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energie |wasser-<strong>praxis</strong><br />

Sonderdruck aus Heft 10/2010 | Spezial Studium & Beruf<br />

Neuer Masterstudiengang zum Ingenieur<br />

für Netztechnik und Netzbetrieb<br />

Ein Abstimmungsmodell zwischen einschlägigen Hochschulen,<br />

Versorgungsunternehmen und den Verbänden DVGW und VDE<br />

Dipl.-Ing. Axel Fassnacht<br />

Doktorand am Institut ISAH<br />

Prof. Dr.-Ing. K.-H. Rosenwinkel<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Benno Lendt<br />

Fachhochschule Ostfalia (Braunschweig/Wolfenbüttel)<br />

Obmann vom DVGW-Arbeitskreis „Dozenten für Gastechnik an Hochschulen“<br />

Dipl.-Ing. Robert Sattler<br />

DVGW-Berufsbildungswerk Center West, Mainz<br />

Hauptreferent für die Mehrspartenqualifikation<br />

Impressum:<br />

wvgw Wirtschafts- und Verlags -<br />

gesellschaft Gas und Wasser mbH<br />

Josef-Wirmer-Str. 3<br />

53123 Bonn<br />

E-Mail: baerwolf@wvgw.de<br />

Internet: www.wvgw.de


Zum Start des Netzingenieur-Masterstudiengangs<br />

Mit dem Wintersemester 2011/12 starten an den Hochschulen<br />

in Wolfenbüttel, Esslingen/Stuttgart und Trier<br />

berufs begleitende Masterstudiengänge zum Ingenieur / zur<br />

Inge nieurin für Netztechnik und Netzbetrieb in der Strom-,<br />

Gas- und Wasserversorgung.<br />

Aufbauend auf dem zusammen mit den Verbänden DVGW<br />

und VDE entwickelten Zertifikatsstudiengang zum Netzingenieur<br />

haben die genannten Hochschulen, die beiden Verbände<br />

und namhafte Ver sorgungsunternehmen ein gemeinsames<br />

Curriculum erarbeitet, das einen bundesweiten Standard für<br />

die Versorgungswirtschaft setzt.<br />

schaften wahrzunehmen und bringen ideale Voraussetzungen<br />

mit, als Technische Führungskraft nach G 1000, S 1000 bzw.<br />

W 1000 vom Unternehmen benannt zu werden.<br />

Den Interessenten stehen bundesweit drei Standorte mit dem<br />

abgestimmten Masterstudiengang zum Netzingenieur zur Auswahl.<br />

Zulassungsvoraussetzung ist ein abgeschlossenes Ingenieurstudium<br />

oder ein vergleichbarer Hochschulabschluss im<br />

Fachgebiet Strom oder Gas/Wasser sowie eine zweijährige<br />

Berufs<strong>praxis</strong> in der Versorgungstechnik. Teilnehmer mit einem<br />

abgeschlossenen Zertifikatstudium zum Netzingenieur steigen<br />

unmittelbar in das 3. Semester ein.<br />

Die Netzingenieure werden durch den Masterstudiengang dazu<br />

ausgebildet, bisher einzeln betrachtete Sparten wie Strom, Gas<br />

und Wasser spartenübergreifend zu behandeln. Sie erfüllen damit<br />

den Anspruch, Fach- und Führungsaufgaben in Netz gesell -<br />

Die beiden Verbände DVGW e.V. und FNN im VDE e.V. haben<br />

durch ihre Arbeitskreise an der inhaltlichen Ausgestaltung des<br />

Masterstudiengangs intensiv mitgearbeitet und hoffen auf eine<br />

rege Nachfrage.<br />

2<br />

Sonderdruck aus energie | wasser-<strong>praxis</strong> 10/2010 | Spezial Studium & Beruf


Neuer Masterstudiengang zum Ingenieur<br />

für Netztechnik und Netzbetrieb<br />

Ein Abstimmungsmodell zwischen einschlägigen Hochschulen, Versorgungsunternehmen<br />

und den Verbänden DVGW und VDE<br />

I<br />

n der Strom-, Gas- und Wasserversorgungstechnik<br />

sind mit der Neuordnung<br />

der Berufsbilder und Studiengänge zukunftsorientierte<br />

Standards für die berufliche<br />

Qualifikation gesetzt worden. Auf der ingenieurtechnischen<br />

Ebene haben die ein -<br />

schlägigen Hochschulen Ostfalia (Braunschweig/Wolfenbüttel),<br />

Esslingen, Stuttgart<br />

und Trier ihre traditionelle Verantwortung für<br />

das Fach erneut wahrgenommen und gemeinsam<br />

einen modernen Masterstudiengang<br />

für Netzingenieure entwickelt.<br />

Vorausgegangen ist ein Zertifikatsstudiengang,<br />

der von den Verbänden DVGW und<br />

VDE sowie den Unternehmen EnBW Regional<br />

AG, E.ON Avacon AG und RWE<br />

Rheinland Westfalen Netz AG angestoßen<br />

1<br />

Der Ingenieurbegriff gemäß Ingenieurgesetz wird<br />

neben den akademischen Hochschulabschlüssen<br />

Bachelor und Master nicht an Bedeutung verlieren.<br />

Die drei Abschlüsse Facharbeiter, Meister und Ingenieur<br />

haben im europäischen Bildungsraum eine<br />

anerkannt hohe Reputation und sind für die Unternehmen<br />

ein sicherer Hinweis auf die einschlägigen<br />

Qualifikationen bei der personellen Besetzung von<br />

Fach- und Führungspositionen.<br />

wurde und jetzt in den Masterstudiengang<br />

mündet. Neben der Mehrspartenbefähigung<br />

erwerben die Absolventen die Voraussetzung,<br />

als technische Führungskraft<br />

in mehreren Sparten benannt zu werden.<br />

Netzingenieure werden durch den Masterstudiengang<br />

dazu ausgebildet, bisher einzeln<br />

betrachtete Sparten wie Strom, Gas<br />

und Wasser ganzheitlich zu behandeln. Sie<br />

erfüllen damit den Anspruch, Fach- und<br />

Führungsaufgaben in Netzgesellschaften<br />

mit einer Mehrspartenorganisation wahrzunehmen.<br />

Die Fortbildung zum Netzingenieur baut auf<br />

bereits absolvierten Ingenieurstudiengängen,<br />

wie beispielsweise Elektroingenieur<br />

oder Versorgungsingenieur, auf und befähigt<br />

die Absolventen, die Aspekte der verschiedenen<br />

Versorgungsaufgaben und die Sparten<br />

Strom, Gas und Wasser rationell miteinander<br />

zu verbinden. Nach erfolgreichem<br />

Abschluss des Masterstudiums haben die<br />

Absolventen das Recht zum Tragen der geschützten<br />

Berufsbezeichnung „Ingenieur“<br />

gemäß Ingenieurgesetz. Damit sind eine Mitgliedschaft<br />

in einer Ingenieurkammer und<br />

die Eintragung in das neu aufgebaute europäische<br />

Ingenieur-Register möglich.<br />

Aufgabenfelder in der<br />

Versorgungswirtschaft<br />

Netzingenieure sind verantwortlich für die<br />

Planung, die Errichtung, den Betrieb und<br />

die Instandhaltung von Verteilungsnetzen<br />

(Strom, Gas, Wasser) und damit technische<br />

Fach- und Führungskraft im Sinne der allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik.<br />

Sie können entweder in einem zentralen<br />

Fachbereich oder einem bestimmten Betriebsbereich<br />

eingesetzt werden.<br />

Im zentralen Fachbereich haben sie mit<br />

Richtlinienkompetenz ingenieurspezifische<br />

Lösungen zu erarbeiten, zu begutachten<br />

und sie auf den betrieblichen Bereich des<br />

Unternehmens zu übertragen. Netzingenieure<br />

haben damit die zentrale Verantwortung<br />

für die Netztechnik und das Netzmanagement,<br />

die technische Sicherheit, die<br />

Aufbau- und Ablauforganisation, den Per-<br />

Netzingenieur als Befähigte Person, Technische Fachkraft, Technische Führungskraft<br />

Technische Führungskraft<br />

Verantwortung für den Versorgungsauftrag<br />

und die technische Sicherheit<br />

insgesamt<br />

Technische Fachkraft<br />

Verantwortlich für die Durchführung<br />

eines Teils des Versorgungsauftrages<br />

und die technische Sicherheit im<br />

übertragenen Aufgabengebiet<br />

Befähigte Person<br />

Mindestanforderungen im Hinblick<br />

auf die Sicherheit im Umgang mit<br />

den Medien<br />

Aufgabengebiet<br />

Nr. 1<br />

Spezielle<br />

Fachkompetenz<br />

Verbindung aller Fachkompetenzen<br />

und technische Gesamtverantwortung<br />

gemäß Bestellung durch das Unternehmen<br />

Aufgabengebiet<br />

Nr. 2<br />

Spezielle<br />

Fachkompetenz<br />

Aufgabengebiet<br />

Nr. 3<br />

Spezielle<br />

Fachkompetenz<br />

Sicherheitsrelevante Fachkompetenz im Umgang<br />

mit Strom, Gas, Wasser<br />

Befähigung zur Elektro-, Gas-, Wasser- und Mehrspartennetz-Fachkraft<br />

Abb.1: Begriffsbestimmung für Befähigte Person, Technische Fachkraft und Führungskraft<br />

Quelle: B. Lendt, Hochschule Ostfalia; A. Fassnacht, Leibniz Universität Hannover<br />

Sonderdruck aus energie | wasser-<strong>praxis</strong> 10/2010 | Spezial Studium & Beruf 3


sonaleinsatz und das wirtschaftliche Ergebnis<br />

in ihrem Netzbereich.<br />

Netzingenieure als befähigte<br />

Personen<br />

Netzingenieure sind befähigte Personen im<br />

Sinne der Betriebssicherheit und des Arbeitsschutzes.<br />

Ferner sind sie durch ihre<br />

fachliche Ausbildung zur Elektro-, Gas-,<br />

Wasser- und Mehrspartennetz-Fachkraft im<br />

Sinne der technischen Regelwerke befähigt.<br />

Der Masterstudiengang zum Ingenieur für<br />

Netztechnik und Netzbetrieb in den Schwerpunkten<br />

Verteilungsnetze Strom, Gas, Wasser<br />

erfüllt damit ohne Einschränkungen die<br />

Anforderungen, die an den Erwerb der sicherheitsrelevanten<br />

Fachkompetenz zum<br />

Umgang mit den Medien Strom-, Gas- und<br />

Wasser zu stellen sind (Abb.1).<br />

Netzingenieure als Technische<br />

Fachkräfte<br />

Als Technische Fachkräfte führen Netzingenieure<br />

die ihnen übertragenen Aufgaben<br />

im Rahmen des Versorgungsauftrages verantwortlich<br />

durch und sind als Elektro-,<br />

Gas-, Wasser- oder Mehrspartennetz-<br />

Fachkraft die eigentlich handelnden Personen<br />

bei der technischen Umsetzung.<br />

Netzingenieure für Strom, Gas und Wasser<br />

haben mit ihrem Abschluss als Master die<br />

Qualifikation als Technische Fachkraft auch<br />

im Sinne der Grundnormen DIN VDE 1000-<br />

10, G 1000, S 1000 und W 1000 nach -<br />

gewiesen. Ihnen steht eine Berufskarriere<br />

auf der Fachebene offen.<br />

Netzingenieure als Technische<br />

Führungskräfte<br />

Nach Abschluss des Masterstudiums und<br />

einer in der Regel dreijährigen Berufserfahrung<br />

in verantwortlicher Position in der entsprechenden<br />

Fachrichtung erfüllen Netzingenieure<br />

die Voraussetzungen, zur Technischen<br />

Führungskraft durch das Unternehmen<br />

in allen drei Sparten benannt zu werden.<br />

Netzingenieure als Technische Führungskräfte<br />

haben die Gesamtverantwortung für<br />

die Erfüllung des zugewiesenen Versorgungsauftrages,<br />

d. h. sie beherrschen die<br />

Instrumente zur Erzielung der quantitativen<br />

und qualitativen Versorgungssicherheit. Sie<br />

werden vom Unternehmen bestellt und sind<br />

im Rahmen der Aufgaben und Tätigkeitsfelder<br />

des Versorgungsunternehmens für die<br />

Planung, den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung<br />

von Versorgungsanlagen verantwortlich.<br />

Außerhalb des unmittelbaren<br />

Verantwortungsbereiches werden einer<br />

technischen Führungskraft die erforderlichen<br />

Einflussmöglichkeiten eingeräumt, um<br />

alle übertragenen Aufgaben und Verantwortungen<br />

erfüllen zu können.<br />

Sie verfügen über vertiefte Kenntnisse in<br />

der Arbeitsorganisation, der Personalführung,<br />

der Betriebswirtschaft, in Rechtsfragen,<br />

in Kundenfragen und im Umgang mit<br />

Genehmigungsbehörden.<br />

Die Befähigung einer Technischen Führungskraft<br />

ist damit weitaus höher zu bewerten<br />

als die einer üblichen Führungskraft<br />

mit ausschließlicher Personalverantwortung.<br />

Einige ihrer Aufgaben lassen sich wie<br />

folgt zusammenfassen: Leitung von Unternehmen<br />

oder Unternehmensbereichen,<br />

Gewährleistung der Versorgungssicherheit<br />

durch fachliche Leitung, Verantwortung bei<br />

der Aufbau- und Ablauforganisation, Sicherstellung<br />

der Qualifikation von zugeordneten<br />

Mitarbeitern. Ihr gesamtes Handeln<br />

dient dem Ziel, den Versorgungsauftrag sicher<br />

und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

bestmöglich zu erfüllen.<br />

Das Abstimmungsmodell<br />

Die Hochschulen Ostfalia, Esslingen, Stuttgart<br />

und Trier haben seit der Einführung von<br />

Studiengängen in der Versorgungstechnik<br />

im Jahre 1972 für das Energie- und Wasserfach<br />

qualifizierte Nachwuchsingenieure<br />

ausgebildet und sich damit einen hervorragenden<br />

Namen als anwendungsorientierte<br />

Hochschulen erworben. Sie sind seit dieser<br />

Zeit in den Bildungsgremien der Verbände<br />

Berufsbegleitender Masterstudiengang zum Ingenieur<br />

für Netztechnik und Netzbetrieb Strom, Gas, Wasser<br />

4 Semester berufsbegleitend<br />

entsprechend 3 Semester Vollzeit<br />

Masterarbeit<br />

Studienaufwand<br />

insgesamt 90 Credits<br />

Anrechnung des 1. Studienjahres<br />

bei Abschluss des bisherigen<br />

Zertifkatsstudiengangs<br />

1. Studienjahr<br />

Gas/Wasser<br />

Berufs<strong>praxis</strong><br />

Strom-, Gas- oder Wasserversorgung<br />

Elektroingenieure<br />

(Dipl.-Ing. oder Bachelor)<br />

2. Studienjahr<br />

Strom/Gas/Wasser<br />

oder<br />

Abb. 2: Masterstudiengang zum Netzingenieur Strom, Gas, Wasser<br />

1. Studienjahr<br />

Elektrotechnik<br />

Bau-, Maschinenbau- oder<br />

Versorgungsingenieure<br />

(Dipl.-Ing. oder Bachelor)<br />

Quelle: B. Lendt, Hochschule Ostfalia; A. Fassnacht, Leibniz Universität Hannover<br />

4<br />

Sonderdruck aus energie | wasser-<strong>praxis</strong> 10/2010 | Spezial Studium & Beruf


Tabelle 1: Studieninhalte für den Masterstudiengang zum Netzingenieur<br />

Studieninhalte Gas- und Wasserversorgung<br />

Basiswissen Gas- und Wasserversorgung<br />

Allgemeine, fachübergreifende Grundlagen<br />

Chemische, physikalische und technische Grundlagen<br />

Basiswissen Gasversorgung<br />

Öffentliche Gasversorgung, Brenngase<br />

Eigenschaften und Austausch von Brenngasen<br />

Grundlagen Brand- und Explosionsschutz<br />

Basiswissen Wasserversorgung<br />

Öffentliche Wasserversorgung, Verbrauch, Bedarf<br />

Wasserchemie /Trinkwasserhygiene und -güte<br />

Wassergewinnung, -förderung, -aufbereitung<br />

Fachwissen Gasversorgung<br />

Gastransport und -verteilung, Planen, Bauen<br />

Gasnetzführung und -betrieb<br />

Anlagen in der Ortsgasversorgung<br />

Hausanschlüsse, Gas-Installationstechnik<br />

Fachwissen Wasserversorgung<br />

Wasserförderung, -speicherung und -transport<br />

Wasserverteilung: Planen, Bauen, Betreiben<br />

Anlagen in den Trinkwassernetzen<br />

Hausanschlüsse, Installationstechnik<br />

Studieninhalte Stromversorgung<br />

Grundlagen der Elektrotechnik<br />

Mathematische Methoden der Elektrotechnik<br />

Größen der elektrischen Energietechnik und ihre Berechnung<br />

Grundlagen der elektrischen Festigkeit<br />

Einführung in die Hochspannungstechnik<br />

Werkstoffe und Bauelemente der Energietechnik<br />

Versuche an Hochspannungseinrichtungen (Labor)<br />

Grundlagen der elektrischen Energieverteilung<br />

Elektrische Energieverteilung; Freileitungen, Kabel; Netzformen<br />

Grundlagen der elektrischen Stromversorgung<br />

Energiequellen; Transformatoren; Verbraucher<br />

Beschreibung und Berechnung elektrischer Versorgungsnetze<br />

Lastflussberechnungen; Kurzschlussberechnung<br />

Schaltgeräte und Schutztechnik<br />

Schaltgeräte, Schaltanlagen; Schutztechnik<br />

Wanderwellen, Ableiter<br />

Aufbau der elektrischen Energieverteilung, Spannungsebenen<br />

Transformatoren, Messwandler; Leitungen und Kabel<br />

Netzfachwissen I<br />

Netzregelung; Simulation elektrischer Netze<br />

Netzfachwissen II<br />

Eigenerzeugungsanlagen, Rückspeisung<br />

Elektromagnetische Verträglichkeit und Powerquality<br />

Ingenieur<strong>praxis</strong><br />

Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Regelwerke,<br />

Projektarbeit in der Sparte Strom<br />

Wahlpflicht<br />

Steuerungstechnik; Hausanschlusstechnik<br />

Gemeinsame Studieninhalte Netztechnik und Netzbetrieb – Strom, Gas, Wasser<br />

Asset Management<br />

Netztechnik und Technische Sicherheit<br />

Netztechnik/Netzstrategie; Technisches Sicherheitsmanagement<br />

Gekoppelte Energieversorgungssysteme<br />

Fern- und Nahwärmesysteme; Gasverwendung, Flüssiggasanlagen<br />

Biogasanlagen und -einspeisung; Ausblick Wasserstoffwirtschaft<br />

Netzmanagement<br />

Betriebsdaten- und Durchleitungsmanagement; Lastführung, Lastverteilung; Instandhaltungsstrategien<br />

Netzregulierung<br />

Rechtsgrundlagen der liberalisierten Märkte; Anreizregulierung und Benchmarking; Kalkulation v. Netznutzungsentgelten<br />

Organisation und Recht<br />

Unternehmens-/Aufbau-/Ablauforganisation/Organisationsanforderungen; Personalführung<br />

Grundlagen des Projektmanagements und Projektcontrolling; Vertrags- und Rechtsangelegenheiten<br />

Kostenmanagement und Leistungsvergabe<br />

Qualitätsmanagement; Einsatz von Dienstleistern<br />

Budgetierung – Kosten-/Leistungsrechnung; Betriebs- und Qualitätskennzahlen<br />

Ingenieurpraktische Tätigkeit<br />

Projekt im Praxisverbund (Studienarbeit)<br />

Masterarbeit<br />

Ingenieurwissenschaftliches Thema aus der Praxis<br />

Quelle: B. Lendt, H.J. Wagner, Hochschule Ostfalia<br />

Sonderdruck aus energie | wasser-<strong>praxis</strong> 10/2010 | Spezial Studium & Beruf 5


tätig und unterziehen sich somit ständig<br />

dem Prozess der gegenseitigen Inspiration<br />

zwischen Lehre und Praxis.<br />

In gemeinsamer Abstimmung haben die<br />

Verbände DVGW und VDE ( damals noch<br />

VDN, heute FNN im VDE) sowie die großen<br />

Versorgungsunternehmen EnBW Regional<br />

AG, E.ON Avacon AG und RWE<br />

Westfalen Weser Ems AG im Jahre 2001<br />

den genannten Hochschulen die Entwicklung<br />

eines berufsbegleitenden Studienganges<br />

zum Netzingenieur Strom, Gas,<br />

Wasser übertragen. Dabei haben die Verbände<br />

und Unternehmen großen Wert darauf<br />

gelegt, dass es sich bei dieser Weiterbildung<br />

um einen abgestimmten, weit<br />

gehend einheitlichen Studiengang handelt.<br />

Durch die Mitwirkung der beteiligten<br />

Partner konnte sich der bundesweit anerkannte<br />

Standard der Ausbildung von Versorgungsingenieuren<br />

auch zum bundesweiten<br />

Standard bei der Netzingenieurausbildung<br />

entwickeln.<br />

Da sich im Jahre 2001 der Bologna-Prozess<br />

noch in der Entwicklung befand, wurde als<br />

Einstiegsmodell zunächst ein verbändeanerkannter<br />

Zertifikatsstudiengang mit einem<br />

nicht öffentlich-rechtlichen Abschluss eingeführt.<br />

Diesen Fortbildungsstudiengang<br />

haben bis heute über 600 Ingenieure absolviert,<br />

die nach erfolgreichem Abschluss in<br />

den Unternehmen die Führungsgruppe auf<br />

dem Gebiet der Mehrspartenqualifikation<br />

bilden und in vielen Fällen auch als Technische<br />

Führungskräfte nach G 1000, W 1000<br />

und S 1000 eingesetzt sind.<br />

Mit der Konkretisierung der Rahmenbedingungen<br />

für die weiterführenden Masterstudiengänge<br />

wurden die Abstimmungen zwischen<br />

den einbezogenen Hochschulen,<br />

Versorgungsunternehmen und den Verbänden<br />

DVGW und VDE fortgesetzt, um<br />

über eine gemeinsame Gruppenakkreditierung<br />

einen weitgehend einheitlichen Masterstudiengang<br />

zum In genieur für Netztechnik<br />

und Netzbetrieb mit dem Schwerpunkt<br />

Verteilungsnetze Strom, Gas, Wasser zu erreichen.<br />

So konnte für das Fach ein Leitstudiengang<br />

geschaffen werden, der sich<br />

bundesweit zum anerkannten Standard<br />

entwickelt hat (Abb. 2). Der DVGW hat die<br />

Vorbereitung der Akkreditierung zusätzlich<br />

auch finanziell gefördert.<br />

Art und Verlauf des Studiums<br />

Der neue berufsbegleitende Masterstudiengang<br />

wurde entwickelt, um im Beruf<br />

stehenden Ingenieuren oder Naturwissenschaftlern<br />

die Möglichkeit zu bieten, parallel<br />

zu ihrer Tätigkeit im Unternehmen ihr<br />

Wissen und ihre Kompetenzen in den netztechnischen<br />

Anwendungsbereichen zu erweitern<br />

und gleichzeitig auf einzelnen Gebieten<br />

vertiefen zu können. Er hat eine<br />

Dauer von zwei Studienjahren mit einem<br />

Umfang von 90 Leistungspunkten (Credits).<br />

Die vier Semester des berufsbegleitenden<br />

Studiums entsprechen hierbei drei<br />

Semestern Vollzeitstudium.<br />

Das erste Studienjahr umfasst neun Module<br />

in der Netztechnik der Gas- und Wasserversorgung<br />

und parallel dazu zehn Module<br />

Elektrotechnik in der Stromversorgung. Der<br />

Leistungsumfang entspricht hierbei 40 Credits.<br />

Das zweite Studienjahr beinhaltet das<br />

Vertiefungswissen für Führungskräfte in der<br />

Netztechnik und dem Netzbetrieb und hat<br />

zusammen mit der ingenieurpraktischen<br />

Berufstätigkeit und der Masterarbeit einen<br />

Leistungsumfang von 50 Credits.<br />

Die Vorlesungen finden hochschulabhängig<br />

in einzelnen Wochenblöcken oder in<br />

Blöcken von jeweils zwei Wochentagen<br />

statt. Die ingenieurpraktische Berufserfahrung<br />

in den neuen Sparten kann im Unternehmen<br />

des Studierenden während der Arbeit<br />

an aktuellen Projekten der Strom-, Gasoder<br />

Wasserversorgung erworben werden.<br />

Zulassung zum Studium<br />

Zugelassen werden Ingenieure oder Naturwissenschaftler<br />

mit den Abschlüssen<br />

Dipl.-Ing. oder Bachelor, die in einer der<br />

Sparten Strom-, Gas- oder Wasserversorgung<br />

bereits seit mindestens 2 Jahren tätig<br />

sind und die Befähigung in den weiteren<br />

Versorgungssparten erwerben oder ihr<br />

Wissen in der vorhandenen Sparte vertiefen<br />

wollen.<br />

Für Absolventen des bisherigen verbändeanerkannten,<br />

nicht öffentlich-rechtlichen<br />

Zertifikatsstudiengangs zum Netzingenieur<br />

besteht die Möglichkeit der Anerkennung<br />

der dort erbrachten Prüfungsleistungen.<br />

Bei einem Nachweis durch Prüfungszeugnisse<br />

können Leistungen des 1. Studienjahres<br />

anerkannt werden, sodass bei Erfüllung<br />

der Voraussetzungen nur noch ein<br />

Studienjahr (3. und 4. Semester) zu Erlangung<br />

des öffentlich-rechtlichen Masterabschlusses<br />

benötigt wird. Über die Anerkennung<br />

der Vorleistungen entscheidet eine<br />

Auswahlkommission an den jeweiligen<br />

Hochschulen.<br />

Abschluss<br />

Der berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengang<br />

schließt mit einem Master of Engineering<br />

(M. Eng.) ab. Die Absolventen<br />

sind durch das Zeugnis der Hochschulen<br />

berechtigt, die Berufsbezeichnung Ingenieur/-in<br />

für Netztechnik und Netzbetrieb<br />

für Verteilungsnetze Strom, Gas, Wasser<br />

zu führen.<br />

Studieninhalte<br />

Die Studieninhalte sind in einem Abstimmungsverfahren<br />

von den Verbänden unter<br />

Beteiligung zahlreicher Mehrspartenunternehmen<br />

entwickelt worden. Das Curriculum<br />

für das erste Studienjahr beinhaltet<br />

das kompakte fachliche Ingenieurwissen,<br />

das für eine verantwortliche Tätigkeit in den<br />

Verteilungsnetzen Strom, Gas oder Wasser<br />

benötigt wird. Durch die Zulassungsvoraussetzungen<br />

ist gewährleistet, dass bei<br />

den Studierenden die Fähigkeit zur ingenieurwissenschaftlichen<br />

Arbeit generell<br />

vorliegt. So kann sich der Studieninhalt des<br />

ersten Studienjahres ganz auf die Vermittlung<br />

der Fachkompetenz in der jeweiligen<br />

Sparte konzentrieren.<br />

Im zweiten Studienjahr erfüllt das Curriculum<br />

die Anforderungen, die an Fach- und<br />

Führungskräfte in Netzgesellschaften mit<br />

einem modernen Netzmanagement und<br />

einer Mehrspartenorganisation gestellt<br />

werden. Neben den Themen zum Netzmanagement<br />

werden beispielsweise Wissenszweige<br />

zur Netzregulierung, zu gekoppelten<br />

Energieversorgungssystemen,<br />

zur finanziellen Optimierung, zum Workforce-Management,<br />

zur technischen Sicherheit<br />

und zum Rechtswesen behandelt.<br />

Das Thema der abschließenden Masterarbeit<br />

soll aus dem Umfeld der aktuellen Berufstätigkeit<br />

der Absolventen ausgewählt<br />

werden. So wird der Befähigungsnachweis<br />

zum vertieften ingenieurmäßigen Arbeiten<br />

in dieser anwendungswissenschaftichen<br />

Disziplin erbracht.<br />

Der Masterstudiengang zum Ingenieur für<br />

Netztechnik und Netzbetrieb beginnt im<br />

Wintersemester 2011 /12 mit dem zweiten<br />

Studienjahr, um den Absolventen der bisherigen<br />

Zertifikatsstudiengänge ein Weiterstudieren<br />

und den Abschluss zum Master<br />

of Engineering zu ermöglichen. Nach dieser<br />

Startphase beginnen die nächsten<br />

Masterstudiengänge dann in der eigentlich<br />

vorgesehenen Reihenfolge mit dem 1. Semester.<br />

6<br />

Sonderdruck aus energie | wasser-<strong>praxis</strong> 10/2010 | Spezial Studium & Beruf


Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Axel Fassnacht<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Doktorand am Institut ISAH<br />

Forschungsprojekt Mehrsparten-Qualifikation<br />

E-Mail: axel.fassnacht@gmq-forum.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Benno Lendt Tel.: 05331 939-39550<br />

Fachhochschule Ostfalia (Braunschweig/Wolfenbüttel) Fax: 05331 939-39552<br />

Salzdahlumer Str. 46/48<br />

E-Mail: b.lendt@ostfalia.de<br />

38302 Wolfenbüttel Internet: www.ostfalia.de<br />

Dipl.-Ing. Robert Sattler Tel.: 06131 2778921<br />

DVGW-Berufsbildungswerk Center West Fax: 06131 2778922<br />

Weberstr. 1<br />

E-Mail: sattler@dvgw.de<br />

55130 Mainz Internet: www.dvgw.de<br />

Mitautoren und Ansprechpartner zum Masterstudiengang<br />

Fachhochschule Ostfalia (Braunschweig/Wolfenbüttel)<br />

Strom: Prof. Dr. rer. nat. Hans-Joachim Wagner E-Mail: hj.wagner@ostfalia.de<br />

Gas: Prof. Dr.-Ing. Benno Lendt<br />

E-Mail: b.lendt@ostfalia.de<br />

Wasser: Prof. Dr.-Ing. Rosemarie Karger<br />

E-Mail: r.karger@ostfalia.de<br />

Fachhochschule Trier<br />

Strom: Prof. Dr.-Ing. Burkhard Fromm<br />

Gas: Prof. Dr.-Ing. Manfred Schlich<br />

Wasser: Prof. Dr.-Ing. Stefan Wilhelm<br />

Fachhochschule Esslingen<br />

Gas: Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli<br />

zusammen mit<br />

Fachhochschule Stuttgart<br />

Wasser: Prof. Dr.-Ing. Paul Schmitt<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Institut ISAH Prof. Dr.-Ing. K.-H. Rosenwinkel<br />

Doktorand Dipl.-Ing. Axel Fassnacht<br />

DVGW e.V.<br />

Gas und Wasser: Dipl.-Ing. Robert Sattler<br />

FNN im VDE e. V.<br />

Strom: Dr.-Ing. Thomas Kumm<br />

E-Mail: fromm@fh-trier.de<br />

E-Mail: schlich@fh-trier.de<br />

E-Mail: wilhelm@fh-trier.de<br />

E-Mail: martin.dehli@hs-esslingen.de<br />

E-Mail: paul.schmitt@hft-stuttgart.de<br />

E-Mail: axel.fassnacht@gmq-forum.de<br />

E-Mail: sattler@dvgw.de<br />

E-Mail: thomas.kumm@vde.com<br />

Versorgungsunternehmen<br />

EnBW Akademie GmbH<br />

Dipl.-Ing. Matthias Rinder<br />

E-Mail: m.rinder@enbw.com<br />

EnBW Regional AG<br />

AL Dietmar Tietke<br />

E-Mail: d.tietke@enbw.com<br />

E.ON Avacon AG<br />

Dipl.-Ing. Rainer Hildebrandt<br />

E-Mail: rainer.hildebrandt@eon-avacon.com<br />

RWE Rheinland Westfalen Netz AG<br />

Uwe Hannemann E-Mail: heinz-uwe.hannemann@rwe.com n<br />

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