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S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

BEIRAT<br />

Sparkasse Merzig-Wadern<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong> (SV<strong>Saar</strong>)<br />

dwif-Consulting GmbH<br />

Sparkasse <strong>Saar</strong>brücken<br />

Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land GmbH<br />

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

dwif-Consulting GmbH<br />

Landrätin Merzig-Wadern (seit 1.10.2004)<br />

Landrat Merzig-Wadern (bis 30.9.2004)<br />

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Industrie- und Handelskammer des <strong>Saar</strong>landes<br />

Dehoga <strong>Saar</strong>land, Präsidentin


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Der erste Jahresbericht des S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land liegt vor. Er reiht<br />

sich ein in eine Reihe, die - 1998 initiiert vom Ostdeutschen Sparkassen- und<br />

Giroverband - ihren Ausgangspunkt in den Neuen Bundesländern hatte und<br />

seit einigen Jahren schon Schleswig-Holstein und Niedersachsen umfasst.<br />

Die Autoren - Mitarbeiter der dwif-Consulting GmbH - kombinieren am Markt<br />

bereits vorhandene Informationen mit eigenen, z. T. exklusiven Recherchen<br />

und liefern auf diese Weise ein einzigartiges Kompendium.<br />

Karl-Heinz Trautmann,<br />

Präsident des<br />

<strong>Sparkassenverband</strong>s<br />

<strong>Saar</strong><br />

Die Studie legt besonderen Wert auf Praxisnähe. Dies zeigt sich insbesondere<br />

in der Kombination so genannter Best Practice-Beispiele mit der Entwicklung<br />

eigener Vorschläge. In diesem Zusammenhang verweise ich besonders auf<br />

das jährlich wechselnde Spezialmodul, das sich in diesem Jahr mit dem<br />

Ausbau des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land befasst.<br />

Das gleiche Ziel verfolgt auch die Zusammensetzung des Beirates. In ihm sind<br />

deshalb neben der Sparkassenorganisation Praktiker aus Tourismus Zentrale<br />

<strong>Saar</strong>land, IHK, DeHoGa <strong>Saar</strong>land und dem saarländischen Ministerium für<br />

Wirtschaft und Arbeit vertreten.<br />

Dem Wunsch von Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter Georgi, dieses Marktforschungsinstrument<br />

zu übernehmen, ist die Sparkassen-Finanzgruppe <strong>Saar</strong><br />

gern nachgekommen. Als Herausgeber leisten die Sparkassen, <strong>Saar</strong>LB, LBS<br />

und SAARLAND Versicherungen gemeinsam mit dem Ministerium für<br />

Wirtschaft und Arbeit einen Beitrag zum Auf- und Ausbau des Tourismus in<br />

unserer Region. Wie kaum ein anderer ist gerade dieser Wirtschaftszweig<br />

geprägt von mittelständischen, meist in Familienhand befindlichen Betrieben.<br />

Und hier zeigt sich in besonderem Maße die Aufgabe der Sparkassen,<br />

Unternehmen bei Aufgabe und Entwicklung ihres Betriebes beratend und<br />

helfend zur Seite zu stehen: Wenn’s um Geld geht - Sparkasse.<br />

Die Erkenntnisse aus der vorgelegten Studie sollen politischen Entscheidungsträgern<br />

und unternehmerisch Handelnden eine wichtige Hilfestellung bieten -<br />

sei es bei der Planung eigener Investitionen oder der Entscheidung hierüber.<br />

Aus diesem Grund finanzieren die Sparkassen-Finanzgruppe <strong>Saar</strong> und das<br />

saarländische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit die Studie gemeinsam:<br />

Sparkassen. Gut für das <strong>Saar</strong>land!<br />

Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre des Jahresberichts viele Anregungen!


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

I EINFÜHRUNG............................................................................................................................ 1<br />

II DAS KONJUNKTURBAROMETER ............................................................................................ 2<br />

1. DAS SAARLAND IM TOURISMUSJAHR 2004.......................................................................... 3<br />

1.1 Entwicklung auf Länderebene - Gewerblicher Sektor .................................................. 3<br />

1.1.1 Rahmenbedingungen .......................................................................................... 3<br />

1.1.2 Nachfrageentwicklung ......................................................................................... 4<br />

1.1.3 Angebotsentwicklung .......................................................................................... 9<br />

1.1.4 Betten- und Zimmerauslastung........................................................................11<br />

1.1.5 Zusammenfassende Bewertung im TRIX.........................................................13<br />

1.2 Vertiefte Analyse der Entwicklung in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes -<br />

Gewerblicher Sektor........................................................................................................17<br />

1.2.1 Nachfrageentwicklung .......................................................................................17<br />

1.2.2 Angebotsentwicklung ........................................................................................22<br />

1.2.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX.........................................................25<br />

2. DER GRAUE BEHERBERGUNGSMARKT................................................................................ 28<br />

2.1 Allgemeine Erläuterungen .............................................................................................28<br />

2.2 Besucherverkehr bei Einheimischen ............................................................................29<br />

2.2.1 Abgrenzung und Datengrundlage....................................................................29<br />

2.2.2 Ermittlung des Nachfrageumfanges: Rahmendaten, Berechnungsweg<br />

und Übernachtungsvolumen ............................................................................29<br />

2.2.3 Schlussfolgerungen und Handlungsbedarf ....................................................31<br />

2.3 Campingtourismus..........................................................................................................32<br />

2.3.1 Abgrenzung und Datengrundlage....................................................................32<br />

2.3.2 Campingangebot im <strong>Saar</strong>land...........................................................................33<br />

2.3.3 Campingangebot in Deutschland.....................................................................33<br />

2.3.4 Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land........................................................................34<br />

2.3.5 Campingnachfrage in Deutschland..................................................................35<br />

2.3.6 Wirtschaftliche Effekte durch Camper auf Campingplätzen .........................36<br />

2.3.7 Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen ......................................39<br />

2.4 Gegenüberstellung der Übernachtungen nach Marktsegmenten............................40<br />

3. DIE SAARLÄNDISCHEN BETRIEBE IM TOURISMUSJAHR 2004.......................................... 41<br />

3.1 Touristische Wetterstationen........................................................................................41<br />

3.1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und Umfang der Erhebung.........................41<br />

3.1.2 Die Bundesländer im Vergleich ........................................................................42<br />

3.1.2.1 Langfristige Entwicklung 1999-2004 ...............................................46<br />

3.1.2.2 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004................................................46<br />

3.1.3 Entwicklungstendenzen im <strong>Saar</strong>land...............................................................49<br />

3.1.3.1 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004................................................49<br />

3.1.3.2 Saisonverlauf .......................................................................................51


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.1.4 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse ............................................52<br />

3.2 Die wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land...................................53<br />

3.2.1 Entwicklung von Umsatz, Insolvenzen und Beschäftigung ..........................53<br />

3.2.2 Wirtschaftliche Situation von Kreditnehmern der Sparkassen im<br />

Gastgewerbe .......................................................................................................55<br />

3.2.2.1 Hintergrundinformationen zu den EBIL-Daten ...............................55<br />

3.2.2.2 Ergebnisse der Bundesländer 2002 im Vergleich ..........................57<br />

3.2.2.3 Darstellung wichtiger Kennziffern und Zeitvergleich ....................60<br />

4. HERKUNFTSSTRUKTUR DER GÄSTE IM SAARLAND-TOURISMUS ..................................... 66<br />

4.1 Bedeutung des Ausländertourismus............................................................................66<br />

4.2 Herkunftsstruktur im Inländertourismus.....................................................................69<br />

4.2.1 Methodische Vorbemerkungen ........................................................................69<br />

4.2.2 Ergebnisse 2004: Nutzungsmöglichkeiten für die Quellmarktbearbeitung.........................................................................................................71<br />

4.2.2.1 Die wichtigsten Herkunftsländer der Gäste im <strong>Saar</strong>land im<br />

Ländervergleich...................................................................................71<br />

4.2.2.2 Saisonverlauf der Nachfrage im <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich .....72<br />

4.2.2.3 Quellmarktstrukturen und Saisonverlauf in den Regionen und<br />

Städten des <strong>Saar</strong>landes ......................................................................74<br />

4.3 Fazit...................................................................................................................................77<br />

III DAS ZUKUNFTSBAROMETER ................................................................................................ 78<br />

1. DWIF – STIMMUNGSBAROMETER REGIONAL...................................................................... 79<br />

2. KONJUNKTURUMFRAGE DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER................................ 83<br />

2.1 Bilanz der Wintersaison 2004/2005 .............................................................................83<br />

2.2 Ausblick auf die Sommersaison 2005 ..........................................................................85<br />

3. TRENDBAROMETER 2015 ..................................................................................................... 86<br />

3.1 Einleitung .........................................................................................................................86<br />

3.2 Urlaubsreisetrends der Deutschen 2015.....................................................................87<br />

3.3 Trendszenarien - Blick in eine mögliche Zukunft 2015 .............................................89<br />

3.3.1 Methodik..............................................................................................................89<br />

3.3.2 Trendszenarien für das <strong>Saar</strong>land 2015............................................................90<br />

IV AKTUELLES BRANCHENTHEMA: RADTOURISMUS IM SAARLAND..................................... 93<br />

1. EINFÜHRUNG.......................................................................................................................... 93<br />

2. RADTOURISMUS..................................................................................................................... 94<br />

2.1 Abgrenzungen .................................................................................................................94<br />

2.2 Ausprägungen des Radtourismus ................................................................................95<br />

2.3 Zielgruppen......................................................................................................................97<br />

2.4 Anforderungen von Radtouristen an die Reiseregion ...............................................97<br />

2.5 Nachfrageumfang des Radtourismus.........................................................................100


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

2.6 Quellmärkte des Radtourismus...................................................................................102<br />

2.7 Zielmärkte des Radtourismus Deutschland ..............................................................103<br />

3. VOLKSWIRTSCHAFTLICHE UND ARBEITSMARKTPOLITISCHE BEDEUTUNG DES<br />

RADTOURISMUS...................................................................................................................105<br />

3.1 Nachfrageseitige Bestimmung....................................................................................105<br />

3.2 Radtourismusabhängige Arbeitsplätze .....................................................................106<br />

3.3 Anbieterbezogene Analyse anhand der Dienstleistungskette ...............................108<br />

3.3.1 Reisevorbereitung: Information .....................................................................109<br />

3.3.1.1 Radtouristische Magazine................................................................109<br />

3.3.1.2 Radtouristische Printprodukte........................................................110<br />

3.3.2 Internetplattformen .........................................................................................111<br />

3.3.3 Radtouristisches Kartenmaterial ...................................................................112<br />

3.3.4 Radmessen ........................................................................................................113<br />

3.3.5 Reisevorbereitung: Buchung ..........................................................................113<br />

3.3.6 An- und Abreise ................................................................................................115<br />

3.3.7 Aufenthalt ..........................................................................................................116<br />

3.3.7.1 Das radtouristische Routennetz .....................................................116<br />

3.3.7.2 Übernachtungsangebot ...................................................................118<br />

3.4 Trends im Radtourismus ..............................................................................................123<br />

4. QUALITÄTSANALYSEN RADTOURISMUS SAARLAND........................................................127<br />

4.1 Empirische Untersuchungen .......................................................................................127<br />

4.1.1 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Tourismusexperten ...................128<br />

4.1.2 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Bevölkerung ...............................129<br />

4.1.3 Radtourismus aus Sicht der Leistungsträger ...............................................130<br />

4.2 Websiteanalyse Radtourismus im <strong>Saar</strong>land ..............................................................133<br />

4.3 Bedeutung des Radtourismus in ausgewählten Bundesländern und<br />

angrenzenden Regionen..............................................................................................138<br />

4.4 Infrastruktur...................................................................................................................141<br />

4.5 Marketing .......................................................................................................................142<br />

4.6 Service.............................................................................................................................143<br />

4.7 Grenzüberschreitender Radtourismus im <strong>Saar</strong>land .................................................144<br />

5. MAßNAHMEN- UND HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN .........................................................144<br />

5.1 Infrastruktur...................................................................................................................144<br />

5.2 Marketing .......................................................................................................................145<br />

5.3 Service.............................................................................................................................148<br />

5.4 Grenzüberschreitender Radtourismus.......................................................................149<br />

6 ZUSAMMENFASSUNG ..........................................................................................................150<br />

Literatur<br />

Impressum


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

KARTENVERZEICHNIS<br />

Karte 1: Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise 2004 und deren Veränderung<br />

ggü. 2003 .........................................................................................................................18<br />

Karte 2: Übernachtungsintensitäten nach Gemeinden 2004 ..................................................21<br />

Karte 3: Touristik- und Dauercampingangebot in Deutschland..............................................34<br />

Karte 4: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers im <strong>Saar</strong>land...................................43<br />

Karte 5: Verteilung der Ausländerübernachtungen in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes<br />

2004 ..................................................................................................................................69<br />

Karte 6: Geschäftsgebiete der Sparkassen im SV<strong>Saar</strong>-Verbandsgebiet.................................70<br />

Karte 7: Radroutennetz: <strong>Saar</strong>Radland...................................................................................... 117<br />

Karte 8: Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben am Radroutennetz <strong>Saar</strong>land ........... 121<br />

Karte 9: Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben an Mosel- und Nahetal-Radweg<br />

und an den <strong>Saar</strong>land-Radfernwegen ......................................................................... 121<br />

Karte 10: Radfernwegenetz Deutschland .................................................................................. 125<br />

Kartengrundlage GFK Macon<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abb. 1: Modularer Aufbau des Sparkassen-Tourismusbarometers......................................... 1<br />

Abb. 2: Übernachtungsentwicklung 2004 im Vergleich zu 2003 nach Bundesländern........ 5<br />

Abb. 3: Übernachtungen in gewerblichen Betrieben 9 Betten 1993-2004, Barometer-<br />

Bundesländer..................................................................................................................... 6<br />

a) Gewerbliche Übernachtungen (in Millionen) .................................................... 6<br />

b) Gewerbliche Übernachtungen (Index: 1993 = 100) ......................................... 7<br />

Abb. 4: Ankünfte und Übernachtungen nach Beherbergungstypen 2004 ............................. 7<br />

Abb. 5: Übernachtungen in der Hotellerie und in Vorsorge- und Rehakliniken in<br />

ausgewählten Jahren........................................................................................................ 8<br />

Abb. 6: Saisonalität der gewerblichen Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land..................................... 8<br />

Abb. 7: Durchschnittliche Betriebsgröße nach Bundesländern 1993-2004 ........................10<br />

Abb. 8: Bettenauslastung in gewerblichen Beherbergungsbetrieben 1993-2004.............11<br />

Abb. 9: Auslastung aller Betten in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach<br />

Bundesländern 1993-2004............................................................................................12<br />

Abb. 10: Zeitraffer-TRIX 2001-2004.............................................................................................15<br />

Abb. 11: Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise des <strong>Saar</strong>landes 1993-2004............19<br />

Abb. 12: Aufenthaltsdauer in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes 1997-2004 ..........................22<br />

Abb. 13: Auslastung der angebotenen Betten 1993 und 2004 im Vergleich.........................24<br />

Abb. 14: Regionen-TRIX 2001-2004 ............................................................................................26<br />

Abb. 15: Touristischer Besucherverkehr in den Haushalten des <strong>Saar</strong>landes.........................30<br />

Abb. 16: Das Gewicht der Bekannten-/Verwandtenbesucher...................................................31<br />

Abb. 17: Campingangebot im <strong>Saar</strong>land .......................................................................................33<br />

Abb. 18: Ausgabenstruktur der Touristikcamper im <strong>Saar</strong>land .................................................37<br />

Abb. 19: Ausgabenstruktur der Dauercamper ............................................................................37<br />

Abb. 20: Von Touristik- und Dauercampern im <strong>Saar</strong>land profitierende Wirtschaftszweige.38


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 21: Übernachtungszahlen im <strong>Saar</strong>land nach Marktsegmenten.......................................41<br />

Abb. 22: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers ........................................................42<br />

Abb. 23: Einflussfaktoren auf die Wettbewerbssituation der Wetterstationen des<br />

Tourismusbarometers ....................................................................................................44<br />

Abb. 24: Langfristtrend 1999-2004: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen<br />

in den verschiedenen Barometer-Bundesländern....................................47<br />

Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern ........48<br />

Abb. 26: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen und der Übernachtungen<br />

in gewerblichen Beherbergungsbetrieben (mit mehr als 8 Betten) zwischen<br />

2003 und 2004 nach Bundesländern ...........................................................................49<br />

Abb. 27: Veränderung der Besucherzahlen bei den Wetterstationen des <strong>Saar</strong>landes<br />

2003-2004........................................................................................................................50<br />

Abb. 28: Saisonale Veränderung der Nachfrage in den Wetterstationen <strong>Saar</strong>landes 2004<br />

ggü. 2003 .........................................................................................................................51<br />

Abb. 29: Insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 1994-2004 ...............................54<br />

Abb. 30: Beschäftigte im deutschen Gastgewerbe 1995-2004................................................55<br />

Abb. 31: Umsatzrendite im Gastgewerbe 2002 nach Bundesländern - Zentralwert<br />

(Median)............................................................................................................................60<br />

Abb. 32: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Verbesserung der Innenfinanzierungsrate .....62<br />

Abb. 33: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Anteil der Abschreibung und des Gewinnes ...62<br />

Abb. 34: Personalkosten in % vom Umsatz (Geschäftsjahr 2002)...........................................63<br />

Abb. 35: Zinsaufwandquote nach Bundesländern .....................................................................65<br />

Abb. 36: Entwicklung der Ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2004 ggü.<br />

2003 ..................................................................................................................................68<br />

Abb. 37: Anteile der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />

im <strong>Saar</strong>land 2004 ........................................................................................72<br />

Abb. 38: Anteile der Fremdverfügungen der TOP-5-Herkunftsländer im <strong>Saar</strong>land...............74<br />

Abb. 39: Anteile der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />

in der jeweiligen Region 2004 ..................................................................76<br />

Abb. 40: Saisonalität der Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes 2004..........77<br />

Abb. 41: Rückblick 2004 - Zufriedenheit regionaler Tourismusorganisationen<br />

hinsichtlich ausgewählter Aspekte ...............................................................................79<br />

Abb. 42: dwif-Stimmungsbarometer............................................................................................80<br />

Abb. 43: Geplante Schwerpunktaktivitäten für das Jahr 2005 .................................................81<br />

Abb. 44: Informations- und Buchungsverhalten bei Tourismusorganisationen im<br />

<strong>Saar</strong>land............................................................................................................................82<br />

Abb. 45: Marktforschungsquellen für die Tourismusverantwortlichen im <strong>Saar</strong>land.............82<br />

Abb. 46: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 .............................................................................84<br />

Abb. 47: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004........90<br />

Abb. 48: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004<br />

(Index: 1981 = 100) .........................................................................................................91<br />

Abb. 49: Trendszenario <strong>Saar</strong>land und Rheinland-Pfalz .............................................................92<br />

Abb. 50: Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land seit dem Masterplan 2001 ................93


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 51: Ausprägungen des Radtourismus ................................................................................96<br />

Abb. 52: Nachfragestruktur Radtourismus .............................................................................. 100<br />

Abb. 53: Radreiseziele deutscher Radtouristen...................................................................... 104<br />

Abb. 54: Die radtouristische Dienstleistungskette im <strong>Saar</strong>land ........................................... 109<br />

Abb. 55: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland......................................................................... 120<br />

Abb. 56: Bekanntheit der Radwege im <strong>Saar</strong>land in der Bevölkerung des <strong>Saar</strong>landes ....... 129<br />

Abb. 57: Beurteilung des Radwegenetzes im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der <strong>Saar</strong>länder .............. 130<br />

Abb. 58: Einschätzung der Entwicklungschancen des Radtourismus durch Leistungsträger<br />

im <strong>Saar</strong>land und in Mecklenburg-Vorpommern ........................................... 130<br />

Abb. 59: Zusatzangebote von auf Radtouristen spezialisierten Übernachtungsbetrieben<br />

für Radtouristen, <strong>Saar</strong>land und Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich........... 131<br />

Abb. 60: Medien der Informationsbeschaffung von Radtouristen über das Reiseziel<br />

<strong>Saar</strong>land......................................................................................................................... 132<br />

Abb. 61: Kooperationspartner und Kooperationsbereitschaft im Ländervergleich........... 132<br />

Abb. 62: Einschätzung der Maßnahmen zur Entwicklung des Radtourismus im<br />

<strong>Saar</strong>land durch Leistungsträger................................................................................. 133<br />

Abb. 63: Checklisten für die Websiteanalyse........................................................................... 134<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tab. 1: Übernachtungen nach Bundesländern 2003/2004 - gewerbliche Betriebe 9<br />

Betten.................................................................................................................................. 4<br />

Tab. 2: Betten in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2001<br />

bis 2004 ............................................................................................................................10<br />

Tab. 3: Betriebe, Zimmer und Zimmerauslastung der Hotellerie 2) nach Bundesländern<br />

2003/2004 ........................................................................................................................13<br />

Tab. 4: Übernachtungen nach Landkreisen 2001-2004 .........................................................18<br />

Tab. 5: Bettenangebot nach Landkreisen 2001-2004 ............................................................22<br />

Tab. 6: Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe im <strong>Saar</strong>land nach<br />

Landkreise ........................................................................................................................23<br />

Tab. 7: Bettenauslastung nach Landkreisen 2001-2004........................................................23<br />

Tab. 8: Betriebe, Betten und Zimmerauslastung der Hotellerie nach Landkreisen<br />

2003/2004 ........................................................................................................................24<br />

Tab. 9: Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land ....................................................................................35<br />

Tab. 10: Touristik- und Dauercampingübernachtungen in Deutschland ...............................36<br />

Tab. 11: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern<br />

2004 ggü. 2003 ...............................................................................................................48<br />

Tab. 12: Umsatzentwicklung im deutschen Gastgewerbe im Vergleich zum Vorjahr ..........53<br />

Tab. 13: Anzahl der Insolvenzverfahren im Gastgewerbe nach Bundesländern<br />

1994-2004........................................................................................................................54<br />

Tab. 14: Anzahl der Kennziffern, bei denen der Bundesdurchschnitt/Orientierungswert<br />

erreicht oder in positiver Weise übertroffen wurde ...................................................57<br />

Tab. 15: Abschneiden der Angebotstypen bei zentralen Kennziffern ....................................58


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 16: Zusammenfassung der Bundesländerergebnisse ......................................................59<br />

Tab. 17: Personalaufwandsquote in % vom Umsatz.................................................................64<br />

Tab. 18: Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach der Herkunft<br />

im Ländervergleich 2003/2004 .....................................................................................67<br />

Tab. 19: Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten von Sparkassen des SV<strong>Saar</strong>-,<br />

OSGV-, SGVSH-, SVN-Verbandsgebietes nach Bundesländern 2004.......................71<br />

Tab. 20: Fremdverfügungen an den Geldausgabeautomaten der Sparkassen im<br />

<strong>Saar</strong>land 2004..................................................................................................................73<br />

Tab. 21: Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes nach Herkunftsländern.......75<br />

Tab. 22: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 im Vergleich zum Vorjahr................................85<br />

Tab. 23: Erwartungen an die Sommersaison 2005 im Vergleich zum Vorjahr.......................86<br />

Tab. 24: Staatliche Investitionen in das Radwegenetz <strong>Saar</strong>land .............................................93<br />

Tab. 25: Berechnung der Radreisen Deutschland im Jahr 2004 .......................................... 101<br />

Tab. 26: Berechnung der Radreisen im <strong>Saar</strong>land.................................................................... 101<br />

Tab. 27: Quellgebiete für den übernachtenden Radtourismus im <strong>Saar</strong>land....................... 103<br />

Tab. 28: Beliebteste Radfernwege in Deutschland................................................................. 103<br />

Tab. 29: Die beliebtesten Radregionen Deutschlands........................................................... 104<br />

Tab. 30: Schätzung der Brutto-Umsätze aus dem Radtourismus im <strong>Saar</strong>land................... 105<br />

Tab. 31: Betriebe der Zweiradmechanik .................................................................................. 106<br />

Tab. 32: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung,<br />

Handel, Reparatur und Verleih von Fahrrädern in Deutschland............................ 107<br />

Tab. 33: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung,<br />

Handel, Reparatur und Verleih von Fahrrädern im <strong>Saar</strong>land.................................. 107<br />

Tab. 34: Dienstleistungskette im Radtourismus .................................................................... 108<br />

Tab. 35: Radtouristische Produkte regionaler Veranstalter 2005........................................ 114<br />

Tab. 36: Verkehrsmittelwahl Inland .......................................................................................... 115<br />

Tab. 37: Fahrradmitnahme im DB-Fernverkehr....................................................................... 115<br />

Tab. 38: Fahrradmitnahme in Nachtzügen .............................................................................. 115<br />

Tab. 39: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland......................................................................... 120<br />

Tab. 40: Fahrradtypen mit radtouristischer Bedeutung ........................................................ 126<br />

Tab. 41: Entwicklung der Mitarbeiterzahl vergangene 3 Jahre ............................................ 131<br />

Tab. 42: Integration des Radfahrens in den Gesamtauftritt (Bundesländer) im<br />

Internet .......................................................................................................................... 135<br />

Tab. 43: Anwenderfreundlichkeit radtouristisch relevanter Webauftritte der Bundesländer<br />

............................................................................................................................. 135<br />

Tab. 44: Radtourismus <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich............................................................. 139


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

I<br />

EINFÜHRUNG<br />

Das Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land existiert seit dem 1. Juni 2004. Träger sind<br />

der <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong> (SV<strong>Saar</strong>) sowie das Land <strong>Saar</strong>land, vertreten durch das Ministerium<br />

für Wirtschaft und Arbeit. Es wird wissenschaftlich betreut und durchgeführt von der<br />

dwif-Consulting GmbH. Projektbüro ist das dwif in München.<br />

Ziel des Sparkassen-Tourismusbarometers <strong>Saar</strong>land ist die kontinuierliche, problemorientierte<br />

Beobachtung der Tourismusentwicklung im <strong>Saar</strong>land und seinen Landkreisen.<br />

Seit 1998 existiert ein solches Marktforschungsinstrument, das Tourismusbarometer des<br />

Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, für die neuen Bundesländer und seit dem<br />

Jahr 2002 gibt es das Tourismusbarometer Schleswig-Holstein mit den Trägern Sparkassenund<br />

Giroverband für Schleswig-Holstein (SGVSH) sowie Tourismusverband Schleswig-<br />

Holstein (TVSH). 2003 startete das Tourismusbarometer des <strong>Sparkassenverband</strong>es Niedersachsen<br />

unter Beteiligung der Stadt Bremerhaven. Hieraus ergeben sich nun wertvolle vertiefte<br />

Vergleichsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Bundesländern.<br />

Das Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land soll<br />

den Nutzer aufmerksam machen auf Erfolge und Misserfolge sowie auf wichtige strukturelle<br />

Veränderungen der Tourismusentwicklung im <strong>Saar</strong>land,<br />

als Frühwarnsystem dienen, d. h. auf problematische Entwicklungen rechtzeitig hinweisen<br />

und Handlungsbedarf identifizieren,<br />

als kontinuierliches Monitoring zeitliche, regionale und sektorale Vergleiche ermöglichen<br />

und<br />

damit letztlich Entscheidungsfindungen für die Infrastrukturentwicklung sowie das Marketing<br />

erleichtern.<br />

Abb. 1:<br />

Modularer Aufbau des Sparkassen-Tourismusbarometers<br />

Sparkassen-Tourismusbarometer 2005<br />

Aktuelles<br />

Branchenthema<br />

Konjunkturbarometer<br />

Sparkassen-<br />

Themen Tourismus<br />

Angebot & Nachfrage<br />

Grauer Beherbergungsmarkt<br />

Wirtschaftl. Situation<br />

des Gastgewerbes<br />

Wirtschaftsfaktor<br />

Tourismus<br />

Wetterstationen<br />

GAA-Datenanalyse:<br />

Herkunftsstruktur<br />

der Inlandsgäste<br />

Zukunftsbarometer<br />

Quelle: dwif 2004<br />

Radtourismus im<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Exklusive Marktdaten<br />

für interne Markteinschätzungen<br />

der<br />

Sparkassen:<br />

EBIL-Analysen<br />

1


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Das Konjunkturbarometer: Beobachtung und Analyse der aktuellen Lage<br />

Es ermöglicht mit Hilfe eines jährlich gleich bleibenden Datensets strukturelle, (über-)<br />

regionale Vergleiche und Einschätzungen zur Angebots- und Nachfrageentwicklung des<br />

Tourismus im Land.<br />

Es schließt wesentliche Informationslücken der amtlichen Tourismusstatistik zum Umfang<br />

des Übernachtungstourismus durch Quantifizierung des so genannten Grauen Beherbergungsmarktes.<br />

Es stellt Daten zum Wirtschaftsfaktor Tourismus zur Verfügung.<br />

Es präsentiert die Ergebnisse der „Fremdabhebungen an Geldausgabeautomaten der<br />

Sparkassen“ als Marktforschungsquelle (so genannte GAA-Daten) für die Herkunftsstruktur<br />

der Inlandsgäste nach Bundesländern.<br />

Es bietet als einziges Marktforschungsinstrument Informationen zum Markterfolg unterschiedlichster<br />

touristischer Einrichtungen, den so genannten „touristischen Wetterstationen“.<br />

Immer nah am Ball<br />

Das Sparkassen-Zukunftsbarometer gibt als Teil der touristischen Konjunkturanalyse einen<br />

Ausblick auf die nächsten Jahre. Es besteht im Jahr 2005 aus drei Komponenten:<br />

Im „dwif - Stimmungsbarometer regional“ werden wichtige Entscheidungsträger des<br />

<strong>Saar</strong>land-Tourismus zu ihrer Einschätzung der Lage sowie zu ihren aktuellen Problemen<br />

und Aktivitäten befragt.<br />

Die „IHK-Saisonumfrage Tourismus“ gibt einen Überblick über die aktuelle Stimmung<br />

und Geschäftssituation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land sowie über die Erwartungen an<br />

die kommende Saison.<br />

In Form von Szenarien wagt das Tourismusbarometer einen Blick auf die mögliche Entwicklung<br />

des Tourismus bis zum Jahr 2015.<br />

Analysen und Handlungsbedarf bei aktuellen Branchenthemen<br />

Das aktuelle Branchenthema widmet sich jährlich wechselnd einem Schwerpunkt, der in<br />

Abstimmung mit dem Beirat des Tourismusbarometers festgelegt wird. Dieses Jahr steht im<br />

Vordergrund:<br />

Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />

II<br />

DAS KONJUNKTURBAROMETER<br />

Die folgende Situationsanalyse des Tourismus im <strong>Saar</strong>land basiert sowohl auf Daten der<br />

amtlichen Tourismusstatistik als auch auf zusätzlichen Analysen des dwif. Die amtliche Statistik<br />

erfasst nur einen Teil des tatsächlichen Angebotes und der Gesamtnachfrage. Bundesweit<br />

wird amtlicherseits - mit wenigen länderspezifischen Ausnahmen - lediglich das<br />

Volumen der so genannten gewerblichen Beherbergungsbetriebe ausgewiesen. Hierbei<br />

handelt es sich um Unternehmen mit mindestens 9 Gästebetten („gewerblicher Sektor“). Die<br />

ergänzende Übernachtungsnachfrage (z. B. Besucherverkehr bei Einheimischen, Privatquar-<br />

2


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

tiere, (Dauer-)Camping, Freizeitwohnsitze) werden im Rahmen des „Grauen Beherbergungsmarktes“<br />

näher untersucht.<br />

1. Das <strong>Saar</strong>land im Tourismusjahr 2004<br />

Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über die Entwicklung im <strong>Saar</strong>land im Vergleich zu<br />

den anderen Bundesländern gegeben, bevor detailliert auf die Situation in den saarländischen<br />

Landkreisen eingegangen wird.<br />

1.1 Entwicklung auf Länderebene - Gewerblicher Sektor<br />

1.1.1 Rahmenbedingungen<br />

Auf internationaler Ebene standen in den letzten Jahren eher risikobehaftete Themen im<br />

Mittelpunkt (z. B. Irak-Krieg, Terroranschläge, SARS), die glücklicherweise wieder an Bedeutung<br />

verloren haben. Mit einem Wachstum von 10 % im Jahr 2004 gegenüber dem Vorjahr<br />

wird diese Einschätzung auch durch die Entwicklung der Reisenden weltweit bestätigt. 1 In<br />

Europa wurde immerhin noch ein Wachstum von 4 % im Bereich der Auslandsreisen registriert.<br />

Auf nationaler Ebene waren in den vergangenen Jahren Themen wie die schwache Konjunktur,<br />

Reformdebatten und die steigenden Arbeitslosenzahlen von hoher Brisanz. Die daraus<br />

resultierende Konsumzurückhaltung war in vielen Bereichen der Wirtschaft, so auch im Tourismus,<br />

zu spüren. Diesem angespannten Klima stand ein wahrer Boom der städtischen Destinationen<br />

in Deutschland gegenüber. Ein weiterer Markt mit einer positiven Entwicklung im<br />

Tourismusjahr 2004 war der Incoming-Tourismus 2 nach Deutschland. Hier wurde ein Wachstum<br />

von rund 9 % generiert. Ein wichtiger Einflussfaktor dafür ist die zunehmende Erschließung<br />

durch Low-Cost-Carrier. Bis Mitte 2004 konnten zu mindestens 17 deutschen Flughäfen<br />

Flüge aus den europäischen Schlüsseldestinationen nach Deutschland gebucht werden.<br />

Die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland führte einerseits zu einem leichten<br />

Rückgang der Reiseintensität der Deutschen, andererseits brachte die Entspannung der<br />

globalen Sicherheitslage einen Anstieg der Urlaubsreisen ins Ausland zu Lasten des Inlandurlaubs<br />

mit sich 3 :<br />

Der Anteil der Deutschen, die eine oder mehrere Urlaubsreisen gemacht haben, sank<br />

gegenüber dem Vorjahr von 76,8 % auf 74,4 % (Urlaubsreiseintensität).<br />

Der Anteil der Deutschlandreisen an allen Urlaubsreisen der Deutschen verringerte sich<br />

gegenüber dem Vorjahr von 32,6 % auf 30,8 %, während derjenige der Auslandsreisen<br />

von 67,4 % auf 69,2 % stieg. Mit 45,3 Mio. Auslandsreisen im Jahr 2004 liegt diese<br />

Kennzahl auf einem Rekordhoch (Deutschlandreisen: 20,1 Mio.).<br />

1<br />

Welt Tourismus Organisation (WTO) (2005): S. 2.<br />

2<br />

Incoming-Tourismus (auch Inbound Tourism) ist die Nachfrage aus dem Ausland nach inländischen<br />

Reiseleistungen.<br />

3<br />

F.U.R (2005): S. 2ff.<br />

3


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Das Tourismusjahr 2004 wurde weiterhin geprägt durch<br />

Sporttourismus: z. B. Fussball-Europameisterschaft in Portugal, Olympische Sommerspiele<br />

in Athen;<br />

Neue Kunstwelten: z. B. Unterwasserhotel und Skihalle in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten, Tropical Islands in Brandenburg;<br />

Neue Dimensionen in Luft-/Kreuzschifffahrt: Airbus A380 (im Bau), Queen Elisabeth II.<br />

1.1.2 Nachfrageentwicklung<br />

Entwicklung der Übernachtungen<br />

Nachdem das <strong>Saar</strong>land 2002 gegenüber 2001 noch Verluste von -4,7 % bei den gewerblichen<br />

Übernachtungen hinnehmen musste, konnte sich die leichte Erholung der saarländischen<br />

Tourismuswirtschaft aus 2003 (+0,4 % gegenüber dem Vorjahr) auch im vergangenen<br />

Jahr bestätigen (+0,8 %). Das Nachbarland Rheinland-Pfalz verzeichnete hingegen im zweiten<br />

Jahr in Folge leichte Verluste. Im gesamten Bundesgebiet nahm das Übernachtungsvolumen<br />

2004 um 0,7 Prozentpunkte zu, so dass die Verluste aus dem Jahr 2003 wieder egalisiert<br />

werden konnten.<br />

Tab. 1: Übernachtungen nach Bundesländern 2003/2004 - gewerbliche Betriebe 9 Betten<br />

Gewerbliche Übernachtungen<br />

2003 2004<br />

Land<br />

Veränderung<br />

Veränderung<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

Rang (in %)<br />

Rang (in %)<br />

(in Mio.)<br />

(in Mio.)<br />

2003/2002<br />

2004/2003<br />

Deutschland 315,1 -0,7 317,4 0,7<br />

Baden-Württemberg 37,1 2 -2,9 37,3 2 0,7<br />

Bayern 69,3 1 -1,9 69,4 1 0,1<br />

Berlin 11,3 10 2,8 13,2 10 16,3<br />

Brandenburg 8,4 11 -0,6 8,5 11 0,6<br />

Bremen 1,3 16 1,7 1,4 1) 16 8,3<br />

Hamburg 5,4 13 6,5 5,9 13 9,3<br />

Hessen 23,8 5 -3,2 23,9 5 0,4<br />

Mecklenburg-Vorpommern 22,1 6 5,4 21,4 6 -3,6<br />

Niedersachsen 32,3 4 -2,0 31,5 4 -2,6<br />

Nordrhein-Westfalen 35,5 3 -2,3 36,5 3 2,9<br />

Rheinland-Pfalz 17,9 8 -0,3 17,9 8 -0,3<br />

<strong>Saar</strong>land 2,1 15 0,4 2,1 15 0,8<br />

Sachsen 14,2 9 5,4 14,7 9 3,5<br />

Sachsen-Anhalt 5,4 14 0,8 5,6 14 4,2<br />

Schleswig-Holstein 20,7 7 0,6 19,9 7 -3,7<br />

Thüringen 8,2 12 -1,3 8,1 12 -0,4<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

4


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Im bundesdeutschen Vergleich zeigt sich eine Dreiteilung der Bundesländer:<br />

Die Stadtstaaten sind die eindeutigen Gewinner des Tourismusjahres 2004. Der boomende<br />

Städtetourismus bescherte Bremen (+8 %), Hamburg (+9 %) und Berlin (+16 %)<br />

z. T. zweistellige Zuwachsraten.<br />

Die Küstenbundesländer weisen durchweg Übernachtungsrückgänge auf und gehören<br />

somit zu den Verlierern, was angesichts des „Jahrhundertsommers“ 2003 nicht allzu sehr<br />

überrascht.<br />

Die übrigen Flächenbundesländer liegen zwischen -0,4 % und +4,2 % im Vergleich zum<br />

Vorjahr.<br />

Das <strong>Saar</strong>land positioniert sich bei der Übernachtungsentwicklung 2004 im Vergleich zu<br />

2003 im Mittelfeld der Flächenbundesländer. In diesem Zeitraum wuchs das Übernachtungsvolumen<br />

um 0,8 %; das <strong>Saar</strong>land liegt somit im Bereich des Bundesdurchschnitts.<br />

Abb. 2:<br />

in Prozent<br />

20<br />

15<br />

Übernachtungsentwicklung 2004 im Vergleich zu 2003 nach Bundesländern (in<br />

Prozent)<br />

Berlin<br />

10<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

Sachsen-<br />

5<br />

Anhalt<br />

Meckl.-<br />

Brandenburland<br />

Bayern<br />

<strong>Saar</strong>-<br />

NRW<br />

Vorp.<br />

Thüringen<br />

0<br />

Rheinl.-<br />

Hessen Ba-Wü<br />

Sachsen<br />

Pfalz<br />

Nieders.<br />

-5<br />

Schles.-<br />

Holst.<br />

Quelle: dwif 2005, Datengrundlage Statistisches Bundesamt<br />

Die absolute Entwicklung der gewerblichen Übernachtungen der Barometer-Bundesländer<br />

weist in den letzten Jahren auf eine zunehmende Konsolidierung hin. Auch sind kaum noch<br />

Veränderungen im Ranking eben dieser Bundesländer festzustellen. Das <strong>Saar</strong>land zeigt eine<br />

relativ konstante Entwicklung mit positiver Tendenz von 1,87 Mio. Übernachtungen (1993)<br />

auf 2,1 Mio. im Jahr 2004, wenngleich der bisherige Höhepunkt mit 2,2 Mio. Übernachtungen<br />

2001 erreicht wurde.<br />

Aus der Darstellung geht aber auch das vorläufige Ende des automatischen Wachstums in<br />

Mecklenburg-Vorpommern hervor. Nach zuletzt abflachenden Wachstumsraten mussten<br />

dort 2004 erstmals seit der Wende Übernachtungsrückgänge festgestellt werden. Dennoch<br />

werden in Mecklenburg-Vorpommern nach einem stetigen Anstieg der Übernachtungen seit<br />

1993 inzwischen mehr Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben gezählt<br />

als in Schleswig-Holstein.<br />

5


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 3: Übernachtungen in gewerblichen Betrieben 9 Betten 1993-2004, Barometer-<br />

Bundesländer<br />

a) Gewerbliche Übernachtungen (in Millionen)<br />

Millionen<br />

36<br />

33<br />

30<br />

27<br />

24<br />

21<br />

18<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Quelle:<br />

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Statistische Landesämter<br />

Auf Grund der geringen Größe des <strong>Saar</strong>landes verwundert das geringe absolute Niveau der<br />

Übernachtungszahlen nicht. Deshalb lässt sich der Entwicklungspfad des <strong>Saar</strong>landes anhand<br />

der relativen Veränderung des gewerblichen Übernachtungsaufkommens (Index 1993<br />

= 100) besser analysieren. Als einziges westdeutsches Barometer-Bundesland kann das<br />

<strong>Saar</strong>land seit 1993 eine positive Entwicklung aufzeigen. Schleswig-Holstein und Niedersachsen<br />

liegen dagegen bei Indexwerten von unter 100.<br />

Nach kontinuierlichen Zuwächsen bis 1996 musste im <strong>Saar</strong>land im darauf folgenden Jahr<br />

ein Rückgang der Übernachtungen hingenommen werden. Diese Negativentwicklung ist auf<br />

veränderte externe Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik zurückzuführen (Gesundheitsreform<br />

1996). Durch die große Bedeutung der Übernachtungen in Vorsorge- und<br />

Rehakliniken für die saarländische Tourismuswirtschaft schlagen entsprechende Maßnahmen<br />

sehr schnell auf Landesebene durch. In den Folgejahren konnte dann wieder ein<br />

Wachstum der Übernachtungen erzielt werden, das 2001 im bisherigen Höchstwert von<br />

2.160.000 gewerblichen Übernachtungen gipfelte. Seitdem hat sich das Übernachtungsvolumen<br />

auf einem Indexwert von etwa 110 eingependelt.<br />

6


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

b) Gewerbliche Übernachtungen (Index: 1993 = 100) 1)<br />

Index (1993=100)<br />

230<br />

210<br />

190<br />

170<br />

150<br />

130<br />

110<br />

90<br />

93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Brandenburg Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen<br />

Schleswig-Holstein Niedersachsen <strong>Saar</strong>land<br />

1)<br />

Zur besseren Übersichtlichkeit wurde auf die Darstellung von Mecklenburg-Vorpommern<br />

verzichtet; dortiger Indexwert für 2004: 281.<br />

Quelle: Statistische Landesämter<br />

Bedeutung unterschiedlicher Betriebstypen<br />

In Hotels und Hotels Garnis werden die meisten Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land registriert<br />

(875.799 Übernachtungen). Bei diesem Betriebstyp liegt die Aufenthaltsdauer bei 1,8 Tagen.<br />

Daneben sind die Vorsorge- und Rehakliniken für das <strong>Saar</strong>land von enormer Bedeutung<br />

(753.637 Übernachtungen). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt gut 3 Wochen<br />

(21,6 Tage). Zusammengenommen machen diese Betriebstypen fast vier Fünftel aller<br />

Übernachtungen in gewerblichen Betrieben im <strong>Saar</strong>land aus. Demgegenüber spielen die<br />

übrigen Quartierformen, insbesondere Ferienhäuser und -wohnungen, die eher in typischen<br />

Ferienregionen (z. B. an der Küste) von großer Bedeutung sind, im <strong>Saar</strong>land nur eine untergeordnete<br />

Rolle (vergleiche Abb. 5).<br />

Abb. 4:<br />

Ankünfte und Übernachtungen nach Beherbergungstypen 2004 (in Tausend)<br />

Hotels / Hotels garnis<br />

Vorsorge- und<br />

Rehakliniken<br />

Erholungs-, Ferien-,<br />

Schulungsheime<br />

JH u.ä. Einrichtungen<br />

Gasthöfe / Pensionen<br />

Ferienhäuser /<br />

-wohnungen<br />

Übernachtungen<br />

Ankünfte<br />

Quelle:<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Tausende<br />

Statistisches Landesamt<br />

7


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 5:<br />

Übernachtungen in der Hotellerie und in Vorsorge- und Rehakliniken in ausgewählten<br />

Jahren<br />

Tausende<br />

1.200<br />

1.000<br />

Hotellerie<br />

Vorsorge- und Rehakliniken<br />

sonstige Beherbergungstypen<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Quelle:<br />

1993 1998 2003 2004<br />

Statistisches Landesamt<br />

Saisonverlauf<br />

Ein Blick auf die Übernachtungsverteilung nach Monaten gibt Hinweise auf die Saisonalität<br />

in der betrachteten Region. Im <strong>Saar</strong>land ist eine erste Spitze im Frühjahr (März/April) zu erkennen.<br />

Die Hauptsaison erstreckt sich von Mai bis Oktober. Diese Monate erreichen in allen<br />

Jahren die absoluten Höchstwerte. Im Zeitraum von Dezember bis Februar schrumpft das<br />

monatliche Übernachtungsvolumen indessen auf fast 50 % des Sommerniveaus. Im Verlauf<br />

des letzten Jahrzehnts sind die absoluten Übernachtungszahlen zwar leicht gestiegen, doch<br />

hat sich diese grundsätzliche Saisonverteilung nicht verändert. Allerdings ist anzumerken,<br />

dass für das <strong>Saar</strong>land - wie beschrieben - zwar eine gewisse Saisonalität attestiert werden<br />

kann, diese im Vergleich mit traditionellen Ferienreisegebieten (z. B. Küstenregionen) jedoch<br />

nicht sehr stark ausgeprägt ist.<br />

Abb. 6:<br />

Saisonalität der gewerblichen Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land (in Tausend)<br />

Tausende<br />

220<br />

200<br />

180<br />

1993<br />

1998<br />

2003<br />

2004<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Quelle:<br />

Statistisches Landesamt<br />

8


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Fazit:<br />

Die Entwicklung der gewerblichen Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land weist insbesondere im Kurund<br />

Reha-Bereich auf eine Stagnation bzw. Rückgang der Nachfrage hin. Demgegenüber<br />

weist die Hotellerie ein moderates, aber stetiges Wachstum auf. Damit steht das kleinste<br />

Flächenbundesland jedoch nicht allein. Als letztes Bundesland hat die Konsolidierungsphase<br />

2004 auch Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Es wird immer deutlicher, dass Wachstumsraten<br />

im Binnentourismus meist nur auf Kosten der Mitkonkurrenten realisiert werden<br />

können und nicht mehr durch eine Volumensteigerung insgesamt.<br />

Allerdings dürfen diese auf den ersten Blick etwas ernüchternden Feststellungen keineswegs<br />

zu einem Verzagen bzw. „Kopf in den Sand stecken“ führen. Vielmehr müssen sie als<br />

Signal für neue Initiativen und Innovationen verstanden werden. Ein aktives und gezieltes<br />

Marketing ist ein erster Schritt, sich Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. Weitere zentrale<br />

Aufgabenfelder sind die Verbesserung der Service- und Infrastrukturqualität sowie die Entwicklung<br />

von zielgruppenspezifischen Angeboten. Einer zu starken Konzentration auf spezifische<br />

Marktsegmente ist dabei entgegenzuwirken. Die Erschließung ausländischer Quellmärkte<br />

bildet darüber hinaus die Möglichkeit einer Steigerung des Übernachtungsvolumens<br />

im <strong>Saar</strong>land - Berlin, Hamburg und Bremen machen es vor. Der Anteil der Übernachtungen<br />

von ausländischen Gästen im <strong>Saar</strong>land liegt mit 11,5 % unter dem Bundesdurchschnitt<br />

(13,3%).<br />

1.1.3 Angebotsentwicklung<br />

Entwicklung der Beherbergungskapazitäten<br />

Seit der Jahrtausendwende ist im <strong>Saar</strong>land - mit Ausnahme des Jahres 2002 - ein kontinuierlicher<br />

Rückgang der Bettenkapazitäten festzustellen. Im vergangenen Jahr wies die amtliche<br />

Statistik ein Minus von 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr aus. Seit 2000 wurden im <strong>Saar</strong>land<br />

rund 9 % der Bettenkapazität abgebaut.<br />

Werden die weiteren Barometer-Bundesländer in die Betrachtung einbezogen, so wird deutlich,<br />

dass nahezu überall ein Abbau bzw. eine Stagnation der Kapazitäten zu beobachten ist.<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten den Bettenzuwachs des letzten Jahres nicht<br />

halten und selbst für Mecklenburg-Vorpommern musste ein Bettenabbau attestiert werden.<br />

Lediglich Sachsen-Anhalt und Sachsen hielten ihr Bettenangebot annähernd stabil bzw.<br />

bauten es sogar leicht aus. Allerdings kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich<br />

nunmehr auch die ostdeutschen Länder in der Konsolidierungsphase befinden.<br />

Die Verringerung der Bettenkapazitäten ist auch ein Indiz für den immer härter werdenden<br />

Wettbewerb und damit einhergehende Marktbereinigungseffekte (z. B. Abbau von Überkapazitäten,<br />

Ausscheiden zu schwacher Leistungsträger).<br />

9


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 2: Betten 1) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2001-<br />

2004<br />

Bundesland 2001 2002 2003 2004<br />

Veränderung<br />

2003 zu 2004 (in %)<br />

<strong>Saar</strong>land 15.665 15.947 15.833 15.213 -3,9<br />

Schleswig-Holstein 2) 182.081 179.086 187.530 177.604 -5,3<br />

Niedersachsen 282.762 280.967 282.415 278.682 -1,3<br />

Mecklenburg-Vorpommern 164.524 169.070 169.963 168.924 -0,6<br />

Brandenburg 79.358 81.067 80.858 79.926 -1,2<br />

Sachsen-Anhalt 53.581 53.379 54.295 54.624 0,6<br />

Sachsen 117.189 115.764 115.770 115.908 0,1<br />

Thüringen 76.224 75.796 72.973 70.927 -2,8<br />

1)<br />

Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />

2)<br />

Änderung der Meldemodalitäten. Vergleich mit Vorjahren nur eingeschränkt möglich.<br />

Quelle:<br />

Statistische Landesämter<br />

Entwicklung der Betriebsgrößen<br />

Äußerst interessant stellt sich die Entwicklung der durchschnittlichen Betriebsgröße im<br />

<strong>Saar</strong>land dar. Dabei zeigt die Erfahrung, dass mit der Größe vielfach auch die Qualität und<br />

die Leistungsfähigkeit der Betriebe zunehmen. Von einem relativ geringen Ausgangsniveau<br />

startend (1993: knapp 42 Betten pro Betrieb), stieg diese Kennzahl im <strong>Saar</strong>land auf rund 55<br />

Betten pro Betrieb an. Vergleicht man diesen Pfad beispielsweise mit Niedersachsen - 1993<br />

noch auf dem gleichen Niveau wie das <strong>Saar</strong>land -, so führte gerade die Entwicklung in den<br />

letzten Jahren zu einem Unterschied von mittlerweile rund 10 Betten pro Betrieb. Hinter<br />

Mecklenburg-Vorpommern (64,2 Betten pro Betrieb) hat das <strong>Saar</strong>land inzwischen die zweitgrößte<br />

durchschnittliche Betriebsgröße der Barometer-Bundesländer. Als Grund hierfür ist<br />

sicherlich auch der große Anteil der Vorsorge- und Rehakliniken im Land anzuführen. Die<br />

vergleichsweise hohen Werte bei der durchschnittlichen Betriebsgröße in den neuen Bundesländern<br />

sind auf zahlreiche Neuinvestitionen in größere, leistungsfähigere Betriebe zurückzuführen.<br />

Abb. 7:<br />

Durchschnittliche Betriebsgröße nach Bundesländern 1993-2004 (Betten/Betrieb)<br />

70<br />

Betten pro Betrieb<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

64,2<br />

54,7<br />

53,2<br />

52,7<br />

51,0<br />

49,0<br />

45,2<br />

38,9<br />

30<br />

93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Quelle:<br />

Statistische Landesämter<br />

10


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

1.1.4 Betten- und Zimmerauslastung<br />

Bettenauslastung<br />

Die Bettenauslastung in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben Westdeutschlands<br />

stieg 2004 erstmals seit der Jahrtausendwende wieder leicht an und liegt nun bei 33,6 %.<br />

Auch in Ostdeutschland verläuft die Auslastungskurve weiterhin positiv (2004: 32,6 %). Diese<br />

auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung ist dabei nicht nur auf Zuwächse beim Übernachtungsvolumen<br />

zurückzuführen. Vielmehr hat die jüngste Entwicklung ihre Ursache im<br />

Rückgang der Bettenkapazitäten. Weiterhin ist auffällig, dass sich die Schere zwischen<br />

West- und Ostdeutschland bezüglich der Bettenauslastung wieder leicht geöffnet hat. Es<br />

bleibt jedoch abzuwarten, ob 2004 eher ein Ausnahmejahr darstellt oder eine Trendumkehr<br />

einläutet.<br />

Abb. 8:<br />

Bettenauslastung 1 in gewerblichen Beherbergungsbetrieben 1993-2004 (in Prozent)<br />

45<br />

Bettenauslastung (%)<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

Westdeutschland<br />

Ostdeutsc hland<br />

20<br />

93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

1)<br />

Auslastung der Betten insgesamt eines Jahres.<br />

Quelle: dwif 2005, Daten des Statistischen Bundesamtes<br />

Bei der Bettenauslastung nimmt das <strong>Saar</strong>land seit 1994 die Spitzenstellung unter den Barometer-Bundesländern<br />

ein. Im Jahr 2004 lag die durchschnittliche Auslastung aller Betten<br />

in gewerblichen Beherbergungsbetrieben bei 36,7 %. Im Vergleich zu den Vorjahren konnte<br />

im <strong>Saar</strong>land 2004 erstmals wieder seit mehreren Jahren ein Zuwachs bei der Bettenauslastung<br />

verzeichnet werden (+2,2 %). Insgesamt zeigt sich ein relativ konstanter Verlauf mit<br />

einer Bandbreite zwischen 36 und 39 %. Lediglich das Jahr 1997 fällt aus den bereits genannten<br />

Gründen (Auswirkungen der Gesundheitsreform) aus dem Rahmen.<br />

11


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 9:<br />

Auslastung aller Betten 1) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern<br />

1993-2004 (in Prozent)<br />

41<br />

39<br />

37<br />

35<br />

33<br />

31<br />

29<br />

27<br />

25<br />

93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

1)<br />

Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />

Quelle: Statistische Landesämter<br />

Wendet man den Blick auf die Auslastungsentwicklung der weiteren Barometer-<br />

Bundesländer, so wird deutlich, dass im Jahr 2004 Mecklenburg-Vorpommern als einziges<br />

Land erstmals ein Absinken des Auslastungswertes zu verzeichnen hatte (von 35,7 % auf<br />

34,5 %). In Niedersachsen bestätigt sich der Abwärtstrend (2004: 30,7). Die positive Entwicklung<br />

in Brandenburg und insbesondere in Thüringen wird durch eine Verringerung des<br />

Angebotes generiert. Erfreulich ist der Entwicklungspfad in Sachsen-Anhalt und Sachsen,<br />

wo das Hochwasserjahr 2002 offensichtlich keine langfristigen Spuren in der Nachfrage hinterlassen<br />

hat.<br />

Zimmerauslastung<br />

Durch die Reform der amtlichen Beherbergungsstatistik ist es seit 2003 möglich, auch die<br />

Zimmerauslastung der Hotellerie (siehe Kasten) zu<br />

analysieren. Grund für die Einführung der Auslastung Betriebsarten der Hotellerie gemäß<br />

der amtlichen Statistik:<br />

auf Zimmerbasis war die Verzerrung der realen<br />

Freikapazitäten durch die Bettenauslastung, bei der Hotels,<br />

ein durch eine Person belegtes Doppelzimmer als Hotels garnis,<br />

Freikapazität gewertet wird. Die neue Kennzahl Gasthöfe,<br />

Zimmerauslastung blendet diese Verzerrung aus.<br />

Pensionen<br />

(Das Bundeskabinett sieht die Streichung dieser<br />

aussagekräftigen Kennziffer vor.)<br />

12


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 3:<br />

Bundesland<br />

Betriebe 1) , Zimmer 1) und Zimmerauslastung der Hotellerie 2) nach Bundesländern<br />

2003/2004<br />

Betriebe<br />

Hotellerie<br />

Gästezimmer<br />

Hotellerie<br />

Zimmerauslastung<br />

Hotellerie (in %)<br />

2003 2004 2003 2004 2003 2004<br />

<strong>Saar</strong>land 232 217 5.514 5.361 40,3 42,8<br />

Schleswig-Holstein 1.518 1.466 32.033 30.110 37,6 38,5<br />

Niedersachsen 3.602 3.573 83.907 82.198 31,8 33,3<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

1.279 1.279 36.013 35.485 45,2 44,1<br />

Brandenburg 1.095 1.081 24.886 24.270 34,0 35,2<br />

Sachsen-Anhalt 866 853 20.775 20.361 31,7 34,4<br />

Sachsen 1.815 1.775 45.170 44.121 38,0 40,6<br />

Thüringen 1.185 1.153 26.586 26.057 33,5 35,1<br />

1)<br />

Betriebe und Zimmer insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />

2)<br />

Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe, Pensionen.<br />

Quelle:<br />

Statistisches Bundesamt<br />

Die Zimmerauslastung stieg in allen Barometer-Bundesländern im Jahr 2004 gegenüber<br />

2003 an (Ausnahme ist Mecklenburg-Vorpommern, jedoch ist hier die Auslastung bereits<br />

sehr hoch). Im <strong>Saar</strong>land konnte die Zimmerauslastung erfreulicherweise um 2,5 Prozentpunkte<br />

auf 42,8 % gesteigert werden und liegt somit deutlich über dem Bundesdurchschnitt<br />

der Zimmerauslastung in der Hotellerie (38,6 %). Im <strong>Saar</strong>land ist im Prinzip an 156<br />

Tagen im Jahr kein freies Zimmer mehr in der Hotellerie zu bekommen. Dies entspricht<br />

(nach Mecklenburg-Vorpommern mit 161 Vollbelegungstagen) Rang zwei innerhalb der<br />

Barometer-Bundesländer.<br />

1.1.5 Zusammenfassende Bewertung im TRIX<br />

Der Touristische Regionalentwicklungsindex (TRIX) wurde speziell für das Tourismusbarometer<br />

geschaffen, um die Entwicklung zweier wichtiger Schlüsseldaten, der Übernachtungen<br />

und der Bettenauslastung, in anschaulicher Form miteinander zu verknüpfen und darzustellen.<br />

Während bislang die absoluten Werte und ihre Entwicklung über die letzten Jahre<br />

im Mittelpunkt standen, geht es im TRIX um die relativen Veränderungen von einem Jahr<br />

zum anderen. Die nachfolgende Matrix des TRIX unterscheidet vier Gruppen:<br />

<br />

<br />

<br />

1. Stabilisierer:<br />

Übernachtungen und Auslastungen sind im Vergleich zum Vorjahr um x % gestiegen.<br />

2. Expandierer:<br />

Übernachtungen sind gestiegen, die Auslastung ist gesunken.<br />

3. Konsolidierer:<br />

Übernachtungen sind gesunken, die Auslastung ist gestiegen.<br />

13


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

4. Problemfälle:<br />

Übernachtungen und Auslastung sind gesunken.<br />

Der TRIX für die Jahre 2001-2004 illustriert die bereits beschriebenen Entwicklungen:<br />

Konsolidierung und ein harter Verteilungskampf untereinander sind aktueller denn je.<br />

Das <strong>Saar</strong>land bewegt sich sehr konstant bei sehr geringen Veränderungsraten sowohl bei<br />

der Übernachtungs- als auch bei der Auslastungsentwicklung. Einzige Ausnahme war das<br />

Jahr 2002, in dem sich das <strong>Saar</strong>land relativ weit im Quadranten der Problemfälle wieder<br />

fand. In den letzten beiden Jahren stabilisierte sich die Entwicklung wieder; es konnten geringe<br />

Zuwächse bei Auslastung und Übernachtungen realisiert werden. Somit weist die Positionierung<br />

des <strong>Saar</strong>landes im TRIX insgesamt auf eine Stillstands- bzw. Stagnationsphase<br />

hin. Auffällig ist weiterhin, dass die betreffenden Größen für das <strong>Saar</strong>land, aber auch für<br />

Schleswig-Holstein und für Niedersachsen, eine geringere Dynamik zeigen als für die Länder<br />

Ostdeutschlands.<br />

Die ersten ostdeutschen Bundesländer fielen 2001 aus dem Stabilisierer-Quadranten heraus.<br />

Ein Jahr darauf bestätigte sich diese Entwicklung mit z. T. erheblichen Übernachtungsund<br />

Auslastungsrückgängen. Zwar müssen die Folgen der Flutkatastrophe bei Sachsen und<br />

Sachsen-Anhalt mit in die Bewertung einbezogen werden, doch hatten auch Brandenburg<br />

und Thüringen schmerzhafte Einbußen hinzunehmen. 2003 konnten die starken Verluste<br />

des Vorjahres zumindest teilweise aufgefangen bzw. kompensiert werden. In diesem Jahr<br />

profitierten alle Länder vom Jahrhundertsommer 2003, der für viele den Urlaub im eigenen<br />

Land wieder attraktiver machte.<br />

Im Jahr 2004 war im Vergleich zum Vorjahr wieder eine größere Streuung der Bundesländer<br />

festzustellen, wobei sich fast ausschließlich die Küstenbundesländer im Bereich der Konsolidierer<br />

und Problemfälle befinden. Nachdem Mecklenburg-Vorpommern bis 2003 noch<br />

jährlich mehr als 5 % Wachstum bei den gewerblichen Übernachtungen und gleichzeitig<br />

eine Auslastungssteigerung verzeichnet hat, fiel das bisherige „Wachstumsland Nr. 1“ im<br />

Jahr 2004 zum ersten Mal deutlich ab.<br />

Zwar ist davon auszugehen, dass sich die spezifischen Konstellationen im TRIX über kurz<br />

oder lang nicht mehr im gleichen Umfang wie Ende der 90er Jahre verändern werden, doch<br />

verdeutlicht die jüngste Entwicklung auch, dass durchaus noch dynamische Veränderungen<br />

möglich sind.<br />

14


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 10: Zeitraffer-TRIX 2001-2004<br />

Zeitraffer-TRIX 2001<br />

Konsolidierer<br />

Auslastungsveränderung<br />

15<br />

Stabilisierer<br />

10<br />

5<br />

Übernachtungsveränderung<br />

-20<br />

-15 -10 -5 5 10 15 20<br />

-5<br />

-10<br />

2001<br />

Problemfälle<br />

Expandierer<br />

Zeitraffer-TRIX 2002<br />

Konsolidierer<br />

Auslastungsveränderung<br />

15<br />

Stabilisierer<br />

10<br />

5<br />

Übernachtungsveränderung<br />

-20<br />

-15 -10 -5 5 10 15 20<br />

-5<br />

-10<br />

2002<br />

Problemfälle<br />

Expandierer<br />

15


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Zeitraffer-TRIX 2003<br />

Konsolidierer<br />

Auslastungsveränderung<br />

15<br />

Stabilisierer<br />

10<br />

5<br />

Übernachtungsveränderung<br />

-20<br />

-15 -10 -5 5 10 15 20<br />

-5<br />

-10<br />

2003<br />

Problemfälle<br />

Expandierer<br />

Zeitraffer-TRIX 2004<br />

Konsolidierer<br />

Auslastungsveränderung<br />

15<br />

Stabilisierer<br />

10<br />

5<br />

Übernachtungsveränderung<br />

-20<br />

-15 -10 -5 5 10 15 20<br />

-5<br />

-10<br />

2004<br />

Problemfälle<br />

Expandierer<br />

Brandenburg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Niedersachsen<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Thüringen<br />

Schleswig-Holstein<br />

16


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

1.2 Vertiefte Analyse der Entwicklung in den Landkreisen 4 des <strong>Saar</strong>landes - Gewerblicher<br />

Sektor<br />

1.2.1 Nachfrageentwicklung<br />

Regionalspezifische Produktthemen<br />

Im Touristischen Masterplan für das <strong>Saar</strong>land wurden unter anderem auch mögliche Themenschwerpunkte<br />

für die touristische Vermarktung diskutiert. In Abstimmung mit der Tourismus<br />

Zentrale <strong>Saar</strong>land wurden daraus wichtige Produktthemen für das Land abgeleitet;<br />

die themenrelevante Verantwortlichkeit wurde den Regionen übertragen.<br />

Radfahren (Landkreis St. Wendel)<br />

Wandern (Landkreis <strong>Saar</strong>louis)<br />

Nordic Walking (<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis)<br />

Reisemobile (Landkreis Neunkirchen)<br />

Römer & Kelten (Landkreis Merzig-Wadern)<br />

Wassertourismus (Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken)<br />

Ziel ist es, diese Schwerpunktthemen auch überregional voranzubringen (z. B. einheitliche<br />

Beschilderung im <strong>Saar</strong>(Rad)Land, Inszenierung und Inwertsetzung kulturtouristischer Objekte).<br />

Die themenspezifischen Aktivitäten wechseln von Zeit zu Zeit (früheres Thema war<br />

beispielsweise der Radtourismus) und werden durch übergreifende Marketingstrategien<br />

ergänzt (z. B. Themenjahr 2004: Kulinarik). Für eine langfristig Erfolg versprechende Tourismusarbeit<br />

müssen diese allgemeinen Vermarktungsaktivitäten von einer permanenten<br />

Qualitätsverbesserung und -kontrolle begleitet werden. Die Produkt- und Servicequalität<br />

sind in diesem Zusammenhang mit der gleichen hohen Priorität einzustufen.<br />

Entwicklung der Übernachtungen nach Landkreisen<br />

Betrachtet man die gewerblichen Übernachtungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes, so ergibt<br />

sich eine heterogene Verteilung. Im Landkreis Merzig-Wadern - als einem Zentrum des<br />

Gesundheitstourismus - und im Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken - mit den positiven Effekten der<br />

Landeshauptstadt - werden jeweils mehr als eine halbe Million Übernachtungen erreicht.<br />

Dies entspricht mehr als 50 % der gesamten Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land.<br />

4<br />

Bei der regionalen Analyse der saarländischen Tourismuswirtschaft wird vornehmlich mit den<br />

Zahlen auf Kreisebene und nicht mit denen der Reisegebiete gearbeitet. Daher schließt sich das<br />

Tourismusbarometer dieser Betrachtung an und analysiert die Regionen des <strong>Saar</strong>landes im Folgenden<br />

ebenfalls auf Basis der Landkreise.<br />

17


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Karte 1:<br />

Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise 2004 (absolut) und deren Veränderung<br />

ggü. 2003 (in Prozent)<br />

Landkreis<br />

Merzig-Wadern<br />

Landkreis<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

538.481<br />

-2,0 %<br />

243.828<br />

-7,0 %<br />

500.883*<br />

+ 8,6 %<br />

255.857<br />

+ 1,9 %<br />

201.931<br />

+ 0,8 %<br />

Landkreis<br />

Sankt Wendel<br />

Landkreis<br />

Neunkirchen<br />

339.012<br />

-0,8 %<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

1)<br />

davon <strong>Saar</strong>brücken, Stadt: 423.581, + 7,7 %.<br />

Quelle: dwif 2005, Daten des Statistischen Landesamtes<br />

Die jährlichen Veränderungsraten zeigen ebenfalls ein sehr differenziertes Bild. Der Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken konnte die kurzzeitige Reduktions- bzw. Stagnationsphase der Vorjahre<br />

hinter sich lassen und mit einem Plus von 8,6 % erstmals die 500.000er-Marke bei den<br />

gewerblichen Übernachtungen überschreiten. Nach Verlusten im Vorjahr verbuchten auch<br />

die Kreise Neunkirchen und St. Wendel 2004 wieder ein leichtes Wachstum von<br />

0,8 % respektive 1,9 %. In der Region <strong>Saar</strong>louis konnten die starken Gewinne aus dem Jahr<br />

2003 im vergangenen Jahr nicht gehalten werden. Durch ein Minus von 7,0 % sind die<br />

Übernachtungen dort fast auf das Niveau von 2002 zurückgefallen. Im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis waren<br />

die Veränderungsraten zuletzt zwar weitaus niedriger, doch sind über die letzten Jahre hinweg<br />

schleichende, kontinuierliche Rückgänge bei den gewerblichen Übernachtungen festzustellen.<br />

Zu den Verlierern auf der Nachfrageseite gehört in den letzten beiden Jahren der<br />

Landkreis Merzig-Wadern (Gesundheitsreform). Veränderungsraten von -5,1 % und -2,0 %<br />

ließen das Übernachtungsvolumen in dieser Region deutlich schrumpfen.<br />

Tab. 4: Übernachtungen nach Landkreisen 2001-2004<br />

Landkreis<br />

Übernachtungen (in Tsd.)<br />

Veränderung<br />

(in %)<br />

Veränderung<br />

(in %)<br />

2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 483,6 458,4 461,4 500,9 0,7 8,6<br />

Landkreis Merzig-Wadern 574,0 579,3 549,7 538,5 -5,1 -2,0<br />

Landkreis Neunkirchen 222,2 216,1 200,3 201,9 -7,3 0,8<br />

Landkreis <strong>Saar</strong>louis 233,1 243,3 262,1 243,8 7,8 -7,0<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 380,1 342,7 341,7 339,0 -0,3 -0,8<br />

Landkreis St. Wendel 267,6 252,6 251,1 255,9 -0,6 1,9<br />

Quelle: Statistisches Landesamt<br />

18


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Bei der langfristigen Entwicklung der gewerblichen Übernachtungen in den Landkreisen des<br />

<strong>Saar</strong>landes zeigen sich unterschiedliche Entwicklungspfade:<br />

Der Landkreis Merzig-Wadern entwickelte sich in den letzten zehn Jahren insgesamt positiv.<br />

Auch der starke Einbruch von 1997 (gesundheitspolitische Rahmenbedingungen)<br />

konnte innerhalb von zwei Jahren wieder egalisiert werden. Die jüngste Entwicklung<br />

weist jedoch auf ein vorläufiges Ende der Wachstumsphase hin.<br />

Der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken zeigt ebenso ein kontinuierliches Wachstum. Darüber<br />

hinaus scheint die Schwächephase zwischen 2002 und 2003 überwunden. Der Boom des<br />

Städtetourismus in Deutschland zeigt somit auch hier seine Wirkung.<br />

Der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis entwickelt sich seit 1993 von der saarländischen Region mit den<br />

meisten gewerblichen Übernachtungen hin zum Sorgenkind. In diesem Zeitraum verlor<br />

der Landkreis etwa 21 % seines Übernachtungsaufkommens.<br />

Der Landkreis St. Wendel ist durch eine Stagnation mit einer leicht negativen Tendenz<br />

gekennzeichnet. Seit 2002 zeichnet sich wieder eine schwache positive Entwicklung ab.<br />

Dagegen verläuft die Entwicklung im Landkreis <strong>Saar</strong>louis zwar langsam, aber stetig nach<br />

oben. 1998 bildet dabei ein absolutes Ausnahmejahr. Ein Plus von knapp 30 % gegenüber<br />

dem Vorjahr und ein Rückgang im darauf folgenden Jahr deuten auf eine einmalige<br />

Sondersituation hin. Das Jahr 2004 hat allerdings für leichte Ernüchterung gesorgt.<br />

Die Entwicklung der Übernachtungen im Landkreis Neunkirchen ist durch Stagnation mit<br />

leicht negativer Tendenz gekennzeichnet. Es gibt weder bemerkenswerte negative Ausschläge<br />

noch solche positiver Art. Dennoch ergibt sich durch die im Trend negative Entwicklung<br />

seit 2002 eine leicht angespannte Lage (starke Abhängigkeit vom Gesundheitstourismus).<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Regionen im westlichen <strong>Saar</strong>land positiv<br />

entwickeln, die östlichen dagegen mit Übernachtungsrückgängen zu kämpfen haben.<br />

Hierfür dürften neben strukturellen auch räumliche Unterschiede (z. B. Grenzlage zu Frankreich)<br />

einen Erklärungsansatz liefern.<br />

Abb. 11: Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise des <strong>Saar</strong>landes 1993-2004 (in Tausend)<br />

Tausende<br />

700<br />

600<br />

500<br />

LK Merzig-Wadern<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

400<br />

300<br />

200<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

LK St. Wendel<br />

LK <strong>Saar</strong>louis<br />

LK Neunkirchen<br />

100<br />

93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Quelle: Statistisches Landesamt<br />

19


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Übernachtungsintensitäten nach Gemeinden<br />

Im <strong>Saar</strong>land gibt es insgesamt 52 Gemeinden. In mehr als einem Drittel der Gemeinden<br />

werden in der amtlichen Statistik keine Übernachtungszahlen ausgewiesen. Die Situation<br />

stellt sich im Einzelnen wie folgt dar:<br />

In 5 Gemeinden gibt es keinen gewerblichen Beherbergungsbetrieb mit 9 oder mehr<br />

Betten (Friedrichsthal, Ensdorf, Spiesen-Elversberg, Namborn, Merchweiler).<br />

14 Gemeinden unterliegen dem Datenschutz der amtlichen Statistik, da nur weniger<br />

als 3 gewerbliche Beherbergungsstätten in der Gemeinde vorhanden sind.<br />

In 22 Gemeinden existieren zwischen 3 und 9 gewerbliche Beherbergungsbetriebe.<br />

In 11 Gemeinden sind 10 oder mehr gewerbliche Betriebe registriert (<strong>Saar</strong>brücken,<br />

Losheim am See, Merzig, Neunkirchen, Mettlach, Perl, <strong>Saar</strong>louis, Homburg, St. Ingbert,<br />

St. Wendel, Nohfelden).<br />

Stellt man nun die Übernachtungen in Relation zur Einwohnerzahl der Gemeinden, so zeigt<br />

sich in der Übernachtungsintensität (= Anzahl der Übernachtungen pro 100 Einwohner und<br />

Jahr) ein Grobmaß für die Bedeutung, die der Übernachtungstourismus für die Bevölkerung<br />

der Region als Beschäftigungsfaktor und Einkommensquelle hat.<br />

Diese Kennziffer wird nachfolgend nicht auf Kreisebene, sondern noch detaillierter auf Basis<br />

der Gemeinden betrachtet. Die größte Bedeutung hat der Übernachtungstourismus im <strong>Saar</strong>land<br />

in den beiden Gemeinden Weiskirchen und Mettlach des Landkreises Merzig-Wadern.<br />

Übernachtungsintensitäten von 3.000 bzw. 1.750 verdeutlichen die wichtige Stellung des<br />

Tourismus als Einkommensquelle.<br />

Ganz andere Dimensionen erreicht die Übernachtungsintensität demgegenüber in klassischen<br />

Urlaubsreisezielen wie den Ostfriesischen Inseln (28.400). In einigen Grenzorten zu<br />

Frankreich im Westen und zu Rheinland-Pfalz im Nord- und Südosten werden teilweise Werte<br />

von über 500 erreicht. Für die Innenbereiche des <strong>Saar</strong>landes sind dagegen geringere Ü-<br />

bernachtungsintensitäten charakteristisch. Auffällig ist außerdem, dass der Landkreis St.<br />

Wendel im Ranking der saarländischen Kreise mit rund 256.000 Übernachtungen nur auf<br />

Rang 4 liegt, die Übernachtungsintensitäten der Gemeinden (Landkreis: 270 Übernachtungen<br />

pro 100 Einwohner im Jahr) jedoch weitgehend über dem Landesdurchschnitt von 196<br />

liegen (vergleiche Karte 2). Dies resultiert aus den geringeren Einwohnerzahlen.<br />

20


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Karte 2: Übernachtungsintensitäten nach Gemeinden 2004 5<br />

Landkreis<br />

Merzig-Wadern<br />

Landkreis<br />

Sankt Wendel<br />

Landkreis<br />

Neunkirchen<br />

Landkreis<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

Landkreis<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

Übernachtungen pro 100 EW und Jahr<br />

< 100<br />

100 bis < 250<br />

250 bis < 500<br />

500 bis < 1.000<br />

> 1.000<br />

ohne Beherbergungsbetrieb<br />

Datenschutz<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Daten des Statistischen Landesamtes<br />

Aufenthaltsdauer<br />

Auch bei dem Kriterium „Aufenthaltsdauer“ sind in den saarländischen Landkreisen einige<br />

Besonderheiten zu erkennen. Am längsten hält es die Gäste im Landkreis Neunkirchen mit<br />

5,8 Tagen, gefolgt von Merzig-Wadern mit 4,1 Tagen. Bei der Aufenthaltsdauer spielt natürlich<br />

der Anteil der Kurgäste eine wichtige Rolle; die Gäste in Vorsorge- und Rehakliniken<br />

verweilen beispielsweise durchschnittlich drei Wochen. Je größer die Bedeutung von Kuren<br />

ist, umso höher ist dementsprechend auch die Aufenthaltsdauer.<br />

Diese absolute Spitzenposition darf jedoch nicht über die Entwicklung seit Mitte der neunziger<br />

Jahre hinwegtäuschen. 1997 hielt sich ein Gast im Kreis Neunkirchen noch durchschnittlich<br />

8,2 Tage auf, was einem Rückgang von 29 % bis 2004 gleichkommt und auch im<br />

Kreis Merzig-Wadern ging die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in diesem Zeitraum um<br />

immerhin 23 % zurück (1997: 5,3 Tage). Der häufigste Gästewechsel wird dagegen im<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken erreicht (2004; 2,0 Tage), eine typische Feststellung für vom<br />

Städtetourismus geprägte Regionen. Dazwischen liegen die Landkreise <strong>Saar</strong>louis, St. Wendel<br />

und der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis mit 2,5 bis 3,5 Aufenthaltstagen und einer relativ konstanten<br />

Entwicklung; nur für die Region St. Wendel sind seit 2001 durchgängig abnehmende Werte<br />

festzustellen.<br />

5<br />

Für einige Gemeinden können aufgrund des Datenschutzes (Anzahl der Betriebe) keine Angaben<br />

gemacht werden.<br />

21


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 12: Aufenthaltsdauer in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes 1997-2004 (in Tagen)<br />

Angaben in Tagen<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

Kreis Merzig-Wadern<br />

Kreis Neunkirchen<br />

Kreis <strong>Saar</strong>louis<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

Kreis St. Wendel<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Daten des Statistischen Landesamtes<br />

1.2.2 Angebotsentwicklung<br />

Entwicklung des Bettenangebotes nach Landkreisen<br />

Im Jahr 2004 ist im Vergleich zum Vorjahr in allen Landkreisen ein Kapazitätsabbau festzustellen.<br />

Dieser reicht von -1,7 % im Landkreis Neunkirchen bis -7,6 % im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis.<br />

Mit einem Rückgang von 18% wurden im Landkreis Neunkirchen in nur zwei Jahren am<br />

meisten gewerbliche Betten vom Markt genommen. Auch im Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken und<br />

im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis dauert der Kapazitätsrückgang schon zwei und mehr Jahre an.<br />

Tab. 5: Bettenangebot nach Landkreisen 2001-2004<br />

Landkreis<br />

Betten 1)<br />

Veränderung<br />

(in %)<br />

Veränderung<br />

(in %)<br />

2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 4.179 4.290 4.165 4.075 -2,9 -2,2<br />

Landkreis Merzig-Wadern 3.295 3.447 3.602 3.467 4,5 -3,7<br />

Landkreis Neunkirchen 1.309 1.308 1.091 1.072 -16,6 -1,7<br />

Landkreis <strong>Saar</strong>louis 2.066 2.078 2.127 2.048 2,4 -3,7<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 2.622 2.620 2.537 2.345 -3,2 -7,6<br />

Kreis St. Wendel 2.194 2.204 2.311 2.206 4,9 -4,5<br />

1)<br />

Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />

Quelle:<br />

Statistische Landesämter<br />

Betriebsgröße<br />

Die durchschnittliche Betriebgröße stieg im Jahr 2003 im Vergleich zum Vorjahr in allen<br />

Landkreisen sprunghaft an. Veränderungsraten von bis zu 20% sind sowohl auf Newcomer<br />

22


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

am Markt als auch auf die Erweiterung bestehender Anlagen, aber auch auf Insolvenzen<br />

kleinerer Betriebe zurückzuführen. 2004 konnte die Betriebsgröße im ganzen <strong>Saar</strong>land, mit<br />

Ausnahme des Landkreises Merzig-Wadern, abermals erhöht werden, wenn auch in geringerem<br />

Umfang. Im Kreisvergleich hat der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken die größten Betriebe mit<br />

durchschnittlich fast 62 Betten pro Betrieb, gefolgt vom Kreis St. Wendel und dem <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

(jeweils rund 55). Die Entwicklung der Betriebsgröße bildet einen äußerst dynamischen<br />

Verlauf ab.<br />

Tab. 6:<br />

Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe im <strong>Saar</strong>land nach<br />

Landkreise<br />

Landkreis<br />

Betriebsgröße<br />

(Betten pro Betrieb)<br />

Veränderung<br />

(in %)<br />

Veränderung<br />

(in %)<br />

2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 52,9 54,3 60,4 61,7 11,2 2,3<br />

Landkreis Merzig-Wadern 42,8 44,2 53,0 52,5 19,9 -0,8<br />

Landkreis Neunkirchen 43,6 43,6 47,4 51,0 8,8 7,6<br />

Landkreis <strong>Saar</strong>louis 38,3 38,5 46,2 48,8 20,2 5,5<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 49,5 49,4 54,0 54,5 9,2 1,0<br />

Kreis St. Wendel 47,7 47,9 55,0 55,2 14,8 0,2<br />

Quelle: Statistisches Landesamt<br />

Zimmer-/Bettenauslastung<br />

Nachfolgende Tabelle illustriert die unterschiedlichen Erfolge bei der Bemühung der einzelnen<br />

Regionen um die Erhöhung der Bettenauslastung. 2004 konnten der Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken (+8,5 %) und der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis (+7,4 %) im Vergleich zum Vorjahr stark zulegen.<br />

Im Landkreis <strong>Saar</strong>louis hatten die Touristiker indessen mit einem Rückgang von 8,9 %<br />

zu kämpfen. Die absolut höchsten Werte erreicht der Landkreis Neunkirchen mit einer Bettenauslastung<br />

von 50,4 %. Mit Abstand folgt der Kreis Merzig-Wadern mit immerhin noch<br />

41,5 %.<br />

Tab. 7: Bettenauslastung nach Landkreisen 2001-2004<br />

Veränderung Veränderung<br />

Bettenauslastung 1) (in %)<br />

Landkreis<br />

(in %) (in %)<br />

2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 31,8 29,5 30,7 33,3 4,1 8,5<br />

Landkreis Merzig-Wadern 47,8 46,1 41,4 41,5 -10,2 0,2<br />

Landkreis Neunkirchen 30,1 45,2 50,8 50,4 12,4 -0,8<br />

Landkreis <strong>Saar</strong>louis 30,8 32,1 35,0 31,9 9,0 -8,9<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 39,6 34,2 35,3 37,9 3,2 7,4<br />

Kreis St. Wendel 32,9 31,4 30,5 31,6 -2,9 3,6<br />

1)<br />

Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />

Quelle:<br />

Statistische Landesämter<br />

Aus dem Auslastungsvergleich der gewerblichen Betten zwischen 1993 und 2004 6 geht hervor,<br />

dass in diesem Zeitraum ausschließlich der Landkreis <strong>Saar</strong>louis und der Stadtverband<br />

6<br />

Abbildung der angebotenen Betten, da für 1993 keine Daten zu den Betten insgesamt vorliegen.<br />

23


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<strong>Saar</strong>brücken eine Steigerung der Auslastungszahlen erreichen konnten. Alle anderen Kreise<br />

hatten rückläufige Zahlen zu beklagen. Insbesondere die Landkreise St. Wendel, Neunkirchen<br />

und der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis mussten seit Anfang der neunziger Jahre Auslastungsrückgänge<br />

von bis zu elf Prozentpunkten hinnehmen.<br />

Abb. 13: Auslastung der angebotenen Betten 1993 und 2004 im Vergleich<br />

LK Neunkirchen<br />

51,6<br />

59,7<br />

LK Merzig-<br />

Wadern<br />

43,3<br />

45,4<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

39,3<br />

50,2<br />

Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

LK <strong>Saar</strong>louis<br />

LK St. Wendel<br />

33,9<br />

30,0<br />

33,0<br />

31,4<br />

32,3<br />

42,4<br />

2004<br />

1993<br />

Quelle:<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Angaben in Prozent<br />

Statistisches Landesamt<br />

Die Anzahl der Gästezimmer und die Zimmerauslastung der Hotellerie verdeutlichen ein<br />

weiteres Mal den städtetouristischen Charakter des Stadtverbandes <strong>Saar</strong>brücken, der sich<br />

auch im Segment des Tagungs- und Kongresstourismus positioniert (vermehrte Einzelbelegung<br />

von Doppelzimmern). Hier ist der Unterschied zwischen Betten- (33,3 %) und Zimmerauslastung<br />

(45,8 %) am größten.<br />

Tab. 8:<br />

Landkreis<br />

Betriebe, Betten und Zimmerauslastung der Hotellerie nach Landkreisen<br />

2003/2004<br />

Gästezimmer der Hotellerie<br />

Zimmerauslastung<br />

der Hotellerie<br />

(in %)<br />

2004 2004<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 1.969 45,8<br />

Landkreis Merzig-Wadern 917 40,8<br />

Landkreis Neunkirchen 276 36,0<br />

Landkreis <strong>Saar</strong>louis 915 40,7<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 793 44,1<br />

Kreis St. Wendel 491 40,8<br />

Quelle: Statistische Landesämter<br />

Eine Besonderheit ergibt sich bei der Analyse der Kreise Merzig-Wadern und Neunkirchen:<br />

In diesen Regionen ist die Bettenauslastung höher als die Zimmerauslastung der Hotellerie<br />

- im Falle von Neunkirchen beträgt der Unterschied 14 %. Grund hierfür ist die Tatsache,<br />

dass Übernachtungen in Vorsorge- und Rehakliniken bei der Berechnung der Bettenauslastung<br />

mit einbezogen werden, selbstverständlich aber nicht zur Hotellerie zählen.<br />

24


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

1.2.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX<br />

Zielstellung und Aufbau des Regionen-TRIX entsprechen dem des bereits näher erläuterten<br />

Länder-TRIX. Mit seiner Hilfe lässt sich ein rascher und einfacher Blick auf die Gewinner und<br />

Verlierer des letzten Jahres erzielen. Er kann damit auch als Frühwarnsystem verwendet<br />

werden, um auf problematische Entwicklungen in einzelnen Regionen aufmerksam zu machen<br />

und damit unverzüglich Ursachenforschung betreiben und Handlungsbedarf festlegen<br />

zu können.<br />

Mit dem Regionen-TRIX kann die Entwicklung der Landkreise in den letzten Jahren zusammengefasst<br />

werden:<br />

Ergebnis und Bewertung<br />

Ein Blick auf die TRIXe der Jahre 2001-2004 zeigt:<br />

2001: Der Großteil der saarländischen Landkreise liegt im Stabilisierer-Quadranten. Der<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis befindet sich als einzige Region mit negativen Veränderungsraten der<br />

Auslastungs- und Übernachtungszahlen von mehr als 10 % weit im Bereich der Problemfälle.<br />

2002: Die Entwicklung kehrt sich um und nur noch der Landkreis <strong>Saar</strong>louis ist zu den Stabilisierern<br />

zu zählen. Die Situation für den <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis verschärft sich weiter. Die extreme<br />

Veränderungsrate der Auslastung in Neunkirchen deutet auf eine Ausnahmesituation<br />

hin.<br />

2003: Die Streuung der Landkreise wird größer und Merzig-Wadern rutscht erstmals in<br />

den Quadranten der Problemfälle. Der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis kann sich nach zwei Jahren mit<br />

negativer Entwicklung stabilisieren. Der Landkreis <strong>Saar</strong>louis hält sich im dritten Jahr in<br />

Folge weit im Stabilisierer-Quadranten. Im Landkreis Neunkirchen schlägt wiederum ein<br />

deutlicher Anstieg der Auslastung zu Buche.<br />

2004: Die Streuung bleibt groß und der Gewinner der Vorjahre - Landkreis <strong>Saar</strong>louis - fällt<br />

in den Bereich der Problemfälle ab. Die anderen Kreise können größtenteils wieder<br />

Wachstum verzeichnen, allen voran der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken.<br />

Fazit:<br />

Die Landkreise des <strong>Saar</strong>landes sind durch eine sehr uneinheitliche Entwicklung gekennzeichnet;<br />

die Streuung ist relativ groß. Auch bewegen sich die einzelnen Kreise - über mehrere<br />

Jahre hinweg betrachtet - im TRIX nicht entlang bestimmter Entwicklungspfade. Vielmehr<br />

ist eine sprunghafte Entwicklung gegeben. Dynamische Veränderungsraten von +10<br />

bis -10 % sind keine Seltenheit. Durch gezielte Arbeit im Themenmarketing und die Erschließung<br />

potenzieller Zielgruppen und Märkte muss weiter versucht werden, mehr Kontinuität<br />

in die Entwicklung der saarländischen Regionen zu bringen.<br />

25


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 14: Regionen-TRIX 2001-2004<br />

Regionen-TRIX 2001<br />

Konsolidierer<br />

15<br />

Auslastungsveränderung<br />

Stabilisierer<br />

10<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />

5<br />

Lkr. Merzig- Wadern<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

Lkr. St. Wendel<br />

Übernachtungsveränderung<br />

0<br />

-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />

-5<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />

-10<br />

Lkr. Neunkirchen<br />

2001<br />

Problemfälle<br />

-15<br />

Expandierer<br />

Regionen-TRIX 2002<br />

Konsolidierer<br />

Lkr. Neunkirchen<br />

ÜN: -2,8<br />

Auslastung: 50,2<br />

15<br />

Auslastungsveränderung<br />

Stabilisierer<br />

10<br />

5<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />

Übernachtungsveränderung<br />

0<br />

-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />

Lkr. St. Wendel<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

-5<br />

Lkr. Merzig- Wadern<br />

-10<br />

2002<br />

Problemfälle<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />

-15<br />

Expandierer<br />

26


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Regionen-TRIX 2003<br />

Konsolidierer<br />

15<br />

Auslastungsveränderung<br />

Stabilisierer<br />

Lkr. Neunkirchen<br />

10<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />

5<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

Übernachtungsveränderung<br />

0<br />

-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />

Lkr. St. Wendel<br />

-5<br />

Lkr. Merzig- Wadern<br />

-10<br />

2003<br />

Problemfälle<br />

-15<br />

Expandierer<br />

Regionen-TRIX 2004<br />

Konsolidierer<br />

15<br />

Auslastungsveränderung<br />

Stabilisierer<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />

10<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

5<br />

Lkr. St. Wendel<br />

Lkr. Merzig- Wadern<br />

0<br />

Übernachtungsveränderung<br />

-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />

Lkr. Neunkirchen<br />

-5<br />

Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />

-10<br />

2004<br />

Problemfälle<br />

Quelle: dwif 2005<br />

-15<br />

Expandierer<br />

27


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

2. Der Graue Beherbergungsmarkt<br />

2.1 Allgemeine Erläuterungen<br />

Das Tourismusbarometer schließt systematisch Informationslücken der amtlichen Beherbergungsstatistik.<br />

Diese weist in der Regel nur die Nachfrage in Quartieren mit mehr als 8<br />

Gästebetten aus. Dies sind die so genannten „gewerblichen“ Betriebe wie beispielsweise<br />

Hotels, Hotels Garnis, Gasthöfe, Pensionen, Ferienzentren, Ferien-/Schulungs-/Erholungsheime,<br />

Jugendherbergen und Kurkliniken. Hinzu kommen die Campingplätze, bei denen<br />

allerdings meist nur die Übernachtungen von Touristikcampern erfasst werden.<br />

All diese Betriebe repräsentieren allerdings nur einen Teil der gesamten Beherbergungsstätten<br />

für Touristen. Das Tourismusbarometer hat es sich deshalb unter anderem zur Aufgabe<br />

gemacht, die restlichen Übernachtungsmöglichkeiten zu quantifizieren und deren Bedeutung<br />

herauszuarbeiten. Die Bezeichnung „Grauer Beherbergungsmarkt“ wurde gewählt,<br />

weil eine statistische Erfassung nicht gegeben ist. In den weiteren Ausführungen wird zwischen<br />

vier Segmenten des „Grauen Beherbergungsmarktes“ unterschieden:<br />

Quartiere mit weniger als 9 Betten: Ferienwohnungen und -häuser sowie Privatzimmer<br />

(nachfolgend Privatvermieter bzw. Privatquartiere genannt);<br />

Übernachtungen im Rahmen des privaten Besucherverkehrs, also die so genannten Bekannten-<br />

und Verwandtenbesuche in Privathaushalten (auch „Sofatourismus“ genannt);<br />

Übernachtungen auf Campingplätzen, insbesondere durch Dauercamper;<br />

Frequentierung von Freizeitwohnsitzen durch Eigentümer oder Mieter.<br />

Im ersten und zweiten Jahr des Tourismusbarometers werden jeweils zwei Segmente davon<br />

quantifiziert. Ziel ist es, ein Abbild der gesamten Tourismuswirtschaft im <strong>Saar</strong>land zu ermöglichen.<br />

Detailanalysen haben gezeigt, dass der „Graue Beherbergungsmarkt“ zum Teil<br />

weit größere Dimensionen annimmt als die amtlich registrierten Übernachtungen. Im Mittelpunkt<br />

des ersten Erhebungsjahres stehen der „Besucherverkehr bei Einheimischen“ und<br />

der „Campingtourismus“. Jedes Marktsegment erfordert dabei eine individuelle, auf die<br />

Detailfragen zugeschnittene Herangehensweise.<br />

Grundsätzlich wird folgendes Vorgehen bei der Analyse der einzelnen Segmente des Grauen<br />

Beherbergungsmarktes praktiziert:<br />

Zuerst werden die vorhandenen Datenquellen zusammengetragen und auf ihre Verwendbarkeit<br />

geprüft.<br />

Stehen valide Daten am Markt zur Verfügung, werden diese genutzt.<br />

Ist dies nicht der Fall, gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten, die Datenlücken zu<br />

schließen:<br />

1. Mit Hilfe von Primärerhebungen (z. B. Gemeindebefragungen, Einwohnerbefragungen,<br />

Gästebefragungen) kann mit Sicherheit das bestmögliche Datenmaterial zu Tage<br />

gefördert werden.<br />

2. Die Verwendung allgemeiner Kennziffern sollte nach Möglichkeit vermieden werden,<br />

da hierin die orts- bzw. regionalspezifischen Besonderheiten in der Regel nicht abgebildet<br />

werden können.<br />

28


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Da es sich bei den Erhebungen zum Grauen Beherbergungsmarkt um mehrschichtige<br />

Analysen handelt (z. B. Ermittlung des Nachfrageumfanges, der Tagesausgaben und des<br />

Umsatzes), kann sich die Verwendung von sekundärstatistischen Daten, Ergebnissen aus<br />

Primärerhebungen und Kennziffern auch ergänzen.<br />

2.2 Besucherverkehr bei Einheimischen<br />

2.2.1 Abgrenzung und Datengrundlage<br />

Mangels zuverlässiger Datenquellen können vielerorts keine Angaben zum Besucherverkehr<br />

bei Einheimischen gemacht werden. Detailanalysen in einzelnen Großstädten und Tourismusregionen<br />

haben allerdings gezeigt, dass es sich bei den nicht registrierten Übernachtungen<br />

in privaten Haushalten um ein wichtiges Marktsegment handelt.<br />

Die bisherigen Befragungsergebnisse des dwif zeigen, dass große Schwankungen zwischen<br />

unterschiedlichen Regionen vorhanden sind und eine Übertragung von Erfahrungswerten<br />

auf andere Regionen ohne regionalspezifische Primärerhebungen problematisch ist. Die<br />

ermittelte Bandbreite reicht von unter 10 (z. B. Stadt Osnabrück, Sächsische Schweiz, Vogtland)<br />

bis weit über 20 Übernachtungen (z. B. Hansestadt Lübeck, Berchtesgadener Land,<br />

Landkreis Eichstätt, Lenggries) pro Haushalt und Jahr. Aus diesem Grund wurden für das<br />

<strong>Saar</strong>land originäre Befragungen durchgeführt, um diese Nachfragegruppe näher zu analysieren.<br />

Zum Besucherverkehr bei Einheimischen gehören die Bekannten- und Verwandtenbesuche<br />

in den Privatwohnungen der <strong>Saar</strong>länder. Der einzig verlässliche Weg, dieses Marktsegment<br />

in seiner Bedeutung zu bestimmen, ist eine repräsentativ angelegte Haushaltsbefragung.<br />

Für das <strong>Saar</strong>land insgesamt wurden 300 Haushalte nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und<br />

telefonisch von Mitarbeitern des dwif befragt.<br />

Die Ergebnisse sind entsprechend der tatsächlichen Verteilung der Haushaltsstruktur (z. B.<br />

Zahl der Haushaltsmitglieder, regionale Verteilung) gewichtet und wurden für das gesamte<br />

<strong>Saar</strong>land hochgerechnet. Die Befragungen wurden im Jahr 2004 durchgeführt. Abgefragt<br />

wurden die privaten Bekannten- und Verwandtenbesuche im Kalenderjahr 2003. Durch diese<br />

Vorgehensweise können nun verlässliche Zahlen über die in den Privatwohnungen der<br />

Bevölkerung des <strong>Saar</strong>landes nächtigenden Freunde, Bekannten oder Verwandten vorgelegt<br />

werden.<br />

2.2.2 Ermittlung des Nachfrageumfanges: Rahmendaten, Berechnungsweg und Übernachtungsvolumen<br />

Der Übernachtungsumfang im Rahmen des privaten Besucherverkehrs ist hauptsächlich von<br />

der Zahl der Privathaushalte abhängig. Im <strong>Saar</strong>land gibt es insgesamt rund 510.000 Privat-<br />

29


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

haushalte 7 . Die Rahmendaten in Bezug auf den Besucherverkehr in diesen Haushalten ergeben<br />

sich aus der aktuellen Befragung und lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />

Besuchsintensität:<br />

41,3 % aller Haushalte bekommen mindestens einmal pro Jahr<br />

Besuch.<br />

Besuchshäufigkeit:<br />

Reisegruppengröße:<br />

Aufenthaltsdauer:<br />

Die Haushalte werden im Durchschnitt etwa 3,7 Mal im Jahr<br />

frequentiert.<br />

Zur Besuchergruppe gehören im Durchschnitt 2,2 Personen.<br />

Die Besucher übernachten im Durchschnitt 2,8 Mal bei den<br />

Bekannten, Verwandten oder Freunden.<br />

Aus der Multiplikation dieser Rahmendaten mit der Zahl der Haushalte lässt sich das Übernachtungsvolumen<br />

dieses Marktsegmentes ermitteln. Insgesamt ergeben sich im Rahmen<br />

des Besucherverkehrs bei Einheimischen 4,8 Mio. Übernachtungen pro Jahr. Dies entspricht<br />

einem Wert von etwa 9,4 Übernachtungen pro Haushalt und Jahr im <strong>Saar</strong>land.<br />

Dies bedeutet, dass jeder Privathaushalt im <strong>Saar</strong>land beispielsweise einmal im Jahr ein befreundetes<br />

Ehepaar mit einem Kind für drei Übernachtungen empfängt (= 9 Übernachtungen)<br />

oder die nicht zum Haushalt gehörenden Großeltern fünf Nächte pro Jahr zu Besuch<br />

sind (= 10 Übernachtungen).<br />

Eine Zusammenstellung aller Eckpunkte für die Berechnung der quantitativen Bedeutung<br />

dieses Marktsegmentes ist in der nachfolgenden Graphik zusammengefasst dargestellt:<br />

Abb. 15: Touristischer Besucherverkehr in den Haushalten des <strong>Saar</strong>landes<br />

510.000 Haushalte<br />

Besuchsintensität<br />

41,3 %<br />

Besuchshäufigkeit<br />

3,7 mal<br />

Reisegruppengröße<br />

2,2 Personen<br />

Aufenthaltsdauer<br />

2,8 Tage<br />

4,8 Mio. Übernachtungen pro Jahr<br />

9,4 Übernachtungen pro Haushalt und Jahr<br />

Quelle: dwif, Haushaltsbefragung 2004<br />

7<br />

Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 2002 für die Bundesrepublik<br />

Deutschland, Wiesbaden 2002.<br />

30


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

2.2.3 Schlussfolgerungen und Handlungsbedarf<br />

Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht das starke Übergewicht des Marktsegmentes<br />

„Verwandten- und Bekanntenbesucher“ im Vergleich zu den Übernachtungen in gewerblichen<br />

Beherbergungsbetrieben. Mit insgesamt 4,8 Mio. touristisch relevanten Übernachtungen<br />

in den Privatwohnungen der <strong>Saar</strong>länder übertrifft dies die amtlich registrierten Übernachtungen<br />

um das 2,3 fache.<br />

Abb. 16: Das Gewicht der Bekannten-/Verwandtenbesucher<br />

in gewerblichen Betrieben<br />

(> 8 Betten)<br />

Übernachtungen<br />

bei Bekannten/<br />

Verwandten<br />

2,1 Mio.<br />

4,8 Mio.<br />

Relation:<br />

Bek./Verw.<br />

gewerblich<br />

4,8 Mio.<br />

=<br />

2,1 Mio.<br />

=<br />

2,3<br />

1<br />

Quelle: Amtliche Statistik sowie Ergebnisse der Haushaltsbefragung des dwif 2004<br />

Auch wenn die anderen Segmente des „Grauen Beherbergungsmarktes“ hierbei noch nicht<br />

berücksichtigt sind, drückt diese Relation die Notwendigkeit von Konsequenzen für das<br />

Marketing aus. Gerade die Einheimischen sollten in Zukunft verstärkt als Adressaten des<br />

Tourismusmarketings angesprochen werden:<br />

Insbesondere der Ballungsraum <strong>Saar</strong>brücken, aber auch die übrigen einwohnerstarken<br />

Orte des Landes, sind wichtige Standorte von Besuchern, die nicht in den Hotels und Privatquartieren<br />

wohnen, sich ansonsten aber wie „normale“ Touristen verhalten. Diese<br />

Teilräume sind daher gleichzeitig Quellgebiet, z. B. für Ausflüge in die ländlichen, landschaftlich<br />

attraktiven Teile des <strong>Saar</strong>landes, und zählen damit auch zu den Zielgruppen<br />

des Tourismusmarketings.<br />

Die Einheimischen können darüber hinaus wertvolle Multiplikatoren für viele Leistungsanbieter<br />

im <strong>Saar</strong>land sein. Je besser sie über die Angebote und Events informiert sind,<br />

desto größer ist die Chance, sie - bzw. ihre Besucher - für Veranstaltungs-, Museums-,<br />

Gastronomiebesuche etc. gewinnen zu können.<br />

Eine weitere, in anderen Regionen bereits umgesetzte Idee wäre die Gewährung von<br />

Vergünstigungen bei Beherbergungsstätten, wenn Besucher aus einem bestimmten Einzugsgebiet<br />

um das Hotel dort und nicht in der Privatwohnung übernachten (z. B. Ermäßigung<br />

des Übernachtungspreises, kostenloses Frühstück für die besuchte Familie).<br />

Die Reichweite der bislang in diesem Bereich durchgeführten Marketingaktivitäten sollte<br />

also überprüft und ggf. angepasst werden. Dies betrifft beispielsweise auch die Streuung<br />

von Printmedien (z. B. Flyer), die Presseberichterstattung, das Internet, spezifische Angebotspakete<br />

und vieles andere mehr.<br />

31


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

2.3 Campingtourismus<br />

2.3.1 Abgrenzung und Datengrundlage<br />

Zum Campingtourismus auf Campingplätzen gehören im Wesentlichen drei unterschiedliche<br />

Marktsegmente. Die Übernachtungen<br />

auf Touristikstandplätzen,<br />

auf Dauerstandplätzen und<br />

in Mietunterkünften (z. B. Miethütten, -zelte, -caravans).<br />

Darüber hinaus finden Campingreisen auch außerhalb von Campingplätzen statt (z. B. Tagesausflüge<br />

vom Wohnort mit dem Reisemobil, Übernachtungen im Reisemobil). Die Übernachtungen<br />

bzw. Aufenthaltstage außerhalb von Campingplätzen lassen sich mit den momentan<br />

zur Verfügung stehenden Datenquellen nicht exakt regionalisieren. Bundesweit<br />

entfallen von den insgesamt rund 148,5 Mio. Übernachtungen/Aufenthaltstagen durch<br />

Campingtouristen mehr als vier Fünftel auf Campingplätze.<br />

Zur Situation auf Campingplätzen können regionalisierte Auswertungen durchgeführt werden.<br />

Grundlage hierfür sind die Rahmendaten aus der aktuellen Grundlagenstudie „Wirtschaftsfaktor<br />

Campingtourismus in Deutschland“. 8 Zur Datenbeschaffung wurden unterschiedliche<br />

Befragungen durchgeführt und Statistiken bzw. Publikationen ausgewertet; zu<br />

nennen sind insbesondere:<br />

Originäre Primärerhebungen<br />

- Befragung von Campingplatzunternehmen<br />

- Befragung von Gemeinden<br />

- Befragung von Dauercampern<br />

- Leserbefragung ADAC (Sonderheft ADAC motorwelt freizeit mobil 2/2003)<br />

Sekundärstatistische Auswertungen<br />

- Amtliche Statistiken<br />

- Campingführer<br />

- Unterlagen von Interessenvertretungen, Verbänden und Organisationen 9<br />

- Grundlagenuntersuchungen 10<br />

Durch die zahlreichen Detailanalysen liegt eine hervorragende Basis zur Darstellung und<br />

Berechnung der quantitativen und wirtschaftlichen Bedeutung des Campingtourismus für<br />

das <strong>Saar</strong>land vor.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie weichen von den in der amtlichen Statistik ausgewiesenen<br />

Werten ab, weil sie<br />

8<br />

DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland, Bonn 2004.<br />

9<br />

Als unterstützende Organisationen sind hier vor allem ADAC, BVCD, CIVD, DCHV und die Messe<br />

Düsseldorf zu nennen.<br />

10<br />

Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang vor allem auf die Grundlagenstudie zum Ausgabeverhalten<br />

der Touristikcamper; vgl. dwif (Hrsg.); Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland,<br />

Heft 49 der Schriftenreihe des dwif, München 2002.<br />

32


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

das gesamte Campingangebot (z. B. kleinere, nicht meldepflichtige Betriebe, reine Dauercampingplätze,<br />

spezielle Angebotsformen wie Reisemobilstellplätze) erfasst,<br />

bei den Dauercampern auch Tagesbesuche und Verwandten-/Bekanntenbesuche auf dem<br />

Dauerstandplatz erhebt und<br />

die existierende Dunkelziffer auf Angebots- und Nachfrageseite (z. B. Fehler bei den gemeldeten<br />

Kapazitäten bzw. Übernachtungen) bestmöglich zu erhellen versucht.<br />

2.3.2 Campingangebot im <strong>Saar</strong>land<br />

Auf den insgesamt 37 Campingplätzen im <strong>Saar</strong>land gibt es 7.673 Standplätze. Dies entspricht<br />

einem Anteil von etwas mehr als 1 % an den gesamtdeutschen Campingkapazitäten.<br />

Im Vergleich zu den Touristikstandplätzen gibt es etwa doppelt so viele Dauerstandplätze.<br />

Mietunterkünfte werden demgegenüber bislang eher selten angeboten. Im Einzelnen ergibt<br />

sich folgende Verteilung:<br />

Abb. 17: Campingangebot im <strong>Saar</strong>land<br />

Dauerstandplätze<br />

5.073<br />

Touristikstandplätze<br />

2.578<br />

Mietunterkünfte<br />

22<br />

37 Campingplätze<br />

7.673 Standplätze<br />

Quelle: DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland, Bonn 2004<br />

2.3.3 Campingangebot in Deutschland<br />

Mit deutlichem Abstand gibt es in Bayern (578) und in Niedersachsen (565) die meisten<br />

Campingplätze. Es folgen Baden-Württemberg (381) und Nordrhein-Westfalen (323), das<br />

benachbarte Schleswig-Holstein mit Nord- und Ostseeküste liegt auf dem fünften Platz<br />

(321).<br />

Bei der Zahl der Standplätze tauschen Niedersachsen (112.440 Campingstandplätze) und<br />

Bayern (84.059 Campingstandplätze) die Position; Schleswig-Holstein rückt auf Rang drei<br />

vor (76.435 Campingstandplätze).<br />

33


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Das <strong>Saar</strong>land hat größere Standplatzkapazitäten als die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und<br />

Bremen; unter den Flächenländern rangiert das <strong>Saar</strong>land auf Grund seiner geringen Größe<br />

verständlicherweise aber an letzter Position.<br />

Deutliche Unterschiede ergeben sich auch bei der Aufteilung nach Touristik- und Dauerstandplätzen.<br />

Die Bandbreite bei den Flächenländern reicht von<br />

Nordrhein-Westfalen mit rd. drei Viertel Dauer- und ein Viertel Touristikstandplätzen bis<br />

Mecklenburg-Vorpommern mit der entgegengesetzten Struktur von rund zwei Drittel<br />

Touristik- zu einem Drittel Dauerstandplätze.<br />

Die Situation im <strong>Saar</strong>land ist durch einen stark ausgeprägten Dauercampingsektor (rund<br />

zwei Drittel des Angebotes) gekennzeichnet, der einen enorm wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen<br />

Existenzfähigkeit vieler Campingplätze leistet. Auf Mieteinheiten entfallen in<br />

der Regel sehr geringe Anteilswerte; im <strong>Saar</strong>land liegt der Anteilswert deutlich unter 1 %.<br />

Karte 3:<br />

Touristik- und Dauercampingangebot in Deutschland<br />

321<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

235<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Bremen<br />

Niedersachsen<br />

2<br />

6<br />

Hamburg<br />

114<br />

7<br />

Berlin<br />

323<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Rheinland-<br />

Pfalz<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

37<br />

294<br />

289<br />

565<br />

Sachsen-<br />

Brandenburg<br />

Anhalt<br />

Sachsen<br />

258<br />

61<br />

153<br />

Thüringen<br />

Hessen<br />

578<br />

381<br />

Legende:<br />

37 Zahl der Campingplätze<br />

Touristikstandplätze<br />

Dauerstandplätze<br />

Mietunterkünfte<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

Bayern<br />

112.440<br />

Quelle: dwif 2004<br />

1.1.1 Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land<br />

Zur Ermittlung des Nachfrageumfanges müssen die angebotenen Standplatzkapazitäten mit<br />

der jeweiligen Auslastung multipliziert werden. Die Auslastung ergibt sich aus<br />

der durchschnittlichen Reisegruppengröße und<br />

der Zahl an Tagen im Jahr, an denen die Standplätze/Mieteinheiten belegt sind.<br />

34


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Die Verknüpfung beider Kennziffern ergibt die jährlichen „Personenübernachtungen“ pro<br />

Standplatz/Mieteinheit. Die mit Abstand beste Auslastung auf Campingplätzen wird mit<br />

durchschnittlich 345 Personenübernachtungen in Mieteinheiten erreicht. Bei den Dauerstandplätzen<br />

können auch die Tagesbesuche (ohne Übernachtung) einbezogen werden;<br />

durch die Camperfamilie und die Verwandten-/Bekanntenbesucher werden jährlich mehr als<br />

200 Personenübernachtungen erreicht. Die Touristikstandplätze sind am schlechtesten ausgelastet;<br />

mit 90 Personenübernachtungen im <strong>Saar</strong>land liegt der Wert deutlich unter dem<br />

Bundesdurchschnitt (138 Personenübernachtungen). Nur in Sachsen-Anhalt, Sachsen und<br />

Brandenburg ist eine noch schlechtere Auslastung zu verzeichnen.<br />

Auf Campingplätzen kommen im <strong>Saar</strong>land jährlich insgesamt rund 1,3 Mio. Übernachtungen/Aufenthaltstage<br />

zusammen. In den gewerblichen Beherbergungsstätten wurden über<br />

alle Betriebsarten (ohne Campingplätze) im Jahr 2004 in der amtlichen Statistik insgesamt<br />

2,1 Mio. Übernachtungen registriert 11 . Diese Relation zeigt die enorme Bedeutung des Campingmarktes,<br />

zumal in den genannten Zahlen die Übernachtungen und Tagesreisen mit dem<br />

Reisemobil außerhalb der Campingplätze noch gar nicht enthalten sind.<br />

Die Übernachtungen verteilen sich wie folgt auf die drei zentralen Segmente auf Campingplätzen:<br />

Tab. 9: Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land<br />

Kapazitäten Personenübernachtungen<br />

Übernachtungen<br />

insgesamt in Tsd.<br />

Touristikcamping 2.578 90 232,0<br />

Dauercamping<br />

- Camperfamilie<br />

- Besucher<br />

5.073<br />

5.073<br />

194,3<br />

14,4<br />

985,7<br />

73,1<br />

Mieteinheiten 22 345 7,6<br />

Insgesamt 7.673 Ø 189,5 1.298,4<br />

Quelle: eigene Zusammenstellung nach DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in<br />

Deutschland, Bonn 2004<br />

2.3.5 Campingnachfrage in Deutschland<br />

Bundesweit kommen durch Touristikcamper auf Campingplätzen jährlich insgesamt 43,8<br />

Mio. Übernachtungen zusammen. Dieser Wert wird mit 78,5 Mio. Aufenthaltstagen auf den<br />

Dauerstandplätzen deutlich übertroffen. Die Zahl der Übernachtungen auf den deutschen<br />

Campingplätzen insgesamt liegt demnach bei mehr als 122 Mio. im Jahr.<br />

Bei den Übernachtungszahlen liegen die Länder Niedersachsen (jährlich 21,3 Mio. Übernachtungen<br />

pro Jahr) und Schleswig-Holstein (jährlich 15,5 Mio. Übernachtungen) an vorderster<br />

Stelle. Dies ist insbesondere auf die große Bedeutung der Dauercamper in Nieder-<br />

11<br />

Vgl. Amtliche Statistik.<br />

35


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

sachsen (14,7 Mio. Übernachtungen) und Schleswig-Holstein (10,7 Mio. Übernachtungen)<br />

zurückzuführen; nur noch Nordrhein-Westfalen (11,3 Mio. Übernachtungen) erreicht im<br />

Dauercampingsegment ein Volumen von mehr als 10 Mio. Übernachtungen im Jahr. Im Touristikcamping<br />

führt Bayern (7,4 Mio. Übernachtrungen) das Feld an, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern<br />

(7,1 Mio. Übernachtungen) und Niedersachsen (6,6 Mio. Übernachtungen).<br />

Mit deutlichem Abstand folgen Baden-Württemberg (4,9 Mio. Übernachtungen) und<br />

Schleswig-Holstein (4,8 Mio. Übernachtungen).<br />

Tab. 10:<br />

Touristik- und Dauercampingübernachtungen in Deutschland<br />

Bundesland<br />

Niedersachsen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Bayern<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Baden-Württemberg<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Hessen<br />

Brandenburg<br />

Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thüringen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Berlin<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

Deutschland insgesamt<br />

Übernachtungen/Aufenthaltstage durch<br />

Touristikcamper<br />

Dauercamper<br />

Insgesamt<br />

6,6<br />

14,7<br />

21,3<br />

4,8<br />

10,7<br />

15,5<br />

7,4<br />

7,8<br />

15,2<br />

2,5<br />

11,3<br />

13,8<br />

4,9<br />

7,8<br />

12,7<br />

7,1<br />

3,3<br />

10,4<br />

3,6<br />

5,2<br />

8,8<br />

1,9<br />

5,7<br />

7,6<br />

2,1<br />

4,9<br />

7,0<br />

1,2<br />

2,7<br />

3,9<br />

0,6<br />

1,8<br />

2,4<br />

0,6<br />

1,3<br />

1,9<br />

0,2<br />

1,1<br />

1,3<br />

0,2<br />

0,2<br />

0,4<br />

0,07<br />

-<br />

0,07<br />

0,03<br />

0,01<br />

0,04<br />

43,8<br />

78,5<br />

122,3<br />

Quelle: dwif 2004<br />

2.3.6 Wirtschaftliche Effekte durch Camper auf Campingplätzen<br />

Tagesausgaben der Camper im <strong>Saar</strong>land<br />

Die Ausgaben vor Ort unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Zielgruppe. Die Ausgaben<br />

der Touristikcamper (inkl. Camper in Miethütten) in den Zielgebieten des <strong>Saar</strong>landes liegen<br />

mit 19,80 € pro Kopf und Tag deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (26,90 €).<br />

Der Großteil der Ausgaben entfällt auf die Gastronomie (nahezu die Hälfte); zusammen mit<br />

den Ausgaben für die Übernachtungen fließt dem Gastgewerbe fast zwei Drittel der Ausgaben<br />

zu. Mit einem Ausgabenanteil von jeweils zwischen 15 % und 20 % sind auch die zahlreichen<br />

Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsunternehmen als Profiteure nicht zu<br />

unterschätzen. Im Detail ergibt sich bei Touristikcampern folgende Ausgabenstruktur:<br />

36


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 18: Ausgabenstruktur der Touristikcamper im <strong>Saar</strong>land<br />

Touristikcamper<br />

19,80 € pro Tag<br />

Einkäufe<br />

15,6%<br />

Übernachtung<br />

17,7%<br />

eigene Berechnung nach DTV<br />

Gastronomie<br />

48 %<br />

Dienstleistungen<br />

18,7%<br />

Quelle:<br />

Die durchschnittlichen Ausgaben der Dauercamper stellen sich wie folgt dar:<br />

Abb. 19: Ausgabenstruktur der Dauercamper<br />

Dauercamper<br />

16,90 € pro Tag<br />

Einkäufe<br />

37,9%<br />

Dienst<br />

leistungen<br />

11,8%<br />

Übernachtung<br />

34,3%<br />

Gastronomie<br />

16%<br />

Die Tagesausgaben pro Dauercamper liegen mit 16,90 € noch niedriger. Zu berücksichtigen<br />

ist hierbei, dass die jährlichen Gebühren für den Dauerstandplatz hierin bereits enthalten<br />

sind. Umgerechnet pro Kopf und Tag machen die Übernachtungskosten immerhin rund ein<br />

Drittel der gesamten Ausgaben aus. Am meisten Geld geben die Dauercamper allerdings für<br />

Einkäufe aus (knapp 38 %). Auf die Dienstleistungsunternehmen entfällt mit nicht ganz 12<br />

% der geringste Ausgabenanteil. Für die Verpflegung in Gastronomiebetrieben werden im<br />

Durchschnitt weniger als 3,- € ausgegeben. Dieser niedrige Wert ist insbesondere auf folgende<br />

Ursachen zurückzuführen:<br />

Pro Person und Tag werden Lebensmittel im Wert von fast 5,- € von zu Hause mitgebracht.<br />

Während des Aufenthaltes wird seltener in Gastronomiebetrieben eingekehrt, häufig<br />

wird die Selbstversorgung auf dem Standplatz bevorzugt.<br />

Schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen beeinflussen das Ausgabeverhalten in<br />

diesem Bereich negativ.<br />

Quelle: dwif (Hrsg.); Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland, Schriftenreihe Heft 49,<br />

München 2002, S. 101<br />

37


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Die Verwandten- und Bekanntenbesucher auf den Dauerstandplätzen sind zwar rein mengenmäßig<br />

für die Campingplätze vergleichsweise unbedeutend, aus Gründen der Vollständigkeit<br />

ist an dieser Stelle aber auf deren Ausgaben in Höhe von 14,- € pro Kopf und Tag<br />

hinzuweisen.<br />

Über alle Camper (inkl. der Campingreisen außerhalb der Campingplätze) ist festzustellen,<br />

dass „nur“ rund ein Viertel der Ausgaben vor Ort auf dem Campingplatz verbleiben. Dies<br />

verdeutlicht die hohe Ausstrahlungskraft der Campinggäste auf die Umgebung. Die mit den<br />

momentan vorhandenen Datengrundlagen nicht regionalisierbaren Reisemobilisten geben<br />

mit durchschnittlich 37,20 € pro Kopf und Tag am meisten Geld währen des Aufenthaltes<br />

aus.<br />

Umsätze durch Camper im <strong>Saar</strong>land<br />

Die Bruttoumsätze durch die Camper auf den Campingplätzen im <strong>Saar</strong>land ergeben sich aus<br />

der Multiplikation der Tagesausgaben pro Kopf und Tag mit dem Nachfragevolumen der<br />

jeweiligen Segmente. Für das <strong>Saar</strong>land ergeben sich folgende Berechnungen:<br />

Touristikcamping:<br />

239,6 Tsd. Übernachtungen x 19,80 € = 4,7 Mio. €<br />

Dauercamping:<br />

1.058,8 Tsd. Übernachtungen x 16,60 12 € = 17,6 Mio. €<br />

Durch die insgesamt 1,3 Mio. Übernachtungen auf den Campingplätzen im <strong>Saar</strong>land werden<br />

jedes Jahr Bruttoumsätze in Höhe von rund 22,3 Mio. € generiert. Mehr als drei Viertel der<br />

Umsätze durch Camper auf Campingplätzen gehen von den Dauercampern aus. Die Gesamtumsätze<br />

verteilen sich zu gut der Hälfte auf das Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie),<br />

ein Drittel entfällt auf eine große Brandbreite unterschiedlicher Einzelhandelsunternehmen<br />

und die Dienstleistungsanbieter haben einen Anteil von fast 14%.<br />

Abb. 20: Von Touristik- und Dauercampern im <strong>Saar</strong>land profitierende Wirtschaftszweige<br />

Einzelhandel<br />

33,50%<br />

12<br />

Dieser Wert ergibt sich aus der Gewichtung der Ausgaben der Dauercamperfamilie und der Verwandten-/Bekanntenbesucher.<br />

Dienstleistungen<br />

13,80%<br />

Gastgewerbe<br />

52,70%<br />

Quelle:<br />

eigene Berechnungen nach DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland,<br />

Bonn 2004<br />

38


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

2.3.7 Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen<br />

Die Ausführungen zum Campingtourismus im <strong>Saar</strong>land haben dessen enorme wirtschaftliche<br />

Bedeutung eindrucksvoll dargestellt. Das Marktvolumen der Touristik- und Dauercampingübernachtungen<br />

im <strong>Saar</strong>land erreicht mehr als 60% der Übernachtungen in den gewerblichen<br />

Beherbergungsstätten (ohne Camping).<br />

Vor diesem Hintergrund sollte der Campingtourismus bei der Tourismusarbeit auf allen<br />

Ebenen eine größere Rolle spielen. Handlungsbedarf ist beispielsweise in folgenden Bereichen<br />

zu sehen:<br />

Die Daten zum Campingtourismus werden in der amtlichen Statistik nur unzureichend<br />

erfasst, da insbesondere die Übernachtungen durch Dauercamper nur in wenigen Bundesländern<br />

ausgewiesen werden. Hier sollte gemeinsam mit den Statistischen Landesämtern<br />

darauf hingewirkt werden, auch Dauercamper flächendeckend und einheitlich zu<br />

erfassen.<br />

In vielen Orten und Regionen wird die wirtschaftliche Bedeutung durch Camper völlig<br />

unterschätzt. Wenn die nun vorliegenden Daten aktiv genutzt und an Interessenten weitergegeben<br />

werden, kann damit ein wichtiger Beitrag dazu geleistet werden, dem Campingtourismus<br />

den richtigen Stellenwert beizumessen.<br />

Dauercamper haben vielerorts ein schlechtes Image. Die betriebswirtschaftlichen Analysen<br />

des dwif 13 zeigen allerdings, dass die Vermietung von Dauerstandplätzen eine sehr<br />

wichtige wirtschaftliche Grundlage für die Existenz der Campingplätze bildet. Ohne die<br />

Vermietung von Dauerstandplätzen könnten viele Campingplätze keinen wirtschaftlichen<br />

Betrieb führen und damit nicht existieren. Diesem Aspekt muss Rechnung getragen werden,<br />

zumal gerade im Dauercampingsegment eine große Nachfrage vorhanden ist, die<br />

sich in einer meist hervorragenden Auslastung (sie liegt nicht selten sogar praktisch bei<br />

100 %) der Dauerstandplätze zeigt.<br />

Die Dauercamper rekrutieren sich sehr stark aus dem „näheren“ Einzugsbereich und stellen<br />

somit auch eine wichtige Kundschaft im Rahmen des Tagesausflugsverkehrs dar. Je<br />

stärker sie über die Ausflugsmöglichkeiten in der Region Bescheid wissen und diese<br />

auch aktiv nutzen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich beispielsweise<br />

gegenüber den Touristikcampern als wertvoller Multiplikator (Empfehlung von Ausflugszielen<br />

während des Aufenthaltes) erweisen.<br />

Die Analysen des dwif haben gezeigt, dass rund 75 % der Ausgaben durch Campinggäste<br />

außerhalb der Campingplätze zu Buche schlagen. Bei keinem anderen Beherbergungstyp<br />

ist dies der Fall, da vielfach die Ausgaben für die Unterkunft den Schwerpunkt ausmachen.<br />

Diese Situation verdeutlicht die großen Chancen, durch intensivere Kooperationen<br />

zwischen den Campingplätzen und den Leistungsträgern im Zielgebiet<br />

- sowohl die Bedürfnisse der Camper durch die Schaffung zielgerichteter (Kombinations-)<br />

Angebote besser zu befriedigen<br />

- als auch die Umsätze durch Camper mit ansprechenden Angeboten zu erhöhen und<br />

auf zahlreiche Profiteure zu verteilen.<br />

13<br />

ADAC (Hrsg.); Betriebsvergleich für Campingplätze, München 1999.<br />

39


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Um sich besser auf den Bedarf der Camper einstellen zu können, erscheint es sinnvoll,<br />

die Marktforschungsaktivitäten in diesem Bereich zu verbessern. Die Ergebnisse könnten<br />

dann ggf. auch bei den anstehenden Marketingaktivitäten berücksichtigt werden.<br />

Eine ständig fortschreitende Professionalisierung ist Basis für eine langfristig Erfolg versprechende<br />

Weiterentwicklung der Campinganlagen. In diesem Zusammenhang ist unter<br />

anderem auf die Notwendigkeit der regelmäßigen Aktualisierung des Datenmaterials für<br />

betriebsvergleichende Analysen (mit Orientierungswerten im Sinne von Benchmarking)<br />

oder die Durchführung von Qualitätsoffensiven auf Campingplätzen hinzuweisen.<br />

Abschließend soll noch einmal betont werden, dass der Campingtourismus für das <strong>Saar</strong>land<br />

einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Angebotsvielfalt leistet und damit die touristische<br />

Leistungsfähigkeit im Land verbessert.<br />

2.4 Gegenüberstellung der Übernachtungen nach Marktsegmenten<br />

Bislang wurden für das <strong>Saar</strong>land lediglich die Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />

mit mehr als 8 Betten statistisch erfasst. Im Jahr 2004 wurden dort insgesamt<br />

2,1 Mio. Übernachtungen registriert. Mit Hilfe des Tourismusbarometers für das <strong>Saar</strong>land<br />

können nun erstmals die Segmente des so genannten „Grauen Beherbergungsmarktes“<br />

dem Übernachtungsvolumen der amtlichen Beherbergungsstatistik gegenübergestellt<br />

werden. Im ersten Erhebungsjahr konnten die Marktsegmente „Besucherverkehr bei Einheimischen“<br />

und „Campingtourismus“ (Touristik- und Dauercamping auf Campingplätzen)<br />

quantifiziert werden.<br />

Das Ergebnis ist beeindruckend:<br />

Mit 4,8 Mio. Übernachtungen im Jahr sind die Verwandten-/Bekanntenbesucher („Sofatourismus“)<br />

in den privaten Haushalten der <strong>Saar</strong>länder von weit größerer Bedeutung (etwa<br />

2,3 Mal so viele Übernachtungen) als die Übernachtungen in Betrieben mit mehr als 8<br />

Betten.<br />

Auf den Campingplätzen des <strong>Saar</strong>landes werden jährlich rund 1,3 Mio. Übernachtungen<br />

getätigt. Davon entfallen über 80 % auf Dauercamper, der kleinere Teil ist auf Touristikcamper<br />

zurückzuführen.<br />

Nach der Analyse der ersten beiden Segmente des „Grauen Beherbergungsmarktes“ liegen<br />

die touristischen Übernachtungszahlen im <strong>Saar</strong>land bereits bei mehr als 8,2 Mio. im Jahr. Es<br />

bleibt abzuwarten, um wie viel diese Größenordnung durch die beiden noch ausstehenden<br />

Segmente (Beherbergungsbetriebe unter 9 Betten, Freizeitwohnsitze) noch übertroffen<br />

wird.<br />

40


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 21: Übernachtungszahlen im <strong>Saar</strong>land nach Marktsegmenten<br />

Übernachtungen (Mio.)<br />

• Amtliche Statistik ( 9 B.)<br />

• Beherbergung < 9 Betten<br />

• „Sofatourismus “<br />

• Touristikcamping<br />

• Dauercamping<br />

• Freizeitwohnsitze<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

2,10<br />

?<br />

4,80<br />

0,24<br />

1,06<br />

?<br />

Quelle: Zusammenstellung dwif 2005<br />

Teilsumme: 8,20<br />

3. Die saarländischen Betriebe im Tourismusjahr 2004<br />

3.1 Touristische Wetterstationen<br />

3.1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und Umfang der Erhebung<br />

Abgrenzung und allgemeine Hinweise<br />

Mit Hilfe der so genannten Wetterstationen, von denen regelmäßig die monatlichen Besucherzahlen<br />

erfasst werden, soll die Wettbewerbssituation der vielen Freizeiteinrichtungen,<br />

Unterhaltungs- und sonstigen Angebote, die Touristen in Anspruch nehmen, in die allgemeine<br />

Analyse der Tourismusentwicklung aufgenommen werden.<br />

Damit sich Freizeiteinrichtungen als Wetterstation eignen, müssen sie folgende Kriterien<br />

erfüllen. Es muss sich um<br />

besucherstarke Einrichtungen handeln, die eine<br />

überörtliche Ausstrahlungskraft besitzen und<br />

betriebsbezogene Besucherzahlen,<br />

exakt, regelmäßig und zeitnah<br />

erheben.<br />

Saisonbetriebe sind, solange sie die formulierten Anforderungen erfüllen, durchaus als Wetterstationen<br />

geeignet. Freizeit- und Unterhaltungseinrichtungen, deren Anziehungskraft<br />

wegen häufigen Programmwechsels stark schwankt und deshalb im Zeitablauf nicht vergleichbar<br />

ist (z. B. Sonderausstellungen), bleiben dagegen ebenso unberücksichtigt wie<br />

Einrichtungen, die ihr Besuchervolumen schätzen und nicht durch eine exakte Erfassung (z.<br />

B. durch verkaufte Eintrittskarten oder mit Hilfe eines Drehkreuzes) bestimmen können. Aus<br />

nachfolgender Übersicht wird deutlich, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Typen touristischer<br />

Einrichtungen erfasst wird:<br />

41


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 22: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers<br />

(Stadt-, Werksführungen)<br />

(Erlebnisbäder, Spielbanken,<br />

Zoos/Tierpark, Freizeitparks/- zentren)<br />

n<br />

Museum<br />

Quelle: dwif 2005<br />

(Infozentren)<br />

Die Besucherzahlen der Wetterstationen im <strong>Saar</strong>land werden seit 2002 monatlich erfasst.<br />

Weitere betriebliche Daten, wie beispielsweise Umsätze und Gewinne, wären wünschenswert,<br />

um einzelne Betriebe qualifiziert beurteilen zu können. Es muss jedoch berücksichtigt<br />

werden, dass mit jeder weiteren abzufragenden Information die Bereitschaft zur Teilnahme<br />

am Tourismusbarometer seitens der Wetterstationen sinkt. Besucherzahlen sind dagegen<br />

eine relativ leicht erhältliche und für alle verständliche Größe und letztlich drückt sich der<br />

Markterfolg einer Einrichtung bzw. Branche primär in dieser Zahl aus. Aus den über das ganze<br />

Land verstreuten Einrichtungen können in der Gesamtschau durchaus Aussagen zur touristischen<br />

Konjunktur abgeleitet werden.<br />

Situation im <strong>Saar</strong>land<br />

Seit Juli letzten Jahres wurden insgesamt 62 Wetterstationen kontaktiert und um die Bereitstellung<br />

ihrer Besucherzahlen für das Tourismusbarometer gebeten. Absagen wurden in<br />

der Regel nur aus guten Gründen erteilt. Insgesamt liegen dem dwif aktuell die Daten von<br />

30 Wetterstationen im <strong>Saar</strong>land vor 14 , die 2004 rund 2,8 Mio. Besucher bei sich begrüßen<br />

konnten. Im Durchschnitt verzeichnet damit jede Wetterstation über 93.300 Besucher im<br />

Jahr. Die regionale Verteilung, die breite Streuung der Besucherzahlen und die gezielte Erfassung<br />

besucherstarker Einrichtungen stellen sicher, dass die Wetterstationen die Entwicklung<br />

der Wettbewerbssituation der touristisch relevanten Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten<br />

im <strong>Saar</strong>land realistisch wiedergeben und einen zusätzlichen wichtigen<br />

Indikator für die Einschätzung des Tourismus-Klimas darstellen. Unter den Wetterstationen<br />

sind praktisch die wichtigsten Besuchermagneten für den <strong>Saar</strong>land-Tourismus enthalten.<br />

Hier gilt unser besonderer Dank dem Engagement der Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land, dem<br />

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit und dem <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong> bei der Akquise der<br />

Wetterstationen.<br />

14<br />

Dem dwif liegen Zusagen weiterer 3 Wetterstationen vor, deren Daten z. T. noch ausständig sind.<br />

42


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Karte 4: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers im <strong>Saar</strong>land 15<br />

LK Sankt Wendel<br />

LK Merzig-Wadern<br />

LK <strong>Saar</strong>louis<br />

LK Neunkirchen<br />

Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

LK <strong>Saar</strong>-Pfalz-Kreis<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Zu den 30 Freizeitangeboten im <strong>Saar</strong>land kommen 270 Wetterstationen mit rund 28,6 Mio.<br />

Besuchern in Ostdeutschland, weitere 210 in Niedersachsen mit 20,0 Mio. Besuchern sowie<br />

56 Freizeitangebote mit 4,7 Mio. Besuchern in Schleswig-Holstein zum gesamten Datenpool<br />

hinzu. Dadurch erfasst das Tourismusbarometer in allen Barometer-Bundesländern 566<br />

Freizeitangebote mit rund 56,1 Mio. Besuchern. Auf jede Einrichtung kommen damit im<br />

Durchschnitt rund 100.000 Besucher.<br />

Einflussfaktoren auf den Markterfolg<br />

Der Markterfolg der erfassten Infrastruktureinrichtungen hängt von einer Reihe von Faktoren<br />

ab, die sich zudem teilweise überlagern, so dass ihr Einfluss nie mit absoluter Sicherheit<br />

bestimmt werden kann. Der erreichte Erfolg resultiert immer aus dem Zusammenspiel der<br />

Faktoren, die in folgendem Schaubild dargestellt sind:<br />

15<br />

Vielfach werden mehrere Wetterstationen in einer Stadt erfasst, die jedoch durch die Punkthäufung<br />

nicht alle erkennbar sind.<br />

43


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 23: Einflussfaktoren auf die Wettbewerbssituation der Wetterstationen des Tourismusbarometers<br />

Konjunktur,<br />

Konjunktur,<br />

Einkommen<br />

Einkommen<br />

Wetter<br />

Wetter<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

direkter<br />

direkter<br />

Konkurrenten<br />

Konkurrenten<br />

Potenziale<br />

Potenziale<br />

im<br />

im<br />

Einzugsgebiet<br />

Einzugsgebiet<br />

-<br />

-<br />

Bevölkerung<br />

Bevölkerung<br />

-<br />

-<br />

Übernachtungen<br />

Übernachtungen<br />

Besucherzahlen<br />

Besucherzahlen<br />

Moden<br />

Moden<br />

und<br />

und<br />

Trends<br />

Trends<br />

Mobilität<br />

Mobilität<br />

im<br />

im<br />

Ausflugsverkehr<br />

Ausflugsverkehr<br />

Eigene<br />

Eigene<br />

Angebotsgestaltung<br />

Angebotsgestaltung<br />

und<br />

und<br />

Marketing<br />

Marketing<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Mobilität im Ausflugsverkehr:<br />

Generell ist festzustellen, dass die Ausflugshäufigkeit mit wachsender Mobilität der Bevölkerung<br />

steigt. Da das mit Abstand am häufigsten benutzte Verkehrsmittel für die Hin- und<br />

Rückfahrt bei einem Tagesausflug der PKW ist, steigt mit zunehmendem PKW-Besatz 1 auch<br />

die Ausflugshäufigkeit. Für viele Freizeitinfrastruktureinrichtungen ist aber auch die Anbindung<br />

an den ÖPNV von elementarer Bedeutung (z. B. für Angebote in Städten oder für Jugendliche).<br />

Die Verkehrsanbindung nimmt damit Einfluss auf die Erreichbarkeit und damit<br />

die Besucherzahl der Wetterstationen.<br />

Eigene Angebotsgestaltung und Marketing:<br />

Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg touristischer Infrastruktureinrichtungen ist die<br />

Attraktivität des Angebotes selbst. Entsprechend sind die Angebotsgestaltung und besonders<br />

auch die Vermarktung des Angebotes hauptverantwortlich für die Akzeptanz bei der<br />

Nachfrage.<br />

Veränderungen beim Nutzerverhalten:<br />

Verhaltensänderungen auf Seiten der Nachfrage nehmen ebenso Einfluss auf die Wettbewerbssituation<br />

der „Wetterstationen“. Je nach Angebotstyp wirken sich Modeerscheinungen<br />

mehr oder weniger stark auf die Besucherzahl aus. Entsprechend unterschiedlich ist bei<br />

den verschiedenen Einrichtungen auch die Notwendigkeit, auf Trendänderungen zu reagieren.<br />

1<br />

Anzahl der PKW pro 100 Einwohner.<br />

44


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Potenziale im Einzugsbereich:<br />

Das Besucherpotenzial der touristischen Einrichtungen wird elementar von der im jeweiligen<br />

Einzugsbereich lebenden Bevölkerung und den dortigen Übernachtungsgästen bestimmt.<br />

Ein und dasselbe Angebot kann folglich an zwei Standorten ganz unterschiedliche<br />

Erfolgsaussichten haben.<br />

Anzahl der direkten Konkurrenten:<br />

Starken Einfluss auf die Besucherzahl einer Einrichtung hat natürlich auch das direkte Konkurrenzumfeld.<br />

Durch das Auftreten neuer Anbieter kann sich die Wettbewerbssituation<br />

verschärfen und die Besucherzahlen pro Einrichtung können sich entsprechend rückläufig<br />

entwickeln, wenngleich die Gesamtnachfrage nach diesen Freizeiteinrichtungen möglicherweise<br />

sogar zunimmt.<br />

Konjunktur, Einkommen:<br />

Natürlich nimmt auch das gesamtwirtschaftliche Klima Einfluss auf das Freizeitverhalten.<br />

Steigende Einkommen bewirken meist auch steigende Freizeitausgaben und haben so Einfluss<br />

auf die Besucherzahlen touristischer Einrichtungen.<br />

Wetter:<br />

Für touristische Out- und Indoor-Einrichtungen ist letztendlich das Wetter mitentscheidend,<br />

ob von einem „guten“ oder „schlechten“ Jahr gesprochen werden kann. Während beispielsweise<br />

Freibäder und landschaftliche Attraktionen aufgrund von Regenwetter geringe Besucherzahlen<br />

registrieren, können Museen und andere Indoor-Einrichtungen von dieser Wetterlage<br />

profitieren. Bei schönem Wetter ist die Situation umgekehrt.<br />

Es wird deutlich, dass die erfassten Besucherzahlen von vielen Einflussgrößen abhängen.<br />

Folglich stellt sich die Frage, wie man diese Daten zu interpretieren hat:<br />

Die Besucherzahlen an sich beschreiben nur die Stellung der erfassten Betriebe im Wettbewerb.<br />

Es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass die erfassten Besucherzahlen<br />

die Entwicklung aller Einrichtungen eines Typs, z. B. aller Freizeitparks, Museen, Schlösser<br />

etc., wiedergeben. Im <strong>Saar</strong>land besteht allerdings die glückliche Situation, dass bei<br />

einzelnen Angebotstypen sogar alle Vertreter ihre Besucherzahlen liefern, so dass es sich<br />

bei diesen Segmenten um Vollerhebungen handelt.<br />

In der kurzfristigen Betrachtung können betriebsindividuelle und/oder vorübergehende<br />

äußere Einflüsse wirksam werden, die noch keine Anzeichen für einen sich abzeichnenden<br />

Trend sein müssen. Dennoch bietet eine sehr zeitnahe Betrachtung die Möglichkeit,<br />

aktuelle Geschehnisse zu berücksichtigen.<br />

Besonders bei einer langfristigen Betrachtung und Zusammenfassung der Wetterstationen<br />

zu Obergruppen können Aussagen über tief greifende „Klimaveränderungen“ getroffen<br />

werden, die die Entwicklung der Marktkonstellation nachhaltig beeinflussen und<br />

Antwort geben können auf die Frage, wie sich ein Großteil der touristischen Infrastruktur<br />

im Markt behauptet, wo sich evtl. günstige Perspektiven abzeichnen bzw. wo die Gefahr<br />

von Überkapazitäten oder Nachfrageengpässen droht.<br />

45


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Um die von manchen „Wetterstationen“ geforderte Anonymität der Einzeldaten zu garantieren,<br />

werden im Rahmen des Tourismusbarometers nur aggregierte Werte dargestellt. Folglich<br />

können keine Aussagen zum Erfolg oder Misserfolg einzelner Anbieter getroffen werden.<br />

Daten werden nur ausgewiesen, wenn mindestens drei Freizeiteinrichtungen in einer<br />

Gruppe vertreten sind. Die Wetterstationen ersetzen deshalb nicht eine evtl. notwendige<br />

einzelbetriebliche Analyse.<br />

3.1.2 Die Bundesländer im Vergleich<br />

3.1.2.1 Langfristige Entwicklung 1999-2004<br />

Bei der Analyse der langfristigen Entwicklung der Wetterstationen ist zu beachten, dass hier<br />

nur die Einrichtungen berücksichtigt werden können, von denen dem dwif die Besucherzahlen<br />

rückwirkend bis 1999 vorliegen. Einrichtungen, die z. B. erst in den letzten beiden Jahren<br />

hinzugekommen sind und nicht die Besucherzahlen der Vorjahre einreichen konnten,<br />

finden daher in der langfristigen Entwicklung keine Berücksichtigung.<br />

Im Vergleich der Barometer-Bundesländer zeigt sich im Langfristtrend in den Ländern Brandenburg,<br />

Thüringen, Niedersachsen und auch Schleswig-Holstein eine in der Tendenz negative<br />

Entwicklung der Besucherzahlen seit 1999, wobei die Verluste in Brandenburg und Thüringen<br />

bis 2003 am stärksten waren. In eben diesen beiden Bundesländern ist jedoch von<br />

2003 auf 2004 nunmehr eine positive Entwicklung zu beobachten. Hier eine Trendwende<br />

prognostizieren zu wollen, erscheint aufgrund der Entwicklung der Vorjahre allerdings verfrüht.<br />

Sachsen und Sachsen-Anhalt konnten die Verluste des Hochwasserjahres im Jahr 2003 nur<br />

teilweise ausgleichen und befinden sich aktuell in einer Phase der Stagnation. Mecklenburg-<br />

Vorpommern, in dem als einzigem Barometer-Bundesland die Besucherzahl nach wie vor<br />

über dem Ausgangsniveau liegt, ist nun erstmals von Rückgängen betroffen.<br />

46


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 24: Langfristtrend 1999-2004: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen<br />

115<br />

110<br />

in den verschiedenen Barometer-Bundesländern<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

105<br />

Index 1999 = 100<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

Niedersachsen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Thüringen<br />

Brandenburg<br />

70<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Im <strong>Saar</strong>land mussten die Wetterstationen bis 2002 kontinuierliche Verluste der Besucherzahlen<br />

in fast allen Anbietergruppen hinnehmen. Im Jahr 2003 zeigt der große Besucheranstieg,<br />

dass der Jahrhundertsommer seine Spuren hinterlassen hat. In diesem Jahr waren es<br />

überwiegend die Outdoor-Einrichtungen, wie beispielsweise Freizeitzentren und Tierparks,<br />

die ihre Besucherzahlen kräftig steigern konnten. Bei den Indoor-Einrichtungen mussten<br />

überwiegend die Museen Einbußen bei den Besuchern in Kauf nehmen. Positiv zu bemerken<br />

ist, dass der Rückgang im Jahr 2004 (im Vergleich zum Vorjahr) vergleichsweise gering ausgefallen<br />

ist und das Niveau höher als in den Jahren 2000-2002 gehalten werden konnte.<br />

3.1.2.2 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004<br />

Eine Aufbereitung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern führt zu<br />

interessanten Erkenntnissen. Auf den ersten Blick fällt auf, dass sich in fünf Barometer-<br />

Bundesländern die Situation 2004 gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat. Davon betroffen<br />

waren die Küstenbundesländer, aber auch Sachsen-Anhalt und das <strong>Saar</strong>land. Mit annähernd<br />

vier Prozent waren die Rückgänge in Niedersachsen am deutlichsten, gefolgt vom<br />

<strong>Saar</strong>land mit einem Rückgang von drei Prozent. Nach dem enormen Anstieg der Besucherzahlen<br />

im Jahr 2003 im <strong>Saar</strong>land kann der Rückgang 2004 aber durchaus als moderat bezeichnet<br />

werden.<br />

47


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern (in %)<br />

20,0<br />

Veränderungen in %<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

-5,0<br />

-10,0<br />

Quelle:<br />

0,1<br />

15,6<br />

-0,8<br />

-1,9<br />

-3,0<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Brandenburg<br />

Thüringe n<br />

3,3<br />

2,4<br />

-3,9<br />

Niedersachsen<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

-0,9 -0,7<br />

Sachsen<br />

9,2<br />

-4,8 -4,7<br />

dwif 2005, Datengrundlage Statistische Landesämter und Wetterstationen<br />

0,2<br />

2003 ggü. 2002 2004 ggü. 2003<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

5,0 4,8<br />

Die positive Entwicklung zwischen 2003 und 2004 in Thüringen basiert auf einer relativ<br />

breiten Basis von Einrichtungen. Entsprechend gibt es bei allen Einrichtungsarten in Thüringen<br />

Wetterstationen mit Besucheranstiegen. Im <strong>Saar</strong>land konnten 54 % der Wetterstationen<br />

eine positive Besucherentwicklung verzeichnen, das <strong>Saar</strong>land rangiert damit an zweiter<br />

Stelle nach Thüringen. Die insgesamt negative Entwicklung rührt daher, dass insbesondere<br />

besucherstarke Einrichtungen im Jahr 2004 Rückgänge einbüßen mussten. In Mecklenburg-Vorpommern<br />

hatten hingegen die meisten Einrichtungen (63 %) mit Besucherrückgängen<br />

zu kämpfen; auch in Niedersachsen und Brandenburg sind die „Verlierer“ klar in<br />

der Überzahl.<br />

Tab. 11: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern 2004<br />

ggü. 2003 (in Prozent)<br />

Veränderungsrate der<br />

Entwicklung der<br />

Besucherzahlen der Wetterstationen<br />

Anteil von Wetterstationen mit<br />

negativer positiver<br />

Besucherentwicklung<br />

Besucherentwicklung<br />

Niedersachsen -3,9 % 58 % 42 %<br />

<strong>Saar</strong>land -3,0 % 46 % 54 %<br />

Mecklenburg-Vorpommern -1,9 % 63 % 37 %<br />

Sachsen-Anhalt -0,8 % 47 % 53 %<br />

Schleswig-Holstein -0,7 % 55 % 45 %<br />

Sachsen +0,2 % 51 % 49 %<br />

Thüringen +2,4 % 32 % 68 %<br />

Brandenburg +3,3 % 58 % 42 %<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Berechnungen aus den Datenmeldungen der Wetterstationen<br />

48


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Der Vergleich der Übernachtungsentwicklung mit der Entwicklung der Besucherzahlen der<br />

Wetterstationen zeigt zumindest in fünf Bundesländern eine weitgehend einheitliche Richtung<br />

auf, während im <strong>Saar</strong>land, in Sachsen-Anhalt und Thüringen eine gegenläufige Entwicklung<br />

zu beobachten ist. Steigerungen in Einklang mit der Übernachtungsnachfrage<br />

konnten aber nur in Brandenburg und Sachsen verzeichnet werden.<br />

Abb. 26: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen und der Übernachtungen in<br />

gewerblichen Beherbergungsbetrieben (mit mehr als 8 Betten) zwischen 2003<br />

und 2004 nach Bundesländern (in %)<br />

5,0<br />

4,0<br />

4,2<br />

3,5<br />

3,3<br />

3,0<br />

2,4<br />

2,0<br />

Veränderungen in %<br />

1,0<br />

0,0<br />

-1,0<br />

-2,0<br />

-3,0<br />

-4,0<br />

-5,0<br />

Quelle:<br />

-3,9<br />

-2,5<br />

0,8<br />

-1,9<br />

-0,8 -0,7<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

-3,0<br />

-3,6<br />

<strong>Saar</strong>land Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Wetterstationen<br />

Sachsen<br />

Brandenburg<br />

-0,4<br />

Thüringe n<br />

Niedersachsen<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

dwif 2005, Datengrundlage Statistische Landesämter und Wetterstationen<br />

-3,7<br />

0,2<br />

Übernachtungen<br />

0,6<br />

Bei der Interpretation muss aber berücksichtigt werden, dass ein Rückgang der Besucherzahlen<br />

bei den als Wetterstation erfassten Einzelanbietern nicht zwingend bedeuten muss,<br />

dass die Nachfrage nach Freizeiteinrichtungen dort insgesamt zurückgegangen ist. Denkbar<br />

- und in einigen Bereichen auch nachweisbar - ist z. B., dass die Nachfrage nach einzelnen<br />

Wetterstationen negativ war, weil<br />

sich die Konkurrenzsituation durch Neueinsteiger in den Markt oder Kapazitätsausweitungen<br />

verschärft hat, die Gesamtnachfrage also möglicherweise sogar angestiegen ist;<br />

sich positive und negative Effekte überlagern und für das Gesamtergebnis entscheidend<br />

ist, welche Seite das stärkere Gewicht hatte.<br />

3.1.3 Entwicklungstendenzen im <strong>Saar</strong>land<br />

3.1.3.1 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004<br />

Die Darstellung der Entwicklung der Besucherzahlen von 2003 auf 2004 erfolgt auf einer<br />

etwas breiteren Basis als die Langzeitanalyse, weil weitere, teilweise sehr besucherstarke<br />

Einrichtungen in die Liste der Wetterstationen aufgenommen werden konnten. Aus diesem<br />

Grund stimmen Langzeit- und Kurzzeitanalyse nicht in allen Fällen komplett überein; auf die<br />

Gründe für die Abweichungen wird im Folgenden jeweils hingewiesen.<br />

49


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Im <strong>Saar</strong>land wurden fünf Angebotstypen einer detaillierten Betrachtung unterzogen. Auffällig<br />

hierbei ist, dass zwei Einrichtungstypen, die im Outdoor-Bereich liegen, im Vergleich<br />

zum Jahr 2003 beachtliche Zuwachsraten erzielen konnten.<br />

Abb. 27: Veränderung der Besucherzahlen bei den Wetterstationen des <strong>Saar</strong>landes 2003-<br />

2004 (in Prozent)<br />

40,0<br />

Naturinformations<br />

zentren<br />

35,0<br />

30,0<br />

Veränderungen in %<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

Stadtführungen<br />

5,0<br />

0,0<br />

Schlösser/<br />

Burgen<br />

Spielbanken<br />

-5,0<br />

Quelle:<br />

Museen<br />

dwif 2005, Wetterstationen<br />

Schlösser, Burgen und Museen: Keine klare Tendenz!<br />

Man sollte meinen, dass die überdachten Freizeiteinrichtungen von einem mäßigen Sommerwetter<br />

besonders profitieren sollten.<br />

Schlösser und Burgen mussten mit -3,3 % allerdings die meisten Rückgänge hinnehmen.<br />

Während die Museen im Jahr 2003 noch einen Besucheranstieg von 12,5% verzeichnen<br />

konnten, mussten sie im Jahr 2004 mit dessen verhältnismäßig „normalen Sommer“ Rückgänge<br />

verzeichnen.<br />

Details der Museen:<br />

Lediglich in 25 % der Fälle zeigte sich eine positive Entwicklung der Besucherzahlen. Die<br />

Ausmaße des Anstiegs waren in dieser Gruppe jedoch sehr unterschiedlich.<br />

75 % der Museen verzeichneten hingegen rückläufige Besucherzahlen. Von den Verlusten<br />

waren kleine Einrichtungen ebenso betroffen wie Museen mit höheren Besucherzahlen.<br />

Die Ausmaße der Verluste waren in dieser Gruppe sehr unterschiedlich. Die Rückgänge<br />

liegen in einer Bandbreite von 1,7 bis stolzen 30,1 %.<br />

Spielbanken: Positive Entwicklungen!<br />

Die Spielbanken konnten bereits zwei Jahre in Folge positive Entwicklungen verzeichnen.<br />

Im Jahr 2003 konnte ein Zuwachs von 4,7 % erzielt und im Jahr 2004 mit 5,2 % ein weiterer<br />

Anstieg verzeichnet werden.<br />

50


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Stadtführungen: Positive Entwicklungen!<br />

Bei den Stadtführungen gestaltet sich das Ergebnis ähnlich wie bei den Spielbanken; 2003<br />

und 2004 konnte ein Anstieg registriert werden. In beiden Jahren konnten jeweils 75 %<br />

dieser Anbieter positive Entwicklungen verzeichnen.<br />

Naturinformationszentren<br />

Sehr interessant gestaltet sich das Ergebnis bei den Naturinformationszentren:<br />

Drei Viertel der Einrichtungen hatten einen positiven Besuchertrend. Interessanterweise<br />

hatten im Jahr 2003 noch 75 % der Einrichtungen Verluste registriert, konnten aber dennoch<br />

eine positive Gesamtentwicklung verzeichnen.<br />

Die Saison der Naturinformationszentren erstreckt sich von April bis Oktober. Der besucherstärkste<br />

Monat war sowohl in 2003 als auch in 2004 der Juni.<br />

Im nächsten Barometerjahr können dann weitere Differenzierungen vorgenommen werden,<br />

da einerseits weitere Wetterstationen hinzukommen und andererseits neu am Markt eröffnete<br />

Einrichtungen erstmals in eine Zeitreihendarstellung integriert werden können.<br />

3.1.3.2 Saisonverlauf<br />

Nachfolgende Abbildung zeigt, dass sich die Charakteristik der Saisonverlaufskurve im Jahr<br />

2004 im Vergleich zum Vorjahr nicht grundsätzlich verändert hat. Nach wie vor bildet die<br />

monatliche Verteilung der Nachfrage den typischen Saisonverlauf von touristischen Destinationen<br />

mit einer Sommerspitze und einer deutlich höheren Nachfrage zwischen April und<br />

Oktober.<br />

Abb. 28: Saisonale Veränderung der Nachfrage in den Wetterstationen des <strong>Saar</strong>landes<br />

2004 ggü. 2003<br />

400.000<br />

Anzahl der Besucher<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

- 4,4% - 3,6% - 19,6%<br />

6,1%<br />

38,0% -29,3% 5,3% -19,4%<br />

13,3%<br />

6,9%<br />

-6,6% -2,0%<br />

50.000<br />

0<br />

Jan Feb Mrz April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez<br />

2003 2004<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Wetterstationen<br />

51


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Gravierende Verschiebungen zwischen 2003 und 2004 ergeben sich im Wesentlichen zwischen<br />

Mai und Juni sowie im Haupturlaubsmonat August. Diese Unterschiede sind wie folgt<br />

zu erklären:<br />

2003 lagen die Pfingstferien im Juni, während in 2004 die meisten Urlaubstage um<br />

Pfingsten in den Mai fielen. Die veränderte Lage der Pfingstferien ist also für den deutlichen<br />

Nachfragerückgang im Juni 2004 verantwortlich. Dafür lagen die Mai-Werte 2004<br />

deutlich höher als 2003.<br />

Die Zuwachsraten im Mai sind größtenteils auf gestiegene Besucherzahlen in den Freizeitzentren<br />

und Zoos zurückzuführen.<br />

Für den starken Rückgang der Besucherzahlen zwischen August 2003 und August 2004<br />

zeichnet der Ausnahmesommer 2003 verantwortlich, der vor allem Freizeiteinrichtungen<br />

im Freien einen enormen Besucheransturm bescherte.<br />

3.1.4 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse<br />

Die überaus positive Entwicklung (+15,6 %) der Besucherzahlen im Jahr 2003 im Vergleich<br />

zu 2002 kann eindeutig auf den Jahrhundertsommer zurückgeführt werden. Im Jahr 2004<br />

hingegen liegt das <strong>Saar</strong>land mit einem Rückgang von -3,0 % im Barometer-Bundesländervergleich<br />

an vorletzter Stelle.<br />

In der Langzeitbeobachtung zeigt sich, dass der Rückgang im Jahr 2004 (nach dem Ausnahmesommer<br />

2003) relativ moderat ausgefallen ist und ein eher positiver Trend festzustellen<br />

ist im Vergleich zu den Jahren 2000-2002.<br />

In fünf Barometer-Bundesländern hat sich die Situation 2004 gegenüber dem Vorjahr<br />

verschlechtert. Davon betroffen waren die Küstenbundesländer, aber auch Sachsen-<br />

Anhalt und das <strong>Saar</strong>land. Mit annähernd vier Prozent waren die Rückgänge in Niedersachsen<br />

am deutlichsten, gefolgt vom <strong>Saar</strong>land mit einem Rückgang von drei Prozent.<br />

Der Vergleich der Übernachtungsentwicklung mit der Entwicklung der Besucherzahlen<br />

der Wetterstationen zeigt zumindest in fünf Bundesländern eine weitgehend einheitliche<br />

Richtung auf, während im <strong>Saar</strong>land, in Sachsen-Anhalt und Thüringen eine gegenläufige<br />

Entwicklung zu beobachten ist. Steigerungen in Einklang mit der Übernachtungsnachfrage<br />

konnten aber nur in Brandenburg und Sachsen verzeichnet werden.<br />

Im <strong>Saar</strong>land wurden fünf Angebotstypen einer detaillierten Betrachtung unterzogen. Auffällig<br />

hierbei ist, dass insbesondere Stadtführungen und Naturinformationszentren im<br />

Vergleich zum Jahr 2003 beachtliche Zuwachsraten erzielen konnten.<br />

52


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.2 Die wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land<br />

3.2.1 Entwicklung von Umsatz, Insolvenzen und Beschäftigung<br />

Umsatzentwicklung<br />

Seit Jahren hofft das Gastgewerbe in Deutschland auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung der Branche. Doch die erhoffte Trendwende konnte auch 2004 nicht eingeschlagen<br />

werden. Erneut sinken deutschlandweit die realen Umsatzzahlen. Im Vergleich<br />

zu den zwei Vorjahren hat sich jedoch der Negativtrend zumindest etwas abgeschwächt.<br />

Einen kleinen Lichtblick bot im letzten Jahr der Beherbergungsbereich. Nach den Umsatzverlusten<br />

der letzten drei Jahre wird nun endlich wieder ein leichtes Umsatzplus erreicht.<br />

Zugpferde sind hierbei die Hotels, Hotels garnis, Pensionen und Gasthöfe mit +0,7 %. Im<br />

Gegensatz dazu leidet der Gastronomiebereich mit -4,2 % weiterhin stärker unter der Konsumflaute.<br />

Tab. 12: Umsatzentwicklung im deutschen Gastgewerbe im Vergleich zum Vorjahr (Angaben<br />

in Prozent)<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Insgesamt -0,8 % -7,3 % -5,8 % -2,1 %<br />

Beherbergung -1,4 % -5,9 % -5,2 % +0,4 %<br />

Gastronomie -0,5 % -8,3 % -6,8 % -4,2 %<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Im <strong>Saar</strong>land verlief die Entwicklung des Gastgewerbes entsprechend dem deutschlandweiten<br />

Trend. Die Umsätze (in Preisen des Jahres 2000) gingen zwischen 2003 und 2004 um -<br />

1,6 % zurück. Von den Verlusten sind der Beherbergungs- und der Gastronomiebereich<br />

gleichermaßen betroffen. Während die Umsätze in der Sparte der Hotels, Hotels garnis,<br />

Pensionen und Gasthöfe 2004 im Vergleich zum Vorjahr „nur“ um -2,0 % sanken, erlitt das<br />

sonstige Beherbergungsgewerbe Umsatzverluste von -5,7 %. Im Gastronomiebereich<br />

schneidet die Sparte der Restaurants, Cafés, Eisdielen und Imbisshallen mit Verlusten von -<br />

0,4 % besser ab als das übrige Gaststättengewerbe (-3,1%). Im Bereich der Kantinen und<br />

Caterer werden vergleichsweise hohe Umsatzrückgänge von -4,6 % registriert.<br />

Insolvenzen<br />

Die Insolvenzstatistik des Gastgewerbes zeigt für die meisten Barometer-Bundesländer<br />

nach wie vor eine sehr angespannte Situation. Lediglich in Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

werden 2004 weniger Insolvenzverfahren gemeldet als im Vorjahr. Im <strong>Saar</strong>land hat sich die<br />

Insolvenzstatistik weiter verschlechtert. Von 2003 auf 2004 nimmt die Zahl der Insolvenzverfahren<br />

um 50 % zu und erreicht mit 34 Verfahren den bisherigen Höchstwert seit 1994.<br />

53


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 29: Insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 1994-2004 (absolut)<br />

300<br />

250<br />

Anzahl der Insolvenzen absolut<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Quelle:<br />

Statistische Landesämter<br />

Tab. 13: Anzahl der Insolvenzverfahren im Gastgewerbe nach Bundesländern 1994-2004<br />

(absolut)<br />

Land 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

14 35 31 55 64 57 86 116 96 89 90<br />

Brandenburg 39 37 56 67 75 72 89 71 92 52 83<br />

Sachsen-Anhalt 26 47 59 74 113 115 134 109 181 181 158<br />

Sachsen 58 127 177 201 210 164 177 199 190 182 195<br />

Thüringen 59 74 90 90 69 90 79 99 95 58 53<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

47 41 48 58 56 51 77 81 105 125 127<br />

Niedersachsen 86 98 98 129 123 149 183 235 190 238 254<br />

<strong>Saar</strong>land 18 14 15 19 11 7 8 15 10 23 34<br />

Quelle: Statistische Landesämter<br />

Beschäftigung<br />

Auf dem gastgewerblichen Arbeitsmarkt können nach zwei Jahren sinkender Beschäftigungszahlen<br />

2004 in Deutschland wieder positive Entwicklungen festgestellt werden;<br />

2002: -3,5 %,<br />

2003: -3,2 % und<br />

2004: +1,2 %<br />

Die schlechte Konjunkturlage wirkt sich jedoch immer noch stark auf die Beschäftigung aus,<br />

denn der leichte Zuwachs wird ausschließlich durch mehr Teilzeit-Beschäftigte (+6,3 %)<br />

getragen.<br />

54


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 30: Beschäftigte im deutschen Gastgewerbe 1995-2004 (in Prozent)<br />

8<br />

6<br />

Veränderung ggü. Vorjahr (%)<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

-12<br />

Quelle:<br />

Beschäftigte insgesamt<br />

Vollzeit-Beschäftigte<br />

Teilzeit-Beschäftigte<br />

95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />

Statistisches Bundesamt<br />

Vom Statistischen Landesamt des <strong>Saar</strong>landes wurden für das Jahr 2004 insgesamt etwas<br />

mehr als 7.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ausgewiesen; davon waren rund<br />

drei Fünftel weiblich. Auf das Gastgewerbe entfallen damit gut 2 % aller sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im <strong>Saar</strong>land. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der im saarländischen<br />

Gastgewerbe Beschäftigten um -7,1 % zurückgegangen. 2004 hat sich die Beschäftigtenzahl<br />

sogar wieder leicht positiv entwickelt.<br />

Die exakte Zahl der im Gastgewerbe beschäftigten Personen lässt sich allerdings aus keiner<br />

amtlichen Statistik ableiten. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer ist<br />

zwar verlässlich und wird in regelmäßigen Abständen mit vergleichbarer Methode von der<br />

Bundesagentur für Arbeit erfasst, darin enthalten sind allerdings nur die Mitarbeiter, welche<br />

der Sozialversicherungspflicht unterliegen. Nicht enthalten sind darin die beiden wichtigen<br />

Gruppen der<br />

mitarbeitenden Inhaber und ihrer Familienangehörigen, die nicht auf der Lohnliste stehen<br />

und<br />

nicht sozialversicherungspflichtigen Aushilfen.<br />

Fazit:<br />

Insgesamt ist die Situation für das saarländische Gastgewerbe angespannt. Hinweise auf<br />

eine gravierende Verbesserung zeichnen sich derzeit nicht ab.<br />

3.2.2 Wirtschaftliche Situation von Kreditnehmern der Sparkassen im Gastgewerbe<br />

3.2.2.1 Hintergrundinformationen zu den EBIL-Daten<br />

Die Darstellungen zur wirtschaftlichen Situation im Gastgewerbe basieren auf dem Instrument<br />

der elektronischen Bilanzanalyse (EBIL) von Betrieben, die Kunden der Sparkassen<br />

sind. Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse eines Kreditnehmers liegen der finanzierenden<br />

Sparkasse in der Regel die Jahresabschlüsse vor. Diese Jahresabschlüsse<br />

55


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

werden nach einem vorgegebenen Muster aufbereitet, in der EDV erfasst und in einem zentralen<br />

Rechenzentrum 17 ausgewertet (so genannte EBIL-Analyse). Als erster kreditwirtschaftlicher<br />

Partner der mittelständischen Unternehmen verfügen die Sparkassen somit über die<br />

größte Bilanzdatensammlung in Deutschland. Die erfassten Jahresabschlussdaten wurden<br />

für die Zwecke des Tourismusbarometers speziell bearbeitet und regionalisiert, so dass<br />

jetzt erstmals für bestimmte Teilräume Deutschlands vergleichende Auswertungen möglich<br />

sind.<br />

Der Sparkassenverlag liefert die Daten anonymisiert an das dwif, welches die Kennziffernanalyse<br />

und den -vergleich durchführt. Die ausführliche Analyse ist Teil des so genannten<br />

Sparkassenmoduls und wird nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieser Spezialbericht<br />

wurde im Herbst 2004 erstellt, als die Jahresabschlüsse 2002 von allen Kreditnehmern<br />

vorlagen. Einige zentrale Ergebnisse werden nachfolgend im Rahmen des offiziellen Jahresberichts<br />

wiedergegeben.<br />

Die EBIL-Analysen stellen eine permanente Beobachtung der wirtschaftlichen Situation dar,<br />

mit dem Ziel,<br />

das Informationsspektrum zu erweitern,<br />

Trends zu ermitteln und<br />

zeitliche und regionale Quervergleiche zu ermöglichen.<br />

Von zentraler Bedeutung für die Interpretation der Ergebnisse ist die Auswertungsmethode.<br />

Auch wenn im <strong>Saar</strong>land relativ wenige Gastgewerbebetriebe erfasst wurden, verschaffen die<br />

Ergebnisse einen wichtigen Einblick in die Situation des Gastgewerbes. Besonders wichtig<br />

ist dabei die Ausweisung von anspruchsvollen Orientierungswerten, die aus den langjährigen<br />

Erfahrungen des dwif aus Betriebsvergleichen abgeleitet wurden und selbstverständlich<br />

nicht aus den einzelbetrieblichen Daten der Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land resultieren.<br />

Für die Ergebnisdarstellung kommen insbesondere drei statistische Messgrößen zur Anwendung:<br />

Zentralwert (Median): Der Zentralwert teilt ein der Größe nach geordnetes Datenbündel.<br />

Das bedeutet, dass die erste Hälfte der Werte kleiner als der Zentralwert ist, die andere<br />

verbleibende Hälfte ist größer als der Zentralwert. 18<br />

1. Quartil (von): Ein Viertel aller Betriebe weist einen kleineren, drei Viertel aller Betriebe<br />

einen höheren Wert für diese Kennziffer aus.<br />

3. Quartil (bis): Drei Viertel aller Betriebe weist einen niedrigeren, ein Viertel aller Betriebe<br />

einen höheren Wert für diese Kennziffer aus. 19<br />

Bei herkömmlichen Berechnungen wird meist der arithmetische Mittelwert gebildet. Der<br />

Vorteil von Quartilen ist es, dass extreme Ausreißer das Gesamtbild nicht verzerren. Dar-<br />

17<br />

Beim Deutschen Sparkassen Verlag GmbH in Stuttgart (DSV-Gruppe).<br />

18<br />

Bei neun Werten ist es der fünfte.<br />

19<br />

In einer Zahlenreihe mit 12 Elementen ist es das neunte.<br />

56


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

über hinaus kann die Standardabweichung helfen, Ungleichverteilungen aufzudecken. Bei<br />

einer im Verhältnis zum Median hohen Standardabweichung empfiehlt es sich, tiefer in die<br />

Auswertung der Daten einzusteigen und nach den Ursachen für diese Abweichungen zu forschen.<br />

3.2.2.2 Ergebnisse der Bundesländer 2002 im Vergleich<br />

Die betriebswirtschaftliche Situation der Kreditnehmer bei den Sparkassen wurde mit Hilfe<br />

von 12 Strukturdaten bzw. Kennziffern analysiert und für die 8 Barometerländer gesondert<br />

beurteilt. Der Gesamteindruck, der sich aus diesen Einzelanalysen ableiten lässt, ist nicht<br />

allzu positiv, wie die folgende zusammenfassende Übersicht verdeutlicht. Sie versucht, die<br />

zahlreichen Einzelergebnisse bei den verschiedenen Kennziffern zu einer Gesamtschau zu<br />

aggregieren.<br />

In dieser Übersicht wird dargestellt, wie oft die verschiedenen Betriebstypen eines Bundeslandes<br />

bei den 12 überprüften Kriterien den jeweiligen Bundesdurchschnitt bzw. den jeweiligen<br />

Orientierungswert (O-Wert) erreichen oder in positiver Weise übertreffen. Der in Folge<br />

dessen zu erreichende Maximalwert ist also in beiden Fällen 12.<br />

Tab. 14: Anzahl der Kennziffern, bei denen der Bundesdurchschnitt/Orientierungswert<br />

erreicht oder in positiver Weise übertroffen wurde 20<br />

Betriebstyp Hotels Gasthöfe<br />

Hotels<br />

Cafés/ Zahl der<br />

Gaststätten/<br />

Garnis/<br />

sonstige Lokale<br />

gemessen am<br />

positiven Fälle<br />

Restaurants<br />

Pensionen<br />

Bundesland<br />

- O- - O- - O- - O- - O- - O-<br />

Bund Wert Bund Wert Bund Wert Bund Wert Bund Wert Bund Wert<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

5 2 4 3 8 3 5 4 - - 5,5 3,0<br />

Brandenburg 7 2 2 1 8 4 4 2 5 5 5,2 2,8<br />

Sachsen-Anhalt 2 1 3 1 2 1 4 6 3 3 2,8 2,4<br />

Sachsen 2 1 3 1 3 1 4 2 2 2 2,8 1,4<br />

Thüringen 2 1 4 0 - - 3 2 - - 3,0 1,0<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

10 6 6 2 3 2 10 5 5 5 6,8 4,0<br />

Niedersachsen 9 5 3 2 8 3 2 4 2 4 4,8 3,6<br />

<strong>Saar</strong>land 6 5 - - - - 7 5 - - 6,5 5,0<br />

Gesamt- 5,4 2,9 3,6 1,4 5,3 2,3 4,9 3,8 3,4 3,8 4,7 2,9<br />

Quelle: dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

Im Durchschnitt aller acht Barometerländer gilt, dass sie - in gerundeten Werten -<br />

bei knapp fünf Kennziffern den jeweiligen Bundesdurchschnitt<br />

20<br />

In absoluten Zahlen bei insgesamt 12 Kennziffern.<br />

57


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

und sogar nur bei drei Kennziffern den Orientierungswert<br />

erreicht oder positiv übertroffen haben.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Vergleich noch ungünstiger darstellt, wenn nur die<br />

für die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation besonders wichtigen Kennziffern Umsatzrentabilität<br />

und Cash-Flow-Rate betrachtet werden 21 . Dabei zeigt sich:<br />

Bei keiner der erfassten Gruppierungen in keinem einzigen Barometer-Bundesland erreicht<br />

der Zentralwert (Median) den Orientierungswert. Das bedeutet, dass durchweg<br />

mindestens die Hälfte der Kreditnehmer keine optimale Ertrags- und Innenfinanzierungskraft<br />

aufweisen; in fast allen Fällen ist dieser Anteil sogar noch deutlich höher.<br />

Der Vergleich zum Bundesdurchschnitt fällt günstiger - aber keineswegs zufrieden stellend<br />

- aus. Bei insgesamt 34 Einzelgruppierungen 22 wird der Zentralwert<br />

- bei der Umsatzrendite von 10 Gruppierungen (= 29,4 %)<br />

- bei der Cash-Flow-Rate von 13 Gruppierungen (= 38,2 %)<br />

erreicht oder in positiver Weise übertroffen. Das zeigt deutlich, dass in der Tendenz ein<br />

unterdurchschnittliches Ergebnis erzielt wird.<br />

Die folgende Übersicht zeigt im Detail, bei welchen Angebotstypen und Bundesländern der<br />

Bundesdurchschnitt erreicht oder übertroffen wird.<br />

Tab. 15: Abschneiden der Angebotstypen bei zentralen Kennziffern<br />

Bundesdurchschnitt erreicht oder übertroffen bei<br />

Angebotstyp<br />

Umsatzrendite<br />

Cash-Flow-Rate<br />

Hotel<br />

Niedersachsen<br />

Schleswig-Holstein<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Brandenburg<br />

Niedersachsen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

Gasthof ----- Mecklenburg-Vorpommern<br />

Hotel garni/Pension<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Gaststätte/Restaurant Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Café/sonstige Lokale<br />

Schleswig-Holstein<br />

Brandenburg<br />

Schleswig-Holstein<br />

Sachsen<br />

Quelle: dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

Obwohl ein Ranking auf Basis der vorhergehenden Informationen nicht wenige Fragen aufwirft,<br />

ist doch nicht zu übersehen, dass zwischen den Betrieben der Bundesländer objektiv<br />

21<br />

Sie drücken die Ertrags- und Innenfinanzierungskraft der Betriebe aus.<br />

22<br />

Für sechs Gruppierungen konnten auf Grund einer zu geringen Zahl von Kreditnehmern keine<br />

Werte ausgewiesen werden.<br />

58


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

feststellbare Unterschiede bestehen. Dies gilt sowohl für die Übersicht in der vorangehenden<br />

Tabelle, in der bestimmte Barometer-Bundesländer deutlich häufiger auftauchen als<br />

andere, als auch für die Übersicht in der nachfolgenden Tabelle, in die alle 12 Kennziffern<br />

einbezogen sind. Eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse beider Übersichten<br />

zeigt zudem, dass die Rangordnungen in der Tendenz relativ gut übereinstimmen.<br />

Tab. 16: Zusammenfassung der Bundesländerergebnisse<br />

Bundesland<br />

Übersicht 1<br />

Ø Zahl positiver Fälle<br />

- über alle 12 Kennziffern<br />

- gemessen am Bundes-Ø<br />

und Orientierungswert<br />

Übersicht 2<br />

Ø Zahl positiver Fälle<br />

in % der Gesamtgruppen<br />

- nur 2 zentrale Kennziffern<br />

- nur Bundes-Ø<br />

Zahl Rang Anteil in % Rang<br />

Mecklenburg-Vorpommern 4,3 3 63 1<br />

Brandenburg 4,0 5 50 3<br />

Sachsen-Anhalt 2,6 6 10 6<br />

Sachsen 2,1 7 10 6<br />

Thüringen 2,0 8 0 7<br />

Schleswig-Holstein 5,4 2 60 2<br />

Niedersachsen 4,2 4 40 5<br />

<strong>Saar</strong>land 5,7 1 50 3<br />

Quelle: dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

In der Gesamttendenz gibt es - was die wirtschaftliche Situation der Kreditnehmer anbelangt<br />

- doch ein relativ klares Ergebnis:<br />

Die beiden Ostseeanrainer (Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) sowie<br />

das <strong>Saar</strong>land 23 stehen an der Spitze, wobei<br />

- Schleswig-Holstein bei Umsatzrendite und Cash-Flow gleichermaßen „punktet“;<br />

- Mecklenburg-Vorpommern vor allem beim Cash-Flow Stärke zeigt und bei allen Angebotstypen<br />

überdurchschnittlich abschneidet 24 .<br />

Niedersachsen und Brandenburg finden sich ziemlich gleichauf im Mittelfeld.<br />

Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt stehen eindeutig am Ende der Rangliste.<br />

Ein Vergleich der betriebswirtschaftlichen Indikatoren von 2002 mit dem Vorjahr zeigt, dass<br />

die Entwicklungen in den Barometer-Bundesländern ambivalent waren, d. h. in allen Bundesländern<br />

entwickelten sich einige Parameter positiv, andere negativ. Diese Ambivalenz<br />

gilt sowohl für die Beherbergungs- als auch für die Gastronomiebetriebe. Auf eine Darstellung<br />

dieser Ergebnisse wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen, da die Jahreszahlen<br />

für das <strong>Saar</strong>land erst ab dem Jahr 2002 ausgewertet werden.<br />

23<br />

Beim <strong>Saar</strong>land ist allerdings zu berücksichtigen, dass nur für Hotels und Gaststätten/Restaurants<br />

Ergebnisse vorliegen; bei allen anderen Angebotstypen war die Zahl der Betriebe zu klein.<br />

24<br />

Bei den Cafés konnten wegen zu geringer Zahl von Kreditnehmern keine Auswertungen gemacht<br />

werden.<br />

59


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.2.2.3 Darstellung wichtiger Kennziffern und Zeitvergleich<br />

Darstellung von Kennziffern<br />

Auf den nächsten Seiten werden einige ausgewählte Kennziffern aus der EBIL-Analyse vorgestellt:<br />

Umsatzrendite (Betriebsergebnis vor einkommensabhängigen Steuern in % vom Umsatz)<br />

Personalaufwandsquote (Personalkosten in % vom Umsatz)<br />

Cash-Flow-Rate (Betriebsergebnis + Abschreibungen + Erhöhung langfristiger Rückstellungen<br />

in Relation zum Umsatz)<br />

Zinsaufwandsquote (Fremdkapitalzinsen in % vom Umsatz)<br />

Eigenkapitalquote (Eigenkapital in % der Bilanzsumme)<br />

Umsatzrendite<br />

Die geläufigste Form der Erfolgsmessung und -darstellung ist der „Gewinn vor einkommensabhängigen<br />

Steuern“, im Folgenden als „Umsatzrendite“ 25 bezeichnet. Er sollte - zumindest<br />

bei inhabergeführten Betrieben 26 - eine angemessene Honorierung der Arbeitsleistung<br />

und des unternehmerischen Risikos darstellen. Unter den Kreditnehmern der Sparkassen<br />

aus dem Gastgewerbe ergab sich im Geschäftsjahr 2002 folgendes Bild. Der dort verwendete<br />

Maßstab (Median) stellt den „zentralen Wert“ in einer Zahlenreihe dar, in der die<br />

Ergebnisausprägungen der Größe nach geordnet sind.<br />

Abb. 31: Umsatzrendite im Gastgewerbe 2002 nach Bundesländern (Angaben in % vom<br />

Umsatz) - Zentralwert (Median)<br />

6,0<br />

5,0<br />

5,0<br />

4,8<br />

4,0<br />

3,8<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,4<br />

1,0<br />

0,0<br />

-1,0<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Niedersachsen Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

0,3<br />

0,1<br />

Sachsen Brandenburg Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Thüringen<br />

-2,0<br />

-1,6<br />

-2,1<br />

-3,0<br />

Quelle: dwif 2004, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

25<br />

Definiert als: Gewinn vor Steuern in Prozent vom Umsatz.<br />

26<br />

Im Gegensatz zu Betrieben, die von einem Gehalt beziehenden Geschäftsführer geleitet werden.<br />

60


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Die Interpretation der Ergebnisse zeigt:<br />

Im <strong>Saar</strong>land erzielt mehr als die Hälfte der Kreditnehmer einen Gewinn vor Steuern, der<br />

weniger als 5 % vom Umsatz ausmacht. Bei einem angenommenen Jahresumsatz von<br />

500.000 € sind dies 25.000 €, ein Betrag, der nur bedingt ausreicht, um den Kapital- und<br />

Arbeitseinsatz der Inhaberfamilie angemessen zu honorieren.<br />

Der Wert für das 1. Quartil liegt bei den Beherbergungsbetrieben im <strong>Saar</strong>land sogar im<br />

roten Bereich (minus 1,0 %). Er signalisiert damit, dass mehr als ein Viertel der Beherbergungsbetriebe<br />

ein negatives Ergebnis erzielen. Bei den Gastronomiebetrieben sieht<br />

die Situation etwas besser aus.<br />

Damit schneidet das <strong>Saar</strong>land unter allen Barometerländern aber immer noch relativ gut<br />

ab, denn nur in Schleswig-Holstein ist der Median beim Gastgewerbe insgesamt etwas<br />

höher.<br />

Cash-Flow-Rate<br />

Der Gewinn vor Steuern bringt nicht die eigentliche Innenfinanzierungskraft der Betriebe<br />

zum Ausdruck, denn zu seiner Ermittlung werden die Abschreibungen auf Anlagevermögen<br />

als Kosten in Abzug gebracht; da diese aber in der Abrechnungsperiode zu keinen Ausgaben<br />

führen, erhöhen sie den Bestand an Zahlungsmitteln (Liquidität).<br />

Der Cash-Flow, als Summe von Gewinn vor Steuern und Abschreibungen, ist deshalb der<br />

geeignetere Maßstab zur Quantifizierung der Innenfinanzierungskraft. Da aus dem Cash-<br />

Flow<br />

eventuelle einkommenabhängige Steuern,<br />

Rückzahlung von Fremdkapital (Tilgung),<br />

Ersatz- und Neuinvestitionen und<br />

die Lebenshaltung der Inhaberfamilie 27<br />

finanziert werden müssen, ist eine entsprechende Größe notwendig.<br />

Erfahrungsgemäß 28 sollte der Cash-Flow eine Mindestgröße von<br />

rund 8 % bei Pachtbetrieben und<br />

rund 12 % bei Eigentümerbetrieben<br />

haben. Als „Schwellenwert“, der den Besitzverhältnissen (Eigentümer und Pächter) weitgehend<br />

gerecht wird, soll die Größenordnung von 10% dienen.<br />

In der nachfolgenden Abbildung werden neben dem Median für die Cash-Flow-Rate des Jahres<br />

2003 auch die Veränderungen gegenüber 2002 dargestellt. Allerdings handelt es sich<br />

hierbei nur um vorläufige Ergebnisse:<br />

Zum Zeitpunkt der Ausarbeitung (März 2005) hatten erst rund zwei Drittel der Kreditnehmer<br />

ihre Jahresabschlüsse 2003 zur Prüfung eingereicht.<br />

27<br />

Gilt nicht für GmbH oder andere Kapitalgesellschaften.<br />

28<br />

Erkenntnisse aus Betriebsvergleichen und -analysen.<br />

61


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Es werden nur Ergebnisse auf Bundesländerebene ausgewiesen; eine Differenzierung<br />

nach Geschäftsbereichen der Sparkassen findet erst im Hauptbericht statt.<br />

Aus der Vielzahl von Kennziffern werden nur die wichtigsten herausgegriffen und zwar<br />

solche, die direkten Einfluss auf den Betriebserfolg haben.<br />

Abb. 32: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Verbesserung der Innenfinanzierungsrate<br />

20,0<br />

18,0<br />

17,9<br />

16,0<br />

14,0<br />

13,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

11,3<br />

9,4<br />

10,5<br />

8,7<br />

10,7<br />

11,3<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

-2,0<br />

-4,0<br />

Quelle:<br />

2,7<br />

Die Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land schneiden in Bezug auf die Innenfinanzierungskraft nur „mittelprächtig“<br />

ab:<br />

Der Median für das <strong>Saar</strong>land liegt nur knapp über dem Schwellenwert. Dies bedeutet,<br />

dass nur etwas mehr als die Hälfte der erfassten Betriebe den Schwellenwert erreichen<br />

oder übertreffen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bei fast der Hälfte der Kredit-<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

0,2<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

1,8 1,9<br />

-0,2<br />

dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

1,7<br />

Brandenburg<br />

Sachsen-<br />

-0,8<br />

-1,1<br />

Anhalt Thüringen Sachsen <strong>Saar</strong>land<br />

2003 in % vom Umsatz Veränderungen zu 2002 in %-Punkten<br />

Abb. 33: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Anteil der Abschreibung und des Gewinnes<br />

20,0<br />

17,9<br />

%<br />

15,0<br />

10,0<br />

13,0<br />

11,3<br />

7,5 4,9<br />

6,3<br />

9,4<br />

1,3<br />

10,5<br />

0,8<br />

8,7<br />

10,7<br />

1,2<br />

11,3<br />

5,6<br />

5,0<br />

5,5<br />

6,4<br />

11,6<br />

8,1<br />

9,7 10,4<br />

9,5<br />

5,7<br />

0,0<br />

-1,7<br />

-5,0<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Abschreibung<br />

Brandenburg<br />

Sachsen-<br />

Anhalt Thüringen Sachsen <strong>Saar</strong>land<br />

Gewinn<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

62


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

nehmer der Cash-Flow mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausreicht, um alle Zahlungsverpflichtungen<br />

zu erfüllen.<br />

Allerdings ist auch festzustellen, dass in dieser Hinsicht nur Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Schleswig-Holstein besser abschneiden, Niedersachsen gleichauf mit dem <strong>Saar</strong>land<br />

liegt und die anderen Barometerländer noch schlechter wegkommen.<br />

Ungünstig für das <strong>Saar</strong>land stellt sich vor allem die Veränderung zwischen 2002 und<br />

2003 dar. Mit einem Rückgang von 1,1 Prozentpunkten ist die Entwicklung im <strong>Saar</strong>land<br />

am schlechtesten. Negative Entwicklungen weisen nur noch Thüringen und Brandenburg<br />

auf, allerdings in geringerem Umfang.<br />

Es wird darüber hinaus deutlich, dass die Ergebnisse bei „Umsatzrendite“ (Schleswig-<br />

Holstein an erster Stelle) und „Cash-Flow“ (Mecklenburg-Vorpommern an erster Stelle) zu<br />

unterschiedlichen Rangordnungen führen. Die Ursache ist bei den Abschreibungen zu<br />

suchen. Die Abschreibungsquote drückt dabei den Anteil der Abschreibung in % des Betriebsertrages<br />

aus. Der Anteil der Abschreibungen ist in Mecklenburg-Vorpommern am<br />

höchsten und in Schleswig-Holstein und im <strong>Saar</strong>land am niedrigsten.<br />

Der verhältnismäßig geringe Anteil der Abschreibungen am Cash-Flow im <strong>Saar</strong>land<br />

drückt aus, dass in der Vergangenheit eher wenig investiert wurde und sich daher die<br />

Modernität des gastgewerblichen Angebotes in absehbarer Zeit als problematisch herausstellen<br />

könnte (Stichwort: Investitionsstau).<br />

Personalkosten<br />

Die Personalkosten sind in hohem Maße entscheidend für den betrieblichen Erfolg bei gastgewerblichen<br />

Betrieben. Als Maßstab findet zunächst wieder der Zentralwert (Median) Verwendung,<br />

der weiter oben bereits definiert wurde. Unterschieden wird zudem zwischen<br />

Beherbergungsbetrieben wie Hotels, Hotels Garnis, Gasthöfen oder Pensionen<br />

und reinen Gastronomiebetrieben (ohne Beherbergung) wie Gaststätten, Cafés oder<br />

Schankwirtschaften.<br />

Abb. 34: Personalkosten in % vom Umsatz (Geschäftsjahr 2002)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

30,5<br />

27,3<br />

29,1 29,1<br />

29,7<br />

28,6<br />

28,6<br />

29,3 29,8<br />

29,9<br />

28,3<br />

27,8 27,8<br />

25,5<br />

25,3<br />

24,0<br />

30% Linie<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Mecklenburg-<br />

Brandenburg<br />

Vorpommern<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Sachsen Thüringen Schleswig-<br />

Holstein<br />

Niedersachsen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

mit ohne Beherbergung<br />

Quelle: dwif 2004, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

63


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Auffällig sind insbesondere zwei Tatbestände:<br />

die relativ geringen Schwankungen, in Abhängigkeit von Bundesland und Betriebstyp;<br />

die Beobachtung, dass die 30 %-Linie eine Art Obergrenze darstellt.<br />

Die eine Hälfte der Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land wendet weniger, die andere Hälfte wendet<br />

mehr als 30 % der Umsätze für Personalkosten auf. Bei relativ geringen Unterschieden fällt<br />

die Personalaufwandsquote im <strong>Saar</strong>land nicht aus dem Rahmen.<br />

Ein Blick auf das 3. Quartil, das den oberen Wertebereich repräsentiert, macht zusätzlich<br />

deutlich, dass auch in der Spitze relativ niedrige Personalkostenbelastungen gegeben sind.<br />

Allerdings ist festzustellen, dass im <strong>Saar</strong>land die Personalkostenanteile verhältnismäßig<br />

hoch sind. Bei den Gastronomiebetrieben sind im <strong>Saar</strong>land die höchsten Werte anzutreffen,<br />

bei Beherbergungsbetrieben hat nur Sachsen-Anhalt höhere Werte zu verzeichnen.<br />

Tab. 17: Personalaufwandsquote in % vom Umsatz<br />

Bundesland<br />

Wert 3. Quartil für Betriebe<br />

mit Beherbergung ohne Beherbergung<br />

Mecklenburg-Vorpommern 31,6 36,3<br />

Brandenburg 34,3 35,9<br />

Sachsen-Anhalt 38,9 32,4<br />

Sachsen 34,8 34,9<br />

Thüringen 33,2 32,4<br />

Schleswig-Holstein 35,9 33,8<br />

Niedersachsen 36,8 34,5<br />

<strong>Saar</strong>land 37,8 37,5<br />

Quelle: dwif 2004, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

Im Gastgewerbe gilt ein Personalkostenanteil von 40 % als eine Art kritischer Wert, der<br />

möglichst nicht überschritten werden sollte. 29 Die Ergebnisse zeigen, dass die Masse der<br />

Betriebe 30 - mit und ohne Beherbergung - unter diesem kritischen Wert liegen, so dass davon<br />

auszugehen ist, dass der Personalbereich die Erfolgsaussichten der Betriebe nicht entscheidend<br />

schmälert. Auch bei den Werten des 3. Quartils fallen die relativ geringen Unterschiede<br />

auf.<br />

Fremdkapitalzinsen und Eigenkapitalquote<br />

Bei dieser Kostenart ist zu berücksichtigen, dass sich unter den Gaststättenbetrieben (ohne<br />

Beherbergung) zumeist viele Pachtbetriebe befinden, die relativ wenig Kapital benötigen<br />

und bei denen an die Stelle der Zinsbelastung der Miet- und Pachtaufwand tritt.<br />

Erneut kommt zunächst der Zentralwert (Median) in Ansatz.<br />

29<br />

Bei Kleinbetrieben muss der kritische Wert allerdings tiefer angesetzt werden.<br />

30<br />

Deutlich mehr als 75 %.<br />

64


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 35: Zinsaufwandsquote nach Bundesländern (in % des Umsatzes und Veränderung in<br />

%-Punkten)<br />

13,0<br />

11,0<br />

9,0<br />

10,5<br />

8,3<br />

9,9<br />

11,4<br />

8,7<br />

7,0<br />

5,0<br />

5,0<br />

5,4<br />

3,5<br />

3,0<br />

1,0<br />

-1,0<br />

-3,0<br />

-5,0<br />

0,0<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

-1,3 -1,1<br />

Niedersachsen<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

0,5<br />

Brandenburg<br />

-0,4<br />

-1,1<br />

-1,6<br />

-2,6<br />

Sachsen-<br />

Anhalt Thüringen Sachsen <strong>Saar</strong>land<br />

2003 in % vom Umsatz Veränderungen zu 2002 in %-Punkten<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />

Die Unterschiede zwischen westlichen und östlichen Barometerländern sind offensichtlich:<br />

Die Zinskostenbelastung ist im Osten signifikant höher als im Westen. Grund dafür ist<br />

sicherlich die Tatsache, dass die Betriebe im Osten im Durchschnitt „jünger“ sind als im<br />

Westen und deshalb dort mehr Kapital gebunden ist.<br />

Das <strong>Saar</strong>land verzeichnet mit einer Zinsaufwandsquote von 3,5 % von allen Ländern die<br />

niedrigste Zinsbelastung. Dies ist mit Sicherheit einer der Gründe dafür, dass das <strong>Saar</strong>land<br />

auch bei der Umsatzrendite mit an der Spitze liegt.<br />

Bei nahezu allen Ländern zeigt sich ein leichter Rückgang der Zinsbelastung.<br />

Die Fremdkapitalzinsen stellen im <strong>Saar</strong>land also keine besondere Belastung des Betriebserfolges<br />

dar. Das lässt darauf schließen, dass die Kreditnehmer auch nicht über Gebühr verschuldet<br />

sind. Dennoch zeigen die EBIL-Auswertungen andererseits, dass auch im <strong>Saar</strong>land<br />

die überwiegende Mehrzahl der Kreditnehmer über kein Eigenkapital verfügen kann. Selbst<br />

das 3. Quartil weist sowohl für Beherbergungs- als auch für Gastronomiebetriebe im <strong>Saar</strong>land<br />

eine negative Eigenkapitalquote aus.<br />

Bei der gegebenen Konstellation ist dennoch zu vermuten, dass das negative Eigenkapital<br />

nicht so sehr durch hohe Verbindlichkeiten verursacht wird, denn dann müsste auch die<br />

Zinsbelastung entsprechend hoch sein; das ist – wie dargestellt – aber nicht der Fall. Grund<br />

dürfte vielmehr ein sehr niedriger Vermögenswert sein, der zu diesem negativen Saldo<br />

führt. Bei den Gastronomiebetrieben hat nicht einmal jeder zehnte Kreditnehmer ein positives<br />

Eigenkapitalkonto. Diese Feststellung deckt sich mit der bereits angesprochenen Beobachtung,<br />

dass die Betriebe im <strong>Saar</strong>land über relativ geringe Abschreibungsmöglichkeiten<br />

verfügen.<br />

65


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Gesamtbeurteilung<br />

Was die Ertrags- und Innenfinanzierungskraft anbelangt, stellt sich die Situation für das<br />

<strong>Saar</strong>land wie folgt dar:<br />

Die Umsatzrendite ist zwar im Vergleich zu den anderen Bundesländern verhältnismäßig<br />

gut, zeigt aber insgesamt keine voll befriedigende Situation. Positiv sind insbesondere<br />

die geringen Zinsbelastungen zu bewerten.<br />

Der Cash-Flow fällt wegen unzureichender Abschreibungsmöglichkeiten vergleichsweise<br />

schlecht aus, denn er eröffnet keine großen Spielräume für Ersatz- oder gar Neuinvestitionen<br />

auf dem Wege der Innenfinanzierung.<br />

Das weitgehend fehlende Eigenkapital ist in erster Linie die Folge sehr niedriger Vermögenswerte.<br />

Die Mehrzahl der Kreditnehmer ist überschuldet.<br />

Die Quartilswerte für das <strong>Saar</strong>land liegen im Bundesdurchschnitt, zum Teil sogar darüber.<br />

Die anspruchsvollen Orientierungswerte, die aus dem Ergebnis der besten Betriebe der jeweiligen<br />

Kategorien in ganz Deutschland abgeleitet werden, werden allerdings von vielen<br />

Betrieben nicht erreicht.<br />

Als Fazit ist deshalb - insbesondere im Vergleich mit der Situation in den östlichen Bundesländern<br />

- für die Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land festzuhalten, dass sie zwar weniger riskant finanziert<br />

sind, weil weniger (Fremd-)Kapital im Unternehmen gebunden ist. Andererseits<br />

erscheinen sie aber auch weniger zukunftsfähig, weil es ihnen sehr häufig an der notwendigen<br />

Vermögenssubstanz fehlt.<br />

4. Herkunftsstruktur der Gäste im <strong>Saar</strong>land-Tourismus<br />

4.1 Bedeutung des Ausländertourismus<br />

Ausländeranteile im Ländervergleich<br />

Nachdem bereits im Jahr 2003 die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste in<br />

Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 % gestiegen war, konnte die deutsche Tourismuswirtschaft<br />

aktuell eine Zunahme um 9,6 % auf 42,2 Mio. Übernachtungen registrieren.<br />

Der Anteil der Ausländerübernachtungen am gesamten Übernachtungsaufkommen<br />

stieg damit um 1,1 Prozentpunkte auf 13,3 %.<br />

66


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 18: Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach der Herkunft im<br />

Ländervergleich 2003/2004<br />

Übernachtungen<br />

insges.<br />

davon<br />

2003 2004 Inländer Ausländer<br />

2003 2004 2003 2004<br />

in Mio. in Mio. in Mio. in % in Mio. in % in Mio. in % in Mio. in %<br />

<strong>Saar</strong>land 2,1 2,1 1,8 89,0 1,8 85,7 0,2 11,0 0,2 11,4<br />

Schleswig-Holstein 20,7 19,9 19,8 95,6 19,0 95,5 0,9 4,4 0,9 4,7<br />

Mecklenburg-Vorpommern 22,1 21,4 21,6 97,7 20,8 97,2 0,5 2,3 0,5 2,5<br />

Brandenburg 8,5 8,5 8,0 94,4 8,0 94,1 0,5 5,6 0,5 5,9<br />

Sachsen-Anhalt 5,4 5,6 5,1 94,6 5,3 94,6 0,3 5,4 0,3 5,9<br />

Sachsen 14,2 14,7 13,3 93,5 13,7 93,2 0,9 6,5 1,0 7,0<br />

Thüringen 8,2 8,1 7,7 94,8 7,7 95,1 0,4 5,2 0,5 6,1<br />

Niedersachsen 32,3 31,5 30,4 94,1 29,6 94,0 1,9 5,9 1,9 6,2<br />

Ostdeutschland 58,4 58,3 55,8 95,5 55,5 95,2 2,6 4,5 2,9 4,9<br />

Westdeutschland mit Berlin 256,7 259,1 220,8 86,0 219,6 84,8 35,9 14,0 39,3 15,2<br />

Deutschland insgesamt 315,1 317,4 276,6 87,8 275,1 86,7 38,5 12,2 42,2 13,3<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Statistisches Bundesamt, gerundete Werte<br />

Die Tabelle zeigt die Verteilung von Inländer- und Ausländerübernachtungen am gewerblichen<br />

Übernachtungsaufkommen:<br />

Generell ist der Anteil der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland in Westdeutschland<br />

(15,2 %) deutlich höher als in Ostdeutschland (4,9 %). Der Wert für Westdeutschland<br />

ist um 1,2 Prozentpunkte gestiegen, Ostdeutschland konnte den Anteil von Gästen<br />

aus dem Ausland um 0,4 Prozentpunkte ausbauen.<br />

Alle Barometer-Bundesländer verbuchten 2004 Zuwächse des Anteils der Ausländerübernachtungen:<br />

<strong>Saar</strong>land +0,4; Schleswig-Holstein +0,3; Niedersachsen +0,3 und Ostdeutschland<br />

+0,4 Prozentpunkte.<br />

Bei Betrachtung der absoluten Übernachtungszahlen 2004 konnte das <strong>Saar</strong>land 0,8 %<br />

mehr Gäste begrüßen. Dieses Gästeplus wurde jedoch nur aus dem Auslandsmarkt generiert.<br />

Ein Zuwachs von 4,8 % in diesem Marktsegment ist sehr erfreulich, wenngleich<br />

das absolute Niveau insgesamt relativ niedrig ist. Für 2004 ist somit im <strong>Saar</strong>land ein<br />

leichter Rückgang der Bedeutung im Inländermarkt zu konstatieren.<br />

Im Zeichen der hervorragenden Steigerung der Nachfrage aus dem Ausland steht insbesondere<br />

der Städtetourismus, aber auch der Geschäfts- und Messetourismus. So hatten<br />

z. B. die Städte <strong>Saar</strong>brücken (8,4 %) und Neunkirchen (64,1 %) 2004 deutlich mehr Gäste<br />

aus dem Ausland.<br />

67


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 36: Entwicklung der Ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2004 ggü. 2003<br />

(in Prozent aller gewerblichen Übernachtungen)<br />

%<br />

20,0<br />

16,0<br />

15,4<br />

12,0<br />

11,0<br />

12,2 12,4<br />

8,0<br />

4,0<br />

0,0<br />

0,6<br />

2,1<br />

4,1<br />

Brandenburg Niedersachsen Schleswig-<br />

Holstein<br />

4,8<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

M ecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen<br />

Quelle:<br />

Statistisches Bundesamt<br />

Incoming-Tourismus in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes<br />

In Zeiten einer weitgehenden Ausschöpfung des Inlandsmarktes fällt dem Incoming-<br />

Tourismus eine immer wichtigere Rolle zu. Der Anteil der ausländischen Gäste am Übernachtungsaufkommen<br />

in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes offenbart bemerkenswerte Strukturunterschiede:<br />

Während der Anteil der Ausländerübernachtungen im Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

(18,8 %) und im Landkreis <strong>Saar</strong>louis (14,8 %) weit über Landesdurchschnitt (11,4 %)<br />

liegt und auch der Landkreis Merzig-Wadern einen vergleichsweise hohen Ausländeranteil<br />

bei den Übernachtungen (10,8 %) hat, zählen die Landkreise <strong>Saar</strong>pfalz (8,4 %), St.<br />

Wendel (6,6 %) und Neunkirchen (2,2 %) deutlich weniger Ausländer unter ihren Gästen.<br />

Beim Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken werden 93 % der Ausländerübernachtungen von der<br />

Landeshauptstadt selbst generiert.<br />

Die Landkreise Merzig-Wadern, <strong>Saar</strong>louis sowie der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken und der<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis profitieren hierbei insbesondere von Gästen aus den Nachbarstaaten<br />

Frankreich und Luxemburg, die vor allem als Kurzurlaubs- oder auch als Tagesgäste<br />

kommen.<br />

68


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Karte 5:<br />

Verteilung der Ausländerübernachtungen in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes<br />

2004<br />

Landkreis<br />

Merzig-Wadern<br />

Landkreis<br />

Sankt Wendel<br />

Landkreis<br />

Neunkirchen<br />

Landkreis<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

Anteil Inländer<br />

Anteil Ausländer<br />

538.481<br />

Landkreis<br />

<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />

150.000<br />

25.000<br />

Stadtverband<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Datengrundlage Statistisches Landesamt<br />

4.2 Herkunftsstruktur im Inländertourismus<br />

4.2.1 Methodische Vorbemerkungen<br />

Angaben zur regionalen Herkunft der Inlandsgäste sind in der amtlichen Tourismusstatistik<br />

nicht ausgewiesen. Die Tatsache, dass Inländer in Deutschland und erst recht im <strong>Saar</strong>land<br />

den weit überwiegenden Anteil an allen Ankünften und Übernachtungen in den Reisegebieten<br />

stellen, führt zum dringenden Bedarf an Daten zur Herkunftsstruktur der Inländer.<br />

Das Tourismusbarometer kann einen Beitrag zur Schließung dieser Wissenslücke leisten<br />

und Informationen bereitstellen, welche für Messepräsenzen, Werbeaktivitäten und andere<br />

Marketingmaßnahmen der Landesmarketinggesellschaften und regionalen Tourismusorganisationen<br />

hilfreich sind.<br />

Derartige Informationen stehen in Form der Fremdverfügungen an den Geldausgabeautomaten<br />

der Sparkassen (so genannte GAA-Daten) zur Verfügung. Die Sparkassen haben bei<br />

derartigen Ausgabeautomaten bundesweit die größte Flächenabdeckung und sind im Privatkundengeschäft<br />

deutschlandweit Marktführer.<br />

Jedes Mal, wenn ein Tourist an einem Automaten Geld abhebt, um damit Barausgaben während<br />

seines Aufenthaltes zu bestreiten, wird unter anderem registriert, woher dieser Kunde<br />

kommt. Wichtig ist: Diejenigen Kunden, die ihr Konto im jeweiligen Sparkassengebiet haben,<br />

sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Mittels der GAA-Daten können somit Touristen<br />

69


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

(sowohl Tages- als auch Übernachtungsgäste) erfasst werden, die während ihres Aufenthaltes<br />

im Zielgebiet Geld abheben.<br />

Definition:<br />

Abhebungen an Geldausgabeautomaten durch Kunden aller Kreditinstitute (In- und Ausland,<br />

Sparkassen, Genossenschafts- und Geschäftsbanken), die nicht Kunden der „geldausgebenden“<br />

Sparkasse sind.<br />

Vorteile dieser Datenquelle sind:<br />

identische Erfassung bei allen Sparkassen, daher optimale Vergleichbarkeit für alle Länder<br />

und die Regionen im <strong>Saar</strong>land;<br />

Gewährleistung des Datenschutzes durch Anonymisierung;<br />

ganzjährige, tagesgenaue Erfassung aller touristischen Nachfragesegmente;<br />

rasche Verfügbarkeit der Ergebnisse;<br />

hohe, wenn auch nicht vollständige Übereinstimmung von Geschäftsgebieten der Sparkassen<br />

mit den Reisegebieten;<br />

Auswertungsmöglichkeit für einzelne Teilräume bzw. Orte;<br />

Verknüpfbarkeit mit Daten zu touristischen Wetterstationen.<br />

Die folgenden Daten sind somit als Service der Sparkassen für die Tourismusverantwortlichen<br />

in den Regionen zu verstehen, die diese für ihre Marketingarbeit verwenden können.<br />

Karte 6:<br />

Geschäftsgebiete der Sparkassen im SV<strong>Saar</strong>-Verbandsgebiet<br />

Quelle: <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong><br />

Im gesamten Jahr 2004 konnten die Daten der Geldausgabeautomaten für die Herkunftsanalyse<br />

insbesondere der Inlandsgäste von 6 der 7 Sparkassen zzgl. <strong>Saar</strong>LB erhoben werden.<br />

Seit Jahresmitte 2005 stehen die Daten vollständig zur Verfügung.<br />

Dadurch, dass sich das Tourismusbarometer der Sparkassen auf nunmehr sieben Bundesländer<br />

erstreckt, können nicht nur die Daten vom <strong>Saar</strong>land für sich alleine betrachtet werden,<br />

sondern es sind Vergleiche zwischen Bundesländern oder Regionen möglich.<br />

70


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

4.2.2 Ergebnisse 2004: Nutzungsmöglichkeiten für die Quellmarktbearbeitung<br />

Im Folgenden werden anhand ausgewählter Beispiele zur<br />

Saisonalität und<br />

Herkunftsstruktur<br />

die Nutzungsmöglichkeiten der GAA-Daten für das Tourismusmarketing demonstriert. Von<br />

allen Sparkassen des <strong>Sparkassenverband</strong>es <strong>Saar</strong> wurden hierfür Daten zugeliefert. Somit<br />

können vergleichbare Auswertungen zu den Verfügungen der Gäste in den Regionen des<br />

<strong>Saar</strong>landes erstellt werden.<br />

4.2.2.1 Die wichtigsten Herkunftsländer der Gäste im <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich<br />

Nachfolgende Tabelle schafft einen Überblick zu den Ergebnissen der Verfügungen für 2004<br />

in den Barometer-Bundesländern.<br />

Tab. 19:<br />

Herkunftsland<br />

Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten von Sparkassen des SV<strong>Saar</strong>-,<br />

OSGV-, SGVSH-, SVN-Verbandsgebietes nach Bundesländern 2004 (in %)<br />

Zielland<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

Niedersachsen<br />

Mecklen-<br />

burg-<br />

Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Brandenburg 0,4 1,5 1,5 7,2 40,1 3,3 3,6<br />

Berlin 0,6 2,4 1,9 10,3 35,6 5,5 4,6<br />

Baden-Württemberg 2,1 1,4 1,1 1,2 0,7 0,9 1,7<br />

Bayern 1,6 1,9 1,5 1,8 1,2 2,1 4,1<br />

Bremen 0,1 0,8 7,8 0,5 0,1 0,2 0,1<br />

Hamburg 0,3 18,7 5,6 5,1 0,6 0,7 0,4<br />

Hessen 2,5 2,6 3,1 1,8 1,1 1,4 2,1<br />

Mecklenburg-Vorpommern 0,2 5,6 1,8 35,7 3,0 1,0 0,9<br />

Niedersachsen 1,2 8,0 39,3 5,9 1,3 7,6 1,9<br />

Nordrhein-Westfalen 5,6 10,2 16,5 6,8 2,7 5,0 4,3<br />

Rheinland-Pfalz 15,6 0,8 0,7 0,6 0,2 0,4 0,5<br />

Sachsen<br />

Sachsen 0,7 1,1 1,5 6,0 5,0 8,0 53,8<br />

Schleswig-Holstein 0,3 35,7 2,5 5,7 0,6 0,5 0,4<br />

<strong>Saar</strong>land 55,1 1,1 0,2 0,1 0,3 0,1 0,1<br />

Sachsen-Anhalt 0,3 1,0 4,1 3,6 1,6 54,3 8,1<br />

Thüringen 0,4 0,6 2,0 2,3 0,7 3,3 6,0<br />

Ausland 13,2 6,4 8,9 5,4 5,1 6,0 7,2<br />

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Quelle:<br />

dwif 2004, Datengrundlage saarländische Sparkassen, SGVSH-Sparkassen, SVN-<br />

Sparkassen und OSGV-Sparkassen<br />

Für die Barometer-Bundesländer spiegeln die Daten die jeweils wichtigsten innerdeutschen<br />

Quellländer sehr gut wider:<br />

71


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Die Nachfrage aus der eigenen Bevölkerung spielt auf Grund der Bedeutung des Tagesund<br />

Kurzzeittourismus in allen Bundesländern eine dominierende Rolle.<br />

Die Hauptgästeklientel des <strong>Saar</strong>landes kommt aus dem Nachbarland Rheinland-Pfalz<br />

(15,6 %).<br />

Von allen Barometer-Bundesländern hält das <strong>Saar</strong>land den höchsten Anteil von Fremdverfügungen<br />

aus dem Ausland (13,2, %).<br />

Ein weiteres wichtiges Quellland ist Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 5,6 %.<br />

Abb. 37: Anteile 1) der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />

im <strong>Saar</strong>land 2004 (in Prozent)<br />

5,6%<br />

15,8%<br />

13,2%<br />

2,5%<br />

2,1%<br />

1,6%<br />

1,2%<br />

0,4%<br />

0,3% 0,3%<br />

0,3%<br />

0,2%<br />

3,2%<br />

0,4%<br />

0,1%<br />

54,8%<br />

0,6%<br />

0,7%<br />

Berlin<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Niedersachsen<br />

Baden-Württemberg<br />

Brandenburg<br />

Thüringen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Bayern<br />

Ausland<br />

Bremen<br />

Sachsen<br />

Hessen<br />

Hamburg<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Quelle: dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />

4.2.2.2 Saisonverlauf der Nachfrage im <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich<br />

Die folgende Tabelle gibt für das <strong>Saar</strong>land einen Überblick über die Verteilung der Fremdverfügungen<br />

nach Monaten und Herkunftsland/ -region. Die Entwicklung der Monatswerte<br />

stellt die Saisonalität der touristischen Nachfrage der Geldabheber aus den einzelnen Bundesländern<br />

detailliert dar.<br />

72


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 20: Fremdverfügungen an den Geldausgabeautomaten der Sparkassen im <strong>Saar</strong>land<br />

2004 (in Prozent)<br />

Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr<br />

Brandenburg 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4<br />

Berlin 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,7 0,7 0,7 0,7 0,6 0,7 0,6<br />

Baden-Württemberg 2,1 2,2 2,0 2,1 2,2 2,1 2,1 2,2 2,0 2,0 2,1 2,0 2,1<br />

Bayern 1,4 1,5 1,4 1,7 1,6 1,6 1,6 1,9 1,6 1,6 1,5 1,5 1,6<br />

Bremen 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1<br />

Hamburg 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3<br />

Hessen 2,6 2,4 2,4 2,6 2,6 2,5 2,5 2,7 2,5 2,5 2,3 2,4 2,5<br />

Mecklenburg-Vorp. 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2<br />

Niedersachsen 0,9 1,0 1,0 1,1 1,1 1,1 1,4 1,3 1,3 1,4 1,2 1,2 1,2<br />

Nordrhein-Westfalen 5,6 5,7 5,4 5,9 5,7 5,7 5,7 6,1 5,7 5,6 5,2 5,4 5,6<br />

Rheinland-Pfalz 15,6 16,0 16,0 15,7 15,7 15,9 15,6 16,0 15,7 15,5 15,5 15,9 15,8<br />

Sachsen 0,7 0,7 0,7 0,7 0,7 0,7 0,7 0,9 0,8 0,8 0,7 0,6 0,7<br />

Schleswig-Holstein 0,2 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3<br />

<strong>Saar</strong>land 1) 55,4 55,6 56,0 55,3 55,2 55,1 54,0 52,2 54,5 54,5 55,2 54,9 54,8<br />

Sachsen-Anhalt 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,3 0,3<br />

Thüringen 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,4 0,5 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4<br />

Ausland 13,6 12,8 12,8 12,6 12,9 12,7 13,4 13,9 13,2 13,4 13,7 13,5 13,2<br />

Fremdverfügungen<br />

gesamt<br />

100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Anteil Monat an<br />

Gesamtjahr 7,4 7,5 8,1 8,2 8,5 8,4 9,0 8,5 8,3 8,7 8,5 8,9<br />

Quelle: dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />

Betrachtet man den Saisonverlauf der fünf wichtigsten Quellmärkte für den <strong>Saar</strong>land-<br />

Tourismus, ergeben sich folgende Erkenntnisse:<br />

Den größten Anteil haben die Gäste aus dem eigenen Bundesland 31 . Die Verfügungen<br />

werden das ganze Jahr über zu etwa gleichen Anteilen getätigt, nur im Zeitraum Juli bis<br />

Oktober liegen die Anteile knapp unter dem Jahresdurchschnitt (54,8 %). Ausschlaggebend<br />

hierfür ist der höhere Anteil von Besuchern anderer Bundesländer/Länder in den<br />

Sommermonaten. Die <strong>Saar</strong>länder selbst sind somit ein sehr wichtiger Quellmarkt für touristische<br />

Anbieter im Land.<br />

Die Anteile der Gäste aus Rheinland-Pfalz weisen nur eine sehr geringe Saisonalität auf.<br />

Ausländische Gäste zeigen dagegen ein stärkeres Interesse in der zweiten Jahreshälfte.<br />

Bei Gästen aus Nordrhein-Westfalen und Hessen liegt die jeweilige Saisonspitze im August.<br />

31<br />

Eine Bereinigung um Pendlerströme ist dabei bereits erfolgt.<br />

73


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

10,0<br />

Abb. 38: Anteile der Fremdverfügungen der TOP-5-Herkunftsländer im <strong>Saar</strong>land (in Prozent)<br />

32<br />

9,5<br />

9,0<br />

8,5<br />

8,0<br />

7,5<br />

7,0<br />

6,5<br />

6,0<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Baden-Württemberg Hessen Nordrh.-W estfalen Rheinland-Pfalz Ausland<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />

Generell ist festzustellen, dass das <strong>Saar</strong>land ein Ganzjahresziel ist: Alle Besucher aus dem<br />

<strong>Saar</strong>land selbst und aus den potenziellen Quellmärkten kommen vergleichsweise konstant<br />

über das Jahr verteilt ins Land; lediglich während der Hauptferienzeit im August gibt es kleinere<br />

Verschiebungen.<br />

Das Land bietet also zu jeder Jahreszeit das Passende, um bei potenziellen Gästen Interesse<br />

für einen Besuch zu wecken. Zur Strategie gehören hierbei Aktivangebote, wie Radfahren<br />

und Wandern oder entsprechende Wellnessangebote, die speziell im Winter Gäste locken.<br />

Kulinarische Offerten im Bereich der Gastronomie ziehen nicht nur die inländische Gästeklientel,<br />

sondern auch die französischen Nachbarn an. Es wird aber auch deutlich, dass für<br />

eine maßgebliche Steigerung der Gästezahlen zu allen Jahreszeiten weitere Angebote, Attraktionen<br />

und Besuchsanlässe geschaffen werden müssen!<br />

4.2.2.3 Quellmarktstrukturen und Saisonverlauf in den Regionen und Städten des <strong>Saar</strong>landes<br />

Quellmarktstrukturen<br />

Eine Einzelbetrachtung der Regionen im <strong>Saar</strong>land offenbart Unterschiede in den Quellmarktstrukturen:<br />

32<br />

Bei den TOP-5-Herkunftsländern wurde das <strong>Saar</strong>land nicht mit einbezogen. Abgebildet sind die<br />

Anteile an den Gesamtverfügungen aus den jeweiligen Herkunftsländern nach Monaten.<br />

74


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 21: Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes nach Herkunftsländern (in<br />

Prozent)<br />

Merzig-Wadern<br />

Neunkirchen<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

<strong>Saar</strong>pfalz<br />

St. Wendel<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

gesamt<br />

Brandenburg 0,5 0,2 0,4 0,4 0,5 0,2<br />

Berlin 0,5 0,3 0,9 0,5 0,5 0,6<br />

Baden-Württemberg 1,7 1,3 2,6 1,7 2,3 2,0<br />

Bayern 1,4 1,0 2,1 1,4 1,4 1,0<br />

Bremen 0,1 0,0 0,1 0,1 0,1 0,0<br />

Hamburg 0,2 0,2 0,4 0,2 0,3 0,3<br />

Hessen 2,5 1,8 2,9 2,8 1,8 2,7<br />

Mecklenburg-Vorpommern 0,2 0,1 0,2 0,2 0,1 0,1<br />

Niedersachsen 1,2 0,6 1,5 1,1 1,0 1,0<br />

Nordrhein-Westfalen 6,3 3,9 6,0 7,7 4,2 3,9<br />

Rheinland-Pfalz 23,6 11,6 11,8 8,1 26,4 32,2<br />

Sachsen 1,2 0,3 0,8 0,7 0,8 0,6<br />

Schleswig-Holstein 0,4 0,1 0,3 0,3 0,2 0,2<br />

<strong>Saar</strong>land 1) 35,9 71,5 53,1 59,1 53,9 46,1<br />

Sachsen-Anhalt 0,6 0,2 0,3 0,4 0,4 0,2<br />

Thüringen 0,4 0,2 0,4 0,5 0,3 0,3<br />

Ausland 23,4 6,7 16,1 14,9 5,9 8,5<br />

Fremdverfügungen Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

1)<br />

Eine Bereinigung um Pendlerströme ist bereits erfolgt.<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />

Auf Grund der hohen und weiterhin zunehmenden Bedeutung des Tages- und Kurzzeittourismus<br />

spielt in allen Regionen die Nachfrage der eigenen Bevölkerung eine dominierende<br />

Rolle:<br />

Der Anteil der Fremdverfügungen aus dem eigenen Bundesland schwankt zwischen<br />

35,9 % in Merzig-Wadern und maximal 71,5 % in Neunkirchen.<br />

In vier der sechs dargestellten Regionen liegt der Anteil der eigenen Bevölkerung unter<br />

dem des Landesdurchschnitts (54,8%).<br />

Die Regionen Merzig-Wadern und <strong>Saar</strong>brücken vereinen überwiegend die jeweils höchsten<br />

Anteile der Fremdverfügungen auf sich. Eine Verknüpfung der Zielgebiete mit den Quellgebiets-Bundesländern<br />

offenbart, welche Regionen in der Gunst von Tages- und Urlaubsgästen<br />

liegen:<br />

So werden z. B. in <strong>Saar</strong>brücken die meisten Gäste aus Berlin, Baden-Württemberg, Bayern,<br />

Hessen, Niedersachsen und Hamburg, in Merzig-Wadern aber von Gästen aus Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein generiert.<br />

75


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Die herausragende Bedeutung des Tages- und Kurzzeittourismus spiegelt sich im großen<br />

Besuchsinteresse der Gäste aus Rheinland-Pfalz wider, die es in die benachbarten<br />

Regionen des <strong>Saar</strong>landes zieht. Deren Anteile reichen von 32,2 % in St. Wendel (überregionale<br />

Veranstaltungen, Bostalsee) bis 8,1 % in <strong>Saar</strong>louis.<br />

Hohe Anteile von Besuchern aus dem Ausland sind für Merzig-Wadern (23,4%), <strong>Saar</strong>brücken<br />

(16,1 %) sowie <strong>Saar</strong>louis (14,9%) festzustellen. Dies deutet einerseits auf das aktuell<br />

große Interesse nach Städtereisen hin, ist aber auch ein Indiz dafür, dass in diesen<br />

grenznahen Regionen viele Stop-Over- 33 und Shoppingtouristen anzutreffen sind.<br />

Zur besseren Unterscheidbarkeit sollen nachfolgend noch einmal die sechs saarländischen<br />

Sparkassen, deren Daten für das gesamte Jahr 2004 zur Verfügung stehen, mit ihren wichtigsten<br />

Quellmärkten dargestellt werden.<br />

Abb. 39: Anteile der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />

in der jeweiligen Region 2004 (Top-6 Herkunftsländer in Prozent)<br />

Merzig-Wadern<br />

<strong>Saar</strong>pfalz<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

St. Wendel<br />

Neunkirchen<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Ausland<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Hessen<br />

Baden-Württemberg<br />

Übriges Inland<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />

Saisonverlauf<br />

Die Teilregionen des <strong>Saar</strong>landes sind durch eine geringe Saisonalität gekennzeichnet. Nur<br />

im Sommermonat August sind Ausreißer festzustellen. Die saarländischen Regionen vermögen<br />

damit ganzjährig Gäste aufzunehmen, mit geringfügigen Spitzen in den Sommermonaten,<br />

nach oben und nach unten.<br />

In allen sechs Regionen liegen die Monatsanteile im Frühjahr (März und April) auf einem<br />

vergleichsweise hohen Niveau.<br />

33<br />

Unterbrechung des Reiseweges zum Zwecke des Besuches eines bestimmten Ortes.<br />

76


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<strong>Saar</strong>brücken hat eine vergleichsweise hohe Nachfrage im Juli sowie von Oktober bis Dezember.<br />

Eine geringfügige Saisonalität weisen die Regionen Merzig-Wadern und St. Wendel auf.<br />

Dies könnte unter anderem auf das touristische Übernachtungsaufkommen oder auf<br />

publikumswirksame Veranstaltungen (z. B. Bostalsee, Losheim am See) zurückzuführen<br />

sein. Die monatlichen Anteilswerte schwanken beispielsweise in Merzig-Wadern zwischen<br />

7,1 % im Januar und 9,5 % im August. Demgegenüber fallen die Vergleichswerte<br />

im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis im August deutlich ab (unter 7,5 %).<br />

Die geringen Abweichungen im Saisonverlauf sind im Hinblick auf eine relativ gleichmäßig<br />

über das gesamte Jahr ausgelastete Infrastruktur als sehr positiv anzusehen.<br />

Abb. 40: Saisonalität der Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes 2004 (in Prozent)<br />

10,0<br />

9,5<br />

9,0<br />

8,5<br />

8,0<br />

7,5<br />

7,0<br />

6,5<br />

6,0<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

<strong>Saar</strong>land gesamt Merzig-Wadern <strong>Saar</strong>brücken <strong>Saar</strong>louis<br />

<strong>Saar</strong>pfalz St. Wendel Neunkirchen<br />

Quelle:<br />

dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />

4.3 Fazit<br />

Der eigentliche Hintergrund für die Bereitstellung der Herkunftsdaten von Gästen aus den<br />

Fremdverfügungen der Sparkassen-Geldautomaten liegt für den Tourismus in der Nutzung<br />

für die Quellmarktbearbeitung. Zeitnah verfügbare und exakte Daten bringen Kenntnis über<br />

die saisonal unterschiedlichen Zielgruppenstrukturen: Wenn man weiß, wie viele Gäste in<br />

welchem Monat oder Saisonabschnitt aus welchen innerdeutschen Quellmärkten kommen,<br />

kann flexibel im Marketing reagiert werden. Darüber hinaus ist mit diesem Instrument auch<br />

eine Erfolgskontrolle bei gezielten Werbeaktivitäten in bestimmten Quellmärkten möglich.<br />

Die Sparkassen bieten mit der Datenquelle der Geldausgabeautomaten (GAA-Daten) also<br />

einen sehr nützlichen und wichtigen Service für die touristische Marktforschung ihrer Länder<br />

und Regionen. Andere Instrumente werden dadurch keineswegs ersetzt, sondern vielmehr<br />

sinnvoll ergänzt.<br />

77


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Wie die Beispiele zeigen, lassen sich die Verwendungsmöglichkeiten der GAA-Daten für das<br />

touristische Marketing wie folgt zusammenfassen:<br />

Herkunftsanalyse: Feststellung der wichtigsten Quellmärkte der Gäste einer Region<br />

bzw. eines Bundeslandes. Zeitnah verfügbare und exakte Daten ermöglichen die Kenntnis<br />

der saisonal unterschiedlichen Zielgruppenstrukturen.<br />

Wirkungsanalyse: Feststellung wichtiger Einflussfaktoren auf die Tourismusentwicklung<br />

(z. B. Auswirkungen durch Veranstaltungen, Erfolgkontrolle von Werbemaßnahmen,<br />

Veränderung der Ferienregelung). Gleichzeitig wird die Aufmerksamkeit auf die unterschiedlich<br />

ausgeprägten Saisonzeiten gelenkt.<br />

Die recherchierten Daten sollten intensiv für die touristische Marketingarbeit genutzt werden.<br />

III<br />

DAS ZUKUNFTSBAROMETER<br />

Das Zukunftsbarometer wirft einen Blick auf die aktuelle Lage sowie die Erwartungen von<br />

saarländischen Destinationen und Betrieben an die kommende Saison.<br />

Es umfasst drei Bausteine:<br />

1. Das „dwif-Stimmungsbarometer Regional“, das zu Anfang des Jahres 2005 mittels telefonischer<br />

Interviews die Einschätzungen der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer<br />

der saarländischen Tourismus- und Marketingorganisationen sowie weiterer touristischer<br />

Leistungsträger ermittelt und somit Rückschlüsse auf regionale bzw. lokale Themen<br />

und Probleme erlaubt.<br />

2. Die Saisonumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bzw. der<br />

Industrie- und Handelskammer im <strong>Saar</strong>land, die zweimal pro Jahr in schriftlicher Form<br />

durchgeführt wird. Hier werden gastgewerbliche und andere touristisch relevante Unternehmen<br />

zeitnah zur gerade abgelaufenen und zu den Erwartungen an die nächste<br />

Saison befragt.<br />

3. Das Trendbarometer, welches auf aktuelle Marktentwicklungen aufmerksam macht, die<br />

Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Tourismus in Deutschland haben. Das Tourismusbarometer<br />

2005 wagt auch einen Blick in die Zukunft und versucht Antworten auf<br />

die Frage zu geben, wie sich der Tourismus im <strong>Saar</strong>land in den nächsten zehn Jahren<br />

entwickeln könnte.<br />

Im Rahmen des dwif-Stimmungsbarometers Regional wurden Anfang 2005 insgesamt 20<br />

Meinungsbildner und Entscheidungsträger der Tourismuswirtschaft im <strong>Saar</strong>land zu ihren<br />

Erwartungen für das bevorstehende Tourismusjahr befragt. Auch die Einschätzungen zum<br />

vergangenen Geschäftsjahr wurde hinterfragt.<br />

78


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

1. dwif-Stimmungsbarometer Regional<br />

Rückblick auf 2004<br />

Rückblickend auf das Jahr 2004 wurde die Zufriedenheit mit der Entwicklung in den Bereichen<br />

Übernachtung, Auslastung, Gastronomie, Tagesausflüge und Investitionsbereitschaft<br />

abgefragt. Das Ergebnis war erfreulich: Mit Blick auf das vergangene Jahr waren 80 % mit<br />

der Übernachtungsentwicklung und 68 % mit der Auslastungsentwicklung in ihrem Zuständigkeitsbereich<br />

„zufrieden“ oder gar „sehr zufrieden“. Die Bewertung der Tagesausflugszahlen<br />

fiel mit 82 % sogar noch positiver aus. Im Vergleich dazu blieb jedoch die Ertragslage<br />

in der Gastronomie hinter den Erwartungen zurück. Hier zeigten sich 69 % „weniger zufrieden“<br />

oder „unzufrieden“. Als wichtigste Einflussfaktoren wurden hierbei das schlechte<br />

Preis-Leistungsverhältnis, die mangelhafte Qualität im Service und Angebot und die allgemein<br />

schlechte Wirtschaftssituation genannt.<br />

Im Rahmen des Tourismusbarometers wurde in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt<br />

(auch in den anderen Barometerländern) die Zufriedenheit und Bewertung des Investitionsklimas<br />

im Tourismus abgefragt. Das Ergebnis fiel eindeutig negativ aus. 80 % der Befragten<br />

zeigten sich bei dieser Fragestellung „weniger zufrieden“ oder „unzufrieden“. Es fehle, so<br />

die Experten, an einer notwendigen Investitions- und Risikobereitschaft. Verantwortlich<br />

hierfür wurden insbesondere die Auswirkungen des viel diskutierten Themas Basel II gemacht.<br />

Einerseits wurden Investitionsstaus durch fehlendes Risikokapital genannt, andererseits<br />

wurde die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe beklagt.<br />

Abb. 41: Rückblick 2004 - Zufriedenheit regionaler Tourismusorganisationen hinsichtlich<br />

ausgewählter Aspekte<br />

sehr zufrieden zufrieden weniger zufrieden unzufrieden<br />

Übernachtungsentwicklung<br />

Übernachtungsentwicklung<br />

10,0%<br />

70,0%<br />

15,0%<br />

5,0%<br />

Entwicklung der<br />

Auslastung<br />

Entwicklung der Auslastung<br />

10,5%<br />

57,9%<br />

26,3%<br />

5,3%<br />

Entwicklung der<br />

Tagesausflüge<br />

Entwicklung der<br />

Tagesausflüge<br />

5,9%<br />

76,5%<br />

17,6%<br />

Situation der<br />

Situation Gastronomie<br />

der 6,3%<br />

25,0%<br />

62,5%<br />

6,3%<br />

Investitionsbereitschaft Investitionsbereit-<br />

im<br />

schaft Tourismus<br />

im Tourismus<br />

20,0%<br />

60,0%<br />

20,0%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />

Erwartungen für 2005<br />

Wie sehen nun die Erwartungen an die kommende Saison aus? Für das Jahr 2005 fallen sie<br />

recht optimistisch aus. 77 % aller Befragten erwarten Zuwächse im Übernachtungs- und<br />

79


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

beachtliche 94 % im Tagestourismus. Der Optimismus basiert insbesondere auf den hohen<br />

Erwartungen in die Kurzreisen, sowohl mit als auch ohne Übernachtung. Große Hoffnungen<br />

werden auf die in Zukunft geplante, zielgerichtete Bearbeitung des Segments Tagestourismus<br />

durch Kooperationen der Leistungsträger und ein breiteres, auf einander abgestimmtes<br />

Angebotsspektrum gesetzt.<br />

Große Hoffnungen werden zudem auf eine Verbesserung der allgemeinen Konjunkturlage in<br />

Deutschland und einen damit einhergehenden Anstieg der Reiselust und der Ausgabebereitschaft<br />

gesetzt. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass das immer professionellere<br />

und auf klare Zielgruppen ausgerichtete Marketing Früchte trägt.<br />

Deutlich skeptischer fällt jedoch die Stimmung bezüglich der Auslastung aus. Hier geht nur<br />

jeder zweite Befragte von einer Verbesserung im laufenden Jahr aus.<br />

Abb. 42: dwif-Stimmungsbarometer<br />

Anteil der Befragten in %, die 2005 Zuwächse<br />

erwarten bei ...<br />

94 Tagestourismus<br />

Übernachtungen 77<br />

Auslastung 53<br />

Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />

Investitionstätigkeit<br />

Im Zusammenhang mit dem Thema Investitionsbereitschaft wurden die Vertreter der Tourismus-<br />

und Marketingorganisationen auch hinsichtlich der Kenntnis neuer oder in Planung<br />

befindlicher Freizeit- und Tourismusprojekte im jeweiligen Zuständigkeitsgebiet befragt.<br />

Diese Angaben sind aus zweierlei Gründen eine wichtige Informationsquelle für das Tourismusbarometer:<br />

Auf der einen Seite erleichtern diese Hinweise die Interpretation auffälliger Entwicklungen<br />

in der Tourismusstatistik.<br />

Auf der anderen Seite geben sie Auskunft über das allgemeine Investitionsklima bzw.<br />

über investive Schwerpunkte.<br />

Die Schwerpunkte der geplanten Investitionen liegen insbesondere im Ausbau des Radwege-<br />

(VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux) und Wanderwegenetzes sowie im Aufbau eines einheitlichen<br />

Beschilderungssystems. Genannt wurden auch die Errichtung von Nordic Walking Parks und<br />

die Durchführung diverser Eventveranstaltungen rund um den Sport. Die Outdoor-<br />

80


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Freizeiteinrichtungen in der Natur spielen bei den investiven Ausgaben eine große Rolle<br />

und stehen im Vordergrund bei der Verwirklichung von Tourismusprojekten.<br />

Arbeitsschwerpunkte<br />

Für das Jahr 2005 haben sich die Tourismusverantwortlichen in den Regionen und Orten<br />

folgende Aktivitäten auf die Fahnen geschrieben:<br />

Abb. 43: Geplante Schwerpunktaktivitäten für das Jahr 2005 (in der Reihenfolge der Häufigkeit<br />

der Nennungen)<br />

Produkt- & Themenentwicklung<br />

Thema Qualität (Service und Infrastruktur)<br />

Kooperationen stärken und ausweiten<br />

Marketing- und Vetriebsaktivitäten intensivieren<br />

Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />

Das größte Gewicht wird auf die Entwicklung attraktiver Produkte gelegt, die zielgruppenoder<br />

themenorientiert vermarktet werden sollen. Der Fokus liegt hierbei auf den Themenbereichen<br />

Radfahren, Wandern und Kultur, die verstärkt in Form attraktiver Angebote auf den<br />

Markt gebracht werden sollen.<br />

Auch das Thema Qualität spielt eine große Rolle im Jahr 2005. Die Servicequalität soll durch<br />

die bessere Qualifizierung von Mitarbeitern,<br />

intensivere Qualitätskontrollen,<br />

die Förderung der Klassifizierung von Betrieben und<br />

Einführung von Beschwerdemanagementsystemen<br />

ausgebaut und verbessert werden.<br />

Die touristische Infrastruktur erfährt insbesondere durch den Ausbau und die einheitliche<br />

Beschilderung des Radwege- und Wanderwegenetzes eine Qualitätsverbesserung.<br />

Als weitere Arbeitsgebiete, jedoch mit geringerer Priorität gegenüber den zuvor genannten<br />

Themen, folgen die allgemeine Förderung von Kooperationen und der Kommunikation zwischen<br />

den Leistungsträgern sowie der Förderung grenzüberschreitender Kooperationen.<br />

Eine weitere Rolle spielen der Ausbau zielgruppengerichteter Marketing- und Vertriebsaktivitäten<br />

sowie eine intensive Nutzung des Vermarktungs- und Vertriebsmediums Internet.<br />

Informations- und Buchungsverhalten der Gäste<br />

Bei der Nutzung der verschiedenen Kommunikationsmedien für die Anforderung von Informationsmaterial<br />

und Buchung von Leistungen zeigt sich ein klarer Trend: Weg von der<br />

schriftlichen, hin zur elektronischen Anfrage. Allerdings erhält das Telefon bei der vertragswirksamen<br />

Buchung (noch) den Vorzug vor dem Internet.<br />

81


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 44: Informations- und Buchungsverhalten bei Tourismusorganisationen im <strong>Saar</strong>land<br />

Gäste-Anfragen - Buchungswege<br />

3 % 5 %<br />

49 % 60 %<br />

48 % @ 35 %<br />

Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />

Deckung des Informationsbedarfes<br />

Im Rahmen des dwif-Stimmungsbarometers wurden zusätzlich Informationen zur kundenorientierten<br />

Datengewinnung abgefragt.<br />

Als häufigstes Marktforschungsinstrument kommen derzeit Gästebefragungen zum Einsatz.<br />

Als weitere Aktivitäten lassen sich Anfragenauswertungen und Befragungen von Leistungsträgern<br />

in der Region identifizieren. Durch letztere können nicht nur indirekt Daten über die<br />

Gäste erfasst werden, sondern auch bezüglich der Leistungsanbieter (z. B. Qualitätsmanagement,<br />

Stimmung in der Region). Bedenklich ist, dass mehr als zwei Drittel der Befragten<br />

keine eigene Marktforschung betreiben.<br />

Daten für Marktforschungszwecke müssen jedoch nicht immer durch eigene Aktivitäten erhoben<br />

werden. Oftmals bringt die Sekundärmarktforschung 1 einen erheblichen Nutzen für<br />

die Akteure im Tourismus. Bei der ungestützten Frage nach zusätzlichen wichtigen Quellen<br />

zur Informationsbeschaffung wurden das Statistische Landesamt, die Tourismus Zentrale<br />

<strong>Saar</strong>land, der DTV und die Arbeiten des dwif (z. B. Tourismusbarometer, Grundlagenforschung)<br />

genannt. Daneben wurden auch die Deutsche Zentrale für Tourismus, Studien wie<br />

beispielsweise die Reiseanalyse oder auch Fachliteratur/-zeitschriften, als weitere Quellen<br />

genannt, die benötigte Daten bereitstellen können.<br />

Abb. 45: Marktforschungsquellen für die Tourismusverantwortlichen im <strong>Saar</strong>land<br />

Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />

1<br />

Definition: Auswertung vorhandener Daten und Informationsquellen anstelle der Durchführung<br />

eigener Erhebungen.<br />

82


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Für eine Optimierung des Zielgruppenmarketings werden von den Befragten allerdings eine<br />

Vielzahl weiterer, tiefer gehender Daten benötigt. Beachtliche 65% der Befragten gaben an,<br />

mehr Informationen zu benötigen. Informationsbedarf besteht insbesondere zu folgenden<br />

Sachverhalten:<br />

Gästestrukturdaten (Soziodemografie, Motive, Herkunft, Ausgabeverhalten)<br />

Übernachtungszahlen und -entwicklungen in Privatquartieren < 9 Betten<br />

Daten zum Tagestourismus und Ausflugsverhalten<br />

Anzahl Anfrager/Buchungen (Realisierungserfolg)<br />

Werbeerfolgskontrolle<br />

Erfolgskontrolle bei Angeboten / Veranstaltungen<br />

Im Bereich Datenaustausch gibt es bereits Ansätze zur Kooperation. So geben knapp 40%<br />

der Befragten an, Datenmaterial mit der Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land, benachbarten Tourismusverbänden,<br />

Touristinformationen, Landkreisen und IHKn auszutauschen. Teilweise<br />

verhindert sicherlich der Wettbewerb zwischen den Regionen eine engere Kooperation.<br />

Damit verschenkt man jedoch die Chance, durch Datenaustausch das eigene Profil zu schärfen.<br />

2. Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer<br />

Die Saisonumfrage Tourismus stellt ein wichtiges Instrument zur regelmäßigen Erfassung<br />

der aktuellen wirtschaftlichen Situation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land dar. Sie wird zweimal<br />

im Jahr durchgeführt. Dank der Unterstützung der Industrie- und Handelskammer des <strong>Saar</strong>landes<br />

35 können im Barometerbericht die Ergebnisse der Saisonumfrage Winter 2004/2005<br />

vorgestellt werden. An der Umfrage haben sich 65 Betriebe beteiligt.<br />

2.1 Bilanz der Wintersaison 2004/2005<br />

Im Bereich Beherbergung hat sich der Trend zur Polarisierung der Geschäftsentwicklung<br />

weiter fortgesetzt. Einem weiteren Rückgang der durchschnittlichen Zimmerauslastung als<br />

Folge zunehmenden Wettbewerbs bei knapp 50 Prozent der Betriebe stehen knapp ein Drittel<br />

der Betriebe gegenüber, die offensichtlich durch gezielte Vermarktungsstrategien wieder<br />

erfolgreich einen Anstieg der Zimmerauslastung vorweisen können. Der Trend zur<br />

„Zwei-Klassengesellschaft“ bestätigt sich zwangsläufig bei der Betrachtung der Umsatzentwicklung.<br />

Deutlich mehr als im Vorjahr, knapp 40 Prozent der Befragten, konnten eine Steigerung<br />

erzielen, während ebenso viele einen Rückgang hinnehmen mussten.<br />

35<br />

Für Rückfragen: Leander Wappler, Industrie- und Handelskammer des <strong>Saar</strong>landes, Geschäftsbereich<br />

Standortpolitik, Teamleiter Handel, Tourismus; Email: leander.wappler@saarland.ihk.de.<br />

83


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 46: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 (in Prozent der befragten Unternehmen)<br />

60<br />

Beherbergung<br />

54,5<br />

50<br />

Gastronomie<br />

45,5<br />

45,5<br />

48,2<br />

40<br />

30<br />

30,8<br />

34,6<br />

38,5 38,5<br />

20<br />

13,6<br />

13,6<br />

14,8<br />

10<br />

9,1<br />

0<br />

gut schlecht gestiegen zurück<br />

gegangen<br />

gestiegen<br />

zurück<br />

gegangen<br />

Geschäftslage Umsatz Gewinn<br />

Quelle: IHK <strong>Saar</strong>land 2005<br />

Sehr unerfreulich entwickelt sich im Beherbergungsbereich die Gewinnsituation. Hier sind<br />

bei fast 50 % der befragten Betriebe die Gewinne zurückgegangen. Nur 15 % konnten die<br />

Gewinne steigern. Die Ursachen für die zurück gehenden Gewinne werden insbesondere in<br />

den Themen Anstieg der Energiekosten, kommunale Abgaben sowie den Infrastrukturmängeln<br />

am Standort gesehen.<br />

Insgesamt bleibt die Situation des Beherbergungsgewerbes weiter angespannt. Insbesondere<br />

der Druck auf inhabergeführte Betriebe wird weiter wachsen.<br />

Im Bereich der Gastronomie ist ebenfalls noch wenig Licht am Ende des Tunnels. Hier stellt<br />

sich die wirtschaftliche Situation noch kritischer dar als im Beherbergungsbereich. Der Anteil<br />

der Betriebe mit einer schlechteren Geschäftslage, sinkenden Umsätzen und Gewinnen<br />

ist sichtbar größer als im Beherbergungsbereich. So vermelden z. B. 46 % der Gastronomiebetriebe<br />

eine schlechtere Geschäftslage als im Vorjahr und sinkende Gewinne. 55 %<br />

registrieren zudem zurück gehende Gewinne. Die Ursachen für die zurück gehenden Gewinne<br />

werden insbesondere in den Themen Lohnkosten, Anstieg der Energiekosten und kommunalen<br />

Abgaben gesehen.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf, dass es offensichtlich einer steigenden Anzahl von Betrieben<br />

gelingt, sich der allgemeinen Konsumzurückhaltung und dem Zwang zum Sparen<br />

entgegen zu stellen. Rund 45 Prozent konnten ihren Gewinn halten oder sogar ausbauen.<br />

Von Entspannung kann jedoch in der Gastronomie keine Rede sein.<br />

84


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 22: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 (in Prozent der befragten Betriebe) im Vergleich<br />

zum Vorjahr<br />

Kriterium Bewertung<br />

Beherbergung<br />

Gastronomie<br />

Winter<br />

03/04<br />

Winter<br />

04/05<br />

Winter<br />

03/04<br />

Winter<br />

04/05<br />

Geschäftslage gut 29,2 30,8 0,0 13,6<br />

befriedigend 41,6 34,6 40,7 40,9<br />

schlecht 29,2 34,6 59,3 45,5<br />

Umsatz gestiegen 29,2 38,5 14,8 13,6<br />

gleich geblieben 41,6 23,0 40,7 40,9<br />

zurück gegangen 29,2 38,5 44,5 45,5<br />

Zimmer- gestiegen 20,8 33,3<br />

auslastung gleich geblieben 50,0 18,5<br />

zurück gegangen 29,2 48,2<br />

Gewinn gestiegen 12,5 14,8 0,0 9,1<br />

gleich geblieben 33,3 37,0 21,1 36,4<br />

zurück gegangen 54,2 48,2 78,9 54,5<br />

Quelle: IHK <strong>Saar</strong>land 2005<br />

2.2 Ausblick auf die Sommersaison 2005<br />

Auch beim Ausblick auf die Sommersaison 2005 bleibt das saarländische Gastgewerbe zurückhaltend.<br />

Ähnlich dem Vorjahr erwarten ca. 30 % der Beherbergungsbetriebe eine Verbesserung der<br />

Geschäftssituation, während eine ebenso große Gruppe gar von einer Verschlechterung<br />

ausgeht.<br />

Im Vergleich dazu zeigt sich die Gastronomie viel optimistischer. Während im Vorjahr nur<br />

7 % der befragten Betriebe eine Besserung erwarteten, sind es nunmehr 32 %, die mit Optimismus<br />

in die Sommersaison gehen. Der Anteil der Gastronomiebetriebe, die von einer<br />

ungünstigeren Entwicklung ausgehen, bleibt jedoch - vergleichbar zum Vorjahr - bei 27 %.<br />

Bei der Beschäftigungssituation zeigt sich leider auch keine Trendwende. Zwar wollen in<br />

diesem Jahr wieder mehr Unternehmen als im Vorjahr zusätzliche Arbeitskräfte einstellen.<br />

Jedoch ist der Anteil der Unternehmen, die Stellen abbauen möchten, sowohl im Beherbergungs-<br />

als auch im Gastronomiebereich größer. Während z. B. bei den Beherbergungsbetrieben<br />

11 % voraussichtlich zusätzliche Arbeitsplätze schaffen möchten, werden fast 19 %<br />

der Betriebe die Beschäftigtenzahlen verringern. Die überwiegende Mehrheit der Betriebe<br />

will jedoch die Beschäftigtenzahl zumindest stabil halten.<br />

85


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 23: Erwartungen an die Sommersaison 2005 (in Prozent der befragten Betriebe) im<br />

Vergleich zum Vorjahr<br />

Beherbergung<br />

Gastronomie<br />

wird/werden voraussichtlich…<br />

Winter Winter Winter Winter<br />

03/04 04/05 03/04 04/05<br />

Geschäftslage günstiger 25,0 29,6 7,4 31,8<br />

gleich bleibend 50,0 40,7 63,0 40,9<br />

ungünstiger 25,0 29,7 29,6 27,3<br />

Zahl der Beschäftigten<br />

zunehmen 0,0 11,1 4,0 18,2<br />

gleich bleiben 73,9 70,4 68,0 54,5<br />

abnehmen 26,1 18,5 28,0 27,3<br />

Investitionen zunehmen 16,7 19,2 14,8 18,2<br />

gleich bleiben 37,5 26,9 33,4 36,3<br />

abnehmen 29,2 19,2 25,9 18,2<br />

keine Investitionen 16,6 34,7 25,9 27,3<br />

Quelle: IHK <strong>Saar</strong>land 2005<br />

Bezüglich der Investitionsneigung gibt es im Vergleich zum Vorjahr keine wesentlichen Veränderungen,<br />

die Branche schiebt einen zunehmenden Investitionsstau vor sich her. Lediglich<br />

19 % der Beherbergungsbetriebe und 18 % der Gastronomiebetriebe wollen in der<br />

kommenden Saison ihre Investitionen in den eigenen Betrieb erhöhen. Auffallend ist, dass<br />

im Beherbergungsgewerbe 54 % und im Gastronomiegewerbe 45 % der Betriebe weniger<br />

oder gar keine Investitionen in der kommenden Saison tätigen können oder wollen.<br />

3. Trendbarometer 2015<br />

3.1 Einleitung<br />

„Die Zukunft war früher auch besser.“<br />

Karl Valentin<br />

Die zu Recht immer wieder bemühte Formel vom härter werdenden Wettbewerb rückt die<br />

Frage in den Mittelpunkt, wo Wachstumspotenziale liegen. Aufgrund des weitgehend gesättigten<br />

Inlandsmarktes muss dabei insbesondere auf die Notwendigkeit der besseren Erschließung<br />

des Auslandsgeschäftes aufmerksam gemacht werden.<br />

Nichts desto trotz stellt das Inland nach wie vor und auch in der näheren Zukunft die Hauptklientel<br />

für den Deutschlandtourismus. In diesem Jahr erfolgt daher bei den Urlaubsreisetrends<br />

eine Fokussierung auf das Reiseverhalten der Deutschen. Die neueste Trendstudie<br />

2015 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R) gibt einen guten Überblick<br />

über die zu erwartenden Veränderungen (vgl. Kap III/3.2).<br />

86


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Daneben stellt sich die Frage, wie die weitere quantitative Entwicklung wohl aussehen mag.<br />

Hierzu wagt das Tourismusbarometer mittels eines einfachen Szenarios einen Blick in die<br />

etwas fernere Zukunft (vgl. Kap. III/3.3).<br />

3.2 Urlaubsreisetrends der Deutschen 2015<br />

Die Trendstudie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen kommt zu folgenden Einschätzungen:<br />

Die grundsätzlichen Urlaubsmotive bleiben gleich: Entspannung, kein Stress, frei über<br />

sich selbst verfügen, werden bei den Reisenden auch in den nächsten 10 Jahren hoch im<br />

Kurs stehen.<br />

Mehr Informationsquellen, weniger Informationstiefe: Das Spektrum der Informationsquellen<br />

für eine Urlaubsreise wird auch in Zukunft noch breiter werden. Neben dem Internet,<br />

das zunehmend an Bedeutung gewinnt, bieten neue Informationsmöglichkeiten<br />

wie Multimediaterminals, Verkaufssendungen im Fernsehen, ständige Weiterentwicklung<br />

des Mobiltelefons u. ä. den Kunden vermehrt Möglichkeiten der Informationsgewinnung.<br />

Trotz dieser Diversifizierung werden die traditionellen Informationsquellen - persönliche<br />

Gespräche im Verwandten-/Bekanntenkreis, Auskünfte in Reisebüros oder Kataloge von<br />

Reiseveranstaltern - weiterhin die wichtigsten Informationsquellen bleiben. Gründe hierfür<br />

liegen darin, dass persönliche Erzählungen sowie Beratung als am vertrauenswürdigsten<br />

angesehen werden. Generell ist davon auszugehen, dass die Tiefe der Informationsgewinnung<br />

mit der wachsenden Anzahl von Informationsquellen abnimmt.<br />

Stabile Reiseziele: Deutschland wird auch weiterhin das Hauptreiseziel der Deutschen<br />

bleiben. Beliebteste Regionen werden hierbei Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,<br />

Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sein. Zweitwichtigste Zielregion<br />

der Deutschen sind die Mittelmeerländer, bei denen eine Verschiebung hin zu den billigen,<br />

aber dennoch schönen Destinationen erfolgen wird. Wachstumsdynamik weisen<br />

auch die osteuropäischen Staaten auf, bei Fernreisen lassen sich hingegen keine Aussagen<br />

treffen, da diese Entwicklung von sehr vielen Faktoren abhängt.<br />

Zielgruppen: Im Zuge des demografischen Wandels werden Senioren als Reisende zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnen, hier v. a. auch die Generation der über 70-Jährigen.<br />

Familien werden weiterhin ein großes Segment der Reisenden bilden, hierbei wird der<br />

Anteil der Urlaubsreisen von 1-Kind-Familien und die Urlaubsreisen von Senioren mit<br />

Kindern immer größer. Der Anteil der Alleinreisenden wird sich nicht ändern. Insgesamt<br />

ist von immer differenzierteren Zielgruppen mit spezifischeren Bedürfnissen auszugehen,<br />

die alle eine große Reiseerfahrung aufweisen.<br />

Strand- und Erholungsurlaub weiterhin beliebt: Bei den Urlaubsformen dominieren weiterhin<br />

die klassischen Formen wie Strand-/Bade-, Erholungs- und Familienurlaub. Generell<br />

besteht jedoch in Deutschland ein Interesse an sehr verschiedenen Urlaubsformen,<br />

von denen Wellness- und Kurreisen, Kultur- und Städtereisen, Busreisen, Kreuzfahrten,<br />

Club- und All-Inclusive-Reisen vermutlich ebenfalls an Dynamik gewinnen werden.<br />

87


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Eher ruhig als aktiv: Entsprechend den Urlaubsformen stehen bei den Urlaubsaktivitäten<br />

auch in Zukunft eher passive Motive wie Erholung und Ausflüge im Vordergrund, sportliche<br />

Aktivitäten spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle.<br />

Verkürzungsprozess der Reisedauer verlangsamt sich: Die Tendenz zur Verkürzung der<br />

Reisedauer wird sich weiter fortsetzen, jedoch in abgeschwächter Form. Eine Begründung<br />

hierfür liefert die vermehrte Anzahl reisender Senioren, die in ihrer Zeiteinteilung<br />

freier sind und daher auch längere Reisen unternehmen können als andere Bevölkerungsgruppen.<br />

Geringere Saisonalität der Urlaubsreisen: Durch die Zunahme der Reisen von Senioren<br />

und der Zahl der Urlaubsreisen sowie durch verbesserte Möglichkeiten, in verschiedene<br />

Klimazonen reisen zu können, nimmt die Saisonalität der Urlaubsreisen in Zukunft weiter<br />

ab. Dennoch werden der traditionelle Sommer- und Winterurlaub weiterhin eine große<br />

Bedeutung haben.<br />

Hotels weiterhin beliebteste Unterkunftsart: Auf Grund gestiegener Qualitätsansprüche<br />

werden Hotels in Zukunft weiterhin Marktanteile gewinnen. Ebenfalls beliebte Unterkunftsarten<br />

sind Ferienwohnungen/-häuser, wohingegen Camping stagniert und bei Verwandten-/Bekanntenübernachtungen<br />

Rückgänge zu erwarten sind.<br />

Flugreisen immer mehr im Kommen, PKW und Bahn rückläufig: Trotz sinkendem Anteil<br />

wird der PKW das beliebteste Reise-Verkehrsmittel der Deutschen bleiben. Der Marktanteil<br />

des Flugzeugs wird vor dem Hintergrund der zunehmenden Billig-Airlines sowie auf<br />

Grund des Wunsches nach Zeitersparnis weiter wachsen. Die Verkehrsmittel Bus, Wohnmobil<br />

und Schiff werden vermutlich leicht ansteigen.<br />

Niedrige Preise und gleich bleibende Ausgaben: Auch in Zukunft werden die Kunden<br />

Preisvergleiche durchführen, da sie wissen, dass es auf dem Markt auch für ein geringes<br />

bis mittleres Budget Reisen zu angemessener Qualität gibt. Die Ausgaben für Urlaubsreisen<br />

werden pro Person und Reise voraussichtlich eher stagnieren.<br />

Buchungen im Reisebüro auch in Zukunft beliebt: Zu den klassischen, im Reisebüro gebuchten<br />

Pauschalreisen kommen stärker individualisierte Formen hinzu, die jedoch wieder<br />

aus standardisierten Modulen zusammengesetzt sein werden.<br />

Fazit:<br />

Nicht so sehr grundsätzliche, radikale Veränderungen, sondern allmähliche und graduelle<br />

Anpassungen prägen die Entwicklung des Tourismus der Deutschen in der kommenden Dekade.<br />

Eindeutige Schlussfolgerung ist zudem: Die Ansprüche an Qualität, Komfort, Vielfalt<br />

und Service steigen in allen Bereichen an - von der Informationsbeschaffung über Buchung,<br />

Anreise, Aufenthalt, Abreise und „Nachbetreuung“ werden sich diejenigen Anbieter und<br />

Destinationen am besten behaupten, die eine optimale, zielgruppengerechte Spitzenleistung<br />

bieten können.<br />

88


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.3 Trendszenarien - Blick in eine mögliche Zukunft 2015<br />

3.3.1 Methodik<br />

Wie könnte sich der Tourismus im <strong>Saar</strong>land in den nächsten zehn Jahren quantitativ entwickeln?<br />

Um sich einer Antwort auf diese Frage zu nähern und mögliche Entwicklungspfade<br />

aufzuzeigen, bedient sich das Tourismusbarometer der Szenariotechnik. Ein Szenario beschreibt<br />

den Weg aus der heutigen Situation heraus. Es ist weder eine Prognose noch eine<br />

Wahrscheinlichkeitsbewertung, sondern zeigt<br />

Möglichkeiten und<br />

Alternativen<br />

für die zukünftige Entwicklung auf.<br />

Für die Erstellung eines Szenarios - welches auf der durchschnittlichen Entwicklung während<br />

eines bestimmten Zeitraumes beruht - benötigt man eine mathematische Methode.<br />

Die hier berechneten Trendszenarien basieren auf der statistischen „Methode der kleinsten<br />

Quadrate“.<br />

Diese reine Fortschreibung der gewerblichen Übernachtungszahlen 36 bis 2015 wird im Folgenden<br />

für das <strong>Saar</strong>land und zum Vergleich auch für Rheinland-Pfalz dargestellt. Dabei<br />

wurde zum einen der Zeitraum 1994-2004, zum anderen derjenige von 2000-2004 zu Grunde<br />

gelegt, um neben dem längerfristigen Trend auch die kurzfristige Entwicklung zu berücksichtigen.<br />

Durch diese beiden Basiszeiträume ergibt sich ein möglicher Korridor der Übernachtungsentwicklung<br />

bis 2015, der jedoch keineswegs Vorgaben oder Schranken, sei es in<br />

positiver oder auch negativer Hinsicht, impliziert.<br />

Mathematische Methode zur Berechnung der vorliegenden Trendszenarien:<br />

Zur Ermittlung des linearen Trends einer Zeitreihe und daraus folgend der Szenarien für zukünftige<br />

Zeitpunkte (Trendfortschreibung) wurde die Methode der kleinsten Quadrate angewendet. Die<br />

Formel dieser in der Praxis am häufigsten verwendeten Methode für Trendberechnungen lautet:<br />

x t = b 0 + t * b 1<br />

x t ist dabei der zu berechnende Wert für einen bestimmten Zeitpunkt. t 0 ist als mittlerer Wert der<br />

Zeitreihe festgelegt, wobei diese immer eine ungerade Anzahl von Jahren/Werten umfassen muss.<br />

Zunächst wird mit b 0 der Durchschnittswert für die gesamte Zeitreihe berechnet - in diesem Fall<br />

die durchschnittlichen jährlichen Übernachtungen der Bundesländer. Darüber hinaus wird die<br />

mittlere - in diesem Fall jährliche - Veränderung b 1 in absoluten Zahlen benötigt. Diese Veränderung<br />

ergibt sich aus der Quadrierung und Summierung der Einzelwerte und der Division durch die<br />

quadrierten und summierten t-Werte der Zeitreihe. Nimmt man nun den Durchschnittswert der<br />

Zeitreihe und addiert die mittlere absolute Veränderung entsprechend der Anzahl der Jahre ab t 0<br />

hinzu, so lässt sich für jedes beliebige Jahr ein Wert auf Basis der Trendfunktion ermitteln.<br />

Quelle:<br />

Prof. Strohe (2001): Skript zur Deskriptiven Statistik, Universität Potsdam und<br />

www.wikipedia.org.<br />

36<br />

Der Graue Beherbergungsmarkt und der Ausflugsverkehr können nicht berücksichtigt werden, da<br />

keine jährlichen Werte für den Zeitraum von 1994-2004 vorliegen und nicht abschließend geklärt<br />

ist, wie sich dieses Nachfragevolumen im Verhältnis zum gewerblichen Beherbergungssektor<br />

entwickelt hat.<br />

89


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.3.2 Trendszenarien für das <strong>Saar</strong>land 2015<br />

Die Jahre 1981 bis 2004 zeigen für das <strong>Saar</strong>land eine grundsätzlich positive Entwicklung. In<br />

diesem Zeitraum konnten die gewerblichen Übernachtungen von 1,2 Mio. auf 2,1 Mio. gesteigert<br />

werden (vgl. Abb. 46). Auch Rheinland-Pfalz zeigt eine positive Grundtendenz,<br />

wenngleich schon bei der Betrachtung der absoluten Werte starke Schwankungen festzustellen<br />

sind.<br />

Abb. 47: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004 (gewerbliche<br />

Übernachtungen in Millionen)<br />

Mio.<br />

20,0<br />

17,9<br />

17,5<br />

15,0<br />

12,5<br />

Rheinland-Pfalz<br />

10,0<br />

7,5<br />

5,0<br />

2,5<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

2,1<br />

0,0<br />

1981 1994 2004<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Aufgrund des relativ geringen Übernachtungsvolumens des <strong>Saar</strong>landes ist es bei vergleichenden<br />

Analysen zweckmäßig, die Übernachtungsentwicklung als Index darzustellen. So<br />

geht aus Abbildung 47 hervor, dass sich das <strong>Saar</strong>land - relativ betrachtet - weitaus dynamischer<br />

entwickelt hat als beispielsweise Rheinland-Pfalz. Bis 2004 wurde ein Niveau von rund<br />

180 % des Basisjahres erreicht, während das Nachbarbundesland nur auf einen Wert von<br />

knapp über 120 % kommt. Allerdings folgte auf die anhaltend positive Phase bis 1996 eine<br />

äußerst schwankende Entwicklung, in der die Übernachtungszahlen insgesamt stagnierten.<br />

90


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 48: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004 (gewerbliche<br />

Übernachtungen, Index: 1981 = 100)<br />

Index: 1981 = 100<br />

200<br />

180<br />

160<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

140<br />

120<br />

Rheinland-Pfalz<br />

100<br />

80<br />

1981 1994 2004<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Diese Ergebnisse finden sich auch in den Trendszenarien für das <strong>Saar</strong>land wieder (vgl. Abb.<br />

49). Auf Basis des Zeitraumes von 1994-2004 ergibt sich ein marginaler Zuwachs der gewerblichen<br />

Übernachtungen von 2,08 Mio. auf 2,13 Mio. bis zum Jahr 2015. Dagegen weist<br />

das Kurzfristszenario (Basis 2000-2004) einen absoluten Rückgang auf bis zu 1,8 Mio.<br />

Übernachtungen aus. Bei einer reinen Fortschreibung der Entwicklung der letzten zehn Jahre<br />

ergäbe sich somit eine Stabilisierung auf dem jetzigen Niveau.<br />

Ist die rein rechnerische Fortschreibung prinzipiell noch einfach, fangen die Probleme naturgemäß<br />

sofort an, wenn es um die Frage nach der möglichst hohen Potenzialausschöpfung<br />

und damit um das Herantasten an oder sogar das Übertreffen des oberen Trendszenarios<br />

geht. Dafür ist ein starkes Engagement der Unternehmer und Marketingspezialisten<br />

nötig, wenngleich nicht alle Faktoren wie etwa die Konjunkturentwicklung oder Katastrophen<br />

beeinflussbar sind.<br />

91


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 49: Trendszenario <strong>Saar</strong>land und Rheinland-Pfalz (gewerbliche Übernachtungen in<br />

Millionen)<br />

Mio.<br />

40<br />

30<br />

20<br />

Rheinland-Pfalz<br />

17,9<br />

´94-´04<br />

19,8<br />

14,4<br />

´00-´04<br />

10<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

2,1<br />

´94-´04<br />

2,1<br />

0<br />

1,8<br />

´00-´04<br />

1994 2004 2015<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Dagegen kann die Erschließung neuer Märkte sehr wohl durch die verantwortlichen Akteure<br />

im Tourismus vorangetrieben werden. Neben dem Inland müssen insbesondere die ausländischen<br />

Quellmärkte zukünftig stärker bearbeitet werden. Investitionen in die Modernisierung<br />

und damit die Positionierung mit marktgerechten Beherbergungsbetrieben am Markt<br />

sowie Investitionen in neue Freizeitangebote dürfen ebenfalls nicht fehlen. Auch ist die<br />

Kompetenzerhöhung von Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitern, z. B. durch<br />

Schulungen und Coachings, von entscheidender Bedeutung. Mehr Kooperationen und die<br />

Bündelung von Ressourcen (Finanzen, Marketing) können Synergieeffekte generieren und<br />

die Effizienz steigern. Nicht zuletzt müssen marktgerechte Organisationsstrukturen geschaffen<br />

werden. Immer wieder betont werden muss darüber hinaus die Bedeutung der<br />

Qualität, insbesondere bei der Infrastruktur und im Servicebereich, was teilweise immer<br />

noch nicht als selbstverständlich angesehen wird.<br />

Innovation, Investition und Kooperation sind somit die tragenden Säulen einer möglichst<br />

optimalen Potenzialausschöpfung. Diese neuen Impulse müssen gesetzt werden, um im<br />

<strong>Saar</strong>land an die Wachstumsphase der 80er und der frühen 90er Jahre anknüpfen zu können.<br />

Dennoch: Kennzeichen wird in Zukunft eine langsame, kontinuierliche Detailarbeit sein.<br />

Bezieht man Rheinland-Pfalz mit in die Bewertung ein, so wird deutlich, dass die Entwicklungsrichtungen<br />

mit denen des <strong>Saar</strong>landes übereinstimmen. Auch hier reicht die Spannweite<br />

der möglichen Entwicklungspfade von leichten Zugewinnen im Langfristszenario bis hin<br />

zu relativ großen Verlusten im Kurzfristszenario (vgl. Abb. 49).<br />

92


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

IV<br />

AKTUELLES BRANCHENTHEMA: RADTOURISMUS IM SAARLAND<br />

1. Einführung<br />

Das Europäische Tourismusinstitut an der Universität Trier (ETI) erstellte im Jahr 2001 einen<br />

Touristischen Masterplan für das <strong>Saar</strong>land. Hierin wurde der Radtourismus als eine der<br />

wesentlichen touristischen Entwicklungsbereiche für das <strong>Saar</strong>land herausgearbeitet. Anschließend<br />

wurde systematisch mit der Entwicklung des radtouristischen Angebotes begonnen.<br />

Abb. 50: Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land seit dem Masterplan 2001<br />

2001 2002 2003 2004<br />

2005<br />

Radfernwege<br />

Radwegeausbau<br />

þ <strong>Saar</strong>radweg<br />

þ <strong>Saar</strong>land-RW<br />

þ <strong>Saar</strong>-Nahe-<br />

Höhenradweg<br />

þ <strong>Saar</strong>-<br />

Bostalsee-RW<br />

þ Köllertal-RW<br />

þ <strong>Saar</strong>-Oster-<br />

Höhen-RW<br />

Niedtal-RW<br />

þ eh. Bahntrasse<br />

St.Wendel-Tholey<br />

Lückenschlüsse<br />

Neue radtouristische<br />

Informationsmedien<br />

þ 40 Infotafeln<br />

þ 34 weitere<br />

Infotafeln<br />

<strong>Saar</strong>Radkarte<br />

þ Karte VeloRoute<br />

<strong>Saar</strong>LorLux<br />

Radführer Velor.<br />

<strong>Saar</strong>LorLux<br />

ADFC Regionalkarte<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Eigenes Bett & Bike<br />

Regionalverzeichnis,<br />

Entwicklung Betriebe<br />

þ 2. Auflage Bett &<br />

Bike-Verzeichnis,<br />

24 Betriebe<br />

þ 38 Bett & Bike-<br />

Betriebe<br />

þ 50 Bett & Bike-<br />

Betriebe<br />

Radtouristisch<br />

bedeutende<br />

Ereignisse (Events)<br />

þ MTB-Weltcup<br />

St. Wendel<br />

Cross Country<br />

EM<br />

þ Tour de France<br />

MTB-Weltcup<br />

St. Wendel<br />

þ Deutschland-<br />

Tour<br />

MTB-Weltcup<br />

St. Wendel<br />

þ MTB-Weltcup<br />

St. Wendel<br />

Cross-Country<br />

WM<br />

MTB-Weltcup<br />

St. Wendel<br />

ADFC-Velotour<br />

<strong>Saar</strong>-Mosel<br />

Marketingaktionen<br />

(z. B. Fachmessen)<br />

þ CMT-Stuttgart<br />

Fachmesse<br />

þ Radmesse<br />

Amsterdam<br />

þ CMT-Stuttgart<br />

þ Radmesse<br />

Amsterdam<br />

Quelle: dwif 2005<br />

In den Auf- und Ausbau des Radwegenetzes <strong>Saar</strong>land wurden seit 2000 durch das Wirtschafsministerium<br />

<strong>Saar</strong>land rund 10 Mio. € investiert. Hinzu kommen weitere, nicht quantifizierbare<br />

Investitionsleistungen der Kreise, Kommunen und privaten Leistungsträger.<br />

Tab. 24: Staatliche Investitionen in das Radwegenetz <strong>Saar</strong>land<br />

Investition Maßnahme<br />

3,8 Mio. € Baukosten aus Straßen- und Tourismusmitteln<br />

0,8 Mio. € Straßenbaumittel für den <strong>Saar</strong>-Radweg<br />

1,7 Mio. € Ausbau des Bliestalradweges<br />

87.500 € Anbindung des Niedtales an das <strong>Saar</strong>Radland<br />

9.100 € Ausschilderung eines Teilstückes des Nahe-Radweges<br />

2,5 Mio. € Neubau eines Radweges auf einer ehemaligen Bahntrasse<br />

34.215 € Ausbau Rosseltal<br />

Insgesamt rund 10 Mio. EUR Investitionen<br />

Quelle: Wirtschaftsministerium <strong>Saar</strong>land, 2005<br />

93


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Angesichts des Stellenwertes, den das Radfahren im Rahmen der Tourismusentwicklung des<br />

<strong>Saar</strong>landes damit in den letzten Jahren erhalten hat, beschloss der Beirat zum Tourismusbarometer<br />

<strong>Saar</strong>land, dem Radtourismus im Rahmen des diesjährigen aktuellen Branchenthemas<br />

eine vertiefte Analyse zu widmen.<br />

Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen steht daher die Antwort auf die Fragen:<br />

Wie hat sich der Radtourismus im <strong>Saar</strong>land entwickelt?<br />

Welche Bedeutung hat er mittlerweile erreichen können?<br />

Welche Stärken und Schwächen kennzeichnen ihn?<br />

Wo liegen weitere Entwicklungspotenziale?<br />

Was ist zu tun, um den Service für Radtouristen zu verbessern und die Potenziale besser<br />

zu erschließen?<br />

Hiermit wird, fünf Jahre nach Beginn intensiver Aktivitäten für den Radtourismus, quasi ein<br />

Zwischenfazit gezogen.<br />

2. Radtourismus<br />

2.1 Abgrenzungen<br />

Radtourismus ist seit Jahren ein Wachstumsmarkt innerhalb des Tourismus. Hierzu tragen<br />

sicher die Verknüpfung der Wiederentdeckung der Langsamkeit, die damit verbundene<br />

Möglichkeit des Umwelt- und Naturerlebnisses, der Gesundheitstrend sowie die Fortschritte<br />

in der Fahrradtechnik, in der Qualitätssteigerung von Radinfrastruktureinrichtungen und<br />

radtouristischen Serviceleistungen bei. Über die Sicherung der Qualität kann zudem eine<br />

hohe Nachhaltigkeit für die Region erreicht werden. Die für den Rad fahrenden Gast geschaffene<br />

Infrastruktur kann immer auch von der lokalen Bevölkerung in der Freizeit genutzt<br />

werden.<br />

Schlüsselerkenntnis: Eine allumfassende und „offizielle“ Definition „des“ Radtourismus<br />

existiert bislang nicht, allerdings kann auf eine Abgrenzung des ADFC zurückgegriffen werden.<br />

Dieser versteht unter dem Begriff Fahrradtourismus alle Arten der Fahrradnutzung, die<br />

zum Zwecke der Freizeit- und Urlaubsgestaltung unternommen werden. Dazu zählen: Kurzund<br />

Tagesausflug, Wochenendtour, mehrtägige Radtour und ausgedehnte Radreise. Im<br />

Rahmen dieser Studie werden Radtouristen unterteilt in Radtouristen im engeren Sinne,<br />

Radtouristen im weiteren Sinne sowie Zielgruppen, die sich für kombinierte Angebote (z. B:<br />

Radfahren und Wellness) interessieren.<br />

Es muss daher festgestellt werden, in welche Gruppen sich die Radtouristen unterteilen<br />

lassen und welche besonders attraktiv für den Tourismus im <strong>Saar</strong>land sind. Diesbezüglich<br />

sind folgende Fragen zu beantworten:<br />

94


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

1. Herkunft der Radtouristen im <strong>Saar</strong>land: Grundlage hierfür sind eine dwif-Befragung von<br />

Beherbergungsbetrieben, die sich besonders auf Rad fahrende Gäste eingestellt haben<br />

und zum Teil das Bett & Bike-Zertifikat besitzen.<br />

2. soziodemographische Struktur der Radtouristen im <strong>Saar</strong>land (Geschlecht, Alter, Einkommen):<br />

Antworten hierauf sind aus Mangel an spezifischen Nachfrageanalysen kaum<br />

möglich. Hilfsweise werden Studien zu anderen Regionen Deutschlands herangezogen.<br />

3. Motive und Einstellungen der Radtouristen: Auch hierzu fehlen Erhebungen für das<br />

<strong>Saar</strong>land, so dass hilfsweise die Radreiseanalyse des ADFC und andere Studien herangezogen<br />

werden.<br />

Best-Practice-Beispiel: Datenerhebung<br />

Am Elberadweg wurde 2003<br />

eine Radreiseuntersuchung<br />

durchgeführt.<br />

Die Befragung wurde an 10<br />

Tagen von Mai bis Oktober<br />

2003 durchgeführt.<br />

1.700 Kurzinterviews<br />

rund 300 ausführliche Befragungen<br />

Frequenzzählungen<br />

Best-Pracice-Beispiel: Monitoring<br />

Das Veloland Schweiz führt eine<br />

permanente Erfolgskontrolle und ein<br />

Monitoring durch.<br />

fest installierte Zähler an Radwegen<br />

Befragungen<br />

Kundenfeedback<br />

Auswertung der Anfragen<br />

Kataloganforderungen<br />

Internetzugriffe<br />

Buchungen<br />

Quelle: Bild: www.veloland.ch<br />

2.2 Ausprägungen des Radtourismus<br />

Radtouristische Angebote für das <strong>Saar</strong>land sprechen derzeit<br />

Radfahren als Haupturlaubsaktivität,<br />

Radfahren auf ausgewiesenen Radwegen und<br />

Radfahren als sportliche Tätigkeit oder als Zuschauer einer Radsportveranstaltung<br />

an.<br />

95


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Es gibt Pauschalangebote für Rad fahrende Kurzurlauber und Paketangebote für einwöchige<br />

Radreisen. Eine überschneidungsfreie Zuordnung ist nicht möglich. In Anlehnung an die<br />

oben genannte Definition des Radtourismus ergibt sich für das <strong>Saar</strong>land folgende Zusammenfassung<br />

der Ausprägungen des Radtourismus:<br />

Abb. 51: Ausprägungen des Radtourismus<br />

Radfahren auf Tagestouren<br />

Radwandern und -touren<br />

auf Rundwegen<br />

Radwandern,<br />

v.a. auf Radfernwegen<br />

Radsport, (MTB, Rennrad, etc.)<br />

und Radsportevents<br />

Paddel & Pedale,<br />

Rad & Schiff<br />

Spezialisierte Angebote<br />

(meist Führungen)<br />

Bike & Wellness<br />

Studienradreisen<br />

Radfahren als Aktivität<br />

während eines Urlaubs<br />

Radfahren als Freizeitaktivität<br />

während einer Reha-Maßnahme<br />

Besuch von Radveranstaltungen,<br />

Radmessen<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Gourmetradreisen<br />

Nutzung von Spezialrädern im<br />

Rahmen der<br />

Urlaubs- und Freizeitgestaltung<br />

Es erfolgt eine Unterscheidung in Urlaubsreisen, bei denen die Zeit mehrheitlich auf dem<br />

Rad verbracht wird: Das sind sowohl die Radwanderer auf Rundkursen oder Radfernwegen,<br />

da das Radfahren hier die Hauptaktivität darstellt, als auch Radsportler und Besucher von<br />

Radsportevents. Sie alle zählen zur Gruppe der „Radtouristen im engeren Sinne“.<br />

Diejenigen, die im Urlaub zwar Radfahren als Aktivität ausüben, aber bei denen es keine<br />

Hauptrolle spielt, werden dem Segment „Radtouristen im weiteren Sinne“ zugeordnet; hierunter<br />

fallen auch diejenigen, die ihr Rad mit in den Urlaub nehmen und z. B. Tagesausflüge<br />

vom Urlaubsort unternehmen: „Radtouristen im weiteren Sinne“.<br />

Darüber hinaus gibt es Spezialsegmente, bei denen das Radfahren eine Kombination mit<br />

anderen Reisemotiven, Urlaubsformen oder Aktivitäten darstellt: radtouristische Spezialsegmente.<br />

96


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

2.3 Zielgruppen<br />

Eine Zielgruppenbestimmung erfolgt als Ergebnis der Auswertung vorhandener Studien<br />

zum Radtourismus unter Berücksichtigung der radtouristischen Voraussetzungen im <strong>Saar</strong>land.<br />

Diese dient dazu, den Gesamtmarkt in möglichst homogene Teilgruppen zu unterteilen<br />

als Grundlage für ein zielgruppenspezifisches Marketing, d. h. für den differenzierten<br />

Einsatz der Marketinginstrumente.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Tourenradler: Sie bevorzugen gut ausgebaute, autofreie Radfernwege, fahren 50-80 km<br />

pro Tag, suchen Wege mit gleich bleibenden Anforderungen, wechseln täglich das Quartier,<br />

sind 5-8 Tage (teilweise auch 2-3 Wochen) unterwegs, das Radfahren steht im Vordergrund.<br />

Genussradler: Sie bevorzugen Radwege, auf denen das Rad fast von selbst rollt (eben<br />

und gut ausgebaut), fahren Strecken zwischen 30-50 km je Tag, interessieren sich sehr<br />

für Natur, Kultur, Gesundheit, Besichtigungen, sind i. d. R. 7 Tage unterwegs.<br />

Familien mit Kindern: Diese suchen autofreie, flache, gut ausgeschilderte Wege, viele<br />

Rastmöglichkeiten, mit Spiel- oder Erkundungsmöglichkeiten, fahren 15-40 km am Tag,<br />

übernachten bevorzugt in Jugendherbergen, Heu-Hotels und Campingplätzen.<br />

Mountainbiker: Sie fahren auf naturbelassenen Wegen, wünschen eine spezielle MTB-<br />

Wegweisung sowie Rundkurse mit unterschiedlichen Leistungsanforderungen (Höhenmeter,<br />

Länge, Hindernisse). Sie halten sich i. d. R. 3-4 Tage in einer Region auf.<br />

Radsportler: Diese suchen sehr gute Wege (durchgängig asphaltiert), die auch von Begleitfahrzeugen<br />

befahren werden können, fahren 60-200 km je Tag, sammeln Punkte<br />

bei RTF (Radtourenfahrten des Bundes Deutscher Radfahrer), halten sich i. d. R. 2-4 Tage<br />

in einer Region auf.<br />

2.4 Anforderungen von Radtouristen an die Reiseregion<br />

Anforderungen von Radtouristen an Infrastruktur und Service lassen sich relativ präzise<br />

bestimmen.<br />

Radrouten<br />

Radreisende haben sowohl an die Ausbauart als auch an die Führung von Radrouten hohe<br />

Ansprüche. Der Verlauf und auch die Ausbauqualität müssen bewusst auf die Zielgruppe<br />

zugeschnitten werden. Beim Verlauf zu berücksichtigen sind: Sehenswürdigkeiten, Stadtkerne,<br />

Versorgungsmöglichkeiten, Unterkünfte und Landschaft. Wichtige Faktoren für die<br />

Wegequalität sind: Ausbauart, Breite, Poller, Schranken und Mischverkehr. Insbesondere<br />

kurze, schlecht gestaltete Abschnitte von Radwegen werden von Radreisenden kritisiert 37 .<br />

37<br />

Elberadweg: Obwohl nur 3 % Nicht-Asphaltanteil, war dieser den Befragten dennoch negativ in<br />

Erinnerung geblieben.<br />

97


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Ausschilderung<br />

Radreisende orientieren sich überwiegend an Schildern. Der Ausschilderung kommt daher<br />

eine zentrale Bedeutung zu. In Untersuchungen 38 zeigt sich immer wieder, dass eine einheitliche,<br />

gut lesbare Beschilderung ein Hauptpunkt ist. Wichtige Informationsquellen für<br />

eine gute Beschilderung sind der Fachausschuss Tourismus des ADFC Bundesverbandes<br />

und EuroVelo 39 , der eine Studie zur richtigen Höhe der Radwegweiser veröffentlicht hat. Im<br />

Rahmen eines Pilotprojektes am Oder-Neisse-Radweg sind eine einheitliche Ausschilderung<br />

des D-Netzes (vgl. Karte 10) erarbeitet sowie Anforderungen an Informationstafeln mit<br />

Übersichtskarten an Radrouten umgesetzt worden. Insgesamt ist eine landesweit einheitliche<br />

Beschilderung anzustreben.<br />

Ausstattung der Radwege<br />

Entlang der Radrouten benötigen die Reisenden Rastplätze, an denen sie sich bei Regen<br />

unterstellen können und wo Familien mit Kindern länger verweilen können. Die Rastplätze<br />

sollten mit Fahrradabstellmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten, Regenschutz, Spielmöglichkeiten,<br />

Trinkwasserquellen und Toiletten ausgestattet sein.<br />

Fahrradabstellmöglichkeiten<br />

Alles in allem beträgt der Wert des Fahrrades eines Radreisenden zwischen 750 und 2000€.<br />

Aus diesem Grund bereiten besonders Besichtigungen von Städten und Sehenswürdigkeiten<br />

Probleme, da dann das Rad nur wenig gesichert zurückgelassen werden muss. Um die<br />

Verweildauer von Radreisenden zu erhöhen, ist es notwendig, Möglichkeiten zu schaffen,<br />

die Fahrräder mit Gepäck gesichert abzustellen. Hier bieten sich Fahrradstationen nach dem<br />

Vorbild der Radstationen 40 in NRW oder Boxen mit Pfandschloss an. Vorhandene Fahrradparkplätze<br />

müssen ausgewiesen werden.<br />

Beherbergung<br />

Die Anforderungen eines Radreisenden unterscheiden sich von denen anderer Touristen.<br />

Entsprechend den Bedürfnissen hat der ADFC die so genannten Bett & Bike-Kriterien für<br />

fahrradfreundliche Unterkünfte formuliert.<br />

Gastronomie<br />

Neben der Möglichkeit, das Rad mit Gepäck sicher abzustellen, haben die Radler spezifische<br />

Erwartungen an das Essen. Durch die sportliche Betätigung steigt der Energieverbrauch. Die<br />

Zusammensetzung sollte entsprechend mehr Kohlenhydrate, ausreichend Eiweiß, Vitamine<br />

und Mineralstoffe enthalten. Der Flüssigkeitsbedarf ist enorm, alkoholfreie Getränke werden<br />

bevorzugt. Die Gastronomen sollten Radlermenüs nach den oben genannten Anforderungen<br />

zusammenstellen und die Radreisenden per Hinweistafel zur Einkehr einladen.<br />

38<br />

Elberadweg: 48 % der Befragten empfanden die Beschilderung als gut oder sehr gut. Am häufigsten<br />

wurde die geringe Größe der Schilder bemängelt.<br />

39<br />

http://www.eurovelo.org EuroVelo News 7, Spring 2004.<br />

40<br />

www.radstation.de.<br />

98


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Fahrradverleih<br />

Radfahrer bevorzugen Räder mit guter Ausstattung und Einstellmöglichkeiten entsprechend<br />

der Körpermaße. Die Radtouristen i. e. S. bevorzugen es, von einem Ort zum anderen<br />

zu fahren. Daher ist es wünschenswert, auch die Ein-Weg-Miete anzubieten. Für die Realisierung<br />

sollten sich die Fahrradverleiher und Reiseveranstalter zusammenschließen und ein<br />

„<strong>Saar</strong>landRad“ 41 anbieten. Die Wartung muss von Fachkräften regelmäßig durchgeführt werden.<br />

Gepäcktransport<br />

Diese Leistung ist ein Teil von Radpauschalreisen und wird noch von zu wenigen Hotels als<br />

zusätzlichen Service angeboten. Das Gepäck auf dem Rad macht das Radreisen anstrengend.<br />

Gepäcktransport sollte auch für Nicht-Pauschalreisende flächendeckend oder zumindest<br />

entlang der Hauptreiserouten angeboten werden.<br />

Pannenservice<br />

Ein Großteil der Radreisenden führt Reparaturmaterial mit. Jedoch können nicht alle Pannen<br />

leicht behoben werden und fachkundige Hilfe ist gefragt. Ein Netz von mobilen Servicekräften<br />

kann über eine Servicenummer für den Radtouristen erreichbar sein und ihm hilfreich<br />

zur Seite stehen. Bei großen Problemen können ein Leihrad oder der Transport zur<br />

nächsten Etappe angeboten werden.<br />

Geführte Radtouren<br />

Geführte Radtouren zu Sehenswürdigkeiten oder naturkundlichen Themen in der Umgebung<br />

werden von Kulturvereinen, Sportvereinen, dem ADFC, der Naturwacht und anderen<br />

bereits angeboten. Auf Wunsch können geführte Touren für Gruppen angeboten werden.<br />

Innerhalb des ADFC wurden eine Tourenleiterausbildung für „normale Touren“ und „MTB<br />

Touren“ erarbeitet. Dazu finden regelmäßig Schulungen statt.<br />

Service bei der Reisevorbereitung/Routenplaner<br />

Radtouristen freuen sich über Hilfe bei der Vorbereitung der individuell geplanten Radtour.<br />

Angeboten werden hier interaktive Routenplaner, die alle wichtigen radtouristischen Informationen<br />

enthalten und als Planungsergebnis eine Karte mit der eingezeichneten Route<br />

ausdrucken, nach welcher der Reisende fahren und seine Unterkünfte vorbuchen kann.<br />

Ebenfalls zur Reisevorbereitung gewünscht ist ein Service zur Hilfe bei der Quartiersuche<br />

und der Routenwahl. Ideal hierfür ist der individuelle Reiseführer, der genau auf die Wünsche<br />

des einzelnen Radreisenden zugeschnitten ist. Routenplaner und Textbausteine ermöglichen<br />

diesen Service!<br />

Informationen für Radtouristen über Radrouten u. a.<br />

Die Informationen über Radrouten sollten in allen Medien möglichst einheitlich, aktuell und<br />

wahrheitsgemäß sein. Die Informationen sollten auf wenigen Internetseiten und in wenigen<br />

41<br />

Arbeitstitel.<br />

99


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Broschüren übersichtlich und umfassend dargestellt werden. Die Broschüren sollten handlich<br />

sein, d.h. in die Lenkertasche passen. Das wichtige Prinzip: „Weniger ist mehr“ trifft hier<br />

in besonderem Maße zu.<br />

2.5 Nachfrageumfang des Radtourismus<br />

Schlüsselerkenntnis: Die Bedeutung des Radtourismus wird für das <strong>Saar</strong>land sehr hoch eingeschätzt,<br />

auch wenn bislang keine nachfrageseitigen Zahlen zur Verfügung stehen. Der<br />

Nachfrageumfang lässt sich nur auf der Basis von Minimal-Maximal-Schätzungen ermitteln.<br />

Eine vollständige Quantifizierung des Nachfragevolumens im Radtourismus <strong>Saar</strong>land müsste<br />

alle in der folgenden Abbildung enthaltenen Segmente erfassen.<br />

Abb. 52: Nachfragestruktur Radtourismus<br />

• als Tagestour<br />

• als Mehrtagestour<br />

• auf Radfernwegen (verschiedene Übernachtungsorte)<br />

• auf Rundwegen (eine bzw. mehrere Übernachtungsorte)<br />

• Sternfahrten (nur ein Übernachtungsort)<br />

• als Radsport (MTB, Rennrad, ...)<br />

• als Teilnehmer/Besucher von Radsportevents/Radmessen<br />

• Radfahren als Aktivität während einer Reha<br />

• Tagesreisen<br />

• Übernachtungsreisen<br />

• Reisen der Inländer im <strong>Saar</strong>land<br />

• Reisen der Ausländer ins <strong>Saar</strong>land (Incoming)<br />

• vor allem Individualtourismus<br />

• Veranstalterreisen<br />

• Vereinsreisen<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Ziel einer solchen Bestimmung des Nachfragevolumens wäre die Gesamtzahl der radtouristisch<br />

bedingten Aufenthaltstage. Hier muss auf Schätzungen zurückgegriffen werden. Das<br />

Ergebnis kann daher nicht als 1:1-Abbildung des tatsächlichen Nachfragevolumens gedeutet<br />

werden, sondern bedeutet lediglich eine Annäherung.<br />

100


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Die folgenden Berechnungen basieren auf unterschiedlichen Quellen: Reiseanalyse 2004 42 ,<br />

Radreiseanalyse 2005 43 sowie Daten des Statistischen Landesamtes <strong>Saar</strong>land 44 .<br />

Tab. 25: Berechnung der Radreisen Deutschland im Jahr 2004<br />

Haupturlaubsreisen 2004 in Deutschland 1)<br />

Zusätzliche Reisen 2004 in Deutschland (Zweit-, Drittreisen) 1)<br />

Urlaubsreisen in Deutschland 2004 (F.U.R)<br />

Minimalberechnung Radreisen in Deutschland<br />

Anteil Fahrradreisen in Deutschland laut ADFC: 37 % von 2,45 Mio. Radreisen<br />

der Deutschen (gerundet).<br />

Das bedeutet einen Anteil von 4,2 % Radreisen an allen Urlaubsreisen in<br />

Deutschland.<br />

14,73 Mio. Reisen<br />

6,80 Mio. Reisen<br />

21,53 Mio. Reisen<br />

0,91 Mio. Reisen<br />

Maximalberechnung Radreisen in Deutschland<br />

Laut F.U.R wird bei rund 11 % aller Urlaubsreisen der Deutschen das Radfahren<br />

häufig oder sehr häufig ausgeübt<br />

∑ Minimum Radreisen in Deutschland<br />

∑ Maximum Radreisen in Deutschland<br />

2,36 Mio. Reisen<br />

0,91 Mio. Reisen<br />

2,36 Mio. Reisen<br />

1)<br />

Ohne die sog. Kurzreisen (laut Reiseanalyse der F.U.R) weil für <strong>Saar</strong>land nicht exakt quantifizierbar,<br />

daher sogar noch Untererfassung des tatsächlichen Volumens.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen dwif 2005 auf Basis ADFC 2005, F.U.R 2004<br />

Tab. 26: Berechnung der Radreisen im <strong>Saar</strong>land<br />

Ankünfte <strong>Saar</strong>land in gewerblichen Betrieben 2004 1)<br />

Ankünfte in <strong>Saar</strong>land auf Campingplätzen 2004 1)<br />

Ankünfte gesamt (gewerblich + Camping)<br />

698.469 Reisen<br />

29.932 Reisen<br />

728.401 Reisen<br />

Minimalberechnung:<br />

Anteil der Radreisen an Gesamtreisen im <strong>Saar</strong>land: 4,2 % (gerundet)<br />

(Basis: Übertragung Deutschlandwert)<br />

30.600 Reisen<br />

Maximalberechnung:<br />

80.100 Reisen<br />

Annahme, dass bei 11 % der Reisen (Ankünfte) Aktivität Radfahren (sehr)<br />

häufig ausgeübt wird; Übertragung ADFC-Wert (gerundet)<br />

∑ Minimum Radreisen im <strong>Saar</strong>land<br />

30.600 Reisen<br />

∑ Maximum Radreisen im <strong>Saar</strong>land<br />

80.100 Reisen<br />

1)<br />

Eine Ankunft (= eine Person) entspricht einer Reise.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen dwif 2005 auf Basis ADFC 2005, F.U.R 2004, Statistisches Landesamt<br />

<strong>Saar</strong>land 2005<br />

42<br />

F.U.R, 2004.<br />

43<br />

ADFC, 2005.<br />

44<br />

Statistisches Landesamt <strong>Saar</strong>land 2005.<br />

101


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Erläuterungen:<br />

Bei der Maximalberechnung sind diejenigen Urlauber nicht erfasst worden, die nur „ab<br />

und zu“ das Rad im Urlaub zur Aktivität nutzen, sondern nur diejenigen, die diese Aktivität<br />

„häufig“ bis „sehr häufig“ ausüben.<br />

Unberücksichtigt bleiben für die Betrachtung der Nachfrage diejenigen Radreisen, die<br />

im Zusammenhang mit Verwandten- und Bekanntenbesuchen, einem Teil des sog.<br />

„Grauen Beherbergungsmarktes“, erfolgen.<br />

Eine Quantifizierung der organisierten Radreisen kann auf Grund mangelnder Daten<br />

nicht vorgenommen werden.<br />

Darüber hinaus sind die Tagesausflüge nicht in die Berechnung einbezogen worden. Auf<br />

Grundlage der dwif-Studie „Tagesreisen der Deutschen“ können Aussagen zum Volumen<br />

im <strong>Saar</strong>land gemacht werden. Insgesamt fanden 1993 2,033 Mrd. 45 Inlandsausflüge<br />

statt. Von diesen wurden 4,9 % (ca. 100.000 Mio.) mit dem Fahrrad unternommen 46 . Die<br />

Gesamtanzahl der Ausflüge ins <strong>Saar</strong>land betrug im Jahr 1993 50,6 Mio. Überträgt man<br />

das bundesweite Ergebnis der Radausflüge auf das <strong>Saar</strong>land, so ergibt sich pro Jahr ein<br />

Volumen von 2,47 Mio. Tagesausflügen mit dem Rad ins <strong>Saar</strong>land 47 . Es zeigt sich, dass<br />

die Anzahl der Radausflügler diejenigen der übernachtenden Radreisenden im <strong>Saar</strong>land<br />

um ein Vielfaches übertrifft.<br />

Die Schätzung des gesamten Nachfragevolumens für den Radtourismus im <strong>Saar</strong>land ergibt<br />

somit:<br />

Minimum<br />

Maximum<br />

30.600 Übernachtungsradreisen 80.100 Übernachtungsradreisen<br />

+ 2,47 Mio. Rad-Ausflüge + 2,47 Mio. Rad-Ausflüge<br />

Schlussfolgerungen: Die Datenlage muss im Zuge der weiteren Arbeiten zum Radtourismus<br />

im <strong>Saar</strong>land verbessert werden.<br />

2.6 Quellmärkte des Radtourismus<br />

Die Quellmärkte des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land können nur auf Grund der dwif-Umfrage<br />

2004 unter 29 Beherbergungsbetrieben, die auf Radfahrer ausgerichtet sind, ermittelt werden.<br />

Gesicherte quantitative Aussagen wären nur auf der Grundlage von Erhebungen mit<br />

einer größeren Grundgesamtheit möglich. Die aufgeführte Rangfolge ist daher als Tendenzaussage<br />

zu betrachten.<br />

45<br />

Vgl. Harrer et al., 1995, S. 30.<br />

46<br />

Vgl. Harrer, 1998, S. 142.<br />

47<br />

Neuauflage Tagesreisen der Deutschen erfolgt derzeit, im Sommer 2005 liegen Ergebnisse vor.<br />

102


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 27: Quellgebiete für den übernachtenden Radtourismus im <strong>Saar</strong>land (Einschätzung<br />

der befragten Betriebe)<br />

Deutschland Rang Ausland Rang<br />

Rheinland-Pfalz 1 Niederlande 1<br />

Baden-Württemberg, <strong>Saar</strong>land 2 Frankreich, Belgien, Schweiz 2<br />

Nordrhein-Westfalen 3 Luxemburg 3<br />

Hessen 4<br />

Quelle: Eigene Erhebung dwif 2004, Befragung von 29 Leistungsträgern.<br />

Schlussfolgerung: Übernachtende Radtouristen und Radausflügler im <strong>Saar</strong>land kommen<br />

fast ausschließlich aus den unmittelbar angrenzenden Bundesländern und Ländern. Auch<br />

das <strong>Saar</strong>land selbst stellt einen wichtigen Teil an Radfahrern.<br />

2.7 Zielmärkte des Radtourismus Deutschland<br />

Der ADFC erhebt jährlich mit Hilfe einer Befragung seiner Mitglieder die Beliebtheit von<br />

Radfernwegen und Radreisezielen. Die Erhebung erfolgt ungestützt und spiegelt damit<br />

auch die Bekanntheit der Radfernwege und Reiseregionen wieder. Insgesamt gibt es rund<br />

190 Radfernwege in Deutschland und fast alle Reiseregionen werben um Radtouristen.<br />

Tab. 28: Beliebteste Radfernwege in Deutschland<br />

Rang 2003 2004 2005<br />

1 Weserradweg Weserradweg Elberadweg<br />

2 Donauradweg Elberadweg Weserradweg<br />

3 Elberadweg Donauradweg Donauradweg<br />

4 Ostseeküstenradweg Altmühltalradweg Altmühltalradweg<br />

5 Mainradweg Mainradweg Oder-Neiße-Radweg<br />

6 Altmühltalradweg Oder-Neiße-Radweg Rheinradweg<br />

7 Moselradweg Moselradweg Mainradweg<br />

8 Oder-Neiße-Radweg Rheinradweg Werraradweg<br />

9 Rheinradweg Bodenseeradweg Lahnradweg<br />

10 Bodenseeradweg Ostseeküstenradweg Neckarradweg<br />

Quelle: ADFC Radreiseanalyse 2003-2005<br />

Im Hinblick auf das <strong>Saar</strong>land kann gesagt werden, dass sich die drei überregional beworbenen<br />

Radwege: <strong>Saar</strong>-Radweg, <strong>Saar</strong>land-Radweg und VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux noch nicht unter<br />

den zehn beliebtesten Radfernwegen wieder finden.<br />

103


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 29:<br />

Die beliebtesten Radregionen Deutschlands<br />

Rang 2002 2003 2004 2005<br />

1 Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

2 Bayern Bayern Franken Franken<br />

3 Münsterland Franken Bayern Bayern<br />

4 Franken Münsterland Münsterland Brandenburg<br />

5 Mecklenburgische<br />

Seenplatte<br />

Bodensee Hessen Mecklenburgische<br />

Seenplatte<br />

6 Hessen Hessen Brandenburg Münsterland<br />

7 Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Ostseeküste Bodensee<br />

8 Baden-Württemberg Allgäu Schwarzwald Eifel<br />

9 Allgäu Ostfriesland Bodensee Schleswig-Holstein<br />

10 Eifel Rheinland-Pfalz Eifel Alpen/Voralpen<br />

11 Ostfriesland Baden-Württemberg Mecklenburgische - -<br />

Seenplatte<br />

12 Schwarzwald Eifel Lüneburger Heide - -<br />

Quelle: ADFC-Radreiseanalyse 2002-2005<br />

Abb. 53: Radreiseziele deutscher Radtouristen<br />

Die beliebtesten Radregionen Deutschlands<br />

sind seit einigen Jahren Mecklen-<br />

Andere Europa<br />

Tschechien<br />

Ausserhalb<br />

7%<br />

2%<br />

Europa<br />

Baltikum<br />

2%<br />

burg-Vorpommern, Bayern und darin<br />

3%<br />

noch einmal speziell Franken. Das <strong>Saar</strong>land<br />

ist als Radreiseregion nicht unter<br />

Irland<br />

1%<br />

Schweden<br />

2%<br />

Schweiz<br />

Niederlande<br />

Deutschland<br />

4%<br />

44%<br />

den beliebtesten 12 Regionen zu finden.<br />

Auch Rheinland-Pfalz wurde lediglich im<br />

Jahr 2003 auf Rang 10 einmal unter die<br />

6%<br />

beliebtesten Regionen gewählt. Die Eifel,<br />

Spanien<br />

2%<br />

die in den Bundesländern Rheinland-<br />

Österreich<br />

Frankreich<br />

Pfalz und Nordrhein-Westfalen liegt,<br />

6% Polen<br />

7%<br />

5% Dänemark Italien<br />

konnte ihre Position über die Jahre halten<br />

und sogar leicht verbessern. Das<br />

3% 6%<br />

Quelle: ADFC-Radreiseanalyse 2005<br />

Ranking macht deutlich, dass die natürlichen<br />

Gegebenheiten (bergig/flach, Küste/Binnenregion)<br />

bei der Beliebtheit nicht von Bedeutung sind. Entscheidend ist vielmehr<br />

die Bildung einer radtouristischen Marke. Dies ist jedoch nur langfristig möglich.<br />

Schlussfolgerung: Das <strong>Saar</strong>land, seine Regionen sowie seine Radfernwege spielen innerhalb<br />

der Radreiseziele deutscher Radtouristen derzeit noch keine herausragende Rolle. Im Zuge<br />

der Weiterentwicklung des Radtourismus <strong>Saar</strong>land wird es eine Aufgabe sein, durch einen<br />

Markenbildungsprozess und zielgerichtetes Marketing eine bessere Stellung innerhalb des<br />

Gesamtmarktes zu erreichen.<br />

104


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3. Volkswirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Radtourismus<br />

3.1 Nachfrageseitige Bestimmung<br />

Schlüsselerkenntnis: Für die Quantifizierung der Ausgaben und Umsätze liegen nur rudimentäre,<br />

teilweise auch veraltete Daten vor. Dennoch erfolgt eine annäherungsweise Schätzung<br />

zumindest der Umsätze.<br />

Eine exakte Berechnung der Umsatz-, Einkommens- und Beschäftigungseffekte ist nicht<br />

möglich, denn<br />

bezüglich des Nachfragevolumens liegt für Radreisen der Übernachtungsgäste nur eine<br />

Minimal-Maximalrechnung vor (s. o.),<br />

die Berechnung der Tagesreisen per Rad basieren auf veralteten Daten von 1993, dies<br />

gilt auch für die Ausgaben.<br />

Man darf jedoch davon ausgehen, dass sowohl das Nachfragevolumen als auch die Ausgaben<br />

heute deutlich höher liegen dürften.<br />

Tab. 30: Schätzung der Brutto-Umsätze aus dem Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />

I Radreisende mit Übernachtung<br />

Nachfrage (Radaufenthalte) 30.600 - 80.100<br />

Tagesausgaben im <strong>Saar</strong>land/Person/Tag 48 aller Übernachtungsgäste<br />

Gewerbliche Betriebe (> 9 Betten):<br />

75,50 EUR<br />

Nicht-gewerbliche Betriebe (< 9 Betten):<br />

43,90 EUR<br />

Touristik-Camping:<br />

28,20 EUR<br />

Berechnung Umsatz<br />

Minimal 49<br />

30.600 x 43,90 € = 1,34 Mio. EUR<br />

Maximal 50<br />

80.100 x 43,90 € = 3,52 Mio. EUR<br />

II Rad-Tagesreisen<br />

Berechnung 51<br />

2,47 Mio. x 8,49 € = 20,97 Mio. EUR<br />

Umsatzvolumen Brutto Radtourismus <strong>Saar</strong>land<br />

(Minimal-Maximal)<br />

Quelle: Eigene Berechnung dwif 2005<br />

22,31 - 24,49 Mio. EUR<br />

Diese Annäherung ist angesichts der zur Verfügung stehenden Daten mit einem hohen Unsicherheitsgrad<br />

behaftet.<br />

48<br />

Vgl. Harrer/Scherr, 2002, S. 96ff.<br />

49<br />

Aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht wird zur Berechnung der mittlere Wert von 43,90 EUR<br />

verwendet, da Radreisende alle Quartierformen nutzen.<br />

50<br />

Aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht wird zur Berechnung der mittlere Wert von 43,90 EUR<br />

verwendet, da Radreisende alle Quartierformen nutzen.<br />

51<br />

Vgl. Harrer et al., 1995, S. 30; Harrer 1998, S. 142.<br />

105


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Es wird zudem deutlich, dass die Umsätze, die aus den Ausgaben der Rad-Tagesreisen resultieren,<br />

einen Anteil am gesamten Bruttoumsatz zwischen 94 % und 86 % haben. Auch<br />

wird klar, dass es sich beim Radtourismus um einen starken und vor allem wachsenden<br />

Wirtschaftszweig handelt. Eine bundesweite Messgröße dafür sind die Ausgaben der Bundesbürger<br />

für Freizeitbeschäftigungen. Für den Radtourismus wurde für das Jahr 2001 ein<br />

jährlicher bundesweiter Branchenumsatz von 4 Mrd. EUR ermittelt. Dieses Ergebnis basiert<br />

auf der Untersuchung des Arbeitskreises Freizeitwirtschaft des Institutes der Deutschen<br />

Wirtschaft Köln 52 .<br />

In den folgenden Ausführungen werden, soweit verfügbar, detaillierte Angaben zum Beschäftigungseffekt<br />

gemacht, der mit dem Radtourismus im <strong>Saar</strong>land verbunden ist.<br />

3.2 Radtourismusabhängige Arbeitsplätze<br />

Die Zweiradmechaniker bieten dem Radtouristen verschiedene Serviceleistungen wie Fahrradverleih,<br />

Reparatur, Ersatzteile und Zubehör. Selbstverständlich ist auch der Fahrradhandel,<br />

der durch Betriebe der Zweiradmechanik in hoher Qualität gewährleistet wird, eine<br />

wichtige Serviceleistung für Radausflügler und Radtouristen. Aufgrund der Vielzahl kleiner<br />

und mittelständischer Unternehmen entsteht ein engmaschiges Servicenetz. Die Zahl der<br />

Zweiradbetriebe im <strong>Saar</strong>land schwankt leicht. Seit 2000 ist ein leichter Aufwärtstrend zu<br />

erkennen.<br />

Tab. 31: Betriebe der Zweiradmechanik<br />

Jahr Zahl der Betriebe<br />

1998 39<br />

1999 44<br />

2000 38<br />

2001 41<br />

2002 41<br />

2003 45<br />

2004 47<br />

Quelle: Handwerkskammer des <strong>Saar</strong>landes, 4/2005<br />

Insgesamt 126 fahrradfreundliche Beherbergungsbetriebe unterschiedlichster Kategorien<br />

im <strong>Saar</strong>land wurden zur Zahl ihrer Mitarbeiter befragt. 29 Betriebe machten hierzu Angaben.<br />

Zusammengenommen waren 2004 in diesen 29 befragten Betrieben insgesamt 427 Mitarbeiter<br />

Voll- und Teilzeitbeschäftigte in diesen Betrieben tätig. Der Anteil der Rad-Gäste<br />

macht in diesen Häusern 11,7 % aus. Rein rechnerisch ergibt sich daraus, dass 50 Voll- und<br />

Teilzeitarbeitsplätze dem Radtourismus zugerechnet werden können. Zur Berechnung des<br />

tatsächlichen Arbeitsplatzeffektes müssten allerdings Daten über die Beschäftigten in allen<br />

Beherbergungsbetrieben des <strong>Saar</strong>landes zur Verfügung stehen. Insbesondere Daten der<br />

52<br />

Vgl. Themata-Freizeit-und Erlebniswelten Service GmbH, 2003, S. 54ff.<br />

106


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Betriebe mit weniger als neun Betten müssten Berücksichtigung finden, da je nach Region<br />

9 % bis 30 % der Radreisenden kleine Betriebe zur Übernachtung bevorzugen.<br />

Tab. 32:<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung, Handel,<br />

Reparatur und Verleih von Fahrrädern in Deutschland<br />

Wirtschaftszweig<br />

(WZ93 bis Juni 2002, WZ2003 ab Juni 2003)<br />

Kennziffer<br />

1998 1999 2000 2001* 2002 *² 2003 *² 2004* 2<br />

Herstellung von Fahrrädern 3542 5.501 5.356 5.297 5.170 4.390 4.250 3.497<br />

davon Herstellung von Fahrrädern (ohne Fahrradteile) 35421 3.912 3.833 3.721 3.377 3.248 3.151 2.639<br />

Herstellung von Fahrradteilen und Zubehör 35422 1.589 1.523 1.576 1.793 1.142 1.099 858<br />

Handelsvermittlung von Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />

Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />

Großhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />

Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />

51184<br />

51473<br />

1.333<br />

5.897<br />

1.358<br />

5.909<br />

1.476<br />

6.053<br />

1.677<br />

5.933<br />

1.717<br />

6.053<br />

1.932<br />

6.087<br />

1.953<br />

6.189<br />

Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör, 52487<br />

Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln) 52497,52498<br />

24.606 25.609 26.899 27.658 28.790 27.129 25.761<br />

darunter mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör 52497 19.712 11.769<br />

Reparatur von Fahrrädern 52741 828 837 849 835 844 770 748<br />

Verleih von Sportgeräten und Fahrrädern 71402 163 197 259 208 224 259 252<br />

Summe 38.328 39.266 40.833 41.481 42.018 40.427 38.400<br />

* berichtigt (Dateistand Mai 2002)<br />

*² vorläufige Daten<br />

Quelle: Arbeitsamt Rheinland-Pfalz 4/2005<br />

Tab. 33:<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

Juni<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung, Handel,<br />

Reparatur und Verleih von Fahrrädern im <strong>Saar</strong>land 53<br />

Wirtschaftszweig<br />

(WZ93 bis Juni 2002, WZ2003 ab Juni 2003)<br />

Kennziffer<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

Juni<br />

1998 1999 2000 2001* 2002 *² 2003 *² 2004 *²<br />

Herstellung von Fahrrädern 3542<br />

davon Herstellung von Fahrrädern (ohne Fahrradteile) 35421<br />

Herstellung von Fahrradteilen und Zubehör 35422<br />

Handelsvermittlung von Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />

Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />

Großhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />

Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />

51184<br />

51473<br />

23<br />

36<br />

23<br />

35<br />

23<br />

35<br />

16<br />

42<br />

14<br />

41<br />

13<br />

39<br />

14<br />

39<br />

Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör, 52487<br />

Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln) 52497,52498<br />

331 387 367 353 379 365 343<br />

darunter mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör 52497 154 79<br />

Reparatur von Fahrrädern 52741 1 1<br />

Verleih von Sportgeräten und Fahrrädern 71402<br />

Summe 390 446 426 411 434 417 396<br />

* berichtigt (Dateistand Mai 2002)<br />

*² vorläufige Daten<br />

Quelle: Arbeitsamt Rheinland-Pfalz 4/2005<br />

Schlussfolgerung: 2004 waren in den Bereichen Herstellung, Handel, Reparatur und Verleih<br />

von Fahrrädern im <strong>Saar</strong>land insgesamt 396 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.<br />

Die Handwerkskammer verzeichnet 47 Betriebe der Zweiradmechanik. Der Anteil an<br />

Radtouristen in fahrradfreundlichen Beherbergungsbetrieben lag bei 11,7 %. Aufgrund dieser<br />

inhomogenen Datenlage können keine belastbaren Aussagen zum Arbeitsplatzeffekt<br />

des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land gemacht werden. Berücksichtigung finden müssten bei einer<br />

solchen Berechnung auch der Einzelhandel, die Gastronomie sowie das kulturelle Angebot.<br />

53<br />

Im <strong>Saar</strong>land gibt es einen Fahrradhersteller mit Sitz in <strong>Saar</strong>brücken - die Utopia Velo GmbH -,<br />

deren Beschäftigte in der Statistik nicht in der Herstellung, sondern im Großhandel aufgeführt<br />

werden. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus den Bereichen Reparatur und Verleih<br />

von Fahrrädern sind in der Statistik vorrangig im Bereich Handel gelistet, zudem sind hier vornehmlich<br />

Selbständige und mithelfende Familienmitglieder tätig.<br />

107


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.3 Anbieterbezogene Analyse anhand der Dienstleistungskette<br />

Wesentlich für eine positive touristische Entwicklung ist das Funktionieren der Dienstleistungskette.<br />

Unterbrechungen der Kette führen zu Qualitätseinbußen, welche sich negativ<br />

auf die Wettbewerbsfähigkeit der Region auswirken. Radtouristen stellen als Zielgruppe<br />

andere Anforderungen an eine Region als beispielsweise Kurgäste. Auf die besonderen Bedürfnisse<br />

von Radreisenden an die Zielregion geht die Dienstleistungskette von Steiner ein.<br />

Tab. 34: Dienstleistungskette im Radtourismus<br />

Die<br />

qualifiziertes Infomaterial<br />

Vorabinformation Erreichbarkeit der Informationsstellen auf verschiedenen Informationswegen<br />

kundenorientierte Öffnungszeiten der Touristinformationsstellen<br />

Freundlichkeit und Kompetenz des Personals<br />

Die Buchung einfach und bequem<br />

schnell und sicher<br />

Verkauf zusätzlicher Dienstleistungen (z. B. Theaterkarten, Radkarten,<br />

Gepäcktransfer u. Ä.)<br />

Die Anreise Wahlmöglichkeit verschiedener Anreiseformen<br />

Transferangebot Bahnhof-Quartier<br />

Anreiseskizze bei PKW-Anreise<br />

sichere Abstellmöglichkeit für PKW und Rad<br />

Die Unterkunft fahrradfreundliche Ausstattung<br />

Mitarbeiter können Fragen zu Radtouren beantworten.<br />

Mitarbeiter geben Tipps für Sightseeing etc.<br />

Die Radtour Beschaffenheit und Qualität der Radwege<br />

kundenorientierte Wegweisung<br />

qualitativ gutes Kartenmaterial<br />

Öffnungszeiten und Dichte der Gastronomie<br />

organisierter Gepäcktransfer bei Bedarf<br />

organisierter Rad- und Personentransfer bei Bedarf<br />

Die Abreise Verabschiedung der Gäste<br />

ggf. Organisation erforderlicher Transfers<br />

Nachbereitung<br />

Quelle: Steiner 1999<br />

Zusammenfassend werden die radtouristischen Dienstleistungen im <strong>Saar</strong>land graphisch<br />

dargestellt und anschließend anbieterbezogen analysiert.<br />

108


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 54: Die radtouristische Dienstleistungskette im <strong>Saar</strong>land<br />

Reisevorbereitung<br />

Anreise<br />

Aufenthalt<br />

Abreise<br />

Reisenachbereitung<br />

Information<br />

Anreise<br />

• Radtouristische Magazine:<br />

•Bahn<br />

Bundesweit 5 Anbieter mit 8<br />

•Fahrrad<br />

deutschlandweiten<br />

•PKW<br />

Magazinen<br />

•Flugzeug<br />

•Bus<br />

• Internet:<br />

7 relevante Portale für das<br />

Bundesgebiet,<br />

4 relevante Portale für das <strong>Saar</strong>land<br />

• Kartenmaterial:<br />

Bundesweit 4 große Anbieter<br />

mit 12 radtouristischen Produkten<br />

im <strong>Saar</strong>land<br />

• 3 spezialisierte Radmessen<br />

(insgesamt ca. 100.000<br />

(Fach)besucher) in Köln,<br />

Friedrichshafen und Stuttgart,<br />

weitere touristische Messen<br />

Buchung<br />

• Angebote wie Pauschalen der regionalen<br />

Tourismusorganisationen und der<br />

TourismusZentrale <strong>Saar</strong>land<br />

Infrastruktur<br />

• ca. 600 km überregional vermarktete Radrouten<br />

• ca. 450 km regionale Radrouten und<br />

Anbindungsradwege<br />

Übernachten<br />

•126 fahrradfreundliche Betriebe ,<br />

davon 49 nach den 7 Kriterien des ADFC Bett &<br />

Bike-Betriebe mit 1089 Zimmern und 2694<br />

Betten<br />

Verleih & Service<br />

• mind. 13 Fahrradverleihe<br />

• rund 45 Betriebe im Fahrradeinzelhandel<br />

und Fahrradreparaturservice<br />

Mobilität vor Ort<br />

•ÖPNV<br />

• Fahrradmitnahme<br />

• Gepäcktransport<br />

• Fotoentwicklung,<br />

Reinigung,<br />

• Erzählen von positiven<br />

(Ø 3 mal) und negativen<br />

Erlebnissen (Ø 10 mal)<br />

• Reiseberichte, z.B. im Internet<br />

Quelle: dwif 2005<br />

3.3.1 Reisevorbereitung: Information<br />

Schlüsselerkenntnis: Gerade für den vorwiegend individuell geplanten Radtourismus ist die<br />

gründliche Vorbereitung der Radreise - hier ist vor allem die Radreise im engeren Sinne<br />

gemeint - sehr wichtig. Hierfür bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, vor allem radtouristische<br />

Magazine, radtouristisches Kartenmaterial, darüber hinaus das Internet sowie Angebote<br />

von Tourismusorganisationen und (rad-) touristische Messen.<br />

3.3.1.1 Radtouristische Magazine<br />

Insgesamt lassen sich acht große Magazine ermitteln, die eine bundesweite Reichweite haben<br />

und sich an die Zielgruppe der Radfahrer bzw. Radtouristen wenden:<br />

RadWelt: Mitgliedermagazin des ADFC, Herausgeber: ADFC (6 Ausgaben/Jahr).<br />

aktiv Radfahren, Herausgeber: Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG (10 Ausgaben/Jahr).<br />

bike sport news: Herausgeber Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG (10 Ausgaben/Jahr).<br />

Tour: Rennradmagazin, Herausgeber Delius Klasing Verlag GmbH (12 Ausgaben/Jahr).<br />

109


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

bike: Mountainbikemagazin, Herausgeber: Delius Klasing Verlag GmbH (12 Ausgaben/<br />

Jahr).<br />

Trekkingbike: Fahrradmagazin, Herausgeber: Delius Klasing Verlag GmbH (6 Ausgaben/<br />

Jahr).<br />

RADtouren, Herausgeber: Wüst Repro Service GmbH (6 Ausgaben/Jahr).<br />

MountainBIKE, Herausgeber: Sport + Freizeit Verlag GmbH & Co. KG (12 Ausgaben/Jahr).<br />

3.3.1.2 Radtouristische Printprodukte<br />

Im Folgenden werden alle diejenigen Printprodukte aufgeführt, die sich auf das <strong>Saar</strong>land<br />

und seine Radrouten ganz oder teilweise beziehen und kostenlos erhältlich sind. Neben<br />

diesen Produkten sind eine große Anzahl Radreiseführer und Radwanderkarten erhältlich.<br />

Diese werden im Kapitel 3.3.3 aufgelistet.<br />

Deutschland per Rad entdecken wird von der DZT und dem ADFC gemeinsam herausgegeben.<br />

Inhalt: 150 ausgewählte Radfernwege (davon vier durch das <strong>Saar</strong>land) in<br />

Deutschland mit Infos über Verlauf, Anreise sowie beispielhaften Pauschalangeboten<br />

und Tipps zur individuellen Reiseplanung. Im Jahr 2005 erschien das Magazin mit einer<br />

Auflage von 450.000 deutschen und 50.000 englischen Exemplaren. Neuauflagen erscheinen<br />

alle zwei Jahre. Die nächste Ausgabe ist für 2007 geplant. Schwerpunkte in der<br />

Vermarktung sind vor allem die Radfernwege und Angebote für Mountainbiker. Der Vertrieb<br />

erfolgt neben dem Versand auf Bestellung auch über Kooperationspartner der<br />

Fahrrad- und Outdoorindustrie.<br />

Zu dieser Publikation gehört ein Internetauftritt in Deutsch und Englisch mit 70.000 Besuchen<br />

monatlich (http://www.deutschland-tourismus.de/radfahren/). Die Internetseite<br />

bietet viele zusätzliche Tipps und Hinweise, z. B. auf aktuelle Events. In Kooperation mit<br />

Nestlé werden im Jahr 2005 ausgewählte Routen auf Packungen von Frühstückscerialien<br />

vorgestellt und Bestellcoupons abgedruckt. Das <strong>Saar</strong>Radland stellt sich auf zwei<br />

Seiten dar. Vorgestellt werden der <strong>Saar</strong>-Radweg, der <strong>Saar</strong>land-Radweg, der <strong>Saar</strong>-Nahe-<br />

Höhen-Radweg und die MTB-Region St. Wendeler Land. Beworben werden folgende<br />

Radler-Pauschalen: Schlemmerradeln im <strong>Saar</strong>land, Drei Flüsse Tour Rhein-Mosel-<strong>Saar</strong><br />

und das St. Wendeler Rad- und MTB-Wochenende.<br />

Radreisen (2005): Radreisenkatalog für das ganze Bundesgebiet. Herausgeber sind Rückenwind<br />

Reisen und der ADFC, Auflage im Jahr 2005: 130.000 Exemplare. Parallel gibt<br />

es hierzu eine Webadresse: www.radreisen-online.de. Radreisen erscheint jährlich. Inhalt:<br />

130 ausgewählte Radreisen in Deutschland, Europa und der Welt, insgesamt eine<br />

Radreise ins <strong>Saar</strong>land. Die Pauschale hat den Titel: Radurlaub im Dreiländereck, sie führt<br />

durch Deutschland, Frankreich und Luxemburg. Auf Wunsch kann die Route mittels GPS<br />

(Geo Position System, ermöglicht einen genaue Standortermittlung per Satellit und das<br />

Nachverfolgen bereits gespeicherter Routen) nachgefahren werden.<br />

<strong>Saar</strong>land mit grenzenlosem Charme – Radfahren und Wandern (2005): Vorstellung des<br />

<strong>Saar</strong>Radlandes, der Beschilderung, der schönsten Routen und des Themas Moutainbiking.<br />

Neben Pauschalangeboten werden alle Bett & Bike-Betriebe aufgeführt. Ein weite-<br />

110


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

res Thema ist: Service und Infos rund ums Rad. Erschienen im Jahr 2005, Herausgeber<br />

ist die TZS.<br />

<strong>Saar</strong>land mit grenzenlosem Charme – Die schönsten Routen im <strong>Saar</strong>Radland: Von der<br />

TZS in Zusammenarbeit mit Pietruska Verlag herausgegebene Übersichtskarte im Maßstab<br />

1:150.000, erschienen 2004.<br />

VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux (Flyer): Übersichtskarte mit Verlauf der Route sowie touristische<br />

Informationen. Herausgegeben vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des <strong>Saar</strong>landes<br />

zur ITB 2005 als Streuprodukt zweisprachig.<br />

Zusätzlich sind im Buchhandel folgende Produkte erhältlich:<br />

Bielefelder Verlag: Spiralo <strong>Saar</strong>land-Radweg.<br />

Esterbauer Verlag: <strong>Saar</strong>land-Radweg und <strong>Saar</strong>-Radweg als Bikeline-Radwanderführer.<br />

Best-Practice-Beispiel: Printprodukt<br />

Elberadweg<br />

Länderübergreifend,<br />

Übersichtliches, ansprechendes Design,<br />

Informativ: Unterkünfte, Bahnanreise,<br />

Kilometerangeben, weitere Infomöglichkeiten,<br />

Format für Fahrradtasche,<br />

kostenlos<br />

Schlussfolgerungen: Das <strong>Saar</strong>land als radtouristisches Urlaubsziel ist in überregionalen<br />

Printprodukten ausreichend präsent. In Planung befindet sich ein Radwanderführer für die<br />

VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux.<br />

3.3.2 Internetplattformen<br />

Das Internet wird zunehmend wichtiger für die Reisevorbereitung. Dies gilt auch für den<br />

Radtouristen. Die folgenden Internetportale wurden gründlich recherchiert, erheben auf<br />

Grund der Dynamik dieses Mediums allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für das<br />

ganze Bundesgebiet lassen sich derzeit sieben Portale ermitteln:<br />

www.adfc.de, Homepage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs,<br />

www.bettundbike.de, Homepage von Bett & Bike Deutschland,<br />

www.radreisen-online.de, Radreiseveranstalterportal,<br />

www.fahrradreisen.de, Radreisen-Datenbank: Veranstalter, Radwege etc.,<br />

www.radfahren.de, Homepage des Magazins: aktiv Radfahren,<br />

www.deutschland-tourismus.de, Homepage DZT: Deutschland per Rad entdecken mit<br />

Routenfinder,<br />

www.bikefreaks.de, Forum mit Reiseberichten und zum Austausch von radbezogenen<br />

Informationen.<br />

111


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Für das <strong>Saar</strong>land lassen sich die folgenden Onlineportale aufführen:<br />

www.tz-s.de/Radfahren, Internetportal der Tourismuszentrale <strong>Saar</strong>land GmbH: Radpauschalen,<br />

Hinweise auf Radroutennetz, Bett & Bike, Events u. v. m.,<br />

www.saarradland.de<br />

www.adfc.saar-online.de, Internetseite des ADFC Landesverband <strong>Saar</strong>land e.V., Beschreibung<br />

aller Radwege, Bett & Bike, Fahrradvermietung, weiterführende Informationen,<br />

www.lkvk.saarland.de, Homepage des Landesamtes für Kartaster-, Vermessungs- und<br />

Kartenwesen <strong>Saar</strong>land: Karten+ digitale Karten,<br />

www.saarlorlux.saarland.de, Informationen zum grenzüberschreitenden <strong>Saar</strong>LorLux-<br />

Radweg-Projekt.<br />

3.3.3 Radtouristisches Kartenmaterial<br />

Die wichtigsten Kategorien sind Radtouren-, Radwander- und topographische Karten. Oft<br />

gibt es kombinierte Wander- und Radwanderkarten. Radtourenkarten in den Maßstäben<br />

1:150.000 und kleiner richten sich an Radtouristen, die größere Distanzen zurücklegen,<br />

während die Radwanderkarten in größeren Maßstäben für kürzere Touren gedacht sind.<br />

Eine Übersicht des Kartenmaterials für das <strong>Saar</strong>land gibt folgende Tabelle. Die Auflagenhöhe<br />

einzelner Kartenwerke konnte trotz Recherche nicht ermittelt werden (betriebsinterne<br />

Daten). Auf Grundlage der Radreiseanalysen des ADFC wird die jährliche Absatzmenge der<br />

Radtourenkarte des ADFC mit ca. 200.000 Exemplaren pro Jahr angegeben 54 . Folgende rund<br />

530 radtouristischen Kartenangebote lassen sich ermitteln, davon 12 für das <strong>Saar</strong>land:<br />

BVA Bielefelder Verlag GmbH & Co. KG: insgesamt 171 radtouristische Produkte Deutschland<br />

27 ADFC-Radtourenkarten, davon 1 <strong>Saar</strong>land,<br />

43 ADFC-Regionalkarten, davon 2 <strong>Saar</strong>land,<br />

34 Kreiswanderkarten, davon keine über das <strong>Saar</strong>land,<br />

8 Radwanderführer: die schönsten Radfernwege, davon keiner im <strong>Saar</strong>land<br />

23 Radwanderführer: Die schönsten Radtouren, davon keiner im <strong>Saar</strong>land<br />

36 Spiralos, davon 1 <strong>Saar</strong>land.<br />

Verlag Esterbauer GmbH (Auswahl): insgesamt rund 80 radtouristische Produkte für<br />

Deutschland<br />

72 Radtourenbücher, davon 2 <strong>Saar</strong>land (In Produktion: Radreiseführer bikeline zur VeloRoute<br />

<strong>Saar</strong>LorLux (Erscheinungstermin Spätsommer 2005), 120 Seiten),<br />

Bett & Bike-Verzeichnis <strong>Saar</strong>land,<br />

VeloRoute<strong>Saar</strong>LorLux ab Sommer 2005.<br />

54<br />

Vgl. ADFC Radreiseanalysen 2000-2005. o. S.<br />

112


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Kompass Verlag: insgesamt rund 190 wander- und radspezifische Produkte Deutschland,<br />

124 Wander- und Radtourenkarten Deutschland, davon 1 <strong>Saar</strong>land,<br />

37 Radwanderführer, davon keiner zum <strong>Saar</strong>land,<br />

28 GPS-Routenplaner - Outdoorkarten, davon keine über das <strong>Saar</strong>land.<br />

Pietruska Verlag: insgesamt rund 35 radtouristische Karten<br />

16 Radwander- und Ferienkarten, davon 2 <strong>Saar</strong>land,<br />

11 Wander- und Erlebniskarten, davon 2 <strong>Saar</strong>land,<br />

10 weitere radtouristische Produkte, davon keines im <strong>Saar</strong>land.<br />

Schlussfolgerung: Die Zahl der Radreiseführer und Fahrradkarten für das <strong>Saar</strong>land ist innerhalb<br />

des Gesamtangebotes der Verlage ausreichend.<br />

3.3.4 Radmessen<br />

Deutschlandweit gibt es 13 touristische Messen, auf denen der Radtourismus eine mehr<br />

oder weniger große Rolle spielt. Neben den großen touristischen Messen wie ITB Berlin<br />

oder CMT in Stuttgart (Präsenz des <strong>Saar</strong>landes) gibt es einige Messen, wie z. B. die ADFC-<br />

Radreisemesse Bonn und Hamburg, die sich ausschließlich dem Radtourismus widmen.<br />

Ebenso präsentiert sich das <strong>Saar</strong>land seit 2004 auf der Radmesse in Amsterdam.<br />

3.3.5 Reisevorbereitung: Buchung<br />

Innerhalb der Reisevorbereitung können Buchungen von Zimmern über regionale Tourismusorganisationen<br />

oder das Internet vorgenommen werden. Eine weitere Möglichkeit ist<br />

die Buchung eines Angebotspaketes bei einem Radreiseveranstalter oder einem lokalen<br />

Anbieter. Zumindest Unterkunft und Verpflegung enthalten diese Pakete immer. Weitere<br />

Leistungen sind: Mietrad, Pannenservice, Fahrradtasche, An- und Abreise, Gepäcktransport,<br />

Routenbeschreibung, Kartenmaterial, Reisebegleitung, Führungen, Eintritte. Angebote von<br />

Radreiseveranstaltern umfassen in der Regel eine Dauer von einer Woche, durch Kombination<br />

mehrer Angebote kann die Reise verlängert werden.<br />

Die Auswertung des Angebotes von 21 überregionalen Radreiseveranstaltern mit einem<br />

Gesamtangebot von 873 Radpauschalen ergab, dass Mecklenburg-Vorpommern mit 113<br />

Pauschalen Spitzenreiter ist, gefolgt von Bayern mit 62 Angeboten. Die mit 535 Radpauschalen<br />

größte Zahl an Radpauschalen entfällt auf das europäische Ausland. Mit drei Radpauschalen<br />

der Reiseveranstalter SoliTouren und Eurocycle liegt das <strong>Saar</strong>land zusammen<br />

mit Thüringen auf dem letzten Platz im Bundesländervergleich.<br />

Außerhalb dieses Vergleichs ist auch der Radreiseveranstalter Wikinger Reisen im <strong>Saar</strong>land<br />

aktiv. Zusätzlich bietet der Radreiseveranstalter Wikinger Reisen Katalog Radurlaub 2005<br />

eine Wochenpauschale „Genießertour an der <strong>Saar</strong>“ sowie eine Pauschale Rad und Schiff an<br />

Mosel und <strong>Saar</strong> an.<br />

113


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 35: Radtouristische Produkte regionaler Veranstalter 2005<br />

Dauer und Art der Pauschalreise<br />

Kurzreisen<br />

Eine Woche<br />

Radfahren, Schlemmen und Erleben<br />

Schlemmerradeln im <strong>Saar</strong>land (online buchbar)<br />

Radsportwochenende am Bostalsee<br />

Drei-Flüsse-Tour: Rhein-Mosel-<strong>Saar</strong> (online<br />

buchbar)<br />

Radwochenende im ROEMER<br />

Radwandern am Bostalsee<br />

Radwandern in Losheim am See<br />

In 7 Tagen einmal rund ums <strong>Saar</strong>land<br />

Rad- und Wanderwochenende in der <strong>Saar</strong>pfalz<br />

(GPS)<br />

Radwandern im Weinland-Grenzland <strong>Saar</strong>land<br />

Radeln an der <strong>Saar</strong> - Bett & Bike Hotel<br />

Mühlental (online buchbar)<br />

Ein Hotel zum Wohlfühlen<br />

Radeltage im <strong>Saar</strong>ländischen Schwarzwälder<br />

Hochland<br />

Dreiländer-Radtour- Grenzenlos Radfahren<br />

und Wandern<br />

Radeln im und um den Rosenkreis Neunkirchen<br />

Radler- und Wandertreff<br />

<strong>Saar</strong>brücker Versuchung<br />

„Quo Vadis“ - Römisches Wochenende<br />

Quelle: TZS: „Rad fahren und Wandern im <strong>Saar</strong>land 2005“<br />

Über die Publikation <strong>Saar</strong>land mit grenzenlosem Charme – Radfahren und Wandern vermarktete<br />

das <strong>Saar</strong>land im Jahr 2004 insgesamt 12 Radpauschalen regionaler Anbieter, im<br />

Jahr 2005 sind es schon 18 Angebote. Lediglich fünf dieser Angebote beziehen sich auf die<br />

Dauer von einer Woche und nur drei der Angebote sind auch über das Internet buchbar. Eigene<br />

Pauschalen sind im Vergleich zu Angeboten von Radreiseveranstaltern preiswerter;<br />

ein Nachteil jedoch ist, dass die Region dann nicht in den Katalogen überregionaler Radreiseveranstalter<br />

vertreten ist und Radreisende, die sich noch nicht auf eine Zielregion festgelegt<br />

haben, auf die Angebote des <strong>Saar</strong>landes nicht aufmerksam gemacht werden.<br />

Schlussfolgerung: Im Angebot überregionaler Radreiseveranstalter nimmt das <strong>Saar</strong>land<br />

derzeit eine nachgeordnete Position ein. Allerdings sind dabei die geringe Landesgröße<br />

und damit im Vergleich zu den großen Flächenländern die deutlich eingeschränkten Möglichkeiten<br />

des <strong>Saar</strong>landes zu berücksichtigen! Die Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land hat jedoch<br />

in den letzten Jahren attraktive Pauschalangebote konzipiert. Ziel in der Weiterentwicklung<br />

des Radtourismus muss es sein, Radreiseveranstalter von den Angeboten des <strong>Saar</strong>landes<br />

zu überzeugen.<br />

114


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.3.6 An- und Abreise<br />

Radtouristen zeigen ein deutlich anderes Verhalten als die übrigen Touristen, wenn es um<br />

die Wahl des Anreiseverkehrsmittels geht: Der PKW wird deutlich weniger genutzt, die Bahn<br />

und das eigene Fahrrad dagegen weit häufiger. Die Unterschiede in der Nutzungsintensität<br />

resultieren aus zwei Aspekten: Radausflügler nutzen besonders häufig das Fahrrad zur Anreise.<br />

Die Bahn wird besonders bei einer guten Anbindung an die Radrouten und gute Fahrradmitnahmemöglichkeiten<br />

gewählt. Busse transportieren nur in wenigen Ausnahmen Fahrräder,<br />

so dass die Nutzung dieses Verkehrsmittels gering ausfällt. Im Flugzeug ist die Fahrradmitnahme<br />

zwar in der Regel möglich, das Fahrrad muss hierzu jedoch speziell verpackt<br />

werden, zudem werden Transportgebühren erhoben, die die Anreise mit diesem Verkehrsmittel<br />

erst bei weiteren Distanzen lohnenswert machen. Zudem kann es bei unvorsichtiger<br />

Verladung der Fahrräder auf dem Flugplatz leicht zu Schäden am Fahrrad kommen.<br />

Tab. 36:<br />

Verkehrsmittelwahl Inland<br />

Radtourist 55 Tourist 56<br />

PKW 18-45 % 75 %<br />

Bahn 11-59 % 13 %<br />

Bus 1-6 % 11 %<br />

Flugzeug 0 % 1 %<br />

Fahrrad 5-59 % 0 %<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Bei der überregionalen Anreise spielt die Bahn eine wichtige Rolle. Die Mitnahme von Fahrrädern<br />

in der Bahn ist in allen Zugarten außer dem ICE prinzipiell möglich. „Durch die Umwandlung<br />

von InterCity zu ICE-Verbindungen wird die Fahrradmitnahme erschwert. Viele<br />

Destinationen sind bereits jetzt für Fahrradtouristen nicht mehr erreichbar.“ 57<br />

Tab. 37: Fahrradmitnahme im DB-Fernverkehr<br />

Jahr<br />

Transportierte Fahrräder<br />

2002 312.000<br />

2003 270.000<br />

2004 die Zahl der transportierten Fahrräder wird nicht veröffentlicht<br />

Quelle: ADFC Radreiseanalyse 2005<br />

Tab. 38: Fahrradmitnahme in Nachtzügen<br />

Jahr DB Nachtzug City Night Line<br />

2001 k. A. 4.333<br />

2002 11.884 7.763<br />

2003 13.367 10.968<br />

2004 16.405 18.241<br />

Quelle: ADFC Radreiseanalyse 2005<br />

55<br />

Vgl. diverse Diplomarbeiten.<br />

56<br />

Vgl. F.U.R. 2004.<br />

57<br />

ADFC Radreiseanalyse 2005.<br />

115


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Da die Fahrradmitnahme in ICE-Zügen nicht möglich ist, benötigen Radreisende mit der<br />

Bahn nach <strong>Saar</strong>brücken von Berlin ca. 8,5 Std., von Hamburg 8 Std., von München 5,5 Std.<br />

und von Leipzig sogar 10 Std.<br />

Fahrradmitnahme im Nahverkehr <strong>Saar</strong>land<br />

Die Fahrradmitnahme innerhalb des DB-Nahverkehrsnetzes im <strong>Saar</strong>land ist ab 9.00 Uhr kostenlos<br />

möglich. Aus diesem Grund liegen keine Zahlen der transportierten Fahrräder vor. In<br />

allen Bussen des <strong>Saar</strong>landes ist die Mitnahme von 2-3 Fahrrädern zum Preis eines Kinderfahrscheins<br />

möglich. Aus diesem Grund können seitens der Verkehrsbetriebe keine Angaben<br />

zur Nutzung dieses Transportangebotes gemacht werden.<br />

Grosses „Plus“: Bus und Rad <strong>Saar</strong>land<br />

Alle Busse im <strong>Saar</strong>land nehmen bis zu 3 Fahrräder<br />

mit. Hierdurch wird eine große Mobilität<br />

bei Pannen erreicht. Die Anreise ist zu vielen<br />

Start- und Endpunkten möglich. Der Bus kann<br />

als Alternative zu Überwindung von Abschnitten<br />

mit Steigungen genutzt werden.<br />

Schlussfolgerung: Die Anreisemöglichkeiten im <strong>Saar</strong>land in der Bahn mit Fahrradmitnahme<br />

sind gegeben, die Reisezeit ist jedoch sehr lang. Alternative Anreisemöglichkeiten mit Bus<br />

und Rad sind nicht gegeben.<br />

3.3.7 Aufenthalt<br />

3.3.7.1 Das radtouristische Routennetz<br />

Das Radroutennetz besteht aus Radfernwegen und Radwanderwegen. Unter Radfernwegen<br />

werden Radwege mit sehr gutem Ausbauzustand, eindeutiger Beschilderung und überregionalem<br />

Charakter verstanden, die sich für einen Radurlaub von mindestens einer Woche<br />

eignen. Radwanderwege sind meist deutlich schlechter ausgebaut, regional auf einen Landkreis<br />

beschränkt und haben eine größere Bedeutung für Tagesausflügler und Sternfahrer.<br />

Das Radroutennetz im <strong>Saar</strong>land umfasst insgesamt 750 km. Davon sind ca. 600 km überregional<br />

vermarktete Radwege, ca. 450 km regionale Radrouten und Anbindungsradwege.<br />

100 km des gesamten Radwegenetzes verlaufen auf Straßen.<br />

116


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Karte 7:<br />

Radroutennetz: <strong>Saar</strong>Radland<br />

Quelle:<br />

TZS<br />

Überregional vermarktete Radrouten im <strong>Saar</strong>land<br />

<strong>Saar</strong>-Radweg, 80 km,<br />

<strong>Saar</strong>land-Radweg, 362 km,<br />

<strong>Saar</strong>-Nahe-Höhen-Radweg, 69,5 km,<br />

MTB-Region St. Wendeler Land, 8 Rundkurse mit 270 km.<br />

Radwanderwege<br />

Anforderungen: leicht - mittel<br />

Köllertal-Radweg (21 km, verläuft auf einer ehem. Bahntrasse),<br />

<strong>Saar</strong>-Bostal-Radweg (60 km),<br />

Niedtalradweg (23 km),<br />

Europäischer Mühlenradweg (45 km),<br />

Sieben-Weiher-Tour (29 km),<br />

Skulpturen-Tour (37 km).<br />

Anforderungen: mittel - anspruchsvoll<br />

<strong>Saar</strong>-Oster Höhenradweg (64 km),<br />

<strong>Saar</strong>-Hunsrück-Radweg ( 110,5 km).<br />

117


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Die Anbindungsradwege in Nachbarregionen bleiben ohne Angaben der Anforderungen:<br />

Moselradweg, Nahe-Radweg, Glan-Blies-Radweg. In Planung und Umsetzung befindet sich<br />

die länderübergreifende VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux (Frankreich, Luxemburg, Rheinland-Pfalz,<br />

<strong>Saar</strong>land).<br />

Wegweisung<br />

Das <strong>Saar</strong>land verfügt über eine hervorragende, landesweit<br />

einheitliche Radwegweisung, die in die touristische Wegweisung<br />

integriert ist. Auf Fahnenwegweisern werden<br />

sowohl das Nahziel als auch das Fernziel genannt. Ergänzt<br />

wird die Wegweisung durch Infotafeln mit Karten und<br />

Erläuterungen in den Sprachen deutsch, englisch und<br />

französisch. Mit Einschubtäfelchen an den Infotafeln können Hotel- und Gaststättenbetriebe<br />

für sich werben.<br />

Schlussfolgerung: Das <strong>Saar</strong>land verfügt mit 750 km über ein ausreichend dichtes Netz an<br />

Radwegen. Eine landesweit einheitliche Radwegweisung ermöglicht dem Radtouristen eine<br />

sehr gute Orientierung.<br />

3.3.7.2 Übernachtungsangebot<br />

Radtouristen wählen alle zur Verfügung stehenden Quartierformen vom Campingplatz bis<br />

zum Hotel. Ferienwohnungen und Ferienhäuser kommen für Tourenradler nicht in Frage,<br />

jedoch für Radfahrer, die von einem Quartier aus die Umgebung per Rad erkunden (z. B.<br />

Sternradler). Der ADFC hat 1995 Kriterien für fahrradfreundliche Unterkünfte, Campingplätze<br />

und Gaststätten erarbeitet. Betriebe, die sieben Mindestkriterien erfüllen, erhalten das<br />

Zertifikat Bett & Bike, das Radtouristen die Fahrradfreundlichkeit signalisiert. Darüber hinaus<br />

müssen mindestens zwei von zehn weiteren Serviceleistungen für Radler angeboten<br />

werden. Die Zahl der in Deutschland zertifizierten Bett & Bike-Betriebe ist von 216 im Jahr<br />

1995 auf mittlerweile über 4.000 gestiegen.<br />

Mindestkriterien für fahrradfreundliche Unterkünfte nach ADFC Bett & Bike:<br />

Aufnahme von radfahrenden Gästen auch für nur eine Nacht;<br />

abschließbarer Raum zur unentgeltlichen Aufbewahrung der Fahrräder über Nacht<br />

(möglichst ebenerdig, z. B. Garage);<br />

Trockenmöglichkeit für Kleidung und Ausrüstung (z. B. Trockenraum, Heizungskeller,<br />

Boden, Trockner etc.);<br />

Angebot eines reichhaltigen (vitamin- und kohlehydratreichen) Frühstücks oder einer<br />

Kochgelegenheit;<br />

Aushang, Verleih oder Verkauf von regionalen Radwanderkarten und Radwanderführern,<br />

Bahn- und Busfahrplänen sowie Schiffs- und Fährangeboten;<br />

Bereitstellung eines Fahrrad-Reparatursets mit den wichtigsten Werkzeugen für einfache<br />

Reparatur- und Wartungsarbeiten;<br />

118


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

Information über Lage, Öffnungszeiten und Telefonnummern der nächsten Fahrradreparaturwerkstätten<br />

für größere Reparaturen.<br />

Zusätzliche Dienstleistungen<br />

Beratung bei der Anmeldung hinsichtlich einer<br />

umweltfreundlichen An- und Abreise mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln (insbesondere zur Fahrradmitnahme);<br />

Hol- und Bringdienst für radelnde Gäste;<br />

Hauseigenes Mietangebot von qualitativ guten Fahrrädern<br />

oder Verweis auf einen örtlichen Fahrradvermieter (Adresse,<br />

Telefonnummer);<br />

Angebot von ausgearbeiteten Tagesradtouren;<br />

Gepäcktransfer von der letzten und/oder zur nächsten Unterkunft;<br />

Reservierungsservice für die nächste Übernachtung in fahrradfreundlichen Betrieben;<br />

Bereitstellung wichtiger Ersatzteile ggf. in Absprache mit der nächsten Werkstatt;<br />

Liste weiterer fahrradfreundlicher Betriebe in der Region;<br />

Lunchpaket zum Mitnehmen;<br />

Gästebuch für Radwanderer.<br />

Alle Bett & Bike-Betriebe sind über eine Datenbank unter www.bettundbike.de abrufbar und<br />

werden in einem deutschlandweiten Verzeichnis abgedruckt. Für die meisten Regionen<br />

Deutschlands werden Regionalverzeichnisse erstellt. Die Bett & Bike-Betriebe des <strong>Saar</strong>landes<br />

sind bereits in einem Regionalverzeichnis mit Rheinland-Pfalz und Hessen zusammengefasst.<br />

Die Betreuung erfolgt durch den ADFC Hessen. Im <strong>Saar</strong>land bieten 49 58 Bett & Bike-<br />

Betriebe insgesamt 1.089 Zimmer mit 2.694 Betten an. Die Jugendherbergen des <strong>Saar</strong>landes<br />

fallen in einigen Orten nicht unerheblich ins Gewicht, daher werden sie in den beiden<br />

kartographischen Darstellungen der Bett & Bike-Betriebe im <strong>Saar</strong>land gesondert dargestellt.<br />

58<br />

Daten Stand Jan. 2005. Die Zahl der Bett & Bike-Betriebe steigt beständig. Im März 2005 konnten<br />

im <strong>Saar</strong>land bereits 50 Betriebe verzeichnet werden.<br />

119


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 39: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland<br />

Bundesland Anzahl der Betriebe Gesamtzahl Zimmer Gesamtzahl Betten 59<br />

Bayern 783 15.148 29.052<br />

Baden-Württemberg 643 10.931 20.058<br />

Niedersachsen 605 8.521 22.614<br />

Rheinland-Pfalz 461 6.097 16.684<br />

Nordrhein-Westfalen 379 8.474 16.390<br />

Hessen 371 6.608 11.835<br />

Schleswig-Holstein 179 1.919 4.059<br />

Brandenburg 126 2.729 5.273<br />

Mecklenburg-Vorpommern 114 2.958 6.480<br />

Sachsen-Anhalt 96 2.195 5.793<br />

Sachsen 77 2.965 5.034<br />

<strong>Saar</strong>land 49 1.089 2.694<br />

Thüringen 48 998 1.981<br />

Berlin 9 276 734<br />

Bremen 9 425 916<br />

Hamburg 4 173 90<br />

Quelle: Bett & Bike Deutschland, Daten Stand Jan. 2005<br />

Abb. 55: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Sachsen 77 Thüringen 48<br />

96 Berlin, Bremen,<br />

Brandenburg 126<br />

Hamburg 22<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern 114<br />

Bayern 783<br />

Schleswig-<br />

Holstein 179<br />

Hessen 371<br />

<strong>Saar</strong>land 49<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen 379<br />

Baden-<br />

Niedersachsen<br />

Würtemberg 643<br />

605 Rh ein lan d -P falz<br />

461<br />

Quelle: Bett & Bike Deutschland, Jan. 2005.<br />

59<br />

Die Zahl der Betten beinhaltet Mehrbettzimmer in Jugendherbergen.<br />

120


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Karte 8:<br />

Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben am Radroutennetz <strong>Saar</strong>land<br />

Betten in<br />

Bett & Bike Betrieben<br />

(ohne JH)<br />

Jugendherbergen<br />

417<br />

100<br />

20<br />

1 mm² entspricht ca. 0,6 Betten<br />

Perl<br />

We iskirche n<br />

Losheim am Se e<br />

Mettlach<br />

Merzig-Wadern<br />

Merzig<br />

Wade rn<br />

Tholey<br />

Nohfe lden<br />

Fre ise n<br />

Oberthal<br />

Sankt Wendel<br />

St. Wendel<br />

Radwege<br />

<strong>Saar</strong>land-Radweg<br />

<strong>Saar</strong>-Radweg<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

Nalbach<br />

Dillingen/ <strong>Saar</strong><br />

Schwalbach<br />

Ottweiler<br />

Neunkirchen<br />

Bexbach<br />

Neunkirchen<br />

<strong>Saar</strong>-Bostalsee-Radweg<br />

<strong>Saar</strong>-Oster-Höhen-Radweg<br />

<strong>Saar</strong>-Nahe Höhen-Radweg<br />

Köllertal-Radweg<br />

Landessgrenze<br />

Kreissgrenze<br />

15 km<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

Großrosseln<br />

Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />

Kartographie: dwif 2004<br />

Datengrundlage: ADFC LV Hessen, Tourismuszentrale <strong>Saar</strong>land GmbH<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

St. Ingbert<br />

<strong>Saar</strong>-Pfalz-Kreis<br />

Kleinblittersdorf<br />

Homburg<br />

Kartengrundlage:<br />

GFK Macon AG<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Karte 9:<br />

Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben an Mosel- und Nahetal-Radweg und an<br />

den <strong>Saar</strong>land-Radfernwegen<br />

Betten in<br />

Bett & Bike Betrieben<br />

(ohne JH)<br />

Jugendherbergen<br />

961<br />

500<br />

100<br />

Belgien<br />

Cochem<br />

Kobern-Gondorf<br />

Treis-Karden<br />

Hessen<br />

1 mm² entspricht ca. 2,2 Betten<br />

Radwege<br />

Trier<br />

Tra ben- Tra rba ch<br />

Bernkastel-Kues<br />

Bad Kreuznach<br />

Mosel-Radweg<br />

Nahetal-Radweg<br />

VeloTour <strong>Saar</strong>LorLux<br />

<strong>Saar</strong>land-Radweg<br />

<strong>Saar</strong>-Radweg<br />

Luxemburg<br />

Mettlach<br />

Mertesdorf<br />

Konz<br />

Weiskirchen<br />

<strong>Saar</strong>burg<br />

Nohfelden<br />

Idar-Oberstein<br />

Bad Münster am Stein-Ebernburg<br />

Rheinland-Pfalz<br />

<strong>Saar</strong>-Bostalsee-Radweg<br />

<strong>Saar</strong>-Oster-Höhen-Radweg<br />

Tholey<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

<strong>Saar</strong>louis<br />

St. Wendel<br />

Bexbach<br />

30 km<br />

<strong>Saar</strong>-Nahe Höhen-Radweg<br />

Frankreich<br />

<strong>Saar</strong>brücken<br />

Köllertal-Radweg<br />

Kartengrundlage:<br />

GFK Macon AG<br />

Kreisgrenze<br />

Landesgrenze<br />

Kartographie: dwif 2004<br />

Datengrundlage: Bett & Bike<br />

Rheinland-Pfalz, <strong>Saar</strong>land, Hessen,<br />

Tourismuszentrale <strong>Saar</strong>land GmbH,<br />

Quelle: dwif 2005<br />

121


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Schlussfolgerung: Im Vergleich zu etablierten touristischen Radfernwegen, wie dem Moselradweg,<br />

besteht im <strong>Saar</strong>land in Teilregionen durchaus noch Aufholbedarf im Angebot an<br />

zertifizierten Bett & Bike-Betrieben. Auffällig ist der große Anteil an fahrradfreundlichen<br />

Betten in Jugendherbergen. Bei der Weiterentwicklung des Radtourismus muss ein Augenmerk<br />

auf ein Angebot in allen Beherbergungsformen gelegt werden.<br />

Best-Practice-Beispiel: Bett & Bike Hotel<br />

Hotel Haus Schons<br />

18 Betten, Hotel Garni, Restaurant<br />

unmittelbar am <strong>Saar</strong>-Radweg<br />

Radfahreranteil in der Saison 85 %<br />

seit über 10 Jahren auf Rad fahrende<br />

Gäste eingerichtet<br />

seit 2001 Bett & Bike<br />

6 Mitarbeiter, Zuwachs in den letzten 3<br />

Jahren um 2 Mitarbeiter<br />

Fahrradgäste sind 35-80 Jahren alt<br />

Guter Service:<br />

großer Fahrradkeller<br />

Fahrradverleih<br />

Gepäcktransport<br />

Hol- und Bringdienst<br />

Karten- und Infomaterial<br />

Erfolgsfaktor Marketing:<br />

Anzeigen in allen relevanten Medien<br />

über die Tourismusinformation auf<br />

Messen vertreten<br />

Geplant: Hinweise auf Infotafeln entlang<br />

des <strong>Saar</strong>-Radweges<br />

ansprechende Internetseite mit zielgruppenspezifischen Informationen für Radfahrer<br />

Zusammenarbeit mit lokalen Radreiseveranstaltern: <strong>Saar</strong>schleife Touristik, Obermosel<br />

Touristik und Mosel Touristik.<br />

Die Inhaberin, Frau Hießerich-Peter, sagt: „Ich habe gern Radfahrer, es sind problemlose<br />

Gäste, sie brauchen nur ein gutes Frühstück und einen Fahrradkeller, dann sind sie zufrieden.<br />

Man kann mit Radfahrern gut Geld verdienen.“<br />

122


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

3.4 Trends im Radtourismus<br />

Schlüsselerkenntnis: Der Radtourismus ist eine Urlaubsform, die in den letzten Jahren<br />

enorme Zuwächse zu verzeichnen hatte. Dafür sprechen vor allem die Zahl der buchbaren<br />

Angebote und Serviceleistungen rund um das Rad sowie die Erkenntnisse aus der ADFC-<br />

Radreiseanalyse. Vor allem bei der Zielgebietsauswahl sind bestimmte Trends festzustellen.<br />

Darüber hinaus wird der Radtourismus von technischen Neuerungen der Fahrradbranche<br />

geprägt. Neue Radtypen führen zu speziellen Formen der Nutzung in der Freizeit und im<br />

Urlaub. Die Ansprüche der Radtouristen wachsen und stellen höhere Anforderungen an die<br />

Anbieter. Die Organisation der Radreisen erfolgt vorwiegend individuell und hieraus ergeben<br />

sich weitere Entwicklungen vor allem in der Reisevorbereitung und -durchführung.<br />

Im Folgenden werden Trends der Zweiradbranche ebenso aufgezeigt wie solche in der Radreisebranche<br />

sowie im Pauschalbereich. Auf Grundlage von Expertengesprächen, Befragungen<br />

von Reiseveranstaltern, dem ADFC sowie aus Internet- und Literaturanalysen lassen<br />

sich folgende, für den Fahrradtourismus im <strong>Saar</strong>land relevante Trends und Entwicklungen<br />

identifizieren:<br />

Organisierte Reisen verkaufen sich zunehmend besser und werden gerne von älteren<br />

Personen in Anspruch genommen.<br />

Im Veranstalterbereich werden insbesondere Individualreisen und weniger die Gruppenreisen<br />

nachgefragt.<br />

Rundreisen mit Gepäcktransfer werden immer beliebter.<br />

Die Gäste wollen Komfort: Nach der aktiven Betätigung am Tage stellen sie hohe Ansprüche<br />

an Quartier und Gastronomie.<br />

Die Kunden werden preisbewusster.<br />

Der Trend geht zu mehreren und dafür kürzeren Reisen.<br />

Immer mehr Anbieter drängen auf den Markt, allerdings gibt es große Unterschiede in<br />

der Qualität.<br />

Hohe Qualitätsstandards werden immer wichtiger.<br />

Services wie Gepäcktransfer etc. werden immer mehr in Anspruch genommen.<br />

Das allgemeine Interesse, Land und Natur kennen zu lernen, wird spezifischer, z. B. werden<br />

verstärkt Angebote zur Pflanzen- und Tierwelt nachgefragt.<br />

Kombinierte Angebote liegen im Trend, das zeigt die zunehmende Bedeutung von Angeboten<br />

im Bereich „Rad & Schiff“ und „Paddel & Pedale“.<br />

Exkurs Radtourismus + Wellness<br />

Der Tourismus des <strong>Saar</strong>landes ist geprägt durch Gesundheitsaufenthalte (Kuren, Urlaube)<br />

mit einer langen Verweildauer. An dieser Stelle soll auf die Möglichkeit hingewiesen werden,<br />

Gesundheitsurlaub und Radtourismus miteinander zu verbinden.<br />

Der Fahrrad- oder Handergometer wird in der Sporttherapie bei folgenden Krankheitsbildern<br />

angewendet:<br />

nach einem Herzinfarkt,<br />

bei koronaren Herzkrankheiten (Herzgefäßverengung),<br />

123


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

bei Hypertonie (Bluthochdruck),<br />

bei Durchblutungsstörungen,<br />

bei Herzmuskelschwäche.<br />

Das Fahrrad kann im Rahmen des isotonen Trainings (Ausdauertraining) neben Schwimmen,<br />

Laufen und Gehen eingesetzt werden. Ausdauertraining mit dem Fahrrad kann sowohl<br />

auf Fahrradergometern als auch auf normalen Fahrrädern in der Natur durchgeführt werden,<br />

wenn die Konstitution des Patienten/Gesundheitstouristen es zulässt. Therapeutische<br />

und vorbeugende Wirkungen des Radfahrens sind:<br />

Regelmäßige Bewegung wirkt Übergewicht entgegen.<br />

Herz und Kreislauf werden durch die körperliche Betätigung trainiert.<br />

Gelenke werden biomechanisch günstig belastet, da das Körpergewicht vom Sattel getragen<br />

wird.<br />

Vorbeugung einer Arthrose, denn die schonenden Drehbewegungen haben einen positiven<br />

Einfluss auf den Knorpelstoffwechsel, wodurch auch die Weiterentwicklung von<br />

Gelenkverschleiß gebremst werden kann<br />

Mobilität aus eigener Kraft nimmt zu. Dies gilt auch für Menschen mit Handicaps.<br />

Bewegung im Freien und Mobilitätsgewinn bewirken Spaß, Freude und oft mehr Lebensqualität.<br />

Quelle: Klinik Report 1/2002.<br />

Deutlich wird, dass das Fahrrad bei fast allen Zivilisationskrankheiten zur Vorbeugung oder<br />

Minderung der Beschwerden eingesetzt wird („Auf zwei Rädern bleibt man jung“). Radfahren<br />

kann von Kureinrichtungen sowohl als therapeutisches als auch als gesundheitsförderndes<br />

Freizeitelement angeboten werden. Gesundheitstouristen können in Halbtagesund<br />

Tagesausflügen unter Anleitung Spaß am Rad fahren gewinnen und diese Bewegungsform<br />

später im Alltag zur Stabilisierung der Gesundheit fortführen. Elemente des ganzheitlichen<br />

Wellnessurlaubs sind: Selbstverantwortung, körperliche Fitness, gesunde Ernährung,<br />

Entspannung, geistige Aktivität sowie Umweltsensibilität. „Körperliche Aktivitäten im Freien,<br />

wie z. B. Spaziergänge, Walking, Jogging, Wandern oder Radfahren, sind für die meisten<br />

Wellnessurlauber ein willkommener Ausgleich zu den eher passiven, überwiegend ,indoor'<br />

durchgeführten Gesundheits- und Schönheitsanwendungen 60 “. Ebenso wie bei Gesundheitstouristen<br />

kann auch das Angebot für Wellnesstouristen sinnvoll durch Radausflüge<br />

ergänzt werden.<br />

Best-Pracice-Beispiel: Radwandern und Wellness<br />

Wellness-Radroute Teutoburger Wald<br />

Auf 500 km, 30 „Gesundheitsorte“, auf der Route<br />

möglich: Thermal-, Kneipp-, Heil- und Kuranwendungen.<br />

Quelle: Bild: www.wellnessradroute.de<br />

60<br />

Kaufmann: Wellness-Tourismus. Bern 1999.<br />

124


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Wie in anderen europäischen Ländern üblich, soll es auch in Deutschland ein nationales<br />

Netz von Radrouten geben. Für das sog. „D-Netz“, das bundesweite Radfernwegenetz, wurden<br />

12 überregionale Routen ausgewählt, die eine Länge von insgesamt 10.200 km haben.<br />

Die Routen sollen zu 95% auf vorhandenen und ausgewiesenen Radfernwegen 61 verlaufen.<br />

Die ersten Abschnitte dieses bundesweiten Routennetzes sind im Jahr 2003 in Hessen und<br />

Nordrhein-Westfalen ausgeschildert worden. Zur Umsetzung des D-Netzes wurde der Oder-<br />

Neiße-Radweg ausgewählt und im Rahmen eines Modellprojekts gezielt weiterentwickelt.<br />

Erkenntnisse und Ergebnisse dieses Modellprojektes sollen auf die anderen D-Routen übertragen<br />

werden. Sieben der 12 D-Routen werden in das Euro-Velonetz (Europäisches Radfernwegenetz)<br />

integriert 62 . Ziel ist ein qualitativ hochwertiges nationales Radwegenetz.<br />

Karte 10: Radfernwegenetz Deutschland<br />

Quelle: DZT, ADFC: Deutschland per Rad entdecken, 2005<br />

61<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, 2002, S. 41f.<br />

62<br />

Vgl. Deutscher Bundestag, 2003, S. 3.<br />

125


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Auch die Technikentwicklung wird für den Radtourismus in Zukunft von großer Bedeutung<br />

sein:<br />

Die Angebote zur Reisevorbereitung werden immer mehr digitalisiert.<br />

Der individuellen Reiseplanung mit Hilfe digitaler Planung kommt in Zukunft immer<br />

mehr Bedeutung zu. Mit Hilfe von Routenplanern lässt sich die Tour auf die persönlichen<br />

Bedürfnisse wie Strecke, Länge, km pro Tag, Übernachtungsbetriebe etc. abstimmen.<br />

Seit 2003 gibt es in Nordrhein-Westfalen einen digitalen landesweiten Radroutenplaner<br />

(unter www.radroutenplaner.nrw.de), der im Auftrag des Ministeriums für<br />

Verkehr, Energie und Landesplanung umgesetzt wurde.<br />

Digitale Karten und Software werden immer bedeutender.<br />

Auch das Thema GPS wird für den Radtourismus wichtig werden. GPS bedeutet Global<br />

Positioning System und dient der Navigation per Satellit. Seit einiger Zeit werden derartige<br />

GPS-Geräte nicht nur im Schiffs- und Pkw-Verkehr eingesetzt, sondern auch im Radtourismus.<br />

Der Benutzer kann mit Hilfe eines GPS-Navigationsgerätes innerhalb von Sekunden<br />

seine Position, Geschwindigkeit, Höhe, Entfernung und Zeit zum Ziel bestimmen<br />

(Wälder, Schluchten etc. verschlechtern den Empfang) 63 . Diese GPS-Geräte werden<br />

zur Zeit z. B. für den Hase-Ems-Radweg angeboten 64 . Die bisher vereinzelt vorhandenen<br />

Produkte in Kombination mit GPS-Geräten werden in der Zukunft eine zunehmende Rolle<br />

spielen, da die Orientierung vereinfacht wird. Dies kommt dem vorwiegend individuellen<br />

Reiseverhalten der Radtouristen entgegen. Momentan sind die Endgeräte (Handgeräte<br />

mit und ohne Kartendarstellung) noch sehr teuer in der Anschaffung, bedürfen<br />

der ausführlichen Fachberatung und stellen eher die Ausnahme dar.<br />

Die verschiedenen Radtypen spielen eine große Rolle für die Freizeitnutzung. Das<br />

Mountainbiking gilt als eigene Sportart, für die es spezielle Angebote (Veranstaltungen,<br />

Parcours, Zeitschriften) gibt. Besonders auf Messen wird über die neuesten Trends berichtet.<br />

Im Medieninteresse stehen insbesondere die Spezialräder, derzeit werden vor<br />

allem Typen wie Fitness- und Falträder beworben. Die meist verkauften Fahrradtypen<br />

sind City- und Trekkingräder 65 .<br />

Tab. 40: Fahrradtypen mit radtouristischer Bedeutung<br />

Bezeichnung Nutzung Ausstattungsmerkmale<br />

City- oder Stadträder Aufrechtes Sitzen möglich,<br />

robuste Ausstattung, für kürzere<br />

Strecken<br />

Gepäckträger, Lichtanlage und Schutzbleche,<br />

mehrheitlich Nabenschaltung<br />

und Rücktrittbremse, teilweise Federungssysteme<br />

integriert (zwischen 26<br />

(Stadt und Ausflüge)<br />

und 28 Zoll)<br />

Trekkingräder<br />

Wird auch als Tourenrad bezeichnet,<br />

vorwiegender Typ des<br />

Reiserades, für längere Strecken<br />

und Gepäckmitnahme<br />

Reifengröße 28-Zoll,grob- oder feinstollige<br />

Bereifung, 21-,24, oder 27-Gang<br />

Kettenschaltung, Vorder- und Hinterrad-<br />

Felgenbremse, Gepäckträger<br />

63<br />

Es sind ca. 30 Satelliten auf sechs Bahnen in Umlauf, von welchen bis zu zwölf über dem Horizont<br />

stehen können. Moderne GPS-Navigationsgeräte mit 12-Kanaltechnik können die Signale von<br />

diesen Satelliten gleichzeitig empfangen und so die Position des Empfängers optimal berechnen.<br />

(www.garmin.de).<br />

64<br />

www.hasetal.de.<br />

65<br />

www.ziv-zweirad.de.<br />

126


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Bezeichnung Nutzung Ausstattungsmerkmale<br />

Mountainbikes (MTB)<br />

Fitness-Bikes<br />

Rennräder<br />

Vorwiegend für Gelände konzipiert,<br />

weniger für die Nutzung<br />

von öffentlichen Straßen vorgesehen.<br />

Werden jedoch vermehrt<br />

im Alltag eingesetzt<br />

Können zur Steigerung der<br />

körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

eingesetzt werden<br />

Schnelles, wendiges Rad für<br />

sportliches Fahren<br />

Falträder<br />

Zusammenklappbares Fahrradfür<br />

verschiedene Nutzungen,<br />

Vorteile: leicht zu verstauen, je<br />

nach Ausstattung für Strecken<br />

unterschiedlicher Länge einsetzbar<br />

Spezialräder z. B. Transport mehrerer Personen<br />

Tandem<br />

Liege- oder Sesselräder<br />

Freizeitzwecke<br />

Lifestyle<br />

Conference-Bike auch Arbeitstransportmittel<br />

Lastenräder 66<br />

fahrradähnliche Spaß- und Gruppenerlebnis<br />

Fortbewegungsmittel<br />

in der Freizeit<br />

(z. B. Draisine,<br />

Hydrobike)<br />

Quelle: www.ziv-zweirad.de, Ergänzungen dwif 2005<br />

Reifengröße 26 Zoll, grobstollige Bereifung,<br />

Kettenschaltung, sportliche Sitzposition,<br />

keine Ausstattung nach StVZO.<br />

Ausführungen: mit Federgabel (hard-tail)<br />

und vollgefedert (full suspension)<br />

Kombination des Sitz- und Fahrkomforts<br />

eines MTB mit dynamischer sportlicher<br />

Fahrweise wie beim Rennrad, Kettenoder<br />

Nabenschaltung (Trittfrequenz wird<br />

dadurch konstant gehalten)<br />

Rollwiderstandsoptimierte 28 Zoll-<br />

Räder, Rennlenker, geringes Gesamtgewicht,<br />

windschnittige Sitzposition<br />

Stabile Konstruktion, unterschiedliche<br />

Ausführungen je nach Einsatzzweck,<br />

stabile Konstruktion, kleine Räder, gefederter<br />

Hinterbau, Faltmaß.<br />

verschiedene Ausstattungen<br />

Schlussfolgerungen: Zu den längerfristigen Trends im Radtourismus gehören interessante<br />

Themen und kombinierte Angebote. Der Radtourist ist kein „Billigurlauber“, sondern erwartet<br />

auf seiner Radreise im zunehmenden Maße Komfort und Qualität. Auch die Technik<br />

und insbesondere digitale Kartenwerke werden in Zukunft für die Reisevorbereitung eingesetzt<br />

werden. Nordrhein-Westfalen zeigt die Bandbreite der Möglichkeiten für ein ganzes<br />

Bundesland auf. Diese technischen Möglichkeiten sind momentan möglicherweise zu kostenintensiv,<br />

werden aber langfristig gerade das individuelle Radwandern prägen.<br />

4. Qualitätsanalysen Radtourismus <strong>Saar</strong>land<br />

4.1 Empirische Untersuchungen<br />

Die Datenlage zum Radtourismus ist, wie bereits erwähnt, verbesserungswürdig. Das dwif<br />

hat im Rahmen des Tourismusbarometers daher eigene empirische Erhebungen durchgeführt.<br />

Zum einen wurden in einer Haushaltsbefragung 300 Haushalte im <strong>Saar</strong>land zu ihrer<br />

Kenntnis der Radwege befragt. In einer Expertenbefragung wurden 18 Tourismusexperten<br />

des <strong>Saar</strong>landes und 29 Leistungsträger, die fahrradfreundliche Beherbergung anbieten, zu<br />

66<br />

Spezialrad, welches vorrangig für Freizeitzwecke konstruiert wurde (z. B. Betriebsausflüge); bis<br />

zu 7 Personen sitzen sich im Kreis gegenüber und eine Person lenkt (vgl. www.saliko.de).<br />

127


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

verschiedenen Aspekten des Radtourismus im Land befragt. Die Ergebnisse werden in den<br />

folgenden Abschnitten vorgestellt.<br />

Fazit:<br />

Als gute Voraussetzungen für den Radtourismus im <strong>Saar</strong>land werden in allen Erhebungen<br />

die attraktive Natur und Landschaft, teilweise auch die Gastfreundlichkeit und Mentalität<br />

der <strong>Saar</strong>länder, benannt. Weiterhin bietet das <strong>Saar</strong>land ein gutes Klima und eine saubere<br />

Luft; es ist daher für Ruhe- und Erholungssuchende besonders geeignet. Als weiteren wichtigen<br />

Punkt benennen die Befragten die Attraktivität der Nähe zu Frankreich und die Lage in<br />

einem Drei-Länder-Eck. Als Herausforderung für den Tourismus werden vor allem die topographisch<br />

bedingten Steigungen benannt.<br />

Best-Practice-Beispiel: Steigungen<br />

Im Veloland Schweiz wird im Rahmen<br />

der Radwegweisung auf Steigungen<br />

hingewiesen. Höhenmeter können<br />

per Bahn, Bus oder Schiff umgangen<br />

werden. In Broschüren und entlang<br />

der Wege wird zu Fahrradmitnahme-<br />

Möglichkeiten informiert.<br />

Quelle: Bilder: www.veloland.ch<br />

4.1.1 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Tourismusexperten<br />

18 Tourismusexperten wurden nach ihrer Einschätzung zu den Entwicklungschancen im<br />

Radtourismus befragt. Das Urteil fiel äußerst positiv aus: 44,4 % sehen hier sehr gute und<br />

55,6 % gute Entwicklungschancen.<br />

Als Gründe werden am häufigsten die flächendeckend einheitliche Radwegweisung, die gute<br />

Radinfrastruktur/Radroutennetz und das gute Marketing bzw. der Aufbau eines guten<br />

Images der Region benannt. Zur Weiterentwicklung des Radtourismus müssen jedoch noch<br />

einige Handlungsfelder abgearbeitet werden. Am häufigsten wurden genannt:<br />

1. bessere überregionale Vermarktung<br />

2. bessere Zusammenarbeit mit Hotellerie und Gastronomie<br />

3. Einbeziehung von Leistungsträgern bei der Beschilderung<br />

4. Ausbau der Kundenbetreuung/Hotline<br />

5. Ausbau des Service: Bustransfer, Radverleih, Gepäcktransport, One-Way Fahrradverleih<br />

etc.<br />

6. grenzüberschreitende Rad-Verknüpfungen, VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux ausbauen<br />

7. Ausbau der Verbindungswege zwischen einzelnen Rad(-wander) wegen.<br />

128


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

4.1.2 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Bevölkerung<br />

In einer offenen Frage wurden 300 <strong>Saar</strong>länder gefragt, welche Radwege im <strong>Saar</strong>land sie<br />

kennen. Mehrfachantworten waren möglich. Insgesamt gab es 497 Nennungen. Die größte<br />

Anzahl an Nennungen entfiel mit 61 auf den <strong>Saar</strong>-Radweg. Jeweils rund 20 Nennungen<br />

konnten der <strong>Saar</strong>land-Radweg, der Glan-Blies-Radweg und St. Wendel auf sich vereinen.<br />

Vielfach wurden Teilabschnitte und kurze Strecken von Radwegen benannt, die nicht exakt<br />

zugeordnet werden konnten.<br />

Abb. 56: Bekanntheit der Radwege im <strong>Saar</strong>land (offene Frage) in der Bevölkerung des <strong>Saar</strong>landes<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Anzahl der Nennungen<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Quelle: eigene Erhebung, Haushaltsbefragung <strong>Saar</strong>land 2004<br />

In einer weiteren Frage wurden die <strong>Saar</strong>länder nach ihrer Bewertung des touristischen Radwegenetzes<br />

hinsichtlich Landschaft und Streckenführung, Qualität der Radwege, Beschilderung<br />

und Gastronomie hin gefragt. Die beste Bewertung erhielten die Landschaft und Streckenführung<br />

mit der Durchschnittsnote 1,84. Auf Rang zwei folgt die Beschilderung der<br />

Radwege mit der Durchschnittsnote 2,03. Nur wenig schlechter schnitt die Qualität der<br />

Radwege mit der Bewertung 2,12 ab. Etwas schlechter wurde die Gastronomie entlang der<br />

Radwege beurteilt, sie erhielt die Durchschnittsnote 2,41.<br />

129


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 57: Beurteilung des Radwegenetzes im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der <strong>Saar</strong>länder<br />

Quelle: eigene Erhebung, Haushaltsbefragung <strong>Saar</strong>land 2004<br />

4.1.3 Radtourismus aus Sicht der Leistungsträger<br />

Im Zeitraum August und September 2004 wurden im <strong>Saar</strong>land 127 Übernachtungsbetriebe<br />

angeschrieben, von denen 29 den Fragebogen beantwortet zurückgesendet haben. Durch<br />

die geringe Fallzahl wird die Repräsentativität der Aussagen natürlich geschmälert. Allerdings<br />

stehen dank einer ähnlichen Befragung in Mecklenburg-Vorpommern vergleichende<br />

Einschätzungen zur Verfügung 67 .<br />

Nach Einschätzung der Leistungsträger sieht die überwiegende Mehrheit gute bis sehr gute<br />

Entwicklungschancen für den Radtourismus im <strong>Saar</strong>land (vgl. Abb. x).<br />

Abb. 58: Einschätzung der Entwicklungschancen des Radtourismus durch Leistungsträger<br />

im <strong>Saar</strong>land und in Mecklenburg-Vorpommern<br />

sehr gut<br />

gut<br />

weniger gut<br />

schlecht<br />

Meckl.- Vorp.<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Quelle: dwif 2005<br />

67<br />

Zum Vergleich Radtourismuskonzept Mecklenburg-Vorpommern: Verschickt 81, Rücklauf 32.<br />

130


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Der Radtourismus im Land ist geprägt von einer starken Saisonalität bezogen auf die Monate<br />

Mai bis September. In den Spitzenmonaten Juni, Juli, August machen Radtouristen ein<br />

Viertel aller Übernachtungen aus.<br />

Die Aufenthaltsdauer der Reisenden in den Übernachtungsbetrieben liegt bei 1,38 Tagen<br />

(Mecklenburg-Vorpommern 1,8), wobei die Gruppengröße im Durchschnitt fünf Personen<br />

erreicht (Mecklenburg-Vorpommern: 7,6).<br />

Die positive Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land zeigt sich auch in der Entwicklung<br />

der Mitarbeiterzahlen der vergangenen drei Jahre. Demnach verzeichnen rund 30 % der<br />

Betriebe eine Zunahme an Beschäftigten.<br />

Tab. 41: Entwicklung der Mitarbeiterzahl vergangene 3 Jahre<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

gestiegen 25 % 30 %<br />

gleich geblieben 75 % 52 %<br />

gesunken 18 %<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Neben dem Übernachtungsangebot bieten viele Betriebe einen speziellen Service für Radtouristen<br />

an. Die Bereitstellung von Karten, Infomaterial und Leihrädern sind im <strong>Saar</strong>land<br />

die häufigsten Servicedienstleistungen (vgl. Abb. 59). Im Vergleich mit Mecklenburg-<br />

Vorpommern wird ersichtlich, dass hier jedoch noch vielfältiger Ergänzungsbedarf besteht.<br />

Abb. 59: Zusatzangebote von auf Radtouristen spezialisierten Übernachtungsbetrieben<br />

für Radtouristen, <strong>Saar</strong>land und Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich<br />

Karten & Infomaterial<br />

Fahrradverleih<br />

Wartung von Rädern<br />

Radausflüge<br />

Radreisen<br />

Meckl.-Vorp.<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Fahrradhandel<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Die Betriebe sollten ferner Auskunft darüber geben, über welches Medium ihre Gäste Informationen<br />

über die Radreisedestination <strong>Saar</strong>land erhalten haben. Wichtiges Medium sind<br />

das Informationsmaterial der TZS, das Internet sowie die Erfahrungen und Berichte von<br />

Freunden und Bekannten.<br />

131


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 60: Medien der Informationsbeschaffung von Radtouristen über das Reiseziel <strong>Saar</strong>land<br />

Infomaterial der TZS<br />

Internet<br />

Freunde und Bekannte<br />

Infomaterial der Landkreise<br />

Bett & Bike-Verzeichnis<br />

Werbung der Landkreise<br />

Quelle: dwif 2005<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

Die Kooperation von touristischen Leistungsträgern untereinander und die Vernetzung touristischer<br />

Angebote innerhalb einer Region ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Tourismusmarketingorganisationen<br />

und Leistungsträger (Hotellerie, Gastronomie, Transportunternehmen<br />

etc.) müssen sich jedoch verknüpfen, damit sie durch aufeinander abgestimmte<br />

Aufgaben und Leistungen ihren Kunden ein qualitativ hochwertiges Produkt und eine qualitativ<br />

hochwertige Dienstleistung in der Region anbieten können. Aus diesem Grund wurden<br />

die Beherbergungsbetriebe nach ihren bereits bestehenden Kooperationspartnern und der<br />

generellen Kooperationsbereitschaft befragt.<br />

Ergebnis: Die Kooperationen im <strong>Saar</strong>land erfolgen bisher vorwiegend auf Ortsebene. Nur<br />

34,5 % der Betriebe kooperieren bisher mit Tourismusorganisationen und nur 17,2 % mit<br />

Reiseveranstaltern. Eine Partnerschaft mit dem ADFC ist fast nicht existent. Die Unterschätzung<br />

der Bedeutung einer strategischen Kooperation zeigt sich in dem geringen Wunsch<br />

(10,3 %) der Betriebe, weitere Kooperationen aufzubauen.<br />

Abb. 61: Kooperationspartner und Kooperationsbereitschaft im Ländervergleich<br />

Haben ortsbezogene Partner<br />

Kooperieren mit<br />

Tourismusorganisationen<br />

Haben tourismusbezogene<br />

Kooperationspartner<br />

Haben Reiseveranstalter als<br />

Partner<br />

Meckl.-Vorp.<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Wünschen sich weitere<br />

Kooperationspartner<br />

Arbeiten mit dem ADFC<br />

zusammen<br />

Quelle: dwif 2005<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

132


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Fazit:<br />

Der große Erfolg der Radtourismusdestination Mecklenburg-Vorpommern ist mit Sicherheit<br />

zu einem wesentlichen Teil auf die vorbehaltlose Kooperationsbereitschaft aller Akteure<br />

miteinander zurückzuführen. Hier ergibt sich, wie die Befragung eindeutig belegt, für das<br />

<strong>Saar</strong>land ein erheblicher Verbesserungsbedarf.<br />

Die Betriebe wurden ferner danach befragt, wie sie ihrer Meinung nach die Fördermaßnahmen<br />

im <strong>Saar</strong>land zur Unterstützung des Radtourismus einschätzen. Eine besonders positive<br />

Wirkung wird danach in den infrastrukturellen Ausbaumaßnahmen (Radwegenetz und Beschilderung)<br />

und Marketinginstrumenten (Radfahrbroschüre, kostenlose Fahrradkarte) gesehen.<br />

Aber auch andere Maßnahmen zeigen offensichtlich Wirkung, wie sich aus folgender<br />

Abbildung ablesen lässt.<br />

Abb. 62: Einschätzung der Maßnahmen zur Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />

durch Leistungsträger<br />

Beschilderung des<br />

Radwegenetzes<br />

Ausbau des Radwegenetzes<br />

Broschüre Radfahren und<br />

Wandern im <strong>Saar</strong>land<br />

große Wirkung<br />

mittlere Wirkung<br />

geringe Wirkung<br />

keine Angabe<br />

Kostenlose Fahrradkarte<br />

Verbindung durch <strong>Saar</strong>-<br />

LorLux-Route<br />

Darstellung in "Deutschland<br />

per Rad entdecken"<br />

Internetauftritt<br />

Genussradelpauschale<br />

Rad-Events<br />

Quelle: dwif 2005<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

4.2 Websiteanalyse Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />

Das Internet wird für die Reiseentscheidung zunehmend wichtiger. Im Folgenden wird die<br />

Webpräsenz aller 16 Bundesländer vergleichend untersucht. Zusätzlich werden positive<br />

Beispiele europäischer Tourismusorganisationen (Schweiz, Niederlande, Luxemburg, Belgien,<br />

Flandern, Burgenland, Kärnten, Moselregion (Frankreich)) hinsichtlich ihres radtouristischen<br />

Angebotes im Internet betrachtet. Dabei interessierten die folgenden Kriterien:<br />

133


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Abb. 63: Checklisten für die Websiteanalyse<br />

Checklisten:<br />

Zielgruppen:<br />

Zielgruppenorientierung durch spezielle<br />

Angebote: Genussradfahrer,<br />

MTB, Familien, Funktionsmix<br />

Radfernwege:<br />

Stellenwert auf der Seite<br />

Art der Darstellung<br />

Routenvorschläge:<br />

Anzahl der Routen und Informationsgehalt<br />

Art der Beschreibung<br />

Infos: Sehenswürdigkeiten, Wegebeschaffenheit,<br />

Karten- und Anreiseempfehlung,<br />

Beherbergungs- und<br />

Gastronomiebetriebe an der Strecke<br />

Tourenplaner:<br />

Möglichkeit der individuellen Routenwahl<br />

Planung nach Kilometer, Von Ort zu<br />

Ort etc.<br />

Sonstiges: Sehenswürdigkeiten, Serviceeinrichtungen<br />

an der Strecke,<br />

Übernachtung etc.<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Checklisten:<br />

Karten:<br />

Onlinekarte zur Darstellung der Route<br />

mit Höhepunkten<br />

Sinnvolle Verlinkung mit Sehenswertem,<br />

Fotos, Übernachtung, Service<br />

Darstellung über Pictogramme<br />

Besonderheit: Höhenprofil<br />

Möglichkeit der Kartenbestellung<br />

Anwenderfreundlichkeit:<br />

Einfache Navigation<br />

Wegkennzeichnung (farblich oder Pictogramme)<br />

Druckversion<br />

Besonderheiten:<br />

Besondere Karten<br />

Fahrradverleih<br />

Bett & Bike-Navigator<br />

Besondere Literaturempfehlung<br />

Pauschalen:<br />

Anzahl, Dauer, Leistung, Preis, Zielgruppenorientierung<br />

Die Integration des Radfahrens in den elektronischen Gesamtauftritt erfolgt auf den Länderwebsites<br />

zumeist nach den Begriffen „Aktivitäten“ oder „Reisethemen“. Eine besondere<br />

Zielgruppenbenennung im engeren Sinne scheint weitgehend unüblich. Teilweise wird eine<br />

Unterscheidung nach Genussradlern, Mountainbikern und z. T. nach Radrennsportlern vorgenommen.<br />

Zudem werden Routen nach Schwierigkeits- oder Anforderungsgrad unterteilt<br />

oder auf die Wegebeschaffenheit mit Bezug auf Eignung für Fahrräder und Familien mit<br />

Kindern hingewiesen. Den Radfernwegen (RFWen) wird ein unterschiedlich großer Stellenwert<br />

beigemessen. Während Bayern und Thüringen eine Trennung zwischen RFWen und<br />

Radtouren bevorzugen, konzentriert sich Baden-Württemberg ausschließlich auf diese<br />

überregionalen Wege. Routenabschnitte können hier individuell ausgewählt werden. Brandenburg<br />

und Nordrhein-Westfalen lassen keine klare Trennung zwischen Radfernwegen und<br />

sonstigen Routen erkennen.<br />

134


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Tab. 42:<br />

Integration des Radfahrens in den Gesamtauftritt (Bundesländer) im Internet<br />

Radfahren… Anzahl der Länder Bundesländer<br />

…als eigenes Oberthema 3 Länder <strong>Saar</strong>land, Thüringen, Nordrhein-Westfalen<br />

…unter Aktiv & Sport 5 Länder Niedersachsen, Sachsen, Hessen, Sachsen Anhalt,<br />

Schleswig-Holstein<br />

…als Reisethema/ Aktivität 5 Länder Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Rheinland-Pfalz<br />

…als Sonstiges 3 Länder Berlin, Hamburg, Bremen<br />

Quelle: dwif 2005<br />

Tab. 43:<br />

Anwenderfreundlichkeit radtouristisch relevanter Webauftritte der Bundesländer<br />

Merkmal Anzahl der Länder Besonders positiv fallen auf<br />

Anschauliche Kartendarstellung<br />

8 Länder Berlin, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hamburg,<br />

Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz,<br />

Thüringen<br />

Druckversion 4 Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Rheinland-Pfalz,<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

Kilometerangaben 4 Länder Hessen, Niedersachsen, Thüringen, <strong>Saar</strong>land 68<br />

Tourenplaner 5 Länder Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen,<br />

Berlin, Niedersachsen<br />

Wegekennzeichnung 8 Länder Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Nordrhein-<br />

Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, <strong>Saar</strong>land,<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Quelle: dwif 2005<br />

<br />

<br />

<br />

Bei den vorgeschlagenen Routen unterscheiden sich die Regionen in Anzahl, Thematisierung<br />

und Darstellung des Angebotes. Dieses lässt sich unter Anderem auf die unterschiedliche<br />

naturräumliche und kulturelle Ausstattung zurückführen. Bayern und die<br />

Regionen im Bereich der deutschen Mittelgebirge bieten neben Routenvorschläge für<br />

Genussradler gleichzeitig auch Mountainbikerouten (MTB) an.<br />

Die Einbindung von kulturellen Highlights in thematisierte Routenvorschläge scheint<br />

sich neben den Routen mit vorwiegend räumlichem Bezug durchzusetzen. Hierbei ist<br />

ein historischer Bezug gerade im Zusammenhang mit Schlössern und Burgen auffällig<br />

(„Auf den Spuren der Römer und Karolinger“). Die Verbindung mit touristischen Segmenten<br />

wie „Rad & Paddel“, „Rad & Wellness“ oder „Rad & Genuss“ sowie die Besonderheit<br />

von „Draisinentouren“ sind weitere Möglichkeiten, um das Produktmix zu diversifizieren.<br />

Die Möglichkeit eines Tourenplaners liegt im Trend der Branche zur Individualisierung<br />

der Bedürfnisse der Konsumenten. Die Wahl einer eigenen Route als Ergänzung zum<br />

bestehenden Angebot ermöglicht es dem Nutzer, eine Strecke nach Kilometern oder<br />

von Ort zu Ort zu planen. Eine detailliertere Routenplanung erfolgt in Nordrhein-<br />

Westfalen anhand von Kriterien wie Steigungsgrad, durchschnittliche Reisegeschwin-<br />

68<br />

Aber nicht durchgängig für alle Routen.<br />

135


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

digkeit, Anzahl der Stunden/ Tag, die vor der eigentlichen Streckenführung definiert<br />

werden können.<br />

Karten sind ein entscheidendes Merkmal zur Visualisierung der Strecke. Hier unterscheiden<br />

sich die Regionen erheblich in der Qualität des Materials als auch in den ergänzenden<br />

Eigenschaften. Interaktive Karten ermöglichen die individuelle Anreicherung<br />

um Sehenswürdigkeiten, Serviceeinrichtungen, Bett & Bike-Betriebe etc. Literaturempfehlungen<br />

mit detaillierterem Kartenmaterial erleichtern die weitere Reiseplanung (Online-Bestellung<br />

hilfreich).<br />

Bei der Anwenderfreundlichkeit sollte der Nutzer mit nur wenigen „Klicks“ seinen Bedarf<br />

an Informationen befriedigen können. Die Bereitstellung und Downloadmöglichkeiten<br />

von Kartenmaterial und wichtigen Informationen als Druckversion unterstützen die<br />

weitere Reiseplanung. Hierzu gehört neben der unterschiedlichen Kennzeichnung der<br />

Radwege auch das Angebot an fahrradfreundlichen Übernachtungsbetrieben und deren<br />

Online-Buchbarkeit. Im letzten Punkt konnte sich nur Thüringen von den anderen Destinationen<br />

abheben, jedoch wird bei anderen Bundesländern auf Bett & Bike-Betriebe<br />

und zu bestellende Literatur hingewiesen (Bayern, Baden-Württemberg). Vor allem die<br />

Seiten der Tourismusmarketingorganisationen von Bayern und Rheinland-Pfalz, aber<br />

auch die des <strong>Saar</strong>lands, bestechen durch eine leichte Navigation und freundliche Gestaltung.<br />

Im benachbarten Ausland heben sich vor allem die Seiten der Schweiz, mit Unterscheidung<br />

in „Veloland Schweiz“ und „MTB Land Schweiz“, und beispielhaft das Bundesland<br />

Kärnten (Österreich) von den anderen untersuchten Destinationen ab (siehe unten). Die<br />

Moselregion und Lothringen (Région Lorraine) in Frankreich sowie die wallonische Region<br />

in Belgien bieten kein radtouristisches Angebot auf ihrer Homepage. Die Elsassregion<br />

(Région Alsace) bietet unter Sportarten/Radfahren einen Verweis auf untergeordnete<br />

Departements. Hier ist v. a. die Seite der Agence Départementale du Tourisme du<br />

Bas-Rhin mit ihrem guten radtouristischen Angebot zu nennen (siehe unten).<br />

Luxemburg verfügt zwar über eine klare Trennung zwischen Genuss- und MTB-Radlern,<br />

jedoch sind alle weiteren Informationen auf der offiziellen Seite des Office National du<br />

Tourisme (ONT) als eher ungenügend einzustufen. Es besteht jedoch eine eigene Website<br />

für Rad- und Wanderreisen des ONT (www.tours.lu). Anschaulich gestaltet finden<br />

sich hier Hinweise zu MTB- und Fahrradtouren. Die Tour „An den Ufern der Mosel“ besticht<br />

durch ihren grenzüberschreitenden Charakter, deren Empfehlungen für Deutschland<br />

sich jedoch nicht in der Karte wieder finden.<br />

Belgien verweist auf der Homepage lediglich auf Initiativen (RAVel, Rando Velo, Pro Velo),<br />

die sich auf regionale und überregionale Wegenetze beziehen und Information hinsichtlich<br />

der Nutzungsmöglichkeiten für Radfahrer bereitstellen.<br />

Folgende Tourismusmarketingorganisationen und Destinationen sind hinsichtlich ihrer Internetangebote<br />

und Übersichtlichkeit im Radtourismus besonders positiv aufgefallen.<br />

136


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<strong>Saar</strong>land<br />

www.tz-s.de<br />

Bayern<br />

www.btl.de<br />

Brandenburg<br />

www.reiselandbrandenburg.de<br />

Elsass: Département<br />

Bas-Rhin (Unterelsass)<br />

www.tourisme67.com<br />

Hessen<br />

www.hessentourismus.de<br />

Niedersachsen<br />

www.reiselandniedersachsen.de<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

www.nrw-tourismus.de<br />

Österreich: Burgenland<br />

www.burgenland.info<br />

Österreich - Kärnten<br />

www.kaernten.at<br />

Schweiz<br />

www.myswitzerland.com<br />

Auf der Seite der TZS ist der Radtourismus ein Oberthema. Positiv: Zielgruppenbetonung<br />

Radrennfahrer und Hinweise auf Familientouren; gute<br />

Beschilderung; Besonderheit Reiseplaner: einzelne Routen und Pauschalen<br />

können markiert, gesammelt und im Folgenden ausgedruckt, per Mail<br />

oder als Buchungs-/Infoanfrage versendet werden.<br />

Ansprechende Gestaltung; allgemeine Übersicht über radtouristisches<br />

Angebot; Buchung oder genauere Info mit Verweis auf regionale Tourismusverbände;<br />

Trennung zwischen Genussradeln und MTB, sehr gute Navigation,<br />

gute Themenrouten.<br />

Radfahrer werden unter „Reisethemen – Radfahren“ auf der Homepage<br />

bedient; interaktive Karte mit angebotenen Radrouten; Überblick vorbildlich:<br />

Kurzbeschreibung, sehr gute Karte mit Downloadfunktion und Unterkünfte<br />

& Restaurants an der Strecke, Wegbeschaffenheit, Streckenvorschläge,<br />

Sehenswertes, Anreiseempfehlungen etc.<br />

Gute interaktive Karte mit wählbarer Integration von thematischen und<br />

informativen Elementen (Routen, Touristinfos etc.); Routen nach Schwierigkeitsgrad<br />

und „Richtung“ (Nord-Süd, Ost-West, Rundweg) unterteilt.<br />

Radtouristen finden unter dem Begriff „Aktiv & Natur“ und dem Thema<br />

„Radfahren“ eine RT-Seite mit sehr guter Übersichtlichkeit. Besonders der<br />

Tourenplaner und die Pauschalangebote sind hervorzuheben. Insgesamt<br />

überzeugen vor allem die Übersichtlichkeit und Darstellung der RFWe<br />

sowie die Literaturempfehlung für jeden Streckenabschnitt.<br />

Besonderheit: „Bett & Bike- Navigator“, welcher es dem Nutzer leicht ermöglicht,<br />

fahrradfreundliche Betriebe auf einer ausgewählten Route zu<br />

ermitteln.<br />

Großes Angebot an Pauschalen (77 Treffer zum Begriff „Rad“ über Suchmaschine);<br />

Verknüpfung mit Spezialsegmenten, wie „Rad & Paddel“, „Rad<br />

& Wellness“ oder „Gourmetreisen“<br />

Überdurchschnittlich viele Themenrouten (7 von 16); Bsp.: Rotweinradweg,<br />

Thermenradweg, Kulturradweg; Fakteninfos über Lage und Höhendifferenz,<br />

Schwierigkeitsgrad mit Info zur Familien-Eignung.<br />

klare Trennung MTB, Trecking/Genuss & Radrennsport, Höhenprofil, Wegbeschaffenheit,<br />

ansprechende Gestaltung, viele Pauschalen, z. T. individuelle<br />

Gestaltung.<br />

Vorbildliche radtouristische Seite mit vielen Informationen und Angeboten<br />

trotz der Größe der Gebietseinheit; klare Trennung MTB und Genussradler<br />

(„Veloland“); kurze und prägnante Darstellung der Routen; Fahrradvermieter-Suchplattform;<br />

MTB Tourenplaner: Auswahl aus 130 Touren (!)<br />

nach Kriterien: Region, Anforderung Technik & Kondition, Höhendifferenz,<br />

etc; Tagesausflüge mit dem "Velo": sehr detaillierte und übersichtliche<br />

Infos (Strecke, Distanz, Zeit, Anforderung, Beschilderung, Tipps, Sehenswertes<br />

oder auch Infos zu Fähren; gute Karten; alles downloadbar oder<br />

Druck.<br />

Für das <strong>Saar</strong>land ergeben sich im Vergleich zu den getesteten Sites folgende Handlungsempfehlungen<br />

hinsichtlich der Internetgestaltung:<br />

Radfernwege: Kurzdarstellung der Radfernwege (Mosel-/ Nahetal-Radweg, VeloRoute<br />

<strong>Saar</strong>LorLux) mit Besonderheiten. Darstellung anhand Karte und farblicher Kennzeichnung;<br />

unterschiedliche Beschilderung. Evtl. Hervorhebung der bekanntesten Wege auf<br />

Startseite mit wechselnden News. Link zu eigenen Seiten besonderer RFWe für weitere<br />

137


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Infos. Hinweise auf Bett & Bike-Betriebe mit Angabe der Entfernung zum Radfernweg,<br />

Reparatur- und weiterer Radservice.<br />

Routenvorschläge: Kurzdarstellung der 7 Rundrouten inkl. Sehenswürdigkeiten; Adressen:<br />

Tourismusinformationen, Fahrradwerkstatt; Link zu Übernachtungsbetrieben (Bett<br />

& Bike) in Verbindung mit Route; Infos zur Wegebeschaffenheit und Eignung für Familien<br />

mit Kindern; Kilometerangaben der Tourabschnitte; Höhenprofil.<br />

Tourenplaner: Fehlt bisher; denkbar: Planung von Ort zu Ort und/ oder von Ort im Kilometerradius;<br />

Karte in guter Qualität; Einbeziehung der RFWe.<br />

Karten: Bisher baut sich interaktive Karte auf Startseite nicht auf. Empfehlenswert: Karte<br />

in guter Qualität; gute Lesbarkeit; unterschiedliche Maßstäbe für <strong>Saar</strong>land-Karte denkbar;<br />

Kartenbestandteile wie Sehenswürdigkeiten oder Bett & Bike-Betriebe wären günstig.<br />

Anwenderfreundlichkeit: Einheitliches Corporate Design (CD), leichte Navigation, Darstellung<br />

und Download von Karten; Druckversion wichtiger Informationen; Fotos; Literaturempfehlungen.<br />

Sonstiges: An- und Abreisemodalitäten (Bahn, PKW), Mobilität vor Ort, News auf Startseite:<br />

Aktuelle Informationen zu neuen Routen, Veranstaltungen, Entwicklungsstand<br />

Routenrestauration; Links zu ADFC, Anbietern, Onlineportalen und Regionen sowie Einstellen<br />

von Reiseberichte etc.<br />

Best-Practice-Beispiel: Internet<br />

www.elberadweg.de<br />

Die Möglichkeiten des Mediums werden für<br />

größtmögliche Aktualität genutzt.<br />

aktuell,<br />

interaktiv,<br />

Forum,<br />

Reiseberichte,<br />

Newsletter<br />

Forum<br />

Reiseberichte<br />

4.3 Bedeutung des Radtourismus in ausgewählten Bundesländern und angrenzenden<br />

Regionen<br />

Ein Blick auf Nachbarländer und -regionen ergibt für das <strong>Saar</strong>land einige interessante Einschätzungen<br />

und Hinweise auf Kooperationspotenziale:<br />

Baden-Württemberg: Das Radfahren ist im Land unter dem Oberthema „Aktiv“ ein Thema<br />

unter vielen. Die ausschließlich im Land beworbenen 17 Radfernwege werden vorwiegend<br />

auf der Homepage dargestellt. Als Print-Angebot ist nur eine Radkarte zu beziehen,<br />

die jedoch Hinweise auf Anschlussradwege in den angrenzenden Regionen und<br />

Ländern bietet. Eine Kurzbeschreibung oder weitere grenzüberschreitende Informationen<br />

sind jedoch nicht verfügbar. Die Bettendichte an Bett & Bike- Betten pro Radwegkilometer<br />

ist auf den 4.000 Kilometern des Radwegenetzes relativ hoch.<br />

138


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

<br />

<br />

Hessen: In Hessen werden die 11 Radfernwege vor allem in Verbindung mit den Themen<br />

Wasser, Wein, Sagen & Märchen beworben (Radbroschüre „Radwandern in Hessen“). Informationen<br />

zu überregionalen Initiativen und Anschlussmöglichkeiten an andere Radwegenetze<br />

werden dem radtouristisch Interessierten nicht geboten. Das Land hat im<br />

Vergleich mit 5,38 Betten pro Radwegkilometer auf den 2.200 Kilometern des Radwegenetzes<br />

die höchste Bettendichte.<br />

Nordrhein-Westfalen: In NRW ist die Vermarktung des Radtourismus noch ausbaufähig.<br />

Bisher ist für die 3.800 Radwegkilometer keine Imagebroschüre vorhanden. Einzelne,<br />

hoch spezialisierte Regionen (v. a. Münsterland, aber auch Niederrhein, Sauerland und<br />

Eifel) haben deshalb umfassende Aktivitäten entwickelt. Im Internet finden sich Kurzbeschreibungen<br />

zu den acht Radfernwegen. In Bezug auf die Bettendichte nimmt das Land<br />

im Vergleich mit den anderen Bundesländern einen Platz im oberen Mittelfeld ein. Überregionale<br />

und/oder grenzüberschreitende Initiativen sind nicht bekannt.<br />

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz bewirbt ausschließlich seine sieben Fernradwege in<br />

Verbindung mit Attraktionen wie Kultur, Wein und Landschaft (Radbroschüre „Sattelfest<br />

durch Rheinland-Pfalz“). Obwohl zahlreiche Anschlussmöglichkeiten in andere Radwegenetze<br />

bestehen, finden sich diesbezüglich keine weitergehenden Informationen. Die<br />

Bettendichte in den 461 Bett & Bike-Betrieben ist auf den 7.700 Kilometern des Radwegenetzes<br />

mit 2,17 Betten pro Kilometer relativ gering.<br />

Tab. 44:<br />

Radtourismus <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich<br />

Rad-<br />

events<br />

Marketingetat<br />

(EUR)<br />

Broschüren<br />

+ Web<br />

Pauschalen<br />

Kataloge<br />

Radfernwege<br />

Bettendichte<br />

69<br />

Baden-Württemberg k. A. 17 55.000 k. A. 42 5,01<br />

Hessen 11 12 22.000 17 18 5,38<br />

Nordrhein-Westfalen 6 8 Über Regionen 7 21 4,31<br />

Rheinland-Pfalz 31 7 Zahlt WiMin 12 26 2,17<br />

<strong>Saar</strong>land 7 4 20.000 20 5 3,59<br />

Quelle: Eigene Zusammenstellung, dwif 2005<br />

Angrenzende Regionen im Ausland:<br />

Belgien (wallonische Region): In der wallonischen Region ist der Radtourismus bisher<br />

kein vorrangiges Thema. Entsprechend findet sich in den Imagebroschüren und auf der<br />

Homepage kein radtouristisches Angebot.<br />

Frankreich (Moselregion & Lothringen): In Lothringen (Dép. Lorraine) und speziell in der<br />

Moselregion ist der Radtourismus bisher kein vorrangiges Thema. Entsprechend findet<br />

sich in den Imagebroschüren und auf der Homepage kein radtouristisches Angebot.<br />

Frankreich (Elsass, Dép. Bas Rhin): Mit ungefähr 700 Km Radwegen ist das Département<br />

Bas-Rhin (Unterelsass) führend in Frankreich. Ferner zeichnet sich Strassburg durch 300<br />

69<br />

Betten in Bett & Bike- Betrieben/Km des Radwegenetzes.<br />

139


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

<br />

km Fahrradwege aus, womit die Stadt in Frankreich auch die Führungsrolle unter den<br />

Städten einnimmt. 22 Radrouten im Internet bieten einen guten Überblick über das radtouristische<br />

Angebot der Region.<br />

Luxemburg: Trotz der geringen Größe des Landes (vergleichbar mit dem <strong>Saar</strong>land), wegen<br />

der geringen Bevölkerungsdichte und wegen der naturräumlichen Vielfalt des<br />

Großherzogtums, ist Luxemburg für den Radtourismus interessant. Das Radwegenetz<br />

soll deshalb von den bestehenden 550 auf 900 Kilometer ausgebaut werden. Mit 23<br />

speziell gekennzeichneten Radwanderwegen und 15 Routen für Mountainbiker besteht<br />

ein diversifiziertes Angebot, für das im Land in Verbindung mit Oberthemen wie<br />

Sport/Aktiv und Landschaft geworben wird. Grenzüberschreitende Realisierung radtouristischer<br />

Themen finden sich vor allem im Programm der Lëtzeburger Vëlos-Initiativ,<br />

die 6 Pauschalen/Events in und nach Deutschland 2004 angeboten haben.<br />

Besonderheit VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux als grenzüberschreitender Radweg 70<br />

Eine Initiative von Partnern aus dem <strong>Saar</strong>land, Rheinland-Pfalz, Luxemburg<br />

und Frankreich. Bisher sind eine kurze Broschüre und eine Übersichtskarte<br />

erschienen, die neben der Streckenführung der 340 km langen VeloRoute<br />

auch die angeschlossenen Fernradwege sowie die Sehenswürdigkeiten<br />

entlang der Strecke umfasst. Der Text ist zweisprachig. Im Sommer 2005<br />

soll begleitend zur Route ein Buch (Der Bikeline-Radführer) im Esterbauer-<br />

Verlag erscheinen.<br />

Ziel bis 2007 ist es, die VeloRoute weiter auszubauen. Dazu gehört die Beschilderung ab<br />

Perl bis Metz, Pont-à-Mousson, über die Lothringer Seenplatte und zurück bis <strong>Saar</strong>gemünd.<br />

Schlussfolgerung: Im Länder- und Regionenvergleich hat das <strong>Saar</strong>land in den letzten Jahren<br />

klare und umfassende Schritte hin zu einer attraktiven Radtourismusdestination unternommen<br />

und steht hinter der Konkurrenz keineswegs zurück. Aber: Infolge der zentralen<br />

Lage in einem nationalen und internationalen Umfeld stehen in der nächsten Entwicklungsstufe<br />

zwei Aufgaben im Mittelpunkt:<br />

Arbeit am Detail im <strong>Saar</strong>land: Optimierung des Angebotes und Service, Professionalisierung<br />

der Leistungsträger und Ausbau von Marketing und Vertrieb;<br />

durch überregionale Vernetzung Ausbau der Kooperationen mit benachbarten Ländern<br />

und Regionen mit den Zielen:<br />

- der Etablierung des <strong>Saar</strong>landes als Zentrum einer hochattraktiven, internationalen<br />

Radtourismusregion<br />

- Optimierung der Position des <strong>Saar</strong>landes im radtouristischen Veranstaltermarkt.<br />

70<br />

Vgl. Presseinformation saarländisches Ministerium für Wirtschaft und Arbeit auf der ITB 2005<br />

Berlin.<br />

140


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

4.4 Infrastruktur<br />

Beide Aufgaben erfordern eine Fülle von Maßnahmen im Detail. Im Folgenden werden daher<br />

die Stärken und Schwächen in den Kernbereichen der Dienstleistungskette auf den Punkt<br />

gebracht, woraus sich konkrete Maßnahmenvorschläge ergeben.<br />

Infrastruktur<br />

Stärken<br />

Radwegenetz in guter Ausbauqualität<br />

und Dichte wurde geschaffen.<br />

Streckenführung und Landschaft<br />

des Radwegenetzes werden von<br />

der Bevölkerung im <strong>Saar</strong>land als<br />

besonders gut eingeschätzt.<br />

Das Radwegenetz ist durchgehend<br />

einheitlich und eindeutig<br />

beschildert.<br />

Das Radwegenetz besitzt grenzüberschreitende<br />

Anschlüsse.<br />

Es gibt Radwege mit unterschiedlichen<br />

Schwierigkeitsgraden.<br />

MTB-Region St. Wendeler Land<br />

ist ein zielgruppenspezifisches<br />

Angebot für Mountainbiker<br />

Schwächen<br />

100 von 750 km Radwegenetz<br />

sind nicht autofrei (aufgrund<br />

mangelnder Alternativen).<br />

Beschilderung zu Hotels, zu Sehenswürdigkeiten<br />

u. a. sind nicht<br />

ausreichend vorhanden.<br />

Chancen/Maßnahmen<br />

Eine systematische Einbindung von Servicestationen, Bahnhöfen, Hotels u.<br />

ä. bei der Radroutenbeschilderung ist anzustreben.<br />

Ausweisungen von Umfahrungsmöglichkeiten, Einsetzen von Bus oder Bahn<br />

als Alternativen sind wünschenswert.<br />

141


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

4.5 Marketing<br />

Marketing<br />

Stärken<br />

Die Pauschale GourmetRadeln<br />

besitzt USP und überregionale<br />

Bekanntheit.<br />

Printprodukte der TZS stellen<br />

das radtouristischen Angebot im<br />

<strong>Saar</strong>land ansprechend dar.<br />

Auf der Internetseite der TZS ist<br />

der Radtourismus als Oberthema<br />

aufgeführt.<br />

Das <strong>Saar</strong>land verfügt über regelmäßig<br />

stattfindende Radsportliche<br />

Events mit überregionaler<br />

Bedeutung.<br />

Chancen/Maßnahmen<br />

Schwächen<br />

Überregionale Radreiseveranstalter<br />

haben das <strong>Saar</strong>land als<br />

Zielregion noch zu wenig im Programm.<br />

Die Bezeichnung <strong>Saar</strong>Radland<br />

wird nicht durchgängig in allen<br />

Medien verwendet.<br />

Die Internetdarstellung der TZS<br />

umfasst nicht alle Radrouten und<br />

Pauschalangebote des <strong>Saar</strong>landes.<br />

Premiumrouten werden nicht<br />

unter einer eigenen Domain dargestellt.<br />

Die Bekanntheit der Radrouten<br />

im <strong>Saar</strong>land ist innerhalb der Bevölkerung<br />

noch gering.<br />

Die Zielgruppenansprache kann verbessert werden: Routenkombinationsvorschläge<br />

für Familien, Genussradler, Tourenradler und Rennradler anbieten.<br />

<strong>Saar</strong>Radland sollte sich als Bezeichnung für das Radroutennetz auf allen<br />

Publikationen wieder finden.<br />

Die Internetdarstellung der Premiumrouten ist ratsam.<br />

Die Internetgestaltung muss anschaulich und informativ sein und die Besonderheiten<br />

der Radreisedestination hervorheben (z. B. grenzüberschreitende<br />

Kooperationen).<br />

Pauschalen: Kontakte zu großen Radreiseveranstaltern knüpfen und diese<br />

für die überregionale Vermarktung der vorhandenen Pauschalen (z. B. Gourmetradeln)<br />

nutzen.<br />

Fahrrad-Tagesangebote für Kur-Gäste entwickeln.<br />

Pauschale: Rad und Wellness entwickeln.<br />

Events: <strong>Saar</strong>landRadeltag für Radler aus dem <strong>Saar</strong>land etablieren.<br />

Wirtschaftsfaktor Radtourismus in einer Broschüre darstellen.<br />

142


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

4.6 Service<br />

Service<br />

Stärken<br />

Gastronomen des <strong>Saar</strong>landes<br />

bieten gutes Essen und guten<br />

Wein, das wird von den Gästen<br />

geschätzt.<br />

Es gibt ein Netz mit 19 Fahrradvermietern<br />

und 23 Fahrradreparatur-Anbietern.<br />

49 Bett & Bike-Betriebe bieten<br />

2.695 fahrradfreundliche Betten.<br />

Gäste schätzen die guten Quartiere<br />

und das gute Preis-<br />

Leistungsverhältnis.<br />

Die Radtouristen schätzen die<br />

Gastfreundlichkeit der <strong>Saar</strong>länder.<br />

Chancen/Maßnahmen<br />

Schwächen<br />

Dichte der Gastronomie entlang<br />

der Radwege nicht immer ausreichend.<br />

Öffnungszeiten von Gastronomie<br />

und Servicestellen entsprechen<br />

nicht immer der Nachfrage.<br />

Die Leihräder entsprechen in<br />

ihrer Qualität nicht immer den<br />

Anforderungen der Radfahrer.<br />

Punktuell sind Lücken im Angebot<br />

von Bett & Bike-Betrieben<br />

entlang des Radwegenetzes<br />

<strong>Saar</strong>land vorhanden.<br />

Engagement der Leistungsträger<br />

im Radtourismus ist zu gering.<br />

Lücken in der gastronomischen Versorgung entlang des Radwegenetzes<br />

schließen, z. B. auch durch Lunchpakete.<br />

Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen und Gastronomie überprüfen und<br />

ggf. an den Bedarf der Radtouristen anpassen.<br />

One-Way Fahrradmiete und Qualität der Leihräder durch ein einheitliches<br />

<strong>Saar</strong>landRad sicherstellen.<br />

Bett & Bike: Lücken entlang der Radrouten schließen und Angebot verdichten.<br />

Individualschulung von Leistungsträgern.<br />

Herausgabe eines Handlungsleitfadens für Leistungsträger im Radtourismus<br />

Infoveranstaltung zum Radtourismus für Leistungsträger (Leitung: IHK)<br />

143


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

4.7 Grenzüberschreitender Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />

Grenzüberschreitender<br />

Radtourismus<br />

Stärken<br />

naturräumliche Lage im Drei-<br />

Länder-Eck<br />

überregionale sehr gute Beschilderung<br />

VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux mit <strong>Saar</strong>land<br />

als Initiator und Impulsgeber<br />

Schwächen<br />

fehlende Vermarktung auf der<br />

Homepage<br />

VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux bisher<br />

einzige Initiative<br />

fehlende Vermarktung der RFWe<br />

auch/gerade im grenzüberschreitenden<br />

Bereich<br />

Chancen/Maßnahmen<br />

Ausbau der Netzwerkkooperationen mit benachbarten Regionen im In- und<br />

Ausland.<br />

Nutzung der räumlichen Lage und ihrer radtouristischen Möglichkeiten als<br />

USP (Unique Selling Proposition)<br />

5. Maßnahmen- und Handlungsempfehlungen<br />

Die Recherchen sowie die Stärken- und Schwächenanalyse ergeben eine Liste von insgesamt<br />

22 konkreten Maßnahmen zum weiteren Ausbau des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land.<br />

5.1 Infrastruktur<br />

MI 1 Systematischer Einbezug von Servicestationen, Sehenswürdigkeiten, Bahnhöfen,<br />

Hotels u. ä. bei der Radroutenbeschilderung<br />

Servicestationen (Fahrradverleihe, Fahrradreparaturwerkstätten), Sehenswürdigkeiten,<br />

Stadtzentren, Bahnhöfe, Bushaltestellen, Hotels und Gaststätten sind Bestandteile der Radinfrastruktur.<br />

Liegen diese Einrichtungen nicht in Sichtweite der Radrouten, so ist es notwendig,<br />

auf sie hinzuweisen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass sie den Rad<br />

fahrenden Gästen durch Radwanderkarten und Reiseführer „automatisch“ bekannt sind. Die<br />

Ausschilderung dieser Einrichtungen ist teilweise bereits vorhanden. Wichtig ist es, diese<br />

Einrichtungen systematisch in das radtouristische Wegweisungssystem mit einzubeziehen.<br />

Bei der Finanzierung der Beschilderung sollen die hiervon profitierenden Leistungsträger<br />

beteiligt werden. Um ein „Schilderchaos“ zu vermeiden, sollte die Ausschilderung in das<br />

System der vorhandenen radtouristischen Wegweisung integriert sein.<br />

144


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

MI 2 Deutliche Hinweise auf Steigungen in Publikationen, Ausschilderung von Steigungen,<br />

Ausweisen von Umfahrungsmöglichkeiten, Einsatz von Bus oder Bahn als Alternativen.<br />

Das Radroutennetz <strong>Saar</strong>land ist, topographisch bedingt, mit Radrouten unterschiedlicher<br />

Steigungen ausgestattet. Die Erhebungen zum Radtourismus im <strong>Saar</strong>land haben ergeben,<br />

dass nicht allen Rad fahrenden Gästen vor Reiseantritt diese Gegebenheiten klar sind und<br />

sie sich dann über die Steigungen, z. B. bei den Beherbergungsbetrieben, beschweren. In<br />

der Neuauflage der Broschüre „Radfahren und Wandern im <strong>Saar</strong>land 2005“ wurden die Höhenprofile<br />

für alle Radwege erheblich größer dargestellt. Auch im Internet werden die Höhenprofile<br />

zu ausgewählten Routen gut präsentiert. Möglicherweise gibt es jedoch Interpretationsschwierigkeiten<br />

seitens wenig „Berg-“ erfahrener Radtouristen. Die vorhandenen<br />

textlichen Beschreibungen zum Schwierigkeitsgrad (leicht, mittel, anspruchsvoll) könnten<br />

daher etwas ausführlicher ausfallen. Zusätzlich sollte in allen Publikationen und entlang der<br />

Wege bei Abschnitten mit starken Steigungen auf die Umsteigemöglichkeit in Bus und Bahn<br />

oder auf eine vielleicht weniger attraktive, dafür aber steigungsärmere Route hingewiesen<br />

werden.<br />

5.2 Marketing<br />

MM 1 Verbesserung der Zielgruppenansprache: Angebote von Routenkombinationsvorschlägen<br />

für Familien, Genussradler, Tourenradler und Rennradler.<br />

Die infrastrukturellen Vorraussetzungen für Radtouristen im <strong>Saar</strong>land sind sehr vielseitig.<br />

Vergleicht man das Produkt „<strong>Saar</strong>Radland“ mit dem Produkt „Flussradweg X“, so ergibt sich<br />

jedoch ein viel inhomogeneres Angebot. Die Verhaltensweisen und Bedürfnisse der radtouristischen<br />

Zielgruppen unterscheiden sich erheblich. Das „<strong>Saar</strong>Radland“ kann vielen etwas<br />

bieten. Für alle Medien gilt: Die Zielgruppenansprache muss eindeutig sein. Die Präsentationen<br />

und Angebote sollten sich an der jeweiligen Zielgruppe orientieren. Familien und Genussradler<br />

beispielsweise suchen für ihren Gesamturlaub eine flache, autofreie und gut<br />

ausgebaute Strecke von 150 km bis 350 km, die sie in circa sieben Etappen zurücklegen<br />

können. Daher sollte in den Publikationen bereits darauf hingewiesen werden, wie die vorhandenen<br />

Routen kombiniert werden können, um diese Strecke zu erreichen.<br />

MM 2 <strong>Saar</strong>Radland sollte sich als Bezeichnung für das Radroutennetz auf allen Publikationen<br />

wieder finden.<br />

Das <strong>Saar</strong>land ist innerhalb der radtouristischen Destinationen Deutschlands noch nicht unter<br />

den bekanntesten und beliebtesten Zielen zu finden. Im Zuge der Weiterentwicklung des<br />

Radtourismus kann eine bessere Stellung u. a. durch einen gezielten Markenbildungsprozess<br />

und Marketing erreicht werden. Die Bezeichnung <strong>Saar</strong>Radland findet sich bereits als<br />

Titel auf der Karte zum Radroutennetz des <strong>Saar</strong>landes. Der Name „<strong>Saar</strong>Radland“ fasst das<br />

gesamte radtouristische Angebot des <strong>Saar</strong>landes zusammen und ist geeignet für ein überregionales<br />

Marketing. Er sollte daher konsequent in allen Medien und Publikationen zum<br />

Radtourismus verwendet werden.<br />

145


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

MM 3 Internetdarstellung der Premiumrouten.<br />

Das Internet wird als Informationsmedium für Radtouristen immer bedeutender. Das <strong>Saar</strong>land<br />

vermarktet den <strong>Saar</strong>land-Radweg, den <strong>Saar</strong>-Radweg und die MTB-Region St. Wendeler<br />

Land überregional in „Deutschland per Rad entdecken“. Diese drei Produkte und die Velo-<br />

Route <strong>Saar</strong>LorLux sollten mit ihren Besonderheiten unter einer eigenen Domain im Internet<br />

vorgestellt werden. Neben Beschreibungen der Routen sind für Radtouristen die folgenden<br />

Informationen wichtig: Sehenswürdigkeiten, Bett & Bike-Betriebe, Gastronomie, Fahrradverleih,<br />

Fahrradreparaturwerkstätten, Höhenprofil, Karten, Literaturempfehlungen und Pauschalen<br />

- jeweils mit der Entfernung zum Radweg. Ein besonders gutes Beispiel ist die Internetseite<br />

zum Elberadweg (www.elberadweg.de), die zusätzlich auch aktuelle Hinweise zu<br />

(Deich-)Bauarbeiten, einen Newsletter und ein Forum bietet.<br />

MM 4 Anschauliche und informative Internetgestaltung, die die Besonderheiten der Radreisedestination<br />

hervorhebt (z. B. grenzüberschreitende Kooperation).<br />

Das Internet bietet die Möglichkeit, neben Informationen, die in Printprodukten gegeben<br />

werden, auch aktuelle Hinweise, Neuigkeiten sowie Interaktionsmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Veranstaltungskalender, Foren, interaktive Routenplaner und Newsletter sind bereits in<br />

einigen Regionen auf radtouristischen Internetseiten vorhanden. Im <strong>Saar</strong>land ergeben sich<br />

einige Verbesserungsmöglichkeiten: Kurzdarstellung der Besonderheiten der Radwege,<br />

Darstellung anhand einer Karte und farbliche Kennzeichnung. Link zu eigenen Seiten besonderer<br />

Radfernwege für weitere Infos. Hinweise auf Bett & Bike-Betriebe mit Angabe der<br />

Entfernung zum Radfernweg, Reparatur- und weiterer Radservice. Infos zur Wegebeschaffenheit<br />

und Eignung für Familien mit Kindern, Kilometerangaben der Tourabschnitte; Höhenprofil.<br />

Ein Tourenplaner fehlt bisher. Denkbar: Planung von Ort zu Ort und/oder von Ort<br />

im Kilometerradius; Karte in guter Qualität; Einbeziehung der Radfernwege. Die interaktive<br />

Karte auf der Eingangsseite baut sich bisher nicht auf. Empfehlenswert: Karte in guter Qualität;<br />

gute Lesbarkeit; unterschiedliche Maßstäbe für <strong>Saar</strong>land-Karte, Kartenbestandteile wie<br />

Sehenswürdigkeiten oder Bett & Bike-Betriebe wären günstig. Anwenderfreundlichkeit: Einheitliches<br />

CD, leichte Navigation, Darstellung und Download von Karten; Druckversion wichtiger<br />

Informationen; Fotos; Literaturempfehlungen. Weiterhin: An- und Abreisemodalitäten<br />

(Bahn, PKW), Mobilität vor Ort, Links von Leistungsträgern, Regionen und ADFC sowie Einstellen<br />

von Reiseberichten etc.<br />

MM 5 Pauschalen: Nutzung von Kontakten zu großen Radreiseveranstaltern und Nutzung<br />

für die überregionale Vermarktung der vorhandenen Pauschalen (z. B. Gourmetradeln).<br />

Innerhalb der Auswertung der überregionalen Radreiseveranstalter Deutschlands musste<br />

festgestellt werden, dass das <strong>Saar</strong>land deutlich unterrepräsentiert ist. Die Präsenz in den<br />

Katalogen der Radreiseveranstalter bietet einen zusätzlichen Vertriebsweg, insbesondere<br />

bzgl. potenzieller Radreisender, die auf keine Region festgelegt sind. Für das <strong>Saar</strong>Radland<br />

sind bereits vier einwöchige Pauschalen entwickelt worden, die für die überregionale Vermarktung<br />

durch Radreiseveranstalter in Frage kommen. Die Pauschale Gourmetradeln im<br />

<strong>Saar</strong>land hat ein hohes Alleinstellungsmerkmal. Innerhalb des Marketings muss es daher<br />

146


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Ziel sein, Radreiseveranstalter zu überzeugen, im <strong>Saar</strong>land Pauschalen für individuelle Radler<br />

sowie für geführte Gruppen anzubieten.<br />

MM 6 Entwicklung von Fahrrad-Tagesangeboten für Kur-Gäste.<br />

Der Tourismus im <strong>Saar</strong>land wird im Wesentlichen geprägt durch den Gesundheitstourismus.<br />

Gäste, die vorrangig wegen einer Kur oder Rehabilitationsmaßnahme das <strong>Saar</strong>land besuchen,<br />

zeichnen sich durch eine lange Aufenthaltsdauer aus. An anwendungsfreien Tagen<br />

werden ihnen verschiedene Freizeitbeschäftigungen, darunter auch Ausflüge, angeboten.<br />

Viele Kureinrichtungen verleihen selbst Fahrräder. Radfahren ist auch für leistungseingeschränkte<br />

Personen eine Möglichkeit, mobil zu sein. Es empfiehlt sich daher, geführte Tagestouren<br />

für die Gäste anzubieten und Routenbeschreibungen für individuelle Ausflüge in<br />

die Umgebung zu erstellen.<br />

MM 7 Pauschale: Rad und Wellness entwickeln.<br />

Das <strong>Saar</strong>land verfügt über ein sehr gutes Angebot im Gesundheitstourismus. Die Leistungen<br />

könnten sehr gut als Kombination von Rad- und Wellnessreisen angeboten werden. Der<br />

Teutoburger Wald hat die „Wellness-Radroute“ entwickelt, die auf ihrer Strecke viele „Gesundheitsorte“<br />

verbindet. Ähnlich wie im Angebot „Gourmetradeln“ könnte ein Produkt „Gesundheitsradeln“<br />

oder „Wellnessradeln“ entwickelt werden, das neben Übernachtung, Verpflegung,<br />

Routenbeschreibung und Gepäcktransport auch Besuche von Bädern und Saunen<br />

sowie Anwendungen wie Wadenmassagen und Packungen enthält.<br />

MM 8 Events: Etablierung eines <strong>Saar</strong>landRadeltages für Radler aus dem <strong>Saar</strong>land.<br />

Ein Erfolgsfaktor im Radtourismus ist in jedem Fall die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung.<br />

Sie nutzt das Radroutennetz bei Ausflügen und kann Gästen von den radtouristischen<br />

Möglichkeiten erzählen. Viele Bundesländer veranstalten daher jährlich stattfindende „Radevents“,<br />

die sich vorrangig an „normale“ Radfahrer der Region richten. Brandenburg beispielsweise<br />

führt alljährlich das Event „Brandenburg radelt an“ durch. Hierzu werden in den<br />

einzelnen Tourismusregionen Sternfahrten und Radtouren organisiert, bei denen neue Radwege<br />

erfahren werden können. Ziel ist es zudem, möglichst viele Menschen aufs Rad zu holen.<br />

Daher wird besonders berücksichtigt, dass Familien mit Kindern und Senioren geringere<br />

Strecken zurücklegen können. Die Befragung der Bevölkerung zur Bekanntheit der Radwege<br />

ergab, dass viele <strong>Saar</strong>länder außer dem <strong>Saar</strong>-Radweg keine Radrouten des <strong>Saar</strong>Radlandes<br />

kennen. In Zusammenarbeit mit Fahrradvereinen, Medien und Leistungsträgern kann<br />

daher ein <strong>Saar</strong>landRadeltag hier vieles bewirken.<br />

MM 9 Darstellung Wirtschaftsfaktor Radtourismus in einer Broschüre.<br />

Innerhalb des Gesamttourismus des <strong>Saar</strong>landes nimmt der Radtourismus eine wichtige Stellung<br />

ein. Der Wirtschaftsfaktor Radtourismus wird in seiner Bedeutung leicht unterschätzt.<br />

Seine Darstellung würde einen wichtigen Beitrag leisten, die Bedeutung in der Öffentlichkeit<br />

vorzustellen. Einige Zahlen, Daten und Fakten finden sich in diesem Bericht.<br />

147


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

5.3 Service<br />

MS 1 Lückenschluss in der gastronomischen Versorgung entlang des Radroutennetzes, z.<br />

B. auch durch Lunchpakete.<br />

Radtouristen sind nicht in der Lage, Verpflegung für einen längeren Zeitraum mitzuführen.<br />

Wenige führen eine komplette Campingausrüstung mit und stellen ihre Mahlzeiten vollständig<br />

selbst her. Der überwiegende Teil, insbesondere Radausflügler, verpflegt sich unterwegs.<br />

Daher ist ein dichtes Netz an gastronomischen Einrichtungen, die sich auf die Bedürfnisse<br />

der Radfahrer einrichten, notwendig. Die Erhebungen zum Radtourismus <strong>Saar</strong>land<br />

haben ergeben, dass an einigen Abschnitten Lücken in der Versorgung vorhanden sind.<br />

Kurzfristig können diese durch Angebote von Lunchpaketen oder durch mobile Verpflegungsstationen<br />

(z. B. während der Saison) geschlossen werden.<br />

MS 2 Überprüfung der Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen und Gastronomie sowie<br />

ggf. Anpassung an den Bedarf der Radtouristen.<br />

Innerhalb der Erhebungen zum Radtourismus <strong>Saar</strong>land wurden die Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen<br />

und Gastronomie als teilweise unzureichend kritisiert. Radausflügler sind<br />

vorrangig am Wochenende unterwegs. Schließtage von Gastronomie und Fahrradwerkstätten<br />

können Radreisende vor große Probleme stellen. Aus diesem Grund ist es notwendig,<br />

die Öffnungszeiten der Serviceeinrichtungen und Gastronomie entlang der Radrouten zu<br />

überprüfen und ggf. an die Bedürfnisse der Gäste anzupassen.<br />

MS 3 Angebot einer One-Way Fahrradmiete und Sicherstellung von Qualität durch ein<br />

einheitliches „<strong>Saar</strong>landRad“.<br />

Radtouristen fahren gern eine Strecke, bei der Start- und Endpunkt nicht am selben Ort liegen.<br />

Durch Kooperation der Fahrradvermieter wird es ermöglicht, dass Räder an verschiedenen<br />

Orten entliehen und zurückgegeben werden können. Viele Radfahrer leihen sich nur<br />

deshalb ungern Fahrräder, weil die Qualität der Räder und die Wartung oft nicht ihren Anforderungen<br />

entsprechen. Eine Reihe von Regionen (Emsland, Friesland, Altmühltal, Lausitz,<br />

Ruhrgebiet) haben daher mit einem regionalen Fahrradhersteller ein qualitativ hochwertiges<br />

Regionsrad entwickelt. Diese Räder sind vom Design und der Ausstattung an die Region<br />

angepasst. Durch das größere Einkaufsvolumen gelingt es, hochwertige Räder zu einem<br />

günstigen Preis zu erwerben. In der Regel können die Gäste ihr Leihrad auch kaufen. Zur<br />

Sicherstellung einer guten Wartung hat es sich bewährt, diese von wenigen, sehr gut qualifizierten<br />

Fahrradmechanikern durchführen zu lassen. Auch Hotels können ein Kontingent<br />

der Leihräder erhalten. Besonders wartungsarm ist das für die Lausitz entwickelte Rad. Im<br />

Zuge der Produktentwicklung „<strong>Saar</strong>Radland“ ist es notwendig, eine Kooperation der Fahrradverleiher<br />

zum „<strong>Saar</strong>landRad“ zu initiieren und umzusetzen.<br />

MS 4 Bett & Bike: Lückenschluss entlang der Radrouten und Angebotsverdichtung.<br />

Radtouristen wählen unterschiedliche Quartierformen. Jeder einzelne Radtourist hat jedoch<br />

eine bevorzugte Unterkunftsform, die er möglichst durchgängig auf seiner Reise nutzen<br />

möchte. Der ADFC geht davon aus, dass ca. alle 30 Kilometer entlang einer Radroute eine<br />

fahrradfreundliche Unterkunft gebraucht wird. Die Entfernung zum Radweg sollte dabei<br />

148


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

nicht größer als fünf Kilometer sein. Insgesamt ist im <strong>Saar</strong>land eine Überrepräsentanz von<br />

fahrradfreundlichen Übernachtungsmöglichkeiten in Jugendherbergen festzustellen. Dennoch<br />

sind einige kleine Lücken zu schließen. In der Weiterentwicklung des Radtourismus<br />

<strong>Saar</strong>land muss es Ziel sein, das vorhandene Angebot zu verdichten und Lücken bei fahrradfreundlichen<br />

Beherbergungsbetrieben zu schließen sowie eine fahrradfreundliche Ausrichtung<br />

in allen Beherbergungsformen zu schaffen.<br />

MS 5 Individualschulungen von Leistungsträgern.<br />

Die Leistungsträger im Radtourismus <strong>Saar</strong>land sind überwiegend noch wenig mit den Bedürfnissen<br />

der Radtouristen vertraut und daher auch wenig auf ihre Bedürfnisse eingestellt.<br />

Jedoch sind sie als sehr wichtiger Bestandteil des <strong>Saar</strong>Radlandes einzuschätzen, weshalb es<br />

notwendig ist, sie zu schulen und für den Radtourismus zu begeistern. Ein gutes Beispiel ist<br />

das Hotel Haus Schons am <strong>Saar</strong>-Radweg.<br />

MS 6 Herausgabe eines Handlungsleitfadens für Leistungsträger im Radtourismus.<br />

Zusätzlich zu einer aufwendigen Individualschulung kann eine Publikation für Leistungsträger<br />

und Planer im Radtourismus <strong>Saar</strong>land herausgegeben werden, die über die Bedürfnisse<br />

der Radtouristen informiert.<br />

MS 7 Infoveranstaltung zum Radtourismus für Leistungsträger (Initiative: IHK).<br />

Die Befragung der Leistungsträger im <strong>Saar</strong>land zum Radtourismus hat eine geringe Zahl an<br />

Kooperationen und eine geringe Kooperationsfreudigkeit ergeben. Die Leistungsträger sehen<br />

auch weniger Chancen im Radtourismus als die Touristiker des <strong>Saar</strong>landes. Um Kooperationen<br />

zu fördern und über den Radtourismus zu informieren, sollte eine Infoveranstaltung<br />

durchgeführt werden. Beispielhaft kann hier eine Veranstaltung der IHK Frankfurt<br />

(Oder) in Zusammenarbeit mit anderen IHKn Brandenburgs angeführt werden. Im ersten Teil<br />

trugen hier Radtourismusexperten und Touristiker Informationen über den Radtourismus in<br />

Brandenburg vor. Im zweiten Teil berichteten Leistungsträger aus unterschiedlichen Bereichen<br />

des Radtourismus von ihren Erfahrungen. Geladen waren Leistungsträger, Planer, Politiker<br />

und Touristiker. Pausen boten Gelegenheiten zum Austausch und Knüpfen von Kooperationen.<br />

5.4 Grenzüberschreitender Radtourismus<br />

MG 1 Ausbau der Netzwerkkooperation mit benachbarten Regionen im In- und Ausland.<br />

Die erfolgreiche Verwirklichung der <strong>Saar</strong>LorLux-Initiative mit Partnern aus angrenzenden<br />

Regionen und Ländern bestätigt, dass grenzüberschreitende Projekte realisierbar sind. Nun<br />

gilt es, diese strategischen Netzwerkkooperationen zu intensivieren und auf andere Radwege<br />

auszubauen. Hierfür bieten sich vor allem die Radfernwege <strong>Saar</strong>-Radweg und <strong>Saar</strong>-Nahe-<br />

Höhen-Radweg sowie der Mosel-Radweg an.<br />

149


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

MG 2 Nutzung der räumlichen Lage und ihrer radtouristischen Möglichkeiten als USP mit<br />

entsprechender Vermarktung national und international.<br />

In den angrenzenden Bundesländern werden überregionale Radfernwege in ihrem Verlauf<br />

und mit den Anschlussmöglichkeiten nicht vermarktet. Für den Radtouristen endet die Radreise<br />

jedoch nicht an der Landesgrenze. Die regions- und länderübergreifende Vermarktung<br />

von Radwegen mit entsprechender Kooperation mit den verantwortlichen Tourismusmarketingorganisationen<br />

und Leistungsträgern bietet so einen erheblichen Vorteil. Das <strong>Saar</strong>land<br />

ist wegen der geringen Flächenausdehnung in der Vielfalt und im Angebot einer umfangreichen<br />

Auswahl an Radrouten eingeschränkt. Die räumliche Lage im Drei-Länder-Eck sollte<br />

deshalb noch stärker als bisher hervorgehoben und im Marketing betont werden. Überregionale<br />

Initiativen wie die VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux stellen ein USP dar, welches das <strong>Saar</strong>land<br />

von anderen Radreisedestinationen unterscheidet. Sowohl in den Broschüren als auch vor<br />

allem für internationale Touristen im Internet sollte deshalb die grenzüberschreitende Möglichkeit<br />

des Radelns betont und mit entsprechenden Infrastruktur-, Marketing- und Serviceangeboten<br />

unterstützt werden.<br />

6. Zusammenfassung<br />

Der Radtourismus gehört seit einigen Jahren zu den tragenden Säulen des <strong>Saar</strong>landtourismus.<br />

Ausgehend vom Masterplan 2001, wurden deutlich mehr als 10 Mio. EUR Investitionen<br />

in Wegeinfrastruktur, Ausschilderung, Produktentwicklung und Vertrieb getätigt, um das<br />

<strong>Saar</strong>land als Fahrraddestination zu etablieren. Über 22 Mio. EUR Umsatz pro Jahr sind schon<br />

heute der Lohn für dieses Engagement. Da zudem alle Marktforschungsstudien weitere<br />

Wachstumschancen prognostizieren, ist ein konsequenter Ausbau des Radtourismus im<br />

<strong>Saar</strong>land mit Sicherheit Erfolg versprechend.<br />

Das systematische Vorgehen bei der Angebotsentwicklung und im Marketing zeigt Wirkung:<br />

Innerhalb weniger Jahre ist es gelungen, eine sehr gute radtouristische Wegeinfrastruktur,<br />

bestehend aus Rad- (wander) -routen mit einer bundesweit anerkannt hervorragenden Beschilderung,<br />

aufzubauen. Die Verbesserungspotenziale in diesem Bereich bestehen daher<br />

in einer fahrradfreundlichen Infrastruktur, wie z. B. Tischen, Bänken und Abstellanlagen an<br />

den Radwegen, welche für eine Qualitätssicherung sorgen.<br />

Auch die Ausstattung des <strong>Saar</strong>landes mit Bett & Bike-Betrieben ist mittlerweile als gut zu<br />

bezeichnen. Waren im Jahr 2000 erst 16 Betriebe nach den ADFC-Kriterien für Radfahrer<br />

freundliche Unterkünfte klassifiziert, stieg die Zahl mit Stand März 2005 auf 50 Betriebe.<br />

Gleichwohl sind an einigen Routen Lückenschlüsse notwendig.<br />

Auf konstant hohem Niveau werden in <strong>Saar</strong>land Radsportevents durchgeführt, die mittlerweile<br />

auch überregionale Bedeutung erlangt haben. Nicht nur hierdurch konnte sich die<br />

Region St. Wendel z. B. erfolgreich als Mountainbike-Destination etablieren.<br />

150


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Im Marketing sind vor allem seit dem Jahr 2003 verstärkte Aktivitäten zu verzeichnen.<br />

Printmedien, spezifische Informationen im Internet wurden geschaffen, die Präsenz auf relevanten<br />

Special Interest Messen erhöht, Pauschalen und Reiseangebote für Radtouristen<br />

kreiert. Nachdem damit die Grundlagen für ein radtouristisches Marketing geschaffen wurden,<br />

geht es nun um die stetige Perfektionierung in Marketing und Vertrieb, vor allem aber<br />

um die langfristige Entwicklung der Marke <strong>Saar</strong>Radland. Dazu gehören z. B. der Ausbau zielgruppenspezifischer<br />

Angebote (z. B. für Familien, Genussradler, Tourenradler etc.), eine<br />

Verstärkung der Kooperation mit Reiseveranstaltern und nicht zuletzt die Erhöhung des<br />

Bekanntheitsgrades der Fernradwege des Landes und ihre Etablierung im nationalen und<br />

internationalen Markt.<br />

Das <strong>Saar</strong>land zeichnet sich gegenüber anderen Destinationen durch seine unmittelbare Lage<br />

zu den beiden europäischen Nachbarländern Frankreich und Luxemburg aus. Der grenzüberschreitende<br />

Radtourismus ist aus diesem Grund besonders entwickelt worden. Mit der<br />

VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux entsteht eine attraktive Verknüpfung der Radrouten des Drei-Länder-<br />

Ecks. Die bereits begonnenen Kooperationen mit den Nachbarregionen bieten insbesondere<br />

im Radtourismus weitere große Entwicklungschancen.<br />

Ein perfekter, auf die Zielgruppenbedürfnisse exakt zugeschnittener Service wird immer<br />

mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor im Tourismus generell und damit auch im Radtourismus.<br />

Auch hier wurde im <strong>Saar</strong>land der Grundstock gelegt, auf welchen nun unter anderem<br />

mit Lückenschlüssen bei der gastronomischen Versorgung an Fernradwegen, besser abgestimmten<br />

Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen und Gastronomie, dem Angebot einer<br />

One-Way-Fahrradmiete, der Kreation eines qualitativ hochwertigen „<strong>Saar</strong>landrades“ und<br />

anderen Maßnahmen aufgebaut werden kann.<br />

Wichtigste Aufgabe für die kommenden Jahre wird die Aktivierung der Leistungsträger (Beherbergung,<br />

Gastronomie, Fahrradverleih, Fahrradreparatur, Transport, Ausflugsziele etc.)<br />

sein und die Verstärkung der Kooperation mit und zwischen ihnen, so dass diese im Gesamtsystem<br />

Radtourismus ihre volle Kompetenz einbringen können.<br />

151


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

LITERATUR<br />

ADAC (Hrsg.) (1999): Betriebsvergleich für Campingplätze, München.<br />

ADFC e.V. (Hrsg.) (2005): Radreiseanalyse 2005. Bremen.<br />

ADFC e. V. (Hrsg.) (1993): Handreichungen zur Förderung des Fahrradtourismus. Bremen.<br />

Deutscher Tourismusverband e.V. (Hrsg.) (2004): Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in<br />

Deutschland, Bonn 2004.<br />

Deutscher Tourismus Verband (Hrsg.) (2004): Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in<br />

Deutschland, Bonn.<br />

dwif-Consulting GmbH/Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern (2004): Volkswirtschaftliche<br />

und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Radtourismus in Mecklenburg-<br />

Vorpommern sowie Marketinganalyse. Berlin, Schwerin.<br />

Frauenpark Klinik Zentrum für Orthopädie und internistische Begleitkrankheiten (Hrsg.)<br />

(2002): Klinik Report. 1/2002. Bad Kissingen.<br />

F.U.R Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (2004): Reiseanalyse (Kurzfassung),<br />

Hamburg, Kiel.<br />

F.U.R. Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (2004): Urlaubsreisetrends 2015,<br />

Die RA-Trendstudie – Entwicklung der touristischen Nachfrage, Hamburg, Kiel.<br />

F.U.R Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (2005): Reiseanalyse (Kurzfassung),<br />

Hamburg, Kiel.<br />

Grißmer, Martin (2003): Fahrradtourismus am Beispiel des <strong>Saar</strong>land-Radweges. Eine zielgruppenorientierte<br />

Analyse der Kundenzufriedenheit von Fahrradtouristen. Unveröffentlichte<br />

Diplomarbeit Universität Trier. <strong>Saar</strong>brücken.<br />

Harrer, B.; Zeiner, M.; Maschke, J.; Scherr, S. (1995): Tagesreisen der Deutschen. Struktur<br />

und wirtschaftliche Bedeutung des Tagesausflugs- und Tagesgeschäftsreiseverkehrs in der<br />

Bundesrepublik Deutschland, Nr. 46, München.<br />

Harrer, B. (1998): Fahrradausflügler eine interessante Zielgruppe. In: Jahrbuch für Fremdenverkehr<br />

1997, München, S. 131-142.<br />

Harrer, B.; Scherr, S. (2000): Verhaltensweisen der Tagesausflügler in Abhängigkeit von Reisemotiv<br />

und Aktivität. In Jahrbuch für Fremdenverkehr 1999, München, S. 5-38.<br />

152


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

Harrer, B.; Scherr S. (2002): Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland, Schriftenreihe<br />

Heft 49, München.<br />

Kaufmann, Eveline Lanz (1999): Wellness-Tourismus. Marktanalyse und Qualitätsanforderungen<br />

für die Hotellerie – Schnittstellen zur Gesundheitsförderung. (Berner Studien zu<br />

Freizeit und Tourismus 38). Bern.<br />

Meffert, H (1998): Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte – Instrumente<br />

– Praxisbeispiele. Wiesbaden.<br />

Statistisches Bundesamt: Diverse Publikationen.<br />

Statistische Landesämter: Diverse Publikationen.<br />

Steiner, Jürgen (1999): Wirtschaftsfaktor Radtourismus. In: Schnell, Peter; Potthoff, Kim E.<br />

(Hrsg.): Wirtschaftsfaktor Tourismus. Vorträge einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Angewandte<br />

Geographie (AAG) und des Arbeitskreises Tourismus des Deutschen Verbandes<br />

für Angewandte Geographie (DVAG) in Münster 1998. Münster. Seite 33 - 38.<br />

Themata-Freizeit- und Erlebniswelten Services (Hrsg.) (2003): Freizeit in Deutschland 2003,<br />

München, Wien.<br />

Wachotsch, Ulrike (2005): Der Radtourist – Motivation, Aktivitäten, Erwartungen und Anforderungen<br />

an die touristische Infrastruktur und ihre Akteure. Eine Untersuchung auf der<br />

Grundlage einer Befragung von Radtouristen und Radausflüglern am Radfernweg Berlin –<br />

Kopenhagen. Unveröffentlichte Magisterarbeit Universität Potsdam. Hennigsdorf.<br />

World Tourism Organization (WTO) (2005): World Tourism Barometer Vol. 3, No. 1, Madrid.<br />

Websites<br />

www.adfc.de<br />

www.akademie.de<br />

www.bettundbike.de<br />

www.eurovelo.org<br />

www.media.adac.de<br />

www.radstation.de<br />

www.veloland.ch<br />

www.wellnessradroute.de<br />

www.wikipedia.org<br />

www.ziv-zweirad.de<br />

Darüber hinaus wurden diverse Reiseführer, touristische Broschüren, Tagespresse und<br />

Fachzeitschriften zur Informationsgewinnung genutzt.<br />

153


S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong><br />

Ursulinenstraße 46<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des <strong>Saar</strong>landes<br />

Am Stadtgraben 6-8<br />

66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />

Ansprechpartner<br />

Karl Heinz Ratzel<br />

Telefon (0681) 9340-162<br />

Telefax (0681) 9340-177<br />

E-Mail Karl_Heinz.Ratzel@SV<strong>Saar</strong>.de<br />

Internet www.sparkassen-finanzgruppe-saar.de<br />

Dr. Rainer Schryen<br />

Telefon (0681) 501-4232<br />

Telefax (0681) 501-4293<br />

E-Mail r.schryen@wirtschaft.saarland.de<br />

Internet www.wirtschaft.saarland.de<br />

Bearbeitung:<br />

dwif-Consulting GmbH<br />

dwif - Büro München<br />

Sonnenstr. 27<br />

80331 München<br />

Telefon (0 89) 23 70 28 90<br />

Telefax (0 89) 23 70 28 99<br />

E-Mail info@dwif.de<br />

Internet www.dwif.de<br />

dwif - Büro Berlin<br />

Marienstraße 19/20<br />

10117 Berlin<br />

Telefon (0 30) 7 57 94 90<br />

Telefax (0 30) 7 51 65 10<br />

E-Mail info-berlin@dwif.de<br />

Mandy Belitz, Lars Bengsch, Dr. Mathias Feige, Thomas Hagel,<br />

Dr. Bernhard Harrer, Karsten Heinsohn, Silvia Hofer, Dr. Joachim<br />

Maschke, Markus Seibold, Dr. Manfred Zeiner<br />

unter Mitarbeit von:<br />

Anja Schramm, Alexander Schuler, Ulrike Wachotsch<br />

Fotos der Umschlagseite: Bilddatenbank der Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land<br />

Herstellung:<br />

repa druck, <strong>Saar</strong>brücken<br />

Schutzgebühr: 20 Euro<br />

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in irgendeinem anderen<br />

Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme<br />

verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

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