Die Politechnische Schule / Master Thesis - Fachdidaktikzentrum ...
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<strong>Die</strong> Bedeutung der PTS in der österreichischen<br />
Bildungslandschaft unter besonderer Beachtung des<br />
Lebenskundeunterrichts und möglicher Auswirkungen auf die<br />
aktuelle Lebenssituation und weitere Lebensentscheidungen<br />
Helene Fuchs-Moser<br />
Akademische Politische Bildnerin<br />
Matrikelnummer:<br />
0660003<br />
Zur Erlangung des akademischen Grades<br />
<strong>Master</strong> of Science<br />
eingereicht an der<br />
Donau Universität Krems<br />
Department Politische Kommunikation<br />
Im Rahmen des Universitätslehrgangs<br />
Politische Bildung MSC (877)<br />
betreut durch<br />
Univ. Prof. Dr. Alois Ecker<br />
Korneuburg, 21. September 2012<br />
1
Department für Politische Kommunikation/Politische<br />
Bildung MSc<br />
Donau-Universität Krems, Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, A-3500 Krems<br />
Eidesstattliche Erklärung<br />
Ich, ..Helene Fuchs-Moser.........................................................................<br />
geboren am: .23.August 1954.......... in: Stockerau...............<br />
erkläre,<br />
1. dass ich meine <strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> selbständig verfasst, andere als die angegebenen<br />
Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten<br />
Hilfen bedient habe,<br />
2. dass ich meine <strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner<br />
Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe,<br />
3. dass ich, falls die Arbeit mein Unternehmen betrifft, meine/n ArbeitgeberIn über<br />
Titel, Form und Inhalt der <strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> unterrichtet und sein/ihr Einverständnis<br />
eingeholt habe.<br />
............................................... ......................................................<br />
Ort, Datum<br />
Unterschrift<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
Eidesstattliche Erklärung .............................................................................................. 2<br />
Vorwort ......................................................................................................................... 6<br />
1 Einleitung .................................................................................................................12<br />
1.1 Problemstellung und Ausgangslage ..............................................................14<br />
1.2 Zielsetzung und Forschungsfrage .................................................................16<br />
1.3 Forschungsmethode .....................................................................................17<br />
1.4 Aufbau der Arbeit ..........................................................................................18<br />
2 Grundlagen – die Schulform PTS .............................................................................20<br />
2.1 Der Sozialwissenschaftliche Hintergrund ...........................................................20<br />
2.2 <strong>Die</strong> PTS und ihre Entwicklung ...........................................................................23<br />
2.2.1 Der Polytechnische Lehrgang – Einführung und historische Entwicklung ...23<br />
2.2.2 <strong>Die</strong> große Reform 1997 ..............................................................................29<br />
2.3 <strong>Die</strong> neunte Schulstufe im europäischen Vergleich .............................................34<br />
3 Lebenskunde als Unterrichtsfach .............................................................................38<br />
3.1 <strong>Die</strong> Entstehung ..................................................................................................38<br />
3.2 Profil und Aufgaben des Lebenskunde-Unterrichts ............................................40<br />
3.2.1 Werte und Normen .....................................................................................40<br />
3.2.2 Soziale Kompetenz .....................................................................................41<br />
3.2.3 Der Schüler, die Schülerin ..........................................................................43<br />
3.2.4 LehrerIn und SchülerIn in Interaktion ..........................................................46<br />
3.2.5 Unterrichtsplanung und –gestaltung............................................................49<br />
3.2.6 Fächerübergreifender Unterricht .................................................................50<br />
3.3 LehrerInnenausbildung ......................................................................................56<br />
3.3.1 LehrerInnenbildung in Europa .....................................................................56<br />
3.3.2 <strong>Die</strong> Ausbildung für das PTS-Lehramt ..........................................................59<br />
3.4 Resümee über die Erkenntnisse aus der Theorie ..............................................62<br />
3
4 Empirie .....................................................................................................................64<br />
4.1 Grundlagen der empirischen Erhebung .............................................................64<br />
4.1.1 Ziel der empirischen Erhebung ...................................................................64<br />
4.1.2 Methode Fragebögen .................................................................................64<br />
4.1.3 Methode ExpertInneninterviews ..................................................................66<br />
4.2 Methode der Datenerhebung .............................................................................68<br />
4.2.1 Qualitative Inhaltsanalyse der Interviews ....................................................68<br />
4.2.2 Prozess der Datenauswertung ...................................................................69<br />
4.3 Ergebnisse der Erhebung ..................................................................................70<br />
4.3.1 Ergebnisse aus den Fragebögen ................................................................70<br />
4.3.2 Ergebnisse aus den Interviews ...................................................................88<br />
4.4 Diskussion Ergebnisse ................................................................................... 100<br />
4.4.1 Rahmenbedingungen ............................................................................... 100<br />
4.4.1 Bedeutung der PTS .................................................................................. 101<br />
4.4.2 Perspektiven für diese Schulform ............................................................. 103<br />
4.4.3 Lebenskunde als Lebenshilfe.................................................................... 105<br />
5 Conclusio und Ausblick .......................................................................................... 109<br />
5.1 Antwort auf die Forschungsfragen ................................................................... 109<br />
5.1.1 Welche Bedeutung kommt der PTS in der österreichischen<br />
Bildungslandschaft zu? ...................................................................................... 109<br />
5.1.2 Gibt es Perspektiven für die PTS? ............................................................ 110<br />
5.1.3 Kann der Lebenskundeunterricht in der aktuellen Situation der Jugendlichen<br />
und im weiteren Leben von PL/PTS AbsolventInnen eine Lebenshilfe darstellen<br />
und Entscheidungen beeinflussen? ................................................................... 111<br />
5.2 Erstellen von Hypothesen ................................................................................ 112<br />
5.3.Abschließende Betrachtung ............................................................................. 112<br />
Literaturverzeichnis ................................................................................................... 114<br />
Anhang ...................................................................................................................... 121<br />
4
Tabellenverzeichnis ............................................................................................... 121<br />
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... 122<br />
Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit ................................................................................ 123<br />
AbsolventInnen ...................................................................................................... 123<br />
Fragebögen ........................................................................................................... 123<br />
Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit ................................................................................ 128<br />
SchülerInnen des aktuellen Schuljahres ................................................................ 128<br />
Zusatztexte auf den Fragebögen ........................................................................... 134<br />
Interviewleitfäden .................................................................................................. 137<br />
Interviews .............................................................................................................. 144<br />
5
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Erste Stundentafel<br />
Abbildung 2: Entwicklung der Schülerzahlen<br />
Abbildung 3: Wirkfaktoren einer guten <strong>Schule</strong><br />
Abbildung 4: SchülerInnen nach Schultypen<br />
Abbildung 5: Curriculum-Architektur<br />
Abbildung 6: Modulraster Studiengang Polytechnische <strong>Schule</strong><br />
Abbildung 7: Bewertung des Lebenskundeunterrichts - AbsolventInnen<br />
Abbildung 8: Hilfestellung als Jugendliche/r - AbsolventInnen<br />
Abbildung 9: Hilfestellung als Erwachsene/r - AbsolventInnen<br />
Abbildung 10: Erinnerung an Inhalte - AbsolventInnen<br />
Abbildung 11: Fächer mit lebenskundlichen Inhalten - AbsolventInnen<br />
Abbildung 12: Einfluss auf Lebenssituationen - AbsolventInnen<br />
Abbildung 13: Begünstigung von Fähigkeiten - AbsolventInnen<br />
Abbildung 14: Lehrer/in auch später um Rat fragen - AbsolventInnen Abbildung 15:<br />
Abbildung 15: Warum PTS? – aktuelle SchülerInnen Abbildung<br />
Abbildung 16: Bewertung des Lebenskundeunterrichts – aktuelle SchülerInnen<br />
Abbildung 17: Lebenskundliche Inhalte in anderen Gegenständen – aktuelle<br />
SchülerInnen<br />
Abbildung 18: Hilfestellung als Jugendliche/r – aktuelle SchülerInnen<br />
Abbildung 19: Einfluss auf Lebenssituationen – aktuelle SchülerInnen Abbildung 21:<br />
Abbildung 20: Begünstigung von Fähigkeiten – aktuelle SchülerInnen<br />
Abbildung 21: Bedeutung von Inhalten – aktuelle Schülerinnen<br />
6
Abbildung 22: Lehrer auch später um Rat fragen – aktuelle SchülerInnen<br />
Abbildung 23: Bewertung des LK-Unterrichts - Gegenüberstellung<br />
Abbildung 24: Lebenskundliche Inhalte in anderen Fächern - Gegenüberstellung<br />
Abbildung 25: Hilfestellung als Jugendlicher – Gegenüberstellung<br />
Abbildung 26: Lehrer/in auch später um Rat fragen – Gegenüberstellung<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Antworten der Beamten des Bundesministeriums<br />
Tabelle 2: Antworten der Beamten des Bundesministeriums<br />
Tabelle 3: Antworten der Vertreter der PTS, Dir Martin Ambros, Dir. Roman Neigenfind<br />
Tabelle 4: Reduktion - direkter Vergleich der relevanten Themenbereiche<br />
7
Abkürzungsverzeichnis<br />
(noch fertigzustellen)<br />
PTS<br />
PL<br />
BOL<br />
LK<br />
GL<br />
LÜ<br />
WE<br />
SWK<br />
SLS<br />
D<br />
VaKE<br />
HS<br />
PH<br />
PL 2000<br />
EU<br />
H<br />
vgl.<br />
8
Abstract <strong>Master</strong>arbeit<br />
Ziele der vorliegenden Arbeit:<br />
Hinterfragen der Bedeutung der Polytechnischen <strong>Schule</strong> in der österreichischen<br />
Bildungslandschaft<br />
Eröffnen möglicher Perspektiven für die Schulform PTS<br />
Erforschen des Einflusses von Lebenskunde-Unterricht und anderen<br />
lebenskundlichen Inhalten, die in der PTS vermittelt werden, auf das Leben der<br />
Jugendlichen, aktuell und auch in ihrem Erwachsenenleben<br />
Finden von Argumenten, die einen höheren Stellenwert dieser Schulform und<br />
des Lebenskunde-Unterrichts rechtfertigen<br />
Methode:<br />
<br />
<br />
<br />
Methode in kombinierter Form<br />
Literaturrecherche<br />
Einsatz von 100 Fragebögen – 50 ehemalige SchülerInnen, 50 SchülerInnen,<br />
die im Jahr des Besuches der PTS die Fragen beantworten<br />
Führen von Interviews mit ausgewählten Expertinnen<br />
Struktur:<br />
<br />
<br />
<br />
In Kapitel 2 und 3 wird der theoretische Hintergrund zum Thema beleuchtet<br />
Kapitel 4 umfasst den gesamten empirischen Teil<br />
Kapitel 5 enthält eine Zusammenfassung der Ergebnisse, der daraus gewonnen<br />
Erkenntnisse und die Beantwortung der Forschungsfragen, woraus sich ein<br />
Ausblick auf weitere Forschungsgebiete ergibt<br />
Wichtigste Kapitel und deren Inhalte:<br />
<br />
<br />
2. Kapitel: <strong>Die</strong> Entwicklung des PL zur PTS; Reformen und Curricula; die<br />
neunte Schulstufe bzw. Schnittstelle <strong>Schule</strong>-Beruf in anderen Ländern der EU<br />
3. Kapitel: Der Lebenskundeunterricht – die Entstehung, das Profil und die<br />
speziellen Aufgaben dieses Faches, unter besonderer Beachtung der<br />
Entwicklungsphase der Jugendlichen, der Rolle des Lehrers/der Lehrerin, der<br />
besonderen Bedeutung der Unterrichtsplanung. Ein weiterer Punkt beleuchtet<br />
9
die Ausbildung zum Lehramt innerhalb Europas und die PTS-<br />
LehrerInnenausbildung in Österreich<br />
Kapitel 4 umfasst die gesamte Empirie; die Methodik und Theorie der<br />
Forschung, deren Auswertungen und die Diskussion der Ergebnisse<br />
Ergebnisse:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Die</strong> Anerkennung der PTS ist in der Öffentlichkeit und bei den<br />
VerantwortungsträgerInnen nicht gegeben<br />
<strong>Die</strong> PTS ist als Schultyp in Europa einmalig<br />
Alle ExpertInnen plädieren für eine Aufwertung der PTS und sehen darin<br />
eine Möglichkeit, Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken<br />
Der Lebenskunde-Unterricht hat einen Einfluss auf das Leben der<br />
SchülerInnen<br />
10
<strong>Master</strong> <strong>Thesis</strong> Abstract (Englisch)<br />
11
Vorwort<br />
Nach meiner Ausbildung zur Volksschullehrerin und einer zweijährigen Tätigkeit an<br />
einer Landvolksschule wurde ich an die Hauptschule in Korneuburg versetzt. Dort<br />
sammelte ich meine ersten Erfahrungen am angeschlossenen Polytechnischen<br />
Lehrgang. Ich konnte also die Entwicklung dieser neunten Schulstufe seit 35 Jahren<br />
begleiten. Schon als sehr junge Lehrerin durfte ich Lebenskunde unterrichten, damals<br />
noch mit dem Zusatz „Lebenskunde mit Hinweisen zu einer sinnvollen<br />
Freizeitgestaltung. Und schon damals fühlte ich, dass dieser Unterricht von ganz<br />
besonderer Bedeutung für die jungen Menschen war. Während ich zu Beginn noch mit<br />
der Umstellung von den Volksschulkindern zu jungen Menschen, die unbedingt schon<br />
erwachsen sein wollten und die ganze Last der Pubertät mit sich trugen, zu kämpfen<br />
hatte, stellte ich bereits nach wenigen Wochen fest, dass dieser Unterrichtsgegenstand<br />
eine besondere Beziehung zwischen Lehrer und Schüler erfordert, aber auch fördert.<br />
Seit 15 Jahren bin ich in der Kommunalpolitik tätig, und in dieser Funktion treffe ich<br />
immer wieder auf ehemalige Schüler, die sich mit einem Anliegen an mich wenden. Es<br />
ist sehr interessant, die Erinnerungen dieser jungen Menschen an dieses letzte<br />
Schuljahr zu hören, und der Lebenskundeunterricht spielt dabei immer eine Rolle.<br />
Viele Rückmeldungen haben mich zu dem Thema der vorliegenden Arbeit geführt. In<br />
diesen 35 Jahren hat sich in bildungspolitischer und auch in gesellschaftlicher Hinsicht<br />
Vieles verändert. Und natürlich ist auch die Arbeit mit den jungen Menschen heute<br />
anders als noch vor 10 Jahren.<br />
Ich persönlich halte die Arbeit an der PTS für eine besondere Herausforderung, der ich<br />
mich nach 37 <strong>Die</strong>nstjahren noch genauso gerne stelle, wie früher. Angesichts des<br />
herrschenden Lehrlings- und Facharbeitermangels ist eine Aufwertung dieser<br />
Schulform in naher Zukunft unabdingbar, wofür ich mich auch seit Jahren mit allen mir<br />
zur Verfügung stehenden Mitteln einsetze.<br />
Mein besonderer Dank gilt dem Betreuer und Begutachter der vorliegenden Arbeit,<br />
Univ. Prof. Dr. Alois Ecker, sowie allen Schülern und Schülerinnen, die mit ihren<br />
Erinnerungen einen wertvollen Beitrag zum Gelingen der Arbeit geleistet haben.<br />
12
Herzlichen Dank möchte ich auch den Menschen in meinem persönlichen Umfeld<br />
aussprechen, die meine Auseinandersetzung mit der Arbeit neben meiner beruflichen<br />
und politischen Tätigkeit ertragen mussten und mir dabei noch unterstützend zur Seite<br />
gestanden sind.<br />
<strong>Die</strong> Motivation, sich trotz heftigen Gegenwindes für diese Schulform einzusetzen,<br />
geschieht nach dem Motto von Bertolt Brecht:<br />
„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“<br />
13
1Einleitung<br />
1.1 Problemstellung und Ausgangslage<br />
„An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser.“ (Charlie Chaplin)<br />
<strong>Die</strong>ses Zitat von Charlie Chaplin gibt wieder, wie das Leben abläuft. Jeder hat für sich<br />
den weiteren Lebensweg zu bestimmen und folgenschwere Entscheidungen zu treffen.<br />
Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sein Leben. Ihm dabei das nötige Rüstzeug<br />
mitzugeben, ihm Hilfestellung zur Selbsthilfe zu geben, Werte zu vermitteln – das ist<br />
der Hintergrund für die Schaffung eines speziellen Gegenstandes, der die „Kunde vom<br />
Leben“ vermitteln soll , eingebettet in eine Schulform, die sich die Vorbereitung auf das<br />
Leben als Prinzip erwählt hat..<br />
Jahrzehntelange Arbeit in der neunten Schulstufe, mit den Jugendlichen der Altersstufe<br />
von 14 bis 16 zeigt, dass sich die familiären Bedingungen und Strukturen mit den<br />
Jahren sukzessive verändert haben. <strong>Die</strong> Kinder und Jugendlichen sind trotz einer in<br />
den letzten Jahren geforderten und auch erfolgten „Zentralisierung“ des Kindes<br />
innerhalb der Familien immer mehr auf sich allein gestellt. In diesem Sinne auch das<br />
Buch des amerikanischen Soziologen Vance Packard, der diese Situation schon in den<br />
Achtzigern sehr klar umreißt und von mehreren Gesichtspunkten aus beleuchtet. <strong>Die</strong><br />
Mehrzahl der berufstätigen Eltern hat ein durchstrukturiertes Freizeitverhalten mit dem<br />
Ziel der Selbstverwirklichung, ein Weg, auf dem Kinder ein Hindernis darstellen<br />
können. Immer mehr Kinder leben mit einem Elternteil allein, oder sie haben sich in<br />
einer Patchworkfamilie zurechtzufinden. <strong>Die</strong>se Erfahrungen lassen sich durch Berichte<br />
in den Medien verstärken, Erfahrungen, die auch in Lehrerkreisen durchgängig ebenso<br />
wahrgenommen werden. Dazu ein Zitat eines Beamten des psychiatrischen <strong>Die</strong>nstes,<br />
gefunden in Packard´s Buch zur Thematik der Herausforderungen für Kinder, die den<br />
Verlust der Geborgenheit und des Rückhaltes in der Familie erleben und mit diesem<br />
Verlust zu leben lernen müssen. „<strong>Die</strong> Eltern haben die Zügel gelockert, und die Kinder<br />
haben keinen Halt mehr.“ (Packard & Vance, 1984, S. 27)<br />
Laut Lehrplan bietet der Lebenskundeunterricht die Möglichkeit, aktuelle Anlässe und<br />
persönliche Anliegen und Befindlichkeiten der Schüler in den Unterricht<br />
miteinzubeziehen. Weitere Lehrplaninhalte sind das Leben in der Gemeinschaft, das<br />
Thema Erziehung, Umgehen mit Konflikten, das Entwickeln von Perspektiven zur<br />
Gestaltung der eigenen Zukunft, der Umgang mit Randgruppen der Gesellschaft,<br />
14
gesellschaftlichen Normen, sowie das in dieser Altersstufe sehr wichtige Thema<br />
Partnerschaft und Sexualität. Laut Curriculum der passende Gegenstand, um die<br />
Jugendlichen in ihrer gegenwärtigen, entwicklungspsychologisch und familiär kritischen<br />
Lebensphase auf das Leben vorzubereiten, ihnen Hilfestellung zu leisten.<br />
<strong>Die</strong> familiäre Situation unserer Zeit ist oft nicht dazu angetan, den Kindern mehr<br />
Sicherheit und Selbstvertrauen als Basis für ein gelungenes Leben zu geben.<br />
Alleinerziehende Mütter oder Väter sind mit dieser Herausforderung überfordert, die<br />
entwicklungsbedingten Schwierigkeiten mit dem Kind werden neben dem alltäglichen<br />
wirtschaftlichen Kampf ums Überleben und zur Existenzsicherung, neben allfälligen<br />
Differenzen mit dem anderen Elternteil zu unlösbaren Problemen. Dabei bleibt das<br />
Kind oft auf der Strecke. <strong>Die</strong> Eltern sind mit sich selbst beschäftigt. <strong>Die</strong> Vorbildwirkung<br />
durch ein „geordnetes Familienleben“, bei dem der Zusammenhalt der Familie im<br />
Mittelpunkt steht, ist nicht mehr gegeben. Packard ortet ein besorgniserregendes<br />
Versagen der Gesellschaft bei der Aufgabe, die Kinder auf das Leben vorzubereiten.<br />
Es besteht eine Vielfalt von Erziehungsmethoden, die aber keine Verbesserung der<br />
Zukunftsbewältigung bewirken. Er spricht von einem kinderfeindlichen Klima in unserer<br />
Gesellschaft. Ein weiterer Punkt ist das Misslingen einer echten, lange angestrebten<br />
Emanzipation, nämlich die Vereinbarung von Beruf und Familie. Und schließlich die<br />
steigende Tendenz von Scheidungen, von der viele Kinder betroffen sind. (Packard &<br />
Vance, 1984, S. 10-13)<br />
Neben den gesellschaftlichen Entwicklungen ist durch die Technologie, die allzeit<br />
vorhandenen Mittel zur Kommunikation, durch Social Networks, das Umfeld der jungen<br />
Menschen ein sehr offenes und nahezu grenzenloses, aber auch mit neuen Gefahren<br />
verbundenes geworden. Packard spricht schon in den Achtzigern von der Institution<br />
Fernsehen, welche die Institution <strong>Schule</strong> in der Einflussnahme auf die Erziehung<br />
übertrifft. <strong>Die</strong> Stimmen, die sich an die Kinder richten, kommen zum überwiegenden<br />
Teil aus den Medien. (Packard & Vance, 1984, S. 94)<br />
Vor diesem Hintergrund verändern sich auch die Anforderungen an die <strong>Schule</strong> im<br />
Allgemeinen, und die des Lebenskundeunterrichts im Besonderen. Der derzeit<br />
geltende Lehrplan für PTS, also auch für den Gegenstand Lebenskunde, wurde im<br />
Rahmen der letzten großen Poly-Reform im Jahr 1997 festgeschrieben.<br />
15
<strong>Die</strong> Jahre seither waren eine Zeit des Umbruchs in vielfacher Hinsicht. Für das<br />
Unterrichtsfach bedeutet das, sich den veränderten Anforderungen durch<br />
gesellschaftliche Entwicklungen zu stellen.<br />
1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen<br />
<strong>Die</strong> vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Lebenskundeunterricht an Polytechnischen<br />
<strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Schulform PTS ist aufgrund ihrer Struktur, in der Überzahl der<br />
österreichischen PTS zwei- bis dreiklassig, und aufgrund der Ziele, die für die<br />
Jugendlichen erreicht werden sollen, für eine sehr offene, freie und flexible<br />
Unterrichtsgestaltung geeignet.<br />
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es einerseits, die Stellung der PTS aufgrund ihrer<br />
Bedeutung für die Jugendlichen zu hinterfragen, andererseits die Perspektiven<br />
aufzuzeigen, die für diesen Schultyp eröffnet werden können. Sehr wesentlich auch die<br />
Forschung, wie weit der Unterricht an der PTS im Allgemeinen, aber der Lebenskunde-<br />
Unterricht im Besonderen den Jugendlichen das subjektive Empfinden bereitet, eine<br />
echte Hilfestellung für das weitere Leben zu erhalten oder erhalten zu haben. <strong>Die</strong><br />
Arbeit soll erfassen, wie weit die Erwartungen der SchülerInnen an dieses Fach erfüllt<br />
wurden. Dabei geht es um Erfolgschancen im Beruf, um die Einstellung und Haltung<br />
zur Arbeit, um Leistungsdenken, Ehrgeiz, aber vor allem um die Reihung der<br />
Prioritäten im zukünftigen Leben. Daraus ergibt sich der Konnex mit dem<br />
Ethikunterricht. Bestandteil der vorliegenden Arbeit ist es auch, anhand der Ergebnisse<br />
über den Lebenskundeunterricht auch über die Vernetzung verschiedener<br />
Unterrichtsgegenstände zu lebenskundlichen Themen zu reflektieren.<br />
Lebenskunde wurde in seiner Bedeutung durch den aktuellen Lehrplan verändert. Bis<br />
zur letzten Reform 1997 gab es den Gegenstand als Lebenskunde, mit dem Zusatz<br />
„mit Hinweisen zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung“: In der derzeit geltenden<br />
Fassung ist Lebenskunde mit Berufskunde als BOL – Berufsorientierung und<br />
Lebenskunde, im Gesamtausmaß von zwei Wochenstunden – zusammengefasst, darf<br />
aber auch einzeln unterrichtet werden. Auch wenn Lebenskunde von der<br />
Berufsorientierung und –findung nicht abgekoppelt gesehen werden kann, so soll sich<br />
doch die <strong>Master</strong>arbeit primär mit dem Bereich der Lebenskunde befassen.<br />
<strong>Die</strong> im Lehrplan festgeschriebenen Ziele beziehen sich auf das Entwickeln von<br />
Persönlichkeit, von Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit, auf den Erwerb von<br />
16
sozialer Kompetenz und positiven Werthaltungen, und die Fähigkeit, diese<br />
Kompetenzen auch im täglichen Leben ein- und umsetzen zu können. Aus diesen<br />
Vorgaben ergibt sich folgende Forschungsfrage:<br />
Welche Bedeutung kommt der PTS in der österreichischen<br />
Bildungslandschaft zu?<br />
Gibt es Perspektiven für die PTS?<br />
Kann der Lebenskundeunterricht in der aktuellen Situation der<br />
Jugendlichen und im weiteren Leben von PL/PTS AbsolventInnen eine<br />
Lebenshilfe darstellen und Entscheidungen beeinflussen?<br />
Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass die PTS eine für die Gruppe der<br />
Jugendlichen, die einer Berufsvorbereitung und einer gesamten Orientierung bedürfen,<br />
von hoher Bedeutung ist. Weiters wird angenommen, dass der Lebenskunde-Unterricht<br />
und auch die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte in anderen Fächern eine<br />
Hilfestellung für die jungen Menschen während der Schulzeit, aber auch im späteren<br />
Leben darstellen.<br />
1.1Forschungsmethode<br />
Zur Beantwortung der Forschungsfragen dieser Arbeit wurden folgende Methoden<br />
gewählt: Neben der Theorie über die Entwicklung der Schulform PTS, die<br />
LehrerInnenausbildung innerhalb Europas und der Curricula im Laufe der Zeit steht die<br />
Bedeutung der Schüler-Lehrer-Interaktion im Blickfeld, und der Lebenskundeunterricht<br />
in seiner Entstehung und Aufgabe. <strong>Die</strong> Durchleuchtung des derzeitigen Unterrichts<br />
erfolgt von zwei Seiten. Zum einen wird durch eigens erstellte Fragebögen die Meinung<br />
der aktuellen (50 Personen) und ehemaligen SchülerInnen (50 Personen) erhoben,<br />
und zum anderen werden ExpertInnen, Personen mit einem nahen Bezug und<br />
Erfahrung an der Schulform oder auch im LK-Unterricht speziell mittels qualitativer<br />
halbstrukturierter Interviews befragt.<br />
Ein Interview anhand eines Gesprächsleitfadens wird mit dem Leiter des im<br />
Bundesministerium neu geschaffenen Referates I/2a, für Pädagogische und<br />
Administrative Angelegenheiten der Polytechnischen <strong>Schule</strong>n; geführt. Ebenso kommt<br />
der ehemalige Verantwortliche für PTS/PL im Bundesministerium zu Wort.<br />
17
Weitere Interviews werden mit zwei Personen der Schulaufsicht geführt. Im<br />
Vordergrund stehen dabei die Einschätzung der Bedeutung der PTS in der<br />
österreichischen Bildungslandschaft sowie die Einschätzung des Unterrichtsfaches<br />
Lebenskunde als Hilfe zur Lebensbewältigung. Zwei Direktoren einer PTS in<br />
Niederösterreich werden zum Thema interviewt.<br />
Alle Interviews behandeln zwei Fragenkreise. Der erste Fragenkreis stellt die<br />
Schulform PTS in den Vordergrund. <strong>Die</strong> persönliche Sicht der InterviewpartnerInnen<br />
sowie die persönliche Einschätzung und die Perspektiven für die Zukunft.<br />
Der zweite Fragenkreis bezieht sich ganz konkret auf den Unterrichtsgegenstand<br />
Lebenskunde und seine Möglichkeiten. <strong>Die</strong> Fragebögen sind für beide Schülergruppen<br />
thematisch ähnlich aufgebaut.<br />
1.1Aufbau der Arbeit<br />
<strong>Die</strong> Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert.<br />
In der Einleitung wird neben der Ausgangslage das Ziel der Arbeit formuliert. Daraus<br />
ergeben sich die Forschungsfragen. Auf eventuell vorliegende Untersuchungen zu<br />
dieser Thematik wird Bezug genommen. <strong>Die</strong> persönliche Hypothese der Autorin wird<br />
erstellt.<br />
Kapitel zwei beinhaltet die gesamte Theorie zur Schulform PTS, den historischen<br />
Abriss und die Entstehung und Entwicklung, sowie zum Unterrichtsfach Lebenskunde<br />
unter Berücksichtigung des Curriculums, der AkteurInnen im Unterricht und<br />
didaktischer Ansätze, sowie der Lehrerausbildung in Europa. Ein weiterer Aspekt ist<br />
die Bewältigung der neunten Schulstufe in anderen Ländern Europas im Vergleich zu<br />
Österreich. Im Besonderen wird auf die Stellung der Schulform PTS, frühere<br />
Polytechnische Lehrgänge, in der österreichischen Bildungslandschaft eingegangen<br />
und deren Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte betrachtet.<br />
Kapitel 3 stellt den Unterrichtsgegenstand Lebenskunde in den Mittelpunkt. <strong>Die</strong><br />
Hintergründe, die Entwicklung, die AkteurInnen sowie die Angebote zur Ausbildung<br />
zum PTS-Lehrer/zur PTS-Lehrerin. Augenmerk wird auch auf Unterrichtsformen gelegt.<br />
18
Kapitel 4 ist der empirischen Forschung gewidmet. ExpertInneninterviews und<br />
Fragebögen werden vorgestellt, die Durchführung und Auswertung erläutert. <strong>Die</strong><br />
Ergebnisse werden in Bezug zu den Inhalten der Forschungsfragen diskutiert.<br />
Kapitel 5 befasst sich mit der Beantwortung der Forschungsfragen auf Grundlage der<br />
theoretischen, vor allem aber der empirischen Erkenntnisse. Eine abschließende<br />
Betrachtung lässt Resümee und Ausblick zu.<br />
19
1 Grundlagen – die Schulform PTS<br />
<strong>Die</strong> grundsätzliche Aufgabe von Lehrpersonen ist sehr klar im fünften Abschnitt des<br />
Schulunterrichtsgesetzes festgeschrieben:<br />
Unterrichtsarbeit<br />
§ 17. (1) Der Lehrer hat in eigenständiger und verantwortlicher Unterrichts- und<br />
Erziehungsarbeit die Aufgabe der österreichischen <strong>Schule</strong> (§ 2 des<br />
Schulorganisationsgesetzes) zu erfüllen. In diesem Sinne und entsprechend dem<br />
Lehrplan der betreffenden Schulart hat er unter Berücksichtigung der Entwicklung der<br />
Schüler und der äußeren Gegebenheiten den Lehrstoff des Unterrichtsgegenstandes<br />
dem Stand der Wissenschaft entsprechend zu vermitteln, eine gemeinsame<br />
Bildungswirkung aller Unterrichtsgegenstände anzustreben, den Unterricht anschaulich<br />
und gegenwartsbezogen zu gestalten, die Schüler zur Selbsttätigkeit und zur Mitarbeit<br />
in der Gemeinschaft anzuleiten, jeden Schüler nach Möglichkeit zu den seinen Anlagen<br />
entsprechenden besten Leistungen zu führen, durch geeignete Methoden und durch<br />
zweckmäßigen Einsatz von Unterrichtsmitteln den Ertrag des Unterrichtes als<br />
Grundlage weiterer Bildung zu sichern und durch entsprechende Übungen zu festigen.<br />
Im Betreuungsteil an ganztägigen Schulformen hat der Lehrer in eigenständiger und<br />
verantwortlicher Erziehungsarbeit die im § 2 Abs. 3 des Schulorganisationsgesetzes<br />
grundgelegte Aufgabe zu erfüllen. (Bundeskanzleramt Rechtsinformationssystem,<br />
2012)<br />
In diesem Gesetz ist in wenigen Zeilen alles enthalten, was als Anspruch an die<br />
Lehrerinnen und Lehrer geltend gemacht werden kann. Es ist auf den<br />
Entwicklungsstand der SchülerInnen Bedacht zu nehmen, moderne Unterrichtsmittel<br />
sind einzusetzen, die SchülerInnen zur Selbsttätigkeit anzuleiten; das sind die<br />
Prinzipien, die an einer PTS verstärkt gefragt sind.<br />
2.1 Der Sozialwissenschaftliche Hintergrund<br />
Richtungsweisend ist der Paragraph 2 des Schulorganisationsgesetzes, der mit der<br />
Gründung des PL und der weiteren Entwicklung zur PTS in dieser Schulform<br />
tatsächlich zur Anwendung kommt.<br />
<br />
§ 2. Aufgabe der österreichischen <strong>Schule</strong><br />
(1) <strong>Die</strong> österreichische <strong>Schule</strong> hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen<br />
der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten<br />
des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem<br />
Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für<br />
das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten<br />
und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen.<br />
20
<strong>Die</strong> jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflichttreuen und<br />
verantwortungsbewußten Gliedern der Gesellschaft und Bürgern der demokratischen<br />
und bundesstaatlichen Republik Österreich herangebildet werden. Sie sollen zu<br />
selbständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt, dem politischen und<br />
weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am<br />
Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen und<br />
in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit<br />
mitzuwirken. (Bundeskanzleramt Rechtsinformationssystem, 2010)<br />
Der Grund für die Einführung des PL war die Einführung des neunten<br />
Pflichtschuljahres. Nicht klar war, in welcher Form diese Jahr in die österreichische<br />
Bildungslandschaft einzubetten sein sollte. Nach langen Verhandlungen fiel die<br />
Entscheidung auf den einjährigen Polytechnischen Lehrgang. Bildungsziele waren<br />
sowohl Persönlichkeitsbildung im Sinne von vernünftigem und mündigem Handeln,<br />
sowie Humanität. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>,<br />
2001, S. 11, nach Bennak in Seibert/Serve 1996). <strong>Die</strong> Reproduktion der Gesellschaft<br />
war ein weiteres Ziel dieser Schulform. <strong>Die</strong> allgemeine Grundbildung im Hinblick auf<br />
das praktische Leben und die zukünftige Berufswelt wurde als profilgebendes<br />
Bildungsziel verankert. Trotz dieser durchaus sehr hehren und hoch angesetzten<br />
Bildungsziele wurde diese Schulform von Anbeginn an mit großer Skepsis und<br />
Ablehnung betrachtet. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen<br />
<strong>Schule</strong>, 2001, S. 13)<br />
Damit war klar, dass es Lehr- und Lerninhalte geben musste, die genau diese<br />
Bedürfnisse abdecken würden. Wie sehr auch die „Kulturtechniken“ Thema waren, was<br />
schließlich auch einen Gegenstand wie Lebenskunde rechtfertigte, zeigt ein Lehrbuch<br />
aus der Anfangszeit des PL, in dem die Bereiche Lebenskunde, Gesundheitslehre und<br />
Erziehungslehre zusammengefasst sind. Neben den Gesundheitsthemen wie „Der<br />
menschliche Körper“ werden Hygiene und Erste Hilfe behandelt. <strong>Die</strong> Bereiche<br />
Lebenskunde und Erziehungslehre werden zu einem Bereich zusammengefasst. Das<br />
beweist die große Bedeutung, die damals der Vermittlung von Inhalten aus der<br />
Erziehungslehre beigemessen wurde. Konkrete Themen waren Benehmen,<br />
Charakterkunde, die Entwicklung des Kindes, Umgang mit Geld. Charakterkunde ist<br />
der Einstieg zum Erziehungsbereich, verbunden mit der Aussage, dass mit dem<br />
vollendeten fünften Lebensjahr die Basis für Erziehung zum Großteil gelegt ist. Sehr<br />
interessant und immer noch gültig, dass Erziehungsarbeit hauptsächlich<br />
aus dem<br />
Geben von Beispielen und der Wirkung der Vorbilder besteht. Erzogen zu werden heißt<br />
21
also nachzuahmen. Das Kind wird in der Sprache der Siebziger als Zögling bezeichnet.<br />
(Arbeitsgemeinschaft für Recht und Volkswirtschaft, 1974, S. 108,109)<br />
Einen sehr interessanten Einblick zur Entstehung des Lebenskundeunterrichts an sich,<br />
lange bevor es einen Polytechnischen Lehrgang in Österreich gab, bietet eine<br />
Studienarbeit, die sich zwar auf Deutschland bezieht, aber auf Österreich umzulegen<br />
ist. Patricia Detto und Doreen Krzmarik beziehen sich in ihrer Arbeit auf die bereits im<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Volk und später nachdrücklich von der<br />
Sozialdemokratischen Partei unter Bismarck geforderte Trennung von Kirche und<br />
Staat, und vor allem auch Kirche und <strong>Schule</strong>. 1919 war erstmals, zumindest nach dem<br />
Gesetz, eine Abmeldung vom Religionsunterricht möglich. Es wurde also die<br />
Diskussion darüber entfacht, ob denn der Religionsunterricht überhaupt noch<br />
zeitgemäß sei.<br />
Eine Schlüsselrolle spielte dabei die „Reichsarbeitsgemeinschaft freigeistiger<br />
Verbände“, die im Religionsunterricht eine Gefahr für die Kinder der Arbeiterklasse<br />
ortete. Dabei entstand der Begriff „Lebenskunde“ im Sinne einer Unterweisung in Ethik<br />
und Moral, aber ohne religiösen Bezug. Es kam zu unterschiedlichen Bezeichnungen<br />
wie „Moralunterricht“, „Sittenkunde“, auch „Lebenskunde“ und sogar „Religionskunde“.<br />
Es gab sogar Bestrebungen, die Lebenskunde nicht als Unterrichtsfach, sondern als<br />
Schulprinzip einzuführen. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />
SchülerInnen, die nicht am Religionsunterricht teilnahmen, wurden in Sammelklassen<br />
zusammengefasst. <strong>Die</strong> Versuche, Inhalte und Methoden der <strong>Schule</strong>n zu ändern,<br />
scheiterten, und so wurde der Lebenskundeunterricht, dem aufgrund der Neuartigkeit<br />
der Gestaltung und der Inhalte große Freiheit gewährt wurde, zum „…Brennpunkt für<br />
reformpädagogische Ansätze“. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />
Ein plötzliches Ende nahm diese Entwicklung mit der Machtübernahme der<br />
Nationalsozialisten 1933, als der Lebenskundeunterricht verboten und in den weltlichen<br />
<strong>Schule</strong>n wieder der Religionsunterricht eingeführt wurde.<br />
22
2.2 <strong>Die</strong> PTS und ihre Entwicklung<br />
2.2.1 Der Polytechnische Lehrgang – Einführung und historische Entwicklung<br />
<strong>Die</strong> Basis für den Polytechnischen Lehrgang war die Einführung des neunten<br />
Pflichtschuljahres im Jahre 1962. Im 241. Bundesgesetz vom 25. Juli 1962 über die<br />
Schulpflicht (Schulpflichtgesetz), § 3 . Dauer der allgemeinen Schulpflicht, findet sich<br />
folgender Satz: „<strong>Die</strong> allgemeine Schulpflicht dauert 9 Schuljahre.“ (Bundeskanzleramt,<br />
2012). Nach Einführung des neunten Schuljahres suchte man nach einer Form, dieses<br />
Schuljahr zu integrieren. Mehrere Optionen standen zur Diskussion:<br />
<br />
<br />
<br />
Ein fünftes Volksschuljahr zur Vertiefung des Grundwissens<br />
Ein fünftes Hauptschuljahr als Berufsvorbereitung<br />
Ein neuer Schultyp, der auf Leben und Beruf vorbereiten sollte<br />
Nach sehr intensiven Verhandlungen fiel die Wahl auf den Polytechnischen Lehrgang<br />
im Anschluss an die achte Schulstufe. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />
Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />
Der erste Polytechnische Jahrgang wurde im Schuljahr 1966/67 geführt. <strong>Die</strong>se<br />
Lehrgänge waren in die Struktur der Hauptschulen als weitere Klassen eingegliedert.<br />
„Polytechnischer Lehrgang<br />
1962 eingeführte einjährige Schulform für Schüler der 9. Schulstufe, die keine mittlere<br />
oder höhere <strong>Schule</strong> besuchen; dient der allgemeinen Grundbildung und der<br />
Berufsorientierung. Erfahrungen mit den Einjährigen Lehrkursen für <strong>Schule</strong>ntlassene<br />
(ab 1903) wurden dabei genützt. Trotz zahlreicher Reformen bis heute umstritten.“<br />
(Austria-Forum, 2010)<br />
Ab Herbst 1966 hatten alle Buben und Mädchen, die sich für den beruflichen Weg der<br />
Lehre entschieden hatte, den Polytechnischen Lehrgang zu besuchen. <strong>Die</strong><br />
Vorbereitungen dafür waren nicht getroffen worden. Es fand Unterricht in Exposituren<br />
und Kellerräumen statt. Der ohnehin bereits existente LehrerInnenmangel wurde durch<br />
einige Faktoren noch verstärkt: <strong>Die</strong> Einführung des zweiten Klassenzuges, die<br />
Senkung der Klassenschülerhöchstzahl von 40 auf 36, und schließlich die<br />
geburtenstarken Jahrgänge. Und in den Augen der Eltern und der Kinder wurden die<br />
SchülerInnen ohne einen erkennbaren Vorteil zu einem weiteren Schuljahr<br />
23
gezwungen. Es war aus der Sicht der Betroffenen, Wirtschaft, SchülerInnen und Eltern,<br />
ein „verlorenes Jahr“. Eine grundlegende Haltung, die sich bis zum heutigen Tage nicht<br />
geändert hat. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />
24
<strong>Die</strong> erste Stundentafel basierte auf den allgemeinen Bildungszielen::<br />
Abb.1: Erste Stundentafel, (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen<br />
<strong>Schule</strong>, 2001)<br />
<strong>Die</strong> neu geschaffenen Gegenstände mit der Nachsilbe –kunde sollten das in acht<br />
Jahren erworbene Wissen zur Anwendung bringen. <strong>Die</strong> Bezeichnung dieser<br />
Gegenstände klang nicht modern und stand im Gegensatz zu den<br />
Gegenstandsbezeichnungen der anderen <strong>Schule</strong>n, die eine neunte Schulstufe führten.<br />
In den Hauptgegenständen sollten Wissenslücken gefüllt werden. Dem<br />
Gleichheitsprinzip widersprechend die geschlechtsspezifischen Gegenstände. <strong>Die</strong><br />
25
Bezeichnung des neuen Schultyps, „Polytechnischer Lehrgang“, war niemals<br />
zutreffend.<br />
<strong>Die</strong>ser neue Schultyp war nicht ausgereift. <strong>Die</strong> HauptschullehrerInnen, die verpflichtet<br />
wurden, konnten die Inhalte nicht umsetzen, sie verfügten weder über Schulbücher und<br />
Unterrichtsmaterialien noch über die geeigneten Räumlichkeiten. Es dauerte, bis diese<br />
grundlegenden Mängel behoben wurden, was dennoch nicht reichte, den<br />
Polytechnischen Lehrgang als gute Form darzustellen. <strong>Die</strong> im<br />
Schulorganisationsgesetz definierte Aufgabe des PL, nämlich die Schüler mit Wissen<br />
und Kompetenzen für Leben und Beruf auszustatten, wurden nicht erfüllt. <strong>Die</strong> Aussicht<br />
auf grundlegende Verbesserung der Inhalte, die durch einen von den Pädagogen<br />
benannten „interimistischen Charakter“ gegeben war, erfüllte sich nicht.<br />
<strong>Die</strong> angekündigte Überarbeitung nahm ihren Anfang bereits 1969 mit der Bildung einer<br />
Kommission zur ersten Reform. <strong>Die</strong>ser Kommission gehörten VertreterInnen der<br />
Parteien, der Lehrerschaft, der Eltern sowie PädagogikprofessorInnen an. Ziel war es,<br />
einen Polytechnischen Lehrgang zu schaffen, der die Bildungsziele erfüllen würde. Auf<br />
Empfehlung der Kommission wurden in den 70er Jahren zahlreiche Schulversuche in<br />
ganz Österreich gestartet. Arbeitsgruppen sollten einen Versuchslehrplan erstellen.<br />
Schwerpunkte dieser Schulversuche waren einerseits die Hebung der Attraktivität,<br />
andererseits die Leistungs- und Interessensdifferenzierung. Im Rahmen der<br />
Schulversuche gab es auch den Unterrichtsgegenstand „Projektunterricht“, der zum<br />
Erwerb von „Erfahrungswissen“ dienen sollte. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />
Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />
26
Wie sehr diese Schulform in der Krise war, zeigt die folgende Abbildung:<br />
Abb. 2: Entwicklung der Schülerzahlen (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />
Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />
1981/82 wurden die Neuerungen, die im Schulversuch erprobt wurden - sowohl der<br />
leistungsdifferenzierte Unterricht (Leistungsgruppen), als auch der Förderunterricht mit<br />
zwei Ausrichtungen – Verhindern des Absteigens in die untere als auch Fördern eines<br />
Aufstiegs in die höhere Leistungsgruppe - ins Regelschulwesen übernommen. <strong>Die</strong><br />
neue Stundentafel enthielt einige bedeutende Veränderungen. So gab es in den<br />
Hauptgegenständen Deutsch und Mathematik leistungsdifferenzierten Unterricht, nach<br />
Interessen wurden alternative und damit in fachlichem Zusammenhang zusätzliche<br />
alternative Pflichtgegenstände geschaffen. Englisch war für Fortgeschrittene und als<br />
Grundkurs im Bereich „Zusätzliche alternative Pflichtgegenstände“ zu wählen. Ein<br />
Novum der neuen Stundentafel war auch der Projektorientierte Unterricht. im<br />
Fächerkanon. Beachtenswert, dass damals für die Grundkonzeption der PL und der<br />
heutigen PTS, nämlich die Lebens- und Berufsvorbereitung, in Form der beiden<br />
Fächer Lebens- und Berufskundekunde noch ein Stundenausmaß von jeweils 2<br />
Stunden vorgesehen war.<br />
27
<strong>Die</strong> Interessensdifferenzierung war folgendermaßen angeboten:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sozial und lebenskundlich<br />
Wirtschaftskundlich<br />
Naturkundlich-Technisch<br />
Landwirtschaftlich<br />
Doch auch diese Reform konnte dem PL keine nennenswerte Anerkennung bringen.<br />
Hinderlich bei einer Entwicklung sind neben dem Abschluss, der für keine weitere<br />
Bildungseinrichtung von Belang und bei der Wirtschaft nicht anerkannt ist, das Image<br />
der Restschule, sowie, bedeutender als oft angenommen, die Problematik der<br />
RückfluterInnen. (Als RückfluterInnen werden SchülerInnen bezeichnet, die nach<br />
Abbrechen einer begonnenen Schullaufbahn in einer Höheren Berufsbildenden <strong>Schule</strong><br />
oder einer Mittleren Berufsbildenden <strong>Schule</strong> in den PL bzw. die PTS zurückkommen,<br />
um dort das letzte Pflichtschuljahr abzuschließen, Anm. der Verfasserin.) Damit ist<br />
dieser Schultyp nicht vom Image der „Restschule“ wegzubringen, weil alle an diese<br />
<strong>Schule</strong> verwiesen werden und jeder/jede aufgenommen werden (Jäger, Entstehung<br />
und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />
Zum Thema Rückfluter hat der Direktor der PTS Perg in der Zeitung des Vereins<br />
PolyAktiv einen beachtenswerten Kommentar verfasst, in dem er darauf eingeht, dass<br />
diese „Rückfluter“ an der <strong>Schule</strong> ihrer ursprünglichen Wahl nicht mehr erwünscht oder<br />
aber auch gescheitert sind, daher an der PTS ihre Schulpflicht erfüllen müssen. Sie<br />
steigen dann in das System der PTS ein, wenn die Ressourcen definitiv zugeteilt sind.<br />
Neben der Herausforderung für die „Neuen“, sich aufgrund eigenen Versagens in eine<br />
neue Gemeinschaft eingliedern zu müssen, ist diese permanente Fluktuation bei den<br />
Schülerzahlen eine große organisatorische Herausforderung. <strong>Die</strong> passenden<br />
Ausbildungsplätze in den Fachbereichen sind oft besetzt. <strong>Die</strong> SchülerInnen müssen<br />
nachlernen, sich integrieren, eine Lehrstelle suchen, haben oftmals die Anmeldefrist<br />
für Schulveranstaltungen versäumt, meist auch die erste Berufspraktische Woche. Es<br />
liegt an den Kindern, den Eltern und auch im Bereich der Verantwortlichen in den<br />
weiterführenden <strong>Schule</strong>n, diese Fakten bei der Auswahl des Schultyps nach der<br />
achten Schulstufe zu berücksichtigen. <strong>Die</strong>se SchülerInnen dürfen sich bis 31.12. des<br />
laufenden Schuljahres an der PTS anmelden. (Grubich, 2007) Gibt es jedoch für den<br />
28
Betroffenen/die Betroffenen, die Schulpflicht nicht an einer anderen <strong>Schule</strong> zu erfüllen,<br />
sind die PTS verpflichtet, ihn/sie auch nach diesem Termin aufzunehmen.<br />
2.2.2 <strong>Die</strong> große Reform 1997<br />
<strong>Die</strong> große Reform erfolgte 1997. Weichenstellung und Vorbereitung darauf war der<br />
Schulversuch PL 2000. Eine bundesweite Tagung in St. Pölten, bei der auch die Basis<br />
eingebunden war, setzte die Initiativen zu den Arbeitskreisen, die dann – ab 1990<br />
regelmäßig tagend – das Modell PL 2000 entwickelten. <strong>Die</strong> Ziele dieses<br />
Schulversuches waren<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Zentralschulen in jedem Bezirk – weg von den angeschlossenen und<br />
kleinen Einheiten<br />
Schaffen von Voraussetzungen zum Erreichen von Qualifikationen und<br />
Berechtigungen<br />
Anerkennung des PL als eigenständige Schulstufe<br />
Einsatz besser qualifizierter LehrerInnen<br />
<strong>Die</strong> Schwerpunkte des Schulversuches waren daher<br />
Zugangsberechtigung für weiterführende <strong>Schule</strong>n<br />
Einführen von Fachbereichen – technisch; wirtschaftlich; sozial;<br />
kommunikativ<br />
Berufsgrundbildung für Berufsfelder, die mit der ersten Stufe von<br />
weiterführenden <strong>Schule</strong>n vergleichbar waren<br />
Einen großen Wurf wollte man dann 1997 mit der Umbenennung des PL in PTS<br />
landen. Nach jahrelangen Diskussionen über eine Namensänderung, um dem<br />
negativen Image entgegenzuwirken, gab es die Umbenennung. Jener Bestandteil des<br />
Namens, der umstritten war, wurde damit beibehalten. Lediglich die Änderung der<br />
alternativen Pflichtgegenstände innerhalb der Fachbereiche war als Durchbruch<br />
anzusehen. (Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />
Im Österreichischen Schulportal ist die PTS folgendermaßen beschreiben.<br />
„<strong>Die</strong> einjährige Polytechnische <strong>Schule</strong> wird primär von jenen 14- bis 15-jährigen<br />
Schülerinnen und Schülern als 9. Schulstufe genutzt, die unmittelbar nach der<br />
allgemeinen Schulpflicht einen Beruf erlernen wollen. <strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />
29
sollen je nach Interesse, Neigung, Begabung und Fähigkeit zu einem möglichst<br />
qualifizierten Übertritt in die duale Berufsausbildung (Lehrlingsausbildung) sowie in<br />
weiterführende <strong>Schule</strong>n befähigt werden. Junge Menschen erfahren in der<br />
Polytechnischen <strong>Schule</strong> durch eine entsprechende Vielfalt an Informationen,<br />
Betriebserkundungen und betriebspraktischen Tagen in Lehrwerkstätten,<br />
Berufsschulen oder Betrieben eine gezielte Orientierung und Vorbereitung für den<br />
künftigen, noch zu wählenden Beruf. <strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> orientiert sich am<br />
Berufsschulwesen und unterteilt sich in einen allgemeinen Unterricht und den<br />
fachbezogenen Unterricht in den Fachbereichen. Jede Schülerin und jeder Schüler hat<br />
einen Fachbereich aus den am Standort angebotenen zu wählen. <strong>Die</strong> Fachbereiche<br />
(Wahlpflichtbereichen) entsprechen den Berufsfeldern der Wirtschaft:<br />
Metall, Elektro, Holz, Bau, <strong>Die</strong>nstleistungen-Tourismus, Handel-Büro<br />
Jede <strong>Schule</strong> kann individuell auf die Situation vor Ort und die Bedürfnisse der<br />
Wirtschaftsbetriebe in Form von autonomen Fachbereichen (z.B. Mechatronik,<br />
Gesundheit und Soziales, usw.) reagieren. In den allgemeinen Pflichtgegenständen<br />
und den Fachbereichen werden grundlegende Fähigkeiten, Fertigkeiten und<br />
Kenntnisse ( Schlüsselqualifikationen ) vermittelt. Durch betont handlungsorientiertes<br />
Lernen soll die Erschließung der individuellen Begabungen und die Lernmotivation<br />
gefördert werden.<br />
<strong>Die</strong> Pflichtgegenstände Deutsch, Englisch und Mathematik werden leistungs- oder<br />
interessensdifferenziert unterrichtet.<br />
Alle Schüler der Polytechnischen <strong>Schule</strong> lernen - vor allem im Bereich der alternativen<br />
Pflichtgegenstände - den lebenspraktischen und berufsbezogenen Umgang mit dem<br />
Computer.<br />
<strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> ist österreichweit flächendeckend organisiert und je nach<br />
den örtlichen Gegebenheiten entweder als selbstständige <strong>Schule</strong> oder in<br />
organisatorischem Zusammenhang mit einer allgemein bildenden Pflichtschule<br />
eingerichtet“. (Österreichisches Schulportal edugroup, 2012)<br />
§ 31. (1) <strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> ist als selbständige <strong>Schule</strong> zu führen.<br />
(2) Ist die Schülerzahl für die Führung als selbständige <strong>Schule</strong> zu gering, so kann<br />
die Polytechnische <strong>Schule</strong> in organisatorischem Zusammenhang mit einer sonstigen<br />
30
allgemeinbildenden Pflichtschule geführt werden. (Bundeskanzleramt<br />
Rechtsinformationssystem, 1997)<br />
<strong>Die</strong> wichtigsten Neuerungen des aus dem Schulversuch entstandenen, mittlerweile<br />
mehrmals überarbeitet, aber in den wesentlichen Punkten unveränderten Lehrplanes,<br />
waren folgende:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Umbenennung von PL auf PTS<br />
Festlegung der PTS als Oberstufe<br />
Fachbereiche, die frei wählbar sind (s. oben angeführte Beschreibung, Ö<br />
Schulportal)<br />
Schulautonomie bei den Fachbereichen<br />
Schulautonomie der Stundentafel<br />
Aufnahmebedingungen für PTS<br />
Befristung für Rückfluter mit 31.12. des laufenden Schuljahres<br />
(Lehrplan der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2006)<br />
Folgende Abbildung zeigt die Gründe, die gegen eine Imagekorrektur sprechen:<br />
Abb.3: Wirkfaktoren einer guten <strong>Schule</strong> (Jäger, Entstehung und Entwicklung der<br />
Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001)<br />
31
Angemerkt sei, dass im Artikel einer deutschen Website, die sich mit dem Vergleich<br />
des Österreichischen und deutschen Schulsystems beschäftigt, die PTS als sehr gute<br />
Möglichkeit zur Berufsvorbereitung genannt wird. (Österreich: <strong>Schule</strong>)<br />
<strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> ist in der österreichischen Bildungslandschaft die einzige<br />
Form, die laut Lehrplan gezielt auf den Beruf vorbereiten soll. Das Angebot in den<br />
Fachbereichen soll individuell auf die SchülerInnen und deren Interessen und<br />
Fähigkeiten abgestimmt sein. Als Vorbereitung auf das Berufsleben durchaus geeignet,<br />
zeigen doch Studien, dass 50 Prozent aller Selbstständig-Erwerbstätigen die<br />
Polytechnische <strong>Schule</strong> oder den Polytechnischen Lehrgang besucht haben. Sie<br />
erlangen damit in der Gesellschaft im späteren Leben mehr Anerkennung als in ihrer<br />
Schulzeit als Poly- Schüler. Das Image des PL war schon in der Vergangenheit das<br />
eines Schuljahres, in dem es nicht mehr um Leistung geht. Dennoch war es an der<br />
Zeit, mit der Umbenennung, neuen Lehrplaninhalten und Herausforderungen auch die<br />
Methoden anzupassen. Dazu gehörte die Auflösung des typischen Frontalunterrichts,<br />
der der reinen Wissensvermittlung dient. Damit ist aber auch gemeint, den<br />
Leistungsbegriff neu zu definieren als einen, der nicht nur auf Wissen und Lernleistung<br />
abzielt. <strong>Die</strong>se Struktur ermöglicht auch das Eingehen auf die Jugendlichen, über die<br />
Unterrichtsinhalte und das Weitergeben von kognitiven Leistungen. Es geht dabei um<br />
das Ausmerzen von nicht intakten Interaktions- und Kommunikationsweisen, um das<br />
Verbessern der persönlichen Situation, bzw. um Hilfestellung beim Aufarbeiten<br />
negativer außerschulischer Hintergründe. (Jäger, <strong>Die</strong> österreichische Polytechnische<br />
<strong>Schule</strong> im Wandel - Schulpädagogische Perspektiven, 2001)<br />
Laut dem Österreichischen Statistischen Zentralamt gab es im Schuljahr 2010/11 255<br />
PTS in Österreich, insgesamt 910 Klassen, davon 174 in Niederösterreich. 18.841<br />
SchülerInnen besuchten im Schuljahr 20120/11 eine PTS. Insgesamt gab es 1,166.525<br />
SchülerInnen in Österreich, der Anteil an PTS-SchülerInnen mit 1,61 Prozent eine<br />
verschwindende und für die Politik zu vernachlässigende Größe. <strong>Die</strong> Entwicklung der<br />
SchülerInnenzahl lässt sich anhand der Abbildung sehr gut erkennen, auch die Gründe<br />
dafür, dass die PTS in den letzten Jahren nahezu 4 Prozent verloren hat.<br />
32
Schultyp Schuljahr Veränderung<br />
2010/11 2000/01 +/- %<br />
Ausgewählte Schultypen<br />
1.123.448 1.189.310 -5,5<br />
insgesamt 1)<br />
Volksschulen 327.663 393.586 -16,7<br />
Hauptschulen 192.616 263.546 -26,9<br />
Sonderschulen 13.198 13.602 -3,0<br />
Polytechnische <strong>Schule</strong>n 18.841 19.594 -3,8<br />
Neue Mittelschulen 34.324 - -<br />
AHS-Unterstufe 112.330 106.925 +5,1<br />
AHS-Oberstufe 88.412 77.788 +13,7<br />
Berufsschulen 137.881 132.613 +4,0<br />
Berufsbild. mittlere <strong>Schule</strong>n 50.094 48.909 +2,4<br />
Berufsbild. höhere <strong>Schule</strong>n 137.602 123.676 +11,3<br />
Lehrerbild. höhere <strong>Schule</strong>n 2) 10.487 9.071 +15,6<br />
Abb.4: SchülerInnen nach Schultypen (Statistik Austria - <strong>Schule</strong>n, Schulbesuch, 2012)Q:<br />
Statistik Austria, Schulstatistik.)<br />
33
2.3 <strong>Die</strong> neunte Schulstufe im europäischen Vergleich<br />
Dir Fragestellung lautet, ob es im EU-Raum vergleichbare Schulformen gibt. <strong>Die</strong><br />
Hypothese besagt, dass diese Einrichtung PTS eine Einmaligkeit im Angebot und den<br />
Lehr- und Lerninhalten innerhalb Europas darstellt.<br />
<strong>Die</strong> Schulpflicht in Europa erstreckt sich von 9 Jahren bis zu 13 bis 15 Jahren. Ein<br />
Ausmaß wie in Österreich ist in weiteren 14 EU-Ländern gegeben. (Dänemark,<br />
Estland, Finnland Griechenland, Irland, Lettland, Litauen, Polen, Portugal, Schweden,<br />
Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik, Zypern). 13 bis15 Jahre<br />
verpflichtende Schuljahre sind in den Niederlanden vorgegeben.<br />
<strong>Die</strong> Organisationsformen für die berufliche Ausbildung befinden sich derzeit aufgrund<br />
geänderter Anforderungen der Wirtschaft an die Arbeitskräfte in Reformprozessen.<br />
Eine grobe Unterscheidung ist in vier Formen zu treffen:<br />
Berufsausbildung im dualen System – eine Kombination aus theoretischer<br />
Ausbildung in der Berufsschule und der Praxis im Betrieb.<br />
Berufsausbildung in Vollzeitschulen – Praxis und Theorie werden in <strong>Schule</strong>n<br />
vermittelt<br />
Betriebliche Ausbildung – im Anschluss an die allgemeine Ausbildung im<br />
Sekundarbereich wird ausschließlich in Betreiben ausgebildet<br />
Mischformen – innerbetriebliche Ausbildungsteile innerhalb der<br />
Vollzeitschule<br />
Wesentlich ist, dass alle angeführten Formen der beruflichen Ausbildung mit<br />
anerkannten Zertifikaten abschließen. In manchen Ländern finden alle oder mehrere<br />
Organisationsformen nebeneinander statt. Österreich bietet neben der Vollzeitschule<br />
das System der dualen Berufsausbildung, das innerhalb Europas zunehmend<br />
angenommen wird. In Dänemark gibt es ausschließlich das duale System.<br />
Deutschland, Frankreich, Portugal und die Tschechische Republik bieten, so wie<br />
Österreich, daneben noch die Ausbildung in der Vollzeitschule an. <strong>Die</strong> rein schulischen<br />
Formen sind in Belgien, Estland, Finnland, Griechenland, Italien, Lettland, Litauen,<br />
Malta, Schweden, in der Slowakischen Republik, Slowenien, Spanien, Ungarn und<br />
Zypern zu finden. In allen anderen Ländern bestehen Mischformen. (Bildungssysteme<br />
in Europa, 2005)<br />
34
In den meisten EU-Staaten ist für die Kinder der Primär- und Sekundarstufe I eine<br />
Einheitsschule vorgegeben. Für die vorliegende Arbeit von Relevanz ist der direkte<br />
Vergleich zwischen den Angeboten der Staaten für die Altersstufe 14- bis 16 -Jährige<br />
bzw. der Übergang von der Pflichtschule in den Beruf, vergleichbar einer Form wie der<br />
Polytechnischen <strong>Schule</strong> in Österreich. Dazu ergibt sich folgendes Bild:<br />
In Belgien findet im Sekundarbereich II eine erste berufliche Erstausbildung statt.<br />
Daneben gibt es eine Kombination von Anlehre, Arbeit und Schulbesuch. In<br />
Deutschland ist in der Sekundarstufe die 5. und 6 Klassenstufe der Orientierung<br />
gewidmet. In Dänemark sind neun Pflichtschuljahre vorgegeben, ein zehntes<br />
freiwilliges Har wird von 88% der Jugendlichen genützt. In Finnland besteht nach<br />
einem Abschluss nach der neunten Schulstufe ebenfalls die Möglichkeit, ein zehntes<br />
Schuljahr freiwillig zu absolvieren. <strong>Die</strong> Grundschule wird nach neun Schuljahren mit<br />
einer Leistungsmessung abgeschlossen. Im französischen Bildungssystem gibt es ein<br />
vierjähriges Collège für die 11- bis 15 jährigen SchülerInnen. Eine spezielle<br />
Vorbereitung für alle, die nach der neunten Schulstufe in die Berufsausbildung streben,<br />
gibt es in Eingliederungsklassen. Griechenland weist keinerlei Angebote auf, die mit<br />
einer Berufsvorbereitung in Zusammenhang stehen. In Italien können SchülerInnen<br />
nach der achtjährigen Schulpflicht in ein berufliches Institut übertreten, das mit der<br />
Qualifikation als Facharbeiter endet. Eine Vorbereitung im Sinn der PTS ist auch in<br />
Italien nicht gegeben. Erwähnenswert die Abschaffung der Schulnoten, die durch ca.<br />
drei- bis viermonatliche Berichte an die Eltern ersetzt werden.<br />
In Schweden werden nur 2 % der SchulabgängerInnen in einem Betrieb als Lehrlinge<br />
ausgebildet. Für Jugendliche, die weder in der <strong>Schule</strong> noch in einem Ausbildungsplatz<br />
als Lehrling untergekommen sind, hat die Gemeinde in Form von Beratung, Praktika<br />
und Unterricht zu sorgen. Estland bietet für die berufliche Ausbildung der Jugendlichen<br />
ein- bis vierjährige berufliche <strong>Schule</strong>n an. Der Sekundarbereich in Großbritannien<br />
bietet mehrere Schulformen an und bedient die SchülerInnen von 11 bis 18 Jahren.<br />
Der Großteil der Jugendlichen besucht eine Comprehensive School, eine<br />
Gesamtschule. Am Ende der elften Klasse wird eine Abschlussprüfung abgelegt. Von<br />
dort ist eine direkte Überleitung in die berufliche Ausbildung möglich. (Bildungssysteme<br />
in Europa, 2005)<br />
In Lettland und Litauen ist ein direktes Angebot einer Berufsvorbereitung nach der<br />
Schulpflicht nicht gegeben. Luxemburg mit einer elfjährigen Bildungs-, davon<br />
35
neunjährigen Schulpflicht, bietet nach dem Sekundarbereich I den direkten Weg in den<br />
Beruf oder in mehrjährige Schulformen an. Malta zeigt mit einem zweijährigen Junior-<br />
Lyzeum in der 7. und 8. Schulstufe eine Orientierungsphase, anschließend eine<br />
dreijährige Phase der Spezialisierung. In den Niederlanden ist ein Sekundarunterricht<br />
mit verschiedenen Spezialisierungen von der neunten bis zur elften Schulstufe<br />
Bestandteil des Bildungsangebotes. In Polen erfolgt nach dem Abschluss der 6.<br />
Schulstufe in der Grundschule die Aufnahme in ein dreijähriges Gymnasium, wo die<br />
Pflichtschule abgeschlossen wird. Danach führt der Weg über eine Aufnahmeprüfung<br />
in Höhere <strong>Schule</strong>n oder die Berufsgrundschule. Junge Menschen in Portugal haben<br />
nach der neunjährigen Schulpflicht in der Grundschule, einer Gesamtschule, die<br />
Möglichkeit, in die duale Ausbildung einzusteigen oder eine weiterführende <strong>Schule</strong> zu<br />
besuchen. In der Slowakischen Republik, ähnlich wie in der Tschechischen Republik,<br />
führt der Weg der SchulabsolventInnen nach der Schulpflicht in die Berufsfachschule<br />
oder Berufsoberschule bzw. Integrierte Sekundarschule. In Slowenien wird nach dem<br />
neunten Schuljahr die Berufsschule oder ein Gymnasium gewählt. Spanien bietet den<br />
SchülerInnen nach der zehnjährigen Schulpflicht den Übertritt in eine<br />
Allgemeinbildende Abiturstufe oder in die Mittlere oder Außerschulische<br />
Berufsausbildung. In Ungarn besteht Schulpflicht bis zum vollendeten 16. Lebensjahr,<br />
schon ab der neunten Schulstufe erfolgt die Einteilung in Berufsschulen oder<br />
Berufsmittelschulen. In Zypern gehen die Jugendlichen mit vollendetem 15<br />
Lebensjahr, sofern sie nicht im System der privaten Sekundarschulen integriert sind, in<br />
verschieden mehrjährige <strong>Schule</strong>n zur Berufsausbildung bzw. auch zur Erlangung der<br />
Hochschulreife, weiter. Österreich bietet den Jugendlichen noch vor Absolvierung der<br />
Schulpflicht die Überleitung in weiterführende Berufsbildende mittlere oder höhere<br />
<strong>Schule</strong>n. Als isolierte Schulform ohne Qualifikation, sondern lediglich als<br />
Berufsvorbereitung für eine Lehrausbildung, steht die Polytechnische Schulform als<br />
letztes Pflichtschuljahr zur Wahl. (Bildungssysteme in Europa, 2005)<br />
Ein Übergangsjahr gibt es in Irland. Es ist dies das erste Jahr eines möglichen<br />
dreijährigen senior cycle und besteht seit dem Schuljahr 1994/95 als Transition Year.<br />
<strong>Die</strong> Ziele und Inhalte des Curriculums sind die Hilfe zur Orientierung der Jugendlichen<br />
sowie der Erwerb von Schlüsselqualifikationen. <strong>Die</strong> jungen Menschen sollen in ihrer<br />
Entwicklung zu verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft unterstützt und<br />
gefördert werden. Der Fokus liegt auf Projekten, die interdisziplinär, also<br />
fächerübergreifend, betrieben werden, wobei eine hohe Flexibilität gegeben ist.<br />
36
Darüber hinaus wird den jungen Menschen eine Orientierung in der Arbeitswelt<br />
geboten. Arbeiten in der Welt der Wirtschaft, von denen beide Seiten, SchülerInnen<br />
ebenso wie potenzielle zukünftige ArbeitgeberInnen, profitieren sollen, werden<br />
organisiert und durch Nachbesprechungen und daraus resultierende weitere Schritte<br />
oder Übungen abgerundet. Ein Jugendlicher/eine Jugendliche des Jahrganges wird<br />
nominiert als Co-ordinator, der/die sehr eng mit dem LehrerInnenteam<br />
zusammenarbeitet, was die Möglichkeit bietet, die Jugendlichen in die gesamte<br />
Planung des Jahres intensiv zu involvieren, aber auf diese Weise auch mit in die<br />
Verantwortung zu nehmen. Das Curriculum beinhaltet die Förderung der Sprachen;<br />
Naturwissenschaften werden ebenso gelehrt wie Mathematik, Bewegung und Sport,<br />
sowie die Lehre der Ästhetik. Politische Bildung, Informationstechnologie, praktisches<br />
Arbeiten, Business und die Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener und in der<br />
Arbeitswelt sind weitere Inhalte des Curriculums. (Transition Year Programmes<br />
Guidelines for Schools)<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung des Polytechnischen Lehrganges zur Polytechnischen <strong>Schule</strong> war<br />
sehr schwierig und mühsam. Großes Thema ist der Schülerschwund aufgrund des<br />
schlechten Images dieser Schulform, wofür die Ursachen im schlechten Start im Jahre<br />
1966 zu finden sind. Obwohl es von Anfang an Reformbestrebungen gab, was<br />
schließlich in der umfassenden und erfolgversprechenden großen Reform im Jahre<br />
1997 gipfelte, gelang es niemals, diesem Schultyp den Stellenwert zu verleihen, der<br />
den Zugang für wesentlich mehr junge Menschen, als dies der Fall ist, schaffen<br />
könnte. <strong>Die</strong> Vergleichbarkeit der Schulform PTS ist innerhalb Europas am ehesten<br />
durch das Transition Year in Irland gegeben, das eine ähnliche Konzeption aufweist.<br />
Orientierungsphasen gibt es auch in anderen Ländern, aber allesamt zwischen fünfter<br />
und achter Schulstufe. <strong>Die</strong>se isolierte Form ohne jegliche Berechtigung oder<br />
Qualifikation, wie die PTS das aufweist, ist in keinem europäischen Staat gegeben,<br />
allerdings bis auf das Beispiel Irland kein Schultyp, der die Schlüsselstelle <strong>Schule</strong>-<br />
Beruf abdeckt. Im nächsten Kapitel soll im Speziellen auf das Fach Lebenskunde<br />
eingegangen werden.<br />
37
3 Lebenskunde als Unterrichtsfach<br />
3.1 <strong>Die</strong> Entstehung<br />
In der Studienarbeit von Detto und Krzmarik sind die Anfänge des<br />
Lebenskundeunterrichts als Alternative zum Religionsunterricht oder auch als Ersatz<br />
dafür geschildert. Dafür werden die didaktisch methodischen Richtlinien einer<br />
weltlichen <strong>Schule</strong> aufbereitet. Es erfolgt eine Einteilung in die Bereiche<br />
1. Lebenskreis<br />
2. ethische Erkenntnisse, psychologische Grundlagen<br />
3. Gedankenkreise<br />
<strong>Die</strong> Inhalte dieser Richtlinien sind, verglichen mit den Inhalten der Gegenwart und den<br />
Lehrplänen in Österreich, noch immer als Basis des Lebenskunde-Lehrplanes zu<br />
sehen. In weiten Bereichen ist das damals Festgelegte noch aktuell, muss lediglich in<br />
der Vermittlung den geänderten gesellschaftlichen Bedingungen angepasst werden.<br />
Der „Lebenskreis“ als Mittelpunkt des Unterrichts befasst sich mit dem Schüler/der<br />
Schülerin in der sozialen Umwelt. Es geht um die Beziehung der Kinder untereinander,<br />
das Entwickeln eines Gemeinschaftsgeistes. In den weiteren Jahren um die Stellung in<br />
der Familie, das Kennenlernen und Verstehen anderer Kulturen, sowie um die Gesetze<br />
der Menschheit.<br />
<strong>Die</strong> „ethischen Erkenntnisse/psychologischen Grundlagen“ und auch der<br />
„Gedankenkreis“ formulieren als Ziel, die menschlichen Beziehungen untereinander zu<br />
erkennen. Verhaltensmuster und Charaktereigenschaften werden erarbeitet,<br />
Eigenschaften wie Gehorsam, Mithilfe, Nachbarschaft werden thematisiert. Mithilfe der<br />
Charakterkunde wird die Möglichkeit geboten, zwischen Gut und Böse zu<br />
unterscheiden, negative Eigenschaften als solche zu erkennen.<br />
Der dritte Bereich, die Gedankenkreis, unterteilt in Gemeinschaft, Entwicklung der<br />
Arbeit und Kunst. Es werden Themen behandelt, die an Aktualität niemals verlieren,<br />
wie Verhaltensregeln, Benehmen bei Tisch, Rassenfragen, die innereuropäische<br />
Interessengemeinschaft. Es gab damals schon den Umweltgedanken, Tier- und<br />
Pflanzenschutz waren Inhalte des Lebenskundeunterrichts. Der Gedanke der Arbeit<br />
befasst sich mit Arbeitsethos, auch mit Themen der Arbeitslosigkeit und der<br />
38
Weltwirtschaft. (Detto & Krzmarik, 2008) Damals natürlich in einem anderen Licht zu<br />
sehen als heute, von der Bedeutung her aber nicht verändert.<br />
Schließlich ist noch der Gedanke der Kunst gegeben, der sich mit Ästhetik, der<br />
Schönheit des Lebens und der Festkultur befasst. <strong>Die</strong> Kinder beschäftigen sich mit<br />
Festen, wo sie ihre eigenen Erfahrungen einbringen können; mit Familienfesten und<br />
besonderen Festtagen oder einfach auch nur, für sie selber, ganz persönlich<br />
bedeutenden Tagen. Es ist klar erkennbar, dass zwischen den drei Gedankenkreisen<br />
ein Zusammenhang besteht, lässt sogar die Vermutung eines klassenübergreifenden<br />
Unterrichts in Lebenskunde zu. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />
Ethik-Unterricht und Lebenskunde im Vergleich haben eine sehr ähnliche Zielvorgabe.<br />
Der Lebenskundeunterricht fand immer in der ersten Stunde statt, als Einstieg in den<br />
Tag, um die Probleme der Kinder zu diskutieren und auf aktuelle politische und<br />
wirtschaftliche Geschehnisse einzugehen. <strong>Die</strong> Zielvorgaben des Unterrichts<br />
entwickelten sich durch die Erkenntnisse der Schüler, wurden also nicht vom<br />
Lehrer/der Lehrerin vorgegeben.<br />
Ein aktueller Stundenplan eines Gymnasiums weist einen Ethik- statt<br />
Lebenskundeunterricht aus, das Stundenausmaß wurde halbiert. <strong>Die</strong> Richtlinien<br />
wurden gegenüber dem Lebenskundeunterricht in vier Themenbereiche gegliedert.<br />
Themenbereich 1 stellt die Frage „Was kann ich wissen?“. Er beinhaltet Grundlagen<br />
des Erkennens, Meinungsbildung, Gewinnen von Überzeugungen,<br />
Lebenswirklichkeiten. Im Bereich zwei, der die Frage „Was soll ich tun?“ stellt, werden<br />
Themen wie Umgang mit moralischen Ansprüchen, Anderen gerecht werden und<br />
Toleranz und Anerkennung behandelt. Schließlich der Bereich 3, der sich in seiner<br />
Fragestellung „Was darf ich hoffen?“ mit Vorstellungen von einem glücklichen Leben<br />
und Sinnfragen, auch aus religiöser Sicht, beschäftigt. Der Bereich 4 formuliert die<br />
Frage „Was ist der Mensch?“. Es geht um Inhalte wie Herkunft des Menschen, der<br />
Mensch in der Natur und die Bedeutung des Individuums in der Gesellschaft. (Detto &<br />
Krzmarik, 2008)<br />
Zum Vergleich die bereits angeführten Richtlinien des Lebenskundeunterrichts, der<br />
sich in die drei Bereiche Lebenskreis, ethische Erkenntnisse/psychologische<br />
Grundlagen und Gedankenkreis gliedert. <strong>Die</strong>se Richtlinien sind oberflächlicher<br />
formuliert, stellen nur eine Orientierung für die Unterrichtenden dar, sind nicht<br />
39
zwingend bindend und lassen damit einen wesentlich größeren Spielraum bei der<br />
Auswahl der Themen. (Detto & Krzmarik, 2008)<br />
Es lassen sich beide Unterrichtsgegenstände als „Lernen der Lebenskunst“<br />
zusammenfassen. Wolfgang Müller-Commichau versieht sein Buch „Lebenskunst<br />
lernen“ noch mit dem Untertitel „Annäherungen an eine Pädagogik des Zulassens“. Er<br />
beginnt sein Werk mit einem Zitat: „<strong>Die</strong> Passion des Affen, ist es, zu klettern, die des<br />
Känguruhs, zu springen. <strong>Die</strong> Passion des Menschen aber besteht darin, zu denken.“<br />
Valentin Braitenberg (Müller-Commichau, 2007)<br />
3.2 Profil und Aufgaben des Lebenskunde-Unterrichts<br />
3.2.1 Werte und Normen<br />
Was sind die Werte der Jugendlichen heute? Was macht ihnen Angst? Jugendliche<br />
geben auf die Frage nach ihrer Lebenssituation Antworten wie die folgenden:<br />
„Wir haben keine klaren Lebensziele mehr,….“<br />
„Zu viele Optionen…. heillose Zersplitterung“<br />
„Wir vergessen die essentiellen Dinge… Mit-Menschlichkeit…“<br />
„Kaum ernsthafte Gespräche! Immer bloß Fun…“<br />
„<strong>Die</strong> Angst, etwas zu verpassen… alles nutzen müssen.“ (Pfeifer, 2009, S. 15)<br />
<strong>Die</strong>se Aussagen entsprechen dem aktuellen Gesellschaftsbegriff, wie<br />
„Spaßgesellschaft, Erlebnis- oder Netzwerkgesellschaft“.<br />
In der empirischen Werteforschung wird die Wertelandschaft der Jugendlichen<br />
besonders hinterfragt. Im Prinzip fordern Jugendliche für moralische Vorgaben eine<br />
Begründung. Pfeifer bezieht sich auf die Shell-Studie 2000 und gibt als Erkenntnis<br />
daraus an, dass die Jugendlichen einen sehr offenen und flexiblen Umgang mit der<br />
Wahl ihres Lebensziels pflegen. Bei der Gewichtung der Wertaussagen dominieren<br />
Ziele wie „Autonomie“, damit verbunden „Selbstständig denken und handeln“. Als<br />
besonders attraktiv wird „Spaß haben und viel erleben“ empfunden. „So bleiben, wie<br />
man ist“, also authentisch zu sein, ist ein erstrebenswerter Zustand für die<br />
Jugendlichen. <strong>Die</strong> Studie belegt nicht den von Werteforschern angekündigten Anstieg<br />
von Selbstentfaltungswerten und Hedonismus.<br />
40
Sich mit dem Lehren und Lehren von „Werten“ zu befassen, bedingt eine Klärung der<br />
Begriffe „Moral“ und „Ethik“, „Werte“ und „Normen“. Pfeifer beschreibt „Moral“ als „…<br />
ein Netzwerk von Überzeugungen hinsichtlich gebotener und unerlaubter<br />
Handlungsweisen...:“ (Pfeifer, 2009, S. 32)<br />
<strong>Die</strong>se Art zu handeln bezieht sich häufig auf schutzwürdige Lebewesen, lässt sich<br />
daher in allgemeinen Handlungsnormen ausdrücken. „Normen sind also generalisierte<br />
Erwartungshaltungen“. (Pfeifer, 2009, S. 32)Werte und Normen werden im täglichen<br />
Sprachgebrauch oft nicht differenziert. Es bestehen Widersprüchlichkeiten und<br />
scheinbare Überschneidungen. Werte stellen das Orientierungsmuster dar, Normen<br />
drücken das Handlungsmuster aus. Zu jedem Wert gibt es eine Norm, der die<br />
Handlung vorgibt, um den Wert zu realisieren. Umgekehrt bedarf jede Norm der<br />
Zuordnung zu einem bestimmten Wert. Als Beispiel führt Pfeifer den Wert<br />
„Gerechtigkeit“ an, dem die Norm „Handle und verhalte dich gerecht!“ entspricht.<br />
<strong>Die</strong> Funktion der Ethik ist es, die Moral zu sortieren und in ein System zu bringen. Ethik<br />
ist also die Lehre vom „guten und gerechten Tun“. Werte lassen sich nach Pfeifer als<br />
„Orientierungsmuster für menschliches Handeln“ bestimmen. Es findet nicht ein Verfall<br />
der Werte in unserer Gesellschaft statt, sondern ein Verblassen ihrer Bedeutung. .<br />
(Pfeifer, 2009, S. 33)<br />
3.2.2 Soziale Kompetenz<br />
<strong>Die</strong> Erlangung sozialer Kompetenz als Hilfe zur Lebensbewältigung sowie die<br />
Vermittlung und die Aneignung der Schlüsselqualifikationen sind die ursächlichsten<br />
Aufgaben des Lebenskundeunterrichts und auch Inhalt der Bildungs- und<br />
Lehraufgaben der Polytechnischen <strong>Schule</strong>. (pts.schule.at, 1997)<br />
„Soziale Kompetenz bezieht sich auf alle Fertigkeiten, die für ein zufriedenstellendes<br />
Zusammenleben erforderlich sind.“ (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001, S. 9)<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung von sozialer Kompetenz beschreibt vornehmlich Entwicklungsziele bei<br />
Kindern und Jugendlichen. <strong>Die</strong> Unterscheidung zwischen sozialen Fertigkeiten und<br />
sozialer Kompetenz ist zu treffen. Einige Beispiele für soziale Fertigkeiten:<br />
Reagieren auf Kritik<br />
Widersprechen<br />
Gefühle zeigen<br />
41
Kontakt aufnehmen<br />
Kontaktaufnahme ablehnen<br />
Schuld eingestehen<br />
Es geht bei der Altersgruppe der 12 – 18Jährigen um die Übernahme der<br />
Geschlechtsrolle, das Akzeptieren des eigenen Körpers, die Vorbereitung auf das<br />
Berufsleben, das Erlangen ethischer Systeme als Leitfaden für Verhalten, die<br />
Vorbereitung auf Partnerschaft und Familie, das Erlangen der Unabhängigkeit von den<br />
Eltern, den Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen. (Jugert, Rehder, Notz, &<br />
Petermann, 2001, S. 10)<br />
Soziale Inkompetenz bewirkt die Ablehnung in der Gruppe, was zu Verhaltensweisen<br />
führt, welche die soziale Inkompetenz weiter festigen. Kompetenztraining kann durch<br />
Rollenspiele erfolgen. <strong>Die</strong> Übernahme zweier gegensätzlicher Rollen vermittelt die<br />
Möglichkeit, sich selbst zu beobachten und zu reflektieren. Das „kompetente“ Verhalten<br />
im Alltag kann damit geübt und verstärkt werden. Weitere Übungen innerhalb der<br />
Klasse sind möglich, um sie in die Lage zu versetzen, mit Belastungen besser fertig zu<br />
werden. (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001, S. 22)<br />
Wie wichtig die Vermittlung von Konfliktlösungsstrategien im Hinblick auf das weitere<br />
Leben ist, geht sehr klar aus folgendem Zitat hervor: „Regeln stellen eine<br />
Grundbedingung für ein relativ konfliktfreies Miteinander dar und sind hilfreich beim<br />
Lösen von Konflikten. Ein weiterer Vorteil von Verhaltensregeln besteht darin, dass<br />
Gruppen, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, es leichter und reibungsloser<br />
erreichen, wenn sich alle Beteiligten an die Vereinbarungen halten. Damit die Regeln<br />
von allen akzeptiert werden, sollen sie die Bedürfnisse der gesamten Gruppe<br />
widerspiegeln.“ (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001)<br />
Das FIT FOR LIFE Training bietet Lösungsstrategien im Zusammenhang mit<br />
Verhaltensregeln an. Um die erwünschten Verhaltensweisen bei den Jugendlichen<br />
aufzubauen, ist ein gemeinsames Entwickeln von Verhaltensregeln erforderlich, diese<br />
sind dann klar vorzugeben, und deren Einhaltung ist zu kontrollieren. Bei der<br />
Vereinbarung dieser sozialen Regeln wird abgesprochen, welches Verhalten innerhalb<br />
dieser Gruppe als angemessen gilt.<br />
Am besten kann man soziale Kompetenz durch Beobachtungsverfahren erfassen.<br />
Hierfür bieten sich zwei unterschiedliche Zugänge an:<br />
42
1.Beobachtung im natürlichen Umfeld, wie Familie, Arbeitsplatz oder <strong>Schule</strong>.<br />
2.Situationen vorgeben und diese im Rollenspiel nachstellen lassen (hier konfrontiert<br />
man eine Person mit einer bestimmten Aufgabe und beobachtet das Verhalten bzw.<br />
das Umsetzen der Aufgabe dieser Person)<br />
Eine weitere Möglichkeit zum Gewinnen von Einschätzungen sind festgelegte<br />
Rollenspielthemen. <strong>Die</strong> Person wird mit einer bestimmten Aufgabe, einer sozialen<br />
Anforderung, konfrontiert. <strong>Die</strong>se Anforderung kann darin bestehen, einen Aufsatz vor<br />
der Klasse vorzulesen, eine bestimmte Person anzusprechen und um Auskunft zu<br />
bitten.<br />
Das in dem Buch von Gert Jugert „Soziale Kompetenzen für Jugendliche: Grundlagen,<br />
Training und Fortbildung“, erwähnte „FIT FOR LIFE“ Kompetenztraining für<br />
Jugendliche ist ein Präventivprogramm, welches so konzipiert ist, dass Jugendliche<br />
und junge Erwachsene davon profitieren können. Es ist nicht darauf ausgelegt, bereits<br />
vorhandene Verhaltensauffälligkeiten individuell zu therapieren.<br />
Der Einsatz des Programmes ist überall dort möglich, wo Jugendliche im Bereich der<br />
sozialen Kompetenzen und beruflichen Schlüsselqualifikationen gefördert werden<br />
sollen. Das „FIT FOR LIFE“ Kompetenztraining verfolgt Ziele auf den<br />
unterschiedlichsten Ebenen.<br />
„Ein übergeordnetes Ziel ist die berufliche und gesellschaftliche Integration von<br />
Jugendlichen durch die Vermittlung sozialer Kompetenzen und beruflicher<br />
Schlüsselqualifikationen.“ (Jugert, Rehder, Notz, & Petermann, 2001)<br />
3.2.3 Der Schüler, die Schülerin<br />
„<strong>Die</strong> Jugendzeit ist…. eine Lebensphase, in der eine innere Beunruhigung den Mut<br />
stärkt, Neues und Fremdes zu erkunden und sich in neue Beziehungen einzulassen.“<br />
(Fend, 2005, S. 225)<br />
<strong>Die</strong>se Worte zeigen die besondere Situation, in der sich ein Schüler/eine Schülerin der<br />
PTS befindet. Daraus ergibt sich auch die große Herausforderung für die<br />
Unterrichtenden, die Bedeutung der Interaktion zwischen LehrerInnen und<br />
SchülerInnen, die Notwendigkeit einer adäquaten Unterrichtsform und die Wichtigkeit<br />
der Lehrerpersönlichkeit. Eine sehr treffende Aussage zum Entwicklungsstatus der<br />
PTS-SchülerInnen findet sich im Interview mit der Bezirksschulinspektorin von<br />
Korneuburg, Helga Braun, die unter Verweis auf den Hirnforscher Gerhard Hüther die<br />
43
Phase der Pubertät als „Baustelle im Kopf“ bezeichnet. <strong>Die</strong>se Phase ermöglicht aber<br />
noch erfolgreiche Investition, Orientierung und Begleitung, was die PTS in dieser<br />
Hinsicht sehr speziell macht. (Braun H. , 2012)<br />
Fend weist in seinem Werk „Entwicklungspsychologie des Jugendalters“ auf die<br />
verschiedenen Phasen der Entwicklung hin, in denen der Mensch spezifische<br />
Aufgaben und Probleme zu bearbeiten hat. Es sind dabei sowohl biologische Prozesse<br />
als auch psychische Prozesse im Gang. <strong>Die</strong>se Veränderungen schaffen neue<br />
Möglichkeiten. Als Beispiel sei die Situation der Pubertierenden angeführt, für die sich<br />
im biologischen Sinn die Möglichkeit zur Reproduktion eröffnet. Daraus ergibt sich in<br />
unserer Kultur die Aufgabe, Vorbereitungen zur Wahl des richtigen Partners, der<br />
richtigen Partnerin zu treffen.<br />
<strong>Die</strong> spezifische Entwicklungsaufgabe ergibt sich also aus dem Aufeinandertreffen von<br />
innerer Entwicklung und äußerer Anforderung. <strong>Die</strong> Entwicklungsaufgaben der<br />
SchülerInnen einer PTS, junger Menschen zwischen 14 und 16 Jahren, eines<br />
Menschen in der Adoleszenz also, sind in drei Bereiche zu gliedern:<br />
Intrapersonal – biologische und psychische Veränderungen<br />
interpersonal – die Person im Gefüge der sozialen Beziehungen<br />
kulturell-sachlich – kulturelle Ansprüche und Entwicklungspotenziale<br />
Übergeordnetes Ziel dieser Bereiche ist die Erlangung eines neuen Verhältnisses zur<br />
eigenen Person, sowie die Bewusstmachung seiner eigenen Rolle in der Welt. Studien<br />
belegen, dass die oben genannten Themen tatsächlich die wichtigsten in der<br />
Jugendzeit sind. Unterschiedlich ist der Zugang von Burschen und Mädchen zur<br />
Sexualität. <strong>Die</strong> weiblichen Jugendlichen suchen Beziehung, die männlichen hoffen<br />
eher auf Erfüllung des Triebes. Der Aufgabenbewältigung stehen die<br />
Freiheitsbewegungen gegenüber. <strong>Die</strong> Jugend zwischen zwölf und sechzehn will<br />
unabhängig werden von den Eltern, sich nicht mehr den Anordnungen unterwerfen<br />
müssen, eigenständige Entscheidungen zur Freizeitgestaltung und Sexualität treffen,<br />
und die jungen Menschen streben nach dem Erwerb von eigenem Geld durch die<br />
Integration in die Berufswelt. . (Fend, 2005, S. 210-212)<br />
Eine Entwicklungsaufgabe ist es, den eigenen Körper, der sich rasend verändert,<br />
bewohnen zu lernen. In der neunten Stufe verlegt sich der Fokus vom<br />
Längenwachstum auf die sekundären Geschlechtsmerkmale. Es sind dies Bartwuchs<br />
44
und Stimmbruch bei den Burschen, die Brüste bei den Mädchen. Es wird insgesamt<br />
großes Augenmerk auf das Aussehen gelegt. (Fend, 2005, S. 232,233)<br />
<strong>Die</strong> Einschätzung des eigenen Körpers ist sehr eng verbunden mit der<br />
gesellschaftlichen Akzeptanz, mit den Chancen bei der Partnerwahl und mit anderen<br />
Vor- bzw. Nachteilen, die oft aber von den Jugendlichen konstruiert sind. (Fend, 2005,<br />
S. 241) Aufgabe der Pädagogik ist es, sich über die Inhalte der Medien und deren<br />
Angebote an die Jugendlichen zur Bewältigung dieser schwierigen Phase informiert zu<br />
zeigen und diese Angebote in die pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen zu<br />
integrieren. Zu beachten ist in der pädagogischen Begleitung weiters die oftmals<br />
auftretende Diskrepanz zwischen Stimmungslage und dem Auftreten nach außen. Da<br />
in dieser Altersgruppe das Gewicht für Mädchen besonderen Stellenwert genießt, ist<br />
unbedingt auf umfassende Beratung zum Thema Ernährung Bedacht zu nehmen. Es<br />
soll über den Umgang mit dem eigenen Körper geredet werden, und auch über<br />
Möglichkeiten, das eigene Erscheinungsbild zu verbessern. (Fend, 2005, S. 251-253)<br />
Im Zusammenhang mit dem Bewohnen des eigenen Körpers ist auch die<br />
Entwicklungsaufgabe, der Umgang mit Sexualität, zu sehen. Sexualität stellt dabei<br />
nicht eine isolierte Triebbefriedigung dar, sondern das Eingebettetsein in eine<br />
Beziehung, das Erlernen der Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und diese auch<br />
wieder zu lösen. Sexualität hat auch mit Selbstfindung, mit Akzeptanz und Selbstwert<br />
zu tun. (Fend, 2005, S. 258,259) <strong>Die</strong> pädagogische Begleitung dieser<br />
Entwicklungsaufgabe hat unter Einbeziehung der personalen Entwicklung im Hinblick<br />
auf Selbstvertrauen, Bindungsfähigkeit und den Umgang mit konfliktreichen<br />
Beziehungssituationen bis hin zur Trennung zu erfolgen. Daraus ergibt sich wiederum<br />
der Zusammenhang mit einer weiteren Entwicklungsaufgabe, dem Umbau der sozialen<br />
Beziehungen. Das Kind ist bis jetzt stark an die Eltern gebunden und beginnt nun einen<br />
Prozess der Loslösung, hin zu Personen des anderen Geschlechts, vorübergehend<br />
vielleicht auch des eigenen Geschlechts. Es ist eine Zeit der Suche nach Bindungen.<br />
(Fend, 2005, S. 269)<br />
<strong>Die</strong> Eltern haben weniger Macht über ihre Kinder als früher, weil die Motivation, Kinder<br />
in die Welt zu setzen, eine andere geworden ist. War es früher eine Frage der<br />
Altersversorgung, so ist es heute die emotionale Befriedigung, die man in der<br />
Beziehung zum Kind sucht, sich dessen Bereitschaft zum Erwidern dieser Zuneigung<br />
aber nicht sicher sein kann. (Fend, 2005, S. 271) <strong>Die</strong> Konfliktthemen sind<br />
45
erstaunlicherweise dennoch nahezu die gleichen geblieben. Es geht im Dissens<br />
zwischen Eltern und Kindern noch immer um Ordnung, Mithelfen, un um<br />
Schulleistungen. Auch hier ist die pädagogische Konsequenz das Erlernen von<br />
Strategien, den anderen besser zu verstehen, sich selbst attraktiv darzustellen und<br />
soziale Haltung zu gewinnen. (Fend, 2005, S. 328,329)<br />
Auf eine für die Schulform Polytechnische <strong>Schule</strong> besonders bedeutsame und<br />
relevante Entwicklungsaufgabe sei noch hingewiesen, nämlich die Berufswahl. Fend<br />
erläutert, dass der Berufswunsch allein nicht ausreicht, um eine Entscheidung zu<br />
treffen. Es geht um das Erkennen von Präferenzen, die zu prüfen sind. Ressourcen,<br />
die vom Jugendlichen mitgebracht werden, um einen bestimmten Beruf zu ergreifen,<br />
sind abzuklären. Auch die Frage, wie weit sich diese Ressourcen schaffen lassen. Der<br />
dritte Punkt bei der Berufsentscheidung ist die Frage nach den Chancen, die man in<br />
diesem Beruf vorfindet. Es soll ja die Existenz damit gesichert sein. <strong>Die</strong> wichtigsten<br />
Bezugs- und Beratungspersonen sind auch heute noch die Eltern. (Fend, 2005, S. 372)<br />
Dennoch kommt in diesem Bereich der <strong>Schule</strong> eine enorme Wichtigkeit zu. Hat sie<br />
doch innerhalb eines Netzwerkes von anderen Unterstützungsleistungen ganz<br />
konkrete Möglichkeiten zur Erleichterung bei der Berufswahl zu schaffen, sei dies in<br />
Form von Praktika, Veranstaltungen zum Thema, der Herstellung von Kooperationen<br />
mit den Betrieben, Verbindungen zum Arbeitsamt sowie persönliche Gespräche.<br />
(Fend, 2005, S. 377)<br />
Auf einen bedauerlichen Umstand für die Jugendlichen, die schon mit ihrem Leben, da<br />
sich in einer Umbruchphase befindet, eine große Aufgabe zu bewältigen haben, weist<br />
das folgende Zitat von Peter Jäger, einem langjährigen Direktor einer PTS, hin: „Das<br />
österreichische gestufte Schulsystem mit seiner Sozialisations-und<br />
Selektionsfunktion bewirkt eine gesellschaftliche Abwertung jener Schüler, die den<br />
Polytechnischen Lehrgang besuchen mussten.“ (Jäger, Entstehung und<br />
Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001, S. 36)<br />
3.2.4 LehrerIn und SchülerIn in Interaktion<br />
Aus der Erfahrung lässt sich sagen, dass der Lebenskundeunterricht eine besondere<br />
Situation für LehrerIn und SchülerIn darstellt. Es geht dabei nicht um<br />
Wissensvermittlung, nicht um das Erlangen einer guten Note, nicht um Leistung. Es ist<br />
46
daher vom Lehrer eine Atmosphäre herzustellen, die Vertrauen schafft. <strong>Die</strong> Kinder<br />
sprechen von sich aus sehr konkrete und persönliche Dinge an.<br />
Interaktion wird in der Sozialpsychologie als das “wechselseitig aufeinander bezogene<br />
Verhalten von zwei oder mehreren Personen“ bezeichnet. (Ulich, 2001, S. 77) Genauer<br />
zu differenzieren ist Interaktion auch als Einwirkung aufeinander, als gegenseitige<br />
Kontrolle und auch als Abhängigkeit voneinander. (Ulich, 2001, S. 77; vgl. Graumann<br />
1972)<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> wird als Sozialisations- und Erziehungsinstanz gesehen, was auch zu<br />
unterscheiden ist. Sozialisation versteht sich als Entwicklung des Menschen zu einem<br />
gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt und ist niemals abgeschlossen. Der<br />
Sozialisationsprozess hängt von gesellschaftlichen Anforderungen ab, inkludiert die<br />
Übernahme tradierter Normen und ist im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen zu<br />
sehen. Erziehung hingegen ist eine absichtliche Beeinflussung der zu Erziehenden im<br />
Zusammenhang mit einer Wertung. Erziehung ist damit ein Teil der Sozialisation, bringt<br />
wie diese nachhaltige, lange Zeit andauernde Ergebnisse und bestimmt ebenso das<br />
weitere Leben des Menschen. Beide Prozesse beruhen auf Nachahmung,<br />
Konditionierung, Verstehen, sind daher also schwer voneinander abzugrenzen.<br />
(Schweer, 2008, S. 14,15)<br />
Im Zusammenhang mit den Bildungszielen und der Erlangung von<br />
Schlüsselqualifikationen in der <strong>Schule</strong> im Allgemeinen und im LK-Unterricht im<br />
Besonderen ist zwischen Sozialisations- und Erziehungsprozess zu unterscheiden.<br />
Sozialisation wird in der pädagogischen Literatur als Entwicklung der Persönlichkeit<br />
durch die Vermittlung der sozialen und materiellen Umwelt durch die Gesellschaft<br />
bezeichnet. Der Mensch bildet sich zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Sujet.<br />
Es ist damit nicht der Prozess der Anpassung gemeint, sondern ein lebenslanger<br />
Prozess der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und deren Gestaltung gemeint.<br />
(Schweer, 2008, S. 14, 15)<br />
Erziehung hingegen sind Maßnahmen, die von erziehenden Instanzen wie Eltern oder<br />
<strong>Schule</strong> gesetzt werden. Es findet eine Beeinflussung der Kinder mit einer gewissen<br />
Absicht statt, das Verhalten wird gewertet. Erziehung ist aber damit durchaus als ein<br />
Bestandteil der Sozialisation zu sehen Das Gemeinsame für beide Begriffe ist die<br />
nachhaltige Wirkung. <strong>Die</strong> bei beiden Begriffen zu Anwendung gelangenden<br />
47
lernpsychologischen Prozesse wie Nachahmung oder Beobachtung machen eine<br />
strikte Trennung der beiden Begriffe unmöglich. <strong>Die</strong> Familie hat bei der Erziehungsund<br />
Sozialisationsaufgabe die wesentlichste Bedeutung, weil ja die Erfahrungen im<br />
frühen Kindesalter die Basis für Sozialisation darstellen. (Schweer, 2008, S. 14)<br />
Für die SchülerInnen ist das schulische Erleben immer auch im Zusammenhang mit<br />
der Beziehung zu den LehrerInnen zu sehen. <strong>Die</strong>se Beziehung beeinflusst Freude an<br />
der <strong>Schule</strong> ebenso wie Frust, Motivation und Interessen an bestimmten Inhalten gleich<br />
wie Ablehnung. Eine schlechte Beziehung belastet die SchülerInnen in mehrfacher<br />
Weise. Auch für die LehrerInnen sind die Erfahrungen im Beruf durch die Beziehung zu<br />
ihren SchülerInnen geprägt. Unzufriedenheit, Ausbrennen im beruflichen Agieren sind<br />
hauptsächlich in der fehlenden Anerkennung durch andere zu suchen. LehrerInnen<br />
fühlen sich im Beruf zufrieden und erfolgreich, wenn ihr Zugang zu den ihnen<br />
anvertrauten Kindern und Jugendlichen eine hohe Qualität aufweist. (Ulich, 2001, S.<br />
76)<br />
Zu unterscheiden ist der curriculare Unterricht, bei dem es im Wesentlichen um die<br />
Vermittlung der Lehrinhalte geht, und einer Form des Unterrichts, bei dem der Schüler<br />
im Mittelpunkt steht. <strong>Die</strong>ser offene Unterricht erlaubt dem Schüler die Mitbestimmung<br />
bei der Auswahl der Ziele, der Unterrichtsmittel und der Bewertung des Lernerfolges.<br />
(Schweer, 2008, S. 29; nach. Moschner & Wagener 2006) Situiertes Lernen beschäftigt<br />
sich nach Klauer mit dem Thema, wie über den Erwerb von Wissen Kompetenzen des<br />
problemlösenden Denkens und Lernens erlangt werden und dieser Prozess durch die<br />
Lernumgebung positiv beeinflusst werden kann. (Schweer, 2008, S. 29, nach Klauer<br />
2006))<br />
Ein weiterer Forschungsbereich behandelt das Unterrichtsklima in einer schulischen<br />
Umgebung, die sich von der curricularen Wissensvermittlung hinaus in das Sozialklima<br />
in der Klasse erstrecken. Es ist dabei ein Zusammenhang zwischen Klassenklima und<br />
schulischen Leistungen nachgewiesen worden.(Lehrer-Schüler-Interaktion/ Hubert<br />
Hofmann & Karin Siebertz)<br />
Forschungen beschäftigen sich mit dem Thema, wie weit die von LehrerInnen und<br />
SchülerInnen subjektiv wahrgenommene schulische Umgebung die Entwicklung der<br />
Persönlichkeit und die Leistung beeinflussen. Wenn auch das Klassenklima nicht von<br />
allen Beteiligten in gleicher Weise wahrgenommen wird, spricht man doch von einem<br />
48
„kollektiv wahrgenommenen Klassenklima“. Es wurden Zusammenhänge zwischen<br />
Klima und Leistung nachgewiesen, allerdings ohne echte praktische Signifikanz.<br />
Erheblich aber ist der Einfluss des Klassenklimas auf die sozialen Kompetenzen<br />
(Schweer, 2008, S. 29,30)<br />
3.2.5 Unterrichtsplanung und –gestaltung<br />
Bei der Unterrichtsplanung und in der Gestaltung des Unterrichts ist daher auf eine<br />
gute LehrerIn/SchülerIn-Beziehung Bedacht zu nehmen. Wie aus den<br />
vorangegangenen Ausführungen hervorgeht, den besonderen Inhalten des<br />
Lebenskundeunterrichts, den in den Curricula definierten Bildungszielen und auch den<br />
Bedürfnissen der Unterrichteten in dieser Schulstufe, ist besonders auf eine adäquate<br />
Gestaltung des Unterrichts zu achten, was wiederum einer sorgfältigen Vorbereitung<br />
bedarf. Es gibt zu innovativem Unterricht viele wissenschaftlich fundierte Vorschläge<br />
und erprobte Methoden, die sich aber im Wesentlichen mit Leistung und der Sicherung<br />
des Erlernten befassen. Der Unterricht in Lebenskunde ist nur sehr bedingt mit<br />
anderen Gegenständen vergleichbar, weil es nicht um das Erlernen und die Aneignung<br />
von Wissen, von Lernstoff im herkömmlichen Sinn geht. Es handelt sich vielmehr um<br />
die Vermittlung von Kompetenzen, um das Erarbeiten von Lösungsstrategien, um den<br />
Erwerb von Schlüsselqualifikationen.<br />
Dazu findet sich bei Pfeifer (Pfeifer, 2009, S. 34) eine interessante These, dass<br />
nämlich die Vermittlung von Werten und damit der Aufbau von Werthaltungen nur<br />
gelingen, wenn es eine emotionale Schiene gibt.<br />
Bei Thal und Vormdohre (Thal & Vormdohre, 2006, S. 6,7)findet sich der Hinweis auf<br />
zahlreiche andere Faktoren, die neben der Methode im Unterricht eine zentrale Rolle<br />
spielen. Vertrauenswürdigkeit und Motiviertheit des Lehrers, was wiederum stark vom<br />
Selbstbild des Lehrers abhängig ist, tragen wesentlich zum Gelingen von Unterricht<br />
bei. Eine Unterscheidung von drei Formen von „unterrichtlichem Arrangement“ trifft<br />
Hepting (Hepting, 2008, S. 97, nach Gerbig )<br />
systemorientierte Lernumgebung<br />
problemorientierte Lernumgebung<br />
adaptive Lernumgebung<br />
<strong>Die</strong> Beschreibung der systemorientierten Lernumgebung, in der die Lehrperson die<br />
aktive, die Lernenden nur die aufnehmende Rolle einnehmen, lässt den Schluss zu,<br />
49
dass es sich dabei um eine wenig geeignete Form für den Lebenskundeunterricht<br />
handelt.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Planung des Unterrichts in der PTS<br />
allgemein, ganz speziell im Gegenstand Lebenskunde einer besonderen Sorgfalt<br />
bedarf. Immer auch im Hinblick auf die besondere Herausforderung, die an eine<br />
Lehrerpersönlichkeit an der PTS gestellt wird: Dazu ein Zitat aus der Broschüre von<br />
Jäger zu den schulpädagogischen Perspektiven der PTS:<br />
”Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten<br />
bei Nebel durch unwegsames Gelände zu führen, und zwar so, dass alle bei bester<br />
Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.” (Jäger,<br />
<strong>Die</strong> österreichische Polytechnische <strong>Schule</strong> im Wandel - Schulpädagogische<br />
Perspektiven, 2001, S. 21)<br />
Als Beispiel für ein Unterrichtsmodell, das auch an der <strong>Schule</strong> durchgeführt wurde, sei<br />
auf das im nächsten Punkt 3.2.6 beschriebene Unterrichtsmodell VaKE hingewiesen.<br />
3.2.6 Fächerübergreifender Unterricht<br />
Im Lehrplan 1981 sind konkrete Vorgaben zum fächerübergreifenden Unterricht<br />
gegeben. Es wird darauf verwiesen, dass die vielfältigen Erziehungs- und<br />
Bildungsaufgaben im PL nur durch das Zusammenwirken möglichst vieler<br />
Gegenstände gelingen können. Es geht dabei um die Themen, die man als eindeutig<br />
lebenskundlicher Natur bezeichnen kann: Familie, auch hier wieder der Hinweis auf<br />
Freizeit, das Leben in der Gruppe, Öffentlichkeit, Arbeit, Politik. Als<br />
Unterrichtsprinzipien werden dabei folgende Inhalte, bei denen es eine<br />
Überschneidung zwischen LK und anderen Fächern gibt, konkret angeführt:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Gesundheitserziehung in den Fächern LK, GL und LÜ<br />
Medienerziehung in D, LK<br />
musische Erziehung in LK, WE und D<br />
Politische Bildung in LK, SWK, SLS<br />
Sexualerziehung in LK, GL<br />
Verkehrserziehung in LK<br />
Sprecherziehung in LK und GL<br />
Zur Umsetzung der Unterrichtsprinzipien wird die Beiziehung von Fachleuten<br />
empfohlen, eine Koordination der Unterrichtsgegenstände, sowie der Einsatz<br />
50
geeigneter Unterrichtsmittel. (Verordnung des Bundesministers für Unterricht und<br />
Kunst vom 2. Juni 1981 über den Lehrplan des Polytechnischen Lehrganges;<br />
Bekanntmachung der Lehrpläne für den Religionsunterricht an dieser <strong>Schule</strong> , 1981)<br />
Als Beispiel für ein Thema, das in mehreren Fächern Einlass findet, sei das Projekt<br />
VaKE, durchgeführt im September 2008 an der PTS Korneuburg, zum Thema<br />
„Interkulturelles Lernen“, im Gegenstand „Politische Bildung“, angeführt.<br />
„Interkulturelle Arbeit ist ein wesentlicher Beitrag zur Integration. Integration ist keine<br />
Einbahnstraße: Sie verlangt von uns allen Bereitschaft, auf das Fremde in uns und um<br />
uns neugierig zu sein.“ (Steindl M. , Helm, Steininger, Fiala, & Venus, 2008)<br />
Das Unterrichtsprinzip „Interkulturelles Lernen“ ist seit Anfang der 1990er-Jahre in den<br />
allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n als Unterrichtsprinzip verankert. In den Lehrplänen für die<br />
AHS und die Hauptschulen ist es als Unterrichtsprinzip angegeben. Ein<br />
Unterrichtsprinzip soll sich als Leitfaden über alle Gegenstände erstrecken. Das<br />
Unterrichtsprinzip „Interkulturelles Lernen“ hat zum Ziel, Vorurteile abzubauen und<br />
gegenseitiges Verständnis zu erwirken. (bm:ukk, 2009)<br />
Der Hinweis im Schulorganisationsgesetz auf die Aufgaben der Politischen Bildung in<br />
den <strong>Schule</strong>n rechtfertigte ebenso wie auch die definierte Bildungs- und Lehraufgabe<br />
für Politische Bildung im Lehrplan für PTS die Entscheidung, dieses Unterrichtsfach für<br />
das Projekt zu wählen.<br />
<strong>Die</strong> österreichische <strong>Schule</strong> kann die im §2 des Schulorganisationsgesetzes u.a.<br />
formulierte Zielsetzung, Schülerinnen und Schüler sollen zu selbständigem Urteil und<br />
sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer<br />
aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs,<br />
Europas und der Welt Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den<br />
gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken, nur erfüllen, wenn sie Politische<br />
Bildung bei Kindern und Jugendlichen entsprechend berücksichtigt. (Bundeskanzleramt<br />
Rechtsinformationssystem, 2010)<br />
Ähnlich die Anforderungen und Ziele im Lehrplan für Politische Bildung:<br />
„Bildungs- und Lehraufgabe:<br />
Der Schüler/<strong>Die</strong> Schülerin soll ………………………………………die Fähigkeit<br />
erlangen, sich bewusst zu informieren, um durch objektives und<br />
verantwortungsbewusstes Handeln Verständigungsbereitschaft und<br />
Demokratiebewusstsein zu entwickeln………………Politische Bildung setzt sich mit<br />
politischen Fragestellungen der Gegenwart, ihren historischen Zusammenhängen und<br />
51
den Möglichkeiten der Einflussnahme auf Entscheidungen auseinander. Sie ist eine<br />
Voraussetzung sowohl für die Entwicklung individueller Kompetenzen als auch für die<br />
Sicherung und Weiterentwicklung der Gesellschaft insgesamt. In einer Zeit, die durch<br />
steigende Komplexität in allen Lebensbereichen – Globalisierung, Phänomene der<br />
Mediendemokratie, zunehmend nicht-nationalstaatliche oder gar mehrfache Identitäten<br />
von Bürgerinnen und Bürgern, veränderte Sozialisation von Kindern und Jugendlichen,<br />
ungleiche Macht- und Ressourcenverteilung zwischen Frauen und Männern sowie<br />
zwischen den Generationen –, gekennzeichnet ist, bedeutet Politische Bildung einen<br />
aktiven Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft sowie zur Verwirklichung und<br />
Weiterentwicklung der Demokratie und Menschenrechte.“<br />
(Lehrplan der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2012)<br />
In die Zeit der Themensuche für das Projekt VaKE fielen die Ankündigung der<br />
Auflösung des Österreichischen Nationalrates und die Ausschreibung von Neuwahlen.<br />
<strong>Die</strong>se Nationalratswahl war für den 28. September 2008 angesetzt worden.<br />
<strong>Die</strong> erste Welle der affichierten Wahlplakate gab schlussendlich den entscheidenden<br />
Impuls für die Themenfindung. Auf einem Wahlplakat der FPÖ konnte man die Parole<br />
„Soziale Sicherheit nur für unsere Leut“ lesen. So gab dieses Plakat den Impuls, sich<br />
mit der Frage der sozialen Sicherheit für alle näher auseinanderzusetzen und die<br />
Schüler zu motivieren, sich selbstständig mit dieser Aussage zu beschäftigen.<br />
<strong>Die</strong> Unterrichtseinheit begann mit einer Impuls-DVD, wo es um Ablehnung von<br />
Ausländern ging. Im Anschluss wurden Gründe für Ablehnung gefunden. <strong>Die</strong><br />
SchülerInnen wurden aufgefordert, einander ablehnende und trennende Worte<br />
zuzurufen. Worte, die Mauern aufbauen, diese aber dann durch Worte, die Mauern<br />
zum Einstürzen bringen, zu ersetzen. Gemeinsam wurden dann die Kriterien für<br />
soziale Sicherheit erarbeitet. Daraus ergab sich dann der Weg zum Slogan „Soziale<br />
Sicherheit nur für unsere Leut“. <strong>Die</strong> SchülerInnen hatten sich ganz bewusst mit dieser<br />
Aussage auseinanderzusetzen und Pro- und Contra-Argumente zu finden. <strong>Die</strong><br />
Argumente wurden diskutiert und auch bildhaft dargestellt. Jedes Kind leistete am<br />
Ende einen symbolischen Beitrag zum Niederreißen der Mauer.<br />
<strong>Die</strong> Evaluierung des Unterrichtsmodelles zeigte neben dem Spaß an der anderen Form<br />
des Unterrichts auch die klare Erkenntnis der Jugendlichen, sich erstmals intensiv und<br />
reflektiert mit dem Thema „Ausländer, Verhetzung, Manipulation“ auseinandergesetzt<br />
zu haben.<br />
VaKE steht für “Values and Knowledge Education”. Aus dieser Bezeichnung ist schon<br />
klar zu erkennen, worum es bei diesem Unterrichtsmodell geht. Werterziehung soll im<br />
52
Fachunterricht stattfinden, ohne dabei die Wissensvermittlung einzuschränken oder zu<br />
vermindern. VaKE ist eine konstruktivistische Unterrichtsmethode – die SchülerInnen<br />
setzen sich also selbstständig mit Themen auseinander und erarbeiten sich<br />
verschiedene Sichtweisen. <strong>Die</strong>ses Unterrichtsmodell ist für alle Altersgruppen bis zur<br />
Erwachsenenbildung einsetzbar, muss aber altersentsprechend adaptiert werden. Sie<br />
kann auf alle Bedürfnisse heterogener Gruppen zugeschnitten werden. (Weinberger,<br />
Partry, & Weyringer, Das Unterrichtsmodell VaKE, 2008)<br />
Es steht dabei die Erreichung folgender Ziele im Vordergrund:<br />
Anwendbares Wissen, also das Gelernte in der gegebenen Situation anwenden zu<br />
können.<br />
<strong>Die</strong> Entwicklung von Verständnis für Werte und deren Anwendung - in der<br />
gemeinsamen und geleiteten Auseinandersetzung mit Wertkonflikten gelangen die<br />
SchülerInnen zu Lösungsstrategien.<br />
Kritisches Denken - um Sichtweisen und Meinungen nicht einfach kritiklos<br />
hinzunehmen, wird in der Gruppe diskutiert und hinterfragt.<br />
Selbstständiges Lernen - die SchülerInnen organisieren und recherchieren<br />
selbstständig. Sie organisieren, adaptieren ihr Konzept an die gegebenen<br />
Rahmenbedingungen, überprüfen und überwachen eigenständig und lernen, auf dieser<br />
Basis der Einschätzung entsprechend und passend zu reagieren.<br />
Problemlösungskompetenz - die SchülerInnen wenden das Erlernte in der konkreten<br />
Situation an und finden so eine eigenständige Lösung.<br />
Teamfähigkeit - die SchülerInnen übernehmen in lockerer und entspannter Atmosphäre<br />
die Verantwortung für sich und andere. Es stehen nicht die Personen, sondern die<br />
Argumente im Vordergrund. Jeder kann seine Ideen einbringen, lernt aber auch, den<br />
anderen zuzuhören.<br />
Diskussions- und Argumentationsfähigkeit - die Gruppenmitglieder haben sich an<br />
vereinbarte Diskussionsregeln zu halten. Sie lernen dabei, ihre Argumente<br />
überzeugend zu formulieren. (Weinberger, Partry, & Weyringer, Das Unterrichtsmodell<br />
VaKE, 2008)<br />
Das VaKE-Unterrichtsmodell läuft in elf Schritten ab:<br />
1 Einführen des Wertkonflikts in der Klasse, wobei das Interesse für das Thema zu<br />
wecken ist. Dazu eignen sich Filmausschnitte, Zeitungsberichte, Lektüre, Pro- und<br />
53
Kontrageschichte vorlesen, verschiedene Möglichkeiten des Tuns herausarbeiten, aber<br />
alternative Konfliktlösungen vorerst ausschließen<br />
2 Erste Entscheidung der Klasse, wo ein erstes Urteil gefällt und festgehalten wird.<br />
Durchführen einer Probeabstimmung, Pro- und Kontrameinungen artikulieren<br />
3 Erstes Argumentieren in der Gruppe, Bilden von Kleingruppen, Argumente<br />
austauschen, hinterfragen und werten<br />
4 Erfahrungsaustausch und fehlende Informationen in der Klassengemeinschaft<br />
nennen, Diskussion über Wissensbasis, Fragen formulieren, Themengruppen zur<br />
Recherche formulieren<br />
5 Recherche in der Gruppe, Informationen aus Quellen suchen, Informationen und<br />
deren Wichtigkeit in der Gruppe diskutieren, Präsentation der Infos vorbereiten (kann<br />
als Gruppenarbeit in Form von Plakaten oder kurzem Szenenspiel,… geschehen), bei<br />
Bedarf alternative Lösungen suchen<br />
6 Informationsaustausche innerhalb der Klassen, Präsentation der Gruppenergebnisse,<br />
Klären der Frage, ob es noch Informationen einzuholen geben<br />
7 Zweites Argumentieren in der Gruppe, neues Wissen in der Diskussion einsetzen,<br />
Argumente überarbeiten, festhalten, möglicherweise Änderung der eigenen Meinung<br />
durch Akzeptieren der Argumentation<br />
8 Synthese der Information in der Klasse, Diskussion über den Wertkonflikt auf Basis<br />
des neuen Wissens,<br />
9 Wiederholung der Schritte 4 bis 8, falls erforderlich in der Gruppe und/oder Klasse,<br />
fehlendes Wissen hinterfragen, Gruppenergebnis bewerten<br />
10 Endprodukt, Synthese in der Klasse, Anwendung des neu Erlernten in anderem<br />
Umfeld und Zusammenhang - Podiumsdiskussion, Elternabend,…<br />
11 Generalisation in der Klassengemeinschaft, Diskussion über verwandte Themen<br />
(Weinberger, Partry, & Weyringer, Das Unterrichtsmodell VaKE, 2008)<br />
54
Es ist in diesem Modell eine Klassenatmosphäre zu schaffen die vergleichbar mit dem<br />
zu schaffenden Klassenklima in einer Lebenskundestunde steht. Der lehrenden Person<br />
kommen dabei folgende Aufgaben zu:<br />
Formulieren des Wertkonfliktes bzw. der Pro-Kontra-Geschichte<br />
Vereinbarung der Diskussionsregeln<br />
Schaffen einer entspannten und angstfreien Klassenatmosphäre – „richtige“ und<br />
„falsche“ Lösungen gibt es nicht<br />
Leiten der Diskussion und provozieren<br />
Feststellen von fehlendem Wissen<br />
Individuelle Fragestellungen präzisieren und evtl. schriftlich festhalten<br />
Zeitplan festlegen<br />
Falls erforderlich, Vereinbarung veranlassen<br />
Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll, dieses Unterrichtsmodell als Tagesprojekt über<br />
mehrere Unterrichtseinheiten zu führen.<br />
Nach Thal und Vormdohre entspricht das Unterrichtsmodell den Ansprüchen<br />
kooperativen Lernens, bei dem alle Mitglieder des Teams gemeinsam zu Ergebnissen<br />
gelangen, die sie auch gemeinsam zu verantworten haben. Lernen wird dabei ein<br />
sozialer Prozess, die SchülerInnen befinden sich in einer gegenseitigen Abhängigkeit<br />
und arbeiten geneinsam an der Erreichung eines Zieles. (Thal & Vormdohre, 2006, S.<br />
13)<br />
<strong>Die</strong> zentralen Merkmale des kooperativen Lernens nach Thor und Vormdohre (Thal &<br />
Vormdohre, 2006, S. 14) wie Interaktion, positive Abhängigkeit, Fördern der Sozialen<br />
Kompetenz oder Auswertung der Teamarbeit sind vollkommen deckungsgleich, die<br />
besten Voraussetzungen für die Zielvorgaben von VaKE. <strong>Die</strong> SchülerInnen sollen in<br />
diesem Modell ihr Wissen anwenden lernen, Verständnis für Werte entwickeln, zu<br />
kritischem Denken geführt werden, selbstständig arbeiten, eigene Lösungen finden, im<br />
Team Verantwortung übernehmen und ihre Argumentationsfähigkeit schulen. Ein<br />
Zusammenhang lässt sich auch zu dem von Pfeifer beschriebenen lernzielorientierten<br />
Modell herstellen, bei dem das Lernen eine Verhaltensänderung herbeiführen soll.<br />
(Pfeifer, 2009, S. 69) Er führt vier Zielfelder an, die sich auch mit dem Modell VaKE<br />
abstimmen lassen. Es sind dies die Vermittlung von Wissen, den Grundinformationen,<br />
um die nötigen Einblicke zu gewähren. <strong>Die</strong> Problemerfassung ist der zweite Schritt,<br />
das Bewusstmachen über die Einsicht bis zum Verständnis für das Problem. Als dritter<br />
55
Schritt ist das Können, das Handeln im Sinne von sittlichen Kompetenzen angeführt,<br />
und schließlich das Werten, womit die zu erzielenden Grundhaltungen gemeint sind.<br />
(Pfeifer, 2009, S. 72) .<br />
In diesem vorliegenden Kapitel steht der Lebenskunde-Unterricht im Fokus. <strong>Die</strong><br />
Möglichkeiten des fächerübergreifenden Unterrichts sind anhand eines Projekttages<br />
mit einem Unterrichtsmodell aufgezeigt. <strong>Die</strong> Entstehung von Lebenskunde als<br />
Unterrichtsfach wurde durch die Abkehr vom Religionsunterricht möglich.<br />
Wesentlichster Inhalt von Lebenskunde ist die Vermittlung von Werten, sowie die<br />
Förderung sozialer Kompetenzen. Das nächste Kapitel befasst sich mit der Erlangung<br />
des Lehramtes in Europa und des PTS-Lehramtes in Österreich.<br />
3.3 LehrerInnenausbildung<br />
3.3.1 LehrerInnenbildung in Europa<br />
<strong>Die</strong> Reform der LehrerInnenbildung wurde um die Jahrhundertwende Thema. Dafür<br />
gibt es mehrere Gründe. Der Bologna-Prozess erforderte auch bei der<br />
LehrerInnenausbildung Veränderungen. Innerhalb der Bildungsentwicklung im<br />
Europäischen Rat erhält die Lehrerbildung eine große Bedeutung, nicht zuletzt auch<br />
durch den drohenden LehrerInnenmangel. Zudem wurden durch Vergleichsstudien wie<br />
PISA eklatante Defizite in den Bildungssystemen aufgezeigt. <strong>Die</strong><br />
Lehrerbildungsforschung lieferte neue Erkenntnisse.<br />
Gründe genug, um den Europäischen Rat in ein Arbeitsprogramm einzubinden. Im<br />
Lissabon-Prozess ist die Verbesserung der Lehrerausbildung als erster von dreizehn<br />
Zielbereichen angeführt. <strong>Die</strong>sem Bereich wird also eine sehr hohe Wertigkeit<br />
zugesprochen. Als Teilziele werden folgende angeführt: Es soll die Unterstützung für<br />
LehrerInnen gesichert sein, um den Anforderungen, die im Bereich Wissen gestellt<br />
werden, zu entsprechen. <strong>Die</strong> LehrerInnen sollen über die Fertigkeiten verfügen, um<br />
ihre Aufgaben in der Wissensgesellschaft erfüllen zu können. Und schließlich soll<br />
durch eine Attraktivierung des Lehrberufes die Bedarfsdeckung gesichert werden. Eine<br />
zentrale Zieldefinition bei der Ausbildung ist die Aneignung von Fähigkeiten, die den<br />
LehrerInnen die Möglichkeit bieten, sich auch bei sich ändernden Bedingungen<br />
innerhalb der Wissensgesellschaft ihrer Rolle entsprechend verhalten zu können.<br />
56
Der Bologna-Prozess zur Realisierung eines einheitlichen europäischen<br />
Hochschulbildungsraumes hat große und nachhaltig wirkende Ziele definiert <strong>Die</strong><br />
wichtigsten:<br />
‣ Einführung vergleichbarer Diplome zur Erleichterung der Anerkennung<br />
unterschiedlicher europäischer Qualifikationen.<br />
‣ <strong>Die</strong> Hochschulbildung in zwei Zyklen, „undergraduate“ und „graduate“.<br />
‣ Einführung eines Credit-Systems zur Transparenz von erworbenen<br />
Kompetenzen außerhalb der Hochschulbildung (ECTS)<br />
‣ Europäische Projekte zur Hochschulbildung<br />
‣ Lebensbegleitendes Lernen<br />
‣ Förderung der Attraktivität der Hochschulen (Sertl & Falkinger, 2002, S. 11-<br />
13)<br />
Was in der Lehrerausbildung in Europa fehlt, sind fundierte Modelle, basierend auf<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen der Lehrerbildungsforschung. Eine systemische<br />
Lehrerbildungsreform, die sich im Konzept als kontinuierlicher Prozess entwickeln soll,<br />
ist daher unabdingbar und kann im Kontext des Bologna-Zieles „Lebenslanges Lernen“<br />
gesehen werden. <strong>Die</strong> derzeit geltenden Curricula sind oft nicht erfüllbar, von<br />
Traditionen geleitet und von diversen Interessen abhängig. In den Curricula fehlen die<br />
Inhalte für die eigentlichen Aufgaben des Lehrberufes, nämlich Lernumgebungen und<br />
Situationen zu schaffen, die dem Befinden und der Motivation der SchülerInnen<br />
förderlich sind. Bestrebungen zu einer „standardbasierten Lehrerbildung“ lassen auf<br />
eine grundlegende Reform der Curricula und der gesamten Lehrerbildung hoffen. (Sertl<br />
& Falkinger, 2002, S. 15-18)<br />
In Finnland ist das Bildungswesen seit Jahrzehnten einem Prozess ausgesetzt, der<br />
auch eine universitäre Lehrerbildung beinhaltet. <strong>Die</strong> Fortbildung, das „lebenslange<br />
Lernen“ liegt in der Verantwortung der <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Entwicklung professioneller<br />
Problemkapazität steht im Mittelpunkt, Forschung hat einen hohen Stellenwert. Der<br />
Praxis in <strong>Schule</strong>n sowie in Lernsituationen kommt ebenso hohe Bedeutung zu wie dem<br />
Lernen in Projekten. <strong>Die</strong> Bildungseinrichtungen sind weitgehend autonom. Einen<br />
wesentlichen Faktor, tatsächlich die besten Köpfe für den Lehrberuf zu akquirieren,<br />
liegt in der Tatsache, dass der Beruf hohes Ansehen genießt.<br />
57
In England und Wales basiert die Lehrerbildung auf „performance standards“. Es geht<br />
dabei um drei Bereiche, und zwar um berufliche Werte, um Fachwissen und um die<br />
unterrichtliche Tätigkeit. Staatliche Stellen definieren Standards in Anlehnung an die<br />
schulischen Curricula. <strong>Die</strong> ausbildenden Stellen haben die Bedingungen zu schaffen,<br />
um diese Standards in der vorgesehenen Zeit zu erreichen. <strong>Die</strong> Erreichung dieser Ziele<br />
wird überwacht und ist Grundlage für die Finanzierung. in Österreich ist in der<br />
folgenden Abbildung zu verdeutlicht: (Pädagogische Hochschulen)<br />
Abb.5: Curriculum-Architektur (Pädagogische Hochschulen)<br />
Für Österreich bedeutete die „Akademisierung“ des Lehrberufes einen großen Schritt<br />
in Richtung zur Hochschulgemeinschaft Europas. Auch im österreichischen<br />
Ausbildungssystem findet sich neben den bestehenden Säulen Fachdidaktik,<br />
Pädagogik, Fachwissenschaft und Schulpraxis die Forderung nach einem<br />
lebenslangen Bildungsauftrag in der „Lernenden Organisation <strong>Schule</strong>“. Auf der<br />
Grundlage des Hochschulgesetzes 2005 wird die Erstausbildung mit der Fort- und<br />
Weiterbildung unabdingbar verbunden, 2007 werden aus den „Pädagogischen<br />
Akademien“ schließlich „Pädagogische Hochschulen“. (Pädagogische Hochschulen<br />
Österreichs, 2009)<br />
58
Bildungspolitiker von immer mehr Staaten der EU streben eine standardorientierte<br />
Lehrerbildung an, was im Gegensatz zum sehr erfolgreichen finnischen Modell steht.<br />
Es bestehen also beträchtliche Unterschiede in den Systemen. Durch die Absicht,<br />
„minimal skills“ vorzugeben, strebt die EU eine gewisse Vergleichbarkeit von<br />
LehrerInnen in Europa an. Es ist offensichtlich, dass sowohl der Lissabon- als auch der<br />
Bologna-Prozess noch weit von ihren Zielen entfernt sind, eine curriculare Reform des<br />
tertiären Bildungssektors jedoch in Gang gesetzt haben. (Sertl & Falkinger, 2002, S.<br />
14-28)<br />
3.3.2 <strong>Die</strong> Ausbildung für das PTS-Lehramt<br />
Detto schreibt in ihrer Arbeit zur Lebenskunde (Detto & Krzmarik, 2008) von einer<br />
Ausbildung zu LebenskundelehrerInnen schon in der Weimarer Republik. Damals<br />
wurden Pädagogische Akademien gegründet. <strong>Die</strong> Ausbildungsinhalte waren den an<br />
anderer Stelle bereits angeführten Lerninhalten entsprechend. Es finden sich darin<br />
Themen wie Klassengemeinschaft, Streiten. Hygiene, Arbeitshaltung, Bräuche und<br />
Festtage, Benehmen, sowie Inhalte zu den Themen Behinderung und Umgang mit<br />
dem Anderssein. Soziale Kompetenzen waren auch damals ein Thema in der<br />
Lebenskunde. Sie fanden als Vorsicht und Rücksicht, Geduld, Höflichkeit,<br />
Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Selbstbewusstsein Eingang in die Ausbildungsinhalte.<br />
Chauvinismus und Pazifismus waren Begriffe der Lehrerausbildung für Lebenskunde.<br />
(Detto & Krzmarik, 2008)<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung zum Lehrer/zur Lehrerin an einem Polytechnischen Lehrgang wurde zu<br />
Beginn an die sechssemestrige Ausbildung zum HS-Lehrer angefügt. Es erfolgte also<br />
vom Anfang an keine spezielle Ausbildung für diese Schulform. Es war eine<br />
gemeinsame Ausbildung für Hauptschule und Polytechnische Lehrgänge, die für den<br />
besonderen Bedarf der neuen Schulform keine spezifischen Angebote hatte. Aufgrund<br />
der geringen Nachfrage nach einer Poly-Ausbildung wurde diese nur an einigen<br />
Pädagogischen Akademien angeboten. Für bestimmte Fächerkombinationen wurde<br />
das Umschreiben des HS-Lehramtszeugnisses auf das Poly-Lehramt angeboten. <strong>Die</strong>s<br />
erfolgte ohne die Anforderung, poly-spezifische Kompetenzen erworben zu haben.<br />
(Jäger, Entstehung und Entwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>, 2001, S. 42)<br />
Als aufschlussreich erweist sich die Suche nach den Ausbildungsangeboten zur<br />
Erlangung des Lehramtes für PTS an den Österreichischen Pädagogischen<br />
Hochschulen. <strong>Die</strong> gemeinsame Homepage der Pädagogischen Hochschulen in<br />
59
Österreich weist 14 Institute aus. (Pädagogische Hochschulen)Von 14 bestehenden<br />
Pädagogischen Hochschulen in Österreich bieten lediglich sechs Institutionen eine<br />
Form der Ausbildung zum PTS-Lehrer/zur PTS-Lehrerin an. <strong>Die</strong> PH Salzburg bildet<br />
StudentInnen für das PTS-Lehramt, Fachbereich Holz aus, und ist damit die einzig<br />
mögliche Ausbildungsstätte für diesen Fachbereich in Österreich. Es handelt sich dabei<br />
um ein vollwertiges sechssemestriges Bachelor-Studium. Auch die Pädagogische<br />
Hochschule Steiermark hat einen vollwertigen Studienlehrgang, sechs Semester mit<br />
Bakkalaureat, im Programm. Ein gleichwertiges Angebot ist in der PH Tirol gegeben.<br />
<strong>Die</strong> Pädagogische Hochschule Vorarlberg stellt einen Studienlehrgang zur Erlangung<br />
des PTS-Lehramtes nach Bedarf und in Absprache mit der Schulaufsicht ins<br />
Programm.<br />
<strong>Die</strong> Homepage der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich weist die<br />
Studienlehrgänge zur Erlangung eines Lehramts für Volksschulen, Hauptschulen,<br />
Sonderschulen und Berufsschulen aus. Unter dem Button “Zusatzlehramt” stößt man<br />
auf das Angebot für ein Lehramt für PTS, Voraussetzung dafür ist ein HS-Lehramt. Als<br />
pdf-Dokumente sind Übersichten über die zu besuchenden Studienveranstaltungen für<br />
den Erwerb eines zusätzlichen Lehramtes zum Download angeführt. Als einzige<br />
Variante fehlt die Übersicht vom HS- zum PTS-Lehramt. (Pädagogische Hochschule<br />
NÖ, 2010)<br />
An der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems wird ein berufsbegleitendes<br />
Aufbaustudium für das Lehramt für Polytechnische <strong>Schule</strong>n angeboten. Das Studium<br />
schließt mit dem Lehramt für PTS und dem akademischen Grad "Bachelor of<br />
Education (BEd)" ab. Zu einem bestehenden Erstfach Deutsch, Mathematik oder<br />
Englisch sind als Fächerkombinationen die Zweitfächer Bewegung und Sport, Poltische<br />
Bildung und Wirtschaftskunde, Naturkunde, Ökologie und Gesundheitslehre. <strong>Die</strong><br />
Ausbildung für den Fachbereich Tourismus wird nur im Campus Krems angeboten. Der<br />
60
Lehrgang Fachbereich Elektro<br />
ist lediglich im Campus Strebersdorf zu belegen.<br />
Abb.6: Modulraster Studiengang Polytechnische <strong>Schule</strong> (Kirchlich Pädagogische<br />
Hochschule Wien/Krems)<br />
Der Modulraster zeigt die Unterteilung in Erziehung und Unterricht, <strong>Schule</strong> und<br />
Gesellschaft, Schulpraktische Studien, Humanwissenschaften, Fachwissenschaften<br />
und Fachdidaktik, Schulpraktische- und Ergänzende Studien. Themenfelder innerhalb<br />
dieser Module sind Berufsprofessionalität, LehrerInnenpersönlichkeit sowie<br />
Grundlagen pädagogischen Denkens und Handelns. PTS-spezifische Bereiche sind<br />
Berufswahl, Berufsmotivation und das Selbstkonzept der beruflichen Bildung. Ähnliche<br />
Inhalte findet man in den Curricula der anderen Pädagogischen Hochschulen zur PTS-<br />
Lehrerausbildung. (Pädagogische Hochschulen)<br />
<strong>Die</strong> LehrerInnenausbildung in Europa ist seit Beginn des Bologna-Prozesses im<br />
Umbruch. <strong>Die</strong> Ausbildung zur PTS-Lehrer/zur PTS-Lehrerin in Österreich ist schwer zu<br />
61
erlangen. Es sind gewisse Voraussetzungen gefordert, manche Fachbereiche sind für<br />
ganz Österreich nur in einem Bundesland angeboten. Mangelndes Interesse ist von<br />
den verantwortlichen Stellen der Vorwand für mangelnde Angebote, doch ist die<br />
Attraktivität der Ausbildung nicht gegeben.<br />
3.4 Resümee über die Erkenntnisse aus der Theorie<br />
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Schulform im Allgemeinen. Der<br />
Polytechnische Lehrgang wurde 1966 erstmals geführt. Grund dafür war die Änderung<br />
des Schulpflichtgesetzes von acht Jahren Schulpflicht auf neun. Mit der großen<br />
Reform 1997 wurde „Lehrgang“ durch „<strong>Schule</strong>“ ersetzt, was das eigentliche Problem,<br />
den Teil „polytechnisch“, unbeachtet ließ. <strong>Die</strong> Anfangszeit war sehr schwierig, was dem<br />
Image bis in die Gegenwart schadet. Obwohl der PL bei sehr wichtigen Themen wie<br />
Fünftage-Woche und Leistungsgruppen eine Vorreiterrolle spielte, ist die Anerkennung<br />
verwehrt geblieben. Ein vergleichbares Schuljahr ist innerhalb Europas nur in Irland<br />
durch das Transition Year gegeben, das wie die PTS einen starken Praxisbezug und<br />
damit Berufsvorbereitung ausweist.<br />
Im dritten Kapitel wird der Lebenskunde-Unterricht beleuchtet. <strong>Die</strong> definierten Bildungsund<br />
Lernziele erforderten einen Gegenstand wie Lebenskunde. Wie ein roter Faden<br />
ziehen sich durch die Jahrzehnte lebenskundliche Inhalte und Themen von Lehrplan zu<br />
Lehrplan. <strong>Die</strong> Einführung von Lebenskunde als Unterrichtsfach wurde ursprünglich<br />
durch die geforderte Trennung von Kirche und Staat schon in der Weimarer Republik<br />
festgelegt. Schon damals war das Kind im Zentrum des Unterrichtsgeschehens, wurde<br />
in seiner sozialen Umwelt gesehen; Verhaltensmuster und die Sinnfrage waren weitere<br />
Themen.<br />
<strong>Die</strong> Frage nach den Werten bei den Jugendlichen deckt sich mit dem Bild unserer<br />
Gesellschaft – „Spaß-, Erlebnis- und Netzwerkgesellschaft“. Ein Ziel des Lebenskunde-<br />
Unterrichts ist das Vermitteln sozialer Kompetenzen, um die Jugendlichen „lebensfit“<br />
zu machen. <strong>Die</strong> Poly-LehrerInnen müssen neben der Herausforderung, die<br />
Jugendlichen auf den Beruf und das Leben vorzubereiten und in anderen Fächern die<br />
herkömmlichen Lerninhalte zu vermitteln, auch noch der besonderen<br />
entwicklungspsychologischen Situation und den damit verbundenen<br />
Herausforderungen an den jungen Menschen Rechnung tragen. Das erfordert eine<br />
sehr sorgfältige Unterrichtsplanung und –gestaltung, bei der die emotionale Ebene<br />
62
zwischen LehrerIn und SchülerIn eine wesentliche Rolle spielt. <strong>Die</strong> Interaktion ist als<br />
gegenseitige Form der Kontrolle und auch der Abhängigkeit gegeben.<br />
<strong>Die</strong> LehrerInnenausbildung ist durch den Bologna-Prozess, der einen einheitlichen<br />
universitären Bildungsraum zum Ziel hat, in Diskussion geraten. Im Rahmen des<br />
Lissabon-Prozesses soll als eine von mehreren Maßnahmen die Ausbildung zum<br />
Lehrer/zur Lehrerin verbessert werden. Vorreiterrolle hat hier Finnland, das auch durch<br />
die sehr guten Ergebnisse bei der Bildung und Ausbildung der finnischen<br />
Jugendlichen, oft im Gespräch wegen der sehr guten Ergebnisse bei der Pisa-Studie,<br />
eine besondere Rolle im europäischen Bildungsraum einnimmt. Anzumerken ist, dass<br />
in den „Vorzeigeländern“ der Lehrerstand besonderes Ansehen genießt. <strong>Die</strong><br />
Ausbildung zum Lehramt erfolgt in Österreich seit 2007 auf universitärer Basis. <strong>Die</strong><br />
Pädagogischen Akademien wurden 2007 zu Pädagogischen Hochschulen. <strong>Die</strong><br />
spezielle Ausbildung für das PTS-Lehramt wird wenig beworben, wenig attraktiv und<br />
für einige Fachbereiche nur in einer einzigen PH für ganz Österreich möglich..<br />
Eine mögliche Erklärung für den geringen Stellenwert, nicht nur in der Gesellschaft,<br />
sondern vor allem auch bei den EntscheidungsträgerInnen, kann an dem geringen<br />
Anteil von 1,61 Prozent aller österreichischen SchülerInnen liegen. <strong>Die</strong>se Folgerungen<br />
aus der theoretischen Befassung mit dem Schultyp PTS und dem<br />
Unterrichtsgegenstand Lebenskunde erfordern zum Beantworten der<br />
Forschungsfragen empirische Methoden, die im folgenden Kapitel durchgeführt,<br />
analysiert und deren Auswertungen diskutiert werden.<br />
63
4 Empirie<br />
4.1 Grundlagen der empirischen Erhebung<br />
4.1.1 Ziel der empirischen Erhebung<br />
Ziel der Befragung von ExpertInnen mittels Interviews einerseits und der Befragung<br />
von PTS-AbsolventInnen und PTS-Schülern des aktuellen Schuljahres ist die<br />
Beantwortung der wissenschaftlichen Frage. Es soll auch der Standort dieser<br />
Schulform in der Bildungslandschaft aus der Sicht von beiden befragten Gruppen<br />
bestimmt werden. <strong>Die</strong> Bedeutung eines Unterrichtsgegenstandes Lebenskunde zu<br />
erheben ist ein weiteres Ziel.<br />
Bei den Interviews wurden zwei Bereiche abgefragt. Ein allgemeiner Teil zur Schulform<br />
PTS. Es ging dabei um Perspektiven der PTS, um eigene Erfahrungen und Ideen, wie<br />
dieser Schulform Perspektiven zu geben sind. Es wurde die persönliche Einstellung<br />
zur PTS erhoben. Der Status zur Zukunft der PTS, die persönlichen Erwartungen der<br />
ExpertInnen und deren Einschätzung erschien neben der Forschungsfrage relevant,<br />
um ein Bild zu zeichnen, wie die Zukunft für das Fach Lebenskunde innerhalb der PTS<br />
erscheint. Handelt es sich doch um einen speziell für den damaligen Polytechnischen<br />
Lehrgang und dessen „KlientInnen“ geschaffenen Gegenstand. Der zweite Bereich<br />
umfasste den Begriff Lebenskunde als Unterrichtsfach, die vorhandenen Möglichkeiten<br />
und legte auch den Fokus auf die Lehrerpersönlichkeit und deren Einfluss auf die<br />
Nachhaltigkeit und Effizienz des Unterrichts.<br />
4.1.2 Methode Fragebögen<br />
<strong>Die</strong>se Methode sollte der Beantwortung der Forschungsfrage dienen, um auch in<br />
Zahlen darzustellen, wie SchülerInnen tatsächlich den Einfluss der Lebenskunde auf<br />
ihr Leben betrachten. <strong>Die</strong> TeilnehmerInnen der Befragung waren zu 50 Prozent<br />
AbsolventInnen der PTS oder auch des PL. 50 Prozent von 100 Fragebögen wurden<br />
von SchülerInnen des aktuellen Schuljahres beantwortet. Bei der Auswahl wurden, um<br />
die Anonymität tatsächlich zu gewährleisten und diese Daten für die Beantwortung der<br />
Forschungsfrage auch nicht relevant sind, weder Geschlecht noch Alter noch Jahr des<br />
Schulbesuches erhoben.<br />
<strong>Die</strong> Fragebögen für die beiden Gruppen unterschieden sich nicht wesentlich<br />
voneinander. Es gab auch hier eine Anpassung auf die Situation der Personen.<br />
64
4.1.2.1 Auswahl der Befragten<br />
<strong>Die</strong> Auswahl der Befragten ergab sich einerseits durch die im laufenden Schuljahr<br />
anwesenden SchülerInnen, wobei von einer Gesamtzahl von 56 SchülerInnen eine<br />
Beantwortung durch 50 SchülerInnen angestrebt wurde. Anderseits sollten gleich viele<br />
ehemalige PL- oder PTS-SchülerInnen den Fragebogen ausfüllen. <strong>Die</strong> Akquise erfolgte<br />
durch einen Aufruf in einer dafür gegründeten geschlossenen Facebook-Gruppe. Es<br />
wurde so das Ziel erreicht, auch Poly-AbsolventInnen aus anderen PL oder PTS für<br />
dieses Projekt zu gewinnen.<br />
4.1.2.2 Fragebogen<br />
Der Fragebogen für die SchülerInnen des aktuellen Schuljahres besteht ähnlich den<br />
Interviewleitfäden aus zwei Bereichen, wobei aber der erste Bereich zur Schulform<br />
allgemein wesentlich kürzer ist. Es werden dabei die Hintergründe für die Wahl der<br />
PTS hinterfragt. Insgesamt werden neun Fragen gestellt. <strong>Die</strong> Antwortmöglichkeiten<br />
sind zum Teil offen, zum Teil sind vorgegebene Antworten zu werten. Auf einer Skala<br />
von 5 bis 1 – „trifft gar nicht zu“ bis zu „trifft sehr zu“. <strong>Die</strong>se Fragen gehen sehr konkret<br />
auf die Auswirkungen des LK-Unterrichts, auf den Einfluss auf soziale Kompetenzen,<br />
auf die Qualität des Unterrichts und auch auf die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit<br />
ein. Das Einfließen von lebenskundlichen Inhalten in anderen Gegenständen ist<br />
ebenfalls Bestandteil der Fragen. <strong>Die</strong> SchülerInnen hatten eine Bewertung nach<br />
Wichtigkeit der gebotenen Themen vorzunehmen. Zum Abschluss wird eine offene<br />
Frage nach eigenen Anmerkungen zum LK-Unterricht gestellt.<br />
<strong>Die</strong> Fragebögen für die AbsolventInnen sind grundsätzlich sehr ähnlich aufgebaut.<br />
Informationen zu erhalten für die Beantwortung der Forschungsfrage steht im<br />
Vordergrund. <strong>Die</strong> allgemeine Frage nach der Schulform ist ausgespart. Es werden<br />
ebenfalls neun Fragen gestellt. <strong>Die</strong> erste Frage nach der Schulform wird durch die<br />
Frage, ob der Lebenskundeunterricht eine Hilfe im Erwachsenenleben darstellt oder<br />
bis jetzt dargestellt hat, ersetzt. Eine Frage hat die Erinnerung an die lebenskundlichen<br />
Inhalte zum Thema. Und die AbsolventInnen bewerten auch den Einfluss des LK-<br />
Unterrichts auf soziale Kompetenzen wie den Umgang mit Konflikten und auf die<br />
Herausforderungen des Alltags, wie z. B. Kindererziehung. Auch hier ist die letzte<br />
Frage eine offene, die von einer allgemeinen, persönlichen Anmerkung zum LK-<br />
Unterricht handelt.<br />
65
4.1.2.3 Durchführung der Befragung<br />
<strong>Die</strong> Beantwortung der Fragebögen erfolgte für die SchülerInnen des aktuellen<br />
Schuljahres erst wenige Wochen vor den Ferien im Rahmen einer Unterrichtsstunde im<br />
Fach Lebenskunde. <strong>Die</strong> Verfasserin unterrichtet alle Klassen in Lebenskunde und hatte<br />
so die Gelegenheit, die Jugendlichen auf diese Befragung vorzubereiten und die<br />
Durchführung persönlich zu begleiten. Alle SchülerInnen waren gerne bereit, an der<br />
Befragung teilzunehmen. Das Ausfüllen des Fragebogens nahm zwischen 15 und 20<br />
Minuten in Anspruch. Durch Absenzen von SchülerInnen ergab sich die erwünschte<br />
Zahl von 50 TeilnehmerInnen.<br />
<strong>Die</strong> Beantwortung durch die AbsolventInnen erfolgte in mehreren Terminen, die in der<br />
<strong>Schule</strong> stattfanden. Es waren pro Termin jeweils Gruppen zwischen fünf und neun<br />
Personen. <strong>Die</strong> eigentliche Beantwortung erfolgte in der PTS, in einem Klassenraum. Es<br />
wurden vier Gruppentermine angeboten. Einige AbsolventInnen kamen einzeln in die<br />
<strong>Schule</strong>, um diese Aufgabe wahrzunehmen. Auch bei dieser Gruppe wurde ein<br />
Zeitrahmen von 15 bis 20 Minuten eingehalten.<br />
4.1.3 Methode ExpertInneninterviews<br />
Da es sich bei der Thematik PTS, daraus folgend auch bei den speziellen PTS-<br />
Unterrichtsfächern, um eine sehr umstrittene Thematik handelt, wurde das Instrument<br />
des ExpertInneninterviews als empirische Methode gewählt, auch unter dem<br />
Gesichtspunkt, das Argumentarium für einen Weiterbestand und auch eine Aufwertung<br />
dieser Schulform zu erweitern.<br />
ExpertInnen sind nach Gläser und Laudel Menschen mit besonderen Kenntnissen auf<br />
einem bestimmten Gebiet. Für das Experteninterview müssen aber nicht die „Eliten“<br />
auf den Fachgebieten ausgewählt werden, weil es nicht immer die „herausgehobene“<br />
Position ist, die einen Menschen zum Experten/zur Expertin macht. (Gläser & Laudel,<br />
2006) Es geht dabei auch um das Wissen über die sozialen Kontexte zu einem Thema.<br />
<strong>Die</strong> Gedankenwelt und die persönliche Einstellung, die bei den in dieser Arbeit<br />
angewendeten Interviews häufig erfragt wurden, eröffnet besondere Perspektiven auf<br />
ein Feld, was bei der Thematik der vorliegenden Arbeit durchaus erwünscht ist.<br />
4.1.3.1 Auswahl der ExpertInnen<br />
<strong>Die</strong> Auswahl der ExpertInnen erfolgte unter dem Gesichtspunkt, von verschiedenen<br />
Ebenen der Schulorganisation Betrachtungsweisen zu erhalten. Es ist dies die Ebene<br />
66
des Ministeriums, der höchsten zuständigen Stelle für das Bildungswesen in<br />
Österreich. Dabei wurde Wert auf einen persönlichen Bezug zur Schulform PTS Wert<br />
gelegt. Eine weitere Ebene der Organisation war die Schulaufsicht. Es wurden zwei<br />
persönlich bekannte Personen dafür ausgewählt. Unterschiedlich der Zugang der<br />
beiden InspektorInnen, da der Bezirksschulinspektor aus Mürzzuschlag eine lange und<br />
erfahrungsreiche Vergangenheit an dem PL/der PTS hinter sich hat. Und schließlich<br />
die Ebene der Schulleitung, was in diesem besonderen Fall gleichzusetzen ist mit der<br />
Ebene der Unterrichtenden, weil die meisten PTS-LeiterInnen aufgrund der kleinen<br />
Strukturen der PTS einer relativ hohen, nach Klassenanzahl unterschiedlichen<br />
Lehrverpflichtung nachkommen. Im Anhang ist in einem Kurzprofil Wissenswertes<br />
über die ExpertInnen nachzulesen. <strong>Die</strong> folgende Abbildung zeigt einen Überblick über<br />
die interviewten ExpertInnen. Für das besseres Verständnis wird bei den folgenden<br />
Ausführungen und den Auswertung nach drei ExpertInnengruppen unterschieden, und<br />
zwar nach der Gruppe der Ministerialbeamten, der Gruppe der Schulaufsicht, und der<br />
dritten Gruppe, das sind die Personen, die eine langjährige persönliche Erfahrung<br />
mitbringen und auch derzeit noch in der PTS tätig sind.<br />
4.1.3.2 Interviewleitfaden<br />
Um das Wissen und die persönlichen Erfahrungen der Interview-PartnerInnen zu<br />
erfragen, wurde ein offener und nicht-standardisierter Leitfaden erstellt. Es bestand mit<br />
der offenen Fragetechnik die Möglichkeit, neben der Gelegenheit für die ExpertInnen,<br />
in der Antwort nicht eingeschränkt zu sein, die Chance für die Interviewerin, auch sich<br />
daraus ergebende Zwischenfragen zu stellen.<br />
<strong>Die</strong> Interviewleitfäden für alle Ebenen sind thematisch ident, die Formulierung und<br />
Konkretisierung der Fragen ist allerdings auf die Bereiche, in denen die Personen tätig<br />
sind, angepasst. <strong>Die</strong> Schwerpunkte waren in allen Interviews die gleichen. Es sind im<br />
ersten Fragenkreis allgemeine Aussagen zur Schulform erwünscht. <strong>Die</strong> persönlichen<br />
Erfahrungen der Interviewten, deren persönliche Sicht und Beziehung zur PTS, und die<br />
Beantwortung der Frage nach möglichen Perspektiven, nach Verbesserungen und<br />
Möglichkeiten, <strong>Schule</strong> nicht nur einer Stärkung bedarf, sondern auch einen<br />
wesentlichen Beitrag zu wichtigen wirtschaftlichen Aufgaben leisten kann.<br />
Der zweite Fragenkreis widmet sich der eigentlichen Forschungsfrage. Der<br />
Lebenskundeunterricht steht dabei im Mittelpunkt, der Zugang zu den Lehr- und<br />
Lerninhalten sowie die Rolle des Lehrers/der Lehrerin in diesem Fach, das aufgrund<br />
67
der Inhalte und der Möglichkeiten der Wissensvermittlung mit herkömmlichen Fächern<br />
in den <strong>Schule</strong>n nicht vergleichbar ist.<br />
4.1.3.3 Durchführung der Interviews<br />
Sämtliche Interviews wurden im Rahmen persönlicher Treffen von der Verfasserin der<br />
vorliegenden Arbeit durchgeführt. <strong>Die</strong> persönlich bekannten InterviewpartnerInnen<br />
wurden telefonisch oder per Mail zu dem Treffen eingeladen. <strong>Die</strong> Gespräche mit den<br />
Direktoren der PTS fanden in der PTS Korneuburg statt. Das Interview mit der<br />
Bezirksschulinspektorin von Korneuburg im Büro des Bezirksschulrates. Für das<br />
Interview mit dem Bezirksschulinspektor von Mürzzuschlag gab es ein Treffen in<br />
seinem Privathaus in Langenwang. <strong>Die</strong> beiden Beamten des Bundesministeriums<br />
waren nicht persönlich bekannt, waren auf Mailanfrage bereit zu einem Termin in ihrem<br />
Büro im Bundesministerium.<br />
Der Interviewleitfaden wurde auf Verlangen vorher elektronisch zugesandt, wovon nur<br />
eine Person Gebrauch machte. <strong>Die</strong> Interviews wurden mit Genehmigung der<br />
ExpertInnen mit einem Tonband aufgenommen und im Anschluss transkribiert. Alle<br />
Interviews dauerten zwischen 45 und 60 Minuten, wobei sich bei manchen im<br />
Anschluss eine sehr angeregte Diskussion ergab.<br />
4.2 Methode der Datenerhebung<br />
4.2.1 Qualitative Inhaltsanalyse der Interviews<br />
Grundlage für die Auswertung der Interviews stellt die Transkription dar. In der<br />
vorliegenden <strong>Master</strong>thesis wurde die Auswertung der qualitativen Inhaltsanalyse nach<br />
Mayring gewählt. Nach Mayring (Mayring, 2010, S. 11) hat die Inhaltsanalyse nicht nur<br />
das Ziel, Material, das aus einer Form von Kommunikation stammt, zu analysieren,<br />
sondern darüber hinaus auch formale Aspekte der Kommunikation zu berücksichtigen.<br />
Er sieht daher die Inhaltsanalyse eher als kategoriengeleitete Textanalyse. (Mayring,<br />
2010, S. 13). Er schlägt zwei Formen des Vorgehens vor. Zum einen die Definition der<br />
Kategorien durch Deduktion, die auf theoretischen Überlegungen beruht. Dem<br />
gegenüber steht die induktive Kategoreindefinition, die sich nicht auf theoretische<br />
Konzepte bezieht, sondern aus dem Material direkt ableitet. (Mayring, 2010, S. 83).<br />
Eine Auswertung nach Mayring stellt eine bestimmte Anzahl von vorgegebenen<br />
Teilschritten dar, die in ihrer Gesamtheit in der vorliegenden Arbeit nicht unbedingt<br />
erforderlich scheinen, Vielmehr soll die qualitative Textanalyse nach Mayring ein<br />
68
Leitfaden für die Auswertung sein. <strong>Die</strong> Methode wird in vereinfachter Form zur<br />
Anwendung kommen.<br />
4.2.2 Prozess der Datenauswertung<br />
Mayring nennt sieben Schritte zur Inhaltsanalyse:<br />
1. <strong>Die</strong> Bestimmung der Analyseeinheiten - die Festlegung der geringsten<br />
Größe eines auszuwertenden Bestandteiles, die Bestimmung des größten<br />
auszuwertenden Textbestandteiles sowie die Auswertungseinheit, in welcher<br />
die Reihenfolge der Textteile festgelegt wird.<br />
2. <strong>Die</strong> Paraphrasierung – Z1-Regel: inhaltlich irrelevante Textbestandteile<br />
werden herausgestrichen; einheitliche Sprachebene wird geschaffen;<br />
grammatikalische Kurzform.<br />
3. Generalisierung der Paraphrase nach Bestimmung des Abstraktionsniveaus<br />
– Z2-Regeln: Generalisieren der Paraphrasen auf die Abstraktionsebene;<br />
Generalisieren der Prädikate; Belassen der Paraphrasen über dem<br />
Abstraktionsniveau; im Zweifelsfall theoretische Vorannahmen<br />
4. Reduktion durch Selektion - Z3-Regeln: Streichen bedeutungsgleicher und<br />
wenig inhaltstragender Paraphrasen; Erhalten der inhaltstragenden<br />
Paraphrasen (Selektion); theoretische Vorannahmen.<br />
5. Zweite Reduktion – Z4-Regeln: Bündelung, d.h. Zusammenfassen von<br />
ähnlichen Paraphrasen mit ähnlicher Aussage; Konstruktion und Integration,<br />
d. h. mehrere oder verschiedene Aussagen zu einem Gegenstand;<br />
theoretische Vorannahmen.<br />
6. Neue Aussagen werden als Kategoriensystem zusammengestellt – alle<br />
Paraphrasen des ursprünglichen Materials müssen aufscheinen und sind<br />
zuzuordnen.<br />
7. Rücküberprüfung anhand des Ausgangsmaterials – dieses im Verlaufe des<br />
Prozesses entstandene knappe Kategoriensystem muss rücküberprüft<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Rücküberprüfung am Ausgangsmaterial ist als repräsentativ zu sehen. Das<br />
eigentliche Ziel der qualitativen Inhaltsanalyse, die wesentlichen Inhalte durch<br />
Reduktion einer großen Materialmenge zu erhalten, ist damit erreicht. (vgl.<br />
Mayring, 2010, S. 59 - 83)<br />
69
4.3 Ergebnisse der Erhebung<br />
4.3.1 Ergebnisse aus den Fragebögen<br />
Aufschlussreich und ergänzend zu den Interviews die Bedeutung des<br />
Lebenskundeunterrichts aus der Sicht der SchülerInnen, sowohl derer, die sich im<br />
aktuellen Schuljahr befinden und die unmittelbare Erinnerung und die Eindrücke des<br />
Unterrichts noch sehr präsent haben. Genauso spannend wie die Eindrücke der<br />
AbsolventInnen, die das letzte Pflichtschuljahr vor fünf bis 30 Jahren absolviert haben.<br />
<strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf die wichtigsten Fragestellungen, die für<br />
die Schulform und zur Beantwortung der Forschungsfrage relevant sind.<br />
4.3.1.1 AbsolventInnen<br />
Abb. 7: Bewertung des Lebenskundeunterrichts - AbsolventInnen<br />
Es ist bemerkenswert, dass nahezu 90 Prozent der befragten ehemaligen<br />
SchülerInnen den Lebenskunde-Unterricht als qualitativ hoch bewerten, diesen<br />
Gegenstand und die Form der Vermittlung in sehr guter und angenehmer Erinnerung<br />
haben. Eine Person gibt eine schlechte Bewertung ab.<br />
70
Abb. 8: Hilfestellung als Jugendliche/r - AbsolventInnen<br />
Auf die Frage, ob durch den Lebenskundeunterricht in der Zeit des Besuches der<br />
neunten Schulstufe eine konkrete Hilfestellung gegeben war, antworten 94 Prozent,<br />
dass diese häufig bis teilweise erfolgt ist.<br />
Abb. 9: Hilfestellung als Erwachsene/r - AbsolventInnen<br />
71
Einen Einfluss auf weitere Lebensentscheidungen als Erwachsene/r durch<br />
lebenskundliche Inhalte in der neunten Schulstufe bestätigen 90 Prozent der<br />
Befragten.<br />
Abb. 10: Erinnerung an Inhalte - AbsolventInnen<br />
Nur zwei Prozent geben an, sich an konkrete Inhalte sehr gut zu erinnern. Doch<br />
immerhin 82 Prozent geben an, sich noch gut bis mittelmäßig an die Inhalte zu<br />
erinnern. Im persönlichen Gespräch im Anschluss an die Treffen zur Beantwortung des<br />
Fragebogens führten die SchülerInnen diese Frage als eine der unangenehmeren an,<br />
weil sie sich an den Unterricht an sich sehr gut erinnern, lebenskundliche Inhalte aber<br />
auf Nachfrage nicht gleichbeantworten könnten. <strong>Die</strong> Assoziation mit Lebenskunde<br />
ergab sich häufig erst bei Auftreten einer konkreten Situation.<br />
72
Abb. 11: Fächer mit lebenskundlichen Inhalten - AbsolventInnen<br />
Wenig verwunderlich ist die Tatsache, dass Berufskunde am häufigsten genannt wird.<br />
An den weiteren Stellen sind Politische Bildung und Deutsch zu finden. Ein Zeichen<br />
dafür, dass Lebenskunde gar nicht isoliert gesehen werden kann, weil sich<br />
lebenskundliche Inhalte, Themen, die für das weitere Leben der Jugendlichen relevant<br />
sind, nicht auf ein einziges Unterrichtsfach beschränken lassen.<br />
73
Abb. 12: Einfluss auf Lebenssituationen – AbsolventInnen<br />
<strong>Die</strong> Auswirkungen auf weitere Lebensentscheidungen sind bei der allgemeinen<br />
Haltung, bei grundlegenden Einstellungen zum Leben am ehesten gegeben. Es ist dies<br />
sehr klar aus den Antworten zu erkennen. 87 Prozent orten einen Zusammenhang<br />
zwischen den lebenskundlichen Inhalten im PL/der PTS und hrem Interesse an der<br />
Gesellschaft. Es geben 42 Befragten, also 84 Prozent, eine starke bis mittelmäßigen<br />
Einfluss auf ihre Arbeitshaltung und die Einstellung zum Beruf an. Genauso viele<br />
bemerken in ihrem Leben eine Bedeutung des im Lebenskundeunterricht Erlernten<br />
beim Umgang mit Konflikten. 72 Prozent sehen sowohl bei ihrer Lebensweise<br />
bezüglich Gesundheit und auch bei der Berufswahl einen Zusammenhang. Durchaus<br />
74
von Bedeutung die Nennung von 58 der Befragten, dass lebenskundliche Inhalte der<br />
neunten Schulstufe einen Einfluss auf die Erziehung ihrer Kinder ausübt oder ausgeübt<br />
hat.<br />
Abb. 13: Begünstigung von Fähigkeiten – AbsolventInnen<br />
Obenstehende Grafik zeigt sehr deutlich, dass die Entwicklung sozialer Fähigkeiten<br />
durch den Lebenskundeunterricht klar unterstützt wird. Das Übernehmen von<br />
Verantwortung ist für 93 Prozent der Befragten durch Lebenskunde beeinflusst worden.<br />
Annähernd hohe Werte erzielen Zuverlässigkeit, Gerechtigkeitssinn und<br />
Selbstständigkeit. einen Prozentsatz von 86 gibt es für Zivilcourage und<br />
75
Selbstbewusstsein. An letzter Stelle, aber immer noch mit 82 Prozent Zustimmung,<br />
liegt Konfliktfähigkeit<br />
Abb.14: Lehrer/in auch später um Rat fragen - AbsolventInnen<br />
Das Bedürfnis, den Lehrer/ die Lehrerin auch nach Schulaustritt um Rat fragen zu<br />
können, beantworten 86 Prozent mit „Ja, oft“, „Manchmal“ bis „Teils, teils“. 12 Prozent<br />
geben an, dieses Bedürfnis nicht verspürt zu haben. Eine Person kann es nicht<br />
einschätzen.<br />
<strong>Die</strong> Zusatztexte bei der freien Frage sind alle positiv. Einige Beispiele: Schönster<br />
Gegenstand, schönste Zeit, unterhaltsame Diskussionen, super Lehrerin, wird immer<br />
wichtiger, echter Hilfe bei der Kindererziehung, lachen und fröhlich sein, und ähnliche<br />
Attribute. Häufig wird der Begriff Nachhaltigkeit genannt.<br />
76
4.3.1.2 Aktuelle SchülerInnen<br />
Abb. 15: Warum PTS? – aktuelle SchülerInnen<br />
<strong>Die</strong> Fragestellung, warum die SchülerInnen des aktuellen Schuljahres diesen Schultyp<br />
gewählt haben, wurde von 31 Personen mit der Hoffnung auf Hilfestellungbei der<br />
Lehrstellensuche beantwortet. 26 Personen haben sich eine echte Vorbereitung auf<br />
den Beruf erwartet. Für 17 der Befragten war die Möglichkeit einer Verbesserung der<br />
Zeugnisnoten mit ausschlaggebend. Trotz der oben bereits mehrfach erwähnten<br />
Imageproblematik führten 6 Personen den guten Ruf, 8 Personen die Empfehlung der<br />
<strong>Schule</strong> durch andere als Begründung an. Fünf Jugendliche gaben an, durch den<br />
Besuch der PTS Lebenshilfe erwartet zu haben. Relevant für die Frage nach der<br />
Bedeutung der Schulform.<br />
77
Abb. 16: Bewertung des Lebenskundeunterrichts – aktuelle SchülerInnen<br />
<strong>Die</strong> Bewertung des Lebenskundeunterrichts ist auch bei den SchülerInnen, die sich in<br />
der neunten Schulstufe befinden, mit einer Zustimmung von 90 Prozent als sehr positiv<br />
zu bezeichnen. 8 Prozent, also vier Schüler, finden den Unterricht mittelmäßig, einer<br />
spricht von einem schlechten Unterricht.<br />
Abb. 17: Lebenskundliche Inhalte in anderen Gegenständen – aktuelle SchülerInnen<br />
78
Der Zusammenhang zwischen Lebenskunde und den vermittelten Inhalten wird<br />
vorwiegend im Berufskundeunterricht erlebt. Berufskunde erfährt eine Zustimmung von<br />
92 Prozent. An zweiter Stelle ist mit 62 Prozent das Fach Politische Bildung genannt.<br />
An dritter Stelle, noch deutlich vor Deutsch (38 Prozent) wird Gesundheitslehre mit<br />
einem Wert von 48 Prozent genannt.<br />
Abb. 18: Hilfestellung als Jugendliche/r – aktuelle SchülerInnen<br />
8 Prozent bekennen sich dazu, in ihrer Situation als Jugendliche/r im laufenden<br />
Schuljahr schon sehr oft Hilfe erfahren zu haben. Insgesamt wird die Frage von 88<br />
Prozent positiv beantwortet. 8 Prozent können nicht einschätzen, ob Lebenskunde<br />
einen Einfluss auf ihre aktuellen Probleme nehmen konnte,<br />
79
Abbildung 19: Einfluss auf Lebenssituationen – aktuelle SchülerInnen<br />
Einen unterschiedlich ausgeprägten, doch spürbaren Einfluss auf Arbeitshaltung und<br />
die Bedeutung des Berufes nehmen 90 Prozent der SchülerInnen wahr. Soziales<br />
Engagement liegt mit 88 Prozent nur knapp dahinter. 86 Prozent meinen, dass der<br />
Lebenskundeunterricht Auswirkungen beim Thema Kindererziehung haben wird. Mit<br />
82 Prozent ist die Konfliktlösung genannt, nahezu gleichauf, 80 Prozent, liegen das<br />
Interesse an der Gesellschaft und die gesunde Lebensweise. 76 Prozent orten einen<br />
Einfluss auf ihr Suchtverhalten, 68 Prozent geben an, eine Beeinflussung ihrer Haltung<br />
gegenüber Minderheiten erfahren zu haben: Für Brauchtum, Familienfeste und<br />
Freizeitgestaltung entschieden sich 62 Prozent der Befragten. Nahezu die Hälfte allen<br />
80
Befragten gibt einen Einfluss auf Sexualität und Kinderwunsch an. Immerhin 18<br />
SchülerInnen, und damit 36 Prozent, konnten bei Partnerschaftsproblemen einen<br />
Einfluss durch die Behandlung solcher Themen in Lebenskunde wahrnehmen.<br />
Abb. 20: Begünstigung von Fähigkeiten – aktuelle SchülerInnen<br />
Von 50 befragten SchülerInnen schätzen sich 47, also 94 Prozent, zuverlässiger ein<br />
als zu Beginn des Schuljahres. 25 von ihnen fühlen eine sehr starke Begünstigung<br />
dieser Fähigkeit durch die Erfahrungen an dieser <strong>Schule</strong>. Ihre Selbstständigkeit ist<br />
nach dem Dafürhalten von 88 Prozent positiv durch den Unterricht in Lebenskunde<br />
beeinflusst worden. 84 Prozent meinen, eine positivere Werthaltung in Bezug auf<br />
81
Stellenwert der Familie, Pflege von Brauchtum, Umgang mit anderen Menschen oder<br />
auch Respekt vor der Natur gewonnen zu haben. Ebenso viele schätzen eine<br />
Begünstigung beim Entwickeln und Steigern ihres Selbstbewusstseins ein. Den Mut,<br />
sich für andere einzusetzen, sehen 82 Prozent begünstigt und gefördert, 80 Prozent<br />
meinen, bei der Entwicklung des Verantwortungsbewusstseins auch für andere<br />
gefördert worden zu sein. Bei der Konfliktlösungskompetenz fühlen sich 74 Prozent<br />
unterstützt.<br />
Abb. 21: Bedeutung von Inhalten – aktuelle Schülerinnen<br />
Auf die Reihung von lebenskundlichen Inhalten nach ihrer Wichtigkeit stehen die<br />
Themen Selbsteinschätzung und Haltung zum Beruf, Jugendschutz, die Familie,<br />
82
Kindererziehung, eine gesunde Lebensweise an den ersten Stellen. Große Bedeutung<br />
wird mit einer Zustimmung von 82 Prozent dem Umgang mit Konflikten beigemessen,<br />
mit rund 70 Prozent liegen die Themen Sexualität, der Besuch von politischen<br />
Institutionen, Generationenprobleme und Partnerschaft gleichauf. Etwas mehr<br />
Bedeutung wird dem Thema Freizeit mit 76 Prozent beigemessen.<br />
Abb. 22: Lehrer auch später um Rat fragen – aktuelle SchülerInnen<br />
Nahezu die Hälfte der SchülerInnen wünscht sich, die Lebenskundelehrerin zumindest<br />
manchmal um Rat fragen zu können. Insgesamt geben 86 Prozent an, diesen Wunsch<br />
zu hegen. Vier der Befragten lehnen diesen Kontakt ab, ein Schüler legt sich nicht fest.<br />
<strong>Die</strong> Zusatztexte in dieser Gruppe auf die letzte Frage sind durchwegs positiver Natur:<br />
Der Lebenskunde-Unterricht wird von mehreren SchülerInnen als sehr spannend und<br />
informativ bewertet. Weitere Zusätze sind: toll, bringt mir viel im Leben, lerne über<br />
mich und die Mitmenschen, wollen mehr Lebenskunde-Stunden. Ein Schüler/eine<br />
Schülerin forderte an Stelle der Diskussionen und Gespräche mehr Arbeit am<br />
Computer ein-<br />
4.3.1.3 Gegenüberstellung der beiden Gruppen<br />
Interessant ist die Gegenüberstellung der Ergebnisse der AbsolventInnen und der<br />
aktuellen SchülerInnen, wo eine Vergleichbarkeit durch idente oder nahezu idente<br />
Fragestellung gegeben ist. <strong>Die</strong> Antworten zu Lebensthemen, die durch Lebenskunde<br />
83
eeinflusst werden, sowie die Begünstigung der Fähigkeiten werden bewusst nicht in<br />
einer Graphik gegenübergestellt, da eine Übersichtlichkeit nicht gegeben scheint.<br />
Eine Möglichkeit des Vergleiches ergibt sich aus der Frage nach der Bewertung des<br />
LK-Unterrichts.<br />
Abb. 23: Bewertung des LK-Unterrichts - Gegenüberstellung<br />
Hier zeigt sich eine große Ähnlichkeit in der Einschätzung des Unterrichts bei den<br />
beiden Gruppen.<br />
84
<strong>Die</strong> Frage nach den persönlichen Erfahrungen mit lebenskundlichen Themen in<br />
anderen Fächern als dem eigentlichen Gegenstand Lebenskunde weist eine<br />
Vergleichbarkeit auf.<br />
Abb. 24: Lebenskundliche Inhalte in anderen Fächern - Gegenüberstellung<br />
<strong>Die</strong> Wahrnehmung lebenskundlicher Inhalte in anderen Gegenständen ist bei beiden<br />
Gruppen in Berufskunde am höchsten. Fast gleich in Politische Bildung, genau gleich<br />
in Deutsch. Deutlich höher liegt der Anteil an lebenskundlichen Inhalten nach der<br />
Einschätzung der aktuellen SchülerInnen bei Gesundheitslehre. <strong>Die</strong>se Einschätzung<br />
kann sich aus der Tatsache ergeben, das im aktuellen Schuljahr der Erhebung der<br />
schulautonome Pflichtgegenstand Erweiterte Gesundheitslehre geführt wurde.<br />
Daneben wurde während 5 Monaten ein Gesundheitsprojekt durchgeführt.<br />
85
Ein sehr wesentlicher Aspekt im Hinblick auf die Forschungsfrage ist das Wahrnehmen<br />
einer Hilfestellung durch Lebenskunde in der Situation als Jugendliche/r.<br />
Abb. 25: Hilfestellung als Jugendlicher - Gegenüberstellung<br />
<strong>Die</strong> AbsolventInnen zeigen eine deutlich höhere Wahrnehmung des Lebenskunde-<br />
Unterrichts als eine Form der Hilfestellung für Probleme in der aktuellen Situation<br />
während der Schulzeit als die SchülerInnen des aktuellen Schuljahres. Insgesamt aber<br />
ist der Prozentsatz derer, die wenig bis gar keine Hilfestellung erfuhren, annähernd<br />
gleich.<br />
86
Im Hinblick auf die Bedeutung der LehrerInpersönlichkeit, ein Bereich, der auch in den<br />
ExpertInnengespräche Thema war, ergibt sich noch ein Thema das sich für einen<br />
direkten Vergleich anbietet.<br />
Abb. 26: Lehrer/in auch später um Rat fragen - Gegenüberstellung<br />
Insgesamt hegen und hegten gleich viele Personen aus den beiden Gruppen den<br />
Wunsch, oft, manchmal oder teil/teils, den Kontakt mit dem Lebenskundelehrer(der<br />
Lehrerin aufrecht zu erhalten, um auch in späteren Lebenssituationen einen Rat zu<br />
erhalten. Für genau gleich viele war dieser Wunsch eher nicht oder gar nicht gegeben.<br />
Einige können diese Frage nicht klar beantworten.<br />
87
4.3.2 Ergebnisse aus den Interviews<br />
Im Folgenden sind die Antworten der ExpertInnen bereits einer Reduktion unterzogen<br />
worden. <strong>Die</strong>se Form bildet später die Grundlage zur Beantwortung der<br />
Forschungsfrage und zur Diskussion. <strong>Die</strong> Tabellen enthalten jeweils ein Gruppe der<br />
Befragte der verschiedenen Ebenen.<br />
Tabelle1: Antworten der Beamten des Bundesministeriums<br />
Fragenkreis 1 Haider Havlicek<br />
1 Erfahrungen an PL/PTS 30jährige Erfahrung 20 Jahre Erfahrung; am<br />
Lehrplan mitgearbeitet<br />
2 Imageproblematik,; Nahtstelle <strong>Schule</strong>-Beruf Image wellenförmig.<br />
Begründung<br />
für Herausforderung für Imageproblematik<br />
Entscheidung<br />
für <strong>Schule</strong> und SchülerInnen, Nachteil für Kinder.<br />
Auseinandersetzung mit die dafür fit zu machen LehrerInnen vermitteln<br />
PTS<br />
sind.<br />
Sinnhaftigkeit. Schönste<br />
Zeit als Lehrer<br />
3 Bedeutung von Lebens- Nicht zu trennen – Bindeglied zwischen<br />
und Berufsorientierung Berufsorientierung ist <strong>Schule</strong> und Beruf;<br />
Lebensorientierung gelungene Konzeption<br />
4 Spezielles an der PTS Erstmalige Förderung Keine Antwort<br />
nach Interessen und<br />
Neigungen<br />
4a Zielgruppe<br />
Für alle, die berufliche Übergang zwischen<br />
Laufbahn anstreben. <strong>Schule</strong> und Beruf; 40<br />
Vorschlag:<br />
Prozent in Beruf, 22<br />
verpflichtendes letztes Prozent in PTS – großes<br />
Schuljahr für alle<br />
Potenzial<br />
4b Besondere Angebote Flexibilität, höchstes Pflichtschule; nimmt alle<br />
Engagement der an; hat keine Wahl als<br />
LehrerInnen, deren hohe <strong>Schule</strong> – positiv!<br />
soziale Kompetenz<br />
4c Was fehlt? Anerkennung, weil Achtung; klare<br />
„Arbeit“ zu wenig Positionierung im<br />
attraktiv.<br />
System<br />
4d Auswirkungen der<br />
aktuellen Änderungen<br />
(NMS, ÜST in BMS, BHS)<br />
auf PTS<br />
4e Aufwertung der PTS<br />
gegen Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel<br />
Einfluss auf Lernformen;<br />
Sinken<br />
der<br />
SchülerInnenzahlen;<br />
später in den<br />
Arbeitsmarkt<br />
Ja, könnte helfen.<br />
Zweijährigkeit,<br />
Namensänderung<br />
ÜST an BMS und BHS<br />
verfehlt, weil es nur<br />
Schülerschwund<br />
entgegenwirkt; kein päd.<br />
Konzept, keine Vision;<br />
NMS eher positiv für<br />
PTS<br />
Eher ja<br />
4f Erfahrungen durch Nicht so erlebt. Weniger Ja, schon in aktiver Zeit;<br />
88
gesellschaftliche<br />
Entwicklung (Disziplin,…)<br />
5 Maßnahmen zur<br />
Aufwertung<br />
6 PTS-<br />
LehrerInnenausbildung –<br />
wie attraktiv?<br />
7 Gespräche auf<br />
Ministeriumseben zur PTS<br />
Rückhalt von daheim<br />
Zweijährigkeit;<br />
Individualisierung,<br />
Differenzierung,<br />
Flexibilität – nur mit Druck<br />
von der Wirtschaft<br />
möglich<br />
Nicht attraktiv. Geringe<br />
Nachfrage bedingt noch<br />
geringeres Angebot.<br />
Nicht offiziell, nicht<br />
intensiv. Eher in der<br />
nächsten<br />
Regierungsperiode!<br />
8 Zukunft der PTS? Inhalte ja, weil unbedingt<br />
notwendig. Schulform in<br />
10 Jahren unsicher.<br />
9 Persönliche<br />
Anmerkungen?<br />
Fragenkreis 2<br />
Weiterentwicklung in<br />
Richtung Zweijährigkeit;,<br />
Optimierung<br />
LehrerInnenausbildung.<br />
Erziehungsfragen<br />
verlagert; große Achtung<br />
vor den Jugendlichen –<br />
schwierig, weil so jung<br />
(Vorstellen,…)<br />
Angliederung an<br />
Lehrlingssystem; jetzige<br />
Konzeption, Teil der<br />
Lehre, nicht Anschluss<br />
an<br />
BS;<br />
Namensänderung<br />
Nein!<br />
Gespräche zur<br />
Aufwertung im Gange.<br />
Regierungsprogramm<br />
nicht erfüllt!<br />
Wichtig; Kritiker<br />
verstummt;<br />
Verbesserung der<br />
Rahmenbedingungen<br />
ICH kämpfe für<br />
Verbesserung<br />
1 Verständnis von LK? Verknüpft mit<br />
Berufsvorbereitung. Alle<br />
für die Jugendlichen<br />
aktuellen Themen<br />
2 Was bewirkt LK? Erziehungsprozess, wenn<br />
projektmäßig gestaltet;<br />
zeitgemäße Lernformen;<br />
Selbsttätigkeit<br />
3 Ausgleich familiärer Ja, wenn adäquater,<br />
Defizite möglich?<br />
familiärer Unterricht<br />
4 Bedeutung der Hohe Bedeutung! Vorbild<br />
LehrerInpersönlichkeit? im Bereich der<br />
Gesundheits- und<br />
Lebenserziehung<br />
5<br />
Offenheit, Toleranz,<br />
Eigenschaften/Kompetenzen Verständnis; Lehrerin oft<br />
des/r Lehrers/Lehrerin? Elternersatz – emotionale<br />
Belastung<br />
6 Bedeutendste Inhalte? Soziales Umfeld,<br />
Umgang mit Freunden,<br />
sozialen Medien,<br />
Berufs-<br />
und<br />
Lebensvorbereitung für<br />
die Altersgruppe<br />
Themen im Interesse<br />
der SchülerInnen<br />
JA, aber <strong>Schule</strong> nicht<br />
überschätzen!<br />
Hohe Bedeutung!<br />
Vorbildwirkung, guter<br />
Umgang<br />
mit<br />
SchülerInnen<br />
Authentizität,<br />
Berufserfahrung,<br />
Praxisbezug<br />
Aktueller Bedarf der<br />
Jugendlichen<br />
7 LK als Lebenshilfe? Lerneffekt durch Ja, daher Nachfrage in<br />
89
Selbsttätigkeit;<br />
Nachhaltigkeit<br />
8 LK an anderen <strong>Schule</strong>n? Ja; Diskussionen in<br />
Richtung Ethikunterricht<br />
9 Eigene Ideen? ExpertInnen zur<br />
Adaptierung des<br />
Lehrplanes<br />
anderen <strong>Schule</strong>n<br />
Ja<br />
Neben fachlichem<br />
Lernen Stärkung der<br />
Grundkompetenzen (M,<br />
D, E); gute<br />
Positionierung von LK im<br />
Fächerkanon<br />
90
Tabelle 2: Antworten der VertreterInnen der Schulaufsicht<br />
Fragenkreis 1 Braun Paller<br />
1 Persönliche Erfahrung? Vier Monate an PL, vor Viel Erfahrung, an<br />
30 Jahren<br />
mehreren Standorten<br />
2 Bedeutung von Lebens- Große Bedeutung; ein Schwerpunkte für<br />
und Berufsorientierung? Jahr/zehn Monate zu Ausbildung;<br />
kurz dafür (s. Frage 3b,<br />
Paller)<br />
3 Spezielles an der PTS? Siehe Antwort 3b! Praxisorientierung mit<br />
Beratung zu sinnvoller<br />
Lebensgestaltung<br />
3a Zielgruppe?<br />
Nicht nur Jugendliche,<br />
die Berufsweg wählen;<br />
Orientierung allgemein<br />
BerufseinsteigerInnen,<br />
Matura beachten (Lehre<br />
mit Matura)<br />
3b Besondere Angebote? Einjährige Form; sehr Praxisorientierung;<br />
konkret; Anknüpfung an Umgang miteinander;<br />
spätere Lebensform direkter Übertritt in die<br />
3c Was fehlt?<br />
3d Auswirkungen der<br />
aktuellen Änderungen<br />
(NMS, ÜST in BMS, BHS)<br />
auf PTS?<br />
3e Aufwertung der PTS<br />
gegen Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel?<br />
3f Erfahrungen durch<br />
gesellschaftliche<br />
Entwicklung (Disziplin,…)<br />
3g Bedeutendste Inhalte?<br />
4 Maßnahmen zur<br />
Aufwertung?<br />
Reputation, Stellenwert;<br />
ist eine Not- und<br />
Restschule<br />
Abgänge wie in der<br />
NMS; schrumpfende<br />
Schulform, schlechteres<br />
Bild,<br />
SchülerInnenschwund<br />
Unbedingt!<br />
Gilt für alle Schularten;<br />
bezüglich Altersstufe<br />
speziell: „Kopf wegen<br />
Baustelle geschlossen“<br />
nach Hüter<br />
Praxisbezug,<br />
Persönlichkeitsbildung;<br />
Teamfähigkeit;<br />
Zweijährigkeit mit<br />
Anrechenbarkeit, Profit<br />
für das 10 Schuljahr; ;<br />
Zentralschulen für<br />
verbesserte<br />
Infrastruktur; fachlich<br />
Lehre<br />
Standing, Image, Lobby<br />
Einfluss ja; NMS wird auf<br />
Gestaltung wirken<br />
Ja, weil 80 Prozent in<br />
duale Ausbildung;<br />
Schließen der Lücke zur<br />
Krankenpflegeschule –<br />
zwei Jahre PTS!<br />
Allgemeine Problematik;<br />
speziell in PTS wegen<br />
des entwicklungspsychologischen<br />
Status;<br />
letzte Chance zur<br />
Nachkorrektur,<br />
Berufsvorbereitung;<br />
Selbstständigkeit;<br />
Praxisnähe .<br />
Mopedausweis; ein Jahr<br />
zu kurz! (s. Frage 2,<br />
Braun)<br />
Zweijährigkeit; Abschluss;<br />
Stellenwert; Bedingung für<br />
Lehrausbildung;<br />
91
ausgebildete<br />
LehrerInnen<br />
5 Gespräche auf BSI- Nichts bekannt<br />
Ebene?<br />
6 Zukunft der PTS? Sehr pessimistisch;<br />
gefährdet in ihrer<br />
Existenz<br />
7 Persönliche<br />
Anmerkungen?<br />
Fragenkreis 2<br />
1 Verständnis von<br />
Lebenskunde?<br />
2 Was bewirkt<br />
Lebenskunde?<br />
3 Ausgleich familiärer<br />
Defizite möglich?<br />
Strukturelle<br />
Veränderungen;<br />
Zentralisierung;<br />
Integration<br />
hilfreich;<br />
sehr<br />
Behandelt existenzielle<br />
Fragen<br />
der<br />
SchülerInnen; Frage der<br />
Lebensbewältigung,<br />
auch ohne Antworten,<br />
weil ein Jahr zu kurz;<br />
Unmittelbar wenig; aber<br />
Person im Mittelpunkt –<br />
auch ein Wert;<br />
Skepsis! in Ansätzen;<br />
4 Bedeutung der Höher als in andern<br />
LehrerInpersönlichkeit? Schulformen;<br />
Altersstufe<br />
ist<br />
Herausforderung;<br />
5<br />
Haltung zur Altersstufe;<br />
Eigenschaften/Kompetenzen Muss sie mögen;<br />
des Lehrers/der Lehrerin? erwachsene Person mit<br />
Herz und Hirn;<br />
6 Bedeutendste Inhalte? Persönlichkeitsbildung,<br />
Teamarbeit, Umgang<br />
mit Konflikten; Streiten<br />
und versöhnen;<br />
7 LK als Lebenshilfe? JA, wenn Ansprüche<br />
von LK ein Prinzip an<br />
der <strong>Schule</strong>;<br />
Kein Thema<br />
Hängt von Umsetzung des<br />
Regierungsprogramms<br />
ab; nur bei Aufwertung<br />
optimistisch;<br />
Mehr als 20000<br />
Jugendliche im Jahr;<br />
<strong>Schule</strong> zu stärken,<br />
angesichts<br />
des<br />
Facharbeitermangels;<br />
Vorbereitung auf aktuelle<br />
und<br />
zukünftige<br />
Herausforderungen!<br />
Informationsvermittlung<br />
durch ExpertInnen;<br />
Bewusstseinsförderung;<br />
Teilweise, mit Hilfe der<br />
Eltern und der<br />
Jugendlichen;<br />
Sehr groß! Vorbildwirkung<br />
der Unterrichtenden;<br />
Fachliche Kompetenz;<br />
Toleranz, Humor;<br />
Erkennen der Grenzen<br />
Entwicklung,<br />
Gemeinschaftsausbildung,<br />
Lebensplan-Entwurf<br />
JA, durch Lernen,<br />
Eigenverantwortung zu<br />
übernehmen;<br />
Auseinandersetzung mit<br />
der eigenen Zukunft<br />
8 LK an anderen <strong>Schule</strong>n? Gibt schon Vieles; JA, ab 7 Schulstufe; LK<br />
und Soziales Lernen;<br />
mehr als eine Stunde<br />
9 Eigene Ideen? Mehr LK als Anspruch<br />
und Idee in alle Fächer!<br />
Eingehen auf Person,<br />
Pläne entwerfen, Einsatz<br />
von ExpertInnen<br />
92
Tabelle 3: Antworten der Vertreter der PTS<br />
Fragenkreis 1 Ambros Neigenfind<br />
1 Persönliche Erfahrung, Hatte schlechte 14 Jahre PTS;<br />
Motivation?<br />
Meinung – Umkehr keine/negative Meinung;<br />
durch Arbeit an PL; für erste <strong>Schule</strong>, die<br />
mich<br />
richtige SchülerInnen einen Sinn<br />
Altersstufe;<br />
vermittelt<br />
2 Bedeutung von Lebens- Große Bedeutung; für Hauptaufgabe der PTS;<br />
und Berufsorientierung? viele das Jahr der alle SchülerInnen sollten<br />
Erkenntnis;<br />
PTS machen müssen;<br />
3 Spezielles an der PTS? Vorbereitung auf Leben Bezug zur Praxis; Schüler<br />
und Beruf in jedem sehen Sinn in<br />
Fach<br />
Vorbereitung ihres<br />
eigenen Lebens<br />
3a Zielgruppe? Alle, die in Beruf Zielgruppe, die Praxis ins<br />
einstiegen, die Leben lassen will<br />
Orientierung brauchen,<br />
die ein 10. Schuljahr<br />
machen wollen<br />
3b Besondere Angebote? Projektorientierter Flexibilität und Praxis<br />
Unterricht; engagiertere<br />
Lehrer als an anderen<br />
<strong>Schule</strong>n; Flexibilität;<br />
3c Was fehlt? Image Nichts als Schulform<br />
3d Auswirkungen der Nein, weil PTS sehr Nicht einzuschätzen, PTS<br />
aktuellen Änderungen fortschrittlich; sind nicht in Diskussion<br />
(NMS, ÜST in BMS, BHS) Vorreiter<br />
vorhanden<br />
auf PTS?<br />
3e Aufwertung der PTS Unbedingt! Lehre mit Absolut. Einzige<br />
gegen Lehrlings- und Matura!<br />
Auch Möglichkeit!<br />
Facharbeitermangel? Hochbegabte in das<br />
Handwerk!<br />
3f Erfahrungen durch Nein. Ländliches Nein.<br />
Mehr<br />
gesellschaftliche<br />
Umfeld!<br />
Erziehungsarbeit durch<br />
Entwicklung (Disziplin,…)<br />
Tagesbetreuung!<br />
3g Bedeutendste Inhalte? Praxis, Teamfähigkeit; Praxisbezug;<br />
soziale Aspekte Allgemeinbildung<br />
4 Maßnahmen zur Zweijährigkeit;<br />
Verpflichtung für alle am<br />
Aufwertung?<br />
Berechtigung;<br />
Ende der Schulpflicht<br />
5 Zukunft der PTS? Wirtschaft wird PTS Optimistisch. PTS kann<br />
erhalten wollen! nicht vergessen werden.<br />
6 Persönliche<br />
Anmerkungen?<br />
Fragenkreis 2<br />
1 Verständnis von<br />
Lebenskunde?<br />
Zu wichtig!<br />
Keine! Sehr moderne, stark<br />
unterschätzte Schulform!<br />
Praxisnahe<br />
Vorbereitung auf das<br />
Schüler fit fürs Leben<br />
machen<br />
93
Leben<br />
2 Was bewirkt Bereitet<br />
die Bezug zur Praxis, zum<br />
Lebenskunde?<br />
Jugendlichen vor, Beruf späteren Leben<br />
und privat<br />
3 Ausgleich familiärer Absolut! Ergänzung für Unterstützend fürs<br />
Defizite möglich?<br />
Familie!<br />
Elternhaus;<br />
4 Bedeutung der Hoch! Sympathie, Entscheidender; Inhalte<br />
LehrerInpersönlichkeit? Engagement<br />
reichen nicht zur<br />
motivieren:<br />
Wissensvermittlung<br />
5<br />
Im Leben stehen! Im Leben stehen;<br />
Eigenschaften/Kompetenzen<br />
Hausverstand, Gespür für<br />
des Lehrers/der Lehrerin?<br />
Situationen<br />
und<br />
SchülerInnen<br />
6 Bedeutendste Inhalte? Konfliktmanagement;<br />
Teamfähigkeit<br />
Soft skills; wo bekomme<br />
ich Hilfe?<br />
7 LK als Lebenshilfe? Ja, muss sein! Absolut!<br />
8 LK an anderen <strong>Schule</strong>n? Ja, aber etwas LK als Unterrichtsprinzip;<br />
Besonderes in der PTS, Poly-Fach: WIR kümmern<br />
sollte der PTS uns um die Jugendlichen!<br />
vorbehalten bleiben;<br />
9 Eigene Ideen? Gutes Feedback, soll<br />
so bleiben!<br />
<strong>Die</strong> Jugendlichen sind am<br />
wichtigsten; jedes Jahr<br />
neue Menschen;<br />
94
Tabelle 4: Reduktion - direkter Vergleich der relevanten Themenbereiche<br />
Themen<br />
kreise<br />
Bedeutu<br />
ng der<br />
PTS/Leb<br />
ens- und<br />
Berufsku<br />
nde<br />
Speziell<br />
es<br />
Zielgrup<br />
pe<br />
Besonde<br />
re<br />
Angebot<br />
e<br />
Haider Havlicek Braun Paller Ambros Neigenfi<br />
nd<br />
Nicht zu<br />
Große Schwerpun Große<br />
trennen –<br />
Bedeutun kte für Bedeutun<br />
Berufsorienti<br />
g; ein Ausbildung; g; für<br />
erung ist<br />
Jahr/zehn<br />
viele das<br />
Lebensorien<br />
Monate zu<br />
Jahr der<br />
tierung<br />
kurz dafür<br />
Erkenntni<br />
(s. Frage<br />
s;<br />
3b, Paller)<br />
Erstmalige<br />
Förderung<br />
nach<br />
Interessen<br />
und<br />
Neigungen<br />
Für alle, die<br />
berufliche<br />
Laufbahn<br />
anstreben.<br />
Vorschlag:<br />
verpflichtend<br />
es letztes<br />
Schuljahr für<br />
alle<br />
Flexibilität,<br />
höchstes<br />
Engagement<br />
der<br />
LehrerInnen,<br />
deren hohe<br />
soziale<br />
Kompetenz<br />
Bindeglie<br />
d<br />
zwischen<br />
<strong>Schule</strong><br />
und<br />
Beruf;<br />
gelungen<br />
e<br />
Konzepti<br />
on<br />
Übergang<br />
zwischen<br />
<strong>Schule</strong><br />
und<br />
Beruf; 40<br />
Prozent<br />
in Beruf,<br />
22<br />
Prozent<br />
in PTS –<br />
großes<br />
Potenzial<br />
Pflichtsch<br />
ule;<br />
nimmt<br />
alle an;<br />
hat keine<br />
Wahl als<br />
<strong>Schule</strong> –<br />
positiv!<br />
Einjährige<br />
Form;<br />
sehr<br />
konkret;<br />
Anknüpfu<br />
ng an<br />
spätere<br />
Lebensfor<br />
m<br />
Nicht nur<br />
Jugendlic<br />
he, die<br />
Berufsweg<br />
wählen;<br />
Orientieru<br />
ng<br />
allgemein<br />
Anknüpfu<br />
ng an<br />
spätere<br />
Lebensfor<br />
m<br />
Praxisorient<br />
ierung mit<br />
Beratung zu<br />
sinnvoller<br />
Lebensgest<br />
altung<br />
Berufseinst<br />
eigerInnen,<br />
Matura<br />
beachten<br />
(Lehre mit<br />
Matura)<br />
Praxisorient<br />
ierung;<br />
Umgang<br />
miteinander<br />
; direkter<br />
Übertritt in<br />
die Lehre<br />
Vorbereit<br />
ung auf<br />
Leben<br />
und Beruf<br />
in jedem<br />
Fach<br />
Alle, die<br />
in Beruf<br />
einstiege<br />
n, die<br />
Orientier<br />
ung<br />
brauchen<br />
, die ein<br />
10.<br />
Schuljahr<br />
machen<br />
wollen<br />
Projektori<br />
entierter<br />
Unterricht<br />
;<br />
engagiert<br />
ere<br />
Lehrer<br />
als an<br />
anderen<br />
<strong>Schule</strong>n;<br />
Hauptau<br />
fgabe<br />
der PTS;<br />
alle<br />
SchülerI<br />
nnen<br />
sollten<br />
PTS<br />
machen<br />
müssen;<br />
Bezug<br />
zur<br />
Praxis;<br />
Schüler<br />
sehen<br />
Sinn in<br />
Vorberei<br />
tung<br />
ihres<br />
eigenen<br />
Lebens<br />
Zielgrup<br />
pe,<br />
Praxis<br />
ins<br />
Leben<br />
lassen<br />
will<br />
die<br />
Flexibilit<br />
ät und<br />
Praxis<br />
95
Was<br />
fehlt?<br />
Auswirk<br />
ungen<br />
von<br />
NMS,<br />
ÜST in<br />
BMS,<br />
BHS<br />
Aufwertu<br />
ng der<br />
PTS<br />
gegen<br />
Lehrling<br />
s- und<br />
Facharb<br />
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Verhalte<br />
n der<br />
SchülerI<br />
nnen<br />
Anerkennun<br />
g, weil<br />
„Arbeit“ zu<br />
wenig<br />
attraktiv.<br />
Einfluss auf<br />
Lernformen;<br />
Sinken der<br />
SchülerInne<br />
nzahlen;<br />
später in<br />
den<br />
Arbeitsmarkt<br />
Ja, könnte<br />
helfen.<br />
Zweijährigke<br />
it,<br />
Namensänd<br />
erung<br />
Nicht so<br />
erlebt.<br />
Weniger<br />
Rückhalt<br />
von daheim<br />
Achtung;<br />
klare<br />
Positionie<br />
rung im<br />
System<br />
ÜST an<br />
BMS und<br />
BHS<br />
verfehlt,<br />
weil es<br />
nur<br />
Schülersc<br />
hwund<br />
entgegen<br />
wirkt;<br />
kein päd.<br />
Konzept,<br />
keine<br />
Vision;<br />
NMS<br />
eher<br />
positiv für<br />
PTS<br />
Eher ja<br />
Ja, schon<br />
in aktiver<br />
Zeit;<br />
Erziehun<br />
gsfragen<br />
verlagert;<br />
große<br />
Achtung<br />
vor den<br />
Jugendlic<br />
hen –<br />
schwierig<br />
, weil so<br />
Reputatio<br />
n,<br />
Stellenwer<br />
t; ist eine<br />
Not- und<br />
Restschul<br />
e<br />
Abgänge<br />
wie in der<br />
NMS;<br />
schrumpfe<br />
nde<br />
Schulform<br />
,<br />
schlechter<br />
es Bild,<br />
SchülerIn<br />
nenschwu<br />
nd<br />
Unbedingt<br />
!<br />
Gilt für<br />
alle<br />
Schularte<br />
n;<br />
bezüglich<br />
Altersstufe<br />
speziell:<br />
„Kopf<br />
wegen<br />
Baustelle<br />
geschloss<br />
en“ nach<br />
Hüter<br />
Standing,<br />
Image,<br />
Lobby<br />
Einfluss ja;<br />
NMS wird<br />
auf<br />
Gestaltung<br />
wirken<br />
Ja, weil 80<br />
Prozent in<br />
duale<br />
Ausbildung;<br />
Schließen<br />
der Lücke<br />
zur<br />
Krankenpfle<br />
geschule –<br />
zwei Jahre<br />
PTS!<br />
Allgemeine<br />
Problematik<br />
; speziell in<br />
PTS wegen<br />
des<br />
entwicklung<br />
s-<br />
psychologis<br />
chen<br />
Status;<br />
letzte<br />
Chance zur<br />
Nachkorrekt<br />
Flexibilitä<br />
t;<br />
Image<br />
Nein, weil<br />
PTS sehr<br />
fortschrittl<br />
ich; sind<br />
Vorreiter<br />
Unbeding<br />
t! Lehre<br />
mit<br />
Matura!<br />
Auch<br />
Hochbeg<br />
abte in<br />
das<br />
Handwer<br />
k!<br />
Nein.<br />
Ländliche<br />
s Umfeld!<br />
Nichts<br />
als<br />
Schulfor<br />
m<br />
Nicht<br />
einzusch<br />
ätzen,<br />
PTS<br />
nicht in<br />
Diskussi<br />
on<br />
vorhand<br />
en<br />
Absolut.<br />
Einzige<br />
Möglichk<br />
eit!<br />
Nein.<br />
Mehr<br />
Erziehun<br />
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durch<br />
Tagesbe<br />
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96
97<br />
jung<br />
(Vorstelle<br />
n,…)<br />
ur,<br />
Maßnah<br />
men zur<br />
Aufwertu<br />
ng<br />
Zweijährigke<br />
it;<br />
Individualisi<br />
erung,<br />
Differenzieru<br />
ng,<br />
Flexibilität –<br />
nur<br />
mit<br />
Druck<br />
von<br />
der<br />
Wirtschaft<br />
möglich<br />
Anglieder<br />
ung<br />
an<br />
Lehrlings<br />
system;<br />
jetzige<br />
Konzepti<br />
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Teil<br />
der<br />
Lehre,<br />
nicht<br />
Anschlus<br />
s an BS;<br />
Namensä<br />
nderung<br />
Zweijährig<br />
keit<br />
mit<br />
Anrechen<br />
barkeit,<br />
Profit<br />
für<br />
das 10<br />
Schuljahr;<br />
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99
4.4 Diskussion Ergebnisse<br />
4.4.1 Rahmenbedingungen<br />
Das Ausfüllen der Fragebögen wurde in Kleingruppen oder auch einzeln in der Zeit<br />
vom 1. Mai bis 31. Mai 2012 vorgenommen. Alle TeilnehmerInnen erfüllten diese<br />
Aufgabe in einem Klassenraum oder der Direktion der PTS Korneuburg. <strong>Die</strong>s erfolgte<br />
nach einem Aufruf zur Teilnahme innerhalb einer geschlossenen Gruppe auf<br />
Facebook, was auf großes Interesse stieß und schließlich auch Poly-AbsolventInnen<br />
aus anderen <strong>Schule</strong>n, also nicht Korneuburg, zur Teilnahme veranlasste. <strong>Die</strong> nicht<br />
persönlich bekannten AbsolventInnen hatten das Zeugnis der neunten Schulstufe<br />
vorzulegen. Schwerpunkte waren die Bewertung der Qualität des<br />
Lebenskundeunterrichts, sowie die Einschätzung möglicher Auswirkungen auf das<br />
weitere Leben.<br />
<strong>Die</strong> ExpertInnen-Interviews fanden im Zeitraum vom 18. Juni bis 20. August 2012 statt.<br />
<strong>Die</strong> sechs ausgewählten Personen wurden per Mail zum Gespräch geladen; von allen<br />
erfolgte innerhalb eines Tages die schriftliche Zustimmung, ebenfalls auf<br />
elektronischem Wege. <strong>Die</strong> Gespräche wurden einzeln geführt, eine Unterteilung in drei<br />
Gruppen war durch die Auswahl der zu Befragenden gegeben. Es waren die<br />
ExpertInnen auf drei Ebenen des österreichischen Bildungswesens zum Interview<br />
geladen. <strong>Die</strong> Ebene des Ministeriums für Unterricht und Kunst, die Ebene der<br />
Schulaufsicht und die der Praxis am nächsten stehende Ebene der <strong>Schule</strong>. <strong>Die</strong><br />
Interviewleitfäden waren für alle Befragten ähnlich gestaltet. Gemeinsam war die<br />
Information über den persönlichen Bezug zur Schulform PTS. Einen Zusatz gab es bei<br />
den Experten des Bundesministeriums zu den Ausbildungsmodalitäten für die<br />
Erlangung des Lehramtes für Polytechnische <strong>Schule</strong>n. Der Fokus bei allen Leitfäden<br />
lag darauf, Erkenntnisse über den Stellenwert und die Bedeutung der PTS zu<br />
gewinnen, darüber hinaus mögliche Perspektiven für eine Stärkung der PTS zu<br />
erkennen. Weiters waren im Sinne der Forschungsfrage die Einschätzung des<br />
Lebenskundeunterrichts in seiner Bedeutung für die Unterrichteten sowie die Rolle<br />
des/der Lehrenden zu durchleuchten.<br />
Bei der Auswertung der Interviews sind die unterschiedlichen Zugänge der<br />
VertreterInnen der verschiedenen Ebenen in manchen Fragen augenscheinlich.<br />
Interessant aber auch die sehr hohe Übereinstimmung bei wichtigen Fragen wie<br />
100
Aufwertung der Schulform. Eine große Affinität zur Schulform PTS, die nicht nur aus<br />
den Antworten ersichtlich ist, sondern auch während des Interviews durch eine<br />
gewisse Emotionalität immer wieder spürbar wurde, ist bei den InterviewpartnerInnen<br />
gegeben, die eine langjährige intensive Erfahrung und Auseinandersetzung mit der<br />
PTS aufzuweisen haben.<br />
4.4.2 Bedeutung der PTS<br />
<strong>Die</strong> hohe Bedeutung dieser Schulform lässt sich aus den unter Punkt 4.3. angeführten<br />
Ergebnissen der empirischen Befragungen erkennen. <strong>Die</strong> Antworten der SchülerInnen<br />
und AbsolventInnen lassen diesen Schluss ebenso zu, wie die sehr klaren Antworten<br />
der ExpertInnen. Relevant für die Einschätzung der Wichtigkeit der Schulform ist bei<br />
den aktuellen SchülerInnen die Nennung der Gründe für die Wahl dieser Schulform.<br />
Als Beweggründe wird vorrangig die Hoffnung auf Hilfestellung bei der<br />
Lehrstellensuche angegeben. Damit ist eine sehr gute Positionierung dieser Schulform<br />
im Bereich Lebenshilfe gegeben. An zweiter Stelle liegt die Aussicht auf eine echte<br />
Vorbereitung für den Beruf, und schließlich die Möglichkeit, die Zeugnisnoten zu<br />
verbessern. Obwohl aufgrund der Angaben nur zehn Prozent Lebenshilfe in der PTS<br />
suchten und erhofften, ist diese ja durch die genannten drei Punkte schon gegeben<br />
und eine Differenzierung nur schwer möglich.<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung der PTS ist für die Expertinnen vor allem in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsvorbereitung gegeben. <strong>Die</strong>se neunte Schulstufe stellt die Schnittstelle, oder auch<br />
ein Bindeglied, wie einer der beiden Ministerialbeamten es ausdrückt, zwischen <strong>Schule</strong><br />
und Beruf dar. (Havlicek, 2012) Einen Gedanken weiter geht die Vertreterin der<br />
Schulaufsicht, die für diesen Schwerpunkt der Ausbildung, die Konzeption der PTS als<br />
lebens- und berufsvorbereitenden <strong>Schule</strong>, den Zeitraum von 10 Monaten als nicht<br />
ausreichend betrachtet. Für alle Befragten ist die Konzeption der PTS vorrangig in der<br />
Praxisnähe und Lebensvorbereitung gegeben.<br />
<strong>Die</strong> Vertreter der <strong>Schule</strong>bene- beide sind Direktoren einer dreiklassigen PTS - geben<br />
an, durch Zufall an eine PTS geraten zu sein, wenig Gutes darüber gehört zu haben,<br />
und erst in der praktischen Arbeit, im Umgang mit dieser Altersstufe die<br />
Auseinandersetzung gesucht zu haben und das Engagement für diese <strong>Schule</strong><br />
entwickelt zu haben.<br />
101
Als Zielgruppe der PTS sehen alle Befragten vorrangig die Jugendlichen, die sich für<br />
einen Beruf entscheiden. Braun warnt vor dieser Ausschließlichkeit, um auch<br />
diejenigen, die sich noch zu orientieren haben, mit ins Boot zu nehmen (Braun H. ,<br />
2012) Als zur Zielgruppe gehörig erwähnt Ambros die Jugendlichen, die ein freiwilliges<br />
zehntes Schuljahr machen wollen. „Man kommt oft erst im Poly drauf, was einen<br />
interessiert. Kann hier alles machen.“ (Ambros, 2012) Sehr anschaulich wird die<br />
Überlegung zur Zielgruppe durch die Aussage des PTS-Direktors Roman Neigenfind<br />
ausgedrückt: „<strong>Die</strong> Zielgruppe, die für sich entschieden hat, Verantwortung zu<br />
übernehmen, nicht nur die Schulbank zu drücken und die Praxis in ihr Leben<br />
hineinkommen zu lassen.“ (Neigenfind, 2012)<br />
Als spezielle Angebote der PTS und damit als Spezifikum, das diesem Schultyp<br />
vorbehalten ist und ihn auch auszeichnet, wird mehrfach die besonders hohe<br />
Flexibilität genannt. Ein besonderes Engagement bei den Unterrichtenden führen zwei<br />
Experten ins Treffen: „Alle Lehrer bei uns an der <strong>Schule</strong> sind viel engagierter als in<br />
anderen <strong>Schule</strong>n.“ (Ambros, 2012) Und auf die Frage, was die PTS gegenüber<br />
anderen Schulformen zu bieten hat, die Antwort eines Ministerialbeamten: “Flexibilität,<br />
Engagement der LehrerInnen, diese Flexibilität benötigt sehr hohes Engagement.<br />
Daher bleiben nur solche KollegInnen an dem Schultyp, die sich nicht nur den<br />
leistungsmäßigen, sondern auch den sozialen Aufgaben stellen….“ (Haider, 2012) Das<br />
besondere Engagement der LehrerInnen, die sich für eine PTS entschieden haben,<br />
wird also speziell hervorgehoben. (vgl. ExpertInnengespräche, 2012) . Einigkeit bei<br />
allen interviewten Personen herrscht über die Imageproblematik. Der PTS fehlen<br />
Anerkennung, weil Arbeit nicht attraktiv genug ist. Es fehlen die Achtung der<br />
Gesellschaft, Reputation, Stellenwert und Image. <strong>Die</strong> Korneuburger<br />
Bezirksschulinspektorin Helga Braun dazu: „<strong>Die</strong> Reputation, der Stellenwert, den diese<br />
<strong>Schule</strong> haben könnte, ist gesellschaftlich in der Anerkennung nicht gegeben. Ich<br />
fürchte und nehme es oft so wahr, dass die PTS mittlerweile im Bild der Öffentlichkeit,<br />
sowohl der professionellen Öffentlichkeit auf der Lehrerebene als auch auf der<br />
Elternebene, zu einer Art Not- und Restschule verkommen ist………….Ein<br />
Notausgang, um dieses letzte Pflichtschuljahr zu absolvieren…. erst bei näherem<br />
Hinschauen, wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass es eine Schulart ist, die diese<br />
Qualitäten aufweist, die ich vorher beschrieben habe, kommt man zu einem anderen<br />
Bild.“ (Braun H. , 2012) Braun sieht nur geringe Chancen, dieses Image zu verändern,<br />
weil die PTS-SchülerInnen eine Minderheit darstellen. Ein weiterer Punkt, der die<br />
102
Existenz einer Schulform wie der PTS rechtfertigt, ist die, vom<br />
entwicklungspsychologischen Standpunkt aus gesehen, sehr sensible Altersphase<br />
dieser Altersstufe. Wenn sich auch alle einig sind, dass Jugendliche heute in allen<br />
<strong>Schule</strong>n ein anderes Verhalten an den Tag legen als früher, so wird doch der<br />
Herausforderung an der PTS besonderes Augenmerk verliehen. „…. das ist die letzte<br />
Möglichkeit, hier noch Nachkorrekturen in der Erziehung geltend zu machen…“ (Paller,<br />
2012) Auch Braun spricht davon, dass durch den Hormonsturm dieser Altersstufe ein<br />
Umbau im Menschen stattfindet, eine Etappe, in der noch Investition und Orientierung<br />
als Begleitung zu geben sind. (Braun H. , 2012)<br />
So werden als wichtigste Bereiche auch im Zusammenhang mit dem<br />
Lebenskundeunterricht die Bildung und Förderung von sozialen Kompetenzen<br />
genannt, was an der PTS einen besonderen Stellenwert hat. (vgl. Expertengespräche,<br />
2012)<br />
4.4.3 Perspektiven für diese Schulform<br />
<strong>Die</strong> Perspektiven für die PTS werden eher unterschiedlich gesehen. Es gehen 40<br />
Prozent eines Jahrganges in die Berufsausbildung, nur 22 Prozent durchlaufen die<br />
neunte Schulstufe in der PTS. Das Potenzial wäre also sehr groß. (Havlicek, 2012)<br />
Durch die aktuellen Änderungen auf dem Bildungssektor - Neue Mittelschule,<br />
Übergangsstufen in Berufsbildenden Mittleren und Höheren <strong>Schule</strong>n – werden sich<br />
nach Einschätzung der Befragten Auswirkungen auf die Lehr- und Lernformen, auf die<br />
Gestaltung des Unterrichts ergeben. Ein weiteres Schrumpfen der SchülerInnenzahlen<br />
befürchtet ein Beamter des Ministeriums, ebenso eine Vertreterin der Schulaufsicht.<br />
(vgl. ExpertInnengespräche, 2012) Sehr klare Worte dazu findet Havlicek: „Änderung<br />
NMS ist eine, die sich durchaus gut auf die PTS auswirken kann. <strong>Die</strong> ÜST, die sich an<br />
BMS und BHS gebildet hat, sind völlig verfehlt, weil es nur um den Ausgleich des<br />
Schülerschwundes geht. Es ist weder ein pädagogisches Konzept dahinter noch ein<br />
Zukunftsvision……“ (Havlicek, 2012) Haider erkennt in einer Verpflichtung, im Sinne<br />
einer Vorqualifizierung, aller SchülerInnen, auch vor dem Besuch einer<br />
weiterführenden <strong>Schule</strong>, eine Chance, die hohe Dropout-Rate zu verringern und mit<br />
systemischen Veränderungen die „Zubringerschule“ für die duale Ausbildung zu<br />
werden. (Haider, 2012) In dieselbe Richtung gehen die Gedanken eines PTS-Direktors,<br />
der aufgrund der Konzeption, der Hauptaufgabe der PTS, ein verpflichtendes neuntes<br />
Schuljahr an der PTS anregt, um danach „…. irgendwann ins Leben einzusteigen und<br />
103
als Mensch die erworbenen Fertigkeiten anzuwenden und zu bestehen“. (Neigenfind,<br />
2012) Während die Vertreter des Ministeriums Gespräche zur Zukunft der PTS als<br />
nicht sehr intensiv, doch vorhanden beschreiben, schließen die VertreterInnen der<br />
Schulaufsicht eine ernsthafte Behandlung der Schulform PTS in der<br />
Bildungsdiskussion aus.<br />
Bedingungslose Zustimmung von allen Befragten gibt es zur Überlegung, ob eine<br />
Aufwertung der PTS einem Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenwirken kann.<br />
Verschieden sind die Ansätze, durch welche Maßnahmen diese Attraktivierung<br />
erfolgen soll. Sehr häufig wird die Namensänderung als ein wichtiger Faktor gesehen,<br />
ebenso wichtig erscheint eine strukturelle Änderung in Richtung Zweijährigkeit. Damit<br />
verbunden sollen Berechtigungen, Qualifikationen, die Bedingung für den Eintritt in die<br />
duale Berufsausbildung sein. (vgl. Expertengespräche, 2012) Braun sieht als wichtigen<br />
Schritt für eine Aufwertung die Schaffung von „Zentral-Polys“, mit einer verbesserten<br />
Infrastruktur, sowie den Einsatz fachlich ausgebildeter LehrerInnen. Dazu eine<br />
Anrechenbarkeit in Richtung Lehre. „Nicht einfach ein angehängtes Jahr, mehr vom<br />
Gleichen, sondern dass es da eine Anerkennung gibt, einen Profit, der das zehnte Jahr<br />
legitimiert.“ (Braun H. , 2012) Ein wichtiger Faktor zur Zukunft der PTS wird das<br />
Ausbildungsangebot zum PTS-Lehrer/zur PTS/Lehrerin sein. Beide Vertreter des<br />
Ministeriums sprechen von einer sehr wenig beworbenen Ausbildungsform. Es ist erst<br />
seit 2005 wieder möglich, das PTS-Lehramt als Erstausbildung zu absolvieren. Für<br />
LehrerInnen, die ihre Ausbildung nachjustieren wollen, ist diese eine große zeitliche<br />
und logistische Herausforderung, da gewisse Module nur in gewissen Bundesländern<br />
angeboten werden. Das liegt auch an der geringen Nachfrage. (vgl.<br />
Expertengespräche Haider; Havlicek) <strong>Die</strong> Zukunft des Schultyps wird unterschiedlich<br />
gesehen. Während Braun sehr pessimistisch in die Zukunft blickt und wegen des<br />
Geburtenrückganges und des Zulaufs zur AHS um den Fortbestand der Schulart<br />
fürchtet, bauen die anderen auf die Bedürfnisse und die daraus resultierende<br />
Unterstützung der Wirtschaft und den Druck vom Arbeitsmarkt. (vgl.<br />
ExpertInnengespräche, 2012) „Meine Haltung – wo auch immer ich im Ministerium zu<br />
Wort komme, versuche ich, an einer Verbesserung bei den Bedingungen und dem<br />
Image der PTS mitzuwirken.“ (Havlicek, 2012) Auch Paller hält eine Imagekampagne<br />
durch die Regierung, wie im aktuellen Regierungsprogramm festgeschrieben, für<br />
unabdingbar. Bei einem Potenzial von mehr als 20000 SchülerInnen wäre eine<br />
Schulform, die Facharbeiter zuführt, im Sinne der wirtschaftlichen Entwicklung zu<br />
104
stärken. (Paller, 2012) Neigenfind vermisst in der aktuellen Schuldiskussion, in der die<br />
PTS nicht vorkommt, aber ständig die Forderung nach modernen Schulformen gestellt<br />
wird, die Wahrnehmung und auch Wertschätzung der PTS in der Öffentlichkeit als<br />
moderne Schulform, die in vielen Belangen eine Vorreiterrolle gespielt hat. (Neigenfind,<br />
2012)<br />
4.4.4 Lebenskunde als Lebenshilfe<br />
Das Verständnis von Lebenskunde ist bei den ExpertInnen ganz ähnlich. Im Grunde<br />
geht es um eine Vorbereitung auf das Leben, was mit der Berufsvorbereitung in<br />
engem Zusammenhang zu sehen ist. Es wird als Prozess gesehen, die Jugendlichen<br />
„fit“ für das weiter Leben zu machen. (vgl. ExpertInnengespräche, 2012). Paller spricht<br />
von einer Chance, durch das Hereinholen von ExpertInnen zu Themen wie Sucht eine<br />
Bewusstseinsänderung in den jungen Menschen zu bewirken. Es sind im sozialen<br />
Rahmen dieser Jugendgruppe Themen mit hohem Stellenwert bei den Jugendlichen<br />
anzusprechen, wobei sich der Lehrer/die Lehrerin klar zu positionieren hat. Zum<br />
Ausgleichen familiärer Defizite ist seiner Meinung nach die bedingungslose Mitarbeit<br />
durch die Eltern und das betroffene Kind Voraussetzung. Im Zusammenhang mit der<br />
Vorbildwirkung durch Erziehende sagt er: „Man kann machen, was man will. Im<br />
Endeffekt machen die Kinder das nach, was sie sehen.“ (Paller, 2012)<br />
Braun sieht in der Tatsache, dass das „Luxusgut“ Zeit zur Verfügung gestellt wird, um<br />
auf existentielle Fragen der Kinder einzugehen, eine Möglichkeit, die sozialen Aspekte<br />
der SchülerInnen zu betrachten. Im Fach Lebenskunde ist eine Verortung von Inhalten<br />
wie Lebensbewältigung, Orientierung, Verhalten in schwierigen Lebensfragen, oder<br />
auch Persönlichkeitsfragen gegeben, ohne den Anspruch auf gültige Antworten zu<br />
erheben. (Braun H. , 2012)<br />
Zur Wirkung des Lebenskundeunterrichts oder der Vermittlung lebenskundlicher<br />
Inhalte in der PTS nehmen die VertreterInnen der Gruppe Ministerium und auch der<br />
Schulaufsicht eine eher zurückhaltende Haltung ein. Havlicek spricht von der Gefahr<br />
der Überschätzung, sieht aber eine Entlastung der anderen Fächer gegeben. Er führt<br />
aber diese potentielle Lebenshilfe auch als Grund für das Interesse anderer<br />
Schulformen an einem Gegenstand wie Lebenskunde an. (Havlicek, 2012) Haider<br />
erkennt einen möglichen Erziehungsprozess, in Abhängigkeit von der Form der<br />
Vermittlung. Seine Vorstellung eines gelingenden Unterrichts sind zeitgemäße<br />
Unterrichtsformen, weg vom Frontalunterricht, altersgemäß gestaltet, und im<br />
105
Vordergrund die Selbsttätigkeit der SchülerInnen. Für ihn ist der Ausgleich familiärer<br />
Defizite in einer familiären Unterrichtsumgebung nicht auszuschließen. (Haider, 2012)<br />
Braun kann sich einen Einfluss auf das Leben der SchülerInnen durch den Unterricht<br />
schwer vorstellen, hält diesen Anspruch für vermessen. Eine größere Chance auf<br />
Nachhaltigkeit erkennt sie dann, wenn die Ansprüche von Lebenskunde an der <strong>Schule</strong><br />
als Prinzip gelebt werden. Als Positivum räumt sie ein: „Aktuell zu erleben, dass es<br />
Platz gibt, diese Fragen stellen zu können, und dass es eine Lehrperson gibt, die sich<br />
auch bemüht, in dieser Frage zu einem Miteinander zu kommen, Möglichkeiten,<br />
Perspektiven oder auch keine Antwort bieten kann – auch das kann ein Wert sein.“<br />
(Braun H. , 2012) Paller erkennt im Lernen, Eigenverantwortung zu nehmen, die<br />
Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft nicht zu scheuen, die Nachhaltigkeit des<br />
Unterrichts. (Paller, 2012)Es sind die PTS-Direktoren, die dem Lebenskundeunterricht<br />
das Vermitteln eines Grundgerüstes und die Ergänzung zur Erziehung durch die<br />
Familie zutrauen. (vgl. ExpertInnengespräche Ambros; Neigenfind, 2012)<br />
Sehr klar positioniert sind die AbsolventInnen und die SchülerInnen der PTS. Wie in<br />
Kapitel 4.3.1 dargestellt, wird einerseits der Lebenskundeunterricht von beiden<br />
Gruppen zu 90 Prozent als sehr positiv bewertet. Eine häufige bis fallweise<br />
Hilfestellung in ihrer aktuellen Situation als Jugendliche/r sehen 96 Prozent der<br />
AbsolventInnen, 88 Prozent der SchülerInnen aktuell. 90 Prozent der ehemaligen Poly-<br />
SchülerInnen erlebten auch im Erwachsenenalter einen starken bis mittelmäßigen<br />
Einfluss des LK-Unterrichts in bestimmten Situationen. Hier werden die Bereiche<br />
Arbeitshaltung, Interesse an der Gesellschaft, soziales Engagement, die Haltung<br />
gegenüber Minderheiten, der Umgang mit Konflikten genannt. Auch die SchülerInnen<br />
des aktuellen Schuljahres meinen, einen Einfluss auf gewisse Einstellungen und<br />
Haltungen schon im laufenden Schuljahr erlebt zu haben, wobei auch hier<br />
Arbeitshaltung, soziales Engagement, Einfluss auf die Erziehung zukünftiger Kinder<br />
und Konfliktlösung die höchsten Prozentzahlen aufweisen.<br />
Sowohl die Frage nach Hilfe in bestimmten Lebenssituationen als auch die<br />
Begünstigung der Entwicklung gewisser Fähigkeiten ist in engem Zusammenhang mit<br />
der Bewertung der Inhalte nach Wichtigkeit, sowohl durch die ExpertInnengruppe als<br />
auch die Fragebogenergebnisse zu sehen. Bei der Gruppe der ExpertInnen werden als<br />
die bedeutendsten Inhalte von Lebenskunde der Umgang mit Freunden,<br />
Persönlichkeitsbildung, Teamfähigkeit, Umgang mit Konflikten, sowie der Erwerb von<br />
106
„soft skills“ genannt. (vgl. ExpertInnengespräche, 2012) Der Erwerb dieser sozialen<br />
Kompetenzen ist offensichtlich gegeben. Führt doch die AbsolventInnengruppe mit<br />
Prozentsätzen zwischen 93, der Übernahme von Verantwortung für andere, und 82<br />
Prozent, der Konfliktfähigkeit, an, diese Förderung durch den Lebenskundeunterricht<br />
erfahren zu haben. Dazwischen liegen Zuverlässigkeit, Gerechtigkeitssinn,<br />
Selbstständigkeit, Zivilcourage und Selbstbewusstsein. Bei der Gruppe „aktuelle<br />
SchülerInnen“ wird zwischen 94 Prozent und 74 Prozent die Begünstigung folgender<br />
Kompetenzen, in absteigender Reihenfolge, angeführt: Zuverlässigkeit,<br />
Selbstständigkeit, positivere Werthaltung, Selbstbewusstsein, Mut, sich für andere<br />
einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, Konfliktlösungskompetenz.<br />
<strong>Die</strong> Überlegung, an anderen Schulformen einen Lebenskundeunterricht in den<br />
Fächerkanon aufzunehmen, wird von den VertreterInnen der Guppe Ministerium und<br />
Schulaufsicht klar positiv gesehen. <strong>Die</strong> beiden „Praktiker“ aus dem Schulbereich<br />
lehnen die Übernahme ab, um der PTS diese Exklusivität zu erhalten. (vgl.<br />
ExpertInnengespräche, 2012)<br />
Ein wesentlicher Faktor, ob dieser Unterricht nachhaltigen Einfluss auf das Leben<br />
dieser jungen Menschen ausüben kann, ist in der Lehrerpersönlichkeit gegeben. In<br />
diesem Punkt sind sich alle Befragten einige, dass die Person des/r Unterrichtenden<br />
eine enorm wichtige Rolle spielt. Dazu kommt die für dieses Alter sehr wichtige<br />
Vorbildfunktion. Offenheit, Toleranz, Authentizität, Verständnis, Liebe zu den Kindern,<br />
Berufserfahrung, Humor, Hausverstand und Belastbarkeit – das sind die Kompetenzen<br />
und Eigenschaften, die ein/e Lebenskundelehrer/in mitbringen sollte, um in diesem<br />
besonderen Gegenstand erfolgreichen Unterricht gestalten zu können. (vgl.<br />
ExpertInnengespräche, 2012) Auffallend, dass der Anspruch der beiden PTS-<br />
Direktoren genau gleich ist, nämlich mit beiden Beinen fest Leben zu stehen. (vgl.<br />
ExpertInnengespräche, Ambros; Neigenfind, 2012) <strong>Die</strong> Bedeutung der Person, die ein<br />
ganzes Jahr lang engste Auseinandersetzung mit den SchülerInnen zu sehr<br />
persönlichen Themen pflegt, wird durch die Ergebnisse aus den Fragebögen nach dem<br />
Wunsch, den LK-Lehrer/die LK-Lehrerin nach der <strong>Schule</strong> um Rat fragen zu wollen,<br />
bestätigt. So geben 86 Prozent in beiden Gruppen an, dieses Bedürfnis nach<br />
häufigem bis fallweisem Kontakt verspürt zu haben bzw. zu verspüren.<br />
Abschließend noch die Gedanken der ExpertInnen zum LK-Unterricht, zu den<br />
Perspektiven. <strong>Die</strong> beiden Vertreter der <strong>Schule</strong> sind mit der derzeitigen Form sehr<br />
107
zufrieden, was sich durch das Feedback der Schüler bestätigt. ( vgl.<br />
ExpertInnengespräche, Ambros; Neigenfind, 2012) Havlicek warnt vor einer<br />
Außerachtlassung der Grundkompetenzen neben den lebenskundlichen Themen.<br />
(Havlicek, 2012) Haider regt eine Adaptierung des Lehrplans vor allem im Hinblick auf<br />
soziale Vernetzungsformen an. (Haider, 2012)Paller setzt als klares Ziel für<br />
Lebenskunde, dass die SchülerInnen am Ende des Jahres über einen klaren Plan<br />
verfügen sollen und regt das Hereinholen von ExpertInnen in die <strong>Schule</strong> und auch das<br />
Hinausgehen der SchülerInnen aus der <strong>Schule</strong> an, um dieses Ziel zu erreichen. (Paller,<br />
2012) „Umso mehr brauchen wir herzhafte, standhafte, vernünftige, lebensfrohe, aber<br />
auch klare Personen, die hier ein Modell für gelingende Beziehung, gelingende<br />
Berufsausübung darstellen. Also jemand, der Mut hat, sich einzulassen, aber vielleicht<br />
auch die Demut, die Grenzen zu sehen.“ (Braun H. , 2012)<br />
108
5 Conclusio und Ausblick<br />
5.1 Antwort auf die Forschungsfragen<br />
In diesem Kapitel soll aufgrund der Erkenntnisse aus der empirischen Forschung unter<br />
Einbeziehung der theoretischen Grundlagen eine Antwort auf die Forschungsfragen<br />
gegeben werden. Zielsetzung dieser Arbeit war es, aus der Sicht der Praxis, von<br />
Betroffenen, sowie von ExpertInnen, die aufgrund ihrer beruflichen Geschichte und<br />
ihres beruflichen Status einen unterschiedlichen Zugang zur PTS haben, den<br />
Stellenwert dieser <strong>Schule</strong> zu durchleuchten. Es ging auch darum, Perspektiven für<br />
diese <strong>Schule</strong> zu erkennen und Ideen für die Verbesserung dieser Zukunftschancen zu<br />
entwickeln. Ein wesentlicher Forschungsbereich ist die Rolle des Lebenskunde-<br />
Unterrichts im Fächerkanon der Polytechnischen <strong>Schule</strong>.<br />
5.1.1 Welche Bedeutung kommt der PTS in der österreichischen Bildungslandschaft<br />
zu?<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung des Schultyps PTS ist eine sehr hohe, geht es doch darum, eine<br />
Nahtstelle zwischen <strong>Schule</strong> und Beruf zu schaffen. <strong>Die</strong> Expertenmeinung geht dahin,<br />
dass diese Altersstufe ganz besonders gefordert ist, einerseits aufgrund der<br />
biologischen Veränderungen, andererseits durch die besondere Herausforderung, der<br />
diese jungen Menschen ausgesetzt sind. Vorstellen, sich präsentieren,<br />
Entscheidungen treffen, die dem weiteren Leben eine Richtung vorgeben. Es ergibt<br />
sich aus den Betrachtungen die Kernkompetenz der PTS, die Lebens- und<br />
Berufsvorbereitung. Gekennzeichnet ist diese <strong>Schule</strong> durch besondere Flexibilität und<br />
durch ein sehr großes Engagement der dort tätigen LehrerInnen. <strong>Die</strong> Zielgruppe ist<br />
neben den SchülerInnen, die sich nach der achten Schulstufe für die duale Ausbildung<br />
entscheiden, immer mehr auch die Gruppe derer, die für ihren weiteren Lebensweg<br />
noch einer Unterstützung zur Orientierung bedürfen. Ein wesentlicher Aspekt bei der<br />
Bedeutung der PTS ist auch durch den Besuch eines freiwilligen zehnten Schuljahres<br />
gegeben, eine Möglichkeit für Kinder, die sich noch nicht bereit fühlen, eine Richtung<br />
definitiv einzuschlagen oder auch für diejenigen, denen eine Verbesserung ihrer<br />
Zeugnisnoten ein Anliegen ist, um damit bessere Chancen für den Berufseinstieg oder<br />
auch eine weitere schulische Ausbildung zu erhalten. Neben der Berufsvorbereitung<br />
erfüllt diese Schulform auch die Förderung sozialer Kompetenzen, was eine der<br />
wichtigsten Aufgaben der <strong>Schule</strong> als Ergänzung zum Elternhaus darstellt. So ist es<br />
auch im Lehrplan festgeschrieben und gefordert. Wie aus den Ausführungen einer<br />
109
Expertin hervorgeht, handelt es sich bei der Vergabe von Lehrerstunden - ein<br />
wertvolles Gut im Schulbetrieb - um ein großes Geschenk, um Luxus für die Erreichung<br />
dieses Zieles. Wesentlicher Faktor in der Gesamtfrage nach der Bedeutung der PTS<br />
sind die mangelnde Anerkennung, der geringe Stellenwert, die fehlende Lobby. Ein<br />
PTS-Direktor sieht die PTS als Vorreiter in wesentlichen Fragen der<br />
Bildungsdiskussion: „ Eine Schulform, die ganz modern geführt wird…. Vieles wird ja<br />
seit Jahren in der PTS so praktiziert, aber von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.<br />
Dass es leider Gottes eine Schulform ist, die sehr stark unterschätzt wird.“ (Neigenfind,<br />
2012)<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung ergibt sich auch aus den Antworten der „Poly-Kinder“. Sieht doch ein<br />
großer Teil der aktuellen und ehemaligen SchülerInnen eine Förderung der sozialen<br />
Kompetenzen und ein echte Hilfestellung für das momentane und das weitere Leben.<br />
Im europäischen Vergleich (Punkt 2.2) ist außer dem Transition Year in Irland, das in<br />
seiner Zielsetzung der PTS ähnelt, keine adäquate Schulform zu finden. <strong>Die</strong><br />
Bedeutung der PTS in der österreichischen Bildungslandschaft ist also eine sehr hohe,<br />
der Stellenwert innerhalb dieser ist nicht gegeben.<br />
5.1.2 Gibt es Perspektiven für die PTS?<br />
<strong>Die</strong> Perspektiven, die Zukunft der PTS wird unterschiedlich gesehen. Sehr optimistisch<br />
sind die Vertreter aus der Praxis. Es wird ein weiteres Schrumpfen der<br />
SchülerInnenzahlen aus diversen Gründen befürchtet. Zum einen spielt der<br />
Geburtenrückgang eine Rolle, zum anderen auch der „run“ auf die AHS. Aber als<br />
größtes Problem wird von allen die fehlende Anerkennung durch die Öffentlichkeit<br />
gesehen. Bezeichnend auch die vorsichtige Aussage der Gruppe Ministerium, es gäbe<br />
Gespräche zur PTS, aber nicht sehr konkret. Klarer die Aussagen der VertreterInnen<br />
der Schulaufsicht, die von solchen Diskussion nichts wissen. Eine Aufwertung der<br />
Schulform, auch darüber sind sich alle Befragten einig, würde dem Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel effizient entgegenwirken. Als geeignete Maßnahmen dafür<br />
werden Zweijährigkeit, eine Namensänderung und die Verleihung einer Berechtigung,<br />
einer Qualifikation als Voraussetzung für den Einstieg in die duale Ausbildung genannt.<br />
<strong>Die</strong> Schaffung von „Zentral-Polys“ mit einer verbesserten Infrastruktur unter Einsatz<br />
fachlich ausgebildeter Lehrpersonen ist ein weiterer Vorschlag zur Aufwertung. Dazu<br />
der Verweis auf die Ausbildung für das PTS-Lehramt unter Punkt 3.6.2 und die<br />
Ausführungen der beiden Ministeriumsbeamten, die in diesem Angebot nicht die<br />
110
Attraktivität und den Anreiz gegeben sehen. Neigenfind stellt den verpflichtenden<br />
Besuch aller Jugendlichen nach der achten Schulstufe als höchste Form der<br />
Aufwertung in den Raum.<br />
Wie im Kapitel 2.1. ausführlich dargestellt, war die Imageproblematik in dieser<br />
Schulform, zu Beginn noch Polytechnischer Lehrgang, gegeben. <strong>Die</strong><br />
Verantwortungsträger in der Politik sind aufgerufen, Schritte zu setzen, die diese<br />
Imageproblematik entschärfen. Alle Befragten setzen auf die Wirtschaft als Förderer<br />
der PTS, die sich als einzige Form als „Zubringerschule“ für den Lehrlingsmarkt<br />
darstellt. <strong>Die</strong> Beantwortung der Forschungsfrage lautet damit, dass unter gewissen<br />
Voraussetzungen unter Einbeziehung der Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft<br />
günstige Perspektiven für diese Schulform bestehen.<br />
5.1.3 Kann der Lebenskundeunterricht in der aktuellen Situation der Jugendlichen und<br />
im weiteren Leben von PL/PTS AbsolventInnen eine Lebenshilfe darstellen und<br />
Entscheidungen beeinflussen?<br />
Das Ziel des Lebenskundeunterrichts ist von allen Befragten, auch durch die frage<br />
nach den bedeutenden Inhalten bei der gruppe „aktuelle SchülerInnen“, ganz eindeutig<br />
die Vorbereitung auf da Leben in jeder für den Jugendlichen relevanten Hinsicht. Es<br />
geht um Vorbereitung des Berufes, um die praxisnahe Vermittlung von sozialen<br />
Inhalten, um Eigenständigkeit und Lebensplanung. Der Lebenskundeunterricht soll ein<br />
Prozess des „Fitmachen“ für das Leben erfolgen. <strong>Die</strong> definitive Hilfestellung von<br />
Lebenskunde und die Auswirkung auf weitere Lebensentscheidungen wird von keinem<br />
Mitglied der ExpertInnengruppe ausgeschlossen, doch unterschiedlich vorsichtig<br />
eingeschätzt. Eine potentielle Lebenshilfe, eine Unterstützung, die vielleicht erst viele<br />
Jahre später erkennbar wird, eine Bewusstseinsänderung bei den Kindern wird als<br />
möglich anerkannt. Eine uneingeschränkte Lebenshilfe durch den Unterricht sehen die<br />
PTS-Direktoren. Klare Erkenntnisse sind aus den Ergebnissen der Fragebögen zu<br />
gewinnen, wie in Kapitel 4.3.1. dargestellt. Ein überwiegender Teil der Befragten gab<br />
eine definitive Hilfestellung sowohl in der aktuellen Situation als Jugendlicher (beide<br />
Gruppen) als auch im Erwachsenenalter an. Bei der Einschätzung des Einflusses<br />
durch Lebenskunde in der PTs auf soziale Fähigkeiten und Kompetenzen wurde ein<br />
ähnlich hoher Wert der Zustimmung erzielt.<br />
Der Hinweis auf moderne Unterrichtsformen, aber auch die Miteinbeziehung der<br />
Lehrerpersönlichkeit für das Gelingen des Lebenskunde-Unterrichts sind weitere<br />
111
Faktoren, die Ziele zu erreichen. Als Ergebnis kann die Beantwortung der<br />
Forschungsfrage positiv erfolgen: <strong>Die</strong>ser Lebenskunde-Unterricht ist geeignet, für die<br />
Schülerinnen schonwährend des Schuljahres und auch im späteren Leben Einfluss auf<br />
Entscheidungen zu nehmen und eine Lebenshilfe darzustellen.<br />
5.2 Erstellen von Hypothesen<br />
Aufgrund der Erkenntnisse ergeben sich weitere Felder, die durch quantitative oder<br />
qualitative Forschungsmethoden zu erforschen sind. <strong>Die</strong> folgenden Hypothesen sind<br />
als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten zu sehen:<br />
H1: <strong>Die</strong> Polytechnische <strong>Schule</strong> hat im Hinblick auf Lebens- und Berufsvorbereitung<br />
eine sehr hohe Bedeutung und ist in der österreichischen Bildungslandschaft stärker zu<br />
positionieren.<br />
H2: <strong>Die</strong> Perspektiven der PTS können durch eine intensive Kooperation mit der<br />
Wirtschaft und durch Förderung und Forderung der Wirtschaft verbessert werden.<br />
H3:Es ist ein Vorteil für die Jugendlichen, die neunte Schulstufe in der PTS<br />
verpflichtend für den Einstieg ins duale Ausbildungssystem zu absolvieren.<br />
H4: Der Lebenskunde-Unterricht hat nachhaltigen Einfluss auf die SchülerInnen. Es<br />
sind weitere Schritte zu setzen, diesen Unterricht im Fächerkanon und als<br />
Unterrichtsprinzip zu festigen.<br />
5.3.Abschließende Betrachtung<br />
In Vorbereitung der vorliegenden Arbeit konnten keine wissenschaftliche Arbeit zu<br />
dem Thema gefunden werden. <strong>Die</strong> intensive Beschäftigung mit der Entwicklung der<br />
PTS, der Suche nach vergleichbaren Schulformen innerhalb Europas und den<br />
empirischen Forschungen machte deutlich, wie isoliert diese <strong>Schule</strong> innerhalb der<br />
österreichischen Bildungseinrichtungen, aber auch vom System her in Europa steht.<br />
<strong>Die</strong> Beschäftigung mit Themen zu dieser Arbeit brachte aber auch die Erkenntnis, dass<br />
es neben den Verhinderern und Besserwissern auch einen Kreis von Personen gibt,<br />
die eine Leidenschaft dafür aufbringen und im Sinne unserer Jugend dafür schon seit<br />
Jahren kämpfen und bereit sind, diesen Kampf auch weiter zu führen.<br />
Der Beweis, dass es einen Bedarf an einer Schulform wie der PTS ist aufgrund der<br />
Erkenntnisse der Arbeit gegeben, gute Ideen für die Sicherung des Fortbestandes, zur<br />
112
Erlangung einer Reputation in der Öffentlichkeit, wurden vorgelegt. <strong>Die</strong>se in die<br />
entsprechenden und entscheidenden Gremien zu bringen, für diese Ideen eine Lobby<br />
zu gewinnen, ist die einzige Chance auf Realisierung.<br />
Alle Gespräche mit den ExpertInnen ließen sehr deutlich erkennen, wie sehr es dem<br />
Einzelnen ein Anliegen ist, diese Schulform positioniert zu sehen. Beeindruckend, wie<br />
sehr manche von ihnen für diese <strong>Schule</strong> „brennen“, welche Leidenschaft in den<br />
Ausführungen zu spüren ist. Einen ähnlichen Eindruck hinterließen auch die<br />
Gespräche mit ehemaligen SchülerInnen im Anschluss an die Fragebogen-Aktion.<br />
Viele waren gerne bereit, die „alten Zeiten“ aufleben zu lassen, gemeinsam in<br />
Erinnerungen zu schwelgen an „das schönste Schuljahr von allen“. An ein Jahr, in dem<br />
man erstmals wie ein Erwachsener behandelt wurde. Manche von ihnen wollten noch<br />
einmal lebenskundliche Inhalte besprechen. Und manche von denen, die sich für den<br />
Fragebogen gemeldet hatten, hatten seit dem Verlassen der <strong>Schule</strong>, waren es nun 30<br />
oder drei Jahre, den Kontakt zu ihrer Lebenskundelehrerin niemals abreißen lassen.<br />
Sie waren zu Besuch, wenn sie Urlaub hatten, den Lehrabschluss machten, und wenn<br />
sie eine Familie gründeten. Sie meldeten sich, wenn sie Probleme in der Familie<br />
hatten, oder wenn eine Partnerschaft zu Bruch ging. Für einen erfahrenen<br />
Lebenskundelehrer/ eine Lebenskundelehrerin lag also die Vermutung nahe, dass der<br />
LK-Unterricht und die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte auch in anderen Fächern<br />
der PTS nachhaltige Auswirkungen auf das Leben der SchülerInnen haben konnten,<br />
sehr nahe. Mit der vorliegenden Arbeit ist diese Annahme bestätigt und verleiht damit<br />
der PTS und den Inhalten, die hier vermittelt werden, ein gutes Argumentarium für<br />
deren Existenzberechtigung und Aufwertung.<br />
113
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Pfeifer, V. (2009). Didaktik des Ethikunterrichts: Bausteine einer integrativen<br />
Wertevermittlung. Stuttgart: W. Kohlhammer.<br />
Radits, F., & (Hg.). (2007). Muster-und Musterwechsel ind der Lehrer- und<br />
LEhrerinnenbildung. Wien: LIT Verlag .<br />
Rösch, A. (2009). Kompetenzorientierung im Philosophie- und Ethikunterricht. Berlin:<br />
LIT Verlag.<br />
118
Schmid, J. (2000). Lügen im Alltag - Zustandekommen und Bewertung kommunikativer<br />
Täuschungen. Münster: LIT.<br />
Schweer, M. K. (2008). Lehrer-Schüler-Interaktion. Wiesbaden: VS Verlag für<br />
Sozialwissenschaften.<br />
Sertl, M., & Falkinger, B. (2002). LehrerInnenbildung in Bewegung Zur Reform der<br />
Pädagogischen Akademien. Wien: Verein der Förderer der Schulhefte .<br />
Steindl, M., Helm, B., & Steininger, G. F. (2008). Interkultureller Dialog Interkulturelles<br />
Lernen. (Z. P.-P. <strong>Schule</strong>, Hrsg.) Wien.<br />
Steindl, M., Helm, B., Steininger, G., Fiala, A., & Venus, B. (März 2008). Interkultureller<br />
Dialog Interkulturelles Lernen. Abgerufen am 30. Mai 2012 von viel-falter.org:<br />
http://www.viel-falter.org/images/doku/polis_broschuere_interkul_dialog.pdf<br />
Thal, J., & Vormdohre, K. (2006). Methoden und Entwicklung - Basismaterialien<br />
füreffektiven und aktivierenden Unterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />
Hohengehren.<br />
Transition Year Programmes Guidelines for Schools. (kein Datum). Abgerufen am 23.<br />
Juli 2012 von slss.ie: http://ty.slss.ie/resources/guidelines.pdf<br />
Ulich, K. (2001). Einführung in die Sozialpsychologie der <strong>Schule</strong>. Weinheim und Basel:<br />
Beltz Verlag.<br />
Vergleichsstudie“, A. „. (2007). Pisa-Vergleichsstudie. Abgerufen am 22. Juli 2012 von<br />
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Weinberger, A., Partry, J.-L., & Weyringer, S. (2008). Das Unterrichtsmodell VaKE.<br />
Innsbruck: Studienverlag.<br />
Weinberger, A., Partry, J.-L., & Weyringer, S. (2008). Das Unterrichtsmodell VaKE.<br />
Innsbruck: Studienverlag.<br />
Wiesinger, H. (kein Datum). Mayring Qualitative Methoden. Abgerufen am 4. 8 2012<br />
von Qualitative Methoden nach Mayring: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/fspsych/serv_pro/mayring.html<br />
119
Wollenweber, K. U. (2011). Disziplinprobleme im Schulalltag lösen. Merching: Forum<br />
Verlag Herkert GmbH.<br />
120
Anhang<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Prozentuelle Auflistung<br />
121
Abbildungsverzeichnis<br />
122
Fragebögen<br />
Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit<br />
AbsolventInnen<br />
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich bei meiner Untersuchung<br />
im Rahmen der <strong>Master</strong>arbeit zu unterstützen.<br />
Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten! <strong>Die</strong> Auswertung der Fragen ist völlig<br />
anonym.<br />
1)Wie bewertest du generell den LK-Unterricht bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />
Inhalte in der PTS / im PL?<br />
□ Sehr gut<br />
□ Gut<br />
□ Mittelmäßig<br />
□ Eher schlecht<br />
□ Schlecht<br />
□ Kann mich nicht erinnern<br />
2) War dir die Behandlung lebenskundlicher Themen eine Hilfe in der damaligen<br />
Situation als Jugendliche/r?<br />
□ Ja, oft<br />
□ Ja, manchmal<br />
□ Teils / teils<br />
123
□ Eher nicht<br />
□ Nein<br />
□ Kann ich nicht sagen<br />
3) War /ist dir die Behandlung lebenskundlicher Themen eine Hilfe in der aktuellen<br />
Situation als Erwachsene/r?<br />
□ Ja, oft<br />
□ Ja, manchmal<br />
□ Teils / teils<br />
□ Eher nicht<br />
□ Nein<br />
□ Kann ich nicht sagen<br />
4) Wie gut erinnerst du dich an lebenskundliche Inhalte bzw. Inhalte des Lebenskunde-<br />
Unterrichts?<br />
□ Sehr gut, fast an alles<br />
□ Gut, ich weiß noch einige Einzelheiten<br />
□ Mittelmäßig, manchmal fällt mir was ein<br />
□ Eher schlecht, ich erinnere mich kaum mehr<br />
□ So gut wie gar nicht<br />
5) In welchen der folgenden anderen Gegenstände der PTS / des PL hast du<br />
„lebenskundliche“ Inhalte erfahren, das heißt Inhalte, die dir in deinem privaten oder<br />
124
eruflichen Leben helfen sollten/konnten?<br />
□ Berufskunde<br />
□ Deutsch<br />
□ Politische Bildung<br />
□ Religion<br />
□ Naturkunde<br />
□ Gesundheitslehre<br />
□ Sonstiges-<br />
6) Wenn du dich an die Zeit nach der <strong>Schule</strong> zurück erinnerst: In welchen<br />
Lebenssituationen haben dich der Lebenskunde-Unterricht und lebenskundliche Inhalte<br />
beeinflusst? Und in welchem Ausmaß?<br />
hat mich<br />
gar nicht<br />
beeinflusst<br />
hat mich<br />
stark<br />
beeinflusst<br />
Berufswahl / berufliche<br />
Entscheidungen<br />
□ □ □ □ □<br />
Partnerwahl □ □ □ □ □<br />
125
Partnerschaftsprobleme □ □ □ □ □<br />
Kinderwunsch □ □ □ □ □<br />
Kindererziehung □ □ □ □ □<br />
Soziales Engagement □ □ □ □ □<br />
Interesse an der Gesellschaft □ □ □ □ □<br />
Umgang mit Brauchtum □ □ □ □ □<br />
Familienfeste □ □ □ □ □<br />
Suchtverhalten □ □ □ □ □<br />
Sexualität □ □ □ □ □<br />
Gesunde Lebensweise □ □ □ □ □<br />
Umgang mit Konflikten □ □ □ □ □<br />
Arbeitshaltung/Bedeutung von Beruf<br />
und Arbeit<br />
□ □ □ □ □<br />
Haltung gegenüber Minderheiten □ □ □ □ □<br />
Freizeitgestaltung □ □ □ □ □<br />
7) Wie sehr haben lebenskundliche Inhalte folgende Fähigkeiten begünstigt?<br />
gar<br />
nicht<br />
sehr<br />
Konfliktfähigkeit □ □ □ □ □<br />
126
Selbstbewusstsein □ □ □ □ □<br />
Selbstständigkeit □ □ □ □ □<br />
Zivilcourage □ □ □ □ □<br />
Gerechtigkeitssinn □ □ □ □ □<br />
Übernehmen von Verantwortung □ □ □ □ □<br />
Zuverlässigkeit □ □ □ □ □<br />
8) Hättest du dir gewünscht, deinen LK-Lehrer/deine LK-Lehrerin später in bestimmten<br />
Situationen um Rat fragen zu können?<br />
□ Ja, oft<br />
□ Ja, manchmal<br />
□ Teils / teils<br />
□ Eher nicht<br />
□ Nein<br />
□ Kann ich nicht sagen<br />
9) Fällt dir noch etwas ein, das du gern über den LK-Unterricht sagen möchtest?<br />
Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen!<br />
127
Fragebogen zur <strong>Master</strong>arbeit<br />
SchülerInnen des aktuellen Schuljahres<br />
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich bei meiner Untersuchung<br />
im Rahmen der <strong>Master</strong>arbeit zu unterstützen.<br />
Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten! <strong>Die</strong> Auswertung der Fragen ist völlig<br />
anonym.<br />
1) Ich besuche die Polytechnische <strong>Schule</strong>, weil (mehrere Antworten sind möglich)<br />
□ ich Hilfe bei der Lehrstellensuche wollte<br />
□ ich eine/n Lehrer/in besonders mag<br />
□ meine Freunde hier sind<br />
□ ich eine Vorbereitung auf den Beruf<br />
erwarte<br />
□ diese <strong>Schule</strong> mir empfohlen wurde<br />
□ meine Eltern es wollten<br />
□ ich ein besseres Zeugnis brauche<br />
□ diese <strong>Schule</strong> einen guten Ruf hat<br />
□ ich mir Lebenshilfe erwartete<br />
□ ich mich nicht mehr anstrengen<br />
wollte<br />
2) Wie bewertest du generell den LK-Unterricht in der PTS?<br />
□ Sehr gut<br />
□ Gut<br />
□ Mittelmäßig<br />
□ Eher schlecht<br />
□ Schlecht<br />
128
3) In welchen der folgenden anderen Gegenstände der PTS erfährst du<br />
„lebenskundliche“ Inhalte, das heißt Inhalte, die dir in deinem privaten oder beruflichen<br />
Leben helfen sollten/könnten?<br />
□ Berufskunde<br />
□ Deutsch<br />
□ Politische Bildung<br />
□ Religion<br />
□ Naturkunde<br />
□ Gesundheitslehre<br />
□ Sonstiges:<br />
4) Ist dir die Behandlung lebenskundlicher Themen eine Hilfe in deiner aktuellen<br />
Situation als Jugendliche/r?<br />
□ Ja, oft<br />
□ Ja, manchmal<br />
□ Teils / teils<br />
□ Eher nicht<br />
□ Nein<br />
□ Kann ich nicht sagen<br />
5)In welchen Lebenssituationen hat dich der Lebenskunde-Unterricht schon im<br />
laufenden Schuljahr beeinflusst? Und in welchem Ausmaß?<br />
hat mich<br />
gar nicht<br />
beeinflusst<br />
hat mich<br />
stark<br />
beeinflusst<br />
129
Berufswahl / berufliche Entscheidungen □ □ □ □ □<br />
Partnerwahl □ □ □ □ □<br />
Partnerschaftsprobleme □ □ □ □ □<br />
Kinderwunsch □ □ □ □ □<br />
Kindererziehung □ □ □ □ □<br />
Soziales Engagement □ □ □ □ □<br />
Interesse an der Gesellschaft □ □ □ □ □<br />
Umgang mit Brauchtum □ □ □ □ □<br />
Familienfeste □ □ □ □ □<br />
Suchtverhalten □ □ □ □ □<br />
Sexualität □ □ □ □ □<br />
Gesunde Lebensweise □ □ □ □ □<br />
Umgang mit Konflikten □ □ □ □ □<br />
Arbeitshaltung/Bedeutung von Beruf und<br />
Arbeit<br />
□ □ □ □ □<br />
Haltung gegenüber Minderheiten □ □ □ □ □<br />
Freizeitgestaltung □ □ □ □ □<br />
6) Wie sehr hat der LK-Unterricht folgende Fähigkeiten begünstigt?<br />
130
gar<br />
nicht<br />
sehr<br />
Konfliktfähigkeit □ □ □ □ □<br />
Selbstständigkeit □ □ □ □ □<br />
Selbstbewusstsein □ □ □ □ □<br />
Mut, sich für andere einzusetzen □ □ □ □ □<br />
Positive Werthaltung □ □ □ □ □<br />
Übernehmen von Verantwortung □ □ □ □ □<br />
Zuverlässigkeit □ □ □ □ □<br />
131
7) Bewerte die Bedeutung der angeführten lebenskundlichen Themen!<br />
gar<br />
nicht<br />
sehr<br />
Sexualität □ □ □ □ □<br />
Jugendschutz □ □ □ □ □<br />
Haltung zum Beruf/Selbsteinschätzung □ □ □ □ □<br />
Besuch von politischen Institutionen □ □ □ □ □<br />
Familien □ □ □ □ □<br />
Umgang mit Konflikten □ □ □ □ □<br />
Generationenproblem - Eltern/Kind □ □ □ □ □<br />
Freizeitgestaltung □ □ □ □ □<br />
Partnerschaft □ □ □ □ □<br />
Kindererziehung □ □ □ □ □<br />
Gesunde Lebensweise □ □ □ □ □<br />
Sonstige<br />
…………………………………………….<br />
□ □ □ □ □<br />
Sonstige<br />
…………………………………………….<br />
□ □ □ □ □<br />
Sonstige<br />
…………………………………………….<br />
□ □ □ □ □<br />
132
8) Wünschst du dir, deine LK-Lehrerin später in bestimmten Situationen um Rat fragen<br />
zu können?<br />
□ Ja, oft<br />
□ Ja, manchmal<br />
□ Teils / teils<br />
□ Eher nicht<br />
□ Nein<br />
□ Kann ich nicht sagen<br />
9) Fällt dir noch etwas ein, das du gern über den LK-Unterricht sagen möchtest?<br />
Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen!<br />
133
Zusatztexte auf den Fragebögen<br />
AbsolventInnen<br />
Nachhaltig, von großem Wert<br />
Unterricht gut und interessant<br />
Super Lehrerin (2x)<br />
Sehr hilfreich und prägend; gleicht Defizite in der Familie aus; hilft verstehen<br />
Wird immer wichtiger und notwendiger<br />
Hat maßgeblich zur persönlichen Entwicklung beigetragen<br />
Sehr interessant und privat einzusetzen<br />
Sehr interessant und lustig<br />
Lockere Diskussionen<br />
Gibt Aufschluss über sich selbst<br />
Schönster Gegenstand, schönste Zeit<br />
Nachhaltig, großer Wert<br />
Nachhaltig, großer Wert, Super Lehrer<br />
Sehr wichtiger Gegenstand<br />
<strong>Die</strong> schönsten Stunden<br />
Unterhaltsame Diskussionen<br />
Hilfreich, nützlich, nachhaltige Wirksamkeit<br />
echte Hilfe bei der Kindererziehung (2x)<br />
sehr wichtiger Gegenstand<br />
Lebenskunde ist sozialer Umgang, soziale Intelligenz, Konfliktmanagement,<br />
Kommunikationsmodelle<br />
Anregung. Mehr Projekte<br />
Lachen, fröhlich sein<br />
Unterhaltsamer und interessanter Unterricht<br />
SchülerInnen aktuell<br />
Informativ und macht Spaß<br />
134
Interessant, spannend, viel Spaß<br />
Toll, bringt mir viel im Leben<br />
Sehr gute Themen<br />
Bereichernd, interessant, hilfreich<br />
sehr interessant (4x)<br />
Sehr wichtig, man lernte über sich und die Mitmenschen<br />
weniger reden, dafür mehr am Computer arbeiten<br />
Mehr Unterrichtsstunden Lebenskunde (3x)<br />
Positiv, dass Besprechen aller Themen möglich ist<br />
135
Excel-Auswertungen der Fragebögen<br />
sind noch einzufügen<br />
136
Interviewleitfäden<br />
Interviewleitfaden - Ministerium<br />
Dauer: 45- 60 Minuten<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Bevor wir mit dem eigentlichen Interview beginnen, möchte ich gerne etwas über Ihren<br />
Zuständigkeitsbereiche erfahren. Sie sind der Leiter der Abteilung für PTS im<br />
Bundesministerium. Was sind Ihre konkreten Aufgaben?<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />
2. Was waren Ihre Erfahrungen bezüglich Imageproblematik und<br />
welche waren die ausschlaggebenden Gründe für die bis<br />
heute sehr intensive Auseinandersetzung mit dieser<br />
Schulform?<br />
3. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in<br />
Bezug auf Lebens- und Berufsorientierung zu?<br />
4. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung<br />
nach die PTS die passende Schulform?<br />
b. Was bietet die PTS, was andere<br />
<strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />
c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen<br />
<strong>Schule</strong>n?<br />
d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen<br />
im Bildungsbereich denken – NMS, ÜST<br />
in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />
diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />
nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft<br />
und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />
137
e. Halten Sie die Stärkung der PTS für<br />
eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen<br />
gesellschaftlichen Entwicklung<br />
persönliche Erfahrungen?<br />
5. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem<br />
Dafürhalten eine Chance zur Attraktivierung<br />
und Aufwertung der PTS?<br />
6. In Ihren Zuständigkeitsbereich fällt auch die Ausbildung zum<br />
Polytechnischen Lehrer/der Polytechnischen Lehrerin. Finden<br />
Sie, dass diese Ausbildungsschiene attraktiv für junge<br />
LehrerInnen ist bzw. gleich beworben wird wie die Ausbildung<br />
für die anderen Pflichtschulbereiche?<br />
7. Gibt es derzeit Gespräche zur Zukunft der PTS<br />
auf Ministeriumsebene bzw. auf politischer<br />
Ebene?<br />
8. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft<br />
dieser Schulform ein?<br />
9. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur<br />
PTS?<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die<br />
Vermittlung von lebenskundlichen Inhalten in<br />
der PTS bei den Jugendlichen bewirken?<br />
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus<br />
der familiären Situation auszugleichen?<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der<br />
Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen<br />
eines Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin<br />
138
sind Ihrer Meinung nach wichtig, um<br />
erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders<br />
bedeutend?<br />
7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde<br />
für geeignet, in der aktuellen Lebenssituation<br />
der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben<br />
eine Hilfe darzustellen?<br />
8. Glauben Sie, dass die Einführung eines<br />
Lebenskundeunterrichts auch an anderen<br />
Schulformen sinnvoll wäre?<br />
9. Haben Sie noch Ideen für die weitere<br />
Entwicklung des Lebenskundeunterrichts bzw.<br />
die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte??<br />
Interviewleitfaden Schulaufsicht<br />
Dauer: 45- 60 Minuten<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Expertin für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />
2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu?<br />
3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung<br />
nach die PTS die passende Schulform?<br />
b. Was bietet die PTS, was andere<br />
<strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />
c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen<br />
<strong>Schule</strong>n?<br />
139
d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen<br />
im Bildungsbereich denken – NMS, ÜST<br />
in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />
diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />
nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft<br />
und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />
e. Halten Sie die Stärkung der PTS für<br />
eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
f. Wie sehen Sie die Rolle der PTS<br />
angesichts der aktuellen<br />
gesellschaftlichen Entwicklung?<br />
Bezogen auf das Verhalten der<br />
Jugendlichen, deren Umgang mit<br />
Autoritäten, die geänderte Situation in<br />
den Familien<br />
g. Welche Inhalte der derzeitigen Form<br />
sind Ihrer Meinung nach besonders<br />
wichtig?<br />
4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />
zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />
5. Gibt es in Ihrem Bereich, auf BSI-Ebene, derzeit Gespräche zur<br />
Zukunft der PTS?<br />
6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />
ein?<br />
7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />
lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />
bewirken?<br />
140
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />
Situation auszugleichen?<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />
Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />
wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />
7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />
der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />
weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />
8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />
auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />
9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />
Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />
Inhalte?<br />
Interviewleitfaden – PTS/LK-LehrerInnen<br />
Dauer: 45- 60 Minuten<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Sie unterrichten seit einiger Zeit an einem PL bzw. an einer PTS.<br />
Was ist für Sie Motivation, an dieser <strong>Schule</strong> „freiwillig“, zu<br />
unterrichten und sich noch besonders damit auseinanderzusetzen.<br />
2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu?<br />
3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
141
a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung<br />
nach die PTS die passende Schulform?<br />
b. Was bietet die PTS, was andere<br />
<strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />
c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen<br />
<strong>Schule</strong>n?<br />
d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen<br />
im Bildungsbereich denken – NMS, ÜST<br />
in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />
diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />
nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft<br />
und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />
e. Halten Sie die Stärkung der PTS für<br />
eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen<br />
gesellschaftlichen Entwicklung<br />
persönliche Erfahrungen?<br />
g. Welche Inhalte der derzeitigen Form<br />
sind Ihrer Meinung nach besonders<br />
wichtig?<br />
4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />
zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />
5. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />
ein?<br />
6. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />
lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />
bewirken?<br />
142
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />
Situation auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />
Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />
wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />
7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />
der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />
weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />
8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />
auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />
9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />
Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />
Inhalte??<br />
143
Interviews<br />
RegRat Franz Haider, Leiter des Referates I/2a, für Pädagogische und<br />
Administrative Angelegenheiten der Polytechnischen <strong>Schule</strong>n<br />
Ort: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Zimmer 330<br />
Datum: 19.Juni 2012<br />
Beginn: 10:15 Uhr<br />
Ende: 11:30 Uhr<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Bevor wir mit dem eigentlichen Interview beginnen, möchte ich gerne etwas über Ihren<br />
Zuständigkeitsbereich erfahren. Sie sind der Leiter des Referates für PTS im<br />
Bundesministerium. Was sind Ihre konkreten Aufgaben?<br />
Abteilung im Ministerium – Sektion, Abteilungen, Referate…. in den 90 er Jahren<br />
schon mal gegeben, dann im Zuge einer Strukturreform aufgelöst und jetzt innerhalb<br />
der Abt. I/2, Sekundarstufe 1, wieder das Referat für PTS eigenständig geschaffen.<br />
Ihr Zuständigkeitsbereich und Ihr Aufgabengebiet?<br />
Grundsätzlich ist das Referat für pädagogische Belange zuständig. Damit ergibt sich<br />
auch der Aufgabenbereich für die PTS. bundesweit strukturiert und umzusetzen, betrifft<br />
auch Lehreraus- und Weiterbildung. PTS Lehramt – das sind die Schwerpunkte. die<br />
pädagogischen Belange ausgehend vom Lehrplan bis zu methodisch didaktischen<br />
Maßnahmen, bis hin zur Weiterentwicklung der Polytechnischen <strong>Schule</strong>.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
144
7. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet? Was waren Ihre<br />
Erfahrungen und was war ausschlaggebend für die intensive<br />
Auseinandersetzung mit dieser Schulform?<br />
Ich war 30 Jahre an einer PTS, früher ja PL, in Oberösterreich. und von 1992 bis<br />
2001 war ich an dieser PTS Schulleiter und habe dann 2001 ins Ministerium<br />
gewechselt.<br />
8. Was waren Ihre Erfahrungen bezüglich Imageproblematik und welche waren die<br />
ausschlaggebenden Gründe für die bis heute sehr intensive Auseinandersetzung<br />
mit dieser Schulform?<br />
Weil ich einfach die Nahtstelle <strong>Schule</strong>/Beruf, an der sich unsere Jugendlichen am<br />
Ende der Schulpflicht für äußerst spannend und interessant halte und weil ich<br />
denke, dass gerade diese Nahtstelle für viele Jugendliche eine besondere<br />
Herausforderung bzw. Erschwernis darstellt. Das hängt natürlich ab von den<br />
wirtschaftlichen Komponenten. Sie wissen ja selbst, dass das Lehrstellenangebot<br />
zum Beispiel schwankend ist, einmal besser, einmal schlechter. <strong>Die</strong>se<br />
Herausforderung hat natürlich auch die <strong>Schule</strong>. Dass man für die Jugendlichen<br />
einen gelingenden Übertritt ins Leben erreicht. Dazu gehören natürlich<br />
insbesondere Aufgabenstellungen während des Schuljahres, welche die<br />
Jugendlichen dafür fit machen.<br />
9. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu?<br />
Lebens- und Berufsorientierung kann man grundsätzlich nicht strikt trennen.<br />
Also, für mich ist Berufsorientierung gleichzeitig ja auch eine Lebensorientierung,<br />
und daher ist diese Bildung unserer Jugendlichen eine besondere<br />
Herausforderung, dass sie nach ihren Interessen und Fähigkeiten eine<br />
entsprechende Ausbildung haben und natürlich ein gewisse Grundlage für ihre<br />
weitere Lebensplanung. Und das ist nach meiner Sicht sehr eng verknüpft.<br />
10. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
Dass erstmalig im Laufe der Schullaufbahn die Jugendlichen nach ihren<br />
Interessen und Neigungen gefördert werden können. Somit auch speziell auf die<br />
Fähigkeiten, die Schwerpunkte in beruflicher Hinsicht vorbereitet werden.<br />
a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die passende<br />
Schulform?<br />
145
Für alle Jugendlichen, die eine berufliche Ausbildung anstreben. Es würde sogar<br />
Sinn machen, dass Jugendliche, die in eine BHS oder BMS gehen, auch im<br />
letzten Pflichtschuljahr diese Vorbildung, Vorqualifizierung machen sollten. Denn<br />
viele gehen sehr wenig eingestellt auf die für sie passende berufliche Ausbildung<br />
da hinein und scheitern dann auch vielfach. Das würde auch die hohe Dropout-<br />
Rate verringern. Zurzeit wissen wir, dass wir Vorboten sind, die Zubringerschule<br />
für die duale Ausbildung, würde dennoch systemische Änderungen anregen, wie<br />
oben ausgeführt.<br />
b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />
Flexibilität, Engagement der LehrerInnen, diese Flexibilität benötigt sehr hohes<br />
Engagement. Daher bleiben nur solche KollegInnen an dem Schultyp, die sich<br />
nicht nur den leistungsmäßigen Aufgaben, sondern auch den sozialen Aufgaben<br />
stellen. Weil einfach viele SchülerInnen eine besondere Betreuung in sozialer<br />
Hinsicht benötigen.<br />
c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />
<strong>Die</strong> Anerkennung oftmals der Öffentlichkeit. Es ist für viele schwer<br />
nachvollziehbar, warum das so ist. Der Hauptgrund ist meines Erachtens, dass<br />
die gesellschaftliche Tendenz in die höhere Bildung zeigt, und die Grundaufgabe<br />
der PTS doch die Hinführung auf die duale Ausbildung ist. Auch in Ö wird zu<br />
wenig gemacht, um die duale Ausbildung, die „Arbeit“ letztendlich attraktiv zu<br />
gestalten. Da gibt es viele Problempunkte, die anzusprechen wären. Ist ein<br />
weiterer Folge auch auf unser Schulsystem auszudehnen.<br />
d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich denken – NMS,<br />
ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass diese Entwicklung im<br />
Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der<br />
PTS nehmen wird?<br />
JA, wird es sicherlich haben. Es wird im Bereich der Lehr- und Lernformen in der<br />
NMS auch auf PTS übergehen. Systemische Änderungen und Neuerungen<br />
werden erfolgen müssen, auch im Hinblick auf entsprechende<br />
Ressourcenzuteilungen, dass auch an dieser Schnittstelle Möglichkeiten<br />
verbessert werden. <strong>Die</strong> Schülerzahlen an der PTS werden vermutlich weiter<br />
sinken, weil die Tendenz in Richtung der weiterführenden beruflichen Ausbildung<br />
zunimmt. Daher auch die Gefahr, dass die Tendenz, mit 15 in den Arbeitsmarkt,<br />
abnimmt.<br />
146
e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
JA, eine Stärkung könnte dieser Tendenz entgegenwirken. Bei einer<br />
Weiterentwicklung der PTS auch auf eine zeitliche Dimension hin gedacht – eine<br />
Zweijährigkeit, wo speziell noch zusätzliche Ausbildungen und Qualifizierungen<br />
vonstattengehen können.<br />
Auch ein Namensänderung wäre durchaus hilfreich, obwohl sich die PTS in den<br />
letzten Jahren zu einer Marke entwickelt hat. Nichtsdestotrotz gibt es im Wandel<br />
der Zeit notwendige Änderungen. Man sollte über eine Namensänderung<br />
nachdenken.<br />
f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung<br />
persönliche Erfahrungen?<br />
Meine ersten Jahre im PL waren anders geprägt als zu der Jahrtausendwende.<br />
Ich habe aber nicht gesehen, dass die Schüler problematischer geworden wären<br />
als in den Siebzigern. Vieles hat sich verändert, aber es ist für mich nicht<br />
schwieriger geworden. Aber die Jugendlichen haben immer weniger<br />
Unterstützung von daheim. Bedingt u.a. durch Berufstätigkeit, die allgemeinen<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen, die auf die <strong>Schule</strong>n und auch auf die PTS<br />
zukommen.<br />
g. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach besonders<br />
wichtig?<br />
Hat sich mit den anderen Fragen schonbeantwortet.<br />
11. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance zur<br />
Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />
Zweijährigkeit als aufbauende Struktur, nicht als Wiederholung Mit einer noch<br />
stärkeren Individualisierung und Differenzierung, um auch die Defizite der<br />
Schüler aufzufangen, Flexibilität in alle Richtungen – eine notwendige<br />
systemische Entwicklung.<br />
Zwischenfrage: Für wie realistisch halten Sie so eine<br />
Entwicklung?<br />
Vielleicht muss der Druck vom Arbeitsmarkt, von der Wirtschaft, noch stärker<br />
werden, damit bildungspolitische Änderungen wirksam werden. Realisierung sehr<br />
schwer abzuschätzen. Hängt auch von der nächsten Legislaturperiode ab.<br />
147
12. In Ihren Zuständigkeitsbereich fällt auch die Ausbildung zum Polytechnischen<br />
Lehrer/der Polytechnischen Lehrerin. Finden Sie, dass diese Ausbildungsschiene<br />
attraktiv für junge LehrerInnen ist bzw. gleich beworben wird wie die Ausbildung<br />
für die anderen Pflichtschulbereiche?<br />
Nein, auf keinen Fall. Es hat sich ja seit dem Hochschulgesetz einiges geändert.<br />
Seit 2005 ist es wieder möglich, das PTS-Lehramt als Erstausbildung zu<br />
machen. Es gab Curricula für HS und VS, und wir haben für PTS-Lehramt erst im<br />
Nachhinein das Curriculum an den Hochschulen angefordert und erst im Laufe<br />
der Jahre erreicht Damit wurde die Erstausbildung verzögert. Tirol war<br />
federführend und bietet schon seit drei Jahren an. Nun haben wir zumindest in<br />
den Fachbereichen einige genehmigte Curricula an PH, wo wir einen<br />
Fachbereich anbieten können. <strong>Die</strong>se Programme für das nächste Jahr<br />
zusammenzustellen, werden da zu Schulbeginn entsprechend auflegen, damit<br />
LehrerInnen, die nachjustieren wollen, ein Angebot bekommen. Wer Metall<br />
machen will, muss nach Oberösterreich fahren, also dort inskribieren. Module<br />
werden auch von der PH organisiert und in einem anderen Bundesland, Hängt<br />
von der Nachfrage ab. Bei größerer Nachfrage durchaus die Abwicklung in NÖ<br />
möglich.<br />
13. Gibt es derzeit Gespräche zur Zukunft der PTS auf Ministeriumsebene bzw. auf<br />
politischer Ebene?<br />
Es gibt Gespräche, nicht offiziell – steht im aktuellen Regierungsprogramm, wo<br />
die Forderung nach Attraktivierung der PTS festgeschrieben steht. Was in der<br />
noch laufenden Periode noch umgesetzt wird – man wird sehen. Grundsätzlich<br />
denke ich, dass das eher verschoben wird auf die nächste Regierungsphase. <strong>Die</strong><br />
Gespräche sind zwar im Gang, aber nicht in der Intensität, dass man in kürzester<br />
Zeit an eine Lösung denken könnte.<br />
14. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform ein?<br />
<strong>Die</strong> PTS, ob es sie dem Namen nach in 10 Jahren noch gibt, weiß ich nicht. Aber<br />
die Inhalte; die sie bietet, werden in Zukunft stärker denn je für diese Altersgrupp<br />
notwendig sein Berufliche Orientierung, Vorbereitung, Unterstützung bei der<br />
Arbeitssuche. Das alles kann nicht weggewischt werden und ist in Zukunft<br />
stärker denn je notwendig.<br />
15. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />
148
Wie schon im Laufe des Gespräches erwähnt – Weiterentwicklung in Richtung<br />
Zweijährigkeit, Adaptierung des Lehrplanes und Optimierung und Umsetzung der<br />
Lehrerausbildung. In weiterer Folge dienstrechtliche Anpassung für PTS Lehrer<br />
und –Leiter. Gewerkschaftliche Frage- . Da sind meine Visionen.<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
Lebenskunde stark verknüpft mit Berufsvorbereitung, wobei aber Schwerpunkte<br />
wie der Sozialbereich in den Bereich LK fällt. Der Lehrplan ist ja da auch<br />
aufgeschlüsselt, Familie, soziales Umfeld, Freundeskreis, Lebensbewältigung. All<br />
diese Bereiche, die für unser Jugendlichen in Zeiten wie diesen aktueller sind<br />
denn je. Ein Thema in einem modernen projektmäßigen LK-Unterricht.<br />
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von lebenskundlichen<br />
Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen bewirken?<br />
Der Jugend gemäß. Wenn er die Jugend anspricht, wird er mit Sicherheit ein<br />
Erziehungsprozess sein. Gerade auf die Gruppe abgestimmt, mit projektmäßigen<br />
Schwerpunkte, sich selbst auseinandersetzen dürfen und können, ist der<br />
Lernerfolg wie in anderen Gegenständen durchaus gegeben. Was im LK-<br />
Unterricht nicht passieren darf, ist ein alt herkömmlicher Frontalunterricht, der die<br />
Jugendlichen nicht nachhaltig beeinflusst. <strong>Die</strong> modernen und zeitgemäßen<br />
Lernformen, wo der Schüler selbst tätig wird, sind notwendig. Das ist auch die<br />
Stärke der PTS, diese Selbsttätigkeit, man denke nur an den<br />
Werkstättenunterricht. Bewirkt einen hohen Lerneffekt. Zuerst lernt man mit den<br />
Händen, dann mit dem Kopf.<br />
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären Situation<br />
auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />
Es wäre schlecht, das zu verneinen. Wenn der Unterricht adäquat ist, familiär<br />
angeboten, kann dann ähnliche Effekte bewirken, wie sie in einer gut<br />
funktionierenden Familie ablaufen sollen.<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
149
Eine sehr große. Wie in allen anderen Fällen, steht und fällt auch da der gute<br />
Unterricht. Der Zugang des Lehrers zum Schüler, sein Verständnis. Für den LK-<br />
Unterricht noch eine zusätzliche Herausforderung bzw. die Persönlichkeit des<br />
Lehrers noch stärker gefragt, da ja die Überzeugung gerade fü Schüler dieser<br />
Altersgruppe schon da sein muss. Con Alkohol und Nikotin zu unterrichten und<br />
aber ein anderes Beispiel zu geben, wird ein 15Jähriger eher hinterfragen als ein<br />
Volksschüler. Daher auch im Bereich der Gesundheits- und Lebenserziehung die<br />
Persönlichkeit noch stärker gefragt.<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines Lebenskundelehrers/einer<br />
LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu<br />
gestalten?<br />
Offenheit, Toleranz, großes Verständnis, für die Pubertierenden, Schüler stecken<br />
in schwerer Phase. Gerade bei Mädchen menschliche und entwicklungsbedingte<br />
Schwierigkeiten, die auch der Lehrer sehen muss. <strong>Die</strong>se Aufgabe hat man in der<br />
Familie, aber auch in der <strong>Schule</strong>. Gerade Kinder aus schwierigen Verhältnissen<br />
sehen im Lehrer einen Elternersatz. Stellt eine zusätzliche emotionale Belastung<br />
für den Lehrer dar.<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />
Schwerpunkte sollten nach Berufsorientierung und Lebenskunde getroffen<br />
werden. LK das soziale Umfeld, das Finden von Freunden, Umgang im<br />
Freundeskreis mit Freunden, und dazu noch der Umgang mit sozialen Medien<br />
wird den Unterricht beeinflussen. Kann nicht allein durch den Informatik-<br />
Unterricht abgedeckt werden. Typisches Thema für LK.<br />
7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in der aktuellen<br />
Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben eine Hilfe<br />
darzustellen?<br />
Ein Unterricht, wo die Schüler durch eigene Erfahrungen und Selbsttätigkeit<br />
Lerneffekte erzielen., daher auch nachhaltig.<br />
8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts auch an<br />
anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />
Da bin ich sicher. Es wird auch diskutiert. Auch in Form des Ethikunterrichts…<br />
Diskussionen gehen in die Richtung der sozialen Verantwortung der <strong>Schule</strong> für<br />
unsere Jugendlichen.<br />
150
9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des Lebenskundeunterrichts<br />
bzw. die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte?? –<br />
Vom Lehrplan her müsste man vielleicht noch Experten beiziehen – so wie Sie –<br />
ob es zu einer Adaptierung des Lehrplans kommen sollte. Lehrplan ist fast 15<br />
Jahre alt, daher wären in vielen Bereichen Adaptierungen erforderlich. Im<br />
Hinblick auf die soziale Vernetzungsformen. Sollte auch bei einer größeren<br />
Umgestaltung des Lehrplanes berücksichtigt werden.<br />
Besten Dank für das spannende Interview. Habe einiges dazugelernt.<br />
151
Interviewleitfaden – MinRat, RegRat Mag. Karl Havlicek, Abt. L B/3<br />
Ort: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Zimmer 309<br />
Datum: 3. Juli 2012<br />
Beginn: 11 Uhr<br />
Ende: 12.30 Uhr<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Bevor wir mit dem eigentlichen Interview beginnen, möchte ich gerne etwas über Ihren<br />
Zugang zum Thema PTS und Ihre berufliche Erfahrung damit erfahren.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />
War 20 Jahre lang an einem PL in Wien tätig, 1995 ins Ministerium. Als<br />
Mitarbeiter der großen Lehrplanreform 1997. Was waren Ihre Erfahrungen und<br />
was war ausschlaggebend für die intensive Auseinandersetzung mit dieser<br />
Schulform? Habe die Arbeit an dieser Schulform immer sinnvoll und sehr<br />
bedeutend erachtet. War sehr gerne Poly-Lehrer. Schönste Zeit die Expositur in<br />
Simmering mit vier Klassen, also kleiner Standort.<br />
2. Was waren Ihre Erfahrungen bezüglich Imageproblematik und welche waren die<br />
ausschlaggebenden Gründe für die sehr intensive Auseinandersetzung mit<br />
dieser Schulform?<br />
Hat es immer gegeben, wellenförmig. Immer nur von Eltern und Kindern, die<br />
NICHT an der PL oder PTS waren. Eher diejenigen, die sich nicht damit<br />
beschäftigt haben. Kinder, die dort waren, mussten mit diesem Image rausgehen.<br />
Liegt an den LehrerInnen, auch davon etwas gutzumachen und die Sinnhaftigkeit<br />
zu vermitteln.<br />
3. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu?<br />
152
Nach vielen Jahren Erfahrung eh ich die PTS als Bindeglied zwischen<br />
Pflichtschulzeit und Eintritt ins Berufsleben enorm wichtig. Von der Konzeption<br />
her auch sehr gut gelungen.<br />
4. Was ist das Spezielle an der PTS? -<br />
a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die passende<br />
Schulform? – Haben versucht, mit dem neuen Lehrplan, die PTS als<br />
Übergangsstufe zwischen <strong>Schule</strong> und Beruf zu positionieren (Lehrplan 1997,<br />
Anm der Verf.). Es gehen 40 Prozent eines Jahrganges in die<br />
Berufsausbildung. In die PTS aber nur 22 Prozent, also rein rechnerisch ist<br />
das Potenzial groß genug, daher ist an dieser Schulform auch festzuhalten.<br />
b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben? – <strong>Die</strong> PTS ist<br />
Pflichtschule und nimmt ALLE <strong>Schule</strong>r an , die sich anmelden. Ganz wichtige<br />
Aufgabe; dass diejenigen, die in die PTS kommen, genau die sind, um die<br />
man sich kümmern muss und sich nicht die Besten aussuchen kann.<br />
c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n? – <strong>Die</strong> Achtung und die klare<br />
systematische Positionierung im Bildungssystem.<br />
d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich denken – NMS,<br />
ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass diese Entwicklung im<br />
Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der PTS<br />
nehmen wird? – Änderung NMS ist eine, die sich durchaus gut auf PTS<br />
auswirken kann. <strong>Die</strong> ÜST, die sich an BMS und BHS gebildet haben, ist völlig<br />
verfehlt, weil es nur um den Ausgleich des Schülerschwundes geht. Es ist<br />
weder ein pädagogisches Konzept dahinter, noch ein Zukunftsvision. Da wird<br />
man genauer hinschauen müssen, dass das auf keinen Fall weiterverfolgt<br />
werden soll. Davon bin ich persönlich überzeugt.<br />
e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel entgegenzuwirken? <strong>Die</strong> PTS ist sinnvoll positioniert im<br />
Eingangsbereich der Lehrlingsausbildung und eine Stärkung und Bewerbung<br />
der PTS könnte sich natürlich positiv auf die Stärkung des Lehrlingssystems<br />
und auf das Image der Lehre auswirken.<br />
f. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung<br />
persönliche Erfahrungen? Ich meine konkret in Bezug auf die jungen<br />
Menschen, mit denen wir es in der <strong>Schule</strong> zu tun haben. – Durch die vielen<br />
Jahre als Lehrer, und es ist immer noch die Altersgruppe, die mir am Herzen<br />
153
liegt. Weil es eine schwierige Zeit für sie ist, und weil ich persönlich große<br />
Achtung vor ihnen habe. Sie müssen sich mit 14 oder 15 das erste Mal bei<br />
einer Firma vorstellen, sich präsentieren, was andere erst nach der Matura<br />
oder nach dem Studium zu bewältigen haben.<br />
g. Haben Sie in der Zeit Ihrer aktiven Lehrertätigkeit, also bis 1995,<br />
Veränderungen im Verhalten der Jugendlichen festgestellt? - JA, schon<br />
damals. Ist jetzt sicher noch schwieriger geworden, weil die Erziehungsfragen<br />
immer mehr in die <strong>Schule</strong> verlagert werden, was sich besonders im Bereich<br />
der PTS auswirkt.<br />
h. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Rolle der PTS? –Schon<br />
deswegen, weil das letzte Pflichtschuljahr auch von der Erwartung der<br />
Bevölkerung her sehr viel leisten soll. Ist auch als Vorbereitung für das<br />
Berufsfeld sehr wichtig,<br />
5. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance zur<br />
Attraktivierung und Aufwertung der PTS? - Ein Vorschlag, der diskutiert und<br />
hoffentlich weiter verfolg wird, ist der, dass die PTS an das Lehrlingssystem<br />
angegliedert wird. Als Teil, aber mit der Konzeption wie derzeit, aber im System<br />
der Ausbildung, dennoch eigenständig bleibt, nicht an die Berufsschulen<br />
angeschlossen. BS haben wenige große Standort in Österreich, die PTS ist<br />
flächendecken, könnte dann aber nicht als Insel dastehen, sondern in<br />
Kooperation mit der Lehrlingsausbildung systematisch dargestellt werden.<br />
Namensänderung auch 1997 ein großes Thema. Könnte aber gut sein. Ist auf<br />
jeden Fall eine Überlegung wert.<br />
6. Gibt es derzeit Gespräche zur Zukunft der PTS auf Ministeriumsebene bzw. auf<br />
politischer Ebene? – ES gibt Gespräche, der Regierungsprogrammpunkt ist nicht<br />
erfüllt. Eindeutig mit Aufwertung in Zusammenhang mit einer Durchleuchtung der<br />
neunten Schulstufe. <strong>Die</strong> Gespräche sind im Gange.<br />
7. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform ein? Ich halte es<br />
für total notwendig und wichtig. Kritkier sind weitgehend verstummt. <strong>Die</strong><br />
Bedeutung ist erkannt worden. Man muss aber bei den Rahmenbedingungenansetzen,<br />
dass die Arbeit an den PTS leichter und effizienter für die<br />
Lehrpersonen wird.<br />
154
8. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS? –Meine Haltung – wo auch<br />
immer ich im Ministerium zu Wort komme, versuche ich, an einer Verbesserung<br />
bei den Bedingungen und dem Image der PTSmitzuwirken. .<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde? –<strong>Die</strong> LK als Fach bietet die<br />
Möglichkeit, auf Themen der Altersgruppe einzugehen und ist als Pflichtstunde<br />
verankert. Daher bietet es s die Zeit, auf da, was als Berufs- und<br />
Lebensvorbereitung sinnvoll erscheint, einzugehen.<br />
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von lebenskundlichen<br />
Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen bewirken? – In den Themen, die im<br />
Interesse der Schüler sind, entlastet es auch andere Gegenstände und hat im<br />
Kanon des Fachangebotes der PTS eine große Bedeutung.<br />
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären Situation<br />
auszugleichen? Wenn ja, welche? – Man darf die <strong>Schule</strong> nicht überschätzen,<br />
aber dass Kinder für sich einiges mitnehmen aus diesen Stunden, wo sie sich mit<br />
solchen Themen beschäftigen, davon bin ich überzeugt.<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu? – Eine sehr große<br />
an der PTS. Total merkbar, dass Persönlichkeiten, die mit Schülern gut umgehen<br />
können, die Schüler mögen und von der Persönlichkeit her auch als Vorbild für<br />
die Schüler an PTS besonders wichtig und wertvoll sind.<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines Lebenskundelehrers/einer<br />
LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu<br />
gestalten? – Wie vorher – authentisch sein, über Berufserfahrung verfügen, im<br />
Sinne von Tätigkeiten in anderen Berufen. Das schätzen die Schüler schon sehr.<br />
Den Praxisbezug, den man in den Unterricht hineinbringt.<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend? – Das, was gerade für die<br />
Schüler wichtig ist.<br />
7. Haben Sie Vorschläge für weitere Inhalte, die derzeit durch die<br />
Lehrplanvorgaben nicht abgedeckt werden?- Der Lehrplan bietet nur einen<br />
Rahmen, und die Ausfertigung soll auch den Lehrern vorbehalten sein.<br />
155
8. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in der aktuellen<br />
Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben eine Hilfe<br />
darzustellen? – Das denke ich. In vielen andern <strong>Schule</strong>n gibt es das Verlangen<br />
nach KV-Stunden, die in dieses Themenfeld gehen wollen, wo die PTS schon ist.<br />
9. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts auch an<br />
anderen Schulformen sinnvoll wäre? – Wie vorher gesgt. Ja1<br />
10. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des Lebenskundeunterrichts<br />
bzw. die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte?? – Ich glaube, wir müssen<br />
aufpassen, dass die Notwendigkeit, fachlich zu lernen, und die<br />
Grundkompetenzen in Mathematik, Deutsch und Englisch zu stärken, nicht zu<br />
kurz kommen bei diesen lebenskundlichen Themen. Müssen aber auch schauen,<br />
das der LK-Bereich im Pflichtfächerkanon gut situiert ist.<br />
Herzlichen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!<br />
156
Interviewleitfaden Schulaufsicht, RegR Mag. Helga Braun, BSI Korneuburg<br />
Bezirkshauptmannschaft Korneuburg, 23.7.2012<br />
Beginn: 9 Uhr<br />
Ende: 10 Uhr<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Expertin für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />
Damals, vor 30 Jahren, an einem PL, 4 Monate. Dann HS.<br />
2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu?<br />
Prinzipiell eine große, aufgrund der Konzeption der PTS und der Möglichkeiten,<br />
die der Lehrplan bietet. Vermutlich wegen dieser Bedeutung ist die Einjährige<br />
Form zu kurz, <strong>Die</strong>se Schulart im Kern genau das bedeutet, nämlich Lebens. und<br />
Berufsorientierung, und das geht nicht in 10 Monaten.<br />
3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die passende<br />
Schulform?<br />
Wenn ich es richtig verstanden habe, wie ich hoffe, meine ich, dass das doch<br />
SchülerInnen sind, die vorhaben, einen Lehrberuf zu lernen. Wobei ich sehr<br />
vorsichtig bin, weil es eine Ausschließlichkeit hat, nur für diejenigen, die einen<br />
Lehrberuf erlernen wollen. Ich ergänze daher, dass diejenigen, die genau diese<br />
Orientierung brauchen, die nach der achten Schulstufe nicht wissen, geht es in<br />
eine weiterführende <strong>Schule</strong>, geht es in eine Lehre, da bietet die PTS genau die<br />
Möglichkeit, sich zu orientieren und ein Jahr später diese Entscheidung zu<br />
treffen.<br />
b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />
Sie bietet einjährige Form, was sie von den anderen Schularten abhebt, gibt aber<br />
einige… bietet gute Mischung aus Theorie und Praxis, im Curriculum schon<br />
157
festgeschrieben. Nämlich die Möglichkeit, konkrete Berufsbezüge anzudocken<br />
innerhalb dieses Ausbildungsjahres. Da macht sie sehr spezifisch. Hin zum sehr<br />
Konkreten, weg vom Theoretischen, mit der Absicht, an die spätere<br />
Lebensrealität anzuknüpfen.<br />
c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />
<strong>Die</strong> Reputation, der Stellenwert, den diese <strong>Schule</strong> haben könnte, ist<br />
gesellschaftlich in der Anerkennung nicht gegeben. Ich fürchte und nehme es oft<br />
so wahr, dass die PTS mittlerweile im Bild der Öffentlichkeit, sowohl der<br />
professionellen Öffentlichkeit auf der Lehrerebene als auch auf der Elternebene,<br />
zu einer Art Not- und Restschule verkommen ist. Wenn nichts anderes geht,<br />
nehmen wir diese. Ein Notausgang, um dieses letzte Pflichtschuljahr zu<br />
absolvieren. Für manche, viele,.. der Ruf ist so. Und erst bei näherem<br />
Hinschauen, wenn man die Erfahrung gemacht hat, dass es eine Schulart ist, die<br />
diese Qualitäten aufweist, die ich vorher beschrieben habe, kommt man zu<br />
einem anderen Bild, Aber diese Minderheit, der wenigen, die diese <strong>Schule</strong><br />
besuchen, ist eine zu geringe Möglichkeit, um diesen Ruf, der sich etabliert hat,<br />
auch wieder umzudrehen. Das halte ich für sehr schade.<br />
d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich denken – NMS,<br />
ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass diese Entwicklung im<br />
Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der PTS<br />
nehmen wird?<br />
Ich fürchte, auf die NMS bezogen, wird sie mitgehangen, mitgefangen sein<br />
Nämlich Großraum Wien, Bezirk Korneuburg, wir haben laufende Abgänge bei<br />
den Hauptschulen. Auch die NMS hat keine wesentliche Veränderung bis jetzt<br />
bewirkt. Das bedeutet also, dass auch von den HS immer weniger SchülerInnen<br />
in die PTS gehen. Und die Konkurrenzangebote dieser Schularten, die einjährige<br />
Modelle erfinden, um die SchülerInnenköpfe für sich zu rekrutieren, dass die<br />
nochmals ein Konkurrenzprodukt entsteht, was den Schülerzulauf in Richtung<br />
PTS mindert. Das heißt, es wird eine schrumpfende Schulform sein. Und das hat<br />
wieder Auswirkungen auf das Bild der <strong>Schule</strong>, und wahrscheinlich auch auf die<br />
Schülerpopulation, die dann letztlich in der PTS landet,<br />
Es wird vermutlich eine negative Auswahl sein derer, die halt gar nichts anderes<br />
mehr finden. Und daher nachhaltiger Einfluss auf die Zukunft, vermutlich im<br />
Negativen.<br />
158
e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem Lehrlings- und<br />
Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
Ja ,unbedingt, Durchaus. Da ist nichts weiter dazu zu sagen.<br />
f. Wie sehen Sie die Rolle der PTS angesichts der aktuellen gesellschaftlichen<br />
Entwicklung? Bezogen auf das Verhalten der Jugendlichen, deren Umgang<br />
mit Autoritäten, die geänderte Situation in den Familien?<br />
Also ich würde die PTS nicht speziell in einem anderen Feld sehen, anders als<br />
die anderen Schularten, die mit der gleichaltrigen Gruppe zu tun haben, Der<br />
Umgang der Jugendlichen, veränderte Familienverhältnisse, veränderte<br />
aufgeben der <strong>Schule</strong>, Kompensation, was auch immer, ist eine ewig gleiche<br />
Aufgabe von VS bis Matura. Da seh ich keinen Unterschied. In einer Altersstufe<br />
ist es gegeben, wo man die SchülerInnen in einer Umbauphase erlebt. Der<br />
Hirnforscher Hüter hat diese Phase der Pubertät so bezeichnet, dass im Kopf<br />
wegen Baustelle geschlossen ist, Durch diesen Hormonsturm findet ein Umbau<br />
der Menschen statt. Eine wesentliche Etappe ist gegeben, wo man noch viel an<br />
Investition, Orientierung, Begleitung geben könnte. Insofern ist die PTS, was die<br />
Altersgruppe betrifft, was Spezielle.<br />
g. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach besonders<br />
wichtig?<br />
Also die wesentlichen Inhalte Berufspraxis, Lebenspraxis,.. bietet die Chancen<br />
für personsbezogenes Lerne, Persönlichkeitsbildung, wie gehen wir miteinander<br />
um, wie tun wir miteinander, wie arbeiten wir im Team, Eine gute Möglichkeit das<br />
hier zu üben, mehr und mehr aufgrund der Lehrplanbasis, als in anderen<br />
Schularten darauf Bezug genommen werden kann. Immer in Verbindung mit den<br />
lebenspraktischen Fachbereichsarbeiten. Wo es ganz konkret um diese<br />
Herausforderung geht, die uns die Wirtschaft auch immer predigt. Wir brauchen<br />
Menschen, die miteinander arbeiten können, ihre Konflikte und ihre Stärken auch<br />
miteinander teilen.<br />
4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance zur<br />
Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />
Mir fallen zwei ein. Ersten verlängern auf zwei Jahre, mit dem gleichen<br />
Lehrplanansatz wie jetzt. Noch mehr Intensivierung mit dem Übergang in ein<br />
Berufsfeld. Und das zweite, ich würde zentral Polys bevorzugen, die qualitativ<br />
höherstehende Angebote machen können, was ihre Infrastruktur betrifft, ihre<br />
159
Flexibilität des Angebots, denn eine PTS mit 30 SchülerInnen ist fast schon ein<br />
Minderheitenprogramm. Und wenn man hier die Möglichkeit hat, mit 60 oder 100<br />
Schülerinnen mit dem entsprechenden Lehrer- und Schülerpool, wäre das ein<br />
Qualitätssprung. Und das dritte- ich würde noch mehr drauf schauen wollen,<br />
dass fachlich ausgebildete Lehrkräfte am Werk sind und das nicht einfach nur<br />
machen. Und das spezifische Lehramt gar nicht haben. Das entwertet auf lange<br />
Sicht auch diese Schulform.<br />
Zwischenfrage. Im Sinne von einer Anhebung der Schulpflicht<br />
oder einem freiwilligen zehnten Schuljahr?<br />
Ich würde weder das eine noch das andere sehen, sondern diese Schulart als<br />
zweijährig führen. Aber dann hat er eine Anrechenbarkeit in Richtung der Lehre.<br />
Nicht einfach ein angehängtes Jahr, mehr vom Gleichen, sondern das es da eine<br />
Anerkennung gibt, einen Profit, der das zehnte Jahr legitimiert.<br />
5. Gibt es in Ihrem Bereich, auf BSI-Ebene, derzeit Gespräche zur Zukunft der<br />
PTS?<br />
Es gibt sie möglicherweise, ich habe sie nur nicht wahrgenommen……<br />
6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform ein?<br />
Ich habe es schon angedeutet. Ich bin eher pessimistisch, denn mit dem<br />
Geburtenrückgang, der massiv durchschlägt und den wir seit den 70er-Jahren<br />
haben, einfach die Köpfe weniger werden und der große Run in die Ash geht,<br />
daher weniger HS-SchülerInnen, und die Zusatzangebote der anderen<br />
Schularten für die neunte Schulstufe mit ein Konkurrenzprodukt sein werden. Ich<br />
sehe es sehr pessimistisch und fürchte um diese Schulart.<br />
7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />
Ich halte für gut, dass mit dem neuen Lehrplan ein Impuls auch zum Thema der<br />
Integration gegeben wurde. Dass man wahrnimmt, dass es auch hier<br />
SchülerInnen mit SPF und besonderen Bedürfnissen nicht nach der achten<br />
Schulstufe ausgestorben sind. Wenn aber nicht gleichzeitig strukturelle<br />
Veränderungen in Richtung Zentralisierung kommen und wir aufgrund des<br />
Schrumpfens zu einer angedockten PTS an eine NMS kommen, dann sehe ich<br />
keine Perspektive. Da müsste noch etwas kommen.<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
160
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
Das was der Lehrplan bietet- auf Lebensfragen, existentielle Fragen der<br />
SchülerInnen einzugehen, was als Luxus erscheint, man sich sonst zu wenig Zeit<br />
nimmt, obwohl in allen Bildungs- didaktischen Grundsätzen Unterrichtsprinzipien<br />
eigentlich immer schon eine Möglichkeit darstellt, sich um die sozialen Aspekte<br />
der SchülerInnen zu kümmern. Aber in dem Sinne als Fach ist es die Verortung<br />
dieser Inhalte, der Luxus, sich um Persönlichkeitsfragen, soziale Fragen,<br />
Teamfragen, Lebensbewältigung in einer schwierigen Lebensphase,<br />
Orientierung, wie gestalte ich mein Leben, wie meine Perspektive, wo geht es<br />
hin,…. schwierige existentielle Fragen zumindest als Frage in Stellung zu<br />
bringen, auch wenn man keine gültigen Antworten findet in einem Jahr.<br />
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von lebenskundlichen<br />
Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen bewirken?<br />
Ich bin sehr skeptisch, was wir wirklich bewirken können, und manche in seiner<br />
Wirkung stellt sich vielleicht erst nach 15 oder 20 Jahren ein, wenn man den<br />
Wert erst in der Rückschau benennen kann. Aktuell zu erleben, dass es Platz<br />
gibt, diese Fragen stellen zu können und dass es eine Lehrperson gibt, die sich<br />
auch bemüht, in dieser Frage zu einem Miteinander zu kommen. Möglichkeiten,<br />
Perspektiven oder auch keine Antworten bieten kann – auch das kann ein Wert<br />
sein, Einfach sich in Beziehung begibt auf eine Ebene, die die Personen die<br />
Gruppe, das Kollektiv in den Vordergrund stellt und nicht einen abstrahierten<br />
Lerninhalt. Wie so oft in <strong>Schule</strong> sonst vorfindlich.<br />
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären Situation<br />
auszugleichen?<br />
Auch da bin ich skeptisch, diese Vermessenheit …. aber eine gewisse<br />
Ergänzung in jedem Fall. Ob man so schnell etwas ausgleichen kann, was eine<br />
Lebens- und Lernbiografie 14 Jahre vorher festgeschrieben hat, in Ansätzen<br />
vermutlich. Aber es ist eine Chance, es macht Sinn.<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
Eine hohe, wie in jeder anderen Schulart auch. Und hier vielleicht noch viel mehr,<br />
weil es auch einfach schwierig ist, mit dieser Altersgruppe zu arbeiten. Es ist ein<br />
herausfordernde Lebenssituation von 14- und 15Jährigen, das ist auch ein<br />
Herausforderung für den Unterricht, die Beziehung zwischen PTS-Lehrkräften<br />
und –schülerInnen. Also umso mehr brauchen wir herzhafte, Standhafte,<br />
161
vernünftige, lebensfrohe aber auch klare Personen, die hier ein Modell für<br />
gelingende Beziehung, gelingende Berufsausübung darstellen. Also jemand, der<br />
Mut hat, sich einzulassen, aber vielleicht auch die Demut, auch die Grenzen zu<br />
sehen.<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines Lebenskundelehrers/einer<br />
LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu<br />
gestalten?<br />
Von Eigenschaften spreche ich nicht gerne, aber von jeden Fall von<br />
Kompetenzen, aber auch eine Frage der Haltung eher. Beispielsweise was kann<br />
ich an Positivem dieser Altersgruppe abgewinnen,, mag ich diese 14 Jährigen?<br />
Wenn das unter Eigenschaften fällt, dann ja. Eine gute erwachsenengerechte<br />
Didaktik einerseits, aber gelichzeitig auch noch diese Möglichkeit, sich mit dem<br />
kindlichen Anteil dieser Altersgruppe beschäftigen zu können und als Person<br />
ansprechbar zu sein, aber sich nicht als Partner missbrauchen zu lassen, oder<br />
sich anzubiedern, sondern als erwachsene Person mit Herz und Hirn einfach als<br />
Modell auch zu dienen.<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />
Das, was im Lehrplan nagedeutet ist, was mit Persönlichkeitsbildung zu tun hat,<br />
Teamarbeit, wie gehe ich mit Konflikten um, wie gehen wir mit Unterschied um,<br />
wie können wir streiten, wie können wir uns auch wieder versöhnen, ich halte das<br />
für essenziell, weil wir das in jeder Schulart vernachlässigen und weil wir es als<br />
Erwachsene auch noch immer nicht können. Also wäre das eine herzhafte<br />
Chance, das an dieser Stelle zum Thema zu machen – immer wieder.<br />
7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in der aktuellen<br />
Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im weiteren Leben eine Hilfe<br />
darzustellen?<br />
JA und nein – wenn es sich nur als Gegenstand versteht, nein. Wenn dieser<br />
Gegenstand aber ein Ausgangspunkt ist für eine Bewusstseinslage an einer<br />
<strong>Schule</strong>, die die se Ansprüche dieses Faches zu einem durchgängigen Prinzip an<br />
dieser <strong>Schule</strong> macht. Zu einem Kulturbestandteil des Selbstverständnisses von<br />
Lehrerinnen und Lehrern in Bezug zu ihren Schülern, dann halte ich es für<br />
wesentlich. Und dann kann man immerhin ein Jahr sinnvoll nützen und vielleicht<br />
intensiver als die Schularten es vorher gemacht haben.<br />
162
8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts auch an<br />
anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />
Wir können es Lebenskundeunterricht nennen oder das, was sich manche<br />
<strong>Schule</strong>n, wie zum Beispiel die HS in ihrer Autonomie als Luxus geleistet und<br />
mittlerweile schätzen gelernt haben, nämlich einen eigenen Gegenstand für<br />
soziales Lernen, für Konfliktbewältigung, für Kommunikation, für „Wie gestalten<br />
wir unser Zusammenleben“ zu installieren: Von daher gibt es schon viel. Ob wir<br />
es Lebenskundeunterricht nennen oder anders…. wenn diese Themen Platz<br />
haben ist es ein Essenzielles und hilft auch dem Stoff und vielen anderen<br />
Fächern auf die Beine.<br />
9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des Lebenskundeunterrichts<br />
bzw. die Vermittlung lebenskundlicher Inhalte?<br />
Im Prinzip habe ich alles dazu gesagt, außer, dass es vom Ansatz her mehr<br />
geben könnte. Nicht bloß eine Doppelstunde, sondern dass es sich als Anspruch<br />
und Idee auch in die anderen Fächer hinein begibt.<br />
Herzlichen Dank für das interessante Gespräch!<br />
163
Interview Schulaufsicht, Dir. Ferdinand Paller, MSc, BSI Mürzzuschlag<br />
Langenwang, 07.08.2012,<br />
Beginn: 18 Uhr<br />
Ende: 18.45 Uhr<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Expert für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Haben Sie an einem PL oder einer PTS unterrichtet?<br />
Sowohl als auch, und zwar an mehreren Standorten.<br />
2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu?<br />
Das sind die Schwerpunkte in der Ausbildung. Berufsvorbereitung als der eine<br />
Kern, Lebensvorbereitung der zweite. Berufliches und privates Leben in der<br />
Vorbereitung.<br />
3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
Das Spezielle ist die Konzentration auf den Beruf durch ein starke<br />
Praxisorientierung im Zusammenhang mit den Möglichkeiten, ein<br />
Leben sinnvoll zu gestalten im Beraterbereich:<br />
a. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die<br />
passende Schulform?<br />
<strong>Die</strong> passendste Schulform für diese Jugendlichen, die sich<br />
einen baldigen Berufseinstieg vorstellen können und auch<br />
weitere berufliche Ziele, sprich Lehre mit Matura, nicht aus den<br />
Augen verlieren wollen.<br />
b. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten<br />
haben?<br />
Zuerst die Praxisorientierung, einen Umgang miteinander, wie<br />
man, wen man aus den Rückmeldungen der Schüler erkennt,<br />
164
vorher so nicht gewohnt war, und auch die Möglichkeit des<br />
direkten Überstiegs von Lehrstelle, Inanspruchnahme. Ich weiß<br />
von den <strong>Schule</strong>n heraus die Zahl der Übertritts Möglichkeiten in<br />
eine Lehre liegen durchschnittlich bei 80 Prozent.<br />
c. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />
Ein Standing und das Image. <strong>Die</strong> PTS hat seit ihrem Bestehen<br />
immer Probleme mit dem Image gehabt, und es fehlt ihr auch<br />
eine Lobby, die hinter ihr steht.<br />
d. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich<br />
denken – NMS, ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />
diese Entwicklung im Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss<br />
auf die Zukunft und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />
Einfluss schon, ob nachhaltig, kann ich nicht beurteilen, <strong>Die</strong><br />
NMS wird sich auf jeden Fall auf die zukünftige Gestaltung der<br />
PTS auswirken.<br />
e. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem<br />
Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
Auf jeden Fall, da wir ja wissen, dass der Großteil der PTS-<br />
Abgänger in den Bereich duale Ausbildung geht. Und es wäre<br />
auch eine Zweijährigkeit anzudenken, dass endlich die Lücke<br />
geschlossen wird, dass die Bereiche Weiterbeildung<br />
Krankenpflegeschule geschlossen ist.<br />
f. Wie sehen Sie die Rolle der PTS angesichts der aktuellen<br />
gesellschaftlichen Entwicklung? Bezogen auf das Verhalten der<br />
Jugendlichen, deren Umgang mit Autoritäten, die geänderte<br />
Situation in den Familien?<br />
Das ist eine allgemein schulische Problematik, die speziell auch<br />
in der PTS, wenn man den entwicklungspsychologischen<br />
Hintergrund der Jugendlichen in Betracht zieht, gegeben ist.<br />
Und das ist die letzte Möglichkeit, hier noch Nachkorrekturen in<br />
der Erziehung geltend zu machen. In der Berufsschule wird<br />
genau so viel gemacht, aber die Kinder, die Jugendlichen<br />
gehen dann schon ihre eigenen Wege.<br />
165
g. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach<br />
besonders wichtig?<br />
Inhalte auf jeden Fall die markante Berufsvorbereitung, die<br />
Praxisorientierung, aber auch das Lernen hin zur<br />
Selbstständigkeit, das Entlassen der Jugendlichen in Praxis, in<br />
das eigene Leben, Beispiel Mopedausweis, wo da Praktische in<br />
den Vordergrund gestellt wird. Und deswegen wäre eine<br />
Zweijährigkeit – in einem kurzen Schuljahr ist das sehr schwer<br />
unterzubringen – empfehlenswert.<br />
4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />
zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />
Angesprochen wurde die Zweijährigkeit, eine weitere<br />
Voraussetzung müsste auch sein, dass ein Abschluss, egal ob<br />
eine ein- oder zweijährige PTS, einen Stellenwert erhält, und dass<br />
die Aufnahme in eine Lehrstelle mit gewissen Konsequenzen<br />
verbunden ist. Das heißt, wenn ein Schüler heute in der sechsten<br />
Schulstufe seine Schulpflicht absolviert hat, kann er genau so eine<br />
Lehre antreten wie wenn er 10 Schuljahre gemacht hat und zehn<br />
Schulstufen, Steiermark z. B. Realschule, absolviert hat. Und<br />
diese Ungerechtigkeit müsste einen Ausgleich finden. .<br />
5. Gibt es in Ihrem Bereich, auf BSI-Ebene, derzeit Gespräche zur<br />
Zukunft der PTS?<br />
Sehr gering. Aufgrund meiner Vergangenheit als PTS-Lehrer und<br />
–Leiter ist das noch immer ein Anliegen für mich, aber ich habe<br />
den Eindruck, dass das ein Thema mit Nachrangigkeit derzeit ist.<br />
NMS, Zentralmatura und andere Themen stehen bildungsmäßig<br />
klar im Vordergrund.<br />
6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />
ein?<br />
Das kommt drauf an, ob man sich entschließt, eine Aufwertung zu<br />
machen, oder zumindest das umsetzt, was im<br />
Regierungsprogramm steht, nämlich eine entsprechende<br />
Imagekampagne für diesen Schultyp. Wenn das gemacht wird,<br />
sehe ich das positiv, wenn man die PTS weiterhin etwas allein im<br />
166
Regen stehen lässt, wird die Problematik des Images und des<br />
Fortbestandes sicher nicht kleiner werden.<br />
7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />
Trotz der Kleinheit darf man nicht vergessen, dass man hier von<br />
einem Potential von über 20000 Jugendlichen spricht, die eine<br />
entsprechende Ausbildung genießen und die an Bedeutung<br />
zunehmen wird. Der Facharbeitermangel ist bereits existent und er<br />
wird noch größer werden. Und das sollte man sich überlegen, ob<br />
man nicht die <strong>Schule</strong>, die Facharbeiter zuführt, stärken sollte im<br />
Sinn einer wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
Lebenskunde ist Vorbereitung auf kommende oder existente<br />
Problem der Jugendlichen im privaten Bereich.<br />
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />
lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />
bewirken?<br />
Er kann Information bieten, er kann durch Hereinholen von<br />
Experten Tatsachen, ich nehme beispielsweise die Problematik<br />
Suchtgifte wie Rauchen herbei, ansprechen, und er kann<br />
bewusstseinsfördernd wirken. Natürlich auch im Bereich des<br />
sozialen Rahmens dieser Jugendgruppe, wo wir wissen dass<br />
gewisse Dinge bei den Jugendlichen einen Stellenwert haben, den<br />
man ansprechen muss und gegen den man sich auch<br />
aussprechen muss.<br />
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />
Situation auszugleichen?<br />
Teilweise! Defizite aus der familiären Situation sind schulisch<br />
gesehen aus meiner Betrachtung teilweise ausgleichbar, aber nur<br />
dann, wenn die Erziehungsberechtigten, vor allem aber die<br />
Jugendlichen, mit an einem Strang ziehen.<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
167
Eine sehr große, <strong>Die</strong> Lehrerpersönlichkeit kann und wird<br />
permanent als Vorbild für die Jugendlichen. wirken. Und wie es so<br />
schön heißt: Man kann machen, was man will, im Endeffekt<br />
machen die Kinder das nach was sie sehen.<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />
Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />
wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />
Fachliche Kompetenz, Eingehen auf die Persönlichkeiten der<br />
Jugendlichen Toleranz, Humor, Und auch an sich selbst nicht die<br />
Anforderung der Perfektion zu stellen.<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />
<strong>Die</strong> Inhalte, die auf den Persönlichkeitsbezug Rücksicht nehmen,<br />
d.h. die der Entwicklung dienen, die Inhalte, die der<br />
Gemeinschaftsbildung als Kernpunkt sehen, wie<br />
Klassengemeinschaft, Schulgemeinschaft, und wesentlich<br />
natürlich auch die Gestaltung der Zukunft, dass man sich einen<br />
Plan entwirft, wie schaut mein Leben in fünf Jahren aus.<br />
7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />
der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />
weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />
Absolut, weil es auch um Eigenverantwortung geht. Jugendlich<br />
werden hier, nicht nur in diesem Gegenstand, aber speziell in LK,<br />
gebeten, aufgefordert, auch angehalten, für sich selbst<br />
Verantwortung zu übernehmen, und auch für sich selbst<br />
Lebenspläne zu entwerfen. Das heißt, es ist eine effektive<br />
Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft.<br />
8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />
auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />
Es wär durchaus sinnvoll, vor allem ab der siebenten Schulstufe<br />
wäre das durchaus denkbar. Man müsste allerdings auch daran<br />
denken, ob eine Stunde pro Woche dem genügt. Ich denke,<br />
Lebenskundeunterricht und Soziales Lernen haben sehr viele<br />
Gemeinsamkeiten. Sie sind nicht ident, aber sie sind miteinander<br />
verwandt.<br />
168
9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />
Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />
Inhalte?<br />
Es wäre aus meiner Sicht noch mehr auf die individuelle<br />
Persönlichkeit einzugehen und darauf hinzuwirken, dass jeder,<br />
wenn er die PTS abgeschlossen hat, einen klaren Plan von den<br />
nächsten Schritten seiner Zukunft hat. Ob sie durchgehalten<br />
werden oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber das keiner<br />
rausgeht, ohne das er weiß, wie schaut meine jüngere, meine<br />
nächste Zukunft aus. Und was man noch machen könnte, ist den<br />
ohnehin gegebenen Praxisbezug nochmals zu intensivieren. Das<br />
heißt Hereinholen von Experten, noch mehr das Leben in die<br />
<strong>Schule</strong> bringen oder aus der <strong>Schule</strong> hinausgehen, um vor Ort<br />
Erfahrungen zu sammeln.<br />
Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihre aufschlussreichen Ausführungen!<br />
169
Interview - PTS/LK-LehrerInnen<br />
Dir. Martin Ambros, PTS Groß Gerungs,<br />
Korneuburg, 20.August 2012, PTS Korneuburg<br />
Beginn: 10 Uhr<br />
Ende: 11 Uhr<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Sie unterrichten seit einiger Zeit an einem PL bzw. an einer PTS.<br />
Was ist für Sie Motivation, an dieser <strong>Schule</strong> „freiwillig“, zu<br />
unterrichten und sich noch besonders damit<br />
auseinanderzusetzen?<br />
Motivation ist einfach, dass ich vor vielen Jahren ins Poly<br />
gekommen bin und keine gute Meinung hatte. Hat sich schnell<br />
geändert, als mir klar wurde, dass diese 15 Jährigen genau die<br />
Altersstufe ist, mit der ich sehr gut umgehen kann. Ich habe immer<br />
mehr hineingefunden, und dann wurde ich von meinem Vorgänger<br />
gefragt, ob ich das nach ihm weitermachen würde. Man kann in<br />
dieser Altersstufe sehr viel bewegen. Hat bei unserem Inspektor<br />
die gleiche Behandlung wie HS.<br />
2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu,<br />
Ich möchte mich anschließen. Ein Beispiel: Ein Vater schickt seine<br />
Tochter doch nicht, weil ihm in der HS davon abgeraten wurde.<br />
Vor einer Woche rief Mutter an, dass sie doch kommt, wegen des<br />
Praxisbezuges. Man kommt oft erst im Poly drauf, was einen<br />
interessiert. Kann hier alles probieren,<br />
3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
170
Genau das, was wir besprochen haben. <strong>Die</strong> Berufsorientierung in<br />
jedem Fach. Das Prinzip der PTS ist Vorbereitung aufs Leben und<br />
den Beruf in jedem Fach.<br />
4. Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die<br />
passende Schulform?<br />
Alle, die wissen, sie wollen eine Lehre machen. Und die, die noch<br />
nicht wissen, was sie tun wollen Und auch die, die im zehnten<br />
Schuljahr sind.<br />
a. Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten<br />
haben?<br />
Dass man viel mehr projektorientiert arbeiten kann. Alle Lehrer<br />
bei uns an der <strong>Schule</strong> sind viel engagierter als in andern<br />
<strong>Schule</strong>n. Sehr viele praxisnahe Projekte durchführen. Der<br />
Stundenplan wird einfach umgedreht. Das ist alles im Poly kein<br />
Problem?<br />
b. Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />
Das Image fehlt. Dass es in der Öffentlichkeit nicht gut dasteht.<br />
c. Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im<br />
Bildungsbereich denken – NMS, ÜST in BMS und BHS,… -<br />
glauben Sie, dass diese Entwicklung im Bildungsbereich<br />
nachhaltigen Einfluss auf die Zukunft und Bedeutung der PTS<br />
nehmen wird?<br />
Glaube nicht. Sehe derzeit nicht die Notwendigkeit, da wir sehr<br />
fortschrittlich arbeiten, und vieles in den anderen <strong>Schule</strong>n ist ja<br />
immer von den Polys ausgegangen. Wir sind Vorreiter und wollen<br />
uns nicht verschließen vor Neuerungen.<br />
d. Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem<br />
Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
Unbedingt. Da kommt noch dazu, dass auch die Hochbegabten,<br />
die diesen Weg sehen, zu wenig über die Möglichkeit der Lehre<br />
mit Matura erfahren. <strong>Die</strong> Lernschwachen kommen, aber nicht die<br />
Theoretiker, die diesen Weg mit Matura machen könnten. Daher<br />
haben wir sehr wenige Schüler aus den ersten Leistungsgruppen<br />
171
zu uns. obwohl auch diese natürlich gebraucht werden würden<br />
von der Wirtschaft.<br />
e. Haben Sie in dem Bereich der aktuellen<br />
gesellschaftlichen Entwicklung persönliche Erfahrungen?<br />
<strong>Die</strong> meisten würden erwarten, dass ich das so sehe, aber bei uns<br />
am Land ist das noch nicht so. Dafür bin ich sehr dankbar.<br />
f. Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach<br />
besonders wichtig?<br />
<strong>Die</strong> Praxis ist am wichtigsten, aber auch Teamfähigkeit, die<br />
sozialen Aspekte, dass man das auch in den Unterricht einfließen<br />
lässt.<br />
5. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />
zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />
<strong>Die</strong> PTS muss an Image gewinnen, dass sie mehr wert ist. Dass<br />
also diese <strong>Schule</strong>, ob ein- oder zweijährig – Experten sagen, zwei<br />
Jahre wären besser – dass es dann ein Zeugnis gibt, mit dem man<br />
die Schulpflicht abschließen kann.<br />
6. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />
ein?<br />
Ich glaube auch, dass die Wirtschaft mittlerweile so weit ist und<br />
einsieht, dass es ohne diese Berufsvorbereitung und die PTS nicht<br />
geht. Daher glaube ich auch, dass die Wirtschaft da sehr dahinter<br />
ist, dass es uns noch lange gibt und sehe da keine Gefahr.<br />
7. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />
Nein.<br />
Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
Lebenskunde ist einfach eine Vorbereitung aufs Leben, wobei die<br />
Schüler praxisnahe vorbereitet werden, wie ich das Leben<br />
meistern kann. <strong>Die</strong>se Hilfestellungen werden in diesem Fach<br />
gegeben.<br />
172
2. Was kann der Lebenskundeunterricht bzw. die Vermittlung von<br />
lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den Jugendlichen<br />
bewirken?<br />
Soll eine echte Vorbereitung auf das Leben geben in beruflicher<br />
und privater Hinsicht.<br />
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />
Situation auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />
Absolut. Ich glaube, dass dieser Unterricht sehr viel bietet. Daheim<br />
laufen die Kinder oft nebenbei her, und es wird ihnen das<br />
Grundgerüst oft nicht mitgegeben. Es ist ein sehr wichtiges Fach<br />
für die Schüler dieser Altersstufe.<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
Es hängt ganz stark von der Person ab. Ich lasse mir eher etwas<br />
sagen, von einer Person, die mir sympathisch ist und die mir<br />
nahesteht. Wenn ein Lehrer engagiert ist, sind auch die Kinder viel<br />
mehr dabei. Gott sei Dank haben wir im Poly nur solche Kollegen.<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />
Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />
wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />
<strong>Die</strong> Eigenschaften, die jeder Lehrer haben muss, unabhängig vom<br />
Fach. Selbst im Leben stehen, nicht nur Theoretiker. Kann es aus<br />
seinem Leben sehr gut vermitteln.<br />
6. Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?<br />
Konfliktmanagement ist ganz wichtig. Sie wollen lernen damit<br />
umzugehen, Werkzeuge zu erhalten. Weil auch die Teamfähigkeit<br />
immer wichtiger wird. Nicht nur beim Arbeiten, sondern im ganzen<br />
Leben.<br />
7. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />
der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />
weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />
Sie ist nicht wegzudenken, weil sich die Familien sehr gewandelt<br />
haben, daher ein ganz wichtiges Fach, das unbedingt dahin<br />
gehört.<br />
173
8. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />
auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />
Einerseits ja, aber ich finde es toll, wenn es im Poly etwas gibt,<br />
was es an anderen <strong>Schule</strong>n nicht gibt. Mittlerweile gibt es<br />
Berufsorientierung ja auch an den HS. Ich finde, es ist<br />
Vorbereitung aufs Leben, daher gehört es in die PTS.<br />
9. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />
Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />
Inhalte?<br />
Durch das Feedback, das wir jedes Jahr von den Schülern<br />
bekommen, glaube ich, dass es sehr gut funktioniert, und es kann<br />
so bleiben.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen.<br />
174
Interview – PTS/LK-LehrerInnen<br />
Dir. Roman Neigenfind, PTS Laa an der Thaya<br />
Korneuburg, 20.August 2012, PTS Korneuburg<br />
Beginn: 11 Uhr<br />
Ende: 12 Uhr<br />
Einleitung:<br />
Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen und mir als Experte für meine<br />
wissenschaftliche Arbeit über die PTS und den Lebenskundeunterricht zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Fragenkreis 1 – Allgemeines zur Schulform<br />
1. Sie unterrichten seit einiger Zeit an einem PL bzw. an einer PTS.<br />
Was ist für Sie Motivation, an dieser <strong>Schule</strong> „freiwillig“, zu<br />
unterrichten und sich noch besonders damit<br />
auseinanderzusetzen?<br />
Seit 14 Jahren an PTS. seit 2006 Leiter. Kommt ans Poly, hat<br />
keine oder negative Meinung. Macht eine Entwicklung durch, wo<br />
man sich die Frage stellt. diese <strong>Schule</strong> macht Sinn, weil sie junge<br />
Menschen aufs Leben vorbereitete und viele zum ersten Mal mit<br />
einer Sinnfrage konfrontiert sind. Gehen vorher in eine <strong>Schule</strong> und<br />
wissen nicht warum. <strong>Die</strong> PTS zeigt jungen Menschen, wofür sie<br />
lernen und begreifen sollen.<br />
2. Welche Bedeutung messen Sie der PTS in Bezug auf Lebens- und<br />
Berufsorientierung zu?<br />
Denke, dass es die Hauptaufgabe der PTS ist. Wäre eigentlich für<br />
alle Schüler eine tolle Sache, ein Jahr durch die PTS zu gehen.<br />
Wegen Praxis und Sinn der gleiche, irgendwann ins Leben<br />
einzusteigen. und als Mensch die erworbenen Fertigkeiten<br />
anzuwenden und zu bestehen.<br />
3. Was ist das Spezielle an der PTS?<br />
175
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
e<br />
f<br />
Bezug zur Praxis. Erstmalig bekommen die Schüler Sinn und<br />
bemerken, dass es um ihr Leben und ihre Zukunft geht.<br />
Für welche Zielgruppe ist Ihrer Meinung nach die PTS die<br />
passende Schulform?<br />
Als Lehrer wünscht man sich, dass die Schüler wissen, was sie<br />
später arbeiten möchten. Das ist der Schüler, der einsteigt und,<br />
sagt, ich will das machen. Lernen, dass ich meinen Beruf<br />
ausüben kann. <strong>Die</strong> Zielgruppe, die für sich entschieden hat,<br />
Verantwortung zu nehmen, nicht nur die Schulbank zu drücken<br />
und die Praxis in ihr Leben hineinkommen zu lassen.<br />
Was bietet die PTS, was andere <strong>Schule</strong>n nicht zu bieten haben?<br />
Flexibilität und Praxis.<br />
Was fehlt der PTS gegenüber anderen <strong>Schule</strong>n?<br />
Fehlen ist negativ besetzt. Daher fehlt nichts.<br />
Wenn Sie an die aktuellen Änderungen im Bildungsbereich<br />
denken – NMS, ÜST in BMS und BHS,… - glauben Sie, dass<br />
diese Entwicklung im Bildungsbereich nachhaltigen Einfluss auf<br />
die Zukunft und Bedeutung der PTS nehmen wird?<br />
Ist nicht einzuschätzen, zumal die PTS in der Diskussion ganz<br />
wenig bis gar nicht vorkommt.<br />
Halten Sie die Stärkung der PTS für eine effiziente Form, dem<br />
Lehrlings- und Facharbeitermangel entgegenzuwirken?<br />
Absolut. Würde sagen dass es keine andere Antwort gibt. Ich<br />
sehe die Entwicklung, dass der Facharbeitermangel weiterhin<br />
akut bleiben wird oder sich verstärkt, weil nichts in diese<br />
Richtung unternommen wird und die PTS diese Rolle nicht<br />
übernehmen darf.<br />
Haben Sie in dem Bereich der aktuellen gesellschaftlichen<br />
Entwicklung persönliche Erfahrungen?<br />
Bei uns nicht sehr groß diese Problematik. Was Disziplin<br />
anbelangt, bin ich sehr zufrieden, würde mir aber wünschen,<br />
dass man als <strong>Schule</strong> mehr in die Erziehung eingreifen kann,<br />
durch Nachmittagsbetreuung z. B.<br />
176
g Welche Inhalte der derzeitigen Form sind Ihrer Meinung nach<br />
besonders wichtig?<br />
Vor allem der Praxisbezug. Da kann man aus dem Vollen<br />
schöpfen. Kommt auch auf die Stärken der Lehrperson an, was<br />
da wichtig ist. Man darf auch auf die Allgemeinbildung nicht<br />
vergessen. See wird auch gerne in Vorstellungsgesprächen<br />
abgefragt. Ist daher wesentlich, das den Schülern zu vermitteln,<br />
Aber in erster Linie die Praxis.<br />
4. Welche Maßnahmen wären nach Ihrem Dafürhalten eine Chance<br />
zur Attraktivierung und Aufwertung der PTS?<br />
Für mich wäre die grüßte Aufwertung, wenn die PTS verpflichtend<br />
für alle Schüler am Ende der Schulpflicht steht. Wo der<br />
Praxisbezug ganz stark in den Vordergrund kommt mit all diesen<br />
Aufgaben, die vorher schon erwähnt wurden. Damit alle Schüler<br />
zu konfrontieren, ist ganz wesentlich.<br />
5. Wie schätzen Sie ganz persönlich die Zukunft dieser Schulform<br />
ein?<br />
Ich bin Optimist, und deswegen hoffe ich, dass diese Dinge, die<br />
wir da andenken, auch mal eintreten, weil es für unser<br />
Bildungssystem ganz wesentlich wäre. Dass man nicht auf die<br />
PTS vergisst. Eben im Hinblick auf Praxisbezug, der zu kurz<br />
kommt, und was die Vorbereitung aufs Leben betrifft. Ich hoffe,<br />
dass man auf die PTS nicht vergisst, zumal der<br />
Facharbeitermangel noch akuter wird und auch da müssten wir<br />
endlich einmal entgegenwirken.<br />
6. Haben Sie noch besondere Anmerkungen zur PTS?<br />
Eine Schulform, die ganz modern geführt wird.<br />
All diese Debatten wir müssen unser Bildungssystem<br />
modernisieren. Vieles wird ja seit Jahren in der PTS so praktiziert,<br />
aber von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Dass es leider<br />
Gottes eine Schulform ist, die sehr stark unterschätzt wird.<br />
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Fragenkreis 2: Der Lebenskundeunterricht, seine Inhalte und die handelnden<br />
Personen<br />
1. Was ist Ihr Verständnis von Lebenskunde?<br />
Lebenskunde soll die Schüler fit fürs weitere Leben in privater und<br />
beruflicher Hinsicht machen. Soll sie vorbereiten und mithelfen.<br />
2. Vermittlung von lebenskundlichen Inhalten in der PTS bei den<br />
Jugendlichen bewirken?<br />
Sehr viel. Sie kommen oft unbedacht an die PTS, mit wenig Bezug<br />
zur Praxis und zum späteren Leben. Ich nenne ein Beispiel, wie<br />
fülle ich Erlagscheine aus, was, wenn ich in einen<br />
Versicherungsfall verwickelt werde. Das geht bis ins Private, und<br />
da kommt es auf die Stärken des Lehrers an.<br />
3. Sehen Sie darin eine Möglichkeit, Defizite aus der familiären<br />
Situation auszugleichen? Wenn ja, welche?<br />
Es kann sehr viel vermittelt werden, was den Kindern weiterhilft,<br />
wo das Elternhaus vielleicht nicht die Möglichkeit hat, alles zu<br />
vermitteln, würde aber das Emotionale in den Hintergrund<br />
drängen. Nicht, dass man erzieherische Defizite aufholt, sondern<br />
einfach nur rund ums Leben gibt es sehr viele Dinge. Alles kann<br />
das Elternhaus nicht abdecken.<br />
4. Welche Bedeutung messen Sie der Lehrerpersönlichkeit zu?<br />
Ist leider oder Gott sei Dank ganz stark, wie in allen Fällen, von<br />
der Lehrerpersönlichkeit abhängig. Natürlich die Persönlichkeit ist<br />
entscheidend. Von Inhalten allein lässt sich keine<br />
Wissensvermittlung tragen.<br />
5. Welche Eigenschaften und/oder Kompetenzen eines<br />
Lebenskundelehrers/einer LK-Lehrerin sind Ihrer Meinung nach<br />
wichtig, um erfolgreichen Unterricht zu gestalten?<br />
<strong>Die</strong> Person sollte mit beiden Beinen im Leben stehen,<br />
Hausverstand besitzen, und ein Gespür für die Dinge haben, die<br />
jetzt gerade anstehen und wichtig sind. Wo man die Schüler<br />
hinführen sollte, wenn sie ein Jahr später ihr Leben zu<br />
verantworten haben, diese Dinge auch abgedeckt werden.<br />
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Welche Inhalte sind für Sie besonders bedeutend?Wie schon<br />
angeklungen, gerade alles, was mit Beruf zu tun hat. Wo kann ich mir<br />
Hilfe holen, wenn ich später im Beruf Probleme habe. Sexualerziehung,<br />
sehr wesentlich für dieses Alter, Konfliktbewältigung, soft skills.<br />
6. Halten Sie einen Gegenstand wie Lebenskunde für geeignet, in<br />
der aktuellen Lebenssituation der Jugendlichen oder auch im<br />
weiteren Leben eine Hilfe darzustellen?<br />
Absolut. Wir müssen Jugendliche auf das Berufs- und Privatleben<br />
vorbereiten, wenn Jugendliche selbst Verantwortung übernehmen<br />
wollen oder müssen, vorzubereiten. Da ist die Lebenskunde nicht<br />
wegzudenken.<br />
7. Glauben Sie, dass die Einführung eines Lebenskundeunterrichts<br />
auch an anderen Schulformen sinnvoll wäre?<br />
Sicherlich. LK ist ein Unterrichtsprinzip, das die Menschen aufs<br />
Leben vorbereitet. Wenn das ein Fach am Poly ist, dann zeigt das,<br />
dass wir uns wirklich um die Jugendlichen sorgen.<br />
8. Haben Sie noch Ideen für die weitere Entwicklung des<br />
Lebenskundeunterrichts bzw. die Vermittlung lebenskundlicher<br />
Inhalte?<br />
Ideen – nicht unbedingt neue Ideen. Funktioniert ganz gut. Am<br />
wichtigsten sind die Jugendlichen, die im Mittelpunkt stehen, und<br />
das ändert sich ohnehin Jahr für Jahr.<br />
Besten Dank für das Interview!<br />
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