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Metaprogramme - Training & Beratung

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Robert Schmidt, MAS<br />

1427<br />

Ried – Malerwiese 17<br />

6130 Schwaz<br />

0043 676 5570602<br />

robert@training-beratung.at<br />

Praxisarbeit <strong>Beratung</strong><br />

Coaching und <strong>Metaprogramme</strong><br />

Wie können Coachingprozesse durch Metaprogrammanalysen<br />

sinnvoll und wirksam ergänzt werden?<br />

9. Dezember 2010<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 1


Inhaltesverzeichnis<br />

Überblick und Ziele .................................................. 3<br />

<strong>Metaprogramme</strong>: Konzeptionelle Einführung ................. 5<br />

Entwicklung ..................................................................... 5<br />

Definition ....................................................................... 7<br />

Struktur und Inhalte ........................................................... 9<br />

Darstellung und Beschreibung .............................................. 10<br />

<strong>Beratung</strong> und Coaching ........................................... 15<br />

<strong>Beratung</strong> ....................................................................... 15<br />

Coaching....................................................................... 19<br />

Prozessmodell ............................................................. 19<br />

<strong>Metaprogramme</strong> und Veränderung ............................. 23<br />

<strong>Metaprogramme</strong> und Coaching .................................. 25<br />

Motivation und Erwartungen ............................................... 25<br />

Einbindung der Metaprogrammanalyse ................................... 26<br />

Praxisfall ...................................................................... 28<br />

Wesentlichen Punkte bisheriger Erfahrungen ........................... 37<br />

Kritische Reflexion ................................................ 39<br />

Literatur und Links ................................................ 44<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 2


Überblick und Ziele<br />

Ich möchte mit dieser Arbeit Menschen ansprechen, die sich für<br />

<strong>Beratung</strong> interessieren und ganz besonders fürs Coaching, eine<br />

<strong>Beratung</strong>sform, die sich auch über hohe Ziel-, Ressourcen und<br />

Lösungsorientierung definiert.<br />

Coaching ist für mich stark der <strong>Beratung</strong> von Führungskräften und<br />

Entscheidungsträgern in Organisationen zugeordnet. Die Themen und<br />

Erwartungen, die von diesen Zielgruppen angesprochen werden, sind<br />

auf den ersten Blick vielfältig, es geht häufig um Führung,<br />

Veränderung, Kommunikation und Interaktion, Motivation, Konflikt,<br />

Kooperation usw.<br />

Je klarer es gelingt, die Zielansätze herauszuarbeiten, desto mehr<br />

Gemeinsamkeiten zeichnen sich aus meiner Erfahrung in den<br />

Erwartungen und Zielen der KundInnen ab, so unterschiedlich die<br />

Themen und Kontexte vorab auch sind.<br />

Es geht in vielen Fällen grundsätzlich darum, ein anderes,<br />

erfolgversprechenderes, der Situation besser angepasstes Verhalten<br />

zeigen zu können und das rasch, sicher und konform mit sich selbst.<br />

Meinem Empfinden nach zieht sich die Vorstellung eines ge- und<br />

veränderten Verhaltens wie ein roter Faden durch das Thema Coaching,<br />

einerseits als Wunschvorstellung der KundInnen und zum anderen auch<br />

als Charakteristikum für den Coachingprozess, wenn es um Zielklarheit<br />

und Erfolgskriterien geht.<br />

Leider gibt es für die einfachen Fragen „Wie wird Verhalten gesteuert?“<br />

oder „Was muss ich denn tun, dass ich mich ab morgen in einer<br />

bestimmten Situation ganz anders verhalte?“ keine einfachen<br />

Antworten.<br />

Ich habe <strong>Metaprogramme</strong> (sorting styles, Denkpräferenzen) im Rahmen<br />

meiner ersten NLP-Ausbildung Ende der 80er Jahre als einen<br />

„verhaltenserklärenden“ und/oder „verhaltensbegründenden“ Baustein<br />

kennengelernt und in meine <strong>Beratung</strong>sarbeit in unterschiedlichen<br />

Variationen eingebaut.<br />

Ich werde in dieser Arbeit auf die Entwicklung der Erforschung der<br />

<strong>Metaprogramme</strong> kurz eingehen, den Coachingprozess aus meiner Sicht<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 3


darstellen und in der Folge zeigen, wie in diesem Rahmen<br />

Metaprogrammanalysen als Ergänzung und Erweiterung eingesetzt<br />

werden können.<br />

Ich gehe dabei davon aus, dass die Analyse der <strong>Metaprogramme</strong> ein<br />

nützliches Instrument sein kann, zusätzliche Blickwinkel zu eröffnen<br />

und weitere, nützliche Ansatzpunkte für Veränderungen anzubieten.<br />

Diese Elemente gehen als Angebote in den Dialog mit Coaching-<br />

KundInnen ein und werden dadurch laufend berücksichtig, abgestimmt<br />

und transparent gehalten, schon um nicht in die Falle einer nicht<br />

angebrachten Typologisierung und Pseudo-Psychologisierung zu tappen.<br />

Zur Analyse der <strong>Metaprogramme</strong> stehen unterschiedliche Verfahren zur<br />

Verfügung, von der strukturierten Erhebung im Coachinggespräch bis<br />

zur webbasierten Analyse mittels Identity Compass © .<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 4


<strong>Metaprogramme</strong>: Konzeptionelle Einführung<br />

Entwicklung<br />

Der Idee, Menschen über Kriterien des Verhaltens, Denkens oder<br />

Aussehens zu kategorisieren besteht schon lange.<br />

Menschen wurden in früheren Zeiten den Charakteristika der Elemente<br />

Erde, Luft, Wasser und Feure zugeordnet.<br />

Hypokrates und Galen leiteten aus der Qualität der Körpersäfte die<br />

eigenschaftstypischen Kategorien der Choleriker, Phlegmatiker,<br />

Melancholiker und Sanguiniker ab.<br />

Aus primär körperlichen Merkmalen entwickelte Kretschmer die<br />

Kategorien der Leptosomen, der Pykniker und der Athleten. Den<br />

Konstitutionstypen ordnete er charakteristische körperliche und<br />

psychische Eigenschaften zu.<br />

Eine wesentliche Grundlage zum Verständnis der <strong>Metaprogramme</strong> liegt<br />

in der vom Schweitzer Psychiater und Psychologen Carl-Gustav Jung<br />

(1875-1961) begründeten Persönlichkeitspsychologie, das von einem auf<br />

Wahrnehmungsfiltern basierenden Konzept ausgeht.<br />

Wellhöfer beschreibt die zentralen Aspekte folgendermaßen: „In Jungs<br />

Persönlichkeitspsychologie haben die psychischen Einstellungen und<br />

Funktionen einen bedeutsamen Stellenwert. Je nachdem, ob sich die<br />

Libido den Objekten der Umwelt oder der eigenen Person zuwendet,<br />

entsteht der extravertierte oder introvertierte Einstellungstyp. Beide<br />

Begriffe haben sich unabhängig von Jungs Persönlichkeitstypologie in<br />

der Psychologie durchgesetzt.<br />

Neben dem Einstellungstyp betont Jung noch die Existenz von vier<br />

psychischen Grundfunktionen, die unabhängig von Extraversion und<br />

Introversion auftreten. Es handelt sich bei ihnen um die rationalen<br />

Funktionen des Denkens und Fühlens sowie die irrationalen des<br />

Empfindens und der Intuition.“ (Wellhöfer 1990, S. 228)<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 5


Jung befasste sich mit der Zuordnung einer Person zu bestimmten<br />

Typen, um die Persönlichkeit und damit auch das Verhalten zuordnen<br />

zu können. Menschen werden als Individuen gesehen, die in einigen<br />

Funktionen ihres Verhaltens Gemeinsamkeiten aufzeigen. Jedes<br />

Individuum hat eine Präferenz, Dinge auf gewisse Weise wahrzunehmen<br />

und zu beurteilen. Diese Vorstellung von Präferenzen bzw. Neigungen<br />

bildet die Grundlage von Jungs Typentheorie.<br />

Katharine Myers (1875 – 1968) und ihre Tochter Isabel Briggs Myers<br />

(1897 – 1980) zogen die Theorie Jungs bereits vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg in den USA zur Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden<br />

heran und entwickelten sie weiter.<br />

Neben den von Jung beschriebenen mentalen Funktionen, die für den<br />

bevorzugten psychischen Prozess des Wahrnehmens oder Entscheidens<br />

stehen, legten Myers und Briggs ihr Augenmerk auf die Orientierung<br />

dieser Prozesse in der Außenwelt und ergänzten so die Theorie.<br />

Auf diese Weise entstand ein Modell mit den insgesamt 16<br />

Persönlichkeitstypen des Myers-Briggs Type Indicator (M.B.T.I.).<br />

Die Typen werden in der Regel durch eine Kombination von 4<br />

Buchstaben, z. B. ENTJ, beschrieben. Durch die verschiedenen Typen<br />

ist es möglich, schnell und einfach Persönlichkeitsunterschiede zu<br />

erkennen und die Entwicklungsmöglichkeiten eines Menschen zu<br />

erarbeiten. Nach der Überprüfung der Reliabilität und Validität des<br />

Instruments Anfang der 60er-Jahre wurde es offiziell für die<br />

Verwendung im akademischen Bereich von den Educational Testing<br />

Services freigegeben. ETS gilt als weltweit führender Anbieter im<br />

Bereich der Entwicklung von branchenüblichen Bewertungstools.<br />

Weitere Details entnehmen Sie bitte unter http://www.ets.org/.<br />

Die vier Präferenzen, die durch den MBTI darstellbar gemacht wurden,<br />

bilden die vier einfachen Meta-Programme.<br />

Diese grundlegenden <strong>Metaprogramme</strong> wurden von Leslie Cameron-<br />

Bandler erweitert. Sie unterschied circa 60 verschiedene Programme,<br />

die meisten entstammten einem klinischen Kontext.<br />

Ein Schüler von Cameron-Bandler, Rodger Bailey, übersetzte einige<br />

<strong>Metaprogramme</strong> in den Kontext Business und entwickelte das<br />

sogenannte Language and Behavior Profile (LAB-Profil). Dieses Profil<br />

baut auf 14 Meta-Programmen auf, welche in die beiden Kategorien<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 6


Motivation und Arbeitsstil unterteilt werden. Weitere Details dazu<br />

finden sich auf der Homepage von Evelyne Maaß und Karsten Ritschl<br />

(vgl. Spectrum Kommunikations<strong>Training</strong>, http://www.lab-profile.de/).<br />

Detailliert beschrieben wird das LAB-Profil auch von Shelle Rose<br />

Charvet (vgl. Charvet, 2010, S. 18 ff.).<br />

Definition<br />

Im Neurolinguistischen Programmieren (NLP) spielen <strong>Metaprogramme</strong><br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Die folgenden Charakteristika sind dem Österreichischen NLP-Server<br />

entnommen, aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich die aus meiner<br />

Sicht wesentlichen Punkte zusammengefasst (vgl. Österreichischer NLP-<br />

Server, http://www.nlp.at/lexikon_neu/index.htm).<br />

<strong>Metaprogramme</strong> (Sorting Styles) sind personenspezifische<br />

Wahrnehmungsfilter, Muster personenspezifischer Wahrnehmung.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> sind die spezifischen Filter, die wir anwenden, wenn<br />

wir mit der Welt interagieren.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> bearbeiten, formen und gestalten jene Informationen<br />

aus der Außenwelt, denen wir es gestatten, nach innen zu gelangen.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> bearbeiten, formen und gestalten gleichzeitig jene<br />

Informationen, die beim Kommunizieren, im Handeln und Tun, von<br />

innen nach außen gelangen.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> sind wie eine Tür, durch die wir mit der Welt draußen<br />

agieren. Diese Tür hat die Macht, nur bestimmte Dinge passieren zu<br />

lassen. Es scheint so, als ob sie Teil unserer individuellen Natur wären,<br />

permanent und dauerhaft. Tatsächlich kann man sie verändern,<br />

ausgelöst durch innere oder äußere Einflüsse.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> beschreiben grundlegende Organisationsprinzipien,<br />

wie eine Person wahrnimmt und wie eine Person denkt.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> sind Programme über Programme. Sie existieren auf<br />

einer Meta-Ebene, d.h. sie werden nicht inhaltlich, sondern prozessoral<br />

beschrieben.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 7


Gundl Kutschera, österreichische Soziologin, Psychotherapeutin und<br />

klinische Psychologin, definiert <strong>Metaprogramme</strong> auf folgende Art und<br />

Weise:<br />

„Meta-Programme sind Filter- und Ordnungsmechanismen innerer<br />

Prozesse. Sie entscheiden, wie wir Information unbewusst ordnen und<br />

organisieren. Wir verzerren, streichen und generalisieren<br />

Informationen, weil unser Bewusstsein nur eine begrenzte Kapazität<br />

von Informationseinheiten aufnehmen kann.<br />

Meta-Programme bestimmen, wie wir die Welt, die wir mit unseren<br />

Sinnen wahrnehmen, betrachten. Sie bestimmen, auf was wir unsere<br />

Aufmerksamkeit und unser Interesse lenken, welche Information wir<br />

aufnehmen und welche nicht. Auch bei unseren Entscheidungsprozessen<br />

laufen unbewusste <strong>Metaprogramme</strong> ab.“ (Kutschera 1995, S.<br />

427 ff.)<br />

Coaching orientiert sich (wie andere <strong>Beratung</strong>sprozesse auch) am<br />

subjektiven Problem- und Erfolgverständnis der KundInnen. Coaches<br />

gestalten Lernprozesse auf dieser Grundlage auch indem sie neue<br />

Blickwinkel einbringen oder alternative Modelle anbieten.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> wirken ordnend und strukturierend, beeinflussen<br />

Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Verhalten und Entscheidungen,<br />

scheinen also als Filterelemente und Elemente zur Fokuslenkung<br />

zugleich zu wirken. Aus genau diesen Überlegungen beschäftigen mich<br />

die <strong>Metaprogramme</strong>, seit ich dieses Modell kennen gelernt habe.<br />

Ich wollte diese Elemente im Coaching anbieten und als Lernfelder<br />

ansprechen. Zunächst als „Blickwinkel“, die den KundInnen nicht<br />

primär bewusst sind, in der Folge aber auch als konkrete Lernfelder.<br />

Bevor ich auf die Frage näher eingehe, wie ich versuche, das in der<br />

Praxis umzusetzen, möchte ich zunächst weitere Details zu den<br />

<strong>Metaprogramme</strong>n anbieten.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 8


Struktur und Inhalte<br />

Kutschera bietet eine mögliche Einteilung der <strong>Metaprogramme</strong> an, die<br />

aus meiner Sicht eine wesentliche Basis für das grundlegende<br />

Verständnis für die Arbeit mit Metaprogrammanalysen in der <strong>Beratung</strong><br />

bzw. im Coaching darstellt.<br />

Sie sieht die Strukturmuster für Gefühle als Basis für die späteren<br />

<strong>Metaprogramme</strong> an. Diese Strukturmuster definieren sich über folgende<br />

Elemente (vgl. Kutschera 1995, S. 429):<br />

Zeitrahmen<br />

Modalität<br />

Tempo<br />

Wert<br />

Orientierung<br />

Vergleich<br />

Intensität<br />

Beteiligung<br />

Gehört das Gefühl zu einer Situation in der<br />

a) Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft?<br />

b) In-Zeit, Zwischen-Zeit, Durch-Zeit?<br />

Welchen Spielraum gibt das Gefühl? Ist es ein Gefühl<br />

von Notwendigkeit, Sicherheit oder Wollen?<br />

Geschwindigkeit und Rhythmus der Emotion:<br />

langsam, mittelmäßig, schnell, gleichmäßig,<br />

ungleichmäßig usw.<br />

Das Kriterium, woran sich die Emotion orientiert und<br />

durch das Gefühl evaluiert und bewertet wird.<br />

Auf etwas zugehen, von etwas weggehen<br />

Ist der Test, wie eine Annäherung in Richtung des<br />

wünschenswerten Zieles wahrgenommen wird:<br />

a) was schon da ist<br />

b) was noch fehlt<br />

c) Skala<br />

Der relative Grad der emotionalen Kraft: niedrig,<br />

mittel, hoch<br />

Das Ausmaß von subjektiver persönlicher Kontrolle<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 9


Darstellung und Beschreibung<br />

Meiner Erfahrung nach ist die Beschreibung der <strong>Metaprogramme</strong> wie sie<br />

von Gundl Kutschera angeboten wurde eine wesentliche Grundlage zur<br />

Orientierung in <strong>Beratung</strong>sprozessen.<br />

Ich möchte deshalb an dieser Stelle die aus den Strukturmustern<br />

abgeleiteten <strong>Metaprogramme</strong> und einige ihrer Gedanken dazu<br />

auszugsweise anführen (vgl. Kutschera 1995, S. 431 ff.):<br />

„Kraftquelle<br />

Sind wir in Verbindung mit unserer inneren Kraftquelle, können wir<br />

unser Potential leben und sind geschützt, so dass destruktive Kritik uns<br />

nicht trifft und wir uns unseren Zielen entsprechend respektvoll und<br />

liebevoll verhalten können […].<br />

Werte<br />

Richtung, in die wir uns bewegen; Motivation. Werte geben an, ob<br />

Leute sich vorwiegend von etwas wegbewegen oder auf etwas zu […].<br />

Vergleich<br />

Ein weiteres „Organisations-Kriterium“ ist die Ausrichtung des<br />

Bewusstseins und der Wahrnehmung auf Dinge, die fehlen bzw. die da<br />

sind […].<br />

Beliefsysteme<br />

Beliefsysteme geben Rollenbilder und Regeln an, nach denen Werte<br />

gelebt werden. Sie bestimmen, was für uns Wirklichkeit ist, mit<br />

welchem Filter wir unser Umfeld betrachten. Beliefsysteme sind<br />

intensive Gefühle, die absolut bestimmend für Verhalten sind […].<br />

Die 5 Rollen im Arbeits- und Privatbereich<br />

In guten Beziehungen sind die folgenden fünf Rollen im Privat- und<br />

Arbeitsbereich klar vorhanden und klar unterschieden. Klare<br />

Wertvorstellungen, Rollenbilder und Verhaltensmöglichkeiten für jede<br />

dieser Rollen verhindern Schwierigkeiten, Schmerz, Verletzungen und<br />

erhöhen Resonanz und Lebensqualität:<br />

Individuum: Fühlen Sie sich frei, schön, wichtig? Und können Sie Ihre<br />

eigene Resonanz spüren?<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 10


Frau/Mann: Können Sie sich als Mann/Frau akzeptiert und wohl<br />

fühlen?<br />

Hierarchie: Können Sie bewusst Verantwortung (Schutzrahmen)<br />

übernehmen oder abgeben […]?<br />

Gleiche Ebene/spielen: Spielen heißt neugierig sein und entdecken.<br />

Gelingt es Ihnen in Ihrer Partnerschaft/Familie und in Teamarbeiten<br />

gemeinsam neugierig zu sein und zu entdecken?<br />

Umwelt/soziales Umfeld: Wie werden die Beziehungen mit der<br />

Nachbarschaft, mit der Natur, mit Freunden usw. gelebt?<br />

Eigenverantwortung – Fremdbestimmung<br />

Modalverben der Möglichkeiten oder der Notwendigkeiten.<br />

Modalwerben geben Informationen darüber, ob wir uns eher unter<br />

Druck (fremdbestimmt) fühlen oder das Gefühl haben,<br />

Wahlmöglichkeiten im Arbeitsbereich wie im Privatleben zu nutzen<br />

(eigenverantwortlich) […].<br />

Modalverben der<br />

Möglichkeit z. B. : können, dürfen, wollen<br />

Notwendigkeit z. B.: müssen, nicht dürfen, sollen<br />

Feedback - Referenz<br />

Eigenreferenz – Fremdreferenz: Orientierung nach eigenen Kriterien<br />

oder an den von anderen. Fremdbestimmte Personen benötigen<br />

dauernd Bestätigung, dagegen können eigenbestimmte Personen viel<br />

länger ohne Bestätigung arbeiten […].<br />

Sinneskanäle - Repräsentationssysteme<br />

Hier wird darauf geachtet, welche Sinneskanäle einer Person zur<br />

Verfügung stehen und welche eventuell fehlen. Um frei sein zu könne,<br />

brauchen wir alle Sinneskanäle.<br />

Visuell (sehen)<br />

Auditiv (hören)<br />

Kinästhetisch (Tastreize, Temperatur etc. spüren, Emotionen<br />

fühlen, Bewegung wahrnehmen)<br />

Olfaktorisch (riechen)<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 11


Gustatorisch (schmecken)<br />

Problemlösung und Stress (dissoziiert/assoziiert)<br />

Hier ist entscheidend, ob wir in unseren Gefühlen gefangen sind oder<br />

die Möglichkeit haben, uns selbst in gegebenen Problemsituationen von<br />

einer Beobachterposition aus zu sehen […].<br />

Chunking<br />

Erfassen der Ganzheit und der Einzelteile. Dieses Meta-Programm ist<br />

die Fähigkeit, einerseits den großen Rahmen, den Überblick, das große<br />

Ziel im Auge zu haben (großer Chunk) und andererseits die<br />

Kleinigkeiten, Details, Grundbausteine, die kleinen Schritte<br />

wahrzunehmen (kleiner Chunk), aus denen die Ganzheit besteht[…].<br />

Differenziert werden folgende Ausprägungen:<br />

erst Rahmen – dann Details<br />

erst Einzelheiten – dann Rahmen<br />

nur Rahmen<br />

nur Einzelheiten<br />

Hierarchie von Interessen<br />

In welcher Reihenfolge ordnen Menschen die Wichtigkeit ihrer<br />

Interessen?<br />

Die Interessen werden nach Personen, Plätzen, Aktivität und<br />

Information geordnet.<br />

Wichtigkeit der Balance zwischen „selbst“/„anderen“<br />

Dieses Metaprogramm wird verständlich, wenn es um Fragen der<br />

Beziehungsgestaltung geht.<br />

„Fällt es Ihnen schwer oder leicht, Ihre eigenen Bedürfnisse und<br />

Wünsche anderen mitzuteilen? Haben Sie genug Zeit für sich selbst?“<br />

Differenziert werden die Positionen<br />

selbst<br />

andere<br />

beides<br />

Zeit speichern<br />

Wie wir Erinnerungen und zukünftige Ziele/Ereignisse speichern,<br />

scheint für unser Persönlichkeitsbild wesentlich mitentscheidend zu<br />

sein […].“<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 12


Zur besseren Übersicht sind die <strong>Metaprogramme</strong> und die<br />

korrespondierenden Fragen hier noch einmal zusammengefasst<br />

dargestellt:<br />

Fragen zur Auswertung von Meta-Programmen, Kutschera 1995<br />

Einteilung und Struktur von <strong>Metaprogramme</strong>n variieren je nach Autor.<br />

Für James und Woodsmall (vgl. James, Woodsmall 1994 S. 129 ff.)<br />

stellen <strong>Metaprogramme</strong> eines der internen Programme oder Filter dar,<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 13


die wir unbewusst benutzen, um zu unterscheiden, welchen Dingen wir<br />

Aufmerksamkeit schenken.<br />

Sie differenzieren zwischen einfachen und komplexen <strong>Metaprogramme</strong>n.<br />

Die einfachen <strong>Metaprogramme</strong> entsprechen den in Jungs Werken als<br />

Typen implizierten und in den Arbeiten zum MBTI von Isabel Briggs<br />

Myers` hinterlegten Präferenzen:<br />

Introvertierter Typus/extravertierter Typus<br />

Empfindungstypus/intuitiver Typus<br />

Denktypus/Fühltypus<br />

Beurteiler/Wahrnehmer-Präferenz<br />

Ergänzend dazu beschreiben sie ca. 20 komplexe <strong>Metaprogramme</strong>,<br />

wobei die Annahme besteht, dass die vier grundlegenden<br />

<strong>Metaprogramme</strong> durch ihr Zusammenspiel die komplexen<br />

<strong>Metaprogramme</strong> bilden.<br />

Die Erforschung der <strong>Metaprogramme</strong> hat in den letzten Jahren zu<br />

steigender Vielfalt, präziserer Strukturierung und genaueren,<br />

umfassenderen Werkzeugen zur Analyse der <strong>Metaprogramme</strong> geführt.<br />

PC- bzw. Internet-gestützte Analyseverfahren gewährleisten einen<br />

unkomplizierten Einsatz bereits im Vorfeld eines <strong>Beratung</strong>sprozesses.<br />

Ich möchte im nächsten Schritt auf das Thema <strong>Beratung</strong> eingehen und<br />

auf Coaching als eine spezielle <strong>Beratung</strong>sform.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 14


<strong>Beratung</strong> und Coaching<br />

<strong>Beratung</strong><br />

Die <strong>Beratung</strong>slandschaft ist weit gefächert, dementsprechend breit ist<br />

auch das Verständnis von <strong>Beratung</strong> im allgemeinen Sprachgebrauch.<br />

<strong>Beratung</strong> findet in ganz unterschiedlichen Bereichen Platz (Schule,<br />

Erziehung, Organisation, Beziehung, Geldanlage, Versicherung, IT,<br />

Steuer, Weiterbildung, Karriere, Beziehung, Erziehung usw.).<br />

Definitionsbedarf entsteht aus meiner Sicht aus der Notwendigkeit der<br />

Abgrenzung zwischen einzelnen <strong>Beratung</strong>sfeldern und vor allem in<br />

Bezug auf eine Grenzziehung zwischen <strong>Beratung</strong> und Therapie.<br />

Dietrich definiert <strong>Beratung</strong> folgendermaßen:<br />

„<strong>Beratung</strong> ist in ihrem Kern jene Form einer interventiven und<br />

präventiven helfenden Beziehung, in der ein Berater mittels<br />

sprachlicher Kommunikation und auf der Grundlage anregender und<br />

stützender Methoden innerhalb eines vergleichsweise kurzen<br />

Zeitraumes versucht, bei einem desorientierten, inadäquat belasteten<br />

oder entlasteten Klienten einen auf kognitiv-emotionale Einsicht<br />

fundierten aktiven Lernprozess in Gang zu bringen, in dessen Verlauf<br />

seine Selbsthilfebereitschaft, seine Selbsterneuerungs-fähigkeit und<br />

seine Handlungskompetenz verbessert werden können.“ (Brem-Gräser<br />

1993, S. 13)<br />

Mit dieser Definition werden wesentliche Punkte beraterischer<br />

Tätigkeit und Haltung vermittelt:<br />

<strong>Beratung</strong> zielt darauf ab, Lernprozesse zu initiieren.<br />

<strong>Beratung</strong> ist ein zeitlich begrenzter Prozess.<br />

Menschen besitzen die Fähigkeit zur Selbststeuerung und Selbsthilfe;<br />

es ist eine zentrale <strong>Beratung</strong>saufgabe, darauf aufzubauen und diese<br />

Kräfte zu mobilisieren.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 15


Veränderung kann grundsätzlich nur von KundInnen selbst<br />

herbeigeführt werden.<br />

Aufgabe des Beraters, der Beraterin dabei ist es, den Klienten dabei<br />

zu unterstützen und anzuregen, Vertrauen in seine eigenen<br />

Veränderungsmöglichkeiten zu entwickeln bzw. weiter auszubauen.<br />

Gerade weil <strong>Beratung</strong> in der Praxis sehr vielschichtig und<br />

vielfältig ist, gewinnt die Frage nach solchen „übergeordneten<br />

Gemeinsamkeiten“ an Bedeutung.<br />

In der Folge erscheint es dann einfacher, über differenzierte<br />

Blickwinkel wie Hintergrund, Zielsetzung, Haltung, Methodik usw. die<br />

besonderen Charakteristika unterschiedlicher <strong>Beratung</strong>sfelder<br />

herauszuarbeiten.<br />

Sonja Radatz bietet ein Modell an, das, ursprünglich von Ed Schein<br />

entwickelt, drei <strong>Beratung</strong>sform-Prototypen differenziert, die jeweils in<br />

der Haltung des Beraters, der Beraterin bzw. in den kundenseitigen<br />

Anforderungen an den <strong>Beratung</strong>sprozess zum Ausdruck kommen (vgl.<br />

Radatz 2000, S. 88 ff):<br />

<strong>Beratung</strong>sform…<br />

Expertenberatung<br />

Zentrale Anforderung…<br />

Nehmen Sie mir mein Problem von den<br />

Schultern und lösen Sie es!<br />

Arzt-Patienten-<strong>Beratung</strong> Sagen Sie mir, wo/was mein Problem<br />

ist, nehmen Sie es mir dann von<br />

meinen Schultern und lösen Sie es!<br />

Coaching-<strong>Beratung</strong><br />

Helfen Sie mir dabei, dass ich erkenne,<br />

wo mein Problem liegt und<br />

unterstützen Sie mich bei meinen<br />

daran angrenzenden Lösungsversuchen!<br />

<strong>Beratung</strong>sformen lassen sich auch bezogen auf ihre grundlegende<br />

Orientierung hin zuordnen.<br />

Michael Tomaschek (Österreichischer Coaching Dachverband 2000,<br />

http://www.coachingdachverband.at/index_html?sc=285980015)<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 16


versucht, Personenzentrierung, Fach- und Organisationsorientierung als<br />

entsprechende Richtungen einzuführen und positioniert<br />

unterschiedliche <strong>Beratung</strong>sformen in dem so geschaffenen<br />

Koordinatensystem:<br />

Solche Zuordnungen bieten<br />

trotz einer gewissen<br />

Unschärfe praktische<br />

Anhalte für die Ziel- und<br />

Rollenklarheit in <strong>Beratung</strong>sprozessen.<br />

Positionierung von <strong>Beratung</strong>sformen: Tomaschek 2000<br />

Coaching nimmt als ziel-,<br />

lösungs- und ressourcenorientierte<br />

<strong>Beratung</strong>sform<br />

für Führungskräfte einen<br />

sehr zentralen Raum ein,<br />

zurückzuführen vielleicht<br />

auf einen breiten Themenansatz,<br />

der mit Führungsrollen<br />

verbunden ist.<br />

Auch Prozessmodelle sind in der <strong>Beratung</strong> häufig anzutreffen. Mögliche<br />

Nutzen dieser Modelle liegen in einem transparenten Arbeitsansatz,<br />

klaren Arbeitsschritten und einem evaluierbaren Abschluss von<br />

<strong>Beratung</strong>sprozessen.<br />

Schneider (vgl. Schneider 2001, S. 150) fasst grundlegende Modelle, wie<br />

das <strong>Beratung</strong>smodell nach G. und R. Lippitt oder das Phasenmodell<br />

nach Grinell übersichtlich zusammen.<br />

König und Vollmer (vgl. König & Vollmer 2002, S. 122 ff) haben<br />

folgende Einteilung vorgenommen:<br />

1. Orientierungsphase<br />

2. Klärungsphase<br />

3. Veränderungsphase<br />

4. Abschlussphase<br />

Diese Grundstruktur ist in der Praxis in unterschiedlichen Varianten<br />

anzutreffen.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 17


Die Orientierungsphase, hat das Ziel, eine gemeinsame Definition der<br />

<strong>Beratung</strong>ssituation festzulegen und den <strong>Beratung</strong>sprozess damit<br />

transparent zu machen.<br />

Die Ausgangssituation der <strong>Beratung</strong> (mit Fokus auf Prozessberatung)<br />

umfasst:<br />

die Ausgangslage, das „Problem“ des Kunden, der Kundin<br />

die Verantwortung des Kunden, der Kundin für die Lösung,<br />

die Darstellung der Beraterrolle,<br />

das Festlegen der Art der <strong>Beratung</strong>.<br />

Die anschließende Klärungsphase dient der detaillierteren Darstellung<br />

des Problems durch den Kunden, der Kundin.<br />

In dieser Phase werden auch bisherige Lösungsversuche, das bezogene<br />

Kontextsystem, vorhandene Ressourcen, Lösungsvorstellungen und<br />

deren Erfolgskriterien und weitere Parameter geklärt.<br />

In der Veränderungsphase geht es vorerst um die Entwicklung und<br />

Bewertung von konkreten Lösungsvarianten. In der Folge sind Kraft und<br />

Motivation für die geplante Änderung einerseits und zum anderen die<br />

Entwicklung konkreter Handlungsschritte in Richtung Veränderung die<br />

wesentlichen Themen.<br />

Die Abschlussphase zielt auf Ergebnissicherung. <strong>Beratung</strong> ist<br />

letztendlich auf den Veränderungswillen und die Veränderungsbereitschaft<br />

des Kunden, der Kundin angewiesen, transferunterstützende<br />

Vereinbarungen nehmen hier deshalb einen<br />

wesentlichen Raum ein.<br />

<strong>Beratung</strong> spielt sich auf einer klaren Handlungsebene ab.<br />

Nachvollziehbare Zeit-, Ziel- und Strukturbezüge machen <strong>Beratung</strong> aus<br />

und grenzen sie zudem auch von therapeutischen Interventionsformen<br />

ab.<br />

Unter bestimmten Rahmenbedingungen sind <strong>Beratung</strong>sprozesse<br />

Lernprozesse, dies gilt besonders für die Coaching-<strong>Beratung</strong>en im<br />

Verständis von Radatz in Verbindung mit einem handlungs- und<br />

leistungsorientierten Lernverständnis:<br />

„Die kurze Definition des Lernens kann heißen: Lernen ist die innere<br />

Organisation von Wissen und Fertigkeiten, die sich das Individuum in<br />

der Interaktion mit seiner Umwelt aneignet, um handlungs- und<br />

leistungsfähiger zu werden.“ (Kron 2009, S. 55)<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 18


Je mehr „Hilfe zur Selbsthilfe“ als übergeordneter Ansatz in der<br />

<strong>Beratung</strong> gesehen wird, je mehr auch systemische Ansätze in die<br />

<strong>Beratung</strong> einfließen (die auf Rolle, Kontext Beziehung und<br />

Individualität der „Kundenwelt“ usw. achten), desto mehr gelingt es,<br />

im Sinn von Lernen relevante <strong>Beratung</strong>sprozesse zu entwickeln.<br />

Coaching<br />

Bei der Begleitung von Veränderungsprozessen kommt dem Coaching<br />

eine besondere Rolle zu. Coaching ist in meinem Verständnis u. a.<br />

charakterisiert durch folgende Punkte:<br />

Coaching ist ein interaktiver personenzentrierter <strong>Beratung</strong>s- und<br />

Begleitungsprozess primär bezogen auf den beruflichen Kontext.<br />

Dementsprechend dominieren im Coaching Arbeitswelt-bezogene,<br />

fachlich-sachliche und/oder psychologisch-soziodynamische Fragen<br />

bzw. Problemstellungen.<br />

Coaching findet auf einer tragfähigen Beziehungsbasis statt, die durch<br />

Freiwilligkeit, gegenseitigem Respektieren und Vertrauen begründet ist<br />

und eine gleichwertige Ebene des Kooperierens bedingt.<br />

Coaching zielt immer auch auf eine Förderung von Selbstreflexion und<br />

Selbstwahrnehmung ab und sucht nach ressourcen- und lösungsorientierten<br />

Kompetenzen, die gefördert und aktiviert werden können.<br />

Coaching ist lösungsorientiert und braucht daher evaluierbare Kriterien<br />

für das Erreichen konkreter Ziele. Coaching orientiert sich ganz eng am<br />

Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Unsere KundInnen sind einsatzfähig,<br />

arbeitsfähig und beziehungsfähig.<br />

Prozessmodell<br />

Ich gehe in meiner Arbeit von einem Coaching - Prozessmodell aus, das<br />

klar gegliedert und transparent darstellbar ist. Übergeordnet ist der<br />

Prozess in Anlauf-, Arbeits- und Abschlussphase geteilt, in der<br />

Arbeitsphase werden neun Stufen unterschieden.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 19


Das Bild der Treppe, das sich daraus ergibt, steht auch für klare<br />

Schritte, die zu gehen sind, um den Prozess gemeinsam erfolgreich zu<br />

gestalten.<br />

Auf den ersten Blick mag sich hier der Gedanke einer gewissen<br />

Überstrukturiertheit aufdrängen, die in der Praxis unter Umständen zu<br />

einschränkend und zu verbindlich sein könnte.<br />

Meiner Erfahrung nach ist dies dann nicht der Fall, wenn die Struktur<br />

auch dazu genutzt wird, den Coachingprozess gegenüber den Coachees<br />

transparent darzustellen. Ich skizziere die einzelnen Schritte beim<br />

Erstgespräch und beziehe mich in den Folgegesprächen immer wieder<br />

auf die einzelnen Phasen. Für die KundInnen entsteht dadurch ein<br />

nachvollziehbarer Arbeitsrahmen, den sie zum Beispiel dadurch aktiv<br />

nutzen, indem sie auf eine Phase ein besonderes Schwergewicht legen<br />

oder eine Phase als „erledigt“ für sich abhaken.<br />

Ziele und Inhalte der<br />

einzelnen Prozessschritte<br />

sind in der Folge kurz<br />

beschrieben.<br />

Die dabei angeführten<br />

Inhalte verstehen sich als<br />

mögliche Richtungen und<br />

Orientierungspunkte, die<br />

für die Prozessphasen<br />

charakteristisch sind.<br />

Schritte im Coachingprozess, Schmidt 2006<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 20


Arbeitsphase<br />

Anlaufphase<br />

Ein wesentliches Element dieser Phase ist der Erstkontakt bzw. das<br />

Erstgespräch. Primär geht es darum, Orientierung für beide Seiten zu<br />

schaffen und Informationen zu geben bzw. zu erhalten.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kontext und Bedarf des Kunden, der Kundin<br />

Die Themen und Ziele (Auftragsklärung)<br />

Frühere Lösungswege (erfolgreiche, erfolglose,<br />

problemerhaltende...)<br />

Das Gute am Ist-Zustand<br />

Der Weg zum Coach<br />

Die Rolle, Arbeitsweise, Werte und das Selbstverständnis des<br />

Coach<br />

Rahmen des Coachings (Dauer, Kosten, Organisation)<br />

Rapport und Wertschätzung gegenüber dem Anliegen und den bereits<br />

eingeleiteten Lösungsversuchen des Kunden sind zentrale<br />

Erfolgskriterien für die spätere Coaching-Beziehung.<br />

Kontakt aufnehmen<br />

Umfeld und Setting angenehm und professionell gestalten<br />

Ablauf des Coachingprozesses klären<br />

Rapport aufbauen<br />

Prozess warmlaufen lassen<br />

Orientierung schaffen<br />

Führung durch neutrale Fragen<br />

Situationsschilderung ermöglichen: Situation, Thema, Wunsch,<br />

Bedürfnis, Problem usw.<br />

Unterstützung zum Problemverständnis geben<br />

Probleme hinter dem Problem klären<br />

Das Gute am Problem entwickeln<br />

Klarheit fördern: Bilder, Metaphern, Symbole, Zeichnungen usw.<br />

Ziele klären<br />

Zusammenfassen, was da ist<br />

Bedürfnisse, Motive, Vorstellungen ansprechen<br />

Ziele und Metaziele klären<br />

Haltungsziele und Handlungsziele differenzieren<br />

Zielformulierung einleiten<br />

Zielqualität und Zielökologie überprüfen (Mindestkriterien)<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 21


Abschlussphase<br />

Arbeitsphase<br />

Absicht stärken<br />

Klärung von Veränderungsbereitschaft<br />

Auf „Preise“ und Hindernisse achten<br />

Ins Ziel hineinführen (VAKOG, Bewegung, Haltung usw.)<br />

Ressourcen aufbauen und Lösungen entwickeln<br />

Ressourcen entwickeln und Stärken<br />

Konkrete Handlungen ableiten<br />

Umsetzung sichern<br />

Aktionsplan erarbeiten<br />

Schritte in die Praxis überleiten<br />

Abschließen<br />

Aktuellen Prozess zusammenfassen und evaluieren<br />

Einen Schritt in die Zukunft setzen<br />

Es wird für den Abschluss bereits zu Beginn des Coachings eine letzte<br />

Sitzung reserviert, in welcher der Gesamtprozess reflektiert und eine<br />

Bestandsaufnahme der erreichten Veränderungen gemacht wird.<br />

<br />

<br />

Rückblick, Anblick, Ausblick<br />

Evaluation Gesamtprozess<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 22


<strong>Metaprogramme</strong> und Veränderung<br />

Systemische Modelle der Veränderungsarbeit finden sich in ganz<br />

unterschiedlichen Schulen, von der Familientherapie Virginia Satirs<br />

über die Mailänder Schule bis hin zu lösungsfokussierter Kurztherapie<br />

und systemischer Aufstellungsarbeit.<br />

All diesen Verfahren liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass die Probleme<br />

der Coachees auf Wechselwirkungen basieren, die zwischen<br />

Systemelementen, Menschen, Persönlichkeitsanteilen, Erfahrungen,<br />

Zeitabschnitten usw. entstehen.<br />

James und Woodsmall beschreiben das Veränderungsmodell des NLP<br />

folgendermaßen (vgl. James, Woodsmall 1994, S. 111 ff.):<br />

Im NLP beschäftigen wir uns mit den „Inneren Prozessen“, „Inneren<br />

Zuständen“ und „Äußerem Verhalten“.<br />

Innere Prozesse stellen die von uns benutzten inneren Verarbeitungsstrategien<br />

dar, im wesentlichen das „WIE“ – wie wir etwas tun, was wir<br />

tun.<br />

Innere Zustände sind die Gefühlszustände, die ein Individuum erlebt<br />

und die das „Warum“ bewirken – warum wir etwas tun, was wir tun.<br />

Äußeres Verhalten stellt das „Was“ dar – was das Zusammenwirken von<br />

Inneren Prozessen und Inneren Zuständen hervorbringt.<br />

Wir verändern das „äußere Verhalten“ einer Person, indem wir ihre<br />

Physiologie verändern. Wir verändern ihre „Inneren Prozesse“ durch die<br />

Arbeit an Strategien. „Innere Zustände“ werden beeinflusst durch die<br />

Veränderung der Filter und durch Ankern“.<br />

<strong>Metaprogramme</strong> beeinflussen eigentlich alle drei Bereiche, besonders<br />

aber die „Inneren Zustände“. Sie bilden Ansatzpunkte für Veränderung.<br />

Gundl Kutschera (Kutschera 1995, S. 445) schreibt dazu: „Alle Meta-<br />

Programme können spezifisch trainiert, entwickelt und eingeübt<br />

werden. Werte und Beliefs können überprüft und gegebenenfalls<br />

verbessert, erweitert, bereinigt und neu gebildet werden.“<br />

Ein ergänzendes Modell zum besseren Verständnis der <strong>Metaprogramme</strong><br />

und zum Veränderungspotenzial, das darin enthalten sein kann , bilden<br />

die Logischen Ebenen von Robert Dilts (Dilts 1999, S. 198 ff.).<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 23


Das Modell der Logischen Ebenen beschreibt "Ebenen der Veränderung".<br />

Es liefert Informationen über den besten Punkt, an dem eine<br />

Veränderungsarbeit ansetzen kann. Die Logischen Ebenen dienen der<br />

Klärung, wo z.B. ein Problem, ein Ziel oder die eigene Mission<br />

angesiedelt ist. Die Veränderungsarbeit setzt dann in der Regel auf der<br />

nächst höheren Ebene an.<br />

Die Logischen Ebenen sind hierarchisch gegliederte Ebenen des<br />

Denkens, die sich wechselseitig beeinflussen.<br />

Die Funktion jeder Ebene ist es,<br />

die Information auf der<br />

darunterliegenden Ebene zu<br />

organisieren. Veränderungen auf<br />

einer höheren Ebene haben<br />

notwendigerweise auch<br />

Veränderungen auf darunterliegenden<br />

Ebenen zur Folge.<br />

Eine Änderung auf einer der<br />

Die Logischen Ebenen des NLP, Stumpf 1995<br />

unteren Ebene kann, muss aber<br />

nicht, die darüber liegenden Ebenen beeinflussen. Die Regeln, nach<br />

denen etwas auf einer bestimmten Ebene geändert wird, unterscheiden<br />

sich von jenen, nach denen auf einer anderen Ebene etwas geändert<br />

wird (vgl. NLPedia ,<br />

http://nlpportal.org/nlpedia/wiki/Logische_Ebenen).<br />

Nach Arne Maus (vgl. Maus 2009, S. 38), er bezeichnet <strong>Metaprogramme</strong><br />

als Denkpräferenzen, sind <strong>Metaprogramme</strong> klar der Ebene der<br />

Überzeugungen und Werte zuzuordnen, also der Ebene 4 der o. a.<br />

Struktur der Logischen Ebenen.<br />

Maus geht davon aus, dass Überzeugungen (Glaube, Beliefs), Werte und<br />

Denkpräferenzen sich gegenseitig beeinflussen, indem die<br />

Denkpräferenzen eine „Art Kleber“ zwischen Werten und<br />

Überzeugungen bilden.<br />

Die Logischen Ebenen bieten für Coachingprozesse zusätzliche<br />

Möglichkeiten, Intention und auch Interventionen gut in einen<br />

transparenten Rahmen einzuordnen. Klar kommuniziert, erscheint es<br />

meiner Erfahrung nach für die Coachees nachvollziehbar und ebnet<br />

deshalb auch den Weg, mit Werten, Haltungen, Überzeugungen usw.<br />

arbeiten zu dürfen.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 24


<strong>Metaprogramme</strong> und Coaching<br />

Motivation und Erwartungen<br />

Das Bewusstmachen eigener <strong>Metaprogramme</strong> war für mich eine<br />

wichtige Erfahrung. Dabei ist es mir weniger um die absoluten<br />

Erkenntnisse gegangen („So ist es….“), mehr um weiterführende Fragen<br />

in Bezug auf die Verbindung der Metaprogrammstruktur mit den<br />

Anforderungen einer spezifischen Rolle.<br />

Ich bin dabei davon ausgegangen, dass meine eigene Rolle als Berater<br />

und Coach definierbare und beschreibbare Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

fordert, die von tiefer liegenden <strong>Metaprogramme</strong>n gestützt oder aber<br />

weniger gestützt werden. Mehr Klarheit über die zu Grunde liegenden<br />

<strong>Metaprogramme</strong> sollte also zu klareren Ansatzpunkten für<br />

Entwicklungs- und Lernschritte führen.<br />

Das Thema hat sich durch meine NLP-Ausbildungen gezogen mit<br />

grundsätzlich positiven Erfahrungen und ich habe dementsprechend<br />

begonnen, <strong>Metaprogramme</strong> in meine <strong>Beratung</strong>sarbeit verstärkt<br />

einzubeziehen.<br />

Für die Konzeptentwicklung waren folgende Fragen für mich von<br />

zentraler Bedeutung:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Wie können <strong>Metaprogramme</strong> effizient erhoben und gemessen<br />

werden?<br />

Wie kann sichergestellt werden, dass sich der Kunde, die Kundin in<br />

dem Ergebnis wiederfindet, also einen Bezug zu seiner/ihrer<br />

Realität herstellt?<br />

Wie können die für einen Veränderungsprozess wichtigen<br />

<strong>Metaprogramme</strong> identifiziert werden?<br />

Wie trainierbar sind einzelne <strong>Metaprogramme</strong>?<br />

Wie kann ein Entwicklungsmodell ausschauen, das <strong>Metaprogramme</strong><br />

einbezieht und zugleich eine Verbindung zu anderen Rollenaspekten<br />

darstellt?<br />

Grundsätzlich ist es möglich, <strong>Metaprogramme</strong> über gezieltes Fragen zu<br />

erheben. Dabei sind Strukturen und Unterlagen hilfreich, wie<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 25


eispielsweise das Arbeitsblatt von Gundl Kutschera (vgl. Kutschera<br />

1995, S 506).<br />

Das Verfahren ist ziemlich zeitaufwendig und wahrscheinlich auch<br />

ziemlich fehleranfällig, auch wenn eine strukturierte Erhebung, wie<br />

beispielsweise das vorgeschlagene Arbeitsblatt verwendet wird.<br />

Ich bin deshalb recht schnell auf andere Verfahren ausgewichen und<br />

konnte dementsprechend Erfahrungen sammeln mit dem Language and<br />

Behavior (LAB-) Profil (vgl. Charvet 2010, S. 244) von Rodger Bailey<br />

oder dem Nautilus-Persönlichkeitskurs von Jay Arthur und Gregory<br />

Engel (vgl. Arthur, Engel 1995).<br />

Seit 2006 arbeite ich mit dem von Arne Maus entwickelten Identity<br />

Compass ® . Das softwaregestützte Profilsystem misst über 20<br />

Denkpräferenzen und vernetzt diese teilweise mit weiterführenden<br />

Modellen aus der Kommunikations- und Motivationspsychologie.<br />

Einbindung der Metaprogrammanalyse<br />

Meine konzeptionellen Überlegungen zum Lern- und<br />

Entwicklungsmodell das hinter einem Coachingprozess steht,<br />

beinhalten mehrere Orientierungspunkte, die in der nachfolgenden<br />

Grafik zusammengefasst sind.<br />

Orientierungen im Lern- und Entwicklungsprozess,<br />

Schmidt 2006<br />

Orientierung an der<br />

professionellen Rolle, wobei<br />

Verhalten und Identifikation im<br />

Vordergrund stehen. Die<br />

Rollenkriterien werden<br />

gemeinsam mit dem Kunden,<br />

der Kundin entwickelt und<br />

bilden einen Rahmen für den<br />

gesamten Coachingprozess. Der<br />

Begriff der Identifikation steht<br />

dabei für die subjektive<br />

„Innenkraft“ der Rolle.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 26


Orientierung an den wesentlichen Aufgaben und Arbeitsfeldern, die<br />

die Rolle ausmachen. Damit wird die Rolle in den wesentlichen<br />

Elementen differenzierter dargestellt. Häufig ist dies mit direkten<br />

Gewinnen für die Coachees verbunden, schon weil auch<br />

Erfolgskriterien, Außenerwartungen und eigene Blickwinkel klarer<br />

werden.<br />

Orientierung an Kompetenzen nach folgender Definition des<br />

Kompetenzbegriffs: „Kompetenzen sind aus dieser Sicht zunächst<br />

Kombinationen kognitiver, motivationaler oder sozialer Fähigkeiten<br />

oder Potentiale, wobei auch moralisch-ethische Komponenten eine<br />

wichtige Rolle spielen. Kompetenzen sind in ihrer jeweiligen<br />

Ausprägung in komplexe Handlungssysteme eingebettet und lassen sich<br />

daher nicht durch grundlegende kognitive Fähigkeiten oder einfache<br />

Fertigkeiten charakterisieren.“ (Lang-von Wins, Triebel 2006, S. 37).<br />

Kompetenzorientierung gewährleistet in diesem Zusammenhang auch<br />

eine klare Darstellung und transparente Reflexionsmöglichkeit von<br />

Lerninhalten. Als Grundstruktur ist das klassische Feldermodell mit<br />

Fach-, Methoden-, Sozial- und Persönlichkeitskompetenzen hinterlegt.<br />

Im Coachingprozess werden Veränderungsschritte nach Möglichkeit auf<br />

der Basis von Kompetenzen formuliert.<br />

Orientierung an Präferenzen: Gemeint ist damit die Berücksichtigung<br />

individueller Denkpräferenzen/<strong>Metaprogramme</strong>, die die KundInnen in<br />

ihre Berufsrolle einbringen und die eine wesentliche Grundlage von<br />

Ressourcen, Potentialen und individuellen Lernfeldern darstellen.<br />

Die Denkpräferenzen werden im Vorfeld mittels Identity Compass<br />

erhoben, die Auswertung mit dem Coachee besprochen und konkret<br />

immer dann herangezogen, wenn es im Coachinggespräch um<br />

Verhaltensänderung geht.<br />

Orientierung an aktivitäts- und umsetzungsorientierten<br />

<strong>Training</strong>smodellen: Hier geht es vor allem um die Frage, wie Lern- und<br />

Übungsphasen strukturiert werden können, damit sie möglichst<br />

erfolgversprechend ablaufen. In der Praxis kommt das zum Tragen,<br />

wenn kurze <strong>Training</strong>sphasen in einen Coachingprozess zu integrieren<br />

sind. Diese werden nach didaktischen Modellen wie z. B. dem<br />

Phasenmodell von Hoberg konzipiert und umgesetzt (vgl. Hoberg 2004,<br />

S. 181 ff.)<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 27


Die Berücksichtigung der <strong>Metaprogramme</strong> unterstützt den<br />

Coachingprozess auf mehreren Ebenen:<br />

Aus dem Ist-Profil können bezogen auf die Rolle des Coachees<br />

unterstützende Präferenzen abgeleitet werden, die sich im Coaching<br />

weiter entwickeln und ausbauen lassen. Damit verbunden ist eine<br />

Einsparung bzw. Verschiebung von <strong>Beratung</strong>szeit zu Gunsten von<br />

Ressourcenaufbau und Lösungsentwicklung.<br />

Abgeleitet von den Rollenkriterien kann ein Soll-Profil entwickelt<br />

werden, das in der Folge auch Präferenzdefizite aufzeigen kann. Daraus<br />

abgeleitet werden konkrete Entwicklungsschritte, die auf die<br />

erhobenen Defizite, also Lernfelder abzielen.<br />

Präferenzen sind rollenspezifisch und damit kontextabhängig. Gerade<br />

bei einschränkend erscheinenden Präferenzen kann dementsprechend<br />

rasch nach Kontexten gefragt werden, in denen diese Präferenzen<br />

erfolgreich eingesetzt werden. Damit liegt ein Veränderungsschritt<br />

nicht im Erlernen von Neuem, es geht mehr darum, Bekanntes von<br />

einer Rolle in eine andere zu übertragen.<br />

Kompetenzorientierte <strong>Training</strong>sphasen berücksichtigen die<br />

Präferenzen, indem Zielsetzungen und <strong>Training</strong>sinhalte auch für<br />

spezifische Denkpräferenzen formuliert und vereinbart werden.<br />

Praxisfall<br />

Meine Kundin, Frau D, arbeitet in der Verwaltung einer großen<br />

Pflegeorganisation. Durch Freiwerden der Position der<br />

Verwaltungsdirektorin kommt es zu einem Nachrücken von Frau D in<br />

diese Leitungsfunktion. Nach ca. acht Monaten in dieser Funktion ist<br />

Frau D knapp davor, die Position aufzugeben und begründet dies mit<br />

Überforderung, Stress aber auch mit fehlender Unterstützung von<br />

Seiten der MitarbeiterInnen, die sie übernommen hat. Frau D ist 45<br />

Jahre alt und alleinstehend.<br />

Die Organisation bietet die Möglichkeit, die Situation im Rahmen eines<br />

Coachingprozesses zu reflektieren und nach konstruktiven<br />

Möglichkeiten zu suchen, die Leitungsrolle erfolgreich zu füllen.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 28


Ein erstes Kennenlernen verläuft positiv, der Prozess wird abgesteckt<br />

und ein Identity Compass © Profil bereitgestellt. Die Ergebnisse liegen<br />

also vor der ersten Coachingsitzung vor.<br />

Die Auswertung umfasst ca. 30 Seiten, die wichtigsten Ergebnisse<br />

möchte ich hier zeigen, mit den damit verbundenen Überlegungen im<br />

Vorfeld des Coachingprozesses.<br />

Schnecke Denkpräferenzen: 1. Interview im Vorfeld<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 29


Die Abbildung zeigt die erhobenen Ergebnisse in Schneckenform.<br />

Stellt man sich eine Uhr vor, sind es die Präferenzausprägungen von<br />

12.00 – 15.00 Uhr, die primär zum Einsatz kommen. Wichtig ist in<br />

diesem Zusammenhang auch an die teilweise multipolare Ausprägung<br />

von <strong>Metaprogramme</strong>n zu denken, im ersten Viertel der Schnecke<br />

erscheint jeweils die ausgeprägte Polarität. Auf die wesentlichen<br />

Ergebnisse werde ich später detailliert eingehen.<br />

Der Nutzungswert liegt mit 68% im „grünen Bereich“. Die Nutzung gibt<br />

an, in welcher Stärke (Skala von 0 – 100%) sich die Pole der<br />

Denkpräferenzen ausprägen. Die Prozentzahl liegt mit 60 – 70% in der<br />

Norm; starke Abweichungen nach oben, also in Richtung 100% kommen<br />

beispielsweise zu Stande, wenn KundInnen beim Beantworten der<br />

Fragen stark aus einem Wunschbild heraus agieren.<br />

Der Präferenzwert zeigt den durchschnittlichen Unterschied zwischen<br />

den Polaritäten der gemessenen <strong>Metaprogramme</strong> bzw.<br />

Denkpräferenzen, 18% lassen auf eine Person schließen, die einen<br />

hohen Flexibilitätsgrad innerhalb der Denkpräferenzen hat.<br />

Ansatzpunkte für weitere Überlegungen bietet die detaillierte<br />

Darstellung der Denkpräferenzen. Diese sind in vier Gruppen<br />

gegliedert:<br />

Wahrnehmung<br />

Motivationsfaktoren<br />

Motivationsverarbeitung<br />

Informationsverarbeitung<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 30


Denkpräferenzen im Detail: 1. Interview im Vorfeld<br />

Für eine Erstbetrachtung sind nicht alle Denkpräferenzen von gleicher<br />

Bedeutung, ich bevorzuge eher einen rollenspezifischen Fokus und<br />

konzentriere mich in diesem Fall auf das Thema Führung.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 31


Damit ergeben sich Schwerpunkte in den Bereichen Sinneskanal,<br />

Primäres Interesse, Perspektive, Motiv, Richtung, Referenz,<br />

Planungstil, Vergleichsmodus, Erfolgsstrategie, Arbeitsorientierung,<br />

Primäre Aufmerksamkeit und Managementstil.<br />

Jetzt werden Stichworte und Fragen formuliert, die dann in den<br />

Coachingprozess einfließen.<br />

Wichtig ist dabei, sich klar zu machen, dass der IdentityCompass ®<br />

Auskunft gibt über die in beruflichen Rollen genutzten Denkpräferenzen<br />

und dementsprechend Menschen nicht generell typologisiert.<br />

Die Stichworte bzw. Fragen, die ich mir zur Vorbereitung notiert habe:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sinneskanäle flexibel (das ist immer dann gegeben, wenn die<br />

Unterschiede nicht mehr als 20% ausmachen), hoch im Fühlen: Wie<br />

wird das empfunden und wie stützt das die Führungsrolle? Wenn<br />

Fühlen hoch ausgeprägt ist, berichten KundInnen manchmal von<br />

verkürzter Kommunikation und Interaktion, weil beispielsweise<br />

negative Gefühle die Aufmerksamkeit für laufende Prozesse<br />

reduzieren.<br />

Primäres Interesse mit Schwerpunkten auf Menschen, Aktivität und<br />

Wissen: Wissen hinterfragen, steht dahinter eher Neugier oder ein<br />

Defizitempfinden?<br />

Perspektive flexibel (Unterschiede bis 20%-Punkte): Wie kann<br />

Dissoziation gelingen und wie wird das empfunden?<br />

Motive flexibel mit Tendenz zu Einfluss ist möglicherweise eine<br />

starke Ressource für die Führungsrolle. Wird das so empfunden?<br />

Referenz external höher ist anzusprechen; in vielen Fällen schafft<br />

das Abhängigkeiten, die sich negativ oder belastend auswirken<br />

können. Besonders in Führungsrollen kann das zu Abhängigkeiten<br />

führen, wenn beispielsweise MitarbeiterInnen zu stark für die eigene<br />

Orientierung herangezogen werden.<br />

Vergleichsmodus Ähnlichkeit: Könnte nützlich sein in Bezug auf<br />

Verwaltungsarbeit, weniger allerdings in Verbindung mit Führung<br />

Erfolgsstrategie und Arbeitsorientierung flexibel, auch das könnten<br />

wichtige Ressource sein<br />

Arbeitsstil Teamspieler und Primäre Aufmerksamkeit auf Fürsorge<br />

sind bemerkenswert; welches Bild von Führung steht dahinter?<br />

Managementstil hoch selbstreflektiv ist ebenfalls zu klären; das<br />

dahinter liegende Metaprogramm ist die Regelstruktur, also die Art<br />

und Weise, wie eigene Bedürfnisse mit Bedürfnissen anderer<br />

abgestimmt werden.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 32


Die ersten Coachingsitzungen waren der Orientierung und Zielfindung<br />

gewidmet. Ich konnte dabei eine kurze allgemeine Einführung in das<br />

Thema Denkpräferenzen vermitteln. Entsprechend meiner Vorbereitung<br />

konnte ich Schwerpunkte setzen und mit praktischen Erfahrungen von<br />

Frau D vernetzen.<br />

Frau D bestätigte die ausgeprägte Gefühlskomponente (Wahrnehmung)<br />

und berichtete auch von praktisch immer präsenten Gedanken<br />

(Managementstil selbstreflektiv), die eigentlich nie aufhören. Frau D<br />

sah sich nicht in der Lage, ein für sie akzeptables Bild von Führung zu<br />

skizzieren, es bestanden viele Unklarheiten in Richtung<br />

Verantwortlichkeit und Abgrenzung (Motiv, Referenz, Arbeitsstil,<br />

Primäre Aufmerksamkeit).<br />

Trotz aller Belastungen, die Frau D für mich signalisierte, habe ich den<br />

Eindruck gewonnen, dass Frau D ganz stark hinter der Organisation<br />

steht und vor allem hinter ihren MitarbeiterInnen.<br />

Klarere Zielansätze wurden in der dritten Arbeitsrunde formuliert und<br />

ab dann konsequent bearbeitet, auch mit einem hohen Anteil an<br />

Hausaufgaben und Kommunikation über Mail.<br />

Die wesentlichen Zielableitungen waren:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Genau Festlegung des eigenen Führungsverständnisses und auch der<br />

Grenzen von Führung.<br />

Entwicklung von selbst nachvollziehbaren Erfolgskriterien in der<br />

Führungsrolle.<br />

Kommunikation der erarbeiteten Führungskriterien mit allen<br />

MitarbeiterInnen<br />

Wahrnehmung trainieren mit Schwerpunkt auf den auditiven und<br />

visuellen Kanal.<br />

„Loslassen können“ - Dissoziation trainieren<br />

Zur Unterstützung der ersten beiden Ziele habe ich Frau D ein<br />

Grundkonzept eines Rollenbildes einer Führungskraft angeboten. In<br />

Rahmen von Hausaufgaben hat Frau D die wesentlichen Elemente<br />

(Definition von Führung, Führungskompetenzen, Erfolgskriterien,<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 33


Grenzen usw.) schrittweise formuliert und mit mir kommuniziert.<br />

Letzter Schritt dieser Aufgaben war es, die Ergebnisse auf die<br />

Organisation bzw. alle MitarbeiterInnen zu übertragen, indem<br />

Führungsverständnis und –grundsätze für das Qualitätsmanagementsystem<br />

der Organisation verabschiedet wurden.<br />

Die offene und interessierte Mitarbeit von Frau D hat es möglich<br />

gemacht, recht kreativ an das Wahrnehmungstraining und an das<br />

Thema Dissoziation heranzugehen. In diesem Zusammenhang sind Sehund<br />

Hörstunden entstanden, oder auch eine Phantasiereise, bei der<br />

Gedanken wie bunte Luftballons platzen durften.<br />

Gesamt wurden sechs Coachingsitzungen mit 14 Stunden innerhalb von<br />

zehn Monaten durchgeführt.<br />

Frau D hat beschlossen, die Position zu behalten. Sie beschreibt zum<br />

Prozessende nach wie vor „unter Druck“ zu stehen, allerdings spürbar<br />

reduziert. In diesen zehn Monaten konnte Frau D eine Reihe von<br />

Detailzielen im Organisations- und Führungsbereich ihrer Abteilung<br />

umsetzen, sie hat das Gefühl, die Funktion „besser“ im Griff zu haben<br />

und nicht mehr so ausgeliefert zu sein.<br />

Nach einer Pause von vier Monaten wurde ein weiterer Identity<br />

Compass © durchgeführt, einerseits aus reinem Interesse, wie und ob<br />

sich Veränderungen hier darstellen, zum anderen auch als Basis für<br />

weitere Aktivitäten.<br />

Die Ergebnisse stelle ich auf den Folgeseiten dar, wieder in Form der<br />

Schnecke und der detaillierten Übersicht:<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 34


Schnecke Denkpräferenzen: 2. Interview<br />

Die Schnecke zeigt weitgehend unveränderte Werte für Nutzung und<br />

Präferenz und eine geänderte Reihenfolge der Präferenzpolaritäten im<br />

ersten Viertel.<br />

Betrachtet man die Detaildarstellung, ergeben sich einige spannende<br />

Unterschiede:<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 35


Im Bereich Sinneskanal (alles flexibel) ist das Hören stark ausgebaut,<br />

die Referenz ist verändert (internal gestärkt), der Arbeitsstil ist<br />

verändert (Individualist gestärkt) und der Managementstil hat<br />

gewechselt.<br />

Denkpräferenzen im Detail: 2. Interview<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 36


Meine Gesprächsvorbereitung erfolgt wieder nach dem bereits<br />

geschilderten Ablauf, diesmal mit Fokus auf die Veränderungen:<br />

Stichworte und Fragen zur Vorbereitung:<br />

Sinneskanäle flexibel, Fühlen reduziert , Hören ausgebaut: Welche<br />

Unterschiede ergeben sich daraus im Alltag? Ist das auf die Übungen<br />

zurückzuführen (wurden diese fortgesetzt)?<br />

Perspektive auf Gegenüber ist höher, Beobachterperspektive leicht<br />

reduziert.<br />

Referenz: Internal höher, external leicht reduziert. Wie macht sich<br />

internale Referenz überhaupt bemerkbar? Wie wird sie gespürt?<br />

Arbeitsstil: Der Teamspieler ist reduziert, Individualist erhöht.<br />

Managementstil: Wechsel von Selbstreflektiv auf Managend<br />

Das Reflexionsgespräch dauert ca. eine Stunde. Frau D wirkt<br />

entspannter und gelassener. Ich melde ihr diesen Umstand zurück und<br />

sie bestätigt ihn. Sie erklärt auch, in ihrem Sinn „gut“ unterwegs zu<br />

sein. Besonders stolz sei sie auf ihre Lust zu delegieren, einerseits um<br />

sich selbst zu entlasten, zum anderen aber auch als Lernchance für<br />

bestimmte MitarbeiterInnen.<br />

Die Hör- und Sehstunden sind kein Thema mehr, das Gedankenspiel mit<br />

den Luftballons ist ein häufiges Ritual vor dem Einschlafen…<br />

Wesentlichen Punkte bisheriger Erfahrungen<br />

Meiner Erfahrung nach ist die die Analyse der <strong>Metaprogramme</strong>, wie sie<br />

mittels IdentityCompass ® möglich ist im Coaching nützlich und gut zu<br />

integrieren.<br />

Orientierung und Zielfindung lassen sich verkürzen, der Prozess kommt<br />

schneller auf den Punkt. Die Akzeptanz der Ergebnisse ist sehr hoch,<br />

die KundInnen finden sich in den Ergebnissen gut wieder, unterstützt<br />

wird dies auch durch die ausführliche Beschreibung der Auswertung.<br />

Veränderungsimpulse lassen sich damit zusätzlich auf der Ebene der<br />

<strong>Metaprogramme</strong> initiieren, dies ist eine wertvolle Ergänzung in<br />

Verbindung mit der Verhaltens- und Kompetenzebene.<br />

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Die Trainierbarkeit einzelner <strong>Metaprogramme</strong> scheint gegeben, wenn<br />

auch nicht durchgehend und bei allen in gleicher Ausprägung. In diesem<br />

Bereich ist es sicher nötig, weiter gezielt Erfahrungen zu sammeln.<br />

Wichtig ist, den Coachee mit den Ergebnissen nicht „allein zu lassen“.<br />

Ich gebe Auswertungen grundsätzlich nicht ohne persönliches Gespräch<br />

aus der Hand. Wesentlich dabei ist es, besonders darüber zu<br />

informieren, dass es auf dieser Ebene kein „Gut“ oder „Schlecht“ gibt,<br />

dass Präferenzen eine starke Rollenspezifität haben und dass<br />

Präferenzen dementsprechend Rollenanforderungen stark oder eben<br />

weniger unterstützen können.<br />

Die Möglichkeit, Ergebnisse in ein übergeordnetes Modell einzuordnen,<br />

ist für die KundInnen sehr wichtig. Dies lässt sich einfach realisieren,<br />

etwa mit einem Rahmen, den die Logischen Ebenen nach R. Dilts<br />

anbieten. Dadurch werden nicht nur die Ergebniszuordnungen klar, es<br />

entsteht zugleich ein Arbeitsmodell, das sich durch den<br />

Coachingprozess durchzieht.<br />

Für eine reibungslose Arbeit mit den Coachees ist es Bedingung,<br />

Hintergrundwissen zu den einzelnen <strong>Metaprogramme</strong>n bzw.<br />

Denkpräferenzen rasch zur Hand zu haben.<br />

Dazu finden sich detaillierte Beschreibungen auch bei Arne Maus (Maus<br />

2009, S. 51 ff), ergänzt durch wertvolle Hinweise auf Metaprogramm-<br />

Kombinationen.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 38


Kritische Reflexion<br />

Coaching stellt seit mehreren Jahren einen wesentlichen Teil meiner<br />

<strong>Beratung</strong>sarbeit dar, dementsprechend hoch ist auch die Anzahl der<br />

Metaprogrammanalysen, die ich in diesem Rahmen durchführen konnte.<br />

Die Nachfrage nach Coaching nimmt meiner Erfahrung nach im Profitund<br />

Non-Profit-Bereich zu, auch TeilnehmerInnen an<br />

Weiterbildungsprogrammen nehmen diese Dienstleistung vermehrt in<br />

Anspruch, um Themen und Inhalte individuell für sich zu verstärken und<br />

effizienter in der Praxis umsetzen zu können.<br />

Ich positioniere Coaching sehr klar als <strong>Beratung</strong>sform für<br />

Führungskräfte und Entscheidungsträger, auch in Abgrenzung zu<br />

anderen <strong>Beratung</strong>sformen, die in der Lebens- und Sozialberatung und<br />

Unternehmensberatung gängig sind. Dabei fällt mir auf, dass KundInnen<br />

neben den „klassischen“ Erwartungen an Coachingprozesse wie<br />

kontextbezogene Standortbestimmung und Unterstützung in<br />

Veränderungsphasen inzwischen auch verstärkt Coaching als<br />

Reflexionsgelegenheit und Lernchance über die reine Verhaltensebene<br />

hinaus sehen. Berufs- und Organisationsrolle stehen nach wie vor im<br />

Zentrum, werden aber mehr und tiefer hinterfragt. Es geht auch nicht<br />

mehr so stark darum, sich für eine spezielle Situation ganz gezielt<br />

vorzubereiten, dafür mehr um Nachhaltigkeit im Sinn von „Lernen aus<br />

einer Situation“.<br />

Das Thema <strong>Metaprogramme</strong> passt gut in diese Entwicklung, weil es<br />

andere, zusätzliche Aspekte in einen Coachingprozess einbringt, die<br />

tiefer und über die Verhaltensebene hinausgehen.<br />

Aus eigener Erfahrung haben gezielte Fragen in die Ebene der<br />

<strong>Metaprogramme</strong> spannende Wirkungen, der Einsatz eines breiteren<br />

Instrumentariums, wie beispielsweise des LAB-Profiles verstärkt diese<br />

Wirkung, macht neugierig auf mehr und reizt zum Spielen auf dieser<br />

Ebene. So ist es zumindest mir gegangen und dementsprechend groß<br />

war mein Interesse am Identity Compass © und an der Möglichkeit,<br />

Ergebnisse PC-gestützt erheben zu können.<br />

Mein persönliches erstes Identity Compass © - Ergebnis stammt aus dem<br />

Jahr 2006 und war seinerzeit aus mehreren Gründen beeindruckend für<br />

mich:<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 39


Ich habe gute Ressourcen für die Bereiche Kommunikation und Führung<br />

entdeckt. Ich wurde auf eine mögliche Burn out – Strategie<br />

hingewiesen.<br />

Beides ist in guter Erinnerung, zumal sich die Burn out – Strategie in der<br />

Folge auch noch realisiert hat. Dementsprechend habe ich dann auch<br />

begonnen, dieses Instrument im Coaching verstärkt anzubieten, heute<br />

gibt es nur in Ausnahmefällen Coachingprozesse ohne Metaprogrammanalyse.<br />

Es hat sich im Laufe der Zeit eine Routine ergeben, die Analyse vorab,<br />

also ganz am Anfang des Coachingprozesses zu positionieren. Meine<br />

KundInnen akzeptieren diese Vorgangsweise sehr gut und sind für das<br />

Interview nach kurzer Einführung in den allermeisten Fällen bereit.<br />

Die Vorab-Betrachtung der Ergebnisse ist nützlich und fraglich zugleich,<br />

abhängig davon, wie sehr er gelingt, wirklich konkrete Punkte und<br />

Themen für den folgenden <strong>Beratung</strong>sprozess abzuleiten.<br />

Eine zu oberflächliche bzw. zu umfassende Analyse erzeugt unter<br />

Umständen Eindrücke und Bilder, die den Coachingprozess<br />

einschränken und unbeweglicher machen. Ich versuche<br />

dementsprechend, jeweils die Kombinationen von <strong>Metaprogramme</strong>n<br />

bzw. Denkpräferenzen herauszuarbeiten, die für eine bestimmte<br />

Rollenerfüllung relevant sein könnten. Dieses Verfahren ist subjektiv,<br />

auch wenn es sich auf Erfahrungswerte und Kombinatoriken stützt, auf<br />

die zum Beispiel Arne Maus (Maus 2009, S. 113 ff.) oder Ralph Köbler<br />

(Köbler 2009, S. 90 ff.) verweisen.<br />

Wenn es darum geht, die „richtigen“ <strong>Metaprogramme</strong> herauszufiltern,<br />

erscheint es mir auch wichtig, dies nicht grundsätzlich alleine zu tun,<br />

sondern ganz bewusst Ergebnisse und Erfahrungen mit anderen<br />

BeraterInnen, die ähnlich arbeiten auszutauschen und so den eigenen<br />

Blickwinkel breit genug zu halten. Eine wertvolle Übung im diesem<br />

Zusammenhang ist es, zu versuchen, aus Stellenbeschreibungen und<br />

Personalinseraten Kompetenzen und <strong>Metaprogramme</strong> abzuleiten und<br />

diese Ergebnisse dann zu diskutieren.<br />

Natürlich ist das Herausarbeiten der konkreten Punkte auch eine Art<br />

Vorselektion von Themen, so gesehen ist das eine Gratwanderung der<br />

ich mir bewusst bin und die ich hoffentlich gut gehe, indem ich die<br />

Ergebnisse mit den KundInnen ausführlich bespreche und immer wieder<br />

rückmelde und rückfrage. Dabei habe ich auch die Erfahrung gemacht,<br />

dass KundInnen vereinzelt auch zusätzliche Schwerpunkte für sich<br />

finden und setzen. Dies erfolgt häufig zwischen der ersten und zweiten<br />

Coachingsitzung und geht wohl auf den Umstand zurück, dass viele sich<br />

hier mit ihrem Ergebnis beschäftigen. Der Identity Compass © ist meiner<br />

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Ansicht nach sehr gut beschrieben, auch was die Inhalte der einzelnen<br />

<strong>Metaprogramme</strong> betrifft. Die KundInnen erhalten nicht nur ihr<br />

spezifisches Ergebnis, sondern auch die Gelegenheit, sich in die<br />

Charakteristika der gemessenen Denkpräferenzen einzulesen. Erfolgt<br />

dies, rundet das den Prozess zusätzlich ab.<br />

Ansprechen möchte ich in diesem Zusammenhang auch das<br />

verführerische Gefühl „Ich weiß etwas, was du nicht weißt….“<br />

Das war bei mir da und hat natürlich nichts mit dem ausgewählten<br />

Testverfahren, eher mit dem grundsätzlichen Einsatz solcher Analysen<br />

zu tun. Professionelle Supervision zu diesem Thema ist aus meiner<br />

Erfahrung nützlich, beispielsweise bei Leuten, die sehr viel Erfahrung<br />

haben im Einsatz von Tests. Aus solchen Supervisionen habe ich eine für<br />

mich sehr nützliche Aufgabe mitgenommen und zwar mir immer wieder<br />

eine klare Antwort auf folgende Fragen zu geben: „Was genau siehst du<br />

in einem Testergebnis? Sind das grundsätzlich Fragen, die du<br />

gemeinsam mit dem Kunden, der Kundin verfolgen und abklären<br />

möchtest, oder sind das Antworten, die du als gegeben hinnimmst?“<br />

Die Fähigkeit, Ergebnisse als Fragen in den Prozess hineingeben zu<br />

können, halte ich für sehr hilfreich und konstruktiv, zumal es ein<br />

wesentliches Erfolgskriterium für Coachingprozesse ist, die richtigen<br />

Fragen zum richtigen Zeitpunkt zu stellen.<br />

Fragen lassen sich elegant mit praktischen Beispiele und/oder<br />

Geschichten verbinden. Ich mache das ganz bewusst, schon um<br />

feststellen zu können, ob sich ein Coachee in den Ergebnissen gut<br />

wiederfindet.<br />

Das führt relativ häufig zur Gegenfrage: „Genau wie bei mir, woher<br />

wissen Sie das?“ Jetzt kommt es darauf an, die „Macht“, so das<br />

überhaupt der richtige Ausdruck in diesem Zusammenhang sein sollte,<br />

beim Instrument zu lassen und nicht als Berater, Beraterin zu<br />

übernehmen. Es muss einfach ganz klar sein, dass das Instrument in der<br />

Lage ist, unterbewusstere, gleichsam automatisch ablaufende<br />

Strukturen sichtbar zu machen.<br />

Eine Frage, die mich zusehends mehr beschäftigt hat mit der Rolle der<br />

<strong>Metaprogramme</strong> an sich zu tun. Sind <strong>Metaprogramme</strong> Filterelemente,<br />

Elemente der Fokuslenkung oder irgendwie beides zugleich? Diese<br />

Frage hängt für mich eng mit der Trainierbarkeit von <strong>Metaprogramme</strong>n<br />

zusammen und gerade darauf kommt es letztendlich an.<br />

Eine Filterung ist aus meiner Sicht eher ein passiver Vorgang, über die<br />

ausgeblendeten Inhalte lassen sich nur Vermutungen anstellen.<br />

Vergleichsweise dazu ist eine Fokuslenkung eher aktiv. Es lässt sich<br />

eine Aussage darüber treffen, welcher Blickwinkel gerade<br />

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eingenommen wird und der Blickwinkel lässt sich bewusst steuern.<br />

Bewegung entsteht dort, wo die Aufmerksamkeit liegt und wo dadurch<br />

Energie investiert wird.<br />

Im geschilderten Praxisfall scheint es gelungen zu sein, Aufmerksamkeit<br />

und Energie zum Beispiel auf die Wahrnehmungskanäle Hören und<br />

Sehen zu lenken, umgesetzt wurde dies mittels definierten Übungen.<br />

So gesehen spricht dies klar für die Variante <strong>Metaprogramme</strong> sind<br />

„Fokuslenker“, schon weil schwer denkbar ist, Aufmerksamkeit auf<br />

etwas zu lenken, was gar nicht da, weil „gefiltert“ ist.<br />

Nicht alle Fälle laufen so wie der berichtete Praxisfall. Vielleicht liegt<br />

das auch daran, dass letztendlich der Kunde, die Kundin bestimmt,<br />

worauf der Fokus gelenkt werden darf und worauf nicht.<br />

Frau D war das mit der Wahrnehmung ein echtes Anliegen, sie wollte<br />

diesen Mechanismus mit großem Engagement verändern. Selbst wenn<br />

die Annahme der Fokuslenkung zutreffend wäre, bliebe also die Frage<br />

offen, was konkret von außen für eine Motivierung konkret<br />

unternommen werden könnte.<br />

Die Trainierbarkeit vom <strong>Metaprogramme</strong>n ist ein weiterer wesentlicher<br />

Punkt. Gundl Kutschera (Kutschera 1995, S. 445) schreibt dazu: „ Jedes<br />

Meta-Programm ist in bestimmten Kontexten hilfreich. Deshalb ist es<br />

für die Eigenverantwortung und das Gefühl, Wahlmöglichkeiten zu<br />

besitzen sinnvoll, sich in allen Meta-Programmen bewegen zu können<br />

und dabei wählen zu können, welches im, Einzelfall am besten<br />

entspricht. Alle Meta-Programme können spezifisch trainiert,<br />

entwickelt und eingeübt werden.“<br />

Damit wäre dann in jedem Fall hohe Flexibilität in allen <strong>Metaprogramme</strong>n<br />

/ Denkpräferenzen das höchste, übergeordnete Lern- und<br />

Entwicklungsziel. Mir stellt sich hier nur die Frage, ob das auch für<br />

Coachingprozesse so Gültigkeit haben kann, wenn ich davon ausgehe,<br />

dass Coaching in jedem Fall einen hohen Kontextbezug aufweisen muss,<br />

wenn es aus der Sicht der KundInnen sinnvoll und erfolgversprechend<br />

sein will. Eben dieser Kontextbezug bedingt auch die sinnvolle<br />

Konzentration auf bestimmte <strong>Metaprogramme</strong>, als eine Grundlage für<br />

einen sinnvollen Coachingprozess, der ja eine bestimmte berufliche<br />

Rolle unterstützen soll und nicht darauf ausgelegt ist, Menschen in<br />

irgendeiner Form generalisierend besser und flexibler zu „machen“.<br />

Der Erfolg der Trainierbarkeit einzelner <strong>Metaprogramme</strong> ist meiner<br />

Erfahrung nach nicht in allen Fällen grundlegend gegeben. Dies kann<br />

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auf die vorgeschlagenen <strong>Training</strong>smethoden zurückzuführen sein, auf<br />

motivationale Aspekte der KundInnen oder andere Einflussgrößen.<br />

Ich sehe die Arbeit an <strong>Metaprogramme</strong>n im Coaching als Chance und als<br />

mögliches Lernfeld. Wenn es Coachees gelingt, das in ihrem Sinn<br />

aufzugreifen, anzupassen und zu verändern, halte ich das für<br />

grundsätzlich positiv. Zugleich ist die Stabilität von <strong>Metaprogramme</strong>n,<br />

wie sie von vielen Autoren beschrieben wird aus meiner Sicht zu<br />

respektieren, es kann also aus der KundInnensicht sehr sinnvoll sein,<br />

ein Lernangebot nicht zu nutzen.<br />

In diesem Zusammenhang sehe ich meine Verantwortlichkeit als Coach<br />

primär im Anbieten von möglichen Lern- und Entwicklungsfeldern und<br />

als solche verstehe ich auch die Arbeit mit <strong>Metaprogramme</strong>n, den<br />

Einsatz entsprechender Analyseinstrumente und ein entsprechend<br />

abgestimmtes <strong>Training</strong>sangebot.<br />

Was darüber hinausgeht, hat für mein Gefühl rasch die Anrüchigkeit<br />

von „Alles ist trainierbar und alles ist veränderbar!“ und das erscheint<br />

mir als ziemlich wirklichkeitsfremde und überzogene Haltung im<br />

Coaching.<br />

Die Nutzung von Angeboten liegt ganz klar in der Verantwortung der<br />

KundInnen und dort sollte sie auch bleiben.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 43


Literatur und Links<br />

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Ausbildungsunterlagen Lehrgang FachtrainerInnenausbildung<br />

nach EN ISO 17024/ Internationale Kompetenzzertifizierung<br />

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Supervidieren & beraten lernen. Praxiserfahrene Modelle zur<br />

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980015<br />

(Stand 25.08.10, 19.30)<br />

Wellhöfer, Peter R. (1990):<br />

Grundstudium Allgemeine Psychologie.<br />

2., überarbeitete und erweiterte Auflage.<br />

Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag.<br />

Robert Schmidt, 1427 28.05.2011 46

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