Künstler-Magazin 02-2015
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Verbandsnachrichten / Tipps<br />
www.kuenstler-magazin.de<br />
Achtung! Scheinselbständigkeit<br />
Feste Mitarbeiter einzustellen<br />
ist gerade im wechselhaften<br />
Veranstaltungsgeschäft<br />
so eine Sache. Oft werden<br />
kurzfristig mehr Mitarbeiter<br />
gebraucht, wenn es um ein<br />
konkretes Projekt geht, die<br />
später nicht mehr einzusetzen<br />
sind, wohl aber bezahlt werden<br />
müssen. Es bedarf dann<br />
der Kündigung, die womöglich<br />
wegen des allgemeinen oder<br />
eines besonderen Kündigungsschutzes<br />
schwierig sein<br />
kann. Außerdem ist die Kraft<br />
natürlich bei der Sozialversicherung<br />
anzumelden und so<br />
weiter und so fort.<br />
Was liegt also näher, als sich<br />
freier Mitarbeiter zu bedienen?<br />
Ein freier Dienstleistungsvertrag<br />
wird geschlossen,<br />
die Projektkraft versichert<br />
darin, ihre Einnahmen selbst<br />
zu versteuern, bekommt einen<br />
Arbeitsplatz mit nötigem Equipment,<br />
macht ihren Job, stellt<br />
ihre Rechnung ggf. mit USt.,<br />
nach dem Projekt ist sie wieder<br />
weg und alles ist gut…<br />
Ist alles gut ???<br />
KEINESWEGS !<br />
Häufig sind solche "Freien"<br />
nämlich nicht frei, sondern<br />
Manfred Knoke<br />
abhängig beschäftigt. Das gilt<br />
unabhängig davon, ob sie das<br />
wollen oder nicht. Die Vorstellungen<br />
der Parteien sind völlig<br />
egal, es kommt nur auf die objektiven<br />
Fakten an. Wie der<br />
Vertrag heißt, ist unbeachtlich,<br />
nur was drin ist, zählt.<br />
Das bedeutet: Trägt der<br />
"Freie" ein eigenes Unternehmerrisiko,<br />
z.B. er aus einer<br />
eigenen Betriebsstätte (Büro)<br />
arbeitet, er selbst für die zur<br />
Erfüllung seines Auftrags nötigen<br />
Betriebsmittel sorgt, im<br />
Wesentlichen auch seine Arbeit<br />
zeitlich frei gestalten kann<br />
-abgesehen von vorgegebenen<br />
Ablieferungsdaten seiner<br />
Arbeit-, dann und nur dann<br />
ist er wirklich ein freier<br />
Dienstleister.<br />
Ist er hingegen in die betriebliche<br />
Organisation seines "Auftraggebers"<br />
eingebunden, hat<br />
dessen Weisungen zu befolgen,<br />
bekommt die Arbeitsmittel<br />
von ihm und so weiter,<br />
ist er angestellt, er ist nur<br />
"scheinselbstständig". Im Einzelnen<br />
kann man über vieles<br />
streiten und eine generell gültige<br />
100%-Abgrenzung gibt<br />
es nicht. Auszugehen ist von<br />
dem Merksatz:<br />
www.hypnopower.de<br />
Nominiert als<br />
<strong>Künstler</strong> des<br />
Jahres <strong>2015</strong><br />
Wer wie ein Angestellter<br />
arbeitet, der ist auch einer<br />
Umso mehr ist das so, wenn<br />
er unternehmenstypische<br />
Aufgaben zu erfüllen hat.<br />
Zwar gilt auch hier der Grundsatz<br />
"Wo kein Kläger, da kein<br />
Richter". Aber der Kläger kann<br />
sehr schnell auf den Plan treten<br />
und der Richter folgt auf<br />
dem Fuße. Dann heißt es<br />
nämlich: Die Sozialversicherungsbeiträge<br />
und die Lohnsteuer<br />
müssen nachgezahlt<br />
werden und ein Regress beim<br />
Mitarbeiter scheidet kraft Gesetzes<br />
aus, lediglich der Arbeitnehmeranteil<br />
zur Sozialversicherung<br />
kann ausschließlich<br />
durch Lohnabzug und<br />
dann auch nur für drei Monate<br />
ersetzt verlangt werden.<br />
Selbst dieses Minimum scheitert<br />
in der Praxis fast immer,<br />
weil der Arbeitnehmer schon<br />
längst nicht mehr da ist und es<br />
keine künftigen Gehälter mehr<br />
zu verrechnen gibt. Die Lohnsteuer<br />
und die Sozialversicherungsbeiträge<br />
berechnen sich<br />
vom vereinbarten Entgelt inklusive<br />
der USt., hingegen<br />
kann diese -weil sie nicht anfiel-<br />
nicht als Vorsteuer geltend<br />
gemacht werden, ggf. ist<br />
schon gezogene Vorsteuer an<br />
das Finanzamt zurück zu erstatten.<br />
Kurz: Der als Arbeitgeber<br />
entpuppte Auftraggeber<br />
hat den maximalen Schaden<br />
und darauf bleibt er sitzen !<br />
Auf die Verschwiegenheit des<br />
"Freien" zu vertrauen, ist auch<br />
nicht ratsam. Er mag schon<br />
bei Unstimmigkeiten im Rahmen<br />
des Auftrags seinen wirklichen<br />
Status als Druckmittel<br />
nutzen oder später aus welchen<br />
Gründen auch immer<br />
Roland Voges<br />
Rache nehmen wollen, weil<br />
er zum Beispiel einen Folgeauftrag<br />
nicht bekommen hat.<br />
Sein Risiko dabei ist gleich<br />
Null.<br />
Immer öfter wird auch eine<br />
Scheinselbstständigkeit anläßlich<br />
von Lohnbetriebsprüfungen<br />
der Sozialversicherung<br />
oder bei Lohnsteuer- /Betriebsprüfungen<br />
durch das Finanzamt<br />
erkannt und sodann konsequent<br />
verfolgt.<br />
Vor den finanziellen Risiken<br />
einer aufgedeckten Scheinselbstständigkeit<br />
kann also<br />
nur eindringlich gewarnt werden,<br />
sie können durchaus<br />
existenzbedrohend sein.<br />
Rechtsanwalt Roland Voges<br />
Präsident und Justitiar IFSU<br />
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