Das Würfelmodell – ganzheitlich und menschennah
Das Würfelmodell – ganzheitlich und menschennah
Das Würfelmodell – ganzheitlich und menschennah
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16 Management<br />
Organisationsentwicklung<br />
<strong>Das</strong> <strong>Würfelmodell</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>ganzheitlich</strong> <strong>und</strong> <strong>menschennah</strong><br />
Die Vorstellung, ein Unternehmen anhand seiner Kennzahlen allein erfassen <strong>und</strong> entwickeln zu wollen, ist etwa<br />
so realistisch, wie ein feines Birchermüesli aufgr<strong>und</strong> der Brennwerte der verwendeten Cerealien herzustellen.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Würfelmodell</strong>, ursprünglich ein gestalt-therapeutisches Tool, erlaubt eine <strong>ganzheitlich</strong>e <strong>und</strong> menschen-<br />
nahe Organisationsentwicklung, von der individuellen bis hin zur organisationalen Ebene.<br />
Marcus A. <strong>und</strong> Karina Schildknecht<br />
Im Wesentlichen fokussiert das <strong>Würfelmodell</strong><br />
(nach Dr. med. et theol. Yvonne Maurer, IKP)<br />
auf das Auffinden <strong>und</strong> Aktivieren von Ressourcen,<br />
die zum jeweiligen Zeitpunkt nicht bewusst<br />
verfügbar sind. Dabei stützt es sich auf<br />
sechs Seinsdimensionen des menschlichen Le-<br />
<strong>Das</strong> <strong>Würfelmodell</strong><br />
beziehungsmässige<br />
(soziale)<br />
Lebensdimension<br />
KMU-Magazin Nr. 4, Mai 2012<br />
körperliche Lebensdimension<br />
bens: Körperliches, Soziales, Psychisch-Geistiges,<br />
Zeit, Raum <strong>und</strong> Spirituelles.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Würfelmodell</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Würfelmodell</strong> schafft auf natürliche Weise<br />
den Brückenschlag zwischen einer oft zwei-<br />
Zeit<br />
spirituell-sinnstiftende Lebensdimension<br />
psychisch-geistige<br />
Lebensdimension<br />
Raum/Ökologie<br />
dimensional, kausal <strong>und</strong> dualistisch denkenden<br />
<strong>und</strong> handelnden Geschäftswelt zu einer<br />
integrativen, zielführenden <strong>und</strong> nachhaltigen<br />
Entwicklung eines Unternehmens. Es ist ein<br />
lösungsorientiertes Werkzeug. Die sechs<br />
Dimensionen sind allseitig untereinander<br />
verb<strong>und</strong>en, sodass jederzeit ein Wechsel der<br />
Betrachtungsebene möglich ist, was zu schöpferischen<br />
Entwicklungen in den Prozessen<br />
führt.<br />
Bessere Selbstwahrnehmung<br />
Aus der Auseinandersetzung mit den sechs Dimensionen<br />
resultiert für den Betrieb zusätzlich<br />
eine erweiterte Selbstwahrnehmung, ein<br />
geschärftes Bewusstsein <strong>und</strong> mehr Verantwortlichkeit<br />
für das unternehmerische Tun <strong>und</strong><br />
Lassen <strong>–</strong> eine essenzielle Voraussetzung für<br />
nachhaltigen Erfolg. <strong>Das</strong> <strong>Würfelmodell</strong> orientiert<br />
sich an der organischen Realität menschlichen<br />
<strong>Das</strong>eins. In der Organisationsentwicklung<br />
ist es auch deshalb ein leicht implementier-<br />
<strong>und</strong> transferierbares Werkzeug, das sich<br />
sowohl zur Analyse wie auch zur Intervention<br />
hervorragend eignet.<br />
In der Folge stellen wir Ihnen die sechs Seindimensionen<br />
des <strong>Würfelmodell</strong>s anhand von<br />
Auszügen aus den Fragekatalogen vor.
Körperliche Dimension<br />
■ Was bedeutet «Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung»<br />
in Ihrem Unternehmen? Wie integrieren<br />
Sie das Konzept der Salutogenese<br />
nach Aaron Antonovsky (1923<strong>–</strong>1994)?<br />
■ Seit dem Jahr 2002 ist in der Schweiz der<br />
Anteil an Patienten mit psychischen Störungen<br />
als Folge von Arbeitsplatz-Stressoren<br />
um mehr als 40 Prozent, die Zahl der krankheitsbedingten<br />
Fehltage um 62,5 Prozent<br />
angestiegen. Depressionen sind das häufigste<br />
Krankheitsbild. Die Zahl von IV-Bezügern<br />
vor dem gesetzlichen Rentenalter ist<br />
von 25 000 auf 66 000 gestiegen. Im Jahr<br />
2011 beliefen sich die Kosten für die Folgen<br />
von psychosozialem Stress am Arbeitsplatz<br />
auf r<strong>und</strong> 12 Milliarden Franken. Welche präventiven<br />
Massnahmen haben Sie bisher ergriffen?<br />
■ Extremsportarten ausüben für den Adrenalin-Kick<br />
oder damit man sich einfach wieder<br />
einmal spürt? Sind solche Aktivitäten<br />
körpergerecht <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernd,<br />
kompensatorisch oder ein weiterer Leistungsaspekt?<br />
■ Der Körper sagt immer die Wahrheit! Körperliche<br />
Symptome sind ein äusserst wertvoller<br />
Frühwarn-Indikator. Somatische Marker<br />
gelten aus körperlicher Ausdruck unserer<br />
Intuition. Was nehmen Sie wahr im Verlauf<br />
des betrieblichen Alltags?<br />
Soziale Dimension<br />
■ Wie werden die Werte Respekt, Höflichkeit<br />
<strong>und</strong> Anstand gemessen?<br />
■ Matrix-Organisationen führen zu wiederholten<br />
Wechseln der Teamzugehörigkeiten,<br />
Rollen, Aufgabenschwerpunkten. Wie wird<br />
die soziale Kompetenz in Ihrem Unternehmen<br />
geschult?<br />
■ Wie ausgeprägt ist die Fähigkeit Ihres Unternehmens<br />
im Umgang mit Konflikten <strong>und</strong><br />
dem Ausschlussmechanismus Mobbing?<br />
Management<br />
17<br />
■ Wie ist die Meeting- <strong>und</strong> Feedback-Kultur<br />
in Ihrer Firma? Wie lauten die impliziten Regeln<br />
<strong>und</strong> Symbole? Welche Rituale werden<br />
gepflegt?<br />
Psychisch-geistige Dimension<br />
■ Normalität wird jährlich durch die Zunahme<br />
von 15 Prozent an diagnostizierbaren,<br />
geistigen Krankheiten (ICD-10) auf einen<br />
immer enger werdenden Platz zusammengedrängt.<br />
■ Welche inner- <strong>und</strong> ausserbetrieblichen Ausbildungsangebote<br />
halten Sie sowohl für<br />
sich selbst als auch für Ihre Mitarbeitenden<br />
bereit? Und welche Resultate erwarten Sie<br />
von Ihren Investitionen? Wie messen Sie<br />
diese?<br />
■ Wie trägt Ihr Unternehmen dem Umstand<br />
Rechnung, dass sich die Mitarbeitenden im<br />
Verlaufe ihrer Firmenzugehörigkeit auf psychisch-geistiger<br />
Ebene verändern; so wie<br />
die Firma selber?<br />
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KMU-Magazin Nr. 4, Mai 2012
18 Management<br />
Ein Rat : früh<br />
aufstehen, um<br />
schnell zum Erfolg<br />
zu kommen.<br />
KMU-Magazin Nr. 4, Mai 2012<br />
■ Fehler sind ein Hinweis darauf, dass ein Vorgang<br />
aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet,<br />
die Lösung einer Aufgabe auf bisher<br />
unbekannten Wegen angegangen werden<br />
kann. Aus dieser Perspektive heraus ist jeder<br />
Fehler eine interessante, intellektuell herausfordernde<br />
<strong>und</strong> anregende Begebenheit.<br />
Dimension der Zeit<br />
■ Wozu führt die zunehmende Schnelligkeit<br />
in Projekten, im Wandel, in Werteentwicklungen<br />
<strong>und</strong> in der Geltungsdauer in Ihrer<br />
Unternehmung?<br />
■ Werden lange Arbeitszeiten als Leistungsausweis<br />
verstanden <strong>und</strong> wie lange dauert<br />
die Lebenszeit?<br />
■ Wie versteht Ihr Unternehmen Chronos<br />
(Zeitverlauf) <strong>und</strong> Chairos (der richtige Moment)<br />
<strong>und</strong> welche Biorhythmen erkennen<br />
Sie in Ihrer Firma?<br />
■ Wie viel Zeit bleibt zum Führen?<br />
Dimension des Raumes<br />
■ Wie viel räumliche Verbindung zwischen<br />
Arbeit <strong>und</strong> Heim («Work From Home»)<br />
braucht es? Mobilität. Weite Strecken zum<br />
Büro. Unterwegs arbeiten.<br />
■ Grossraumbüros. Wie geschützt <strong>und</strong> respektiert<br />
ist der eigene Raum? Scannen von<br />
E-Mails durch den Administrator, Abhören<br />
von Telefonaten. Wie nehme ich mir meinen<br />
Raum im modernen Geschäftsumfeld?<br />
■ Workstation: anonyme Arbeitsplätze oder<br />
«Friendly Work Space»?<br />
■ Security Batches beschützen Räume, limitieren<br />
den Zugang zu Räumlichkeiten <strong>und</strong><br />
führen zu einem Aus- oder Eingeschlossen-<br />
Sein.<br />
Spirituelle Dimension<br />
■ Firmenspirit. Leitbild, Mission-Statement,<br />
Shared Values. Was haben sie für eine Bedeutung,<br />
wie wurden sie erarbeitet <strong>und</strong> wie<br />
werden sie gelebt in Ihrer Firma?<br />
■ Glauben Ihre Mitarbeitenden an Ihr Unternehmen?<br />
Gemäss Gallup Studie 2011 sind<br />
72 Prozent der Mitarbeitenden passiv unengagiert<br />
(Mitläufer), 17 Prozent aktiv unengagiert<br />
(Industriespionage, Mobbing,<br />
Verhinderer).<br />
■ Glaubt Ihre Firma an das, was sie tut? Und<br />
glauben Sie an Ihre Mitarbeitenden?<br />
■ Entscheidungsfindungen stützen sich auch<br />
bei Risk Managern zu über 80 Prozent auf<br />
das Bauchgefühl, die Intuition. Danach werden<br />
diese Erkenntnisse unter enormem Ressourcenverschleiss<br />
gerechtfertigt. In einer<br />
Zeit, in der Effizienz <strong>und</strong> Effektivität von allen<br />
Mitarbeitenden verlangt werden, ist die<br />
direkte Anwendung des intuitiven Wissens<br />
wesentlich sinnvoller!<br />
Aus der Praxis<br />
Die folgenden zwei Beispiele bringen Ihnen<br />
die Anwendung des <strong>Würfelmodell</strong>s als Interventionstool<br />
näher.<br />
Fallbeispiel 1, Soziale Seinsdimension:<br />
Sozialkompetenz in der Führung<br />
Rohstoffhandel. Gruppenleiterin mit zehn Mitarbeitenden,<br />
ist sachbezogen <strong>und</strong> perfektionistisch,<br />
führt ohne Sitzungen <strong>und</strong> Teammeetings,<br />
gibt reine Arbeitsanweisungen, kontrolliert<br />
streng <strong>und</strong> mit Fokus auf gemachte<br />
Fehler.
Während Ferienabwesenheit führt ein Gleichgestellter,<br />
ohne Wissen der Gruppenleiterin,<br />
Einzelgespräche mit deren Mitarbeitenden<br />
über ihre Zufriedenheit durch.<br />
Nach ihrer Rückkehr werden die Gruppenleiterin<br />
<strong>und</strong> der Gleichgestellte vor den gemeinsamen<br />
Chef zitiert. Es wird ihr vorgeworfen,<br />
dass alle Mitarbeitenden von ihr völlig unzufrieden<br />
seien, kein Vertrauen in sie hätten <strong>und</strong><br />
mit Kündigung drohten, falls sie weiterhin mit<br />
ihr zusammenarbeiten müssten.<br />
Massnahmen<br />
Mit der Gruppenleiterin werden Werkzeuge<br />
erarbeitet, um sich von einer reinen sach- zu<br />
einer ausgewogen sach- <strong>und</strong> menschbezo-<br />
genen Führungskraft zu entwickeln. Sie lernt<br />
zuerst den Zugang zu ihren eigenen Gefühlen<br />
<strong>und</strong> Bedürfnissen kennen. So kann sie später<br />
die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden erkennen<br />
<strong>und</strong> verstehen. Sie lernt einen wertschätzenden<br />
Kontakt zu sich selbst aufzubauen.<br />
In der Folge tauscht sie mit anderen Menschen<br />
über ihre Bedürfnisse <strong>und</strong> diejenigen des Gegenübers<br />
aus. Die Gruppenleiterin lernt, die<br />
eigenen Wünsche selber <strong>und</strong>/oder mit Unterstützung<br />
Ihres Umfelds umzusetzen. Für ihr<br />
Team organisiert sie Sitzungen, verbalisiert<br />
dort ihre individuellen Ziele <strong>und</strong> erarbeitet erste<br />
gemeinsame Ziele. Die Meetings werden in<br />
je einen sachlichen <strong>und</strong> einen persönlichen<br />
Bereich aufgeteilt.<br />
Fallbeispiel 2, Dimension der Zeit: Unterschiedliche<br />
Zeitachsen <strong>und</strong> -rhythmen von<br />
Managern <strong>und</strong> Mitarbeitenden<br />
IT-Start-up. Geschäftsleitung bestehend aus<br />
sechs Innovatoren mit Fokus auf Veränderung,<br />
Unabhängigkeit <strong>und</strong> Individualität sowie einem<br />
Bewahrer mit Fokus auf Stabilität, Ordnung<br />
<strong>und</strong> Struktur. Durchschnittlich einmal<br />
pro Monat werden Ausrichtung <strong>und</strong> Strategie<br />
der Firma neu definiert. Entsprechende Informationen<br />
an das mittlere Management, das<br />
die operative Verantwortung trägt, erfolgen<br />
unstrukturiert, unvollständig <strong>und</strong> unregelmässig.<br />
Es kommt schliesslich zu einem Bruch<br />
zwischen der Firmenleitung, der nächsten Hierarchiestufe<br />
<strong>und</strong> auch der darunterliegenden<br />
Stufe.<br />
Massnahmen<br />
Die rhythmischen Aspekte des Unternehmens<br />
werden gesucht <strong>und</strong> benannt: Wer darf sich<br />
für was wie viel Zeit nehmen? Wird Zeit als<br />
Kontinuum verstanden oder vergeht sie einfach?<br />
Was bedeutet Anfang <strong>und</strong> Ende in dieser<br />
Firma? Wer bestimmt über Beginn <strong>und</strong><br />
Vollendung eines Prozesses?<br />
Ein Workshop, in dem untern anderem mit afrikanischen<br />
Trommeln gearbeitet wird, unterstützt<br />
das Gespür für Eigen- <strong>und</strong> Fremdrhythmen.<br />
Ein «Innovationsstopp» bringt Ruhe ins<br />
Unternehmen. Gemächlicher <strong>und</strong> bewusster als<br />
bisher kehrt die Firma zu ihrem Kerngeschäft<br />
zurück. Konsequent wiederkehrende Zeitinseln<br />
(Sitzungen, Auszeiten) geben den Beteiligten<br />
weitere Sicherheit. Schliesslich verlässt der<br />
Gründer-CEO das Unternehmen. Damit vollendet<br />
sich sein Lebenszyklus in der Firma.<br />
Fazit<br />
Die Anwendung des <strong>Würfelmodell</strong>s als Analyse-<br />
<strong>und</strong> Interventionstool setzt den Mut <strong>und</strong><br />
die Fähigkeit voraus, Sachverhalte in Ihrem<br />
Unternehmen konkret zu benennen. Darauf<br />
aufbauend ist es ein organisches Werkzeug,<br />
das sich an den Menschen in Ihrer Firma <strong>und</strong><br />
Ihren realen Möglichkeiten orientiert. Es integriert,<br />
stärkt die Selbstverantwortung <strong>und</strong><br />
macht Prozessbetroffene zu Beteiligten.<br />
Kontakt<br />
Marcus A. Schildknecht<br />
Coach <strong>und</strong> Trainer<br />
Schildknecht Coaching<br />
Kilchbergstrasse 2, 8134 Adliswil<br />
Tel. 044 241 20 30<br />
marcus@schildknecht-coaching.ch<br />
www.schildknecht-coaching.ch<br />
Karina Schildknecht<br />
Begleiterin von Lebens- <strong>und</strong><br />
Veränderungsprozessen<br />
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Rietgass 8, 8197 Rafz<br />
Tel. 076 418 98 95<br />
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KMU-Magazin Nr. 4, Mai 2012