Anleitung zum Ausbilden.pdf (111 KB) - RESA
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M A G A Z I N<br />
<strong>Anleitung</strong> <strong>zum</strong><br />
<strong>Ausbilden</strong><br />
Nachwuchs muss sein. Doch wer aus seinem Unternehmen<br />
einen Ausbildungsbetrieb machen will, muss selbst vieles lernen.<br />
Girls Day bei Bard Engineering.<br />
Peter Ermer, Chef der<br />
Rotorblattfertigung, erklärt<br />
den Jugendlichen, woraus<br />
Rotorblätter bestehen und<br />
wie sie gemacht werden.<br />
Foto: Andreas Kölling<br />
Das Projekt Jobstarter soll dabei helfen.<br />
Woher sollen Fachkräfte kommen, wenn<br />
man sie nicht ausbildet? Obwohl dieses<br />
Problem den meisten Unternehmenschefs<br />
klar ist, bilden wenige Betriebe<br />
selbst aus. Oft fehlt es nicht am Willen,<br />
sondern an Konzepten und dem Wissen um Ausbildungsrichtlinien<br />
oder rechtliche Feinheiten. Vor allem<br />
junge Unternehmen haben keine gewachsenen Ausbildungsstrukturen.<br />
Hilfe und Know-how bieten zunehmend<br />
Bildungsträger, Kammern oder Verbände an. Mit<br />
unterschiedlichen Erfahrungen und Zielrichtungen.<br />
Mit dem Programm »Jobstarter – <strong>Ausbilden</strong> für die<br />
Zukunft« stellen das Bundesministerium für Forschung<br />
und Bildung (BMFB) und der europäische Sozialfonds<br />
für die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze 125<br />
Mio. € zur Verfügung. SW&W stellt drei Projekte vor, die<br />
in diesem Rahmen stattfinden: Die Handwerkskammer<br />
Dresden, das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft<br />
(BNW) und die Weserbergland AG wollen über<br />
»Jobstarter« bis Ende 2008 mindestens 240 zusätzliche<br />
Ausbildungsplätze rund um die regenerativen Energien<br />
schaffen. Zum 1. Januar 2007 wurden die Initiativen für<br />
einen Förderzeitraum von zwei Jahren bewilligt.<br />
Fit for New Energy: Den wunden Punkt<br />
getroffen<br />
Mit dem Projekt »Fit For New Energy« hat sich das<br />
BNW in der Region Weser-Ems 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />
als Zielmarke gesetzt. Das Projekt wird mit<br />
350.000 € gefördert. »30 Verträge sind bereits sicher,<br />
mit vier weiteren Unternehmen sind wir im Gespräch.<br />
Gesucht werden vor allem Jugendliche, die Mechatroniker,<br />
Anlagenbauer, Elektriker, Fachinformatiker oder<br />
Agrarfachkräfte werden wollen. Gefragt sind aber auch<br />
zukünftige Bürofachkräfte«, erklärt Ulrich Folger vom<br />
BNW. In den vergangenen zehn Monaten waren er und<br />
seine Kollegen zwischen Osnabrück und Emden und<br />
zwischen Weser und Ems unterwegs, um Unternehmen<br />
anzusprechen – kein einfaches Unterfangen. Firmenadressen<br />
gibt es nicht per Knopfdruck, sie mussten via<br />
Internet, Branchenmagazine oder über Zeitungsinserate<br />
und Wirtschaftsförderer recherchiert werden. »Wir<br />
konnten inzwischen über 450 Unternehmen in der Region<br />
ausfindig machen, von denen wir bis jetzt etwa<br />
80 Prozent angesprochen haben. Dazu gehören auch<br />
Handwerker oder Zulieferer. Die Zahl in Frage kommender<br />
Unternehmen dürfte doppelt so hoch sein«, vermutet<br />
Folger. »Wir haben mit unserer Initiative einen wunden<br />
Punkt getroffen. Das zeigt sich daran, dass das Interesse<br />
sehr groß, aber vor allem bei jungen Unternehmen<br />
keine Ausbildungstradition vorhanden ist. Viele<br />
wissen nicht, welche Berufsbilder sie überhaupt ausbilden<br />
dürfen oder wie sie Partner für Verbundausbildungen<br />
gewinnen können«, berichtet er.<br />
Den angesprochen Unternehmen offeriert das BNW<br />
kostenlos sein Know-how. Dazu gehört die Durchführung<br />
von Berufseignungstest oder Auswahlverfahren in<br />
Betrieben, die Vermittlung von Ansprechpartnern in<br />
den Kammern, Hilfe bei der Erstellung von Ausbildungskonzepten<br />
oder der formalen Anerkennung als Ausbildungsbetrieb.<br />
Die geeigneten Jugendlichen rekrutiert<br />
das BNW über einen eigenen Pool, Werbung an Schulen<br />
oder über die Agentur für Arbeit. Die Dienstleistungen<br />
haben bisher Handwerksbetriebe, Zulieferer, Projektierer,<br />
kleine Unternehmen, aber auch Branchengrößen<br />
wie die Aleo Solar AG, die Envitec Biogas AG oder Bard<br />
Engineering in Anspruch genommen. »Wir möchten jungen<br />
Menschen nicht nur eine Perspektive geben und eigenen<br />
Nachwuchs ausbilden, sondern haben auch die<br />
Verantwortung dafür, dass die Inhalte stimmen und<br />
rechtlich nichts übersehen wird. Am Anfang ist das viel<br />
Arbeit«, sagt Nina Bleckmann, Ausbildungsleiterin bei<br />
dem teilnehmenden Unternehmen Bard Engineering.<br />
Am Stammsitz Emden wird das Windenergieunternehmen<br />
2008 mit zehn Azubis in das erste Ausbildungsjahr<br />
starten. Weitere sollen folgen. Den Berufseignungstest<br />
übernimmt das BNW: »Das bietet mit seiner Hilfestellung<br />
eine wichtige Schnittstelle an, die wir gerne in Anspruch<br />
genommen haben«, sagt Bleckmann. »Für Betriebe,<br />
die <strong>zum</strong> ersten Mal ausbilden, spielt die eigene<br />
Größe keine Rolle.«<br />
Für die Hilfe war auch Harald Schuster dankbar, der<br />
ein Heizungsbauunternehmen im ostfriesischen Strackholt<br />
mit sechs Gesellen und sechs Auszubildenden führt.<br />
Nicht zuletzt wegen der Nachfrage nach Wärmepum-<br />
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Sonne Wind & Wärme 12/2007
M A G A Z I N<br />
pen und Solaranlagen sind die Auftragsbücher gut gefüllt.<br />
»Eigener Nachwuchs, der die Technik versteht,<br />
wird immer wichtiger. Darum habe ich einen zusätzlichen<br />
Ausbildungsplatz geschaffen und mich über entsprechende<br />
Fördermöglichkeiten informiert«, erklärt er.<br />
Einen Eignungstest vom BNW haben auch die Norddeutschen<br />
Seekabelwerke (NSW) mit Sitz in Nordenham<br />
in Anspruch genommen. Aufgrund der Offshoreaktivitäten<br />
in der deutschen Nordsee verzeichnet der<br />
Zulieferer einen Auftragsschub und will seine Kapazität<br />
erweitern. Bislang wurden vor allem Anlagenmechaniker<br />
ausgebildet. 2008 sollen zusätzlich zwölf Jugendliche<br />
im elektronischen Bereich ausgebildet werden.<br />
»Wir werden in den nächsten Jahren verstärkt in das<br />
Offshoregeschäft einsteigen und brauchen guten Nachwuchs«,<br />
begründet Valentin Jug, Vorsitzender der NSW-<br />
Geschäftsführung, das Engagement.<br />
Ausbildungsnetzwerk für Kleinunternehmen:<br />
Nicht alle wollen ausbilden<br />
Mit dem Projekt »Ausbildungsnetzwerk für Kleinunternehmen<br />
der erneuerbaren Energien Sachsens – Neue<br />
Beschäftigungschancen im Handwerk« konzentriert sich<br />
die Handwerkskammer Dresden zusammen mit vier Kooperationspartnern<br />
vor allem auf Firmen, bei denen<br />
Wind, Sonnenenergie, Wasserkraft, Geothermie und Biomasse<br />
eine immer größere Rolle spielen. Sowohl die Firmen<br />
werden bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen<br />
und in administrativen Fragen unterstützt als auch<br />
Schüler bei der Suche nach geeigneten Betrieben. In<br />
Zusammenarbeit mit Schulen geben die Partnerbetriebe<br />
Schülern <strong>zum</strong> Beispiel Einblick in handwerkliche Berufe<br />
rund um die erneuerbaren Energien. Die Aktivitäten<br />
finden auf freiwilliger Basis nach dem letzten Schulgong<br />
statt.<br />
Bis <strong>zum</strong> 15. Oktober dieses Jahres konnten so 72 Lehrstellen<br />
akquiriert werden, für das kommende Jahr weitere<br />
33. Die eigene Zielvorgabe lag bei 80 Stellen. Trotz<br />
der Erfolge ist die Resonanz uneinheitlich. »Einige möchten<br />
ihre Ausbildung alleine durchführen und lehnen<br />
unsere Hilfe ab. Andere sind froh, dass sie welche bekommen.<br />
Gerade bei der Auswahl der Bewerber sind<br />
Erstausbilder sehr unsicher und können so auf die Erfahrungen<br />
unserer Projektmitarbeiter zurückgreifen. Es<br />
gibt aber auch Unternehmen, die eine Ausbildung<br />
schlicht ablehnen«, schildert Projektmitarbeiterin Rosemarie<br />
Götze die Bandbreite der Erfahrungen. Bei Schulen<br />
sind die Erfahrungen spiegelbildlich. »Einige beschäftigen<br />
sich gar nicht mit der Berufsorientierung. Sie<br />
überlassen das Schülern, Eltern oder der Agentur für Arbeit.<br />
Andere sind sehr aufgeschlossen und arbeiten eng<br />
mit uns zusammen«, erklärt Götze.<br />
Resa: Eigene Ausbildungsschwerpunkte<br />
setzen<br />
Ganz andere Wege sind Anfang 2007 die Weserbergland<br />
AG und die Regionale Entwicklungskooperation<br />
Weserbergland plus gegangen. Sie haben die Initiative<br />
»Resa – Regionale Energien schaffen Ausbildungsplätze«<br />
gestartet. Neben der Schaffung von 60 zusätzlichen<br />
Ausbildungsplätzen steht die Vermittlung von branchenspezifischen<br />
Schwerpunkten etwa bei der Ausbildung<br />
von Mechatronikern oder Anlagenbauern an Berufsschulen<br />
im Vordergrund. Dabei konnte die Weserbergland<br />
AG bereits im Vorfeld auf einen großen Pool an Betrieben<br />
zurückgreifen. Denn zu ihren Aktionären zählen<br />
neben den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Schaumburg<br />
und Holzminden zahlreiche Unternehmen aus der Region.<br />
In die Ausbildung in einzelnen Berufen sollen zusätzlich<br />
die Felder Lufttechnik, Wärmetechnik, Wassertechnik<br />
und Umwelttechnik einfließen. »Wir haben die<br />
Berufsschulen und Unternehmen angeschrieben und<br />
das Interesse abgeklopft. Wir können zwar die Ausbildungsverordnung<br />
nicht ändern, aber zusätzliche Inhalte<br />
anbieten, damit Jugendliche einen umfassenden Einblick<br />
in die Technik bekommen«, erklärt Projektleiter<br />
Hans-Jürgen Hesse.<br />
In einer ersten Erhebung kamen dafür 28 Berufe in<br />
Frage. Weil das den Projektrahmen sprengen würde,<br />
will man sich auf Beispiele wie den Anlagenmechaniker<br />
für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik konzentrieren.<br />
Anfang Juni hatte Hesse darum zu einer ersten Ausbildungskonferenz<br />
eingeladen und zuvor an Schulen und<br />
auf Messen für die Idee geworben. »Die Resonanz auf<br />
die Konferenz war groß. Jetzt geht es in einem zweiten<br />
Schritt darum, zusammen mit Schulen und Unternehmen<br />
die einzelnen Module und mögliche Verbundausbildungen<br />
festzulegen. Die sollen bis <strong>zum</strong> Auslaufen<br />
der Projektförderung Ende 2008 stehen.« ✹<br />
Torsten Thomas<br />
Weitere Informationen:<br />
Resa: Weserbergland AG, Hans-Jürgen Hesse, Tel. 0 51 51/5 85 10 04,<br />
E-Mail: h-j.hesse@weserberglandag.de, www.resa-weserbergland.de<br />
Ausbildungsnetzwerk für Kleinunternehmen der erneuerbaren Energien<br />
Sachsens: Handwerkskammer Dresden, Projektmanagerin Kristina Noack,<br />
Tel. 03 51/8 08 75 22, E-Mail: kristina.noack@hwk-dresden.de,<br />
www.zukunftschancen-energie.de<br />
Fit For New Energy: Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft,<br />
Ulrich Folger und Torben Böhle, Tel. 04 41/ 2 19 06-20,<br />
E-Mail: ulrich.folger@bnw.de bzw. torben.boehle@bnw.de,<br />
www.fitfornewenergy.de<br />
Aleo Solar beteiligt sich an<br />
dem Programm Fit for New<br />
Energy. Von links: Ulrich<br />
Folger (BNW), Jana Runden<br />
(Azubi), Heiner Willers (Aleo<br />
Solar).<br />
Foto: Aleo Solar<br />
Sonne Wind & Wärme 12/2007<br />
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