Professor Dr. Kurt Nagel mit dem Kulturpreis 2007 - Stadt Böblingen
Professor Dr. Kurt Nagel mit dem Kulturpreis 2007 - Stadt Böblingen
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Es gilt das gesprochene Wort!<br />
- 1 -<br />
Rede Oberbürgermeister Vogelgsang zur Verleihung<br />
des <strong>Kulturpreis</strong>es <strong>2007</strong> der <strong>Stadt</strong> <strong>Böblingen</strong> an<br />
<strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kurt</strong> <strong>Nagel</strong>, Vorsitzender des Vereins<br />
Deutsches Fleischermuseum, am Dienstag, 06.<br />
November <strong>2007</strong>, 19:00 Uhr<br />
Foyer Neues Rathaus<br />
Lieber Herr <strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Kurt</strong> <strong>Nagel</strong>, verehrte Frau<br />
<strong>Nagel</strong>, sehr geehrter Herr Präsident Eugen <strong>Nagel</strong>, liebe<br />
<strong>Stadt</strong>rätinnen und <strong>Stadt</strong>räte,<br />
meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />
Es war einmal ein in Sindelfingen ansässiger Ulmer, dessen<br />
große Leidenschaft – neben vielen anderen vielleicht<br />
weniger raumfordernden Leidenschaften – liebe Frau <strong>Nagel</strong>,<br />
Sie wissen ein Lied davon zu singen – das Deutsche<br />
Fleischerhandwerk war.<br />
Räume zu finden war schwierig. Damals wie heute. Als er<br />
dann hörte, dass in <strong>Böblingen</strong> Planspiele im Gang seien,<br />
Räume musealen Zwecken zu öffnen, da hielt es ihn nicht<br />
mehr in der Daimlerstadt.<br />
Er wagte sich – und dieser Mut ist nicht genug zu loben – in<br />
die Schwesterstadt jenseits der Autobahn. Traf sich – nicht<br />
verschwiegen und heimlich – sondern ganz offen in dessen<br />
Metzgerei <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> damaligen Obermeister der Böblinger<br />
Fleischerinnung. Von da an ging alles zwar nicht schnell,<br />
aber folgerichtig seinen Gang.<br />
So dass wir im Juni 2005 bereits das 20jährige Bestehen<br />
des Deutschen Fleischermuseums <strong>Böblingen</strong> und das 25jährige<br />
Bestehen des Vereins Deutsches Fleischermuseum<br />
feiern konnten.<br />
Heute ehren wir nun den Mann, der von jenseits der<br />
Autobahn kam und <strong>dem</strong> wir zu verdanken haben, was wir<br />
vor zwei Jahren feiern konnten:<br />
<strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Kurt</strong> <strong>Nagel</strong> wird auf Beschluss des<br />
Gemeinderates <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Kulturpreis</strong> <strong>2007</strong> der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Böblingen</strong> ausgezeichnet.<br />
Lassen Sie mich in Erinnerung rufen, was wir aus Anlass<br />
des Doppeljubiläums vor zwei Jahren freudig festgehalten<br />
haben:<br />
Am 4. September 1984 konnte die <strong>Stadt</strong> <strong>Böblingen</strong> <strong>mit</strong> <strong>dem</strong><br />
Deutschen Fleischermuseum den „ersten realistischen<br />
Zweig unserer Museumskonzeption“ – wie es in der<br />
damaligen Pressenotiz formuliert wurde – eröffnen. Ein<br />
stolzes und ein wichtiges Ereignis!<br />
Mit <strong>Böblingen</strong> – einer in der historischen Perspektive eher<br />
kleinen und eher bescheidenen Ackerbürgerstadt – war es<br />
nach <strong>dem</strong> Krieg rasant aufwärts gegangen. Die Bevölkerung<br />
wuchs, Industrie siedelte sich an, Arbeitsplätze wurden<br />
geschaffen. Alles war sehr zukunftsorientiert. Aus <strong>Böblingen</strong><br />
wurde ein High-Tech-Standort, wie man es heute nennt.
- 2 -<br />
Dem gegenüber war das kulturelle Leben überschaubar<br />
geblieben. Das Vereinsleben dominierte. Ein Museum oder<br />
eine Galerie war lange ein utopisches Unterfangen. Zwar<br />
gab es mancherlei Ideen, zum Beispiel für ein<br />
stadtgeschichtliches Museum, aus <strong>dem</strong> schließlich das<br />
Deutsche Bauernkriegsmuseum wurde. Aber Anfang der<br />
80er Jahre trat eine private Initiative auf den Plan, die das<br />
Deutsche Fleischermuseum zum Ziel hatte.<br />
Die Bedeutung, ja die Chance dieses Projekts wurde rasch<br />
erkannt, im Rathaus und darüber hinaus. Aus der Idee<br />
wurde in überschaubarer Zeit Wirklichkeit. Nicht zuletzt, weil<br />
sich die private Initiative in <strong>dem</strong> tatkräftigen Verein<br />
Deutsches Fleischermuseum e. V. zusammenschloss. Dort<br />
konnten nicht nur die Idee, sondern auch finanzielle Mittel<br />
und vor allem Leihgaben gesammelt werden.<br />
Der Spiritus rector dieser Bestrebungen waren Sie, verehrter<br />
Herr <strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Nagel</strong>.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Von Oktober 2006 bis April <strong>2007</strong> beherbergte das<br />
Fleischermuseum erstmals eine sehr erfolgreiche<br />
Ausstellung zu einem nicht-fleischlichen Thema. „Gelungen<br />
geschlungen – die Kulturgeschichte der Brezel“, so hieß<br />
diese Ausstellung, sie war eine Übernahme aus <strong>dem</strong><br />
Museum der Brotkultur Ulm. Da<strong>mit</strong> erwies das<br />
Fleischermuseum seinem Vorbild die Reverenz.<br />
Denn es war ein Besuch in eben diesem Brotmuseum, das<br />
Sie, lieber Herr <strong>Professor</strong> <strong>Nagel</strong>, zur Idee zum Aufbau eines<br />
Fleischermuseums inspirierte.<br />
Der Gedanke, <strong>dem</strong> altehrwürdigen Fleischer-Handwerk ein<br />
Museum zu widmen, reifte allerdings schon lange in Ihnen.<br />
Schließlich sind Sie dieser Profession von Kindesbeinen an<br />
verbunden: Ihr Vater war der Obermeister der Fleischer-<br />
Innung in Ulm.<br />
Es hat Sie jedoch nicht nur das rein Handwerkliche der<br />
Fleischerei interessiert. Auch die künstlerische Verarbeitung<br />
dieses Themas hat Sie lange schon beschäftigt. Und so<br />
bildete eine Ausstellung „Das Fleischerhandwerk in der<br />
Bildenden Kunst“ im Jahr 1982 im städtischen Feierraum<br />
den für das Publikum sichtbaren Auftakt. Zwei prächtige<br />
Bildbände erinnern heute noch an dieses<br />
Ausstellungsereignis.<br />
Die Sammlung des Fleischermuseums konnte, dank Ihrer<br />
Initiative, <strong>mit</strong> Original-Werken von Paul Kleinschmidt, Franz<br />
Frank, Manfred Henninger sowie <strong>mit</strong> <strong>Dr</strong>ucken von Salvador<br />
Dali und Andy Warhol bestückt werden.<br />
Ein weiterer Brückenschlag zwischen Handwerk und Kunst<br />
ergab sich aus Ihrer Idee, Zeichner und Cartoonisten<br />
einzuladen, zu animieren, etwas zum Thema Fleischer-<br />
Handwerk beizusteuern. Eine große Zahl der<br />
angesprochenen Künstler hat auf Ihre Bitte hin positiv<br />
reagiert und <strong>dem</strong> Museum etwas zukommen lassen.
- 3 -<br />
Aus diesen Anfängen heraus entstand manch<br />
freundschaftliche Beziehung zu unserem Museum, und so<br />
konnte in den folgenden Jahren eine Reihe von sehr<br />
erfolgreichen Einzelausstellungen organisiert werden. Ich<br />
denke hierbei gerne an die Bilderschauen <strong>mit</strong> Werken von<br />
Jan Balet, Tomi Ungerer, Helme Heine oder Mordillo zurück.<br />
Gegenwärtig zeigen wir Cartoons von Uli Stein. Die<br />
Ausstellung verspricht ebenfalls, ein Anziehungspunkt auch<br />
für jüngeres Publikum zu werden.<br />
Neben dieser konzeptionellen Arbeit war es aber auch sehr<br />
wichtig, Mitstreiter und Gleichgesinnte finden. Jeder, der<br />
schon einmal die Geschicke eines Vereins gelenkt hat, weiß,<br />
dass das ein nicht immer leichtes Unterfangen ist.<br />
Lieber Herr <strong>Professor</strong> <strong>Nagel</strong>, es ist Ihnen gelungen,<br />
Fleischer beziehungsweise Metzger, wie man bei uns eher<br />
sagt, sowie Repräsentanten der Innungen und Verbände zu<br />
begeistern und um sich zu scharen. Sie wurden von Ihnen<br />
aufgerufen und immer wieder ermuntert, nach Sammel- und<br />
Sehenswertem Ausschau zu halten und es <strong>dem</strong> Museum zu<br />
überlassen.<br />
So kamen einzigartige Exponate zusammen. Sie zeigen den<br />
Handwerksalltag, vor allem aber das Leben und Wirken in<br />
den Zünften und Innungen. Aus beiden Aspekten ergibt sich<br />
ein Bild der Alltagskultur, wie es so konkret und anschaulich<br />
nur in wenigen Museen gezeigt werden kann.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Hans Peter de<br />
Longueville bedanken, <strong>dem</strong> Geschäftsführer des<br />
Landesinnungsverbandes des Fleischerhandwerks BW. Mit<br />
<strong>dem</strong> Sie – Herr <strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Nagel</strong> nach Ihren eigenen<br />
Worten – „über viele Jahre ein Tan<strong>dem</strong> bildeten“. Exponate<br />
ausfindig machen, zusammentragen – Arbeiten im<br />
Hintergrund, wichtig und langwierig. Dafür ganz herzlichen<br />
Dank.<br />
Es sollte jedoch nicht dabei bleiben, die Exponate lediglich<br />
zu sammeln und sie dann der <strong>Stadt</strong> zu übergeben. Daher<br />
setzten Sie sich gleich zu Beginn dafür ein, einen Verein zu<br />
gründen, um die Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Ihren Freunden und<br />
die Zuarbeit für das Museum für die Zukunft zu sichern. Der<br />
Verein feierte, wie vorhin erwähnt, vor zwei Jahren sein<br />
25jähriges Bestehen.<br />
Der Verein ist heute im Hinblick auf den Betrieb des<br />
Museums der Partner der <strong>Stadt</strong>. Das Fleischermuseum ist<br />
Ausdruck einer echten „Public Private Partnership“. Sehen<br />
wir es als eine Art Arbeitsteilung, bei <strong>dem</strong> beide Seiten,<br />
Verein und <strong>Stadt</strong>, zum Gelingen beitragen und ihre<br />
jeweiligen Rechte und Pflichten haben. Der Verein brachte<br />
den Löwenanteil der Exponate und bringt noch heute sein<br />
Fachwissen ein. Die <strong>Stadt</strong> stellte das Haus zur Verfügung,<br />
trägt die finanziellen Lasten und organisiert<br />
Sonderausstellungen, die die Museumsarbeit immer wieder<br />
neu attraktiv machen.<br />
Wir sind stolz und glücklich, dass wir in den letzten Jahren<br />
gemeinsam <strong>mit</strong> Ihnen und <strong>dem</strong> Verein so viel erreichen
- 4 -<br />
konnten. Nicht allein deswegen hat die Zusammenarbeit<br />
eine Vorbildfunktion.<br />
Die Erfolge sind offensichtlich: Das Fleischermuseum ist<br />
heute bundesweit bekannt, nicht nur in der Fachwelt. Zu<br />
einer Ausstellung wie z. B. „Mordillo“ kommen etwa 11.000<br />
Besucher von nah und fern.<br />
Auch der Verband Region Stuttgart weiß den Wert des<br />
Museums zu schätzen. Die Auszeichnung „Besondere<br />
Sehenswürdigkeit der Region Stuttgart“ aus <strong>dem</strong> Jahr 2004<br />
zeugt davon.<br />
Der Südwestrundfunk porträtierte in diesem Jahr das<br />
Museum in seiner Sendereihe „Schätze des Landes“. Die<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Böblingen</strong> ist sich bewusst, <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Fleischermuseum<br />
etwas Besonderes, ja ein Alleinstellungsmerkmal auch in<br />
<strong>dem</strong> an Museen nicht gerade armen Land Baden-<br />
Württemberg zu haben.<br />
Vergangenheit und Gegenwart, meine Damen und Herren,<br />
sehen also gut aus. Aber auch für eine gute Zukunft setzen<br />
Sie, lieber Herr <strong>Professor</strong> <strong>Nagel</strong>, sich tatkräftig ein. In den<br />
letzten Monaten haben Sie <strong>mit</strong> unserem Kulturamtsleiter<br />
Peter Conzelmann an einem Kooperationsvertrag<br />
gearbeitet, der über den bestehenden Modus vivendi hinaus<br />
die weitere Zusammenarbeit sichern und verbriefen soll.<br />
Und auch <strong>dem</strong> Verein, seiner weiteren Entwicklung und der<br />
Außendarstellung, gilt Ihr Bestreben.<br />
Das alles ist manchmal nicht einfach, es kostet Zeit und<br />
verlangt auch materiellen Einsatz. Sie, lieber Herr <strong>Professor</strong><br />
<strong>Nagel</strong>, sind beruflich als engagierter Dozent im Fach<br />
Betriebswirtschaftslehre hervorgetreten und haben sich<br />
einen hervorragenden Ruf als kompetenter Unternehmens-<br />
und Managementberater erarbeitet.<br />
Im Jahr 1994 gingen Sie den Weg in die Selbständigkeit und<br />
gründeten die Firmen „Systeme für Erfolg“ und „Medien für<br />
Erfolg“. Sie haben es – das wird gerade auch bei Ihren<br />
beruflichen Stationen deutlich – immer verstanden,<br />
Menschen für Ideen zu begeistern, sie zu aktivieren und<br />
<strong>mit</strong>einander zu vernetzen.<br />
Sie sind noch heute viel beschäftigt, Ihr Terminkalender ist<br />
gut gefüllt. Umso höher ist Ihr ehrenamtliches Engagement<br />
für das Fleischermuseum zu bewerten.<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Böblingen</strong> schätzt ehreamtliche Tätigkeit hoch ein!<br />
Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig und<br />
unerlässlich diese für unser Gemeinwesen ist. Die höchste<br />
Auszeichnung, meine Damen und Herren, die die <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Böblingen</strong> auf kulturellem Gebiet vergeben kann, ist der<br />
<strong>Kulturpreis</strong>. Er wurde Mitte der 90er Jahre geschaffen und in<br />
zweijährigem Turnus an Persönlichkeiten für ihre<br />
herausragenden Beiträge zum Kulturleben der <strong>Stadt</strong><br />
vergeben.<br />
Es ist mir eine große Freude und Ehre, Ihnen, lieber Herr<br />
<strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Nagel</strong>, heute in Anerkennung Ihres großen<br />
Einsatzes und Ihrer Verdienste um das Deutsche
- 5 -<br />
Fleischermuseum den <strong>Kulturpreis</strong> der <strong>Stadt</strong> <strong>Böblingen</strong><br />
überreichen zu dürfen.