Gewalt in der Schule: Vorkommen, Prävention & Intervention
Gewalt in der Schule: Vorkommen, Prävention & Intervention
Gewalt in der Schule: Vorkommen, Prävention & Intervention
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<strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>:<br />
<strong>Vorkommen</strong>, Prävention & <strong>Intervention</strong><br />
Universität Wien<br />
Fakultät für Psychologie<br />
Univ.-Ass. Mag. Dr.<br />
Dagmar Strohmeier<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Überblick<br />
1. Begriffsklärung<br />
• Was ist <strong>Gewalt</strong> und Mobb<strong>in</strong>g?<br />
2. Mechanismen<br />
• Warum mobben K<strong>in</strong><strong>der</strong> an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />
3. Präventions- und <strong>Intervention</strong>smöglichkeiten<br />
• Was kann man im Ernstfall tun?<br />
• Was kann man als Vorbeugung tun?<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Begriffsklärung<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Was ist <strong>Gewalt</strong>?<br />
<strong>Gewalt</strong><br />
Schädigungsabsicht<br />
Schaden<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Was ist Mobb<strong>in</strong>g?<br />
Mobb<strong>in</strong>g<br />
Wie<strong>der</strong>holt<br />
über e<strong>in</strong>en<br />
längeren<br />
Zeitraum<br />
Schädigungsabsicht<br />
Machtungleichgewicht<br />
zwischen<br />
Opfer<br />
und Täter<br />
Schaden<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Formen von Mobb<strong>in</strong>g (<strong>Gewalt</strong>) im<br />
schulischen Kontext<br />
verspotten<br />
hänseln<br />
ärgern mit sms<br />
und e-mails<br />
ausschließen<br />
nicht mitspielen<br />
lassen<br />
schlagen<br />
schubsen<br />
treten zwicken beißen<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer beschreiben „<strong>Gewalt</strong>“ meist über<br />
konkrete (meist direkte, d.h. körperlich aggressive)<br />
Verhaltensweisen.<br />
Indirekte Formen aggressiven Verhaltens werden sehr<br />
oft nicht wahrgenommen.<br />
Es ist besser „<strong>Gewalt</strong>“ nicht nur über Verhaltensweisen zu<br />
beschreiben, son<strong>der</strong>n über Kriterien wie<br />
Schädigungsabsicht, Schaden und Normabweichung.<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Um nachhaltig gewaltpräventiv zu handeln, ist es<br />
notwendig, dass sich e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />
<strong>Gewalt</strong>verständnis e<strong>in</strong>igt (E<strong>in</strong>schluss / Ausschlusskriterien).<br />
Dieses geme<strong>in</strong>same Verständnis ermöglicht es, konsistent<br />
zu handeln, weil Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer wissen wann sie<br />
e<strong>in</strong>greifen sollen und wann nicht.<br />
Im optimalen Fall werden auch die Eltern e<strong>in</strong>gebunden.<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
<strong>Vorkommen</strong><br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Häufigkeit von Mobb<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Österreich<br />
Atria,<br />
Strohmeier &<br />
Spiel, 2007<br />
Mobb<strong>in</strong>g<br />
(Opferperspektive)<br />
4.<br />
Schulstufe<br />
Nicht<br />
erfasst<br />
6.<br />
Schulstufe<br />
11.7%<br />
7.<br />
Schulstufe<br />
7.3%<br />
9.<br />
Schulstufe<br />
2.6%<br />
Mobb<strong>in</strong>g folgt e<strong>in</strong>em typischen Altersverlauf.<br />
Die höchste Prävalenzraten f<strong>in</strong>den sich bei<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern von ca. 12 Jahren.<br />
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Prävalenzen – Mobb<strong>in</strong>g<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
Gesamt:<br />
10,2 % Opfer<br />
9,7 % Täter<br />
6.-7. Schulstufe<br />
Enorme Schwankungen<br />
zwischen den Klassen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29<br />
Klassen<br />
Täter<br />
Opfer<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Jungen und Mädchen<br />
Aggressives Verhalten von Jungen ist offener und daher<br />
sowohl von LehrerInnen als auch MitschülerInnen leichter zu<br />
erkennen als von Mädchen.<br />
Aggressives Verhalten von Mädchen ist verdeckter und<br />
daher schwerer zu erkennen als von Jungen.<br />
Aggressives Verhalten kommt bei beiden Geschlechtern vor.<br />
Jungen und Mädchen setzen jedoch an<strong>der</strong>e Formen von<br />
Verhalten e<strong>in</strong>.<br />
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Mobb<strong>in</strong>g: Opfer und Täter (Strohmeier & Spiel, 2001)<br />
250<br />
211<br />
222<br />
6.-7. Schulstufe<br />
200<br />
Jungen werden von den<br />
MitschülerInnen häufiger<br />
150<br />
als Täter nom<strong>in</strong>iert als<br />
Mädchen.<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
100<br />
51<br />
50<br />
21<br />
33<br />
21<br />
1 3<br />
0<br />
Unbeteiligte Opfer Täter/<strong>in</strong>nen Täter/Opfer<br />
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Multikulturelle Klassen<br />
Die kulturellen o<strong>der</strong> ethnischen Gruppenzugehörigkeiten <strong>der</strong><br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler spielt bei aggressivem Verhalten<br />
und Mobb<strong>in</strong>g <strong>in</strong> multikulturellen Schulklassen e<strong>in</strong>e<br />
untergeordnete Rolle.<br />
Es gibt kaum Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Prävalenzraten<br />
zwischen Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler verschiedener<br />
Muttersprachegruppen <strong>in</strong> Österreich.<br />
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Prävalenzen – Multikulturelle Klassen<br />
4. Schulstufe<br />
(Strohmeier,<br />
Nestler, Spiel,<br />
2006)<br />
5.-8. Schulstufe<br />
(Strohmeier,<br />
Atria & Spiel,<br />
2005)<br />
6.-7. Schulstufe<br />
(Strohmeier &<br />
Spiel, 2003)<br />
7.-8. Schulstufe<br />
(Strohmeier &<br />
Spiel, 2005)<br />
9. Schulstufe<br />
(Herr, 2005)<br />
9.-11.<br />
Schulstufe<br />
(Szente, 2002)<br />
Schultyp<br />
Volksschule<br />
Hauptschule<br />
Hauptschule<br />
Hauptschule<br />
Polytechnische<br />
<strong>Schule</strong><br />
Mittlere /<br />
Höhere <strong>Schule</strong><br />
Alter<br />
10-11<br />
11-15<br />
11-14<br />
13-15<br />
15-16<br />
15-17<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzungen<br />
Erhebungsmethoden<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzungen<br />
Self<br />
assessments &<br />
Peer<br />
nom<strong>in</strong>ierungen<br />
Self<br />
assessments &<br />
Peer<br />
nom<strong>in</strong>ierungen<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzungen<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzungen<br />
Stichproben<br />
-größe<br />
209<br />
280<br />
563<br />
689<br />
246<br />
197<br />
Gruppen<br />
77 Ö<br />
107 Ö<br />
323 Ö<br />
123 Ö<br />
121 Ö<br />
88 Ö<br />
49 ehem. Ju<br />
83 ehem. Ju<br />
125 ehem. Ju<br />
262 ehem. Ju<br />
47 ehem. Ju<br />
57 ehem. Ju<br />
46 Tü<br />
61 Tü<br />
79 Tü<br />
205 Tü<br />
38 Tü<br />
37 Tü<br />
37 M-ethn<br />
29 M-ethn<br />
36 M-ethn<br />
94 M-ethn<br />
40 M-ethn<br />
15 M-ethn<br />
Ergebnisse<br />
Täter & Opfer<br />
Täter & Opfer<br />
Täter & Opfer<br />
Täter<br />
Opfer<br />
Täter & Opfer<br />
Ke<strong>in</strong>e Unterschiede<br />
Ö > Ju, Tü<br />
Ö > Ju, Tü<br />
Ke<strong>in</strong>e<br />
Unterschiede<br />
Ö > Ju, Tü, M-<br />
ethn<br />
Ke<strong>in</strong>e<br />
Unterschiede<br />
Opfer<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at<br />
Ö > Ju, Tü
Was ist Mobb<strong>in</strong>g mit neuen Medien?<br />
Negative Verhaltensweisen, die über e<strong>in</strong>en<br />
längeren Zeitraum mit Hilfe von neuen<br />
Medien (z.B. Computer, Mobiltelefon, etc.)<br />
durchgeführt werden mit dem Ziel e<strong>in</strong>er<br />
Person absichtlich Schaden zuzufügen bzw.<br />
sie systematisch fertig zu machen o<strong>der</strong> zu<br />
quälen.<br />
=> e<strong>in</strong>e „Subkategorie“ von Mobb<strong>in</strong>g<br />
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Was unterscheidet Mobb<strong>in</strong>g mit neuen<br />
Medien von Mobb<strong>in</strong>g im allgeme<strong>in</strong>en?<br />
1. Es ist für Opfer viel schwerer sich zu entziehen<br />
2. Es kann e<strong>in</strong> potentiell sehr großes Publikum erreicht<br />
werden<br />
3. Es kann von „unsichtbaren“ und anonymen Tätern<br />
ausgeführt werden<br />
4. Die Mechanismen die Mobb<strong>in</strong>g mit neuen Medien<br />
aufrecht erhalten s<strong>in</strong>d z.T. an<strong>der</strong>e.<br />
Täter sehen ihre Opfer nicht unmittelbar nach<br />
<strong>der</strong> Tat (Hemmung / Lustgew<strong>in</strong>n fällt weg)<br />
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Im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Verhaltensweisen wird<br />
Mobb<strong>in</strong>g mit neuen Medien selten aktiv ausgeführt.<br />
3% <strong>der</strong> Mädchen und 8% <strong>der</strong> Jungen waren<br />
zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal als Täter<strong>in</strong> bzw.<br />
Täter <strong>in</strong> Mobb<strong>in</strong>g mit neuen Medien <strong>in</strong>volviert.<br />
Auch Opfer von geme<strong>in</strong>en Attacken mit neuen Medien<br />
zu werden kommt selten vor. Etwa 7% <strong>der</strong> Schüler<br />
wurden e<strong>in</strong>mal mit Hilfe des Handys o<strong>der</strong><br />
Computers beleidigt o<strong>der</strong> verletzt. Hier gibt es<br />
ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen Mädchen und<br />
Jungen.<br />
Ergebnisse aus: Grad<strong>in</strong>ger, Strohmeier & Spiel, 2009<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Es gibt kaum Schüler die nur Täter von Mobb<strong>in</strong>g<br />
mit neuen Medien s<strong>in</strong>d.<br />
Wenn jemand als Täter neue Medien e<strong>in</strong>setzt, dann<br />
setzt er (sie) auch an<strong>der</strong>e D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>, d.h. er (sie) ist<br />
Täter von Mobb<strong>in</strong>g.<br />
Es gibt kaum Schüler die nur Opfer von Mobb<strong>in</strong>g<br />
mit neuen Medien s<strong>in</strong>d.<br />
Wenn jemand Opfer von Attacken mit neuen Medien<br />
ist, dann ist er (sie) auch Opfer von an<strong>der</strong>en Arten<br />
von Mobb<strong>in</strong>g.<br />
Ergebnisse aus: Grad<strong>in</strong>ger, Strohmeier & Spiel, 2009<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong> Fall von Mobb<strong>in</strong>g mit neuen<br />
Medien auftritt, ist davon auszugehen, dass das die<br />
“Spitze des Eisbergs” ist, weil an<strong>der</strong>e<br />
Verhaltensweisen auch vorkommen.<br />
Jugendliche, die sowohl mobben als auch mobben mit<br />
Hilfe neuer Medien s<strong>in</strong>d auffallend aggressiv!<br />
Jugendliche, die sowohl gemobbt werden als auch mit<br />
Hilfe neuer Medien gemobbt werden, haben<br />
auffallend viele psychische Probleme!<br />
MOBBING MIT NEUEN MEDIEN MUSS ERNST<br />
GENOMMEN WERDEN!!!<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Mechanismen<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Warum<br />
mobben<br />
Jugendliche<br />
an<strong>der</strong>e<br />
Jugendliche?<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene des<br />
Individuums<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Gleichaltrigen<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Weil sie damit e<strong>in</strong> Ziel<br />
erreichen wollen!<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene des<br />
Individuums<br />
Zum Beispiel:<br />
• Macht auszuüben<br />
• an<strong>der</strong>e zu dom<strong>in</strong>ieren<br />
• Anerkennung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe zu<br />
bekommen<br />
Mobb<strong>in</strong>g ist das „Instrument“ dafür,<br />
e<strong>in</strong> Ziel zu erreichen.<br />
„<strong>in</strong>strumentelle Aggression“<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Gleichaltrigen<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Weil sie sich ärgern und<br />
mit ihrer Wut nicht<br />
umgehen können!<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene des<br />
Individuums<br />
Zum Beispiel:<br />
• Une<strong>in</strong>deutige Situationen<br />
werden als Provokationen<br />
<strong>in</strong>terpretiert.<br />
• Es stehen ke<strong>in</strong>e<br />
Verhaltensalternativen zur<br />
Verfügung.<br />
<strong>Gewalt</strong> (Mobb<strong>in</strong>g) ist die “Reaktion“<br />
auf e<strong>in</strong>e Provokation.<br />
„reaktive Aggression“<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Gleichaltrigen<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Alle s<strong>in</strong>d beteiligt!<br />
87% aller SchülerInnen konnten e<strong>in</strong>er<br />
Rolle zugeordnet werden.<br />
Täter<br />
Helfer <strong>der</strong> Täter<br />
Verstärker <strong>der</strong> Täter<br />
Verteidiger <strong>der</strong> Opfer<br />
Außenstehende<br />
Opfer<br />
MOBBING ist<br />
e<strong>in</strong> Gruppenphänomen!<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene des<br />
Individuums<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Gleichaltrigen<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
JEDES Gruppenmitglied ist beteiligt !<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Verstärkungslernen<br />
durch anwesende Peers<br />
In 88% <strong>der</strong> Fälle s<strong>in</strong>d Mitschüler<br />
Zeugen, sie greifen aber nur <strong>in</strong><br />
19% e<strong>in</strong>!<br />
<br />
Wenn Mitschüler e<strong>in</strong>greifen, können<br />
57% <strong>der</strong> Vorfälle SOFORT beendet<br />
werden.<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene des<br />
Individuums<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Gleichaltrigen<br />
<br />
<br />
Gleichaltrige verwenden 54% ihrer Zeit mit<br />
passiver Verstärkung durch Zuschauen, 21%<br />
mit aktiver Nachahmung des Täters und nur<br />
25% <strong>der</strong> Zeit mit E<strong>in</strong>greifen und Stoppen.<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
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Erwachsene<br />
1. Erziehungsverhalten<br />
2. Null-Toleranz für aggressives<br />
Verhalten<br />
3. Schutz von Opfern<br />
4. Konsequenzen für Täter<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene des<br />
Individuums<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Gleichaltrigen<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
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<strong>Schule</strong><br />
1. Geme<strong>in</strong>same Haltung &<br />
Aktionsplan<br />
2. Lehrerfortbildungen<br />
3. Langfristige Perspektive<br />
Hochwertige<br />
Präventionsprogramme s<strong>in</strong>d<br />
theoriegeleitet und evaluiert!<br />
LehrerInnen, Eltern und<br />
SchülerInnen müssen daran<br />
beteiligt se<strong>in</strong>!<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene des<br />
Individuums<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Gleichaltrigen<br />
Mechanismen auf<br />
Ebene <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaft<br />
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Prävention<br />
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Aggressives Verhalten ist NICHT nur das Problem e<strong>in</strong>zelner<br />
Schüler<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Schüler.<br />
Eltern, SchulleiterInnen, LehrerInnen teilen sich die<br />
Verantwortung für <strong>Gewalt</strong>prävention.<br />
<strong>Gewalt</strong>prävention ist die Aufgabe <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
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Prävention<br />
= Vorbeugung, Verhütung<br />
<strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong>: Gesamtheit <strong>der</strong> Maßnahmen zur<br />
Gesundheitsvorsorge (Krankheitsvorbeugung)<br />
<strong>in</strong> Strafrecht: Vorbeugung gegen künftige Delikte<br />
im Sozialbereich: Vorbeugung und Verhütung allgeme<strong>in</strong><br />
unerwünschter Verhaltensweisen, Ereignisse, Vorgänge und<br />
Folgen<br />
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Präventionsansätze<br />
im strafrechtlichen S<strong>in</strong>n:<br />
Generalprävention<br />
= allgeme<strong>in</strong>e Vorbeugung (Abschreckung aller möglicher<br />
Verbrecher durch Strafandrohung)<br />
Spezialprävention<br />
= den e<strong>in</strong>zelnen Menschen betreffende Vorbeugung (Schutz<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft vor e<strong>in</strong>em bestimmten Verbrecher durch<br />
Bestrafung bzw. erzieherische o<strong>der</strong> Sicherheitsmaßnahmen)<br />
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Präventionsansätze<br />
Mediz<strong>in</strong> und Sozialbereich:<br />
Primäre Prävention<br />
= tatsächliche Vorbeugung, die darauf abzielt, das Auftreten<br />
von psychischen Störungen und Gesundheitsgefährdungen<br />
zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
Sekundäre Prävention<br />
= Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bereits aufgetretener Konsequenzen<br />
(Mediz<strong>in</strong>: Früherkennung)<br />
Tertiäre Prävention<br />
= E<strong>in</strong>wirkung auf bereits e<strong>in</strong>getretene Schädigungen<br />
(Mediz<strong>in</strong>: Rehabilitation)<br />
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<strong>Gewalt</strong>prävention<br />
<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten und <strong>Schule</strong>:<br />
= Primäre Prävention<br />
Reduktion negativer Verhaltensweisen<br />
För<strong>der</strong>ung positiver Verhaltensweisen<br />
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Ernstfälle<br />
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Ernstfälle<br />
Wichtig ist, dass die <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>e Vorgehensweise<br />
im Ernstfall ausarbeitet und an alle<br />
SchulpartnerInnen kommuniziert.<br />
Die Hauptaufgaben <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> liegen (1) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
möglichst genauen Analyse des Sachverhalts,<br />
sowie darauf aufbauend (2) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesprächsführung.<br />
Alle weiteren Maßnahmen (z.B. Therapien) müssen<br />
von externen Expert<strong>in</strong>nen und Experten (z.B.<br />
Psycholog<strong>in</strong>nen, Psychiater<strong>in</strong>nen) durchgeführt<br />
werden. Die <strong>Schule</strong> kann diese vermitteln.<br />
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Was können Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler tun…<br />
…wenn sie Opfer geworden s<strong>in</strong>d<br />
Ruhig bleiben! Angst nicht zeigen!<br />
Täter selbstbewusst <strong>in</strong> die Augen schauen und sagen: „Hör<br />
sofort damit auf! Lass mich <strong>in</strong> Ruhe!“<br />
Wenn es zu schwer ist etwas zu sagen, weg gehen!<br />
Sofort e<strong>in</strong>em Erwachsenen erzählen (z.B. e<strong>in</strong>em Lehrer o<strong>der</strong><br />
Lehrer<strong>in</strong>) was passiert ist!<br />
Rat auf Draht anrufen!<br />
Mehr Tipps: www.geme<strong>in</strong>sam-gegen-gewalt.at<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Was können Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler tun…<br />
…wenn sie Mobb<strong>in</strong>g beobachten<br />
Sich für das Opfer e<strong>in</strong>setzen!<br />
Dem Opfer zeigen, dass man es mag!<br />
Den Tätern sagen, dass sie damit aufhören sollen!<br />
E<strong>in</strong>em Erwachsenen den Vorfall erzählen!<br />
Mehr Tipps: www.geme<strong>in</strong>sam-gegen-gewalt.at<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
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Was können Eltern tun…<br />
…wenn ihr K<strong>in</strong>d Opfer geworden ist<br />
Dem K<strong>in</strong>d zuhören, wenn es vom Vorfall erzählt! (Was? Wo?<br />
Wann? Wie oft?)<br />
Dem K<strong>in</strong>d bestätigen, dass es richtig war, den Vorfall zu<br />
erzählen!<br />
Das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>formieren, welche Schritte man setzen will!<br />
Mit <strong>der</strong> Klassenlehrer<strong>in</strong> / dem Klassenlehrer über den Vorfall<br />
sprechen!<br />
Vom <strong>der</strong> Klassenlehrer<strong>in</strong> erfahren, was die <strong>Schule</strong> gegen den<br />
Vorfall unternehmen wird!<br />
Mit <strong>der</strong> Klassenlehrer<strong>in</strong> / dem Klassenlehrer <strong>in</strong> Kontakt<br />
bleiben!<br />
Mehr Tipps: www.geme<strong>in</strong>sam-gegen-gewalt.at<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Was können Eltern tun…<br />
…wenn ihr K<strong>in</strong>d Täter ist<br />
Mit dem K<strong>in</strong>d reden und klar machen, dass dieses Verhalten<br />
falsch ist und aufhören muss!<br />
Das K<strong>in</strong>d loben, wenn es sich kooperativ verhält!<br />
Mit <strong>der</strong> Klassenlehrer<strong>in</strong> / dem Klassenlehrer über den Vorfall<br />
sprechen!<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> nach e<strong>in</strong>er Lösung suchen!<br />
Mit <strong>der</strong> Klassenlehrer<strong>in</strong> / dem Klassenlehrer <strong>in</strong> Kontakt<br />
bleiben!<br />
Mehr Tipps: www.geme<strong>in</strong>sam-gegen-gewalt.at<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Was können Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer tun…<br />
…bei emotional aufgeladenen Konflikten<br />
Sofort e<strong>in</strong>greifen!<br />
Zuschauer befragen!<br />
Emotionen abkühlen lassen!<br />
Mit den Beteiligten sprechen!<br />
Eltern <strong>in</strong>formieren!<br />
Danach: Weiter beobachten und nachfragen!<br />
Mehr Tipps: www.geme<strong>in</strong>sam-gegen-gewalt.at<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Was können Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer tun…<br />
…bei Mobb<strong>in</strong>g<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Genau beobachten<br />
Mit dem Opfer sprechen<br />
Leitfaden für Gesprächsführung mit dem Opfer<br />
Mit dem Täter sprechen<br />
Leitfaden für Gesprächsführung mit dem Täter<br />
Mit Eltern Gespräche führen<br />
Leitfaden für Gesprächsführung mit den Eltern <strong>der</strong> Täter<strong>in</strong> /<br />
des Täters<br />
Leitfaden für Gesprächsführung mit den Eltern des Opfers<br />
Danach: Weiter beobachten und nachfragen<br />
Mehr Tipps: www.geme<strong>in</strong>sam-gegen-gewalt.at<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
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Präventionsprogramme<br />
evidence based practice<br />
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Warum evidence based practice?<br />
Internationale Studien zeigen:<br />
Erfolg von Programmen ist nicht selbstverständlich<br />
Manche Programme können kontraproduktive Wirkung<br />
entfalten<br />
Qualitätskriterien notwendig<br />
im Interesse von Betroffenen, Anwen<strong>der</strong>Innen,<br />
AuftraggeberInnen und Öffentlichkeit<br />
zur Vermeidung dass Ressourcen <strong>in</strong> nicht wirksame bzw.<br />
sogar schädliche Programme <strong>in</strong>vestiert werden<br />
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Kriterienkataloge<br />
Um EntwicklerInnen und AnbieterInnen von Programmen<br />
Orientierungshilfen zu bieten und Transparenz zu<br />
sichern<br />
Um Anwen<strong>der</strong>Innen (und AuftraggeberInnen) von<br />
Programmen Bewertungen und Vergleiche zu<br />
ermöglichen<br />
z.B.<br />
Sektion kl<strong>in</strong>ische Psychologie (BDP; Preiser & Wagner, 2003)<br />
Campbell Collaboration<br />
Society for Prevention Research (Flay et al., 2005)<br />
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Anfor<strong>der</strong>ungen an Programmkonzeption<br />
Nennung und Begründung nachprüfbarer Ziele<br />
Beschreibung <strong>der</strong> Zielgruppe<br />
Benennung theoretischer Grundlagen (<strong>in</strong>sgesamt und<br />
für Programmschritte)<br />
Detaillierte Beschreibung <strong>der</strong> Maßnahmen (<strong>in</strong>klusive<br />
TeilnehmerInnenaktivierung und -motivierung)<br />
Nachweis <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong>erInnen<br />
(Anfor<strong>der</strong>ungsprofil)<br />
Integration e<strong>in</strong>er systematischen Evaluation<br />
Angaben über Preis-Leistungs Verhältnis (Kosten,<br />
Nebenkosten und Nutzen)<br />
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Anfor<strong>der</strong>ungen an Wirksamkeitsprüfung<br />
Mehrmalige Durchführung des Programms unter<br />
Feldbed<strong>in</strong>gungen<br />
Evaluation unter Verwendung von state-of-the-art<br />
Methoden<br />
Nachweis konsistenter positiver Effekte<br />
Nachweis zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>es (statistisch bedeutsamen)<br />
Langzeiteffekts<br />
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WiSK Programm<br />
För<strong>der</strong>ung von sozialer und <strong>in</strong>terkultureller<br />
Kompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Ziele des WiSK Programms<br />
Erarbeitung von Voraussetzungen und Umsetzung von<br />
Maßnahmen, um <strong>Gewalt</strong>prävention zu e<strong>in</strong>em Anliegen <strong>der</strong><br />
ganzen <strong>Schule</strong> zu machen.<br />
<strong>Schule</strong>bene<br />
Geme<strong>in</strong>sames Begriffsverständnis (Wissen & Haltung)<br />
Modelle <strong>der</strong> Gesprächsführung im Ernstfall (<strong>Intervention</strong>)<br />
Konkrete Maßnahmen auf <strong>Schule</strong>bene (<strong>Schule</strong>ntwicklung)<br />
Klassenebene<br />
Durchführung des WiSK Klassenprojekts<br />
(Handeln & Umsetzen)<br />
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Schulposter:<br />
Wird im WS vom<br />
LeherInnenkollegium<br />
während e<strong>in</strong>er<br />
schul<strong>in</strong>ternen<br />
Fortbildung erarbeitet.<br />
Geplante Maßnahmen<br />
für das kommende<br />
Schuljahr werden<br />
festgehalten.<br />
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Ziele des Klassenprojekts<br />
För<strong>der</strong>ung von sozialer und <strong>in</strong>terkultureller Kompetenz<br />
Reduktion von aggressiven Verhaltensweisen bei<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
Durch:<br />
För<strong>der</strong>ung von Empathie und Perspektivenübernahme<br />
Bewusstmachen <strong>der</strong> eigenen Verantwortung und<br />
Verantwortungsübernahme<br />
Erarbeitung von Handlungsalternativen für alle Beteiligten<br />
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Erarbeitung des Themas „Soziale Ausgrenzung“<br />
Übungsblatt „<strong>Gewalt</strong>formen: Im Klassenzimmer“<br />
Person 3<br />
Was passiert da gerade?<br />
Was könnten die Personen<br />
auf dem Bild sagen?<br />
Wie fühlt sich Person 3?<br />
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Merkblatt<br />
Durch die Bil<strong>der</strong>-Übung haben<br />
wir Verhaltensweisen<br />
gefunden, die nicht OK s<strong>in</strong>d.<br />
Wir haben durch die Bil<strong>der</strong>-<br />
Übung gelernt, dass es<br />
verschiedene Arten von <strong>Gewalt</strong><br />
gibt.<br />
Jede davon kann auch uns<br />
verletzen!<br />
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Merkblatt<br />
<strong>Gewalt</strong> ist ke<strong>in</strong>e<br />
Lösung!<br />
• <strong>Gewalt</strong> ist nicht<br />
cool!<br />
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Erarbeitung von „Handlungsoptionen/-alternativen“<br />
Was kann man tun, damit sich die Person xy<br />
besser fühlt?<br />
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Ampelspiel<br />
Bewertung <strong>der</strong><br />
Vorschläge mit<br />
Hilfe von<br />
grünen, gelben<br />
und roten<br />
Kärtchen!<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
dagmar.strohmeier@univie.ac.at