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sofort nach dem Essen auf, um wieder in ihrem Zimmer<br />
zu verschwinden. Dieses Verhalten wurde von den übrigen<br />
Anwesenden auch meist akzeptiert. Zumindest wurde sie<br />
nie davon abgehalten, wieder ihres Weges zu gehen, der sie<br />
in die Einsamkeit ihrer vier Wände führte, um sich von der<br />
Musik trösten zu lassen, die aus dem kleinen Radiogerät an<br />
ihre Ohren und ihre empfindsame Seele drang. Heute jedoch,<br />
ausgerechnet heute, wo sie sich mehr denn je nach dieser<br />
Einsamkeit sehnte, sollte es anders kommen. Sie wollte gerade<br />
aufstehen, als ihr Vater sie bat, noch einen Moment sitzen zu<br />
bleiben.<br />
„Ich, wir haben euch etwas zu sagen“, begann er förmlich.<br />
„Ich habe einen neuen Job bekommen, der uns nach Kalifornien<br />
führen wird. Das passt ganz gut, da jetzt ohnehin bald<br />
Sommerferien sind. In den Ferien werden wir umziehen.<br />
Rechtzeitig zum neuen Schuljahr werden wir dann schon in<br />
Kalifornien wohnen.“ Lucy und ihr Bruder saßen mit weit<br />
aufgerissenen Augen da. Keiner sagte ein Wort. Schließlich<br />
hob die Mutter ihr Glas und sagte mit beschwipster Heiterkeit:<br />
„Auf Kalifornien!“<br />
„Auf Kalifornien!“, stimmte ihr Vater ein, und die Kinder<br />
taten es ihnen schließlich gleich, wenn auch in einem Tonfall,<br />
in dem weit weniger Begeisterung mitschwang.<br />
2<br />
Der Abschied von Lucy würde ihr sehr schwer fallen. Sie sorgte<br />
sich um das kleine Mädchen, das ihr in all den Jahren sehr<br />
ans Herz gewachsen war. Vor allem aber wusste sie, dass Lucy<br />
eine solche Veränderung nicht so leicht wegstecken würde.<br />
Die Kleine war ein außergewöhnliches Mädchen, ein Sensi-<br />
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