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Informationswissenschaftliche Axiome

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<strong>Informationswissenschaftliche</strong><br />

<strong>Axiome</strong><br />

Im Zuge einer<br />

informationswissenschaftlichen Dissertation<br />

„Humanorientierung der IT“<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT, Folie 1


o Das Wort Information<br />

o <strong>Informationswissenschaftliche</strong> Einbettung:<br />

Theorien, Modelle<br />

der Begriff Information<br />

o die informationswissenschaftlichen <strong>Axiome</strong><br />

hier die 3 grundlegenden<br />

o <strong>Informationswissenschaftliche</strong> Postulate<br />

aus den IA´s (Informationswiss. <strong>Axiome</strong>n) folgernd<br />

o Literaturliste<br />

o ein offener Dialog solange Zeit bleibt<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT, Folie 2


Das Wort Information (informatio)<br />

Quelle: R. CAPURRO , B. HJORLAND (2003)<br />

o Philosophischer Ursprung bei PLATO ( idea,typos) und ARISTOTELES (eidos, morphe)<br />

o Übersetzung der Semantik in das Lateinische informatio, informare, bei VERGIL und CICERO<br />

o AUGUSTINUS (354-430) war Platoniker, Christlicher Kirchenlehrer, Christus = forma Dei, die idea als Wesensform<br />

(informatio cogitationis) ist noch unabhängig vom sinnlichen Prozess (informatio sensus) (trin. 11,2,3),<br />

o THOMAS VON AQUIN (1225-1274) war Aristoteliker, Einheit von Leib und Seele, informatio materiae, i. sensus, i.<br />

intellectus und i. morum haben einen Zusammenhang<br />

o René DESCARTES (1596-1650) beendet die mittelalterliche Scholastik und begründet die Moderne, konkret den<br />

Rationalismus, bald nach ihm begann Isaac NEWTON (1643-1727) zu wirken<br />

o John LOCKE (1632-1704) verzweigt in England zum Empirismus<br />

o Im deutschen Sprachraum wurde Information nach Christoph Martin WIELAND (1733-1813) mit Bildung übersetzt<br />

Das Wort „Information“ wird von HARTLEY und SHANNON „für Physik und<br />

Mathematik „benutzt“<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

R.V. HARTLEY will in seinem Artikel „The Transmission of Information“ (1928) den Begriff okkupieren. Er schreibt darin,<br />

dass sein Streben „based on physical as contrasted to psychological considerations“ sei (F.W. HAGEMEYER, 1979).<br />

C.E.SHANNON hat 1940 seinen Informationsbegriff von HARTLEY übernommen und mit dem Kehrwert der<br />

Wahrscheinlichkeit definiert, wie allgemein bekannt<br />

aber sehr früh gab es Kritik am SHANNON´schen Informationsbegriff, bereits 1951 sagte die britische Philosophin und<br />

WITTGENSTEIN-Schülerin G.E.M. ANSCOMBE (1919-2001): „to call this the theory of information is like calling the<br />

theory of gramophone recording and reproduction the theory of music“ , auch von R.A. SMITH und G.A. BARNARD<br />

sind zeitgleich frühe kritische Äußerungen bekannt (F.W. HAGEMEYER 1979, p 152).<br />

Das Streben nach einer einheitlichen Festlegung des Begriffes Information dauert bis heute (R.CAPURRO,<br />

P.FLEISSNER & W.HOFKIRCHNER (1999).<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT, Folie 3


<strong>Informationswissenschaftliche</strong> Einbettung<br />

Verwendete Theorien:<br />

• SEMIOTIK von Charles W. PEIRCE (1839-1914)<br />

Bereits 1860 hat der Mathematiker und logische Pragmatiker PEIRCE drei Begriffe getrennt:<br />

a) Objekt<br />

b) Zeichen (Sign), diese teilte er weiter in:<br />

I. Icon : ähnlich dem Objekt, begründet Relation zu Gruppe von Objekten<br />

II. Index: variable Relation eines Zeichens zu örtlich und zeitlich verschiedenen Objekten<br />

III. Symbol: erfordert eine kognitive und individuelle Aufarbeitung einer Relation Zeichen-Objekt<br />

c) Wirkung beim Interpretanten (Subjekt), engl. Meaning, die sich bildet, wenn das Subjekt über ein Objekt nachdenkt,<br />

ev. darüber kommuniziert und eine Aktion setzt<br />

• Informationsmodell von C.W.MORRIS (1901-1979)<br />

MORRIS unterschied 1972 die Begriffe:<br />

a) Syntax: aus mehreren Zeichen werden neue mit verschiedener Bedeutung gebildet, ein Regelwerk dazu<br />

b) Semantik: ausdrückliche Beziehung zwischen Zeichen und Objekt, Erklärung dieser Beziehung<br />

c) Pragmatik: in der Beziehung Zeichen und User (= Subjekt) folgt dem Verstehen eines Zeichens eine Aktion<br />

• Unterscheidung nach K. FUCHS-KITTOWSKY (2008)<br />

a) Form: ist die Zusammenfassung aller Eigenschaften eines Objektes<br />

b) Inhalt: ist eine Erklärung eines Objektes für ein Subjekt<br />

c) Aktion: kognitives Erwerben von Information über ein Objekt, Meinungsbildung und Entscheidung zu einer Aktion<br />

• CAPURRO´s Trilemma von P. FLEISSNER, W.HOFKIRCHNER (1995)<br />

FLEISSNER und HOFKIRCHNER unterscheiden 3 mögliche Verwendungen von Deutungen des Informationsbegriffes:<br />

a) Synonymität, Univokalität, (Gleichbedeutung): bisher für den Begriff Information nicht erreicht, möglicher<br />

Durchbruch: <strong>Axiome</strong> von F. PLOCHBERGER(2012)<br />

b) Analogität, (Ähnlichkeit): Voraussetzung ist das primum analogatum als Bezugsobjekt<br />

c) Equivokalität, (Gleichbenennung): derzeit gültig für den Begriff Information in unterschiedlichsten Bedeutungen und<br />

Wissenschaften<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT Folie 4


<strong>Informationswissenschaftliche</strong> Einbettung<br />

Begriff Information in neuer Informationswissenschaft (IS, Information Science)<br />

• Ethel JOHNSON, ein amerikanischer Bibliotheksangestellter hat 1915 bereits den Begriff so verstanden: „the main<br />

function of the special library is to make information available“<br />

• HARTLEY selbst hat 1928 in seinem Artikel „Transmission of Information“ eine Neudefinition verlangt : „contrasted to<br />

psychological considerations“, R. CAPURRO, B. HJORLAND (2003) p 28<br />

• der Begriff Information bekam etwa ab 1960 einen dritten Impuls durch die Verbindung zum Begriff Daten in der immens<br />

zunehmenden Verwendung in der neuen IT, G.BATESON (1985), F.PLOCHBERGER (1999)<br />

• ein vierter kognitionsevolutionärer Impuls kam 1989 durch WWW (Tim BERNER-LEE) und 1990 durch Hypertext<br />

(Robert CAILLIAUT). Durch die weltweite Verbindung von Texten, und aufgezeichnetem Wissen begann das<br />

„Informationszeitalter“<br />

• in der IT entstehen „Suchmaschinen“, die in diesem neuen weltweiten Datenpool nach Suchbegriffen oder Keywords<br />

suchen können und die umgebenden Datenmengen an jedem individuellen PC anzeigen können, eine Entwicklungsstufe<br />

die mit der Erfindung des Buchdruckes durch Johannes GENSFLEISCH, genannt GUTENBERG (1400-1468) verglichen<br />

werden kann<br />

• Wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Begriff Information begann, „Unified Theory of Information“ wurde eine neue<br />

Herausforderung, R.CAPURRO, P.FLEISSNER, W. HOFKIRCHNER (1999), der Begriff wurde in alle Wissenschaften<br />

getragen und war ein modernes Modewort , Informationswissenschaft, Information Science wurde eine neue<br />

philosophisch überbaute Wissenschaft<br />

• Erste markante Begriffe entstehen um R. CAPURRO, P.FLEISSNER, W. HOFKIRCHNER, 1999, 2000. Eine erste<br />

generelle Gruppierung der Verwendung des Begriffes in Kognition, Kommunikation und Kooperation scheint bleibend<br />

zu sein.<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT Folie 5


Die informationswissenschaftlichen <strong>Axiome</strong> (IA)<br />

Erstveröffentlichung: F. PLOCHBERGER (2012)<br />

Der Ansatzpunkt ist eigentlich konträr zum wissenschaftlichen Trend (Top Down von Philosophie in die Praxis) Bottom Up<br />

von jahrzehntelanger Praxis in der IT zur Theorie (Informationswissenschaft, Philosophie). Die geistige<br />

Schnittmenge scheint aber gerade deswegen wissenschaftlich fundiert und sogar historisch zu sein.<br />

Die formelle Verwendung des Begriffes <strong>Axiome</strong> ist in der naturwissenschaftlichen Basis und empirischen, positiv naiven<br />

Vorgehensweise begründet.<br />

• IA 1: Daten beschreiben ein Objekt.<br />

Daten werden nur in zwei wesentliche Gruppen strukturiert:<br />

a) aufgezeichnete, materiell vorhandene, tote<br />

b) lebende, in lebenden Datenträgern = Organismen<br />

c) als einzige Spezialisierung der aufgezeichneten Daten werden die „1:1-Daten“, „Natürlichen Daten“ oder<br />

Dokumentationen zugelassen<br />

Jede weitere Strukturierung erwies sich als nicht haltbar, weil zu vielfältig.<br />

• IA 2: Information ist der Inhalt eines Objektes oder von Daten, der für einen<br />

Menschen relevant ist.<br />

Dieser axiomatisch festgelegte Begriff Information ist einheitlich verwendbar.<br />

Die Relation zum Menschen ist logisch notwendig, indirekter Schluss: kein Mensch -> keine Information. Das Wort Mensch<br />

ist - relativ abgestuft – synonym für alle lebenden Wesen. Information ist dann die Bezeichnung für ein vom Menschen<br />

erkanntes „Etwas“, das er noch nicht genau spezifizieren kann oder will.<br />

Daten und Information sind somit begrifflich eindeutig getrennt.<br />

• IA 3: Der Wert von Daten ist durch die in ihnen enthaltenen Information begründet.<br />

Verdienst dieser Axiomatisierung: Generelle Gültigkeit in allen Wissenschaften, auch in der Physik. Die Ausschließung<br />

HARTLEYS (1928), die für viele dramatische Reaktionen verantwortlich war ist damit nicht mehr nötig.<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT Folie 6


Folgerungen für die Zukunft, die informationswissenschaftlichen Postulate (IP):<br />

• IP 1: Humanorientierung der IT<br />

Ist eine direkte Folge von IA2 (notwendiger Bezug zum Menschen), User Centered Design und ISO 9241 (HCI und<br />

Ergonomie) sind zu wenig. Geist und Seele werden bereits von IT erobert. Es bedarf eines Paradigmenwechsels von OO<br />

(Objekt Orientierung) zu HO (Human Orientierung).<br />

• IP 2: Prinzip der Kontinuität<br />

Ursache ist die menschliche Organisation (im Sinne C. MATURANAs) und Agitation.<br />

Praktische Beispiele, wo Kontinuität derzeit noch wenig beachtet wird:<br />

• laufender Änderung von Hard- und Software,<br />

• langfristige Erhaltung elektronischer Daten oder<br />

• permanente Arbeitslosigkeit in der Arbeitswelt.<br />

• IP 3: zwingende, zumindest gedankliche Korrelation zwischen Wort Information und<br />

einem tradiertem oder neudefiniertem wissenschaftlichen Begriff bei Verwendung<br />

des Wortes<br />

Folgt direkt aus den IAs 1-3, wobei Daten selbst wieder als Objekte gesehen werden können. Jedes Mal wenn ein<br />

Wissenschaftler das Wort Information verwendet, sollte er einen bereits bekannten Term im Hinterkopf haben oder<br />

entwerfen.<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT Folie 7


Literaturverzeichnis<br />

• R.CAPURRO, Birger HJORLAND (2003), The concept of Information, Annual Review of<br />

Information Science and Technology, Ed. B. Cronin, Vol. 37(2003), Chapter 8, pp 343‐<br />

411 or pp 1‐59 in http://www.capurro.de<br />

• R.CAPURRO, P.FLEISSNER & W.HOFKIRCHNER (1999), Is a Unified Theory of<br />

Information feasible? A Trialogue, W.HOFKIRCHNER (Ed.), The quest for a unified<br />

theory of information. Proceedings of the Second International Conference on the<br />

Foundations of Information Science (pp. 9‐30), Amsterdam Gordon und Breach,<br />

retrieved December 18,2001 from http://www.capurro.de/trialog.htm<br />

• F.W. HAGEMEYER (1979), Entstehung von Informationskonzepten in der<br />

Nachrichtentechnik, Dissertation FU Berlin<br />

• G. KRAUS (1972), Vorlesungsverzeichnis Telegraphie, TU Wien, etwa 1972<br />

• F. PLOCHBERGER (1999), Daten und Information, Eigenverlag 2012<br />

http://www.premiumpresse.de/userpics/d0086631cd3799774f9c1de1a0562bc2.pdf<br />

• F.PLOCHBERGER (2011), H.NYQUIST, R.V.HARTLEY und C.E. SHANNON aus der Sic hat<br />

der heutigen Informationswissenschaft, Eigenverlag,<br />

http://www.premiumpresse.de/userpics/5846c83932d283757276aced164b896a.pdf<br />

• F.PLOCHBERGER (2012), Axioms around the term Information, Paper, TU Vienna,<br />

http://www.premiumpresse.de/userpics/3f6cab60ed1270b080f89e1001d55e19.pdf<br />

@Franz Plochberger, Juni 2012, Humanorientierung der IT, Folie 8


@Franz<br />

Plochberger, Juni 2012,<br />

Humanorientierung der IT<br />

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@Franz<br />

Plochberger, Juni 2012,<br />

Humanorientierung der IT<br />

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