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Die Beudetung der bildgebenden Verfahren in ... - Prof. Dr. Tilscher

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Übersichten<br />

Tab. 1 Häufigkeit <strong>der</strong> im lumbalen MRT diagnostizierten Diskushernien bei asymptomatischen<br />

Patienten [12][<br />

Anteile mit lumbaler MRT falsch-positiv diagnostizierter Patienten (%)<br />

Studien Diskusaufwölbung<br />

Diskusprotrusion<br />

Diskusextrusion<br />

Diskuspathologien<br />

(Aufwölbung, Protrusion,<br />

Extrusion,<br />

Sequestration)<br />

Boden et al.<br />

20 NV<br />

[2, 3]<br />

Jensen et al. 52 27 1 64<br />

[24]<br />

Boos et al. a [4] 63 13 4<br />

Greenberg et 39 18 57<br />

al. [16]<br />

Weishaupt et 24 40 18 4<br />

al. [37]<br />

Wood et al. a 53 37 63<br />

[39]<br />

Mittelwerte 38 29 9,5 60,5 4<br />

kopathien lag <strong>in</strong>sgesamt bei lediglich 36%<br />

des untersuchten Patientenkollektivs vor<br />

(14% Spondylarthrose, 8% Spondylose, 7%<br />

Spondylolisthese und 7% zentrale Stenose<br />

[24]).<br />

<strong>Die</strong> röntgenologische Beschreibung<br />

<strong>der</strong> degenerativen Diskopathie erfolgt aufgrund<br />

methodisch objektivierbarer morphologischer<br />

Strukturverän<strong>der</strong>ungen, die<br />

im Folgenden kurz charakterisiert werden.<br />

Chondrose<br />

<strong>Die</strong> Chondrose (Chondrosis <strong>in</strong>tervertebralis)<br />

bezeichnet e<strong>in</strong>e reaktionslose Höhenabnahme<br />

des Diskusraumes. Es besteht<br />

ke<strong>in</strong>e subchondrale Spongiosasklerose<br />

und ke<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale Osteophytenbildung.<br />

Nervenwurzeldeviation<br />

o<strong>der</strong> -stauchung<br />

a In diesen Studien wurden asymptomatische „Hochrisikopatienten“ untersucht, d. h. Personen, <strong>der</strong>en Erwerbstätigkeit<br />

mit Heben und Bewegen schwerer Gegenstände, regelmäßigen Erschütterungen und sitzenden Tätigkeiten<br />

verbunden ist. <strong>Die</strong>se Ergebnisse wurden nicht für die Bildung <strong>der</strong> Mittelwerte berücksichtigt.<br />

NV nicht verfügbar.<br />

Osteochondrose<br />

<strong>Die</strong> Osteochondrose (Osteochondrosis<br />

<strong>in</strong>tervertebralis) bezeichnet e<strong>in</strong>e Diskushöhenabnahme<br />

mit subdiskaler Knochenverdichtung<br />

und marg<strong>in</strong>alen Wirbelosteophyten,<br />

zumeist mit diskreter Spondyloretrolisthesis<br />

komb<strong>in</strong>iert.<br />

<strong>Die</strong> Darstellung <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen<br />

korreliert nicht signifikant mit <strong>der</strong> bestehenden<br />

Beschwerdesymptomatik. <strong>Die</strong><br />

MRT-Diagnostik hat bei Patienten mit<br />

kl<strong>in</strong>ischer Beschwerdesymptomatik e<strong>in</strong>e<br />

Aussagekraft von 85% [4]. Bei e<strong>in</strong>em<br />

Kollektiv von beschwerdefreien Patienten<br />

bestand jedoch <strong>in</strong> 73% <strong>der</strong> Fälle e<strong>in</strong>e Diskuspathologie<br />

[5]. E<strong>in</strong>e weitere Studie mit<br />

über 60-jährigen asymptomatischen Patienten<br />

zeigte <strong>in</strong> 57% <strong>der</strong> Fälle positive<br />

MRT-Befunde [3]. E<strong>in</strong>e Korrelation zwischen<br />

dem Alter, <strong>der</strong> bestehenden Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik und <strong>der</strong> aktuellen<br />

Beschwerdesymptomatik des Patienten,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vor <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>er Operation,<br />

wird gefor<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong>e vergleichende<br />

Studie positiver MRT-Befunde an beschwerdefreien<br />

Probanden ergab, dass<br />

46% dieser Personen seit jeher komplett<br />

ohne Beschwerden waren [22]. E<strong>in</strong> Modell<br />

zur Voraussage lumbaler Beschwerden<br />

bei <strong>der</strong>zeitiger Schmerzfreiheit, jedoch<br />

positivem MRT-Befund zeigt im<br />

Untersuchungs<strong>in</strong>tervall von 3 Jahren <strong>in</strong><br />

67% <strong>der</strong> Fälle das Auftreten lumbaler Beschwerden<br />

aufgrund depressiver Erkrankungen<br />

[23].<br />

Uncovertebralarthrose<br />

Uncovertebralarthrose (Spondylosis uncovertebralis):<br />

Morphologische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

an den Halswirbeln C3–C7 führen<br />

bei Bandscheibendegeneration zu Prom<strong>in</strong>enz<br />

und Verformung <strong>der</strong> Processus unc<strong>in</strong>ati<br />

nach dorsal und lateral mit konsekutiver<br />

E<strong>in</strong>engung <strong>der</strong> Neuroforamen.<br />

Spondylose<br />

<strong>Die</strong> Spondylose (Spondylosis deformans)<br />

ist def<strong>in</strong>iert durch ventrale submarg<strong>in</strong>ale<br />

Vertebralosteophyten an e<strong>in</strong>em Diskusraum,<br />

<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Höhenabnahme zeigt.<br />

Zur Spondylose zählt auch <strong>der</strong> spondylotische<br />

Schaltknochen.<br />

Spondylarthrose<br />

<strong>Die</strong> Spondylarthrose (Spondylarthrosis<br />

deformans) bezeichnet die Arthrose <strong>der</strong><br />

Wirbelbogengelenke (Intervertebralgelenke).<br />

Arthrotisch deformierte Processus<br />

articulares bewirken e<strong>in</strong>e Engstellung <strong>der</strong><br />

entsprechenden Foram<strong>in</strong>a <strong>in</strong>tervertebralia<br />

und s<strong>in</strong>d mögliche Ursache e<strong>in</strong>er Nervenwurzelkompression.<br />

Spondylolisthese<br />

<strong>Die</strong> Spondylolisthese ist def<strong>in</strong>iert als ventrale<br />

Wirbelverschiebung aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

morphologischen Störung <strong>der</strong> Interartikularportion<br />

des Wirbelbogens. Es besteht<br />

entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Knochenlücke, z. B.<br />

Spondylolysis <strong>in</strong>terarticularis (Spondylolyse,<br />

Isthmusdefekt, Isthmusspalte), o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Interartikulardysplasie (z. B. Verlängerung<br />

o<strong>der</strong> Verschmächtigung <strong>der</strong> Interartikularportion<br />

ohne Spaltbildung). <strong>Die</strong><br />

Pseudospondylolisthese (degenerative<br />

Spondylolisthese) bezeichnet e<strong>in</strong>e ventrale<br />

Wirbeldislokation bei erhaltener Kont<strong>in</strong>uität<br />

<strong>der</strong> paarigen Pedikel und Interartikularportiones<br />

sowie <strong>der</strong> unpaarigen Lam<strong>in</strong>a<br />

des Wirbelbogens. <strong>Die</strong> Spondylolisthese<br />

tritt zumeist bei Spondylarthrose<br />

auf, kann jedoch auch entzündlich-rheumatischer<br />

Genese se<strong>in</strong>.<br />

Lumbalstenosen<br />

Lumbalstenosen – die häufigsten nachweisbaren<br />

Ursachen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>engung des<br />

Wirbelkanals und <strong>der</strong> Foram<strong>in</strong>a <strong>in</strong>tervertebralia<br />

s<strong>in</strong>d degenerative Diskopathien,<br />

wie<br />

F Diskusprotrusion, Diskusprolaps und<br />

Sequesterbildung,<br />

F Osteochondrose – mit Spondyloretrolisthesis<br />

sowie dorsalen Osteophyten,<br />

F Uncovertebralarthrose im Zervikalbereich<br />

– Verformung des Processus<br />

unc<strong>in</strong>ati,<br />

F Spondylarthrose – z. B. Intervertebralarthrose<br />

mit deformierten Processus<br />

articulares und<br />

20 | Manuelle Mediz<strong>in</strong> 1 · 2010

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