Das große Lesebuch Herausgegeben von Bernd Rauschenbach 448 Seiten ⁄ 9,99 ⁄ 10,30 ( a) ⁄ 14,90 ( ch) isbn 978-3-596-90555-3 In der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit der europäischen <strong>und</strong> amerikanischen Avantgarde hat Arno Schmidt eigene, äußerst originelle <strong>und</strong> vielfältige Formen des Erzählens entwickelt. Seit dem Erscheinen seiner Erzählung ›Leviathan‹ (1949) zählt er <strong>zu</strong> den bedeutendsten Schriftstellern der deutschen Nachkriegsliteratur. ›Das große Lesebuch‹ versammelt eine Reihe von kürzeren Texten Arno Schmidts, die das Werk in seiner gesamten Vielfalt darstellt <strong>und</strong> den Erzähler ebenso präsentiert wie den Essayisten, den Sprachvirtuosen ebenso wie den scharfen Analytiker. Die Mischung von bekannten <strong>und</strong> unbekannten Texten lädt da<strong>zu</strong> ein, dieses gewaltige Werk neu <strong>zu</strong> entdecken. Bernd Rauschenbach hat die Texte für das Lesebuch <strong>zu</strong>sammengestellt <strong>und</strong> mit einem biographischen Nachwort ergänzt. Leviathan <strong>und</strong> Schwarze Spiegel 144 Seiten ⁄ 7,95 ⁄ 8,20 ( a) ⁄ 11,90 ( ch) isbn 978-3-596-29110-6 Zwei Endspiele vergegenwärtigen das Grauen des Krieges: In ›Leviathan‹ findet in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 eine Schar Ver lorener <strong>zu</strong>sammen. Der Versuch, dem Grauen in einem Güterwaggon <strong>zu</strong> entfliehen, scheitert auf einer zerstörten Brücke. Dort stranden die todgeweihten Insassen zwischen Himmel <strong>und</strong> Abgr<strong>und</strong>. ›Schwarze Spiegel‹ zeigt den letzten Überlebenden des dritten Weltkriegs beim Durchstreifen der von a-, b- <strong>und</strong> c-Waffen verwüsteten Gegend zwischen Hamburg <strong>und</strong> Soltau: »Bloß gut, daß Alles <strong>zu</strong> Ende war; <strong>und</strong> ich spuckte aus: Ende!« Als er auf die einzige überlebende Frau trifft, beginnt die letzte w<strong>und</strong>er bare Liebes geschichte der Welt. Aber am Ende bleibt der Erzähler allein <strong>zu</strong>rück. In beiden Texten – ›Leviathan‹ war die erste Publikation Arno Schmidts 1949, ›Schwarze Spiegel‹ erschien <strong>zu</strong>erst 1951 – verarbeitet der Autor Kriegserfahrungen <strong>und</strong> räsoniert über die Chancen der menschlichen Gattung. Rückblickend im einen, mit unheilvoller Prophetie im anderen Fall. In der besten aller Welten bleibt der Mensch des Menschen schlimmster Feind. Brand’s Haide 160 Seiten ⁄ 7,90 ⁄ 8,20 ( a) ⁄ 11,90 ( ch) isbn 978-3-596-29113-7 1946: Ein Kriegsheimkehrer, aus britischer Gefangenschaft entlassen, kommt in der Lüneburger Heide in einer Baracke unter. In eine der beiden Frauen, mit denen er seine Unterkunft teilt, verliebt er sich. Doch sie zieht es vor, einen reichen Mexikaner <strong>zu</strong> heiraten, um dem Flüchtlingselend <strong>zu</strong> entkommen. Er bleibt <strong>zu</strong>rück, allein mit der Erinnerung an ihr Gesicht. Das geschilderte Milieu kennt Schmidt genau aus seinen Anfängen als Schriftsteller in einem kleinen niedersächsischen Dorf. Überleben konnte er damals – wie der Erzähler aus ›Brand’s Haide‹ – nur dank der Care -Pakete seiner Schwester. Aus dem Leben eines Fauns 176 Seiten ⁄ 7,90 ⁄ 8,20 ( a) ⁄ 11,90 ( ch) isbn 978-3-596-29112-0 Ein Triptychon aus der Nazi-Zeit, angesiedelt im norddeutschen Cordingen, Standort der Munitionsfabrik eibia: Vorbereitung des Krieges, Ausbruch <strong>und</strong> Apokalypse bilden den Hintergr<strong>und</strong> für die Erzählung aus der Sicht des 51 jährigen Gemeindebeamten Heinrich Düring. Geprägt von der Kriegserfahrung 1914 ⁄ 18, nach außen angepaßt, innerlich oppositionell, führt er das Doppelleben eines frustrierten Familienvaters, der sich eine Geliebte im Alter seiner Tochter sucht. Beim Anlegen eines Gemeindearchivs stößt Düring auf die Spur eines Deserteurs der napoleonischen Armee, der um 1800 in einer Hütte im Wald – wie ein Faun – gelebt hatte. Düring entdeckt den Unterschlupf <strong>und</strong> richtet ihn als Versteck für sich <strong>und</strong> seine Geliebte ein. Im Spätsommer 1944 wird er denunziert. Doch bevor es <strong>zu</strong> polizeilichen Ermittlungen kommen kann, wird die Muni tionsfabrik Ziel eines Bombenangriffs. Die Liebenden entkommen <strong>und</strong> finden ein letztes Mal Zuflucht dort, wo lange vor ihnen ein Kriegsmüder der Katastrophe <strong>zu</strong> entrinnen versucht hatte.