Opernmagazin August - Oktober 2009 - Oper Frankfurt
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Simplicius Simplicissimus<br />
Premieren<br />
Eine präzise Antizipation des Kommenden …<br />
Christof Nel beschreibt seine Annäherung an Hartmanns<br />
Simplicius Simplicissimus anlässlich der Premiere<br />
der Produktion 2004 in Stuttgart: »Die Arbeit<br />
war, eine Schutzschicht nach der anderen abzutragen<br />
und sich immer mehr dem Punkt zu nähern, an dem<br />
man sich fast nicht mehr schützen kann.« Im Zuge<br />
dessen ist die Entscheidung gegen die in den 1960 er<br />
Jahren oft aufgeführte zweite Fassung gefallen, in der<br />
Hartmann mit einer sinfonischen Schlussapotheose<br />
überschrieb, was die Nachkriegsjahre nicht geleistet<br />
hatten: »Vielleicht musste Zeit vergehen, bevor man<br />
das Schutzlose der Erstfassung aushalten konnte.« Besonders stark hat<br />
den Regisseur beschäftigt, dass Hartmann zehn Jahre vor Kriegsende<br />
etwas verfasst hatte, das »mit einer unglaublichen Präzision und einer<br />
persönlichen Einlässlichkeit, die sich hinter dem Epischen verbirgt«, die<br />
kommenden Katastrophen antizipiert. Der Komponist habe einen Ton<br />
getroffen, der mit der Sicherheit eines scheinbar epischen Theaters<br />
nichts mehr zu tun hat: »Hartmann begibt sich da auf eine Ebene, die<br />
besagt, dass, was latent vorhanden ist, auch tatsächlich vorhanden ist<br />
und dann auch tatsächlich passiert.«<br />
Der von Karl Kneidl für die Inszenierung von Christof<br />
Nel entwickelte Raum arbeitet in der Konsequenz<br />
mit verschiedenen Wirklichkeits ebenen, die das<br />
Schutzlose, das Ausgesetzte materialisieren. Der<br />
Gedanke an Hartmanns Schreibsituation, die Vorstellung<br />
der von Ungerechtigkeit, Gewalt und Terror<br />
umgebenen Komponistenwohnung hat das Team<br />
nicht losgelassen. Der Regisseur zieht eine Parallele<br />
zur Inselsituation des Einsiedels, der freiwillig aus<br />
dem Leben scheidet: »Darin ist die Frage aufgehoben,<br />
ob ich dem standhalten kann, wenn ich so<br />
umstellt bin, oder ob ich so nicht weiterleben kann. Das hat eine<br />
unglaubliche Schwärze. Wir haben lange gebraucht, bis wir das wirklich<br />
bemerkt hatten.« Und dennoch sieht Christof Nel in Hartmanns <strong>Oper</strong><br />
eine Art Hoffnungsschimmer aufblitzen: »den Wunsch nach etwas<br />
Unzerstörbarem«, verkörpert durch ein unschuldiges Kind, das in der<br />
allergrößten Gefährdung überlebt und sich entwickelt.<br />
Agnes Eggers<br />
Mitwirkende<br />
Musikalische Leitung Erik Nielsen I Regie Christof Nel I Bühnenbild Karl Kneidl I Kostüme Silke Willrett I Dramaturgie Klaus Zehelein / Jens Schroth<br />
Chor Matthias Köhler<br />
Simplicius Simplicissimus Claudia Mahnke I Einsiedel Frank van Aken I Gouverneur Hans-Jürgen Lazar I Landsknecht Dietrich Volle<br />
Hauptmann Florian Plock I Bauer Magnus Baldvinsson I Dame Marcia Haydée<br />
Simplicius Simplicissimus<br />
Karl Amadeus Hartmann 1905 –1963<br />
Drei Szenen aus seiner Jugend I Text von Hermann Scherchen, Wolfgang Petzet und Karl Amadeus Hartmann nach dem Roman Der Abentheuerliche<br />
Simplicissimus Teutsch (1669) von Jakob Christoffel von Grimmelshausen<br />
Konzertante Uraufführung der Erstfassung von 1934 /35 am 2. April 1948, Radio München; Szenische Uraufführung am 20. <strong>Oktober</strong> 1949,<br />
Kammerspiele der Bühnen der Stadt Köln; Erste Aufführung der Neufassung am 8. Mai 2004, Württembergisches Staatstheater Stuttgart<br />
Premiere: Sonntag, 6. September <strong>2009</strong><br />
Weitere Vorstellungen: 10., 13., 17., 25., 27. September <strong>2009</strong><br />
In deutscher Sprache mit Übertiteln<br />
+++Die <strong>Oper</strong> <strong>Frankfurt</strong> und der Patronatsverein laden ein: <strong>Oper</strong> extra zu Simplicius Simplicissimus am 30. <strong>August</strong> 09, 11.00 Uhr, Holzfoyer +++<br />
Mit freundlicher Unterstützung des <strong>Frankfurt</strong>er Patronatsvereins – Sektion <strong>Oper</strong><br />
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