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WIENSTADT REPORT - Barbara Raudner

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HALLS & WALLS WETTKAMPF | INDOOR | SZENE<br />

<strong>WIENSTADT</strong><br />

<strong>REPORT</strong><br />

Wiener Blut, Wiener<br />

Schmäh, Wiener Fels:<br />

Die Donaumetropole<br />

besticht mit einem<br />

kaiserlichen Vertikal-<br />

Angebot und einer<br />

Extraportion Charme.<br />

Text Florian Scheimpflug<br />

W<br />

Wiener Impressionen:<br />

Zeitungsverkäufer vor einem<br />

Café am Naschmarkt.<br />

ien, das ist die Stadt an der Donau, die Stadt der Kaffeehäuser<br />

und Maronibrater, der Lipizzaner und Sängerknaben, Fiakerfahrer<br />

und Würstelstandler, der „Schmähtandla“ und „I-Dipfal-<br />

Reida“, wo im Nebeneinander von zugestauter Tangente und<br />

historizistischen Prunkbauten als Notlösung für jedes „Gackerl ein Sackerl“<br />

vorhanden ist und „a Eitrige mit an Bugl und an 16er Blech“ als vollwertige<br />

Mahlzeit geachtet wird.<br />

Schafft man es, sich aus den alltäglichen Rhythmen auszuklinken und ein wenig<br />

aus der Fließrichtung zu driften, findet der Suchende, der bereit ist, dem<br />

hektischen Habitus kurz abzuschwören, abseits der Touristenströme eine<br />

Stadt mit anderem Puls, anderen Geräuschen und Gerüchen, mit fremden<br />

Sitten und Sprachen, ein Kaleidoskop von Hinterhofoasen und Schanigärten,<br />

Historische Gemäuer<br />

hat‘s zur Genüge: Andrea<br />

Maruna bouldert<br />

unter der Augartenbrücke.<br />

geheimnisvollen Souterrains, zwielichtigen „Bauchstichbeisln“ (= eine<br />

spezielle Gaststättenart) und von Beats bebenden Clubs. Wer richtig<br />

sucht, der findet auch Felsen. Sogar eine ganze Menge.<br />

Obwohl es für die maximale Gebirgsauffaltung (noch) nicht gereicht<br />

hat, sollte man sich vom topographisch gesehen eher „flachen“ Osten nicht<br />

täuschen lassen, bietet doch das Einzugsgebiet Wiens, angefangen vom Peilstein,<br />

über die Hohe Wand bis hin zum Schneeberg rund 4000 Kletterrouten<br />

vom ersten bis zum elften Grad. Die Charakteristik ist breit gefächert: Man<br />

findet die umbarmherzigsten Hineingräberleisten, die „schlaazigsten“ (=rutschigsten)<br />

Aufleger, die fettesten Henkel und die „gefinkeltsten Plattenwixerein“<br />

(=diffizile Reibungsklettereien). Egal ob „One-Move-Wonder“, „Pumpkröte“<br />

(=Ausdauertour) oder alpine Sportkletterei: you name it, we got it! Die<br />

Wälder um Wien sind darüber hinaus mit zahlreichen Boulderfelsen gespickt,<br />

und sogar im „östlichsten Osten“, dem Burgenland, findet sich am Fuße des<br />

Leithagebirges das ein oder andere Kleinod.<br />

Die Perioden, in denen draußen „goa nix ged“ (=unbefriedigende Bedingungen<br />

vorherrschen) sind selten, bevor einem jedoch die Hornhaut über den<br />

Kopf wächst, bieten die vielen Boulderhallen (Walfischgasse, Bäcker-, Rotenturm-<br />

oder Lerchenfelderstraße) oder die neu eröffnete Kletterhalle Wien<br />

in der Erzherzog-Karl-Straße mit ihren bis zu 300 Routen Gelegenheit zum<br />

Fotos: Bernhard Fiedler<br />

40 Fahrminuten entfernt<br />

bieten die Hirschwände feinsten<br />

Plattenkalk. Andrea Maruna<br />

Finger lang ziehen. Von Frühjahr bis Herbst finden sich auch gute<br />

Boulder- und Klettermöglichkeiten am umgebauten Flakturm im<br />

Esterhazypark, zu ausgedehnten Buildering-Sessions lädt vor allem<br />

die Augartenbrücke ein. Von den an den dortigen Uferpromenaden<br />

anzutreffenden Fischern sollte man sich nicht täuschen<br />

lassen: Sie sind von der Stadtverwaltung bezahlte Beamte, die bei<br />

unseren ausländischen Gästen den Anschein urbaner Idylle hervorrufen<br />

sollen. Tatsache ist: Der Fang eines lebendigen Fisches<br />

konnte noch nicht nachgewiesen werden, weswegen auch von<br />

spontanen Badeaktionen dringend abgeraten wird. Wenn die Fingerkuppen<br />

schon blutunterlaufen sind und das letzte Chalk endgültig<br />

verpulvert, schleppe man sich von dort kaum 100 Meter auf<br />

die andere Uferseite,<br />

hinüber in Wiens<br />

Ob bouldern oder klettern:<br />

nicht zu Unrecht bekanntesten Klub, das FLEX. Dort kann man mit<br />

seinen übermüdeten „Ärmeln“ (=Unterarmen) entweder eine regenerative<br />

„Panier beim Wuzzeln kassieren“ (=beim Tischfussball eine demütigende<br />

Niederlage einfahren), sich zur Erfrischung „Krügerl um<br />

Krügerl einestessn“ (=Halbliter um Halbliter Bier genehmigen) oder<br />

sich zur Lockerung der großen Muskelgruppen bis in die Morgenstunden<br />

den Wirren des Stroboskops und dem mächtigen, Hirn und Knie<br />

erweichenden Bass hemmungslos hingeben. „A Eitrige“ (=Käsekrainer,<br />

eine beliebte Heißwurstsorte) und ein „Reparaturseiterl“ (=bewährte<br />

Altwiener Medizin gegen den abgeflauten Alkoholspiegel) in<br />

der After-Hour setzen den richtigen Schlusspunkt unter die gelungene<br />

Klettersession.<br />

Zumindest einen Nachmittag sollten Besucher in einem der zahlreichen<br />

Kaffeehäuser zubringen. Vor einem beliebten interkulturellen<br />

Faux Pas sei jedoch<br />

gewarnt: als „Zuagrasta“<br />

EGAL OB ONE-MOVE-<br />

WONDER, PUMPKRÖTE ODER<br />

ALPINE SPORTKLETTEREI:<br />

YOU NAME IT, WE GOT IT<br />

Fällt das auch unter Schmäh?<br />

Auf jeden Fall hat das Wiener Nachtleben<br />

eine Menge guter Clubs zu bieten.<br />

(=Besucher von außerhalb,<br />

Tourist) sollte man ebendort<br />

keinesfalls den fatalen<br />

Fehler begehen, einen „Kaffee“<br />

zu bestellen. Es gibt<br />

in Wien einen Mokka, einen<br />

Einspänner, einen Verlängerten,<br />

einen Braunen, eine<br />

Melange et cetera, aber<br />

sicher keinen „Kaffee“. Nur zur Information:<br />

Starbucks gilt nicht als offizielles<br />

Wiener Kaffeehaus, dazu ist es zu wenig<br />

verraucht, außerdem ist das Personal zu<br />

freundlich.<br />

Vieles, was man den Wienern vorwirft,<br />

stimmt: Es wird gern „g´sudert und<br />

g´raunzt“ (=man beschwert sich), aber irgendwie<br />

gehört der latente „Grant“ (=lokale<br />

Form des Unmuts) auch zum Kulturerbe.<br />

Dem gegenüber steht der legendäre Wiener<br />

„Schmäh“ (=Humor), der oft so originär<br />

und unverwechselbar ist, dass selbst die<br />

Wiener nicht zu sagen vermögen, worin er besteht. Wir sagen<br />

beispielsweise zur Kippe „Tschik“ und zur Tüte meistens<br />

„Sackerl“, in Ausnahmefällen aber „Ofen“.<br />

Die Sprache mag ihrer eigenen (oft sehr individuellen) Dynamik<br />

folgen, doch es gibt auch Dinge, die sich nie ändern:<br />

der Kultstatus unseres Falco beispielsweise, dem „ersten<br />

weißen Rapper“ – hierzulande Ikone und inoffizielle Nummer<br />

Eins aller Zeiten. Oder die alle vereinigende Hoffnung,<br />

dass unserer Nationalelf ein Sieg (zumindest einer!)<br />

bei der Heim-EM 2008 gelingt, damit wir nicht schon wieder<br />

das „Wunder von Cordoba“ reanimieren müssen, um<br />

das angeknackste Selbstvertrauen zu reparieren (auch<br />

wenn das in Verbindung mit zahlreichen „Reparaturseiterln“<br />

noch immer geholfen hat).<br />

Letztendlich ist aber alles ganz unkompliziert: Sollte es<br />

euch, liebe Kletterinnen und Kletterer, einmal hier in den<br />

Osten Österreichs verschlagen, so seid herzlich willkommen<br />

und freut euch auf eine guate Zeit. Und wenn ihr<br />

irgendwann gefragt werden solltet, ob ihr „ziagn, oreissn,<br />

anweakn“ oder „aafoch nua kräuln“ wollt: Habt keine<br />

Angst, es geht hier nicht um abnorme Praktiken, es geht<br />

nur um „das Eine“. Deswegen: Lächelt dankbar und sagt:<br />

„Ja, ich will!“<br />

64 klettern.de klettern.de 65<br />

in Skyline (7c).<br />

Im Sommer ist der<br />

Flakturm ein beliebter Ort<br />

für Feierabend-Moves.


HALLS & WALLS WETTKAMPF | INDOOR | SZENE<br />

Info<br />

Die wichtigsten<br />

Adressen, Felsen und<br />

Termine fürs Klettern<br />

in Wien.<br />

KLETTERHALLEN<br />

➊ Kletterhalle Wien: Superfrisch<br />

öffnete die „Halle für alle“ letzten<br />

Herbst dem Wiener Klettervolk ihre<br />

Pforten. Als größte ihrer Art in Österreich<br />

hat sie sich von Anfang an<br />

regen Zuspruchs erfreut. Kletterer<br />

jeglicher Couleur finden hier, was<br />

sie suchen: eine Bar, einen Tischkicker,<br />

eine superfette 18-Meter-<br />

Vorstiegswand, einen ebensolchen<br />

Boulderbereich (der hat jetzt endlich<br />

auch geile Griffe bekommen!) und<br />

viele weitere steile bis plattige Türme<br />

und Wände mit abwechslungsreichen<br />

Routen ab 1+. Im Winter ist hier<br />

eigentlich immer was los.<br />

Erzherzog-Karl-Straße 108,<br />

www.kletterhallewien.at,<br />

Tel: +43/(0)1/8904666<br />

Kletterhalle Wien<br />

➋ Flakturm: Eigentlich keine Halle,<br />

sondern eine überdachte Frischluftkletteroase<br />

im Esterhazypark.<br />

Wenn es Frühling wird, die Sonne die<br />

Krokusse aus den Betonritzen und<br />

die Kletterer aus den Kellern zieht,<br />

dann beginnt die Zeit des Flakturms.<br />

An guten Tagen ist es hier allerdings<br />

ratsam, die wichtigste Regel des<br />

Übereinanderkletterns zu kennen:<br />

Immer oben sein. Die hohe (maximal<br />

34 Meter), senkrechte Vorstiegswand<br />

bietet tolle Ausblicke über Wien<br />

(Helmpflicht). Dazu gibt‘s einen netten<br />

Boulderbereich.<br />

Esterhazypark,<br />

www.oeav-events.at<br />

Tel: +43/(0)1/5854748<br />

➌ Edelweiss Center: Die größte<br />

Boulderhalle Österreichs und damit<br />

die erste Adresse fürs Indoorbouldern:<br />

460 Quadratmeter Boulderfläche,<br />

Kraftkammer, verstellbare Kippwand<br />

(Treffpunkt der Bleichen und<br />

Starken). Aber auch weniger starke<br />

Kletterer kommen in Scharen, im<br />

Winter vorzugsweise alle gleichzeitig<br />

nach Feierabend. Wäre dies ein anderes<br />

Magazin, würde es einen Flirtfaktor<br />

geben – und der hätte fünf Sterne.<br />

Walfischgasse 12,<br />

www.edelweiss-center.at<br />

Tel: +43/(0)1/5138500<br />

Edelweiss-Center<br />

➍ ÖGV-Kletterzentrum<br />

In einem schönen Wiener Altbau<br />

findest du verteilt auf drei Stockwerke<br />

gute Boulder- und Seilklettermöglichkeiten<br />

mit Flair. Gerade ganz<br />

frisch umgebaut!<br />

Lerchenfelder Straße 28<br />

www.kletterzentrum.at<br />

Tel: +43/(0)1/4052657<br />

Flakturm ÖGV-Kletterzentrum<br />

Wiener Alpinzentrum<br />

➎ Wiener Alpinzentrum<br />

Speziell bei Gelegenheitskletterern<br />

beliebt, findet man in der Halle des<br />

Österreichischen Touristenklubs<br />

(ÖTK) nette Boulder- und Seilkraxlmöglichkeiten.<br />

Bäckerstraße 16, www.oetk.at,<br />

Tel: +43/(0)1/5123844-77<br />

➐<br />

➍ ➏➎<br />

➋ ➌<br />

➏ Austria Kletterhalle Rotenturmstraße<br />

Die von der gleichnamigen Alpenvereinssektion<br />

betriebene Boulder- und<br />

Seilkletterhalle gibt es schon seit<br />

den Anfängen des Plastikziehens in<br />

den Achtzigern. Toplage im Herzen<br />

Wiens, Altbau, Parkett, Mezzanin, ruhig,<br />

günstige Verkehrsanbindung …<br />

Rotenturmstraße 14,<br />

www.oeav-events.at/klettern/<br />

Austria-Kletterhalle.htm,<br />

+43/(0)1/5131003<br />

Austria Kletterhalle<br />

BUILDERING<br />

Bei so vielen kulturträchtigen Museen,<br />

Statuen, Brücken und anderem<br />

historischen Gemäuer findet jeder<br />

eine Kingline. Aber Vorsicht, es gibt<br />

hier mehr Sheriffs als Kaffeehäuser,<br />

und die mögen euch nicht, und<br />

auch das nicht, was ihr tut. Da könnte<br />

ich euch die Geschichte von der<br />

ersten Wintersitzstartbegehung des<br />

Rathausosttorbogens erzählen, als<br />

plötzlich die netten Herren mit den<br />

Schnellfeuerwaffen … Aber lassen<br />

wir das lieber …<br />

➐ Augartenbrücke<br />

Besser ihr schlendert mit eurem<br />

Crashpad entlang des Donaukanals.<br />

Zwischen der Urania (U4 Schwedenplatz)<br />

und dem Flex (U2/U4 Schot-<br />

➊<br />

tenring; Abgang Augartenbrücke)<br />

findet ihr auf beiden Seiten des Flusses<br />

gute Probleme in allen Preislagen.<br />

Apropos Flex: die feinste Adresse<br />

für elektrische Musik und Beats<br />

aller Art, wo ihr sogar in der Kletterkluft<br />

am Türsteher vorbei kommt.<br />

BERGSPORTLÄDEN<br />

Bergfuchs: Ecke Kaiserstrasse/<br />

Apollogasse, 1070 Wien.<br />

Bergsport Schwanda:<br />

Bäckerstraße 7, 1010 Wien.<br />

Steppenwolf: Kirchengasse 34,<br />

1070 Wien.<br />

Northland: Auerspergstraße 3,<br />

1080 Wien.<br />

Alle Läden sind gut sortiert, haben<br />

fähiges Personal und befinden sich<br />

sicher ganz in der Nähe eines guten<br />

Kaffeehauses, in welchem die geplante<br />

Investition bei einer Melange<br />

noch einmal überdacht werden kann.<br />

Bouldern in der Eifel<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Red Bull Bloc Buster: In Anlehnung<br />

an Veranstaltungen wie den Redbull<br />

District Ride (MTB) oder diverse<br />

Snowboard/Newschool-Bigair-Veranstaltungen<br />

fand am 1. September<br />

zum ersten Mal der „Red Bull<br />

Bloc Buster“ statt. Eine Klettershow<br />

mit großen Kletternamen aus aller<br />

Herren Länder, die ihren Style und<br />

ihr Können in einer gemeinsamen<br />

Klettersession unter Beweis stellten.<br />

Geklettert wurde an fünf hergeschipperten<br />

und -gekarrten Naturfelsblöcken,<br />

aus jedem Kontinent einer.<br />

Vielen Dank an dieser Stelle an den<br />

Initiator und das Gehirn dieser Aktion:<br />

Alex Zika.<br />

KLETTERGÄRTEN<br />

Gleich hinter der Stadtgrenze Wiens<br />

(bei Rodaun, Kaltenleutgeben<br />

etc.) gibt es viele kleine, teils geschichtsträchtige<br />

Felschen, die aber<br />

aufgrund ihrer Ausmaße und Qualität<br />

oft belächelt werden. Deutlich<br />

besser sind da:<br />

Mödling: Ein paar nette, an Mödling<br />

anschließende Felsen. 0 bis 5 Minuten<br />

Zustieg und mit öffentlichen Verkehrmitteln<br />

(S1) leicht erreichbar.<br />

Die Routen rangieren hauptsächlich<br />

im moderaten Bereich (bis 7a).<br />

Helenental: Anschließend an den<br />

Kurort Baden Richtung Nordosten<br />

gelegen. Die meisten der Klettereien,<br />

die sich links und rechts des Flusses<br />

Schwechat befinden, sind kurz und<br />

knackig – dabei spielt es kaum eine<br />

Rolle, wie schwer sie bewertet sind.<br />

Führer: Robert Gruber: Keltenkalk.<br />

Peilstein: Die Führerautoren Ewald<br />

Gauster und Kurt Schall schreiben<br />

in ihrer neuesten Ausgabe: „Der<br />

Peilstein ist einer der schönsten und<br />

größten Klettergärten Österreichs<br />

von internationalem Format.“ Und da<br />

haben sie nicht Unrecht. 850 Routen<br />

von 2 bis 8c finden sich hier in kompaktem<br />

Kalk, und das nur 25 Autominuten<br />

plus 10 Gehminuten von Wien<br />

entfernt.<br />

Führer: Ewald Gauster u. Kurt Schall:<br />

Kletterführer Peilstein, Schall-Verlag,<br />

2005.<br />

Hohe Wand: Das zweite altehrwürdige<br />

Klettergebiet der Wiener. Rund<br />

45 Fahrminuten entfernt von der<br />

Donaumetropole, erhebt sich dieses<br />

Massiv mit seinen 700 Routen an<br />

vielen verstreuten Wänden über dem<br />

Eine gemütliche,<br />

grüne Stadt<br />

<strong>Barbara</strong> <strong>Raudner</strong>, eine der stärksten<br />

österreichischen Frauen am<br />

Fels, weiß, warum es sich zwischen<br />

Wienerwald und Donau-Auen als<br />

Kletterin bestens leben lässt.<br />

Wiener Becken. Der Fels ist teils verdonesk,<br />

teils auch nicht (…). Sonne<br />

am Nachmittag.<br />

Führer: Thomas Behm: Hohe Wand,<br />

Wien 1996; Thomas Behm et al:<br />

Sportklettern Österreich Ost, Schall-<br />

Verlag, 2003.<br />

Hirschwand: Lässige Kalkboulder<br />

bis 8b unterhalb der Wand. Das<br />

Highlight ist sicher der Dachboulder<br />

House of Pain (Fb 8a+). Topo unter<br />

www.8cplus.at. Auch die Routen mit<br />

ihrem kompakten Plattenkalk sind<br />

fein. 40 Autominuten plus 10 Minuten<br />

Zustieg.<br />

Führer: Robert Gruber: Keltenkalk.<br />

Adlitzgräben: Das Hardmovergebiet<br />

vor den Toren Wiens. Ab dem sechsten<br />

Franzosengrad geht’s los. Steil,<br />

lang, gutgriffiger Kalk, kaum Zustieg,<br />

viele Artgenossen. Der Felsriegel<br />

umfasst rund 130 Routen und befin-<br />

Wie fühlt man sich als<br />

Steirerin in Wien?<br />

Daheim! In Wien treffen<br />

sich viele Menschen aus<br />

verschiedenen Bundesländern.<br />

Als ich vor mehr<br />

als zehn Jahren während<br />

des Studiums und jobbedingt<br />

nach Wien gezogen<br />

bin, habe ich mich hier<br />

von Anfang an wohl und<br />

willkommen gefühlt; insbesondere<br />

auch wegen<br />

der unmittelbaren Nähe<br />

zu Bergen und Natur. Auf<br />

die häufig gestellte Frage:<br />

„Von wo bist du?”, antworte<br />

ich meist: „Ich bin<br />

Wienerin mit steirischen<br />

Wurzeln”.<br />

Was macht Wien zur Kletterstadt?<br />

In nächster Umgebung<br />

von Wien finden sich viele<br />

gute Klettergebiete, von<br />

denen einige zu den besten<br />

Österreichs zählen.<br />

Diese erreicht man in nur<br />

einer halben bis knappen<br />

Stunde. Weiters verfügt<br />

Wien über eine gute Indoorlandschaft.<br />

Gibt es so etwas wie eine<br />

Wiener Kletterszene?<br />

Wenn ja, wo trifft man die?<br />

Früher gab es wohl<br />

eine eigenständige<br />

Kletterszene hier im<br />

det sich 60 Autominuten entfernt an<br />

der S6, Ausfahrt Gloggnitz.<br />

Führer: Robert Gruber: Keltenkalk.<br />

Donnerskirchen: Zwei feine Blöcke<br />

haben wir am Neusiedlersee gefunden.<br />

Großer Nachteil: Sie liegen auf<br />

Privatgrund. Am besten ihr geht zum<br />

Golfplatz Donnerskirchen und gebt<br />

euch als Gärtner aus. Oder ihr fragt<br />

ganz lieb, ob ihr nicht hinters 16er<br />

Loch gehen dürft, aber macht euch<br />

keine allzu großen Hoffnungen (außer<br />

ihr heißt Tiger Woods).<br />

Höllental: Nahe Reichenau und<br />

nur rund 60 Kilometer südwestlich<br />

von Wien warten die östlichsten Alpengipfel<br />

Rax und Schneeberg mit<br />

rund 1500 Einseillängenrouten und<br />

alpinen Sportklettereien mit bis zu 17<br />

Seillängen auf.<br />

Führer: Thomas Behm: Höllenthal, 6.<br />

Aufl. 2006; Tel.: +43/(0)2622/83386.<br />

Raum, heute gibt es so<br />

eine umfassende Szene<br />

nicht mehr, vielmehr entwickeln<br />

sich verschiedene<br />

Szenen, wie eine eigenständige<br />

Boulderszene,<br />

eine Indoorszene usw. Ich<br />

treff mich mit einigen Mädels<br />

und Burschen regelmäßig<br />

zum Klettern oder<br />

Bouldern. Diese Freundschaften<br />

gehen weit über<br />

das Thema Klettern hinaus,<br />

und so verabredet<br />

man sich auch nach dem<br />

Klettern beim umliegenden<br />

Wirt, in der Pizzeria,<br />

oder im Kaffeehaus.<br />

Was sind deine Lieblingsfelsen<br />

nach Feierabend?<br />

Die Adlitzgräben und der<br />

Thalhofergrat.<br />

Nenne drei Dinge, die du<br />

an Wien liebst, und drei,<br />

die dir weniger gefallen.<br />

Was mir sehr gefällt ist:<br />

Wien kombiniert optimal<br />

Klettern und Stadt. Wien<br />

hat eine einzigartige Kaffeehauskultur.<br />

Und es ist<br />

eine gemütliche, grüne<br />

Stadt mit hoher Lebensqualität.<br />

Weniger mag<br />

ich: grantelnde Wiener,<br />

unfreundliche Straßenbahnfahrer<br />

und die drückende<br />

Hitze der Stadt im<br />

Sommer.<br />

66 klettern.de klettern.de 67<br />

Fotos: Claudia Ziegler (ganz li., Mitte), Bernhard Fiedler (re. oben), Matthias Fenzl (re. unten)<br />

Wiener Kalk:<br />

Mathias Woitzuck<br />

in Ragni (7c) an<br />

der Hohen Wand.<br />

BARBARA RAUDNER<br />

<strong>Barbara</strong> <strong>Raudner</strong> klettert<br />

Selbst ist das Kind (8c)<br />

in den Adlitzgräben.

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