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Die Politechnische Schule / Master Thesis - Fachdidaktikzentrum ...

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<strong>Die</strong> Bedeutung der PTS in der österreichischen<br />

Bildungslandschaft unter besonderer Beachtung des<br />

Lebenskundeunterrichts und möglicher Auswirkungen auf die<br />

aktuelle Lebenssituation und weitere Lebensentscheidungen<br />

Helene Fuchs-Moser<br />

Akademische Politische Bildnerin<br />

Matrikelnummer:<br />

0660003<br />

Zur Erlangung des akademischen Grades<br />

<strong>Master</strong> of Science<br />

eingereicht an der<br />

Donau Universität Krems<br />

Department Politische Kommunikation<br />

Im Rahmen des Universitätslehrgangs<br />

Politische Bildung MSC (877)<br />

betreut durch<br />

Univ. Prof. Dr. Alois Ecker<br />

Korneuburg, 21. September 2012<br />

1


Department für Politische Kommunikation/Politische<br />

Bildung MSc<br />

Donau-Universität Krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Ich, ..Helene Fuchs-Moser.........................................................................<br />

geboren am: .23.August 1954.......... in: Stockerau...............<br />

erkläre,<br />

1. dass ich meine <strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> selbständig verfasst, andere als die angegebenen<br />

Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten<br />

Hilfen bedient habe,<br />

2. dass ich meine <strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner<br />

Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe,<br />

3. dass ich, falls die Arbeit mein Unternehmen betrifft, meine/n ArbeitgeberIn über<br />

Titel, Form und Inhalt der <strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> unterrichtet und sein/ihr Einverständnis<br />

eingeholt habe.<br />

............................................... ......................................................<br />

Ort, Datum<br />

Unterschrift<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Eidesstattliche Erklärung .............................................................................................. 2<br />

Vorwort ......................................................................................................................... 6<br />

1 Einleitung .................................................................................................................12<br />

1.1 Problemstellung und Ausgangslage ..............................................................14<br />

1.2 Zielsetzung und Forschungsfrage .................................................................16<br />

1.3 Forschungsmethode .....................................................................................17<br />

1.4 Aufbau der Arbeit ..........................................................................................18<br />

2 Grundlagen – die Schulform PTS .............................................................................20<br />

2.1 Der Sozialwissenschaftliche Hintergrund ...........................................................20<br />

2.2 <strong>Die</strong> PTS und ihre Entwicklung ...........................................................................23<br />

2.2.1 Der Polytechnische Lehrgang – Einführung und historische Entwicklung ...23<br />

2.2.2 <strong>Die</strong> große Reform 1997 ..............................................................................29<br />

2.3 <strong>Die</strong> neunte Schulstufe im europäischen Vergleich .............................................34<br />

3 Lebenskunde als Unterrichtsfach .............................................................................38<br />

3.1 <strong>Die</strong> Entstehung ..................................................................................................38<br />

3.2 Profil und Aufgaben des Lebenskunde-Unterrichts ............................................40<br />

3.2.1 Werte und Normen .....................................................................................40<br />

3.2.2 Soziale Kompetenz .....................................................................................41<br />

3.2.3 Der Schüler, die Schülerin ..........................................................................43<br />

3.2.4 LehrerIn und SchülerIn in Interaktion ..........................................................46<br />

3.2.5 Unterrichtsplanung und –gestaltung............................................................49<br />

3.2.6 Fächerübergreifender Unterricht .................................................................50<br />

3.3 LehrerInnenausbildung ......................................................................................56<br />

3.3.1 LehrerInnenbildung in Europa .....................................................................56<br />

3.3.2 <strong>Die</strong> Ausbildung für das PTS-Lehramt ..........................................................59<br />

3.4 Resümee über die Erkenntnisse aus der Theorie ..............................................62<br />

3


4 Empirie .....................................................................................................................64<br />

4.1 Grundlagen der empirischen Erhebung .............................................................64<br />

4.1.1 Ziel der empirischen Erhebung ...................................................................64<br />

4.1.2 Methode Fragebögen .................................................................................64<br />

4.1.3 Methode ExpertInneninterviews ..................................................................66<br />

4.2 Methode der Datenerhebung .............................................................................68<br />

4.2.1 Qualitative Inhaltsanalyse der Interviews ....................................................68<br />

4.2.2 Prozess der Datenauswertung ...................................................................69<br />

4.3 Ergebnisse der Erhebung ..................................................................................70<br />

4.3.1 Ergebnisse aus den Fragebögen ................................................................70<br />

4.3.2 Ergebnisse aus den Interviews ...................................................................88<br />

4.4 Diskussion Ergebnisse ................................................................................... 100<br />

4.4.1 Rahmenbedingungen ............................................................................... 100<br />

4.4.1 Bedeutung der PTS .................................................................................. 101<br />

4.4.2 Perspektiven für diese Schulform ............................................................. 103<br />

4.4.3 Lebenskunde als Lebenshilfe.................................................................... 105<br />

5 Conclusio und Ausblick .......................................................................................... 109<br />

5.1 Antwort auf die Forschungsfragen ................................................................... 109<br />

5.1.1 Welche Bedeutung kommt der PTS in der österreichischen<br />

Bildungslandschaft zu? ...................................................................................... 109<br />

5.1.2 Gibt es Perspektiven für die PTS? ............................................................ 110<br />

5.1.3 Kann der Lebenskundeunterricht in der aktuellen Situation der Jugendlichen<br />

und im weiteren Leben von PL/PTS AbsolventInnen eine Lebenshilfe darstellen<br />

und Entscheidungen beeinflussen? ................................................................... 111<br />

5.2 Erstellen von Hypothesen ................................................................................ 112<br />

5.3.Abschließende Betrachtung ............................................................................. 112<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................... 114<br />

Anhang ...................................................................................................................... 121<br />

4


Tabellenverzeichnis ............................................................................................... 121<br />

Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... 122<br />

Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit ................................................................................ 123<br />

AbsolventInnen ...................................................................................................... 123<br />

Fragebögen ........................................................................................................... 123<br />

Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit ................................................................................ 128<br />

SchülerInnen des aktuellen Schuljahres ................................................................ 128<br />

Zusatztexte auf den Fragebögen ........................................................................... 134<br />

Interviewleitfäden .................................................................................................. 137<br />

Interviews .............................................................................................................. 144<br />

5


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Erste Stundentafel<br />

Abbildung 2: Entwicklung der Schülerzahlen<br />

Abbildung 3: Wirkfaktoren einer guten <strong>Schule</strong><br />

Abbildung 4: SchülerInnen nach Schultypen<br />

Abbildung 5: Curriculum-Architektur<br />

Abbildung 6: Modulraster Studiengang Polytechnische <strong>Schule</strong><br />

Abbildung 7: Bewertung des Lebenskundeunterrichts - AbsolventInnen<br />

Abbildung 8: Hilfestellung als Jugendliche/r - AbsolventInnen<br />

Abbildung 9: Hilfestellung als Erwachsene/r - AbsolventInnen<br />

Abbildung 10: Erinnerung an Inhalte - AbsolventInnen<br />

Abbildung 11: Fächer mit lebenskundlichen Inhalten - AbsolventInnen<br />

Abbildung 12: Einfluss auf Lebenssituationen - AbsolventInnen<br />

Abbildung 13: Begünstigung von Fähigkeiten - AbsolventInnen<br />

Abbildung 14: Lehrer/in auch später um Rat fragen - AbsolventInnen Abbildung 15:<br />

Abbildung 15: Warum PTS? – aktuelle SchülerInnen Abbildung<br />

Abbildung 16: Bewertung des Lebenskundeunterrichts – aktuelle SchülerInnen<br />

Abbildung 17: Lebenskundliche Inhalte in anderen Gegenständen – aktuelle<br />

SchülerInnen<br />

Abbildung 18: Hilfestellung als Jugendliche/r – aktuelle SchülerInnen<br />

Abbildung 19: Einfluss auf Lebenssituationen – aktuelle SchülerInnen Abbildung 21:<br />

Abbildung 20: Begünstigung von Fähigkeiten – aktuelle SchülerInnen<br />

Abbildung 21: Bedeutung von Inhalten – aktuelle Schülerinnen<br />

6


Abbildung 22: Lehrer auch später um Rat fragen – aktuelle SchülerInnen<br />

Abbildung 23: Bewertung des LK-Unterrichts - Gegenüberstellung<br />

Abbildung 24: Lebenskundliche Inhalte in anderen Fächern - Gegenüberstellung<br />

Abbildung 25: Hilfestellung als Jugendlicher – Gegenüberstellung<br />

Abbildung 26: Lehrer/in auch später um Rat fragen – Gegenüberstellung<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Antworten der Beamten des Bundesministeriums<br />

Tabelle 2: Antworten der Beamten des Bundesministeriums<br />

Tabelle 3: Antworten der Vertreter der PTS, Dir Martin Ambros, Dir. Roman Neigenfind<br />

Tabelle 4: Reduktion - direkter Vergleich der relevanten Themenbereiche<br />

7


Abkürzungsverzeichnis<br />

(noch fertigzustellen)<br />

PTS<br />

PL<br />

BOL<br />

LK<br />

GL<br />

LÜ<br />

WE<br />

SWK<br />

SLS<br />

D<br />

VaKE<br />

HS<br />

PH<br />

PL 2000<br />

EU<br />

H<br />

vgl.<br />

8


Abstract <strong>Master</strong>arbeit<br />

Ziele der vorliegenden Arbeit:<br />

Hinterfragen der Bedeutung der Polytechnischen <strong>Schule</strong> in der österreichischen<br />

Bildungslandschaft<br />

Eröffnen möglicher Perspektiven für die Schulform PTS<br />

Erforschen des Einflusses von Lebenskunde-Unterricht und anderen<br />

lebenskundlichen Inhalten, die in der PTS vermittelt werden, auf das Leben der<br />

Jugendlichen, aktuell und auch in ihrem Erwachsenenleben<br />

Finden von Argumenten, die einen höheren Stellenwert dieser Schulform und<br />

des Lebenskunde-Unterrichts rechtfertigen<br />

Methode:<br />

<br />

<br />

<br />

Methode in kombinierter Form<br />

Literaturrecherche<br />

Einsatz von 100 Fragebögen – 50 ehemalige SchülerInnen, 50 SchülerInnen,<br />

die im Jahr des Besuches der PTS die Fragen beantworten<br />

Führen von Interviews mit ausgewählten Expertinnen<br />

Struktur:<br />

<br />

<br />

<br />

In Kapitel 2 und 3 wird der theoretische Hintergrund zum Thema beleuchtet<br />

Kapitel 4 umfasst den gesamten empirischen Teil<br />

Kapitel 5 enthält eine Zusammenfassung der Ergebnisse, der daraus gewonnen<br />

Erkenntnisse und die Beantwortung der Forschungsfragen, woraus sich ein<br />

Ausblick auf weitere Forschungsgebiete ergibt<br />

Wichtigste Kapitel und deren Inhalte:<br />

<br />

<br />

2. Kapitel: <strong>Die</strong> Entwicklung des PL zur PTS; Reformen und Curricula; die<br />

neunte Schulstufe bzw. Schnittstelle <strong>Schule</strong>-Beruf in anderen Ländern der EU<br />

3. Kapitel: Der Lebenskundeunterricht – die Entstehung, das Profil und die<br />

speziellen Aufgaben dieses Faches, unter besonderer Beachtung der<br />

Entwicklungsphase der Jugendlichen, der Rolle des Lehrers/der Lehrerin, der<br />

besonderen Bedeutung der Unterrichtsplanung. Ein weiterer Punkt beleuchtet<br />

9


die Ausbildung zum Lehramt innerhalb Europas und die PTS-<br />

LehrerInnenausbildung in Österreich<br />

Kapitel 4 umfasst die gesamte Empirie; die Methodik und Theorie der<br />

Forschung, deren Auswertungen und die Diskussion der Ergebnisse<br />

Ergebnisse:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Die</strong> Anerkennung der PTS ist in der Öffentlichkeit und bei den<br />

VerantwortungsträgerInnen nicht gegeben<br />

<strong>Die</strong> PTS ist als Schultyp in Europa einmalig<br />

Alle ExpertInnen plädieren für eine Aufwertung der PTS und sehen darin<br />

eine Möglichkeit, Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken<br />

Der Lebenskunde-Unterricht hat einen Einfluss auf das Leben der<br />

SchülerInnen<br />

10


<strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> Abstract (Englisch)<br />

11


Vorwort<br />

Nach meiner Ausbildung zur Volksschullehrerin und einer zweijährigen Tätigkeit an<br />

einer Landvolksschule wurde ich an die Hauptschule in Korneuburg versetzt. Dort<br />

sammelte ich meine ersten Erfahrungen am angeschlossenen Polytechnischen<br />

Lehrgang. Ich konnte also die Entwicklung dieser neunten Schulstufe seit 35 Jahren<br />

begleiten. Schon als sehr junge Lehrerin durfte ich Lebenskunde unterrichten, damals<br />

noch mit dem Zusatz „Lebenskunde mit Hinweisen zu einer sinnvollen<br />

Freizeitgestaltung. Und schon damals fühlte ich, dass dieser Unterricht von ganz<br />

besonderer Bedeutung für die jungen Menschen war. Während ich zu Beginn noch mit<br />

der Umstellung von den Volksschulkindern zu jungen Menschen, die unbedingt schon<br />

erwachsen sein wollten und die ganze Last der Pubertät mit sich trugen, zu kämpfen<br />

hatte, stellte ich bereits nach wenigen Wochen fest, dass dieser Unterrichtsgegenstand<br />

eine besondere Beziehung zwischen Lehrer und Schüler erfordert, aber auch fördert.<br />

Seit 15 Jahren bin ich in der Kommunalpolitik tätig, und in dieser Funktion treffe ich<br />

immer wieder auf ehemalige Schüler, die sich mit einem Anliegen an mich wenden. Es<br />

ist sehr interessant, die Erinnerungen dieser jungen Menschen an dieses letzte<br />

Schuljahr zu hören, und der Lebenskundeunterricht spielt dabei immer eine Rolle.<br />

Viele Rückmeldungen haben mich zu dem Thema der vorliegenden Arbeit geführt. In<br />

diesen 35 Jahren hat sich in bildungspolitischer und auch in gesellschaftlicher Hinsicht<br />

Vieles verändert. Und natürlich ist auch die Arbeit mit den jungen Menschen heute<br />

anders als noch vor 10 Jahren.<br />

Ich persönlich halte die Arbeit an der PTS für eine besondere Herausforderung, der ich<br />

mich nach 37 <strong>Die</strong>nstjahren noch genauso gerne stelle, wie früher. Angesichts des<br />

herrschenden Lehrlings- und Facharbeitermangels ist eine Aufwertung dieser<br />

Schulform in naher Zukunft unabdingbar, wofür ich mich auch seit Jahren mit allen mir<br />

zur Verfügung stehenden Mitteln einsetze.<br />

Mein besonderer Dank gilt dem Betreuer und Begutachter der vorliegenden Arbeit,<br />

Univ. Prof. Dr. Alois Ecker, sowie allen Schülern und Schülerinnen, die mit ihren<br />

Erinnerungen einen wertvollen Beitrag zum Gelingen der Arbeit geleistet haben.<br />

12


Herzlichen Dank möchte ich auch den Menschen in meinem persönlichen Umfeld<br />

aussprechen, die meine Auseinandersetzung mit der Arbeit neben meiner beruflichen<br />

und politischen Tätigkeit ertragen mussten und mir dabei noch unterstützend zur Seite<br />

gestanden sind.<br />

<strong>Die</strong> Motivation, sich trotz heftigen Gegenwindes für diese Schulform einzusetzen,<br />

geschieht nach dem Motto von Bertolt Brecht:<br />

„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“<br />

13


1Einleitung<br />

1.1 Problemstellung und Ausgangslage<br />

„An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser.“ (Charlie Chaplin)<br />

<strong>Die</strong>ses Zitat von Charlie Chaplin gibt wieder, wie das Leben abläuft. Jeder hat für sich<br />

den weiteren Lebensweg zu bestimmen und folgenschwere Entscheidungen zu treffen.<br />

Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sein Leben. Ihm dabei das nötige Rüstzeug<br />

mitzugeben, ihm Hilfestellung zur Selbsthilfe zu geben, Werte zu vermitteln – das ist<br />

der Hintergrund für die Schaffung eines speziellen Gegenstandes, der die „Kunde vom<br />

Leben“ vermitteln soll , eingebettet in eine Schulform, die sich die Vorbereitung auf das<br />

Leben als Prinzip erwählt hat..<br />

Jahrzehntelange Arbeit in der neunten Schulstufe, mit den Jugendlichen der Altersstufe<br />

von 14 bis 16 zeigt, dass sich die familiären Bedingungen und Strukturen mit den<br />

Jahren sukzessive verändert haben. <strong>Die</strong> Kinder und Jugendlichen sind trotz einer in<br />

den letzten Jahren geforderten und auch erfolgten „Zentralisierung“ des Kindes<br />

innerhalb der Familien immer mehr auf sich allein gestellt. In diesem Sinne auch das<br />

Buch des amerikanischen Soziologen Vance Packard, der diese Situation schon in den<br />

Achtzigern sehr klar umreißt und von mehreren Gesichtspunkten aus beleuchtet. <strong>Die</strong><br />

Mehrzahl der berufstätigen Eltern hat ein durchstrukturiertes Freizeitverhalten mit dem<br />

Ziel der Selbstverwirklichung, ein Weg, auf dem Kinder ein Hindernis darstellen<br />

können. Immer mehr Kinder leben mit einem Elternteil allein, oder sie haben sich in<br />

einer Patchworkfamilie zurechtzufinden. <strong>Die</strong>se Erfahrungen lassen sich durch Berichte<br />

in den Medien verstärken, Erfahrungen, die auch in Lehrerkreisen durchgängig ebenso<br />

wahrgenommen werden. Dazu ein Zitat eines Beamten des psychiatrischen <strong>Die</strong>nstes,<br />

gefunden in Packard´s Buch zur Thematik der Herausforderungen für Kinder, die den<br />

Verlust der Geborgenheit und des Rückhaltes in der Familie erleben und mit diesem<br />

Verlust zu leben lernen müssen. „<strong>Die</strong> Eltern haben die Zügel gelockert, und die Kinder<br />

haben keinen Halt mehr.“ (Packard & Vance, 1984, S. 27)<br />

Laut Lehrplan bietet der Lebenskundeunterricht die Möglichkeit, aktuelle Anlässe und<br />

persönliche Anliegen und Befindlichkeiten der Schüler in den Unterricht<br />

miteinzubeziehen. Weitere Lehrplaninhalte sind das Leben in der Gemeinschaft, das<br />

Thema Erziehung, Umgehen mit Konflikten, das Entwickeln von Perspektiven zur<br />

Gestaltung der eigenen Zukunft, der Umgang mit Randgruppen der Gesellschaft,<br />

14


gesellschaftlichen Normen, sowie das in dieser Altersstufe sehr wichtige Thema<br />

Partnerschaft und Sexualität. Laut Curriculum der passende Gegenstand, um die<br />

Jugendlichen in ihrer gegenwärtigen, entwicklungspsychologisch und familiär kritischen<br />

Lebensphase auf das Leben vorzubereiten, ihnen Hilfestellung zu leisten.<br />

<strong>Die</strong> familiäre Situation unserer Zeit ist oft nicht dazu angetan, den Kindern mehr<br />

Sicherheit und Selbstvertrauen als Basis für ein gelungenes Leben zu geben.<br />

Alleinerziehende Mütter oder Väter sind mit dieser Herausforderung überfordert, die<br />

entwicklungsbedingten Schwierigkeiten mit dem Kind werden neben dem alltäglichen<br />

wirtschaftlichen Kampf ums Überleben und zur Existenzsicherung, neben allfälligen<br />

Differenzen mit dem anderen Elternteil zu unlösbaren Problemen. Dabei bleibt das<br />

Kind oft auf der Strecke. <strong>Die</strong> Eltern sind mit sich selbst beschäftigt. <strong>Die</strong> Vorbildwirkung<br />

durch ein „geordnetes Familienleben“, bei dem der Zusammenhalt der Familie im<br />

Mittelpunkt steht, ist nicht mehr gegeben. Packard ortet ein besorgniserregendes<br />

Versagen der Gesellschaft bei der Aufgabe, die Kinder auf das Leben vorzubereiten.<br />

Es besteht eine Vielfalt von Erziehungsmethoden, die aber keine Verbesserung der<br />

Zukunftsbewältigung bewirken. Er spricht von einem kinderfeindlichen Klima in unserer<br />

Gesellschaft. Ein weiterer Punkt ist das Misslingen einer echten, lange angestrebten<br />

Emanzipation, nämlich die Vereinbarung von Beruf und Familie. Und schließlich die<br />

steigende Tendenz von Scheidungen, von der viele Kinder betroffen sind. (Packard &<br />

Vance, 1984, S. 10-13)<br />

Neben den gesellschaftlichen Entwicklungen ist durch die Technologie, die allzeit<br />

vorhandenen Mittel zur Kommunikation, durch Social Networks, das Umfeld der jungen<br />

Menschen ein sehr offenes und nahezu grenzenloses, aber auch mit neuen Gefahren<br />

verbundenes geworden. Packard spricht schon in den Achtzigern von der Institution<br />

Fernsehen, welche die Institution <strong>Schule</strong> in der Einflussnahme auf die Erziehung<br />

übertrifft. <strong>Die</strong> Stimmen, die sich an die Kinder richten, kommen zum überwiegenden<br />

Teil aus den Medien. (Packard & Vance, 1984, S. 94)<br />

Vor diesem Hintergrund verändern sich auch die Anforderungen an die <strong>Schule</strong> im<br />

Allgemeinen, und die des Lebenskundeunterrichts im Besonderen. Der derzeit<br />

geltende Lehrplan für PTS, also auch für den Gegenstand Lebenskunde, wurde im<br />

Rahmen der letzten großen Poly-Reform im Jahr 1997 festgeschrieben.<br />

15


<strong>Die</strong> Jahre seither waren eine Zeit des Umbruchs in vielfacher Hinsicht. Für das<br />

Unterrichtsfach bedeutet das, sich den veränderten Anforderungen durch<br />

gesellschaftliche Entwicklungen zu stellen.<br />

1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Lebenskundeunterricht an Polytechnischen<br />

<strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Schulform PTS ist aufgrund ihrer Struktur, in der Überzahl der<br />

österreichischen PTS zwei- bis dreiklassig, und aufgrund der Ziele, die für die<br />

Jugendlichen erreicht werden sollen, für eine sehr offene, freie und flexible<br />

Unterrichtsgestaltung geeignet.<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es einerseits, die Stellung der PTS aufgrund ihrer<br />

Bedeutung für die Jugendlichen zu hinterfragen, andererseits die Perspektiven<br />

aufzuzeigen, die für diesen Schultyp eröffnet werden können. Sehr wesentlich auch die<br />

Forschung, wie weit der Unterricht an der PTS im Allgemeinen, aber der Lebenskunde-<br />

Unterricht im Besonderen den Jugendlichen das subjektive Empfinden bereitet, eine<br />

echte Hilfestellung für das weitere Leben zu erhalten oder erhalten zu haben. <strong>Die</strong><br />

Arbeit soll erfassen, wie weit die Erwartungen der SchülerInnen an dieses Fach erfüllt<br />

wurden. Dabei geht es um Erfolgschancen im Beruf, um die Einstellung und Haltung<br />

zur Arbeit, um Leistungsdenken, Ehrgeiz, aber vor allem um die Reihung der<br />

Prioritäten im zukünftigen Leben. Daraus ergibt sich der Konnex mit dem<br />

Ethikunterricht. Bestandteil der vorliegenden Arbeit ist es auch, anhand der Ergebnisse<br />

über den Lebenskundeunterricht auch über die Vernetzung verschiedener<br />

Unterrichtsgegenstände zu lebenskundlichen Themen zu reflektieren.<br />

Lebenskunde wurde in seiner Bedeutung durch den aktuellen Lehrplan verändert. Bis<br />

zur letzten Reform 1997 gab es den Gegenstand als Lebenskunde, mit dem Zusatz<br />

„mit Hinweisen zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung“: In der derzeit geltenden<br />

Fassung ist Lebenskunde mit Berufskunde als BOL – Berufsorientierung und<br />

Lebenskunde, im Gesamtausmaß von zwei Wochenstunden – zusammengefasst, darf<br />

aber auch einzeln unterrichtet werden. Auch wenn Lebenskunde von der<br />

Berufsorientierung und –findung nicht abgekoppelt gesehen werden kann, so soll sich<br />

doch die <strong>Master</strong>arbeit primär mit dem Bereich der Lebenskunde befassen.<br />

<strong>Die</strong> im Lehrplan festgeschriebenen Ziele beziehen sich auf das Entwickeln von<br />

Persönlichkeit, von Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit, auf den Erwerb von<br />

16


sozialer Kompetenz und positiven Werthaltungen, und die Fähigkeit, diese<br />

Kompetenzen auch im täglichen Leben ein- und umsetzen zu können. Aus diesen<br />

Vorgaben ergibt sich folgende Forschungsfrage:<br />

Welche Bedeutung kommt der PTS in der österreichischen<br />

Bildungslandschaft zu?<br />

Gibt es Perspektiven für die PTS?<br />

Kann der Lebenskundeunterricht in der aktuellen Situation der<br />

Jugendlichen und im weiteren Leben von PL/PTS AbsolventInnen eine<br />

Lebenshilfe darstellen und Entscheidungen beeinflussen?<br />

Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass die PTS eine für die Gruppe der<br />

Jugendlichen, die einer Berufsvorbereitung und einer gesamten Orientierung bedürfen,<br />

von hoher Bedeutung ist. Weiters wird angenommen, dass der Lebenskunde-Unterricht<br />

und auch die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte in anderen Fächern eine<br />

Hilfestellung für die jungen Menschen während der Schulzeit, aber auch im späteren<br />

Leben darstellen.<br />

1.1Forschungsmethode<br />

Zur Beantwortung der Forschungsfragen dieser Arbeit wurden folgende Methoden<br />

gewählt: Neben der Theorie über die Entwicklung der Schulform PTS, die<br />

LehrerInnenausbildung innerhalb Europas und der Curricula im Laufe der Zeit steht die<br />

Bedeutung der Schüler-Lehrer-Interaktion im Blickfeld, und der Lebenskundeunterricht<br />

in seiner Entstehung und Aufgabe. <strong>Die</strong> Durchleuchtung des derzeitigen Unterrichts<br />

erfolgt von zwei Seiten. Zum einen wird durch eigens erstellte Fragebögen die Meinung<br />

der aktuellen (50 Personen) und ehemaligen SchülerInnen (50 Personen) erhoben,<br />

und zum anderen werden ExpertInnen, Personen mit einem nahen Bezug und<br />

Erfahrung an der Schulform oder auch im LK-Unterricht speziell mittels qualitativer<br />

halbstrukturierter Interviews befragt.<br />

Ein Interview anhand eines Gesprächsleitfadens wird mit dem Leiter des im<br />

Bundesministerium neu geschaffenen Referates I/2a, für Pädagogische und<br />

Administrative Angelegenheiten der Polytechnischen <strong>Schule</strong>n; geführt. Ebenso kommt<br />

der ehemalige Verantwortliche für PTS/PL im Bundesministerium zu Wort.<br />

17


Weitere Interviews werden mit zwei Personen der Schulaufsicht geführt. Im<br />

Vordergrund stehen dabei die Einschätzung der Bedeutung der PTS in der<br />

österreichischen Bildungslandschaft sowie die Einschätzung des Unterrichtsfaches<br />

Lebenskunde als Hilfe zur Lebensbewältigung. Zwei Direktoren einer PTS in<br />

Niederösterreich werden zum Thema interviewt.<br />

Alle Interviews behandeln zwei Fragenkreise. Der erste Fragenkreis stellt die<br />

Schulform PTS in den Vordergrund. <strong>Die</strong> persönliche Sicht der InterviewpartnerInnen<br />

sowie die persönliche Einschätzung und die Perspektiven für die Zukunft.<br />

Der zweite Fragenkreis bezieht sich ganz konkret auf den Unterrichtsgegenstand<br />

Lebenskunde und seine Möglichkeiten. <strong>Die</strong> Fragebögen sind für beide Schülergruppen<br />

thematisch ähnlich aufgebaut.<br />

1.1Aufbau der Arbeit<br />

<strong>Die</strong> Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert.<br />

In der Einleitung wird neben der Ausgangslage das Ziel der Arbeit formuliert. Daraus<br />

ergeben sich die Forschungsfragen. Auf eventuell vorliegende Untersuchungen zu<br />

dieser Thematik wird Bezug genommen. <strong>Die</strong> persönliche Hypothese der Autorin wird<br />

erstellt.<br />

Kapitel zwei beinhaltet die gesamte Theorie zur Schulform PTS, den historischen<br />

Abriss und die Entstehung und Entwicklung, sowie zum Unterrichtsfach Lebenskunde<br />

unter Berücksichtigung des Curriculums, der AkteurInnen im Unterricht und<br />

didaktischer Ansätze, sowie der Lehrerausbildung in Europa. Ein weiterer Aspekt ist<br />

die Bewältigung der neunten Schulstufe in anderen Ländern Europas im Vergleich zu<br />

Österreich. Im Besonderen wird auf die Stellung der Schulform PTS, frühere<br />

Polytechnische Lehrgänge, in der österreichischen Bildungslandschaft eingegangen<br />

und deren Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte betrachtet.<br />

Kapitel 3 stellt den Unterrichtsgegenstand Lebenskunde in den Mittelpunkt. <strong>Die</strong><br />

Hintergründe, die Entwicklung, die AkteurInnen sowie die Angebote zur Ausbildung<br />

zum PTS-Lehrer/zur PTS-Lehrerin. Augenmerk wird auch auf Unterrichtsformen gelegt.<br />

18


Kapitel 4 ist der empirischen Forschung gewidmet. ExpertInneninterviews und<br />

Fragebögen werden vorgestellt, die Durchführung und Auswertung erläutert. <strong>Die</strong><br />

Ergebnisse werden in Bezug zu den Inhalten der Forschungsfragen diskutiert.<br />

Kapitel 5 befasst sich mit der Beantwortung der Forschungsfragen auf Grundlage der<br />

theoretischen, vor allem aber der empirischen Erkenntnisse. Eine abschließende<br />

Betrachtung lässt Resümee und Ausblick zu.<br />

19


1 Grundlagen – die Schulform PTS<br />

<strong>Die</strong> grundsätzliche Aufgabe von Lehrpersonen ist sehr klar im fünften Abschnitt des<br />

Schulunterrichtsgesetzes festgeschrieben:<br />

Unterrichtsarbeit<br />

§ 17. (1) Der Lehrer hat in eigenständiger und verantwortlicher Unterrichts- und<br />

Erziehungsarbeit die Aufgabe der österreichischen <strong>Schule</strong> (§ 2 des<br />

Schulorganisationsgesetzes) zu erfüllen. In diesem Sinne und entsprechend dem<br />

Lehrplan der betreffenden Schulart hat er unter Berücksichtigung der Entwicklung der<br />

Schüler und der äußeren Gegebenheiten den Lehrstoff des Unterrichtsgegenstandes<br />

dem Stand der Wissenschaft entsprechend zu vermitteln, eine gemeinsame<br />

Bildungswirkung aller Unterrichtsgegenstände anzustreben, den Unterricht anschaulich<br />

und gegenwartsbezogen zu gestalten, die Schüler zur Selbsttätigkeit und zur Mitarbeit<br />

in der Gemeinschaft anzuleiten, jeden Schüler nach Möglichkeit zu den seinen Anlagen<br />

entsprechenden besten Leistungen zu führen, durch geeignete Methoden und durch<br />

zweckmäßigen Einsatz von Unterrichtsmitteln den Ertrag des Unterrichtes als<br />

Grundlage weiterer Bildung zu sichern und durch entsprechende Übungen zu festigen.<br />

Im Betreuungsteil an ganztägigen Schulformen hat der Lehrer in eigenständiger und<br />

verantwortlicher Erziehungsarbeit die im § 2 Abs. 3 des Schulorganisationsgesetzes<br />

grundgelegte Aufgabe zu erfüllen. (Bundeskanzleramt Rechtsinformationssystem,<br />

2012)<br />

In diesem Gesetz ist in wenigen Zeilen alles enthalten, was als Anspruch an die<br />

Lehrerinnen und Lehrer geltend gemacht werden kann. Es ist auf den<br />

Entwicklungsstand der SchülerInnen Bedacht zu nehmen, moderne Unterrichtsmittel<br />

sind einzusetzen, die SchülerInnen zur Selbsttätigkeit anzuleiten; das sind die<br />

Prinzipien, die an einer PTS verstärkt gefragt sind.<br />

2.1 Der Sozialwissenschaftliche Hintergrund<br />

Richtungsweisend ist der Paragraph 2 des Schulorganisationsgesetzes, der mit der<br />

Gründung des PL und der weiteren Entwicklung zur PTS in dieser Schulform<br />

tatsächlich zur Anwendung kommt.<br />

<br />

§ 2. Aufgabe der österreichischen <strong>Schule</strong><br />

(1) <strong>Die</strong> österreichische <strong>Schule</strong> hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen<br />

der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten<br />

des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem<br />

Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für<br />

das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten<br />

und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen.<br />

20


<strong>Die</strong> jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflichttreuen und<br />

verantwortungsbewußten Gliedern der Gesellschaft und Bürgern der demokratischen<br />

und bundesstaatlichen Republik Österreich herangebildet werden. Sie sollen zu<br />

selbständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt, dem politischen und<br />

weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am<br />

Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen und<br />

in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit<br />

mitzuwirken. (Bundeskanzleramt Rechtsinformationssystem, 2010)<br />

Der Grund für die Einführung des PL war die Einführung des neunten<br />

Pflichtschuljahres. Nicht klar war, in welcher Form diese Jahr in die österreichische<br />

Bildungslandschaft einzubetten sein sollte. Nach langen Verhandlungen fiel die<br />

Entscheidung auf den einjährigen Polytechnischen Lehrgang. Bildungsziele waren<br />

sowohl Persönlichkeitsbildung im Sinne von vernünftigem und mündigem Handeln,<br />

sowie Humanität. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>,<br />

2001, S. 11, nach Bennak in Seibert/Serve 1996). <strong>Die</strong> Reproduktion der Gesellschaft<br />

war ein weiteres Ziel dieser Schulform. <strong>Die</strong> allgemeine Grundbildung im Hinblick auf<br />

das praktische Leben und die zukünftige Berufswelt wurde als profilgebendes<br />

Bildungsziel verankert. Trotz dieser durchaus sehr hehren und hoch angesetzten<br />

Bildungsziele wurde diese Schulform von Anbeginn an mit großer Skepsis und<br />

Ablehnung betrachtet. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen<br />

<strong>Schule</strong>, 2001, S. 13)<br />

Damit war klar, dass es Lehr- und Lerninhalte geben musste, die genau diese<br />

Bedürfnisse abdecken würden. Wie sehr auch die „Kulturtechniken“ Thema waren, was<br />

schließlich auch einen Gegenstand wie Lebenskunde rechtfertigte, zeigt ein Lehrbuch<br />

aus der Anfangszeit des PL, in dem die Bereiche Lebenskunde, Gesundheitslehre und<br />

Erziehungslehre zusammengefasst sind. Neben den Gesundheitsthemen wie „Der<br />

menschliche Körper“ werden Hygiene und Erste Hilfe behandelt. <strong>Die</strong> Bereiche<br />

Lebenskunde und Erziehungslehre werden zu einem Bereich zusammengefasst. Das<br />

beweist die große Bedeutung, die damals der Vermittlung von Inhalten aus der<br />

Erziehungslehre beigemessen wurde. Konkrete Themen waren Benehmen,<br />

Charakterkunde, die Entwicklung des Kindes, Umgang mit Geld. Charakterkunde ist<br />

der Einstieg zum Erziehungsbereich, verbunden mit der Aussage, dass mit dem<br />

vollendeten fünften Lebensjahr die Basis für Erziehung zum Großteil gelegt ist. Sehr<br />

interessant und immer noch gültig, dass Erziehungsarbeit hauptsächlich<br />

aus dem<br />

Geben von Beispielen und der Wirkung der Vorbilder besteht. Erzogen zu werden heißt<br />

21


also nachzuahmen. Das Kind wird in der Sprache der Siebziger als Zögling bezeichnet.<br />

(Arbeitsgemeinschaft für Recht und Volkswirtschaft, 1974, S. 108,109)<br />

Einen sehr interessanten Einblick zur Entstehung des Lebenskundeunterrichts an sich,<br />

lange bevor es einen Polytechnischen Lehrgang in Österreich gab, bietet eine<br />

Studienarbeit, die sich zwar auf Deutschland bezieht, aber auf Österreich umzulegen<br />

ist. Patricia Detto und Doreen Krzmarik beziehen sich in ihrer Arbeit auf die bereits im<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Volk und später nachdrücklich von der<br />

Sozialdemokratischen Partei unter Bismarck geforderte Trennung von Kirche und<br />

Staat, und vor allem auch Kirche und <strong>Schule</strong>. 1919 war erstmals, zumindest nach dem<br />

Gesetz, eine Abmeldung vom Religionsunterricht möglich. Es wurde also die<br />

Diskussion darüber entfacht, ob denn der Religionsunterricht überhaupt noch<br />

zeitgemäß sei.<br />

Eine Schlüsselrolle spielte dabei die „Reichsarbeitsgemeinschaft freigeistiger<br />

Verbände“, die im Religionsunterricht eine Gefahr für die Kinder der Arbeiterklasse<br />

ortete. Dabei entstand der Begriff „Lebenskunde“ im Sinne einer Unterweisung in Ethik<br />

und Moral, aber ohne religiösen Bezug. Es kam zu unterschiedlichen Bezeichnungen<br />

wie „Moralunterricht“, „Sittenkunde“, auch „Lebenskunde“ und sogar „Religionskunde“.<br />

Es gab sogar Bestrebungen, die Lebenskunde nicht als Unterrichtsfach, sondern als<br />

Schulprinzip einzuführen. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />

SchülerInnen, die nicht am Religionsunterricht teilnahmen, wurden in Sammelklassen<br />

zusammengefasst. <strong>Die</strong> Versuche, Inhalte und Methoden der <strong>Schule</strong>n zu ändern,<br />

scheiterten, und so wurde der Lebenskundeunterricht, dem aufgrund der Neuartigkeit<br />

der Gestaltung und der Inhalte große Freiheit gewährt wurde, zum „…Brennpunkt für<br />

reformpädagogische Ansätze“. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />

Ein plötzliches Ende nahm diese Entwicklung mit der Machtübernahme der<br />

Nationalsozialisten 1933, als der Lebenskundeunterricht verboten und in den weltlichen<br />

<strong>Schule</strong>n wieder der Religionsunterricht eingeführt wurde.<br />

22


2.2 <strong>Die</strong> PTS und ihre Entwicklung<br />

2.2.1 Der Polytechnische Lehrgang – Einführung und historische Entwicklung<br />

<strong>Die</strong> Basis für den Polytechnischen Lehrgang war die Einführung des neunten<br />

Pflichtschuljahres im Jahre 1962. Im 241. Bundesgesetz vom 25. Juli 1962 über die<br />

Schulpflicht (Schulpflichtgesetz), § 3 . Dauer der allgemeinen Schulpflicht, findet sich<br />

folgender Satz: „<strong>Die</strong> allgemeine Schulpflicht dauert 9 Schuljahre.“ (Bundeskanzleramt,<br />

2012). Nach Einführung des neunten Schuljahres suchte man nach einer Form, dieses<br />

Schuljahr zu integrieren. Mehrere Optionen standen zur Diskussion:<br />

<br />

<br />

<br />

Ein fünftes Volksschuljahr zur Vertiefung des Grundwissens<br />

Ein fünftes Hauptschuljahr als Berufsvorbereitung<br />

Ein neuer Schultyp, der auf Leben und Beruf vorbereiten sollte<br />

Nach sehr intensiven Verhandlungen fiel die Wahl auf den Polytechnischen Lehrgang<br />

im Anschluss an die achte Schulstufe. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />

Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />

Der erste Polytechnische Jahrgang wurde im Schuljahr 1966/67 geführt. <strong>Die</strong>se<br />

Lehrgänge waren in die Struktur der Hauptschulen als weitere Klassen eingegliedert.<br />

„Polytechnischer Lehrgang<br />

1962 eingeführte einjährige Schulform für Schüler der 9. Schulstufe, die keine mittlere<br />

oder höhere <strong>Schule</strong> besuchen; dient der allgemeinen Grundbildung und der<br />

Berufsorientierung. Erfahrungen mit den Einjährigen Lehrkursen für <strong>Schule</strong>ntlassene<br />

(ab 1903) wurden dabei genützt. Trotz zahlreicher Reformen bis heute umstritten.“<br />

(Austria-Forum, 2010)<br />

Ab Herbst 1966 hatten alle Buben und Mädchen, die sich für den beruflichen Weg der<br />

Lehre entschieden hatte, den Polytechnischen Lehrgang zu besuchen. <strong>Die</strong><br />

Vorbereitungen dafür waren nicht getroffen worden. Es fand Unterricht in Exposituren<br />

und Kellerräumen statt. Der ohnehin bereits existente LehrerInnenmangel wurde durch<br />

einige Faktoren noch verstärkt: <strong>Die</strong> Einführung des zweiten Klassenzuges, die<br />

Senkung der Klassenschülerhöchstzahl von 40 auf 36, und schließlich die<br />

geburtenstarken Jahrgänge. Und in den Augen der Eltern und der Kinder wurden die<br />

SchülerInnen ohne einen erkennbaren Vorteil zu einem weiteren Schuljahr<br />

23


gezwungen. Es war aus der Sicht der Betroffenen, Wirtschaft, SchülerInnen und Eltern,<br />

ein „verlorenes Jahr“. Eine grundlegende Haltung, die sich bis zum heutigen Tage nicht<br />

geändert hat. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />

24


<strong>Die</strong> erste Stundentafel basierte auf den allgemeinen Bildungszielen::<br />

Abb.1: Erste Stundentafel, (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen<br />

<strong>Schule</strong>, 2001)<br />

<strong>Die</strong> neu geschaffenen Gegenstände mit der Nachsilbe –kunde sollten das in acht<br />

Jahren erworbene Wissen zur Anwendung bringen. <strong>Die</strong> Bezeichnung dieser<br />

Gegenstände klang nicht modern und stand im Gegensatz zu den<br />

Gegenstandsbezeichnungen der anderen <strong>Schule</strong>n, die eine neunte Schulstufe führten.<br />

In den Hauptgegenständen sollten Wissenslücken gefüllt werden. Dem<br />

Gleichheitsprinzip widersprechend die geschlechtsspezifischen Gegenstände. <strong>Die</strong><br />

25


Bezeichnung des neuen Schultyps, „Polytechnischer Lehrgang“, war niemals<br />

zutreffend.<br />

<strong>Die</strong>ser neue Schultyp war nicht ausgereift. <strong>Die</strong> HauptschullehrerInnen, die verpflichtet<br />

wurden, konnten die Inhalte nicht umsetzen, sie verfügten weder über Schulbücher und<br />

Unterrichtsmaterialien noch über die geeigneten Räumlichkeiten. Es dauerte, bis diese<br />

grundlegenden Mängel behoben wurden, was dennoch nicht reichte, den<br />

Polytechnischen Lehrgang als gute Form darzustellen. <strong>Die</strong> im<br />

Schulorganisationsgesetz definierte Aufgabe des PL, nämlich die Schüler mit Wissen<br />

und Kompetenzen für Leben und Beruf auszustatten, wurden nicht erfüllt. <strong>Die</strong> Aussicht<br />

auf grundlegende Verbesserung der Inhalte, die durch einen von den Pädagogen<br />

benannten „interimistischen Charakter“ gegeben war, erfüllte sich nicht.<br />

<strong>Die</strong> angekündigte Überarbeitung nahm ihren Anfang bereits 1969 mit der Bildung einer<br />

Kommission zur ersten Reform. <strong>Die</strong>ser Kommission gehörten VertreterInnen der<br />

Parteien, der Lehrerschaft, der Eltern sowie PädagogikprofessorInnen an. Ziel war es,<br />

einen Polytechnischen Lehrgang zu schaffen, der die Bildungsziele erfüllen würde. Auf<br />

Empfehlung der Kommission wurden in den 70er Jahren zahlreiche Schulversuche in<br />

ganz Österreich gestartet. Arbeitsgruppen sollten einen Versuchslehrplan erstellen.<br />

Schwerpunkte dieser Schulversuche waren einerseits die Hebung der Attraktivität,<br />

andererseits die Leistungs- und Interessensdifferenzierung. Im Rahmen der<br />

Schulversuche gab es auch den Unterrichtsgegenstand „Projektunterricht“, der zum<br />

Erwerb von „Erfahrungswissen“ dienen sollte. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />

Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />

26


Wie sehr diese Schulform in der Krise war, zeigt die folgende Abbildung:<br />

Abb. 2: Entwicklung der Schülerzahlen (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />

Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />

1981/82 wurden die Neuerungen, die im Schulversuch erprobt wurden - sowohl der<br />

leistungsdifferenzierte Unterricht (Leistungsgruppen), als auch der Förderunterricht mit<br />

zwei Ausrichtungen – Verhindern des Absteigens in die untere als auch Fördern eines<br />

Aufstiegs in die höhere Leistungsgruppe - ins Regelschulwesen übernommen. <strong>Die</strong><br />

neue Stundentafel enthielt einige bedeutende Veränderungen. So gab es in den<br />

Hauptgegenständen Deutsch und Mathematik leistungsdifferenzierten Unterricht, nach<br />

Interessen wurden alternative und damit in fachlichem Zusammenhang zusätzliche<br />

alternative Pflichtgegenstände geschaffen. Englisch war für Fortgeschrittene und als<br />

Grundkurs im Bereich „Zusätzliche alternative Pflichtgegenstände“ zu wählen. Ein<br />

Novum der neuen Stundentafel war auch der Projektorientierte Unterricht. im<br />

Fächerkanon. Beachtenswert, dass damals für die Grundkonzeption der PL und der<br />

heutigen PTS, nämlich die Lebens- und Berufsvorbereitung, in Form der beiden<br />

Fächer Lebens- und Berufskundekunde noch ein Stundenausmaß von jeweils 2<br />

Stunden vorgesehen war.<br />

27


<strong>Die</strong> Interessensdifferenzierung war folgendermaßen angeboten:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sozial und lebenskundlich<br />

Wirtschaftskundlich<br />

Naturkundlich-Technisch<br />

Landwirtschaftlich<br />

Doch auch diese Reform konnte dem PL keine nennenswerte Anerkennung bringen.<br />

Hinderlich bei einer Entwicklung sind neben dem Abschluss, der für keine weitere<br />

Bildungseinrichtung von Belang und bei der Wirtschaft nicht anerkannt ist, das Image<br />

der Restschule, sowie, bedeutender als oft angenommen, die Problematik der<br />

RückfluterInnen. (Als RückfluterInnen werden SchülerInnen bezeichnet, die nach<br />

Abbrechen einer begonnenen Schullaufbahn in einer Höheren Berufsbildenden <strong>Schule</strong><br />

oder einer Mittleren Berufsbildenden <strong>Schule</strong> in den PL bzw. die PTS zurückkommen,<br />

um dort das letzte Pflichtschuljahr abzuschließen, Anm. der Verfasserin.) Damit ist<br />

dieser Schultyp nicht vom Image der „Restschule“ wegzubringen, weil alle an diese<br />

<strong>Schule</strong> verwiesen werden und jeder/jede aufgenommen werden (Jäger, Entstehung<br />

und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />

Zum Thema Rückfluter hat der Direktor der PTS Perg in der Zeitung des Vereins<br />

PolyAktiv einen beachtenswerten Kommentar verfasst, in dem er darauf eingeht, dass<br />

diese „Rückfluter“ an der <strong>Schule</strong> ihrer ursprünglichen Wahl nicht mehr erwünscht oder<br />

aber auch gescheitert sind, daher an der PTS ihre Schulpflicht erfüllen müssen. Sie<br />

steigen dann in das System der PTS ein, wenn die Ressourcen definitiv zugeteilt sind.<br />

Neben der Herausforderung für die „Neuen“, sich aufgrund eigenen Versagens in eine<br />

neue Gemeinschaft eingliedern zu müssen, ist diese permanente Fluktuation bei den<br />

Schülerzahlen eine große organisatorische Herausforderung. <strong>Die</strong> passenden<br />

Ausbildungsplätze in den Fachbereichen sind oft besetzt. <strong>Die</strong> SchülerInnen müssen<br />

nachlernen, sich integrieren, eine Lehrstelle suchen, haben oftmals die Anmeldefrist<br />

für Schulveranstaltungen versäumt, meist auch die erste Berufspraktische Woche. Es<br />

liegt an den Kindern, den Eltern und auch im Bereich der Verantwortlichen in den<br />

weiterführenden <strong>Schule</strong>n, diese Fakten bei der Auswahl des Schultyps nach der<br />

achten Schulstufe zu berücksichtigen. <strong>Die</strong>se SchülerInnen dürfen sich bis 31.12. des<br />

laufenden Schuljahres an der PTS anmelden. (Grubich, 2007) Gibt es jedoch für den<br />

28


Betroffenen/die Betroffenen, die Schulpflicht nicht an einer anderen <strong>Schule</strong> zu erfüllen,<br />

sind die PTS verpflichtet, ihn/sie auch nach diesem Termin aufzunehmen.<br />

2.2.2 <strong>Die</strong> große Reform 1997<br />

<strong>Die</strong> große Reform erfolgte 1997. Weichenstellung und Vorbereitung darauf war der<br />

Schulversuch PL 2000. Eine bundesweite Tagung in St. Pölten, bei der auch die Basis<br />

eingebunden war, setzte die Initiativen zu den Arbeitskreisen, die dann – ab 1990<br />

regelmäßig tagend – das Modell PL 2000 entwickelten. <strong>Die</strong> Ziele dieses<br />

Schulversuches waren<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Zentralschulen in jedem Bezirk – weg von den angeschlossenen und<br />

kleinen Einheiten<br />

Schaffen von Voraussetzungen zum Erreichen von Qualifikationen und<br />

Berechtigungen<br />

Anerkennung des PL als eigenständige Schulstufe<br />

Einsatz besser qualifizierter LehrerInnen<br />

<strong>Die</strong> Schwerpunkte des Schulversuches waren daher<br />

Zugangsberechtigung für weiterführende <strong>Schule</strong>n<br />

Einführen von Fachbereichen – technisch; wirtschaftlich; sozial;<br />

kommunikativ<br />

Berufsgrundbildung für Berufsfelder, die mit der ersten Stufe von<br />

weiterführenden <strong>Schule</strong>n vergleichbar waren<br />

Einen großen Wurf wollte man dann 1997 mit der Umbenennung des PL in PTS<br />

landen. Nach jahrelangen Diskussionen über eine Namensänderung, um dem<br />

negativen Image entgegenzuwirken, gab es die Umbenennung. Jener Bestandteil des<br />

Namens, der umstritten war, wurde damit beibehalten. Lediglich die Änderung der<br />

alternativen Pflichtgegenstände innerhalb der Fachbereiche war als Durchbruch<br />

anzusehen. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />

Im Österreichischen Schulportal ist die PTS folgendermaßen beschreiben.<br />

„<strong>Die</strong> einjährige Polytechnische <strong>Schule</strong> wird primär von jenen 14- bis 15-jährigen<br />

Schülerinnen und Schülern als 9. Schulstufe genutzt, die unmittelbar nach der<br />

allgemeinen Schulpflicht einen Beruf erlernen wollen. <strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />

29


sollen je nach Interesse, Neigung, Begabung und Fähigkeit zu einem möglichst<br />

qualifizierten Übertritt in die duale Berufsausbildung (Lehrlingsausbildung) sowie in<br />

weiterführende <strong>Schule</strong>n befähigt werden. Junge Menschen erfahren in der<br />

Polytechnischen <strong>Schule</strong> durch eine entsprechende Vielfalt an Informationen,<br />

Betriebserkundungen und betriebspraktischen Tagen in Lehrwerkstätten,<br />

Berufsschulen oder Betrieben eine gezielte Orientierung und Vorbereitung für den<br />

künftigen, noch zu wählenden Beruf. <strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> orientiert sich am<br />

Berufsschulwesen und unterteilt sich in einen allgemeinen Unterricht und den<br />

fachbezogenen Unterricht in den Fachbereichen. Jede Schülerin und jeder Schüler hat<br />

einen Fachbereich aus den am Standort angebotenen zu wählen. <strong>Die</strong> Fachbereiche<br />

(Wahlpflichtbereichen) entsprechen den Berufsfeldern der Wirtschaft:<br />

Metall, Elektro, Holz, Bau, <strong>Die</strong>nstleistungen-Tourismus, Handel-Büro<br />

Jede <strong>Schule</strong> kann individuell auf die Situation vor Ort und die Bedürfnisse der<br />

Wirtschaftsbetriebe in Form von autonomen Fachbereichen (z.B. Mechatronik,<br />

Gesundheit und Soziales, usw.) reagieren. In den allgemeinen Pflichtgegenständen<br />

und den Fachbereichen werden grundlegende Fähigkeiten, Fertigkeiten und<br />

Kenntnisse ( Schlüsselqualifikationen ) vermittelt. Durch betont handlungsorientiertes<br />

Lernen soll die Erschließung der individuellen Begabungen und die Lernmotivation<br />

gefördert werden.<br />

<strong>Die</strong> Pflichtgegenstände Deutsch, Englisch und Mathematik werden leistungs- oder<br />

interessensdifferenziert unterrichtet.<br />

Alle Schüler der Polytechnischen <strong>Schule</strong> lernen - vor allem im Bereich der alternativen<br />

Pflichtgegenstände - den lebenspraktischen und berufsbezogenen Umgang mit dem<br />

Computer.<br />

<strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> ist österreichweit flächendeckend organisiert und je nach<br />

den örtlichen Gegebenheiten entweder als selbstständige <strong>Schule</strong> oder in<br />

organisatorischem Zusammenhang mit einer allgemein bildenden Pflichtschule<br />

eingerichtet“. (Österreichisches Schulportal edugroup, 2012)<br />

§ 31. (1) <strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> ist als selbständige <strong>Schule</strong> zu führen.<br />

(2) Ist die Schülerzahl für die Führung als selbständige <strong>Schule</strong> zu gering, so kann<br />

die Polytechnische <strong>Schule</strong> in organisatorischem Zusammenhang mit einer sonstigen<br />

30


allgemeinbildenden Pflichtschule geführt werden. (Bundeskanzleramt<br />

Rechtsinformationssystem, 1997)<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten Neuerungen des aus dem Schulversuch entstandenen, mittlerweile<br />

mehrmals überarbeitet, aber in den wesentlichen Punkten unveränderten Lehrplanes,<br />

waren folgende:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Umbenennung von PL auf PTS<br />

Festlegung der PTS als Oberstufe<br />

Fachbereiche, die frei wählbar sind (s. oben angeführte Beschreibung, Ö<br />

Schulportal)<br />

Schulautonomie bei den Fachbereichen<br />

Schulautonomie der Stundentafel<br />

Aufnahmebedingungen für PTS<br />

Befristung für Rückfluter mit 31.12. des laufenden Schuljahres<br />

(Lehrplan der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2006)<br />

Folgende Abbildung zeigt die Gründe, die gegen eine Imagekorrektur sprechen:<br />

Abb.3: Wirkfaktoren einer guten <strong>Schule</strong> (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />

Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />

31


Angemerkt sei, dass im Artikel einer deutschen Website, die sich mit dem Vergleich<br />

des Österreichischen und deutschen Schulsystems beschäftigt, die PTS als sehr gute<br />

Möglichkeit zur Berufsvorbereitung genannt wird. (Österreich: <strong>Schule</strong>)<br />

<strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> ist in der österreichischen Bildungslandschaft die einzige<br />

Form, die laut Lehrplan gezielt auf den Beruf vorbereiten soll. Das Angebot in den<br />

Fachbereichen soll individuell auf die SchülerInnen und deren Interessen und<br />

Fähigkeiten abgestimmt sein. Als Vorbereitung auf das Berufsleben durchaus geeignet,<br />

zeigen doch Studien, dass 50 Prozent aller Selbstständig-Erwerbstätigen die<br />

Polytechnische <strong>Schule</strong> oder den Polytechnischen Lehrgang besucht haben. Sie<br />

erlangen damit in der Gesellschaft im späteren Leben mehr Anerkennung als in ihrer<br />

Schulzeit als Poly- Schüler. Das Image des PL war schon in der Vergangenheit das<br />

eines Schuljahres, in dem es nicht mehr um Leistung geht. Dennoch war es an der<br />

Zeit, mit der Umbenennung, neuen Lehrplaninhalten und Herausforderungen auch die<br />

Methoden anzupassen. Dazu gehörte die Auflösung des typischen Frontalunterrichts,<br />

der der reinen Wissensvermittlung dient. Damit ist aber auch gemeint, den<br />

Leistungsbegriff neu zu definieren als einen, der nicht nur auf Wissen und Lernleistung<br />

abzielt. <strong>Die</strong>se Struktur ermöglicht auch das Eingehen auf die Jugendlichen, über die<br />

Unterrichtsinhalte und das Weitergeben von kognitiven Leistungen. Es geht dabei um<br />

das Ausmerzen von nicht intakten Interaktions- und Kommunikationsweisen, um das<br />

Verbessern der persönlichen Situation, bzw. um Hilfestellung beim Aufarbeiten<br />

negativer außerschulischer Hintergründe. (Jäger, <strong>Die</strong> österreichische Polytechnische<br />

<strong>Schule</strong> im Wandel - Schulpädagogische Perspektiven, 2001)<br />

Laut dem Österreichischen Statistischen Zentralamt gab es im Schuljahr 2010/11 255<br />

PTS in Österreich, insgesamt 910 Klassen, davon 174 in Niederösterreich. 18.841<br />

SchülerInnen besuchten im Schuljahr 20120/11 eine PTS. Insgesamt gab es 1,166.525<br />

SchülerInnen in Österreich, der Anteil an PTS-SchülerInnen mit 1,61 Prozent eine<br />

verschwindende und für die Politik zu vernachlässigende Größe. <strong>Die</strong> Entwicklung der<br />

SchülerInnenzahl lässt sich anhand der Abbildung sehr gut erkennen, auch die Gründe<br />

dafür, dass die PTS in den letzten Jahren nahezu 4 Prozent verloren hat.<br />

32


Schultyp Schuljahr Veränderung<br />

2010/11 2000/01 +/- %<br />

Ausgewählte Schultypen<br />

1.123.448 1.189.310 -5,5<br />

insgesamt 1)<br />

Volksschulen 327.663 393.586 -16,7<br />

Hauptschulen 192.616 263.546 -26,9<br />

Sonderschulen 13.198 13.602 -3,0<br />

Polytechnische <strong>Schule</strong>n 18.841 19.594 -3,8<br />

Neue Mittelschulen 34.324 - -<br />

AHS-Unterstufe 112.330 106.925 +5,1<br />

AHS-Oberstufe 88.412 77.788 +13,7<br />

Berufsschulen 137.881 132.613 +4,0<br />

Berufsbild. mittlere <strong>Schule</strong>n 50.094 48.909 +2,4<br />

Berufsbild. höhere <strong>Schule</strong>n 137.602 123.676 +11,3<br />

Lehrerbild. höhere <strong>Schule</strong>n 2) 10.487 9.071 +15,6<br />

Abb.4: SchülerInnen nach Schultypen (Statistik Austria - <strong>Schule</strong>n, Schulbesuch, 2012)Q:<br />

Statistik Austria, Schulstatistik.)<br />

33


2.3 <strong>Die</strong> neunte Schulstufe im europäischen Vergleich<br />

Dir Fragestellung lautet, ob es im EU-Raum vergleichbare Schulformen gibt. <strong>Die</strong><br />

Hypothese besagt, dass diese Einrichtung PTS eine Einmaligkeit im Angebot und den<br />

Lehr- und Lerninhalten innerhalb Europas darstellt.<br />

<strong>Die</strong> Schulpflicht in Europa erstreckt sich von 9 Jahren bis zu 13 bis 15 Jahren. Ein<br />

Ausmaß wie in Österreich ist in weiteren 14 EU-Ländern gegeben. (Dänemark,<br />

Estland, Finnland Griechenland, Irland, Lettland, Litauen, Polen, Portugal, Schweden,<br />

Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik, Zypern). 13 bis15 Jahre<br />

verpflichtende Schuljahre sind in den Niederlanden vorgegeben.<br />

<strong>Die</strong> Organisationsformen für die berufliche Ausbildung befinden sich derzeit aufgrund<br />

geänderter Anforderungen der Wirtschaft an die Arbeitskräfte in Reformprozessen.<br />

Eine grobe Unterscheidung ist in vier Formen zu treffen:<br />

Berufsausbildung im dualen System – eine Kombination aus theoretischer<br />

Ausbildung in der Berufsschule und der Praxis im Betrieb.<br />

Berufsausbildung in Vollzeitschulen – Praxis und Theorie werden in <strong>Schule</strong>n<br />

vermittelt<br />

Betriebliche Ausbildung – im Anschluss an die allgemeine Ausbildung im<br />

Sekundarbereich wird ausschließlich in Betreiben ausgebildet<br />

Mischformen – innerbetriebliche Ausbildungsteile innerhalb der<br />

Vollzeitschule<br />

Wesentlich ist, dass alle angeführten Formen der beruflichen Ausbildung mit<br />

anerkannten Zertifikaten abschließen. In manchen Ländern finden alle oder mehrere<br />

Organisationsformen nebeneinander statt. Österreich bietet neben der Vollzeitschule<br />

das System der dualen Berufsausbildung, das innerhalb Europas zunehmend<br />

angenommen wird. In Dänemark gibt es ausschließlich das duale System.<br />

Deutschland, Frankreich, Portugal und die Tschechische Republik bieten, so wie<br />

Österreich, daneben noch die Ausbildung in der Vollzeitschule an. <strong>Die</strong> rein schulischen<br />

Formen sind in Belgien, Estland, Finnland, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen,<br />

Malta, Schweden, in der Slowakischen Republik, Slowenien, Spanien, Ungarn und<br />

Zypern zu finden. In allen anderen Ländern bestehen Mischformen. (Bildungssysteme<br />

in Europa, 2005)<br />

34


In den meisten EU-Staaten ist für die Kinder der Primär- und Sekundarstufe I eine<br />

Einheitsschule vorgegeben. Für die vorliegende Arbeit von Relevanz ist der direkte<br />

Vergleich zwischen den Angeboten der Staaten für die Altersstufe 14- bis 16 -Jährige<br />

bzw. der Übergang von der Pflichtschule in den Beruf, vergleichbar einer Form wie der<br />

Polytechnischen <strong>Schule</strong> in Österreich. Dazu ergibt sich folgendes Bild:<br />

In Belgien findet im Sekundarbereich II eine erste berufliche Erstausbildung statt.<br />

Daneben gibt es eine Kombination von Anlehre, Arbeit und Schulbesuch. In<br />

Deutschland ist in der Sekundarstufe die 5. und 6 Klassenstufe der Orientierung<br />

gewidmet. In Dänemark sind neun Pflichtschuljahre vorgegeben, ein zehntes<br />

freiwilliges Har wird von 88% der Jugendlichen genützt. In Finnland besteht nach<br />

einem Abschluss nach der neunten Schulstufe ebenfalls die Möglichkeit, ein zehntes<br />

Schuljahr freiwillig zu absolvieren. <strong>Die</strong> Grundschule wird nach neun Schuljahren mit<br />

einer Leistungsmessung abgeschlossen. Im französischen Bildungssystem gibt es ein<br />

vierjähriges Collège für die 11- bis 15 jährigen SchülerInnen. Eine spezielle<br />

Vorbereitung für alle, die nach der neunten Schulstufe in die Berufsausbildung streben,<br />

gibt es in Eingliederungsklassen. Griechenland weist keinerlei Angebote auf, die mit<br />

einer Berufsvorbereitung in Zusammenhang stehen. In Italien können SchülerInnen<br />

nach der achtjährigen Schulpflicht in ein berufliches Institut übertreten, das mit der<br />

Qualifikation als Facharbeiter endet. Eine Vorbereitung im Sinn der PTS ist auch in<br />

Italien nicht gegeben. Erwähnenswert die Abschaffung der Schulnoten, die durch ca.<br />

drei- bis viermonatliche Berichte an die Eltern ersetzt werden.<br />

In Schweden werden nur 2 % der SchulabgängerInnen in einem Betrieb als Lehrlinge<br />

ausgebildet. Für Jugendliche, die weder in der <strong>Schule</strong> noch in einem Ausbildungsplatz<br />

als Lehrling untergekommen sind, hat die Gemeinde in Form von Beratung, Praktika<br />

und Unterricht zu sorgen. Estland bietet für die berufliche Ausbildung der Jugendlichen<br />

ein- bis vierjährige berufliche <strong>Schule</strong>n an. Der Sekundarbereich in Großbritannien<br />

bietet mehrere Schulformen an und bedient die SchülerInnen von 11 bis 18 Jahren.<br />

Der Großteil der Jugendlichen besucht eine Comprehensive School, eine<br />

Gesamtschule. Am Ende der elften Klasse wird eine Abschlussprüfung abgelegt. Von<br />

dort ist eine direkte Überleitung in die berufliche Ausbildung möglich. (Bildungssysteme<br />

in Europa, 2005)<br />

In Lettland und Litauen ist ein direktes Angebot einer Berufsvorbereitung nach der<br />

Schulpflicht nicht gegeben. Luxemburg mit einer elfjährigen Bildungs-, davon<br />

35


neunjährigen Schulpflicht, bietet nach dem Sekundarbereich I den direkten Weg in den<br />

Beruf oder in mehrjährige Schulformen an. Malta zeigt mit einem zweijährigen Junior-<br />

Lyzeum in der 7. und 8. Schulstufe eine Orientierungsphase, anschließend eine<br />

dreijährige Phase der Spezialisierung. In den Niederlanden ist ein Sekundarunterricht<br />

mit verschiedenen Spezialisierungen von der neunten bis zur elften Schulstufe<br />

Bestandteil des Bildungsangebotes. In Polen erfolgt nach dem Abschluss der 6.<br />

Schulstufe in der Grundschule die Aufnahme in ein dreijähriges Gymnasium, wo die<br />

Pflichtschule abgeschlossen wird. Danach führt der Weg über eine Aufnahmeprüfung<br />

in Höhere <strong>Schule</strong>n oder die Berufsgrundschule. Junge Menschen in Portugal haben<br />

nach der neunjährigen Schulpflicht in der Grundschule, einer Gesamtschule, die<br />

Möglichkeit, in die duale Ausbildung einzusteigen oder eine weiterführende <strong>Schule</strong> zu<br />

besuchen. In der Slowakischen Republik, ähnlich wie in der Tschechischen Republik,<br />

führt der Weg der SchulabsolventInnen nach der Schulpflicht in die Berufsfachschule<br />

oder Berufsoberschule bzw. Integrierte Sekundarschule. In Slowenien wird nach dem<br />

neunten Schuljahr die Berufsschule oder ein Gymnasium gewählt. Spanien bietet den<br />

SchülerInnen nach der zehnjährigen Schulpflicht den Übertritt in eine<br />

Allgemeinbildende Abiturstufe oder in die Mittlere oder Außerschulische<br />

Berufsausbildung. In Ungarn besteht Schulpflicht bis zum vollendeten 16. Lebensjahr,<br />

schon ab der neunten Schulstufe erfolgt die Einteilung in Berufsschulen oder<br />

Berufsmittelschulen. In Zypern gehen die Jugendlichen mit vollendetem 15<br />

Lebensjahr, sofern sie nicht im System der privaten Sekundarschulen integriert sind, in<br />

verschieden mehrjährige <strong>Schule</strong>n zur Berufsausbildung bzw. auch zur Erlangung der<br />

Hochschulreife, weiter. Österreich bietet den Jugendlichen noch vor Absolvierung der<br />

Schulpflicht die Überleitung in weiterführende Berufsbildende mittlere oder höhere<br />

<strong>Schule</strong>n. Als isolierte Schulform ohne Qualifikation, sondern lediglich als<br />

Berufsvorbereitung für eine Lehrausbildung, steht die Polytechnische Schulform als<br />

letztes Pflichtschuljahr zur Wahl. (Bildungssysteme in Europa, 2005)<br />

Ein Übergangsjahr gibt es in Irland. Es ist dies das erste Jahr eines möglichen<br />

dreijährigen senior cycle und besteht seit dem Schuljahr 1994/95 als Transition Year.<br />

<strong>Die</strong> Ziele und Inhalte des Curriculums sind die Hilfe zur Orientierung der Jugendlichen<br />

sowie der Erwerb von Schlüsselqualifikationen. <strong>Die</strong> jungen Menschen sollen in ihrer<br />

Entwicklung zu verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft unterstützt und<br />

gefördert werden. Der Fokus liegt auf Projekten, die interdisziplinär, also<br />

fächerübergreifend, betrieben werden, wobei eine hohe Flexibilität gegeben ist.<br />

36


Darüber hinaus wird den jungen Menschen eine Orientierung in der Arbeitswelt<br />

geboten. Arbeiten in der Welt der Wirtschaft, von denen beide Seiten, SchülerInnen<br />

ebenso wie potenzielle zukünftige ArbeitgeberInnen, profitieren sollen, werden<br />

organisiert und durch Nachbesprechungen und daraus resultierende weitere Schritte<br />

oder Übungen abgerundet. Ein Jugendlicher/eine Jugendliche des Jahrganges wird<br />

nominiert als Co-ordinator, der/die sehr eng mit dem LehrerInnenteam<br />

zusammenarbeitet, was die Möglichkeit bietet, die Jugendlichen in die gesamte<br />

Planung des Jahres intensiv zu involvieren, aber auf diese Weise auch mit in die<br />

Verantwortung zu nehmen. Das Curriculum beinhaltet die Förderung der Sprachen;<br />

Naturwissenschaften werden ebenso gelehrt wie Mathematik, Bewegung und Sport,<br />

sowie die Lehre der Ästhetik. Politische Bildung, Informationstechnologie, praktisches<br />

Arbeiten, Business und die Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener und in der<br />

Arbeitswelt sind weitere Inhalte des Curriculums. (Transition Year Programmes<br />

Guidelines for Schools)<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung des Polytechnischen Lehrganges zur Polytechnischen <strong>Schule</strong> war<br />

sehr schwierig und mühsam. Großes Thema ist der Schülerschwund aufgrund des<br />

schlechten Images dieser Schulform, wofür die Ursachen im schlechten Start im Jahre<br />

1966 zu finden sind. Obwohl es von Anfang an Reformbestrebungen gab, was<br />

schließlich in der umfassenden und erfolgversprechenden großen Reform im Jahre<br />

1997 gipfelte, gelang es niemals, diesem Schultyp den Stellenwert zu verleihen, der<br />

den Zugang für wesentlich mehr junge Menschen, als dies der Fall ist, schaffen<br />

könnte. <strong>Die</strong> Vergleichbarkeit der Schulform PTS ist innerhalb Europas am ehesten<br />

durch das Transition Year in Irland gegeben, das eine ähnliche Konzeption aufweist.<br />

Orientierungsphasen gibt es auch in anderen Ländern, aber allesamt zwischen fünfter<br />

und achter Schulstufe. <strong>Die</strong>se isolierte Form ohne jegliche Berechtigung oder<br />

Qualifikation, wie die PTS das aufweist, ist in keinem europäischen Staat gegeben,<br />

allerdings bis auf das Beispiel Irland kein Schultyp, der die Schlüsselstelle <strong>Schule</strong>-<br />

Beruf abdeckt. Im nächsten Kapitel soll im Speziellen auf das Fach Lebenskunde<br />

eingegangen werden.<br />

37


3 Lebenskunde als Unterrichtsfach<br />

3.1 <strong>Die</strong> Entstehung<br />

In der Studienarbeit von Detto und Krzmarik sind die Anfänge des<br />

Lebenskundeunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht oder auch als Ersatz<br />

dafür geschildert. Dafür werden die didaktisch methodischen Richtlinien einer<br />

weltlichen <strong>Schule</strong> aufbereitet. Es erfolgt eine Einteilung in die Bereiche<br />

1. Lebenskreis<br />

2. ethische Erkenntnisse, psychologische Grundlagen<br />

3. Gedankenkreise<br />

<strong>Die</strong> Inhalte dieser Richtlinien sind, verglichen mit den Inhalten der Gegenwart und den<br />

Lehrplänen in Österreich, noch immer als Basis des Lebenskunde-Lehrplanes zu<br />

sehen. In weiten Bereichen ist das damals Festgelegte noch aktuell, muss lediglich in<br />

der Vermittlung den geänderten gesellschaftlichen Bedingungen angepasst werden.<br />

Der „Lebenskreis“ als Mittelpunkt des Unterrichts befasst sich mit dem Schüler/der<br />

Schülerin in der sozialen Umwelt. Es geht um die Beziehung der Kinder untereinander,<br />

das Entwickeln eines Gemeinschaftsgeistes. In den weiteren Jahren um die Stellung in<br />

der Familie, das Kennenlernen und Verstehen anderer Kulturen, sowie um die Gesetze<br />

der Menschheit.<br />

<strong>Die</strong> „ethischen Erkenntnisse/psychologischen Grundlagen“ und auch der<br />

„Gedankenkreis“ formulieren als Ziel, die menschlichen Beziehungen untereinander zu<br />

erkennen. Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften werden erarbeitet,<br />

Eigenschaften wie Gehorsam, Mithilfe, Nachbarschaft werden thematisiert. Mithilfe der<br />

Charakterkunde wird die Möglichkeit geboten, zwischen Gut und Böse zu<br />

unterscheiden, negative Eigenschaften als solche zu erkennen.<br />

Der dritte Bereich, die Gedankenkreis, unterteilt in Gemeinschaft, Entwicklung der<br />

Arbeit und Kunst. Es werden Themen behandelt, die an Aktualität niemals verlieren,<br />

wie Verhaltensregeln, Benehmen bei Tisch, Rassenfragen, die innereuropäische<br />

Interessengemeinschaft. Es gab damals schon den Umweltgedanken, Tier- und<br />

Pflanzenschutz waren Inhalte des Lebenskundeunterrichts. Der Gedanke der Arbeit<br />

befasst sich mit Arbeitsethos, auch mit Themen der Arbeitslosigkeit und der<br />

38


Weltwirtschaft. (Detto & Krzmarik, 2008) Damals natürlich in einem anderen Licht zu<br />

sehen als heute, von der Bedeutung her aber nicht verändert.<br />

Schließlich ist noch der Gedanke der Kunst gegeben, der sich mit Ästhetik, der<br />

Schönheit des Lebens und der Festkultur befasst. <strong>Die</strong> Kinder beschäftigen sich mit<br />

Festen, wo sie ihre eigenen Erfahrungen einbringen können; mit Familienfesten und<br />

besonderen Festtagen oder einfach auch nur, für sie selber, ganz persönlich<br />

bedeutenden Tagen. Es ist klar erkennbar, dass zwischen den drei Gedankenkreisen<br />

ein Zusammenhang besteht, lässt sogar die Vermutung eines klassenübergreifenden<br />

Unterrichts in Lebenskunde zu. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />

Ethik-Unterricht und Lebenskunde im Vergleich haben eine sehr ähnliche Zielvorgabe.<br />

Der Lebenskundeunterricht fand immer in der ersten Stunde statt, als Einstieg in den<br />

Tag, um die Probleme der Kinder zu diskutieren und auf aktuelle politische und<br />

wirtschaftliche Geschehnisse einzugehen. <strong>Die</strong> Zielvorgaben des Unterrichts<br />

entwickelten sich durch die Erkenntnisse der Schüler, wurden also nicht vom<br />

Lehrer/der Lehrerin vorgegeben.<br />

Ein aktueller Stundenplan eines Gymnasiums weist einen Ethik- statt<br />

Lebenskundeunterricht aus, das Stundenausmaß wurde halbiert. <strong>Die</strong> Richtlinien<br />

wurden gegenüber dem Lebenskundeunterricht in vier Themenbereiche gegliedert.<br />

Themenbereich 1 stellt die Frage „Was kann ich wissen?“. Er beinhaltet Grundlagen<br />

des Erkennens, Meinungsbildung, Gewinnen von Überzeugungen,<br />

Lebenswirklichkeiten. Im Bereich zwei, der die Frage „Was soll ich tun?“ stellt, werden<br />

Themen wie Umgang mit moralischen Ansprüchen, Anderen gerecht werden und<br />

Toleranz und Anerkennung behandelt. Schließlich der Bereich 3, der sich in seiner<br />

Fragestellung „Was darf ich hoffen?“ mit Vorstellungen von einem glücklichen Leben<br />

und Sinnfragen, auch aus religiöser Sicht, beschäftigt. Der Bereich 4 formuliert die<br />

Frage „Was ist der Mensch?“. Es geht um Inhalte wie Herkunft des Menschen, der<br />

Mensch in der Natur und die Bedeutung des Individuums in der Gesellschaft. (Detto &<br />

Krzmarik, 2008)<br />

Zum Vergleich die bereits angeführten Richtlinien des Lebenskundeunterrichts, der<br />

sich in die drei Bereiche Lebenskreis, ethische Erkenntnisse/psychologische<br />

Grundlagen und Gedankenkreis gliedert. <strong>Die</strong>se Richtlinien sind oberflächlicher<br />

formuliert, stellen nur eine Orientierung für die Unterrichtenden dar, sind nicht<br />

39


zwingend bindend und lassen damit einen wesentlich größeren Spielraum bei der<br />

Auswahl der Themen. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />

Es lassen sich beide Unterrichtsgegenstände als „Lernen der Lebenskunst“<br />

zusammenfassen. Wolfgang Müller-Commichau versieht sein Buch „Lebenskunst<br />

lernen“ noch mit dem Untertitel „Annäherungen an eine Pädagogik des Zulassens“. Er<br />

beginnt sein Werk mit einem Zitat: „<strong>Die</strong> Passion des Affen, ist es, zu klettern, die des<br />

Känguruhs, zu springen. <strong>Die</strong> Passion des Menschen aber besteht darin, zu denken.“<br />

Valentin Braitenberg (Müller-Commichau, 2007)<br />

3.2 Profil und Aufgaben des Lebenskunde-Unterrichts<br />

3.2.1 Werte und Normen<br />

Was sind die Werte der Jugendlichen heute? Was macht ihnen Angst? Jugendliche<br />

geben auf die Frage nach ihrer Lebenssituation Antworten wie die folgenden:<br />

„Wir haben keine klaren Lebensziele mehr,….“<br />

„Zu viele Optionen…. heillose Zersplitterung“<br />

„Wir vergessen die essentiellen Dinge… Mit-Menschlichkeit…“<br />

„Kaum ernsthafte Gespräche! Immer bloß Fun…“<br />

„<strong>Die</strong> Angst, etwas zu verpassen… alles nutzen müssen.“ (Pfeifer, 2009, S. 15)<br />

<strong>Die</strong>se Aussagen entsprechen dem aktuellen Gesellschaftsbegriff, wie<br />

„Spaßgesellschaft, Erlebnis- oder Netzwerkgesellschaft“.<br />

In der empirischen Werteforschung wird die Wertelandschaft der Jugendlichen<br />

besonders hinterfragt. Im Prinzip fordern Jugendliche für moralische Vorgaben eine<br />

Begründung. Pfeifer bezieht sich auf die Shell-Studie 2000 und gibt als Erkenntnis<br />

daraus an, dass die Jugendlichen einen sehr offenen und flexiblen Umgang mit der<br />

Wahl ihres Lebensziels pflegen. Bei der Gewichtung der Wertaussagen dominieren<br />

Ziele wie „Autonomie“, damit verbunden „Selbstständig denken und handeln“. Als<br />

besonders attraktiv wird „Spaß haben und viel erleben“ empfunden. „So bleiben, wie<br />

man ist“, also authentisch zu sein, ist ein erstrebenswerter Zustand für die<br />

Jugendlichen. <strong>Die</strong> Studie belegt nicht den von Werteforschern angekündigten Anstieg<br />

von Selbstentfaltungswerten und Hedonismus.<br />

40


Sich mit dem Lehren und Lehren von „Werten“ zu befassen, bedingt eine Klärung der<br />

Begriffe „Moral“ und „Ethik“, „Werte“ und „Normen“. Pfeifer beschreibt „Moral“ als „…<br />

ein Netzwerk von Überzeugungen hinsichtlich gebotener und unerlaubter<br />

Handlungsweisen...:“ (Pfeifer, 2009, S. 32)<br />

<strong>Die</strong>se Art zu handeln bezieht sich häufig auf schutzwürdige Lebewesen, lässt sich<br />

daher in allgemeinen Handlungsnormen ausdrücken. „Normen sind also generalisierte<br />

Erwartungshaltungen“. (Pfeifer, 2009, S. 32)Werte und Normen werden im täglichen<br />

Sprachgebrauch oft nicht differenziert. Es bestehen Widersprüchlichkeiten und<br />

scheinbare Überschneidungen. Werte stellen das Orientierungsmuster dar, Normen<br />

drücken das Handlungsmuster aus. Zu jedem Wert gibt es eine Norm, der die<br />

Handlung vorgibt, um den Wert zu realisieren. Umgekehrt bedarf jede Norm der<br />

Zuordnung zu einem bestimmten Wert. Als Beispiel führt Pfeifer den Wert<br />

„Gerechtigkeit“ an, dem die Norm „Handle und verhalte dich gerecht!“ entspricht.<br />

<strong>Die</strong> Funktion der Ethik ist es, die Moral zu sortieren und in ein System zu bringen. Ethik<br />

ist also die Lehre vom „guten und gerechten Tun“. Werte lassen sich nach Pfeifer als<br />

„Orientierungsmuster für menschliches Handeln“ bestimmen. Es findet nicht ein Verfall<br />

der Werte in unserer Gesellschaft statt, sondern ein Verblassen ihrer Bedeutung. .<br />

(Pfeifer, 2009, S. 33)<br />

3.2.2 Soziale Kompetenz<br />

<strong>Die</strong> Erlangung sozialer Kompetenz als Hilfe zur Lebensbewältigung sowie die<br />

Vermittlung und die Aneignung der Schlüsselqualifikationen sind die ursächlichsten<br />

Aufgaben des Lebenskundeunterrichts und auch Inhalt der Bildungs- und<br />

Lehraufgaben der Polytechnischen <strong>Schule</strong>. (pts.schule.at, 1997)<br />

„Soziale Kompetenz bezieht sich auf alle Fertigkeiten, die für ein zufriedenstellendes<br />

Zusammenleben erforderlich sind.“ (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001, S. 9)<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung von sozialer Kompetenz beschreibt vornehmlich Entwicklungsziele bei<br />

Kindern und Jugendlichen. <strong>Die</strong> Unterscheidung zwischen sozialen Fertigkeiten und<br />

sozialer Kompetenz ist zu treffen. Einige Beispiele für soziale Fertigkeiten:<br />

Reagieren auf Kritik<br />

Widersprechen<br />

Gefühle zeigen<br />

41


Kontakt aufnehmen<br />

Kontaktaufnahme ablehnen<br />

Schuld eingestehen<br />

Es geht bei der Altersgruppe der 12 – 18Jährigen um die Übernahme der<br />

Geschlechtsrolle, das Akzeptieren des eigenen Körpers, die Vorbereitung auf das<br />

Berufsleben, das Erlangen ethischer Systeme als Leitfaden für Verhalten, die<br />

Vorbereitung auf Partnerschaft und Familie, das Erlangen der Unabhängigkeit von den<br />

Eltern, den Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen. (Jugert, Rehder, Notz, &<br />

Petermann, 2001, S. 10)<br />

Soziale Inkompetenz bewirkt die Ablehnung in der Gruppe, was zu Verhaltensweisen<br />

führt, welche die soziale Inkompetenz weiter festigen. Kompetenztraining kann durch<br />

Rollenspiele erfolgen. <strong>Die</strong> Übernahme zweier gegensätzlicher Rollen vermittelt die<br />

Möglichkeit, sich selbst zu beobachten und zu reflektieren. Das „kompetente“ Verhalten<br />

im Alltag kann damit geübt und verstärkt werden. Weitere Übungen innerhalb der<br />

Klasse sind möglich, um sie in die Lage zu versetzen, mit Belastungen besser fertig zu<br />

werden. (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001, S. 22)<br />

Wie wichtig die Vermittlung von Konfliktlösungsstrategien im Hinblick auf das weitere<br />

Leben ist, geht sehr klar aus folgendem Zitat hervor: „Regeln stellen eine<br />

Grundbedingung für ein relativ konfliktfreies Miteinander dar und sind hilfreich beim<br />

Lösen von Konflikten. Ein weiterer Vorteil von Verhaltensregeln besteht darin, dass<br />

Gruppen, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, es leichter und reibungsloser<br />

erreichen, wenn sich alle Beteiligten an die Vereinbarungen halten. Damit die Regeln<br />

von allen akzeptiert werden, sollen sie die Bedürfnisse der gesamten Gruppe<br />

widerspiegeln.“ (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001)<br />

Das FIT FOR LIFE Training bietet Lösungsstrategien im Zusammenhang mit<br />

Verhaltensregeln an. Um die erwünschten Verhaltensweisen bei den Jugendlichen<br />

aufzubauen, ist ein gemeinsames Entwickeln von Verhaltensregeln erforderlich, diese<br />

sind dann klar vorzugeben, und deren Einhaltung ist zu kontrollieren. Bei der<br />

Vereinbarung dieser sozialen Regeln wird abgesprochen, welches Verhalten innerhalb<br />

dieser Gruppe als angemessen gilt.<br />

Am besten kann man soziale Kompetenz durch Beobachtungsverfahren erfassen.<br />

Hierfür bieten sich zwei unterschiedliche Zugänge an:<br />

42


1.Beobachtung im natürlichen Umfeld, wie Familie, Arbeitsplatz oder <strong>Schule</strong>.<br />

2.Situationen vorgeben und diese im Rollenspiel nachstellen lassen (hier konfrontiert<br />

man eine Person mit einer bestimmten Aufgabe und beobachtet das Verhalten bzw.<br />

das Umsetzen der Aufgabe dieser Person)<br />

Eine weitere Möglichkeit zum Gewinnen von Einschätzungen sind festgelegte<br />

Rollenspielthemen. <strong>Die</strong> Person wird mit einer bestimmten Aufgabe, einer sozialen<br />

Anforderung, konfrontiert. <strong>Die</strong>se Anforderung kann darin bestehen, einen Aufsatz vor<br />

der Klasse vorzulesen, eine bestimmte Person anzusprechen und um Auskunft zu<br />

bitten.<br />

Das in dem Buch von Gert Jugert „Soziale Kompetenzen für Jugendliche: Grundlagen,<br />

Training und Fortbildung“, erwähnte „FIT FOR LIFE“ Kompetenztraining für<br />

Jugendliche ist ein Präventivprogramm, welches so konzipiert ist, dass Jugendliche<br />

und junge Erwachsene davon profitieren können. Es ist nicht darauf ausgelegt, bereits<br />

vorhandene Verhaltensauffälligkeiten individuell zu therapieren.<br />

Der Einsatz des Programmes ist überall dort möglich, wo Jugendliche im Bereich der<br />

sozialen Kompetenzen und beruflichen Schlüsselqualifikationen gefördert werden<br />

sollen. Das „FIT FOR LIFE“ Kompetenztraining verfolgt Ziele auf den<br />

unterschiedlichsten Ebenen.<br />

„Ein übergeordnetes Ziel ist die berufliche und gesellschaftliche Integration von<br />

Jugendlichen durch die Vermittlung sozialer Kompetenzen und beruflicher<br />

Schlüsselqualifikationen.“ (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001)<br />

3.2.3 Der Schüler, die Schülerin<br />

„<strong>Die</strong> Jugendzeit ist…. eine Lebensphase, in der eine innere Beunruhigung den Mut<br />

stärkt, Neues und Fremdes zu erkunden und sich in neue Beziehungen einzulassen.“<br />

(Fend, 2005, S. 225)<br />

<strong>Die</strong>se Worte zeigen die besondere Situation, in der sich ein Schüler/eine Schülerin der<br />

PTS befindet. Daraus ergibt sich auch die große Herausforderung für die<br />

Unterrichtenden, die Bedeutung der Interaktion zwischen LehrerInnen und<br />

SchülerInnen, die Notwendigkeit einer adäquaten Unterrichtsform und die Wichtigkeit<br />

der Lehrerpersönlichkeit. Eine sehr treffende Aussage zum Entwicklungsstatus der<br />

PTS-SchülerInnen findet sich im Interview mit der Bezirksschulinspektorin von<br />

Korneuburg, Helga Braun, die unter Verweis auf den Hirnforscher Gerhard Hüther die<br />

43


Phase der Pubertät als „Baustelle im Kopf“ bezeichnet. <strong>Die</strong>se Phase ermöglicht aber<br />

noch erfolgreiche Investition, Orientierung und Begleitung, was die PTS in dieser<br />

Hinsicht sehr speziell macht. (Braun H. , 2012)<br />

Fend weist in seinem Werk „Entwicklungspsychologie des Jugendalters“ auf die<br />

verschiedenen Phasen der Entwicklung hin, in denen der Mensch spezifische<br />

Aufgaben und Probleme zu bearbeiten hat. Es sind dabei sowohl biologische Prozesse<br />

als auch psychische Prozesse im Gang. <strong>Die</strong>se Veränderungen schaffen neue<br />

Möglichkeiten. Als Beispiel sei die Situation der Pubertierenden angeführt, für die sich<br />

im biologischen Sinn die Möglichkeit zur Reproduktion eröffnet. Daraus ergibt sich in<br />

unserer Kultur die Aufgabe, Vorbereitungen zur Wahl des richtigen Partners, der<br />

richtigen Partnerin zu treffen.<br />

<strong>Die</strong> spezifische Entwicklungsaufgabe ergibt sich also aus dem Aufeinandertreffen von<br />

innerer Entwicklung und äußerer Anforderung. <strong>Die</strong> Entwicklungsaufgaben der<br />

SchülerInnen einer PTS, junger Menschen zwischen 14 und 16 Jahren, eines<br />

Menschen in der Adoleszenz also, sind in drei Bereiche zu gliedern:<br />

Intrapersonal – biologische und psychische Veränderungen<br />

interpersonal – die Person im Gefüge der sozialen Beziehungen<br />

kulturell-sachlich – kulturelle Ansprüche und Entwicklungspotenziale<br />

Übergeordnetes Ziel dieser Bereiche ist die Erlangung eines neuen Verhältnisses zur<br />

eigenen Person, sowie die Bewusstmachung seiner eigenen Rolle in der Welt. Studien<br />

belegen, dass die oben genannten Themen tatsächlich die wichtigsten in der<br />

Jugendzeit sind. Unterschiedlich ist der Zugang von Burschen und Mädchen zur<br />

Sexualität. <strong>Die</strong> weiblichen Jugendlichen suchen Beziehung, die männlichen hoffen<br />

eher auf Erfüllung des Triebes. Der Aufgabenbewältigung stehen die<br />

Freiheitsbewegungen gegenüber. <strong>Die</strong> Jugend zwischen zwölf und sechzehn will<br />

unabhängig werden von den Eltern, sich nicht mehr den Anordnungen unterwerfen<br />

müssen, eigenständige Entscheidungen zur Freizeitgestaltung und Sexualität treffen,<br />

und die jungen Menschen streben nach dem Erwerb von eigenem Geld durch die<br />

Integration in die Berufswelt. . (Fend, 2005, S. 210-212)<br />

Eine Entwicklungsaufgabe ist es, den eigenen Körper, der sich rasend verändert,<br />

bewohnen zu lernen. In der neunten Stufe verlegt sich der Fokus vom<br />

Längenwachstum auf die sekundären Geschlechtsmerkmale. Es sind dies Bartwuchs<br />

44


und Stimmbruch bei den Burschen, die Brüste bei den Mädchen. Es wird insgesamt<br />

großes Augenmerk auf das Aussehen gelegt. (Fend, 2005, S. 232,233)<br />

<strong>Die</strong> Einschätzung des eigenen Körpers ist sehr eng verbunden mit der<br />

gesellschaftlichen Akzeptanz, mit den Chancen bei der Partnerwahl und mit anderen<br />

Vor- bzw. Nachteilen, die oft aber von den Jugendlichen konstruiert sind. (Fend, 2005,<br />

S. 241) Aufgabe der Pädagogik ist es, sich über die Inhalte der Medien und deren<br />

Angebote an die Jugendlichen zur Bewältigung dieser schwierigen Phase informiert zu<br />

zeigen und diese Angebote in die pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen zu<br />

integrieren. Zu beachten ist in der pädagogischen Begleitung weiters die oftmals<br />

auftretende Diskrepanz zwischen Stimmungslage und dem Auftreten nach außen. Da<br />

in dieser Altersgruppe das Gewicht für Mädchen besonderen Stellenwert genießt, ist<br />

unbedingt auf umfassende Beratung zum Thema Ernährung Bedacht zu nehmen. Es<br />

soll über den Umgang mit dem eigenen Körper geredet werden, und auch über<br />

Möglichkeiten, das eigene Erscheinungsbild zu verbessern. (Fend, 2005, S. 251-253)<br />

Im Zusammenhang mit dem Bewohnen des eigenen Körpers ist auch die<br />

Entwicklungsaufgabe, der Umgang mit Sexualität, zu sehen. Sexualität stellt dabei<br />

nicht eine isolierte Triebbefriedigung dar, sondern das Eingebettetsein in eine<br />

Beziehung, das Erlernen der Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und diese auch<br />

wieder zu lösen. Sexualität hat auch mit Selbstfindung, mit Akzeptanz und Selbstwert<br />

zu tun. (Fend, 2005, S. 258,259) <strong>Die</strong> pädagogische Begleitung dieser<br />

Entwicklungsaufgabe hat unter Einbeziehung der personalen Entwicklung im Hinblick<br />

auf Selbstvertrauen, Bindungsfähigkeit und den Umgang mit konfliktreichen<br />

Beziehungssituationen bis hin zur Trennung zu erfolgen. Daraus ergibt sich wiederum<br />

der Zusammenhang mit einer weiteren Entwicklungsaufgabe, dem Umbau der sozialen<br />

Beziehungen. Das Kind ist bis jetzt stark an die Eltern gebunden und beginnt nun einen<br />

Prozess der Loslösung, hin zu Personen des anderen Geschlechts, vorübergehend<br />

vielleicht auch des eigenen Geschlechts. Es ist eine Zeit der Suche nach Bindungen.<br />

(Fend, 2005, S. 269)<br />

<strong>Die</strong> Eltern haben weniger Macht über ihre Kinder als früher, weil die Motivation, Kinder<br />

in die Welt zu setzen, eine andere geworden ist. War es früher eine Frage der<br />

Altersversorgung, so ist es heute die emotionale Befriedigung, die man in der<br />

Beziehung zum Kind sucht, sich dessen Bereitschaft zum Erwidern dieser Zuneigung<br />

aber nicht sicher sein kann. (Fend, 2005, S. 271) <strong>Die</strong> Konfliktthemen sind<br />

45


erstaunlicherweise dennoch nahezu die gleichen geblieben. Es geht im Dissens<br />

zwischen Eltern und Kindern noch immer um Ordnung, Mithelfen, un um<br />

Schulleistungen. Auch hier ist die pädagogische Konsequenz das Erlernen von<br />

Strategien, den anderen besser zu verstehen, sich selbst attraktiv darzustellen und<br />

soziale Haltung zu gewinnen. (Fend, 2005, S. 328,329)<br />

Auf eine für die Schulform Polytechnische <strong>Schule</strong> besonders bedeutsame und<br />

relevante Entwicklungsaufgabe sei noch hingewiesen, nämlich die Berufswahl. Fend<br />

erläutert, dass der Berufswunsch allein nicht ausreicht, um eine Entscheidung zu<br />

treffen. Es geht um das Erkennen von Präferenzen, die zu prüfen sind. Ressourcen,<br />

die vom Jugendlichen mitgebracht werden, um einen bestimmten Beruf zu ergreifen,<br />

sind abzuklären. Auch die Frage, wie weit sich diese Ressourcen schaffen lassen. Der<br />

dritte Punkt bei der Berufsentscheidung ist die Frage nach den Chancen, die man in<br />

diesem Beruf vorfindet. Es soll ja die Existenz damit gesichert sein. <strong>Die</strong> wichtigsten<br />

Bezugs- und Beratungspersonen sind auch heute noch die Eltern. (Fend, 2005, S. 372)<br />

Dennoch kommt in diesem Bereich der <strong>Schule</strong> eine enorme Wichtigkeit zu. Hat sie<br />

doch innerhalb eines Netzwerkes von anderen Unterstützungsleistungen ganz<br />

konkrete Möglichkeiten zur Erleichterung bei der Berufswahl zu schaffen, sei dies in<br />

Form von Praktika, Veranstaltungen zum Thema, der Herstellung von Kooperationen<br />

mit den Betrieben, Verbindungen zum Arbeitsamt sowie persönliche Gespräche.<br />

(Fend, 2005, S. 377)<br />

Auf einen bedauerlichen Umstand für die Jugendlichen, die schon mit ihrem Leben, da<br />

sich in einer Umbruchphase befindet, eine große Aufgabe zu bewältigen haben, weist<br />

das folgende Zitat von Peter Jäger, einem langjährigen Direktor einer PTS, hin: „Das<br />

österreichische gestufte Schulsystem mit seiner Sozialisations-und<br />

Selektionsfunktion bewirkt eine gesellschaftliche Abwertung jener Schüler, die den<br />

Polytechnischen Lehrgang besuchen mussten.“ (Jäger, Entstehung und<br />

Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001, S. 36)<br />

3.2.4 LehrerIn und SchülerIn in Interaktion<br />

Aus der Erfahrung lässt sich sagen, dass der Lebenskundeunterricht eine besondere<br />

Situation für LehrerIn und SchülerIn darstellt. Es geht dabei nicht um<br />

Wissensvermittlung, nicht um das Erlangen einer guten Note, nicht um Leistung. Es ist<br />

46


daher vom Lehrer eine Atmosphäre herzustellen, die Vertrauen schafft. <strong>Die</strong> Kinder<br />

sprechen von sich aus sehr konkrete und persönliche Dinge an.<br />

Interaktion wird in der Sozialpsychologie als das “wechselseitig aufeinander bezogene<br />

Verhalten von zwei oder mehreren Personen“ bezeichnet. (Ulich, 2001, S. 77) Genauer<br />

zu differenzieren ist Interaktion auch als Einwirkung aufeinander, als gegenseitige<br />

Kontrolle und auch als Abhängigkeit voneinander. (Ulich, 2001, S. 77; vgl. Graumann<br />

1972)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> wird als Sozialisations- und Erziehungsinstanz gesehen, was auch zu<br />

unterscheiden ist. Sozialisation versteht sich als Entwicklung des Menschen zu einem<br />

gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt und ist niemals abgeschlossen. Der<br />

Sozialisationsprozess hängt von gesellschaftlichen Anforderungen ab, inkludiert die<br />

Übernahme tradierter Normen und ist im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen zu<br />

sehen. Erziehung hingegen ist eine absichtliche Beeinflussung der zu Erziehenden im<br />

Zusammenhang mit einer Wertung. Erziehung ist damit ein Teil der Sozialisation, bringt<br />

wie diese nachhaltige, lange Zeit andauernde Ergebnisse und bestimmt ebenso das<br />

weitere Leben des Menschen. Beide Prozesse beruhen auf Nachahmung,<br />

Konditionierung, Verstehen, sind daher also schwer voneinander abzugrenzen.<br />

(Schweer, 2008, S. 14,15)<br />

Im Zusammenhang mit den Bildungszielen und der Erlangung von<br />

Schlüsselqualifikationen in der <strong>Schule</strong> im Allgemeinen und im LK-Unterricht im<br />

Besonderen ist zwischen Sozialisations- und Erziehungsprozess zu unterscheiden.<br />

Sozialisation wird in der pädagogischen Literatur als Entwicklung der Persönlichkeit<br />

durch die Vermittlung der sozialen und materiellen Umwelt durch die Gesellschaft<br />

bezeichnet. Der Mensch bildet sich zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Sujet.<br />

Es ist damit nicht der Prozess der Anpassung gemeint, sondern ein lebenslanger<br />

Prozess der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und deren Gestaltung gemeint.<br />

(Schweer, 2008, S. 14, 15)<br />

Erziehung hingegen sind Maßnahmen, die von erziehenden Instanzen wie Eltern oder<br />

<strong>Schule</strong> gesetzt werden. Es findet eine Beeinflussung der Kinder mit einer gewissen<br />

Absicht statt, das Verhalten wird gewertet. Erziehung ist aber damit durchaus als ein<br />

Bestandteil der Sozialisation zu sehen Das Gemeinsame für beide Begriffe ist die<br />

nachhaltige Wirkung. <strong>Die</strong> bei beiden Begriffen zu Anwendung gelangenden<br />

47


lernpsychologischen Prozesse wie Nachahmung oder Beobachtung machen eine<br />

strikte Trennung der beiden Begriffe unmöglich. <strong>Die</strong> Familie hat bei der Erziehungsund<br />

Sozialisationsaufgabe die wesentlichste Bedeutung, weil ja die Erfahrungen im<br />

frühen Kindesalter die Basis für Sozialisation darstellen. (Schweer, 2008, S. 14)<br />

Für die SchülerInnen ist das schulische Erleben immer auch im Zusammenhang mit<br />

der Beziehung zu den LehrerInnen zu sehen. <strong>Die</strong>se Beziehung beeinflusst Freude an<br />

der <strong>Schule</strong> ebenso wie Frust, Motivation und Interessen an bestimmten Inhalten gleich<br />

wie Ablehnung. Eine schlechte Beziehung belastet die SchülerInnen in mehrfacher<br />

Weise. Auch für die LehrerInnen sind die Erfahrungen im Beruf durch die Beziehung zu<br />

ihren SchülerInnen geprägt. Unzufriedenheit, Ausbrennen im beruflichen Agieren sind<br />

hauptsächlich in der fehlenden Anerkennung durch andere zu suchen. LehrerInnen<br />

fühlen sich im Beruf zufrieden und erfolgreich, wenn ihr Zugang zu den ihnen<br />

anvertrauten Kindern und Jugendlichen eine hohe Qualität aufweist. (Ulich, 2001, S.<br />

76)<br />

Zu unterscheiden ist der curriculare Unterricht, bei dem es im Wesentlichen um die<br />

Vermittlung der Lehrinhalte geht, und einer Form des Unterrichts, bei dem der Schüler<br />

im Mittelpunkt steht. <strong>Die</strong>ser offene Unterricht erlaubt dem Schüler die Mitbestimmung<br />

bei der Auswahl der Ziele, der Unterrichtsmittel und der Bewertung des Lernerfolges.<br />

(Schweer, 2008, S. 29; nach. Moschner & Wagener 2006) Situiertes Lernen beschäftigt<br />

sich nach Klauer mit dem Thema, wie über den Erwerb von Wissen Kompetenzen des<br />

problemlösenden Denkens und Lernens erlangt werden und dieser Prozess durch die<br />

Lernumgebung positiv beeinflusst werden kann. (Schweer, 2008, S. 29, nach Klauer<br />

2006))<br />

Ein weiterer Forschungsbereich behandelt das Unterrichtsklima in einer schulischen<br />

Umgebung, die sich von der curricularen Wissensvermittlung hinaus in das Sozialklima<br />

in der Klasse erstrecken. Es ist dabei ein Zusammenhang zwischen Klassenklima und<br />

schulischen Leistungen nachgewiesen worden.(Lehrer-Schüler-Interaktion/ Hubert<br />

Hofmann & Karin Siebertz)<br />

Forschungen beschäftigen sich mit dem Thema, wie weit die von LehrerInnen und<br />

SchülerInnen subjektiv wahrgenommene schulische Umgebung die Entwicklung der<br />

Persönlichkeit und die Leistung beeinflussen. Wenn auch das Klassenklima nicht von<br />

allen Beteiligten in gleicher Weise wahrgenommen wird, spricht man doch von einem<br />

48


„kollektiv wahrgenommenen Klassenklima“. Es wurden Zusammenhänge zwischen<br />

Klima und Leistung nachgewiesen, allerdings ohne echte praktische Signifikanz.<br />

Erheblich aber ist der Einfluss des Klassenklimas auf die sozialen Kompetenzen<br />

(Schweer, 2008, S. 29,30)<br />

3.2.5 Unterrichtsplanung und –gestaltung<br />

Bei der Unterrichtsplanung und in der Gestaltung des Unterrichts ist daher auf eine<br />

gute LehrerIn/SchülerIn-Beziehung Bedacht zu nehmen. Wie aus den<br />

vorangegangenen Ausführungen hervorgeht, den besonderen Inhalten des<br />

Lebenskundeunterrichts, den in den Curricula definierten Bildungszielen und auch den<br />

Bedürfnissen der Unterrichteten in dieser Schulstufe, ist besonders auf eine adäquate<br />

Gestaltung des Unterrichts zu achten, was wiederum einer sorgfältigen Vorbereitung<br />

bedarf. Es gibt zu innovativem Unterricht viele wissenschaftlich fundierte Vorschläge<br />

und erprobte Methoden, die sich aber im Wesentlichen mit Leistung und der Sicherung<br />

des Erlernten befassen. Der Unterricht in Lebenskunde ist nur sehr bedingt mit<br />

anderen Gegenständen vergleichbar, weil es nicht um das Erlernen und die Aneignung<br />

von Wissen, von Lernstoff im herkömmlichen Sinn geht. Es handelt sich vielmehr um<br />

die Vermittlung von Kompetenzen, um das Erarbeiten von Lösungsstrategien, um den<br />

Erwerb von Schlüsselqualifikationen.<br />

Dazu findet sich bei Pfeifer (Pfeifer, 2009, S. 34) eine interessante These, dass<br />

nämlich die Vermittlung von Werten und damit der Aufbau von Werthaltungen nur<br />

gelingen, wenn es eine emotionale Schiene gibt.<br />

Bei Thal und Vormdohre (Thal & Vormdohre, 2006, S. 6,7)findet sich der Hinweis auf<br />

zahlreiche andere Faktoren, die neben der Methode im Unterricht eine zentrale Rolle<br />

spielen. Vertrauenswürdigkeit und Motiviertheit des Lehrers, was wiederum stark vom<br />

Selbstbild des Lehrers abhängig ist, tragen wesentlich zum Gelingen von Unterricht<br />

bei. Eine Unterscheidung von drei Formen von „unterrichtlichem Arrangement“ trifft<br />

Hepting (Hepting, 2008, S. 97, nach Gerbig )<br />

systemorientierte Lernumgebung<br />

problemorientierte Lernumgebung<br />

adaptive Lernumgebung<br />

<strong>Die</strong> Beschreibung der systemorientierten Lernumgebung, in der die Lehrperson die<br />

aktive, die Lernenden nur die aufnehmende Rolle einnehmen, lässt den Schluss zu,<br />

49


dass es sich dabei um eine wenig geeignete Form für den Lebenskundeunterricht<br />

handelt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Planung des Unterrichts in der PTS<br />

allgemein, ganz speziell im Gegenstand Lebenskunde einer besonderen Sorgfalt<br />

bedarf. Immer auch im Hinblick auf die besondere Herausforderung, die an eine<br />

Lehrerpersönlichkeit an der PTS gestellt wird: Dazu ein Zitat aus der Broschüre von<br />

Jäger zu den schulpädagogischen Perspektiven der PTS:<br />

”Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten<br />

bei Nebel durch unwegsames Gelände zu führen, und zwar so, dass alle bei bester<br />

Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.” (Jäger,<br />

<strong>Die</strong> österreichische Polytechnische <strong>Schule</strong> im Wandel - Schulpädagogische<br />

Perspektiven, 2001, S. 21)<br />

Als Beispiel für ein Unterrichtsmodell, das auch an der <strong>Schule</strong> durchgeführt wurde, sei<br />

auf das im nächsten Punkt 3.2.6 beschriebene Unterrichtsmodell VaKE hingewiesen.<br />

3.2.6 Fächerübergreifender Unterricht<br />

Im Lehrplan 1981 sind konkrete Vorgaben zum fächerübergreifenden Unterricht<br />

gegeben. Es wird darauf verwiesen, dass die vielfältigen Erziehungs- und<br />

Bildungsaufgaben im PL nur durch das Zusammenwirken möglichst vieler<br />

Gegenstände gelingen können. Es geht dabei um die Themen, die man als eindeutig<br />

lebenskundlicher Natur bezeichnen kann: Familie, auch hier wieder der Hinweis auf<br />

Freizeit, das Leben in der Gruppe, Öffentlichkeit, Arbeit, Politik. Als<br />

Unterrichtsprinzipien werden dabei folgende Inhalte, bei denen es eine<br />

Überschneidung zwischen LK und anderen Fächern gibt, konkret angeführt:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Gesundheitserziehung in den Fächern LK, GL und LÜ<br />

Medienerziehung in D, LK<br />

musische Erziehung in LK, WE und D<br />

Politische Bildung in LK, SWK, SLS<br />

Sexualerziehung in LK, GL<br />

Verkehrserziehung in LK<br />

Sprecherziehung in LK und GL<br />

Zur Umsetzung der Unterrichtsprinzipien wird die Beiziehung von Fachleuten<br />

empfohlen, eine Koordination der Unterrichtsgegenstände, sowie der Einsatz<br />

50


geeigneter Unterrichtsmittel. (Verordnung des Bundesministers für Unterricht und<br />

Kunst vom 2. Juni 1981 über den Lehrplan des Polytechnischen Lehrganges;<br />

Bekanntmachung der Lehrpläne für den Religionsunterricht an dieser <strong>Schule</strong> , 1981)<br />

Als Beispiel für ein Thema, das in mehreren Fächern Einlass findet, sei das Projekt<br />

VaKE, durchgeführt im September 2008 an der PTS Korneuburg, zum Thema<br />

„Interkulturelles Lernen“, im Gegenstand „Politische Bildung“, angeführt.<br />

„Interkulturelle Arbeit ist ein wesentlicher Beitrag zur Integration. Integration ist keine<br />

Einbahnstraße: Sie verlangt von uns allen Bereitschaft, auf das Fremde in uns und um<br />

uns neugierig zu sein.“ (Steindl M. , Helm, Steininger, Fiala, & Venus, 2008)<br />

Das Unterrichtsprinzip „Interkulturelles Lernen“ ist seit Anfang der 1990er-Jahre in den<br />

allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n als Unterrichtsprinzip verankert. In den Lehrplänen für die<br />

AHS und die Hauptschulen ist es als Unterrichtsprinzip angegeben. Ein<br />

Unterrichtsprinzip soll sich als Leitfaden über alle Gegenstände erstrecken. Das<br />

Unterrichtsprinzip „Interkulturelles Lernen“ hat zum Ziel, Vorurteile abzubauen und<br />

gegenseitiges Verständnis zu erwirken. (bm:ukk, 2009)<br />

Der Hinweis im Schulorganisationsgesetz auf die Aufgaben der Politischen Bildung in<br />

den <strong>Schule</strong>n rechtfertigte ebenso wie auch die definierte Bildungs- und Lehraufgabe<br />

für Politische Bildung im Lehrplan für PTS die Entscheidung, dieses Unterrichtsfach für<br />

das Projekt zu wählen.<br />

<strong>Die</strong> österreichische <strong>Schule</strong> kann die im §2 des Schulorganisationsgesetzes u.a.<br />

formulierte Zielsetzung, Schülerinnen und Schüler sollen zu selbständigem Urteil und<br />

sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer<br />

aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs,<br />

Europas und der Welt Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den<br />

gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken, nur erfüllen, wenn sie Politische<br />

Bildung bei Kindern und Jugendlichen entsprechend berücksichtigt. (Bundeskanzleramt<br />

Rechtsinformationssystem, 2010)<br />

Ähnlich die Anforderungen und Ziele im Lehrplan für Politische Bildung:<br />

„Bildungs- und Lehraufgabe:<br />

Der Schüler/<strong>Die</strong> Schülerin soll ………………………………………die Fähigkeit<br />

erlangen, sich bewusst zu informieren, um durch objektives und<br />

verantwortungsbewusstes Handeln Verständigungsbereitschaft und<br />

Demokratiebewusstsein zu entwickeln………………Politische Bildung setzt sich mit<br />

politischen Fragestellungen der Gegenwart, ihren historischen Zusammenhängen und<br />

51


den Möglichkeiten der Einflussnahme auf Entscheidungen auseinander. Sie ist eine<br />

Voraussetzung sowohl für die Entwicklung individueller Kompetenzen als auch für die<br />

Sicherung und Weiterentwicklung der Gesellschaft insgesamt. In einer Zeit, die durch<br />

steigende Komplexität in allen Lebensbereichen – Globalisierung, Phänomene der<br />

Mediendemokratie, zunehmend nicht-nationalstaatliche oder gar mehrfache Identitäten<br />

von Bürgerinnen und Bürgern, veränderte Sozialisation von Kindern und Jugendlichen,<br />

ungleiche Macht- und Ressourcenverteilung zwischen Frauen und Männern sowie<br />

zwischen den Generationen –, gekennzeichnet ist, bedeutet Politische Bildung einen<br />

aktiven Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft sowie zur Verwirklichung und<br />

Weiterentwicklung der Demokratie und Menschenrechte.“<br />

(Lehrplan der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2012)<br />

In die Zeit der Themensuche für das Projekt VaKE fielen die Ankündigung der<br />

Auflösung des Österreichischen Nationalrates und die Ausschreibung von Neuwahlen.<br />

<strong>Die</strong>se Nationalratswahl war für den 28. September 2008 angesetzt worden.<br />

<strong>Die</strong> erste Welle der affichierten Wahlplakate gab schlussendlich den entscheidenden<br />

Impuls für die Themenfindung. Auf einem Wahlplakat der FPÖ konnte man die Parole<br />

„Soziale Sicherheit nur für unsere Leut“ lesen. So gab dieses Plakat den Impuls, sich<br />

mit der Frage der sozialen Sicherheit für alle näher auseinanderzusetzen und die<br />

Schüler zu motivieren, sich selbstständig mit dieser Aussage zu beschäftigen.<br />

<strong>Die</strong> Unterrichtseinheit begann mit einer Impuls-DVD, wo es um Ablehnung von<br />

Ausländern ging. Im Anschluss wurden Gründe für Ablehnung gefunden. <strong>Die</strong><br />

SchülerInnen wurden aufgefordert, einander ablehnende und trennende Worte<br />

zuzurufen. Worte, die Mauern aufbauen, diese aber dann durch Worte, die Mauern<br />

zum Einstürzen bringen, zu ersetzen. Gemeinsam wurden dann die Kriterien für<br />

soziale Sicherheit erarbeitet. Daraus ergab sich dann der Weg zum Slogan „Soziale<br />

Sicherheit nur für unsere Leut“. <strong>Die</strong> SchülerInnen hatten sich ganz bewusst mit dieser<br />

Aussage auseinanderzusetzen und Pro- und Contra-Argumente zu finden. <strong>Die</strong><br />

Argumente wurden diskutiert und auch bildhaft dargestellt. Jedes Kind leistete am<br />

Ende einen symbolischen Beitrag zum Niederreißen der Mauer.<br />

<strong>Die</strong> Evaluierung des Unterrichtsmodelles zeigte neben dem Spaß an der anderen Form<br />

des Unterrichts auch die klare Erkenntnis der Jugendlichen, sich erstmals intensiv und<br />

reflektiert mit dem Thema „Ausländer, Verhetzung, Manipulation“ auseinandergesetzt<br />

zu haben.<br />

VaKE steht für “Values and Knowledge Education”. Aus dieser Bezeichnung ist schon<br />

klar zu erkennen, worum es bei diesem Unterrichtsmodell geht. Werterziehung soll im<br />

52


Fachunterricht stattfinden, ohne dabei die Wissensvermittlung einzuschränken oder zu<br />

vermindern. VaKE ist eine konstruktivistische Unterrichtsmethode – die SchülerInnen<br />

setzen sich also selbstständig mit Themen auseinander und erarbeiten sich<br />

verschiedene Sichtweisen. <strong>Die</strong>ses Unterrichtsmodell ist für alle Altersgruppen bis zur<br />

Erwachsenenbildung einsetzbar, muss aber altersentsprechend adaptiert werden. Sie<br />

kann auf alle Bedürfnisse heterogener Gruppen zugeschnitten werden. (Weinberger,<br />

Partry, & Weyringer, Das Unterrichtsmodell VaKE, 2008)<br />

Es steht dabei die Erreichung folgender Ziele im Vordergrund:<br />

Anwendbares Wissen, also das Gelernte in der gegebenen Situation anwenden zu<br />

können.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung von Verständnis für Werte und deren Anwendung - in der<br />

gemeinsamen und geleiteten Auseinandersetzung mit Wertkonflikten gelangen die<br />

SchülerInnen zu Lösungsstrategien.<br />

Kritisches Denken - um Sichtweisen und Meinungen nicht einfach kritiklos<br />

hinzunehmen, wird in der Gruppe diskutiert und hinterfragt.<br />

Selbstständiges Lernen - die SchülerInnen organisieren und recherchieren<br />

selbstständig. Sie organisieren, adaptieren ihr Konzept an die gegebenen<br />

Rahmenbedingungen, überprüfen und überwachen eigenständig und lernen, auf dieser<br />

Basis der Einschätzung entsprechend und passend zu reagieren.<br />

Problemlösungskompetenz - die SchülerInnen wenden das Erlernte in der konkreten<br />

Situation an und finden so eine eigenständige Lösung.<br />

Teamfähigkeit - die SchülerInnen übernehmen in lockerer und entspannter Atmosphäre<br />

die Verantwortung für sich und andere. Es stehen nicht die Personen, sondern die<br />

Argumente im Vordergrund. Jeder kann seine Ideen einbringen, lernt aber auch, den<br />

anderen zuzuhören.<br />

Diskussions- und Argumentationsfähigkeit - die Gruppenmitglieder haben sich an<br />

vereinbarte Diskussionsregeln zu halten. Sie lernen dabei, ihre Argumente<br />

überzeugend zu formulieren. (Weinberger, Partry, & Weyringer, Das Unterrichtsmodell<br />

VaKE, 2008)<br />

Das VaKE-Unterrichtsmodell läuft in elf Schritten ab:<br />

1 Einführen des Wertkonflikts in der Klasse, wobei das Interesse für das Thema zu<br />

wecken ist. Dazu eignen sich Filmausschnitte, Zeitungsberichte, Lektüre, Pro- und<br />

53


Kontrageschichte vorlesen, verschiedene Möglichkeiten des Tuns herausarbeiten, aber<br />

alternative Konfliktlösungen vorerst ausschließen<br />

2 Erste Entscheidung der Klasse, wo ein erstes Urteil gefällt und festgehalten wird.<br />

Durchführen einer Probeabstimmung, Pro- und Kontrameinungen artikulieren<br />

3 Erstes Argumentieren in der Gruppe, Bilden von Kleingruppen, Argumente<br />

austauschen, hinterfragen und werten<br />

4 Erfahrungsaustausch und fehlende Informationen in der Klassengemeinschaft<br />

nennen, Diskussion über Wissensbasis, Fragen formulieren, Themengruppen zur<br />

Recherche formulieren<br />

5 Recherche in der Gruppe, Informationen aus Quellen suchen, Informationen und<br />

deren Wichtigkeit in der Gruppe diskutieren, Präsentation der Infos vorbereiten (kann<br />

als Gruppenarbeit in Form von Plakaten oder kurzem Szenenspiel,… geschehen), bei<br />

Bedarf alternative Lösungen suchen<br />

6 Informationsaustausche innerhalb der Klassen, Präsentation der Gruppenergebnisse,<br />

Klären der Frage, ob es noch Informationen einzuholen geben<br />

7 Zweites Argumentieren in der Gruppe, neues Wissen in der Diskussion einsetzen,<br />

Argumente überarbeiten, festhalten, möglicherweise Änderung der eigenen Meinung<br />

durch Akzeptieren der Argumentation<br />

8 Synthese der Information in der Klasse, Diskussion über den Wertkonflikt auf Basis<br />

des neuen Wissens,<br />

9 Wiederholung der Schritte 4 bis 8, falls erforderlich in der Gruppe und/oder Klasse,<br />

fehlendes Wissen hinterfragen, Gruppenergebnis bewerten<br />

10 Endprodukt, Synthese in der Klasse, Anwendung des neu Erlernten in anderem<br />

Umfeld und Zusammenhang - Podiumsdiskussion, Elternabend,…<br />

11 Generalisation in der Klassengemeinschaft, Diskussion über verwandte Themen<br />

(Weinberger, Partry, & Weyringer, Das Unterrichtsmodell VaKE, 2008)<br />

54


Es ist in diesem Modell eine Klassenatmosphäre zu schaffen die vergleichbar mit dem<br />

zu schaffenden Klassenklima in einer Lebenskundestunde steht. Der lehrenden Person<br />

kommen dabei folgende Aufgaben zu:<br />

Formulieren des Wertkonfliktes bzw. der Pro-Kontra-Geschichte<br />

Vereinbarung der Diskussionsregeln<br />

Schaffen einer entspannten und angstfreien Klassenatmosphäre – „richtige“ und<br />

„falsche“ Lösungen gibt es nicht<br />

Leiten der Diskussion und provozieren<br />

Feststellen von fehlendem Wissen<br />

Individuelle Fragestellungen präzisieren und evtl. schriftlich festhalten<br />

Zeitplan festlegen<br />

Falls erforderlich, Vereinbarung veranlassen<br />

Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll, dieses Unterrichtsmodell als Tagesprojekt über<br />

mehrere Unterrichtseinheiten zu führen.<br />

Nach Thal und Vormdohre entspricht das Unterrichtsmodell den Ansprüchen<br />

kooperativen Lernens, bei dem alle Mitglieder des Teams gemeinsam zu Ergebnissen<br />

gelangen, die sie auch gemeinsam zu verantworten haben. Lernen wird dabei ein<br />

sozialer Prozess, die SchülerInnen befinden sich in einer gegenseitigen Abhängigkeit<br />

und arbeiten geneinsam an der Erreichung eines Zieles. (Thal & Vormdohre, 2006, S.<br />

13)<br />

<strong>Die</strong> zentralen Merkmale des kooperativen Lernens nach Thor und Vormdohre (Thal &<br />

Vormdohre, 2006, S. 14) wie Interaktion, positive Abhängigkeit, Fördern der Sozialen<br />

Kompetenz oder Auswertung der Teamarbeit sind vollkommen deckungsgleich, die<br />

besten Voraussetzungen für die Zielvorgaben von VaKE. <strong>Die</strong> SchülerInnen sollen in<br />

diesem Modell ihr Wissen anwenden lernen, Verständnis für Werte entwickeln, zu<br />

kritischem Denken geführt werden, selbstständig arbeiten, eigene Lösungen finden, im<br />

Team Verantwortung übernehmen und ihre Argumentationsfähigkeit schulen. Ein<br />

Zusammenhang lässt sich auch zu dem von Pfeifer beschriebenen lernzielorientierten<br />

Modell herstellen, bei dem das Lernen eine Verhaltensänderung herbeiführen soll.<br />

(Pfeifer, 2009, S. 69) Er führt vier Zielfelder an, die sich auch mit dem Modell VaKE<br />

abstimmen lassen. Es sind dies die Vermittlung von Wissen, den Grundinformationen,<br />

um die nötigen Einblicke zu gewähren. <strong>Die</strong> Problemerfassung ist der zweite Schritt,<br />

das Bewusstmachen über die Einsicht bis zum Verständnis für das Problem. Als dritter<br />

55


Schritt ist das Können, das Handeln im Sinne von sittlichen Kompetenzen angeführt,<br />

und schließlich das Werten, womit die zu erzielenden Grundhaltungen gemeint sind.<br />

(Pfeifer, 2009, S. 72) .<br />

In diesem vorliegenden Kapitel steht der Lebenskunde-Unterricht im Fokus. <strong>Die</strong><br />

Möglichkeiten des fächerübergreifenden Unterrichts sind anhand eines Projekttages<br />

mit einem Unterrichtsmodell aufgezeigt. <strong>Die</strong> Entstehung von Lebenskunde als<br />

Unterrichtsfach wurde durch die Abkehr vom Religionsunterricht möglich.<br />

Wesentlichster Inhalt von Lebenskunde ist die Vermittlung von Werten, sowie die<br />

Förderung sozialer Kompetenzen. Das nächste Kapitel befasst sich mit der Erlangung<br />

des Lehramtes in Europa und des PTS-Lehramtes in Österreich.<br />

3.3 LehrerInnenausbildung<br />

3.3.1 LehrerInnenbildung in Europa<br />

<strong>Die</strong> Reform der LehrerInnenbildung wurde um die Jahrhundertwende Thema. Dafür<br />

gibt es mehrere Gründe. Der Bologna-Prozess erforderte auch bei der<br />

LehrerInnenausbildung Veränderungen. Innerhalb der Bildungsentwicklung im<br />

Europäischen Rat erhält die Lehrerbildung eine große Bedeutung, nicht zuletzt auch<br />

durch den drohenden LehrerInnenmangel. Zudem wurden durch Vergleichsstudien wie<br />

PISA eklatante Defizite in den Bildungssystemen aufgezeigt. <strong>Die</strong><br />

Lehrerbildungsforschung lieferte neue Erkenntnisse.<br />

Gründe genug, um den Europäischen Rat in ein Arbeitsprogramm einzubinden. Im<br />

Lissabon-Prozess ist die Verbesserung der Lehrerausbildung als erster von dreizehn<br />

Zielbereichen angeführt. <strong>Die</strong>sem Bereich wird also eine sehr hohe Wertigkeit<br />

zugesprochen. Als Teilziele werden folgende angeführt: Es soll die Unterstützung für<br />

LehrerInnen gesichert sein, um den Anforderungen, die im Bereich Wissen gestellt<br />

werden, zu entsprechen. <strong>Die</strong> LehrerInnen sollen über die Fertigkeiten verfügen, um<br />

ihre Aufgaben in der Wissensgesellschaft erfüllen zu können. Und schließlich soll<br />

durch eine Attraktivierung des Lehrberufes die Bedarfsdeckung gesichert werden. Eine<br />

zentrale Zieldefinition bei der Ausbildung ist die Aneignung von Fähigkeiten, die den<br />

LehrerInnen die Möglichkeit bieten, sich auch bei sich ändernden Bedingungen<br />

innerhalb der Wissensgesellschaft ihrer Rolle entsprechend verhalten zu können.<br />

56


Der Bologna-Prozess zur Realisierung eines einheitlichen europäischen<br />

Hochschulbildungsraumes hat große und nachhaltig wirkende Ziele definiert <strong>Die</strong><br />

wichtigsten:<br />

‣ Einführung vergleichbarer Diplome zur Erleichterung der Anerkennung<br />

unterschiedlicher europäischer Qualifikationen.<br />

‣ <strong>Die</strong> Hochschulbildung in zwei Zyklen, „undergraduate“ und „graduate“.<br />

‣ Einführung eines Credit-Systems zur Transparenz von erworbenen<br />

Kompetenzen außerhalb der Hochschulbildung (ECTS)<br />

‣ Europäische Projekte zur Hochschulbildung<br />

‣ Lebensbegleitendes Lernen<br />

‣ Förderung der Attraktivität der Hochschulen (Sertl & Falkinger, 2002, S. 11-<br />

13)<br />

Was in der Lehrerausbildung in Europa fehlt, sind fundierte Modelle, basierend auf<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen der Lehrerbildungsforschung. Eine systemische<br />

Lehrerbildungsreform, die sich im Konzept als kontinuierlicher Prozess entwickeln soll,<br />

ist daher unabdingbar und kann im Kontext des Bologna-Zieles „Lebenslanges Lernen“<br />

gesehen werden. <strong>Die</strong> derzeit geltenden Curricula sind oft nicht erfüllbar, von<br />

Traditionen geleitet und von diversen Interessen abhängig. In den Curricula fehlen die<br />

Inhalte für die eigentlichen Aufgaben des Lehrberufes, nämlich Lernumgebungen und<br />

Situationen zu schaffen, die dem Befinden und der Motivation der SchülerInnen<br />

förderlich sind. Bestrebungen zu einer „standardbasierten Lehrerbildung“ lassen auf<br />

eine grundlegende Reform der Curricula und der gesamten Lehrerbildung hoffen. (Sertl<br />

& Falkinger, 2002, S. 15-18)<br />

In Finnland ist das Bildungswesen seit Jahrzehnten einem Prozess ausgesetzt, der<br />

auch eine universitäre Lehrerbildung beinhaltet. <strong>Die</strong> Fortbildung, das „lebenslange<br />

Lernen“ liegt in der Verantwortung der <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Entwicklung professioneller<br />

Problemkapazität steht im Mittelpunkt, Forschung hat einen hohen Stellenwert. Der<br />

Praxis in <strong>Schule</strong>n sowie in Lernsituationen kommt ebenso hohe Bedeutung zu wie dem<br />

Lernen in Projekten. <strong>Die</strong> Bildungseinrichtungen sind weitgehend autonom. Einen<br />

wesentlichen Faktor, tatsächlich die besten Köpfe für den Lehrberuf zu akquirieren,<br />

liegt in der Tatsache, dass der Beruf hohes Ansehen genießt.<br />

57


In England und Wales basiert die Lehrerbildung auf „performance standards“. Es geht<br />

dabei um drei Bereiche, und zwar um berufliche Werte, um Fachwissen und um die<br />

unterrichtliche Tätigkeit. Staatliche Stellen definieren Standards in Anlehnung an die<br />

schulischen Curricula. <strong>Die</strong> ausbildenden Stellen haben die Bedingungen zu schaffen,<br />

um diese Standards in der vorgesehenen Zeit zu erreichen. <strong>Die</strong> Erreichung dieser Ziele<br />

wird überwacht und ist Grundlage für die Finanzierung. in Österreich ist in der<br />

folgenden Abbildung zu verdeutlicht: (Pädagogische Hochschulen)<br />

Abb.5: Curriculum-Architektur (Pädagogische Hochschulen)<br />

Für Österreich bedeutete die „Akademisierung“ des Lehrberufes einen großen Schritt<br />

in Richtung zur Hochschulgemeinschaft Europas. Auch im österreichischen<br />

Ausbildungssystem findet sich neben den bestehenden Säulen Fachdidaktik,<br />

Pädagogik, Fachwissenschaft und Schulpraxis die Forderung nach einem<br />

lebenslangen Bildungsauftrag in der „Lernenden Organisation <strong>Schule</strong>“. Auf der<br />

Grundlage des Hochschulgesetzes 2005 wird die Erstausbildung mit der Fort- und<br />

Weiterbildung unabdingbar verbunden, 2007 werden aus den „Pädagogischen<br />

Akademien“ schließlich „Pädagogische Hochschulen“. (Pädagogische Hochschulen<br />

Österreichs, 2009)<br />

58


Bildungspolitiker von immer mehr Staaten der EU streben eine standardorientierte<br />

Lehrerbildung an, was im Gegensatz zum sehr erfolgreichen finnischen Modell steht.<br />

Es bestehen also beträchtliche Unterschiede in den Systemen. Durch die Absicht,<br />

„minimal skills“ vorzugeben, strebt die EU eine gewisse Vergleichbarkeit von<br />

LehrerInnen in Europa an. Es ist offensichtlich, dass sowohl der Lissabon- als auch der<br />

Bologna-Prozess noch weit von ihren Zielen entfernt sind, eine curriculare Reform des<br />

tertiären Bildungssektors jedoch in Gang gesetzt haben. (Sertl & Falkinger, 2002, S.<br />

14-28)<br />

3.3.2 <strong>Die</strong> Ausbildung für das PTS-Lehramt<br />

Detto schreibt in ihrer Arbeit zur Lebenskunde (Detto & Krzmarik, 2008) von einer<br />

Ausbildung zu LebenskundelehrerInnen schon in der Weimarer Republik. Damals<br />

wurden Pädagogische Akademien gegründet. <strong>Die</strong> Ausbildungsinhalte waren den an<br />

anderer Stelle bereits angeführten Lerninhalten entsprechend. Es finden sich darin<br />

Themen wie Klassengemeinschaft, Streiten. Hygiene, Arbeitshaltung, Bräuche und<br />

Festtage, Benehmen, sowie Inhalte zu den Themen Behinderung und Umgang mit<br />

dem Anderssein. Soziale Kompetenzen waren auch damals ein Thema in der<br />

Lebenskunde. Sie fanden als Vorsicht und Rücksicht, Geduld, Höflichkeit,<br />

Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Selbstbewusstsein Eingang in die Ausbildungsinhalte.<br />

Chauvinismus und Pazifismus waren Begriffe der Lehrerausbildung für Lebenskunde.<br />

(Detto & Krzmarik, 2008)<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung zum Lehrer/zur Lehrerin an einem Polytechnischen Lehrgang wurde zu<br />

Beginn an die sechssemestrige Ausbildung zum HS-Lehrer angefügt. Es erfolgte also<br />

vom Anfang an keine spezielle Ausbildung für diese Schulform. Es war eine<br />

gemeinsame Ausbildung für Hauptschule und Polytechnische Lehrgänge, die für den<br />

besonderen Bedarf der neuen Schulform keine spezifischen Angebote hatte. Aufgrund<br />

der geringen Nachfrage nach einer Poly-Ausbildung wurde diese nur an einigen<br />

Pädagogischen Akademien angeboten. Für bestimmte Fächerkombinationen wurde<br />

das Umschreiben des HS-Lehramtszeugnisses auf das Poly-Lehramt angeboten. <strong>Die</strong>s<br />

erfolgte ohne die Anforderung, poly-spezifische Kompetenzen erworben zu haben.<br />

(Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001, S. 42)<br />

Als aufschlussreich erweist sich die Suche nach den Ausbildungsangeboten zur<br />

Erlangung des Lehramtes für PTS an den Österreichischen Pädagogischen<br />

Hochschulen. <strong>Die</strong> gemeinsame Homepage der Pädagogischen Hochschulen in<br />

59


Österreich weist 14 Institute aus. (Pädagogische Hochschulen)Von 14 bestehenden<br />

Pädagogischen Hochschulen in Österreich bieten lediglich sechs Institutionen eine<br />

Form der Ausbildung zum PTS-Lehrer/zur PTS-Lehrerin an. <strong>Die</strong> PH Salzburg bildet<br />

StudentInnen für das PTS-Lehramt, Fachbereich Holz aus, und ist damit die einzig<br />

mögliche Ausbildungsstätte für diesen Fachbereich in Österreich. Es handelt sich dabei<br />

um ein vollwertiges sechssemestriges Bachelor-Studium. Auch die Pädagogische<br />

Hochschule Steiermark hat einen vollwertigen Studienlehrgang, sechs Semester mit<br />

Bakkalaureat, im Programm. Ein gleichwertiges Angebot ist in der PH Tirol gegeben.<br />

<strong>Die</strong> Pädagogische Hochschule Vorarlberg stellt einen Studienlehrgang zur Erlangung<br />

des PTS-Lehramtes nach Bedarf und in Absprache mit der Schulaufsicht ins<br />

Programm.<br />

<strong>Die</strong> Homepage der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich weist die<br />

Studienlehrgänge zur Erlangung eines Lehramts für Volksschulen, Hauptschulen,<br />

Sonderschulen und Berufsschulen aus. Unter dem Button “Zusatzlehramt” stößt man<br />

auf das Angebot für ein Lehramt für PTS, Voraussetzung dafür ist ein HS-Lehramt. Als<br />

pdf-Dokumente sind Übersichten über die zu besuchenden Studienveranstaltungen für<br />

den Erwerb eines zusätzlichen Lehramtes zum Download angeführt. Als einzige<br />

Variante fehlt die Übersicht vom HS- zum PTS-Lehramt. (Pädagogische Hochschule<br />

NÖ, 2010)<br />

An der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems wird ein berufsbegleitendes<br />

Aufbaustudium für das Lehramt für Polytechnische <strong>Schule</strong>n angeboten. Das Studium<br />

schließt mit dem Lehramt für PTS und dem akademischen Grad "Bachelor of<br />

Education (BEd)" ab. Zu einem bestehenden Erstfach Deutsch, Mathematik oder<br />

Englisch sind als Fächerkombinationen die Zweitfächer Bewegung und Sport, Poltische<br />

Bildung und Wirtschaftskunde, Naturkunde, Ökologie und Gesundheitslehre. <strong>Die</strong><br />

Ausbildung für den Fachbereich Tourismus wird nur im Campus Krems angeboten. Der<br />

60


Lehrgang Fachbereich Elektro<br />

ist lediglich im Campus Strebersdorf zu belegen.<br />

Abb.6: Modulraster Studiengang Polytechnische <strong>Schule</strong> (Kirchlich Pädagogische<br />

Hochschule Wien/Krems)<br />

Der Modulraster zeigt die Unterteilung in Erziehung und Unterricht, <strong>Schule</strong> und<br />

Gesellschaft, Schulpraktische Studien, Humanwissenschaften, Fachwissenschaften<br />

und Fachdidaktik, Schulpraktische- und Ergänzende Studien. Themenfelder innerhalb<br />

dieser Module sind Berufsprofessionalität, LehrerInnenpersönlichkeit sowie<br />

Grundlagen pädagogischen Denkens und Handelns. PTS-spezifische Bereiche sind<br />

Berufswahl, Berufsmotivation und das Selbstkonzept der beruflichen Bildung. Ähnliche<br />

Inhalte findet man in den Curricula der anderen Pädagogischen Hochschulen zur PTS-<br />

Lehrerausbildung. (Pädagogische Hochschulen)<br />

<strong>Die</strong> LehrerInnenausbildung in Europa ist seit Beginn des Bologna-Prozesses im<br />

Umbruch. <strong>Die</strong> Ausbildung zur PTS-Lehrer/zur PTS-Lehrerin in Österreich ist schwer zu<br />

61


erlangen. Es sind gewisse Voraussetzungen gefordert, manche Fachbereiche sind für<br />

ganz Österreich nur in einem Bundesland angeboten. Mangelndes Interesse ist von<br />

den verantwortlichen Stellen der Vorwand für mangelnde Angebote, doch ist die<br />

Attraktivität der Ausbildung nicht gegeben.<br />

3.4 Resümee über die Erkenntnisse aus der Theorie<br />

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Schulform im Allgemeinen. Der<br />

Polytechnische Lehrgang wurde 1966 erstmals geführt. Grund dafür war die Änderung<br />

des Schulpflichtgesetzes von acht Jahren Schulpflicht auf neun. Mit der großen<br />

Reform 1997 wurde „Lehrgang“ durch „<strong>Schule</strong>“ ersetzt, was das eigentliche Problem,<br />

den Teil „polytechnisch“, unbeachtet ließ. <strong>Die</strong> Anfangszeit war sehr schwierig, was dem<br />

Image bis in die Gegenwart schadet. Obwohl der PL bei sehr wichtigen Themen wie<br />

Fünftage-Woche und Leistungsgruppen eine Vorreiterrolle spielte, ist die Anerkennung<br />

verwehrt geblieben. Ein vergleichbares Schuljahr ist innerhalb Europas nur in Irland<br />

durch das Transition Year gegeben, das wie die PTS einen starken Praxisbezug und<br />

damit Berufsvorbereitung ausweist.<br />

Im dritten Kapitel wird der Lebenskunde-Unterricht beleuchtet. <strong>Die</strong> definierten Bildungsund<br />

Lernziele erforderten einen Gegenstand wie Lebenskunde. Wie ein roter Faden<br />

ziehen sich durch die Jahrzehnte lebenskundliche Inhalte und Themen von Lehrplan zu<br />

Lehrplan. <strong>Die</strong> Einführung von Lebenskunde als Unterrichtsfach wurde ursprünglich<br />

durch die geforderte Trennung von Kirche und Staat schon in der Weimarer Republik<br />

festgelegt. Schon damals war das Kind im Zentrum des Unterrichtsgeschehens, wurde<br />

in seiner sozialen Umwelt gesehen; Verhaltensmuster und die Sinnfrage waren weitere<br />

Themen.<br />

<strong>Die</strong> Frage nach den Werten bei den Jugendlichen deckt sich mit dem Bild unserer<br />

Gesellschaft – „Spaß-, Erlebnis- und Netzwerkgesellschaft“. Ein Ziel des Lebenskunde-<br />

Unterrichts ist das Vermitteln sozialer Kompetenzen, um die Jugendlichen „lebensfit“<br />

zu machen. <strong>Die</strong> Poly-LehrerInnen müssen neben der Herausforderung, die<br />

Jugendlichen auf den Beruf und das Leben vorzubereiten und in anderen Fächern die<br />

herkömmlichen Lerninhalte zu vermitteln, auch noch der besonderen<br />

entwicklungspsychologischen Situation und den damit verbundenen<br />

Herausforderungen an den jungen Menschen Rechnung tragen. Das erfordert eine<br />

sehr sorgfältige Unterrichtsplanung und –gestaltung, bei der die emotionale Ebene<br />

62


zwischen LehrerIn und SchülerIn eine wesentliche Rolle spielt. <strong>Die</strong> Interaktion ist als<br />

gegenseitige Form der Kontrolle und auch der Abhängigkeit gegeben.<br />

<strong>Die</strong> LehrerInnenausbildung ist durch den Bologna-Prozess, der einen einheitlichen<br />

universitären Bildungsraum zum Ziel hat, in Diskussion geraten. Im Rahmen des<br />

Lissabon-Prozesses soll als eine von mehreren Maßnahmen die Ausbildung zum<br />

Lehrer/zur Lehrerin verbessert werden. Vorreiterrolle hat hier Finnland, das auch durch<br />

die sehr guten Ergebnisse bei der Bildung und Ausbildung der finnischen<br />

Jugendlichen, oft im Gespräch wegen der sehr guten Ergebnisse bei der Pisa-Studie,<br />

eine besondere Rolle im europäischen Bildungsraum einnimmt. Anzumerken ist, dass<br />

in den „Vorzeigeländern“ der Lehrerstand besonderes Ansehen genießt. <strong>Die</strong><br />

Ausbildung zum Lehramt erfolgt in Österreich seit 2007 auf universitärer Basis. <strong>Die</strong><br />

Pädagogischen Akademien wurden 2007 zu Pädagogischen Hochschulen. <strong>Die</strong><br />

spezielle Ausbildung für das PTS-Lehramt wird wenig beworben, wenig attraktiv und<br />

für einige Fachbereiche nur in einer einzigen PH für ganz Österreich möglich..<br />

Eine mögliche Erklärung für den geringen Stellenwert, nicht nur in der Gesellschaft,<br />

sondern vor allem auch bei den EntscheidungsträgerInnen, kann an dem geringen<br />

Anteil von 1,61 Prozent aller österreichischen SchülerInnen liegen. <strong>Die</strong>se Folgerungen<br />

aus der theoretischen Befassung mit dem Schultyp PTS und dem<br />

Unterrichtsgegenstand Lebenskunde erfordern zum Beantworten der<br />

Forschungsfragen empirische Methoden, die im folgenden Kapitel durchgeführt,<br />

analysiert und deren Auswertungen diskutiert werden.<br />

63


4 Empirie<br />

4.1 Grundlagen der empirischen Erhebung<br />

4.1.1 Ziel der empirischen Erhebung<br />

Ziel der Befragung von ExpertInnen mittels Interviews einerseits und der Befragung<br />

von PTS-AbsolventInnen und PTS-Schülern des aktuellen Schuljahres ist die<br />

Beantwortung der wissenschaftlichen Frage. Es soll auch der Standort dieser<br />

Schulform in der Bildungslandschaft aus der Sicht von beiden befragten Gruppen<br />

bestimmt werden. <strong>Die</strong> Bedeutung eines Unterrichtsgegenstandes Lebenskunde zu<br />

erheben ist ein weiteres Ziel.<br />

Bei den Interviews wurden zwei Bereiche abgefragt. Ein allgemeiner Teil zur Schulform<br />

PTS. Es ging dabei um Perspektiven der PTS, um eigene Erfahrungen und Ideen, wie<br />

dieser Schulform Perspektiven zu geben sind. Es wurde die persönliche Einstellung<br />

zur PTS erhoben. Der Status zur Zukunft der PTS, die persönlichen Erwartungen der<br />

ExpertInnen und deren Einschätzung erschien neben der Forschungsfrage relevant,<br />

um ein Bild zu zeichnen, wie die Zukunft für das Fach Lebenskunde innerhalb der PTS<br />

erscheint. Handelt es sich doch um einen speziell für den damaligen Polytechnischen<br />

Lehrgang und dessen „KlientInnen“ geschaffenen Gegenstand. Der zweite Bereich<br />

umfasste den Begriff Lebenskunde als Unterrichtsfach, die vorhandenen Möglichkeiten<br />

und legte auch den Fokus auf die Lehrerpersönlichkeit und deren Einfluss auf die<br />

Nachhaltigkeit und Effizienz des Unterrichts.<br />

4.1.2 Methode Fragebögen<br />

<strong>Die</strong>se Methode sollte der Beantwortung der Forschungsfrage dienen, um auch in<br />

Zahlen darzustellen, wie SchülerInnen tatsächlich den Einfluss der Lebenskunde auf<br />

ihr Leben betrachten. <strong>Die</strong> TeilnehmerInnen der Befragung waren zu 50 Prozent<br />

AbsolventInnen der PTS oder auch des PL. 50 Prozent von 100 Fragebögen wurden<br />

von SchülerInnen des aktuellen Schuljahres beantwortet. Bei der Auswahl wurden, um<br />

die Anonymität tatsächlich zu gewährleisten und diese Daten für die Beantwortung der<br />

Forschungsfrage auch nicht relevant sind, weder Geschlecht noch Alter noch Jahr des<br />

Schulbesuches erhoben.<br />

<strong>Die</strong> Fragebögen für die beiden Gruppen unterschieden sich nicht wesentlich<br />

voneinander. Es gab auch hier eine Anpassung auf die Situation der Personen.<br />

64


4.1.2.1 Auswahl der Befragten<br />

<strong>Die</strong> Auswahl der Befragten ergab sich einerseits durch die im laufenden Schuljahr<br />

anwesenden SchülerInnen, wobei von einer Gesamtzahl von 56 SchülerInnen eine<br />

Beantwortung durch 50 SchülerInnen angestrebt wurde. Anderseits sollten gleich viele<br />

ehemalige PL- oder PTS-SchülerInnen den Fragebogen ausfüllen. <strong>Die</strong> Akquise erfolgte<br />

durch einen Aufruf in einer dafür gegründeten geschlossenen Facebook-Gruppe. Es<br />

wurde so das Ziel erreicht, auch Poly-AbsolventInnen aus anderen PL oder PTS für<br />

dieses Projekt zu gewinnen.<br />

4.1.2.2 Fragebogen<br />

Der Fragebogen für die SchülerInnen des aktuellen Schuljahres besteht ähnlich den<br />

Interviewleitfäden aus zwei Bereichen, wobei aber der erste Bereich zur Schulform<br />

allgemein wesentlich kürzer ist. Es werden dabei die Hintergründe für die Wahl der<br />

PTS hinterfragt. Insgesamt werden neun Fragen gestellt. <strong>Die</strong> Antwortmöglichkeiten<br />

sind zum Teil offen, zum Teil sind vorgegebene Antworten zu werten. Auf einer Skala<br />

von 5 bis 1 – „trifft gar nicht zu“ bis zu „trifft sehr zu“. <strong>Die</strong>se Fragen gehen sehr konkret<br />

auf die Auswirkungen des LK-Unterrichts, auf den Einfluss auf soziale Kompetenzen,<br />

auf die Qualität des Unterrichts und auch auf die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit<br />

ein. Das Einfließen von lebenskundlichen Inhalten in anderen Gegenständen ist<br />

ebenfalls Bestandteil der Fragen. <strong>Die</strong> SchülerInnen hatten eine Bewertung nach<br />

Wichtigkeit der gebotenen Themen vorzunehmen. Zum Abschluss wird eine offene<br />

Frage nach eigenen Anmerkungen zum LK-Unterricht gestellt.<br />

<strong>Die</strong> Fragebögen für die AbsolventInnen sind grundsätzlich sehr ähnlich aufgebaut.<br />

Informationen zu erhalten für die Beantwortung der Forschungsfrage steht im<br />

Vordergrund. <strong>Die</strong> allgemeine Frage nach der Schulform ist ausgespart. Es werden<br />

ebenfalls neun Fragen gestellt. <strong>Die</strong> erste Frage nach der Schulform wird durch die<br />

Frage, ob der Lebenskundeunterricht eine Hilfe im Erwachsenenleben darstellt oder<br />

bis jetzt dargestellt hat, ersetzt. Eine Frage hat die Erinnerung an die lebenskundlichen<br />

Inhalte zum Thema. Und die AbsolventInnen bewerten auch den Einfluss des LK-<br />

Unterrichts auf soziale Kompetenzen wie den Umgang mit Konflikten und auf die<br />

Herausforderungen des Alltags, wie z. B. Kindererziehung. Auch hier ist die letzte<br />

Frage eine offene, die von einer allgemeinen, persönlichen Anmerkung zum LK-<br />

Unterricht handelt.<br />

65


4.1.2.3 Durchführung der Befragung<br />

<strong>Die</strong> Beantwortung der Fragebögen erfolgte für die SchülerInnen des aktuellen<br />

Schuljahres erst wenige Wochen vor den Ferien im Rahmen einer Unterrichtsstunde im<br />

Fach Lebenskunde. <strong>Die</strong> Verfasserin unterrichtet alle Klassen in Lebenskunde und hatte<br />

so die Gelegenheit, die Jugendlichen auf diese Befragung vorzubereiten und die<br />

Durchführung persönlich zu begleiten. Alle SchülerInnen waren gerne bereit, an der<br />

Befragung teilzunehmen. Das Ausfüllen des Fragebogens nahm zwischen 15 und 20<br />

Minuten in Anspruch. Durch Absenzen von SchülerInnen ergab sich die erwünschte<br />

Zahl von 50 TeilnehmerInnen.<br />

<strong>Die</strong> Beantwortung durch die AbsolventInnen erfolgte in mehreren Terminen, die in der<br />

<strong>Schule</strong> stattfanden. Es waren pro Termin jeweils Gruppen zwischen fünf und neun<br />

Personen. <strong>Die</strong> eigentliche Beantwortung erfolgte in der PTS, in einem Klassenraum. Es<br />

wurden vier Gruppentermine angeboten. Einige AbsolventInnen kamen einzeln in die<br />

<strong>Schule</strong>, um diese Aufgabe wahrzunehmen. Auch bei dieser Gruppe wurde ein<br />

Zeitrahmen von 15 bis 20 Minuten eingehalten.<br />

4.1.3 Methode ExpertInneninterviews<br />

Da es sich bei der Thematik PTS, daraus folgend auch bei den speziellen PTS-<br />

Unterrichtsfächern, um eine sehr umstrittene Thematik handelt, wurde das Instrument<br />

des ExpertInneninterviews als empirische Methode gewählt, auch unter dem<br />

Gesichtspunkt, das Argumentarium für einen Weiterbestand und auch eine Aufwertung<br />

dieser Schulform zu erweitern.<br />

ExpertInnen sind nach Gläser und Laudel Menschen mit besonderen Kenntnissen auf<br />

einem bestimmten Gebiet. Für das Experteninterview müssen aber nicht die „Eliten“<br />

auf den Fachgebieten ausgewählt werden, weil es nicht immer die „herausgehobene“<br />

Position ist, die einen Menschen zum Experten/zur Expertin macht. (Gläser & Laudel,<br />

2006) Es geht dabei auch um das Wissen über die sozialen Kontexte zu einem Thema.<br />

<strong>Die</strong> Gedankenwelt und die persönliche Einstellung, die bei den in dieser Arbeit<br />

angewendeten Interviews häufig erfragt wurden, eröffnet besondere Perspektiven auf<br />

ein Feld, was bei der Thematik der vorliegenden Arbeit durchaus erwünscht ist.<br />

4.1.3.1 Auswahl der ExpertInnen<br />

<strong>Die</strong> Auswahl der ExpertInnen erfolgte unter dem Gesichtspunkt, von verschiedenen<br />

Ebenen der Schulorganisation Betrachtungsweisen zu erhalten. Es ist dies die Ebene<br />

66


des Ministeriums, der höchsten zuständigen Stelle für das Bildungswesen in<br />

Österreich. Dabei wurde Wert auf einen persönlichen Bezug zur Schulform PTS Wert<br />

gelegt. Eine weitere Ebene der Organisation war die Schulaufsicht. Es wurden zwei<br />

persönlich bekannte Personen dafür ausgewählt. Unterschiedlich der Zugang der<br />

beiden InspektorInnen, da der Bezirksschulinspektor aus Mürzzuschlag eine lange und<br />

erfahrungsreiche Vergangenheit an dem PL/der PTS hinter sich hat. Und schließlich<br />

die Ebene der Schulleitung, was in diesem besonderen Fall gleichzusetzen ist mit der<br />

Ebene der Unterrichtenden, weil die meisten PTS-LeiterInnen aufgrund der kleinen<br />

Strukturen der PTS einer relativ hohen, nach Klassenanzahl unterschiedlichen<br />

Lehrverpflichtung nachkommen. Im Anhang ist in einem Kurzprofil Wissenswertes<br />

über die ExpertInnen nachzulesen. <strong>Die</strong> folgende Abbildung zeigt einen Überblick über<br />

die interviewten ExpertInnen. Für das besseres Verständnis wird bei den folgenden<br />

Ausführungen und den Auswertung nach drei ExpertInnengruppen unterschieden, und<br />

zwar nach der Gruppe der Ministerialbeamten, der Gruppe der Schulaufsicht, und der<br />

dritten Gruppe, das sind die Personen, die eine langjährige persönliche Erfahrung<br />

mitbringen und auch derzeit noch in der PTS tätig sind.<br />

4.1.3.2 Interviewleitfaden<br />

Um das Wissen und die persönlichen Erfahrungen der Interview-PartnerInnen zu<br />

erfragen, wurde ein offener und nicht-standardisierter Leitfaden erstellt. Es bestand mit<br />

der offenen Fragetechnik die Möglichkeit, neben der Gelegenheit für die ExpertInnen,<br />

in der Antwort nicht eingeschränkt zu sein, die Chance für die Interviewerin, auch sich<br />

daraus ergebende Zwischenfragen zu stellen.<br />

<strong>Die</strong> Interviewleitfäden für alle Ebenen sind thematisch ident, die Formulierung und<br />

Konkretisierung der Fragen ist allerdings auf die Bereiche, in denen die Personen tätig<br />

sind, angepasst. <strong>Die</strong> Schwerpunkte waren in allen Interviews die gleichen. Es sind im<br />

ersten Fragenkreis allgemeine Aussagen zur Schulform erwünscht. <strong>Die</strong> persönlichen<br />

Erfahrungen der Interviewten, deren persönliche Sicht und Beziehung zur PTS, und die<br />

Beantwortung der Frage nach möglichen Perspektiven, nach Verbesserungen und<br />

Möglichkeiten, <strong>Schule</strong> nicht nur einer Stärkung bedarf, sondern auch einen<br />

wesentlichen Beitrag zu wichtigen wirtschaftlichen Aufgaben leisten kann.<br />

Der zweite Fragenkreis widmet sich der eigentlichen Forschungsfrage. Der<br />

Lebenskundeunterricht steht dabei im Mittelpunkt, der Zugang zu den Lehr- und<br />

Lerninhalten sowie die Rolle des Lehrers/der Lehrerin in diesem Fach, das aufgrund<br />

67


der Inhalte und der Möglichkeiten der Wissensvermittlung mit herkömmlichen Fächern<br />

in den <strong>Schule</strong>n nicht vergleichbar ist.<br />

4.1.3.3 Durchführung der Interviews<br />

Sämtliche Interviews wurden im Rahmen persönlicher Treffen von der Verfasserin der<br />

vorliegenden Arbeit durchgeführt. <strong>Die</strong> persönlich bekannten InterviewpartnerInnen<br />

wurden telefonisch oder per Mail zu dem Treffen eingeladen. <strong>Die</strong> Gespräche mit den<br />

Direktoren der PTS fanden in der PTS Korneuburg statt. Das Interview mit der<br />

Bezirksschulinspektorin von Korneuburg im Büro des Bezirksschulrates. Für das<br />

Interview mit dem Bezirksschulinspektor von Mürzzuschlag gab es ein Treffen in<br />

seinem Privathaus in Langenwang. <strong>Die</strong> beiden Beamten des Bundesministeriums<br />

waren nicht persönlich bekannt, waren auf Mailanfrage bereit zu einem Termin in ihrem<br />

Büro im Bundesministerium.<br />

Der Interviewleitfaden wurde auf Verlangen vorher elektronisch zugesandt, wovon nur<br />

eine Person Gebrauch machte. <strong>Die</strong> Interviews wurden mit Genehmigung der<br />

ExpertInnen mit einem Tonband aufgenommen und im Anschluss transkribiert. Alle<br />

Interviews dauerten zwischen 45 und 60 Minuten, wobei sich bei manchen im<br />

Anschluss eine sehr angeregte Diskussion ergab.<br />

4.2 Methode der Datenerhebung<br />

4.2.1 Qualitative Inhaltsanalyse der Interviews<br />

Grundlage für die Auswertung der Interviews stellt die Transkription dar. In der<br />

vorliegenden <strong>Master</strong>thesis wurde die Auswertung der qualitativen Inhaltsanalyse nach<br />

Mayring gewählt. Nach Mayring (Mayring, 2010, S. 11) hat die Inhaltsanalyse nicht nur<br />

das Ziel, Material, das aus einer Form von Kommunikation stammt, zu analysieren,<br />

sondern darüber hinaus auch formale Aspekte der Kommunikation zu berücksichtigen.<br />

Er sieht daher die Inhaltsanalyse eher als kategoriengeleitete Textanalyse. (Mayring,<br />

2010, S. 13). Er schlägt zwei Formen des Vorgehens vor. Zum einen die Definition der<br />

Kategorien durch Deduktion, die auf theoretischen Überlegungen beruht. Dem<br />

gegenüber steht die induktive Kategoreindefinition, die sich nicht auf theoretische<br />

Konzepte bezieht, sondern aus dem Material direkt ableitet. (Mayring, 2010, S. 83).<br />

Eine Auswertung nach Mayring stellt eine bestimmte Anzahl von vorgegebenen<br />

Teilschritten dar, die in ihrer Gesamtheit in der vorliegenden Arbeit nicht unbedingt<br />

erforderlich scheinen, Vielmehr soll die qualitative Textanalyse nach Mayring ein<br />

68


Leitfaden für die Auswertung sein. <strong>Die</strong> Methode wird in vereinfachter Form zur<br />

Anwendung kommen.<br />

4.2.2 Prozess der Datenauswertung<br />

Mayring nennt sieben Schritte zur Inhaltsanalyse:<br />

1. <strong>Die</strong> Bestimmung der Analyseeinheiten - die Festlegung der geringsten<br />

Größe eines auszuwertenden Bestandteiles, die Bestimmung des größten<br />

auszuwertenden Textbestandteiles sowie die Auswertungseinheit, in welcher<br />

die Reihenfolge der Textteile festgelegt wird.<br />

2. <strong>Die</strong> Paraphrasierung – Z1-Regel: inhaltlich irrelevante Textbestandteile<br />

werden herausgestrichen; einheitliche Sprachebene wird geschaffen;<br />

grammatikalische Kurzform.<br />

3. Generalisierung der Paraphrase nach Bestimmung des Abstraktionsniveaus<br />

– Z2-Regeln: Generalisieren der Paraphrasen auf die Abstraktionsebene;<br />

Generalisieren der Prädikate; Belassen der Paraphrasen über dem<br />

Abstraktionsniveau; im Zweifelsfall theoretische Vorannahmen<br />

4. Reduktion durch Selektion - Z3-Regeln: Streichen bedeutungsgleicher und<br />

wenig inhaltstragender Paraphrasen; Erhalten der inhaltstragenden<br />

Paraphrasen (Selektion); theoretische Vorannahmen.<br />

5. Zweite Reduktion – Z4-Regeln: Bündelung, d.h. Zusammenfassen von<br />

ähnlichen Paraphrasen mit ähnlicher Aussage; Konstruktion und Integration,<br />

d. h. mehrere oder verschiedene Aussagen zu einem Gegenstand;<br />

theoretische Vorannahmen.<br />

6. Neue Aussagen werden als Kategoriensystem zusammengestellt – alle<br />

Paraphrasen des ursprünglichen Materials müssen aufscheinen und sind<br />

zuzuordnen.<br />

7. Rücküberprüfung anhand des Ausgangsmaterials – dieses im Verlaufe des<br />

Prozesses entstandene knappe Kategoriensystem muss rücküberprüft<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> Rücküberprüfung am Ausgangsmaterial ist als repräsentativ zu sehen. Das<br />

eigentliche Ziel der qualitativen Inhaltsanalyse, die wesentlichen Inhalte durch<br />

Reduktion einer großen Materialmenge zu erhalten, ist damit erreicht. (vgl.<br />

Mayring, 2010, S. 59 - 83)<br />

69


4.3 Ergebnisse der Erhebung<br />

4.3.1 Ergebnisse aus den Fragebögen<br />

Aufschlussreich und ergänzend zu den Interviews die Bedeutung des<br />

Lebenskundeunterrichts aus der Sicht der SchülerInnen, sowohl derer, die sich im<br />

aktuellen Schuljahr befinden und die unmittelbare Erinnerung und die Eindrücke des<br />

Unterrichts noch sehr präsent haben. Genauso spannend wie die Eindrücke der<br />

AbsolventInnen, die das letzte Pflichtschuljahr vor fünf bis 30 Jahren absolviert haben.<br />

<strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf die wichtigsten Fragestellungen, die für<br />

die Schulform und zur Beantwortung der Forschungsfrage relevant sind.<br />

4.3.1.1 AbsolventInnen<br />

Abb. 7: Bewertung des Lebenskundeunterrichts - AbsolventInnen<br />

Es ist bemerkenswert, dass nahezu 90 Prozent der befragten ehemaligen<br />

SchülerInnen den Lebenskunde-Unterricht als qualitativ hoch bewerten, diesen<br />

Gegenstand und die Form der Vermittlung in sehr guter und angenehmer Erinnerung<br />

haben. Eine Person gibt eine schlechte Bewertung ab.<br />

70


Abb. 8: Hilfestellung als Jugendliche/r - AbsolventInnen<br />

Auf die Frage, ob durch den Lebenskundeunterricht in der Zeit des Besuches der<br />

neunten Schulstufe eine konkrete Hilfestellung gegeben war, antworten 94 Prozent,<br />

dass diese häufig bis teilweise erfolgt ist.<br />

Abb. 9: Hilfestellung als Erwachsene/r - AbsolventInnen<br />

71


Einen Einfluss auf weitere Lebensentscheidungen als Erwachsene/r durch<br />

lebenskundliche Inhalte in der neunten Schulstufe bestätigen 90 Prozent der<br />

Befragten.<br />

Abb. 10: Erinnerung an Inhalte - AbsolventInnen<br />

Nur zwei Prozent geben an, sich an konkrete Inhalte sehr gut zu erinnern. Doch<br />

immerhin 82 Prozent geben an, sich noch gut bis mittelmäßig an die Inhalte zu<br />

erinnern. Im persönlichen Gespräch im Anschluss an die Treffen zur Beantwortung des<br />

Fragebogens führten die SchülerInnen diese Frage als eine der unangenehmeren an,<br />

weil sie sich an den Unterricht an sich sehr gut erinnern, lebenskundliche Inhalte aber<br />

auf Nachfrage nicht gleichbeantworten könnten. <strong>Die</strong> Assoziation mit Lebenskunde<br />

ergab sich häufig erst bei Auftreten einer konkreten Situation.<br />

72


Abb. 11: Fächer mit lebenskundlichen Inhalten - AbsolventInnen<br />

Wenig verwunderlich ist die Tatsache, dass Berufskunde am häufigsten genannt wird.<br />

An den weiteren Stellen sind Politische Bildung und Deutsch zu finden. Ein Zeichen<br />

dafür, dass Lebenskunde gar nicht isoliert gesehen werden kann, weil sich<br />

lebenskundliche Inhalte, Themen, die für das weitere Leben der Jugendlichen relevant<br />

sind, nicht auf ein einziges Unterrichtsfach beschränken lassen.<br />

73


Abb. 12: Einfluss auf Lebenssituationen – AbsolventInnen<br />

<strong>Die</strong> Auswirkungen auf weitere Lebensentscheidungen sind bei der allgemeinen<br />

Haltung, bei grundlegenden Einstellungen zum Leben am ehesten gegeben. Es ist dies<br />

sehr klar aus den Antworten zu erkennen. 87 Prozent orten einen Zusammenhang<br />

zwischen den lebenskundlichen Inhalten im PL/der PTS und hrem Interesse an der<br />

Gesellschaft. Es geben 42 Befragten, also 84 Prozent, eine starke bis mittelmäßigen<br />

Einfluss auf ihre Arbeitshaltung und die Einstellung zum Beruf an. Genauso viele<br />

bemerken in ihrem Leben eine Bedeutung des im Lebenskundeunterricht Erlernten<br />

beim Umgang mit Konflikten. 72 Prozent sehen sowohl bei ihrer Lebensweise<br />

bezüglich Gesundheit und auch bei der Berufswahl einen Zusammenhang. Durchaus<br />

74


von Bedeutung die Nennung von 58 der Befragten, dass lebenskundliche Inhalte der<br />

neunten Schulstufe einen Einfluss auf die Erziehung ihrer Kinder ausübt oder ausgeübt<br />

hat.<br />

Abb. 13: Begünstigung von Fähigkeiten – AbsolventInnen<br />

Obenstehende Grafik zeigt sehr deutlich, dass die Entwicklung sozialer Fähigkeiten<br />

durch den Lebenskundeunterricht klar unterstützt wird. Das Übernehmen von<br />

Verantwortung ist für 93 Prozent der Befragten durch Lebenskunde beeinflusst worden.<br />

Annähernd hohe Werte erzielen Zuverlässigkeit, Gerechtigkeitssinn und<br />

Selbstständigkeit. einen Prozentsatz von 86 gibt es für Zivilcourage und<br />

75


Selbstbewusstsein. An letzter Stelle, aber immer noch mit 82 Prozent Zustimmung,<br />

liegt Konfliktfähigkeit<br />

Abb.14: Lehrer/in auch später um Rat fragen - AbsolventInnen<br />

Das Bedürfnis, den Lehrer/ die Lehrerin auch nach Schulaustritt um Rat fragen zu<br />

können, beantworten 86 Prozent mit „Ja, oft“, „Manchmal“ bis „Teils, teils“. 12 Prozent<br />

geben an, dieses Bedürfnis nicht verspürt zu haben. Eine Person kann es nicht<br />

einschätzen.<br />

<strong>Die</strong> Zusatztexte bei der freien Frage sind alle positiv. Einige Beispiele: Schönster<br />

Gegenstand, schönste Zeit, unterhaltsame Diskussionen, super Lehrerin, wird immer<br />

wichtiger, echter Hilfe bei der Kindererziehung, lachen und fröhlich sein, und ähnliche<br />

Attribute. Häufig wird der Begriff Nachhaltigkeit genannt.<br />

76


4.3.1.2 Aktuelle SchülerInnen<br />

Abb. 15: Warum PTS? – aktuelle SchülerInnen<br />

<strong>Die</strong> Fragestellung, warum die SchülerInnen des aktuellen Schuljahres diesen Schultyp<br />

gewählt haben, wurde von 31 Personen mit der Hoffnung auf Hilfestellungbei der<br />

Lehrstellensuche beantwortet. 26 Personen haben sich eine echte Vorbereitung auf<br />

den Beruf erwartet. Für 17 der Befragten war die Möglichkeit einer Verbesserung der<br />

Zeugnisnoten mit ausschlaggebend. Trotz der oben bereits mehrfach erwähnten<br />

Imageproblematik führten 6 Personen den guten Ruf, 8 Personen die Empfehlung der<br />

<strong>Schule</strong> durch andere als Begründung an. Fünf Jugendliche gaben an, durch den<br />

Besuch der PTS Lebenshilfe erwartet zu haben. Relevant für die Frage nach der<br />

Bedeutung der Schulform.<br />

77


Abb. 16: Bewertung des Lebenskundeunterrichts – aktuelle SchülerInnen<br />

<strong>Die</strong> Bewertung des Lebenskundeunterrichts ist auch bei den SchülerInnen, die sich in<br />

der neunten Schulstufe befinden, mit einer Zustimmung von 90 Prozent als sehr positiv<br />

zu bezeichnen. 8 Prozent, also vier Schüler, finden den Unterricht mittelmäßig, einer<br />

spricht von einem schlechten Unterricht.<br />

Abb. 17: Lebenskundliche Inhalte in anderen Gegenständen – aktuelle SchülerInnen<br />

78


Der Zusammenhang zwischen Lebenskunde und den vermittelten Inhalten wird<br />

vorwiegend im Berufskundeunterricht erlebt. Berufskunde erfährt eine Zustimmung von<br />

92 Prozent. An zweiter Stelle ist mit 62 Prozent das Fach Politische Bildung genannt.<br />

An dritter Stelle, noch deutlich vor Deutsch (38 Prozent) wird Gesundheitslehre mit<br />

einem Wert von 48 Prozent genannt.<br />

Abb. 18: Hilfestellung als Jugendliche/r – aktuelle SchülerInnen<br />

8 Prozent bekennen sich dazu, in ihrer Situation als Jugendliche/r im laufenden<br />

Schuljahr schon sehr oft Hilfe erfahren zu haben. Insgesamt wird die Frage von 88<br />

Prozent positiv beantwortet. 8 Prozent können nicht einschätzen, ob Lebenskunde<br />

einen Einfluss auf ihre aktuellen Probleme nehmen konnte,<br />

79


Abbildung 19: Einfluss auf Lebenssituationen – aktuelle SchülerInnen<br />

Einen unterschiedlich ausgeprägten, doch spürbaren Einfluss auf Arbeitshaltung und<br />

die Bedeutung des Berufes nehmen 90 Prozent der SchülerInnen wahr. Soziales<br />

Engagement liegt mit 88 Prozent nur knapp dahinter. 86 Prozent meinen, dass der<br />

Lebenskundeunterricht Auswirkungen beim Thema Kindererziehung haben wird. Mit<br />

82 Prozent ist die Konfliktlösung genannt, nahezu gleichauf, 80 Prozent, liegen das<br />

Interesse an der Gesellschaft und die gesunde Lebensweise. 76 Prozent orten einen<br />

Einfluss auf ihr Suchtverhalten, 68 Prozent geben an, eine Beeinflussung ihrer Haltung<br />

gegenüber Minderheiten erfahren zu haben: Für Brauchtum, Familienfeste und<br />

Freizeitgestaltung entschieden sich 62 Prozent der Befragten. Nahezu die Hälfte allen<br />

80


Befragten gibt einen Einfluss auf Sexualität und Kinderwunsch an. Immerhin 18<br />

SchülerInnen, und damit 36 Prozent, konnten bei Partnerschaftsproblemen einen<br />

Einfluss durch die Behandlung solcher Themen in Lebenskunde wahrnehmen.<br />

Abb. 20: Begünstigung von Fähigkeiten – aktuelle SchülerInnen<br />

Von 50 befragten SchülerInnen schätzen sich 47, also 94 Prozent, zuverlässiger ein<br />

als zu Beginn des Schuljahres. 25 von ihnen fühlen eine sehr starke Begünstigung<br />

dieser Fähigkeit durch die Erfahrungen an dieser <strong>Schule</strong>. Ihre Selbstständigkeit ist<br />

nach dem Dafürhalten von 88 Prozent positiv durch den Unterricht in Lebenskunde<br />

beeinflusst worden. 84 Prozent meinen, eine positivere Werthaltung in Bezug auf<br />

81


Stellenwert der Familie, Pflege von Brauchtum, Umgang mit anderen Menschen oder<br />

auch Respekt vor der Natur gewonnen zu haben. Ebenso viele schätzen eine<br />

Begünstigung beim Entwickeln und Steigern ihres Selbstbewusstseins ein. Den Mut,<br />

sich für andere einzusetzen, sehen 82 Prozent begünstigt und gefördert, 80 Prozent<br />

meinen, bei der Entwicklung des Verantwortungsbewusstseins auch für andere<br />

gefördert worden zu sein. Bei der Konfliktlösungskompetenz fühlen sich 74 Prozent<br />

unterstützt.<br />

Abb. 21: Bedeutung von Inhalten – aktuelle Schülerinnen<br />

Auf die Reihung von lebenskundlichen Inhalten nach ihrer Wichtigkeit stehen die<br />

Themen Selbsteinschätzung und Haltung zum Beruf, Jugendschutz, die Familie,<br />

82


Kindererziehung, eine gesunde Lebensweise an den ersten Stellen. Große Bedeutung<br />

wird mit einer Zustimmung von 82 Prozent dem Umgang mit Konflikten beigemessen,<br />

mit rund 70 Prozent liegen die Themen Sexualität, der Besuch von politischen<br />

Institutionen, Generationenprobleme und Partnerschaft gleichauf. Etwas mehr<br />

Bedeutung wird dem Thema Freizeit mit 76 Prozent beigemessen.<br />

Abb. 22: Lehrer auch später um Rat fragen – aktuelle SchülerInnen<br />

Nahezu die Hälfte der SchülerInnen wünscht sich, die Lebenskundelehrerin zumindest<br />

manchmal um Rat fragen zu können. Insgesamt geben 86 Prozent an, diesen Wunsch<br />

zu hegen. Vier der Befragten lehnen diesen Kontakt ab, ein Schüler legt sich nicht fest.<br />

<strong>Die</strong> Zusatztexte in dieser Gruppe auf die letzte Frage sind durchwegs positiver Natur:<br />

Der Lebenskunde-Unterricht wird von mehreren SchülerInnen als sehr spannend und<br />

informativ bewertet. Weitere Zusätze sind: toll, bringt mir viel im Leben, lerne über<br />

mich und die Mitmenschen, wollen mehr Lebenskunde-Stunden. Ein Schüler/eine<br />

Schülerin forderte an Stelle der Diskussionen und Gespräche mehr Arbeit am<br />

Computer ein-<br />

4.3.1.3 Gegenüberstellung der beiden Gruppen<br />

Interessant ist die Gegenüberstellung der Ergebnisse der AbsolventInnen und der<br />

aktuellen SchülerInnen, wo eine Vergleichbarkeit durch idente oder nahezu idente<br />

Fragestellung gegeben ist. <strong>Die</strong> Antworten zu Lebensthemen, die durch Lebenskunde<br />

83


eeinflusst werden, sowie die Begünstigung der Fähigkeiten werden bewusst nicht in<br />

einer Graphik gegenübergestellt, da eine Übersichtlichkeit nicht gegeben scheint.<br />

Eine Möglichkeit des Vergleiches ergibt sich aus der Frage nach der Bewertung des<br />

LK-Unterrichts.<br />

Abb. 23: Bewertung des LK-Unterrichts - Gegenüberstellung<br />

Hier zeigt sich eine große Ähnlichkeit in der Einschätzung des Unterrichts bei den<br />

beiden Gruppen.<br />

84


<strong>Die</strong> Frage nach den persönlichen Erfahrungen mit lebenskundlichen Themen in<br />

anderen Fächern als dem eigentlichen Gegenstand Lebenskunde weist eine<br />

Vergleichbarkeit auf.<br />

Abb. 24: Lebenskundliche Inhalte in anderen Fächern - Gegenüberstellung<br />

<strong>Die</strong> Wahrnehmung lebenskundlicher Inhalte in anderen Gegenständen ist bei beiden<br />

Gruppen in Berufskunde am höchsten. Fast gleich in Politische Bildung, genau gleich<br />

in Deutsch. Deutlich höher liegt der Anteil an lebenskundlichen Inhalten nach der<br />

Einschätzung der aktuellen SchülerInnen bei Gesundheitslehre. <strong>Die</strong>se Einschätzung<br />

kann sich aus der Tatsache ergeben, das im aktuellen Schuljahr der Erhebung der<br />

schulautonome Pflichtgegenstand Erweiterte Gesundheitslehre geführt wurde.<br />

Daneben wurde während 5 Monaten ein Gesundheitsprojekt durchgeführt.<br />

85


Ein sehr wesentlicher Aspekt im Hinblick auf die Forschungsfrage ist das Wahrnehmen<br />

einer Hilfestellung durch Lebenskunde in der Situation als Jugendliche/r.<br />

Abb. 25: Hilfestellung als Jugendlicher - Gegenüberstellung<br />

<strong>Die</strong> AbsolventInnen zeigen eine deutlich höhere Wahrnehmung des Lebenskunde-<br />

Unterrichts als eine Form der Hilfestellung für Probleme in der aktuellen Situation<br />

während der Schulzeit als die SchülerInnen des aktuellen Schuljahres. Insgesamt aber<br />

ist der Prozentsatz derer, die wenig bis gar keine Hilfestellung erfuhren, annähernd<br />

gleich.<br />

86


Im Hinblick auf die Bedeutung der LehrerInpersönlichkeit, ein Bereich, der auch in den<br />

ExpertInnengespräche Thema war, ergibt sich noch ein Thema das sich für einen<br />

direkten Vergleich anbietet.<br />

Abb. 26: Lehrer/in auch später um Rat fragen - Gegenüberstellung<br />

Insgesamt hegen und hegten gleich viele Personen aus den beiden Gruppen den<br />

Wunsch, oft, manchmal oder teil/teils, den Kontakt mit dem Lebenskundelehrer(der<br />

Lehrerin aufrecht zu erhalten, um auch in späteren Lebenssituationen einen Rat zu<br />

erhalten. Für genau gleich viele war dieser Wunsch eher nicht oder gar nicht gegeben.<br />

Einige können diese Frage nicht klar beantworten.<br />

87


4.3.2 Ergebnisse aus den Interviews<br />

Im Folgenden sind die Antworten der ExpertInnen bereits einer Reduktion unterzogen<br />

worden. <strong>Die</strong>se Form bildet später die Grundlage zur Beantwortung der<br />

Forschungsfrage und zur Diskussion. <strong>Die</strong> Tabellen enthalten jeweils ein Gruppe der<br />

Befragte der verschiedenen Ebenen.<br />

Tabelle1: Antworten der Beamten des Bundesministeriums<br />

Fragenkreis 1 Haider Havlicek<br />

1 Erfahrungen an PL/PTS 30jährige Erfahrung 20 Jahre Erfahrung; am<br />

Lehrplan mitgearbeitet<br />

2 Imageproblematik,; Nahtstelle <strong>Schule</strong>-Beruf Image wellenförmig.<br />

Begründung<br />

für Herausforderung für Imageproblematik<br />

Entscheidung<br />

für <strong>Schule</strong> und SchülerInnen, Nachteil für Kinder.<br />

Auseinandersetzung mit die dafür fit zu machen LehrerInnen vermitteln<br />

PTS<br />

sind.<br />

Sinnhaftigkeit. Schönste<br />

Zeit als Lehrer<br />

3 Bedeutung von Lebens- Nicht zu trennen – Bindeglied zwischen<br />

und Berufsorientierung Berufsorientierung ist <strong>Schule</strong> und Beruf;<br />

Lebensorientierung gelungene Konzeption<br />

4 Spezielles an der PTS Erstmalige Förderung Keine Antwort<br />

nach Interessen und<br />

Neigungen<br />

4a Zielgruppe<br />

Für alle, die berufliche Übergang zwischen<br />

Laufbahn anstreben. <strong>Schule</strong> und Beruf; 40<br />

Vorschlag:<br />

Prozent in Beruf, 22<br />

verpflichtendes letztes Prozent in PTS – großes<br />

Schuljahr für alle<br />

Potenzial<br />

4b Besondere Angebote Flexibilität, höchstes Pflichtschule; nimmt alle<br />

Engagement der an; hat keine Wahl als<br />

LehrerInnen, deren hohe <strong>Schule</strong> – positiv!<br />

soziale Kompetenz<br />

4c Was fehlt? Anerkennung, weil Achtung; klare<br />

„Arbeit“ zu wenig Positionierung im<br />

attraktiv.<br />

System<br />

4d Auswirkungen der<br />

aktuellen Änderungen<br />

(NMS, ÜST in BMS, BHS)<br />

auf PTS<br />

4e Aufwertung der PTS<br />

gegen Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel<br />

Einfluss auf Lernformen;<br />

Sinken<br />

der<br />

SchülerInnenzahlen;<br />

später in den<br />

Arbeitsmarkt<br />

Ja, könnte helfen.<br />

Zweijährigkeit,<br />

Namensänderung<br />

ÜST an BMS und BHS<br />

verfehlt, weil es nur<br />

Schülerschwund<br />

entgegenwirkt; kein päd.<br />

Konzept, keine Vision;<br />

NMS eher positiv für<br />

PTS<br />

Eher ja<br />

4f Erfahrungen durch Nicht so erlebt. Weniger Ja, schon in aktiver Zeit;<br />

88


gesellschaftliche<br />

Entwicklung (Disziplin,…)<br />

5 Maßnahmen zur<br />

Aufwertung<br />

6 PTS-<br />

LehrerInnenausbildung –<br />

wie attraktiv?<br />

7 Gespräche auf<br />

Ministeriumseben zur PTS<br />

Rückhalt von daheim<br />

Zweijährigkeit;<br />

Individualisierung,<br />

Differenzierung,<br />

Flexibilität – nur mit Druck<br />

von der Wirtschaft<br />

möglich<br />

Nicht attraktiv. Geringe<br />

Nachfrage bedingt noch<br />

geringeres Angebot.<br />

Nicht offiziell, nicht<br />

intensiv. Eher in der<br />

nächsten<br />

Regierungsperiode!<br />

8 Zukunft der PTS? Inhalte ja, weil unbedingt<br />

notwendig. Schulform in<br />

10 Jahren unsicher.<br />

9 Persönliche<br />

Anmerkungen?<br />

Fragenkreis 2<br />

Weiterentwicklung in<br />

Richtung Zweijährigkeit;,<br />

Optimierung<br />

LehrerInnenausbildung.<br />

Erziehungsfragen<br />

verlagert; große Achtung<br />

vor den Jugendlichen –<br />

schwierig, weil so jung<br />

(Vorstellen,…)<br />

Angliederung an<br />

Lehrlingssystem; jetzige<br />

Konzeption, Teil der<br />

Lehre, nicht Anschluss<br />

an<br />

BS;<br />

Namensänderung<br />

Nein!<br />

Gespräche zur<br />

Aufwertung im Gange.<br />

Regierungsprogramm<br />

nicht erfüllt!<br />

Wichtig; Kritiker<br />

verstummt;<br />

Verbesserung der<br />

Rahmenbedingungen<br />

ICH kämpfe für<br />

Verbesserung<br />

1 Verständnis von LK? Verknüpft mit<br />

Berufsvorbereitung. Alle<br />

für die Jugendlichen<br />

aktuellen Themen<br />

2 Was bewirkt LK? Erziehungsprozess, wenn<br />

projektmäßig gestaltet;<br />

zeitgemäße Lernformen;<br />

Selbsttätigkeit<br />

3 Ausgleich familiärer Ja, wenn adäquater,<br />

Defizite möglich?<br />

familiärer Unterricht<br />

4 Bedeutung der Hohe Bedeutung! Vorbild<br />

LehrerInpersönlichkeit? im Bereich der<br />

Gesundheits- und<br />

Lebenserziehung<br />

5<br />

Offenheit, Toleranz,<br />

Eigenschaften/Kompetenzen Verständnis; Lehrerin oft<br />

des/r Lehrers/Lehrerin? Elternersatz – emotionale<br />

Belastung<br />

6 Bedeutendste Inhalte? Soziales Umfeld,<br />

Umgang mit Freunden,<br />

sozialen Medien,<br />

Berufs-<br />

und<br />

Lebensvorbereitung für<br />

die Altersgruppe<br />

Themen im Interesse<br />

der SchülerInnen<br />

JA, aber <strong>Schule</strong> nicht<br />

überschätzen!<br />

Hohe Bedeutung!<br />

Vorbildwirkung, guter<br />

Umgang<br />

mit<br />

SchülerInnen<br />

Authentizität,<br />

Berufserfahrung,<br />

Praxisbezug<br />

Aktueller Bedarf der<br />

Jugendlichen<br />

7 LK als Lebenshilfe? Lerneffekt durch Ja, daher Nachfrage in<br />

89


Selbsttätigkeit;<br />

Nachhaltigkeit<br />

8 LK an anderen <strong>Schule</strong>n? Ja; Diskussionen in<br />

Richtung Ethikunterricht<br />

9 Eigene Ideen? ExpertInnen zur<br />

Adaptierung des<br />

Lehrplanes<br />

anderen <strong>Schule</strong>n<br />

Ja<br />

Neben fachlichem<br />

Lernen Stärkung der<br />

Grundkompetenzen (M,<br />

D, E); gute<br />

Positionierung von LK im<br />

Fächerkanon<br />

90


Tabelle 2: Antworten der VertreterInnen der Schulaufsicht<br />

Fragenkreis 1 Braun Paller<br />

1 Persönliche Erfahrung? Vier Monate an PL, vor Viel Erfahrung, an<br />

30 Jahren<br />

mehreren Standorten<br />

2 Bedeutung von Lebens- Große Bedeutung; ein Schwerpunkte für<br />

und Berufsorientierung? Jahr/zehn Monate zu Ausbildung;<br />

kurz dafür (s. Frage 3b,<br />

Paller)<br />

3 Spezielles an der PTS? Siehe Antwort 3b! Praxisorientierung mit<br />

Beratung zu sinnvoller<br />

Lebensgestaltung<br />

3a Zielgruppe?<br />

Nicht nur Jugendliche,<br />

die Berufsweg wählen;<br />

Orientierung allgemein<br />

BerufseinsteigerInnen,<br />

Matura beachten (Lehre<br />

mit Matura)<br />

3b Besondere Angebote? Einjährige Form; sehr Praxisorientierung;<br />

konkret; Anknüpfung an Umgang miteinander;<br />

spätere Lebensform direkter Übertritt in die<br />

3c Was fehlt?<br />

3d Auswirkungen der<br />

aktuellen Änderungen<br />

(NMS, ÜST in BMS, BHS)<br />

auf PTS?<br />

3e Aufwertung der PTS<br />

gegen Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel?<br />

3f Erfahrungen durch<br />

gesellschaftliche<br />

Entwicklung (Disziplin,…)<br />

3g Bedeutendste Inhalte?<br />

4 Maßnahmen zur<br />

Aufwertung?<br />

Reputation, Stellenwert;<br />

ist eine Not- und<br />

Restschule<br />

Abgänge wie in der<br />

NMS; schrumpfende<br />

Schulform, schlechteres<br />

Bild,<br />

SchülerInnenschwund<br />

Unbedingt!<br />

Gilt für alle Schularten;<br />

bezüglich Altersstufe<br />

speziell: „Kopf wegen<br />

Baustelle geschlossen“<br />

nach Hüter<br />

Praxisbezug,<br />

Persönlichkeitsbildung;<br />

Teamfähigkeit;<br />

Zweijährigkeit mit<br />

Anrechenbarkeit, Profit<br />

für das 10 Schuljahr; ;<br />

Zentralschulen für<br />

verbesserte<br />

Infrastruktur; fachlich<br />

Lehre<br />

Standing, Image, Lobby<br />

Einfluss ja; NMS wird auf<br />

Gestaltung wirken<br />

Ja, weil 80 Prozent in<br />

duale Ausbildung;<br />

Schließen der Lücke zur<br />

Krankenpflegeschule –<br />

zwei Jahre PTS!<br />

Allgemeine Problematik;<br />

speziell in PTS wegen<br />

des entwicklungspsychologischen<br />

Status;<br />

letzte Chance zur<br />

Nachkorrektur,<br />

Berufsvorbereitung;<br />

Selbstständigkeit;<br />

Praxisnähe .<br />

Mopedausweis; ein Jahr<br />

zu kurz! (s. Frage 2,<br />

Braun)<br />

Zweijährigkeit; Abschluss;<br />

Stellenwert; Bedingung für<br />

Lehrausbildung;<br />

91


ausgebildete<br />

LehrerInnen<br />

5 Gespräche auf BSI- Nichts bekannt<br />

Ebene?<br />

6 Zukunft der PTS? Sehr pessimistisch;<br />

gefährdet in ihrer<br />

Existenz<br />

7 Persönliche<br />

Anmerkungen?<br />

Fragenkreis 2<br />

1 Verständnis von<br />

Lebenskunde?<br />

2 Was bewirkt<br />

Lebenskunde?<br />

3 Ausgleich familiärer<br />

Defizite möglich?<br />

Strukturelle<br />

Veränderungen;<br />

Zentralisierung;<br />

Integration<br />

hilfreich;<br />

sehr<br />

Behandelt existenzielle<br />

Fragen<br />

der<br />

SchülerInnen; Frage der<br />

Lebensbewältigung,<br />

auch ohne Antworten,<br />

weil ein Jahr zu kurz;<br />

Unmittelbar wenig; aber<br />

Person im Mittelpunkt –<br />

auch ein Wert;<br />

Skepsis! in Ansätzen;<br />

4 Bedeutung der Höher als in andern<br />

LehrerInpersönlichkeit? Schulformen;<br />

Altersstufe<br />

ist<br />

Herausforderung;<br />

5<br />

Haltung zur Altersstufe;<br />

Eigenschaften/Kompetenzen Muss sie mögen;<br />

des Lehrers/der Lehrerin? erwachsene Person mit<br />

Herz und Hirn;<br />

6 Bedeutendste Inhalte? Persönlichkeitsbildung,<br />

Teamarbeit, Umgang<br />

mit Konflikten; Streiten<br />

und versöhnen;<br />

7 LK als Lebenshilfe? JA, wenn Ansprüche<br />

von LK ein Prinzip an<br />

der <strong>Schule</strong>;<br />

Kein Thema<br />

Hängt von Umsetzung des<br />

Regierungsprogramms<br />

ab; nur bei Aufwertung<br />

optimistisch;<br />

Mehr als 20000<br />

Jugendliche im Jahr;<br />

<strong>Schule</strong> zu stärken,<br />

angesichts<br />

des<br />

Facharbeitermangels;<br />

Vorbereitung auf aktuelle<br />

und<br />

zukünftige<br />

Herausforderungen!<br />

Informationsvermittlung<br />

durch ExpertInnen;<br />

Bewusstseinsförderung;<br />

Teilweise, mit Hilfe der<br />

Eltern und der<br />

Jugendlichen;<br />

Sehr groß! Vorbildwirkung<br />

der Unterrichtenden;<br />

Fachliche Kompetenz;<br />

Toleranz, Humor;<br />

Erkennen der Grenzen<br />

Entwicklung,<br />

Gemeinschaftsausbildung,<br />

Lebensplan-Entwurf<br />

JA, durch Lernen,<br />

Eigenverantwortung zu<br />

übernehmen;<br />

Auseinandersetzung mit<br />

der eigenen Zukunft<br />

8 LK an anderen <strong>Schule</strong>n? Gibt schon Vieles; JA, ab 7 Schulstufe; LK<br />

und Soziales Lernen;<br />

mehr als eine Stunde<br />

9 Eigene Ideen? Mehr LK als Anspruch<br />

und Idee in alle Fächer!<br />

Eingehen auf Person,<br />

Pläne entwerfen, Einsatz<br />

von ExpertInnen<br />

92


Tabelle 3: Antworten der Vertreter der PTS<br />

Fragenkreis 1 Ambros Neigenfind<br />

1 Persönliche Erfahrung, Hatte schlechte 14 Jahre PTS;<br />

Motivation?<br />

Meinung – Umkehr keine/negative Meinung;<br />

durch Arbeit an PL; für erste <strong>Schule</strong>, die<br />

mich<br />

richtige SchülerInnen einen Sinn<br />

Altersstufe;<br />

vermittelt<br />

2 Bedeutung von Lebens- Große Bedeutung; für Hauptaufgabe der PTS;<br />

und Berufsorientierung? viele das Jahr der alle SchülerInnen sollten<br />

Erkenntnis;<br />

PTS machen müssen;<br />

3 Spezielles an der PTS? Vorbereitung auf Leben Bezug zur Praxis; Schüler<br />

und Beruf in jedem sehen Sinn in<br />

Fach<br />

Vorbereitung ihres<br />

eigenen Lebens<br />

3a Zielgruppe? Alle, die in Beruf Zielgruppe, die Praxis ins<br />

einstiegen, die Leben lassen will<br />

Orientierung brauchen,<br />

die ein 10. Schuljahr<br />

machen wollen<br />

3b Besondere Angebote? Projektorientierter Flexibilität und Praxis<br />

Unterricht; engagiertere<br />

Lehrer als an anderen<br />

<strong>Schule</strong>n; Flexibilität;<br />

3c Was fehlt? Image Nichts als Schulform<br />

3d Auswirkungen der Nein, weil PTS sehr Nicht einzuschätzen, PTS<br />

aktuellen Änderungen fortschrittlich; sind nicht in Diskussion<br />

(NMS, ÜST in BMS, BHS) Vorreiter<br />

vorhanden<br />

auf PTS?<br />

3e Aufwertung der PTS Unbedingt! Lehre mit Absolut. Einzige<br />

gegen Lehrlings- und Matura!<br />

Auch Möglichkeit!<br />

Facharbeitermangel? Hochbegabte in das<br />

Handwerk!<br />

3f Erfahrungen durch Nein. Ländliches Nein.<br />

Mehr<br />

gesellschaftliche<br />

Umfeld!<br />

Erziehungsarbeit durch<br />

Entwicklung (Disziplin,…)<br />

Tagesbetreuung!<br />

3g Bedeutendste Inhalte? Praxis, Teamfähigkeit; Praxisbezug;<br />

soziale Aspekte Allgemeinbildung<br />

4 Maßnahmen zur Zweijährigkeit;<br />

Verpflichtung für alle am<br />

Aufwertung?<br />

Berechtigung;<br />

Ende der Schulpflicht<br />

5 Zukunft der PTS? Wirtschaft wird PTS Optimistisch. PTS kann<br />

erhalten wollen! nicht vergessen werden.<br />

6 Persönliche<br />

Anmerkungen?<br />

Fragenkreis 2<br />

1 Verständnis von<br />

Lebenskunde?<br />

Zu wichtig!<br />

Keine! Sehr moderne, stark<br />

unterschätzte Schulform!<br />

Praxisnahe<br />

Vorbereitung auf das<br />

Schüler fit fürs Leben<br />

machen<br />

93


Leben<br />

2 Was bewirkt Bereitet<br />

die Bezug zur Praxis, zum<br />

Lebenskunde?<br />

Jugendlichen vor, Beruf späteren Leben<br />

und privat<br />

3 Ausgleich familiärer Absolut! Ergänzung für Unterstützend fürs<br />

Defizite möglich?<br />

Familie!<br />

Elternhaus;<br />

4 Bedeutung der Hoch! Sympathie, Entscheidender; Inhalte<br />

LehrerInpersönlichkeit? Engagement<br />

reichen nicht zur<br />

motivieren:<br />

Wissensvermittlung<br />

5<br />

Im Leben stehen! Im Leben stehen;<br />

Eigenschaften/Kompetenzen<br />

Hausverstand, Gespür für<br />

des Lehrers/der Lehrerin?<br />

Situationen<br />

und<br />

SchülerInnen<br />

6 Bedeutendste Inhalte? Konfliktmanagement;<br />

Teamfähigkeit<br />

Soft skills; wo bekomme<br />

ich Hilfe?<br />

7 LK als Lebenshilfe? Ja, muss sein! Absolut!<br />

8 LK an anderen <strong>Schule</strong>n? Ja, aber etwas LK als Unterrichtsprinzip;<br />

Besonderes in der PTS, Poly-Fach: WIR kümmern<br />

sollte der PTS uns um die Jugendlichen!<br />

vorbehalten bleiben;<br />

9 Eigene Ideen? Gutes Feedback, soll<br />

so bleiben!<br />

<strong>Die</strong> Jugendlichen sind am<br />

wichtigsten; jedes Jahr<br />

neue Menschen;<br />

94


Tabelle 4: Reduktion - direkter Vergleich der relevanten Themenbereiche<br />

Themen<br />

kreise<br />

Bedeutu<br />

ng der<br />

PTS/Leb<br />

ens- und<br />

Berufsku<br />

nde<br />

Speziell<br />

es<br />

Zielgrup<br />

pe<br />

Besonde<br />

re<br />

Angebot<br />

e<br />

Haider Havlicek Braun Paller Ambros Neigenfi<br />

nd<br />

Nicht zu<br />

Große Schwerpun Große<br />

trennen –<br />

Bedeutun kte für Bedeutun<br />

Berufsorienti<br />

g; ein Ausbildung; g; für<br />

erung ist<br />

Jahr/zehn<br />

viele das<br />

Lebensorien<br />

Monate zu<br />

Jahr der<br />

tierung<br />

kurz dafür<br />

Erkenntni<br />

(s. Frage<br />

s;<br />

3b, Paller)<br />

Erstmalige<br />

Förderung<br />

nach<br />

Interessen<br />

und<br />

Neigungen<br />

Für alle, die<br />

berufliche<br />

Laufbahn<br />

anstreben.<br />

Vorschlag:<br />

verpflichtend<br />

es letztes<br />

Schuljahr für<br />

alle<br />

Flexibilität,<br />

höchstes<br />

Engagement<br />

der<br />

LehrerInnen,<br />

deren hohe<br />

soziale<br />

Kompetenz<br />

Bindeglie<br />

d<br />

zwischen<br />

<strong>Schule</strong><br />

und<br />

Beruf;<br />

gelungen<br />

e<br />

Konzepti<br />

on<br />

Übergang<br />

zwischen<br />

<strong>Schule</strong><br />

und<br />

Beruf; 40<br />

Prozent<br />

in Beruf,<br />

22<br />

Prozent<br />

in PTS –<br />

großes<br />

Potenzial<br />

Pflichtsch<br />

ule;<br />

nimmt<br />

alle an;<br />

hat keine<br />

Wahl als<br />

<strong>Schule</strong> –<br />

positiv!<br />

Einjährige<br />

Form;<br />

sehr<br />

konkret;<br />

Anknüpfu<br />

ng an<br />

spätere<br />

Lebensfor<br />

m<br />

Nicht nur<br />

Jugendlic<br />

he, die<br />

Berufsweg<br />

wählen;<br />

Orientieru<br />

ng<br />

allgemein<br />

Anknüpfu<br />

ng an<br />

spätere<br />

Lebensfor<br />

m<br />

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ierung mit<br />

Beratung zu<br />

sinnvoller<br />

Lebensgest<br />

altung<br />

Berufseinst<br />

eigerInnen,<br />

Matura<br />

beachten<br />

(Lehre mit<br />

Matura)<br />

Praxisorient<br />

ierung;<br />

Umgang<br />

miteinander<br />

; direkter<br />

Übertritt in<br />

die Lehre<br />

Vorbereit<br />

ung auf<br />

Leben<br />

und Beruf<br />

in jedem<br />

Fach<br />

Alle, die<br />

in Beruf<br />

einstiege<br />

n, die<br />

Orientier<br />

ung<br />

brauchen<br />

, die ein<br />

10.<br />

Schuljahr<br />

machen<br />

wollen<br />

Projektori<br />

entierter<br />

Unterricht<br />

;<br />

engagiert<br />

ere<br />

Lehrer<br />

als an<br />

anderen<br />

<strong>Schule</strong>n;<br />

Hauptau<br />

fgabe<br />

der PTS;<br />

alle<br />

SchülerI<br />

nnen<br />

sollten<br />

PTS<br />

machen<br />

müssen;<br />

Bezug<br />

zur<br />

Praxis;<br />

Schüler<br />

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Vorberei<br />

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Zielgrup<br />

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Praxis<br />

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Leben<br />

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Flexibilit<br />

ät und<br />

Praxis<br />

95


Was<br />

fehlt?<br />

Auswirk<br />

ungen<br />

von<br />

NMS,<br />

ÜST in<br />

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Einfluss auf<br />

Lernformen;<br />

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Ja, könnte<br />

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klare<br />

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verfehlt,<br />

weil es<br />

nur<br />

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entgegen<br />

wirkt;<br />

kein päd.<br />

Konzept,<br />

keine<br />

Vision;<br />

NMS<br />

eher<br />

positiv für<br />

PTS<br />

Eher ja<br />

Ja, schon<br />

in aktiver<br />

Zeit;<br />

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verlagert;<br />

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schlechter<br />

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Gilt für<br />

alle<br />

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bezüglich<br />

Altersstufe<br />

speziell:<br />

„Kopf<br />

wegen<br />

Baustelle<br />

geschloss<br />

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Hüter<br />

Standing,<br />

Image,<br />

Lobby<br />

Einfluss ja;<br />

NMS wird<br />

auf<br />

Gestaltung<br />

wirken<br />

Ja, weil 80<br />

Prozent in<br />

duale<br />

Ausbildung;<br />

Schließen<br />

der Lücke<br />

zur<br />

Krankenpfle<br />

geschule –<br />

zwei Jahre<br />

PTS!<br />

Allgemeine<br />

Problematik<br />

; speziell in<br />

PTS wegen<br />

des<br />

entwicklung<br />

s-<br />

psychologis<br />

chen<br />

Status;<br />

letzte<br />

Chance zur<br />

Nachkorrekt<br />

Flexibilitä<br />

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96


97<br />

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98


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99


4.4 Diskussion Ergebnisse<br />

4.4.1 Rahmenbedingungen<br />

Das Ausfüllen der Fragebögen wurde in Kleingruppen oder auch einzeln in der Zeit<br />

vom 1. Mai bis 31. Mai 2012 vorgenommen. Alle TeilnehmerInnen erfüllten diese<br />

Aufgabe in einem Klassenraum oder der Direktion der PTS Korneuburg. <strong>Die</strong>s erfolgte<br />

nach einem Aufruf zur Teilnahme innerhalb einer geschlossenen Gruppe auf<br />

Facebook, was auf großes Interesse stieß und schließlich auch Poly-AbsolventInnen<br />

aus anderen <strong>Schule</strong>n, also nicht Korneuburg, zur Teilnahme veranlasste. <strong>Die</strong> nicht<br />

persönlich bekannten AbsolventInnen hatten das Zeugnis der neunten Schulstufe<br />

vorzulegen. Schwerpunkte waren die Bewertung der Qualität des<br />

Lebenskundeunterrichts, sowie die Einschätzung möglicher Auswirkungen auf das<br />

weitere Leben.<br />

<strong>Die</strong> ExpertInnen-Interviews fanden im Zeitraum vom 18. Juni bis 20. August 2012 statt.<br />

<strong>Die</strong> sechs ausgewählten Personen wurden per Mail zum Gespräch geladen; von allen<br />

erfolgte innerhalb eines Tages die schriftliche Zustimmung, ebenfalls auf<br />

elektronischem Wege. <strong>Die</strong> Gespräche wurden einzeln geführt, eine Unterteilung in drei<br />

Gruppen war durch die Auswahl der zu Befragenden gegeben. Es waren die<br />

ExpertInnen auf drei Ebenen des österreichischen Bildungswesens zum Interview<br />

geladen. <strong>Die</strong> Ebene des Ministeriums für Unterricht und Kunst, die Ebene der<br />

Schulaufsicht und die der Praxis am nächsten stehende Ebene der <strong>Schule</strong>. <strong>Die</strong><br />

Interviewleitfäden waren für alle Befragten ähnlich gestaltet. Gemeinsam war die<br />

Information über den persönlichen Bezug zur Schulform PTS. Einen Zusatz gab es bei<br />

den Experten des Bundesministeriums zu den Ausbildungsmodalitäten für die<br />

Erlangung des Lehramtes für Polytechnische <strong>Schule</strong>n. Der Fokus bei allen Leitfäden<br />

lag darauf, Erkenntnisse über den Stellenwert und die Bedeutung der PTS zu<br />

gewinnen, darüber hinaus mögliche Perspektiven für eine Stärkung der PTS zu<br />

erkennen. Weiters waren im Sinne der Forschungsfrage die Einschätzung des<br />

Lebenskundeunterrichts in seiner Bedeutung für die Unterrichteten sowie die Rolle<br />

des/der Lehrenden zu durchleuchten.<br />

Bei der Auswertung der Interviews sind die unterschiedlichen Zugänge der<br />

VertreterInnen der verschiedenen Ebenen in manchen Fragen augenscheinlich.<br />

Interessant aber auch die sehr hohe Übereinstimmung bei wichtigen Fragen wie<br />

100


Aufwertung der Schulform. Eine große Affinität zur Schulform PTS, die nicht nur aus<br />

den Antworten ersichtlich ist, sondern auch während des Interviews durch eine<br />

gewisse Emotionalität immer wieder spürbar wurde, ist bei den InterviewpartnerInnen<br />

gegeben, die eine langjährige intensive Erfahrung und Auseinandersetzung mit der<br />

PTS aufzuweisen haben.<br />

4.4.2 Bedeutung der PTS<br />

<strong>Die</strong> hohe Bedeutung dieser Schulform lässt sich aus den unter Punkt 4.3. angeführten<br />

Ergebnissen der empirischen Befragungen erkennen. <strong>Die</strong> Antworten der SchülerInnen<br />

und AbsolventInnen lassen diesen Schluss ebenso zu, wie die sehr klaren Antworten<br />

der ExpertInnen. Relevant für die Einschätzung der Wichtigkeit der Schulform ist bei<br />

den aktuellen SchülerInnen die Nennung der Gründe für die Wahl dieser Schulform.<br />

Als Beweggründe wird vorrangig die Hoffnung auf Hilfestellung bei der<br />

Lehrstellensuche angegeben. Damit ist eine sehr gute Positionierung dieser Schulform<br />

im Bereich Lebenshilfe gegeben. An zweiter Stelle liegt die Aussicht auf eine echte<br />

Vorbereitung für den Beruf, und schließlich die Möglichkeit, die Zeugnisnoten zu<br />

verbessern. Obwohl aufgrund der Angaben nur zehn Prozent Lebenshilfe in der PTS<br />

suchten und erhofften, ist diese ja durch die genannten drei Punkte schon gegeben<br />

und eine Differenzierung nur schwer möglich.<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung der PTS ist für die Expertinnen vor allem in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsvorbereitung gegeben. <strong>Die</strong>se neunte Schulstufe stellt die Schnittstelle, oder auch<br />

ein Bindeglied, wie einer der beiden Ministerialbeamten es ausdrückt, zwischen <strong>Schule</strong><br />

und Beruf dar. (Havlicek, 2012) Einen Gedanken weiter geht die Vertreterin der<br />

Schulaufsicht, die für diesen Schwerpunkt der Ausbildung, die Konzeption der PTS als<br />

lebens- und berufsvorbereitenden <strong>Schule</strong>, den Zeitraum von 10 Monaten als nicht<br />

ausreichend betrachtet. Für alle Befragten ist die Konzeption der PTS vorrangig in der<br />

Praxisnähe und Lebensvorbereitung gegeben.<br />

<strong>Die</strong> Vertreter der <strong>Schule</strong>bene- beide sind Direktoren einer dreiklassigen PTS - geben<br />

an, durch Zufall an eine PTS geraten zu sein, wenig Gutes darüber gehört zu haben,<br />

und erst in der praktischen Arbeit, im Umgang mit dieser Altersstufe die<br />

Auseinandersetzung gesucht zu haben und das Engagement für diese <strong>Schule</strong><br />

entwickelt zu haben.<br />

101


Als Zielgruppe der PTS sehen alle Befragten vorrangig die Jugendlichen, die sich für<br />

einen Beruf entscheiden. Braun warnt vor dieser Ausschließlichkeit, um auch<br />

diejenigen, die sich noch zu orientieren haben, mit ins Boot zu nehmen (Braun H. ,<br />

2012) Als zur Zielgruppe gehörig erwähnt Ambros die Jugendlichen, die ein freiwilliges<br />

zehntes Schuljahr machen wollen. „Man kommt oft erst im Poly drauf, was einen<br />

interessiert. Kann hier alles machen.“ (Ambros, 2012) Sehr anschaulich wird die<br />

Überlegung zur Zielgruppe durch die Aussage des PTS-Direktors Roman Neigenfind<br />

ausgedrückt: „<strong>Die</strong> Zielgruppe, die für sich entschieden hat, Verantwortung zu<br />

übernehmen, nicht nur die Schulbank zu drücken und die Praxis in ihr Leben<br />

hineinkommen zu lassen.“ (Neigenfind, 2012)<br />

Als spezielle Angebote der PTS und damit als Spezifikum, das diesem Schultyp<br />

vorbehalten ist und ihn auch auszeichnet, wird mehrfach die besonders hohe<br />

Flexibilität genannt. Ein besonderes Engagement bei den Unterrichtenden führen zwei<br />

Experten ins Treffen: „Alle Lehrer bei uns an der <strong>Schule</strong> sind viel engagierter als in<br />

anderen <strong>Schule</strong>n.“ (Ambros, 2012) Und auf die Frage, was die PTS gegenüber<br />

anderen Schulformen zu bieten hat, die Antwort eines Ministerialbeamten: “Flexibilität,<br />

Engagement der LehrerInnen, diese Flexibilität benötigt sehr hohes Engagement.<br />

Daher bleiben nur solche KollegInnen an dem Schultyp, die sich nicht nur den<br />

leistungsmäßigen, sondern auch den sozialen Aufgaben stellen….“ (Haider, 2012) Das<br />

besondere Engagement der LehrerInnen, die sich für eine PTS entschieden haben,<br />

wird also speziell hervorgehoben. (vgl. ExpertInnengespräche, 2012) . Einigkeit bei<br />

allen interviewten Personen herrscht über die Imageproblematik. Der PTS fehlen<br />

Anerkennung, weil Arbeit nicht attraktiv genug ist. Es fehlen die Achtung der<br />

Gesellschaft, Reputation, Stellenwert und Image. <strong>Die</strong> Korneuburger<br />

Bezirksschulinspektorin Helga Braun dazu: „<strong>Die</strong> Reputation, der Stellenwert, den diese<br />

<strong>Schule</strong> haben könnte, ist gesellschaftlich in der Anerkennung nicht gegeben. Ich<br />

fürchte und nehme es oft so wahr, dass die PTS mittlerweile im Bild der Öffentlichkeit,<br />

sowohl der professionellen Öffentlichkeit auf der Lehrerebene als auch auf der<br />

Elternebene, zu einer Art Not- und Restschule verkommen ist………….Ein<br />

Notausgang, um dieses letzte Pflichtschuljahr zu absolvieren…. erst bei näherem<br />

Hinschauen, wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass es eine Schulart ist, die diese<br />

Qualitäten aufweist, die ich vorher beschrieben habe, kommt man zu einem anderen<br />

Bild.“ (Braun H. , 2012) Braun sieht nur geringe Chancen, dieses Image zu verändern,<br />

weil die PTS-SchülerInnen eine Minderheit darstellen. Ein weiterer Punkt, der die<br />

102


Existenz einer Schulform wie der PTS rechtfertigt, ist die, vom<br />

entwicklungspsychologischen Standpunkt aus gesehen, sehr sensible Altersphase<br />

dieser Altersstufe. Wenn sich auch alle einig sind, dass Jugendliche heute in allen<br />

<strong>Schule</strong>n ein anderes Verhalten an den Tag legen als früher, so wird doch der<br />

Herausforderung an der PTS besonderes Augenmerk verliehen. „…. das ist die letzte<br />

Möglichkeit, hier noch Nachkorrekturen in der Erziehung geltend zu machen…“ (Paller,<br />

2012) Auch Braun spricht davon, dass durch den Hormonsturm dieser Altersstufe ein<br />

Umbau im Menschen stattfindet, eine Etappe, in der noch Investition und Orientierung<br />

als Begleitung zu geben sind. (Braun H. , 2012)<br />

So werden als wichtigste Bereiche auch im Zusammenhang mit dem<br />

Lebenskundeunterricht die Bildung und Förderung von sozialen Kompetenzen<br />

genannt, was an der PTS einen besonderen Stellenwert hat. (vgl. Expertengespräche,<br />

2012)<br />

4.4.3 Perspektiven für diese Schulform<br />

<strong>Die</strong> Perspektiven für die PTS werden eher unterschiedlich gesehen. Es gehen 40<br />

Prozent eines Jahrganges in die Berufsausbildung, nur 22 Prozent durchlaufen die<br />

neunte Schulstufe in der PTS. Das Potenzial wäre also sehr groß. (Havlicek, 2012)<br />

Durch die aktuellen Änderungen auf dem Bildungssektor - Neue Mittelschule,<br />

Übergangsstufen in Berufsbildenden Mittleren und Höheren <strong>Schule</strong>n – werden sich<br />

nach Einschätzung der Befragten Auswirkungen auf die Lehr- und Lernformen, auf die<br />

Gestaltung des Unterrichts ergeben. Ein weiteres Schrumpfen der SchülerInnenzahlen<br />

befürchtet ein Beamter des Ministeriums, ebenso eine Vertreterin der Schulaufsicht.<br />

(vgl. ExpertInnengespräche, 2012) Sehr klare Worte dazu findet Havlicek: „Änderung<br />

NMS ist eine, die sich durchaus gut auf die PTS auswirken kann. <strong>Die</strong> ÜST, die sich an<br />

BMS und BHS gebildet hat, sind völlig verfehlt, weil es nur um den Ausgleich des<br />

Schülerschwundes geht. Es ist weder ein pädagogisches Konzept dahinter noch ein<br />

Zukunftsvision……“ (Havlicek, 2012) Haider erkennt in einer Verpflichtung, im Sinne<br />

einer Vorqualifizierung, aller SchülerInnen, auch vor dem Besuch einer<br />

weiterführenden <strong>Schule</strong>, eine Chance, die hohe Dropout-Rate zu verringern und mit<br />

systemischen Veränderungen die „Zubringerschule“ für die duale Ausbildung zu<br />

werden. (Haider, 2012) In dieselbe Richtung gehen die Gedanken eines PTS-Direktors,<br />

der aufgrund der Konzeption, der Hauptaufgabe der PTS, ein verpflichtendes neuntes<br />

Schuljahr an der PTS anregt, um danach „…. irgendwann ins Leben einzusteigen und<br />

103


als Mensch die erworbenen Fertigkeiten anzuwenden und zu bestehen“. (Neigenfind,<br />

2012) Während die Vertreter des Ministeriums Gespräche zur Zukunft der PTS als<br />

nicht sehr intensiv, doch vorhanden beschreiben, schließen die VertreterInnen der<br />

Schulaufsicht eine ernsthafte Behandlung der Schulform PTS in der<br />

Bildungsdiskussion aus.<br />

Bedingungslose Zustimmung von allen Befragten gibt es zur Überlegung, ob eine<br />

Aufwertung der PTS einem Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenwirken kann.<br />

Verschieden sind die Ansätze, durch welche Maßnahmen diese Attraktivierung<br />

erfolgen soll. Sehr häufig wird die Namensänderung als ein wichtiger Faktor gesehen,<br />

ebenso wichtig erscheint eine strukturelle Änderung in Richtung Zweijährigkeit. Damit<br />

verbunden sollen Berechtigungen, Qualifikationen, die Bedingung für den Eintritt in die<br />

duale Berufsausbildung sein. (vgl. Expertengespräche, 2012) Braun sieht als wichtigen<br />

Schritt für eine Aufwertung die Schaffung von „Zentral-Polys“, mit einer verbesserten<br />

Infrastruktur, sowie den Einsatz fachlich ausgebildeter LehrerInnen. Dazu eine<br />

Anrechenbarkeit in Richtung Lehre. „Nicht einfach ein angehängtes Jahr, mehr vom<br />

Gleichen, sondern dass es da eine Anerkennung gibt, einen Profit, der das zehnte Jahr<br />

legitimiert.“ (Braun H. , 2012) Ein wichtiger Faktor zur Zukunft der PTS wird das<br />

Ausbildungsangebot zum PTS-Lehrer/zur PTS/Lehrerin sein. Beide Vertreter des<br />

Ministeriums sprechen von einer sehr wenig beworbenen Ausbildungsform. Es ist erst<br />

seit 2005 wieder möglich, das PTS-Lehramt als Erstausbildung zu absolvieren. Für<br />

LehrerInnen, die ihre Ausbildung nachjustieren wollen, ist diese eine große zeitliche<br />

und logistische Herausforderung, da gewisse Module nur in gewissen Bundesländern<br />

angeboten werden. Das liegt auch an der geringen Nachfrage. (vgl.<br />

Expertengespräche Haider; Havlicek) <strong>Die</strong> Zukunft des Schultyps wird unterschiedlich<br />

gesehen. Während Braun sehr pessimistisch in die Zukunft blickt und wegen des<br />

Geburtenrückganges und des Zulaufs zur AHS um den Fortbestand der Schulart<br />

fürchtet, bauen die anderen auf die Bedürfnisse und die daraus resultierende<br />

Unterstützung der Wirtschaft und den Druck vom Arbeitsmarkt. (vgl.<br />

ExpertInnengespräche, 2012) „Meine Haltung – wo auch immer ich im Ministerium zu<br />

Wort komme, versuche ich, an einer Verbesserung bei den Bedingungen und dem<br />

Image der PTS mitzuwirken.“ (Havlicek, 2012) Auch Paller hält eine Imagekampagne<br />

durch die Regierung, wie im aktuellen Regierungsprogramm festgeschrieben, für<br />

unabdingbar. Bei einem Potenzial von mehr als 20000 SchülerInnen wäre eine<br />

Schulform, die Facharbeiter zuführt, im Sinne der wirtschaftlichen Entwicklung zu<br />

104


stärken. (Paller, 2012) Neigenfind vermisst in der aktuellen Schuldiskussion, in der die<br />

PTS nicht vorkommt, aber ständig die Forderung nach modernen Schulformen gestellt<br />

wird, die Wahrnehmung und auch Wertschätzung der PTS in der Öffentlichkeit als<br />

moderne Schulform, die in vielen Belangen eine Vorreiterrolle gespielt hat. (Neigenfind,<br />

2012)<br />

4.4.4 Lebenskunde als Lebenshilfe<br />

Das Verständnis von Lebenskunde ist bei den ExpertInnen ganz ähnlich. Im Grunde<br />

geht es um eine Vorbereitung auf das Leben, was mit der Berufsvorbereitung in<br />

engem Zusammenhang zu sehen ist. Es wird als Prozess gesehen, die Jugendlichen<br />

„fit“ für das weiter Leben zu machen. (vgl. ExpertInnengespräche, 2012). Paller spricht<br />

von einer Chance, durch das Hereinholen von ExpertInnen zu Themen wie Sucht eine<br />

Bewusstseinsänderung in den jungen Menschen zu bewirken. Es sind im sozialen<br />

Rahmen dieser Jugendgruppe Themen mit hohem Stellenwert bei den Jugendlichen<br />

anzusprechen, wobei sich der Lehrer/die Lehrerin klar zu positionieren hat. Zum<br />

Ausgleichen familiärer Defizite ist seiner Meinung nach die bedingungslose Mitarbeit<br />

durch die Eltern und das betroffene Kind Voraussetzung. Im Zusammenhang mit der<br />

Vorbildwirkung durch Erziehende sagt er: „Man kann machen, was man will. Im<br />

Endeffekt machen die Kinder das nach, was sie sehen.“ (Paller, 2012)<br />

Braun sieht in der Tatsache, dass das „Luxusgut“ Zeit zur Verfügung gestellt wird, um<br />

auf existentielle Fragen der Kinder einzugehen, eine Möglichkeit, die sozialen Aspekte<br />

der SchülerInnen zu betrachten. Im Fach Lebenskunde ist eine Verortung von Inhalten<br />

wie Lebensbewältigung, Orientierung, Verhalten in schwierigen Lebensfragen, oder<br />

auch Persönlichkeitsfragen gegeben, ohne den Anspruch auf gültige Antworten zu<br />

erheben. (Braun H. , 2012)<br />

Zur Wirkung des Lebenskundeunterrichts oder der Vermittlung lebenskundlicher<br />

Inhalte in der PTS nehmen die VertreterInnen der Gruppe Ministerium und auch der<br />

Schulaufsicht eine eher zurückhaltende Haltung ein. Havlicek spricht von der Gefahr<br />

der Überschätzung, sieht aber eine Entlastung der anderen Fächer gegeben. Er führt<br />

aber diese potentielle Lebenshilfe auch als Grund für das Interesse anderer<br />

Schulformen an einem Gegenstand wie Lebenskunde an. (Havlicek, 2012) Haider<br />

erkennt einen möglichen Erziehungsprozess, in Abhängigkeit von der Form der<br />

Vermittlung. Seine Vorstellung eines gelingenden Unterrichts sind zeitgemäße<br />

Unterrichtsformen, weg vom Frontalunterricht, altersgemäß gestaltet, und im<br />

105


Vordergrund die Selbsttätigkeit der SchülerInnen. Für ihn ist der Ausgleich familiärer<br />

Defizite in einer familiären Unterrichtsumgebung nicht auszuschließen. (Haider, 2012)<br />

Braun kann sich einen Einfluss auf das Leben der SchülerInnen durch den Unterricht<br />

schwer vorstellen, hält diesen Anspruch für vermessen. Eine größere Chance auf<br />

Nachhaltigkeit erkennt sie dann, wenn die Ansprüche von Lebenskunde an der <strong>Schule</strong><br />

als Prinzip gelebt werden. Als Positivum räumt sie ein: „Aktuell zu erleben, dass es<br />

Platz gibt, diese Fragen stellen zu können, und dass es eine Lehrperson gibt, die sich<br />

auch bemüht, in dieser Frage zu einem Miteinander zu kommen, Möglichkeiten,<br />

Perspektiven oder auch keine Antwort bieten kann – auch das kann ein Wert sein.“<br />

(Braun H. , 2012) Paller erkennt im Lernen, Eigenverantwortung zu nehmen, die<br />

Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft nicht zu scheuen, die Nachhaltigkeit des<br />

Unterrichts. (Paller, 2012)Es sind die PTS-Direktoren, die dem Lebenskundeunterricht<br />

das Vermitteln eines Grundgerüstes und die Ergänzung zur Erziehung durch die<br />

Familie zutrauen. (vgl. ExpertInnengespräche Ambros; Neigenfind, 2012)<br />

Sehr klar positioniert sind die AbsolventInnen und die SchülerInnen der PTS. Wie in<br />

Kapitel 4.3.1 dargestellt, wird einerseits der Lebenskundeunterricht von beiden<br />

Gruppen zu 90 Prozent als sehr positiv bewertet. Eine häufige bis fallweise<br />

Hilfestellung in ihrer aktuellen Situation als Jugendliche/r sehen 96 Prozent der<br />

AbsolventInnen, 88 Prozent der SchülerInnen aktuell. 90 Prozent der ehemaligen Poly-<br />

SchülerInnen erlebten auch im Erwachsenenalter einen starken bis mittelmäßigen<br />

Einfluss des LK-Unterrichts in bestimmten Situationen. Hier werden die Bereiche<br />

Arbeitshaltung, Interesse an der Gesellschaft, soziales Engagement, die Haltung<br />

gegenüber Minderheiten, der Umgang mit Konflikten genannt. Auch die SchülerInnen<br />

des aktuellen Schuljahres meinen, einen Einfluss auf gewisse Einstellungen und<br />

Haltungen schon im laufenden Schuljahr erlebt zu haben, wobei auch hier<br />

Arbeitshaltung, soziales Engagement, Einfluss auf die Erziehung zukünftiger Kinder<br />

und Konfliktlösung die höchsten Prozentzahlen aufweisen.<br />

Sowohl die Frage nach Hilfe in bestimmten Lebenssituationen als auch die<br />

Begünstigung der Entwicklung gewisser Fähigkeiten ist in engem Zusammenhang mit<br />

der Bewertung der Inhalte nach Wichtigkeit, sowohl durch die ExpertInnengruppe als<br />

auch die Fragebogenergebnisse zu sehen. Bei der Gruppe der ExpertInnen werden als<br />

die bedeutendsten Inhalte von Lebenskunde der Umgang mit Freunden,<br />

Persönlichkeitsbildung, Teamfähigkeit, Umgang mit Konflikten, sowie der Erwerb von<br />

106


„soft skills“ genannt. (vgl. ExpertInnengespräche, 2012) Der Erwerb dieser sozialen<br />

Kompetenzen ist offensichtlich gegeben. Führt doch die AbsolventInnengruppe mit<br />

Prozentsätzen zwischen 93, der Übernahme von Verantwortung für andere, und 82<br />

Prozent, der Konfliktfähigkeit, an, diese Förderung durch den Lebenskundeunterricht<br />

erfahren zu haben. Dazwischen liegen Zuverlässigkeit, Gerechtigkeitssinn,<br />

Selbstständigkeit, Zivilcourage und Selbstbewusstsein. Bei der Gruppe „aktuelle<br />

SchülerInnen“ wird zwischen 94 Prozent und 74 Prozent die Begünstigung folgender<br />

Kompetenzen, in absteigender Reihenfolge, angeführt: Zuverlässigkeit,<br />

Selbstständigkeit, positivere Werthaltung, Selbstbewusstsein, Mut, sich für andere<br />

einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, Konfliktlösungskompetenz.<br />

<strong>Die</strong> Überlegung, an anderen Schulformen einen Lebenskundeunterricht in den<br />

Fächerkanon aufzunehmen, wird von den VertreterInnen der Guppe Ministerium und<br />

Schulaufsicht klar positiv gesehen. <strong>Die</strong> beiden „Praktiker“ aus dem Schulbereich<br />

lehnen die Übernahme ab, um der PTS diese Exklusivität zu erhalten. (vgl.<br />

ExpertInnengespräche, 2012)<br />

Ein wesentlicher Faktor, ob dieser Unterricht nachhaltigen Einfluss auf das Leben<br />

dieser jungen Menschen ausüben kann, ist in der Lehrerpersönlichkeit gegeben. In<br />

diesem Punkt sind sich alle Befragten einige, dass die Person des/r Unterrichtenden<br />

eine enorm wichtige Rolle spielt. Dazu kommt die für dieses Alter sehr wichtige<br />

Vorbildfunktion. Offenheit, Toleranz, Authentizität, Verständnis, Liebe zu den Kindern,<br />

Berufserfahrung, Humor, Hausverstand und Belastbarkeit – das sind die Kompetenzen<br />

und Eigenschaften, die ein/e Lebenskundelehrer/in mitbringen sollte, um in diesem<br />

besonderen Gegenstand erfolgreichen Unterricht gestalten zu können. (vgl.<br />

ExpertInnengespräche, 2012) Auffallend, dass der Anspruch der beiden PTS-<br />

Direktoren genau gleich ist, nämlich mit beiden Beinen fest Leben zu stehen. (vgl.<br />

ExpertInnengespräche, Ambros; Neigenfind, 2012) <strong>Die</strong> Bedeutung der Person, die ein<br />

ganzes Jahr lang engste Auseinandersetzung mit den SchülerInnen zu sehr<br />

persönlichen Themen pflegt, wird durch die Ergebnisse aus den Fragebögen nach dem<br />

Wunsch, den LK-Lehrer/die LK-Lehrerin nach der <strong>Schule</strong> um Rat fragen zu wollen,<br />

bestätigt. So geben 86 Prozent in beiden Gruppen an, dieses Bedürfnis nach<br />

häufigem bis fallweisem Kontakt verspürt zu haben bzw. zu verspüren.<br />

Abschließend noch die Gedanken der ExpertInnen zum LK-Unterricht, zu den<br />

Perspektiven. <strong>Die</strong> beiden Vertreter der <strong>Schule</strong> sind mit der derzeitigen Form sehr<br />

107


zufrieden, was sich durch das Feedback der Schüler bestätigt. ( vgl.<br />

ExpertInnengespräche, Ambros; Neigenfind, 2012) Havlicek warnt vor einer<br />

Außerachtlassung der Grundkompetenzen neben den lebenskundlichen Themen.<br />

(Havlicek, 2012) Haider regt eine Adaptierung des Lehrplans vor allem im Hinblick auf<br />

soziale Vernetzungsformen an. (Haider, 2012)Paller setzt als klares Ziel für<br />

Lebenskunde, dass die SchülerInnen am Ende des Jahres über einen klaren Plan<br />

verfügen sollen und regt das Hereinholen von ExpertInnen in die <strong>Schule</strong> und auch das<br />

Hinausgehen der SchülerInnen aus der <strong>Schule</strong> an, um dieses Ziel zu erreichen. (Paller,<br />

2012) „Umso mehr brauchen wir herzhafte, standhafte, vernünftige, lebensfrohe, aber<br />

auch klare Personen, die hier ein Modell für gelingende Beziehung, gelingende<br />

Berufsausübung darstellen. Also jemand, der Mut hat, sich einzulassen, aber vielleicht<br />

auch die Demut, die Grenzen zu sehen.“ (Braun H. , 2012)<br />

108


5 Conclusio und Ausblick<br />

5.1 Antwort auf die Forschungsfragen<br />

In diesem Kapitel soll aufgrund der Erkenntnisse aus der empirischen Forschung unter<br />

Einbeziehung der theoretischen Grundlagen eine Antwort auf die Forschungsfragen<br />

gegeben werden. Zielsetzung dieser Arbeit war es, aus der Sicht der Praxis, von<br />

Betroffenen, sowie von ExpertInnen, die aufgrund ihrer beruflichen Geschichte und<br />

ihres beruflichen Status einen unterschiedlichen Zugang zur PTS haben, den<br />

Stellenwert dieser <strong>Schule</strong> zu durchleuchten. Es ging auch darum, Perspektiven für<br />

diese <strong>Schule</strong> zu erkennen und Ideen für die Verbesserung dieser Zukunftschancen zu<br />

entwickeln. Ein wesentlicher Forschungsbereich ist die Rolle des Lebenskunde-<br />

Unterrichts im Fächerkanon der Polytechnischen <strong>Schule</strong>.<br />

5.1.1 Welche Bedeutung kommt der PTS in der österreichischen Bildungslandschaft<br />

zu?<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung des Schultyps PTS ist eine sehr hohe, geht es doch darum, eine<br />

Nahtstelle zwischen <strong>Schule</strong> und Beruf zu schaffen. <strong>Die</strong> Expertenmeinung geht dahin,<br />

dass diese Altersstufe ganz besonders gefordert ist, einerseits aufgrund der<br />

biologischen Veränderungen, andererseits durch die besondere Herausforderung, der<br />

diese jungen Menschen ausgesetzt sind. Vorstellen, sich präsentieren,<br />

Entscheidungen treffen, die dem weiteren Leben eine Richtung vorgeben. Es ergibt<br />

sich aus den Betrachtungen die Kernkompetenz der PTS, die Lebens- und<br />

Berufsvorbereitung. Gekennzeichnet ist diese <strong>Schule</strong> durch besondere Flexibilität und<br />

durch ein sehr großes Engagement der dort tätigen LehrerInnen. <strong>Die</strong> Zielgruppe ist<br />

neben den SchülerInnen, die sich nach der achten Schulstufe für die duale Ausbildung<br />

entscheiden, immer mehr auch die Gruppe derer, die für ihren weiteren Lebensweg<br />

noch einer Unterstützung zur Orientierung bedürfen. Ein wesentlicher Aspekt bei der<br />

Bedeutung der PTS ist auch durch den Besuch eines freiwilligen zehnten Schuljahres<br />

gegeben, eine Möglichkeit für Kinder, die sich noch nicht bereit fühlen, eine Richtung<br />

definitiv einzuschlagen oder auch für diejenigen, denen eine Verbesserung ihrer<br />

Zeugnisnoten ein Anliegen ist, um damit bessere Chancen für den Berufseinstieg oder<br />

auch eine weitere schulische Ausbildung zu erhalten. Neben der Berufsvorbereitung<br />

erfüllt diese Schulform auch die Förderung sozialer Kompetenzen, was eine der<br />

wichtigsten Aufgaben der <strong>Schule</strong> als Ergänzung zum Elternhaus darstellt. So ist es<br />

auch im Lehrplan festgeschrieben und gefordert. Wie aus den Ausführungen einer<br />

109


Expertin hervorgeht, handelt es sich bei der Vergabe von Lehrerstunden - ein<br />

wertvolles Gut im Schulbetrieb - um ein großes Geschenk, um Luxus für die Erreichung<br />

dieses Zieles. Wesentlicher Faktor in der Gesamtfrage nach der Bedeutung der PTS<br />

sind die mangelnde Anerkennung, der geringe Stellenwert, die fehlende Lobby. Ein<br />

PTS-Direktor sieht die PTS als Vorreiter in wesentlichen Fragen der<br />

Bildungsdiskussion: „ Eine Schulform, die ganz modern geführt wird…. Vieles wird ja<br />

seit Jahren in der PTS so praktiziert, aber von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.<br />

Dass es leider Gottes eine Schulform ist, die sehr stark unterschätzt wird.“ (Neigenfind,<br />

2012)<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung ergibt sich auch aus den Antworten der „Poly-Kinder“. Sieht doch ein<br />

großer Teil der aktuellen und ehemaligen SchülerInnen eine Förderung der sozialen<br />

Kompetenzen und ein echte Hilfestellung für das momentane und das weitere Leben.<br />

Im europäischen Vergleich (Punkt 2.2) ist außer dem Transition Year in Irland, das in<br />

seiner Zielsetzung der PTS ähnelt, keine adäquate Schulform zu finden. <strong>Die</strong><br />

Bedeutung der PTS in der österreichischen Bildungslandschaft ist also eine sehr hohe,<br />

der Stellenwert innerhalb dieser ist nicht gegeben.<br />

5.1.2 Gibt es Perspektiven für die PTS?<br />

<strong>Die</strong> Perspektiven, die Zukunft der PTS wird unterschiedlich gesehen. Sehr optimistisch<br />

sind die Vertreter aus der Praxis. Es wird ein weiteres Schrumpfen der<br />

SchülerInnenzahlen aus diversen Gründen befürchtet. Zum einen spielt der<br />

Geburtenrückgang eine Rolle, zum anderen auch der „run“ auf die AHS. Aber als<br />

größtes Problem wird von allen die fehlende Anerkennung durch die Öffentlichkeit<br />

gesehen. Bezeichnend auch die vorsichtige Aussage der Gruppe Ministerium, es gäbe<br />

Gespräche zur PTS, aber nicht sehr konkret. Klarer die Aussagen der VertreterInnen<br />

der Schulaufsicht, die von solchen Diskussion nichts wissen. Eine Aufwertung der<br />

Schulform, auch darüber sind sich alle Befragten einig, würde dem Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel effizient entgegenwirken. Als geeignete Maßnahmen dafür<br />

werden Zweijährigkeit, eine Namensänderung und die Verleihung einer Berechtigung,<br />

einer Qualifikation als Voraussetzung für den Einstieg in die duale Ausbildung genannt.<br />

<strong>Die</strong> Schaffung von „Zentral-Polys“ mit einer verbesserten Infrastruktur unter Einsatz<br />

fachlich ausgebildeter Lehrpersonen ist ein weiterer Vorschlag zur Aufwertung. Dazu<br />

der Verweis auf die Ausbildung für das PTS-Lehramt unter Punkt 3.6.2 und die<br />

Ausführungen der beiden Ministeriumsbeamten, die in diesem Angebot nicht die<br />

110


Attraktivität und den Anreiz gegeben sehen. Neigenfind stellt den verpflichtenden<br />

Besuch aller Jugendlichen nach der achten Schulstufe als höchste Form der<br />

Aufwertung in den Raum.<br />

Wie im Kapitel 2.1. ausführlich dargestellt, war die Imageproblematik in dieser<br />

Schulform, zu Beginn noch Polytechnischer Lehrgang, gegeben. <strong>Die</strong><br />

Verantwortungsträger in der Politik sind aufgerufen, Schritte zu setzen, die diese<br />

Imageproblematik entschärfen. Alle Befragten setzen auf die Wirtschaft als Förderer<br />

der PTS, die sich als einzige Form als „Zubringerschule“ für den Lehrlingsmarkt<br />

darstellt. <strong>Die</strong> Beantwortung der Forschungsfrage lautet damit, dass unter gewissen<br />

Voraussetzungen unter Einbeziehung der Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft<br />

günstige Perspektiven für diese Schulform bestehen.<br />

5.1.3 Kann der Lebenskundeunterricht in der aktuellen Situation der Jugendlichen und<br />

im weiteren Leben von PL/PTS AbsolventInnen eine Lebenshilfe darstellen und<br />

Entscheidungen beeinflussen?<br />

Das Ziel des Lebenskundeunterrichts ist von allen Befragten, auch durch die frage<br />

nach den bedeutenden Inhalten bei der gruppe „aktuelle SchülerInnen“, ganz eindeutig<br />

die Vorbereitung auf da Leben in jeder für den Jugendlichen relevanten Hinsicht. Es<br />

geht um Vorbereitung des Berufes, um die praxisnahe Vermittlung von sozialen<br />

Inhalten, um Eigenständigkeit und Lebensplanung. Der Lebenskundeunterricht soll ein<br />

Prozess des „Fitmachen“ für das Leben erfolgen. <strong>Die</strong> definitive Hilfestellung von<br />

Lebenskunde und die Auswirkung auf weitere Lebensentscheidungen wird von keinem<br />

Mitglied der ExpertInnengruppe ausgeschlossen, doch unterschiedlich vorsichtig<br />

eingeschätzt. Eine potentielle Lebenshilfe, eine Unterstützung, die vielleicht erst viele<br />

Jahre später erkennbar wird, eine Bewusstseinsänderung bei den Kindern wird als<br />

möglich anerkannt. Eine uneingeschränkte Lebenshilfe durch den Unterricht sehen die<br />

PTS-Direktoren. Klare Erkenntnisse sind aus den Ergebnissen der Fragebögen zu<br />

gewinnen, wie in Kapitel 4.3.1. dargestellt. Ein überwiegender Teil der Befragten gab<br />

eine definitive Hilfestellung sowohl in der aktuellen Situation als Jugendlicher (beide<br />

Gruppen) als auch im Erwachsenenalter an. Bei der Einschätzung des Einflusses<br />

durch Lebenskunde in der PTs auf soziale Fähigkeiten und Kompetenzen wurde ein<br />

ähnlich hoher Wert der Zustimmung erzielt.<br />

Der Hinweis auf moderne Unterrichtsformen, aber auch die Miteinbeziehung der<br />

Lehrerpersönlichkeit für das Gelingen des Lebenskunde-Unterrichts sind weitere<br />

111


Faktoren, die Ziele zu erreichen. Als Ergebnis kann die Beantwortung der<br />

Forschungsfrage positiv erfolgen: <strong>Die</strong>ser Lebenskunde-Unterricht ist geeignet, für die<br />

Schülerinnen schonwährend des Schuljahres und auch im späteren Leben Einfluss auf<br />

Entscheidungen zu nehmen und eine Lebenshilfe darzustellen.<br />

5.2 Erstellen von Hypothesen<br />

Aufgrund der Erkenntnisse ergeben sich weitere Felder, die durch quantitative oder<br />

qualitative Forschungsmethoden zu erforschen sind. <strong>Die</strong> folgenden Hypothesen sind<br />

als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten zu sehen:<br />

H1: <strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> hat im Hinblick auf Lebens- und Berufsvorbereitung<br />

eine sehr hohe Bedeutung und ist in der österreichischen Bildungslandschaft stärker zu<br />

positionieren.<br />

H2: <strong>Die</strong> Perspektiven der PTS können durch eine intensive Kooperation mit der<br />

Wirtschaft und durch Förderung und Forderung der Wirtschaft verbessert werden.<br />

H3:Es ist ein Vorteil für die Jugendlichen, die neunte Schulstufe in der PTS<br />

verpflichtend für den Einstieg ins duale Ausbildungssystem zu absolvieren.<br />

H4: Der Lebenskunde-Unterricht hat nachhaltigen Einfluss auf die SchülerInnen. Es<br />

sind weitere Schritte zu setzen, diesen Unterricht im Fächerkanon und als<br />

Unterrichtsprinzip zu festigen.<br />

5.3.Abschließende Betrachtung<br />

In Vorbereitung der vorliegenden Arbeit konnten keine wissenschaftliche Arbeit zu<br />

dem Thema gefunden werden. <strong>Die</strong> intensive Beschäftigung mit der Entwicklung der<br />

PTS, der Suche nach vergleichbaren Schulformen innerhalb Europas und den<br />

empirischen Forschungen machte deutlich, wie isoliert diese <strong>Schule</strong> innerhalb der<br />

österreichischen Bildungseinrichtungen, aber auch vom System her in Europa steht.<br />

<strong>Die</strong> Beschäftigung mit Themen zu dieser Arbeit brachte aber auch die Erkenntnis, dass<br />

es neben den Verhinderern und Besserwissern auch einen Kreis von Personen gibt,<br />

die eine Leidenschaft dafür aufbringen und im Sinne unserer Jugend dafür schon seit<br />

Jahren kämpfen und bereit sind, diesen Kampf auch weiter zu führen.<br />

Der Beweis, dass es einen Bedarf an einer Schulform wie der PTS ist aufgrund der<br />

Erkenntnisse der Arbeit gegeben, gute Ideen für die Sicherung des Fortbestandes, zur<br />

112


Erlangung einer Reputation in der Öffentlichkeit, wurden vorgelegt. <strong>Die</strong>se in die<br />

entsprechenden und entscheidenden Gremien zu bringen, für diese Ideen eine Lobby<br />

zu gewinnen, ist die einzige Chance auf Realisierung.<br />

Alle Gespräche mit den ExpertInnen ließen sehr deutlich erkennen, wie sehr es dem<br />

Einzelnen ein Anliegen ist, diese Schulform positioniert zu sehen. Beeindruckend, wie<br />

sehr manche von ihnen für diese <strong>Schule</strong> „brennen“, welche Leidenschaft in den<br />

Ausführungen zu spüren ist. Einen ähnlichen Eindruck hinterließen auch die<br />

Gespräche mit ehemaligen SchülerInnen im Anschluss an die Fragebogen-Aktion.<br />

Viele waren gerne bereit, die „alten Zeiten“ aufleben zu lassen, gemeinsam in<br />

Erinnerungen zu schwelgen an „das schönste Schuljahr von allen“. An ein Jahr, in dem<br />

man erstmals wie ein Erwachsener behandelt wurde. Manche von ihnen wollten noch<br />

einmal lebenskundliche Inhalte besprechen. Und manche von denen, die sich für den<br />

Fragebogen gemeldet hatten, hatten seit dem Verlassen der <strong>Schule</strong>, waren es nun 30<br />

oder drei Jahre, den Kontakt zu ihrer Lebenskundelehrerin niemals abreißen lassen.<br />

Sie waren zu Besuch, wenn sie Urlaub hatten, den Lehrabschluss machten, und wenn<br />

sie eine Familie gründeten. Sie meldeten sich, wenn sie Probleme in der Familie<br />

hatten, oder wenn eine Partnerschaft zu Bruch ging. Für einen erfahrenen<br />

Lebenskundelehrer/ eine Lebenskundelehrerin lag also die Vermutung nahe, dass der<br />

LK-Unterricht und die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte auch in anderen Fächern<br />

der PTS nachhaltige Auswirkungen auf das Leben der SchülerInnen haben konnten,<br />

sehr nahe. Mit der vorliegenden Arbeit ist diese Annahme bestätigt und verleiht damit<br />

der PTS und den Inhalten, die hier vermittelt werden, ein gutes Argumentarium für<br />

deren Existenzberechtigung und Aufwertung.<br />

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http://www.paedagogischehochschulen.at/allehochschulen/index.html<br />

Paller, F. (7. August 2012). Expertengespräch. (H. Fuchs-Moser, Interviewer)<br />

Pfeifer, V. (2009). Didaktik des Ethikunterrichts: Bausteine einer integrativen<br />

Wertevermittlung. Stuttgart: W. Kohlhammer.<br />

Radits, F., & (Hg.). (2007). Muster-und Musterwechsel ind der Lehrer- und<br />

LEhrerinnenbildung. Wien: LIT Verlag .<br />

Rösch, A. (2009). Kompetenzorientierung im Philosophie- und Ethikunterricht. Berlin:<br />

LIT Verlag.<br />

118


Schmid, J. (2000). Lügen im Alltag - Zustandekommen und Bewertung kommunikativer<br />

Täuschungen. Münster: LIT.<br />

Schweer, M. K. (2008). Lehrer-Schüler-Interaktion. Wiesbaden: VS Verlag für<br />

Sozialwissenschaften.<br />

Sertl, M., & Falkinger, B. (2002). LehrerInnenbildung in Bewegung Zur Reform der<br />

Pädagogischen Akademien. Wien: Verein der Förderer der Schulhefte .<br />

Steindl, M., Helm, B., & Steininger, G. F. (2008). Interkultureller Dialog Interkulturelles<br />

Lernen. (Z. P.-P. <strong>Schule</strong>, Hrsg.) Wien.<br />

Steindl, M., Helm, B., Steininger, G., Fiala, A., & Venus, B. (März 2008). Interkultureller<br />

Dialog Interkulturelles Lernen. Abgerufen am 30. Mai 2012 von viel-falter.org:<br />

http://www.viel-falter.org/images/doku/polis_broschuere_interkul_dialog.pdf<br />

Thal, J., & Vormdohre, K. (2006). Methoden und Entwicklung - Basismaterialien<br />

füreffektiven und aktivierenden Unterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />

Hohengehren.<br />

Transition Year Programmes Guidelines for Schools. (kein Datum). Abgerufen am 23.<br />

Juli 2012 von slss.ie: http://ty.slss.ie/resources/guidelines.pdf<br />

Ulich, K. (2001). Einführung in die Sozialpsychologie der <strong>Schule</strong>. Weinheim und Basel:<br />

Beltz Verlag.<br />

Vergleichsstudie“, A. „. (2007). Pisa-Vergleichsstudie. Abgerufen am 22. Juli 2012 von<br />

Vertiefender Vergleich der Schulsysteme ausgewählter Pisa-<br />

Teilnehmerstaaten: http://www.bmbf.de/pub/pisa-vergleichsstudie.pdf<br />

Weinberger, A., Partry, J.-L., & Weyringer, S. (2008). Das Unterrichtsmodell VaKE.<br />

Innsbruck: Studienverlag.<br />

Weinberger, A., Partry, J.-L., & Weyringer, S. (2008). Das Unterrichtsmodell VaKE.<br />

Innsbruck: Studienverlag.<br />

Wiesinger, H. (kein Datum). Mayring Qualitative Methoden. Abgerufen am 4. 8 2012<br />

von Qualitative Methoden nach Mayring: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/fspsych/serv_pro/mayring.html<br />

119


Wollenweber, K. U. (2011). Disziplinprobleme im Schulalltag lösen. Merching: Forum<br />

Verlag Herkert GmbH.<br />

120


Anhang<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Prozentuelle Auflistung<br />

121


Abbildungsverzeichnis<br />

122


Fragebögen<br />

Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit<br />

AbsolventInnen<br />

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich bei meiner Untersuchung<br />

im Rahmen der <strong>Master</strong>arbeit zu unterstützen.<br />

Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten! <strong>Die</strong> Auswertung der Fragen ist völlig<br />

anonym.<br />

1)Wie bewertest du generell den LK-Unterricht bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />

Inhalte in der PTS / im PL?<br />

□ Sehr gut<br />

□ Gut<br />

□ Mittelmäßig<br />

□ Eher schlecht<br />

□ Schlecht<br />

□ Kann mich nicht erinnern<br />

2) War dir die Behandlung lebenskundlicher Themen eine Hilfe in der damaligen<br />

Situation als Jugendliche/r?<br />

□ Ja, oft<br />

□ Ja, manchmal<br />

□ Teils / teils<br />

123


□ Eher nicht<br />

□ Nein<br />

□ Kann ich nicht sagen<br />

3) War /ist dir die Behandlung lebenskundlicher Themen eine Hilfe in der aktuellen<br />

Situation als Erwachsene/r?<br />

□ Ja, oft<br />

□ Ja, manchmal<br />

□ Teils / teils<br />

□ Eher nicht<br />

□ Nein<br />

□ Kann ich nicht sagen<br />

4) Wie gut erinnerst du dich an lebenskundliche Inhalte bzw. Inhalte des Lebenskunde-<br />

Unterrichts?<br />

□ Sehr gut, fast an alles<br />

□ Gut, ich weiß noch einige Einzelheiten<br />

□ Mittelmäßig, manchmal fällt mir was ein<br />

□ Eher schlecht, ich erinnere mich kaum mehr<br />

□ So gut wie gar nicht<br />

5) In welchen der folgenden anderen Gegenstände der PTS / des PL hast du<br />

„lebenskundliche“ Inhalte erfahren, das heißt Inhalte, die dir in deinem privaten oder<br />

124


eruflichen Leben helfen sollten/konnten?<br />

□ Berufskunde<br />

□ Deutsch<br />

□ Politische Bildung<br />

□ Religion<br />

□ Naturkunde<br />

□ Gesundheitslehre<br />

□ Sonstiges-<br />

6) Wenn du dich an die Zeit nach der <strong>Schule</strong> zurück erinnerst: In welchen<br />

Lebenssituationen haben dich der Lebenskunde-Unterricht und lebenskundliche Inhalte<br />

beeinflusst? Und in welchem Ausmaß?<br />

hat mich<br />

gar nicht<br />

beeinflusst<br />

hat mich<br />

stark<br />

beeinflusst<br />

Berufswahl / berufliche<br />

Entscheidungen<br />

□ □ □ □ □<br />

Partnerwahl □ □ □ □ □<br />

125


Partnerschaftsprobleme □ □ □ □ □<br />

Kinderwunsch □ □ □ □ □<br />

Kindererziehung □ □ □ □ □<br />

Soziales Engagement □ □ □ □ □<br />

Interesse an der Gesellschaft □ □ □ □ □<br />

Umgang mit Brauchtum □ □ □ □ □<br />

Familienfeste □ □ □ □ □<br />

Suchtverhalten □ □ □ □ □<br />

Sexualität □ □ □ □ □<br />

Gesunde Lebensweise □ □ □ □ □<br />

Umgang mit Konflikten □ □ □ □ □<br />

Arbeitshaltung/Bedeutung von Beruf<br />

und Arbeit<br />

□ □ □ □ □<br />

Haltung gegenüber Minderheiten □ □ □ □ □<br />

Freizeitgestaltung □ □ □ □ □<br />

7) Wie sehr haben lebenskundliche Inhalte folgende Fähigkeiten begünstigt?<br />

gar<br />

nicht<br />

sehr<br />

Konfliktfähigkeit □ □ □ □ □<br />

126


Selbstbewusstsein □ □ □ □ □<br />

Selbstständigkeit □ □ □ □ □<br />

Zivilcourage □ □ □ □ □<br />

Gerechtigkeitssinn □ □ □ □ □<br />

Übernehmen von Verantwortung □ □ □ □ □<br />

Zuverlässigkeit □ □ □ □ □<br />

8) Hättest du dir gewünscht, deinen LK-Lehrer/deine LK-Lehrerin später in bestimmten<br />

Situationen um Rat fragen zu können?<br />

□ Ja, oft<br />

□ Ja, manchmal<br />

□ Teils / teils<br />

□ Eher nicht<br />

□ Nein<br />

□ Kann ich nicht sagen<br />

9) Fällt dir noch etwas ein, das du gern über den LK-Unterricht sagen möchtest?<br />

Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen!<br />

127


Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit<br />

SchülerInnen des aktuellen Schuljahres<br />

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich bei meiner Untersuchung<br />

im Rahmen der <strong>Master</strong>arbeit zu unterstützen.<br />

Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten! <strong>Die</strong> Auswertung der Fragen ist völlig<br />

anonym.<br />

1) Ich besuche die Polytechnische <strong>Schule</strong>, weil (mehrere Antworten sind möglich)<br />

□ ich Hilfe bei der Lehrstellensuche wollte<br />

□ ich eine/n Lehrer/in besonders mag<br />

□ meine Freunde hier sind<br />

□ ich eine Vorbereitung auf den Beruf<br />

erwarte<br />

□ diese <strong>Schule</strong> mir empfohlen wurde<br />

□ meine Eltern es wollten<br />

□ ich ein besseres Zeugnis brauche<br />

□ diese <strong>Schule</strong> einen guten Ruf hat<br />

□ ich mir Lebenshilfe erwartete<br />

□ ich mich nicht mehr anstrengen<br />

wollte<br />

2) Wie bewertest du generell den LK-Unterricht in der PTS?<br />

□ Sehr gut<br />

□ Gut<br />

□ Mittelmäßig<br />

□ Eher schlecht<br />

□ Schlecht<br />

128


3) In welchen der folgenden anderen Gegenstände der PTS erfährst du<br />

„lebenskundliche“ Inhalte, das heißt Inhalte, die dir in deinem privaten oder beruflichen<br />

Leben helfen sollten/könnten?<br />

□ Berufskunde<br />

□ Deutsch<br />

□ Politische Bildung<br />

□ Religion<br />

□ Naturkunde<br />

□ Gesundheitslehre<br />

□ Sonstiges:<br />

4) Ist dir die Behandlung lebenskundlicher Themen eine Hilfe in deiner aktuellen<br />

Situation als Jugendliche/r?<br />

□ Ja, oft<br />

□ Ja, manchmal<br />

□ Teils / teils<br />

□ Eher nicht<br />

□ Nein<br />

□ Kann ich nicht sagen<br />

5)In welchen Lebenssituationen hat dich der Lebenskunde-Unterricht schon im<br />

laufenden Schuljahr beeinflusst? Und in welchem Ausmaß?<br />

hat mich<br />

gar nicht<br />

beeinflusst<br />

hat mich<br />

stark<br />

beeinflusst<br />

129


Berufswahl / berufliche Entscheidungen □ □ □ □ □<br />

Partnerwahl □ □ □ □ □<br />

Partnerschaftsprobleme □ □ □ □ □<br />

Kinderwunsch □ □ □ □ □<br />

Kindererziehung □ □ □ □ □<br />

Soziales Engagement □ □ □ □ □<br />

Interesse an der Gesellschaft □ □ □ □ □<br />

Umgang mit Brauchtum □ □ □ □ □<br />

Familienfeste □ □ □ □ □<br />

Suchtverhalten □ □ □ □ □<br />

Sexualität □ □ □ □ □<br />

Gesunde Lebensweise □ □ □ □ □<br />

Umgang mit Konflikten □ □ □ □ □<br />

Arbeitshaltung/Bedeutung von Beruf und<br />

Arbeit<br />

□ □ □ □ □<br />

Haltung gegenüber Minderheiten □ □ □ □ □<br />

Freizeitgestaltung □ □ □ □ □<br />

6) Wie sehr hat der LK-Unterricht folgende Fähigkeiten begünstigt?<br />

130


gar<br />

nicht<br />

sehr<br />

Konfliktfähigkeit □ □ □ □ □<br />

Selbstständigkeit □ □ □ □ □<br />

Selbstbewusstsein □ □ □ □ □<br />

Mut, sich für andere einzusetzen □ □ □ □ □<br />

Positive Werthaltung □ □ □ □ □<br />

Übernehmen von Verantwortung □ □ □ □ □<br />

Zuverlässigkeit □ □ □ □ □<br />

131


7) Bewerte die Bedeutung der angeführten lebenskundlichen Themen!<br />

gar<br />

nicht<br />

sehr<br />

Sexualität □ □ □ □ □<br />

Jugendschutz □ □ □ □ □<br />

Haltung zum Beruf/Selbsteinschätzung □ □ □ □ □<br />

Besuch von politischen Institutionen □ □ □ □ □<br />

Familien □ □ □ □ □<br />

Umgang mit Konflikten □ □ □ □ □<br />

Generationenproblem - Eltern/Kind □ □ □ □ □<br />

Freizeitgestaltung □ □ □ □ □<br />

Partnerschaft □ □ □ □ □<br />

Kindererziehung □ □ □ □ □<br />

Gesunde Lebensweise □ □ □ □ □<br />

Sonstige<br />

…………………………………………….<br />

□ □ □ □ □<br />

Sonstige<br />

…………………………………………….<br />

□ □ □ □ □<br />

Sonstige<br />

…………………………………………….<br />

□ □ □ □ □<br />

132


8) Wünschst du dir, deine LK-Lehrerin später in bestimmten Situationen um Rat fragen<br />

zu können?<br />

□ Ja, oft<br />

□ Ja, manchmal<br />

□ Teils / teils<br />

□ Eher nicht<br />

□ Nein<br />

□ Kann ich nicht sagen<br />

9) Fällt dir noch etwas ein, das du gern über den LK-Unterricht sagen möchtest?<br />

Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen!<br />

133


Zusatztexte auf den Fragebögen<br />

AbsolventInnen<br />

Nachhaltig, von großem Wert<br />

Unterricht gut und interessant<br />

Super Lehrerin (2x)<br />

Sehr hilfreich und prägend; gleicht Defizite in der Familie aus; hilft verstehen<br />

Wird immer wichtiger und notwendiger<br />

Hat maßgeblich zur persönlichen Entwicklung beigetragen<br />

Sehr interessant und privat einzusetzen<br />

Sehr interessant und lustig<br />

Lockere Diskussionen<br />

Gibt Aufschluss über sich selbst<br />

Schönster Gegenstand, schönste Zeit<br />

Nachhaltig, großer Wert<br />

Nachhaltig, großer Wert, Super Lehrer<br />

Sehr wichtiger Gegenstand<br />

<strong>Die</strong> schönsten Stunden<br />

Unterhaltsame Diskussionen<br />

Hilfreich, nützlich, nachhaltige Wirksamkeit<br />

echte Hilfe bei der Kindererziehung (2x)<br />

sehr wichtiger Gegenstand<br />

Lebenskunde ist sozialer Umgang, soziale Intelligenz, Konfliktmanagement,<br />

Kommunikationsmodelle<br />

Anregung. Mehr Projekte<br />

Lachen, fröhlich sein<br />

Unterhaltsamer und interessanter Unterricht<br />

SchülerInnen aktuell<br />

Informativ und macht Spaß<br />

134


Interessant, spannend, viel Spaß<br />

Toll, bringt mir viel im Leben<br />

Sehr gute Themen<br />

Bereichernd, interessant, hilfreich<br />

sehr interessant (4x)<br />

Sehr wichtig, man lernte über sich und die Mitmenschen<br />

weniger reden, dafür mehr am Computer arbeiten<br />

Mehr Unterrichtsstunden Lebenskunde (3x)<br />

Positiv, dass Besprechen aller Themen möglich ist<br />

135


Excel-Auswertungen der Fragebögen<br />

sind noch einzufügen<br />

136


Interviewleitfäden<br />

Interviewleitfaden - Ministerium<br />

Dauer: 45- 60 Minuten<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Bevor wir mit dem eigentlichen Interview beginnen, möchte ich gerne etwas über Ihren<br />

Zuständigkeitsbereiche erfahren. Sie sind der Leiter der Abteilung für PTS im<br />

Bundesministerium. Was sind Ihre konkreten Aufgaben?<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />

2. Was waren Ihre Erfahrungen bezüglich Imageproblematik und<br />

welche waren die ausschlaggebenden Gründe für die bis<br />

heute sehr intensive Auseinandersetzung mit dieser<br />

Schulform?<br />

3. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in<br />

Bezug auf Lebens- und Berufsorientierung zu?<br />

4. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung<br />

nach die PTS die passende Schulform?<br />

b. Was bietet die PTS, was andere<br />

<strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />

c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen<br />

<strong>Schule</strong>n?<br />

d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen<br />

im Bildungsbereich denken – NMS, ÜST<br />

in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />

diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />

nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft<br />

und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />

137


e. Halten Sie die Stärkung der PTS für<br />

eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen<br />

gesellschaftlichen Entwicklung<br />

persönliche Erfahrungen?<br />

5. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem<br />

Dafürhalten eine Chance zur Attraktivierung<br />

und Aufwertung der PTS?<br />

6. In Ihren Zuständigkeitsbereich fällt auch die Ausbildung zum<br />

Polytechnischen Lehrer/der Polytechnischen Lehrerin. Finden<br />

Sie, dass diese Ausbildungsschiene attraktiv für junge<br />

LehrerInnen ist bzw. gleich beworben wird wie die Ausbildung<br />

für die anderen Pflichtschulbereiche?<br />

7. Gibt es derzeit Gespräche zur Zukunft der PTS<br />

auf Ministeriumsebene bzw. auf politischer<br />

Ebene?<br />

8. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft<br />

dieser Schulform ein?<br />

9. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur<br />

PTS?<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die<br />

Vermittlung von lebenskundlichen Inhalten in<br />

der PTS bei den Jugendlichen bewirken?<br />

3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus<br />

der familiären Situation auszugleichen?<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der<br />

Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen<br />

eines Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin<br />

138


sind Ihrer Meinung nach wichtig, um<br />

erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders<br />

bedeutend?<br />

7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde<br />

für geeignet, in der aktuellen Lebenssituation<br />

der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben<br />

eine Hilfe darzustellen?<br />

8. Glauben Sie, dass die Einführung eines<br />

Lebenskundeunterrichts auch an anderen<br />

Schulformen sinnvoll wäre?<br />

9. Haben Sie noch Ideen für die weitere<br />

Entwicklung des Lebenskundeunterrichts bzw.<br />

die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte??<br />

Interviewleitfaden Schulaufsicht<br />

Dauer: 45- 60 Minuten<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Expertin für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />

2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu?<br />

3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung<br />

nach die PTS die passende Schulform?<br />

b. Was bietet die PTS, was andere<br />

<strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />

c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen<br />

<strong>Schule</strong>n?<br />

139


d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen<br />

im Bildungsbereich denken – NMS, ÜST<br />

in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />

diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />

nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft<br />

und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />

e. Halten Sie die Stärkung der PTS für<br />

eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

f. Wie sehen Sie die Rolle der PTS<br />

angesichts der aktuellen<br />

gesellschaftlichen Entwicklung?<br />

Bezogen auf das Verhalten der<br />

Jugendlichen, deren Umgang mit<br />

Autoritäten, die geänderte Situation in<br />

den Familien<br />

g. Welche Inhalte der derzeitigen Form<br />

sind Ihrer Meinung nach besonders<br />

wichtig?<br />

4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />

zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />

5. Gibt es in Ihrem Bereich, auf BSI-Ebene, derzeit Gespräche zur<br />

Zukunft der PTS?<br />

6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />

ein?<br />

7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />

lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />

bewirken?<br />

140


3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />

Situation auszugleichen?<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />

Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />

wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />

7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />

der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />

weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />

8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />

auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />

9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />

Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />

Inhalte?<br />

Interviewleitfaden – PTS/LK-LehrerInnen<br />

Dauer: 45- 60 Minuten<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Sie unterrichten seit einiger Zeit an einem PL bzw. an einer PTS.<br />

Was ist für Sie Motivation, an dieser <strong>Schule</strong> „freiwillig“, zu<br />

unterrichten und sich noch besonders damit auseinanderzusetzen.<br />

2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu?<br />

3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

141


a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung<br />

nach die PTS die passende Schulform?<br />

b. Was bietet die PTS, was andere<br />

<strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />

c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen<br />

<strong>Schule</strong>n?<br />

d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen<br />

im Bildungsbereich denken – NMS, ÜST<br />

in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />

diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />

nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft<br />

und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />

e. Halten Sie die Stärkung der PTS für<br />

eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen<br />

gesellschaftlichen Entwicklung<br />

persönliche Erfahrungen?<br />

g. Welche Inhalte der derzeitigen Form<br />

sind Ihrer Meinung nach besonders<br />

wichtig?<br />

4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />

zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />

5. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />

ein?<br />

6. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />

lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />

bewirken?<br />

142


3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />

Situation auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />

Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />

wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />

7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />

der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />

weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />

8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />

auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />

9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />

Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />

Inhalte??<br />

143


Interviews<br />

RegRat Franz Haider, Leiter des Referates I/2a, für Pädagogische und<br />

Administrative Angelegenheiten der Polytechnischen <strong>Schule</strong>n<br />

Ort: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Zimmer 330<br />

Datum: 19.Juni 2012<br />

Beginn: 10:15 Uhr<br />

Ende: 11:30 Uhr<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Bevor wir mit dem eigentlichen Interview beginnen, möchte ich gerne etwas über Ihren<br />

Zuständigkeitsbereich erfahren. Sie sind der Leiter des Referates für PTS im<br />

Bundesministerium. Was sind Ihre konkreten Aufgaben?<br />

Abteilung im Ministerium – Sektion, Abteilungen, Referate…. in den 90 er Jahren<br />

schon mal gegeben, dann im Zuge einer Strukturreform aufgelöst und jetzt innerhalb<br />

der Abt. I/2, Sekundarstufe 1, wieder das Referat für PTS eigenständig geschaffen.<br />

Ihr Zuständigkeitsbereich und Ihr Aufgabengebiet?<br />

Grundsätzlich ist das Referat für pädagogische Belange zuständig. Damit ergibt sich<br />

auch der Aufgabenbereich für die PTS. bundesweit strukturiert und umzusetzen, betrifft<br />

auch Lehreraus- und Weiterbildung. PTS Lehramt – das sind die Schwerpunkte. die<br />

pädagogischen Belange ausgehend vom Lehrplan bis zu methodisch didaktischen<br />

Maßnahmen, bis hin zur Weiterentwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

144


7. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet? Was waren Ihre<br />

Erfahrungen und was war ausschlaggebend für die intensive<br />

Auseinandersetzung mit dieser Schulform?<br />

Ich war 30 Jahre an einer PTS, früher ja PL, in Oberösterreich. und von 1992 bis<br />

2001 war ich an dieser PTS Schulleiter und habe dann 2001 ins Ministerium<br />

gewechselt.<br />

8. Was waren Ihre Erfahrungen bezüglich Imageproblematik und welche waren die<br />

ausschlaggebenden Gründe für die bis heute sehr intensive Auseinandersetzung<br />

mit dieser Schulform?<br />

Weil ich einfach die Nahtstelle <strong>Schule</strong>/Beruf, an der sich unsere Jugendlichen am<br />

Ende der Schulpflicht für äußerst spannend und interessant halte und weil ich<br />

denke, dass gerade diese Nahtstelle für viele Jugendliche eine besondere<br />

Herausforderung bzw. Erschwernis darstellt. Das hängt natürlich ab von den<br />

wirtschaftlichen Komponenten. Sie wissen ja selbst, dass das Lehrstellenangebot<br />

zum Beispiel schwankend ist, einmal besser, einmal schlechter. <strong>Die</strong>se<br />

Herausforderung hat natürlich auch die <strong>Schule</strong>. Dass man für die Jugendlichen<br />

einen gelingenden Übertritt ins Leben erreicht. Dazu gehören natürlich<br />

insbesondere Aufgabenstellungen während des Schuljahres, welche die<br />

Jugendlichen dafür fit machen.<br />

9. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu?<br />

Lebens- und Berufsorientierung kann man grundsätzlich nicht strikt trennen.<br />

Also, für mich ist Berufsorientierung gleichzeitig ja auch eine Lebensorientierung,<br />

und daher ist diese Bildung unserer Jugendlichen eine besondere<br />

Herausforderung, dass sie nach ihren Interessen und Fähigkeiten eine<br />

entsprechende Ausbildung haben und natürlich ein gewisse Grundlage für ihre<br />

weitere Lebensplanung. Und das ist nach meiner Sicht sehr eng verknüpft.<br />

10. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

Dass erstmalig im Laufe der Schullaufbahn die Jugendlichen nach ihren<br />

Interessen und Neigungen gefördert werden können. Somit auch speziell auf die<br />

Fähigkeiten, die Schwerpunkte in beruflicher Hinsicht vorbereitet werden.<br />

a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die passende<br />

Schulform?<br />

145


Für alle Jugendlichen, die eine berufliche Ausbildung anstreben. Es würde sogar<br />

Sinn machen, dass Jugendliche, die in eine BHS oder BMS gehen, auch im<br />

letzten Pflichtschuljahr diese Vorbildung, Vorqualifizierung machen sollten. Denn<br />

viele gehen sehr wenig eingestellt auf die für sie passende berufliche Ausbildung<br />

da hinein und scheitern dann auch vielfach. Das würde auch die hohe Dropout-<br />

Rate verringern. Zurzeit wissen wir, dass wir Vorboten sind, die Zubringerschule<br />

für die duale Ausbildung, würde dennoch systemische Änderungen anregen, wie<br />

oben ausgeführt.<br />

b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />

Flexibilität, Engagement der LehrerInnen, diese Flexibilität benötigt sehr hohes<br />

Engagement. Daher bleiben nur solche KollegInnen an dem Schultyp, die sich<br />

nicht nur den leistungsmäßigen Aufgaben, sondern auch den sozialen Aufgaben<br />

stellen. Weil einfach viele SchülerInnen eine besondere Betreuung in sozialer<br />

Hinsicht benötigen.<br />

c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />

<strong>Die</strong> Anerkennung oftmals der Öffentlichkeit. Es ist für viele schwer<br />

nachvollziehbar, warum das so ist. Der Hauptgrund ist meines Erachtens, dass<br />

die gesellschaftliche Tendenz in die höhere Bildung zeigt, und die Grundaufgabe<br />

der PTS doch die Hinführung auf die duale Ausbildung ist. Auch in Ö wird zu<br />

wenig gemacht, um die duale Ausbildung, die „Arbeit“ letztendlich attraktiv zu<br />

gestalten. Da gibt es viele Problempunkte, die anzusprechen wären. Ist ein<br />

weiterer Folge auch auf unser Schulsystem auszudehnen.<br />

d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich denken – NMS,<br />

ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass diese Entwicklung im<br />

Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der<br />

PTS nehmen wird?<br />

JA, wird es sicherlich haben. Es wird im Bereich der Lehr- und Lernformen in der<br />

NMS auch auf PTS übergehen. Systemische Änderungen und Neuerungen<br />

werden erfolgen müssen, auch im Hinblick auf entsprechende<br />

Ressourcenzuteilungen, dass auch an dieser Schnittstelle Möglichkeiten<br />

verbessert werden. <strong>Die</strong> Schülerzahlen an der PTS werden vermutlich weiter<br />

sinken, weil die Tendenz in Richtung der weiterführenden beruflichen Ausbildung<br />

zunimmt. Daher auch die Gefahr, dass die Tendenz, mit 15 in den Arbeitsmarkt,<br />

abnimmt.<br />

146


e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

JA, eine Stärkung könnte dieser Tendenz entgegenwirken. Bei einer<br />

Weiterentwicklung der PTS auch auf eine zeitliche Dimension hin gedacht – eine<br />

Zweijährigkeit, wo speziell noch zusätzliche Ausbildungen und Qualifizierungen<br />

vonstattengehen können.<br />

Auch ein Namensänderung wäre durchaus hilfreich, obwohl sich die PTS in den<br />

letzten Jahren zu einer Marke entwickelt hat. Nichtsdestotrotz gibt es im Wandel<br />

der Zeit notwendige Änderungen. Man sollte über eine Namensänderung<br />

nachdenken.<br />

f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung<br />

persönliche Erfahrungen?<br />

Meine ersten Jahre im PL waren anders geprägt als zu der Jahrtausendwende.<br />

Ich habe aber nicht gesehen, dass die Schüler problematischer geworden wären<br />

als in den Siebzigern. Vieles hat sich verändert, aber es ist für mich nicht<br />

schwieriger geworden. Aber die Jugendlichen haben immer weniger<br />

Unterstützung von daheim. Bedingt u.a. durch Berufstätigkeit, die allgemeinen<br />

gesellschaftlichen Herausforderungen, die auf die <strong>Schule</strong>n und auch auf die PTS<br />

zukommen.<br />

g. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach besonders<br />

wichtig?<br />

Hat sich mit den anderen Fragen schonbeantwortet.<br />

11. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance zur<br />

Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />

Zweijährigkeit als aufbauende Struktur, nicht als Wiederholung Mit einer noch<br />

stärkeren Individualisierung und Differenzierung, um auch die Defizite der<br />

Schüler aufzufangen, Flexibilität in alle Richtungen – eine notwendige<br />

systemische Entwicklung.<br />

Zwischenfrage: Für wie realistisch halten Sie so eine<br />

Entwicklung?<br />

Vielleicht muss der Druck vom Arbeitsmarkt, von der Wirtschaft, noch stärker<br />

werden, damit bildungspolitische Änderungen wirksam werden. Realisierung sehr<br />

schwer abzuschätzen. Hängt auch von der nächsten Legislaturperiode ab.<br />

147


12. In Ihren Zuständigkeitsbereich fällt auch die Ausbildung zum Polytechnischen<br />

Lehrer/der Polytechnischen Lehrerin. Finden Sie, dass diese Ausbildungsschiene<br />

attraktiv für junge LehrerInnen ist bzw. gleich beworben wird wie die Ausbildung<br />

für die anderen Pflichtschulbereiche?<br />

Nein, auf keinen Fall. Es hat sich ja seit dem Hochschulgesetz einiges geändert.<br />

Seit 2005 ist es wieder möglich, das PTS-Lehramt als Erstausbildung zu<br />

machen. Es gab Curricula für HS und VS, und wir haben für PTS-Lehramt erst im<br />

Nachhinein das Curriculum an den Hochschulen angefordert und erst im Laufe<br />

der Jahre erreicht Damit wurde die Erstausbildung verzögert. Tirol war<br />

federführend und bietet schon seit drei Jahren an. Nun haben wir zumindest in<br />

den Fachbereichen einige genehmigte Curricula an PH, wo wir einen<br />

Fachbereich anbieten können. <strong>Die</strong>se Programme für das nächste Jahr<br />

zusammenzustellen, werden da zu Schulbeginn entsprechend auflegen, damit<br />

LehrerInnen, die nachjustieren wollen, ein Angebot bekommen. Wer Metall<br />

machen will, muss nach Oberösterreich fahren, also dort inskribieren. Module<br />

werden auch von der PH organisiert und in einem anderen Bundesland, Hängt<br />

von der Nachfrage ab. Bei größerer Nachfrage durchaus die Abwicklung in NÖ<br />

möglich.<br />

13. Gibt es derzeit Gespräche zur Zukunft der PTS auf Ministeriumsebene bzw. auf<br />

politischer Ebene?<br />

Es gibt Gespräche, nicht offiziell – steht im aktuellen Regierungsprogramm, wo<br />

die Forderung nach Attraktivierung der PTS festgeschrieben steht. Was in der<br />

noch laufenden Periode noch umgesetzt wird – man wird sehen. Grundsätzlich<br />

denke ich, dass das eher verschoben wird auf die nächste Regierungsphase. <strong>Die</strong><br />

Gespräche sind zwar im Gang, aber nicht in der Intensität, dass man in kürzester<br />

Zeit an eine Lösung denken könnte.<br />

14. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform ein?<br />

<strong>Die</strong> PTS, ob es sie dem Namen nach in 10 Jahren noch gibt, weiß ich nicht. Aber<br />

die Inhalte; die sie bietet, werden in Zukunft stärker denn je für diese Altersgrupp<br />

notwendig sein Berufliche Orientierung, Vorbereitung, Unterstützung bei der<br />

Arbeitssuche. Das alles kann nicht weggewischt werden und ist in Zukunft<br />

stärker denn je notwendig.<br />

15. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />

148


Wie schon im Laufe des Gespräches erwähnt – Weiterentwicklung in Richtung<br />

Zweijährigkeit, Adaptierung des Lehrplanes und Optimierung und Umsetzung der<br />

Lehrerausbildung. In weiterer Folge dienstrechtliche Anpassung für PTS Lehrer<br />

und –Leiter. Gewerkschaftliche Frage- . Da sind meine Visionen.<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

Lebenskunde stark verknüpft mit Berufsvorbereitung, wobei aber Schwerpunkte<br />

wie der Sozialbereich in den Bereich LK fällt. Der Lehrplan ist ja da auch<br />

aufgeschlüsselt, Familie, soziales Umfeld, Freundeskreis, Lebensbewältigung. All<br />

diese Bereiche, die für unser Jugendlichen in Zeiten wie diesen aktueller sind<br />

denn je. Ein Thema in einem modernen projektmäßigen LK-Unterricht.<br />

2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von lebenskundlichen<br />

Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen bewirken?<br />

Der Jugend gemäß. Wenn er die Jugend anspricht, wird er mit Sicherheit ein<br />

Erziehungsprozess sein. Gerade auf die Gruppe abgestimmt, mit projektmäßigen<br />

Schwerpunkte, sich selbst auseinandersetzen dürfen und können, ist der<br />

Lernerfolg wie in anderen Gegenständen durchaus gegeben. Was im LK-<br />

Unterricht nicht passieren darf, ist ein alt herkömmlicher Frontalunterricht, der die<br />

Jugendlichen nicht nachhaltig beeinflusst. <strong>Die</strong> modernen und zeitgemäßen<br />

Lernformen, wo der Schüler selbst tätig wird, sind notwendig. Das ist auch die<br />

Stärke der PTS, diese Selbsttätigkeit, man denke nur an den<br />

Werkstättenunterricht. Bewirkt einen hohen Lerneffekt. Zuerst lernt man mit den<br />

Händen, dann mit dem Kopf.<br />

3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären Situation<br />

auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />

Es wäre schlecht, das zu verneinen. Wenn der Unterricht adäquat ist, familiär<br />

angeboten, kann dann ähnliche Effekte bewirken, wie sie in einer gut<br />

funktionierenden Familie ablaufen sollen.<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

149


Eine sehr große. Wie in allen anderen Fällen, steht und fällt auch da der gute<br />

Unterricht. Der Zugang des Lehrers zum Schüler, sein Verständnis. Für den LK-<br />

Unterricht noch eine zusätzliche Herausforderung bzw. die Persönlichkeit des<br />

Lehrers noch stärker gefragt, da ja die Überzeugung gerade fü Schüler dieser<br />

Altersgruppe schon da sein muss. Con Alkohol und Nikotin zu unterrichten und<br />

aber ein anderes Beispiel zu geben, wird ein 15Jähriger eher hinterfragen als ein<br />

Volksschüler. Daher auch im Bereich der Gesundheits- und Lebenserziehung die<br />

Persönlichkeit noch stärker gefragt.<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines Lebenskundelehrers/einer<br />

LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu<br />

gestalten?<br />

Offenheit, Toleranz, großes Verständnis, für die Pubertierenden, Schüler stecken<br />

in schwerer Phase. Gerade bei Mädchen menschliche und entwicklungsbedingte<br />

Schwierigkeiten, die auch der Lehrer sehen muss. <strong>Die</strong>se Aufgabe hat man in der<br />

Familie, aber auch in der <strong>Schule</strong>. Gerade Kinder aus schwierigen Verhältnissen<br />

sehen im Lehrer einen Elternersatz. Stellt eine zusätzliche emotionale Belastung<br />

für den Lehrer dar.<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />

Schwerpunkte sollten nach Berufsorientierung und Lebenskunde getroffen<br />

werden. LK das soziale Umfeld, das Finden von Freunden, Umgang im<br />

Freundeskreis mit Freunden, und dazu noch der Umgang mit sozialen Medien<br />

wird den Unterricht beeinflussen. Kann nicht allein durch den Informatik-<br />

Unterricht abgedeckt werden. Typisches Thema für LK.<br />

7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in der aktuellen<br />

Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben eine Hilfe<br />

darzustellen?<br />

Ein Unterricht, wo die Schüler durch eigene Erfahrungen und Selbsttätigkeit<br />

Lerneffekte erzielen., daher auch nachhaltig.<br />

8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts auch an<br />

anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />

Da bin ich sicher. Es wird auch diskutiert. Auch in Form des Ethikunterrichts…<br />

Diskussionen gehen in die Richtung der sozialen Verantwortung der <strong>Schule</strong> für<br />

unsere Jugendlichen.<br />

150


9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des Lebenskundeunterrichts<br />

bzw. die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte?? –<br />

Vom Lehrplan her müsste man vielleicht noch Experten beiziehen – so wie Sie –<br />

ob es zu einer Adaptierung des Lehrplans kommen sollte. Lehrplan ist fast 15<br />

Jahre alt, daher wären in vielen Bereichen Adaptierungen erforderlich. Im<br />

Hinblick auf die soziale Vernetzungsformen. Sollte auch bei einer größeren<br />

Umgestaltung des Lehrplanes berücksichtigt werden.<br />

Besten Dank für das spannende Interview. Habe einiges dazugelernt.<br />

151


Interviewleitfaden – MinRat, RegRat Mag. Karl Havlicek, Abt. L B/3<br />

Ort: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Zimmer 309<br />

Datum: 3. Juli 2012<br />

Beginn: 11 Uhr<br />

Ende: 12.30 Uhr<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Bevor wir mit dem eigentlichen Interview beginnen, möchte ich gerne etwas über Ihren<br />

Zugang zum Thema PTS und Ihre berufliche Erfahrung damit erfahren.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />

War 20 Jahre lang an einem PL in Wien tätig, 1995 ins Ministerium. Als<br />

Mitarbeiter der großen Lehrplanreform 1997. Was waren Ihre Erfahrungen und<br />

was war ausschlaggebend für die intensive Auseinandersetzung mit dieser<br />

Schulform? Habe die Arbeit an dieser Schulform immer sinnvoll und sehr<br />

bedeutend erachtet. War sehr gerne Poly-Lehrer. Schönste Zeit die Expositur in<br />

Simmering mit vier Klassen, also kleiner Standort.<br />

2. Was waren Ihre Erfahrungen bezüglich Imageproblematik und welche waren die<br />

ausschlaggebenden Gründe für die sehr intensive Auseinandersetzung mit<br />

dieser Schulform?<br />

Hat es immer gegeben, wellenförmig. Immer nur von Eltern und Kindern, die<br />

NICHT an der PL oder PTS waren. Eher diejenigen, die sich nicht damit<br />

beschäftigt haben. Kinder, die dort waren, mussten mit diesem Image rausgehen.<br />

Liegt an den LehrerInnen, auch davon etwas gutzumachen und die Sinnhaftigkeit<br />

zu vermitteln.<br />

3. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu?<br />

152


Nach vielen Jahren Erfahrung eh ich die PTS als Bindeglied zwischen<br />

Pflichtschulzeit und Eintritt ins Berufsleben enorm wichtig. Von der Konzeption<br />

her auch sehr gut gelungen.<br />

4. Was ist das Spezielle an der PTS? -<br />

a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die passende<br />

Schulform? – Haben versucht, mit dem neuen Lehrplan, die PTS als<br />

Übergangsstufe zwischen <strong>Schule</strong> und Beruf zu positionieren (Lehrplan 1997,<br />

Anm der Verf.). Es gehen 40 Prozent eines Jahrganges in die<br />

Berufsausbildung. In die PTS aber nur 22 Prozent, also rein rechnerisch ist<br />

das Potenzial groß genug, daher ist an dieser Schulform auch festzuhalten.<br />

b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben? – <strong>Die</strong> PTS ist<br />

Pflichtschule und nimmt ALLE <strong>Schule</strong>r an , die sich anmelden. Ganz wichtige<br />

Aufgabe; dass diejenigen, die in die PTS kommen, genau die sind, um die<br />

man sich kümmern muss und sich nicht die Besten aussuchen kann.<br />

c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n? – <strong>Die</strong> Achtung und die klare<br />

systematische Positionierung im Bildungssystem.<br />

d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich denken – NMS,<br />

ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass diese Entwicklung im<br />

Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der PTS<br />

nehmen wird? – Änderung NMS ist eine, die sich durchaus gut auf PTS<br />

auswirken kann. <strong>Die</strong> ÜST, die sich an BMS und BHS gebildet haben, ist völlig<br />

verfehlt, weil es nur um den Ausgleich des Schülerschwundes geht. Es ist<br />

weder ein pädagogisches Konzept dahinter, noch ein Zukunftsvision. Da wird<br />

man genauer hinschauen müssen, dass das auf keinen Fall weiterverfolgt<br />

werden soll. Davon bin ich persönlich überzeugt.<br />

e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel entgegenzuwirken? <strong>Die</strong> PTS ist sinnvoll positioniert im<br />

Eingangsbereich der Lehrlingsausbildung und eine Stärkung und Bewerbung<br />

der PTS könnte sich natürlich positiv auf die Stärkung des Lehrlingssystems<br />

und auf das Image der Lehre auswirken.<br />

f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung<br />

persönliche Erfahrungen? Ich meine konkret in Bezug auf die jungen<br />

Menschen, mit denen wir es in der <strong>Schule</strong> zu tun haben. – Durch die vielen<br />

Jahre als Lehrer, und es ist immer noch die Altersgruppe, die mir am Herzen<br />

153


liegt. Weil es eine schwierige Zeit für sie ist, und weil ich persönlich große<br />

Achtung vor ihnen habe. Sie müssen sich mit 14 oder 15 das erste Mal bei<br />

einer Firma vorstellen, sich präsentieren, was andere erst nach der Matura<br />

oder nach dem Studium zu bewältigen haben.<br />

g. Haben Sie in der Zeit Ihrer aktiven Lehrertätigkeit, also bis 1995,<br />

Veränderungen im Verhalten der Jugendlichen festgestellt? - JA, schon<br />

damals. Ist jetzt sicher noch schwieriger geworden, weil die Erziehungsfragen<br />

immer mehr in die <strong>Schule</strong> verlagert werden, was sich besonders im Bereich<br />

der PTS auswirkt.<br />

h. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Rolle der PTS? –Schon<br />

deswegen, weil das letzte Pflichtschuljahr auch von der Erwartung der<br />

Bevölkerung her sehr viel leisten soll. Ist auch als Vorbereitung für das<br />

Berufsfeld sehr wichtig,<br />

5. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance zur<br />

Attraktivierung und Aufwertung der PTS? - Ein Vorschlag, der diskutiert und<br />

hoffentlich weiter verfolg wird, ist der, dass die PTS an das Lehrlingssystem<br />

angegliedert wird. Als Teil, aber mit der Konzeption wie derzeit, aber im System<br />

der Ausbildung, dennoch eigenständig bleibt, nicht an die Berufsschulen<br />

angeschlossen. BS haben wenige große Standort in Österreich, die PTS ist<br />

flächendecken, könnte dann aber nicht als Insel dastehen, sondern in<br />

Kooperation mit der Lehrlingsausbildung systematisch dargestellt werden.<br />

Namensänderung auch 1997 ein großes Thema. Könnte aber gut sein. Ist auf<br />

jeden Fall eine Überlegung wert.<br />

6. Gibt es derzeit Gespräche zur Zukunft der PTS auf Ministeriumsebene bzw. auf<br />

politischer Ebene? – ES gibt Gespräche, der Regierungsprogrammpunkt ist nicht<br />

erfüllt. Eindeutig mit Aufwertung in Zusammenhang mit einer Durchleuchtung der<br />

neunten Schulstufe. <strong>Die</strong> Gespräche sind im Gange.<br />

7. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform ein? Ich halte es<br />

für total notwendig und wichtig. Kritkier sind weitgehend verstummt. <strong>Die</strong><br />

Bedeutung ist erkannt worden. Man muss aber bei den Rahmenbedingungenansetzen,<br />

dass die Arbeit an den PTS leichter und effizienter für die<br />

Lehrpersonen wird.<br />

154


8. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS? –Meine Haltung – wo auch<br />

immer ich im Ministerium zu Wort komme, versuche ich, an einer Verbesserung<br />

bei den Bedingungen und dem Image der PTSmitzuwirken. .<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde? –<strong>Die</strong> LK als Fach bietet die<br />

Möglichkeit, auf Themen der Altersgruppe einzugehen und ist als Pflichtstunde<br />

verankert. Daher bietet es s die Zeit, auf da, was als Berufs- und<br />

Lebensvorbereitung sinnvoll erscheint, einzugehen.<br />

2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von lebenskundlichen<br />

Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen bewirken? – In den Themen, die im<br />

Interesse der Schüler sind, entlastet es auch andere Gegenstände und hat im<br />

Kanon des Fachangebotes der PTS eine große Bedeutung.<br />

3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären Situation<br />

auszugleichen? Wenn ja, welche? – Man darf die <strong>Schule</strong> nicht überschätzen,<br />

aber dass Kinder für sich einiges mitnehmen aus diesen Stunden, wo sie sich mit<br />

solchen Themen beschäftigen, davon bin ich überzeugt.<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu? – Eine sehr große<br />

an der PTS. Total merkbar, dass Persönlichkeiten, die mit Schülern gut umgehen<br />

können, die Schüler mögen und von der Persönlichkeit her auch als Vorbild für<br />

die Schüler an PTS besonders wichtig und wertvoll sind.<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines Lebenskundelehrers/einer<br />

LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu<br />

gestalten? – Wie vorher – authentisch sein, über Berufserfahrung verfügen, im<br />

Sinne von Tätigkeiten in anderen Berufen. Das schätzen die Schüler schon sehr.<br />

Den Praxisbezug, den man in den Unterricht hineinbringt.<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend? – Das, was gerade für die<br />

Schüler wichtig ist.<br />

7. Haben Sie Vorschläge für weitere Inhalte, die derzeit durch die<br />

Lehrplanvorgaben nicht abgedeckt werden?- Der Lehrplan bietet nur einen<br />

Rahmen, und die Ausfertigung soll auch den Lehrern vorbehalten sein.<br />

155


8. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in der aktuellen<br />

Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben eine Hilfe<br />

darzustellen? – Das denke ich. In vielen andern <strong>Schule</strong>n gibt es das Verlangen<br />

nach KV-Stunden, die in dieses Themenfeld gehen wollen, wo die PTS schon ist.<br />

9. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts auch an<br />

anderen Schulformen sinnvoll wäre? – Wie vorher gesgt. Ja1<br />

10. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des Lebenskundeunterrichts<br />

bzw. die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte?? – Ich glaube, wir müssen<br />

aufpassen, dass die Notwendigkeit, fachlich zu lernen, und die<br />

Grundkompetenzen in Mathematik, Deutsch und Englisch zu stärken, nicht zu<br />

kurz kommen bei diesen lebenskundlichen Themen. Müssen aber auch schauen,<br />

das der LK-Bereich im Pflichtfächerkanon gut situiert ist.<br />

Herzlichen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!<br />

156


Interviewleitfaden Schulaufsicht, RegR Mag. Helga Braun, BSI Korneuburg<br />

Bezirkshauptmannschaft Korneuburg, 23.7.2012<br />

Beginn: 9 Uhr<br />

Ende: 10 Uhr<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Expertin für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />

Damals, vor 30 Jahren, an einem PL, 4 Monate. Dann HS.<br />

2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu?<br />

Prinzipiell eine große, aufgrund der Konzeption der PTS und der Möglichkeiten,<br />

die der Lehrplan bietet. Vermutlich wegen dieser Bedeutung ist die Einjährige<br />

Form zu kurz, <strong>Die</strong>se Schulart im Kern genau das bedeutet, nämlich Lebens. und<br />

Berufsorientierung, und das geht nicht in 10 Monaten.<br />

3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die passende<br />

Schulform?<br />

Wenn ich es richtig verstanden habe, wie ich hoffe, meine ich, dass das doch<br />

SchülerInnen sind, die vorhaben, einen Lehrberuf zu lernen. Wobei ich sehr<br />

vorsichtig bin, weil es eine Ausschließlichkeit hat, nur für diejenigen, die einen<br />

Lehrberuf erlernen wollen. Ich ergänze daher, dass diejenigen, die genau diese<br />

Orientierung brauchen, die nach der achten Schulstufe nicht wissen, geht es in<br />

eine weiterführende <strong>Schule</strong>, geht es in eine Lehre, da bietet die PTS genau die<br />

Möglichkeit, sich zu orientieren und ein Jahr später diese Entscheidung zu<br />

treffen.<br />

b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />

Sie bietet einjährige Form, was sie von den anderen Schularten abhebt, gibt aber<br />

einige… bietet gute Mischung aus Theorie und Praxis, im Curriculum schon<br />

157


festgeschrieben. Nämlich die Möglichkeit, konkrete Berufsbezüge anzudocken<br />

innerhalb dieses Ausbildungsjahres. Da macht sie sehr spezifisch. Hin zum sehr<br />

Konkreten, weg vom Theoretischen, mit der Absicht, an die spätere<br />

Lebensrealität anzuknüpfen.<br />

c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />

<strong>Die</strong> Reputation, der Stellenwert, den diese <strong>Schule</strong> haben könnte, ist<br />

gesellschaftlich in der Anerkennung nicht gegeben. Ich fürchte und nehme es oft<br />

so wahr, dass die PTS mittlerweile im Bild der Öffentlichkeit, sowohl der<br />

professionellen Öffentlichkeit auf der Lehrerebene als auch auf der Elternebene,<br />

zu einer Art Not- und Restschule verkommen ist. Wenn nichts anderes geht,<br />

nehmen wir diese. Ein Notausgang, um dieses letzte Pflichtschuljahr zu<br />

absolvieren. Für manche, viele,.. der Ruf ist so. Und erst bei näherem<br />

Hinschauen, wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass es eine Schulart ist, die<br />

diese Qualitäten aufweist, die ich vorher beschrieben habe, kommt man zu<br />

einem anderen Bild, Aber diese Minderheit, der wenigen, die diese <strong>Schule</strong><br />

besuchen, ist eine zu geringe Möglichkeit, um diesen Ruf, der sich etabliert hat,<br />

auch wieder umzudrehen. Das halte ich für sehr schade.<br />

d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich denken – NMS,<br />

ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass diese Entwicklung im<br />

Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der PTS<br />

nehmen wird?<br />

Ich fürchte, auf die NMS bezogen, wird sie mitgehangen, mitgefangen sein<br />

Nämlich Großraum Wien, Bezirk Korneuburg, wir haben laufende Abgänge bei<br />

den Hauptschulen. Auch die NMS hat keine wesentliche Veränderung bis jetzt<br />

bewirkt. Das bedeutet also, dass auch von den HS immer weniger SchülerInnen<br />

in die PTS gehen. Und die Konkurrenzangebote dieser Schularten, die einjährige<br />

Modelle erfinden, um die SchülerInnenköpfe für sich zu rekrutieren, dass die<br />

nochmals ein Konkurrenzprodukt entsteht, was den Schülerzulauf in Richtung<br />

PTS mindert. Das heißt, es wird eine schrumpfende Schulform sein. Und das hat<br />

wieder Auswirkungen auf das Bild der <strong>Schule</strong>, und wahrscheinlich auch auf die<br />

Schülerpopulation, die dann letztlich in der PTS landet,<br />

Es wird vermutlich eine negative Auswahl sein derer, die halt gar nichts anderes<br />

mehr finden. Und daher nachhaltiger Einfluss auf die Zukunft, vermutlich im<br />

Negativen.<br />

158


e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />

Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

Ja ,unbedingt, Durchaus. Da ist nichts weiter dazu zu sagen.<br />

f. Wie sehen Sie die Rolle der PTS angesichts der aktuellen gesellschaftlichen<br />

Entwicklung? Bezogen auf das Verhalten der Jugendlichen, deren Umgang<br />

mit Autoritäten, die geänderte Situation in den Familien?<br />

Also ich würde die PTS nicht speziell in einem anderen Feld sehen, anders als<br />

die anderen Schularten, die mit der gleichaltrigen Gruppe zu tun haben, Der<br />

Umgang der Jugendlichen, veränderte Familienverhältnisse, veränderte<br />

aufgeben der <strong>Schule</strong>, Kompensation, was auch immer, ist eine ewig gleiche<br />

Aufgabe von VS bis Matura. Da seh ich keinen Unterschied. In einer Altersstufe<br />

ist es gegeben, wo man die SchülerInnen in einer Umbauphase erlebt. Der<br />

Hirnforscher Hüter hat diese Phase der Pubertät so bezeichnet, dass im Kopf<br />

wegen Baustelle geschlossen ist, Durch diesen Hormonsturm findet ein Umbau<br />

der Menschen statt. Eine wesentliche Etappe ist gegeben, wo man noch viel an<br />

Investition, Orientierung, Begleitung geben könnte. Insofern ist die PTS, was die<br />

Altersgruppe betrifft, was Spezielle.<br />

g. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach besonders<br />

wichtig?<br />

Also die wesentlichen Inhalte Berufspraxis, Lebenspraxis,.. bietet die Chancen<br />

für personsbezogenes Lerne, Persönlichkeitsbildung, wie gehen wir miteinander<br />

um, wie tun wir miteinander, wie arbeiten wir im Team, Eine gute Möglichkeit das<br />

hier zu üben, mehr und mehr aufgrund der Lehrplanbasis, als in anderen<br />

Schularten darauf Bezug genommen werden kann. Immer in Verbindung mit den<br />

lebenspraktischen Fachbereichsarbeiten. Wo es ganz konkret um diese<br />

Herausforderung geht, die uns die Wirtschaft auch immer predigt. Wir brauchen<br />

Menschen, die miteinander arbeiten können, ihre Konflikte und ihre Stärken auch<br />

miteinander teilen.<br />

4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance zur<br />

Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />

Mir fallen zwei ein. Ersten verlängern auf zwei Jahre, mit dem gleichen<br />

Lehrplanansatz wie jetzt. Noch mehr Intensivierung mit dem Übergang in ein<br />

Berufsfeld. Und das zweite, ich würde zentral Polys bevorzugen, die qualitativ<br />

höherstehende Angebote machen können, was ihre Infrastruktur betrifft, ihre<br />

159


Flexibilität des Angebots, denn eine PTS mit 30 SchülerInnen ist fast schon ein<br />

Minderheitenprogramm. Und wenn man hier die Möglichkeit hat, mit 60 oder 100<br />

Schülerinnen mit dem entsprechenden Lehrer- und Schülerpool, wäre das ein<br />

Qualitätssprung. Und das dritte- ich würde noch mehr drauf schauen wollen,<br />

dass fachlich ausgebildete Lehrkräfte am Werk sind und das nicht einfach nur<br />

machen. Und das spezifische Lehramt gar nicht haben. Das entwertet auf lange<br />

Sicht auch diese Schulform.<br />

Zwischenfrage. Im Sinne von einer Anhebung der Schulpflicht<br />

oder einem freiwilligen zehnten Schuljahr?<br />

Ich würde weder das eine noch das andere sehen, sondern diese Schulart als<br />

zweijährig führen. Aber dann hat er eine Anrechenbarkeit in Richtung der Lehre.<br />

Nicht einfach ein angehängtes Jahr, mehr vom Gleichen, sondern das es da eine<br />

Anerkennung gibt, einen Profit, der das zehnte Jahr legitimiert.<br />

5. Gibt es in Ihrem Bereich, auf BSI-Ebene, derzeit Gespräche zur Zukunft der<br />

PTS?<br />

Es gibt sie möglicherweise, ich habe sie nur nicht wahrgenommen……<br />

6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform ein?<br />

Ich habe es schon angedeutet. Ich bin eher pessimistisch, denn mit dem<br />

Geburtenrückgang, der massiv durchschlägt und den wir seit den 70er-Jahren<br />

haben, einfach die Köpfe weniger werden und der große Run in die Ash geht,<br />

daher weniger HS-SchülerInnen, und die Zusatzangebote der anderen<br />

Schularten für die neunte Schulstufe mit ein Konkurrenzprodukt sein werden. Ich<br />

sehe es sehr pessimistisch und fürchte um diese Schulart.<br />

7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />

Ich halte für gut, dass mit dem neuen Lehrplan ein Impuls auch zum Thema der<br />

Integration gegeben wurde. Dass man wahrnimmt, dass es auch hier<br />

SchülerInnen mit SPF und besonderen Bedürfnissen nicht nach der achten<br />

Schulstufe ausgestorben sind. Wenn aber nicht gleichzeitig strukturelle<br />

Veränderungen in Richtung Zentralisierung kommen und wir aufgrund des<br />

Schrumpfens zu einer angedockten PTS an eine NMS kommen, dann sehe ich<br />

keine Perspektive. Da müsste noch etwas kommen.<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

160


1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

Das was der Lehrplan bietet- auf Lebensfragen, existentielle Fragen der<br />

SchülerInnen einzugehen, was als Luxus erscheint, man sich sonst zu wenig Zeit<br />

nimmt, obwohl in allen Bildungs- didaktischen Grundsätzen Unterrichtsprinzipien<br />

eigentlich immer schon eine Möglichkeit darstellt, sich um die sozialen Aspekte<br />

der SchülerInnen zu kümmern. Aber in dem Sinne als Fach ist es die Verortung<br />

dieser Inhalte, der Luxus, sich um Persönlichkeitsfragen, soziale Fragen,<br />

Teamfragen, Lebensbewältigung in einer schwierigen Lebensphase,<br />

Orientierung, wie gestalte ich mein Leben, wie meine Perspektive, wo geht es<br />

hin,…. schwierige existentielle Fragen zumindest als Frage in Stellung zu<br />

bringen, auch wenn man keine gültigen Antworten findet in einem Jahr.<br />

2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von lebenskundlichen<br />

Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen bewirken?<br />

Ich bin sehr skeptisch, was wir wirklich bewirken können, und manche in seiner<br />

Wirkung stellt sich vielleicht erst nach 15 oder 20 Jahren ein, wenn man den<br />

Wert erst in der Rückschau benennen kann. Aktuell zu erleben, dass es Platz<br />

gibt, diese Fragen stellen zu können und dass es eine Lehrperson gibt, die sich<br />

auch bemüht, in dieser Frage zu einem Miteinander zu kommen. Möglichkeiten,<br />

Perspektiven oder auch keine Antworten bieten kann – auch das kann ein Wert<br />

sein, Einfach sich in Beziehung begibt auf eine Ebene, die die Personen die<br />

Gruppe, das Kollektiv in den Vordergrund stellt und nicht einen abstrahierten<br />

Lerninhalt. Wie so oft in <strong>Schule</strong> sonst vorfindlich.<br />

3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären Situation<br />

auszugleichen?<br />

Auch da bin ich skeptisch, diese Vermessenheit …. aber eine gewisse<br />

Ergänzung in jedem Fall. Ob man so schnell etwas ausgleichen kann, was eine<br />

Lebens- und Lernbiografie 14 Jahre vorher festgeschrieben hat, in Ansätzen<br />

vermutlich. Aber es ist eine Chance, es macht Sinn.<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

Eine hohe, wie in jeder anderen Schulart auch. Und hier vielleicht noch viel mehr,<br />

weil es auch einfach schwierig ist, mit dieser Altersgruppe zu arbeiten. Es ist ein<br />

herausfordernde Lebenssituation von 14- und 15Jährigen, das ist auch ein<br />

Herausforderung für den Unterricht, die Beziehung zwischen PTS-Lehrkräften<br />

und –schülerInnen. Also umso mehr brauchen wir herzhafte, Standhafte,<br />

161


vernünftige, lebensfrohe aber auch klare Personen, die hier ein Modell für<br />

gelingende Beziehung, gelingende Berufsausübung darstellen. Also jemand, der<br />

Mut hat, sich einzulassen, aber vielleicht auch die Demut, auch die Grenzen zu<br />

sehen.<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines Lebenskundelehrers/einer<br />

LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu<br />

gestalten?<br />

Von Eigenschaften spreche ich nicht gerne, aber von jeden Fall von<br />

Kompetenzen, aber auch eine Frage der Haltung eher. Beispielsweise was kann<br />

ich an Positivem dieser Altersgruppe abgewinnen,, mag ich diese 14 Jährigen?<br />

Wenn das unter Eigenschaften fällt, dann ja. Eine gute erwachsenengerechte<br />

Didaktik einerseits, aber gelichzeitig auch noch diese Möglichkeit, sich mit dem<br />

kindlichen Anteil dieser Altersgruppe beschäftigen zu können und als Person<br />

ansprechbar zu sein, aber sich nicht als Partner missbrauchen zu lassen, oder<br />

sich anzubiedern, sondern als erwachsene Person mit Herz und Hirn einfach als<br />

Modell auch zu dienen.<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />

Das, was im Lehrplan nagedeutet ist, was mit Persönlichkeitsbildung zu tun hat,<br />

Teamarbeit, wie gehe ich mit Konflikten um, wie gehen wir mit Unterschied um,<br />

wie können wir streiten, wie können wir uns auch wieder versöhnen, ich halte das<br />

für essenziell, weil wir das in jeder Schulart vernachlässigen und weil wir es als<br />

Erwachsene auch noch immer nicht können. Also wäre das eine herzhafte<br />

Chance, das an dieser Stelle zum Thema zu machen – immer wieder.<br />

7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in der aktuellen<br />

Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben eine Hilfe<br />

darzustellen?<br />

JA und nein – wenn es sich nur als Gegenstand versteht, nein. Wenn dieser<br />

Gegenstand aber ein Ausgangspunkt ist für eine Bewusstseinslage an einer<br />

<strong>Schule</strong>, die die se Ansprüche dieses Faches zu einem durchgängigen Prinzip an<br />

dieser <strong>Schule</strong> macht. Zu einem Kulturbestandteil des Selbstverständnisses von<br />

Lehrerinnen und Lehrern in Bezug zu ihren Schülern, dann halte ich es für<br />

wesentlich. Und dann kann man immerhin ein Jahr sinnvoll nützen und vielleicht<br />

intensiver als die Schularten es vorher gemacht haben.<br />

162


8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts auch an<br />

anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />

Wir können es Lebenskundeunterricht nennen oder das, was sich manche<br />

<strong>Schule</strong>n, wie zum Beispiel die HS in ihrer Autonomie als Luxus geleistet und<br />

mittlerweile schätzen gelernt haben, nämlich einen eigenen Gegenstand für<br />

soziales Lernen, für Konfliktbewältigung, für Kommunikation, für „Wie gestalten<br />

wir unser Zusammenleben“ zu installieren: Von daher gibt es schon viel. Ob wir<br />

es Lebenskundeunterricht nennen oder anders…. wenn diese Themen Platz<br />

haben ist es ein Essenzielles und hilft auch dem Stoff und vielen anderen<br />

Fächern auf die Beine.<br />

9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des Lebenskundeunterrichts<br />

bzw. die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte?<br />

Im Prinzip habe ich alles dazu gesagt, außer, dass es vom Ansatz her mehr<br />

geben könnte. Nicht bloß eine Doppelstunde, sondern dass es sich als Anspruch<br />

und Idee auch in die anderen Fächer hinein begibt.<br />

Herzlichen Dank für das interessante Gespräch!<br />

163


Interview Schulaufsicht, Dir. Ferdinand Paller, MSc, BSI Mürzzuschlag<br />

Langenwang, 07.08.2012,<br />

Beginn: 18 Uhr<br />

Ende: 18.45 Uhr<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Expert für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />

Sowohl als auch, und zwar an mehreren Standorten.<br />

2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu?<br />

Das sind die Schwerpunkte in der Ausbildung. Berufsvorbereitung als der eine<br />

Kern, Lebensvorbereitung der zweite. Berufliches und privates Leben in der<br />

Vorbereitung.<br />

3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

Das Spezielle ist die Konzentration auf den Beruf durch ein starke<br />

Praxisorientierung im Zusammenhang mit den Möglichkeiten, ein<br />

Leben sinnvoll zu gestalten im Beraterbereich:<br />

a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die<br />

passende Schulform?<br />

<strong>Die</strong> passendste Schulform für diese Jugendlichen, die sich<br />

einen baldigen Berufseinstieg vorstellen können und auch<br />

weitere berufliche Ziele, sprich Lehre mit Matura, nicht aus den<br />

Augen verlieren wollen.<br />

b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten<br />

haben?<br />

Zuerst die Praxisorientierung, einen Umgang miteinander, wie<br />

man, wen man aus den Rückmeldungen der Schüler erkennt,<br />

164


vorher so nicht gewohnt war, und auch die Möglichkeit des<br />

direkten Überstiegs von Lehrstelle, Inanspruchnahme. Ich weiß<br />

von den <strong>Schule</strong>n heraus die Zahl der Übertritts Möglichkeiten in<br />

eine Lehre liegen durchschnittlich bei 80 Prozent.<br />

c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />

Ein Standing und das Image. <strong>Die</strong> PTS hat seit ihrem Bestehen<br />

immer Probleme mit dem Image gehabt, und es fehlt ihr auch<br />

eine Lobby, die hinter ihr steht.<br />

d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich<br />

denken – NMS, ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />

diese Entwicklung im Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss<br />

auf die Zukunft und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />

Einfluss schon, ob nachhaltig, kann ich nicht beurteilen, <strong>Die</strong><br />

NMS wird sich auf jeden Fall auf die zukünftige Gestaltung der<br />

PTS auswirken.<br />

e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem<br />

Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

Auf jeden Fall, da wir ja wissen, dass der Großteil der PTS-<br />

Abgänger in den Bereich duale Ausbildung geht. Und es wäre<br />

auch eine Zweijährigkeit anzudenken, dass endlich die Lücke<br />

geschlossen wird, dass die Bereiche Weiterbeildung<br />

Krankenpflegeschule geschlossen ist.<br />

f. Wie sehen Sie die Rolle der PTS angesichts der aktuellen<br />

gesellschaftlichen Entwicklung? Bezogen auf das Verhalten der<br />

Jugendlichen, deren Umgang mit Autoritäten, die geänderte<br />

Situation in den Familien?<br />

Das ist eine allgemein schulische Problematik, die speziell auch<br />

in der PTS, wenn man den entwicklungspsychologischen<br />

Hintergrund der Jugendlichen in Betracht zieht, gegeben ist.<br />

Und das ist die letzte Möglichkeit, hier noch Nachkorrekturen in<br />

der Erziehung geltend zu machen. In der Berufsschule wird<br />

genau so viel gemacht, aber die Kinder, die Jugendlichen<br />

gehen dann schon ihre eigenen Wege.<br />

165


g. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach<br />

besonders wichtig?<br />

Inhalte auf jeden Fall die markante Berufsvorbereitung, die<br />

Praxisorientierung, aber auch das Lernen hin zur<br />

Selbstständigkeit, das Entlassen der Jugendlichen in Praxis, in<br />

das eigene Leben, Beispiel Mopedausweis, wo da Praktische in<br />

den Vordergrund gestellt wird. Und deswegen wäre eine<br />

Zweijährigkeit – in einem kurzen Schuljahr ist das sehr schwer<br />

unterzubringen – empfehlenswert.<br />

4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />

zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />

Angesprochen wurde die Zweijährigkeit, eine weitere<br />

Voraussetzung müsste auch sein, dass ein Abschluss, egal ob<br />

eine ein- oder zweijährige PTS, einen Stellenwert erhält, und dass<br />

die Aufnahme in eine Lehrstelle mit gewissen Konsequenzen<br />

verbunden ist. Das heißt, wenn ein Schüler heute in der sechsten<br />

Schulstufe seine Schulpflicht absolviert hat, kann er genau so eine<br />

Lehre antreten wie wenn er 10 Schuljahre gemacht hat und zehn<br />

Schulstufen, Steiermark z. B. Realschule, absolviert hat. Und<br />

diese Ungerechtigkeit müsste einen Ausgleich finden. .<br />

5. Gibt es in Ihrem Bereich, auf BSI-Ebene, derzeit Gespräche zur<br />

Zukunft der PTS?<br />

Sehr gering. Aufgrund meiner Vergangenheit als PTS-Lehrer und<br />

–Leiter ist das noch immer ein Anliegen für mich, aber ich habe<br />

den Eindruck, dass das ein Thema mit Nachrangigkeit derzeit ist.<br />

NMS, Zentralmatura und andere Themen stehen bildungsmäßig<br />

klar im Vordergrund.<br />

6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />

ein?<br />

Das kommt drauf an, ob man sich entschließt, eine Aufwertung zu<br />

machen, oder zumindest das umsetzt, was im<br />

Regierungsprogramm steht, nämlich eine entsprechende<br />

Imagekampagne für diesen Schultyp. Wenn das gemacht wird,<br />

sehe ich das positiv, wenn man die PTS weiterhin etwas allein im<br />

166


Regen stehen lässt, wird die Problematik des Images und des<br />

Fortbestandes sicher nicht kleiner werden.<br />

7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />

Trotz der Kleinheit darf man nicht vergessen, dass man hier von<br />

einem Potential von über 20000 Jugendlichen spricht, die eine<br />

entsprechende Ausbildung genießen und die an Bedeutung<br />

zunehmen wird. Der Facharbeitermangel ist bereits existent und er<br />

wird noch größer werden. Und das sollte man sich überlegen, ob<br />

man nicht die <strong>Schule</strong>, die Facharbeiter zuführt, stärken sollte im<br />

Sinn einer wirtschaftlichen Entwicklung.<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

Lebenskunde ist Vorbereitung auf kommende oder existente<br />

Problem der Jugendlichen im privaten Bereich.<br />

2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />

lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />

bewirken?<br />

Er kann Information bieten, er kann durch Hereinholen von<br />

Experten Tatsachen, ich nehme beispielsweise die Problematik<br />

Suchtgifte wie Rauchen herbei, ansprechen, und er kann<br />

bewusstseinsfördernd wirken. Natürlich auch im Bereich des<br />

sozialen Rahmens dieser Jugendgruppe, wo wir wissen dass<br />

gewisse Dinge bei den Jugendlichen einen Stellenwert haben, den<br />

man ansprechen muss und gegen den man sich auch<br />

aussprechen muss.<br />

3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />

Situation auszugleichen?<br />

Teilweise! Defizite aus der familiären Situation sind schulisch<br />

gesehen aus meiner Betrachtung teilweise ausgleichbar, aber nur<br />

dann, wenn die Erziehungsberechtigten, vor allem aber die<br />

Jugendlichen, mit an einem Strang ziehen.<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

167


Eine sehr große, <strong>Die</strong> Lehrerpersönlichkeit kann und wird<br />

permanent als Vorbild für die Jugendlichen. wirken. Und wie es so<br />

schön heißt: Man kann machen, was man will, im Endeffekt<br />

machen die Kinder das nach was sie sehen.<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />

Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />

wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />

Fachliche Kompetenz, Eingehen auf die Persönlichkeiten der<br />

Jugendlichen Toleranz, Humor, Und auch an sich selbst nicht die<br />

Anforderung der Perfektion zu stellen.<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />

<strong>Die</strong> Inhalte, die auf den Persönlichkeitsbezug Rücksicht nehmen,<br />

d.h. die der Entwicklung dienen, die Inhalte, die der<br />

Gemeinschaftsbildung als Kernpunkt sehen, wie<br />

Klassengemeinschaft, Schulgemeinschaft, und wesentlich<br />

natürlich auch die Gestaltung der Zukunft, dass man sich einen<br />

Plan entwirft, wie schaut mein Leben in fünf Jahren aus.<br />

7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />

der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />

weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />

Absolut, weil es auch um Eigenverantwortung geht. Jugendlich<br />

werden hier, nicht nur in diesem Gegenstand, aber speziell in LK,<br />

gebeten, aufgefordert, auch angehalten, für sich selbst<br />

Verantwortung zu übernehmen, und auch für sich selbst<br />

Lebenspläne zu entwerfen. Das heißt, es ist eine effektive<br />

Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft.<br />

8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />

auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />

Es wär durchaus sinnvoll, vor allem ab der siebenten Schulstufe<br />

wäre das durchaus denkbar. Man müsste allerdings auch daran<br />

denken, ob eine Stunde pro Woche dem genügt. Ich denke,<br />

Lebenskundeunterricht und Soziales Lernen haben sehr viele<br />

Gemeinsamkeiten. Sie sind nicht ident, aber sie sind miteinander<br />

verwandt.<br />

168


9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />

Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />

Inhalte?<br />

Es wäre aus meiner Sicht noch mehr auf die individuelle<br />

Persönlichkeit einzugehen und darauf hinzuwirken, dass jeder,<br />

wenn er die PTS abgeschlossen hat, einen klaren Plan von den<br />

nächsten Schritten seiner Zukunft hat. Ob sie durchgehalten<br />

werden oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber das keiner<br />

rausgeht, ohne das er weiß, wie schaut meine jüngere, meine<br />

nächste Zukunft aus. Und was man noch machen könnte, ist den<br />

ohnehin gegebenen Praxisbezug nochmals zu intensivieren. Das<br />

heißt Hereinholen von Experten, noch mehr das Leben in die<br />

<strong>Schule</strong> bringen oder aus der <strong>Schule</strong> hinausgehen, um vor Ort<br />

Erfahrungen zu sammeln.<br />

Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihre aufschlussreichen Ausführungen!<br />

169


Interview - PTS/LK-LehrerInnen<br />

Dir. Martin Ambros, PTS Groß Gerungs,<br />

Korneuburg, 20.August 2012, PTS Korneuburg<br />

Beginn: 10 Uhr<br />

Ende: 11 Uhr<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Sie unterrichten seit einiger Zeit an einem PL bzw. an einer PTS.<br />

Was ist für Sie Motivation, an dieser <strong>Schule</strong> „freiwillig“, zu<br />

unterrichten und sich noch besonders damit<br />

auseinanderzusetzen?<br />

Motivation ist einfach, dass ich vor vielen Jahren ins Poly<br />

gekommen bin und keine gute Meinung hatte. Hat sich schnell<br />

geändert, als mir klar wurde, dass diese 15 Jährigen genau die<br />

Altersstufe ist, mit der ich sehr gut umgehen kann. Ich habe immer<br />

mehr hineingefunden, und dann wurde ich von meinem Vorgänger<br />

gefragt, ob ich das nach ihm weitermachen würde. Man kann in<br />

dieser Altersstufe sehr viel bewegen. Hat bei unserem Inspektor<br />

die gleiche Behandlung wie HS.<br />

2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu,<br />

Ich möchte mich anschließen. Ein Beispiel: Ein Vater schickt seine<br />

Tochter doch nicht, weil ihm in der HS davon abgeraten wurde.<br />

Vor einer Woche rief Mutter an, dass sie doch kommt, wegen des<br />

Praxisbezuges. Man kommt oft erst im Poly drauf, was einen<br />

interessiert. Kann hier alles probieren,<br />

3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

170


Genau das, was wir besprochen haben. <strong>Die</strong> Berufsorientierung in<br />

jedem Fach. Das Prinzip der PTS ist Vorbereitung aufs Leben und<br />

den Beruf in jedem Fach.<br />

4. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die<br />

passende Schulform?<br />

Alle, die wissen, sie wollen eine Lehre machen. Und die, die noch<br />

nicht wissen, was sie tun wollen Und auch die, die im zehnten<br />

Schuljahr sind.<br />

a. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten<br />

haben?<br />

Dass man viel mehr projektorientiert arbeiten kann. Alle Lehrer<br />

bei uns an der <strong>Schule</strong> sind viel engagierter als in andern<br />

<strong>Schule</strong>n. Sehr viele praxisnahe Projekte durchführen. Der<br />

Stundenplan wird einfach umgedreht. Das ist alles im Poly kein<br />

Problem?<br />

b. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />

Das Image fehlt. Dass es in der Öffentlichkeit nicht gut dasteht.<br />

c. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im<br />

Bildungsbereich denken – NMS, ÜST in BMS und BHS,… -<br />

glauben Sie, dass diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />

nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der PTS<br />

nehmen wird?<br />

Glaube nicht. Sehe derzeit nicht die Notwendigkeit, da wir sehr<br />

fortschrittlich arbeiten, und vieles in den anderen <strong>Schule</strong>n ist ja<br />

immer von den Polys ausgegangen. Wir sind Vorreiter und wollen<br />

uns nicht verschließen vor Neuerungen.<br />

d. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem<br />

Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

Unbedingt. Da kommt noch dazu, dass auch die Hochbegabten,<br />

die diesen Weg sehen, zu wenig über die Möglichkeit der Lehre<br />

mit Matura erfahren. <strong>Die</strong> Lernschwachen kommen, aber nicht die<br />

Theoretiker, die diesen Weg mit Matura machen könnten. Daher<br />

haben wir sehr wenige Schüler aus den ersten Leistungsgruppen<br />

171


zu uns. obwohl auch diese natürlich gebraucht werden würden<br />

von der Wirtschaft.<br />

e. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen<br />

gesellschaftlichen Entwicklung persönliche Erfahrungen?<br />

<strong>Die</strong> meisten würden erwarten, dass ich das so sehe, aber bei uns<br />

am Land ist das noch nicht so. Dafür bin ich sehr dankbar.<br />

f. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach<br />

besonders wichtig?<br />

<strong>Die</strong> Praxis ist am wichtigsten, aber auch Teamfähigkeit, die<br />

sozialen Aspekte, dass man das auch in den Unterricht einfließen<br />

lässt.<br />

5. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />

zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />

<strong>Die</strong> PTS muss an Image gewinnen, dass sie mehr wert ist. Dass<br />

also diese <strong>Schule</strong>, ob ein- oder zweijährig – Experten sagen, zwei<br />

Jahre wären besser – dass es dann ein Zeugnis gibt, mit dem man<br />

die Schulpflicht abschließen kann.<br />

6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />

ein?<br />

Ich glaube auch, dass die Wirtschaft mittlerweile so weit ist und<br />

einsieht, dass es ohne diese Berufsvorbereitung und die PTS nicht<br />

geht. Daher glaube ich auch, dass die Wirtschaft da sehr dahinter<br />

ist, dass es uns noch lange gibt und sehe da keine Gefahr.<br />

7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />

Nein.<br />

Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

Lebenskunde ist einfach eine Vorbereitung aufs Leben, wobei die<br />

Schüler praxisnahe vorbereitet werden, wie ich das Leben<br />

meistern kann. <strong>Die</strong>se Hilfestellungen werden in diesem Fach<br />

gegeben.<br />

172


2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />

lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />

bewirken?<br />

Soll eine echte Vorbereitung auf das Leben geben in beruflicher<br />

und privater Hinsicht.<br />

3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />

Situation auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />

Absolut. Ich glaube, dass dieser Unterricht sehr viel bietet. Daheim<br />

laufen die Kinder oft nebenbei her, und es wird ihnen das<br />

Grundgerüst oft nicht mitgegeben. Es ist ein sehr wichtiges Fach<br />

für die Schüler dieser Altersstufe.<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

Es hängt ganz stark von der Person ab. Ich lasse mir eher etwas<br />

sagen, von einer Person, die mir sympathisch ist und die mir<br />

nahesteht. Wenn ein Lehrer engagiert ist, sind auch die Kinder viel<br />

mehr dabei. Gott sei Dank haben wir im Poly nur solche Kollegen.<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />

Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />

wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />

<strong>Die</strong> Eigenschaften, die jeder Lehrer haben muss, unabhängig vom<br />

Fach. Selbst im Leben stehen, nicht nur Theoretiker. Kann es aus<br />

seinem Leben sehr gut vermitteln.<br />

6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />

Konfliktmanagement ist ganz wichtig. Sie wollen lernen damit<br />

umzugehen, Werkzeuge zu erhalten. Weil auch die Teamfähigkeit<br />

immer wichtiger wird. Nicht nur beim Arbeiten, sondern im ganzen<br />

Leben.<br />

7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />

der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />

weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />

Sie ist nicht wegzudenken, weil sich die Familien sehr gewandelt<br />

haben, daher ein ganz wichtiges Fach, das unbedingt dahin<br />

gehört.<br />

173


8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />

auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />

Einerseits ja, aber ich finde es toll, wenn es im Poly etwas gibt,<br />

was es an anderen <strong>Schule</strong>n nicht gibt. Mittlerweile gibt es<br />

Berufsorientierung ja auch an den HS. Ich finde, es ist<br />

Vorbereitung aufs Leben, daher gehört es in die PTS.<br />

9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />

Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />

Inhalte?<br />

Durch das Feedback, das wir jedes Jahr von den Schülern<br />

bekommen, glaube ich, dass es sehr gut funktioniert, und es kann<br />

so bleiben.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen.<br />

174


Interview – PTS/LK-LehrerInnen<br />

Dir. Roman Neigenfind, PTS Laa an der Thaya<br />

Korneuburg, 20.August 2012, PTS Korneuburg<br />

Beginn: 11 Uhr<br />

Ende: 12 Uhr<br />

Einleitung:<br />

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />

wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />

1. Sie unterrichten seit einiger Zeit an einem PL bzw. an einer PTS.<br />

Was ist für Sie Motivation, an dieser <strong>Schule</strong> „freiwillig“, zu<br />

unterrichten und sich noch besonders damit<br />

auseinanderzusetzen?<br />

Seit 14 Jahren an PTS. seit 2006 Leiter. Kommt ans Poly, hat<br />

keine oder negative Meinung. Macht eine Entwicklung durch, wo<br />

man sich die Frage stellt. diese <strong>Schule</strong> macht Sinn, weil sie junge<br />

Menschen aufs Leben vorbereitete und viele zum ersten Mal mit<br />

einer Sinnfrage konfrontiert sind. Gehen vorher in eine <strong>Schule</strong> und<br />

wissen nicht warum. <strong>Die</strong> PTS zeigt jungen Menschen, wofür sie<br />

lernen und begreifen sollen.<br />

2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />

Berufsorientierung zu?<br />

Denke, dass es die Hauptaufgabe der PTS ist. Wäre eigentlich für<br />

alle Schüler eine tolle Sache, ein Jahr durch die PTS zu gehen.<br />

Wegen Praxis und Sinn der gleiche, irgendwann ins Leben<br />

einzusteigen. und als Mensch die erworbenen Fertigkeiten<br />

anzuwenden und zu bestehen.<br />

3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />

175


a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

e<br />

f<br />

Bezug zur Praxis. Erstmalig bekommen die Schüler Sinn und<br />

bemerken, dass es um ihr Leben und ihre Zukunft geht.<br />

Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die<br />

passende Schulform?<br />

Als Lehrer wünscht man sich, dass die Schüler wissen, was sie<br />

später arbeiten möchten. Das ist der Schüler, der einsteigt und,<br />

sagt, ich will das machen. Lernen, dass ich meinen Beruf<br />

ausüben kann. <strong>Die</strong> Zielgruppe, die für sich entschieden hat,<br />

Verantwortung zu nehmen, nicht nur die Schulbank zu drücken<br />

und die Praxis in ihr Leben hineinkommen zu lassen.<br />

Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />

Flexibilität und Praxis.<br />

Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />

Fehlen ist negativ besetzt. Daher fehlt nichts.<br />

Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich<br />

denken – NMS, ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />

diese Entwicklung im Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf<br />

die Zukunft und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />

Ist nicht einzuschätzen, zumal die PTS in der Diskussion ganz<br />

wenig bis gar nicht vorkommt.<br />

Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem<br />

Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />

Absolut. Würde sagen dass es keine andere Antwort gibt. Ich<br />

sehe die Entwicklung, dass der Facharbeitermangel weiterhin<br />

akut bleiben wird oder sich verstärkt, weil nichts in diese<br />

Richtung unternommen wird und die PTS diese Rolle nicht<br />

übernehmen darf.<br />

Haben Sie in dem Bereich der aktuellen gesellschaftlichen<br />

Entwicklung persönliche Erfahrungen?<br />

Bei uns nicht sehr groß diese Problematik. Was Disziplin<br />

anbelangt, bin ich sehr zufrieden, würde mir aber wünschen,<br />

dass man als <strong>Schule</strong> mehr in die Erziehung eingreifen kann,<br />

durch Nachmittagsbetreuung z. B.<br />

176


g Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach<br />

besonders wichtig?<br />

Vor allem der Praxisbezug. Da kann man aus dem Vollen<br />

schöpfen. Kommt auch auf die Stärken der Lehrperson an, was<br />

da wichtig ist. Man darf auch auf die Allgemeinbildung nicht<br />

vergessen. See wird auch gerne in Vorstellungsgesprächen<br />

abgefragt. Ist daher wesentlich, das den Schülern zu vermitteln,<br />

Aber in erster Linie die Praxis.<br />

4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />

zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />

Für mich wäre die grüßte Aufwertung, wenn die PTS verpflichtend<br />

für alle Schüler am Ende der Schulpflicht steht. Wo der<br />

Praxisbezug ganz stark in den Vordergrund kommt mit all diesen<br />

Aufgaben, die vorher schon erwähnt wurden. Damit alle Schüler<br />

zu konfrontieren, ist ganz wesentlich.<br />

5. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />

ein?<br />

Ich bin Optimist, und deswegen hoffe ich, dass diese Dinge, die<br />

wir da andenken, auch mal eintreten, weil es für unser<br />

Bildungssystem ganz wesentlich wäre. Dass man nicht auf die<br />

PTS vergisst. Eben im Hinblick auf Praxisbezug, der zu kurz<br />

kommt, und was die Vorbereitung aufs Leben betrifft. Ich hoffe,<br />

dass man auf die PTS nicht vergisst, zumal der<br />

Facharbeitermangel noch akuter wird und auch da müssten wir<br />

endlich einmal entgegenwirken.<br />

6. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />

Eine Schulform, die ganz modern geführt wird.<br />

All diese Debatten wir müssen unser Bildungssystem<br />

modernisieren. Vieles wird ja seit Jahren in der PTS so praktiziert,<br />

aber von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Dass es leider<br />

Gottes eine Schulform ist, die sehr stark unterschätzt wird.<br />

177


Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />

Personen<br />

1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />

Lebenskunde soll die Schüler fit fürs weitere Leben in privater und<br />

beruflicher Hinsicht machen. Soll sie vorbereiten und mithelfen.<br />

2. Vermittlung von lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den<br />

Jugendlichen bewirken?<br />

Sehr viel. Sie kommen oft unbedacht an die PTS, mit wenig Bezug<br />

zur Praxis und zum späteren Leben. Ich nenne ein Beispiel, wie<br />

fülle ich Erlagscheine aus, was, wenn ich in einen<br />

Versicherungsfall verwickelt werde. Das geht bis ins Private, und<br />

da kommt es auf die Stärken des Lehrers an.<br />

3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />

Situation auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />

Es kann sehr viel vermittelt werden, was den Kindern weiterhilft,<br />

wo das Elternhaus vielleicht nicht die Möglichkeit hat, alles zu<br />

vermitteln, würde aber das Emotionale in den Hintergrund<br />

drängen. Nicht, dass man erzieherische Defizite aufholt, sondern<br />

einfach nur rund ums Leben gibt es sehr viele Dinge. Alles kann<br />

das Elternhaus nicht abdecken.<br />

4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />

Ist leider oder Gott sei Dank ganz stark, wie in allen Fällen, von<br />

der Lehrerpersönlichkeit abhängig. Natürlich die Persönlichkeit ist<br />

entscheidend. Von Inhalten allein lässt sich keine<br />

Wissensvermittlung tragen.<br />

5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />

Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />

wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />

<strong>Die</strong> Person sollte mit beiden Beinen im Leben stehen,<br />

Hausverstand besitzen, und ein Gespür für die Dinge haben, die<br />

jetzt gerade anstehen und wichtig sind. Wo man die Schüler<br />

hinführen sollte, wenn sie ein Jahr später ihr Leben zu<br />

verantworten haben, diese Dinge auch abgedeckt werden.<br />

178


Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?Wie schon<br />

angeklungen, gerade alles, was mit Beruf zu tun hat. Wo kann ich mir<br />

Hilfe holen, wenn ich später im Beruf Probleme habe. Sexualerziehung,<br />

sehr wesentlich für dieses Alter, Konfliktbewältigung, soft skills.<br />

6. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />

der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />

weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />

Absolut. Wir müssen Jugendliche auf das Berufs- und Privatleben<br />

vorbereiten, wenn Jugendliche selbst Verantwortung übernehmen<br />

wollen oder müssen, vorzubereiten. Da ist die Lebenskunde nicht<br />

wegzudenken.<br />

7. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />

auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />

Sicherlich. LK ist ein Unterrichtsprinzip, das die Menschen aufs<br />

Leben vorbereitet. Wenn das ein Fach am Poly ist, dann zeigt das,<br />

dass wir uns wirklich um die Jugendlichen sorgen.<br />

8. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />

Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />

Inhalte?<br />

Ideen – nicht unbedingt neue Ideen. Funktioniert ganz gut. Am<br />

wichtigsten sind die Jugendlichen, die im Mittelpunkt stehen, und<br />

das ändert sich ohnehin Jahr für Jahr.<br />

Besten Dank für das Interview!<br />

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