen<br />

geredet, die uns die Kontakte<br />

vermittelt haben, da die Mädchen<br />

von sich aus erstmal sehr misstrauisch<br />

s<strong>in</strong>d, weil sie befürchten, dass ihr<br />

Schicksal von Medien wie der<br />

Bildzeitung oder von Privatsendern ausgeschlachtet<br />

wird. Ich habe versucht,<br />

den Mädchen klarzumachen, dass<br />

dieser Film nicht e<strong>in</strong>seitig werden soll,<br />

und nach und nach haben wir den Film<br />

dann so entwickelt.<br />

Dann haben Sie also hautnahen<br />

Kontakt zu Menschen aus diesem<br />

Milieu aufgenommen<br />

Ja, das war notwendig, weil ich<br />

eben auch dieses Klischee umgehen<br />

wollte. Ich wollte abseits der Boulevardpresse<br />

die Realität f<strong>in</strong>den, den<br />

Punkt, wo das Klischee aufhört. Zum<br />

Beispiel fiel mir auf, dass diese Mädchen,<br />

egal wie gewaltbereit oder <strong>in</strong> wie<br />

verwahrlosten Verhältnissen sie aufgewachsen<br />

s<strong>in</strong>d, immer wahns<strong>in</strong>nig<br />

gut gestylt waren. Es muss nicht immer<br />

das „Kampfweib“ se<strong>in</strong>, was ja auch so<br />

e<strong>in</strong> Klischee ist.<br />

Welche Geschichte verb<strong>in</strong>det<br />

sich mit dem Filmtitel „Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>“<br />

Zunächst war mir klar, dass ich mit<br />

dem Titel e<strong>in</strong>en Kontrast zum Film<br />

setzen wollte. Bei den Recherchen<br />

habe ich mich dann mit zwei Mädchen<br />

unterhalten und ihnen die Frage<br />

gestellt, was sie später e<strong>in</strong>mal werden<br />

möchten. Darauf antwortete das e<strong>in</strong>e<br />

Mädchen, dass sie nichts mit K<strong>in</strong>dern<br />

machen wolle und auch nichts im Büro,<br />

worauf die andere sagte, dann hätte sie<br />

ja nicht mehr so viele Möglichkeiten:<br />

entweder Prostituierte oder Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>.<br />

Wo haben Sie hauptsächlich für<br />

Ihren Film recherchiert<br />

In erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, <strong>in</strong> den<br />

Außenbezirken Hohenschönhausen<br />

und Marzahn. Gedreht haben wir den<br />

Film aber <strong>in</strong> Köln, weil das Geld von der<br />

Filmstiftung Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen kam.<br />

Warum hat die Hauptfigur Kathar<strong>in</strong>a<br />

ausgerechnet e<strong>in</strong>en russlanddeutschen<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Ich wollte e<strong>in</strong>e Figur haben, die<br />

nach Heimat sucht. Der Film soll nicht<br />

nur die Geschichte der Mädchengang<br />

erzählen, sondern auch den Konflikt<br />

e<strong>in</strong>er Russlanddeutschen, die <strong>in</strong> Russland<br />

für e<strong>in</strong>e <strong>Deutsche</strong> und <strong>in</strong> Deutschland<br />

für e<strong>in</strong>e Russ<strong>in</strong> gehalten wird. Dieser<br />

Zwiespalt br<strong>in</strong>gt Kathar<strong>in</strong>a dazu,<br />

sich e<strong>in</strong>e dritte Heimat zu suchen,<br />

nämlich die Gang. Die Mädchen sche<strong>in</strong>en<br />

ja e<strong>in</strong>ander auch Halt zu geben,<br />

aber <strong>in</strong> dem Moment, wo e<strong>in</strong>e von<br />

ihnen durchdreht, bricht das ganze<br />

Konstrukt zusammen.<br />

Der gesamte Film und <strong>in</strong>sbesondere<br />

das Ende wurde von vielen<br />

Zuschauern als sehr düster und<br />

schrecklich wahrgenommen. War<br />

das Ihre Absicht<br />

Natürlich ist das Ende furchtbar<br />

durch den Tod der e<strong>in</strong>en Figur.<br />

Dennoch sehe ich es auch als Hoffnungsschimmer,<br />

als e<strong>in</strong>e Art Opfertod.<br />

Denn <strong>in</strong> dem Moment als Yvonne stirbt,<br />

ist Kathar<strong>in</strong>a befreit und kann sich e<strong>in</strong>e<br />

neue Heimat suchen.<br />

Musik wird <strong>in</strong> Ihrem Film sehr<br />

sparsam e<strong>in</strong>gesetzt und wenn, dann<br />

als Begleitmusik zu Bildern von<br />

fahrenden Zügen. Warum<br />

Auch das Stück „O virga ac diadem“<br />

von Hildegard von B<strong>in</strong>gen sollte<br />

ebenso wie der Titel kontrapunktisch<br />

se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> Cutter hat das sehr treffend<br />

formuliert: Man sieht all die Ödnis und<br />

Die Regisseur<strong>in</strong> des Films „ Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> “,<br />

Birgit<br />

Grosskopf


NovoKult 21 NACHLESE<br />

Seite 23<br />

das Graue und dann kommt die Musik<br />

wie e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>igende Welle und spült<br />

alles sauber. Die Züge stehen für das<br />

ständige auf der Suche se<strong>in</strong>. Der Ort<br />

der Handlung war für mich auch ganz<br />

wichtig, dieses Niemandsland, diese<br />

Vororte, die <strong>in</strong> Deutschland und<br />

vielleicht überall auf der Welt gleich<br />

aussehen. Die Handlung sollte nicht<br />

dezidiert <strong>in</strong> Hamburg, Köln oder Berl<strong>in</strong><br />

spielen.<br />

Wie eng s<strong>in</strong>d die Charaktere an<br />

den Recherchen orientiert<br />

Die ganze Geschichte und alle<br />

Charaktere s<strong>in</strong>d fiktiv, aber natürlich<br />

<strong>in</strong>spiriert von me<strong>in</strong>en Recherchen.<br />

Die Männer <strong>in</strong> Ihrem Film spielen<br />

entweder ke<strong>in</strong>e oder e<strong>in</strong>e sehr<br />

fragwürdige Rolle. Warum<br />

Ehrlich gesagt, ist mir das erst im<br />

Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> so richtig aufgefallen, aber<br />

natürlich habe ich mich stark am Genre<br />

des Gangfilms orientiert, <strong>in</strong> dem das<br />

jeweils andere Geschlecht ke<strong>in</strong>e<br />

bedeutende Rolle spielt.<br />

E<strong>in</strong>e abschließende Frage: Wollen<br />

Sie bei ihren nächsten Projekten<br />

thematisch ähnliche Wege gehen,<br />

oder sich ganz neuen D<strong>in</strong>gen<br />

widmen<br />

Ich möchte nicht zuviel verraten,<br />

aber ich möchte etwas über das Leben<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>in</strong> der ehemaligen<br />

deutschen Kolonie <strong>in</strong> Südwestafrika<br />

machen.<br />

Frau Grosskopf, wir bedanken<br />

uns herzlich für das Gespräch.<br />

Interview: Lena Reißig, Kathr<strong>in</strong> König<br />

Zur Person: Geboren 1972<br />

<strong>in</strong> Köln. 1990 Abitur. Danach<br />

Grundstudium Archäologie sowie<br />

Mitarbeit als Schauspieler<strong>in</strong><br />

an der Studiobühne <strong>in</strong> Köln.<br />

1993-96 Studium der angewandten<br />

Theater- und Filmwissenschaften<br />

<strong>in</strong> Read<strong>in</strong>g<br />

(England), Abschluss Bachelor<br />

of Arts (Hons). Nebenbei Inszenierungen<br />

an Prov<strong>in</strong>ztheatern.<br />

Arbeit als Deutschlehrer<strong>in</strong> für<br />

Manager <strong>in</strong> London. Ab 1996<br />

Regie-Studium an der <strong>Deutsche</strong><br />

Film- und Fernsehakademie<br />

Berl<strong>in</strong> mit Nebenfach Drehbuch.<br />

Mehrere Kurzfilme. Seit 1998 Arbeit<br />

als Lektor<strong>in</strong> und Übersetzer<strong>in</strong><br />

für diverse Filmproduktionsfirmen.<br />

„Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>“ ist ihr erster<br />

abendfüllender K<strong>in</strong>ofilm.<br />

Birgit Grosskopf über den Film:<br />

„Der Schauplatz ist e<strong>in</strong>e westdeutsche<br />

Vorstadt. Alles ganz sauber<br />

und monoton, gleichförmig. So dass<br />

man eigentlich nur weg will. Wenn man<br />

wüsste, woh<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong>e Protagonist<strong>in</strong>nen<br />

suchen sich Auswege. Sie<br />

stemmen sich verbal und mit vollem<br />

Körpere<strong>in</strong>satz gegen ihre Umgebung.<br />

Eigentlich s<strong>in</strong>d sie furchtbar romantisch.<br />

Mit fünf wusste jede noch, was<br />

mal aus ihr werden soll: e<strong>in</strong>e<br />

Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>. Aber jetzt s<strong>in</strong>d sie leider<br />

ke<strong>in</strong>e fünf mehr.“<br />

Der Neul<strong>in</strong>g<br />

Roman von Michael Ebmeyer<br />

Auszug aus dem Klappentext:<br />

„Matthias Bleuel steht neben sich. Seit<br />

se<strong>in</strong>er Scheidung lebt er wie betäubt<br />

vor sich h<strong>in</strong>. Als se<strong>in</strong> greiser und russlandsentimentaler<br />

Chef ihn bittet, nach<br />

Kemerowo <strong>in</strong> Südsibirien zu reisen, um<br />

dort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er w<strong>in</strong>zigen Zweigstelle des<br />

Versandhauses e<strong>in</strong>e Urkunde zu<br />

überbr<strong>in</strong>gen, willigt er e<strong>in</strong>, weil er zu<br />

schwach zum Ne<strong>in</strong>sagen ist. Doch <strong>in</strong><br />

der mystischen sibirischen Sommerlandschaft<br />

erkennt sich Bleuel plötzlich<br />

selbst nicht mehr wieder. In Liebe zur<br />

geheimnisvollen Sänger<strong>in</strong> Ak Torgu<br />

entflammt, wird der verzagte Logistiker<br />

zum geistergläubigen Heißsporn.<br />

Zunächst stolpernd, dann immer<br />

drängender bewegt er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e völlig<br />

neue Welt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Er setzt alles aufs<br />

Spiel, umAk Torgu für sich zu gew<strong>in</strong>nen<br />

- und um sich endgültig zu verabschieden<br />

vom e<strong>in</strong>stigen Matthias Bleuel.“<br />

Michael Ebmeyer stellte im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Lesereise se<strong>in</strong>en Roman auf<br />

E<strong>in</strong>ladung des Goethe-Instituts auch<br />

dem hiesigen <strong>in</strong>teressierten Publikum<br />

vor. Begleitet wurde er dabei von der<br />

schorischen Sänger<strong>in</strong> Tschyltys. So<br />

lernten die Gäste der Lesung auch<br />

gleich den besonderen Klang des<br />

Kehlkopfgesangs, der ausführlich im<br />

Buch beschrieben wird, auf bee<strong>in</strong>druckend<br />

<strong>in</strong>tensive Weise kennen.<br />

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Seite 24 NACHLESE<br />

NovoKult 21<br />

Innovationsforum aus der Sicht e<strong>in</strong>es Bloggers<br />

Marco Fieber war auf der Interra <strong>in</strong> Nowosibirsk – Auszüge aus se<strong>in</strong>em Blog<br />

Das „1. Internationale Jugend Innovationsforum<br />

Interra“<br />

ist sehr präsent <strong>in</strong><br />

Nowosibirsk. Fast alle zehn Meter trifft<br />

man auf die riesigen schwarzen<br />

Plakate, die verkünden, was <strong>in</strong> den<br />

nächsten vier Tagen hier stattf<strong>in</strong>den<br />

soll: „The ‚Interra' Forum is an exhibition<br />

of the newest technologies and <strong>in</strong>novative<br />

projects <strong>in</strong> science, culture and<br />

society, a meet<strong>in</strong>g place for domestic<br />

and foreign specialists and a ground for<br />

exchang<strong>in</strong>g experience and sign<strong>in</strong>g<br />

contracts.“<br />

Mittlerweile haben auch fast alle<br />

Teilnehmer ihre berühmt berüchtigten<br />

Badges abgeholt und das Registrierungszentrum,<br />

<strong>in</strong> dem wir Blogger gerade<br />

sitzen, dünnt sich so langsam aus.<br />

Eröffnungstag von Interra '09<br />

Die Eröffnungszeremonie er<strong>in</strong>nert<br />

irgendwie an die olympischen Spiele:<br />

dutzende <strong>in</strong> hautengenAnzügen <strong>in</strong> bunten<br />

Farben e<strong>in</strong>gehüllte Tänzer bewegen<br />

sich zur Interra-Hymne. Danach folgen<br />

unzählige Reden vermutlicher<br />

Persönlichkeiten Russlands, des<br />

Oblasts und Nowosibirsks. Vom Inhalt<br />

verstehe ich natürlich nicht allzu viel,<br />

nur sche<strong>in</strong>t dieses Forum überaus wichtig<br />

zu se<strong>in</strong>. In Russland ist dieses Jahr<br />

auch das Jahr der Jugend, wobei sich<br />

natürlich viele Politiker gleich doppelt<br />

profilieren wollen und alle reden davon,<br />

etwas für die Jugend zu bewegen.<br />

Auch muss man die gesamte<br />

Organisation sehr lobend erwähnen,<br />

denn bisher verlief alles reibungslos.<br />

Alles war fast generalstabsmäßig<br />

durchgezogen worden, „deutsch“ könnte<br />

man auch sagen …<br />

Inhaltlich ist dagegen noch nicht allzu<br />

viel passiert. Nach der Eröffnungs<br />

zeremonie nahmen wir an e<strong>in</strong>em<br />

Expertensymposiums zum sehr freien<br />

Thema „Innovationen“ teil. Im fast überfüllten<br />

„Globus“, e<strong>in</strong>em etwas kle<strong>in</strong>erem<br />

Theater, redeten e<strong>in</strong> halbes Dutzend<br />

Experten über notwendige Förderung<br />

der Jugend, mehr Gelder für die<br />

Forschung oder Investitionen des<br />

Staates. Also alles bekanntes, allgeme<strong>in</strong>es<br />

Bla-Bla. Die Mittagspause rettete<br />

uns im Endeffekt vor dem E<strong>in</strong>schlafen.<br />

Am Nachmittag g<strong>in</strong>g es für uns endlich<br />

richtig los: „ Novoblogika “. Wir<br />

waren die e<strong>in</strong>zigen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Blogger, was etwas schade war, denn<br />

so beschränkte sich der Austausch nur<br />

auf zwei Seiten. Die anschließende<br />

Vorstellungsrunde brachte<br />

dann auch die ganze<br />

Bandbreite an Themen<br />

der Blogosphäre zu Tage.<br />

Angefangen über sehr<br />

persönliche Blogs, über<br />

Politik- und Medienblogs<br />

bis h<strong>in</strong> zu Themenblogs,<br />

zum Beispiel über die<br />

Veranstaltungen im lokalen<br />

Theater.<br />

Danach hielt die Stellvertretende<br />

Chefredakteur<strong>in</strong><br />

der russischen<br />

Nachrichtenagentur „Nowosti“,<br />

Natalija Losewa,<br />

e<strong>in</strong>en Fachvortrag zum<br />

Thema: „Multimedia im<br />

Internet für Massenmedien:<br />

Neuer Journalismus,<br />

Neue Medien, Neue<br />

Herausforderungen“. An<br />

und für sich e<strong>in</strong> sehr spannendes<br />

Thema mit sicherlich<br />

zahlreichen Diskussionspunkten,<br />

allerd<strong>in</strong>gs<br />

war der komplette<br />

Vortrag auf Russisch, sodass ich nach<br />

e<strong>in</strong>er halben Stunde den Vortrag verließ.<br />

Schade eigentlich, denn so blieb<br />

natürlich die angestrebte „Internationalität“<br />

von Novoblogika im Besonderen<br />

und Interra im Speziellen etwas auf der<br />

Strecke.<br />

Akademgorodok<br />

Vor dem Theater- und Operngebäude<br />

warten Dutzende Busse auf die<br />

fast 1000 „Interraeaner“, um sie zum<br />

Wissenschaftsstädtchen und Innovationszentrum<br />

Akademgorodok, e<strong>in</strong>em<br />

Vorort Nowosibirsks, zu br<strong>in</strong>gen. Bevor<br />

sich die riesige Kolonne endlich <strong>in</strong><br />

Gang setzt, wird noch die Strecke für<br />

den Straßenverkehr gesperrt. E<strong>in</strong><br />

Polizeiauto setzt sich vor den ersten<br />

Bus und nur wenig später geht es mit<br />

Sirenen und Blaulicht durch die morgendliche<br />

Rush-Hour.<br />

In Akademgorodok angekommen,<br />

bilden wir Blogger e<strong>in</strong> eigenes Grüppchen<br />

und beziehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er etwas entfernt<br />

gelegenen Bar Stellung. Endlich<br />

s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>e überschaubare Gruppe<br />

und bekommen heute auch e<strong>in</strong>en<br />

Dolmetscher gestellt. E<strong>in</strong>er anregenden<br />

Diskussionsrunde steht also nix<br />

mehr entgegen.<br />

In gut drei Stunden kommt dann endlich<br />

mal richtig Fahrt auf beim Thema<br />

„Blogg<strong>in</strong>g and Education“ – auch Dank<br />

Eröffnung der Interra im Nowosibirsker Opernhaus<br />

Simon Columbus, der mit zwei Assen<br />

im Ärmel glänzen kann. E<strong>in</strong>erseits war<br />

er Waldorfschüler und andererseits betreibt<br />

er e<strong>in</strong>en Blog zur Digitalisierung.<br />

Es wird klar, dass eben selbige nicht<br />

mehr aufzuhalten ist, besser früher als<br />

später auch <strong>in</strong> der Schule und noch stärker<br />

<strong>in</strong> den Universitäten E<strong>in</strong>zug halten<br />

sollte und das die heutigen Strukturen<br />

von Autoritäten und Hierarchien verschwimmen<br />

und zum Teil auch verschw<strong>in</strong>den<br />

werden. Diese Entwicklung<br />

und die Tendenzen, so stellen wir<br />

geme<strong>in</strong>sam fest, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Russland und<br />

Deutschland auf sehr ähnlichem<br />

Stand. Auch die Standpunkte unterscheiden<br />

sich nur <strong>in</strong> Details.<br />

Nach dem Mittagessen folgt e<strong>in</strong>e<br />

endlos ersche<strong>in</strong>ende Busfahr-, Aussteig-,<br />

Besichtungs- und wieder<br />

E<strong>in</strong>stiegsorgie quer durch Akademgorodok.<br />

Gegen 19 Uhr ist auch dieser Teil<br />

überstanden und alle Busse setzen<br />

sich zum nur wenige Kilometer entfernten<br />

Ort Koltsowo <strong>in</strong> Bewegung.<br />

Endlich sehen wir die berühmt berüchtigten<br />

Sibirischen Birkenwälder mal bei<br />

Tageslicht. In Koltsowo wurde von den<br />

Organisatoren e<strong>in</strong> wirklich sehr nettes<br />

kle<strong>in</strong>es Ethno-Festival auf die Be<strong>in</strong>e<br />

gestellt. Wir schlendern wir e<strong>in</strong> wenig<br />

über das Festivalgelände, machen Fotos<br />

und lauschen der Musik.<br />

www.unblogbar.org/s=<strong>in</strong>terra


NovoKult 21 NACHLESE<br />

Seite 25<br />

Private Me<strong>in</strong>ungen: Inter(ra)view I<br />

Simon Columbus lobt die Diskussionen, kritisiert die Grauhaarigen<br />

Inter(ra)view II<br />

Marco Fieber berichtet<br />

Simon Columbus, was war De<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach das Besondere an<br />

der Interra<br />

Es fällt mir e<strong>in</strong> wenig schwer zu<br />

sagen, was „ das“<br />

Besondere an Interra<br />

war – schließlich habe ich bei weitem<br />

nicht alles mitbekommen. Ich glaube<br />

aber, dass die große Fülle an Themen<br />

etwas Spezielles war. Deshalb f<strong>in</strong>de ich<br />

es schade, dass das Programm so voll<br />

war – man konnte gar nicht von allem<br />

etwas mitbekommen. Denn viele<br />

verschiedene Themen bedeuten auch<br />

viele Möglichkeiten, Verknüpfungen zu<br />

ziehen. Der große Rahmen, <strong>in</strong> dem<br />

alles stattfand, hat das leider schwer<br />

gemacht.<br />

Leider gab es auch Programmpunkte,<br />

die nicht wirklich zum Weiterdenken<br />

angeregt haben. Das wir zum Beispiel<br />

verschiedene „ <strong>in</strong>novative“<br />

Unternehmen<br />

im Akademgorodok besucht<br />

haben, halte ich für Zeitverschwendung.<br />

Aus me<strong>in</strong>er Sicht wurde dort ke<strong>in</strong><br />

eigenes <strong>in</strong>novatives Denken der<br />

Teilnehmer angestoßen – und darum<br />

sollte es aus me<strong>in</strong>er Sicht gehen.<br />

Was habt ihr davon gehabt, außer<br />

e<strong>in</strong>er coolen Reise nach Sibirien<br />

Zum Glück gab es auch Punkte auf<br />

der Tagesordnung, die ich für wirklich<br />

gelungen halte – allen voran natürlich<br />

unsere Diskussionen mit russischen<br />

Bloggern. Gerade weil das im kle<strong>in</strong>eren<br />

Rahmen stattfand und wir die Möglichkeit<br />

hatten, Ideen auszutauschen,<br />

waren diese Gespräche sehr berei-<br />

Simon Columbus nahm als e<strong>in</strong>er von zwei deutschen<br />

Bloggern am Innovationsforum Interra teil.<br />

Se<strong>in</strong> Blog: www.simoncolumbus.com<br />

chernd. Schließlich g<strong>in</strong>g es um Themen,<br />

die <strong>in</strong> jedem Land von Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d: Bildung und Me<strong>in</strong>ungsfreiheit. Da<br />

ist es wichtig, verschiedene Sichtweisen<br />

zusammenzutragen.<br />

Ich glaube allerd<strong>in</strong>gs, dass es noch<br />

e<strong>in</strong>en etwas verborgeneren Nebeneffekt<br />

unseres Aufenthalts <strong>in</strong> Nowosibirsk<br />

gibt. Gerade aus Anlass dieser Reise<br />

habe ich immer wieder mit <strong>Deutsche</strong>n<br />

über Russland gesprochen. Und wenn<br />

ich das Land auch nicht im Schnelldurchgang<br />

vollständig kennengelernt<br />

habe, so schärft diese Erfahrung doch<br />

den Blick auch Vorurteile. Und davon<br />

bestehen gerade <strong>in</strong> der deutschen<br />

Medienwelt sehr viele gegenüber<br />

Russland.<br />

Ist wissenschaftlich oder anderweitig<br />

fachlich etwas herausgekommen<br />

„ Wissenschaftlich“<br />

herausgekommen<br />

ist sicher nichts, schließlich b<strong>in</strong> ich<br />

ja ke<strong>in</strong> Wissenschaftler. Fachlich aber<br />

schon. Ich beschäftige mich bereits seit<br />

Jahren mit E<strong>in</strong>schränkungen der Me<strong>in</strong>ungsfreiheit.<br />

Mit russischen Bloggern<br />

darüber zu sprechen, die davon noch<br />

e<strong>in</strong>mal anders betroffen s<strong>in</strong>d als ich <strong>in</strong><br />

Deutschland – wenn auch <strong>in</strong> Russland<br />

ke<strong>in</strong>e Internetzensur herrscht –, war<br />

daher sehr <strong>in</strong>teressant.<br />

Und auch die Diskussionen über<br />

Bildung und Schulsysteme, die ich vor<br />

allem zwischen den Veranstaltungen<br />

mit Studenten geführt habe, möchte ich<br />

nicht missen. Die Situation, <strong>in</strong> der sich<br />

russische Schulabgänger bef<strong>in</strong>den,<br />

war mir so vorher jedenfalls nicht<br />

bewusst. Und ich glaube auch, dass<br />

me<strong>in</strong>e Schilderungen der Schulzeit <strong>in</strong><br />

Deutschland für die Leute, mit denen<br />

ich gesprochen habe, <strong>in</strong>teressante<br />

Anstöße enthalten haben.<br />

Was ist De<strong>in</strong> abschließender E<strong>in</strong>druck<br />

von der Interra<br />

Was ich an Interra kritisieren muss,<br />

ist vor allem, dass mir manchmal<br />

fraglich war, woher die Begriffe<br />

„ Jugend“ und „ Innovation“<br />

im Namen<br />

der Veranstaltung kamen. Viele der<br />

Vortragenden waren ganz im Gegenteil<br />

grauhaarige alte Männer. Nicht, dass<br />

ich etwas gegen die Weisheit desAlters<br />

hätte; aber Innovation kommt häufig<br />

aus anderen Richtungen.<br />

Hätte man weniger arrivierte<br />

Experten sprechen lassen und dafür<br />

mehr Diskussionen zwischen den<br />

Teilnehmern forciert, hätte Interra<br />

se<strong>in</strong>em Namen besser gerecht werden<br />

können.<br />

Marco Fieber, was war De<strong>in</strong>er<br />

Me<strong>in</strong>ung nach das Besondere an der<br />

Interra<br />

Das Besondere an Interra war für<br />

mich erst e<strong>in</strong>mal, dass es <strong>in</strong> Russland<br />

und dann auch noch fünf Zeitzonen<br />

weit weg stattf<strong>in</strong>det. Also e<strong>in</strong> komplett<br />

neues Land für mich. Somit war ich<br />

sehr gespannt was mich dort erwarten<br />

würde. Bis zur Eröffnung <strong>in</strong> der Oper<br />

wusste ich auch nicht so richtig, was<br />

uns denn überhaupt erwartet. Im<br />

Enddefekt erlebte ich aber wunderbare<br />

sechs Tage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr modernen und<br />

lebendigen Stadt. Ich lernte viele tolle<br />

und <strong>in</strong>teressante Leute kennen, das<br />

Programm war super durchgeplant und<br />

auch für Abwechslung wurde ausreichend<br />

gesorgt. Natürlich war es<br />

auch manchmal stressig, aber wir<br />

wussten ja im Voraus worauf wir uns<br />

e<strong>in</strong>gelassen haben.<br />

Was habt Ihr davon gehabt, außer<br />

e<strong>in</strong>er coolen Reise nach Sibirien<br />

Wie angesprochen, viele Kontakte<br />

mit <strong>in</strong>teressanten Leuten und e<strong>in</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die russische<br />

Blogger- und Kulturszene.<br />

Ist wissenschaftlich oder anderweitig<br />

fachlich etwas herausgekommen<br />

Weder noch, denn am wissenschaftlichen<br />

Teil habe ich nicht teilgenommen,<br />

und die Novoblogica war<br />

eher auf dem Austausch von Erfahrungen<br />

und Me<strong>in</strong>ungen aus.<br />

Interviews: Ir<strong>in</strong>a Posrednikova<br />

Marco Fieber war der zweite deutsche Teilnehmer<br />

am Forum. Se<strong>in</strong> Blog ist unter der<br />

Adresse www.unblogbar.org zu f<strong>in</strong>den.


Seite 26 VORSTELLUNGEN<br />

NovoKult 21<br />

Was macht eigentlich ... Ramona Borsch<br />

Die ehemalige Sprachassistent<strong>in</strong> und Boschlektor<strong>in</strong> im Interview<br />

Ramona Borsch mit ihrem Sohn Erik<br />

Zur Person: Von 2003 bis<br />

2004 war Romana Borsch als<br />

Lektor<strong>in</strong> der Robert-Bosch-Stif-<br />

tung an der Staatlichen <strong>Novosibirsk</strong>er<br />

Universität tätig – alsAuslandserfahrung<br />

für ihr Studium <strong>in</strong><br />

Sprachen, Journalistik und Pädagogik<br />

<strong>in</strong> Leipzig. Nach e<strong>in</strong>em<br />

Jahr als Dozent<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>er<br />

japanischen Universität <strong>in</strong> Osaka<br />

war sie nochmals von 2005<br />

bis 2007 <strong>in</strong> Sibirien und arbeitet<br />

als Goethe-Sprachassistent<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Akademgorodok, wo sie auch<br />

ihren Wohnsitz hatte.<br />

Zur Artikelserie: NovoKult<br />

stellt regelmäßig e<strong>in</strong>en früheren<br />

deutschen Gast von Nowo-<br />

sibirsk vor – Wünsche und<br />

Fragen an novokult@gmx.<strong>in</strong>fo<br />

Ramona, Sie s<strong>in</strong>d 2007 aus<br />

Nowosibirsk weggezogen Wo<br />

leben Sie heute<br />

Ich lebe seit me<strong>in</strong>em Weggang aus<br />

Nowosibirsk zusammen mit me<strong>in</strong>em<br />

spanischen Freund <strong>in</strong> Barcelona,<br />

Spanien.<br />

Was hat sich seit 2007 bei Ihnen<br />

sonst noch so geändert<br />

Verändert hat sich seither vor allem<br />

die Größe me<strong>in</strong>er Familie. Ich b<strong>in</strong> im<br />

Mai 2008 Mutter von e<strong>in</strong>em wunderbaren<br />

kle<strong>in</strong>en Jungen namens Erik<br />

geworden.<br />

Welche Assoziationen haben Sie<br />

heute bei dem Wort Nowosibirsk<br />

Mit Nowosibirsk verb<strong>in</strong>de ich wunderbare<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an <strong>in</strong>teressante,<br />

aufregend schöne, manchmal auch<br />

chaotische drei Jahre voller neuer Erfahrungen<br />

und netter Begegnungen.<br />

Ich denke wirklich sehr gern an me<strong>in</strong>e<br />

Zeit <strong>in</strong> Nowosibirsk, an me<strong>in</strong>e Arbeit<br />

dort und an all die lieben Menschen, die<br />

ich dort kennen lernen durfte, zurück.<br />

Ich b<strong>in</strong> sehr glücklich hier <strong>in</strong> Spanien,<br />

aber ich vermisse "me<strong>in</strong>" Sibirien<br />

sehr!!! Sogar an die w<strong>in</strong>terlichen<br />

Schneemassen und die eisigen<br />

Temperaturen er<strong>in</strong>nere ich mich hier im<br />

warmen Süden gerne.<br />

Welchen Platz – e<strong>in</strong> Cafe, e<strong>in</strong>e<br />

Bar, e<strong>in</strong>en Park – <strong>in</strong> Nowosibirsk<br />

würden Sie gern noch e<strong>in</strong>mal besuchen<br />

Ich würde sehr viele Plätze gern<br />

noch e<strong>in</strong>mal besuchen. All die Plätze,<br />

an denen ich e<strong>in</strong>e schöne Zeit mit<br />

me<strong>in</strong>en Nowosibirsker Freunden<br />

verbracht habe. Oft haben wir uns<br />

damals vor dem Supermarkt am<br />

Len<strong>in</strong>platz getroffen und s<strong>in</strong>d dann<br />

e<strong>in</strong>fach spaziert oder haben Kaffee<br />

getrunken im Sushi-Terra oder im<br />

People’s. Im Sommer waren wir oft am<br />

Obskoje Morje zum Sonnen und zum<br />

Schaschlik grillen, das würde ich alles<br />

sehr gern wiederholen.<br />

Haben Sie noch Kontakt zu<br />

Leuten aus Nowosibirsk<br />

Ja, ich habe mit vielen Freunden<br />

und ehemaligen Kollegen aus <strong>Novosibirsk</strong><br />

noch immer Kontakt. Wir mailen,<br />

sms’en und manchmal telefonieren wir<br />

auch. E<strong>in</strong>ige me<strong>in</strong>er Freunde haben<br />

mich auch schon hier <strong>in</strong> Spanien<br />

besucht. Und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Wochen treffe<br />

ich mich <strong>in</strong> Deutschland mit e<strong>in</strong>er lieben<br />

Freund<strong>in</strong> aus Berdsk.<br />

Und wann kommen Sie das<br />

nächste Mal nach Nowosibirsk<br />

Sobald me<strong>in</strong> Sohn groß genug ist,<br />

möchte ich mit ihm und me<strong>in</strong>em Freund<br />

unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Reise nach Sibirien<br />

machen und ihnen diesen wunderbaren<br />

Ort e<strong>in</strong>mal vorstellen.<br />

Schreibe De<strong>in</strong>e eigenen Artikel <strong>in</strong> der NovoKult!<br />

Geme<strong>in</strong>same Korrektur mit<br />

deutschen Muttersprachlern!<br />

Ke<strong>in</strong>e Idee Beschreibe e<strong>in</strong> exotisches Museum oder mache e<strong>in</strong> Interview!<br />

Weitere Informationen: novokult@gmx.<strong>in</strong>fo


NovoKult 21 SERVICE<br />

Seite 27<br />

Zertifikate<br />

Sprachtests im Überblick<br />

Wollen Sie <strong>in</strong> Deutschland studieren<br />

oder arbeiten oder wollen Sie<br />

deutsche Kunden <strong>in</strong> Russland oder <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em anderen Land betreuen oder<br />

wollen Sie e<strong>in</strong>fach zeigen, wie gut Sie<br />

schon Deutsch können, dann s<strong>in</strong>d das<br />

Gründe, um e<strong>in</strong> Goethe-Zertifikat zu<br />

erwerben. Das Goethe-Institut bietet<br />

Zertifikate <strong>in</strong> allen Niveau-Stufen an.<br />

An dieser Stelle möchten wir e<strong>in</strong>en<br />

kurzen Überblick über die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Zertifikate geben.<br />

Goethe-Zertifikat A1 weist Kenntnisse<br />

auf dem Niveau A1 nach und wird<br />

zum Beispiel verlangt, wenn Sie nach<br />

Deutschland auswandern.<br />

Das Goethe-Zertifikat A2 zeigt,<br />

dass man elementare Kenntnisse für<br />

die Kommunikation im Alltagsleben besitzt.<br />

Bei der Bewerbung für e<strong>in</strong> Au-<br />

Pair-Programm kann dieses Zeugnis<br />

von Nutzen se<strong>in</strong>.<br />

Das Goethe-Zertifikat B1 bestätigt,<br />

dass man sich sprachlich im alltäglichen,<br />

aber auch im beruflichen Leben<br />

selbständig fühlt. Das Zertifikat ist ideal<br />

für Bewerbungen für e<strong>in</strong> Praktikum <strong>in</strong><br />

Deutschland oder e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er deutschen Institution.<br />

Die Besitzer e<strong>in</strong>es Goethe-Zertifikats<br />

B2 können sich schriftlich und<br />

mündlich zu komplexen Sachverhalten<br />

klar und strukturiert äußern. Das Zertifikat<br />

kann bei der Bewerbung um e<strong>in</strong><br />

Stipendium e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

Wer längere Radio und Fernsehreportagen<br />

versteht, Gedanken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Aufsatz erörtern kann, sich mündlich<br />

spontan und fließend, aber auch komplex<br />

ausdrücken kann, sollte se<strong>in</strong>e<br />

Kenntnisse mit dem Goethe-Zertifikat<br />

C1 belegen. Selbst bei der Bewerbung<br />

um e<strong>in</strong>en Studienplatz an e<strong>in</strong>igen<br />

deutschen Universitäten wird dieses<br />

Zeugnis akzeptiert.<br />

Hat jemand das Goethe-Zertifikat<br />

C2, dann zeugt das von se<strong>in</strong>en<br />

perfekten Deutschkenntnissen. Mit<br />

diesem Dokument kann man ruhig e<strong>in</strong><br />

Studium <strong>in</strong> Deutschland planen. Auch<br />

die Arbeitgeber kann man mit diesem<br />

Zeugnis davon überzeugen, der passende<br />

Kandidat für die Arbeit mit<br />

deutschsprachigen Partnern zu se<strong>in</strong>.<br />

Seit dem vorigen Jahr können auch<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche ihre Deutschkenntnisse<br />

nachweislich belegen. In<br />

den Prüfungen Fit <strong>in</strong> Deutsch 1,<br />

Fit <strong>in</strong><br />

Deutsch 2 und Zertifikat Deutsch für<br />

Jugendliche besteht die Möglichkeit,<br />

e<strong>in</strong> Goethe-Zertifikat zu erhalten.<br />

Adressen<br />

Institutionen <strong>in</strong> der Stadt<br />

Generalkonsulat der BRD<br />

Krasny Prospekt 28<br />

Tel.: 383 / 223 14 11 (Zentrale)<br />

Tel.: 383 / 231 00 52, 231 00 20 (Visa)<br />

Tel.: 495 / 787 29 21, 974 1558<br />

(Term<strong>in</strong>vergabe für Visa)<br />

Fax: 383 / 223 44 17 (Zentrale)<br />

Fax: 383 / 231 00 55 (Visa)<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@nowosibirsk.diplo.de<br />

www.nowosibirsk.diplo.de<br />

<strong>Deutsche</strong>r Lesesaal und Lehrmittelzentrum<br />

<strong>in</strong> der Gebietsbibliothek<br />

ul. Sowetskaja 6, Raum 324<br />

Tel.: 383 / 223 99 57<br />

Fax: 383 / 223 96 09<br />

E-Mail: foreign@rstlib.nsc.ru<br />

www.ngonb.ru<br />

Zentrum für <strong>Deutsche</strong> Sprache<br />

Staatliche Universität<br />

ul. Pirogowa 2, Raum 619<br />

Tel./Fax: 383 / 363 41 70<br />

E-Mail: zds@fija.nsu.ru<br />

www.zds.nsu.ru<br />

Sprachassistent<strong>in</strong>: Kathr<strong>in</strong> König<br />

<strong>Deutsche</strong>s Zentrum<br />

Staatliche Technische Universität<br />

pr. Karla Marxa 20,<br />

Korpus 6, Raum 105<br />

Tel./Fax: 383 / 346 36 32<br />

Handy: 383 / 214 50 48<br />

E-Mail: dznovosib@mail.ru<br />

www.dezentrum.ru<br />

Sprachassist.: Alexandra Wiegand<br />

Goethe-Institut Nowosibirsk<br />

ul. Mitschur<strong>in</strong>a 3<br />

Tel.: 383 / 362 14 74<br />

Fax: 383 / 222 85 14<br />

<strong>in</strong>fo@nowosibirsk.goethe.org<br />

www.goethe.de/nowosibirsk<br />

DAAD-Informationszentrum<br />

Tatjana Molodzowa<br />

Staatliche Technische Universität<br />

pr. Karla Marxa 20<br />

Korpus 1, Raum 332<br />

Tel./Fax: 383 / 346 04 64<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@daad-Nowosibirsk.de<br />

www.daad-Nowosibirsk.de<br />

Zentralstelle für das<br />

Auslandsschulwesen (ZfA)<br />

Büro am Generalkonsulat der BRD<br />

Holger Dähne<br />

Krasny Prospekt 28<br />

Tel.: 383 / 231 00 43<br />

Fax: 383 / 231 00 57<br />

E-Mail: zfa-nowosibirsk@dasan.de<br />

www.zfa-nowosibirsk.dasan.de<br />

Delegation der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wirtschaft <strong>in</strong> Russland<br />

Juri Sorok<strong>in</strong><br />

Krasny pr. 28, 3. Etage<br />

Tel./Fax: 383 / 217 79 39<br />

E-Mail: ahk-nowosibirsk@sib.ru<br />

http://russland.ahk.de<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>in</strong> Nowosibirsk<br />

(Informationsportal und Mail<strong>in</strong>g-Liste)<br />

www.deutsche-nowosibirsk.de<br />

Kathedrale „Verklärung Christi“<br />

Kurie der Apostolischen Adm<strong>in</strong>istratur<br />

für die Katholiken <strong>in</strong> Westsibirien<br />

ul. Gorkogo 100<br />

Tel.: 383 / 218 14 30, 218 12 04, 218 12 46<br />

Fax: 383 / 218 11 53<br />

E-Mail: curiansk@rambler.ru<br />

www.nskcathedral.ru<br />

Kirche der Franziskaner<br />

2. pereulok Mira 10-12<br />

Tel. 383 / 353 53 90<br />

Evangelisch-lutherische Kirche<br />

Michael und Stefanie Fendler<br />

ul. Kawkaskaja 38<br />

Tel. 383 / 294 69 49<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

Swetlana Michailowa<br />

ul. Woschod 14/1, Büro 509<br />

Tel./ Fax: 383 / 254 00 99<br />

E-Mail: fes_novsib@fesmos.ru.<br />

Nowosibirsker Regionales<br />

Russisch-<strong>Deutsche</strong>s Haus<br />

ul. Jadr<strong>in</strong>zewskaja 68<br />

Tel./Fax: 383 / 218 02 12<br />

E-Mail: nornd@mail.ru<br />

www.sibrd.ru<br />

Entwicklungsgesellschaft<br />

Nowosibirsk (EGN, GTZ)<br />

ul. Nemirowitscha-Dantschenko 165,<br />

Raum 306, Fax: 383 / 211 94 04<br />

Tel. 383 / 211 94 00, 211 94 01, 211 94 02<br />

E-Mail: sekr@egn.nsk.su<br />

www.gtz.de<br />

Russlanddeutsche Organisation<br />

„Wosroschdenije“<br />

E-Mail: wosr@onl<strong>in</strong>e.nsk.su,<br />

wosr@list.ru<br />

Jugendklub des Russisch-<br />

<strong>Deutsche</strong>n Hauses<br />

Merker Margarita,Maria Appel<br />

ul. Jadr<strong>in</strong>zewskaja 68<br />

Tel./Fax: 383 / 222 95 10<br />

<strong>Deutsche</strong>r Studentenklub<br />

„Sibirischer Bär“<br />

Ir<strong>in</strong>a Posrednikowa, Lilja Godunowa<br />

E-Mail: sbaer@yandex.ru<br />

www.nsu.ru/sb


Seite 28 RÄTSEL<br />

NovoKult 21<br />

Begriffe rund um den Mauerfall<br />

Mach mit beim Kreuzworträtsel und gew<strong>in</strong>ne tolle Preise!<br />

Der Mauerfall jährt sich zum 20. Mal<br />

und so dreht sich das Rätsel dieses mal<br />

um dieses denkwürdige Ereignis. Das<br />

Lösungswort ergibt sich <strong>in</strong> den grau<br />

h<strong>in</strong>terlegten Feldern, von oben nach<br />

unten gelesen. Schicke die Lösung bis<br />

zum 1. Februar 2010<br />

an die Adresse<br />

novokult@gmx.<strong>in</strong>fo. Als Preis w<strong>in</strong>kt e<strong>in</strong><br />

deutsch-russisches Großwörterbuch<br />

von Langenscheidt. Letztes Mal hat<br />

Natalia Skork<strong>in</strong>a gewonnen.<br />

Gesuchte Begriffe<br />

1 In dieser Stadt fanden die größten<br />

Demonstrationen statt, die später zum<br />

Mauerfall führten.<br />

2 In dieser Stadt stand die Mauer.<br />

3 Zur Wiedervere<strong>in</strong>igung führte das 2+<br />

4-Abkommen. Neben den zwei deutschen<br />

Staaten unterschieben die Sowjetunion,<br />

die USA, Großbritannien sowie<br />

... .<br />

4 Dieser Politiker leitete die <strong>Deutsche</strong><br />

Demokratische Republik von 1971 bis<br />

1989 (Vor- und Nachname) .<br />

5 Die Berl<strong>in</strong>er Mauer war e<strong>in</strong> Teil der<br />

<strong>in</strong>nerdeutschen ... .<br />

6 Dieser Politiker leitete die Bundesrepublik<br />

Deutschland von 1982 bis<br />

1998 (Vor- und Nachname) .<br />

7 Dieses Wort bezeichnet den politischen<br />

Wandel <strong>in</strong> der <strong>Deutsche</strong>n Demokratischen<br />

Republik 1989.<br />

8 Die Verfassung des wiedervere<strong>in</strong>igten<br />

Deutschlands heißt ... .<br />

9 Der wohl wichtigste Spruch auf den<br />

Plakaten der Demonstrationen (vier<br />

Worte).<br />

10 Monat des Mauerfalls.<br />

11<br />

Symbolisches Möbelstück, an welchem<br />

sich die Politiker der <strong>Deutsche</strong>n<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15 15<br />

16<br />

Demokratischen Republik mit der<br />

Opposition trafen (zwei Worte).<br />

12 Abkürzung für „ Bundesrepublik<br />

Deutschland “.<br />

13 Monat der Wiedervere<strong>in</strong>igung.<br />

14 Abkürzung für „ <strong>Deutsche</strong> Demokratische<br />

Republik “.<br />

Das Rätsel verwendet statt ö, ä,<br />

ü, ß stets oe, ae, ue und ss!<br />

15 Traditioneller Wochentag, an welchem<br />

die Opposition <strong>in</strong> den Städten der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Demokratischen Republik<br />

demonstrierte.<br />

16 Europäische Stadt, <strong>in</strong> der sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Botschaft kurz vor dem Mauerfall<br />

e<strong>in</strong> Flüchtl<strong>in</strong>gsdrama abspielte.<br />

Auf der westdeutschen Seite war die Mauer bunt bemalt – im Gegensatz dazu war die ostdeutsche Seite weiß oder grau.

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