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Seestyle No 18

Lifestyle Magazin - Wie simplifizierende Moral Terror motiviert - The Butterfly Effect Außergewöhnliches Modeshooting mit Frühlingskleidern - Lucian Freud im Kunstporträt - Das All That Jazz Festival in Starnberg - Porträt des Musikproduzenten Manfred Frei Loft music - Personaltraining mit Kirsten Renner - Das Vier Jahreszeiten Starnberg erhält einen Michelin Stern - Pilsen ist Kulturhauptstadt 2015 uvm.

Lifestyle Magazin - Wie simplifizierende Moral Terror motiviert - The Butterfly Effect Außergewöhnliches Modeshooting mit Frühlingskleidern - Lucian Freud im Kunstporträt - Das All That Jazz Festival in Starnberg - Porträt des Musikproduzenten Manfred Frei Loft music - Personaltraining mit Kirsten Renner - Das Vier Jahreszeiten Starnberg erhält einen Michelin Stern - Pilsen ist Kulturhauptstadt 2015 uvm.

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KULTUR N°<strong>18</strong>/2015 Dr. Manfred Frei - Loft Music ...<br />

... konstruktiver Anarchismus<br />

N°<strong>18</strong>/2015 KULTUR<br />

45<br />

© Roland Fischer<br />

© Newtone_Management<br />

Schon früh produzierte Frei Superstars wie Friedrich Gulda oder Herbie Hancock<br />

Mit diesen Künstlern startet die Serie „All that Jazz @ Starnberg“: Klaus Doldinger o.l. - The Gospel People o.r. - Barbara Dennerlein u.l. und Pete York u.r.<br />

Als ich diese Produktion sah, musste<br />

ich unweigerlich an Thomas<br />

Bernhard denken. Auch Österreicher,<br />

auch Provokateur vom Feinsten,<br />

ebenfalls Intellektueller und<br />

Kind jener Zeit.<br />

Es sind die 80er und 90er Jahre, in<br />

der Manfred Frei diese steile Karriere<br />

als Produzent begann und verfolgte.<br />

Es ist eine Zeit, in der in der<br />

Musik etwas besonderes passierte.<br />

Musiker, die auf einem hervorragenden,<br />

klassischen Niveau ihre<br />

Instrumente beherrschten, entdeckten<br />

Ihre politische Verantwortung.<br />

Sie verbanden Ihre Musik mit<br />

einem intellektuellen Netzwerk<br />

aus Literatur und Psychologie. Sie<br />

stellten die bestehenden, gesellschaftlichen<br />

Strukturen in Frage.<br />

Die Musiker dienten nicht mehr<br />

alleine dem Amusement der politischen<br />

Klasse eines Franz Joseph<br />

Strauss. Und Manfred Frei hatte<br />

genau das erkannt. Er veranstaltete<br />

Festivals, in denen indische Volksmusik<br />

gleichrangig neben Freejazz<br />

und klassischen Stücken aufgeführt<br />

wurde. Das war Anarchie im Kopf.<br />

Denn im Gegensatz z.B. zur parallelen<br />

Punkbewegung, waren es<br />

Musiker, die aus den erzkonservativen,<br />

klassischen Bereichen selbst<br />

hervorgegangen waren. Diese Leute<br />

verfügten über ein unglaubliches,<br />

musikalisches Können und<br />

Verständnis. Und in Manfred Freis<br />

Vorstellung, ist das, neben der Fähigkeit<br />

der Improvisation und der<br />

intellektuellen Freiheit, die Basis<br />

oder besser: der große gemeinsame<br />

Nenner, seiner Arbeit als Produzent.<br />

Man möchte ihn als einen<br />

konstruktiven Anarchisten bezeichnen<br />

- ganz im Gegensatz zur damaligen<br />

parallel Anarchowelt: der<br />

„Null Bock und Mach kaputt was<br />

Dich kaputt macht“ Einstellung.<br />

Dabei weiß er auch zu berichten,<br />

dass sein Ansinnen in der damaligen,<br />

politischen Kulturlandschaft<br />

durchaus auf Begeisterung stieß. Im<br />

Kulturreferat traf er z.B. auf Unter-<br />

stützer wie Dr. Jürgen Kolbe, der<br />

bereit war, Risiken einzugehen und<br />

für Kunst und Kultur brannte.<br />

Für die heutigen „Macher“ in<br />

den Kulturausschüssen hat<br />

Manfred Frei nur ein müdes<br />

Lächeln übrig.<br />

Lauwarme Aufgüsse, der immer<br />

gleichen, großen und bekannten<br />

Stücke, gepaart mit den großen<br />

Sponsoren aus der Autoindustrie.<br />

Bloss kein Risiko eingehen. Da<br />

werden Millionen ausgegeben, um<br />

zum tausendsten mal „La Traviata“<br />

zu geben. Die Kulturlandschaft ist<br />

zu einem Bürokratiesystem der<br />

großen Wirtschaftsunternehmen<br />

geworden.<br />

Aber was treibt den Vierundsiebzigjährigen<br />

heute an? Wie kommt<br />

er dazu, ausgerechnet in Starnberg<br />

eine Jazzreihe zu initiieren?<br />

Es ist die Möglichkeit, die bunte<br />

Welt des heutigen Jazz zu zeigen.<br />

In einer Stadt die bereit ist, neue<br />

Wege mitzugehen. „Mit 74 weißt<br />

Du, dass die Zeit endlich ist“, sagt<br />

Manfred Frei. „Es ist aber auch eine<br />

Zeit, in der man die Dinge liberaler,<br />

nicht mehr so verbissen sieht.<br />

Man ist - beinahe würde ich sagen:<br />

milde geworden.“<br />

Und so startet die „All that Jazz @<br />

Starnberg“ Reihe am 30. Juni mit<br />

Klaus Doldinger. Es folgen Abende<br />

mit Barbara Dennerlein (25.<br />

Juli), Pete York (16. Oktober) und<br />

um die musikalische Dimension<br />

der Reihe zu verdeutlichen, The<br />

Gospel People aus New York (10.<br />

Dezember).<br />

Für das kommende Jahr denkt Frei<br />

an Größen wie Adam Baldych, Lionel<br />

Loueke, Hildegard lernt fliegen<br />

(eine Schweizer Gruppe), Georg<br />

Ringsgwandl, Till Brönner, Michael<br />

Wollny u.a. Ein echtes Kulturhighlight<br />

am Starnberger See.<br />

Tobias Vetter<br />

www.all-that-jazz-starnberg.de<br />

SEESTYLE<br />

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