Schulkonzepte der Docemus Privatschulen ... - Docemus SIS
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<strong>Schulkonzepte</strong> <strong>der</strong> <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong><br />
Campus Grünheide
Inhaltsverzeichnis<br />
Humanistische Grundsätze an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> ..................................................................................... 3<br />
Humanismus – Der Mensch im Mittelpunkt .................................................................................................................................. 3<br />
Bildung versus Wissen .......................................................................................................................................................................... 4<br />
Bildungs- und Erziehungsziele ............................................................................................................................................................ 4<br />
Lehren und Lernen an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> ..................................................................................................... 5<br />
Allgemeine Grundsätze ........................................................................................................................................................................ 5<br />
Das Lehren an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> .................................................................................................................................... 5<br />
Unterrichtsorganisation ....................................................................................................................................................................... 5<br />
Unterrichtsinhalte und -methoden ................................................................................................................................................... 6<br />
Ausbildung von Kompetenzen ............................................................................................................................................................ 6<br />
Leistungsbewertung .............................................................................................................................................................................. 6<br />
Partizipation ............................................................................................................................................................................................. 7<br />
Außerordentliche Betreuung <strong>der</strong> Schüler ........................................................................................................................................ 7<br />
Kooperationspartner ............................................................................................................................................................................. 8<br />
Lernen an <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule .............................................................................................................. 9<br />
Begründungszusammenhänge ......................................................................................................................................... 9<br />
Schuleigene Fächer und beson<strong>der</strong>e Angebote .............................................................................................................. 9<br />
Praxisorientierter Unterricht – Passgenaues Praktikum ............................................................................................................. 9<br />
Das Fach Soziales und Bürgerschaftliches Engagement ........................................................................................................... 10<br />
Das Fach Gesellschaftswissenschaft .............................................................................................................................................. 10<br />
Das Fach Polyästhetik ......................................................................................................................................................................... 11<br />
Wissenschaftstage .............................................................................................................................................................................. 11<br />
Schwerpunktsetzungen ................................................................................................................................................... 11<br />
Verantwortungsbewusstsein ........................................................................................................................................................... 11<br />
Leistungsgedanke ................................................................................................................................................................................ 12<br />
Theaterbesuch ...................................................................................................................................................................................... 12<br />
Schülerpräsident .................................................................................................................................................................................. 12<br />
Aufarbeitung <strong>der</strong> DDR-Geschichte.................................................................................................................................................. 12<br />
Zusammenarbeit Forschungseinrichtungen ................................................................................................................................ 13<br />
Lese-Rechtschreib-För<strong>der</strong>ung ........................................................................................................................................................... 13<br />
Anti-Mobbing-Programm .................................................................................................................................................................. 13<br />
Internationaler Austausch ................................................................................................................................................................ 14<br />
Lernen am Philipp-Melanchthon-Gymnasium ........................................................................................................... 15<br />
Begründungszusammenhänge ...................................................................................................................................... 15<br />
Schuleigene Fächer und beson<strong>der</strong>e Angebote ........................................................................................................... 16<br />
Das Fach Rhetorik ................................................................................................................................................................................ 16<br />
Debattierwettbewerb......................................................................................................................................................................... 16<br />
Wissenschaftstage .............................................................................................................................................................................. 16<br />
Facharbeiten und Seminararbeiten ................................................................................................................................................ 17<br />
Das Fach Seminarkurs ........................................................................................................................................................................ 17<br />
Das Fach Latein ..................................................................................................................................................................................... 17<br />
Das Fach Soziales und Bürgerschaftliches Engagement ........................................................................................................... 18<br />
Das Fach Philosophie .......................................................................................................................................................................... 18<br />
Schwerpunktsetzungen ................................................................................................................................................... 18<br />
Praxisorientierter Unterricht ............................................................................................................................................................ 18<br />
Zusammenarbeit Forschungseinrichtungen ................................................................................................................................ 18<br />
Aufarbeitung <strong>der</strong> DDR-Geschichte.................................................................................................................................................. 19<br />
Schülerpräsident .................................................................................................................................................................................. 19<br />
Theaterbesuch ...................................................................................................................................................................................... 19<br />
Lese-Rechtschreib-För<strong>der</strong>ung ........................................................................................................................................................... 20<br />
Internationaler Austausch ................................................................................................................................................................ 20<br />
Gültig ab 1. August 2012 2
Humanistische Grundsätze an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong><br />
Die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> wollen Bilden . Forschen . Erziehen. Sie setzen die humanistische Bildungsidee<br />
nach Wilhelm von Humboldt um. Dabei muss <strong>der</strong> Bildungsbegriff weit gefasst werden: „Bildung ist<br />
ein anspruchsvolles Wort. Es bezeichnet keinen Zustand, son<strong>der</strong>n einen Prozess. Bildung darf nicht mit<br />
Wissen o<strong>der</strong> Können gleichgesetzt o<strong>der</strong> verwechselt werden. Ganzheitliche Bildungsarbeit strebt die<br />
Entfaltung <strong>der</strong> Persönlichkeit und nicht nur die Vermittlung von Fachwissen an.“ 1<br />
Die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> begründen ihre Arbeit auf einer gemeinsamen Basis. Dennoch hat jede Schule<br />
ihren eigenen Schwerpunkt. Beide Aspekte <strong>der</strong> täglichen Arbeit werden in <strong>Schulkonzepte</strong>n zusammengefasst<br />
und als Leitlinie gehalten. Im Folgenden werden zunächst die gemeinsamen Grundsätze<br />
vorgestellt, bevor jede Schule ihren Platz mit den Begründungszusammenhängen und Schwerpunkten<br />
erhält. 2<br />
Humanismus – Der Mensch im Mittelpunkt<br />
Von seinem Wortursprung her bezieht sich <strong>der</strong> Begriff Humanismus auf den Menschen und ist als<br />
Grundeinstellung zu verstehen, die sich zum einen an <strong>der</strong> Antike orientiert, zum an<strong>der</strong>en aber auch die<br />
„umfassende Bildung des Menschen“ 3 zum Ziel hat. Daran knüpft die humanistische Bildungsidee nach<br />
Wilhelm von Humboldt an, die nicht das Wissen und Lernen um ihrer selbst willen, son<strong>der</strong>n als Mittel zu<br />
Persönlichkeitsentwicklung ansieht.<br />
Damit wird deutlich, dass Bildung mehrdimensional gesehen werden muss und im Wesentlichen auf <strong>der</strong><br />
emotionalen Selbstbefreiung basiert, welche menschliches Bezogensein ermöglicht. Erst mit ihr kann sie<br />
ihre eigentliche Potenzialität entfalten. Ohne sie können nur regressive Formen von Bildung und Gebildetsein<br />
entstehen.<br />
Aus diesem Grund muss Bildung im Sinne Erich Fromms 4 zu emotionaler Bildung weiterentwickelt werden.<br />
Ein solches gezieltes „emotionales Lernen“ bezieht sich auf die Entwicklung von drei Fähigkeiten:<br />
• Emotionale Bewusstheit (= Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu verstehen)<br />
• Kommunikationsfähigkeit (= Fähigkeit, Gefühle sinnvoll zum Ausdruck zu bringen)<br />
• Beziehungsfähigkeit (= Fähigkeit, an<strong>der</strong>en zuzuhören und sich in ihre Gefühle hineinversetzen<br />
zu können)<br />
Emotionale Bewusstheit<br />
Kommunikationsfähigkeit<br />
Beziehungsfähigkeit<br />
Abb. 1: Dreieck <strong>der</strong> emotionalen Bildung<br />
Emotionale Bildung ist auch deshalb von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung, weil ohne eine absichtsvoll professionelle<br />
För<strong>der</strong>ung emotionaler Kompetenzen <strong>der</strong> Heranwachsenden <strong>der</strong>en Schlüsselqualifikationen<br />
vielfach wirkungslos bleiben. Denn methodische und soziale Kompetenzen lassen sich nicht allein in<br />
kognitionsorientiertem Training entwickeln, sie setzen vielmehr Emotionsmuster voraus, die sie zur Wirkung<br />
bringen. Ein sozial „ängstlicher Mensch“ kann Kommunikationsfähigkeit nicht einfach antrainiert<br />
bekommen, Voraussetzung ist vielmehr eine emotionale Nachreifung, die nur über selbstreflexives Lernen<br />
erreicht werden kann.<br />
Ähnliches gilt für die Problemlösungsfähigkeit und die Kreativität: Auch <strong>der</strong>en Entwicklung wird häufig<br />
stark behin<strong>der</strong>t durch eigene Zwanghaftigkeiten o<strong>der</strong> verborgene Ängste. Ein Training dieser Kompetenzebenen<br />
bleibt zumeist äußerlich. Daher liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Erziehung und Bildung an den<br />
<strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> auf kompetenzbildendem und schlüsselqualifizierendem Lernen. Außerdem wird<br />
die Vermittlung und Einübung von Normen und Werten bei den Heranwachsenden fokussiert.<br />
1<br />
Wurm, Karin-Gratiana: Medien for<strong>der</strong>n. Unterrichtsprinzipien – Qualifikationen – Kompetenzen for<strong>der</strong>n Medien ..., S. 1 einzusehen<br />
unter: http://www.kgw.at/-pdf/upm.pdf (Stand: 12.10.2011)<br />
2<br />
Bisher liegen die <strong>Schulkonzepte</strong> des Campus Grünheide vor. Die weiteren Konzepte werden <strong>der</strong>zeit überarbeitet.<br />
3<br />
Der Brockhaus, Bd. 2, Leipzig, Mannheim 2004, S. 164<br />
4<br />
Ausführlich E. Fromm, Haben o<strong>der</strong> Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft, München 2000; Die folgenden<br />
Bezugnahmen auf E. Fromm rekurrieren auf die Gesamtausgabe.<br />
Gültig ab 1. August 2012 3
Die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> haben sich zum Ziel gesetzt, Authentizität und Lebendigkeit des Einzelnen zu<br />
entwickeln und ihm zu helfen, produktive Charakterorientierungen aufzubauen. Gleichzeitig gilt jedoch<br />
die Gruppe als wichtiges Element humanistischer Bildung. Die damit verbundene Fähigkeit zum Übernehmen<br />
von Verantwortung für an<strong>der</strong>e bildet den Gegenpol zur Ausprägung <strong>der</strong> Individualität. Auch<br />
wenn <strong>der</strong> einzelne Mensch im Zentrum <strong>der</strong> Überlegungen und Bemühungen steht, wird durch die emotionale<br />
Bildung die soziale Komponente nicht ausgeblendet. Denn gerade <strong>der</strong> genannte Kommunikations-<br />
und Beziehungsaspekt bildet neben <strong>der</strong> Individualität die Gemeinschaft ab. Beide Größen sollen<br />
durch Bildung und Erziehung in Balance gebracht werden, sodass sich die Schüler 5 in ihrer facettenreichen<br />
(Um-)Welt selbstständig und in ihrer Persönlichkeit gestärkt bewegen sowie diese verantwortungsbewusst<br />
mitgestalten können.<br />
Bildung versus<br />
Wissen<br />
Es wurde bisher deutlich, dass zwischen Wissen und Bildung unterschieden werden muss. Während Wissen<br />
ein Teil <strong>der</strong> Bildung ist, greift <strong>der</strong> Begriff Bildung viel weiter: Sie schließt das gefühlsmäßige Erleben<br />
und Handeln als weitere Ebenen ein. 6<br />
Die Schüler erwerben und erweitern in den unterschiedlichen Fächern ihr Wissen, vernetzen es durch<br />
wie<strong>der</strong>holte Anwendung in unterschiedlichen Kontexten und gelangen so zu kompetentem, motiviertem<br />
Handeln. Damit sind sie befähigt, sich in ihrer gegenwärtigen und zukünftigen Umwelt angemessen<br />
zu bewegen und diese eigenständig zu bereichern. An den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> wird daher nicht in<br />
erster Linie nach <strong>der</strong> äußeren Verwertbarkeit von Wissen und Abschlüssen gefragt. Vielmehr wird Bezug<br />
genommen auf die Ausführungen Johannes Raus, welche unmittelbar an die kritische Pädagogik<br />
Fromms anknüpfen: „Wir dürfen Bildung nicht darauf beschränken, junge Menschen auf den Beruf und<br />
für den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Wer ausschließlich vom Bedarf her denkt, hat schon verfehlt, was<br />
mit Bildung eigentlich gemeint ist. Ziel <strong>der</strong> Bildung ist nicht zuerst die Befähigung zum Geldverdienen.<br />
Bildung zielt und schielt nicht auf Reichtum. Aber sie ist ein guter Schutz vor Armut. Vielleicht sogar <strong>der</strong><br />
Wirksamste. Bildung ist auch etwas an<strong>der</strong>es als Wissen. Wissen lässt sich büffeln, aber begreifen braucht<br />
Zeit und Erfahrung. Was hülfen uns denn Wissensriesen, wenn sie die Gemüter von Zwergen hätten?“ 7<br />
Bildungs- und Erziehungsziele<br />
Aus den zuvor dargelegten Überlegungen stellt sich für die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> folgendes Erziehungs-<br />
und Bildungsziel dar: Die Schüler bilden sich allseitig durch die Erziehungs- und Bildungsarbeit.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage eines klassisch-humanistischen Bildungsbegriffs sollen die Schüler zu emotionaler<br />
Humanität, Toleranz und Weltoffenheit erzogen werden. Neben <strong>der</strong> Vermittlung einer breiten Allgemeinbildung<br />
und <strong>der</strong> Entwicklung von Kompetenzen wird <strong>der</strong> Ausprägung humanistischer Normen und<br />
Werte beson<strong>der</strong>es Maß beigemessen.<br />
Erziehungs- und Bildungsaufgaben definieren die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> wie folgt:<br />
• Vermittlung fundamentaler, universeller Allgemeinbildung, die sich am ganzheitlichen Bildungsbegriff<br />
orientiert und eine frühe Spezialisierung ausschließt<br />
• Erziehung im Sinne eines klassisch-humanistischen Wertesystems, das dem Einzelnen hilft, die<br />
emotionalen Grundlagen seiner Humanität zu entwickeln<br />
• Vermittlung von Schlüsselkompetenzen wie Fach-, Sozial-, Lern- und ethisch-moralischer Kompetenz<br />
• Schulung <strong>der</strong> Vernunft gemäß traditioneller, klassischer Normen und Erziehung zur Sensibilität<br />
für logische Prozesse<br />
Mit den Bildungsangeboten <strong>der</strong> <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> erwerben bzw. entwickeln die Schüler vor allem<br />
• ein breites Spektrum an Grundlagenwissen,<br />
• allgemeine Kompetenzen wie Verantwortungsübernahme für sich selbst, an<strong>der</strong>e und die Gesellschaft,<br />
• sozial-emotionale, kognitive und praktische Grundfähigkeiten und -fertigkeiten,<br />
5<br />
Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wird im Text verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet. Diese Formulierungen<br />
umfassen gleichermaßen weibliche und männliche Personen; alle sind damit gleichberechtigt angesprochen.<br />
6<br />
Vgl. Wurm, Karin-Gratiana: Medien for<strong>der</strong>n. Unterrichtsprinzipien – Qualifikationen – Kompetenzen for<strong>der</strong>n Medien ..., S. 1 einzusehen<br />
unter: http://www.kgw.at/-pdf/upm.pdf (Stand: 12.10.2011)<br />
7<br />
Johannes Rau, Bildung ist mehr! Wi<strong>der</strong> den Nützlichkeitszwang des Lernens, Düsseldorf 2001, S. 14.<br />
Gültig ab 1. August 2012 4
• die Fähigkeit zur moralischen und ästhetischen Urteilsbildung, insbeson<strong>der</strong>e die Erfahrung einer<br />
emotionalen Bildung im Sinne Erich Fromms,<br />
• bedeutsame Fähigkeiten wie Kreativität, kommunikative Fähigkeiten, insbeson<strong>der</strong>e Konflikt und<br />
Konsensfähigkeit, Planungsfähigkeit, zielorientiertes Handeln und Ausdauer sowie<br />
• die Fähigkeit <strong>der</strong> von humanistischen Idealen bestimmten Bewährung im Lebensalltag.<br />
Beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt in diesem Sinne den Kriterien für die „Menschenbildung“ im Sinne des<br />
Humanismus zu:<br />
• Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit<br />
• Wahrnehmung von Glück<br />
• Fähigkeit und Wille, sich zu verständigen<br />
• Bewusstsein für die Geschichtlichkeit <strong>der</strong> eigenen Existenz<br />
• Wachheit für letzte Fragen<br />
• Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in <strong>der</strong> res publica<br />
Lehren und Lernen an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong><br />
Allgemeine Grundsätze<br />
Die ausgeführten Grundsätze <strong>der</strong> humanistischen Bildung werden an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> in<br />
beson<strong>der</strong>em Maße umgesetzt, indem alle am schulischen Leben Beteiligten an <strong>der</strong> umfassenden Bildung<br />
mitwirken. Neben dem Unterricht zählen vertiefende Arbeitsgemeinschaften, die Zusammenarbeit mit<br />
Kooperationspartnern, aber auch das außerschulische Lernen, unter an<strong>der</strong>em in Form von Exkursionen,<br />
dazu. Ebenso gehört dazu, dass Klassenfahrten durch Bildungsfahrten ersetzt werden, in denen das Lernen<br />
und Sichbilden im Vor<strong>der</strong>grund stehen.<br />
Nach dem Motto Juvenals „Mens sana in corpore sano“ 8 wird die Realisierung des humanistischen<br />
Grundgedankens auch im Sport umgesetzt: Auf <strong>der</strong> einen Seite lernen die Schüler in unterschiedlichen<br />
Sportarten sich selbst mit ihren Stärken und Schwächen kennen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite muss sich je<strong>der</strong><br />
Einzelne in Mannschaftssportarten in die Gruppe einbringen. Dadurch lernen die Schüler, eine Balance<br />
zwischen Individuum und Gemeinschaft herzustellen.<br />
Das Lehren an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong><br />
Die Lehrkräfte stehen vor <strong>der</strong> Aufgabe, die im Schulkonzept angelegten Erziehungs- und Bildungsziele zu<br />
verwirklichen. Neben dem höchstmöglichen Grad <strong>der</strong> Identifikation mit dem klassisch-humanistischen<br />
Bildungsideal müssen die Pädagogen selbst über die notwendigen Kompetenzen verfügen, die durch<br />
Ausbildung und Erziehung bei den Heranwachsenden entwickeln werden sollen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten des Konzeptes ist es notwendig, dass die Lehrenden über eine ausgeprägte<br />
Team-, Konflikt- und Konsensfähigkeit verfügen. Sie müssen bereit und in <strong>der</strong> Lage sein, nicht nur tradierte<br />
Unterrichtsformen, son<strong>der</strong>n auch tradierte Rollenmuster im Schüler-Lehrer-Verhältnis zu überwinden.<br />
Von den Lehrkräften wird des Weiteren ein überdurchschnittliches Maß an Fachwissen sowie Kreativität<br />
und Offenheit gegenüber Neuem erwartet, insbeson<strong>der</strong>e zu mo<strong>der</strong>nen Unterrichtsmethoden und Kompetenzvermittlung.<br />
Die Qualitätssicherung erfolgt über entsprechende Weiterbildungen und Unterrichtskonsultationen.<br />
Ebenso trägt die gut ausgestattete Lehrerbibliothek und die Zusammenarbeit in<br />
den Fachbereichen zur Sicherung und Steigerung <strong>der</strong> Unterrichtsqualität bei.<br />
Unterrichtsorganisation<br />
Zur Umsetzung <strong>der</strong> ausgeführten Erziehungs- und Bildungsziele ist die Form <strong>der</strong> Ganztagsschule geeignet.<br />
Die klassische 45-Minuten-Stunde wird hier durch Unterrichtseinheiten von 90 Minuten ersetzt. Im<br />
Nachmittagsbereich nehmen die Schüler sowohl am Unterricht als auch an Arbeitsgemeinschaften teil.<br />
Der Unterricht findet fächerübergreifend in altershomogenen Gruppen (unter Umständen mit Ausnahme<br />
des Sprachunterrichts) im Klassenverband statt. Ein durchgängiger Klassenverband erzeugt klare<br />
soziale Strukturen und Bindungen, för<strong>der</strong>t eine Orientierung am höheren Niveau und ermöglicht ein<br />
umfassendes Modelllernen sowie langfristig gewachsene Lernpatenschaften zwischen den Schülern, die<br />
8<br />
Ein gesun<strong>der</strong> Geist sei in einem gesunden Körper. (Kurzform von: Orandum est ut sit mens sana in corpore sano. [Juvenal, Satiren<br />
10, 356])<br />
Gültig ab 1. August 2012 5
positiv auf die Entwicklung <strong>der</strong> Sozialkompetenzen wirken. Aus diesem Grund wird an den <strong>Docemus</strong><br />
<strong>Privatschulen</strong> Leistungsdifferenzierung in klasseninternen Lerngruppen realisiert, quasi als konsequent<br />
durchgeführte Binnendifferenzierung. Diese Unterrichtsorganisation stellt hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
Fähigkeit <strong>der</strong> Schüler, sich selbst zu organisieren, und erfor<strong>der</strong>t Lehrkräfte, die über ausgeprägte Kompetenzen<br />
zur anfor<strong>der</strong>ungsdifferenzierten Unterrichtsgestaltung verfügen.<br />
In <strong>der</strong> Konsequenz fester Gruppenstrukturen ist vorgesehen, dass ein Klassenlehrer die Klasse vom Eintritt<br />
in die weiterführende Schule bis zum Abschluss begleitet.<br />
Die Eignung <strong>der</strong> Schüler für die entsprechende Schulform wird nicht nur über Notendurchschnitte <strong>der</strong><br />
Übertrittszeugnisse geprüft, son<strong>der</strong>n vor allem durch Aufnahmegespräche. In diesen werden sowohl<br />
Schüler als auch Eltern durch den zukünftigen Klassenlehrer mit dem Schulkonzept vertraut gemacht.<br />
Unterrichtsinhalte und -methoden<br />
Die durch Rahmenlehrpläne des Landes Brandenburg vorgegebene Verbindlichkeit von Inhalten wird<br />
weitgehend als Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen umgesetzt. Zur Erreichung <strong>der</strong> Erziehungsund<br />
Bildungsziele werden darüber hinaus die Ausbildung von Kompetenzen sowie die konkrete Anordnung<br />
<strong>der</strong> Inhalte in einer Matrix je Klassenstufe und Schulform festgehalten. Je Klassenstufe liegt so eine<br />
Übersicht zu den geplanten Themen aller Fächer im Schuljahr vor. Hieraus können sich Absprachen zwischen<br />
den Lehrkräften ebenso wie fächerübergreifen<strong>der</strong> Unterricht ergeben. Die konkrete Umsetzung<br />
<strong>der</strong> Matrix im Schuljahr schlägt sich im individuellen Stoffverteilungsplan für jede Klasse nie<strong>der</strong>.<br />
Für Schüler ist das einzelne Fach oft nur ein „Fach ohne Bezug zur Lebenswelt“ und ohne Bezug zu an<strong>der</strong>en<br />
Fächern. Dies ist eine immer wie<strong>der</strong> zu konstatierende Größe innerhalb des Bildungswesens. Dieser<br />
Tatsache Rechnung tragend haben sich die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> mit ihrem ganzheitlichen Bildungsanspruch<br />
das Ziel gesetzt, fächerübergreifendes Lernen in beson<strong>der</strong>em Maße umzusetzen (siehe auch<br />
Kompetenzerwerb, Wissenschaftstage o<strong>der</strong> Rhetorik und Latein). Die Matrix soll das fächerübergreifende<br />
Lernen ermöglichen, indem Unterrichtsinhalte <strong>der</strong> einzelnen Fächer zeitlich und/o<strong>der</strong> thematisch<br />
abgestimmt werden. Die Lehrer schaffen so die Möglichkeit, inhaltlich/thematisch annähernd gleiche<br />
Unterrichtsgegenstände in den unterschiedlichen Fächern zu synchronisieren, welche auf den ersten<br />
Blick nichts mit einan<strong>der</strong> gemeinsam haben. Wenn die Schüler bemerken, dass Fächer wie Physik und<br />
Geschichte Parallelen aufweisen, können neue kognitive Verknüpfungen geschaffen werden, was ihnen,<br />
teilweise unbemerkt, neue Lernsituationen bietet.<br />
Im Sinn des humanistischen Bildungsgedankens erlangt das kooperative Lernen einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert.<br />
Sowohl im Unterricht als auch in schulischen Aktivitäten darüber hinaus – z. B. in Lernpatenschaften<br />
– lernen die Schüler, aufeinan<strong>der</strong> zu achten, sich zu respektieren und zusammen zu arbeiten.<br />
Ausbildung von Kompetenzen<br />
„Entscheidend ist, was hinten raus kommt.“ Diesem Bonmot des Altbundeskanzlers Helmut Kohl folgend<br />
haben sich die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung verschrieben. In Anlehnung an die<br />
Auffassung von Hilpert Meyer wird <strong>der</strong> Kompetenzbegriff als „die Fertigkeit und Bereitschaft definiert,<br />
durch Erfahrung und Lernen erworbenes Wissen und Können in immer wie<strong>der</strong> neuen Handlungssituationen<br />
selbstständig, verantwortungsbewusst und situationsangemessen anzuwenden“ 9 . Diese Auffassung<br />
steht ganz im Sinn humanistischer Bildung und för<strong>der</strong>t neben dem fachlichen Kompetenzzuwachs<br />
die Bildung personaler und sozialer Kompetenzen.<br />
Um die Kompetenzen <strong>der</strong> Schüler auszubilden, werden aktuelle didaktische Erkenntnisse in diesem Bereich<br />
angewandt. Entscheidend hierbei ist, dass dem Lehrer nicht nur das erworbene Wissen als Ziel vorschwebt,<br />
son<strong>der</strong>n das, was die Schüler am Ende tun können und wollen.<br />
Perspektivisch soll eine Kompetenzmatrix den Lehrenden einen Überblick geben, welche Kompetenzen<br />
in den einzelnen Fächern in welchen Klassenstufen fokussiert und ausgebildet werden. Dies erleichtert<br />
fächerübergreifendes Lernen, sodass die Schüler schließlich selbstständig und reflektiert, also kompetent<br />
Probleme erkennen und lösen können.<br />
Leistungsbewertung<br />
Im Allgemeinen liegt die Leistungsbewertung in <strong>der</strong> pädagogischen Verantwortung und Freiheit des<br />
Lehrers und dient vor allem dem inter- und intrapersonalen Vergleich. Darüber hinaus können Noten<br />
Rückmelde- und Berichtsinstrument (z. B. gegenüber den Eltern) sowie Anreiz sein. Alle Noten gemein-<br />
9<br />
Hierbei wird sich auf das Skript des Vortrags von Hilpert Meyer am 07.06.2011 in Potsdam bezogen.<br />
Gültig ab 1. August 2012 6
sam sind die allgemeinen Gütekriterien: Objektivität, Transparenz, Reliabilität (Zuverlässigkeit) und<br />
Validität (Gültigkeit).<br />
An den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> gelten die aufgeführten allgemeinen Grundsätze selbstverständlich<br />
ebenso und ergänzen diese im Hinblick auf den humanistischen Grundgedanken. Mündliche, schriftliche<br />
und praktische Leistungen werden in allen Fächern mit den Noten von 1 bis 6, in <strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe<br />
mit entsprechenden Punkten von 15 bis 0 bewertet. Der Entwicklungsstand im Arbeits- und Sozialverhalten<br />
wird ebenfalls mit Noten wie<strong>der</strong>gegeben: in den vier Kategorien Ordnung und Fleiß/Mitarbeit,<br />
Betragen und Teamarbeit. Dadurch wird deutlich, dass die Notengebung nicht nur ergebnisorientiert ist,<br />
son<strong>der</strong>n sich auch am Lernenden sowie seinem jeweiligen Lern- und Entwicklungspress ausrichtet. Daher<br />
kann in bestimmten Fällen (z. B. Lese-Rechtscheib-Schwäche) auch die Abweichung von den allgemeinen<br />
Grundsätzen <strong>der</strong> Leistungsbewertung vereinbart werden. Zudem wird mit regelmäßigen Rückmeldungen<br />
des aktuellen Leistungsstandes in Form von Leistungsdokumentationen die Funktion <strong>der</strong> Zensuren<br />
als Beratungsinstrument hervorgehoben.<br />
Partizipation<br />
Große Wertschätzung erfährt an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> die Zusammenarbeit zwischen Lernenden,<br />
Eltern und Schule. Wichtig ist hierbei eine engmaschige Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus,<br />
ohne die eine gute Schule nicht möglich ist. Die Lehrer nehmen sich <strong>der</strong> Belange von Eltern und<br />
Schülern an und sind direkter Ansprechpartner. Als Kontaktwege stehen neben den persönlichen Gesprächen,<br />
unter an<strong>der</strong>em regelmäßig stattfindenden Elternsprechtagen und -versammlungen, unser<br />
Schulinformationssystem (<strong>Docemus</strong><strong>SIS</strong>), E-Mails und Telefonate selbstverständlich zur Verfügung.<br />
Die Eltern haben außerdem die Gelegenheit, in den Klassen jeweils einen Elternsprecher zu wählen, die<br />
gemeinsam einen Elternrat bilden. Bei Bedarf kann die Schulleitung diesen zu Rate ziehen o<strong>der</strong> um Unterstützung<br />
bitten. Der Elternrat hat die Möglichkeit, am Schulgespräch I <strong>der</strong> Schule teilzunehmen und<br />
sich auf diesem Weg mit <strong>der</strong> Schulleitung auszutauschen.<br />
Die Schüler können auf unterschiedlichen Wegen am Schulgeschehen mitwirken. Zum einen wählen sie<br />
in ihren Klassen einen Klassensprecher. Dieser arbeitet eng mit dem Klassenlehrer zusammen, kann bei<br />
Entscheidungen und Konflikten zu Rate gezogen werden und vertritt die Klasse nach außen. Im Schulgespräch<br />
II haben die Klassensprecher die Möglichkeit, sich mit <strong>der</strong> Schulleitung auszutauschen.<br />
Zum an<strong>der</strong>en wird im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft eine Gruppe von Lernenden aller Jahrgänge zu<br />
Mediatoren ausgebildet. Ziel ist es, die Konflikt- und Konsensfähigkeit <strong>der</strong> Schüler zu för<strong>der</strong>n. Ein<br />
Schlichtungsraum außerhalb des Unterrichts schafft in <strong>der</strong> Schule eine Nische sozialen Lernens. Abseits<br />
vom Trubel sprechen hier vor allem Schüler darüber, wie <strong>der</strong> Streit zwischen den Kontrahenten entstanden<br />
ist, welche Folgen er für sie hat, wie eine Wie<strong>der</strong>gutmachung aussehen könnte und wie die Streitpartner<br />
zukünftig an<strong>der</strong>s agieren. Während die pure Angst vor Strafe die Schüler nicht stoppt, kann die<br />
direkte Konfrontation mit <strong>der</strong> Tat und <strong>der</strong>en Verneinung ohne Ablehnung <strong>der</strong> Person zu echter Einsicht<br />
in das eigene Tun und zur Übernahme von Verantwortung führen. Schüler erkennen, dass sie ihre eigenen<br />
Interessen und Wünsche nur dann erfolgreich durchsetzen können, wenn sie dabei Mittel wählen,<br />
die allgemein akzeptiert sind. Sie lernen damit eine Konfliktlösung mit Worten statt Fäusten kennen und<br />
schätzen.<br />
Außerdem gestalten die Lernenden außerschulische Aktivitäten wie Gemeinschaftsfeste o<strong>der</strong> den Tag<br />
<strong>der</strong> offenen Tür aktiv mit und präsentieren damit ihre Schule nach außen. Darüber hinaus öffnen sich die<br />
Schulen in einzelnen Projekten beispielsweise mit Senioren o<strong>der</strong> Grundschulen, was maßgeblich von den<br />
Schülern getragen wird. Damit wird Schule für die Lernenden und Lehrenden zum Lebens- und Gestaltungsraum.<br />
Gemeinsam sorgen sie für ein schönes Äußeres <strong>der</strong> Schule und geben im Alltag Acht auf die<br />
Pflege <strong>der</strong> Räume und Außenanlagen.<br />
Außerordentliche Betreuung <strong>der</strong> Schüler<br />
Die beson<strong>der</strong>e Psychologie von Heranwachsenden und <strong>der</strong>en familiäre Situation findet an unseren Schulen<br />
beson<strong>der</strong>es Augenmerk. Als Ansprechpartner für die Probleme <strong>der</strong> Heranwachsenden, ob im schulischen<br />
o<strong>der</strong> im soziokulturellen Umfeld, steht ein eigens dafür beschäftigter Schulpsychologe zur Verfügung.<br />
Des Weiteren lernen unter an<strong>der</strong>em Schüler mit beson<strong>der</strong>em För<strong>der</strong>bedarf zusammen mit Gleichaltrigen<br />
in den Klassen <strong>der</strong> <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong>. Neben <strong>der</strong> Binnendifferenzierung im Unterricht nehmen sich<br />
geson<strong>der</strong>t ausgebildete Pädagogen dieser Schüler an.<br />
Gültig ab 1. August 2012 7
Kooperationspartner<br />
Zur Realisierung des <strong>Schulkonzepte</strong>s und <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> nach außen sind Kooperationspartner<br />
unerlässlich. Um die Schüler zu einer hohen Sozialkompetenz zu führen und die Bereitschaft<br />
zum bürgerschaftlichen Engagement zu entwickeln, ist es notwendig, die Schulen fest im gesellschaftlichen<br />
Gefüge <strong>der</strong> Region zu verankern.<br />
Mit potenziellen Kooperationspartnern, wie Bildungseinrichtungen, sozialen und kulturellen Einrichtungen<br />
sowie Verwaltungseinheiten und an<strong>der</strong>en relevanten Institutionen und Vereinen, werden entsprechende<br />
Verträge geschlossen.<br />
Ein fester Kooperationspartner zu Themen aus Bildung und Forschung ist das Johannes-Sturm-Institut,<br />
das sich mit seinem Ziel, die Forschung in die schulische Praxis zu implementieren, zunehmend einen<br />
Namen macht. Es ist eine von insgesamt vier tragenden Säulen <strong>der</strong> <strong>Docemus</strong> Bildungsgruppe, unter <strong>der</strong>en<br />
Dach sich des Weiteren die <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong>, <strong>der</strong> Polymathes Verlag und Brügmann Consulting<br />
etabliert haben. Sie alle geben <strong>der</strong> täglichen Arbeit <strong>der</strong> <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> einen wichtigen und<br />
ausgewogenen Nährboden aus Erfahrungen pädagogischer, verlegerischer und beraten<strong>der</strong> Natur. Vor<br />
diesem Hintergrund orientiert sich das Lehren und Lernen am aktuellen Forschungsstand und Projekte<br />
können an den Schulen mit wissenschaftlicher Begleitung stattfinden.<br />
Gültig ab 1. August 2012 8
Lernen an <strong>der</strong> Bettina-von<br />
von-Arnim<br />
Arnim-Oberschule<br />
Begründungszusammenhänge<br />
Mit <strong>der</strong> Oberschule im Land Brandenburg wurde eine Schulform geschaffen, die die Bildungsgänge zum<br />
Erwerb <strong>der</strong> erweiterten Berufsbildungsreife und zum Erwerb <strong>der</strong> Fachoberschulreife anbietet. Ziel dieser<br />
Schulform ist es, den Schülern „grundlegende und erweiterte allgemeine Bildung in den Jahrgangsstufen<br />
7 bis 10“ 10 zu vermitteln, um sie auf die berufliche Ausbildung bzw. den Besuch einer weiterführenden<br />
Schule vorzubereiten. Diesen Weg gehen die Oberschulen <strong>der</strong> <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong> ebenfalls, jedoch<br />
mit einer zusätzlichen Komponente, die im humanistischen Bildungsgedanken begründet liegt.<br />
Die Schule muss sich davor hüten, „den Entwicklungen in <strong>der</strong> Arbeits- und Berufswelt, in allen Phasen<br />
und in je<strong>der</strong> Hinsicht, auf den Fersen bleiben zu wollen, indem sie alles, was neu und aktuell in dieser<br />
Beziehung ist, als nunmehr schulrelevante Inhalte in den Unterricht holt“ 11 . Die Aufgabe <strong>der</strong> Schule sollte<br />
es also sein, Vermittlung von Wissen, die Entwicklung von Kompetenzen und die Erziehung unter dem<br />
Eindruck eines klassischen Ideals zueinan<strong>der</strong> zu bringen. Das meint eben nicht eine ausschließliche Orientierung<br />
auf die Arbeitswelt. Trotzdem erfor<strong>der</strong>t die Bildung an <strong>der</strong> Oberschule einen engen Bezug zur<br />
betrieblichen und gesellschaftlichen Praxis. Aufgabe dieser Schulform muss es demnach sein, das Leben<br />
in die Schule zu holen. Eine praxis- und lebensnahe Vermittlung von Unterrichtsinhalten sowie explizites<br />
Praxislernen sind die Säulen einer solchen Bildung. Hierbei liegt die Konzentration auf <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von Kompetenzen sowie anwendbarem Wissen in Verbindung mit einer hohen Allgemeinbildung. Die<br />
betrieblichen, technischen und wirtschaftstheoretischen Verän<strong>der</strong>ungen unterliegen in unserer heutigen<br />
Zeit so raschen Verän<strong>der</strong>ungen, dass sich wichtige Parameter innerhalb <strong>der</strong> Schulzeit eines Schülers<br />
oft sogar mehrmals än<strong>der</strong>n. Es ist daher ausdrücklich nicht das Ziel <strong>der</strong> Oberschule, die Schüler auf die<br />
jetzige Berufs- und Arbeitswelt vorzubereiten. Vielmehr soll er befähigt werden, sich aufgrund seiner<br />
allgemeinen Bildung in diese Welt nach <strong>der</strong> Schule einzubringen.<br />
Schuleigene Fächer und beson<strong>der</strong>e Angebote<br />
Die fächerinhaltliche Schwerpunktsetzung <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule liegt im praxisorientierten<br />
Lernen, im gesellschaftswissenschaftlich-sprachlichen Bereich sowie in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstwahrnehmung<br />
im künstlerischen Betätigungsfeld.<br />
Praxisorientierter Unterricht – Passgenaues Praktikum<br />
Für den praxisorientierten Unterricht gibt es ein umfassendes Konzept an <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-<br />
Oberschule, das so genannte passgenaue Praktikum.<br />
Die Vorbereitung des passgenauen Praktikums beginnt bereits in <strong>der</strong> Klassenstufe 8, in <strong>der</strong> die Schüler<br />
ein Stärken- und Neigungstest durchgeführen. Hierauf basierend kommt es zur Suche nach einem geeigneten<br />
Praktikumsplatz. Dabei helfen die Erfahrungen und zahlreichen Kontakte unserer Studien- und<br />
Berufstutorin zu Betrieben, einen geeigneten Praktikumsplatz für jeden zu finden. Bei <strong>der</strong> Suche wird<br />
bereits stark darauf geachtet, dass die Schüler selbstständig tätig werden. So üben sie z. B. auch das Führen<br />
von Telefonaten mit den Betrieben im Vorfeld <strong>der</strong> Bewerbungen. Es folgt ein Bewerbungstraining,<br />
welches dann in den Bewerbungsprozess bei den jeweiligen Praktikumsbetrieben mündet.<br />
Ab <strong>der</strong> Klassenstufe 9 bis zum Ende des ersten Halbjahres <strong>der</strong> Klassenstufe 10 absolvieren die Schüler<br />
das Praktikum und gehen dazu einmal pro Woche an einem festgelegten Tag in ihre Betriebe. Während<br />
dieser Zeit werden sie von <strong>der</strong> Studien- und Berufstutorin besucht und führen ein Praktikumsportfolio, in<br />
das sie unter an<strong>der</strong>em Berichte und Anwesenheitsnachweise einbringen. Im Verlauf des Praktikums<br />
kommt es zur Rückmeldung <strong>der</strong> Betriebe an die Schule und umgekehrt. So können beide Institutionen<br />
zusammenarbeiten und das Praktikum passgenau auf die Belange aller Beteiligten abstimmen. Die<br />
Schüler haben bei Bedarf die Möglichkeit, ihren Betrieb zu wechseln, wenn sie bemerken, dass sie die<br />
Richtung nicht richtig gewählt haben o<strong>der</strong> wenn sie verschiedene Berufszweige ausprobieren möchten.<br />
Zu Beginn des dritten Halbjahres gibt es an <strong>der</strong> Schule den so genannten Zukunftstag. In diesem Rahmen<br />
kommen einige <strong>der</strong> Praktikumsbetriebe an die Schule, um sich vorzustellen und auszutauschen. Zudem<br />
halten die Schüler Vorträge, in denen sie ihr Praktikum und ihren Betrieb vorstellen. Diese Vorträge wer-<br />
10<br />
einzusehen unter: http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/detail.php/lbm1.c.192146.de (Stand: 11.10.2011)<br />
11<br />
Mittelstraß, Jürgen: Die Mo<strong>der</strong>nität <strong>der</strong> klassischen Bildung, Konstanz 2004, S. 16.<br />
Gültig ab 1. August 2012 9
den unter Begleitung und Anleitung <strong>der</strong> Lehrer vorbereitet und besitzen einen hohen Stellenwert innerhalb<br />
des passgenauen Praktikums. Für die Schüler ist es ein zwar anstrengen<strong>der</strong> aber auch anregen<strong>der</strong><br />
Höhepunkt, da sie vor einem öffentlichen Publikum in <strong>der</strong> Aula <strong>der</strong> Schule vortragen.<br />
Die Vorteile dieser Art <strong>der</strong> Praxisorientierung sind vielfältig. Die Schüler kommen in Kontakt mit <strong>der</strong> realen<br />
Arbeitswelt, was sie generell reifen lässt. Sie erweitern ihren Aktionsraum hinaus aus <strong>der</strong> behütenden<br />
Schule in Richtung Erwerbsleben. Dies zeigt ihnen den „Ernst des Lebens“ auf und bringt einen Initialschub<br />
für ihre Entwicklung zu verantwortungsvollen Jugendlichen mit sich. Sie werden ein Stück weit<br />
erwachsener, was sich auch auf die sonstigen schulischen Leistungen positiv auswirkt. Auch werden sie<br />
selbstbewusster, da sie lernen, Situationen im realen Leben zu meistern und sich zu beweisen. Vielfach<br />
haben die Schüler Spaß an <strong>der</strong> praktischen Arbeit und bemerken erst dadurch, dass sie eine gute Bildung<br />
benötigen, um zu bestehen. Das heißt, sie erleben, dass neben Lesen, Schreiben und Rechnen, ordentliches<br />
und freundliches Auftreten, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Genauigkeit einen großen Stellenwert<br />
im Arbeitsleben einnehmen. An dieser Stelle ist Daniel Goeudevert zuzustimmen, wenn er sagt:<br />
„Ausbildung ohne Bildung führt zu Wissen ohne Gewissen.“ 12<br />
Durch die lange Zeit, die die Schüler insgesamt in den Betrieben verbringen, ist es für beide Seiten möglich,<br />
eine Entwicklung zu durchlaufen. Zum einen können sich die Schüler ein gutes Bild des Berufes machen<br />
und bereits erste Dinge lernen. Zum an<strong>der</strong>en haben die Betriebe die Möglichkeit, ihre eventuell<br />
späteren Auszubildenden o<strong>der</strong> Mitarbeiter kennenzulernen. So gibt es eine gegenseitige Befruchtung.<br />
Somit wird diese Form des praxisorientierten Unterrichts zu Recht als passgenau bezeichnet.<br />
Das Fach Soziales und Bürgerschaftliches Engagement<br />
Das Fach Soziales und Bürgerschaftliches Engagement fasst die klassischen Fächer Politische Bildung<br />
und Lebengestaltung – Ethik – Religionskunde (LER) zusammen. Es soll in beson<strong>der</strong>em Maße zur Bildungs-<br />
und Erziehungsarbeit <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule beitragen, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Fokus auf <strong>der</strong> verantwortungsvollen<br />
Teilnahme an unserer Gesellschaft liegt. Hierzu lernen die Schüler, sich als Teil <strong>der</strong><br />
Gesellschaft zu verstehen, indem sie Regeln in Form von Normen und Werten sowie den Umgang mit<br />
Kulturtechniken kennen und beachten lernen. Durch Selbsteinschätzung und -reflexion gelangen sie zu<br />
einem realistischen Selbstbild, sodass sie als gestärkte Individuen die Fähigkeit und Bereitschaft zum<br />
verantwortungsvollen Handeln und zur eigenen Lebensplanung erlangen.<br />
Zudem lernen die Schüler über verschiedene Inhalte, wie z. B. Weltreligionen und Moral, Kultur und Medien<br />
sowie Mensch, Natur und Umwelt, sich in die Denkweise an<strong>der</strong>er Menschen hineinzuversetzen und<br />
Perspektivwechsel vorzunehmen. Das stärkt das Einfühlungsvermögen und führt zu einem toleranten<br />
Umgang mit <strong>der</strong> menschlichen und natürlichen Umwelt. Darüber hinaus werden Grundfragen <strong>der</strong><br />
Menschheit, Demokratie, Rechtsprechung und Marktwirtschaft erörtert, was zur umfassenden Bildung<br />
<strong>der</strong> Schüler und zur aktiven Teilnahme an <strong>der</strong> gesellschaftlichen Prozessen beiträgt.<br />
Das Fach Gesellschaftswissenschaft<br />
An <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule wird das Fach Gesellschaftswissenschaften als Wahlpflicht angeboten.<br />
In enger Anlehnung an das Fach Soziales und Bürgerschaftliches Engagement und unter Einbeziehung<br />
<strong>der</strong> Fächer Geschichte und Geografie können Unterrichtsinhalte vertieft und auf aktuelle Entwicklungen<br />
in Politik und Gesellschaft eingegangen werden.<br />
Der Wandel von Wertevorstellungen und Orientierungen, die Globalisierung mit ihren Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
sowie Massenmedien, die all diese Prozesse lautstark begleiten, stellen Heranwachsende vor Probleme.<br />
In dieser gesellschaftlichen Komplexität benötigen junge Menschen Kompetenzen, um an diesen<br />
politischen, sozialen und wirtschaftlichen Prozessen teilhaben zu können. Neben den Kenntnissen steht<br />
daher die Aneignung demokratischer und rechtsstaatlicher Fähigkeiten <strong>der</strong> Schüler im Vor<strong>der</strong>grund. Sie<br />
entwickeln ihr Verständnis für die freiheitlich demokratische Grundordnung und setzen sich diskursiv<br />
mit gesellschaftlichen Fragen auseinan<strong>der</strong>, die sich aus ihrer Lebensaktualität ergeben.<br />
Das Fach Gesellschaftswissenschaft trägt damit zur Ausprägung von Einsicht und Toleranz, zur Entwicklung<br />
von Mündigkeit und Urteilsfähigkeit bei und bietet Orientierungshilfen für Gegenwart und Zukunft.<br />
Die Entfaltung des Schülers zum mündigen Staatsbürger, <strong>der</strong> sich engagiert und verantwortungsbewusst<br />
für die Allgemeinheit einsetzt, soll geför<strong>der</strong>t werden.<br />
12<br />
Goeudevert, Daniel: Der Horizont hat Flügel. Die Zukunft <strong>der</strong> Bildung, München 2002, S. 1.<br />
Gültig ab 1. August 2012 10
Das Fach Polyästhetik<br />
Das Fach Polyästhetik wird in <strong>der</strong> Klassenstufe 9 und 10 unterrichtet und umfasst die Lernbereiche Tanz<br />
und Bewegung, Musik, Darstellendes Spiel, Kreatives Schreiben und Kunst. Hier steht die emotionale<br />
Bildung im Vor<strong>der</strong>grund. Es wird bewusst eine Ergänzung zum überwiegend kognitiven und praxisorientierten<br />
Lernen geschaffen.<br />
Der fächerübergreifende Unterricht dieses Faches glie<strong>der</strong>t sich in zwei aufeinan<strong>der</strong> folgende Teile. In <strong>der</strong><br />
Klassenstufe 9 werden fachspezifische Fähigkeiten <strong>der</strong> einzelnen Teilbereiche vermittelt, wie z. B. die<br />
Erarbeitung von Taktgefühl und Schrittkombinationen, das Experimentieren mit Instrumenten und<br />
Sprache, die Ausarbeitung <strong>der</strong> Wirkung von Mimik und Gestik sowie die Umsetzung eigener Ideen mit<br />
Hilfe von verschiedenen Materialien und bildnerisch-künstlerischen Techniken. In <strong>der</strong> Klassenstufe 10<br />
wenden die Schüler ihre Fähigkeiten in den Teilbereichen auf bestimmte Projekte bezogen und neigungs-<br />
und begabungsabhängig. Später werden die Teilergebnisse zusammengeführt und das Gesamtprodukt<br />
gemeinsam gearbeitet, welches am Ende <strong>der</strong> Klasse 10 als beson<strong>der</strong>er Höhepunkt präsentiert<br />
wird.<br />
Das Lernen erfolgt sowohl mit differenzierenden als auch mit integrierenden Unterrichtsformen jeweils<br />
im Klassenverband. Teilungsgruppen werden zeitweilig o<strong>der</strong> inhaltsbezogen gebildet. Wissensaneignung<br />
und Kompetenzvermittlung erfolgen interaktiv und arbeitsteilig. Diese selbstgesteuerten Lernprozesse<br />
sollen entsprechend des fortlaufenden Unterrichts mehr und mehr Raum einnehmen.<br />
Schülern wird auf diese Weise eine neue Möglichkeit eröffnet, Erfahrungen aus ihrer eigenen Lebenswelt,<br />
Probleme und Handlungssituationen anzunehmen und mit künstlerischen Mitteln auszudrücken.<br />
Das emotionale Lernen durch den Zugang zu musisch-künstlerischen Lebensbereichen gehört zur Erziehung<br />
im Sinne eines klassisch-humanistischen Wertesystems und för<strong>der</strong>t die Entwicklung emotionaler<br />
Grundlagen. Ebenso wird das Interesse geweckt, sich in <strong>der</strong>artigen Lebensbereichen zu engagieren.<br />
Wissenschaftstage<br />
Lernen einmal an<strong>der</strong>s: Für mehrere aufeinan<strong>der</strong>folgende Tage im Schuljahr lösen sich die bekannten<br />
Strukturen innerhalb <strong>der</strong> Schule auf. Dann werden die so genannten Wissenschaftstage an <strong>der</strong> Bettinavon-Arnim-Oberschule<br />
durchgeführt. Die Wissenschaftstage dienen dem vertiefenden Arbeiten an bereits<br />
im Unterricht besprochenen o<strong>der</strong> für die Schüler neuen Themen. Sie stehen unter einem übergeordneten<br />
Motto, wie z. B. Glück und Gesundheit o<strong>der</strong> Revolutionen, das von den einzelnen Fächern aus<br />
verschiedenen inhaltlichen und methodischen Richtungen heraus an Stationen aufbereitet wird.<br />
Neben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ausrichtung, die sich im Angebot <strong>der</strong> Inhalte und Methoden wi<strong>der</strong>spiegelt,<br />
sind die Wissenschaftstage in ihrer Organisationsform ein klassenübergreifendes und schulumfassendes<br />
Lernen an Stationen, auch Stationenlernen. Sie haben den Anspruch, den regelmäßigen Schulalltag<br />
in Form von festen Unterrichtseinheiten aufzulösen und durch Abwechslung in den Sozialformen zu<br />
bereichern. Sie unterstützen deshalb vor allem auch teambildende Lernziele, entwickeln soziale Kompetenzen,<br />
för<strong>der</strong>n selbstgesteuertes und an den Interessen <strong>der</strong> Schüler orientiertes Arbeiten und schaffen<br />
durch ihre Form lebensnahe Lernorte.<br />
Schwerpunktsetzungen<br />
tzungen<br />
Verantwortungsbewusstsein<br />
Die Bettina-von-Arnim-Oberschule ist eine familiäre kleine Schule, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> persönliche Bezug zwischen<br />
den dort agierenden Menschen gegeben ist. Dadurch entsteht ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Die<br />
Menschen begegnen einan<strong>der</strong> und erleben unmittelbar die Folgen ihres Handelns. Dies bezieht sich für<br />
die Schüler sowohl auf das Miteinan<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> konstanten Klassenverbände und innerhalb <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Klassenstufen als auch in Bezug auf die Erwachsenen, auf die sie in <strong>der</strong> Schule regelmäßig und<br />
über einen längeren Zeitraum hinweg treffen. Das führt dazu, dass sie die Fähigkeit entwickeln müssen,<br />
Verantwortung für das eigene Sagen und Tun zu übernehmen.<br />
Auch <strong>der</strong> äußere Rahmen <strong>der</strong> Schule, <strong>der</strong> sauber, ordentlich, funktionsfähig und schön gehalten wird,<br />
för<strong>der</strong>t eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber sächlichen Gegebenheiten.<br />
Gleichzeitig wird durch den angenehmen, überschaubaren und persönlichen Rahmen die Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Identifikation mit <strong>der</strong> Schule geschaffen. Die Schule (bestehend aus einem persönlichen Angebotskanon<br />
aus Interaktionen innerhalb <strong>der</strong> Schülerschaft, Interesse weckenden Lerninhalten und Erwachsenen,<br />
die möglicherweise als Vorbild stehen) hat „viel mit dem Leben <strong>der</strong> Schüler zu tun“. Sie bietet die<br />
Gültig ab 1. August 2012 11
Möglichkeit, als ein Wert an sich geschätzt zu werden. Damit erleben die Schüler etwas, für das es sich<br />
einzustehen lohnt und womit sie sich identifizieren können, das sie achten können.<br />
Leistungsgedanke<br />
Die Bettina-von-Arnim-Oberschule for<strong>der</strong>t persönliche Leistung ab. Die Schüler durchlaufen einen wesentlichen<br />
Teil ihrer pubertären Entwicklung in <strong>der</strong> Schule. Sie erleben sich selbst und ihre Verän<strong>der</strong>ungen<br />
innerhalb <strong>der</strong> Gruppe und in Bezug zur persönlichen Leistung. Durch den Leistungsgedanken soll das<br />
Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Schüler gestärkt werden. Dabei ist zu beachten, dass auch kleine Fortschritte im<br />
ganz persönlichen Rahmen gewürdigt werden und zu Buche schlagen. Immer wie<strong>der</strong> werden die Schüler<br />
gefor<strong>der</strong>t, vor <strong>der</strong> Gruppe (meist ist es <strong>der</strong> Klassenverband) das Wort zu ergreifen, sei es in Vorträgen,<br />
Unterrichtsbeiträgen o<strong>der</strong> Ergebnispräsentationen. Auch dies för<strong>der</strong>t in beson<strong>der</strong>em Maße das Selbstbewusstsein<br />
und die Möglichkeit <strong>der</strong> Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen.<br />
Theaterbesuch<br />
Der Partizipation, aktive Teilhabe an Gesellschaft, hier beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Kultur, wird dadurch Rechnung<br />
getragen, dass jede Klasse <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule mindestens einmal im Schuljahr ein Theaterstück<br />
besucht, welches vom jeweiligen Deutschlehrer ausgewählt wird. Die Palette <strong>der</strong> besuchten<br />
Stücke reicht hier von klassisch bis mo<strong>der</strong>n, wobei diese natürlich auch altersgerecht (aufbereitet) ausgesucht<br />
werden.<br />
Neben <strong>der</strong> Rezeption können sich die Schüler auch praktisch ausprobieren und in <strong>der</strong> Theater-AG ein<br />
Stück einstudieren, manchmal sogar mit (um-)schreiben. Es ist mittlerweile bereits Tradition geworden,<br />
einmal im Jahr das von Schülern gestaltete Theaterstück aufzuführen.<br />
Schülerpräsident<br />
Im Sinne <strong>der</strong> Partizipation als aktive Teilhabe an Gesellschaft, hier beson<strong>der</strong>s die Pflege <strong>der</strong> Demokratie<br />
und des demokratischen Diskurses, wird ein Schülerpräsident aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Schülerschaft gewählt.<br />
Einfach Demokratie einüben können, das ist es, was mit Hilfe <strong>der</strong> Schülerpräsidentenwahl erprobt werden<br />
soll. Dazu gehört: ein Vorwahlverfahren durchstehen und die absolute Mehrheit erringen, zur Wahl<br />
stellen, Wahlkampf führen, Argumente austauschen, Wahlentscheidungen fällen, demokratisch legitimierte<br />
Personen anerkennen, mit diesen zusammenarbeiten, Dinge verän<strong>der</strong>n können und wollen, unter<br />
objektiven Kriterien mit Kollegium und Schulleitung zusammenarbeiten, einen Wahltag erleben und den<br />
Wahlzettel in eine echte (Kommunal)Wahlurne einwerfen.<br />
Die demokratische Beteiligung an einer Gemeinschaft wird hier praktisch eingeübt. „Die da oben machen<br />
eh, was sie wollen“, „Man kann ja eh nichts machen“ – dieser weitverbreiteten Lebensphilosophie,<br />
soll mit Hilfe <strong>der</strong> Institution Schülerpräsidentenwahl schon früh ein Riegel vorgeschoben werden. Mitzuerleben,<br />
wie ein Schülerpräsident gewählt wird (o<strong>der</strong> gar selbst <strong>der</strong>jenige zu sein) und wie dieser sich für<br />
die Interessen <strong>der</strong> Schülerschaft und auch <strong>der</strong> Schule einsetzt, dürfte eine nicht hoch genug einzuschätzende<br />
demokratische Erfahrung sein. Denn Demokratie ohne Demokraten funktioniert nicht.<br />
Aufarbeitung <strong>der</strong> DDR-Geschichte<br />
Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk legt de Bettina-von-Arnim-Oberschule auf die Aufarbeitung <strong>der</strong> jüngsten<br />
deutschen Geschichte. Durch Einbindung von Ausstellungen und Podiumsgesprächen in die Schule o<strong>der</strong><br />
durch die Einladung von Zeitzeugen in den Unterrichtsalltag, widmen wir uns <strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> DDR-<br />
Geschichte und darüber hinausgehend <strong>der</strong> Entstehung von totalitären Regimen.<br />
Die Schule ist in enger Kooperation mit <strong>der</strong> Robert-Havemann-Gesellschaft und dem Heimatverein von<br />
Grünheide auf diesem Gebiet tätig. Die Schüler bekommen die Gelegenheit, direkt mit Zeitzeugen ins<br />
Gespräch zu kommen: ihre Fragen zu stellen und direkt Antworten zu erhalten. Durch die Anbindung an<br />
den Unterricht ist eine Einordung und Relativierung dieser Aussagen gewährleistet.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Johannes-Sturm-Institut und Historikern wird diese Arbeit zur Aufarbeitung<br />
<strong>der</strong> jüngsten Geschichte weiter vertieft werden, sodass alle Fächer und im Beson<strong>der</strong>en Soziales und<br />
Bürgerschaftliches Engagement o<strong>der</strong> Geschichte perspektivisch aktuell wissenschaftlich fundiertes Material<br />
zur Verfügung steht. Durch die vielfältige Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> DDR als Beispiel einer diktaturähnlichen<br />
Gesellschaftsform nehmen die Schüler die demokratischen Elemente <strong>der</strong> BRD gesteigert<br />
wahr und setzen sich bewusst für <strong>der</strong>en Erhaltung ein.<br />
Gültig ab 1. August 2012 12
Zusammenarbeit Forschungseinrichtungen<br />
Schule ist nicht mach- und denkbar ohne die neuen Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Forschung, wie sie an Universitäten<br />
betrieben wird. Die Bettina-von-Arnim-Oberschule arbeitet deshalb mit verschiedenen Universitäten<br />
und Instituten eng zusammen. Hervorzuheben ist dabei das Johannes-Sturm-Institut für Bildung und<br />
Forschung, das ebenso wie die Bettina-von-Arnim-Oberschule zur <strong>Docemus</strong> Bildungsgruppe gehört und<br />
den verbesserten Transfer zwischen Wissenschaft und Schule fokussiert. So gelangen aktuelle Forschungsergebnisse<br />
an die Bettina-von-Arnim-Oberschule und Forschungsbedarf aus <strong>der</strong> Schule in die<br />
Wissenschaft.<br />
Die Kooperation mit <strong>der</strong> Universität Potsdam besteht bereits seit einigen Jahren und weist vielfältige<br />
Bezüge auf. Jedes Halbjahr leisten beispielsweise an <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule Lehramtsstudierende<br />
unterschiedlicher Fächer ihr Praktikum ab, wobei die Betreuung durch die Lehrkräfte im Umkehrschluss<br />
eine Form <strong>der</strong> Fortbildung bedeutet. Über die Einbindung <strong>der</strong> Lehramtsstudenten in den schulischen<br />
Alltag gelangen neue Methoden, Ideen und didaktische Erkenntnisse an unsere Schulen. Regelmäßige<br />
Besuche <strong>der</strong> Dozenten <strong>der</strong> Universität garantieren Wissenstransfer von <strong>der</strong> Universität in die<br />
Schule. Über die gemeinsame Reflektion von Unterricht und Lehrerhandeln kommt dies unseren Schülern<br />
zugute.<br />
Lese-Rechtschreib<br />
Rechtschreib-För<strong>der</strong>ung<br />
An <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule wird ein spezieller För<strong>der</strong>kurs für lese- und rechtschreibschwache<br />
Schüler angeboten. Hier sind all die Schüler gut aufgehoben, die trotz häuslichen Übens o<strong>der</strong> vieler<br />
Nachhilfestunden ihre Leistungen im Lesen und Schreiben bisher nicht o<strong>der</strong> kaum verbessern konnten.<br />
Das Konzept des Kurses basiert auf <strong>der</strong> ganzheitlichen AFS-Methode, welche ein pädagogischdidaktischer<br />
För<strong>der</strong>ansatz für Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie ist. Hierbei werden neben einem<br />
individuellen Fehlertraining auch Übungen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit sowie <strong>der</strong> Sinneswahrnehmungen<br />
(Sehen-Hören-Raumorientierung) durchgeführt.<br />
Es wird mit kleinen Übungen begonnen, die die Schüler motivieren sollen, „bei <strong>der</strong> Sache zu bleiben“.<br />
Meist sind das Yogaübungen, die die Körperwahrnehmung und Konzentration för<strong>der</strong>n. Im zweiten Teil<br />
einer solchen Stunde „werden die Sinne geschärft“, bevor anschließend mit dem Fehlertraining begonnen<br />
wird. Im Training liegt das Augenmerk auf typischen Fehlerquellen lese-rechtschreibschwacher<br />
Schüler in <strong>der</strong> Sekundarstufe I, wie beispielsweise kleine Wörter, Buchstabenverwechslungen, Groß- und<br />
Kleinschreibung, Erkennen <strong>der</strong> Wortbausteine.<br />
Damit auch <strong>der</strong> Spaß nicht zu kurz kommt, gibt es am Ende <strong>der</strong> Stunden ein kleines Spiel, das es den<br />
Schülern ermöglicht, ihre Freude am Lesen und Schreiben (wie<strong>der</strong>-) zu entdecken.<br />
Anti-Mobbing<br />
Mobbing-Programm<br />
Mobbing ist ein Teil <strong>der</strong> schulischen Realität, die auch heute noch häufig als ein eher untergeordnetes<br />
Problem wahrgenommen und daher ausgeblendet wird. Es ist jedoch eine Form <strong>der</strong> Gewalt, die in ihren<br />
Auswirkungen und ihrer Häufigkeit nicht unterschätzt werden darf. Verharmlosungen, Fehleinschätzungen<br />
o<strong>der</strong> Nichtbeachtung macht es den jugendlichen Opfern doppelt schwer, sich Erwachsenen anzuvertrauen.<br />
Eltern und Lehrer sind sich des Leidensdrucks von gemobbten Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen oft nicht<br />
bewusst.<br />
Die Bettina-von-Arnim-Oberschule setzt sich bewusst und intensiv mit dem Thema Mobbing auseinan<strong>der</strong>.<br />
Denn <strong>der</strong> tolerante Umgang miteinan<strong>der</strong> und die Wertevermittlung gehören zum Ziel <strong>der</strong> Bildung<br />
und Erziehung an den <strong>Docemus</strong> <strong>Privatschulen</strong>. Alle Kollegen sind aufgefor<strong>der</strong>t, immer wie<strong>der</strong> genau auf<br />
das Verhalten <strong>der</strong> Schüler zu achten und gegebenenfalls den Klassenleitern Rückmeldungen über mögliche<br />
Mobbing-Fälle zu geben. Im Vorfeld wird anhand bestimmter Kriterien geklärt, ob es sich tatsächlich<br />
um eine Mobbing-Situation handelt.<br />
Zur Behebung von Mobbing kommt die Farsta-Methode zum Einsatz. Die Methode beruht auf einer intensiven<br />
Befragung <strong>der</strong> Täter, wobei diese in Einzelgesprächen mit <strong>der</strong> Tat direkt konfrontiert werden.<br />
Dabei wird nicht auf Erklärungen und Rechtfertigungen <strong>der</strong> Tat geachtet, son<strong>der</strong>n einzig auf die Bereitschaft<br />
zur Än<strong>der</strong>ung des Verhaltens hin gearbeitet. Es geht um die Einhaltung klarer schulischer Grenzen<br />
und um die Konsequenzen, die <strong>der</strong> Täter nach dem Regelbruch zu tragen hat. Im Falle <strong>der</strong> Nichteinhaltung<br />
von Absprachen und weiteren Übergriffen gibt es eine festgelegte Reihenfolge von Maßnahmen,<br />
die für alle Beteiligten einschließlich <strong>der</strong> Eltern transparent ist. Das Ziel <strong>der</strong> Anti-Mobbing-Arbeit ist neben<br />
dem unmittelbaren Schutz <strong>der</strong> Opfer auch ein langfristiges Umdenken aller Beteiligten. Dazu<br />
kommt, dass den Betroffenen zusätzliche psychologische Unterstützung angeboten wird.<br />
Gültig ab 1. August 2012 13
Internationaler Austausch<br />
Das Schlagwort von <strong>der</strong> globalisierten Welt und den damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen wird von<br />
uns pädagogisch begleitet. Schüler, die für ein Jahr in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Erfahrungen sammeln, kehren<br />
mit vielen bildungsintensiven Eindrücken, Erlebnissen und vor allem Kontakten zurück. Diese Kontakte<br />
werden genutzt, um über mo<strong>der</strong>ne Medien Kontaktkreise zu erweitern und vertieftes interkulturelles<br />
Lernen zu ermöglichen. Programme wie das eTwinning ermöglichen Kontaktpflege und Partnerschaften,<br />
welche auch das Sprachenlernen erleichtern.<br />
Im Unterricht <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Fremdsprachen soll dies geför<strong>der</strong>t werden. Durch bilinguales Lernen und die<br />
Methode des kontext- und sprachintegrierten Lernens (CLIL) wird den Schülern bewusst, dass es verschiedene<br />
Lebenswelten und Kulturen gibt und dass nur die Fähigkeit zur Multiperspektivität zu einem<br />
friedvollen und verständnisvollen Umgang miteinan<strong>der</strong> führen kann. Die Fähigkeit, Perspektiven übernehmen<br />
zu können, unterschiedliche Kulturen zu kennen, ist aus unserer Sicht notwendig, wenn man<br />
das eigene Leben und ein Leben im gemeinschaftlichen Europa tolerant und respektvoll zueinan<strong>der</strong> gestalten<br />
will.<br />
Mit internationalen Projekten wird ebenfalls ein neuer Weg beschritten. In projektorientierten Partnerschaften,<br />
werden in zeitlich und thematisch begrenzten Austauschen Schüler unserer Schule in interkulturelle<br />
Lernsituationen gebracht. In diesem Zusammenhang finden beispielsweise Projekte zwischen<br />
unserer Schule und Schulen aus Nordengland statt, die von internationalen Programmen und Instituten<br />
unterstützt und begleitet werden. In regelmäßigen Besuchen tauschen sich die Schüler über ihre Arbeiten<br />
aus und nutzen die Medien, wie das Internet, für vertiefende Diskurse. Neben den inhaltlichen Erkenntnissen<br />
und Ergebnissen liegt <strong>der</strong> Fokus darauf, junge Menschen verschiedener Län<strong>der</strong> zusammen<br />
und sie über ein gewähltes Thema ins Gespräch zu bringen. Hierbei sollen Vorurteile, die durch Fehlinformationen<br />
o<strong>der</strong> Unwissen entstehen, abgebaut werden, um ein freiheitliches und demokratisches<br />
Europa weiter zu gestalten und für zukünftige Generationen zu festigen.<br />
Gültig ab 1. August 2012 14
Lernen am Philipp-Melanchthon<br />
Melanchthon-Gymnasium<br />
Begründungszusammenhänge<br />
1946 beginnt <strong>der</strong> Humanist Bruno Snell mit folgenden Worten einen Artikel in <strong>der</strong> „ZEIT“: „Humanismus<br />
hieß einst <strong>der</strong> Glaube, dass das klassische Altertum vorbildlich sei für das abendländische Denken, Dichten<br />
und Gestalten, dass also Werke <strong>der</strong> Antike, ihre Werke in <strong>der</strong> bildenden Kunst, <strong>der</strong> Dichtung und <strong>der</strong><br />
Philosophie, vollkommen seien, dass sie überzeitliche Gültigkeit besäßen und die nachahmenswerten<br />
Vorbil<strong>der</strong> abgäben für das eigene Schaffen. Dieser Glaube ist zerbrochen ...“ 13<br />
Keiner Schulform blies in den vergangenen Jahren <strong>der</strong> bildungspolitische Wind so sehr ins Gesicht wie<br />
dem humanistischen Gymnasium. Gilt schon das Gymnasium im Allgemeinen als unzeitgemäße, weil<br />
elitäre Schulform, so das humanistische Gymnasium im Beson<strong>der</strong>en. Hier ist es nicht nur eine Schulform,<br />
son<strong>der</strong>n auch eine Bildungsform, die einem oft beschworenen bildungspolitischen Fortschritt im Wege<br />
zu stehen scheint und unangenehm an Bildungsideale erinnert, die man nur allzu gern mit einer neuhumanistischen<br />
Ideologie verwechselt. Dabei ist das humanistische Gymnasium nüchtern betrachtet<br />
nur <strong>der</strong> konsequente Ausdruck jener klassischen Bildung, <strong>der</strong>er auch unsere mo<strong>der</strong>ne Welt bedarf, wenn<br />
sie nicht einer ihrem Wesen als Expertenwelt „eingeborenen“ Orientierungsschwäche erliegen will. Das<br />
hat vor allem etwas mit den Wurzeln <strong>der</strong> Klassizität <strong>der</strong> klassischen Bildung zu tun.<br />
Der philosophische Schein vom Wahren, Guten und Schönen, <strong>der</strong> selbst Klassizität beanspruchen darf,<br />
begleitet von Anfang an unsere gymnasiale Bildung. Das humanistische Gymnasium trägt schwer an <strong>der</strong><br />
Last einer neuhumanistischen Philosophie, die sich mit ihm verbindet. Somit gehen wir bei <strong>der</strong> Konzeption<br />
unseres im Kern humanistischen Gymnasiums nicht von <strong>der</strong> neuhumanistischen Kopie, son<strong>der</strong>n<br />
vom Original, nämlich Platons Akademie, aus. Die Antike, auf die sich die klassische humanistische Bildung<br />
beruft, kannte gewiss das humanistische Gymnasium nicht, aber sie legte die Grundlagen zu einer<br />
Bildung, die sich nicht nur in <strong>der</strong> schulischen Entwicklung als klassisch erweisen sollte. So gehörten und<br />
gehören die alten Sprachen zur klassischen Bildung, allerdings bedeutet das im Umkehrschluss nicht,<br />
dass allein die alten Sprachen klassische Bildung ausmachen. Diese ruht seit <strong>der</strong> Antike ebenso auf mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fundamenten, wie auf <strong>der</strong> argumentativ, analysierend hergestellten<br />
Vernunft, <strong>der</strong> wissenschaftlichen Kultur und einer vernünftigen Lebensform. Daraus entsteht die<br />
Idee einer Lebensform, die argumentative Vernunft mit wissenschaftlicher Rationalität verbindet, weil<br />
sich in geteilten Rationalitäten nicht leben lässt. Die Mo<strong>der</strong>ne baut also immer noch mit den klassischen<br />
Steinen, weil sich das Klassische als die Einlösung auch von Mo<strong>der</strong>nitätsansprüchen, als historisch reflektierte<br />
Mo<strong>der</strong>nität, erweist.<br />
Die vorliegende Konzeption versteht sich als Fortführung <strong>der</strong> Tradition des deutschen Gymnasiums, das,<br />
wo dem nicht ein meist kurzatmiger Zeitgeist (lei<strong>der</strong> oft erfolgreich) entgegenstand, seinem auf Gründlichkeit,<br />
Wissenschaftlichkeit und Vernunftorientierung bedachten Wesen auch in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt<br />
treu geblieben ist. Eine Gesellschaft, die sich durch Innovation ohne Wenn und Aber, schrankenlose Mobilität<br />
und Flexibilität auszeichnet, bedarf einer Konstanten, sonst geht sie an ihrer eigenen Wandelbarkeit<br />
zugrunde. Deshalb muss sich Schule davor hüten, „den Entwicklungen in <strong>der</strong> Arbeits- und Berufswelt,<br />
in allen Phasen und in je<strong>der</strong> Hinsicht, auf den Fersen bleiben zu wollen, indem sie alles, was neu<br />
und aktuell in dieser Beziehung ist, als nunmehr schulrelevante Inhalte in den Unterricht holt“ 14 . Klassische<br />
Bildungsinhalte, ein klassischer Fächerkanon, verbunden mit auf neuesten Forschungsergebnissen<br />
beruhenden Lehr- und Lernmethoden haben nach wie vor in <strong>der</strong> Schule ihren Platz. Die Aufgabe <strong>der</strong><br />
Schule sollte es sein, Vermittlung von Wissen, die Entwicklung von Kompetenzen und die Erziehung<br />
unter dem Eindruck eines klassischen Ideals zueinan<strong>der</strong> zu bringen. Ein humanistisches Gymnasium ist<br />
<strong>der</strong> Ort, in dem dies unter den Gesichtspunkten <strong>der</strong> Gründlichkeit, Wissenschaftlichkeit und <strong>der</strong> Vernunftorientierung<br />
geschehen kann. Die Hinwendung zu einer klassischen, humanistischen Bildung ist<br />
umso bedeuten<strong>der</strong>, als die europäische Kultur eine Kultur ist, in <strong>der</strong> sich das Konstruktive und das Vernunftwesen<br />
des Menschen (als homo faber und homo sapiens) spiegelt.<br />
Auf seinen Reisen durch Europa vermerkte Mark Twain vor 200 Jahren, dass „<strong>der</strong> deutsche Student das<br />
Gymnasium mit einer Bildung verlassen hat, die so umfangreich und vollständig ist, dass die Universität<br />
höchstens noch einige ihrer tiefgründigeren Spezialgebiete vervollkommnen kann. Es heißt, wenn ein<br />
Schüler ein Gymnasium verlässt, besitzt er nicht nur Bildung, son<strong>der</strong>n weiß, was er weiß – er ist nicht<br />
von Ungewissheit umnebelt, es ist so in ihn hineingebrannt, dass es haftet. ... Ausländische Jünglinge<br />
13<br />
Zitiert bei: Kutting, Dirk: Gesinnungsbildung, Marburg 2004, S. 21.<br />
14<br />
Mittelstraß, Jürgen: Die Mo<strong>der</strong>nität <strong>der</strong> klassischen Bildung, Konstanz 2004, S. 16.<br />
Gültig ab 1. August 2012 15
machen um das Gymnasium einen Bogen, seine Regeln sind ihnen zu streng. Sie gehen zur Universität,<br />
um ein Mansardendach über ihrer ganzen Allgemeinbildung zu errichten; aber <strong>der</strong> deutsche Student hat<br />
schon sein Mansardendach, darum geht er hin, ein Türmchen in Gestalt irgendeines Spezialfaches hinzuzufügen,<br />
...“ 15 Was Twain entdeckte, ist das Gymnasium als den eigentlichen Ort <strong>der</strong> Bildung, die Universität<br />
als seine fachspezifische Ergänzung. Aus den Fragen nach <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nität <strong>der</strong> Antike und <strong>der</strong><br />
Aufgabe des Gymnasiums in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt entwickelten sich die inhaltlichen Prinzipien <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Konzeption.<br />
Schuleigene Fächer und beson<strong>der</strong>e Angebote<br />
Aus den oben genannten Überlegungen ergeben sich Konsequenzen für die Stundentafel, welche im<br />
Folgenden dargestellt werden.<br />
Das Fach Rhetorik<br />
Die Rückwendung zur Mo<strong>der</strong>nität <strong>der</strong> Antike bedeutet, dass mit <strong>der</strong> Einführung und Entwicklung eines<br />
speziellen Faches, dem Fach Rhetorik, Antike und Mo<strong>der</strong>ne verschmelzen. Die Schüler lernen in diesem<br />
Fach zunächst in <strong>der</strong> Sekundarstufe I die Grundlagen <strong>der</strong> (mündlichen) Kommunikation und des Vortrags<br />
kennen, welche anschließend praktisch angewendet werden. Ziel ist es, die Lernenden zu befähigen,<br />
einer Situation und einem Adressaten angemessen kommunizieren zu können und die Techniken des<br />
Präsentierens in allen Fächern anzuwenden.<br />
In <strong>der</strong> Sekundarstufe II beschäftigt sich dieses Fach mit weiteren Themen <strong>der</strong> Sprechwissenschaft, welche<br />
in den philosophischen Bereich übergeht, <strong>der</strong> eng mit <strong>der</strong> vor allem antiken Rhetorik verknüpft ist.<br />
Wussten doch gerade die antiken griechischen und römischen Autoren um die Bedeutung <strong>der</strong> Rhetorik<br />
innerhalb ihrer Gemeinwesen. Mit <strong>der</strong> Macht des Wortes Menschen zu überzeugen, Menschen zu guten<br />
Dingen zu bewegen, war ein nicht wegzudenken<strong>der</strong> Topoi dieser Denker <strong>der</strong> Antike. Hier treffen wir mit<br />
dem Fach Rhetorik idealiter auf die demokratische Mo<strong>der</strong>ne, wenn wir wissen, ausgehend von demokratietheoretischen<br />
Überlegungen, dass man innerhalb pluralistisch verfasster Gesellschaften nur mit <strong>der</strong><br />
(Überzeugungs-) Macht <strong>der</strong> Rede Dinge bewegen kann. Dies gilt gleichermaßen im außerpolitischen<br />
Bereich, sei es <strong>der</strong> gesellschaftliche, <strong>der</strong> kulturelle, <strong>der</strong> wissenschaftliche o<strong>der</strong> <strong>der</strong> wirtschaftliche Diskurs.<br />
Diskurse führen und gestalten können – hier trifft die Antike (die Polis) die Mo<strong>der</strong>ne (den demokratischpluralistisch<br />
verfassten Staat) – gehört zu den Grundpfeilern des Faches, aber auch zu einer Gesellschaft,<br />
in <strong>der</strong> ihre Individuen durch Partizipation diese mitgestalten sollen.<br />
All diese Überlegungen flossen in einem eigens konzipierten Lehrplan für die Sekundarstufen I und II ein.<br />
Auf Grundlage dieser Lehrpläne und den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Fachwissenschaft wurden im Polymathes<br />
Verlag ein Lehrbuch und Arbeitshefte für den Einsatz im Unterricht erstellt.<br />
Debattierwettbewerb<br />
Begleitet und idealtypisch ergänzt wird <strong>der</strong> Fächerkanon <strong>der</strong> Schule und das Fach Rhetorik durch den<br />
jährlich stattfindenden Debattierwettbewerb. Mit Erreichen <strong>der</strong> Klassenstufe 9 stellen sich unsere Gymnasiaten<br />
einem durch die Fächer, das Fach Rhetorik und einen externen Spezialisten in Trainings vorbereiteten<br />
Debattierwettbewerb. Innerhalb fester Debattierregeln lernen die Schüler, Menschen von ihrer<br />
Position argumentativ zu überzeugen. Das argumentative Überzeugen und Überwinden <strong>der</strong> Aufregung<br />
sind ein hervorragendes Training für zukünftige Stresssituationen: Prüfungen, Präsentationen in kulturellen<br />
Einrichtungen und Firmen sowie das Verteidigen von Fach- o<strong>der</strong> Seminararbeiten wird von den<br />
Schülern durch die Erfahrung beim Debattieren besser gemeistert. Diese Methode wird außerdem als<br />
mo<strong>der</strong>ne Unterrichtsmethode in allen Fächern des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums angewandt.<br />
Wissenschaftstage<br />
In bewusster Abgrenzung zum Begriff <strong>der</strong> „Projektwoche“ wurden die Wissenschaftstage am Philipp-<br />
Melanchthon-Gymnasium eingeführt. Sie werden an mehreren aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen im Schuljahr<br />
veranstaltet. Die Wissenschaftstage dienen dem Wortlaut nach zunächst dem propädeutischen,<br />
vertiefenden, selbstständigen Arbeiten an bereits im Unterricht besprochenen o<strong>der</strong> für die Schüler neuen<br />
Themen. In jedem Schuljahr wird ein fächerübergreifen<strong>der</strong> Gegenstand für die Wissenschaftstage<br />
15<br />
Mark Twain, Bummel durch Europa, in: Mark Twain, Gesammelte Werke in fünf Bänden III, München 1985, S. 639.<br />
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gewählt, <strong>der</strong> von den einzelnen Fächern aus verschiedenen inhaltlichen und methodischen Richtungen<br />
heraus an Stationen für die Schüler aufbereitet wird.<br />
Neben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ausrichtung, die sich im Angebot <strong>der</strong> Inhalte und Methoden wi<strong>der</strong>spiegelt,<br />
sind die Wissenschaftstage in ihrer Organisationsform ein klassenübergreifendes und schulumfassendes<br />
Lernen an Stationen, auch Stationenlernen. Sie haben den Anspruch, den regelmäßigen Schulalltag<br />
in Form von festen Unterrichtseinheiten aufzulösen zu bereichern. Sie unterstützen vor allem teambildende<br />
Lernziele, entwickeln soziale Kompetenzen, för<strong>der</strong>n selbstgesteuertes, an den Interessen <strong>der</strong><br />
Schüler orientiertes Arbeiten und schaffen durch ihre Form lebensnahe Lernorte.<br />
Facharbeiten und Seminararbeiten<br />
Wurden oben Facharbeiten angesprochen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong>en Präsentation bzw. Verteidigung als<br />
Stresssituation, soll hier ausgeführt werden, dass diese als Lernsituationen konzipiert sind. Facharbeiten/Seminararbeiten/Abschlussarbeiten<br />
etc. sind in <strong>der</strong> wissenschaftlich-universitären Bildung, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> deutschen, an Wilhelm von Humboldt ausgerichteten, Lehre und Forschung, Bestandteile<br />
eines Studiums. Da das Gymnasium neben <strong>der</strong> Bildung des Menschen die weiterführende wissenschaftliche<br />
Vertiefung anstrebt, lernen die Schüler bereits selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten. Dazu<br />
gehört es, eine Aufgabenstellung selbst zu strukturieren, Hypothesen aufzustellen und zu prüfen, Methoden<br />
auszuwählen und auszuführen sowie Ergebnisse angemessen darzustellen. Damit leistet die<br />
Facharbeit am Philipp-Melanchthon-Gymnasium einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftspropädeutik,<br />
die an Gymnasien verbindlicher Unterrichtsbestandteil ist.<br />
Neben dem Aspekt, einen komplexen Gegenstand inhaltlich mit unterschiedlichen Methoden zu erschließen,<br />
stehen die Verbesserung <strong>der</strong> Sozialkompetenz durch das kooperative Arbeiten in Kleingruppen<br />
und des Zeitmanagements im Fokus <strong>der</strong> Facharbeit. Außerdem spielt die Anwendung von Medien<br />
(z. B. Textverarbeitung mit dem Computer) eine nicht zu unterschätzende Rolle.<br />
Da die Schüler die genannten Fertigkeiten nicht in <strong>der</strong> ersten Facharbeit in Klasse 7 parat haben können,<br />
findet beim Schreiben <strong>der</strong> Facharbeit das Prinzip des Spiralcurriculums Anwendung, d. h. in den Klassenstufen<br />
7, 8 und 9 werden die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Fähigkeiten <strong>der</strong> Lernenden erhöht. Ziel dieses Prozesses<br />
ist das Schreiben <strong>der</strong> Facharbeit in Eigenregie, also ohne laufendes Eingreifen des Mentors. Er steht<br />
am Ende nur noch beratend zur Seite.<br />
In <strong>der</strong> Sekundarstufe II erhöht sich <strong>der</strong> wissenschaftspropädeutische Anspruch <strong>der</strong> Facharbeit. Es entsteht<br />
gekoppelt an das Fach Seminarkurs eine Seminararbeit.<br />
Das Fach Seminarkurs<br />
Die Wissenschaftspropädeutik ist am Philipp-Melanchthon-Gymnasium ein wichtiger Bestandteil des<br />
Unterrichts. Bei <strong>der</strong> Fach- und Seminararbeit stehen die Selbstständigkeit sowie das Erproben wissenschaftlicher<br />
Denk- und Arbeitstechniken im Vor<strong>der</strong>grund. Die in <strong>der</strong> Sekundarstufe I im Schreiben <strong>der</strong><br />
Facharbeiten erlangten Erfahrungen werden im Seminarkurs systematisiert und durch empirisches Arbeiten<br />
erweitert.<br />
Neben dem Kennenlernen unterschiedlicher Methoden ausgewählter Bereiche <strong>der</strong> Wissenschaft soll das<br />
Verfassen einer Seminararbeit das forschende Lernen unterstützen. Dazugehört das Präsentieren und<br />
Diskutieren von Zwischenergebnissen in <strong>der</strong> Klasse sowie das Verteidigen <strong>der</strong> Seminararbeit in Form<br />
eines Kolloquiums. Die Schüler werden dabei durch Lehrkräfte beraten, angeleitet und bewertet. Außerschulische<br />
Partner (z. B. aus Universitäten) können den Prozess vielfältig unterstützen. Denkbar sind<br />
beispielsweise Vorlesungen, Bibliotheksführungen und Experimente.<br />
Außerdem können die Schüler durch das Lernen an außerschulischen, universitären Lernorten im Seminarkurs<br />
praktische Erfahrungen sammeln und sich selbst ausprobieren. Durch das Wissen um eigene<br />
Stärken und Schwächen wird die allgemeine Studierfähigkeit <strong>der</strong> Lernenden erhöht.<br />
Auch für dieses Fach hat das Philipp-Melanchthon-Gymnasium ein eigenes Konzept erstellt und entwickelt<br />
dieses unter ständiger fachlicher Begleitung externer Fachleute aus Instituten und Universitäten<br />
weiter.<br />
Das Fach Latein<br />
Da Bildung am Philipp-Melanchthon-Gymnasium ohne vor<strong>der</strong>gründige Nützlichkeitserwägungen gestaltet<br />
und gelebt werden soll und vor allem dem Streben nach dem Guten, Wahren und Schönen verpflichtet<br />
ist, ist Latein dabei eben nicht nur eine gute Voraussetzung um Medizin zu studieren, son<strong>der</strong>n die<br />
bewusste Rückkehr zur Antike. Latein ist <strong>der</strong> Schlüssel, mit dem man das Tor zur Gedankenwelt <strong>der</strong> (römischen)<br />
Antike, wenn es um Kunst, Philosophie, politische Theorien, Architektur, Literatur, ja um Welt-<br />
Gültig ab 1. August 2012 17
verstehen geht, weit aufstößt. Die gesamte mo<strong>der</strong>ne (europäische) Welt fußt auf den Gedanken <strong>der</strong><br />
Antike, sie wird geradezu von ihnen durchwirkt. Um ein Mansardendach <strong>der</strong> (mo<strong>der</strong>nen) Allgemeinbildung<br />
(Mark Twain) zu errichten, ist das Fach Latein, neben dem Fach Geschichte, konstituierend. Latein<br />
ist somit nicht die Sprache, die Grammatik, die Vokabeln. Latein ist das Werkzeug zum historisch reflektierten<br />
Verstehen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Sie wird am Philipp-Melanchthon-Gymnasium als zweite Fremdsprache<br />
unterrichtet.<br />
Das Fach Soziales und Bürgerschaftliches Engagement<br />
Welt soll verstanden werden – das ist das Ziel gymnasialer Bildung, so wie wir sie verstehen. Mit dem<br />
Fach Soziales und Bürgerschaftliches Engagement soll jedoch ein entscheidendes Moment für die Mo<strong>der</strong>ne<br />
hinzukommen. Das Fach wurde ausgehend von den Kriterien für die Menschenbildung konzipiert,<br />
hier insbeson<strong>der</strong>e die Bildung und Erziehung mit dem Ziel <strong>der</strong> Bereitschaft zur Selbstverantwortung und<br />
Verantwortung in <strong>der</strong> res publica. Welt soll/will gestaltet werden und ist in unserem Gemeinwesen gestaltbar.<br />
Diese Erkenntnis ist es, welcher sich das Fach verpflichtet fühlt. Partizipation ist das Schlüsselwort,<br />
aktive Teilnahme an Kultur, Politik, Gesellschaft, aktuellen Diskursen und die Erkenntnis, dass das<br />
Menschsein ohne soziales Miteinan<strong>der</strong> undenkbar ist, ließ das Fach als Beson<strong>der</strong>heit in den Stundenkanon<br />
des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums Eingang finden.<br />
Mit dem hier selbstgestalteten Lehrplan, welcher oben genannte Kriterien umsetzt, sollen die Schüler<br />
befähigt werden, von teilnahmslosen Bewohnern eines Landes zum gestaltenden Citoyen einer Gemeinschaft<br />
zu werden. Sie lernen hier Lebenswirklichkeiten außerhalb ihrer Wahrnehmung sowie die Bedeutung<br />
des Ehrenamtes kennen. So kommen sie beispielsweise in Kontakt mit Altenheimen, organisieren<br />
Kaffeenachmittage für Senioren o<strong>der</strong> gehen einfach nur mit diesen spazieren.<br />
Soziales und Bürgerschaftliches Engagement för<strong>der</strong>t bei den Schülern die Lebensgestaltungskompetenz,<br />
wobei sie ausgehend von <strong>der</strong> Analyse gegenwärtiger gesellschaftlicher, kultureller und politischer Prozesse,<br />
die Vergangenheit und <strong>der</strong>en Reflexion zur Erklärung heranziehen und ihre Zukunft planend gestalten.<br />
Das Fach Philosophie<br />
Welt erkennen, Welt verstehen, Welt gestalten. Was sagten und schrieben dazu die Denker <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Epochen? Welche Denkrichtungen und Denkschulen gab es? Das Kennenlernen unterschiedlicher<br />
Arten <strong>der</strong> Weltbetrachtung und Weltaneignung ist Ziel und Inhalt des Faches. Was dachte<br />
Kant zur Aufklärung und wie kann man das Höhlengleichnis des Platon lebenssinnstiftend verwenden?<br />
Der Philosophie, <strong>der</strong> Liebe zur Weisheit, kommt innerhalb <strong>der</strong> Bildung, wie wir sie verstehen, enorme<br />
Bedeutung zu. Der Liebe zur Weisheit wurde deshalb konsequent ein Platz innerhalb unseres Fächerkanons<br />
gewährt. Daher wird mit Beginn <strong>der</strong> Klasse 10 das Fach Philosophie bis zum Ende <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />
II unterrichtet.<br />
Schwerpunktsetzungen<br />
Praxisorientierter Unterricht<br />
Mit einem Studientutor bekommen die Schüler die Gelegenheit, ihre Berufs-und Studienwünsche passgenau<br />
auszuloten. Dabei wird in Hinsicht auf den Bildungsanspruch des Philipp-Melanchthon-<br />
Gymnasiums darauf Wert gelegt, dass das Praktikum, welches in <strong>der</strong> 9. Klasse und in Klasse 10 erfolgt,<br />
nicht unbedingt in wirtschaftsorientierten Unternehmen durchgeführt wird. Es soll vor allem in Museen,<br />
Institutionen, Universitäten, Parteien o<strong>der</strong> Nichtregierungsorganisationen absolviert werden. Die Schülern<br />
erkennen dadurch, dass nicht nur die ökonomische Verwertbarkeit von Tätigkeiten lebenssinnstiftend<br />
sein kann, son<strong>der</strong>n auch soziales und bürgerschaftliches Engagement. Der Studientutor beachtet<br />
die Wünsche <strong>der</strong> Schüler, legt mit einem eigens für die Schule entwickelten Programm Profile fest und<br />
begleitet die Schüler durch die schwierige Berufs- und Studienwunschphase.<br />
Zusammenarbeit Forschungseinrichtungen<br />
Schule ist nicht mach- und denkbar ohne die neuen Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Forschung, wie sie an Universitäten<br />
betrieben wird. Das Philipp-Melanchthon-Gymnasium arbeitet deshalb mit verschiedenen Universitäten<br />
und Instituten eng zusammen. Hervorzuheben ist dabei das Johannes-Sturm-Institut für Bildung<br />
und Forschung, das ebenso wie das Philipp-Melanchthon-Gymnasium zur <strong>Docemus</strong> Bildungsgruppe<br />
Gültig ab 1. August 2012 18
gehört und den verbesserten Transfer zwischen Wissenschaft und Schule fokussiert. So gelangen aktuelle<br />
Forschungsergebnisse an das Philipp-Melanchthon-Gymnasium und Forschungsbedarf aus <strong>der</strong> Schule<br />
in die Wissenschaft.<br />
Die Kooperation mit <strong>der</strong> Universität Potsdam besteht bereits seit einigen Jahren und weist vielfältige<br />
Bezüge auf. Jedes Halbjahr leisten beispielsweise an dem Philipp-Melanchthon-Gymnasium Lehramtsstudierende<br />
unterschiedlicher Fächer ihr Praktikum ab, wobei die Betreuung durch die Lehrkräfte im<br />
Umkehrschluss eine Form <strong>der</strong> Fortbildung bedeutet. Über die Einbindung <strong>der</strong> Lehramtsstudenten in den<br />
schulischen Alltag gelangen neue Methoden, Ideen und didaktische Erkenntnisse an unsere Schulen.<br />
Regelmäßige Besuche <strong>der</strong> Dozenten <strong>der</strong> Universität garantieren Wissenstransfer von <strong>der</strong> Universität in<br />
die Schule. Über die gemeinsame Reflektion von Unterricht und Lehrerhandeln kommt dies unseren<br />
Schülern zugute.<br />
Aufarbeitung <strong>der</strong> DDR-Geschichte<br />
Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk legt das Philipp-Melanchthon-Gymnasium auf die Aufarbeitung <strong>der</strong> jüngsten<br />
deutschen Geschichte. Durch Einbindung von Ausstellungen und Podiumsgesprächen in die Schule o<strong>der</strong><br />
durch die Einladung von Zeitzeugen in den Unterrichtsalltag, widmen wir uns <strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> DDR-<br />
Geschichte und darüber hinausgehend <strong>der</strong> Entstehung von totalitären Regimen.<br />
Die Schule ist in enger Kooperation mit <strong>der</strong> Robert-Havemann-Gesellschaft und dem Heimatverein von<br />
Grünheide auf diesem Gebiet tätig. Die Schüler bekommen die Gelegenheit, im Fundus des Robert-<br />
Havemann-Archivs zu Thematiken <strong>der</strong> DDR-Opposition zu forschen und Seminararbeiten anzufertigen.<br />
Darüber hinaus können sie direkt an die Zeitzeugen ihre Fragen stellen und direkt Antworten erhalten.<br />
Durch die Anbindung an den Unterricht ist eine Einordung und Relativierung dieser Aussagen gewährleistet.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Johannes-Sturm-Institut und Historikern wird diese Arbeit zur Aufarbeitung<br />
<strong>der</strong> jüngsten Geschichte weiter vertieft werden, sodass alle Fächer und im Beson<strong>der</strong>en Soziales und<br />
Bürgerschaftliches Engagement o<strong>der</strong> Geschichte perspektivisch aktuell wissenschaftlich fundiertes Material<br />
zur Verfügung steht. Durch die vielfältige Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> DDR als Beispiel einer diktaturähnlichen<br />
Gesellschaftsform nehmen die Schüler die demokratischen Elemente <strong>der</strong> BRD gesteigert<br />
wahr und setzen sich bewusst für <strong>der</strong>en Erhaltung ein.<br />
Schülerpräsident<br />
Im Sinne <strong>der</strong> Partizipation als aktive Teilhabe an Gesellschaft, hier beson<strong>der</strong>s die Pflege <strong>der</strong> Demokratie<br />
und des demokratischen Diskurses, wird ein Schülerpräsident aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Schülerschaft gewählt.<br />
Einfach Demokratie einüben können, das ist es, was mit Hilfe <strong>der</strong> Schülerpräsidentenwahl erprobt werden<br />
soll. Dazu gehört: ein Vorwahlverfahren durchstehen und die absolute Mehrheit erringen, zur Wahl<br />
stellen, Wahlkampf führen, Argumente austauschen, Wahlentscheidungen fällen, demokratisch legitimierte<br />
Personen anerkennen, mit diesen zusammenarbeiten, Dinge verän<strong>der</strong>n können und wollen, unter<br />
objektiven Kriterien mit Kollegium und Schulleitung zusammenarbeiten, einen Wahltag erleben und den<br />
Wahlzettel in eine echte (Kommunal)Wahlurne einwerfen.<br />
Die demokratische Beteiligung an einer Gemeinschaft wird hier praktisch eingeübt. „Die da oben machen<br />
eh, was sie wollen“, „Man kann ja eh nichts machen“ – dieser weitverbreiteten Lebensphilosophie,<br />
soll mit Hilfe <strong>der</strong> Institution Schülerpräsidentenwahl schon früh ein Riegel vorgeschoben werden. Mitzuerleben,<br />
wie ein Schülerpräsident gewählt wird (o<strong>der</strong> gar selbst <strong>der</strong>jenige zu sein) und wie dieser sich für<br />
die Interessen <strong>der</strong> Schülerschaft und auch <strong>der</strong> Schule einsetzt, dürfte eine nicht hoch genug einzuschätzende<br />
demokratische Erfahrung sein. Denn Demokratie ohne Demokraten funktioniert nicht.<br />
Theaterbesuch<br />
Der Partizipation, aktive Teilhabe an Gesellschaft, hier beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Kultur, wird dadurch Rechnung<br />
getragen, dass jede Klasse des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums mindestens einmal im Schuljahr ein<br />
Theaterstück besucht, welches vom jeweiligen Deutschlehrer ausgewählt wird. Die Palette <strong>der</strong> besuchten<br />
Stücke reicht hier von klassisch bis mo<strong>der</strong>n, wobei diese natürlich auch altersgerecht (aufbereitet)<br />
ausgesucht werden.<br />
Neben <strong>der</strong> Rezeption können sich die Schüler auch praktisch ausprobieren und in <strong>der</strong> Theater-AG ein<br />
Stück einstudieren, manchmal sogar mit (um-)schreiben. Es ist mittlerweile bereits Tradition geworden,<br />
einmal im Jahr das von Schülern gestaltete Theaterstück aufzuführen.<br />
Gültig ab 1. August 2012 19
Lese-Rechtschreib<br />
Rechtschreib-För<strong>der</strong>ung<br />
An <strong>der</strong> Bettina-von-Arnim-Oberschule wird ein spezieller För<strong>der</strong>kurs für lese- und rechtschreibschwache<br />
Schüler angeboten. Hier sind all die Schüler gut aufgehoben, die trotz häuslichen Übens o<strong>der</strong> vieler<br />
Nachhilfestunden ihre Leistungen im Lesen und Schreiben bisher nicht o<strong>der</strong> kaum verbessern konnten.<br />
Das Konzept des Kurses basiert auf <strong>der</strong> ganzheitlichen AFS-Methode, welche ein pädagogischdidaktischer<br />
För<strong>der</strong>ansatz für Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie ist. Hierbei werden neben einem<br />
individuellen Fehlertraining auch Übungen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit sowie <strong>der</strong> Sinneswahrnehmungen<br />
(Sehen-Hören-Raumorientierung) durchgeführt.<br />
Es wird mit kleinen Übungen begonnen, die die Schüler motivieren sollen, „bei <strong>der</strong> Sache zu bleiben“.<br />
Meist sind das Yogaübungen, die die Körperwahrnehmung und Konzentration för<strong>der</strong>n. Im zweiten Teil<br />
einer solchen Stunde „werden die Sinne geschärft“, bevor anschließend mit dem Fehlertraining begonnen<br />
wird. Im Training liegt das Augenmerk auf typischen Fehlerquellen lese-rechtschreibschwacher<br />
Schüler in <strong>der</strong> Sekundarstufe I, wie beispielsweise kleine Wörter, Buchstabenverwechslungen, Groß- und<br />
Kleinschreibung, Erkennen <strong>der</strong> Wortbausteine.<br />
Damit auch <strong>der</strong> Spaß nicht zu kurz kommt, gibt es am Ende <strong>der</strong> Stunden ein kleines Spiel, das es den<br />
Schülern ermöglicht, ihre Freude am Lesen und Schreiben (wie<strong>der</strong>-) zu entdecken.<br />
Internationaler Austausch<br />
Das Schlagwort von <strong>der</strong> globalisierten Welt und den damit verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen wird von<br />
uns pädagogisch begleitet. Schüler, die für ein Jahr in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Erfahrungen sammeln, kehren<br />
mit vielen bildungsintensiven Eindrücken, Erlebnissen und vor allem Kontakten zurück. Diese Kontakte<br />
werden genutzt, um über mo<strong>der</strong>ne Medien Kontaktkreise zu erweitern und vertieftes interkulturelles<br />
Lernen zu ermöglichen. Programme wie das eTwinning ermöglichen Kontaktpflege und Partnerschaften,<br />
welche auch das Sprachenlernen erleichtern.<br />
Im Unterricht <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Fremdsprachen soll dies geför<strong>der</strong>t werden. Durch bilinguales Lernen und die<br />
Methode des kontext- und sprachintegrierten Lernens (CLIL) wird den Schülern bewusst, dass es verschiedene<br />
Lebenswelten und Kulturen gibt und dass nur die Fähigkeit zur Multiperspektivität zu einem<br />
friedvollen und verständnisvollen Umgang miteinan<strong>der</strong> führen kann. Die Fähigkeit, Perspektiven übernehmen<br />
zu können, unterschiedliche Kulturen zu kennen, ist aus unserer Sicht notwendig, wenn man<br />
das eigene Leben und ein Leben im gemeinschaftlichen Europa tolerant und respektvoll zueinan<strong>der</strong> gestalten<br />
will.<br />
Mit internationalen Projekten wird ebenfalls ein neuer Weg beschritten. In projektorientierten Partnerschaften,<br />
werden in zeitlich und thematisch begrenzten Austauschen Schüler unserer Schule in interkulturelle<br />
Lernsituationen gebracht. In diesem Zusammenhang finden beispielsweise Projekte zwischen<br />
unserer Schule und Schulen aus Nordengland statt, die von internationalen Programmen und Instituten<br />
unterstützt und begleitet werden. In regelmäßigen Besuchen tauschen sich die Schüler über ihre Arbeiten<br />
aus und nutzen die Medien, wie das Internet, für vertiefende Diskurse. Neben den inhaltlichen Erkenntnissen<br />
und Ergebnissen liegt <strong>der</strong> Fokus darauf, junge Menschen verschiedener Län<strong>der</strong> zusammen<br />
und sie über ein gewähltes Thema ins Gespräch zu bringen. Hierbei sollen Vorurteile, die durch Fehlinformationen<br />
o<strong>der</strong> Unwissen entstehen, abgebaut werden, um ein freiheitliches und demokratisches<br />
Europa weiter zu gestalten und für zukünftige Generationen zu festigen.<br />
Gültig ab 1. August 2012 20