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Rede Tagespflege 13. Juni 2012 Anrede, liebe ... - Katja Dörner

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<strong>Katja</strong> Dörner<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages<br />

<strong>Rede</strong> <strong>Tagespflege</strong> <strong>13.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>Anrede</strong>,<br />

<strong>liebe</strong> Kolleginnen, <strong>liebe</strong> Kollegen,<br />

der aktuelle, dritte KiföG-Zwischenbericht macht es erneut deutlich: Die Zeit<br />

wird knapp. Im August 2013 tritt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz<br />

für Unterdreijährige in Kraft. Eltern , deren Kinder jetzt geboren werden, werden<br />

sich bereits auf diesen Anspruch berufen können. Aber noch immer fehlen zur<br />

Erfüllung des Rechtsanspruchs fast eine viertel Millionen Plätze. Dennoch<br />

gewinnt der Ausbau nicht an Fahrt. Bereits das dritte Jahr in Folge müssen wir im<br />

Zwischenbericht lesen, dass die Ausbauziele nur erreicht werden können, wenn<br />

die Geschwindigkeit im Ausbau deutlich zunimmt. Immer wieder dieselbe Platte<br />

– aber es passiert nichts.<br />

Statt jetzt alle Anstrengungen auf den zielgerichteten U3-Ausbau zu fokussieren,<br />

wirft die Bundesfamilienministerin Nebel-Kerzen und täuscht Aktivismus vor.<br />

Eine dieser Nebelkerzen trägt den hochtrabenden Namen “Zehn-Punkte-<br />

Programm“. Wenn man beide Augen zudrückt, könnte man wohlwollend von<br />

einem Ein-Punkt-Programm sprechen. Denn außer dem Bundesprogramm zur<br />

Festanstellung von <strong>Tagespflege</strong>personen enthält dieses mickrige Progrämmchen<br />

nichts substantiell Neues. Zudem hat der Bund für die Umsetzung der Vorschläge<br />

gar keine Zuständigkeit.<br />

Und machen wir uns nichts vor: Noch schleppender als der Kita-Ausbau verläuft<br />

der Ausbau der Kindertagespflege. So ist der Anteil von <strong>Tagespflege</strong>plätzen an<br />

der öffentlich geförderten Kindertagesbetreuung in den vergangenen Jahren nur<br />

geringfügig gestiegen. Er liegt aktuell bei lediglich 15 Prozent. Hier liegt noch<br />

ungenutztes Potential. Von daher sind auch alle Bemühungen der<br />

Regierungsfraktionen zu begrüßen, dieses Potential auszuschöpfen. Es ist<br />

allerdings mehr als durchsichtig, dass Ihnen dieser wichtige und richtige Ausbau<br />

der Kindertagespflege nichts wert ist. Alle in Ihrem Antrag formulierten<br />

Vorschläge soll die Bundesregierung nur „im Rahmen der zur Verfügung<br />

stehenden Haushaltsmittel“ umsetzen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von<br />

Union und FDP, haben Sie immer noch nicht verstanden, dass es beim U3-<br />

Ausbau Fünf vor Zwölf ist? Sie sind bereit, 1,2 Milliarden Euro jährlich für das<br />

unsinnige Betreuungsgeld aus dem Fenster zu werfen, haben aber kein Geld für<br />

den Ausbau von Kitas und <strong>Tagespflege</strong> übrig? Das ist unverantwortlich.<br />

Ein riesiges Problem ist der Mangel an <strong>Tagespflege</strong>personen. Wir stehen vor der<br />

Mammutaufgabe, innerhalb eines Jahres rund 30.000 <strong>Tagespflege</strong>personen zu<br />

gewinnen. Wohl gemerkt: gut ausgebildete Tagesmütter und Tagesväter. Auch


<strong>Katja</strong> Dörner<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages<br />

wenn der Anteil der <strong>Tagespflege</strong>personen, die über gar keine oder nur eine<br />

rudimentäre Qualifizierung verfügen, in den vergangenen Jahren gesunken ist, ist<br />

dieser Anteil mit 21 Prozent immer noch erschreckend hoch. Wir Grüne sind der<br />

Ansicht, dass <strong>Tagespflege</strong>personen mindestens einen zertifizierten<br />

Qualifizierungskurs nach dem DJI-Curriculum mit 160 Unterrichtsstunden<br />

abgeschlossen haben bzw. solch einen Kurs berufsbegleitend besuchen sollten.<br />

Wenn die Kindertagespflege ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht werden soll,<br />

müssen wir bei der Qualität dringend nachlegen. Denn nur eine qualitativ<br />

hochwertige Kindertagespflege kann einen echten Beitrag bei der Realisierung des<br />

Rechtsanspruchs leisten. Daher fordere ich Sie, meine <strong>liebe</strong>n Kolleginnen und<br />

Kollegen von der Regierungskoalition auf, es nicht nur bei wohlmeinenden<br />

Absichtsbekundungen zu belassen. Machen Sie endlich Nägel mit Köpfen und<br />

investieren Sie das Geld in den U3-Ausbau statt in das unsinnige Betreuungsgeld.<br />

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