Studioportrait The Marmalade Post
Interview mit Lynn Andernach, der Geschäftleiterin von The Marmalade Post, eines der führenden Postproduktions-Studios im Bereich Werbung in Deutschland.
Interview mit Lynn Andernach, der Geschäftleiterin von The Marmalade Post, eines der führenden Postproduktions-Studios im Bereich Werbung in Deutschland.
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2O15<br />
2<br />
ISSN 1433-2620 > B 43362 >> 19. Jahrgang >>> www.digitalproduction.com<br />
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I N MÄRZ | APRIL 02|15<br />
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SERVICE<br />
<strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong><br />
Bild: Smart/Schönheitsfarm<br />
<strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong>, ehemals unter dem Namen Schönheitsfarm bekannt,<br />
gehört seit Jahren zu den großen <strong>Post</strong>produktionsdienstleistern für Werbefilme<br />
in Deutschland. Die Firma besitzt das Motion-Control-System Spike und bietet<br />
nach der Zusammenlegung mit ihrer Partnerproduktion <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> Film als<br />
Gesamtdienstleister alle Stufen der Projektentwicklung an (www.themarmalade.<br />
com). Wir stellen das Studio im Porträt vor.<br />
von Mirja Fürst<br />
Neben dem Hauptsitz in Hamburg<br />
gehören <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong> noch<br />
Niederlassungen in Düsseldorf und<br />
Frankfurt. Das Studio begann 1999 unter<br />
dem Namen Tonhaus und wurde von dem<br />
Musiker Manfred Brunwey, der unter anderem<br />
auch die Loft-Tonstudios in Hamburg mitbegründet<br />
hat, ins Leben gerufen. Als er auf<br />
den Freelance-Flame-Artist Torsten Eichten<br />
traf, erweiterten sie gemeinsam das Angebot<br />
des Studios um digitale Bildgestaltung<br />
und gründeten 2001 die Schönheitsfarm. Bis<br />
heute ist das Tonhaus in Hamburg in den<br />
Workflow integriert, bedient aber auch eigene<br />
Kunden. 2009 kam die Niederlassung<br />
in Düsseldorf und 2012, für die physische<br />
Nähe zum Kunden, der Frankfurter Standort<br />
hinzu. Anfang Oktober 2014 erfolgte dann<br />
die Umbenennung der Schönheitsfarm in<br />
<strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong>.<br />
DP sprach mit Executive Producer Lynn<br />
Andernach über die Werbefilm branche<br />
im Allgemeinem und den Spagat im Arbeitsalltag<br />
von <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> als kreativer<br />
Nischen- und General-Dienstleister.<br />
DP: Warum habt ihr genau diese Standorte<br />
gewählt?<br />
Lynn Andernach: Hamburg ist eine der<br />
kreativsten Städte Deutschlands und ein<br />
traditioneller Werbestandort. Die Dichte an<br />
Kreativagenturen ist hier hoch, die Kunden<br />
sind anspruchsvoll und die Projekte oft<br />
spannend und komplex. In Düsseldorf und<br />
Frankfurt dagegen befinden sich die Zentralen<br />
vieler internationaler Multikonzerne<br />
und deren Agenturnetzwerke. Bei der Ortswahl<br />
geht es um einen effizienten Workflow:<br />
Mit Räumlichkeiten vor Ort ersparen<br />
wir unseren Kunden zeitaufwendiges und<br />
kostspieliges Reisen.<br />
DP: Wie groß sind eure Büro, wie sind sie<br />
eingerichtet?<br />
Lynn Andernach: Unser Mutterschiff in<br />
Hamburg platzt inzwischen aus allen Nähten,<br />
denn wir sind in den letzten beiden Jahren<br />
deutlich gewachsen. Außerdem beherbergt<br />
das Haus in der Lippmannstraße auch<br />
die Produktionsbüros unserer Tochterfirma<br />
<strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> Films. Unsere Studios und<br />
Werkstätten sind ausgegliedert, aber in fünf<br />
Autominuten erreichbar – doch auch da wird<br />
es langsam eng. Die Kollegen in den Niederlassungen<br />
haben es etwas komfortabler.<br />
Unsere Büros befinden sich alle in zentraler<br />
Lage und haben in puncto Einrichtung einen<br />
großen Wiedererkennungswert. Unsere<br />
Kunden erhalten an allen Standorten denselben<br />
gewohnt hohen Qualitätsstandard, das<br />
beginnt schon beim Einrichtungsambiente.<br />
DP: Auf welche Projekte hat sich <strong>The</strong><br />
<strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong> spezialisiert?<br />
Lynn Andernach: Wir sind zu 99 Prozent<br />
ein Werbedienstleister: Werbeformate für<br />
TV und Kino, Imagefilme und vermehrt natürlich<br />
Online-Content sind unser tägliches<br />
Geschäft. Dabei nimmt die Entwicklung von<br />
126<br />
WWW.DIGITALPRODUCTION.COM
AUSGABE O2 | 15<br />
STUDIOPORTRÄT | THE MARMALADE<br />
visuellen Konzepten einen hohen Stellenwert<br />
ein. Auch in der Anfangsphase von Projekten,<br />
im Rahmen von Pitches und Präsentationen,<br />
spielt diese Abteilung eine wichtige Rolle.<br />
Entsprechend dieses Profils sind es eher<br />
beratungsintensive und komplexe Jobs, die<br />
den Weg zu uns finden. Mit unserer Partnerfirma<br />
<strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> Films produzieren<br />
wir schwerpunktmäßig Werbefilme im Highspeed-<br />
und Tabletop-Bereich. Durch unser<br />
selbst entwickeltes Highspeed-Motion-Control-System<br />
Spike (www.themarmalade.<br />
com/spike) sind wir in der Lage, analoge<br />
Bilderwelten zu kreieren, die man bis dato<br />
ausschließlich mit CGI assoziiert hat.<br />
Bilder: <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong><br />
DP: Wie ist euer Workflow organisiert?<br />
Lynn Andernach: Je nachdem um welche<br />
Projektart es sich handelt und über welche<br />
Kanäle das Projekt an uns herangetragen<br />
wird, gibt es viele unterschiedliche Herangehensweisen.<br />
Grundsätzlich kann man<br />
aber sagen, dass bei uns kein Projekt ohne<br />
kreative Supervision abgewickelt wird. Im<br />
besten Fall sind wir bereits in die Konzeption<br />
involviert und arbeiten gemeinsam mit<br />
der Agentur und dem Kunden an Treatment<br />
oder Story board. Natürlich spielt es auch<br />
eine große Rolle, ob es sich um die Kreation<br />
kompletter digitaler Welten oder um die<br />
<strong>Post</strong>produktion für einen Film handelt. Im<br />
Idealfall passiert alles bei uns im Haus: Konzeption,<br />
Dreh, <strong>Post</strong>produktion – bei diesen<br />
Projekten können wir die Vorteile unserer<br />
Infrastruktur und unsere Kompetenzen am<br />
besten zeigen.<br />
DP: Mit welcher Software und Hardware<br />
arbeitet ihr und warum?<br />
Lynn Andernach: Im Compositing sind wir<br />
mit fünf Autodesk-Flame-Systemen im<br />
Highend-Bereich breit aufgestellt. Natürlich<br />
spielen aber auch bei uns Desktop-<br />
Compositing-Systeme wie Nuke eine immer<br />
wichtigere Rolle – alleine schon aus Gründen<br />
der Kosteneffizienz. Dennoch ist aufgrund<br />
unserer kreativen Herangehensweise<br />
und der Arbeitsweise unserer Lead-Artists<br />
der Flame für uns noch immer das übergeordnete<br />
Projektmanagement-Tool. Reines<br />
Shot-basiertes Abarbeiten passiert bei uns<br />
natürlich auch, spielt im Gesamt-Workflow<br />
aber eine eher untergeordnete Rolle. In der<br />
3D arbeiten wir – wie die meisten Hamburger<br />
<strong>Post</strong>produktionshäuser – auf Softimage<br />
XSI. Wir waren von dieser Software von<br />
Anfang an überzeugt, vor allem hinsichtlich<br />
seiner Compositing-Anforderung und<br />
Flexibilität bei Kundenänderungswünschen.<br />
Ein flexibles Render-Pass-Management, die<br />
Möglichkeit, jegliche Parameter in unterschiedlichen<br />
Render Passes zu überschreiben,<br />
nonlineare Animation und verschiedene<br />
History Construction Modes machen<br />
<strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong> besitzt Locations an den Standorten Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt.<br />
das Programm in der Praxis so effektiv. Es<br />
gibt keine unterschiedlichen Module, alles<br />
kann mit allem verknüpft werden, auch bei<br />
Third-Party-Plug-ins. Die Anbindung an<br />
Solid Angle Arnold ist ebenfalls super. Für<br />
das Grading nutzen wir den Nucoda Filmmaster<br />
– eines der wenigen noch verbliebenen<br />
Highend-Grading-Tools auf dem Markt.<br />
Besonders toll sind daran die<br />
kurzen Kommunikationswege,<br />
wenn es um den Support<br />
geht. Wir haben unseren<br />
gesamten Data-Workflow auf<br />
diesem System aufgebaut.<br />
DP: Wie werdet ihr bezüglich<br />
Softimage nach dem Support-Ende<br />
von Autodesk vorgehen?<br />
Lynn Andernach: Für uns ist Softimage XSI<br />
derzeit einfach die beste Software am Markt<br />
und zumindest zum jetzigen Zeitpunkt absolut<br />
alternativlos. Unser Workflow ist perfekt<br />
darauf abgestimmt. Wir werden auch mittelfristig<br />
erst einmal mit diesem Programm<br />
weiterarbeiten, uns natürlich aber langfristig<br />
nach einem adäquaten Ersatz umschauen.<br />
Wir betreiben diesbezüglich bereits intensive<br />
Recherche.<br />
DP: Was hat sich durch die Zusammenlegung<br />
der beiden Firmen geändert?<br />
»Unser Workflow ist ganzheitlich<br />
kreativ.«<br />
Lynn Andernach<br />
Executive Producer, <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong><br />
Lynn Andernach: Nach der Zusammenfassung<br />
unter einem kollektiven Label treten<br />
immer häufiger Kunden und Agenturen<br />
mit Anfragen für komplette Vollproduktionen<br />
an uns heran. Das bedeutet, dass wir<br />
Konzeptentwicklung, Pre-Produktion, Live-<br />
Action-Drehs, Produkt-Demo und die kom-<br />
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FOKUS<br />
FILM & VFX 3D & ANIMATION INTERACTIVE DIGITAL ART SCIENCE & EDUCATION<br />
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Bild: Braun<br />
plette <strong>Post</strong>produktion unter einem Dach<br />
abwickeln. Verständlicherweise hat sich mit<br />
dieser Entwicklung auch unser Kundenprofil<br />
verändert: In Hamburg kommen die Aufträge<br />
zu 95 Prozent direkt über Agentur und<br />
Kunde und immer weniger Filmproduktionen<br />
beauftragen uns mit der <strong>Post</strong>produktion<br />
ihrer Projekte. Diese Entwicklung haben<br />
wir bewusst in Kauf genommen. Natürlich<br />
birgt die Übergangsphase von der <strong>Post</strong>- zur<br />
Filmproduktion gewisse Risiken, aber an<br />
den Standorten Düsseldorf und Frankfurt<br />
wird <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong> glücklicherweise<br />
auch von externen Filmproduktionen weiterhin<br />
als verlässliches Studio für die <strong>Post</strong>produktion<br />
wahrgenommen.<br />
Braun Series 9 - Agentur: BBDO Proximitiy, Animationsregie: Manuel Bamberger, Toby Genkel<br />
DP: Wie seid ihr von den Mitarbeitern her<br />
strukturiert?<br />
Lynn Andernach: Rechnet man die Mitarbeiter<br />
aller Niederlassungen sowie die Kollegen<br />
von <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> Films zusammen,<br />
kommen wir mittlerweile auf über 80 Mitarbeiter.<br />
Unser Workflow und unsere Kommunikation<br />
basieren sehr auf Kompetenzen,<br />
die unsere Festangestellten mitbringen.<br />
Aber natürlich arbeiten wir auch und gerne<br />
mit Freelancern zusammen – vermutlich<br />
aber weniger, als es bei Mitbewerbern der<br />
Fall ist. Das liegt unter anderem daran, dass<br />
die Hierarchien bei uns flach sind und der<br />
Workflow insgesamt überwiegend kreativ<br />
gesteuert ist.<br />
Concept Art & Styleframes von <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong> <strong>Post</strong><br />
Krüger Espresto - Agentur: Brand Lounge, Regie: Torsten Eichten, DOP: Eike Rieche<br />
Bild: Krüger<br />
DP: Wo werden Freelancer eingesetzt?<br />
Lynn Andernach: In den klassischen Departments<br />
wie zum Beispiel 3D und Compositing<br />
arbeiten wir – je nach Auftragslage – regelmäßig<br />
mit Freelancern. Da wir hohe Qualitätsansprüche<br />
haben, kontrollieren unsere<br />
Inhouse-Kreativen die Arbeit der Freelancer<br />
genau und wir greifen auf einen kleinen<br />
Pool von Freelance-Artists zurück, denen<br />
wir diesbezüglich vertrauen.<br />
DP: Welche technischen und weiteren<br />
Kompetenzen sollten Bewerber haben?<br />
Lynn Andernach: Grundsätzlich erwarten wir<br />
bei Bewerbern, die bereits Berufserfahrung<br />
mitbringen, absolute Sicherheit im Umgang<br />
mit der Software aus ihrem Bereich. Praktikanten<br />
sollten zumindest erste Erfahrungen<br />
mit den einschlägigen Programmen besitzen.<br />
Es kommt hier natürlich auch etwas auf<br />
das Department an: Die technischen Skills<br />
sind in der 3D- und der Compositing-Abteilung<br />
eine wichtige Grundlage, Bewerber<br />
für die Kreation müssen dagegen vor allem<br />
durch ihr Portfolio überzeugen. Neben technischen<br />
Skills entscheiden wir uns meist für<br />
diejenigen Bewerber, die viel Kreativität mitbringen,<br />
denn wir sind Filmemacher – keine<br />
Techniker. Wir bieten unseren Mitarbeitern<br />
großen Gestaltungsspielraum und erwarten<br />
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STUDIOPORTRÄT | THE MARMALADE<br />
selbstständiges Arbeiten mit einem hohen<br />
Maß an kreativer Leidenschaft.<br />
DP: Gibt es eine Hochschule, von der ihr<br />
besonders gerne Leute rekrutiert?<br />
Lynn Andernach: Grundsätzlich ist es weniger<br />
ausschlaggebend, von welcher Hochschule<br />
die Bewerber kommen, als vielmehr, was<br />
sie bereits an Erfahrung besitzen. Die kreativste<br />
Hochschularbeit sagt nichts über die<br />
Fähigkeiten aus, wie Bewerber unter realen<br />
Umständen funktionieren – wie teamfähig sie<br />
sind und wie sie beispielsweise mit Deadlines<br />
und Druck umgehen. All das lernt man am<br />
besten in der Praxis. Wer neben dem Studium<br />
bereits Erfahrung mit ersten Praktika<br />
sammeln konnte, ist klar im Vorteil.<br />
DP: Was könnt ihr Arbeitnehmern im Unternehmen<br />
bieten?<br />
Lynn Andernach: Trotz unserer Firmen größe<br />
sind die Hierarchien immer noch verhältnismäßig<br />
flach. Unsere Mitarbeiter können sich<br />
aktiv an Gestaltungsprozessen beteiligen<br />
– projektbezogen bedeutet dies, dass im<br />
Grunde jeder seine kreative Vision in den<br />
Arbeitsprozess einfließen lassen kann. Insgesamt<br />
besteht unser Team aus interdisziplinär<br />
arbeitenden Menschen, die alle gerne<br />
mal über den Tellerrand ihres Departments<br />
schauen. Und wir bieten viel Spielraum für<br />
Weiterentwicklung.<br />
DP: Wohin sollte man eine Bewerbung<br />
richten?<br />
Lynn Andernach: Bewerbungen bitte ausschließlich<br />
per E-Mail an mich richten unter<br />
jobs@themarmalade.com.<br />
DP: Welches war bis jetzt das – aus deiner<br />
persönlichen Sicht heraus – größte,<br />
tollste, anspruchsvollste Projekt?<br />
Lynn Andernach: Das beste Beispiel für den<br />
Erfolg unseres interdisziplinären Workflows<br />
sind aktuell wahrscheinlich die Produktfilme<br />
für den neuen Smart Fortwo und den Smart<br />
Forfour (www.themarmalade.com/project/<br />
smart), denn in dieses Projekt waren wirklich<br />
alle unsere Departments involviert. Von der<br />
Konzeption und der Art Direction über Dreh<br />
und Animation bis hin zur <strong>Post</strong>produktion –<br />
das alles seit Oktober aus einer Hand anbieten<br />
zu können, ist für uns ein großer Vorteil.<br />
Am erfolgreichsten war aber ein Imagefilm in<br />
eigener Sache: Vor eineinhalb Jahren haben<br />
wir im Rahmen des Sponsorings für die BBDO<br />
Directors Lounge einen Imagefilm produziert,<br />
der unser Motion-Control-System Spike vorgestellt<br />
hat. Dieser Film hat sich binnen Tagen<br />
im Internet verbreitet und hatte in kürzester<br />
Zeit auf Vimeo und Youtube mehrere Millionen<br />
Klicks. Mit diesem viralen Effekt hatte<br />
keiner von uns gerechnet. Wir mussten zusätzlich<br />
Mitarbeiter abstellen, um die Masse<br />
Das Compositing erfolgt unter anderem mit Autodesk Flame (oben), das Grading mit Nucoda Filmmaster.<br />
an Anfragen und Zuschriften aus der ganzen<br />
Welt zu bearbeiten.<br />
DP: Wie sieht die Zukunft von <strong>The</strong> <strong>Marmalade</strong><br />
<strong>Post</strong> aus?<br />
Lynn Andernach: Für uns ist die Marschrichtung<br />
für die nächsten Jahre klar: Wir entwickeln<br />
uns gerade rasant zu einer international<br />
agierenden Werbefilmproduktion und einem<br />
kreativen One-Stop-Shop. In diesem komplexen<br />
Firmengefüge unsere Kernkompetenzen<br />
der kreativen <strong>Post</strong>produktion und die Highspeed-Photography<br />
weiterhin vermarkten zu<br />
können und gleichzeitig neue Bereiche zu<br />
erschließen, wird in den kommenden Jahren<br />
die größte Herausforderung sein.<br />
DP: Wie ist die Lage in der Werbefilmbranche<br />
in Deutschland gerade generell?<br />
Wie ist deine Einschätzung der Entwicklung?<br />
Lynn Andernach: Die Branche befindet sich<br />
gerade – ganz offensichtlich – wenn nicht<br />
in einer Krise, so doch zumindest in einer<br />
großen Umbruchphase: Die klassischen<br />
Modelle haben ausgedient und die rasante<br />
technische Entwicklung, die Veränderung der<br />
Medien im Allgemeinen sowie die Vielfalt<br />
der möglichen Kommunikationskanäle im<br />
Speziellen haben die Anforderungen an die<br />
klassische Werbung verändert. Zudem haben<br />
sich die Budgets in den letzten zehn Jahren<br />
halbiert. Filmproduktionen sind dabei, sich<br />
neu zu definieren: Viele bieten mittlerweile,<br />
zumindest zum Teil, Inhouse-<strong>Post</strong>produktion<br />
an. Auch Agenturen fangen an, selbst zu produzieren.<br />
Und inzwischen gibt es wohl kaum<br />
eine <strong>Post</strong>produktion, die nicht schon einen<br />
kleinen Dreh abgewickelt hätte. Die Tendenz<br />
geht auf der einen Seite zum Generaldienstleister,<br />
auf der anderen Seite werden sich<br />
viele neue kleine, kreative Nischendienstleister<br />
etablieren, die mit hochspezialisiertem<br />
Fachwissen und einem überschaubaren Portfolio<br />
erfolgreich sind. Wir wagen den Spagat<br />
zwischen beidem.<br />
› mf<br />
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