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Abschlussbericht IFL korr - Internationale Freiwilligendienste

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<strong>Abschlussbericht</strong><br />

der trägerspezifischen Zusatzevaluation<br />

der <strong>Internationale</strong>n <strong>Freiwilligendienste</strong> für<br />

unterschiedliche Lebensphasen (<strong>IFL</strong>)<br />

im Rahmen der „Generationsübergreifenden <strong>Freiwilligendienste</strong>“<br />

(GüF)<br />

vorgelegt vom<br />

Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze)<br />

Monika Götsch<br />

Freiburg, 20.12.2007


Inhalt<br />

1 Einleitung....................................................................................................................................... 2<br />

1.1 Die Evaluation..................................................................................................................................... 2<br />

1.1.1 Die Methode .................................................................................................................................... 2<br />

1.1.2 Das Evaluationsdesign .................................................................................................................... 4<br />

1.1.3 Erfahrungen mit der Evaluation ....................................................................................................... 9<br />

1.1.4 Begriffsklärungen............................................................................................................................. 9<br />

2 Die Bedeutung der <strong>IFL</strong>................................................................................................................ 10<br />

2.1 Die Identitätsfrage der Träger.......................................................................................................... 10<br />

2.1.1 Trägeridentität versus <strong>IFL</strong>-Identität................................................................................................ 10<br />

2.1.2 Spezifika und Stellenwert der <strong>IFL</strong> .................................................................................................. 11<br />

2.2 Die Nutzenfrage der Freiwilligen..................................................................................................... 12<br />

2.2.1 Eine prägende Erfahrung im Leben der Freiwilligen...................................................................... 12<br />

2.2.2 <strong>IFL</strong> als Lerndienst .......................................................................................................................... 12<br />

2.2.3 Die Bedeutung für unterschiedliche Altersgruppen........................................................................ 13<br />

2.2.4 Die Bedeutung für weibliche und männliche Freiwillige................................................................. 14<br />

2.2.5 Die Bedeutung für Incoming und Outgoing Freiwillige................................................................... 16<br />

2.3 Die Programmfrage der Einsatzstellen / Partnerorganisationen.................................................. 16<br />

2.3.1 Einsatzstellen und Partnerorganisationen kennen <strong>IFL</strong> nur bedingt................................................ 16<br />

2.4 Die Bedeutung für die Zivilgesellschaft ......................................................................................... 17<br />

2.4.1 <strong>IFL</strong>-Freiwillige als Akteur/innen der Zivilgesellschaft ..................................................................... 17<br />

2.5 Fazit ................................................................................................................................................... 19<br />

3 Die konkrete <strong>IFL</strong>-Praxis.............................................................................................................. 20<br />

3.1 Vor dem <strong>IFL</strong>....................................................................................................................................... 20<br />

3.1.1 Potenzielle <strong>IFL</strong> Freiwillige .............................................................................................................. 20<br />

3.1.2 Die Vorbereitung der angehenden Freiwilligen.............................................................................. 21<br />

3.2 Während des <strong>IFL</strong>............................................................................................................................... 22<br />

3.2.1 Das Engagement in der Einsatzstelle............................................................................................ 22<br />

3.2.2 Begleitung vor Ort.......................................................................................................................... 23<br />

3.2.3 Begleitseminare............................................................................................................................. 24<br />

3.2.4 Die zeitliche Länge des <strong>IFL</strong>............................................................................................................ 25<br />

3.2.5 Die Rahmenbedingungen .............................................................................................................. 25<br />

3.3 Nach dem <strong>IFL</strong>.................................................................................................................................... 26<br />

3.3.1 Die Rückkehrer/innenarbeit ........................................................................................................... 26<br />

3.4 Fazit ................................................................................................................................................... 27<br />

4 Die Kooperationen in der Praxis der <strong>IFL</strong> .................................................................................. 29<br />

4.1 Die Kooperation im Trägerverbund ................................................................................................ 29<br />

4.1.1 Kooperation oder Konkurrenz?...................................................................................................... 29<br />

4.1.2 Arbeitsgruppen, Arbeitsausschuss und Vollversammlung ............................................................. 30<br />

4.1.3 Gemeinsame Aktionen .................................................................................................................. 30<br />

4.1.4 Kooperationen vor Ort ................................................................................................................... 31<br />

4.1.5 <strong>IFL</strong>-Qualitätsstandards versus Mindeststandards.......................................................................... 31<br />

4.1.6 Die Rolle der Koordinierungsstelle................................................................................................. 33<br />

4.2 Kooperationen außerhalb des Trägerverbunds............................................................................. 34<br />

4.2.1 Kooperationen zwischen Trägern, Einsatzstellen und ausländischen Partnerorganisationen ....... 34<br />

4.3 Fazit ................................................................................................................................................... 35<br />

5 Resümee: Die <strong>IFL</strong> als Projekt der „Generationsübergreifenden <strong>Freiwilligendienste</strong>“ ........ 36<br />

1


1 Einleitung<br />

Das Projekt „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong> für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), als<br />

eines der beiden internationalen Projekte der „Generationsübergreifenden <strong>Freiwilligendienste</strong>“<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, im Projektzeitraum (2005-2008) einen interkulturellen und intergenerativen<br />

Dienst zu schaffen und zu erproben. Hierfür sollten, was im internationalen<br />

Bereich bisher kaum üblich war, Freiwillige mit Berufs- und Lebenserfahrung, während oder<br />

nach der Berufs- und Familienphase gewonnen werden. Durch die Beteiligung verschiedener<br />

Altersgruppen sollten in entsprechend initiierten Begegnungen intergenerative Lernerfahrungen<br />

auch hinsichtlich des Erwerbs interkultureller Kompetenzen ermöglicht werden. Zudem<br />

wurde angestrebt, nicht nur deutsche Freiwillige als so genannte Outgoings ins Ausland zu<br />

entsenden, sondern auch ausländische Freiwillige, oder Incomings, in Deutschland aufzunehmen.<br />

Das zielte auf einen stärkeren und gleichwertigeren interkulturellen Austausch hin,<br />

der durch persönliche Kontakte und das Engagement in den Einsatzstellen einen nachhaltigen<br />

Effekt auf die Zivilgesellschaften und deren Auseinandersetzung mit interkuturellen -<br />

intergenerativen Perspektiven der Einsatz- und Heimatländer der Freiwilligen haben sollte.<br />

Um das Projekt relativ vielfältig und breit zu erproben haben sich elf entsendende deutsche<br />

Träger, fünf weitere deutsche Träger, sowie ein Teilprojekt in Lateinamerika zu einem <strong>IFL</strong>-<br />

Verbund zusammengeschlossen. Diese Kooperation wird außer in verschiedenen Gremien<br />

von einer Koordinierungsstelle begleitet, die auch als Außenvertretung der <strong>IFL</strong> fungiert.<br />

Die über 50 Projekte des vom Bundesministerium für Familie, Senior/innen, Frauen und Jugend<br />

geförderten Modellprogramms „Generationsübergreifende <strong>Freiwilligendienste</strong>“ werden<br />

durch das Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) wissenschaftlich begleitet.<br />

Einigen Projekten, so auch den <strong>IFL</strong> wurden eine vertiefte, insbesondere auf qualitativen Methoden<br />

aufbauende Zusatzevaluation ebenfalls durch das zze ermöglicht.<br />

Nach einer Einführung in Evaluationsdesign- und methoden, werden im Folgenden die Ergebnisse<br />

der Zusatzevaluation der <strong>IFL</strong> dargestellt. Hierbei liegt der Schwerpunkt einerseits<br />

auf der Bedeutung der <strong>IFL</strong> für die unterschiedlichen Akteur/innen, wie auch die Zivilgesellschaft.<br />

Andererseits wird auf die Praxis der <strong>IFL</strong> eingegangen, das meint die konkrete Ausgestaltung<br />

des <strong>Freiwilligendienste</strong>s sowie die Kooperation im Verbund. Jeder Teil schließt mit<br />

einem Fazit, das die Ergebnisse hinsichtlich möglicher Nachbesserungen sowie mit Blick auf<br />

die im Projektantrag formulierten Ziele erörtert. Das Schlussresümee beschäftigt sich mit der<br />

Frage, welche Veränderungen die <strong>IFL</strong> anstoßen und welche Effekte die <strong>IFL</strong> damit für die<br />

„Generationsübergreifenden <strong>Freiwilligendienste</strong>“ erzielen können.<br />

1.1 Die Evaluation<br />

1.1.1 Die Methode<br />

Die Methodik und der Aufbau der Evaluation orientierte sich insbesondere an dem von UN<br />

Volunteers herausgegebenen Handbuch für die Evaluation von <strong>Freiwilligendienste</strong>n in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit. 1 Die hier vorgeschlagene Vorgehensweise schien am ehesten<br />

der Vielschichtigkeit der <strong>IFL</strong> in Hinblick auf deren Idee, Organisation und (auch interkulturellen)<br />

Thematiken gerecht zu werden. Die Evaluation war entsprechend nicht summativ<br />

sondern responsiv 2 angelegt. Folglich zielte sie darauf ab, möglichst alle Beteiligtengruppen,<br />

d.h. Freiwillige, Träger, Einsatzstellen, Partnerorganisationen und Nutzer/innen aktiv reflektierend<br />

in den Erhebungs- und Auswertungsprozess der ausschließlich qualitativen Daten<br />

einzubeziehen. Nach einer Sichtung aller Materialien, wie Protokolle etc, wurden hierfür vier<br />

1 Vgl. UN Volunteers / Centre for International Development and Training (Hg.): A Participatory Methodology for<br />

Assessing the Impact of Volunteering for Development. Handbook for Volunteers and Programme Officers. 2006<br />

2 Vgl. Wolfgang Beywl: Evaluationsmodelle und qualitative Methoden. In: Uwe Flick (Hg.): Qualitative Evaluationsforschung.<br />

Konzepte, Methoden, Umsetzungen. Hamburg 2006. S. 92-116<br />

2


Workshops angeboten, deren Fokus auf drei verschiedene Ebenen der <strong>IFL</strong> gerichtet war und<br />

die im Sinne eines bottom-up-Prozesses aufeinander aufbauen sollten. Anders als im Handbuch<br />

der UNV wurden jedoch nicht zwischen Einsatzebene, Programmebene und nationaler<br />

Ebene unterschieden, sondern dem Aufbau der <strong>IFL</strong> entsprechend zwischen Praxis- Programm-<br />

und Kooperationsebene. Die Praxisebene betrifft die konkrete Ausgestaltung des<br />

<strong>Freiwilligendienste</strong>s. Hierfür wurde ein Workshop mit unterschiedlichen Freiwilligen vorbereitet.<br />

Für die Programmebene, mit dem Fokus auf konzeptionelle Aspekte, wurden ein Praxis-<br />

Programm-, sowie ein Programm-Workshop mit Freiwilligen, Einsatzstellen, Trägern, Koordinierungsstelle<br />

und Nutzer/innen geplant. Für den Workshop auf Kooperationsebene, der sich<br />

mit den unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit befassen sollte, war zunächst beabsichtigt,<br />

ebenso alle Beteiligten einzubeziehen. Methodisch waren die Workshops so angelegt,<br />

dass eine Bewertung der <strong>IFL</strong> wie auch die Diskussion relevanter Themen der Beteiligten<br />

möglich würde. Zudem sollten Ergebnisse aus Interviews, der <strong>IFL</strong>-Statistik sowie vorangegangener<br />

Workshops aufgegriffen werden. Die Methodenvielfalt, sollte schließlich die Motivation<br />

der Teilnehmenden für eine thematische Auseinandersetzung sowie für gemeinsame<br />

Lernprozesse fördern. 3 Neben den Workshops war geplant, mit Freiwilligen, Einsatzstellen<br />

Partnerorganisationen, Trägern und der Koordinierungsstelle leitfadengestützte Interviews<br />

durchzuführen, die eine gewisse Offenheit ermöglichen. Hiermit sollten spezifische Themen<br />

der Einzelnen tiefergehend eruiert werden 4 , die sich entweder bei den Freiwilligen auf subjektive<br />

(Biografie)Erfahrungen stützten, oder bei Trägern, Einsatzstellen und Partnerorganisationen<br />

auf ihr Expert/innenwissen. Nach jedem Workshop und jedem Interviewblock war<br />

eine Zwischenauswertung geplant, die auch mit den <strong>IFL</strong>-Verantwortlichen rückgekoppelt<br />

werden sollte. Um die Ergebnisse zu stützen sollten Interviews und Workshops in einer abschließenden<br />

Auswertung durch Triangulation 5 wechselseitig verglichen und verifiziert werden.<br />

Der gesamte Evaluation war im Zeitraum von April 2007 bis Dezember 2007 geplant.<br />

Auf die Beachtung des Teilprojekts in Lateinamerika der AGEH, wo Partnerstrukturen und<br />

Qualitätssicherung zwischen den Kooperationspartnern modellhaft aufgebaut werden wurde<br />

aus Zeitgründen ebenso verzichtet, wie auf den Besuch von Einsatzstellen, Partnerorganisationen<br />

und Trägern vor Ort.<br />

3 Vgl. UN Volunteers / Centre for International Development and Training (Hg.): A Participatory Methodology for<br />

Assessing the Impact of Volunteering for Development. Handbook for Volunteers and Programme Officers. 2006<br />

4 Vgl. Cornelia Helfferich: Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. 2.<br />

Aufl. Wiesbaden 2005<br />

5 Vgl. Uwe Flick: Triangulationn in der qualitativen Forschung. In: Uwe Flick, Ernst von Kardoff, Ines Steinke (Hg.):<br />

Qualitative Forschung. Hamburg 2006, S. 309-318<br />

3


1.1.2 Das Evaluationsdesign<br />

Ziele der Evaluation<br />

• Den Freiwilligen der <strong>IFL</strong> wird ihr individueller Beitrag<br />

aufgezeigt und in einem größeren Kontext wahrnehmbar.<br />

• Für die Programmverantwortlichen wird der kumulative<br />

Nutzen der <strong>IFL</strong> auch auf nationaler Ebene erkennbar.<br />

• Förderliche und hinderliche Faktoren, sowie Potenziale<br />

(auch hinsichtlich zivilgesellschaftlicher Prozesse) der <strong>IFL</strong><br />

werden ersichtlich.<br />

• Der Minder- und / oder Mehrwert, sowie Potenziale<br />

des Netzwerkverbundes werden deutlich.<br />

!<br />

• Es werden Empfehlungen für eine Programmverbesserung<br />

aufgezeigt.<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 3<br />

Fragen an die Evaluation I<br />

• Welchen Beitrag leistet der <strong>IFL</strong> (bereits / noch nicht) bzgl.<br />

generationsspezifischer / generationsübergreifender<br />

zivilgesellschaftlicher Prozesse?<br />

• Welchen Beitrag leistet der <strong>IFL</strong> (bereits / noch nicht) bzgl.<br />

?<br />

geschlechtergerechter zivilgesellschaftlicher Prozesse?<br />

• Wie wird dies erreicht<br />

(Förderliches / Hinderliches / Potenziale)?<br />

• Was sind Empfehlungen und Impulse aus den <strong>IFL</strong>?<br />

• Was sind die wesentlichen Ergebnisse eines <strong>IFL</strong>?<br />

• Welche Veränderungen gibt es aufgrund der <strong>IFL</strong>?<br />

• Wie unterscheidet sich der <strong>IFL</strong> von „herkömmlichen“<br />

<strong>Freiwilligendienste</strong>n?<br />

• Wie gestaltet sich die Kooperation der Trägerorganisationen?<br />

• Wie gelingt Qualitätssicherung und partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit?<br />

• Welchen Mehrwert / Minderwert ergibt sich aus dem<br />

• Projektmanagement der Koordinierungsstelle?<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 4<br />

Grundprinzipien der Evaluation<br />

partizipativ<br />

qualitativ<br />

prozessoffen<br />

Responsive<br />

Evaluation<br />

UN volunteers<br />

Assessing<br />

the impact<br />

of volunteering<br />

for development<br />

reflexiv<br />

explorativ<br />

bottom up process<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 6<br />

4


Zeitplan der Evaluation<br />

April<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

Aug<br />

Sept<br />

Okt<br />

Nov<br />

Dez<br />

Daten sammeln Daten sammeln + auswerten Auswertung<br />

Tel.Interview<br />

11Träger+<br />

Koord.stelle<br />

22.06.-24.06.07<br />

Bonn<br />

WS + Interview<br />

15 incomings +<br />

15 outgoings<br />

29.05.07<br />

6 Interviews<br />

Partnerorg. +<br />

EST<br />

Sekundäranalysen +<br />

<strong>IFL</strong>- Materialien sichten<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007<br />

27.-29.08.07<br />

Hannover<br />

WS + Interview<br />

Freiw. + EST<br />

18 Personen<br />

EST / Freiwillige<br />

aus dem Ausland<br />

Koord.stelle<br />

Workshop<br />

Praxisebene<br />

Workshop<br />

Programmebene<br />

Workshop<br />

Kooperationsebene<br />

43.Wo 24.10.07<br />

Köln<br />

Koord.stelle, 12 Träger,<br />

5 Freiwillige<br />

17.09.-18.09.07<br />

Frankfurt<br />

WS + Interviews Freiwillige / EST<br />

7 incoming-Träger +<br />

6 EST<br />

6 incomings + 3 ehem.outgoings<br />

6 Nutzer/innen<br />

12.12-13.12.07<br />

Hamburg<br />

Abschluss-WS<br />

Im Rahmen der VV<br />

Interviews Freiwillige<br />

Interviews Träger<br />

Einsatzstellen (EST)<br />

Methoden der Evaluation<br />

Sekundäranalyse und Sichten der <strong>IFL</strong> Materialien<br />

12 Interviews mit incoming und outgoing Freiwilligen<br />

11 Interviews mit allen Trägerorganisationen<br />

6 Interviews mit Einsatzstellen + Partnerorganisationen<br />

1 Interview mit Koordinierungsstelle<br />

1 zweitägiger Workshop auf der Praxisebene<br />

2 zweitägige Workshops auf der Programmebene<br />

1 eintägiger Workshop auf Kooperationsebene<br />

6 Auswertungszyklen<br />

1 eintägiger Abschlussworkshop<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007<br />

8<br />

5


Workshops<br />

Workshop auf Praxisebene<br />

Praxisebene 2 Tage<br />

Ziele:<br />

• Sammeln und<br />

Reflexion eigener<br />

Erfahrungswerte<br />

• Auswertung der<br />

Interviews<br />

• Feedback zu den<br />

<strong>IFL</strong><br />

• Empfehlungen<br />

für die <strong>IFL</strong><br />

• Weitere Fragen<br />

an die Evaluation<br />

Fragen:<br />

• Wichtigste<br />

Themen,<br />

Probleme,<br />

Erfahrungen<br />

in den <strong>IFL</strong>?<br />

• Genderspezifika?<br />

• Generationsübergreifende<br />

Spezifika?<br />

• …<br />

Methoden:<br />

• Verlaufskurve<br />

• Ranking<br />

• Moderierte Diskussion<br />

• Critical incidents<br />

• Gruppenarbeit<br />

• Vergleich der MDGs<br />

• …<br />

mit Freiwilligen („Incomings“ und „Outgoings“)<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 13<br />

Workshops<br />

Workshop auf Programmebene<br />

Praxisebene 2 Tage<br />

Ziele:<br />

• Auswertung der<br />

Ergebnisse der<br />

Programmebene<br />

• Feedback zu den<br />

<strong>IFL</strong><br />

• Empfehlungen<br />

für die <strong>IFL</strong><br />

• Weitere Fragen<br />

an die Evaluation<br />

Fragen:<br />

• Bedeutung der <strong>IFL</strong> für<br />

untersch. Beteiligte?<br />

• Veränderungen?<br />

• Lernerfahrungen?<br />

• Förderliches?<br />

• Hinderliches?<br />

• Potenziale?<br />

• Genderspezifika?<br />

• Generationsübergr.<br />

Spezifika?<br />

• …<br />

Methoden:<br />

• Präsentation<br />

• Gruppengespräche<br />

• Moderierte Diskussion<br />

• Change stories<br />

• Gruppenarbeit<br />

• Vergleich der MDGs<br />

• …<br />

mit Trägern, (Koordinierungsstelle), Einsatzstellen, Freiwilligen und Nutzer/innen<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 14<br />

Workshops<br />

Workshops auf Koordinationsebene<br />

Praxisebene 1 Tag<br />

Ziele:<br />

• Vernetzung und<br />

Austausch der<br />

Träger und<br />

Einsatzstellen<br />

• Konkrete<br />

Kooperationen<br />

• Auswertung der<br />

Ergebnisse Praxis /<br />

Programmebene<br />

• Weitere Fragen an<br />

Evaluation<br />

Fragen:<br />

• Welche<br />

spezifischen<br />

Möglichkeiten<br />

bietet der <strong>IFL</strong>?<br />

• Bedeutung von<br />

Zivilgesellschaft?<br />

• Genderspezifika?<br />

• Generationsübergreifende<br />

Spezifika?<br />

• …<br />

Methoden:<br />

• Präsentation<br />

• Gruppengespräche<br />

• Austauschforen<br />

• Moderierte Diskussion<br />

• Vergleich der MDGs<br />

• …<br />

mit Trägern, (Koordinierungsstelle), Einsatzstellen, Freiwilligen und Nutzer/innen<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 15<br />

6


Interviews mit Freiwilligen<br />

Vor welchem<br />

biografischen<br />

Hintergrund<br />

wurde der <strong>IFL</strong><br />

begonnen?<br />

Wie wurde der<br />

<strong>IFL</strong> vor Ort<br />

erlebt?<br />

Wie hat sich<br />

der Alltag im<br />

Heimatland<br />

nach dem <strong>IFL</strong><br />

verändert?<br />

…<br />

insgesamt 12 Interviews mit Freiwilligen<br />

(leitfadengestützt – biografisch orientiert)<br />

„Incomings“ und „Outgoings“<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 9<br />

Interviews mit Trägerorganisationen<br />

Wie hat sich der<br />

Träger auf<br />

unterschiedliche<br />

Bedingungen<br />

von<br />

Zivilgesellschaft<br />

eingestellt?<br />

Was hat sich für<br />

den Träger<br />

durch die <strong>IFL</strong><br />

programmatisch<br />

und strategisch<br />

verändert?<br />

Wie hat sich die<br />

Kooperation auf<br />

der<br />

Trägerebene<br />

bewährt?<br />

…<br />

11 Interviews mit allen Trägerorganisationen<br />

(leitfadengestützt – Expert/inneninterviews)<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 10<br />

Interviews mit Einsatzstellen<br />

Wie<br />

unterscheidet<br />

sich der <strong>IFL</strong> von<br />

anderem<br />

freiwilligem<br />

Engagement?<br />

Wie entwickelt<br />

sich der<br />

generationsübergreifende<br />

Aspekt?<br />

Wie wird das<br />

Ziel der<br />

Gendergerechtigkeit<br />

umgesetzt?<br />

…<br />

insgesamt 6 Interviews mit Einsatzstellen + Partnerorganisationen<br />

(leitfadengestützt – Expert/inneninterviews)<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 11<br />

7


Interview mit Koordinierungsstelle<br />

Wie gestaltet<br />

sich das<br />

Projektmanagement?<br />

Welche<br />

Vorteile,<br />

Nachteile und<br />

Potenziale<br />

ergeben sich<br />

aus der<br />

Kooperation?<br />

Welches sind<br />

die „lessons<br />

learned“ und<br />

welche<br />

Perspektiven<br />

ergeben sich<br />

durch die <strong>IFL</strong>?<br />

…<br />

1 Interview mit Koordinierungsstelle<br />

(leitfadengestützt – Experteninterview)<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 12<br />

Fortwährende Auswertung<br />

Aufbereitung der<br />

Interviews (zze)<br />

Auswertungs-<br />

Workshops<br />

(alle Beteiligten)<br />

Triangulation<br />

Aufbereitung der Erkenntnisse<br />

aus den Workshops (zze)<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 16<br />

Abschluss<br />

Abschlussworkshop<br />

Praxisebene 1 Tag<br />

Ziele:<br />

• Darstellung und<br />

Diskussion der<br />

Evaluationsergebnisse<br />

• Empfehlungen für<br />

Modifikationen und<br />

weiteres Vorgehen<br />

bzgl. der <strong>IFL</strong><br />

Fragen:<br />

• Die wichtigsten<br />

Spezifika der <strong>IFL</strong>?<br />

• Bedeutung für die<br />

Zivilgesellschaft?<br />

• Wie können<br />

Ergebnisse in die<br />

weitere<br />

programmatische/<br />

strategische<br />

Planung einfließen?<br />

• …<br />

Methoden:<br />

• Präsentation<br />

• Moderierte Diskussion<br />

• Austauschforen<br />

• Planungsforen<br />

• Abschließender Vergleich<br />

der MDGs<br />

• Feedback<br />

• …<br />

mit Trägern, Koordinierungsstelle, Einsatzstellen und Freiwilligen<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2007 17<br />

8


1.1.3 Erfahrungen mit der Evaluation<br />

Insgesamt wurden mit der Evaluation 39 Freiwillige, 8 Einsatzstellen, 2 Partnerorganisationen,<br />

11 Träger und die 3 Vertreter/innen der Koordinierungsstelle erreicht. Am ersten (Praxis)<br />

Workshop nahmen 24 Incomings und Outgoings verschiedener Generationen teil, am<br />

zweiten Workshop 9 Outgoings, 7 Einsatzstellen aus unterschiedlichen Ländern, sowie 5<br />

Träger und die Koordinierungsstelle. Am Programmworkshop nahmen 8 Freiwillige, 5 Träger<br />

und die Koordinierungsstelle teil. Geplant war auch Einsatzstellen und Nutzer/innen einzubeziehen,<br />

die jedoch nicht dafür gewonnen werden konnten. Für den Kooperationsworkshop,<br />

das stellte sich im Laufe der Evaluation heraus, schien es schließlich sinnvoller, dass die<br />

Träger zunächst für sich die Kooperationen kritisch reflektieren können. Grundsätzlich haben<br />

sich die Workshops als sehr ergiebig und durch unterschiedliche Methoden als sinnvoll aufgebaut<br />

erwiesen. Sie waren zudem von einer großen Offenheit und engagierten Arbeitsatmosphäre<br />

geprägt. Durch die kurzen zeitlichen Abstände zwischen den Workshops, konnten<br />

von den Beteiligten nicht erwartet werden sich im Voraus mit den Ergebnissen der Zwischenauswertungen<br />

auseinanderzusetzen, nicht zuletzt, weil die Auswertungen erst kurz vor<br />

dem nächsten Workshop fertig gestellt werden konnten. Für weitere ähnliche Evaluationen<br />

müsste beachtet werden, dass die Zeit gelassen wird, sich mit Ergebnissen vertraut zu machen,<br />

um diese dann auf den Workshops vertiefend diskutieren und auswerten zu können.<br />

Außerdem werden die Beteiligten durch viele Workshops in einem kurzen Zeitraum sehr<br />

stark beansprucht, was nicht immer zumutbar ist. Schwierig gestaltete sich zudem die<br />

sprachliche Verständigung, so dass nicht alle gleichermaßen an den Workshops partizipieren<br />

konnten. Trotz eines zweisprachigen Workshops mit Übersetzung in Englisch und<br />

Deutsch, oder durch spontanes Dolmetschen für Einzelne, konnte das Sprachproblem nicht<br />

zufriedenstellend gelöst werden.<br />

Biografisch orientierte Interviews wurden mit 10 Freiwilligen, statt mit zwölf (teilweise auf<br />

Spanisch oder Englisch) durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass es bis dahin keine älteren<br />

Incomings gab. Mit Einsatzstellen aus dem Togo, Nicaragua, Deutschland, Isreal, wurden<br />

leitfadengestützte Expert/inneninterviews durchgeführt, ebenso mit zwei Partnerorganisationen<br />

aus Guatemala und Malaysia. Zudem wurde jeder der elf Träger überwiegend telefonisch<br />

interviewt und das Team der Koordinierungsstelle in einem Gruppeninterview. Die Interviews<br />

dauerten zwischen 25 Minuten und 2,5 Stunden. Schwierig war, die Interviews während<br />

den Workshops zu führen. Einerseits war nach einem arbeitsreichen Tag oft die Konzentration<br />

für ein längeres Interview nicht mehr gegeben, andererseits waren die Interviewten<br />

– das ist in den Interviews teilweise zu merken – von den Themen der Workshops beeinflusst.<br />

Bewährt hat sich der Methodenmix aus Workshops und Interviews, wie auch eine fortlaufende<br />

Auswertung. Ergebnisse konnten so bereits während der Evaluation überprüft und thematisch<br />

weiterbearbeitet werden.<br />

1.1.4 Begriffsklärungen<br />

Wie während der gesamten Evaluation wird auch hier zwischen drei Altersgruppen der Freiwilligen<br />

unterschieden:<br />

Die Jüngeren sind die unter 27 Jährigen, dem herkömmlichen, typischen Freiwilligenalter.<br />

Die Älteren sind die über 60-Jährigen, die am Ende ihrer Berufsphase stehen bzw. diese<br />

bereits abgeschlossen haben.<br />

Die Mittleren sind die Gruppe zwischen Jüngeren und Älteren, die im Berufsleben stehen<br />

und deren Lebenssituation in besonderer Weise von familiären und beruflichen Verpflichtungen<br />

geprägt ist.<br />

9


Zudem wird zwischen den deutschen und den ausländischen Freiwilligen unterschieden:<br />

Incomings sind diejenigen, die aus dem Ausland kommen und einen <strong>IFL</strong> in Deutschland<br />

machen.<br />

Outogoings hingegen, sind Deutsche, die ins Ausland entsendet werden um dort einen <strong>IFL</strong><br />

zu machen.<br />

2 Die Bedeutung der <strong>IFL</strong><br />

2.1 Die Identitätsfrage der Träger<br />

2.1.1 Trägeridentität versus <strong>IFL</strong>-Identität<br />

„<strong>IFL</strong> ist ein Teil von uns“ (ein/e Trägervertreter/in) 6<br />

„Hinderlich ist, dass jeder auch gucken muss wo er selber bleibt.“ (ein/e Trägervertreter/in) 7<br />

Die Träger definieren sehr unterschiedlich, was die <strong>IFL</strong> für sie bedeuten sollen, inwieweit sie<br />

eine Zusammenarbeit und eine trägerunabhängige, spezifische Ausgestaltung erfordern. Die<br />

Diskussion darüber wird in Hinblick auf die Trägeridentität geführt, die einer <strong>IFL</strong>-Identität gegenübergestellt<br />

wird, wobei auch viele Zwischenpositionen zu finden sind. Die Träger bestehen<br />

einerseits auf ihre eigene Identität, die sich in tradierten, Werten und Konzepten ausdrückt.<br />

Sie streben an auch innerhalb der <strong>IFL</strong> als spezifische Organisation erkennbar zu<br />

bleiben, ihr eigenes Konzept zu schützen. Sie wollen die Gestalter der <strong>IFL</strong> bleiben und nicht<br />

Durchführende eines vorgegebenen Programms sein. Die Träger zielen darauf ab, den Freiwilligen<br />

ihre charakteristischen Werte zu vermitteln. Entsprechend erwarten sie, dass sich<br />

die Freiwilligen mit ihrem Selbstverständnis als Organisation identifizieren und nicht mit den<br />

<strong>IFL</strong>. Dem wird andererseits widersprochen, indem für eine relativ einheitliche <strong>IFL</strong>-Identität<br />

plädiert wird. Diese ist, so wird argumentiert, für eine bessere Außenwirkung notwendig, die<br />

bisherige Vielfalt lässt sich nur schwer in der Öffentlichkeit darstellen. Zudem wird befürchtet,<br />

dass die Vielfalt zu einer Beliebigkeit des Programms führen könnte. Entsprechend werden<br />

gewisse Standards favorisiert, die <strong>IFL</strong> als spezifisches Programm erkennen lassen, ohne<br />

jedoch die Trägereigenheiten völlig außer Acht zu lassen. Entsprechend schwierig wird der<br />

Prozess dargestellt, auszutarieren, wie verbindlich ein <strong>IFL</strong>-Konzept sein muss bzw. nicht sein<br />

darf. Noch ist offen, inwieweit das gemeinsam Erarbeitete von den Trägern tatsächlich als<br />

Orientierungsrahmen genutzt wird. Daneben wird von dritter Seite hervorgehoben, dass sich<br />

Trägeridentität und <strong>IFL</strong>-Identität nicht widersprechen, weil die Träger mit ihren je eigenen<br />

Werten die Ausgestaltung des <strong>IFL</strong>-Programms mitbestimmen. Träger machen die Erfahrung,<br />

dass sich die Freiwilligen die Träger in Kombination mit dem Programm auswählen und mit<br />

dem Freiwilligendienst spezifische Lernerfahrungen erwarten, wie einen intergenerativen<br />

Austausch, die trägerübergreifend und gleichzeitig trägerspezifisch gewährleistet werden<br />

können.<br />

Die Diskussion um Trägeridentität versus <strong>IFL</strong>-Identität ist eng verflochten mit der Gegenüberstellung<br />

von Konkurrenz und Kooperation. Während einige Träger stark ihre Konkurrenz<br />

zueinander betonen, da sie auch innerhalb des <strong>IFL</strong>-Programms um Freiwillige und Einsatzstellen<br />

kämpfen würden und auf die Trägervielfalt innerhalb des Verbunds bestehen, steht<br />

für andere Träger die Zusammenarbeit im Verbund, die sie als gewinnbringend erleben im<br />

Vordergrund. Weitere Träger sehen darin schließlich keinen Widerspruch, sondern sehen die<br />

<strong>IFL</strong>, wie oben bereits aufgezeigt, stark von den Trägern und ihren Eigenheiten geprägt, so<br />

dass ein gemeinsames <strong>IFL</strong>-Programm nicht die Trägeridentität einschränkt, sondern die Trä-<br />

6 Quelle: Diskussion beim 4. Workshop (Kooperationsebene) in Köln im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

7 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Trägervertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

10


gervielfalt ausdrückt, was auch die Annahme konkurrierender Träger überflüssig erscheinen<br />

lässt.<br />

2.1.2 Spezifika und Stellenwert der <strong>IFL</strong><br />

„Ich bezeichne es zuerst mal als Freiwilligendienst ein internationaler, der alle Altersgruppen<br />

anspricht. Dazu kommt aber noch eine inhaltliche Ausrichtung, die die Träger sehr unterschiedlich<br />

umsetzen, dass die sagen, wir wollen den Generationenaspekt, also den Dialog<br />

zwischen den Generationen oder auch ein Jüngerer und ein Älterer im Freiwilligendienst.<br />

Das wird unterschiedlich gemacht.“ (ein/e Mitarbeiter/in der Koordinierungsstelle) 8<br />

„Das ist im Moment noch ein Nischenbereich“ (ein/e Trägervertreter/in)<br />

„<strong>IFL</strong> ist in der Geschäftsstelle sehr präsent, es wird immer darüber informiert im Team“ (ein/e<br />

Trägervertreter/in) 9<br />

Die <strong>IFL</strong> werden von den Trägern wenig genutzt um einen ganz spezifischen Freiwilligendienst<br />

mit einzigartigem Profil zu initiieren. <strong>IFL</strong> wurde, so die Einschätzung der Koordinierungsstelle<br />

nicht als Marke implementiert. Entsprechend löste die Frage nach den Spezifika<br />

der <strong>IFL</strong> bei den Trägern etliche Unsicherheiten aus. Der kleinste gemeinsame Nenner der<br />

Entsendeorganisationen hinsichtlich der Spezifika der <strong>IFL</strong> ist die Aufnahme von mittleren /<br />

älteren, berufs- und lebenserfahrenen Freiwilligen. Viele Träger wollen mit <strong>IFL</strong> aber auch das<br />

Miteinander der Generationen fördern, wofür sie teilweise entsprechende Lernprozesse gezielt<br />

anstoßen und intergenerative Aspekte mit den Freiwilligen thematisieren 10 . Letztendlich<br />

sind es die personellen Ressourcen, die darüber entscheiden, wie spezifisch <strong>IFL</strong> als eigenes<br />

Programm gestaltet wird. Die Kooperation im Verbund wird außer seitens der Koordinierungsstelle<br />

kaum als <strong>IFL</strong>-Spezifikum wahrgenommen.<br />

Wie wenig <strong>IFL</strong> als spezifisches Programm erprobt wird, zeigt sich auch darin, dass dessen<br />

Ausgestaltung sich stark an der tradierten Trägerpraxis mit anderen <strong>Freiwilligendienste</strong>n orientiert<br />

und bisweilen lediglich der neuen Zielgruppe angepasst wird. Gleichzeitig profitieren<br />

die <strong>IFL</strong> von den langjährigen Erfahrungen der Träger mit internationalen <strong>Freiwilligendienste</strong>n,<br />

da sich die Träger auf altbekanntem Terrain (weiter)bewegen.<br />

Der Stellenwert der <strong>IFL</strong> im Vergleich zu anderen <strong>Freiwilligendienste</strong>n unterscheidet sich von<br />

Träger zu Träger sehr. Für die einen ist <strong>IFL</strong> ein Programm unter vielen altbewährten, mit<br />

dem Unterschied, dass nun auch ältere Freiwillige aufgenommen werden. Das zeigt sich<br />

auch darin, dass sie in Interviews und Workshops viel mehr über <strong>Freiwilligendienste</strong> allgemein<br />

als über <strong>IFL</strong> diskutieren. Einige Träger empfinden die <strong>IFL</strong> zudem als Konkurrenz zu<br />

ihren sonstigen <strong>Freiwilligendienste</strong>n. Für andere hingegen ist <strong>IFL</strong> so bedeutsam, dass sie<br />

eigens Stellen dafür geschaffen haben und entsprechend Kapazitäten haben ein spezifischeres<br />

Programm zu entwickeln.<br />

Ein hoher Stellenwert der <strong>IFL</strong> zeigt sich bei den Trägern, die durch <strong>IFL</strong> für ihre gesamte<br />

Freiwilligendienstpraxis neue Impulse erhalten haben. Sie haben durch <strong>IFL</strong> ein vielschichtigeres<br />

Bild von Freiwilligen entwickelt, wurden angeregt über intergenerative Aspekte nachzudenken<br />

und ihre bisherigen Standards zu hinterfragen.<br />

8 Quelle: Leitfadengestütztes Gruppeninterview mit dem Team der Koordinierungsstelle im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

9 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Trägervertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

10 Der unterschiedlich intensive Umsetzung intergenerativer Aspekten kann auch daher rühren, dass die Mindeststandards<br />

diesbezüglich verschiedene Möglichkeiten eröffnen und als Soll-Bestimmung formulieren: „Generell soll<br />

mit dem <strong>IFL</strong> neuen Zielgruppen in unterschiedlichen Lebenslagen der Zugang zum Freiwilligendienst und allen<br />

beteiligten <strong>Freiwilligendienste</strong>n zur generationsübergreifenden Auseinandersetzung eröffnet werden.“ Internes<br />

Papier der <strong>IFL</strong>: „Eingangsvoraussetzungen“, S.1<br />

11


2.2 Die Nutzenfrage der Freiwilligen<br />

2.2.1 Eine prägende Erfahrung im Leben der Freiwilligen<br />

„<strong>IFL</strong> hat eine wichtige Bedeutung in meinem Leben, das weiß ich jetzt schon“ (männlicher, jüngerer<br />

Incoming)<br />

“diese Erfahrung war eine der intensivsten, die ich gemacht habe“ (männlicher, mittlerer Outgoing)<br />

“das war das beste halbe Jahr in meinem Leben“ (weibliche, mittlere Outgoing) 11<br />

Die Motivation der Freiwilligen sich für einen internationalen Freiwilligendienst zu interessieren<br />

und schließlich auch zu entscheiden, liegt darin, dass sie etwas anderes machen, etwas<br />

Sinnvolles tun sowie eine andere Kultur von Innen kennenlernen wollen. Freiwillige haben<br />

hierfür nicht explizit nach <strong>IFL</strong> gesucht, sondern sich über die Angebote der Träger informiert.<br />

Auf <strong>IFL</strong> sind sie eher zufällig gestoßen, oder wurden seitens des Trägers mit <strong>IFL</strong> versendet.<br />

Für Mittlere und Ältere ist <strong>IFL</strong> gleichzeitig die nahezu einzige Möglichkeit einen internationalen<br />

Freiwilligendienst zu machen. Das Angebot sich mit intergenerativen Aspekten auseinanderzusetzen<br />

und generationsübergreifende Begegnungen zu realisieren sind für die Freiwilligen,<br />

nach eigenen Angaben, bis jetzt nicht ausschlaggebend hinsichtlich der Entscheidung<br />

für einen <strong>IFL</strong>. Dennoch ist es für Freiwillige, anders wie das die Träger einschätzen,<br />

wichtig zu wissen mit welchem Programm sie entsendet werden und welcher inhaltliche Fokus<br />

damit verbunden ist.<br />

Für die Freiwilligen ist die Teilnahme an einem <strong>IFL</strong> eine überaus einschneidende und prägende<br />

Erfahrung, nicht zuletzt auch aufgrund des generationsübergreifenden Dialogs. Sie<br />

sind durch <strong>IFL</strong> offener, gelassener, toleranter und zufriedener geworden, haben eine differenziertere<br />

Sichtweise auf die Welt und politische Zusammenhänge erworben und Vorurteile<br />

auch gegenüber anderen Altersgruppen abgebaut.<br />

2.2.2 <strong>IFL</strong> als Lerndienst<br />

„In a culture I think it’s meeting people and understanding what motivates them and inspires<br />

them“ (ein mittlerer Freiwilliger beschreibt interkulturelles Lernen) 12<br />

Freiwillige erleben den <strong>IFL</strong> als Freiwilligendienst, der vielfältige Lernmöglichkeiten bietet, die<br />

sie gerne annehmen. Die Freiwilligen lernen sich, nach eigenen Angaben, insbesondere<br />

selbst besser kennen, in der Auseinandersetzung mit der fremden Kultur und dem Einüben<br />

von Toleranz. Die Outgoings sehen ihren eigenen, gewohnten Lebensstandard in Deutschland<br />

kritischer und verstehen nun auf dem Hintergrund ihrer <strong>IFL</strong>-Erfahrung die globalen Zusammenhänge<br />

hinsichtlich der Ursachen für Armut.<br />

Freiwillige erwerben während ihres <strong>IFL</strong> interkulturelle Kompetenzen. Nicht nur in der<br />

Einsatzstelle, sondern auch in den Seminaren erleben sie entsprechende Anregungen, wie<br />

die Auseinandersetzung mit eigenen Stereotypen und Vorurteilen, als äußerst gewinnbringend.<br />

Voraussetzung für interkulturelle Kompetenz ist zudem, die Sprache des Einsatzlandes<br />

und den Umgang mit (fremden) Regeln zu lernen.<br />

Die Träger vermuten, dass Freiwillige auch intergenerative Lernerfahrungen erwarten. Das<br />

kann so nicht bestätigt werden. Das mag auch daran liegen, dass viele Freiwillige zunächst<br />

gar nicht wissen mit welchem Programm sie entsendet werden und was dieses beinhaltet.<br />

Aber Freiwillige, die Seminare besuchten, wo intergenerative Aspekte thematisiert wurden,<br />

beschreiben dies als äußerst wichtige Lernanregung die sie im Nachhinein nicht missen<br />

möchten. Insbesondere auch, weil das intergenerative Lernen, so die Erfahrung der Freiwilligen,<br />

nicht einfach so im Alltag geschieht wie es einige Träger annehmen. Es sind vielmehr<br />

11 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

12 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

12


entsprechende Impulse, wie Seminareinheiten, Projekte in den Einsatzstellen oder initiierte<br />

Begegnungen und Dialoge zwischen den Generationen, wovon die Freiwilligen sehr profitieren.<br />

2.2.3 Die Bedeutung für unterschiedliche Altersgruppen<br />

„Zu diesem Zeitpunkt musste ich das tun, später hätte ich das nicht mehr gemacht“ (eine mittlere<br />

Freiwillige)<br />

„Das geht von Kopfschütteln bis hin zum Kniefall“ (ein mittlerer Freiwilliger über die Reaktionen seines<br />

Umfelds) 13<br />

„Man muss als Älterer auch akzeptieren, dass Jüngere anders sind“ (ein älterer Freiwilliger)<br />

<strong>IFL</strong> soll ausdrücklich, neben den in den internationalen <strong>Freiwilligendienste</strong>n normalerweise<br />

aktiven Jüngeren, berufs- und lebenserfahrene, mittlere und ältere Freiwillige ansprechen 14 .<br />

Das gelingt den <strong>IFL</strong> mit jedem Projektjahr mehr. Waren im ersten Projektjahr 2005/2006<br />

noch 9 % über 49 Jahre alt und 21% zwischen 28 und 49 Jahre alt, sind es im dritten Projektjahr<br />

bereits 17% die über 49 Jahre alt, sowie 43% die zwischen 28 und 49 Jahre alt<br />

sind 15 . Jedoch zeigt sich für den Incomingbereich, dass seit Projektbeginn lediglich eine<br />

Freiwillige über 49 Jahre alt ist und 25% der Incomings im Alter zwischen 28 und 49 Jahren<br />

sind bzw. waren. 16<br />

Die Freiwilligen der verschiedenen Altersgruppen entscheiden sich in unterschiedlichen Lebenssituationen<br />

für einen <strong>IFL</strong>, entsprechend unterscheidet sich dann auch die persönliche<br />

Bedeutsamkeit des <strong>Freiwilligendienste</strong>s. Jüngere und Ältere interessieren sich häufig für einen<br />

<strong>IFL</strong>, weil sie sich gerade in einer Übergangssituation befinden (zwischen Schule-<br />

Studium-Beruf oder zwischen Beruf-Rente), und diese Zeit der Veränderungen sich gut dafür<br />

zu eignen scheint. Mittlere entscheiden sich viel eher in Umbruchsituationen, wie einem Umzug<br />

für einen <strong>IFL</strong> oder um tiefgreifende Veränderungen (vor allem die mittleren Incomings)<br />

erst herbeizuführen. <strong>IFL</strong> dient dann als Pause vom Berufsalltag, und wird dafür genutzt um<br />

eingefahrene Alltagsstrukturen zu durchbrechen sowie die eigenen Lebensperspektiven zu<br />

überdenken. Mittlere und Ältere haben oft lange Jahre von einem Freiwilligendienst im Ausland<br />

geträumt, hatten aber bis dahin keine Gelegenheit dazu. <strong>IFL</strong> sehen sie als mögliche<br />

(letzte) Chance ihre Pläne zu verwirklichen. Sie haben, wie es später noch ausführlicher dargelegt<br />

wird, lange Erfahrungen mit Engagement, während es für die Jüngeren oft das erste<br />

Engagement ist. Ältere wollen mit <strong>IFL</strong> ein verstärktes gesellschaftspolitisches Engagement<br />

realisieren und Verantwortung übernehmen. Jüngere nutzen den <strong>IFL</strong> als Orientierungsjahr<br />

und wollen in dieser Zeit helfen und die Welt verändern. Sie wollen zudem Anerkennung und<br />

Wertschätzung für das bekommen, was sie tun, wohingegen insbesondere für die Mittleren<br />

Anerkennung nicht von Bedeutung ist.<br />

Die Träger machen die Erfahrung, dass Freiwillige mit Berufserfahrung, diese Erfahrungen<br />

auch für <strong>IFL</strong> nutzen, oder etwas ganz anderes machen, bzw. einen ihnen fremden Arbeitsbereich<br />

kennenlernen wollen. Mittlere und Ältere sind entsprechend weniger an einem Lerndienst<br />

interessiert, als an einem Entwicklungsdienst, so dass manche Interessierte, werden<br />

sie mit den Zielen des <strong>IFL</strong> konfrontiert, wieder abspringen.<br />

Grundsätzlich ist die Entscheidung für einen <strong>IFL</strong> für Mittlere und Ältere mit vielen Unsicherheiten<br />

verbunden, was insbesondere die Vereinbarkeit des <strong>IFL</strong> mit beruflichen und familiären<br />

Verpflichtungen betrifft. Während Jüngere sich relativ schnell und flexibel auf einen Freiwilli-<br />

13 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

14 Vgl.: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong> für unterschiedliche Lebensphasen“<br />

(<strong>IFL</strong>), Bonn 2004<br />

15 Quelle: Interne Statistische Daten der <strong>IFL</strong>: „Altersverteilung der <strong>IFL</strong>-Freiwilligen“ Stand August 2007<br />

16 Quelle: Interne Statistische Daten der <strong>IFL</strong>: „Auswertung_Incoming_Outgoing“ Stand Oktober 2007<br />

13


gendienst einlassen können, müssen Mittlere und Ältere viel regeln, hinsichtlich Versicherungen,<br />

Wohnung, Arbeitsplatz und Familie, bevor sie sich einen <strong>IFL</strong> ermöglichen können.<br />

Sie brauchen sehr viel länger um sich für einen <strong>IFL</strong> zu entscheiden als Jüngere und erwarten<br />

vorher viele genaue und konkrete Informationen über einen möglichen Einsatz.<br />

Insbesondere Mittlere und Ältere werden, sobald sie sich für einen <strong>IFL</strong> entscheiden, mit unterschiedlichsten<br />

Reaktionen ihres Umfeldes konfrontiert, die von Unverständnis bis hin zu<br />

Bewunderung reichen. Viele Freund/innen, Familienangehörige und Kolleg/innen haben<br />

Schwierigkeiten mit den Veränderungen, die durch den <strong>IFL</strong> bei den Freiwilligen ausgelöst<br />

wurden. Beruflich erfahren Jüngere eher Anerkennung für ihren <strong>IFL</strong> (Freiwilligendienst wirken<br />

sich beispielsweise vorteilhaft für die Bewerbung um ein Stipendium aus), wohingegen<br />

Mittlere immer wieder erleben, dass ihr <strong>IFL</strong> als Lücke im Lebenslauf oder als Urlaub gedeutet<br />

wird, was entsprechende Konsequenzen für das berufliche Fortkommen hat.<br />

Die Freiwilligen sehen sich aufgrund ihres Alters mit unterschiedlichen Erwartungen und Zuschreibungen<br />

konfrontiert. Jüngere sind offen und flexibel, können sich jedoch nur schwer an<br />

Regeln halten, so Träger und Einsatzstellen. Mittlere und Ältere sind von ihrer eigenen Lebenserfahrung<br />

geprägt, deshalb sind sie anspruchsvoller, haben größere Anpassungsschwierigkeiten<br />

und psychisch und sind physisch nicht mehr so belastbar, aber sie sind<br />

kompetenter als die Jüngeren. Von anderen Freiwilligen wie auch den Nutzer/innen wird den<br />

Freiwilligen je nach Alter die Rolle der/des Freund/in, Mutter/Vater, Großmutter/Großvater<br />

zugewiesen. Das wird dann problematisiert, wenn ein Eltern-Kind-Verhältnis entsteht, das<br />

von den familiären Erfahrungen der Freiwilligen geprägt ist.<br />

In anderen Kulturen, in denen ältere Menschen mehr Respekt und Autorität genießen als<br />

jüngere, wird dies auch den mittleren und älteren Freiwilligen zuteil. Dass ihnen qua Alter<br />

mehr Kompetenzen zugeschrieben werden, als sie vielleicht tatsächlich haben, ist für sie<br />

nicht unproblematisch, schon allein weil sie diese Erwartungen nicht erfüllen können und<br />

wollen. Sie haben aufgrund dieser Rollenzuschreibungen mehr Schwierigkeiten Kontakte zu<br />

knüpfen und Freundschaften zu schließen, sind aber gleichzeitig interessante Gesprächspartner/innen<br />

für ältere Nutzer/innen. Sie müssen sich erklären, warum sie trotz Berufserfahrung<br />

nicht arbeiten wollen. In den Einsatzstellen wird es dann problematisch, wenn die Anleiter/in<br />

jünger ist als sie selbst, demnach im kulturellen Verständnis weniger kompetent, jedoch<br />

de facto die Fachkraft ist. Die Rolle einer Respektperson bedeutet für die Freiwilligen jedoch<br />

zugleich, besser versorgt und ausgestattet zu werden und mehr hinterfragen zu dürfen. Auch<br />

seitens deutscher Einsatzstellen werden an die mittleren und älteren Freiwilligen sehr hohe<br />

Erwartungen herangetragen, die zwar häufig mit deren Berufs- aber nicht mit deren Lebenserfahrung<br />

übereinstimmen. So wird vermutet, dass berufs- und lebenserfahrene Incomings<br />

sehr selbstständig und hinsichtlich der Alltagsbewältigung sehr erfahren sind, was jedoch<br />

durch eine starke familiäre Einbindung nicht immer der tatsächlichen Erfahrenheit der Freiwilligen<br />

entspricht.<br />

Für Ältere und Mittlere ist einerseits bereichernd, wenn noch andere Gleichaltrige in den<br />

Freiwilligengruppen sind, mit denen sie auch über altersspezifische Aspekte auf dem Hintergrund<br />

einer ähnlichen Lebenssituation austauschen können. Andererseits erleben sie es als<br />

Highlight ihres <strong>IFL</strong>, wenn sie von der eher jungen Freiwilligengruppe akzeptiert werden und<br />

das Miteinander von Unkompliziertheit, Offenheit und Gleichwertigkeit geprägt ist. Jüngere<br />

profitieren von den Erfahrungen der Mittleren und Älteren. Für sie ist durch diese Begegnungen<br />

ein weiterer Freiwilligendienst als Ältere vorstellbar geworden.<br />

2.2.4 Die Bedeutung für weibliche und männliche Freiwillige<br />

„Da fragt man sich wie geht’s ner Frau in so’nem Land als Frau“ (eine Freiwillige über die für sie<br />

schockierende Konfrontation mit kulturspezifischen Geschlechterrollen) 17<br />

17 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

14


<strong>IFL</strong> spricht insgesamt deutlich mehr Frauen als Männer an, allerdings zeigt sich im Incomingbereich<br />

ein fast paritätisches Geschlechterverhältnis. So haben seit Beginn der <strong>IFL</strong><br />

(Stand Oktober 2007) 18 45 Frauen und 49 Männer einen <strong>IFL</strong> in Deutschland gemacht bzw.<br />

begonnen. Für einen Freiwilligendienst im Ausland haben sich 191 weibliche und 75 männliche<br />

Outgoings entschieden, was in Prozent einem Verhältnis von 72% Frauen zu 28% Männern<br />

entspricht. Weibliche Outgoings bezeichnen, nach einer Erklärung für dieses ungleiche<br />

Geschlechterverhältnis gefragt, den <strong>IFL</strong> als klassisches Frauenangebot, das durch seine<br />

klassisch weiblichen Aufgabenfelder vielen Frauen vertraut ist, was Träger und Einsatzstellen<br />

bestätigen. Frauen seien, so die Vermutung der Träger nicht so auf bezahlte Tätigkeiten<br />

fixiert wie Männer. Männer würden den Karriereknick, den ein <strong>IFL</strong> bewirken kann, eher<br />

wahrnehmen und befürchten. Es sind jedoch die weiblichen Outgoings die schließlich tatsächlich<br />

einen Karriereknick beklagen.<br />

Für ältere, weibliche Outgoings ist <strong>IFL</strong> die Möglichkeit einen Freiwilligendienst im Ausland zu<br />

machen. Entsprechend der Geschlechterrollenvorstellungen in ihrer Jugendzeit, war es fast<br />

undenkbar, dass sich eine junge Frau im Ausland engagiert. Entsprechende, langgehegte<br />

Wünsche, können sie nun mit <strong>IFL</strong> realisieren.<br />

Mittlere Outgoings, die Kinder in jugendlichem Alter haben, sehen sich Vorwürfen ausgesetzt<br />

mit <strong>IFL</strong> ihre Familie im Stich zu lassen. Träger befürchten, dass Frauen vor allem mit kleinen<br />

Kindern eher flüchten, als einen <strong>IFL</strong> machen wollen. Bei Männern werden diesbezügliche<br />

Fragen kaum gestellt, vor allem dann nicht, wenn sie von der Mutter und den Kindern getrennt<br />

leben. Incomings lassen ihre Kinder während ihres <strong>IFL</strong> von der Familie versorgen und<br />

thematisieren entsprechende Vereinbarkeitsprobleme nicht.<br />

Viele Einsatzstellen und Partnerorganisationen nehmen Frauen und Männer hinsichtlich ihrer<br />

Eigenschaften und Interessen different und stereotyp wahr. Entsprechend werden Aufgaben<br />

im <strong>IFL</strong> wo möglich geschlechtsspezifisch zugewiesen, so dass beispielsweise Frauen die<br />

Kinder umsorgen, während Männer mit ihnen Fußball spielen. Schwierig ist es für die männlichen<br />

Incomings sich in klassisch weiblichen Aufgabenfeldern zu engagieren, da das hinsichtlich<br />

ihres kulturellen Hintergrunds oft eine Grenzüberschreitung und einen Abstieg bedeutet.<br />

Weibliche Incomings kennen solche Anpassungsschwierigkeiten nicht. Männliche<br />

Outgoings werden im Einsatzland viel eher als Konkurrenz wahrgenommen als Frauen.<br />

Bezüglich Anerkennung lässt sich feststellen, dass weibliche Freiwillige sehr zufrieden sind,<br />

wenn sie als Person wertgeschätzt werden, während Männer eher für ihre Fertigkeiten und<br />

konkreten Tätigkeiten Anerkennung erwarten.<br />

Eine große Herausforderung ist für viele Freiwillige die Konfrontation und der Umgang mit<br />

kulturspezifischen Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischen Erwartungen im Einsatzland.<br />

Freiwillige sind vor Ort (auch in Deutschland) oft von einer ihnen fremden Geschlechterungleichheit<br />

schockiert. Sie begegnen Vorstellungen von Geschlecht und Geschlechtsspezifika,<br />

die für sie selbst als Frau oder Mann mit einschränkenden Erwartungen und Erfahrungen<br />

verbunden ist. Insbesondere für weibliche Outgoings geht das mit der Frage einher, wie<br />

sie sich angemessen, zwischen Anpassung und „sich selbst bleiben“ verhalten sollen. Gastfamilien<br />

verbinden mit der Geschlechtszugehörigkeit bestimmte Hoffnungen und Befürchtungen,<br />

die den Freiwilligen meist nicht entsprechen. Ebenso werden die Freiwilligen durch geschlechtsspezifisches<br />

Verhalten der Gastfamilien verunsichert.<br />

Männliche und weibliche Incomings müssen sich zudem mit Vorbehalten gegenüber der<br />

westlichen Kultur Deutschlands in ihrem Heimatland auseinandersetzen. Weiblichen Freiwilligen<br />

wird, durch das angenommen äußerst freizügige Leben, eine Gefährdung unterstellt.<br />

Auch von deutscher Seite wird angenommen, dass sie mit den ungewohnten Freiheiten nicht<br />

umgehen können, oder nach ihrer Rückkehr Anpassungsschwierigkeiten aufgrund restriktiver<br />

Geschlechtsrollenvorstellungen hätten. Männliche Incomings sind im Heimatland oft mit<br />

18 Quelle: Interne Statistische Daten der <strong>IFL</strong>: „Auswertung_Incoming_Outgoing“ Stand Oktober 2007<br />

15


Unverständnis konfrontiert, weil sie sich im sozialen (weiblichen) Bereich engagieren wollen,<br />

was im Widerspruch zu einer männlich-dominanten Rolle steht.<br />

2.2.5 Die Bedeutung für Incoming und Outgoing Freiwillige<br />

„<strong>IFL</strong> ist gut im Lebenslauf“ (Ein/e Incoming) 19<br />

Innerhalb der <strong>IFL</strong> ist der Incomingbereich deutlich kleiner als der Outgoingbereich. Von sieben<br />

Trägern wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt 94 Incomings aufgenommen, während 266<br />

Outgoings (von elf Trägern) entsendet wurden. 20 Die Motivation der ausländischen und deutschen<br />

Freiwilligen einen <strong>IFL</strong> zu beginnen unterscheidet sich nach eigener Einschätzung:<br />

während Outgoings helfen wollen, wollen Incomings auch ihre beruflichen Chancen im Heimatland<br />

erhöhen. Entsprechend bedeutet der <strong>IFL</strong> für die Incomings einen Karrierpush. Mittlere<br />

Outgoings und auch einige Träger nehmen den <strong>IFL</strong> dagegen als Karriereknick wahr. Outgoings<br />

können nur schwer vermitteln, welche Kompetenzen sie durch <strong>IFL</strong> erworben haben,<br />

während für die Incomings ein Aufenthalt in Deutschland mit hoher Anerkennung verbunden<br />

ist, was sich positiv auf berufliche Perspektiven auswirkt. Dies könnte auch die Ursache dafür<br />

sein, dass Incomings in ihrem Vorhaben einen <strong>IFL</strong> zu machen von ihrem Umfeld eher<br />

unterstützt werden, Outgoings sich dagegen auch mit Unverständnis und Ablehnung auseinandersetzen<br />

müssen.<br />

Outgoings haben meist auch schon vor dem <strong>IFL</strong> Auslandserfahrungen, wenn auch eher touristischer<br />

Art gemacht. Für Incomings bedeutet der <strong>IFL</strong> häufig der erste Auslandsaufenthalt,<br />

und die erste Trennung von der Familie.<br />

Vor Ort werden Outgoings vor allem Mittleren und Älteren qua Herkunft und Alter besondere<br />

Kompetenzen und Autorität zugeschrieben. Gleichzeitig machen sie die Erfahrung, dass ihr<br />

Engagement Unsicherheiten hervorruft, es ist schwer verständlich zu machen, warum jemand<br />

aus einem reichen Land unentgeltlich arbeitet. Incomings sehen sich in deutschen<br />

Einsatzstellen oft einer hohen Arbeitsbelastung und zu hohen Erwartungen ausgesetzt. Da<br />

sie sich oft nicht trauen ihre Rechte hinsichtlich Arbeitszeit und Aufgabenübernahme einzufordern<br />

(oder diese nicht genau kennen), fühlen sie sich teilweise ausgenutzt.<br />

Die noch unklaren Rahmenbedingungen der <strong>IFL</strong> bringen für Incomings und Outgoings unterschiedliche<br />

Probleme mit sich, wie es im weiteren Verlauf noch eingehender beschrieben<br />

wird. Insbesondere der ungeklärte Aufenthaltstatus ist für die Incomings mit einem psychischen<br />

Mehraufwand verbunden, da sie immer wieder Termine bei der Ausländerbehörde<br />

haben, die sie als sehr demütigend wahrnehmen.<br />

2.3 Die Programmfrage der Einsatzstellen / Partnerorganisationen<br />

2.3.1 Einsatzstellen und Partnerorganisationen kennen <strong>IFL</strong> nur bedingt<br />

„Da muss ich jetzt im Vorab sagen, dass ich jetzt überhaupt nicht genau wusste, als ich gekommen<br />

bin worum es da eigentlich ging.“(eine Einsatzstellenvertreterin über <strong>IFL</strong>, als sie einen der<br />

Workshops der Zusatzevaluation besuchte) 21<br />

Für die Einsatzstellen ist es, nach eigenen Angaben wichtig, die Ziele und Inhalte des Programms<br />

zu kennen. Sie fühlen sich für die spezifische Ausgestaltung des <strong>IFL</strong> vor Ort verantwortlich<br />

und wollen <strong>IFL</strong> als Idee eines internationalen und intergenerativen <strong>Freiwilligendienste</strong>s<br />

auch im nationalen Kontext verbreiten. Die wenigen, durch die Evaluation erreichten<br />

Einatzstellen haben von den Trägern (oder über die Partnerorganisationen) jedoch kaum<br />

19 Quelle: Diskussion 1. Workshop (Praxisebene) in Bonn, im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

20 Quelle: Interne Statistische Daten der <strong>IFL</strong>: „Auswertung_Incoming_Outgoing“ Stand Oktober 2007<br />

21 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen-Interviews mit Einsatzstellenvertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

16


Informationen über <strong>IFL</strong> als spezifisches Freiwilligenprogramm erhalten. Sie wussten teilweise<br />

bis zu den Workshops nichts über <strong>IFL</strong>. Von Trägerseite wurde lediglich kommuniziert, dass<br />

nun auch ältere Freiwillige entsendet werden.<br />

Den Partnerorganisationen ist <strong>IFL</strong> besser, wenn auch nicht vollständig bekannt. Wie die die<br />

Einsatzstellen sehen sie sich ebenfalls als Multiplikator/innen der <strong>IFL</strong>-Idee. Auch sie sind an<br />

Informationen und Evaluationsergebnissen der <strong>IFL</strong> sehr interessiert, nicht zuletzt weil sie<br />

eine Chance darin sehen, <strong>IFL</strong>-Freiwillige im eigenen Land zu gewinnen, auch wenn kulturspezifische<br />

Vorbehalte gegenüber freiwilligem Engagement dies schwierig machen. Zudem<br />

sehen sich die Partnerorganisationen als (kulturelle) Mittler/innen zwischen Träger, Freiwilligen<br />

und Einsatzstelle, sowie als deren Ansprechpartner/innen und Begleiter/innen. Daneben<br />

sehen sie sich für einen reibungslosen und mit den Zielen konformen Ablauf des <strong>IFL</strong> verantwortlich.<br />

Für die Einsatzstellen bedeutet die Aufnahme von Freiwilligen egal welchen Alters, zunächst<br />

ein Mehraufwand. Sie müssen Zeit und Personal für die Einführung und Begleitung investieren<br />

und profitieren nicht von vornherein von der unentgeltlichen Mitarbeit. Während Jüngere<br />

vor allem frischen Wind in die Einsatzstellen bringen, wird von Mittleren und Älteren erwartet,<br />

dass sie ihre Potenziale einbringen, so dass <strong>IFL</strong> auch für einen Erfahrungs- und Methodenaustausch<br />

genutzt werden kann.<br />

Berufs- und lebenserfahrene Freiwilligen werden letztendlich als Gewinn wahrgenommen, da<br />

sie professionelle und kompetente Impulse in die Einsatzstelle einbringen. Das bringt jedoch<br />

auch Probleme für die Einsatzstelle mit sich. Hauptamtliche Mitarbeiter/innen befürchten<br />

durch die mittleren und älteren Freiwilligen eine Art Konkurrenz oder gar den Verlust ihres<br />

Arbeitsplatzes. Für die Einsatzstelle ist es schwierig (zusätzliche) Aufgaben zu schaffen, die<br />

auch von Mittleren und Älteren als sinnvoll und nutzbringend erlebt werden und dennoch<br />

nicht in den Kompetenzbereich der Hauptamtlichen eingreifen. Träger fordern, dass Einsatzstellen<br />

Freiwillige aufnehmen sollten, um den interkulturellen Austausch zu fördern und nicht<br />

um eine Arbeitskraft zu erhalten.<br />

2.4 Die Bedeutung für die Zivilgesellschaft<br />

2.4.1 <strong>IFL</strong>-Freiwillige als Akteur/innen der Zivilgesellschaft<br />

„Die Träger achten darauf, „dass ausgewählte Freiwillige nicht nur aus Spaß am Ausland<br />

weggehen, oder um vor einer privat problematischen Situation zu flüchten, sondern glaubhaft<br />

soziales Engagement mitbringen“ (eine/e Trägervertreter/in)<br />

„Wir haben eine sehr lebendige Ehemaligenarbeit, das ist glaube ich schon auch ne Form<br />

der Anerkennung, dass die dann auch in ihrem Engagement weitergefördert werden.“ (ein/e<br />

Trägervertreter/in) 22<br />

Für die Zivilgesellschaft haben die <strong>IFL</strong>, das wird von allen Seiten so beschrieben, insbesondere<br />

die Bedeutung kulturelle Offenheit und interkulturelle Kommunikation anzuregen. Zudem<br />

unterstützen sie ein offeneres Miteinander der Generationen, da altersspezifische Rollenzuschreibungen<br />

durch die Thematisierung intergenerativer Aspekte durchbrochen und<br />

während des Einsatzes hinterfragt werden. Vereinzelt wird <strong>IFL</strong> außerdem als Möglichkeit<br />

wahrgenommen, Geschlechtergerechtigkeit zu fördern, indem beispielsweise Freiwillige nur<br />

an Einsatzstellen vermittelt werden die gendersensibel agieren, sowie durch die Unterstützung<br />

von Frauenprojekten. Durch die unterschiedlichen Lernprozesse in den <strong>IFL</strong> werden<br />

Toleranz, Reflexion des eigenen Verhaltens, ein global-politisches Bewusstsein, sowie die<br />

internationale Vernetzung bei Trägern, Freiwilligen und Einsatzstellen angestoßen.<br />

22 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Trägervertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

17


Hinsichtlich der zivilgesellschaftlichen Effekte der <strong>IFL</strong> wird insgesamt problematisiert, dass<br />

<strong>IFL</strong> zu wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, zu wenig öffentlich ist. Um den öffentlichen<br />

Diskurs um Toleranz und Interkulturalität mitbestimmen zu können, müssten die<br />

intergenerativen Leistungen des <strong>IFL</strong>, sowie die konkreten Erfahrungen der Freiwilligen sehr<br />

viel sichtbarer dargestellt werden.<br />

Freiwillige werden hinsichtlich zivilgesellschaftlicher Prozesse als Multiplikator/innen einer<br />

interkulturellen Idee und globalen Lernens wahrgenommen. Ihnen wird die Rolle der Botschafter/innen<br />

des freiwilligen Engagements zugewiesen, die ihre Erfahrungen im <strong>IFL</strong> in die<br />

deutsche Gesellschaft einbringen können. So auch intergenerative Kompetenzen, die es<br />

ihnen ermöglichen, die Kommunikation mit anderen Generationen als Gleichwertige, auf Augenhöhe<br />

zu führen. Von Trägerseite wird der Einfluss auf zivilgesellschaftliche Prozesse insbesondere<br />

auf die Outgoings nach ihrer Rückkehr in Deutschland bezogen, nicht auf die Incomings<br />

in Deutschland und in ihrem Heimatland. Als Potenzial der Outgoings wird die Herkunft<br />

aus einer anderen Kultur gesehen, die dadurch neue Impulse in die Kultur des Einsatzlandes<br />

einbringen können. Freiwillige beschreiben selbst, wie sie beispielsweise durch Hinweise<br />

auf Umweltschutz, ökologisches Verhalten vor Ort angeregt haben. Wurde Freiwilligen<br />

während ihres <strong>IFL</strong> eine Reflexion der Geschlechterrollen ermöglicht, so haben sie sich auch<br />

nach ihrer Rückkehr weiter damit auseinandergesetzt und für sich und andere entsprechende<br />

Lernprozesse angestoßen.<br />

<strong>IFL</strong> regt die Freiwilligen konkret dazu an, sich für interkulturelle und globale Belange einzusetzen.<br />

<strong>IFL</strong> wirkt als Motivationsschub sich auch über den Freiwilligendienst hinaus zu engagieren,<br />

bzw. weiter zu engagieren. Für jüngere Outgoings und die Incomings ist <strong>IFL</strong> meist<br />

das erste Engagement, das sie nach ihrer Rückkehr fortführen wollen. Mittlere und ältere<br />

Outgoings waren schon vor <strong>IFL</strong> freiwillig tätig und wollen diese Aktivitäten nach ihrem Freiwilligendienst<br />

(verstärkt) fortsetzen. Incomings planen ihr berufliches Know-How mit ihrem<br />

Engagement zu verbinden, während Outgoings eher außerhalb ihres beruflichen Kontextes<br />

aktiv werden wollen. Outgoings bleiben oft ihrer Entsendeorganisation treu, engagieren sich<br />

in der Begleitung der Freiwilligen, oder der Öffentlichkeitsarbeit. Träger unterstützen und<br />

fördern diese Aktivitäten jenseits des <strong>IFL</strong>. Sie weisen die Freiwilligen daraufhin, dass einen<br />

<strong>IFL</strong> zu machen auch bedeutet langfristig Verantwortung zu übernehmen, sie zeigen in den<br />

Nachbereitungsseminaren verschiedenste Engagementmöglichkeiten, wie die Mitarbeit in<br />

Ländergruppen oder entwicklungspolitischer Bildungsarbeit auf. Die Träger verstehen sich<br />

selbst als zivilgesellschaftliche Organisationen.<br />

Ebenso sehen sich die ausländischen Einsatzstellen und Partnerorganisationen als Akteur/innen<br />

der Zivilgesellschaft, die auch innerhalb ihrer Organisationen zivilgesellschaftliche<br />

Regeln wie flache Hierarchien und Aushandlungsprozesse praktizieren. Das Engagement<br />

der Freiwilligen hat zudem, so die Einschätzung der Einsatzstellen vielerlei Auswirkungen<br />

auf die Zivilgesellschaft. Ihr Engagement kommt benachteiligten Nutzer/innen zugute, denen<br />

gegenüber sie gleichzeitig eine advokarische Rolle einnehmen, indem sie sich für ihre Belange<br />

einsetzen. Zudem führt der Austausch von Freiwilligen mit Mitarbeiter/innen und Nutzer/innen<br />

zu einem gegenseitigen Hinterfragen kultureller Selbstverständlichkeiten. Konkrete<br />

Projekte und Aktivitäten der Freiwilligen, sowie ihre Kontakte vor Ort, haben Auswirkungen<br />

auf die unmittelbare Umgebung und stoßen das Nachdenken über die eigene Kultur, über<br />

eigenes, beispielsweise unökologisches Verhalten an. Schwieriger ist es, in Ländern Asiens<br />

und Lateinamerikas die Freiwilligenidee zu implementieren. Trotz den Erfahrungen mit und<br />

den Kontakten zu den Freiwilligen, wird das Interesse an freiwilligem Engagement kaum geweckt.<br />

<strong>Freiwilligendienste</strong> sind wenig akzeptiert und es wirkt für viele befremdlich, dass jemand<br />

unentgeltlich arbeitet. Engagement ist in diesen Ländern, so die Partnerorganisationen,<br />

eher Sache der Oberschicht. Nur wer finanzielle ausreichend abgesichert ist, setzt sich<br />

für gesellschaftliche Belange ein. Einen Freiwilligendienst im Ausland können sich nur wenige<br />

leisten.<br />

18


2.5 Fazit<br />

Soll <strong>IFL</strong> Bestand haben, attraktiv sein und zivilgesellschaftliche Prozesse mitbestimmen, so<br />

braucht es ein spezifisches Profil, das durch seine Charakteristiken „besticht“. Welche Inhalte<br />

<strong>IFL</strong> als spezifisches Programm erfordert ist jedoch noch nicht zufriedenstellend und einvernehmlich<br />

geklärt worden. Es erstaunt, dass dies insbesondere von der Identitätsfrage der<br />

Träger behindert wird. Denn schließlich wurde bereits im Projektantrag formuliert: „Den teilnehmenden<br />

Organisationen ist daran gelegen, dass das Modellvorhaben sich von den bisherigen<br />

angebotenen internationalen <strong>Freiwilligendienste</strong>n unterscheidet. Relevanter als die<br />

Indentifikation mit der versendenden Organisation ist den teilnehmenden Trägern daher die<br />

Identifikation mit dem Modellvorhaben“ 23 . Es scheint notwendig, neben der Bestimmung eines<br />

<strong>IFL</strong>-Profils auch die Identitätsfrage der Träger offen weiter zu diskutieren, jedoch mit<br />

dem Ziel, <strong>IFL</strong> zu profilieren. Die Rückmeldungen der Einsatzstellen und Partnerorganisationen<br />

wie auch der Freiwilligen zeigen, dass sie <strong>IFL</strong> nicht nur als Finanzierungsprogramm<br />

wahrnehmen (wollen), sie wollen sich dafür stark machen, sich damit genauso identifizieren<br />

können, wie mit der Entsendeorganisation. Einsatzstellen müssen sehr viel besser über <strong>IFL</strong><br />

informiert werden. Hier scheinen zudem Ressourcen nicht genutzt zu werden: wenn Einsatzstellen<br />

sich für eine <strong>IFL</strong>-spezifische Ausgestaltung des Freiwilligeneinsatzes verantwortlich<br />

fühlen, sollten sie auch, mit ihren spezifischen Kompetenzen in programmatische Überlegungen<br />

einbezogen werden.<br />

Für alle Freiwilligen egal welchen Alters steht das Lernen während ihres <strong>IFL</strong>, anders als im<br />

Projektantrag befürchtet 24 , im Vordergrund. Auch die biografische Motivation der Älteren unterscheidet<br />

sich wenig von der der Jüngeren, und die Mittleren wollen nicht flüchten 25 , sondern<br />

eine Pause machen.<br />

Das durch Seminareinheiten oder Projekte initiierte intergenerative Lernen sollte unbedingt,<br />

das zeigen die positiven Rückmeldungen, als Spezifikum der <strong>IFL</strong> beibehalten werden. Intergenerative<br />

Aspekte und insbesondere Gender-Aspekte werden allerdings noch zu wenig als<br />

interkulturelle Lernfelder genutzt. Interkulturelles Lernen wird auf der Folie des kulturspezifischen<br />

Generationenverhältnisses, wie auch des Geschlechterverhältnisses greifbarer. Zu<br />

bedenken ist, dass sich die Freiwilligen hierbei in einem Spannungsverhältnis bewegen, zwischen<br />

der Erwartung innerhalb der Freiwilligengruppe als Gleichwertige zu kommunizieren<br />

und im Einsatz mit eventuell hierarchischen Generationenverhältnissen umgehen zu müssen.<br />

Gleichzeitig sind sie hinsichtlich Gender mit dem Spannungsverhältnis zwischen sich an<br />

kulturspezifische Geschlechterrollenerwartungen anzupassen und sich selbst bleiben zu wollen<br />

konfrontiert, was ebenfalls der Bearbeitung bedarf.<br />

Neben der Wahrnehmung als „typisches Frauenangebot“ führt vermutlich insbesondere der<br />

befürchtete Karriereknick der Outgoings dazu, dass sich sehr viel mehr deutsche Frauen in<br />

einem <strong>IFL</strong> engagieren. Entsprechend führt der erwartete Karrierepush für Incomings zu einem<br />

höheren Männeranteil. Um <strong>IFL</strong> für alle interessant zu machen, ihn quantitativ geschlechtergerechter<br />

zu gestalten und gleichzeitig den Wert von <strong>IFL</strong> aufzuzeigen, ist eine verstärkte<br />

Lobbyarbeit bei Wirtschafts- Berufsverbänden und an Universitäten notwendig, die<br />

den Kompetenzerwerb durch <strong>IFL</strong> hervorhebt. Auch von Trägerseite wird Geschlecht eher<br />

stereotypisierend gedeutet, was nicht zuletzt die Annahme „<strong>IFL</strong> ist ein Frauenangebot“ zeigt.<br />

Zu hinterfragen bleibt, ob Frauen in den <strong>IFL</strong> als Norm und Männer als die Ausnahme, bzw.<br />

als besondere Männer wahrgenommen werden, was ebenso dazu führen kann, dass Frauen<br />

sich von <strong>IFL</strong> mehr angesprochen fühlen.<br />

23 Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.19<br />

24 Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.14<br />

25 Vgl. ebd.<br />

19


Um zivilgesellschaftliche Diskurse beeinflussen zu können, muss <strong>IFL</strong> als spezifisches Programm<br />

sehr viel öffentlicher werden. Bisher liegt der Fokus des zivilgesellschaftlichen Einflusses<br />

sehr auf den deutschen Freiwilligen in Deutschland, jedoch auch die Träger sollten<br />

sich als zivilgesellschaftliche Akteur/innen begreifen, die Zivilgesellschaft mitgestalten. Zudem<br />

bleibt der Einfluss der Outgoings vor Ort, sowie der Incomings in Deutschland wie ihrem<br />

Heimatland bisher recht unbeachtet, anders als im Projektantrag formuliert 26 . All diese Faktoren<br />

können für mehr Öffentlichkeit genutzt werden. Zudem sollte Zivilgesellschaft und der<br />

Sinn von Engagement auch verstärkt mit den Freiwilligen thematisiert werden. Wird die<br />

Sinnhaftigkeit von Engagement verstanden, fördert es auch die Bereitschaft, den Wunsch<br />

nach weiterführendem Engagement umzusetzen. Dadurch, dass der Fokus zu sehr auf Outgoings<br />

in Deutschland gerichtet ist – auch der Projektantrag hat mehr die deutsche Zivilgesellschaft<br />

im Blick 27 -, wird die Ressource, die die Incomings darstellen wenig beachtet. Auch<br />

Incomings sollten nach ihrer Rückkehr weiter eingebunden werden, sie könnten als Mentor/innen<br />

oder <strong>IFL</strong>-Berater/innen aktiv werden, die Akquise der Freiwilligen sowie deren Vorbereitung<br />

unterstützen, und nicht zuletzt für <strong>IFL</strong> werben.<br />

3 Die konkrete <strong>IFL</strong>-Praxis<br />

3.1 Vor dem <strong>IFL</strong><br />

3.1.1 Potenzielle <strong>IFL</strong> Freiwillige<br />

„Da gehört ein bestimmtes Lern- oder Bildungsverständnis dahinter und womit eine ziemlich<br />

große Menge in Deutschland davon nicht angesprochen werden.“ (eine Mitarbeiter/in der Koordinierungsstelle)<br />

28<br />

Träger und Einsatzstellen erwarten von Freiwilligen Offenheit und Flexibilität bezüglich kultureller<br />

Unterschiede und Motivation bzw. Idealismus sich zu engagieren aber keine spezifischen<br />

Kenntnisse meist auch keine Sprachkenntnisse. Freiwillige sollen sich zudem mit <strong>IFL</strong><br />

nicht beruflich weiterbilden oder einen etwas anderen Urlaub machen wollen.<br />

Die Akquise der Outgoing-Freiwilligen erfolgt bei den Trägern nach erprobten Mustern anderer<br />

<strong>Freiwilligendienste</strong>. Immer wieder fragen Interessierte auch direkt bei der Koordinierungsstelle<br />

an, die sie dann an die Träger verweist. Die Gewinnung mittlere und älterer Freiwilliger<br />

ist zeitaufwändiger. Ältere brauchen eine lange Vorlaufzeit, um sich für einen <strong>IFL</strong> zu<br />

entscheiden. Sie haben einen sehr viel größeren und konkreteren Informationsbedarf als die<br />

Jüngeren und müssen zudem rund um Beruf und Familie mehr organisieren, um sich einen<br />

<strong>IFL</strong> zu ermöglichen. Deshalb schlägt ein Träger eine/n spezifische/n Ansprechpartner/in für<br />

Ältere vor.<br />

Die Akquise der Incoming-Freiwilligen liegt meist in der Verantwortung der Partnerorganisationen<br />

im Heimatland der Freiwilligen, der fehlende direkte Kontakt zu den Trägern macht die<br />

Gewinnung und Auswahl „passender“ Freiwilliger schwierig. Ob hier Ältere ebenso wie in<br />

Deutschland eine längere Entscheidungszeit brauchen als Jüngere wurde nicht deutlich.<br />

Erreicht werden durch das Angebot der <strong>IFL</strong> insbesondere deutsche Frauen oder ausländische<br />

Männer und Frauen mit einem höheren Bildungsabschluss sowie Berufstätige aus dem<br />

sozialen Bereich.<br />

26 Vgl. ebd. S. 8-12<br />

27 Vgl.: Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S. 8-12<br />

28 Quelle: Leitfadengestützes Gruppeninterview mit dem Team der Koordinierungsstelle, im Rahmen der Zusatzevaluation.<br />

20


Freiwillige, hier wieder insbesondere die Mittleren und Älteren, wollen umfassend über mögliche<br />

Einsatzstellen informiert werden, über Regeln sowie ihre Aufgaben, Rechte und Pflichten<br />

vor Ort. Das wird auch von Einsatzstellen angemahnt. Bewährt hat sich der direkte Kontakt<br />

zwischen Einsatzstelle und Freiwilligen, dort wo das praktiziert wird. So können gegenseitige<br />

Erwartungen unmittelbar abgeklärt werden und Einsatzstelle und Freiwillige besser<br />

aufeinander abgestimmt werden. Kommt es nicht zu diesem Vorabkontakt, wird vereinzelt<br />

die mangelhafte Passung von Einsatzstelle und Freiwilligen kritisiert. Einsatzstellen würden<br />

sich auf diesem Hintergrund gerne an der Auswahl der Freiwilligen beteiligen.<br />

3.1.2 Die Vorbereitung der angehenden Freiwilligen<br />

„Die Vorbereitung war sehr lebensecht.“ (ein/e Freiwillige/r) 29<br />

Einsatzstellen und Partnerorganisationen erwarten, dass die Freiwilligen intensiv auf kulturelle<br />

Gegebenheiten und die Einsatzstelle vorbereitet werden, um sich auf die sozialen Realitäten<br />

vor Ort einstellen zu können. Gleichzeitig heben sie die sehr gute Vorbereitung durch<br />

deutsche Träger hervor.<br />

Freiwillige plädieren zudem – auf dem Hintergrund ihrer teils problematischen Erfahrungen<br />

mit fehlenden Sprachkenntnissen – für eine gute sprachliche Vorbereitung, was Incomings<br />

als ihre eigene Pflicht ansehen, Outgoings eher als notwendiges Angebot von Trägern oder<br />

Einsatzstellen. Träger thematisieren sprachliche Vorbereitung oder Voraussetzungen nur<br />

vereinzelt, Einsatzstellen sehen in mangelhaften Verständigungsmöglichkeiten kein Problem.<br />

Dem widerspricht die Einschätzung von Trägern und Einsatzstellen, wie sei auf eine Workshop<br />

diskutiert wurden, dass Sprache die Voraussetzung für einen gelingenden Dienst und<br />

kulturelles Lernen sei.<br />

Weitere Aspekte einer guten Vorbereitung sollten die Absprachen von Rechten und Pflichten<br />

aller Beteiligten sein, so wurde das auch auf einem Workshop angesprochen, was auch eine<br />

vertragliche Vereinbarung mit den Freiwilligen beinhaltet.<br />

Die Incoming Vorbereitung im Heimatland gelingt dann, wenn schon langerprobte Kooperationen<br />

mit Partnerorganisationen bestehen, so dass beide Seiten sich gegenseitig realistisch<br />

einschätzen können. Hier ist es dann einfach Erwartungen und Konzepte auszutauschen<br />

sowie Absprachen zu treffen, um sicherzustellen, dass die Freiwilligen ähnlich gut vorbereitet<br />

werden.<br />

Mangels entsprechender Zusammenarbeit, oder wenn nur einzelne Freiwillige aus einem<br />

Land kommen, können die meisten Incomings nicht vor der Entsendung auf ihren <strong>IFL</strong> vorbereitet<br />

werden. Träger lösen dieses Problem so, dass sie den Freiwilligen gleich nach ihrer<br />

Ankunft in Deutschland (die zeitgleich stattfindet) ein Vorbereitungsseminar anbieten.<br />

Die Vorbereitung der Outgoings geschieht in teils mehreren, mehrtägigen Seminaren durch<br />

die Träger in Deutschland. Die Freiwilligen empfinden diese Vorbereitung als sehr unterstützend<br />

und im Nachhinein als realistisch und notwendig, gerade im Hinblick auf kulturelle<br />

Normen und Regeln. Gleichzeitig wird deutlich, dass nicht alle Träger eine spezifische <strong>IFL</strong>-<br />

Vorbereitung durchführen und intergenerative Aspekte thematisieren. Wird das gemacht,<br />

profitieren die Freiwilligen nach eigenen Angaben sehr davon. Freiwillige wollen sich außerdem<br />

mit kulturspezifischen Geschlechterrollen und –regeln auseinandersetzen und auf Konfliktsituationen<br />

vorbereitet werden, die durch ein divergierendes Geschlechterverständnis<br />

hervorgerufen werden können. Zudem sollten in diesen Seminaren der Umgang mit Rassismus<br />

vor Ort erörtert werden.<br />

Träger weisen einerseits darauf hin, dass es in den Vorbereitungsseminaren wichtig sei auf<br />

die Bedürfnisse der Älteren nach mehr Informationen und mehr Transparenz einzugehen.<br />

Gleichzeitig wird von den Mittleren und Älteren erwartet, dass sie sich (aktiv) in die „junge“<br />

29 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

21


Gruppe integrieren, die Jüngeren werden als die Norm wahrgenommen, die Mittleren und<br />

Älteren als die Ausnahme, die sich entsprechend anpassen müssen. 30<br />

3.2 Während des <strong>IFL</strong><br />

3.2.1 Das Engagement in der Einsatzstelle<br />

„Ich habe mit behinderten Kindern gearbeitet. Einige singen gern, aber sie singen ohne Musik<br />

Instrument. Als sie wussten, dass ich Gitarre spiele, wir haben zusammen gespielt und<br />

gesungen. Sie waren sehr zufrieden mit mir. Jemand hat mir Essen vorbereitet. Ein Anderer<br />

Saft, und ein Anderer hat mir seine Gitarre ausgeliehen. Sie haben mich sehr glücklich gemacht.“<br />

(Ein/e Incoming beschreibt das Highlight ihres/seines <strong>IFL</strong>) 31<br />

Die Freiwilligen berichten von großen sprachlichen Schwierigkeiten zu Beginn ihres <strong>IFL</strong> in<br />

der Einsatzstelle. Sie haben Probleme sich zu verständigen und Situationen richtig einschätzen<br />

zu können. Entsprechend ist der Beginn oft geprägt von Unsicherheit, Einsamkeit und<br />

einem Kulturschock. Sie machen zudem die Erfahrung, dass manche Einsatzstellen ihnen<br />

nicht die Gelegenheit und freie Zeit geben, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern oder<br />

einen Sprachkurs zu besuchen. Im Gegensatz dazu geben die Einsatzstellen an, es sei für<br />

sie selbstverständlich, den Freiwilligen den Besuch eines Sprachkurses zu ermöglichen.<br />

Aufgaben werden in einigen Einsatzstellen altersspezifisch und entsprechend des Erfahrungshintergrunds<br />

der Freiwilligen zugewiesen. Dabei, das ist den Trägern wichtig, sollte<br />

auch beachtet werden, dass die Tätigkeiten für die Freiwilligen Lernerfahrungen beinhalten<br />

und sinnvoll erscheinen. Freiwillige favorisieren zudem, dass Aufgaben und Rahmenbedingungen<br />

des Engagements, sowie ihre Rechte und Pflichten bezüglich (un)möglicher Aufgabenübernahme<br />

(wie beispielsweise Nachtdienste) durch eine Vereinbarung zwischen<br />

Einsatzstellen und Freiwilligen klar geregelt werden. Diesbezüglich äußern insbesondere die<br />

Incomings große Unsicherheiten. Sie erleben es als positiv, Verantwortung übernehmen zu<br />

können, jedoch nur solange das für sie keine Überforderung darstellt. Sie haben zudem oft<br />

das Gefühl alle Aufgaben übernehmen zu müssen die an sie herangetragen werden und<br />

wissen nicht genau wie wann und ob sie diese ablehnen dürfen.<br />

Freiwillige betonen, dass für sie Anerkennung ihres Engagements nicht im Vordergrund<br />

steht, bemängeln aber, wenn die Einsatzstelle gar nicht auf ihre geleistete Arbeit reagiert und<br />

heben regelmäßiges Feedback als unterstützend hervor. Gleichzeitig erleben sie Lob, Bestätigung<br />

und seitens der Einsatzstelle wahrgenommene Erfolgserlebnisse als Höhepunkte ihrer<br />

Einsatzzeit. Die Jüngeren geben an, auf Anerkennung geradezu angewiesen zu sein. Zudem<br />

schätzen alle Freiwilligen die Anerkennung durch die Nutzer/innen.<br />

Interessanterweise halten die Einsatzstellen formelle wie informelle Anerkennungsformen für<br />

äußerst relevant und setzen das entsprechend in der Praxis um. Während die Träger Anerkennung<br />

nicht als Standard diskutieren oder fordern.<br />

In einigen Einsatzstellen ist die Eigeninitiative der Freiwilligen nicht erwünscht. Vor allem<br />

eine hierarchische Organisationskultur sowie informelle, für die Freiwilligen nicht transparente<br />

Regeln, verhindern, dass Freiwillige ihre Potenziale einbringen und an Arbeits- und Teamprozessen<br />

wirklich teilhaben können. Hier passt es dann auch, wenn einige Träger fordern,<br />

dass sich Freiwillige der Einsatzstelle anpassen müssten.<br />

30 Zu diesem Ergebnis kommt auch Caroline Schmiedel in ihrer Diplomarbeit: „Intergenerationelles Lernen – im<br />

Rahmen des lebenslangen Lernens – am Beispiel des <strong>Internationale</strong>n <strong>Freiwilligendienste</strong>s für unterschiedliche<br />

Lebensphasen (<strong>IFL</strong>-Programm)“, Berlin 2007. Sie stellt fest, dass sich der Minderheitenstatus der Älteren negativ<br />

auf intergeneratives Lernen auswirkt.<br />

31 Quelle: Schriftliche Highlight-Geschichten der Freiwilligen; 1.Workshop (Praxisebene) in Bonn, im Rahmen der<br />

Zusatzevaluation<br />

22


3.2.2 Begleitung vor Ort<br />

„Es muss jemand an Ort und Stelle sein und die einfachsten Dinge die auch das Haus anbieten<br />

muss, die müssen geregelt sein und das war hier leider nicht“ (eine/e Freiwillige/r) 32<br />

„Eine feste Begleitung ist ganz, ganz wichtig, egal welches Alter“ (eine Einsatzstellenvertreterin)<br />

„Natürlich braucht diese psychische Unterstützung, also damit einfach diese Schock, diese<br />

kulturelle Schock, diese allein zu sein, weit weg von Familie und Freunde.“ (eine Einsatzstellenvertreter/in)<br />

33<br />

Für Träger, Einsatzstellen und Freiwillige ist eine gelingende Begleitung des <strong>IFL</strong> vor Ort ein<br />

großes, wichtiges und viel diskutiertes Thema. Die Begleitung soll Freiwilligen das Einfinden<br />

in den Alltag der fremden Kultur erleichtern, sie ermutigen, ihnen Orientierung in der Einsatzstelle<br />

geben und Möglichkeiten für Reflexion und Problemlösungen bieten. Entsprechend<br />

bewerten die Träger die Begleitung vor Ort als „essentiell“ und die Freiwilligen thematisieren<br />

ihre konkreten Erfahrungen mit und Wünsche an die Begleitung auf vielfältige Weise.<br />

Träger stellen entweder eine beim Träger in Deutschland angesiedelte Ansprechperson und/<br />

oder kümmern sich um eine Ansprechpersonen vor Ort. Sie machen dabei die Erfahrung,<br />

dass Ältere und Mittlere weniger Begleitung brauchen als Jüngere und dass der Kontakt zu<br />

Incomings durch die räumliche Nähe einfacher ist. Freiwillige erleben die Begleitung durch<br />

die Träger oder durch persönliche Ansprechpersonen, insbesondere Mentor/innen, als äußerst<br />

positiv, weniger gut beurteilen sie die Begleitung durch Partnerorganisationen vor Ort<br />

(auch in Deutschland). Im Widerspruch dazu steht die diesbezügliche Einschätzung der Träger,<br />

die die Begleitung durch Partnerorganisationen als sehr erfolgreich bewerten.<br />

Träger erwarten von den Einsatzstellen, dass sie die Freiwilligen angemessen anleiten, überlassen<br />

es ihnen aber, wie sie die Begleitung organisieren und ausgestalten. Lediglich ein<br />

Träger hat für seine Einsatzstellen ein entsprechendes Begleitungskonzept ausgearbeitet.<br />

Andere regen an, die begleitenden Personen durch die Träger zu schulen, um eine gute Anleitung<br />

zu gewährleisten. Sie halten insbesondere ein regelmäßiges Feedback für die Freiwilligen<br />

als relevant, dabei sollte jedoch der kulturspezifische Umgang mit Kritik beachtet werden.<br />

Die Einsatzstellen fühlen sich für eine gute Begleitung, die fachliche Einführung, die psychische<br />

Unterstützung, sowie die Freizeitgestaltung und das Initiieren von Privatkontakten verantwortlich.<br />

Sie benennen dafür, nach eigenen Aussagen, eine feste Ansprechperson, die<br />

die Freiwilligen gerade in der Eingewöhnungszeit unterstützt. Bewährt hat sich aus Einsatzstellensicht,<br />

wenn Freiwillige immer mit einer hauptamtlichen Fachkraft zusammenarbeiten.<br />

Zudem verhindern regelmäßige Gespräche und eine klare Aufgabenverteilung, dass zwischen<br />

den Mitarbeiter/innen und den Freiwilligen Konkurrenzen entstehen.<br />

Viele Freiwillige erleben die Begleitung in den Einsatzstellen jedoch als unzureichend. Sie<br />

bemängeln (sprachliche) Verständigungsschwierigkeiten, unregelmäßige oder nur informelle<br />

Gespräche, unklare Aufgabenzuweisung und die fehlende fachliche Einführung. Positiv wurde<br />

die Begleitung dann erlebt, wenn es regelmäßige Reflexionsgespräche mit einer konkreten<br />

Ansprechperson gab, sie dem Team vorgestellt und in das Team integriert wurden. Zudem<br />

war es für Engagement sehr hilfreich, das Konzept und die Ziele der Einsatzstelle eingeführt<br />

zu werden. Freiwillige favorisieren ein Begleitungsmodell, das die fachliche Anleitung<br />

in der Einsatzstelle und eine zusätzliche Begleitung durch eine/n Mentor/in beinhaltet.<br />

Als äußerst unterstützend bewerten die Freiwilligen denn auch die Begleitung durch eine<br />

Mentor/in oder Pat/in, die weder der Einsatzstelle noch der Trägerorganisation angehört,<br />

aber beide kennt, und ein spezielles Vertrauensverhältnis gewährleistet, bei Konflikten mit<br />

32 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

33 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Einsatzstellenvertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

23


Einatzstelle oder Träger vermitteln kann und die Freiwilligen hinsichtlich ihrer Freizeitgestaltung<br />

unterstützt. Mentor/innen werden seitens der Freiwilligen als wichtigste Bezugsperson<br />

erlebt, die es ihnen ermöglicht den (fremden) Alltag kennenzulernen und Kontakt zu einheimischen<br />

Familien zu bekommen und Interessensgruppen zu bekommen. Im Bereich der Incomings<br />

wurde auch von Trägerseite die Betreuung durch Mentor/innen als sehr erfolgreich<br />

eingeschätzt. Allerdings nehmen Freiwillige, die in den Einatzstellen eine vertrauensvolle<br />

Beziehung aufbauen können, das Mentor/innenangebot nicht mehr wahr. Problematisiert<br />

wird von einigen Trägern zudem, dass das Mentor/innenmodell sehr aufwändig und deshalb<br />

wenig praktikabel sei. Um eine gute Betreuung zu gewährleisten müssten auch Mentor/innen<br />

vorbereitet und begleitet werden. Vorgeschlagen wird, ehemalige Freiwillige als Mentor/innen<br />

einzusetzen. Diese Aufgabe würden Outgoingfreiwillige auch gerne übernehmen. Hier wird<br />

zudem angeregt, die Mentor/innen nicht an den Träger zu binden, sondern an <strong>IFL</strong>.<br />

Freiwillige, die die Begleitung ihres <strong>Freiwilligendienste</strong>s außerhalb der Seminare als mangelhaft<br />

erleben, nutzen den Kontakt zu und Austausch mit anderen Freiwilligen um sich gegenseitig<br />

zu unterstützen, was sie durchaus als eine gute Möglichkeit der Begleitung empfinden.<br />

3.2.3 Begleitseminare<br />

„Ay son buenissimos“ (ein/e Freiwillige/r über die Begleitseminare) 34<br />

Träger oder von den Trägern beauftragte Partnerorganisationen bieten für die Freiwillige<br />

während ihres <strong>IFL</strong> Seminare an, um eine Reflexion des <strong>Freiwilligendienste</strong>s zu ermöglichen<br />

und den Austausch der Freiwilligen untereinander zu fördern. Hierbei liegt der Fokus für einige<br />

auf interkulturellen Lernerfahrungen und nur bei wenigen auf der Thematisierung intergenerativer<br />

Aspekte. Die Träger verfügen hinsichtlich der Seminargestaltung über durchdachte<br />

Konzepte, die sich aber weniger auf <strong>IFL</strong> beziehen, sondern vielmehr trägerspezifisch sind.<br />

Alle betonen die Wichtigkeit regelmäßiger Seminare.<br />

Die Freiwilligen erleben die Begleitseminare als unverzichtbare Auszeit von der Einsatzstelle,<br />

als Meilensteine während ihres <strong>IFL</strong> und als großen Motivationsschub. Sie bieten ihnen den<br />

notwendigen Raum, um ihre Erfahrungen zu reflektieren und verdeutlichen die Sinnhaftigkeit<br />

ihres Engagements. Zudem heben die Freiwilligen den Kontakt zu anderen Freiwilligen und<br />

den Austausch untereinander als besonders bedeutsam hervor.<br />

Thematisch werden die Seminare nicht immer den Bedürfnissen der Freiwilligen gerecht.<br />

Sind intergenerative Aspekte Inhalt von Seminaren wird das von allen als sehr bereichernd<br />

und relevant erlebt, auch die Einsatzstellen profitieren davon. Wesentlich ist hier einerseits<br />

die Auseinandersetzung bzw. der Dialog innerhalb der Seminargruppe zwischen den Jüngeren,<br />

Mittleren und Älteren mit ihren je spezifischen Erfahrungen und Sichtweisen. Andererseits<br />

ist auch das kulturspezifische Generationenverhältnis, mit denen die Freiwilligen in ihrem<br />

Einsatz unmittelbar konfrontiert sind, wie beispielsweise Kompetenz- und Autoritätszuschreibungen<br />

qua Alter, respektvoller Umgang mit Älteren und respektloser Umgang mit<br />

Kindern, von großer Wichtigkeit. Ebenso wird die Thematisierung und Reflexion kulturspezifischer<br />

Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischer Regeln als bedeutsam erlebt; erfolgt<br />

das nicht, wird das von Freiwilligenseite bemängelt. Dabei wird die Sensibilisierung für die<br />

eigenen (stereotypen) Bilder von Geschlecht, sowie der angemessene Umgang mit dem<br />

Spannungsfeld zwischen sich kulturellen Restriktionen anpassen und sich selbst zu bleiben<br />

sehr positiv bewertet. In den Seminaren fehlen jedoch Elemente, die es den Freiwilligen ermöglich<br />

sich bewusst mit der Bedeutung des <strong>IFL</strong> für die Zivilgesellschaft (auch vor Ort) auseinander<br />

zu setzen.<br />

Einsatzstellen befürworten, dass in den Begleitseminaren intergenerative Aspekte thematisiert<br />

werden. Zu dem fordern sie, dass kulturspezifische Erfahrungen auch hinsichtlich Geschlecht<br />

reflektiert werden. Sie würden sich diesbezüglich gerne an der Seminarplanung-<br />

34 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

24


und durchführung beteiligen und schlagen vor, auch die Freiwilligen einzubeziehen. Eine<br />

entsprechende Partizipation von Freiwilligen, ist für Träger und Partnerorganisationen jedoch<br />

schwer vorstellbar.<br />

Schwierig ist es dort Seminare anzubieten, wo nur einzelne Outgoings im Land und keine<br />

Partnerorganisationen vor Ort sind. Hier haben Träger alternative Begleitmodelle entwickelt,<br />

so sind Freiwillige beispielsweise an den Entwicklungsdienst oder Kirchengemeinden angedockt,<br />

die gut funktionieren, aber nach Einschätzung der Träger Begleitseminare nicht ersetzen.<br />

3.2.4 Die zeitliche Länge des <strong>IFL</strong><br />

„Es gibt gute 3-Monatsdienste“ (Fazit einer Workshop-Arbeitsgruppe) 35<br />

Immer wieder kontrovers und heiß diskutiert sowie sehr unterschiedlich bewertet wird von<br />

Trägern, Einsatzstellen und Freiwilligen die zeitliche Mindestlänge eines <strong>IFL</strong>. Im Durchschnitt<br />

dauert ein Einsatz acht Monate, ca. ein Viertel aller Freiwilligen, insbesondere Mittlere und<br />

Ältere, machen einen <strong>IFL</strong> von drei bis sechs Monaten 36 . Vor allem diejenigen Träger, die<br />

keinen kurzen <strong>IFL</strong> anbieten, sowie die jüngeren Freiwilligen, die sich meist einen langen<br />

Dienst ermöglichen können, zeigen einem kürzeren Dienst gegenüber große Skepsis. Argumentiert<br />

wird hierbei mit der langen Zeit, die das Zurechtfinden in einer fremden Kultur und<br />

ein echter interkultureller Austausch braucht, sowie der Unmöglichkeit Beziehungen zu den<br />

Nutzer/innen der Einsatzstelle aufzubauen. Zudem scheint der Aufwand, der mit den kurzen<br />

Diensten verbunden ist, für Träger und Einsatzstellen unverhältnismäßig hoch zu sein.<br />

Diejenigen Träger, Partnerorganisationen und Einatzstellen, die bereits Erfahrungen mit einem<br />

kurzen <strong>IFL</strong> gemacht haben, wie auch die Kurzzeitfreiwilligen selbst, berichten von einem<br />

durchweg gut gelungenen Freiwilligendienst. Ein kultureller Austausch wird auch in drei<br />

Monaten, wenn auch nicht so tiefgreifend, möglich. Träger wollen mit diesem Angebot den<br />

Bedürfnissen mittlerer und ältere Freiwilligen gerecht werden, die damit trotz vielfältiger familiärere<br />

und beruflichen Verpflichtungen, einen internationalen Freiwilligendienst machen können,<br />

da durch die relativ kurze Abwesenheit zumindest eine gewisse Vereinbarkeit gewährleistet<br />

wird.<br />

Um diesen Dienst zu einem Gewinn für Freiwillige wie Einsatzstellen zu machen, bedarf es<br />

einer spezifischen Vorbereitung und Durchführung, die bisher nur in Ansätzen erprobt wurde.<br />

Sehr gewinnbringend wirkt es sich aus, wenn die Aufgaben der Freiwilligen eindeutig festgelegt<br />

werden, so dass sie auch in drei Monaten bewältigbar sind. Ein kurzer Dienst braucht<br />

eine sehr gute Vorbereitung der Freiwilligen und Einsatzstellen. Noch nicht festgelegt wurde,<br />

welche spezifischen Voraussetzungen Interessierte für einen solchen <strong>IFL</strong> mitbringen sollten.<br />

Diskutiert wird die Bewerber/innen sehr gründlich durch ein Bewerber/innenscreening auszuwählen,<br />

und interkulturelle Kompetenz sowie Sprachkenntnisse einzufordern. Als Idee<br />

wurde zudem geäußert, den kurzen Auslandaufenthalt in einen langen <strong>IFL</strong> im Heimatland<br />

einzubetten, so dass die Freiwilligen vor und nach dieser Zeit beispielsweise beim Träger<br />

engagiert sind.<br />

3.2.5 Die Rahmenbedingungen<br />

„Es ist nicht immer schön nach Geld fragen zu müssen“ (ein/e Freiwillige/r)<br />

„Das ist ein sehr teurer Spaß“ (ein/e Freiwillige/r) 37<br />

35 Quelle: Arbeitsgruppe zum Thema „Kurzer Dienst“ auf dem 3. Workshop (Programmebene) in Frankfurt, im<br />

Rahmen der Zusatzevaluation<br />

36 Vgl. Interne Statistische Daten der <strong>IFL</strong>: „Einsatzdauer“ Stand Oktober 2007<br />

37 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

25


Da die Kosten des <strong>IFL</strong>, wie andere <strong>Freiwilligendienste</strong> auch, durch die öffentliche Förderung<br />

nicht komplett abgedeckt sind, haben die Träger unterschiedliche Modelle der Finanzierung<br />

entwickelt. Für die <strong>IFL</strong> greifen sie dabei auf altbewährte Formen zurück, wie die Finanzierung<br />

durch einen Eigenbeitrag der Freiwilligen, durch Spendengelder oder durch von den Freiwilligen<br />

akquirierten Unterstützer/innenkreise. Einige Träger ermöglichen damit auch einen<br />

Nord-Südausgleich, so dass das Geld den Einsatzstellen im Ausland und den Incomings<br />

zugute kommt. Diskutiert wird, auch seitens der Einsatzstellen, ob nicht auch die Einsatzstellen<br />

an der Finanzierung beteiligt werden müssten. Grundsätzlich wird der hohe finanzielle<br />

Aufwand für die Freiwilligen problematisiert, gerade dann, wenn diese bereits über Berufsund<br />

Lebenserfahrung verfügen, würden Interessierte die Kosten abschrecken.<br />

Diejenigen Freiwilligen, die einen Eigenbeitrag zu ihrem <strong>IFL</strong> beisteuern, sind damit nicht<br />

ganz zufrieden, nehmen es aber als unabänderlich hin. Die Finanzierung durch Unterstützer/innenkreise<br />

wird hingegen als gute Lösung empfunden, auch wenn sie dadurch nach<br />

Aussagen der Freiwilligen, in die Lage kommen um Geld betteln zu müssen. Grundsätzlich<br />

wünschen sich die Freiwilligen, dass <strong>IFL</strong> und auch die im Zuge des <strong>Freiwilligendienste</strong>s notwendige<br />

Versicherungen kostengünstiger wären. Jüngere und mittlere Incomings sowie mittlere<br />

Outgoings fühlen sich zudem durch die geringen Mittel über die sie selbst verfügen können<br />

eingeschränkt. Mittlere und ältere Outgoings verunsichert, dass Auswirkungen auf Rentenansprüche<br />

und Arbeitslosenversicherung nicht geklärt sind. Diskutiert wird, ob den Freiwilligen<br />

besser Pauschalen ausbezahlt werden sollten, womit sie quasi selbst ihren Lebensunterhalt,<br />

d.h. Miete etc. bestreiten müssen, oder ob Unkosten direkt bezahlt werden sollten.<br />

Werden Fahrkarten bezahlt, empfinden das die Incomings sehr hilfreich, um mobil zu sein.<br />

Die Klärung des Aufenthaltsstatus der Incomings ist mit vielen Problemen behaftet, einige<br />

Träger haben hierfür entweder immer wieder aufs Neue individuelle Lösungen gefunden,<br />

oder sich vor Ort mit der Arbeitsagentur und der deutschen Botschaft geeinigt. Positiv hat<br />

sich die Lobbyarbeit eines Trägers mit der engagierten Unterstützung der Einsatzstellen bei<br />

Ämtern und Behörden ausgewirkt. Zudem erweist sich das vom Trägerverbund in Auftrag<br />

gegebene Rechtsgutachten 38 bei Verhandlungen mit der Ausländerbehörde als sehr hilfreich.<br />

Um mögliche Umgangsformen mit unklaren Rahmenbedingungen für alle Träger zugänglich<br />

zu machen, wird zur Zeit zudem ein so genannter Incoming-Leitfaden erstellt.<br />

3.3 Nach dem <strong>IFL</strong><br />

3.3.1 Die Rückkehrer/innenarbeit<br />

„Ich finde es sehr bedeutsam, dass da eine gewisse Nachbereitung stattfindet“ (ein/e Freiwillige/r)<br />

39<br />

Nachbereitung in Form von Rückkehrer/innenseminaren wird von den Trägern als wichtiges<br />

Element angesehen, um den Outogoing-Freiwilligen das Zurückkommen zu erleichtern, abschließende<br />

Reflexionen zu ermöglichen und weitergehende Engagementmöglichkeiten zu<br />

eröffnen. Die Nachbereitung der Incomings im Heimatland wird als genauso wichtig erachtet,<br />

kann aber bisher noch nicht auf konkrete Erfahrungen zurückgreifen. Hier wird zusätzlich zu<br />

den Zielen für die Outgoings auch die Notwendigkeit gesehen, den mutmaßlichen Kulturschock<br />

nach der Rückkehr aufzufangen. Nachbereitung könnte vor Ort gelingen, so die Träger,<br />

wenn auf bestehende Kooperationen zurückgegriffen werden kann. Diskutiert wird, ob<br />

die Nachbereitung des <strong>IFL</strong> besser zeitnah oder mit einem gewissen Abstand organisiert werden<br />

sollte. Beide Modelle erweisen sich als gewinnbringend für die Freiwilligen. <strong>IFL</strong>-nahe<br />

Seminare geben den Freiwilligen vor allem Unterstützung bei ihrem Wiedereinfinden in<br />

38 Vgl. Rainer M. Hofmann: Gutachten – Ausländerrechtliche und arbeitsrechtliche Bedingungen der Teilnahme<br />

ausländischer Freiwilliger im internationalen generationsübergreifenden Freiwilligendienst für unterschiedliche<br />

Lebensphasen (<strong>IFL</strong>), Aachen 2007<br />

39 Quelle: Leitfadengestützte, biografisch orientierte Interviews mit Freiwilligen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

26


Deutschland, die Nachbereitung längere Zeit nach der Rückkehr, gibt Freiwilligen die Möglichkeit<br />

ihre <strong>IFL</strong>-Erfahrungen auf dem Hintergrund ihrer Rückkehrerlebnisse zu reflektieren.<br />

Sehr positiv werden die jährlichen Nachtreffen eines Trägers beurteilt, wodurch Freiwillige<br />

die Zeitspanne der Reflexion selbst wählen können. Grundsätzlich sollen die Nachbereitungsseminare<br />

nicht nur der Reflexion der Freiwilligen untereinander, sonder auch als Feedback<br />

für die Entsendorganisation und Einsatzstellen dienen.<br />

Die Freiwilligen empfinden die Nachbereitung ihres <strong>IFL</strong> als äußerst wichtig, in Hinblick auf<br />

Inhalte und des gegenseitigen Austauschs der Freiwilligen untereinander. Als besonders<br />

ergiebig werden die Seminare dann erlebt, wenn eine Auseinandersetzung darüber stattfindet,<br />

wie sich ihr Leben nach der Rückkehr verändert hat und wenn den Freiwilligen verdeutlicht<br />

wird, wie sie ihre gemachten Erfahrungen in Deutschland nutzbringend, durch entsprechendes<br />

Engagement einbringen können.<br />

Eine weitere Form der Nachbereitung und Reflexionsmöglichkeit stellt der Projektbericht dar,<br />

der von den Freiwilligen aus Sicht ihrer persönlichen Erfahrungen geschrieben wird und<br />

auch die Frage nach intergenerativen Aspekten ihres <strong>IFL</strong> beinhaltet.<br />

3.4 Fazit<br />

Eine <strong>IFL</strong>-spezifische praktische Ausgestaltung des <strong>Freiwilligendienste</strong>s, die für eine Profilierung<br />

von <strong>IFL</strong> notwendig erscheint, wird durch die Orientierung an der herkömmlichen Trägerpraxis<br />

erschwert. Wichtig wäre in dieser Hinsicht, Freiwillige gezielt für <strong>IFL</strong> zu akquirieren<br />

und gleichzeitig zu hinterfragen, ob es Ziel der <strong>IFL</strong> sein soll, damit fast ausschließlich Akademiker/innen<br />

zu erreichen.<br />

Vor- und Nachbereitungs- sowie Begleitseminare haben sich grundsätzlich sehr bewährt ,<br />

sollten jedoch durch festgelegte <strong>IFL</strong>-Standards bestimmte Themen integrieren. Das sind insbesondere<br />

intergenerative Aspekte, aber auch alterspezifische Bedeutungen des <strong>IFL</strong>,<br />

Reaktionen des Umfelds auf einen Freiwilligendienst, Genderthemen, sowie Rechte und<br />

Pflichten der Freiwilligen – insbesondere von Incomings in ihren Einsatzstellen. Um der<br />

Unzufriedenheit der Freiwilligen hinsichtlich unangemessener Themen zu begegnen, könnten<br />

diese in die Planung einbezogen werden, bzw. in den Seminaren mehr Raum für eigene<br />

Themen bekommen. Es fällt auf, dass Fragen zum Abschied und zur Rückkehr 40 , wie es im<br />

Projektantrag formuliert wurde, nicht als relevante Themen der Begleitung angesprochen<br />

wurden. Zudem soll, so der Projektantrag weiter, die Begleitung altersspezifisch gestaltet<br />

werden. Dass das wohl kaum erfüllt wird, zeigt sich darin, dass von Mittleren und Älteren<br />

erwartet wird, sich in die junge „normale“ Gruppe zu integrieren. Hier scheint ein kritisches<br />

Hinterfragen der Wahrnehmung der Jüngeren als die Norm und der Älteren als Ausnahme<br />

notwendig. Da Freiwillige sich noch mehr Informationen hinsichtlich weiterer Engagementmöglichkeiten<br />

wünschen, sollte diskutiert und ausprobiert werden, wie in den Seminaren<br />

zivilgesellschaftliche Prozesse bewusst angestoßen werden können. Grundsätzlich erscheint<br />

es sinnvoll dabei die Vor- und Nachbereitung der Incomings gesondert zu thematisieren und<br />

alternative Wege der Begleitung vor und nach dem <strong>IFL</strong> zu überlegen. Es bietet sich beispielsweise<br />

die Möglichkeit an, hierfür ehemalige Incomings einzubeziehen, oder<br />

trägerübergreifende Seminare anzubieten, ebenso wie eine trägerübergreifende Vernetzung<br />

der Freiwilligen, um dem Anspruch des Projektantrags gerecht zu werden 41 .<br />

Den meisten Freiwilligen wird der Anfang des <strong>IFL</strong> durch mangelhafte Sprachkenntnisse erschwert.<br />

Im Projektantrag werden zumindest für Ältere und für Kurzzeitfreiwillige ausreichen-<br />

40 Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.15<br />

41 Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.15<br />

27


de Sprachkenntnisse gefordert 42 , was sich in der Praxis nicht niederschlägt. Es wurde nicht<br />

geklärt, wie viele Sprachkenntnisse erforderlich sind, bzw. wie wenig Sprachkenntnisse<br />

Freiwilligen und Einsatzstellen zuzumuten ist. Zu überlegen wäre, Sprachkenntnisse zumindest<br />

von Outgoings grundsätzlich vorauszusetzen. Zudem muss abgeklärt werden, wer für<br />

den Spracherwerb verantwortlich sein soll: Träger, Freiwillige oder Einsatzstellen. Deutlich<br />

wird, dass Freiwillige, sollten sie die Sprache nicht beherrschen, Zeit brauchen um die Sprachen<br />

zu lernen, d.h. Einsatzzeiten dürfen den Besuch eines Sprachkurses nicht verhindern.<br />

Die von vielen Freiwilligen als mangelhaft empfundene Begleitung durch die Einsatzstellen,<br />

sowie die fehlenden diesbezüglichen Qualitätskriterien vor Ort, sollte als Anlass genommen<br />

werden, Standards für die Freiwilligen-Anleitung und -Aufgaben festzulegen, weitergehend,<br />

als der Projektantrag es beschreibt 43 . Es würde sich anbieten hier die Einsatzstellen einzubeziehen.<br />

Einerseits um diese Standards realisierbar zu formulieren und andererseits um<br />

Einsatzstellen als Partner/innen zu gewinnen, die auch Verantwortung für <strong>IFL</strong> übernehmen.<br />

Zudem sollten mögliche und notwendige Formen der Anerkennung sehr viel stärker ins Blickfeld<br />

rücken. Der im Projektantrag formulierte Anspruch, eine neue Anerkennungskultur zu<br />

entwickeln 44 wurde nicht eingelöst. Auch hier gilt es Standards zu entwickeln, ebenfalls in<br />

enger Absprache mit Einsatzstellen. Mit den Einatzstellen sollte zudem die Zuweisung von<br />

geschlechtsspezifischen Aufgaben problematisiert werden.<br />

Einsatzstellen können in ihrer Aufgabe als Begleiterinnen der Freiwilligen durch eine Begleitung<br />

von Außen unterstützt werden, so dass sie nur noch die fachliche Anleitung leisten<br />

müssen. Sehr gute Erfahrungen machen allen Beteiligten mit Mentor/innen oder Pat/innen.<br />

Fraglich bleibt, wie dieses Begleitmodell ressourcenschonend und praktikabel umgesetzt<br />

werden kann. Auch hier bietet sich an, ehemalige Freiwillige einzubeziehen. Zudem kann der<br />

Kontakt zu Interessensgruppen vor Ort, den Freiwilligen eine Unterstützung sein, was institutionalisiert<br />

werden könnte.<br />

Kürzere Dienste ermöglichen auch mittleren und älteren Interessierten mit familiären und<br />

beruflichen Vereinbarkeitsproblematiken den Zugang zu einem internationalen Freiwilligendienst.<br />

Da <strong>IFL</strong> verstärkt diese Zielgruppe ansprechen will, sollten Vereinbarkeitslösungen,<br />

wie sie durch einen kürzeren Dienst gegeben sind, unbedingt beibehalten werden. Kürzere<br />

Dienste können jedoch nicht einfach verkürzte lange Dienste sein, sollen sie ähnliche Lerneffekte<br />

haben wie diese. Angemessene Bedingungen und Voraussetzungen für Kurzzeitdienste<br />

müssen noch festgelegt werden, so, dass sie dennoch praktikabel und nicht zu zeitaufwändig<br />

für die Träger sind. Es ist vor allem das Problem des hohen Aufwands, das noch<br />

nicht zufriedenstellend gelöst wurde. Zudem wurde zu wenig über eine spezifische Umsetzung<br />

kurzer Dienste nachgedacht. Im Projektantrag wird vorgeschlagen, Kurzzeitdienste nur<br />

den Freiwilligen anzubieten, die ausreichend Sprachkenntnisse und Auslandserfahrungen<br />

mitbringen. Zudem wird empfohlen, spezifische Aufgaben bereit zu stellen, die der Berufserfahrung<br />

der Freiwilligen gerecht werden 45 . Beides ist in der konkreten Umsetzung nicht erkennbar,<br />

es fehlen auch hier entsprechende Standards. Angedacht wurde, Aufgaben so zu<br />

gestalten, dass sie weniger auf zwischenmenschliche Beziehungen gründen, und die <strong>IFL</strong> in<br />

eine längere Engagementphase (beim Träger) einzubetten. Beide Vorschläge sollten weiter<br />

diskutiert und ausprobiert werden.<br />

Der Umgang mit unklaren Rahmenbedingungen wurde im Verbund weitgehend diskutiert<br />

und durch Handreichungen auch verschriftlicht. Abschließende Klärungen müssen auf politischer<br />

Ebene veranlasst werden.<br />

42 Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.13-14<br />

43 Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S. 17<br />

44 Vgl. ebd.<br />

45 Vgl. ebd.<br />

28


4 Die Kooperationen in der Praxis der <strong>IFL</strong><br />

4.1 Die Kooperation im Trägerverbund<br />

4.1.1 Kooperation oder Konkurrenz?<br />

„Obwohl eigentlich Konkurrenten auf dem Freiwilligenmarkt, sind alle mit einer großen Offenheit<br />

da reingegangen und haben Erfahrungen preisgegeben.“<br />

(ein/e Trägervertreter/in) 46<br />

„Förderlich ist auch, dass es andere Organisationen auch machen in diesem <strong>IFL</strong>-Verbund wo<br />

man sich immer mal austauschen kann“ (ein/e Trägervertreter/in) 47<br />

Obwohl die Kooperation von elf Trägern im <strong>IFL</strong> Verbund nach Einschätzung der Koordinierungsstelle<br />

im Bereich der internationalen <strong>Freiwilligendienste</strong> neu und einmalig ist, wird sie<br />

nur von wenigen Trägern als <strong>IFL</strong>-Spezifikum bezeichnet. Hinsichtlich der praktischen Ausgestaltung<br />

der Kooperation findet ein Abwägen zwischen dem nutzbringenden Gemeinsamen<br />

und den Grenzen der Zusammenarbeit statt. So wird seitens der Koordinierungsstelle danach<br />

gefragt, wo das Kollektive Sinn macht und wo Einzelinteressen auch zum Nutzen des<br />

Verbunds gefördert werden sollten.<br />

Viele Träger bewerten die Kooperation zunächst positiv, es wird ein großes Vertrauen den<br />

anderen Trägern gegenüber formuliert, die gegenseitige Unterstützung wird sehr positiv erlebt.<br />

Die Zusammenarbeit wird trotz der kritisierten Mehrarbeit überwiegend als förderlich<br />

wahrgenommen, da sie von Offenheit geprägt sei und Anregung für die Ausgestaltung der<br />

<strong>IFL</strong> beinhalte. Gleichzeitig wird für einen Schutz der trägerspezifischen Eigenheiten plädiert<br />

und die (unvereinbare) Trägervielfalt hervorgehoben. Konkurrenz entsteht dann, wenn um<br />

Freiwillige und finanzielle Zuschüsse gekämpft wird, oder wenn die Kooperation einen zusätzlichen<br />

Aufwand verursacht, der den Trägern (nicht vorhandene) Ressourcen entzieht.<br />

Kooperation ohne Konkurrenz ist dann möglich, so die Träger, wenn ein ausgewogenes Verhältnis<br />

zwischen Geben und Nehmen existiert, wenn sie als win-win-Situation erlebt wird,<br />

wenn transparent kommuniziert wird, was ausgetauscht werden kann und was „geistiges<br />

Eigentum“ bleiben muss. Trägereigene Konzepte sollen geschützt werden, dennoch wünschen<br />

sich viele Träger eine größere Transparenz hinsichtlich trägerspezifischer Angebote<br />

und Arbeitsweisen. Kooperation braucht zudem klare Ziele und muss den engen Ressourcen<br />

der Träger angepasst werden. Grundsätzlich wird dafür plädiert, die Kooperation beizubehalten,<br />

vor allem den ergiebigen Erfahrungsaustausch.<br />

Die Erfahrungen im Verbund zeigen, dass Kooperationen dann gut funktionieren und keine<br />

Konkurrenz befürchtet wird, wenn sich die Verantwortlichen persönlich kennen, Vertrauen<br />

zueinander aufgebaut haben, bereits Erfahrungen mit konkreter Zusammenarbeit machen<br />

konnten und wissen wie der andere Träger arbeitet. Zusammenarbeit gelingt dann, wenn sie<br />

als attraktiv, produktiv und nutzbringend für alle Beteiligten wahrgenommen wird. Persönliche<br />

Kontakte werden im Verbund durch die wiederholten Treffen vertieft, entsprechend hat<br />

sich auch die Kooperation verbessert, so die Einschätzung der Koordinierungsstelle.<br />

Erschwert wird die Kooperation durch die räumliche Entfernung einzelner Träger, sowie<br />

durch einerseits sehr engagierte Träger und andererseits davon profitierenden Mitläufern. In<br />

Aushandlungsprozessen und politisch-strategischen Diskussionen wird dann deutlich, wer<br />

über einen größeren Erfahrungshintergrund verfügt und entsprechend machtvoller agieren<br />

kann, auch wenn sich die Träger sonst auf Augenhöhe begegnen. Hinderlich für die Zusammenarbeit<br />

ist zudem, dass Träger einen sehr stark trägerspezifischen <strong>IFL</strong> durchführen.<br />

46 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Trägervertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

47 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Trägervertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

29


4.1.2 Arbeitsgruppen, Arbeitsausschuss und Vollversammlung<br />

„Also teilweise finde ich den Austausch sehr bereichernd, also auch auf den Treffen, wenn<br />

es um bestimmte Fragen geht, wie einzelne Organisationen das Einschätzen.“ (ein/e Trägervertreter/in)<br />

48<br />

Die Gremien des <strong>IFL</strong>-Verbunds wie Arbeitsgruppen und Vollversammlung werden eher so<br />

wahrgenommen, dass sie den Trägern Inputs für ihre konkrete Arbeit geben, nicht, dass die<br />

Träger durch die Treffen die <strong>IFL</strong> mitgestalten, d.h. einen Input bezüglich des <strong>IFL</strong> Profils geben.<br />

Für die Träger steht mehr der fachliche Erfahrungsaustausch im Vordergrund, als die<br />

konkrete Zusammenarbeit, die auf die gemeinsame Ausgestaltung der <strong>IFL</strong> abzielt.<br />

Vor allem die thematischen Arbeitsgruppen werden als sehr gewinnbringend dargestellt.<br />

Synergieeffekte entstehen, weil gemeinsam nach Problemlösungsstrategien gesucht wird.<br />

Die Ergebnisse der AG „Pädagogische Begleitung“ hat die Träger unterstützt geeignete Methoden<br />

für Ältere und altersgemischte Gruppen zu entwickeln und gab Impulse für die konkrete<br />

Umsetzung intergenerativer Lernfelder. 49<br />

Wie eine Arbeitsgruppe gut funktionieren kann zeigt die AG „Incoming“. Erfolgreich und arbeitsfähig<br />

ist diese AG durch den Leidensdruck der hinsichtlich der vielen Unklarheiten für<br />

die Incomings bei den Trägern besteht, d.h. dadurch, dass ein ausdrücklicher Regelungsbedarf<br />

vorhanden ist. Zudem hat diese Arbeitsgruppe einen klaren Auftrag und ein klares Ziel,<br />

und kann konkrete Ergebnisse vorweisen. Bewährt hat sich bestimmte Aufgaben auch innerhalb<br />

der AG zu delegieren. Gut ist zudem, dass finanzielle Ressourcen für die Arbeit der<br />

AGs zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt leistet die Koordinierungsstelle hierbei gute<br />

Unterstützung. Schließlich geben alle Träger die mit Incomings arbeiten an, von dem Ausloten<br />

rechtlicher Rahmenbedingungen profitiert zu haben. Und regen an auch in anderen Arbeitsgruppen<br />

einen Leitfaden, ähnlich dem Incoming-Leitfaden, zu erstellen.<br />

Arbeitsgruppen, das zeigt sich, lösen sich auf, wenn sie keinen Nutzen haben, sie werden<br />

dann nur noch als zusätzliche Arbeit wahrgenommen. Entsprechend hinderlich ist es, dass<br />

alle Arbeitsgruppen schnell und unter allen Umständen produktiv sein müssen, um die knappen<br />

Zeitressourcen der Träger nicht überzustrapazieren.<br />

Hinsichtlich der Erfahrung mit anderen Gremien äußern sich Träger und Koordinierungsstelle<br />

kaum. Der Arbeitsausschuss hat neben der Vollversammlung eine Entscheidungsfunktion,<br />

und ist „operatives Gremium des Trägerverbundes“ 50 . Hier wurde auch schon gegen Einzelinteressen<br />

entschieden. Es gibt kritische Stimmen, die sich von zu vielen Treffen überfordert<br />

fühlen. Förderlich ist, dass für alle Zusammenkünfte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.<br />

4.1.3 Gemeinsame Aktionen<br />

„Das Alltagsgeschäft holt die Organisationen ein.“ (ein/e Trägervertreter/in begründet, warum gemeinsame<br />

Seminare nicht zustande kommen) 51<br />

Die Träger haben sich durch die Kooperation mehr konkrete, gemeinsame Aktionen, wie<br />

beispielsweise Seminare erhofft. Auch bereits angedachte Seminare sind nicht zustande<br />

gekommen. Zudem gibt es wenig Austausch darüber, wer welche Seminare auch offen für<br />

andere anbietet. Hinderlich wirkt sich hier aus, dass gemeinsame Seminare nicht zum „Alltagsgeschäft“<br />

gehören, so dass eine entsprechende Planung und Durchführung als zusätzli-<br />

48 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Trägervertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

49 Sie hat damit aus Sicht der Trägerpraxis ihr Ziel erreicht zur Problemlösung und gegenseitigen Inspiration anzuregen.<br />

Vgl.: Internes Papier der <strong>IFL</strong>: Selbstevaluation und Qualitätsentwicklung im <strong>IFL</strong>-Projekt. Überblick über<br />

Maßnahmen und Prozesse, Bonn 2007<br />

50 Interner Bericht der Koordinierungsstelle der <strong>IFL</strong>: Selbstevaluation und Qualitätsentwicklung im <strong>IFL</strong>-Projekt.<br />

Überblick über Maßnahmen und Prozesse. Bonn 2007<br />

51 Quelle: Diskussion 4. Workshop (Kooperationsebene) in Köln, im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

30


che Arbeit empfunden wird. Die Öffnung eines Seminars wird als schwierig empfunden, da<br />

es schnell als Angriff auf die eigene Identität gedeutet werden kann.<br />

Bisher wurde ein Incomingseminar eines Trägers für alle geöffnet. Dieses Seminar fand wenig<br />

Zuspruch, nicht zuletzt, weil es unzureichend kommuniziert wurde. Im Nachhinein haben<br />

mehr Träger ihr Interesse daran bekundet und einen entsprechenden Bedarf formuliert. Diejenigen<br />

von denen dieses Angebot genutzt wurde, haben es als sehr positiv bewertet.<br />

Das einzige von zwei Trägern gemeinsam durchgeführte Seminar wird als äußerst produktiv<br />

hervorgehoben. Attraktiv war das Seminar für alle Beteiligten durch das interessante und<br />

brisante Thema, das zudem einen unmittelbaren Austausch der Erfahrungen und persönlichpolitischen<br />

Einstellungen der Freiwilligen gestattete. Bisher sind trotz der äußerst positiven<br />

Erfahrung und dem Willen der beiden Träger dies zu wiederholen, keine weiteren Seminare<br />

zustande gekommen.<br />

Obwohl die Öffentlichkeitsarbeit für die <strong>IFL</strong> in der Verantwortung der Koordinierungsstelle<br />

liegt, sehen die Träger hier einen Ansatzpunkt für gemeinsame Aktionen. Hintergrund dafür<br />

ist, dass <strong>IFL</strong> als eigenständiges Programm eine bessere Außendarstellung braucht, jedoch<br />

ohne mit einem Träger in Verbindung gebracht zu werden. Entsprechend öffentlichkeitswirksame<br />

Maßnahmen wären gemeinsame Tagungen, Vorträge und Publikationen. Einerseits<br />

zeigen Träger die Bereitschaft, die Öffentlichkeitsarbeit auf diese Weise mitzutragen, andererseits<br />

sind sie nur leidlich dazu bereit, der Koordinierungsstelle für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

notwendiges Material zukommen zu lassen. Gleichzeitig lässt sich nach Durchsicht der Trägerhomepages<br />

feststellen, dass es schwierig ist, an Informationen über <strong>IFL</strong> zu kommen,<br />

auch die Verlinkung zur <strong>IFL</strong>-Website ist nicht immer einfach zu finden.<br />

4.1.4 Kooperationen vor Ort<br />

„Viele sind in den gleichen Einsatzländern aktiv, da könnte man mehr machen.“ (ein/e Mitarbeiter/in<br />

der Koordinierungsstelle) 52<br />

Hinsichtlich der Zusammenarbeit vor Ort, sprich den Einsatzländern außerhalb Deutschlands<br />

aber auch innerhalb verschiedener Regionen Deutschlands, gibt es viele ungenutzte Ressourcen.<br />

Das wird dadurch erschwert, dass nicht transparent ist, welche Träger wie und wo<br />

aktiv sind. Zudem wird befürchtet, dass eine solche Kooperation auf Kosten der Trägereigenheiten<br />

gehen könnte. Für Modelle der Zusammenarbeit vor Ort gibt es einige Ideen, aber<br />

keine konkreten Planungen.<br />

Einzelne Träger könnten sich eine gemeinsame Betreuung vor Ort gut vorstellen. Die Koordinierungsstelle<br />

schlägt vor, dass Träger bei anderen Trägern bestimmte Leistungen, wie<br />

Begleitung und Seminareinheiten einkaufen können. Möglich wäre auch eine regionale Vernetzung<br />

der in einer Region aktiven Träger. Zudem wird vorgeschlagen bestimmte Aktionen<br />

länderspezifisch zu organisieren, wie das Notfallmanagement oder die Bereitstellung von<br />

Mentor/innen. Hier könnten dann bestimmte Länder bestimmten Trägern zugeordnet werden.<br />

4.1.5 <strong>IFL</strong>-Qualitätsstandards versus Mindeststandards<br />

„Es hat viel Energie gekostet, auszutarieren, wie verbindlich soll jetzt ein Konzept sein“ (ein/e<br />

Mitarbeiter/in der Koordinierungsstelle) 53<br />

Alle Träger sind um eine gute Qualität ihres <strong>IFL</strong> bemüht. Sie greifen hierfür vor allem auf eigene<br />

bewährte Methoden der Qualitätssicherung zurück, sowie auf Zertifizierungen wie<br />

Quifd. Insbesondere das Feedback der Freiwilligen dient der Überprüfung der Qualität. Ent-<br />

52 Quelle: Leitfadengestütztes Gruppeninterview mit dem Team der Koordinierungsstelle, im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

53 Quelle: Leitfadengestütztes Gruppeninterview mit dem Team der Koordinierungsstelle im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

31


sprechende Ergebnisse und der Umgang damit, werden innerhalb des Verbunds wenn, dann<br />

eher informell ausgetauscht. Der entsprechende Austausch auf Trägertreffen wird als eine<br />

Art Qualitätssicherung wahrgenommen. Durch die gegenseitige Hilfe der Träger, wie auch<br />

durch deren Selbstverpflichtung, hat sich nach Einschätzung der Koordinierungsstelle die<br />

Qualität der <strong>IFL</strong> verbessert. Schwierig gestaltete sich die Qualitätssicherung mit den ausländischen<br />

Einsatzstellen, weil es mit diesen oft keinen persönlichen Kontakt und damit auch<br />

keinen unmittelbaren Informationsaustausch gibt. Während die Partnerorganisationen, nach<br />

eigenen Angaben über ein formalisiertes System der Qualitätssicherung verfügen und ihre<br />

Arbeit insbesondere auf der Grundlage des Feedbacks von Freiwilligen evaluieren, erklären<br />

die Einsatzstellen keine Qualitätskriterien für ihre Arbeit mit Freiwilligen entwickelt zu haben.<br />

Für eine Verbesserung der Qualitätssicherung schlagen Träger entsprechend eine regelmäßige<br />

Evaluation der <strong>IFL</strong> unter Einbeziehung aller Beteiligten vor, sowie Vereinbarungen mit<br />

Einsatzstellen und Freiwilligen.<br />

Hinsichtlich der notwendigen Standards für <strong>IFL</strong> wird seitens der Träger sehr kontrovers diskutiert,<br />

ob diese lediglich einen Orientierungsrahmen vorgeben, ob wenigstens die vereinbarten<br />

Mindeststandards (die so genannten Eingangsvoraussetzungen) 54 verbindlich sein sollen<br />

oder ob weitreichende <strong>IFL</strong>-spezifische Qualitätsstandards entwickelt werden müssten. Hier<br />

spielt die Diskussion um Trägeridentität versus <strong>IFL</strong>-Identität eine große Rolle: Träger befürchten,<br />

wenn Qualitätsstandards festgelegt werden, dass sie ihre eigene trägerspezifische<br />

Gestaltungshoheit verlieren. So gibt es bisher keine <strong>IFL</strong>-spezifische Strukturen der Qualitätsentwicklung<br />

und –sicherung, was auch ausdrücklich so gewollt ist, um das Subsidaritätsprinzip<br />

zu wahren 55 . Diesbezüglich gibt es jedoch auch Unzufriedenheiten mit dem Trägerverbund.<br />

Qualitätsstandards sollten noch einmal diskutiert werden, so die Forderung,<br />

auch im Hinblick auf die Befürchtung, dass die existierenden Mindeststandards nicht immer<br />

als solche angesehen würden, sondern je nach Bedarf von Trägern beachtet werden könnten<br />

oder nicht.<br />

Erörtert werden <strong>IFL</strong>-Qualitätskriterien, wie das Vorhandensein eines Notfallplans, das Muss<br />

einer Vor-und Nachbereitung, Zwischenseminare oder alternative Formen der Reflexionsmöglichkeit,<br />

schriftliche Vereinbarung mit Freiwilligen und eine Bescheinigung für die Freiwilligen.<br />

Die Tätigkeiten der Freiwilligen müssten zu den Zielen des <strong>IFL</strong> passen, bzw. das <strong>IFL</strong>-<br />

Profil müsse durch spezifische Inhalte beispielsweise in der Begleitung erkennbar werden 56 .<br />

Schlechte Qualität wird bisher an der Abbruchquote der Freiwilligen festgemacht, die jedoch<br />

sehr gering ist. Erörtert wird auch, was nicht festgelegt werden kann, mit dem Ziel die Trägerautonomie<br />

zu wahren. Vor allem die konkrete Ausgestaltung der Begleitung und Seminare<br />

müsse beibehalten werden, weil die Träger gerade hier ihr eigenes Profil einbringen.<br />

Ebenso müsse die Einbindung der Freiwilligen als Weiter-Engagierte Trägersache bleiben.<br />

54 Die Eingangsvoraussetzungen sind als Richtlinien gedacht, jedoch haben sich die Träger dazu verpflichtet<br />

diese umzusetzen. Vgl. Internes Papier der <strong>IFL</strong>: „Eingangsvoraussetzungen“.<br />

55 Vgl.:. Internes Papier der <strong>IFL</strong>: Selbstevaluation und Qualitätsentwicklung im <strong>IFL</strong>-Projekt. Überblick über Maßnahmen<br />

und Prozesse. Bonn 2007<br />

56 In den „Eingangsvoraussetzungen“ wurden bereits ähnliche Voraussetzungen vereinbart, wie Schutz der Freiwilligen,<br />

insgesamt 2 Seminartage pro Dienstmonat zur Vor- und Nachbereitung sowie Begleitung, schriftliche<br />

Vereinbarung und Zertifikat. Darüber hinaus die Teilnahme an der Kooperation, Auswahl der Freiwilligen, Vollzeit-<br />

Freiwilligendienst, Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und Einsatzstellen, Qualitätssicherung und die<br />

Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle. Vgl.: Internes Papier der <strong>IFL</strong>: „Eingangsvoraussetzungen“.<br />

32


4.1.6 Die Rolle der Koordinierungsstelle<br />

„Sie hat wirklich koordiniert, das heißt sie hat eben wirklich möglich gemacht, dass Treffen<br />

stattfinden, dass Zusammenarbeit stattfindet (…) ohne eine solche Koordinierungsstelle wäre<br />

es aus meiner Sicht nicht möglich gewesen.“ (ein/e Trägerverteter/in) 57<br />

An die Koordinierungsstelle 58 werden viele Erwartungen herangetragen, gleichzeitig werden<br />

ihre Arbeit und Aufgabenübernahme von allen Beteiligten als äußerst positiv und gewinnbringend<br />

bewertet. Ohne die Arbeit der „neutralen“ Koordinierungsstelle würde die Kooperation<br />

nicht gelingen, so die Einschätzung der Träger. Besonders hervorgehoben wird, dass sie<br />

auf Trägerideen und –interessen eingeht, dass sie ihre Aufgaben zuverlässig und professionell<br />

wahrnimmt und die Kooperation steuert. Durch die Vielfalt der Träger kann sie jedoch<br />

auch an die Grenzen ihrer Arbeitsfähigkeit stoßen. Grundsätzlich soll die Koordinierungsstelle<br />

als eine moderierende Verwaltung der Kooperation beibehalten werden.<br />

Die Koordinierungsstelle wird als ausgleichende Instanz wahrgenommen, die einerseits zentral<br />

ist, aber nicht zu zentralistisch agieren soll. Sie geht auf Trägerinteressen ein, darf aber<br />

nicht in die eigene Steuerung der Träger eingreifen und damit deren Autonomie einschränken.<br />

Regeln und Richtlinien werden von den Trägergremien wie Vollversammlung und Arbeitsausschuss<br />

festgelegt, bzw. dort ausgehandelt. Sie sollen von der Koordinierungsstelle,<br />

beispielsweise durch gezieltes Nachfragen durchgesetzt werden. Die Koordinierungsstelle<br />

selbst, sieht sich nicht als Kontrollinstanz, eher als Monitoring und Dienstleiterin, als administrative<br />

Verwalterin und <strong>IFL</strong>-Lobbyistin sowie als diejenige die die Kooperation steuert.<br />

Als konkrete Aufgaben der Koordinierungsstelle werden hervorgehoben, dass sie das <strong>IFL</strong>-<br />

Profil weiterentwickelt, das Programm definiert und die Effekte des <strong>IFL</strong> eruiert. Sie bearbeitet<br />

Perspektivfragen und fördert die Konzeptentwicklung. Dafür ist es auch notwendig, dass sie<br />

Trägertreffen bzw. Arbeitsgruppen mit inhaltlichen Schwerpunkten initiiert, wo Probleme und<br />

Fragen der <strong>IFL</strong>, auch angeregt von der Koordinierungsstelle, thematisiert werden. Sie soll im<br />

Zuge dessen die Kommunikation untereinander und nach Außen fördern. Zudem lotet sie<br />

Rahmenbedingungen aus, steckt sie ab, und ist für die Abwicklung finanzieller Angelegenheiten<br />

zuständig.<br />

Rechte und Pflichten der Träger wurden innerhalb der Kooperation von vornherein festgelegt.<br />

Dennoch zeigt sich in der konkreten Kooperationspraxis, dass die Träger die Arbeit der<br />

Koordinierungsstelle nicht immer bereitwillig unterstützen. Obwohl sie die Aufgabe hat, die<br />

<strong>IFL</strong> Öffentlichkeitsarbeit auszuführen und ihre Lobbyarbeit und Außenvertretung als sehr<br />

wichtig eingeschätzt werden, bekommt die Koordinierungsstelle nur schwer das für sie notwendige<br />

Material und zudem wenig Feedback. Die gemeinsame und einheitliche Öffentlichkeitsarbeit<br />

ist schwierig mit den Trägern abzustimmen, nicht zuletzt, weil diese sich auf ihre<br />

eigenen sehr erfahrenen Stellen für Öffentlichkeitsarbeit stützen. Zudem kommt die Lobbyarbeit<br />

bei den Trägern nicht spürbar an, so die Einschätzung der Koordinierungsstelle.<br />

57 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Trägervertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

58 Laut Projektantrag hat die Koordinierungsstelle die Aufgaben Treffen zu planen, durchzuführen und nachzubereiten.<br />

Sie soll Kontakt zu den Trägern und dem Ministerium aufnehmen, die Träger über den Projektstand informieren,<br />

die finanzielle Abwicklung verantworten und die laufenden Projekte innerhalb des Verbunds koordinieren.<br />

Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.20<br />

33


4.2 Kooperationen außerhalb des Trägerverbunds<br />

4.2.1 Kooperationen zwischen Trägern, Einsatzstellen und ausländischen<br />

Partnerorganisationen<br />

„We just know that one day is coming a volunteer. We didn’t know which age what is her profession<br />

and wie didn’t know how to make our cooperation. She just came one day.“ (ein/e<br />

Einsatzstellenvertreter/in) 59<br />

Kooperationen mit Partnerorganisationen und Einsatzstellen folgen eingespielten, trägerspezifischen<br />

Regeln. Neue Kooperationen funktionieren dann gut, wenn sie sich auf erprobte<br />

Strukturen stützen können. Die Träger profitieren herbei von ihren langjährigen Vernetzungen.<br />

Die Erwartungen an die Resultate einer Zusammenarbeit unterscheiden sich zwischen<br />

Trägern und Einsatzstellen sowie Partnerorganisationen. Träger kooperieren mit Partnerorganisationen<br />

vor Ort, um eine räumlich relativ nahe Begleitung der Freiwilligen und Einsatzstellen<br />

zu ermöglichen. Entsprechende Kooperationen werden von Trägerseite meist sehr<br />

positiv, von Freiwilligen eher kritisch bewertet. Für ausländische Einsatzstellen sind funktionierende<br />

Kooperationen mit deutschen Trägern ein großer Gewinn. Sie profitieren von deren<br />

Erfahrungen und einem professionellen Austausch hinsichtlich freiwilligen Engagements, wo<br />

sie bei sich selbst noch einen großen Lernbedarf sehen.<br />

Innerhalb der <strong>IFL</strong> müssen Träger Einsatzstellen davon überzeugen überhaupt mittlere und<br />

ältere Freiwillige aufzunehmen, nach den ersten Erfahrungen sind diese von berufs- und<br />

lebenserfahrenen Freiwilligen jedoch begeistert. Teilweise besuchen Träger die Einsatzstellen,<br />

nicht zuletzt um die Aufgaben der Freiwilligen und die Pflichten der Einsatzstellen abzuklären.<br />

Geschieht das nicht, problematisieren einige Einsatzstellen, dass sie zu wenig Informationen<br />

über die Freiwillige vor deren <strong>IFL</strong> erhalten und dass weder ein persönlicher Kontakt<br />

zum Träger noch zu Partnerorganisationen besteht. Entsprechend kritisieren Freiwillige,<br />

wenn Träger und Einsatzstellen nicht zusammenarbeiten, um beispielsweise Fragen der Begleitung<br />

zu klären.<br />

Kooperation bedeutet für alle Beteiligten vor allem Kommunikation und Information, der tatsächliche<br />

Informationsfluss wird jedoch oft als unzureichend empfunden. Träger wünschen<br />

sich eine verbesserte Kommunikation mit den Partnerorganisationen und insbesondere mit<br />

den Einsatzstellen im Ausland. Genauso weisen Einsatzstellen und Partnerorganisationen<br />

auf die Notwendigkeit eines regelmäßigen und zuverlässigen Informationsaustauschs zwischen<br />

allen Akteur/innen hin. Einsatzstellen, auch die deutschen, fühlen sich oft von essentiellen<br />

Informationen abgeschnitten. Sie mahnen diese an, um ihrem Auftrag als Begleitung<br />

von <strong>IFL</strong>-Freiwilligen gerecht zu werden und die Aufgaben für die Freiwilligen passgenau, das<br />

meint u. a. <strong>IFL</strong>-spezifisch zu gestalten. Auch Freiwillige wünschen sich besser über die<br />

Einsatzstellen informiert zu werden und insgesamt einen transparenteren Informationsfluss.<br />

Incomings kritisieren, dass die Träger die deutschen Einsatzstellen nicht kennen würden und<br />

zwischen Trägern und Einsatzstellen kein Austausch stattfindet. Bewährt hat sich in dieser<br />

Hinsicht, wenn Einsatzstellen oder Partnerorganisationen bereits vor dem <strong>IFL</strong> mit den Freiwilligen<br />

direkten Kontakt aufnehmen, so dass gegenseitige Erwartungen, Bedürfnisse und<br />

Erfordernisse unmittelbar und vor dem Einsatz abgeklärt werden können.<br />

Die Einsatzstellen wünschen sich neben regelmäßigen Informationen auch eine Vorbereitung<br />

auf spezifische Programme wie <strong>IFL</strong>. Dabei sollten einerseits die Erwartungen, die ein<br />

solches Programm mit sich bringt, zwischen Einsatzstellen, Trägern und Freiwilligen vorher<br />

abgeklärt werden. Einsatzstellen würden zudem, gerne auf kulturspezifische Geschlechterrollen<br />

und Altersspezifika, des Heimatlandes der Freiwilligen vorbereitet werden.<br />

59 Quelle: Leitfadengestützte Expert/innen- Interviews mit Einsatzstellenvertreter/innen im Rahmen der Zusatzevaluation<br />

34


4.3 Fazit<br />

Die Konzeptionierung und Umsetzung eines spezifischen <strong>IFL</strong>-Profils beinhaltet auch sich<br />

innerhalb des Verbunds als Kooperationspartner/innen wahrzunehmen und nicht Konkurrenzen<br />

herzustellen, was zugleich gegenseitiges Misstrauen impliziert. Da Vertrauen und erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit vor allem auf persönliche Kontakte gründet erscheint es sinnvoll,<br />

diese zu institutionalisieren, d. h. Arbeitstreffen verstärkt auch für persönliche Begegnungen<br />

und Kontakte zu nutzen. Gleichzeitig sollte dennoch die Diskussion um Möglichkeiten und<br />

Grenzen der Kooperation geführt werden, wiederum mit dem Ziel <strong>IFL</strong> (als Produkt der Kooperation)<br />

zu profilieren. Hierzu gehört auch, was bisher wenig geschehen ist, Rollen, Verantwortungsumfang,<br />

Rechte und Pflichten, aber auch die Macht von Trägervertreter/innen,<br />

der Koordinierungsstelle und der Gremien offen zu erörtern. Die Motivation der meisten Träger,<br />

den Verbund mit einer Koordinierungsstelle beizubehalten und zu unterstützen, wie es<br />

auch im Projektantrag formuliert wird 60 , scheint weiterhin gegeben.<br />

Thematische Arbeitsgruppen haben sich sehr bewährt. Diese sollten auf jeden Fall beibehalten<br />

werden, um sich über unterschiedliche Trägerpraxis auszutauschen und gemeinsam bisher<br />

nicht bearbeitete Aspekte, insbesondere notwendige Qualitätsstandards zu entwickeln.<br />

Die Arbeitsgruppen können zudem als wichtige Instrumente der Qualitätsentwicklung angesehen<br />

werden.<br />

Gemeinsame Aktionen werden zu schnell als Angriff auf die Trägeridentität interpretiert, was<br />

mutmaßlich dazu beiträgt, dass trotz des vielfach formulierten Wunsches kaum entsprechende<br />

gemeinsame Seminare oder Öffnung von Seminaren zustande kam. Hilfreich könnte<br />

sein, zunächst spezifische / thematische Seminare gemeinsam durchzuführen, um das gegenseitige<br />

Vertrauen zu stärken. Konkrete Vorhaben sollten realistisch geplant und zügig<br />

umgesetzt werden, nicht zuletzt um innerhalb des Verbunds durch entsprechende Erfolgserlebnisse<br />

für eine derartige Zusammenarbeit zu werben. Eine zusätzliche Finanzierung kann<br />

das nur unterstützen. Mehr Erfahrungen mit konkreter Zusammenarbeit in der <strong>IFL</strong>-Praxis<br />

könnten dann auch die Basis für trägerübergreifende Projekte vor Ort sein.<br />

Um <strong>IFL</strong> ein eigenständiges Profil zu geben sind gemeinsam, verbindlich festgelegte Qualitätsstandards<br />

unerlässlich, die die Umsetzbarkeit und die Qualität der <strong>IFL</strong> überprüfbar machen.<br />

Es fällt auf, dass Vollversammlung und Arbeitsausschuss nicht als Gremien der Qualitätssicherung<br />

wahrgenommen werden, obwohl dort Qualitätskriterien thematisiert werden<br />

und beide Gremien auch mit dem Ziel der Qualitätssicherung beauftragt sind. Ebenso wenig<br />

werden Maßnahmen der Koordinierungsstelle, wie Trägerbesuche und Auswertung der statistischen<br />

Daten als Instrumente des Qualitätsmanagements genannt, die den Trägern Anhaltspunkte<br />

für Modifikationen der <strong>IFL</strong> geben 61 . So erscheint es sinnvoll, im Zuge der Diskussion<br />

um Qualitätsstandards auch die Verantwortlichkeit der Steuerung der Qualitätssicherung<br />

festzulegen. Bisher wird das eher vage diskutiert. So soll die Koordinierungsstelle zwar<br />

Regeln und Richtlinien durchsetzen, aber nicht als Kontrollorgan fungieren.<br />

Um die Kooperation zwischen Trägern und Partnerorganisationen bzw. Einsatzstellen nutzbringend<br />

für beide Seiten, wie auch für die Freiwilligen zu gestalten und die Partnerstrukturen<br />

zu stärken, wie es im Projektantrag als Ziel formuliert wird 62 , scheint die bisherige Informationspraxis<br />

nicht zu genügen. Auch hier könnten Standards der Information, des Informationsmaterials<br />

und der Kommunikation sinnvoll sein, die aber einer Erprobung in Absprache<br />

mit Partnerorganisationen und Einatzstellen bedürfen um wirklich sinnvoll zu sein.<br />

60 Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.19<br />

61 Vgl. Internes Papier der <strong>IFL</strong>: Selbstevaluation und Qualitätssicherung im <strong>IFL</strong>-Projekt. Überblick über Maßnahmen<br />

und Prozesse. Bonn 2007<br />

62 Vgl. Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee: Projektantrag: Modellvorhaben „<strong>Internationale</strong> <strong>Freiwilligendienste</strong><br />

für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>), Bonn 2004, S.19<br />

35


5 Resümee: Die <strong>IFL</strong> als Projekt der „Generationsübergreifenden<br />

<strong>Freiwilligendienste</strong>“<br />

Innerhalb des Modellprogramms „Generationsübergreifende <strong>Freiwilligendienste</strong>“ sind die<br />

„<strong>Internationale</strong>n <strong>Freiwilligendienste</strong> für unterschiedliche Lebensphasen“ (<strong>IFL</strong>) eines von zwei<br />

Projekten, die einen internationalen Dienst anbieten. Damit nehmen sie eine Sonderrolle ein<br />

und dennoch sind sie unverkennbar Teil des Modellprogramms, haben die Freiwilligendienstlandschaft<br />

durch ihr Projekt verändert und können hierfür weitere Impulse geben.<br />

<strong>IFL</strong> kann hinsichtlich mehrer Faktoren als innovativ bezeichnet werden. Zunächst weil sie,<br />

was bislang hinsichtlich (internationaler) <strong>Freiwilligendienste</strong> nur sehr vereinzelt möglich war,<br />

Mittlere und Ältere aufnehmen und entsenden. Gleichzeitig versuchen sie den Vereinbarkeitsproblematiken<br />

dieser Altersgruppen durch kürzere, bisher unübliche Dienste zu begegnen.<br />

Wie das große Interesse an <strong>IFL</strong> von Mittleren und Älteren zeigt, passt ein Freiwilligendienst<br />

nicht mehr nur in junge Biografien, sondern auch zu Übergangssituationen im Alter<br />

oder in biografische Brüche und muss den entsprechenden altersspezifischen Bedürfnislagen<br />

angepasst werden.<br />

Als ebenso innovativ ist auch das Incomingprogramm anzusehen. Incomings können, auch<br />

das zeigt <strong>IFL</strong>, durch ihren anderen kulturellen Hintergrund und durch ihr Engagement in der<br />

Einsatzstelle neue, kritische und interessante Impulse in die deutsche Zivilgesellschaft einbringen.<br />

Ebenso wie Outgoings in ihrem Einsatz und nach ihrer Rückkehr – nicht zuletzt, weil<br />

sie hoch motiviert sind sich weiter zu engagieren – die Zivilgesellschaft akitv mitgestalten.<br />

Diesbezüglich ist insbesondere die Einbindung der Freiwilligen in die Trägerorganisationen<br />

über <strong>IFL</strong> hinaus hervorzuheben. Mit <strong>IFL</strong> wird interkultureller Austausch und globale Verantwortungsübernahme<br />

zum Auftrag aller Generationen.<br />

Kaum ein anderes GüF-Projekt hat neben der Begegnung bzw. des Miteinanders der Generationen,<br />

intergeneratives Lernen so erprobt wie <strong>IFL</strong>. Für das ganze Modellprogramm ist interessant,<br />

dass intergeneratives Lernen initiiert werden muss, und kaum einfach so passiert.<br />

Zudem verweist <strong>IFL</strong> implizit auf Diversity-Thematiken, indem Kultur hinsichtlich Generationen<br />

und Gender reflektiert wird. Andererseits wird deutlich, dass Kultur auf der Folie des Generationenverhältnisses<br />

und Gender leichter fassbar wird.<br />

Neben diesem programmatischen Output, wird durch <strong>IFL</strong> offensichtlich, was vielfältige (internationale)<br />

Kooperationen brauchen, wie sie gelingen können und mit welchen Hindernissen<br />

sie konfrontiert sein können. Beispielhaft sind hierfür der Nutzen wie auch die Schwierigkeiten,<br />

die durch die Diskussion um Trägeridentität und <strong>IFL</strong>-Identität entstehen. Gleichzeitig<br />

zeigt der <strong>IFL</strong>-Trägerverbund durch seine (basis)demokratische Verfasstheit und den damit<br />

einhergehenden Aushandlungsprozessen wie Kooperationen selbst zivilgesellschaftliche<br />

Werte verkörpern können.<br />

Hinsichtlich der Begleitung von Freiwilligen sehen sich die <strong>IFL</strong> mit ähnlichen Problemen konfrontiert,<br />

wie andere GüF-Projekte: der Kontakt zu den Einsatzstellen ist nicht immer einfach,<br />

die Aufgaben der Freiwilligen für alle Seiten zufriedenstellend zu regeln ist eine Herausforderung<br />

wie auch die Abgrenzung von hauptamtlicher Mitarbeit zu (teilweise mit professionellem<br />

Hintergrund ausgeübtem) Freiwilligendienst. Anerkennungskultur wurde im GüF im Gegensatz<br />

zu den <strong>IFL</strong> sehr differenziert realisiert, wovon nun auch die <strong>IFL</strong> profitieren sollten.<br />

<strong>IFL</strong> hat, unter anderem durch die Heterogenität der Träger, eine vielfältige Erprobung und<br />

Ausgestaltung des neuen internationalen <strong>Freiwilligendienste</strong>s wie auch der Kooperation während<br />

der dreijährigen Modellphase zugelassen. Nicht zuletzt durch die Evaluation wurden<br />

Best-Practice-Beispiele, wie auch Bedarfe, Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Dienstes<br />

deutlich. Nun muss es darum gehen, die Erfahrungen zu verbindlicheren Standards so<br />

zu verdichten, dass eine <strong>IFL</strong>- und gleichzeitig träger-spezifische Ausgestaltung ermöglicht<br />

wird.<br />

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