Euro-Info Nr. 01/2014
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tumsförderung auch konkrete sozialpolitische Dossiers zur<br />
Sprache, wie z. B. der Richtlinienvorschlag zur verbesserten<br />
Durchsetzung der Entsenderichtlinie oder der Richtlinienvorschlag<br />
zur konzerninternen Entsendung von Drittstaatsangehörigen.<br />
Mit großem Interesse und Offenheit haben die Gesprächspartner,<br />
u. a. der griechische Minister für Entwicklung<br />
und Wettbewerbsfähigkeit Konstantinos Hatzidakis und die<br />
Staatssekretärin im Ministerium für Beschäftigung, soziale Sicherung<br />
und Wohlfahrt, Anna Stratinaki, die Anliegen der BDA<br />
zur Kenntnis genommen und zugesichert, dass die griechische<br />
Präsidentschaft keine überflüssigen EU-Richtlinienvorschläge<br />
unterstützen wird.<br />
Das Arbeitsprogramm der griechischen Präsidentschaft (in englischer<br />
Sprache) ist unter folgendem Link abrufbar:<br />
http://www.gr2<strong>01</strong>4.eu/de/Programme-Greek-Presidency-EU<br />
Hintergrund: <strong>Euro</strong>pawahl 2<strong>01</strong>4<br />
Neue Spielregeln durch Lissabon<br />
Séverine Féraud<br />
<strong>Euro</strong>päische Parteifamilien treten bei der im Mai stattfindenden<br />
<strong>Euro</strong>pawahl zum ersten Mal mit eigenen Spitzenkandidaten an<br />
und wollen über eine höhere Personalisierung des Wahlkampfs<br />
vor allem eins erreichen: Die niedrige Wahlbeteiligung (43 Prozent),<br />
die seit der Einführung der Direktwahl des <strong>Euro</strong>päischen<br />
Parlaments (1979) noch nie so gering war wie bei den letzten<br />
Wahlen, zu steigern.<br />
Grund für die geplante Spitzenkandidatennominierung sind neben<br />
der sinkenden Wahlbeteiligung aber vor allem die erstmalig<br />
zum Einsatz kommenden Änderungen durch den Vertrag von<br />
Lissabon. Diese sehen vor, dass der vom <strong>Euro</strong>päischen Rat<br />
vorzuschlagende Präsident der EU-Kommission vom <strong>Euro</strong>päischen<br />
Parlament „gewählt“ und nicht wie bisher lediglich „bestätigt“<br />
wird. Zusätzlich soll der <strong>Euro</strong>päische Rat bei seinem<br />
Kandidatenvorschlag ausdrücklich das Ergebnis der <strong>Euro</strong>pawahl<br />
berücksichtigen. Die europäischen Parteien und die<br />
EU-Kommission leiten daraus ab, dass der <strong>Euro</strong>päische Rat<br />
den Spitzenkandidaten der europäischen Partei vorschlagen<br />
wird, die bei der Wahl das beste Ergebnis erzielt hat. Da diese<br />
rechtliche Neuerung bisher noch nicht zur Anwendung gekommen<br />
ist, ist ihre Reichweite jedoch noch nicht abschließend bestimmt.<br />
Bundeskanzlerin Merkel machte bereits vor einiger Zeit<br />
klar, dass sie „keinen Automatismus“ zwischen Spitzenkandidatur<br />
und Ämtervergabe sieht. In der Praxis wird aber davon ausgegangen,<br />
dass der Spitzenkandidat der größten Parlamentsfraktion<br />
vom <strong>Euro</strong>päischen Rat zum Kommissionspräsidenten<br />
vorgeschlagen wird.<br />
Spitzenkandidat der Sozialdemokratischen Partei <strong>Euro</strong>pas<br />
(SPE) ist der momentane EU-Parlamentspräsident Martin<br />
Schulz, der im November 2<strong>01</strong>3 von seiner Partei nominiert<br />
wurde. Die <strong>Euro</strong>päische Linke (EL) verständigte sich auf den<br />
Vorsitzenden der größten griechischen Oppositionspartei<br />
Syriza Alexis Tsipras. Die Allianz der Demokraten und Liberalen<br />
für <strong>Euro</strong>pa (ALDE) hat sich inoffiziell auf eine Doppelspitze<br />
aus dem momentanen Wirtschafts- und Währungskommissar<br />
Olli Rehn sowie dem früheren belgischen Premierminister<br />
Guy Verhofstadt geeinigt, die auf einem Fraktionstreffen Anfang<br />
Februar 2<strong>01</strong>4 bestätigt werden soll. Die <strong>Euro</strong>päischen Grünen<br />
(EGP) haben per Online-Abstimmung als Spitzenduo die beiden<br />
<strong>Euro</strong>paparlamentarier José Bové (Frankreich) und<br />
Ska Keller (Deutschland) ausgewählt. Über den Spitzenkandidaten<br />
der stärksten Fraktion im <strong>Euro</strong>päischen Parlament der<br />
<strong>Euro</strong>päischen Volkspartei (EVP) besteht noch Unklarheit.<br />
Offiziell möchte die EVP ihren Spitzenkandidaten auf einem<br />
Parteikongress Anfang März bestimmen. Bereits seit Monaten<br />
werden verschiedenste Kandidaten ins Spiel gebracht, wie<br />
IWF-Präsidentin Christine Lagarde, der ehemalige luxemburgische<br />
Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, Irlands Premierminister<br />
Enda Kenny, der polnische Ministerpräsident Donald<br />
Tusk sowie die beiden EU-Kommissare Viviane Reding und Michel<br />
Barnier. Aufgrund der Vielzahl an Kandidaten sowie der<br />
Tatsache, dass nach der <strong>Euro</strong>pawahl nicht nur die Amtszeit des<br />
Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso sondern auch<br />
die von Ratspräsidenten Herman Van Rompuy und<br />
EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton enden, schlug Bundestagspräsident<br />
Norbert Lammert jüngst vor, dass die EVP<br />
von einem Team aus drei bis vier Persönlichkeiten angeführt<br />
werden könnte um somit eine Festlegung auf einen Spitzenkandidaten<br />
zu vermeiden.<br />
Die BDA wird sich aktiv an der politischen Debatte im Vorfeld<br />
der <strong>Euro</strong>pawahl beteiligen. Im März wird die BDA gemeinsam<br />
mit dem BDI und dem Institut der deutschen Wirtschaft eine<br />
Broschüre zur Positionierung der deutschen Wirtschaft im <strong>Euro</strong>pawahlkampf<br />
2<strong>01</strong>4 herausbringen.<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit in <strong>Euro</strong>pa<br />
Martin Kumstel<br />
BDA und DGB werben in gemeinsamer Erklärung<br />
für Freizügigkeit<br />
In ihrer am 21. Januar 2<strong>01</strong>4 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung,<br />
bekennen sich BDA und DGB zur Freizügigkeit als einer<br />
der europäischen Grundwerte, die einen wichtigen Beitrag<br />
zur Fachkräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit und kulturellen<br />
Vielfalt in Deutschland leiste. Die politische Debatte über sog.<br />
Armutszuwanderung müsse differenziert und den Realitäten<br />
angemessen geführt werden, appellieren BDA und DGB.<br />
BDA und DGB betonen in ihrer gemeinsamen Erklärung, dass<br />
es zur Deckung des Fachkräftebedarfs gleichermaßen notwendig<br />
sei, Menschen im Inland besser zu qualifizieren sowie qualifizierten<br />
Fachkräften aus dem Ausland eine Perspektive auf<br />
dem deutschen Arbeitsmarkt zu eröffnen. Sie warnen davor,<br />
dass mit übertriebenen Befürchtungen über massenhafte Zuwanderung<br />
in die Sozialsysteme antieuropäische Stimmungen<br />
BDA | euro-info <strong>Nr</strong>. <strong>01</strong> | 31. Januar 2<strong>01</strong>4 3