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RömerMuseum Kastell Boiotro

Passau - Teil des Römischen Reiches

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<strong>RömerMuseum</strong><br />

<strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong><br />

Eine Einrichtung der<br />

Stadt Passau


Das spätantike <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong><br />

Das <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong> ist eines von fünf römischen <strong>Kastell</strong>en im Passauer Stadtgebiet. Germanische<br />

Stämme zerstörten um 250 n. Chr. das an der Mündung des Inn in die Donau gelegene<br />

<strong>Kastell</strong> Boiodurum. Rund einen Kilometer flussaufwärts errichteten die Römer um<br />

280 n. Chr. als Ersatz das <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong>. Von hier aus konnte man einen Brückenkopf (?)<br />

und einen Hafen bewachen. Gegen Ende der Regierung Kaiser Valentinians I.<br />

gaben die Römer das <strong>Kastell</strong> um 375 n. Chr. auf.<br />

Allerdings gibt es in der Südostecke des <strong>Kastell</strong>s einen Einbau des späten 5. Jh.s n. Chr.<br />

Hier könnte der Ort sein, an dem der römische Diplomat Severin ein kleines Kloster erbauen<br />

ließ. In der Denkschrift über sein Leben (511 n. Chr. verfasst) erfahren wir auch den Namen<br />

des <strong>Kastell</strong>s: <strong>Boiotro</strong>.


Das neu gestaltete <strong>RömerMuseum</strong> <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong><br />

1974 wurden bei Baggerarbeiten zufällig Fundamente des <strong>Kastell</strong>s <strong>Boiotro</strong> entdeckt. Wegen<br />

der historischen Bedeutung wurde sogleich an den Erhalt der Befunde und der Einrichtung<br />

eines Museums gedacht. Nach einer „kleinen Lösung“ mit den Funden und Erläuterungen<br />

zur <strong>Kastell</strong>grabung1982 eröffnete 1986 die heutige Archäologische Staatssammlung München<br />

das Römermuseum <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong> als ihr viertes Zweigmuseum. Seit 2006 betreibt die<br />

Stadt Passau das Museum.<br />

Das bereits 1990 zur Erweiterung angekaufte Nachbarhaus zum bestehenden Museum wurde<br />

ab Herbst 2009 bis Mai 2010 vollständig umgebaut. Verbunden mit dem Erweiterungsbau<br />

war die Neugestaltung der gesamten Dauerausstellung, mit der Ende 2011 begonnen<br />

wurde. Ermöglicht wurde dies durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst, das die Förderung mit EFRE – Mitteln befürwortete.


Aus Batavis blickt ein Soldat über den Inn<br />

auf das spätantike <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong><br />

Foto: ArcTron 3D


Die Neukonzeption:<br />

Anders als die Ausstellung der Archäologischen Staatssammlung, die archäologische Funde<br />

aus dem gesamten ostbayerischen Raum zeigte, präsentiert die neue Dauerausstellung Funde<br />

ausschließlich aus Passau. Sie reichen vom Mesolithikum (8.–6. Jahrtausend v. Chr.) bis<br />

zum Ende des Römischen Reiches 476 n. Chr.<br />

Etwa 40% der Objekte sind Leihgaben der Archäologischen Staatssammlung München. Alle<br />

übrigen Exponate sind Funde der Stadtarchäologie. Den Schwerpunkt bildet das römische<br />

Passau mit dem <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong>.<br />

Rundgang durch das Museum:<br />

Abwechslungsreich gestaltet sich der Rundgang durch das neu konzipierte Museum. Neue<br />

Medien, wie ein Film mit einer virtuellen Rekonstruktion Passaus zur Römerzeit, Touchscreens<br />

und Hörstationen, zahlreiche Modelle und Figurinen, verständliche Texte, in Deutsch<br />

und Englisch, und über 600 Exponate erläutern die 400 Jahre währende Römerherrschaft<br />

an der Nordgrenze des Imperiums.<br />

In der Eingangsebene führen eine Karte und eine Zeitschiene mit historischen Ereignissen<br />

in Zeit und Raum in das Thema „Passau - Teil des Römischen Reiches“ ein.


Passau, von der Steinzeit bis zur Spätlaténezeit<br />

(8. Jt. v. Chr. - 50/30 v. Chr.)<br />

Foto: Stadt Passau, Stadtarchäologie


Wirtschaft und Handel:<br />

Im Untergeschoss ist das Hauptthema Wirtschaft und Handel von der Steinzeit bis zur Römerzeit<br />

in Passau. Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. wurde Feuerstein von Niederbayern bis<br />

nach Niederösterreich „exportiert“. Die Kelten handelten vom 5. bis zum<br />

1. Jh. v. Chr. u.a. mit Salz und Graphittonkeramik.


Passau, 400 Jahre Terra sigillata-Import<br />

(1.-5. Jh. n. Chr.)<br />

Foto: Stadt Passau, Stadtarchäologie


Auch in römischer Zeit war Passau eine Grenzstadt zwischen 2 Provinzen und 2 Zollbezirken.<br />

Die römische Zollstation mit einem Hörspiel des Zöllners Florianus erläutert das Zollwesen.<br />

400 Jahre römischer Terra Sigillata-Import veranschaulicht eine Vitrine.<br />

Das einzigartige Fragment einer Scherbe aus der Zivilsiedlung Boiodurum Innstadt nennt<br />

nicht nur den lateinischen Namen eines Gefäßes - MORTARIUM -, dem heutigen Mörser<br />

vergleichbar, sondern auch seinen Kaufpreis: einen halben Denar. Mit Preisen für andere<br />

Alltagsgegenstände und Löhnen wird die Kaufkraft römischen Geldes erläutert.<br />

Das römische Währungssystem sowie Transport per Schiff und Ochsenkarren (Modelle) runden<br />

das Thema Wirtschaft und Handel ab.<br />

Im Untergeschoß kann der Besucher mit einer Lichtinstallation das wichtigste Exponat im<br />

Römermuseum erforschen: das <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong> selbst. Die westliche <strong>Kastell</strong>mauer und die<br />

Aufbauten des Mittelalters bis zur Gegenwart erschließen sich per Touchscreen mit kurzen<br />

Erläuterungen und bieten einen Blick in die 1700-jährige Baugeschichte des Hauses.<br />

Eine Texttafel ordnet das Passauer <strong>Kastell</strong> in die Militärarchitektur der Spätantike ein.<br />

Figurinen eines Vermessungsingenieurs und eines Bauhandwerkers verweisen auf beteiligte<br />

Mitarbeiter römischer Bauten. Baumaterialen aus dem römischen Passau zeigt eine weitere<br />

Vitrine.


Die spätantike Festungsstadt Batavis.<br />

Im Vordergrund das 250 n. Chr. zerstörte<br />

<strong>Kastell</strong> Boiodurum.<br />

Foto: ArcTron 3D


In einem Raum gibt ein Film (ca. 13 Minuten) mit einer virtuellen Rekonstruktion einen<br />

Überblick über das römische Passau in über 4 Jahrhunderten.<br />

Anschließend gelangt der Besucher in einen Raum zum Thema Lernen und Spielen. Das<br />

römische Erbe beschreiben Texttafel (Römisches Recht, Zeitmessung, Schrift, Maße). Spieltische<br />

mit römischen Spielen und zwei Touchscreens mit einem Römerquiz laden zum Spielen<br />

und Lernen ein. Selbstverständlich kommen auch hier Funde zum Thema Lernen und<br />

Spielen nicht zu kurz.


Römischer Götterhimmel im Vordergrund ein Ausschnitt<br />

aus der Peutingerschen Tafel.<br />

Statuetten<br />

des Jupiters und der Victoria<br />

Foto: Stadt Passau, Stadtarchäologie


Das Obergeschoss widmet sich dem Thema Passau in der mittleren Kaiserzeit<br />

(70-280 n. Chr.) zum Thema. Hier wandert der Besucher über eine römische Straßenkarte<br />

aus dem 3. Viertel des 4. Jh. n. Chr. mit dem gesamten Imperium Romanum.<br />

Die sogenannte Peutingersche Tafel verläuft über die gesamte Länge des Raumes (16 m).<br />

In mehreren Vitrinen werden Funde aus den verschieden Passauer <strong>Kastell</strong>en gezeigt. Die<br />

Ausrüstung eines Hilfstruppensoldaten veranschaulichen Funde und eine Figurine. Aus einem<br />

Touchscreen kann man erfahren, was der Soldat alles anlegen musste bevor er in den<br />

Kampf zog.<br />

Statuetten römischer Götter und Weihungen stehen als Beispiele römischer Religiosität. Ein<br />

„Götterhimmel“ nennt Namen von Göttern.


Ausschnitt aus dem Modell <strong>Kastell</strong> und Vicus Boiodurum<br />

Foto: Stadt Passau, Stadtarchäologie


Ein 8 m² großes Modell von dem <strong>Kastell</strong> und des umgebenden Lagerdorfes Boiodurum, veranschaulichen<br />

das militärische und zivile Leben.


Grabstein des Weinhändlers Publius Tenatius Essimnus<br />

mit Figurine und Hörstation.<br />

Foto: Stadt Passau, Stadtarchäologie


Weitere Funde erzählen aus dem zivilen Leben im römischen Passau. Eine Hörstation mit<br />

dem Grabstein und der Figurine eines Weinhändlers informiert über das Thema römischer<br />

Wein.


Grabstein der Gutsverwalterin Flora<br />

mit Figurine.<br />

Foto: Stadt Passau, Stadtarchäologie


Grabstein und Figurine der Gutsverwalterin Flora schneiden die Versorgung durch die Bauernhöfe<br />

aus der Umgebung an und geben ein erstaunliches Beispiel für die Stellung einer<br />

Frau im Norden des Imperiums.


<strong>Boiotro</strong><br />

Foto: ArcTron 3D


Zurück in der Eingangsebene widmen sich die beiden letzten Räume dem raetischen Batavis<br />

und dem norischen <strong>Boiotro</strong>: Passau in der Spätantike. Die schriftliche Überlieferung mit der<br />

Denkschrift über das Leben des Diplomaten Severins, die ergrabenen Funde und Befunde<br />

geben, wie sonst selten, einen umfassenden Einblick in die Zeit des zusammenbrechenden<br />

Römischen Reiches. Mehrere Touchscreens sowie Modelle - alleine drei vom spätantiken<br />

<strong>Kastell</strong> versuchen diese fast singuläre Konstellation zu verdeutlichen.


<strong>RömerMuseum</strong> <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong> 2013<br />

Foto: Stadt Passau, Stadtarchäologie


Römermuseum <strong>Kastell</strong> <strong>Boiotro</strong><br />

Lederergasse 43-45<br />

94032 Passau<br />

Tel.: +49 (0)851-34769<br />

boiotro@passau.de<br />

www.stadtarchaeologie.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

1. März bis 15. November<br />

Di. bis So., 10.00-16.00 Uhr<br />

Führungen (im Eintrittspreis enthalten) bietet die Stadtarchäologie Passau jeden 1. und 3.<br />

Mittwoch im Monat um 17.00 Uhr an.<br />

Mitmachführungen und Kindergeburtstage für unterschiedliche Altersgruppen veranstalten<br />

zwei für das Museum freiberuflich tätige Mitarbeiter.<br />

Audioguide (kostenlos) in deutsch, englisch, italienisch, tschechisch und eine Kinderführung.<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Jörg-Peter Niemeier<br />

Stadtarchäologe<br />

Tel.: +49 (0)851 396-416<br />

joerg-peter.niemeier@passau.de

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