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Das Wissenschaftsmagazin - Goethe-Universität

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ger. Freimann, der 1898 zunächst<br />

als »wissenschaftlicher Hülfsarbeiter«<br />

in die Dienste der städtischen<br />

Bibliothek eingetreten war und<br />

später gern als »lebende Enzyklopädie«<br />

charakterisiert wurde,<br />

pfl egte nicht nur die bereits zu Beginn<br />

des Jahrhunderts von Rabbinern,<br />

jüdischen Gelehrten und<br />

Bürgern überlassenen Bestände, er<br />

akquirierte dank seiner hervorragenden<br />

Vernetzung innerhalb der<br />

jüdischen Gemeinde auch zahlreiche<br />

neue Sammlungen. So gestattete<br />

ihm beispielsweise Mathilde<br />

von Rothschild nach dem Tod ihres<br />

Mannes Wilhelm Carl von Rothschild,<br />

sich persönlich all diejenigen<br />

wertvollen Hebraica aus der<br />

riesigen Bibliothek des Bankiers<br />

Die »Judaica Europeana« und ihre Partner<br />

Die »Judaica Europeana« zählt zu den wenigen<br />

themenorientierten Projekten, die von der Europäischen<br />

Union innerhalb der »Europeana« mitfi<br />

nanziert werden. »Europeana« ist das Vorzeigeprojekt<br />

der Europäischen Kommission, das einen<br />

zentralen Zugriff auf Millionen digitaler Objekte<br />

bietet, die sich in Europas Museen, Bibliotheken<br />

und Archiven befi nden. Die multilinguale Suchmaschine<br />

(www.group.europeana.eu) ermöglicht dem<br />

Nutzer, die über den Kontinent verstreuten kulturellen<br />

und wissenschaftlichen Ressourcen aufzuspüren,<br />

zu sichten und zu vergleichen. Gefördert<br />

wird »Judaica Europeana« von dem »eContentplus«-<br />

Programm der Europäischen Kommission.<br />

Zur Gruppe der »Judaica Europeana«-Partner<br />

unter der Leitung der Judaica-Sammlung der <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />

Frankfurt und der European Association<br />

for Jewish Culture in London gehören:<br />

die Alliance Israelite Universelle in Kooperation mit<br />

Prof. Dr. Aron Freimann (1871 – 1948)<br />

formte die Hebraica- und Judaica-Sammlung<br />

der Frankfurter <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />

zu einer der bedeutendsten Sammlungen<br />

ihrer Art weltweit. Als Bibliograf, Wissenschaftler<br />

und Herausgeber erlangte er internationales<br />

Renommee und war ein<br />

überaus erfolgreicher Organisator der Wissenschaft<br />

des Judentums, der mehrere<br />

Großprojekte im Bereich der deutsch-jüdischen<br />

Geschichtswissenschaft initiierte.<br />

Seine Arbeit mit den hebräischen Handschriften<br />

im Vatikan und seine persönliche<br />

Bekanntschaft mit Pius XI. ermöglichten<br />

ihm 1939 mithilfe des Vatikans die<br />

Emigration in die USA, wo er bis zu seinem<br />

Tode in der New York Public Library wirkte.<br />

Er hatte sich in der Synagoge Börneplatz<br />

engagiert und als letzter Vorsitzender der<br />

Jüdischen Gemeinde Frankfurt fungiert.<br />

auszuwählen, die in der Sammlung<br />

noch fehlten.<br />

Aus der Rothschild-Sammlung<br />

stammen beispielsweise auch 24<br />

hebräische Inkunabeln aus der<br />

Frühzeit des Drucks im 15. Jahrhundert,<br />

besonders wertvolle<br />

Schriften, von denen es in der<br />

Frankfurter <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />

heute insgesamt 65 gibt. Mit den<br />

Rothschild-Schätzen konnte Freimann<br />

auch die Sammlung der jiddischen<br />

Drucke aufstocken. Dazu<br />

gehörte beispielsweise das Geschichtswerk<br />

»Zemach David« des<br />

Gelehrten David Gans in jiddischer<br />

Übersetzung – wie alle anderen jidischen<br />

Drucke ist auch dieses<br />

Buch in hebräischen Schriftzeichen<br />

und zählt damit zur Hebraica-<br />

Perspektiven<br />

Historikerin und Bibliothekarin: Dr. Rachel Heuberger hat an<br />

der Hebräischen <strong>Universität</strong> in Jerusalem Geschichte, Jüdische<br />

Studien und Pädagogik studiert. Seit 1991 leitet sie die<br />

Hebraica- und Judaica-Abteilung der Frankfurter <strong>Universität</strong>sbibliothek.<br />

Sie hat zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschjüdischen<br />

Geschichte in der Neuzeit, der Wissenschaft des Judentums,<br />

des hebräischen Buches und der Stellung der Frau<br />

im Judentum verfasst [siehe auch weiterführende Literatur].<br />

Sammlung. Interessant sind auch<br />

die zu dieser Sammlung gehörenden<br />

»Weiberbibeln«. Diese Alltags-<br />

und Gebrauchsliteratur war für<br />

ungebildete Männer sowie speziell<br />

für jüdische Frauen geschrieben,<br />

die zwar ebenso wie die Männer<br />

die hebräischen Buchstaben lesen<br />

lernten, aber die nicht in das weiterführende<br />

Studium des religiösen<br />

Schrifttums einbezogen wurden. In<br />

den »Weiberbibeln« wurden ledig-<br />

der Medem Bibliothek, Haus der jiddischen Kultur<br />

(Paris), die British Library (London), das Ungarische<br />

Jüdische Archiv (Budapest), das Jüdische Museum<br />

Griechenland (Athen), das Italienische Ministerium<br />

für Kulturerbe (MIBAC, Rom), das Jüdische<br />

Historische Institut (Warschau), das Jüdische Museum<br />

London und Amitie, Zentrum für Forschung<br />

und Innovation (Bologna). <strong>Das</strong> Zionistische Zentralarchiv<br />

(Jerusalem) und Makash, Zentrum für<br />

ICT-Anwendungen in Erziehung, Kultur und Wissenschaft<br />

(Jerusalem), sind assoziierte Partner. Weitere<br />

assoziierte Partner können sich beteiligen.<br />

»Judaica Europeana« wird Präsentationen und<br />

Workshops in <strong>Universität</strong>en abhalten, um die Nutzung<br />

der Archive zu stärken. Die Partner-Institutionen<br />

werden Lehrpersonal und Schüler beteiligen<br />

und sie dabei unterstützen, Schulprojekte und Unterrichtseinheiten<br />

zu entwickeln. Ebenso werden virtuelle<br />

Ausstellungen zu jüdischen Themen erstellt.<br />

www.judaica-europeana.eu www.juedische-studien.de www.ub.uni-frankfurt.de / ssg / judaica.html<br />

Forschung Frankfurt 1/2010 75

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