PDF downloaden - Sparkassenverband Saar
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S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
BEIRAT<br />
Sparkasse Merzig-Wadern<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong> (SV<strong>Saar</strong>)<br />
dwif-Consulting GmbH<br />
Sparkasse <strong>Saar</strong>brücken<br />
Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land GmbH<br />
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
dwif-Consulting GmbH<br />
Landrätin Merzig-Wadern (seit 1.10.2004)<br />
Landrat Merzig-Wadern (bis 30.9.2004)<br />
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
Industrie- und Handelskammer des <strong>Saar</strong>landes<br />
Dehoga <strong>Saar</strong>land, Präsidentin
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Der erste Jahresbericht des S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land liegt vor. Er reiht<br />
sich ein in eine Reihe, die - 1998 initiiert vom Ostdeutschen Sparkassen- und<br />
Giroverband - ihren Ausgangspunkt in den Neuen Bundesländern hatte und<br />
seit einigen Jahren schon Schleswig-Holstein und Niedersachsen umfasst.<br />
Die Autoren - Mitarbeiter der dwif-Consulting GmbH - kombinieren am Markt<br />
bereits vorhandene Informationen mit eigenen, z. T. exklusiven Recherchen<br />
und liefern auf diese Weise ein einzigartiges Kompendium.<br />
Karl-Heinz Trautmann,<br />
Präsident des<br />
<strong>Sparkassenverband</strong>s<br />
<strong>Saar</strong><br />
Die Studie legt besonderen Wert auf Praxisnähe. Dies zeigt sich insbesondere<br />
in der Kombination so genannter Best Practice-Beispiele mit der Entwicklung<br />
eigener Vorschläge. In diesem Zusammenhang verweise ich besonders auf<br />
das jährlich wechselnde Spezialmodul, das sich in diesem Jahr mit dem<br />
Ausbau des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land befasst.<br />
Das gleiche Ziel verfolgt auch die Zusammensetzung des Beirates. In ihm sind<br />
deshalb neben der Sparkassenorganisation Praktiker aus Tourismus Zentrale<br />
<strong>Saar</strong>land, IHK, DeHoGa <strong>Saar</strong>land und dem saarländischen Ministerium für<br />
Wirtschaft und Arbeit vertreten.<br />
Dem Wunsch von Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter Georgi, dieses Marktforschungsinstrument<br />
zu übernehmen, ist die Sparkassen-Finanzgruppe <strong>Saar</strong><br />
gern nachgekommen. Als Herausgeber leisten die Sparkassen, <strong>Saar</strong>LB, LBS<br />
und SAARLAND Versicherungen gemeinsam mit dem Ministerium für<br />
Wirtschaft und Arbeit einen Beitrag zum Auf- und Ausbau des Tourismus in<br />
unserer Region. Wie kaum ein anderer ist gerade dieser Wirtschaftszweig<br />
geprägt von mittelständischen, meist in Familienhand befindlichen Betrieben.<br />
Und hier zeigt sich in besonderem Maße die Aufgabe der Sparkassen,<br />
Unternehmen bei Aufgabe und Entwicklung ihres Betriebes beratend und<br />
helfend zur Seite zu stehen: Wenn’s um Geld geht - Sparkasse.<br />
Die Erkenntnisse aus der vorgelegten Studie sollen politischen Entscheidungsträgern<br />
und unternehmerisch Handelnden eine wichtige Hilfestellung bieten -<br />
sei es bei der Planung eigener Investitionen oder der Entscheidung hierüber.<br />
Aus diesem Grund finanzieren die Sparkassen-Finanzgruppe <strong>Saar</strong> und das<br />
saarländische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit die Studie gemeinsam:<br />
Sparkassen. Gut für das <strong>Saar</strong>land!<br />
Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre des Jahresberichts viele Anregungen!
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
I EINFÜHRUNG............................................................................................................................ 1<br />
II DAS KONJUNKTURBAROMETER ............................................................................................ 2<br />
1. DAS SAARLAND IM TOURISMUSJAHR 2004.......................................................................... 3<br />
1.1 Entwicklung auf Länderebene - Gewerblicher Sektor .................................................. 3<br />
1.1.1 Rahmenbedingungen .......................................................................................... 3<br />
1.1.2 Nachfrageentwicklung ......................................................................................... 4<br />
1.1.3 Angebotsentwicklung .......................................................................................... 9<br />
1.1.4 Betten- und Zimmerauslastung........................................................................11<br />
1.1.5 Zusammenfassende Bewertung im TRIX.........................................................13<br />
1.2 Vertiefte Analyse der Entwicklung in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes -<br />
Gewerblicher Sektor........................................................................................................17<br />
1.2.1 Nachfrageentwicklung .......................................................................................17<br />
1.2.2 Angebotsentwicklung ........................................................................................22<br />
1.2.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX.........................................................25<br />
2. DER GRAUE BEHERBERGUNGSMARKT................................................................................ 28<br />
2.1 Allgemeine Erläuterungen .............................................................................................28<br />
2.2 Besucherverkehr bei Einheimischen ............................................................................29<br />
2.2.1 Abgrenzung und Datengrundlage....................................................................29<br />
2.2.2 Ermittlung des Nachfrageumfanges: Rahmendaten, Berechnungsweg<br />
und Übernachtungsvolumen ............................................................................29<br />
2.2.3 Schlussfolgerungen und Handlungsbedarf ....................................................31<br />
2.3 Campingtourismus..........................................................................................................32<br />
2.3.1 Abgrenzung und Datengrundlage....................................................................32<br />
2.3.2 Campingangebot im <strong>Saar</strong>land...........................................................................33<br />
2.3.3 Campingangebot in Deutschland.....................................................................33<br />
2.3.4 Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land........................................................................34<br />
2.3.5 Campingnachfrage in Deutschland..................................................................35<br />
2.3.6 Wirtschaftliche Effekte durch Camper auf Campingplätzen .........................36<br />
2.3.7 Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen ......................................39<br />
2.4 Gegenüberstellung der Übernachtungen nach Marktsegmenten............................40<br />
3. DIE SAARLÄNDISCHEN BETRIEBE IM TOURISMUSJAHR 2004.......................................... 41<br />
3.1 Touristische Wetterstationen........................................................................................41<br />
3.1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und Umfang der Erhebung.........................41<br />
3.1.2 Die Bundesländer im Vergleich ........................................................................42<br />
3.1.2.1 Langfristige Entwicklung 1999-2004 ...............................................46<br />
3.1.2.2 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004................................................46<br />
3.1.3 Entwicklungstendenzen im <strong>Saar</strong>land...............................................................49<br />
3.1.3.1 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004................................................49<br />
3.1.3.2 Saisonverlauf .......................................................................................51
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.1.4 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse ............................................52<br />
3.2 Die wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land...................................53<br />
3.2.1 Entwicklung von Umsatz, Insolvenzen und Beschäftigung ..........................53<br />
3.2.2 Wirtschaftliche Situation von Kreditnehmern der Sparkassen im<br />
Gastgewerbe .......................................................................................................55<br />
3.2.2.1 Hintergrundinformationen zu den EBIL-Daten ...............................55<br />
3.2.2.2 Ergebnisse der Bundesländer 2002 im Vergleich ..........................57<br />
3.2.2.3 Darstellung wichtiger Kennziffern und Zeitvergleich ....................60<br />
4. HERKUNFTSSTRUKTUR DER GÄSTE IM SAARLAND-TOURISMUS ..................................... 66<br />
4.1 Bedeutung des Ausländertourismus............................................................................66<br />
4.2 Herkunftsstruktur im Inländertourismus.....................................................................69<br />
4.2.1 Methodische Vorbemerkungen ........................................................................69<br />
4.2.2 Ergebnisse 2004: Nutzungsmöglichkeiten für die Quellmarktbearbeitung.........................................................................................................71<br />
4.2.2.1 Die wichtigsten Herkunftsländer der Gäste im <strong>Saar</strong>land im<br />
Ländervergleich...................................................................................71<br />
4.2.2.2 Saisonverlauf der Nachfrage im <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich .....72<br />
4.2.2.3 Quellmarktstrukturen und Saisonverlauf in den Regionen und<br />
Städten des <strong>Saar</strong>landes ......................................................................74<br />
4.3 Fazit...................................................................................................................................77<br />
III DAS ZUKUNFTSBAROMETER ................................................................................................ 78<br />
1. DWIF – STIMMUNGSBAROMETER REGIONAL...................................................................... 79<br />
2. KONJUNKTURUMFRAGE DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER................................ 83<br />
2.1 Bilanz der Wintersaison 2004/2005 .............................................................................83<br />
2.2 Ausblick auf die Sommersaison 2005 ..........................................................................85<br />
3. TRENDBAROMETER 2015 ..................................................................................................... 86<br />
3.1 Einleitung .........................................................................................................................86<br />
3.2 Urlaubsreisetrends der Deutschen 2015.....................................................................87<br />
3.3 Trendszenarien - Blick in eine mögliche Zukunft 2015 .............................................89<br />
3.3.1 Methodik..............................................................................................................89<br />
3.3.2 Trendszenarien für das <strong>Saar</strong>land 2015............................................................90<br />
IV AKTUELLES BRANCHENTHEMA: RADTOURISMUS IM SAARLAND..................................... 93<br />
1. EINFÜHRUNG.......................................................................................................................... 93<br />
2. RADTOURISMUS..................................................................................................................... 94<br />
2.1 Abgrenzungen .................................................................................................................94<br />
2.2 Ausprägungen des Radtourismus ................................................................................95<br />
2.3 Zielgruppen......................................................................................................................97<br />
2.4 Anforderungen von Radtouristen an die Reiseregion ...............................................97<br />
2.5 Nachfrageumfang des Radtourismus.........................................................................100
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
2.6 Quellmärkte des Radtourismus...................................................................................102<br />
2.7 Zielmärkte des Radtourismus Deutschland ..............................................................103<br />
3. VOLKSWIRTSCHAFTLICHE UND ARBEITSMARKTPOLITISCHE BEDEUTUNG DES<br />
RADTOURISMUS...................................................................................................................105<br />
3.1 Nachfrageseitige Bestimmung....................................................................................105<br />
3.2 Radtourismusabhängige Arbeitsplätze .....................................................................106<br />
3.3 Anbieterbezogene Analyse anhand der Dienstleistungskette ...............................108<br />
3.3.1 Reisevorbereitung: Information .....................................................................109<br />
3.3.1.1 Radtouristische Magazine................................................................109<br />
3.3.1.2 Radtouristische Printprodukte........................................................110<br />
3.3.2 Internetplattformen .........................................................................................111<br />
3.3.3 Radtouristisches Kartenmaterial ...................................................................112<br />
3.3.4 Radmessen ........................................................................................................113<br />
3.3.5 Reisevorbereitung: Buchung ..........................................................................113<br />
3.3.6 An- und Abreise ................................................................................................115<br />
3.3.7 Aufenthalt ..........................................................................................................116<br />
3.3.7.1 Das radtouristische Routennetz .....................................................116<br />
3.3.7.2 Übernachtungsangebot ...................................................................118<br />
3.4 Trends im Radtourismus ..............................................................................................123<br />
4. QUALITÄTSANALYSEN RADTOURISMUS SAARLAND........................................................127<br />
4.1 Empirische Untersuchungen .......................................................................................127<br />
4.1.1 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Tourismusexperten ...................128<br />
4.1.2 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Bevölkerung ...............................129<br />
4.1.3 Radtourismus aus Sicht der Leistungsträger ...............................................130<br />
4.2 Websiteanalyse Radtourismus im <strong>Saar</strong>land ..............................................................133<br />
4.3 Bedeutung des Radtourismus in ausgewählten Bundesländern und<br />
angrenzenden Regionen..............................................................................................138<br />
4.4 Infrastruktur...................................................................................................................141<br />
4.5 Marketing .......................................................................................................................142<br />
4.6 Service.............................................................................................................................143<br />
4.7 Grenzüberschreitender Radtourismus im <strong>Saar</strong>land .................................................144<br />
5. MAßNAHMEN- UND HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN .........................................................144<br />
5.1 Infrastruktur...................................................................................................................144<br />
5.2 Marketing .......................................................................................................................145<br />
5.3 Service.............................................................................................................................148<br />
5.4 Grenzüberschreitender Radtourismus.......................................................................149<br />
6 ZUSAMMENFASSUNG ..........................................................................................................150<br />
Literatur<br />
Impressum
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
KARTENVERZEICHNIS<br />
Karte 1: Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise 2004 und deren Veränderung<br />
ggü. 2003 .........................................................................................................................18<br />
Karte 2: Übernachtungsintensitäten nach Gemeinden 2004 ..................................................21<br />
Karte 3: Touristik- und Dauercampingangebot in Deutschland..............................................34<br />
Karte 4: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers im <strong>Saar</strong>land...................................43<br />
Karte 5: Verteilung der Ausländerübernachtungen in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes<br />
2004 ..................................................................................................................................69<br />
Karte 6: Geschäftsgebiete der Sparkassen im SV<strong>Saar</strong>-Verbandsgebiet.................................70<br />
Karte 7: Radroutennetz: <strong>Saar</strong>Radland...................................................................................... 117<br />
Karte 8: Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben am Radroutennetz <strong>Saar</strong>land ........... 121<br />
Karte 9: Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben an Mosel- und Nahetal-Radweg<br />
und an den <strong>Saar</strong>land-Radfernwegen ......................................................................... 121<br />
Karte 10: Radfernwegenetz Deutschland .................................................................................. 125<br />
Kartengrundlage GFK Macon<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abb. 1: Modularer Aufbau des Sparkassen-Tourismusbarometers......................................... 1<br />
Abb. 2: Übernachtungsentwicklung 2004 im Vergleich zu 2003 nach Bundesländern........ 5<br />
Abb. 3: Übernachtungen in gewerblichen Betrieben 9 Betten 1993-2004, Barometer-<br />
Bundesländer..................................................................................................................... 6<br />
a) Gewerbliche Übernachtungen (in Millionen) .................................................... 6<br />
b) Gewerbliche Übernachtungen (Index: 1993 = 100) ......................................... 7<br />
Abb. 4: Ankünfte und Übernachtungen nach Beherbergungstypen 2004 ............................. 7<br />
Abb. 5: Übernachtungen in der Hotellerie und in Vorsorge- und Rehakliniken in<br />
ausgewählten Jahren........................................................................................................ 8<br />
Abb. 6: Saisonalität der gewerblichen Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land..................................... 8<br />
Abb. 7: Durchschnittliche Betriebsgröße nach Bundesländern 1993-2004 ........................10<br />
Abb. 8: Bettenauslastung in gewerblichen Beherbergungsbetrieben 1993-2004.............11<br />
Abb. 9: Auslastung aller Betten in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach<br />
Bundesländern 1993-2004............................................................................................12<br />
Abb. 10: Zeitraffer-TRIX 2001-2004.............................................................................................15<br />
Abb. 11: Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise des <strong>Saar</strong>landes 1993-2004............19<br />
Abb. 12: Aufenthaltsdauer in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes 1997-2004 ..........................22<br />
Abb. 13: Auslastung der angebotenen Betten 1993 und 2004 im Vergleich.........................24<br />
Abb. 14: Regionen-TRIX 2001-2004 ............................................................................................26<br />
Abb. 15: Touristischer Besucherverkehr in den Haushalten des <strong>Saar</strong>landes.........................30<br />
Abb. 16: Das Gewicht der Bekannten-/Verwandtenbesucher...................................................31<br />
Abb. 17: Campingangebot im <strong>Saar</strong>land .......................................................................................33<br />
Abb. 18: Ausgabenstruktur der Touristikcamper im <strong>Saar</strong>land .................................................37<br />
Abb. 19: Ausgabenstruktur der Dauercamper ............................................................................37<br />
Abb. 20: Von Touristik- und Dauercampern im <strong>Saar</strong>land profitierende Wirtschaftszweige.38
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 21: Übernachtungszahlen im <strong>Saar</strong>land nach Marktsegmenten.......................................41<br />
Abb. 22: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers ........................................................42<br />
Abb. 23: Einflussfaktoren auf die Wettbewerbssituation der Wetterstationen des<br />
Tourismusbarometers ....................................................................................................44<br />
Abb. 24: Langfristtrend 1999-2004: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen<br />
in den verschiedenen Barometer-Bundesländern....................................47<br />
Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern ........48<br />
Abb. 26: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen und der Übernachtungen<br />
in gewerblichen Beherbergungsbetrieben (mit mehr als 8 Betten) zwischen<br />
2003 und 2004 nach Bundesländern ...........................................................................49<br />
Abb. 27: Veränderung der Besucherzahlen bei den Wetterstationen des <strong>Saar</strong>landes<br />
2003-2004........................................................................................................................50<br />
Abb. 28: Saisonale Veränderung der Nachfrage in den Wetterstationen <strong>Saar</strong>landes 2004<br />
ggü. 2003 .........................................................................................................................51<br />
Abb. 29: Insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 1994-2004 ...............................54<br />
Abb. 30: Beschäftigte im deutschen Gastgewerbe 1995-2004................................................55<br />
Abb. 31: Umsatzrendite im Gastgewerbe 2002 nach Bundesländern - Zentralwert<br />
(Median)............................................................................................................................60<br />
Abb. 32: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Verbesserung der Innenfinanzierungsrate .....62<br />
Abb. 33: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Anteil der Abschreibung und des Gewinnes ...62<br />
Abb. 34: Personalkosten in % vom Umsatz (Geschäftsjahr 2002)...........................................63<br />
Abb. 35: Zinsaufwandquote nach Bundesländern .....................................................................65<br />
Abb. 36: Entwicklung der Ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2004 ggü.<br />
2003 ..................................................................................................................................68<br />
Abb. 37: Anteile der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />
im <strong>Saar</strong>land 2004 ........................................................................................72<br />
Abb. 38: Anteile der Fremdverfügungen der TOP-5-Herkunftsländer im <strong>Saar</strong>land...............74<br />
Abb. 39: Anteile der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />
in der jeweiligen Region 2004 ..................................................................76<br />
Abb. 40: Saisonalität der Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes 2004..........77<br />
Abb. 41: Rückblick 2004 - Zufriedenheit regionaler Tourismusorganisationen<br />
hinsichtlich ausgewählter Aspekte ...............................................................................79<br />
Abb. 42: dwif-Stimmungsbarometer............................................................................................80<br />
Abb. 43: Geplante Schwerpunktaktivitäten für das Jahr 2005 .................................................81<br />
Abb. 44: Informations- und Buchungsverhalten bei Tourismusorganisationen im<br />
<strong>Saar</strong>land............................................................................................................................82<br />
Abb. 45: Marktforschungsquellen für die Tourismusverantwortlichen im <strong>Saar</strong>land.............82<br />
Abb. 46: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 .............................................................................84<br />
Abb. 47: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004........90<br />
Abb. 48: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004<br />
(Index: 1981 = 100) .........................................................................................................91<br />
Abb. 49: Trendszenario <strong>Saar</strong>land und Rheinland-Pfalz .............................................................92<br />
Abb. 50: Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land seit dem Masterplan 2001 ................93
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 51: Ausprägungen des Radtourismus ................................................................................96<br />
Abb. 52: Nachfragestruktur Radtourismus .............................................................................. 100<br />
Abb. 53: Radreiseziele deutscher Radtouristen...................................................................... 104<br />
Abb. 54: Die radtouristische Dienstleistungskette im <strong>Saar</strong>land ........................................... 109<br />
Abb. 55: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland......................................................................... 120<br />
Abb. 56: Bekanntheit der Radwege im <strong>Saar</strong>land in der Bevölkerung des <strong>Saar</strong>landes ....... 129<br />
Abb. 57: Beurteilung des Radwegenetzes im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der <strong>Saar</strong>länder .............. 130<br />
Abb. 58: Einschätzung der Entwicklungschancen des Radtourismus durch Leistungsträger<br />
im <strong>Saar</strong>land und in Mecklenburg-Vorpommern ........................................... 130<br />
Abb. 59: Zusatzangebote von auf Radtouristen spezialisierten Übernachtungsbetrieben<br />
für Radtouristen, <strong>Saar</strong>land und Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich........... 131<br />
Abb. 60: Medien der Informationsbeschaffung von Radtouristen über das Reiseziel<br />
<strong>Saar</strong>land......................................................................................................................... 132<br />
Abb. 61: Kooperationspartner und Kooperationsbereitschaft im Ländervergleich........... 132<br />
Abb. 62: Einschätzung der Maßnahmen zur Entwicklung des Radtourismus im<br />
<strong>Saar</strong>land durch Leistungsträger................................................................................. 133<br />
Abb. 63: Checklisten für die Websiteanalyse........................................................................... 134<br />
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tab. 1: Übernachtungen nach Bundesländern 2003/2004 - gewerbliche Betriebe 9<br />
Betten.................................................................................................................................. 4<br />
Tab. 2: Betten in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2001<br />
bis 2004 ............................................................................................................................10<br />
Tab. 3: Betriebe, Zimmer und Zimmerauslastung der Hotellerie 2) nach Bundesländern<br />
2003/2004 ........................................................................................................................13<br />
Tab. 4: Übernachtungen nach Landkreisen 2001-2004 .........................................................18<br />
Tab. 5: Bettenangebot nach Landkreisen 2001-2004 ............................................................22<br />
Tab. 6: Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe im <strong>Saar</strong>land nach<br />
Landkreise ........................................................................................................................23<br />
Tab. 7: Bettenauslastung nach Landkreisen 2001-2004........................................................23<br />
Tab. 8: Betriebe, Betten und Zimmerauslastung der Hotellerie nach Landkreisen<br />
2003/2004 ........................................................................................................................24<br />
Tab. 9: Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land ....................................................................................35<br />
Tab. 10: Touristik- und Dauercampingübernachtungen in Deutschland ...............................36<br />
Tab. 11: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern<br />
2004 ggü. 2003 ...............................................................................................................48<br />
Tab. 12: Umsatzentwicklung im deutschen Gastgewerbe im Vergleich zum Vorjahr ..........53<br />
Tab. 13: Anzahl der Insolvenzverfahren im Gastgewerbe nach Bundesländern<br />
1994-2004........................................................................................................................54<br />
Tab. 14: Anzahl der Kennziffern, bei denen der Bundesdurchschnitt/Orientierungswert<br />
erreicht oder in positiver Weise übertroffen wurde ...................................................57<br />
Tab. 15: Abschneiden der Angebotstypen bei zentralen Kennziffern ....................................58
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 16: Zusammenfassung der Bundesländerergebnisse ......................................................59<br />
Tab. 17: Personalaufwandsquote in % vom Umsatz.................................................................64<br />
Tab. 18: Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach der Herkunft<br />
im Ländervergleich 2003/2004 .....................................................................................67<br />
Tab. 19: Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten von Sparkassen des SV<strong>Saar</strong>-,<br />
OSGV-, SGVSH-, SVN-Verbandsgebietes nach Bundesländern 2004.......................71<br />
Tab. 20: Fremdverfügungen an den Geldausgabeautomaten der Sparkassen im<br />
<strong>Saar</strong>land 2004..................................................................................................................73<br />
Tab. 21: Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes nach Herkunftsländern.......75<br />
Tab. 22: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 im Vergleich zum Vorjahr................................85<br />
Tab. 23: Erwartungen an die Sommersaison 2005 im Vergleich zum Vorjahr.......................86<br />
Tab. 24: Staatliche Investitionen in das Radwegenetz <strong>Saar</strong>land .............................................93<br />
Tab. 25: Berechnung der Radreisen Deutschland im Jahr 2004 .......................................... 101<br />
Tab. 26: Berechnung der Radreisen im <strong>Saar</strong>land.................................................................... 101<br />
Tab. 27: Quellgebiete für den übernachtenden Radtourismus im <strong>Saar</strong>land....................... 103<br />
Tab. 28: Beliebteste Radfernwege in Deutschland................................................................. 103<br />
Tab. 29: Die beliebtesten Radregionen Deutschlands........................................................... 104<br />
Tab. 30: Schätzung der Brutto-Umsätze aus dem Radtourismus im <strong>Saar</strong>land................... 105<br />
Tab. 31: Betriebe der Zweiradmechanik .................................................................................. 106<br />
Tab. 32: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung,<br />
Handel, Reparatur und Verleih von Fahrrädern in Deutschland............................ 107<br />
Tab. 33: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung,<br />
Handel, Reparatur und Verleih von Fahrrädern im <strong>Saar</strong>land.................................. 107<br />
Tab. 34: Dienstleistungskette im Radtourismus .................................................................... 108<br />
Tab. 35: Radtouristische Produkte regionaler Veranstalter 2005........................................ 114<br />
Tab. 36: Verkehrsmittelwahl Inland .......................................................................................... 115<br />
Tab. 37: Fahrradmitnahme im DB-Fernverkehr....................................................................... 115<br />
Tab. 38: Fahrradmitnahme in Nachtzügen .............................................................................. 115<br />
Tab. 39: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland......................................................................... 120<br />
Tab. 40: Fahrradtypen mit radtouristischer Bedeutung ........................................................ 126<br />
Tab. 41: Entwicklung der Mitarbeiterzahl vergangene 3 Jahre ............................................ 131<br />
Tab. 42: Integration des Radfahrens in den Gesamtauftritt (Bundesländer) im<br />
Internet .......................................................................................................................... 135<br />
Tab. 43: Anwenderfreundlichkeit radtouristisch relevanter Webauftritte der Bundesländer<br />
............................................................................................................................. 135<br />
Tab. 44: Radtourismus <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich............................................................. 139
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
I<br />
EINFÜHRUNG<br />
Das Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land existiert seit dem 1. Juni 2004. Träger sind<br />
der <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong> (SV<strong>Saar</strong>) sowie das Land <strong>Saar</strong>land, vertreten durch das Ministerium<br />
für Wirtschaft und Arbeit. Es wird wissenschaftlich betreut und durchgeführt von der<br />
dwif-Consulting GmbH. Projektbüro ist das dwif in München.<br />
Ziel des Sparkassen-Tourismusbarometers <strong>Saar</strong>land ist die kontinuierliche, problemorientierte<br />
Beobachtung der Tourismusentwicklung im <strong>Saar</strong>land und seinen Landkreisen.<br />
Seit 1998 existiert ein solches Marktforschungsinstrument, das Tourismusbarometer des<br />
Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, für die neuen Bundesländer und seit dem<br />
Jahr 2002 gibt es das Tourismusbarometer Schleswig-Holstein mit den Trägern Sparkassenund<br />
Giroverband für Schleswig-Holstein (SGVSH) sowie Tourismusverband Schleswig-<br />
Holstein (TVSH). 2003 startete das Tourismusbarometer des <strong>Sparkassenverband</strong>es Niedersachsen<br />
unter Beteiligung der Stadt Bremerhaven. Hieraus ergeben sich nun wertvolle vertiefte<br />
Vergleichsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Bundesländern.<br />
Das Sparkassen-Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land soll<br />
den Nutzer aufmerksam machen auf Erfolge und Misserfolge sowie auf wichtige strukturelle<br />
Veränderungen der Tourismusentwicklung im <strong>Saar</strong>land,<br />
als Frühwarnsystem dienen, d. h. auf problematische Entwicklungen rechtzeitig hinweisen<br />
und Handlungsbedarf identifizieren,<br />
als kontinuierliches Monitoring zeitliche, regionale und sektorale Vergleiche ermöglichen<br />
und<br />
damit letztlich Entscheidungsfindungen für die Infrastrukturentwicklung sowie das Marketing<br />
erleichtern.<br />
Abb. 1:<br />
Modularer Aufbau des Sparkassen-Tourismusbarometers<br />
Sparkassen-Tourismusbarometer 2005<br />
Aktuelles<br />
Branchenthema<br />
Konjunkturbarometer<br />
Sparkassen-<br />
Themen Tourismus<br />
Angebot & Nachfrage<br />
Grauer Beherbergungsmarkt<br />
Wirtschaftl. Situation<br />
des Gastgewerbes<br />
Wirtschaftsfaktor<br />
Tourismus<br />
Wetterstationen<br />
GAA-Datenanalyse:<br />
Herkunftsstruktur<br />
der Inlandsgäste<br />
Zukunftsbarometer<br />
Quelle: dwif 2004<br />
Radtourismus im<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Exklusive Marktdaten<br />
für interne Markteinschätzungen<br />
der<br />
Sparkassen:<br />
EBIL-Analysen<br />
1
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Das Konjunkturbarometer: Beobachtung und Analyse der aktuellen Lage<br />
Es ermöglicht mit Hilfe eines jährlich gleich bleibenden Datensets strukturelle, (über-)<br />
regionale Vergleiche und Einschätzungen zur Angebots- und Nachfrageentwicklung des<br />
Tourismus im Land.<br />
Es schließt wesentliche Informationslücken der amtlichen Tourismusstatistik zum Umfang<br />
des Übernachtungstourismus durch Quantifizierung des so genannten Grauen Beherbergungsmarktes.<br />
Es stellt Daten zum Wirtschaftsfaktor Tourismus zur Verfügung.<br />
Es präsentiert die Ergebnisse der „Fremdabhebungen an Geldausgabeautomaten der<br />
Sparkassen“ als Marktforschungsquelle (so genannte GAA-Daten) für die Herkunftsstruktur<br />
der Inlandsgäste nach Bundesländern.<br />
Es bietet als einziges Marktforschungsinstrument Informationen zum Markterfolg unterschiedlichster<br />
touristischer Einrichtungen, den so genannten „touristischen Wetterstationen“.<br />
Immer nah am Ball<br />
Das Sparkassen-Zukunftsbarometer gibt als Teil der touristischen Konjunkturanalyse einen<br />
Ausblick auf die nächsten Jahre. Es besteht im Jahr 2005 aus drei Komponenten:<br />
Im „dwif - Stimmungsbarometer regional“ werden wichtige Entscheidungsträger des<br />
<strong>Saar</strong>land-Tourismus zu ihrer Einschätzung der Lage sowie zu ihren aktuellen Problemen<br />
und Aktivitäten befragt.<br />
Die „IHK-Saisonumfrage Tourismus“ gibt einen Überblick über die aktuelle Stimmung<br />
und Geschäftssituation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land sowie über die Erwartungen an<br />
die kommende Saison.<br />
In Form von Szenarien wagt das Tourismusbarometer einen Blick auf die mögliche Entwicklung<br />
des Tourismus bis zum Jahr 2015.<br />
Analysen und Handlungsbedarf bei aktuellen Branchenthemen<br />
Das aktuelle Branchenthema widmet sich jährlich wechselnd einem Schwerpunkt, der in<br />
Abstimmung mit dem Beirat des Tourismusbarometers festgelegt wird. Dieses Jahr steht im<br />
Vordergrund:<br />
Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />
II<br />
DAS KONJUNKTURBAROMETER<br />
Die folgende Situationsanalyse des Tourismus im <strong>Saar</strong>land basiert sowohl auf Daten der<br />
amtlichen Tourismusstatistik als auch auf zusätzlichen Analysen des dwif. Die amtliche Statistik<br />
erfasst nur einen Teil des tatsächlichen Angebotes und der Gesamtnachfrage. Bundesweit<br />
wird amtlicherseits - mit wenigen länderspezifischen Ausnahmen - lediglich das<br />
Volumen der so genannten gewerblichen Beherbergungsbetriebe ausgewiesen. Hierbei<br />
handelt es sich um Unternehmen mit mindestens 9 Gästebetten („gewerblicher Sektor“). Die<br />
ergänzende Übernachtungsnachfrage (z. B. Besucherverkehr bei Einheimischen, Privatquar-<br />
2
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
tiere, (Dauer-)Camping, Freizeitwohnsitze) werden im Rahmen des „Grauen Beherbergungsmarktes“<br />
näher untersucht.<br />
1. Das <strong>Saar</strong>land im Tourismusjahr 2004<br />
Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über die Entwicklung im <strong>Saar</strong>land im Vergleich zu<br />
den anderen Bundesländern gegeben, bevor detailliert auf die Situation in den saarländischen<br />
Landkreisen eingegangen wird.<br />
1.1 Entwicklung auf Länderebene - Gewerblicher Sektor<br />
1.1.1 Rahmenbedingungen<br />
Auf internationaler Ebene standen in den letzten Jahren eher risikobehaftete Themen im<br />
Mittelpunkt (z. B. Irak-Krieg, Terroranschläge, SARS), die glücklicherweise wieder an Bedeutung<br />
verloren haben. Mit einem Wachstum von 10 % im Jahr 2004 gegenüber dem Vorjahr<br />
wird diese Einschätzung auch durch die Entwicklung der Reisenden weltweit bestätigt. 1 In<br />
Europa wurde immerhin noch ein Wachstum von 4 % im Bereich der Auslandsreisen registriert.<br />
Auf nationaler Ebene waren in den vergangenen Jahren Themen wie die schwache Konjunktur,<br />
Reformdebatten und die steigenden Arbeitslosenzahlen von hoher Brisanz. Die daraus<br />
resultierende Konsumzurückhaltung war in vielen Bereichen der Wirtschaft, so auch im Tourismus,<br />
zu spüren. Diesem angespannten Klima stand ein wahrer Boom der städtischen Destinationen<br />
in Deutschland gegenüber. Ein weiterer Markt mit einer positiven Entwicklung im<br />
Tourismusjahr 2004 war der Incoming-Tourismus 2 nach Deutschland. Hier wurde ein Wachstum<br />
von rund 9 % generiert. Ein wichtiger Einflussfaktor dafür ist die zunehmende Erschließung<br />
durch Low-Cost-Carrier. Bis Mitte 2004 konnten zu mindestens 17 deutschen Flughäfen<br />
Flüge aus den europäischen Schlüsseldestinationen nach Deutschland gebucht werden.<br />
Die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland führte einerseits zu einem leichten<br />
Rückgang der Reiseintensität der Deutschen, andererseits brachte die Entspannung der<br />
globalen Sicherheitslage einen Anstieg der Urlaubsreisen ins Ausland zu Lasten des Inlandurlaubs<br />
mit sich 3 :<br />
Der Anteil der Deutschen, die eine oder mehrere Urlaubsreisen gemacht haben, sank<br />
gegenüber dem Vorjahr von 76,8 % auf 74,4 % (Urlaubsreiseintensität).<br />
Der Anteil der Deutschlandreisen an allen Urlaubsreisen der Deutschen verringerte sich<br />
gegenüber dem Vorjahr von 32,6 % auf 30,8 %, während derjenige der Auslandsreisen<br />
von 67,4 % auf 69,2 % stieg. Mit 45,3 Mio. Auslandsreisen im Jahr 2004 liegt diese<br />
Kennzahl auf einem Rekordhoch (Deutschlandreisen: 20,1 Mio.).<br />
1<br />
Welt Tourismus Organisation (WTO) (2005): S. 2.<br />
2<br />
Incoming-Tourismus (auch Inbound Tourism) ist die Nachfrage aus dem Ausland nach inländischen<br />
Reiseleistungen.<br />
3<br />
F.U.R (2005): S. 2ff.<br />
3
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Das Tourismusjahr 2004 wurde weiterhin geprägt durch<br />
Sporttourismus: z. B. Fussball-Europameisterschaft in Portugal, Olympische Sommerspiele<br />
in Athen;<br />
Neue Kunstwelten: z. B. Unterwasserhotel und Skihalle in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten, Tropical Islands in Brandenburg;<br />
Neue Dimensionen in Luft-/Kreuzschifffahrt: Airbus A380 (im Bau), Queen Elisabeth II.<br />
1.1.2 Nachfrageentwicklung<br />
Entwicklung der Übernachtungen<br />
Nachdem das <strong>Saar</strong>land 2002 gegenüber 2001 noch Verluste von -4,7 % bei den gewerblichen<br />
Übernachtungen hinnehmen musste, konnte sich die leichte Erholung der saarländischen<br />
Tourismuswirtschaft aus 2003 (+0,4 % gegenüber dem Vorjahr) auch im vergangenen<br />
Jahr bestätigen (+0,8 %). Das Nachbarland Rheinland-Pfalz verzeichnete hingegen im zweiten<br />
Jahr in Folge leichte Verluste. Im gesamten Bundesgebiet nahm das Übernachtungsvolumen<br />
2004 um 0,7 Prozentpunkte zu, so dass die Verluste aus dem Jahr 2003 wieder egalisiert<br />
werden konnten.<br />
Tab. 1: Übernachtungen nach Bundesländern 2003/2004 - gewerbliche Betriebe 9 Betten<br />
Gewerbliche Übernachtungen<br />
2003 2004<br />
Land<br />
Veränderung<br />
Veränderung<br />
Anzahl<br />
Anzahl<br />
Rang (in %)<br />
Rang (in %)<br />
(in Mio.)<br />
(in Mio.)<br />
2003/2002<br />
2004/2003<br />
Deutschland 315,1 -0,7 317,4 0,7<br />
Baden-Württemberg 37,1 2 -2,9 37,3 2 0,7<br />
Bayern 69,3 1 -1,9 69,4 1 0,1<br />
Berlin 11,3 10 2,8 13,2 10 16,3<br />
Brandenburg 8,4 11 -0,6 8,5 11 0,6<br />
Bremen 1,3 16 1,7 1,4 1) 16 8,3<br />
Hamburg 5,4 13 6,5 5,9 13 9,3<br />
Hessen 23,8 5 -3,2 23,9 5 0,4<br />
Mecklenburg-Vorpommern 22,1 6 5,4 21,4 6 -3,6<br />
Niedersachsen 32,3 4 -2,0 31,5 4 -2,6<br />
Nordrhein-Westfalen 35,5 3 -2,3 36,5 3 2,9<br />
Rheinland-Pfalz 17,9 8 -0,3 17,9 8 -0,3<br />
<strong>Saar</strong>land 2,1 15 0,4 2,1 15 0,8<br />
Sachsen 14,2 9 5,4 14,7 9 3,5<br />
Sachsen-Anhalt 5,4 14 0,8 5,6 14 4,2<br />
Schleswig-Holstein 20,7 7 0,6 19,9 7 -3,7<br />
Thüringen 8,2 12 -1,3 8,1 12 -0,4<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
4
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Im bundesdeutschen Vergleich zeigt sich eine Dreiteilung der Bundesländer:<br />
Die Stadtstaaten sind die eindeutigen Gewinner des Tourismusjahres 2004. Der boomende<br />
Städtetourismus bescherte Bremen (+8 %), Hamburg (+9 %) und Berlin (+16 %)<br />
z. T. zweistellige Zuwachsraten.<br />
Die Küstenbundesländer weisen durchweg Übernachtungsrückgänge auf und gehören<br />
somit zu den Verlierern, was angesichts des „Jahrhundertsommers“ 2003 nicht allzu sehr<br />
überrascht.<br />
Die übrigen Flächenbundesländer liegen zwischen -0,4 % und +4,2 % im Vergleich zum<br />
Vorjahr.<br />
Das <strong>Saar</strong>land positioniert sich bei der Übernachtungsentwicklung 2004 im Vergleich zu<br />
2003 im Mittelfeld der Flächenbundesländer. In diesem Zeitraum wuchs das Übernachtungsvolumen<br />
um 0,8 %; das <strong>Saar</strong>land liegt somit im Bereich des Bundesdurchschnitts.<br />
Abb. 2:<br />
in Prozent<br />
20<br />
15<br />
Übernachtungsentwicklung 2004 im Vergleich zu 2003 nach Bundesländern (in<br />
Prozent)<br />
Berlin<br />
10<br />
Hamburg<br />
Bremen<br />
Sachsen-<br />
5<br />
Anhalt<br />
Meckl.-<br />
Brandenburland<br />
Bayern<br />
<strong>Saar</strong>-<br />
NRW<br />
Vorp.<br />
Thüringen<br />
0<br />
Rheinl.-<br />
Hessen Ba-Wü<br />
Sachsen<br />
Pfalz<br />
Nieders.<br />
-5<br />
Schles.-<br />
Holst.<br />
Quelle: dwif 2005, Datengrundlage Statistisches Bundesamt<br />
Die absolute Entwicklung der gewerblichen Übernachtungen der Barometer-Bundesländer<br />
weist in den letzten Jahren auf eine zunehmende Konsolidierung hin. Auch sind kaum noch<br />
Veränderungen im Ranking eben dieser Bundesländer festzustellen. Das <strong>Saar</strong>land zeigt eine<br />
relativ konstante Entwicklung mit positiver Tendenz von 1,87 Mio. Übernachtungen (1993)<br />
auf 2,1 Mio. im Jahr 2004, wenngleich der bisherige Höhepunkt mit 2,2 Mio. Übernachtungen<br />
2001 erreicht wurde.<br />
Aus der Darstellung geht aber auch das vorläufige Ende des automatischen Wachstums in<br />
Mecklenburg-Vorpommern hervor. Nach zuletzt abflachenden Wachstumsraten mussten<br />
dort 2004 erstmals seit der Wende Übernachtungsrückgänge festgestellt werden. Dennoch<br />
werden in Mecklenburg-Vorpommern nach einem stetigen Anstieg der Übernachtungen seit<br />
1993 inzwischen mehr Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben gezählt<br />
als in Schleswig-Holstein.<br />
5
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 3: Übernachtungen in gewerblichen Betrieben 9 Betten 1993-2004, Barometer-<br />
Bundesländer<br />
a) Gewerbliche Übernachtungen (in Millionen)<br />
Millionen<br />
36<br />
33<br />
30<br />
27<br />
24<br />
21<br />
18<br />
15<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Quelle:<br />
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />
Niedersachsen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Statistische Landesämter<br />
Auf Grund der geringen Größe des <strong>Saar</strong>landes verwundert das geringe absolute Niveau der<br />
Übernachtungszahlen nicht. Deshalb lässt sich der Entwicklungspfad des <strong>Saar</strong>landes anhand<br />
der relativen Veränderung des gewerblichen Übernachtungsaufkommens (Index 1993<br />
= 100) besser analysieren. Als einziges westdeutsches Barometer-Bundesland kann das<br />
<strong>Saar</strong>land seit 1993 eine positive Entwicklung aufzeigen. Schleswig-Holstein und Niedersachsen<br />
liegen dagegen bei Indexwerten von unter 100.<br />
Nach kontinuierlichen Zuwächsen bis 1996 musste im <strong>Saar</strong>land im darauf folgenden Jahr<br />
ein Rückgang der Übernachtungen hingenommen werden. Diese Negativentwicklung ist auf<br />
veränderte externe Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik zurückzuführen (Gesundheitsreform<br />
1996). Durch die große Bedeutung der Übernachtungen in Vorsorge- und<br />
Rehakliniken für die saarländische Tourismuswirtschaft schlagen entsprechende Maßnahmen<br />
sehr schnell auf Landesebene durch. In den Folgejahren konnte dann wieder ein<br />
Wachstum der Übernachtungen erzielt werden, das 2001 im bisherigen Höchstwert von<br />
2.160.000 gewerblichen Übernachtungen gipfelte. Seitdem hat sich das Übernachtungsvolumen<br />
auf einem Indexwert von etwa 110 eingependelt.<br />
6
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
b) Gewerbliche Übernachtungen (Index: 1993 = 100) 1)<br />
Index (1993=100)<br />
230<br />
210<br />
190<br />
170<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Brandenburg Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen<br />
Schleswig-Holstein Niedersachsen <strong>Saar</strong>land<br />
1)<br />
Zur besseren Übersichtlichkeit wurde auf die Darstellung von Mecklenburg-Vorpommern<br />
verzichtet; dortiger Indexwert für 2004: 281.<br />
Quelle: Statistische Landesämter<br />
Bedeutung unterschiedlicher Betriebstypen<br />
In Hotels und Hotels Garnis werden die meisten Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land registriert<br />
(875.799 Übernachtungen). Bei diesem Betriebstyp liegt die Aufenthaltsdauer bei 1,8 Tagen.<br />
Daneben sind die Vorsorge- und Rehakliniken für das <strong>Saar</strong>land von enormer Bedeutung<br />
(753.637 Übernachtungen). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt gut 3 Wochen<br />
(21,6 Tage). Zusammengenommen machen diese Betriebstypen fast vier Fünftel aller<br />
Übernachtungen in gewerblichen Betrieben im <strong>Saar</strong>land aus. Demgegenüber spielen die<br />
übrigen Quartierformen, insbesondere Ferienhäuser und -wohnungen, die eher in typischen<br />
Ferienregionen (z. B. an der Küste) von großer Bedeutung sind, im <strong>Saar</strong>land nur eine untergeordnete<br />
Rolle (vergleiche Abb. 5).<br />
Abb. 4:<br />
Ankünfte und Übernachtungen nach Beherbergungstypen 2004 (in Tausend)<br />
Hotels / Hotels garnis<br />
Vorsorge- und<br />
Rehakliniken<br />
Erholungs-, Ferien-,<br />
Schulungsheime<br />
JH u.ä. Einrichtungen<br />
Gasthöfe / Pensionen<br />
Ferienhäuser /<br />
-wohnungen<br />
Übernachtungen<br />
Ankünfte<br />
Quelle:<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
Tausende<br />
Statistisches Landesamt<br />
7
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 5:<br />
Übernachtungen in der Hotellerie und in Vorsorge- und Rehakliniken in ausgewählten<br />
Jahren<br />
Tausende<br />
1.200<br />
1.000<br />
Hotellerie<br />
Vorsorge- und Rehakliniken<br />
sonstige Beherbergungstypen<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Quelle:<br />
1993 1998 2003 2004<br />
Statistisches Landesamt<br />
Saisonverlauf<br />
Ein Blick auf die Übernachtungsverteilung nach Monaten gibt Hinweise auf die Saisonalität<br />
in der betrachteten Region. Im <strong>Saar</strong>land ist eine erste Spitze im Frühjahr (März/April) zu erkennen.<br />
Die Hauptsaison erstreckt sich von Mai bis Oktober. Diese Monate erreichen in allen<br />
Jahren die absoluten Höchstwerte. Im Zeitraum von Dezember bis Februar schrumpft das<br />
monatliche Übernachtungsvolumen indessen auf fast 50 % des Sommerniveaus. Im Verlauf<br />
des letzten Jahrzehnts sind die absoluten Übernachtungszahlen zwar leicht gestiegen, doch<br />
hat sich diese grundsätzliche Saisonverteilung nicht verändert. Allerdings ist anzumerken,<br />
dass für das <strong>Saar</strong>land - wie beschrieben - zwar eine gewisse Saisonalität attestiert werden<br />
kann, diese im Vergleich mit traditionellen Ferienreisegebieten (z. B. Küstenregionen) jedoch<br />
nicht sehr stark ausgeprägt ist.<br />
Abb. 6:<br />
Saisonalität der gewerblichen Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land (in Tausend)<br />
Tausende<br />
220<br />
200<br />
180<br />
1993<br />
1998<br />
2003<br />
2004<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Quelle:<br />
Statistisches Landesamt<br />
8
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Fazit:<br />
Die Entwicklung der gewerblichen Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land weist insbesondere im Kurund<br />
Reha-Bereich auf eine Stagnation bzw. Rückgang der Nachfrage hin. Demgegenüber<br />
weist die Hotellerie ein moderates, aber stetiges Wachstum auf. Damit steht das kleinste<br />
Flächenbundesland jedoch nicht allein. Als letztes Bundesland hat die Konsolidierungsphase<br />
2004 auch Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Es wird immer deutlicher, dass Wachstumsraten<br />
im Binnentourismus meist nur auf Kosten der Mitkonkurrenten realisiert werden<br />
können und nicht mehr durch eine Volumensteigerung insgesamt.<br />
Allerdings dürfen diese auf den ersten Blick etwas ernüchternden Feststellungen keineswegs<br />
zu einem Verzagen bzw. „Kopf in den Sand stecken“ führen. Vielmehr müssen sie als<br />
Signal für neue Initiativen und Innovationen verstanden werden. Ein aktives und gezieltes<br />
Marketing ist ein erster Schritt, sich Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. Weitere zentrale<br />
Aufgabenfelder sind die Verbesserung der Service- und Infrastrukturqualität sowie die Entwicklung<br />
von zielgruppenspezifischen Angeboten. Einer zu starken Konzentration auf spezifische<br />
Marktsegmente ist dabei entgegenzuwirken. Die Erschließung ausländischer Quellmärkte<br />
bildet darüber hinaus die Möglichkeit einer Steigerung des Übernachtungsvolumens<br />
im <strong>Saar</strong>land - Berlin, Hamburg und Bremen machen es vor. Der Anteil der Übernachtungen<br />
von ausländischen Gästen im <strong>Saar</strong>land liegt mit 11,5 % unter dem Bundesdurchschnitt<br />
(13,3%).<br />
1.1.3 Angebotsentwicklung<br />
Entwicklung der Beherbergungskapazitäten<br />
Seit der Jahrtausendwende ist im <strong>Saar</strong>land - mit Ausnahme des Jahres 2002 - ein kontinuierlicher<br />
Rückgang der Bettenkapazitäten festzustellen. Im vergangenen Jahr wies die amtliche<br />
Statistik ein Minus von 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr aus. Seit 2000 wurden im <strong>Saar</strong>land<br />
rund 9 % der Bettenkapazität abgebaut.<br />
Werden die weiteren Barometer-Bundesländer in die Betrachtung einbezogen, so wird deutlich,<br />
dass nahezu überall ein Abbau bzw. eine Stagnation der Kapazitäten zu beobachten ist.<br />
Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten den Bettenzuwachs des letzten Jahres nicht<br />
halten und selbst für Mecklenburg-Vorpommern musste ein Bettenabbau attestiert werden.<br />
Lediglich Sachsen-Anhalt und Sachsen hielten ihr Bettenangebot annähernd stabil bzw.<br />
bauten es sogar leicht aus. Allerdings kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich<br />
nunmehr auch die ostdeutschen Länder in der Konsolidierungsphase befinden.<br />
Die Verringerung der Bettenkapazitäten ist auch ein Indiz für den immer härter werdenden<br />
Wettbewerb und damit einhergehende Marktbereinigungseffekte (z. B. Abbau von Überkapazitäten,<br />
Ausscheiden zu schwacher Leistungsträger).<br />
9
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 2: Betten 1) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern 2001-<br />
2004<br />
Bundesland 2001 2002 2003 2004<br />
Veränderung<br />
2003 zu 2004 (in %)<br />
<strong>Saar</strong>land 15.665 15.947 15.833 15.213 -3,9<br />
Schleswig-Holstein 2) 182.081 179.086 187.530 177.604 -5,3<br />
Niedersachsen 282.762 280.967 282.415 278.682 -1,3<br />
Mecklenburg-Vorpommern 164.524 169.070 169.963 168.924 -0,6<br />
Brandenburg 79.358 81.067 80.858 79.926 -1,2<br />
Sachsen-Anhalt 53.581 53.379 54.295 54.624 0,6<br />
Sachsen 117.189 115.764 115.770 115.908 0,1<br />
Thüringen 76.224 75.796 72.973 70.927 -2,8<br />
1)<br />
Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />
2)<br />
Änderung der Meldemodalitäten. Vergleich mit Vorjahren nur eingeschränkt möglich.<br />
Quelle:<br />
Statistische Landesämter<br />
Entwicklung der Betriebsgrößen<br />
Äußerst interessant stellt sich die Entwicklung der durchschnittlichen Betriebsgröße im<br />
<strong>Saar</strong>land dar. Dabei zeigt die Erfahrung, dass mit der Größe vielfach auch die Qualität und<br />
die Leistungsfähigkeit der Betriebe zunehmen. Von einem relativ geringen Ausgangsniveau<br />
startend (1993: knapp 42 Betten pro Betrieb), stieg diese Kennzahl im <strong>Saar</strong>land auf rund 55<br />
Betten pro Betrieb an. Vergleicht man diesen Pfad beispielsweise mit Niedersachsen - 1993<br />
noch auf dem gleichen Niveau wie das <strong>Saar</strong>land -, so führte gerade die Entwicklung in den<br />
letzten Jahren zu einem Unterschied von mittlerweile rund 10 Betten pro Betrieb. Hinter<br />
Mecklenburg-Vorpommern (64,2 Betten pro Betrieb) hat das <strong>Saar</strong>land inzwischen die zweitgrößte<br />
durchschnittliche Betriebsgröße der Barometer-Bundesländer. Als Grund hierfür ist<br />
sicherlich auch der große Anteil der Vorsorge- und Rehakliniken im Land anzuführen. Die<br />
vergleichsweise hohen Werte bei der durchschnittlichen Betriebsgröße in den neuen Bundesländern<br />
sind auf zahlreiche Neuinvestitionen in größere, leistungsfähigere Betriebe zurückzuführen.<br />
Abb. 7:<br />
Durchschnittliche Betriebsgröße nach Bundesländern 1993-2004 (Betten/Betrieb)<br />
70<br />
Betten pro Betrieb<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
64,2<br />
54,7<br />
53,2<br />
52,7<br />
51,0<br />
49,0<br />
45,2<br />
38,9<br />
30<br />
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />
Niedersachsen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Quelle:<br />
Statistische Landesämter<br />
10
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
1.1.4 Betten- und Zimmerauslastung<br />
Bettenauslastung<br />
Die Bettenauslastung in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben Westdeutschlands<br />
stieg 2004 erstmals seit der Jahrtausendwende wieder leicht an und liegt nun bei 33,6 %.<br />
Auch in Ostdeutschland verläuft die Auslastungskurve weiterhin positiv (2004: 32,6 %). Diese<br />
auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung ist dabei nicht nur auf Zuwächse beim Übernachtungsvolumen<br />
zurückzuführen. Vielmehr hat die jüngste Entwicklung ihre Ursache im<br />
Rückgang der Bettenkapazitäten. Weiterhin ist auffällig, dass sich die Schere zwischen<br />
West- und Ostdeutschland bezüglich der Bettenauslastung wieder leicht geöffnet hat. Es<br />
bleibt jedoch abzuwarten, ob 2004 eher ein Ausnahmejahr darstellt oder eine Trendumkehr<br />
einläutet.<br />
Abb. 8:<br />
Bettenauslastung 1 in gewerblichen Beherbergungsbetrieben 1993-2004 (in Prozent)<br />
45<br />
Bettenauslastung (%)<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
Westdeutschland<br />
Ostdeutsc hland<br />
20<br />
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
1)<br />
Auslastung der Betten insgesamt eines Jahres.<br />
Quelle: dwif 2005, Daten des Statistischen Bundesamtes<br />
Bei der Bettenauslastung nimmt das <strong>Saar</strong>land seit 1994 die Spitzenstellung unter den Barometer-Bundesländern<br />
ein. Im Jahr 2004 lag die durchschnittliche Auslastung aller Betten<br />
in gewerblichen Beherbergungsbetrieben bei 36,7 %. Im Vergleich zu den Vorjahren konnte<br />
im <strong>Saar</strong>land 2004 erstmals wieder seit mehreren Jahren ein Zuwachs bei der Bettenauslastung<br />
verzeichnet werden (+2,2 %). Insgesamt zeigt sich ein relativ konstanter Verlauf mit<br />
einer Bandbreite zwischen 36 und 39 %. Lediglich das Jahr 1997 fällt aus den bereits genannten<br />
Gründen (Auswirkungen der Gesundheitsreform) aus dem Rahmen.<br />
11
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 9:<br />
Auslastung aller Betten 1) in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach Bundesländern<br />
1993-2004 (in Prozent)<br />
41<br />
39<br />
37<br />
35<br />
33<br />
31<br />
29<br />
27<br />
25<br />
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />
Niedersachsen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
1)<br />
Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />
Quelle: Statistische Landesämter<br />
Wendet man den Blick auf die Auslastungsentwicklung der weiteren Barometer-<br />
Bundesländer, so wird deutlich, dass im Jahr 2004 Mecklenburg-Vorpommern als einziges<br />
Land erstmals ein Absinken des Auslastungswertes zu verzeichnen hatte (von 35,7 % auf<br />
34,5 %). In Niedersachsen bestätigt sich der Abwärtstrend (2004: 30,7). Die positive Entwicklung<br />
in Brandenburg und insbesondere in Thüringen wird durch eine Verringerung des<br />
Angebotes generiert. Erfreulich ist der Entwicklungspfad in Sachsen-Anhalt und Sachsen,<br />
wo das Hochwasserjahr 2002 offensichtlich keine langfristigen Spuren in der Nachfrage hinterlassen<br />
hat.<br />
Zimmerauslastung<br />
Durch die Reform der amtlichen Beherbergungsstatistik ist es seit 2003 möglich, auch die<br />
Zimmerauslastung der Hotellerie (siehe Kasten) zu<br />
analysieren. Grund für die Einführung der Auslastung Betriebsarten der Hotellerie gemäß<br />
der amtlichen Statistik:<br />
auf Zimmerbasis war die Verzerrung der realen<br />
Freikapazitäten durch die Bettenauslastung, bei der Hotels,<br />
ein durch eine Person belegtes Doppelzimmer als Hotels garnis,<br />
Freikapazität gewertet wird. Die neue Kennzahl Gasthöfe,<br />
Zimmerauslastung blendet diese Verzerrung aus.<br />
Pensionen<br />
(Das Bundeskabinett sieht die Streichung dieser<br />
aussagekräftigen Kennziffer vor.)<br />
12
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 3:<br />
Bundesland<br />
Betriebe 1) , Zimmer 1) und Zimmerauslastung der Hotellerie 2) nach Bundesländern<br />
2003/2004<br />
Betriebe<br />
Hotellerie<br />
Gästezimmer<br />
Hotellerie<br />
Zimmerauslastung<br />
Hotellerie (in %)<br />
2003 2004 2003 2004 2003 2004<br />
<strong>Saar</strong>land 232 217 5.514 5.361 40,3 42,8<br />
Schleswig-Holstein 1.518 1.466 32.033 30.110 37,6 38,5<br />
Niedersachsen 3.602 3.573 83.907 82.198 31,8 33,3<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
1.279 1.279 36.013 35.485 45,2 44,1<br />
Brandenburg 1.095 1.081 24.886 24.270 34,0 35,2<br />
Sachsen-Anhalt 866 853 20.775 20.361 31,7 34,4<br />
Sachsen 1.815 1.775 45.170 44.121 38,0 40,6<br />
Thüringen 1.185 1.153 26.586 26.057 33,5 35,1<br />
1)<br />
Betriebe und Zimmer insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />
2)<br />
Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe, Pensionen.<br />
Quelle:<br />
Statistisches Bundesamt<br />
Die Zimmerauslastung stieg in allen Barometer-Bundesländern im Jahr 2004 gegenüber<br />
2003 an (Ausnahme ist Mecklenburg-Vorpommern, jedoch ist hier die Auslastung bereits<br />
sehr hoch). Im <strong>Saar</strong>land konnte die Zimmerauslastung erfreulicherweise um 2,5 Prozentpunkte<br />
auf 42,8 % gesteigert werden und liegt somit deutlich über dem Bundesdurchschnitt<br />
der Zimmerauslastung in der Hotellerie (38,6 %). Im <strong>Saar</strong>land ist im Prinzip an 156<br />
Tagen im Jahr kein freies Zimmer mehr in der Hotellerie zu bekommen. Dies entspricht<br />
(nach Mecklenburg-Vorpommern mit 161 Vollbelegungstagen) Rang zwei innerhalb der<br />
Barometer-Bundesländer.<br />
1.1.5 Zusammenfassende Bewertung im TRIX<br />
Der Touristische Regionalentwicklungsindex (TRIX) wurde speziell für das Tourismusbarometer<br />
geschaffen, um die Entwicklung zweier wichtiger Schlüsseldaten, der Übernachtungen<br />
und der Bettenauslastung, in anschaulicher Form miteinander zu verknüpfen und darzustellen.<br />
Während bislang die absoluten Werte und ihre Entwicklung über die letzten Jahre<br />
im Mittelpunkt standen, geht es im TRIX um die relativen Veränderungen von einem Jahr<br />
zum anderen. Die nachfolgende Matrix des TRIX unterscheidet vier Gruppen:<br />
<br />
<br />
<br />
1. Stabilisierer:<br />
Übernachtungen und Auslastungen sind im Vergleich zum Vorjahr um x % gestiegen.<br />
2. Expandierer:<br />
Übernachtungen sind gestiegen, die Auslastung ist gesunken.<br />
3. Konsolidierer:<br />
Übernachtungen sind gesunken, die Auslastung ist gestiegen.<br />
13
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
4. Problemfälle:<br />
Übernachtungen und Auslastung sind gesunken.<br />
Der TRIX für die Jahre 2001-2004 illustriert die bereits beschriebenen Entwicklungen:<br />
Konsolidierung und ein harter Verteilungskampf untereinander sind aktueller denn je.<br />
Das <strong>Saar</strong>land bewegt sich sehr konstant bei sehr geringen Veränderungsraten sowohl bei<br />
der Übernachtungs- als auch bei der Auslastungsentwicklung. Einzige Ausnahme war das<br />
Jahr 2002, in dem sich das <strong>Saar</strong>land relativ weit im Quadranten der Problemfälle wieder<br />
fand. In den letzten beiden Jahren stabilisierte sich die Entwicklung wieder; es konnten geringe<br />
Zuwächse bei Auslastung und Übernachtungen realisiert werden. Somit weist die Positionierung<br />
des <strong>Saar</strong>landes im TRIX insgesamt auf eine Stillstands- bzw. Stagnationsphase<br />
hin. Auffällig ist weiterhin, dass die betreffenden Größen für das <strong>Saar</strong>land, aber auch für<br />
Schleswig-Holstein und für Niedersachsen, eine geringere Dynamik zeigen als für die Länder<br />
Ostdeutschlands.<br />
Die ersten ostdeutschen Bundesländer fielen 2001 aus dem Stabilisierer-Quadranten heraus.<br />
Ein Jahr darauf bestätigte sich diese Entwicklung mit z. T. erheblichen Übernachtungsund<br />
Auslastungsrückgängen. Zwar müssen die Folgen der Flutkatastrophe bei Sachsen und<br />
Sachsen-Anhalt mit in die Bewertung einbezogen werden, doch hatten auch Brandenburg<br />
und Thüringen schmerzhafte Einbußen hinzunehmen. 2003 konnten die starken Verluste<br />
des Vorjahres zumindest teilweise aufgefangen bzw. kompensiert werden. In diesem Jahr<br />
profitierten alle Länder vom Jahrhundertsommer 2003, der für viele den Urlaub im eigenen<br />
Land wieder attraktiver machte.<br />
Im Jahr 2004 war im Vergleich zum Vorjahr wieder eine größere Streuung der Bundesländer<br />
festzustellen, wobei sich fast ausschließlich die Küstenbundesländer im Bereich der Konsolidierer<br />
und Problemfälle befinden. Nachdem Mecklenburg-Vorpommern bis 2003 noch<br />
jährlich mehr als 5 % Wachstum bei den gewerblichen Übernachtungen und gleichzeitig<br />
eine Auslastungssteigerung verzeichnet hat, fiel das bisherige „Wachstumsland Nr. 1“ im<br />
Jahr 2004 zum ersten Mal deutlich ab.<br />
Zwar ist davon auszugehen, dass sich die spezifischen Konstellationen im TRIX über kurz<br />
oder lang nicht mehr im gleichen Umfang wie Ende der 90er Jahre verändern werden, doch<br />
verdeutlicht die jüngste Entwicklung auch, dass durchaus noch dynamische Veränderungen<br />
möglich sind.<br />
14
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 10: Zeitraffer-TRIX 2001-2004<br />
Zeitraffer-TRIX 2001<br />
Konsolidierer<br />
Auslastungsveränderung<br />
15<br />
Stabilisierer<br />
10<br />
5<br />
Übernachtungsveränderung<br />
-20<br />
-15 -10 -5 5 10 15 20<br />
-5<br />
-10<br />
2001<br />
Problemfälle<br />
Expandierer<br />
Zeitraffer-TRIX 2002<br />
Konsolidierer<br />
Auslastungsveränderung<br />
15<br />
Stabilisierer<br />
10<br />
5<br />
Übernachtungsveränderung<br />
-20<br />
-15 -10 -5 5 10 15 20<br />
-5<br />
-10<br />
2002<br />
Problemfälle<br />
Expandierer<br />
15
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Zeitraffer-TRIX 2003<br />
Konsolidierer<br />
Auslastungsveränderung<br />
15<br />
Stabilisierer<br />
10<br />
5<br />
Übernachtungsveränderung<br />
-20<br />
-15 -10 -5 5 10 15 20<br />
-5<br />
-10<br />
2003<br />
Problemfälle<br />
Expandierer<br />
Zeitraffer-TRIX 2004<br />
Konsolidierer<br />
Auslastungsveränderung<br />
15<br />
Stabilisierer<br />
10<br />
5<br />
Übernachtungsveränderung<br />
-20<br />
-15 -10 -5 5 10 15 20<br />
-5<br />
-10<br />
2004<br />
Problemfälle<br />
Expandierer<br />
Brandenburg<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Niedersachsen<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Thüringen<br />
Schleswig-Holstein<br />
16
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
1.2 Vertiefte Analyse der Entwicklung in den Landkreisen 4 des <strong>Saar</strong>landes - Gewerblicher<br />
Sektor<br />
1.2.1 Nachfrageentwicklung<br />
Regionalspezifische Produktthemen<br />
Im Touristischen Masterplan für das <strong>Saar</strong>land wurden unter anderem auch mögliche Themenschwerpunkte<br />
für die touristische Vermarktung diskutiert. In Abstimmung mit der Tourismus<br />
Zentrale <strong>Saar</strong>land wurden daraus wichtige Produktthemen für das Land abgeleitet;<br />
die themenrelevante Verantwortlichkeit wurde den Regionen übertragen.<br />
Radfahren (Landkreis St. Wendel)<br />
Wandern (Landkreis <strong>Saar</strong>louis)<br />
Nordic Walking (<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis)<br />
Reisemobile (Landkreis Neunkirchen)<br />
Römer & Kelten (Landkreis Merzig-Wadern)<br />
Wassertourismus (Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken)<br />
Ziel ist es, diese Schwerpunktthemen auch überregional voranzubringen (z. B. einheitliche<br />
Beschilderung im <strong>Saar</strong>(Rad)Land, Inszenierung und Inwertsetzung kulturtouristischer Objekte).<br />
Die themenspezifischen Aktivitäten wechseln von Zeit zu Zeit (früheres Thema war<br />
beispielsweise der Radtourismus) und werden durch übergreifende Marketingstrategien<br />
ergänzt (z. B. Themenjahr 2004: Kulinarik). Für eine langfristig Erfolg versprechende Tourismusarbeit<br />
müssen diese allgemeinen Vermarktungsaktivitäten von einer permanenten<br />
Qualitätsverbesserung und -kontrolle begleitet werden. Die Produkt- und Servicequalität<br />
sind in diesem Zusammenhang mit der gleichen hohen Priorität einzustufen.<br />
Entwicklung der Übernachtungen nach Landkreisen<br />
Betrachtet man die gewerblichen Übernachtungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes, so ergibt<br />
sich eine heterogene Verteilung. Im Landkreis Merzig-Wadern - als einem Zentrum des<br />
Gesundheitstourismus - und im Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken - mit den positiven Effekten der<br />
Landeshauptstadt - werden jeweils mehr als eine halbe Million Übernachtungen erreicht.<br />
Dies entspricht mehr als 50 % der gesamten Übernachtungen im <strong>Saar</strong>land.<br />
4<br />
Bei der regionalen Analyse der saarländischen Tourismuswirtschaft wird vornehmlich mit den<br />
Zahlen auf Kreisebene und nicht mit denen der Reisegebiete gearbeitet. Daher schließt sich das<br />
Tourismusbarometer dieser Betrachtung an und analysiert die Regionen des <strong>Saar</strong>landes im Folgenden<br />
ebenfalls auf Basis der Landkreise.<br />
17
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Karte 1:<br />
Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise 2004 (absolut) und deren Veränderung<br />
ggü. 2003 (in Prozent)<br />
Landkreis<br />
Merzig-Wadern<br />
Landkreis<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
538.481<br />
-2,0 %<br />
243.828<br />
-7,0 %<br />
500.883*<br />
+ 8,6 %<br />
255.857<br />
+ 1,9 %<br />
201.931<br />
+ 0,8 %<br />
Landkreis<br />
Sankt Wendel<br />
Landkreis<br />
Neunkirchen<br />
339.012<br />
-0,8 %<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
1)<br />
davon <strong>Saar</strong>brücken, Stadt: 423.581, + 7,7 %.<br />
Quelle: dwif 2005, Daten des Statistischen Landesamtes<br />
Die jährlichen Veränderungsraten zeigen ebenfalls ein sehr differenziertes Bild. Der Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken konnte die kurzzeitige Reduktions- bzw. Stagnationsphase der Vorjahre<br />
hinter sich lassen und mit einem Plus von 8,6 % erstmals die 500.000er-Marke bei den<br />
gewerblichen Übernachtungen überschreiten. Nach Verlusten im Vorjahr verbuchten auch<br />
die Kreise Neunkirchen und St. Wendel 2004 wieder ein leichtes Wachstum von<br />
0,8 % respektive 1,9 %. In der Region <strong>Saar</strong>louis konnten die starken Gewinne aus dem Jahr<br />
2003 im vergangenen Jahr nicht gehalten werden. Durch ein Minus von 7,0 % sind die<br />
Übernachtungen dort fast auf das Niveau von 2002 zurückgefallen. Im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis waren<br />
die Veränderungsraten zuletzt zwar weitaus niedriger, doch sind über die letzten Jahre hinweg<br />
schleichende, kontinuierliche Rückgänge bei den gewerblichen Übernachtungen festzustellen.<br />
Zu den Verlierern auf der Nachfrageseite gehört in den letzten beiden Jahren der<br />
Landkreis Merzig-Wadern (Gesundheitsreform). Veränderungsraten von -5,1 % und -2,0 %<br />
ließen das Übernachtungsvolumen in dieser Region deutlich schrumpfen.<br />
Tab. 4: Übernachtungen nach Landkreisen 2001-2004<br />
Landkreis<br />
Übernachtungen (in Tsd.)<br />
Veränderung<br />
(in %)<br />
Veränderung<br />
(in %)<br />
2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 483,6 458,4 461,4 500,9 0,7 8,6<br />
Landkreis Merzig-Wadern 574,0 579,3 549,7 538,5 -5,1 -2,0<br />
Landkreis Neunkirchen 222,2 216,1 200,3 201,9 -7,3 0,8<br />
Landkreis <strong>Saar</strong>louis 233,1 243,3 262,1 243,8 7,8 -7,0<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 380,1 342,7 341,7 339,0 -0,3 -0,8<br />
Landkreis St. Wendel 267,6 252,6 251,1 255,9 -0,6 1,9<br />
Quelle: Statistisches Landesamt<br />
18
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Bei der langfristigen Entwicklung der gewerblichen Übernachtungen in den Landkreisen des<br />
<strong>Saar</strong>landes zeigen sich unterschiedliche Entwicklungspfade:<br />
Der Landkreis Merzig-Wadern entwickelte sich in den letzten zehn Jahren insgesamt positiv.<br />
Auch der starke Einbruch von 1997 (gesundheitspolitische Rahmenbedingungen)<br />
konnte innerhalb von zwei Jahren wieder egalisiert werden. Die jüngste Entwicklung<br />
weist jedoch auf ein vorläufiges Ende der Wachstumsphase hin.<br />
Der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken zeigt ebenso ein kontinuierliches Wachstum. Darüber<br />
hinaus scheint die Schwächephase zwischen 2002 und 2003 überwunden. Der Boom des<br />
Städtetourismus in Deutschland zeigt somit auch hier seine Wirkung.<br />
Der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis entwickelt sich seit 1993 von der saarländischen Region mit den<br />
meisten gewerblichen Übernachtungen hin zum Sorgenkind. In diesem Zeitraum verlor<br />
der Landkreis etwa 21 % seines Übernachtungsaufkommens.<br />
Der Landkreis St. Wendel ist durch eine Stagnation mit einer leicht negativen Tendenz<br />
gekennzeichnet. Seit 2002 zeichnet sich wieder eine schwache positive Entwicklung ab.<br />
Dagegen verläuft die Entwicklung im Landkreis <strong>Saar</strong>louis zwar langsam, aber stetig nach<br />
oben. 1998 bildet dabei ein absolutes Ausnahmejahr. Ein Plus von knapp 30 % gegenüber<br />
dem Vorjahr und ein Rückgang im darauf folgenden Jahr deuten auf eine einmalige<br />
Sondersituation hin. Das Jahr 2004 hat allerdings für leichte Ernüchterung gesorgt.<br />
Die Entwicklung der Übernachtungen im Landkreis Neunkirchen ist durch Stagnation mit<br />
leicht negativer Tendenz gekennzeichnet. Es gibt weder bemerkenswerte negative Ausschläge<br />
noch solche positiver Art. Dennoch ergibt sich durch die im Trend negative Entwicklung<br />
seit 2002 eine leicht angespannte Lage (starke Abhängigkeit vom Gesundheitstourismus).<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Regionen im westlichen <strong>Saar</strong>land positiv<br />
entwickeln, die östlichen dagegen mit Übernachtungsrückgängen zu kämpfen haben.<br />
Hierfür dürften neben strukturellen auch räumliche Unterschiede (z. B. Grenzlage zu Frankreich)<br />
einen Erklärungsansatz liefern.<br />
Abb. 11: Gewerbliche Übernachtungen der Landkreise des <strong>Saar</strong>landes 1993-2004 (in Tausend)<br />
Tausende<br />
700<br />
600<br />
500<br />
LK Merzig-Wadern<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
400<br />
300<br />
200<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
LK St. Wendel<br />
LK <strong>Saar</strong>louis<br />
LK Neunkirchen<br />
100<br />
93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Quelle: Statistisches Landesamt<br />
19
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Übernachtungsintensitäten nach Gemeinden<br />
Im <strong>Saar</strong>land gibt es insgesamt 52 Gemeinden. In mehr als einem Drittel der Gemeinden<br />
werden in der amtlichen Statistik keine Übernachtungszahlen ausgewiesen. Die Situation<br />
stellt sich im Einzelnen wie folgt dar:<br />
In 5 Gemeinden gibt es keinen gewerblichen Beherbergungsbetrieb mit 9 oder mehr<br />
Betten (Friedrichsthal, Ensdorf, Spiesen-Elversberg, Namborn, Merchweiler).<br />
14 Gemeinden unterliegen dem Datenschutz der amtlichen Statistik, da nur weniger<br />
als 3 gewerbliche Beherbergungsstätten in der Gemeinde vorhanden sind.<br />
In 22 Gemeinden existieren zwischen 3 und 9 gewerbliche Beherbergungsbetriebe.<br />
In 11 Gemeinden sind 10 oder mehr gewerbliche Betriebe registriert (<strong>Saar</strong>brücken,<br />
Losheim am See, Merzig, Neunkirchen, Mettlach, Perl, <strong>Saar</strong>louis, Homburg, St. Ingbert,<br />
St. Wendel, Nohfelden).<br />
Stellt man nun die Übernachtungen in Relation zur Einwohnerzahl der Gemeinden, so zeigt<br />
sich in der Übernachtungsintensität (= Anzahl der Übernachtungen pro 100 Einwohner und<br />
Jahr) ein Grobmaß für die Bedeutung, die der Übernachtungstourismus für die Bevölkerung<br />
der Region als Beschäftigungsfaktor und Einkommensquelle hat.<br />
Diese Kennziffer wird nachfolgend nicht auf Kreisebene, sondern noch detaillierter auf Basis<br />
der Gemeinden betrachtet. Die größte Bedeutung hat der Übernachtungstourismus im <strong>Saar</strong>land<br />
in den beiden Gemeinden Weiskirchen und Mettlach des Landkreises Merzig-Wadern.<br />
Übernachtungsintensitäten von 3.000 bzw. 1.750 verdeutlichen die wichtige Stellung des<br />
Tourismus als Einkommensquelle.<br />
Ganz andere Dimensionen erreicht die Übernachtungsintensität demgegenüber in klassischen<br />
Urlaubsreisezielen wie den Ostfriesischen Inseln (28.400). In einigen Grenzorten zu<br />
Frankreich im Westen und zu Rheinland-Pfalz im Nord- und Südosten werden teilweise Werte<br />
von über 500 erreicht. Für die Innenbereiche des <strong>Saar</strong>landes sind dagegen geringere Ü-<br />
bernachtungsintensitäten charakteristisch. Auffällig ist außerdem, dass der Landkreis St.<br />
Wendel im Ranking der saarländischen Kreise mit rund 256.000 Übernachtungen nur auf<br />
Rang 4 liegt, die Übernachtungsintensitäten der Gemeinden (Landkreis: 270 Übernachtungen<br />
pro 100 Einwohner im Jahr) jedoch weitgehend über dem Landesdurchschnitt von 196<br />
liegen (vergleiche Karte 2). Dies resultiert aus den geringeren Einwohnerzahlen.<br />
20
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Karte 2: Übernachtungsintensitäten nach Gemeinden 2004 5<br />
Landkreis<br />
Merzig-Wadern<br />
Landkreis<br />
Sankt Wendel<br />
Landkreis<br />
Neunkirchen<br />
Landkreis<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
Landkreis<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
Übernachtungen pro 100 EW und Jahr<br />
< 100<br />
100 bis < 250<br />
250 bis < 500<br />
500 bis < 1.000<br />
> 1.000<br />
ohne Beherbergungsbetrieb<br />
Datenschutz<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Daten des Statistischen Landesamtes<br />
Aufenthaltsdauer<br />
Auch bei dem Kriterium „Aufenthaltsdauer“ sind in den saarländischen Landkreisen einige<br />
Besonderheiten zu erkennen. Am längsten hält es die Gäste im Landkreis Neunkirchen mit<br />
5,8 Tagen, gefolgt von Merzig-Wadern mit 4,1 Tagen. Bei der Aufenthaltsdauer spielt natürlich<br />
der Anteil der Kurgäste eine wichtige Rolle; die Gäste in Vorsorge- und Rehakliniken<br />
verweilen beispielsweise durchschnittlich drei Wochen. Je größer die Bedeutung von Kuren<br />
ist, umso höher ist dementsprechend auch die Aufenthaltsdauer.<br />
Diese absolute Spitzenposition darf jedoch nicht über die Entwicklung seit Mitte der neunziger<br />
Jahre hinwegtäuschen. 1997 hielt sich ein Gast im Kreis Neunkirchen noch durchschnittlich<br />
8,2 Tage auf, was einem Rückgang von 29 % bis 2004 gleichkommt und auch im<br />
Kreis Merzig-Wadern ging die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in diesem Zeitraum um<br />
immerhin 23 % zurück (1997: 5,3 Tage). Der häufigste Gästewechsel wird dagegen im<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken erreicht (2004; 2,0 Tage), eine typische Feststellung für vom<br />
Städtetourismus geprägte Regionen. Dazwischen liegen die Landkreise <strong>Saar</strong>louis, St. Wendel<br />
und der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis mit 2,5 bis 3,5 Aufenthaltstagen und einer relativ konstanten<br />
Entwicklung; nur für die Region St. Wendel sind seit 2001 durchgängig abnehmende Werte<br />
festzustellen.<br />
5<br />
Für einige Gemeinden können aufgrund des Datenschutzes (Anzahl der Betriebe) keine Angaben<br />
gemacht werden.<br />
21
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 12: Aufenthaltsdauer in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes 1997-2004 (in Tagen)<br />
Angaben in Tagen<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
Kreis Merzig-Wadern<br />
Kreis Neunkirchen<br />
Kreis <strong>Saar</strong>louis<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
Kreis St. Wendel<br />
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Daten des Statistischen Landesamtes<br />
1.2.2 Angebotsentwicklung<br />
Entwicklung des Bettenangebotes nach Landkreisen<br />
Im Jahr 2004 ist im Vergleich zum Vorjahr in allen Landkreisen ein Kapazitätsabbau festzustellen.<br />
Dieser reicht von -1,7 % im Landkreis Neunkirchen bis -7,6 % im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis.<br />
Mit einem Rückgang von 18% wurden im Landkreis Neunkirchen in nur zwei Jahren am<br />
meisten gewerbliche Betten vom Markt genommen. Auch im Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken und<br />
im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis dauert der Kapazitätsrückgang schon zwei und mehr Jahre an.<br />
Tab. 5: Bettenangebot nach Landkreisen 2001-2004<br />
Landkreis<br />
Betten 1)<br />
Veränderung<br />
(in %)<br />
Veränderung<br />
(in %)<br />
2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 4.179 4.290 4.165 4.075 -2,9 -2,2<br />
Landkreis Merzig-Wadern 3.295 3.447 3.602 3.467 4,5 -3,7<br />
Landkreis Neunkirchen 1.309 1.308 1.091 1.072 -16,6 -1,7<br />
Landkreis <strong>Saar</strong>louis 2.066 2.078 2.127 2.048 2,4 -3,7<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 2.622 2.620 2.537 2.345 -3,2 -7,6<br />
Kreis St. Wendel 2.194 2.204 2.311 2.206 4,9 -4,5<br />
1)<br />
Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />
Quelle:<br />
Statistische Landesämter<br />
Betriebsgröße<br />
Die durchschnittliche Betriebgröße stieg im Jahr 2003 im Vergleich zum Vorjahr in allen<br />
Landkreisen sprunghaft an. Veränderungsraten von bis zu 20% sind sowohl auf Newcomer<br />
22
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
am Markt als auch auf die Erweiterung bestehender Anlagen, aber auch auf Insolvenzen<br />
kleinerer Betriebe zurückzuführen. 2004 konnte die Betriebsgröße im ganzen <strong>Saar</strong>land, mit<br />
Ausnahme des Landkreises Merzig-Wadern, abermals erhöht werden, wenn auch in geringerem<br />
Umfang. Im Kreisvergleich hat der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken die größten Betriebe mit<br />
durchschnittlich fast 62 Betten pro Betrieb, gefolgt vom Kreis St. Wendel und dem <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
(jeweils rund 55). Die Entwicklung der Betriebsgröße bildet einen äußerst dynamischen<br />
Verlauf ab.<br />
Tab. 6:<br />
Durchschnittliche Betriebsgröße der Beherbergungsbetriebe im <strong>Saar</strong>land nach<br />
Landkreise<br />
Landkreis<br />
Betriebsgröße<br />
(Betten pro Betrieb)<br />
Veränderung<br />
(in %)<br />
Veränderung<br />
(in %)<br />
2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 52,9 54,3 60,4 61,7 11,2 2,3<br />
Landkreis Merzig-Wadern 42,8 44,2 53,0 52,5 19,9 -0,8<br />
Landkreis Neunkirchen 43,6 43,6 47,4 51,0 8,8 7,6<br />
Landkreis <strong>Saar</strong>louis 38,3 38,5 46,2 48,8 20,2 5,5<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 49,5 49,4 54,0 54,5 9,2 1,0<br />
Kreis St. Wendel 47,7 47,9 55,0 55,2 14,8 0,2<br />
Quelle: Statistisches Landesamt<br />
Zimmer-/Bettenauslastung<br />
Nachfolgende Tabelle illustriert die unterschiedlichen Erfolge bei der Bemühung der einzelnen<br />
Regionen um die Erhöhung der Bettenauslastung. 2004 konnten der Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken (+8,5 %) und der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis (+7,4 %) im Vergleich zum Vorjahr stark zulegen.<br />
Im Landkreis <strong>Saar</strong>louis hatten die Touristiker indessen mit einem Rückgang von 8,9 %<br />
zu kämpfen. Die absolut höchsten Werte erreicht der Landkreis Neunkirchen mit einer Bettenauslastung<br />
von 50,4 %. Mit Abstand folgt der Kreis Merzig-Wadern mit immerhin noch<br />
41,5 %.<br />
Tab. 7: Bettenauslastung nach Landkreisen 2001-2004<br />
Veränderung Veränderung<br />
Bettenauslastung 1) (in %)<br />
Landkreis<br />
(in %) (in %)<br />
2001 2002 2003 2004 2002/2003 2003/2004<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 31,8 29,5 30,7 33,3 4,1 8,5<br />
Landkreis Merzig-Wadern 47,8 46,1 41,4 41,5 -10,2 0,2<br />
Landkreis Neunkirchen 30,1 45,2 50,8 50,4 12,4 -0,8<br />
Landkreis <strong>Saar</strong>louis 30,8 32,1 35,0 31,9 9,0 -8,9<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 39,6 34,2 35,3 37,9 3,2 7,4<br />
Kreis St. Wendel 32,9 31,4 30,5 31,6 -2,9 3,6<br />
1)<br />
Betten insgesamt am 31.12. eines Jahres.<br />
Quelle:<br />
Statistische Landesämter<br />
Aus dem Auslastungsvergleich der gewerblichen Betten zwischen 1993 und 2004 6 geht hervor,<br />
dass in diesem Zeitraum ausschließlich der Landkreis <strong>Saar</strong>louis und der Stadtverband<br />
6<br />
Abbildung der angebotenen Betten, da für 1993 keine Daten zu den Betten insgesamt vorliegen.<br />
23
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<strong>Saar</strong>brücken eine Steigerung der Auslastungszahlen erreichen konnten. Alle anderen Kreise<br />
hatten rückläufige Zahlen zu beklagen. Insbesondere die Landkreise St. Wendel, Neunkirchen<br />
und der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis mussten seit Anfang der neunziger Jahre Auslastungsrückgänge<br />
von bis zu elf Prozentpunkten hinnehmen.<br />
Abb. 13: Auslastung der angebotenen Betten 1993 und 2004 im Vergleich<br />
LK Neunkirchen<br />
51,6<br />
59,7<br />
LK Merzig-<br />
Wadern<br />
43,3<br />
45,4<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
39,3<br />
50,2<br />
Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
LK <strong>Saar</strong>louis<br />
LK St. Wendel<br />
33,9<br />
30,0<br />
33,0<br />
31,4<br />
32,3<br />
42,4<br />
2004<br />
1993<br />
Quelle:<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Angaben in Prozent<br />
Statistisches Landesamt<br />
Die Anzahl der Gästezimmer und die Zimmerauslastung der Hotellerie verdeutlichen ein<br />
weiteres Mal den städtetouristischen Charakter des Stadtverbandes <strong>Saar</strong>brücken, der sich<br />
auch im Segment des Tagungs- und Kongresstourismus positioniert (vermehrte Einzelbelegung<br />
von Doppelzimmern). Hier ist der Unterschied zwischen Betten- (33,3 %) und Zimmerauslastung<br />
(45,8 %) am größten.<br />
Tab. 8:<br />
Landkreis<br />
Betriebe, Betten und Zimmerauslastung der Hotellerie nach Landkreisen<br />
2003/2004<br />
Gästezimmer der Hotellerie<br />
Zimmerauslastung<br />
der Hotellerie<br />
(in %)<br />
2004 2004<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken 1.969 45,8<br />
Landkreis Merzig-Wadern 917 40,8<br />
Landkreis Neunkirchen 276 36,0<br />
Landkreis <strong>Saar</strong>louis 915 40,7<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis 793 44,1<br />
Kreis St. Wendel 491 40,8<br />
Quelle: Statistische Landesämter<br />
Eine Besonderheit ergibt sich bei der Analyse der Kreise Merzig-Wadern und Neunkirchen:<br />
In diesen Regionen ist die Bettenauslastung höher als die Zimmerauslastung der Hotellerie<br />
- im Falle von Neunkirchen beträgt der Unterschied 14 %. Grund hierfür ist die Tatsache,<br />
dass Übernachtungen in Vorsorge- und Rehakliniken bei der Berechnung der Bettenauslastung<br />
mit einbezogen werden, selbstverständlich aber nicht zur Hotellerie zählen.<br />
24
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
1.2.3 Zusammenfassende Bewertung im TRIX<br />
Zielstellung und Aufbau des Regionen-TRIX entsprechen dem des bereits näher erläuterten<br />
Länder-TRIX. Mit seiner Hilfe lässt sich ein rascher und einfacher Blick auf die Gewinner und<br />
Verlierer des letzten Jahres erzielen. Er kann damit auch als Frühwarnsystem verwendet<br />
werden, um auf problematische Entwicklungen in einzelnen Regionen aufmerksam zu machen<br />
und damit unverzüglich Ursachenforschung betreiben und Handlungsbedarf festlegen<br />
zu können.<br />
Mit dem Regionen-TRIX kann die Entwicklung der Landkreise in den letzten Jahren zusammengefasst<br />
werden:<br />
Ergebnis und Bewertung<br />
Ein Blick auf die TRIXe der Jahre 2001-2004 zeigt:<br />
2001: Der Großteil der saarländischen Landkreise liegt im Stabilisierer-Quadranten. Der<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis befindet sich als einzige Region mit negativen Veränderungsraten der<br />
Auslastungs- und Übernachtungszahlen von mehr als 10 % weit im Bereich der Problemfälle.<br />
2002: Die Entwicklung kehrt sich um und nur noch der Landkreis <strong>Saar</strong>louis ist zu den Stabilisierern<br />
zu zählen. Die Situation für den <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis verschärft sich weiter. Die extreme<br />
Veränderungsrate der Auslastung in Neunkirchen deutet auf eine Ausnahmesituation<br />
hin.<br />
2003: Die Streuung der Landkreise wird größer und Merzig-Wadern rutscht erstmals in<br />
den Quadranten der Problemfälle. Der <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis kann sich nach zwei Jahren mit<br />
negativer Entwicklung stabilisieren. Der Landkreis <strong>Saar</strong>louis hält sich im dritten Jahr in<br />
Folge weit im Stabilisierer-Quadranten. Im Landkreis Neunkirchen schlägt wiederum ein<br />
deutlicher Anstieg der Auslastung zu Buche.<br />
2004: Die Streuung bleibt groß und der Gewinner der Vorjahre - Landkreis <strong>Saar</strong>louis - fällt<br />
in den Bereich der Problemfälle ab. Die anderen Kreise können größtenteils wieder<br />
Wachstum verzeichnen, allen voran der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken.<br />
Fazit:<br />
Die Landkreise des <strong>Saar</strong>landes sind durch eine sehr uneinheitliche Entwicklung gekennzeichnet;<br />
die Streuung ist relativ groß. Auch bewegen sich die einzelnen Kreise - über mehrere<br />
Jahre hinweg betrachtet - im TRIX nicht entlang bestimmter Entwicklungspfade. Vielmehr<br />
ist eine sprunghafte Entwicklung gegeben. Dynamische Veränderungsraten von +10<br />
bis -10 % sind keine Seltenheit. Durch gezielte Arbeit im Themenmarketing und die Erschließung<br />
potenzieller Zielgruppen und Märkte muss weiter versucht werden, mehr Kontinuität<br />
in die Entwicklung der saarländischen Regionen zu bringen.<br />
25
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 14: Regionen-TRIX 2001-2004<br />
Regionen-TRIX 2001<br />
Konsolidierer<br />
15<br />
Auslastungsveränderung<br />
Stabilisierer<br />
10<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />
5<br />
Lkr. Merzig- Wadern<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
Lkr. St. Wendel<br />
Übernachtungsveränderung<br />
0<br />
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />
-5<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />
-10<br />
Lkr. Neunkirchen<br />
2001<br />
Problemfälle<br />
-15<br />
Expandierer<br />
Regionen-TRIX 2002<br />
Konsolidierer<br />
Lkr. Neunkirchen<br />
ÜN: -2,8<br />
Auslastung: 50,2<br />
15<br />
Auslastungsveränderung<br />
Stabilisierer<br />
10<br />
5<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />
Übernachtungsveränderung<br />
0<br />
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />
Lkr. St. Wendel<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
-5<br />
Lkr. Merzig- Wadern<br />
-10<br />
2002<br />
Problemfälle<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />
-15<br />
Expandierer<br />
26
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Regionen-TRIX 2003<br />
Konsolidierer<br />
15<br />
Auslastungsveränderung<br />
Stabilisierer<br />
Lkr. Neunkirchen<br />
10<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />
5<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
Übernachtungsveränderung<br />
0<br />
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />
Lkr. St. Wendel<br />
-5<br />
Lkr. Merzig- Wadern<br />
-10<br />
2003<br />
Problemfälle<br />
-15<br />
Expandierer<br />
Regionen-TRIX 2004<br />
Konsolidierer<br />
15<br />
Auslastungsveränderung<br />
Stabilisierer<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>pfalz<br />
10<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
5<br />
Lkr. St. Wendel<br />
Lkr. Merzig- Wadern<br />
0<br />
Übernachtungsveränderung<br />
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20<br />
Lkr. Neunkirchen<br />
-5<br />
Lkr. <strong>Saar</strong>louis<br />
-10<br />
2004<br />
Problemfälle<br />
Quelle: dwif 2005<br />
-15<br />
Expandierer<br />
27
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
2. Der Graue Beherbergungsmarkt<br />
2.1 Allgemeine Erläuterungen<br />
Das Tourismusbarometer schließt systematisch Informationslücken der amtlichen Beherbergungsstatistik.<br />
Diese weist in der Regel nur die Nachfrage in Quartieren mit mehr als 8<br />
Gästebetten aus. Dies sind die so genannten „gewerblichen“ Betriebe wie beispielsweise<br />
Hotels, Hotels Garnis, Gasthöfe, Pensionen, Ferienzentren, Ferien-/Schulungs-/Erholungsheime,<br />
Jugendherbergen und Kurkliniken. Hinzu kommen die Campingplätze, bei denen<br />
allerdings meist nur die Übernachtungen von Touristikcampern erfasst werden.<br />
All diese Betriebe repräsentieren allerdings nur einen Teil der gesamten Beherbergungsstätten<br />
für Touristen. Das Tourismusbarometer hat es sich deshalb unter anderem zur Aufgabe<br />
gemacht, die restlichen Übernachtungsmöglichkeiten zu quantifizieren und deren Bedeutung<br />
herauszuarbeiten. Die Bezeichnung „Grauer Beherbergungsmarkt“ wurde gewählt,<br />
weil eine statistische Erfassung nicht gegeben ist. In den weiteren Ausführungen wird zwischen<br />
vier Segmenten des „Grauen Beherbergungsmarktes“ unterschieden:<br />
Quartiere mit weniger als 9 Betten: Ferienwohnungen und -häuser sowie Privatzimmer<br />
(nachfolgend Privatvermieter bzw. Privatquartiere genannt);<br />
Übernachtungen im Rahmen des privaten Besucherverkehrs, also die so genannten Bekannten-<br />
und Verwandtenbesuche in Privathaushalten (auch „Sofatourismus“ genannt);<br />
Übernachtungen auf Campingplätzen, insbesondere durch Dauercamper;<br />
Frequentierung von Freizeitwohnsitzen durch Eigentümer oder Mieter.<br />
Im ersten und zweiten Jahr des Tourismusbarometers werden jeweils zwei Segmente davon<br />
quantifiziert. Ziel ist es, ein Abbild der gesamten Tourismuswirtschaft im <strong>Saar</strong>land zu ermöglichen.<br />
Detailanalysen haben gezeigt, dass der „Graue Beherbergungsmarkt“ zum Teil<br />
weit größere Dimensionen annimmt als die amtlich registrierten Übernachtungen. Im Mittelpunkt<br />
des ersten Erhebungsjahres stehen der „Besucherverkehr bei Einheimischen“ und<br />
der „Campingtourismus“. Jedes Marktsegment erfordert dabei eine individuelle, auf die<br />
Detailfragen zugeschnittene Herangehensweise.<br />
Grundsätzlich wird folgendes Vorgehen bei der Analyse der einzelnen Segmente des Grauen<br />
Beherbergungsmarktes praktiziert:<br />
Zuerst werden die vorhandenen Datenquellen zusammengetragen und auf ihre Verwendbarkeit<br />
geprüft.<br />
Stehen valide Daten am Markt zur Verfügung, werden diese genutzt.<br />
Ist dies nicht der Fall, gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten, die Datenlücken zu<br />
schließen:<br />
1. Mit Hilfe von Primärerhebungen (z. B. Gemeindebefragungen, Einwohnerbefragungen,<br />
Gästebefragungen) kann mit Sicherheit das bestmögliche Datenmaterial zu Tage<br />
gefördert werden.<br />
2. Die Verwendung allgemeiner Kennziffern sollte nach Möglichkeit vermieden werden,<br />
da hierin die orts- bzw. regionalspezifischen Besonderheiten in der Regel nicht abgebildet<br />
werden können.<br />
28
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Da es sich bei den Erhebungen zum Grauen Beherbergungsmarkt um mehrschichtige<br />
Analysen handelt (z. B. Ermittlung des Nachfrageumfanges, der Tagesausgaben und des<br />
Umsatzes), kann sich die Verwendung von sekundärstatistischen Daten, Ergebnissen aus<br />
Primärerhebungen und Kennziffern auch ergänzen.<br />
2.2 Besucherverkehr bei Einheimischen<br />
2.2.1 Abgrenzung und Datengrundlage<br />
Mangels zuverlässiger Datenquellen können vielerorts keine Angaben zum Besucherverkehr<br />
bei Einheimischen gemacht werden. Detailanalysen in einzelnen Großstädten und Tourismusregionen<br />
haben allerdings gezeigt, dass es sich bei den nicht registrierten Übernachtungen<br />
in privaten Haushalten um ein wichtiges Marktsegment handelt.<br />
Die bisherigen Befragungsergebnisse des dwif zeigen, dass große Schwankungen zwischen<br />
unterschiedlichen Regionen vorhanden sind und eine Übertragung von Erfahrungswerten<br />
auf andere Regionen ohne regionalspezifische Primärerhebungen problematisch ist. Die<br />
ermittelte Bandbreite reicht von unter 10 (z. B. Stadt Osnabrück, Sächsische Schweiz, Vogtland)<br />
bis weit über 20 Übernachtungen (z. B. Hansestadt Lübeck, Berchtesgadener Land,<br />
Landkreis Eichstätt, Lenggries) pro Haushalt und Jahr. Aus diesem Grund wurden für das<br />
<strong>Saar</strong>land originäre Befragungen durchgeführt, um diese Nachfragegruppe näher zu analysieren.<br />
Zum Besucherverkehr bei Einheimischen gehören die Bekannten- und Verwandtenbesuche<br />
in den Privatwohnungen der <strong>Saar</strong>länder. Der einzig verlässliche Weg, dieses Marktsegment<br />
in seiner Bedeutung zu bestimmen, ist eine repräsentativ angelegte Haushaltsbefragung.<br />
Für das <strong>Saar</strong>land insgesamt wurden 300 Haushalte nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und<br />
telefonisch von Mitarbeitern des dwif befragt.<br />
Die Ergebnisse sind entsprechend der tatsächlichen Verteilung der Haushaltsstruktur (z. B.<br />
Zahl der Haushaltsmitglieder, regionale Verteilung) gewichtet und wurden für das gesamte<br />
<strong>Saar</strong>land hochgerechnet. Die Befragungen wurden im Jahr 2004 durchgeführt. Abgefragt<br />
wurden die privaten Bekannten- und Verwandtenbesuche im Kalenderjahr 2003. Durch diese<br />
Vorgehensweise können nun verlässliche Zahlen über die in den Privatwohnungen der<br />
Bevölkerung des <strong>Saar</strong>landes nächtigenden Freunde, Bekannten oder Verwandten vorgelegt<br />
werden.<br />
2.2.2 Ermittlung des Nachfrageumfanges: Rahmendaten, Berechnungsweg und Übernachtungsvolumen<br />
Der Übernachtungsumfang im Rahmen des privaten Besucherverkehrs ist hauptsächlich von<br />
der Zahl der Privathaushalte abhängig. Im <strong>Saar</strong>land gibt es insgesamt rund 510.000 Privat-<br />
29
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
haushalte 7 . Die Rahmendaten in Bezug auf den Besucherverkehr in diesen Haushalten ergeben<br />
sich aus der aktuellen Befragung und lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:<br />
Besuchsintensität:<br />
41,3 % aller Haushalte bekommen mindestens einmal pro Jahr<br />
Besuch.<br />
Besuchshäufigkeit:<br />
Reisegruppengröße:<br />
Aufenthaltsdauer:<br />
Die Haushalte werden im Durchschnitt etwa 3,7 Mal im Jahr<br />
frequentiert.<br />
Zur Besuchergruppe gehören im Durchschnitt 2,2 Personen.<br />
Die Besucher übernachten im Durchschnitt 2,8 Mal bei den<br />
Bekannten, Verwandten oder Freunden.<br />
Aus der Multiplikation dieser Rahmendaten mit der Zahl der Haushalte lässt sich das Übernachtungsvolumen<br />
dieses Marktsegmentes ermitteln. Insgesamt ergeben sich im Rahmen<br />
des Besucherverkehrs bei Einheimischen 4,8 Mio. Übernachtungen pro Jahr. Dies entspricht<br />
einem Wert von etwa 9,4 Übernachtungen pro Haushalt und Jahr im <strong>Saar</strong>land.<br />
Dies bedeutet, dass jeder Privathaushalt im <strong>Saar</strong>land beispielsweise einmal im Jahr ein befreundetes<br />
Ehepaar mit einem Kind für drei Übernachtungen empfängt (= 9 Übernachtungen)<br />
oder die nicht zum Haushalt gehörenden Großeltern fünf Nächte pro Jahr zu Besuch<br />
sind (= 10 Übernachtungen).<br />
Eine Zusammenstellung aller Eckpunkte für die Berechnung der quantitativen Bedeutung<br />
dieses Marktsegmentes ist in der nachfolgenden Graphik zusammengefasst dargestellt:<br />
Abb. 15: Touristischer Besucherverkehr in den Haushalten des <strong>Saar</strong>landes<br />
510.000 Haushalte<br />
Besuchsintensität<br />
41,3 %<br />
Besuchshäufigkeit<br />
3,7 mal<br />
Reisegruppengröße<br />
2,2 Personen<br />
Aufenthaltsdauer<br />
2,8 Tage<br />
4,8 Mio. Übernachtungen pro Jahr<br />
9,4 Übernachtungen pro Haushalt und Jahr<br />
Quelle: dwif, Haushaltsbefragung 2004<br />
7<br />
Vgl. Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 2002 für die Bundesrepublik<br />
Deutschland, Wiesbaden 2002.<br />
30
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
2.2.3 Schlussfolgerungen und Handlungsbedarf<br />
Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht das starke Übergewicht des Marktsegmentes<br />
„Verwandten- und Bekanntenbesucher“ im Vergleich zu den Übernachtungen in gewerblichen<br />
Beherbergungsbetrieben. Mit insgesamt 4,8 Mio. touristisch relevanten Übernachtungen<br />
in den Privatwohnungen der <strong>Saar</strong>länder übertrifft dies die amtlich registrierten Übernachtungen<br />
um das 2,3 fache.<br />
Abb. 16: Das Gewicht der Bekannten-/Verwandtenbesucher<br />
in gewerblichen Betrieben<br />
(> 8 Betten)<br />
Übernachtungen<br />
bei Bekannten/<br />
Verwandten<br />
2,1 Mio.<br />
4,8 Mio.<br />
Relation:<br />
Bek./Verw.<br />
gewerblich<br />
4,8 Mio.<br />
=<br />
2,1 Mio.<br />
=<br />
2,3<br />
1<br />
Quelle: Amtliche Statistik sowie Ergebnisse der Haushaltsbefragung des dwif 2004<br />
Auch wenn die anderen Segmente des „Grauen Beherbergungsmarktes“ hierbei noch nicht<br />
berücksichtigt sind, drückt diese Relation die Notwendigkeit von Konsequenzen für das<br />
Marketing aus. Gerade die Einheimischen sollten in Zukunft verstärkt als Adressaten des<br />
Tourismusmarketings angesprochen werden:<br />
Insbesondere der Ballungsraum <strong>Saar</strong>brücken, aber auch die übrigen einwohnerstarken<br />
Orte des Landes, sind wichtige Standorte von Besuchern, die nicht in den Hotels und Privatquartieren<br />
wohnen, sich ansonsten aber wie „normale“ Touristen verhalten. Diese<br />
Teilräume sind daher gleichzeitig Quellgebiet, z. B. für Ausflüge in die ländlichen, landschaftlich<br />
attraktiven Teile des <strong>Saar</strong>landes, und zählen damit auch zu den Zielgruppen<br />
des Tourismusmarketings.<br />
Die Einheimischen können darüber hinaus wertvolle Multiplikatoren für viele Leistungsanbieter<br />
im <strong>Saar</strong>land sein. Je besser sie über die Angebote und Events informiert sind,<br />
desto größer ist die Chance, sie - bzw. ihre Besucher - für Veranstaltungs-, Museums-,<br />
Gastronomiebesuche etc. gewinnen zu können.<br />
Eine weitere, in anderen Regionen bereits umgesetzte Idee wäre die Gewährung von<br />
Vergünstigungen bei Beherbergungsstätten, wenn Besucher aus einem bestimmten Einzugsgebiet<br />
um das Hotel dort und nicht in der Privatwohnung übernachten (z. B. Ermäßigung<br />
des Übernachtungspreises, kostenloses Frühstück für die besuchte Familie).<br />
Die Reichweite der bislang in diesem Bereich durchgeführten Marketingaktivitäten sollte<br />
also überprüft und ggf. angepasst werden. Dies betrifft beispielsweise auch die Streuung<br />
von Printmedien (z. B. Flyer), die Presseberichterstattung, das Internet, spezifische Angebotspakete<br />
und vieles andere mehr.<br />
31
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
2.3 Campingtourismus<br />
2.3.1 Abgrenzung und Datengrundlage<br />
Zum Campingtourismus auf Campingplätzen gehören im Wesentlichen drei unterschiedliche<br />
Marktsegmente. Die Übernachtungen<br />
auf Touristikstandplätzen,<br />
auf Dauerstandplätzen und<br />
in Mietunterkünften (z. B. Miethütten, -zelte, -caravans).<br />
Darüber hinaus finden Campingreisen auch außerhalb von Campingplätzen statt (z. B. Tagesausflüge<br />
vom Wohnort mit dem Reisemobil, Übernachtungen im Reisemobil). Die Übernachtungen<br />
bzw. Aufenthaltstage außerhalb von Campingplätzen lassen sich mit den momentan<br />
zur Verfügung stehenden Datenquellen nicht exakt regionalisieren. Bundesweit<br />
entfallen von den insgesamt rund 148,5 Mio. Übernachtungen/Aufenthaltstagen durch<br />
Campingtouristen mehr als vier Fünftel auf Campingplätze.<br />
Zur Situation auf Campingplätzen können regionalisierte Auswertungen durchgeführt werden.<br />
Grundlage hierfür sind die Rahmendaten aus der aktuellen Grundlagenstudie „Wirtschaftsfaktor<br />
Campingtourismus in Deutschland“. 8 Zur Datenbeschaffung wurden unterschiedliche<br />
Befragungen durchgeführt und Statistiken bzw. Publikationen ausgewertet; zu<br />
nennen sind insbesondere:<br />
Originäre Primärerhebungen<br />
- Befragung von Campingplatzunternehmen<br />
- Befragung von Gemeinden<br />
- Befragung von Dauercampern<br />
- Leserbefragung ADAC (Sonderheft ADAC motorwelt freizeit mobil 2/2003)<br />
Sekundärstatistische Auswertungen<br />
- Amtliche Statistiken<br />
- Campingführer<br />
- Unterlagen von Interessenvertretungen, Verbänden und Organisationen 9<br />
- Grundlagenuntersuchungen 10<br />
Durch die zahlreichen Detailanalysen liegt eine hervorragende Basis zur Darstellung und<br />
Berechnung der quantitativen und wirtschaftlichen Bedeutung des Campingtourismus für<br />
das <strong>Saar</strong>land vor.<br />
Die Ergebnisse dieser Studie weichen von den in der amtlichen Statistik ausgewiesenen<br />
Werten ab, weil sie<br />
8<br />
DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland, Bonn 2004.<br />
9<br />
Als unterstützende Organisationen sind hier vor allem ADAC, BVCD, CIVD, DCHV und die Messe<br />
Düsseldorf zu nennen.<br />
10<br />
Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang vor allem auf die Grundlagenstudie zum Ausgabeverhalten<br />
der Touristikcamper; vgl. dwif (Hrsg.); Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland,<br />
Heft 49 der Schriftenreihe des dwif, München 2002.<br />
32
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
das gesamte Campingangebot (z. B. kleinere, nicht meldepflichtige Betriebe, reine Dauercampingplätze,<br />
spezielle Angebotsformen wie Reisemobilstellplätze) erfasst,<br />
bei den Dauercampern auch Tagesbesuche und Verwandten-/Bekanntenbesuche auf dem<br />
Dauerstandplatz erhebt und<br />
die existierende Dunkelziffer auf Angebots- und Nachfrageseite (z. B. Fehler bei den gemeldeten<br />
Kapazitäten bzw. Übernachtungen) bestmöglich zu erhellen versucht.<br />
2.3.2 Campingangebot im <strong>Saar</strong>land<br />
Auf den insgesamt 37 Campingplätzen im <strong>Saar</strong>land gibt es 7.673 Standplätze. Dies entspricht<br />
einem Anteil von etwas mehr als 1 % an den gesamtdeutschen Campingkapazitäten.<br />
Im Vergleich zu den Touristikstandplätzen gibt es etwa doppelt so viele Dauerstandplätze.<br />
Mietunterkünfte werden demgegenüber bislang eher selten angeboten. Im Einzelnen ergibt<br />
sich folgende Verteilung:<br />
Abb. 17: Campingangebot im <strong>Saar</strong>land<br />
Dauerstandplätze<br />
5.073<br />
Touristikstandplätze<br />
2.578<br />
Mietunterkünfte<br />
22<br />
37 Campingplätze<br />
7.673 Standplätze<br />
Quelle: DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland, Bonn 2004<br />
2.3.3 Campingangebot in Deutschland<br />
Mit deutlichem Abstand gibt es in Bayern (578) und in Niedersachsen (565) die meisten<br />
Campingplätze. Es folgen Baden-Württemberg (381) und Nordrhein-Westfalen (323), das<br />
benachbarte Schleswig-Holstein mit Nord- und Ostseeküste liegt auf dem fünften Platz<br />
(321).<br />
Bei der Zahl der Standplätze tauschen Niedersachsen (112.440 Campingstandplätze) und<br />
Bayern (84.059 Campingstandplätze) die Position; Schleswig-Holstein rückt auf Rang drei<br />
vor (76.435 Campingstandplätze).<br />
33
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Das <strong>Saar</strong>land hat größere Standplatzkapazitäten als die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und<br />
Bremen; unter den Flächenländern rangiert das <strong>Saar</strong>land auf Grund seiner geringen Größe<br />
verständlicherweise aber an letzter Position.<br />
Deutliche Unterschiede ergeben sich auch bei der Aufteilung nach Touristik- und Dauerstandplätzen.<br />
Die Bandbreite bei den Flächenländern reicht von<br />
Nordrhein-Westfalen mit rd. drei Viertel Dauer- und ein Viertel Touristikstandplätzen bis<br />
Mecklenburg-Vorpommern mit der entgegengesetzten Struktur von rund zwei Drittel<br />
Touristik- zu einem Drittel Dauerstandplätze.<br />
Die Situation im <strong>Saar</strong>land ist durch einen stark ausgeprägten Dauercampingsektor (rund<br />
zwei Drittel des Angebotes) gekennzeichnet, der einen enorm wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen<br />
Existenzfähigkeit vieler Campingplätze leistet. Auf Mieteinheiten entfallen in<br />
der Regel sehr geringe Anteilswerte; im <strong>Saar</strong>land liegt der Anteilswert deutlich unter 1 %.<br />
Karte 3:<br />
Touristik- und Dauercampingangebot in Deutschland<br />
321<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
235<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Bremen<br />
Niedersachsen<br />
2<br />
6<br />
Hamburg<br />
114<br />
7<br />
Berlin<br />
323<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Rheinland-<br />
Pfalz<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
37<br />
294<br />
289<br />
565<br />
Sachsen-<br />
Brandenburg<br />
Anhalt<br />
Sachsen<br />
258<br />
61<br />
153<br />
Thüringen<br />
Hessen<br />
578<br />
381<br />
Legende:<br />
37 Zahl der Campingplätze<br />
Touristikstandplätze<br />
Dauerstandplätze<br />
Mietunterkünfte<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
Bayern<br />
112.440<br />
Quelle: dwif 2004<br />
1.1.1 Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land<br />
Zur Ermittlung des Nachfrageumfanges müssen die angebotenen Standplatzkapazitäten mit<br />
der jeweiligen Auslastung multipliziert werden. Die Auslastung ergibt sich aus<br />
der durchschnittlichen Reisegruppengröße und<br />
der Zahl an Tagen im Jahr, an denen die Standplätze/Mieteinheiten belegt sind.<br />
34
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Die Verknüpfung beider Kennziffern ergibt die jährlichen „Personenübernachtungen“ pro<br />
Standplatz/Mieteinheit. Die mit Abstand beste Auslastung auf Campingplätzen wird mit<br />
durchschnittlich 345 Personenübernachtungen in Mieteinheiten erreicht. Bei den Dauerstandplätzen<br />
können auch die Tagesbesuche (ohne Übernachtung) einbezogen werden;<br />
durch die Camperfamilie und die Verwandten-/Bekanntenbesucher werden jährlich mehr als<br />
200 Personenübernachtungen erreicht. Die Touristikstandplätze sind am schlechtesten ausgelastet;<br />
mit 90 Personenübernachtungen im <strong>Saar</strong>land liegt der Wert deutlich unter dem<br />
Bundesdurchschnitt (138 Personenübernachtungen). Nur in Sachsen-Anhalt, Sachsen und<br />
Brandenburg ist eine noch schlechtere Auslastung zu verzeichnen.<br />
Auf Campingplätzen kommen im <strong>Saar</strong>land jährlich insgesamt rund 1,3 Mio. Übernachtungen/Aufenthaltstage<br />
zusammen. In den gewerblichen Beherbergungsstätten wurden über<br />
alle Betriebsarten (ohne Campingplätze) im Jahr 2004 in der amtlichen Statistik insgesamt<br />
2,1 Mio. Übernachtungen registriert 11 . Diese Relation zeigt die enorme Bedeutung des Campingmarktes,<br />
zumal in den genannten Zahlen die Übernachtungen und Tagesreisen mit dem<br />
Reisemobil außerhalb der Campingplätze noch gar nicht enthalten sind.<br />
Die Übernachtungen verteilen sich wie folgt auf die drei zentralen Segmente auf Campingplätzen:<br />
Tab. 9: Campingnachfrage im <strong>Saar</strong>land<br />
Kapazitäten Personenübernachtungen<br />
Übernachtungen<br />
insgesamt in Tsd.<br />
Touristikcamping 2.578 90 232,0<br />
Dauercamping<br />
- Camperfamilie<br />
- Besucher<br />
5.073<br />
5.073<br />
194,3<br />
14,4<br />
985,7<br />
73,1<br />
Mieteinheiten 22 345 7,6<br />
Insgesamt 7.673 Ø 189,5 1.298,4<br />
Quelle: eigene Zusammenstellung nach DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in<br />
Deutschland, Bonn 2004<br />
2.3.5 Campingnachfrage in Deutschland<br />
Bundesweit kommen durch Touristikcamper auf Campingplätzen jährlich insgesamt 43,8<br />
Mio. Übernachtungen zusammen. Dieser Wert wird mit 78,5 Mio. Aufenthaltstagen auf den<br />
Dauerstandplätzen deutlich übertroffen. Die Zahl der Übernachtungen auf den deutschen<br />
Campingplätzen insgesamt liegt demnach bei mehr als 122 Mio. im Jahr.<br />
Bei den Übernachtungszahlen liegen die Länder Niedersachsen (jährlich 21,3 Mio. Übernachtungen<br />
pro Jahr) und Schleswig-Holstein (jährlich 15,5 Mio. Übernachtungen) an vorderster<br />
Stelle. Dies ist insbesondere auf die große Bedeutung der Dauercamper in Nieder-<br />
11<br />
Vgl. Amtliche Statistik.<br />
35
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
sachsen (14,7 Mio. Übernachtungen) und Schleswig-Holstein (10,7 Mio. Übernachtungen)<br />
zurückzuführen; nur noch Nordrhein-Westfalen (11,3 Mio. Übernachtungen) erreicht im<br />
Dauercampingsegment ein Volumen von mehr als 10 Mio. Übernachtungen im Jahr. Im Touristikcamping<br />
führt Bayern (7,4 Mio. Übernachtrungen) das Feld an, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern<br />
(7,1 Mio. Übernachtungen) und Niedersachsen (6,6 Mio. Übernachtungen).<br />
Mit deutlichem Abstand folgen Baden-Württemberg (4,9 Mio. Übernachtungen) und<br />
Schleswig-Holstein (4,8 Mio. Übernachtungen).<br />
Tab. 10:<br />
Touristik- und Dauercampingübernachtungen in Deutschland<br />
Bundesland<br />
Niedersachsen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Bayern<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Baden-Württemberg<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Hessen<br />
Brandenburg<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Berlin<br />
Hamburg<br />
Bremen<br />
Deutschland insgesamt<br />
Übernachtungen/Aufenthaltstage durch<br />
Touristikcamper<br />
Dauercamper<br />
Insgesamt<br />
6,6<br />
14,7<br />
21,3<br />
4,8<br />
10,7<br />
15,5<br />
7,4<br />
7,8<br />
15,2<br />
2,5<br />
11,3<br />
13,8<br />
4,9<br />
7,8<br />
12,7<br />
7,1<br />
3,3<br />
10,4<br />
3,6<br />
5,2<br />
8,8<br />
1,9<br />
5,7<br />
7,6<br />
2,1<br />
4,9<br />
7,0<br />
1,2<br />
2,7<br />
3,9<br />
0,6<br />
1,8<br />
2,4<br />
0,6<br />
1,3<br />
1,9<br />
0,2<br />
1,1<br />
1,3<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,4<br />
0,07<br />
-<br />
0,07<br />
0,03<br />
0,01<br />
0,04<br />
43,8<br />
78,5<br />
122,3<br />
Quelle: dwif 2004<br />
2.3.6 Wirtschaftliche Effekte durch Camper auf Campingplätzen<br />
Tagesausgaben der Camper im <strong>Saar</strong>land<br />
Die Ausgaben vor Ort unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Zielgruppe. Die Ausgaben<br />
der Touristikcamper (inkl. Camper in Miethütten) in den Zielgebieten des <strong>Saar</strong>landes liegen<br />
mit 19,80 € pro Kopf und Tag deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (26,90 €).<br />
Der Großteil der Ausgaben entfällt auf die Gastronomie (nahezu die Hälfte); zusammen mit<br />
den Ausgaben für die Übernachtungen fließt dem Gastgewerbe fast zwei Drittel der Ausgaben<br />
zu. Mit einem Ausgabenanteil von jeweils zwischen 15 % und 20 % sind auch die zahlreichen<br />
Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsunternehmen als Profiteure nicht zu<br />
unterschätzen. Im Detail ergibt sich bei Touristikcampern folgende Ausgabenstruktur:<br />
36
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 18: Ausgabenstruktur der Touristikcamper im <strong>Saar</strong>land<br />
Touristikcamper<br />
19,80 € pro Tag<br />
Einkäufe<br />
15,6%<br />
Übernachtung<br />
17,7%<br />
eigene Berechnung nach DTV<br />
Gastronomie<br />
48 %<br />
Dienstleistungen<br />
18,7%<br />
Quelle:<br />
Die durchschnittlichen Ausgaben der Dauercamper stellen sich wie folgt dar:<br />
Abb. 19: Ausgabenstruktur der Dauercamper<br />
Dauercamper<br />
16,90 € pro Tag<br />
Einkäufe<br />
37,9%<br />
Dienst<br />
leistungen<br />
11,8%<br />
Übernachtung<br />
34,3%<br />
Gastronomie<br />
16%<br />
Die Tagesausgaben pro Dauercamper liegen mit 16,90 € noch niedriger. Zu berücksichtigen<br />
ist hierbei, dass die jährlichen Gebühren für den Dauerstandplatz hierin bereits enthalten<br />
sind. Umgerechnet pro Kopf und Tag machen die Übernachtungskosten immerhin rund ein<br />
Drittel der gesamten Ausgaben aus. Am meisten Geld geben die Dauercamper allerdings für<br />
Einkäufe aus (knapp 38 %). Auf die Dienstleistungsunternehmen entfällt mit nicht ganz 12<br />
% der geringste Ausgabenanteil. Für die Verpflegung in Gastronomiebetrieben werden im<br />
Durchschnitt weniger als 3,- € ausgegeben. Dieser niedrige Wert ist insbesondere auf folgende<br />
Ursachen zurückzuführen:<br />
Pro Person und Tag werden Lebensmittel im Wert von fast 5,- € von zu Hause mitgebracht.<br />
Während des Aufenthaltes wird seltener in Gastronomiebetrieben eingekehrt, häufig<br />
wird die Selbstversorgung auf dem Standplatz bevorzugt.<br />
Schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen beeinflussen das Ausgabeverhalten in<br />
diesem Bereich negativ.<br />
Quelle: dwif (Hrsg.); Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland, Schriftenreihe Heft 49,<br />
München 2002, S. 101<br />
37
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Die Verwandten- und Bekanntenbesucher auf den Dauerstandplätzen sind zwar rein mengenmäßig<br />
für die Campingplätze vergleichsweise unbedeutend, aus Gründen der Vollständigkeit<br />
ist an dieser Stelle aber auf deren Ausgaben in Höhe von 14,- € pro Kopf und Tag<br />
hinzuweisen.<br />
Über alle Camper (inkl. der Campingreisen außerhalb der Campingplätze) ist festzustellen,<br />
dass „nur“ rund ein Viertel der Ausgaben vor Ort auf dem Campingplatz verbleiben. Dies<br />
verdeutlicht die hohe Ausstrahlungskraft der Campinggäste auf die Umgebung. Die mit den<br />
momentan vorhandenen Datengrundlagen nicht regionalisierbaren Reisemobilisten geben<br />
mit durchschnittlich 37,20 € pro Kopf und Tag am meisten Geld währen des Aufenthaltes<br />
aus.<br />
Umsätze durch Camper im <strong>Saar</strong>land<br />
Die Bruttoumsätze durch die Camper auf den Campingplätzen im <strong>Saar</strong>land ergeben sich aus<br />
der Multiplikation der Tagesausgaben pro Kopf und Tag mit dem Nachfragevolumen der<br />
jeweiligen Segmente. Für das <strong>Saar</strong>land ergeben sich folgende Berechnungen:<br />
Touristikcamping:<br />
239,6 Tsd. Übernachtungen x 19,80 € = 4,7 Mio. €<br />
Dauercamping:<br />
1.058,8 Tsd. Übernachtungen x 16,60 12 € = 17,6 Mio. €<br />
Durch die insgesamt 1,3 Mio. Übernachtungen auf den Campingplätzen im <strong>Saar</strong>land werden<br />
jedes Jahr Bruttoumsätze in Höhe von rund 22,3 Mio. € generiert. Mehr als drei Viertel der<br />
Umsätze durch Camper auf Campingplätzen gehen von den Dauercampern aus. Die Gesamtumsätze<br />
verteilen sich zu gut der Hälfte auf das Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie),<br />
ein Drittel entfällt auf eine große Brandbreite unterschiedlicher Einzelhandelsunternehmen<br />
und die Dienstleistungsanbieter haben einen Anteil von fast 14%.<br />
Abb. 20: Von Touristik- und Dauercampern im <strong>Saar</strong>land profitierende Wirtschaftszweige<br />
Einzelhandel<br />
33,50%<br />
12<br />
Dieser Wert ergibt sich aus der Gewichtung der Ausgaben der Dauercamperfamilie und der Verwandten-/Bekanntenbesucher.<br />
Dienstleistungen<br />
13,80%<br />
Gastgewerbe<br />
52,70%<br />
Quelle:<br />
eigene Berechnungen nach DTV (Hrsg.); Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in Deutschland,<br />
Bonn 2004<br />
38
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
2.3.7 Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen<br />
Die Ausführungen zum Campingtourismus im <strong>Saar</strong>land haben dessen enorme wirtschaftliche<br />
Bedeutung eindrucksvoll dargestellt. Das Marktvolumen der Touristik- und Dauercampingübernachtungen<br />
im <strong>Saar</strong>land erreicht mehr als 60% der Übernachtungen in den gewerblichen<br />
Beherbergungsstätten (ohne Camping).<br />
Vor diesem Hintergrund sollte der Campingtourismus bei der Tourismusarbeit auf allen<br />
Ebenen eine größere Rolle spielen. Handlungsbedarf ist beispielsweise in folgenden Bereichen<br />
zu sehen:<br />
Die Daten zum Campingtourismus werden in der amtlichen Statistik nur unzureichend<br />
erfasst, da insbesondere die Übernachtungen durch Dauercamper nur in wenigen Bundesländern<br />
ausgewiesen werden. Hier sollte gemeinsam mit den Statistischen Landesämtern<br />
darauf hingewirkt werden, auch Dauercamper flächendeckend und einheitlich zu<br />
erfassen.<br />
In vielen Orten und Regionen wird die wirtschaftliche Bedeutung durch Camper völlig<br />
unterschätzt. Wenn die nun vorliegenden Daten aktiv genutzt und an Interessenten weitergegeben<br />
werden, kann damit ein wichtiger Beitrag dazu geleistet werden, dem Campingtourismus<br />
den richtigen Stellenwert beizumessen.<br />
Dauercamper haben vielerorts ein schlechtes Image. Die betriebswirtschaftlichen Analysen<br />
des dwif 13 zeigen allerdings, dass die Vermietung von Dauerstandplätzen eine sehr<br />
wichtige wirtschaftliche Grundlage für die Existenz der Campingplätze bildet. Ohne die<br />
Vermietung von Dauerstandplätzen könnten viele Campingplätze keinen wirtschaftlichen<br />
Betrieb führen und damit nicht existieren. Diesem Aspekt muss Rechnung getragen werden,<br />
zumal gerade im Dauercampingsegment eine große Nachfrage vorhanden ist, die<br />
sich in einer meist hervorragenden Auslastung (sie liegt nicht selten sogar praktisch bei<br />
100 %) der Dauerstandplätze zeigt.<br />
Die Dauercamper rekrutieren sich sehr stark aus dem „näheren“ Einzugsbereich und stellen<br />
somit auch eine wichtige Kundschaft im Rahmen des Tagesausflugsverkehrs dar. Je<br />
stärker sie über die Ausflugsmöglichkeiten in der Region Bescheid wissen und diese<br />
auch aktiv nutzen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich beispielsweise<br />
gegenüber den Touristikcampern als wertvoller Multiplikator (Empfehlung von Ausflugszielen<br />
während des Aufenthaltes) erweisen.<br />
Die Analysen des dwif haben gezeigt, dass rund 75 % der Ausgaben durch Campinggäste<br />
außerhalb der Campingplätze zu Buche schlagen. Bei keinem anderen Beherbergungstyp<br />
ist dies der Fall, da vielfach die Ausgaben für die Unterkunft den Schwerpunkt ausmachen.<br />
Diese Situation verdeutlicht die großen Chancen, durch intensivere Kooperationen<br />
zwischen den Campingplätzen und den Leistungsträgern im Zielgebiet<br />
- sowohl die Bedürfnisse der Camper durch die Schaffung zielgerichteter (Kombinations-)<br />
Angebote besser zu befriedigen<br />
- als auch die Umsätze durch Camper mit ansprechenden Angeboten zu erhöhen und<br />
auf zahlreiche Profiteure zu verteilen.<br />
13<br />
ADAC (Hrsg.); Betriebsvergleich für Campingplätze, München 1999.<br />
39
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Um sich besser auf den Bedarf der Camper einstellen zu können, erscheint es sinnvoll,<br />
die Marktforschungsaktivitäten in diesem Bereich zu verbessern. Die Ergebnisse könnten<br />
dann ggf. auch bei den anstehenden Marketingaktivitäten berücksichtigt werden.<br />
Eine ständig fortschreitende Professionalisierung ist Basis für eine langfristig Erfolg versprechende<br />
Weiterentwicklung der Campinganlagen. In diesem Zusammenhang ist unter<br />
anderem auf die Notwendigkeit der regelmäßigen Aktualisierung des Datenmaterials für<br />
betriebsvergleichende Analysen (mit Orientierungswerten im Sinne von Benchmarking)<br />
oder die Durchführung von Qualitätsoffensiven auf Campingplätzen hinzuweisen.<br />
Abschließend soll noch einmal betont werden, dass der Campingtourismus für das <strong>Saar</strong>land<br />
einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Angebotsvielfalt leistet und damit die touristische<br />
Leistungsfähigkeit im Land verbessert.<br />
2.4 Gegenüberstellung der Übernachtungen nach Marktsegmenten<br />
Bislang wurden für das <strong>Saar</strong>land lediglich die Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben<br />
mit mehr als 8 Betten statistisch erfasst. Im Jahr 2004 wurden dort insgesamt<br />
2,1 Mio. Übernachtungen registriert. Mit Hilfe des Tourismusbarometers für das <strong>Saar</strong>land<br />
können nun erstmals die Segmente des so genannten „Grauen Beherbergungsmarktes“<br />
dem Übernachtungsvolumen der amtlichen Beherbergungsstatistik gegenübergestellt<br />
werden. Im ersten Erhebungsjahr konnten die Marktsegmente „Besucherverkehr bei Einheimischen“<br />
und „Campingtourismus“ (Touristik- und Dauercamping auf Campingplätzen)<br />
quantifiziert werden.<br />
Das Ergebnis ist beeindruckend:<br />
Mit 4,8 Mio. Übernachtungen im Jahr sind die Verwandten-/Bekanntenbesucher („Sofatourismus“)<br />
in den privaten Haushalten der <strong>Saar</strong>länder von weit größerer Bedeutung (etwa<br />
2,3 Mal so viele Übernachtungen) als die Übernachtungen in Betrieben mit mehr als 8<br />
Betten.<br />
Auf den Campingplätzen des <strong>Saar</strong>landes werden jährlich rund 1,3 Mio. Übernachtungen<br />
getätigt. Davon entfallen über 80 % auf Dauercamper, der kleinere Teil ist auf Touristikcamper<br />
zurückzuführen.<br />
Nach der Analyse der ersten beiden Segmente des „Grauen Beherbergungsmarktes“ liegen<br />
die touristischen Übernachtungszahlen im <strong>Saar</strong>land bereits bei mehr als 8,2 Mio. im Jahr. Es<br />
bleibt abzuwarten, um wie viel diese Größenordnung durch die beiden noch ausstehenden<br />
Segmente (Beherbergungsbetriebe unter 9 Betten, Freizeitwohnsitze) noch übertroffen<br />
wird.<br />
40
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 21: Übernachtungszahlen im <strong>Saar</strong>land nach Marktsegmenten<br />
Übernachtungen (Mio.)<br />
• Amtliche Statistik ( 9 B.)<br />
• Beherbergung < 9 Betten<br />
• „Sofatourismus “<br />
• Touristikcamping<br />
• Dauercamping<br />
• Freizeitwohnsitze<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
2,10<br />
?<br />
4,80<br />
0,24<br />
1,06<br />
?<br />
Quelle: Zusammenstellung dwif 2005<br />
Teilsumme: 8,20<br />
3. Die saarländischen Betriebe im Tourismusjahr 2004<br />
3.1 Touristische Wetterstationen<br />
3.1.1 Generelle Erläuterungen zu Art und Umfang der Erhebung<br />
Abgrenzung und allgemeine Hinweise<br />
Mit Hilfe der so genannten Wetterstationen, von denen regelmäßig die monatlichen Besucherzahlen<br />
erfasst werden, soll die Wettbewerbssituation der vielen Freizeiteinrichtungen,<br />
Unterhaltungs- und sonstigen Angebote, die Touristen in Anspruch nehmen, in die allgemeine<br />
Analyse der Tourismusentwicklung aufgenommen werden.<br />
Damit sich Freizeiteinrichtungen als Wetterstation eignen, müssen sie folgende Kriterien<br />
erfüllen. Es muss sich um<br />
besucherstarke Einrichtungen handeln, die eine<br />
überörtliche Ausstrahlungskraft besitzen und<br />
betriebsbezogene Besucherzahlen,<br />
exakt, regelmäßig und zeitnah<br />
erheben.<br />
Saisonbetriebe sind, solange sie die formulierten Anforderungen erfüllen, durchaus als Wetterstationen<br />
geeignet. Freizeit- und Unterhaltungseinrichtungen, deren Anziehungskraft<br />
wegen häufigen Programmwechsels stark schwankt und deshalb im Zeitablauf nicht vergleichbar<br />
ist (z. B. Sonderausstellungen), bleiben dagegen ebenso unberücksichtigt wie<br />
Einrichtungen, die ihr Besuchervolumen schätzen und nicht durch eine exakte Erfassung (z.<br />
B. durch verkaufte Eintrittskarten oder mit Hilfe eines Drehkreuzes) bestimmen können. Aus<br />
nachfolgender Übersicht wird deutlich, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Typen touristischer<br />
Einrichtungen erfasst wird:<br />
41
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 22: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers<br />
(Stadt-, Werksführungen)<br />
(Erlebnisbäder, Spielbanken,<br />
Zoos/Tierpark, Freizeitparks/- zentren)<br />
n<br />
Museum<br />
Quelle: dwif 2005<br />
(Infozentren)<br />
Die Besucherzahlen der Wetterstationen im <strong>Saar</strong>land werden seit 2002 monatlich erfasst.<br />
Weitere betriebliche Daten, wie beispielsweise Umsätze und Gewinne, wären wünschenswert,<br />
um einzelne Betriebe qualifiziert beurteilen zu können. Es muss jedoch berücksichtigt<br />
werden, dass mit jeder weiteren abzufragenden Information die Bereitschaft zur Teilnahme<br />
am Tourismusbarometer seitens der Wetterstationen sinkt. Besucherzahlen sind dagegen<br />
eine relativ leicht erhältliche und für alle verständliche Größe und letztlich drückt sich der<br />
Markterfolg einer Einrichtung bzw. Branche primär in dieser Zahl aus. Aus den über das ganze<br />
Land verstreuten Einrichtungen können in der Gesamtschau durchaus Aussagen zur touristischen<br />
Konjunktur abgeleitet werden.<br />
Situation im <strong>Saar</strong>land<br />
Seit Juli letzten Jahres wurden insgesamt 62 Wetterstationen kontaktiert und um die Bereitstellung<br />
ihrer Besucherzahlen für das Tourismusbarometer gebeten. Absagen wurden in<br />
der Regel nur aus guten Gründen erteilt. Insgesamt liegen dem dwif aktuell die Daten von<br />
30 Wetterstationen im <strong>Saar</strong>land vor 14 , die 2004 rund 2,8 Mio. Besucher bei sich begrüßen<br />
konnten. Im Durchschnitt verzeichnet damit jede Wetterstation über 93.300 Besucher im<br />
Jahr. Die regionale Verteilung, die breite Streuung der Besucherzahlen und die gezielte Erfassung<br />
besucherstarker Einrichtungen stellen sicher, dass die Wetterstationen die Entwicklung<br />
der Wettbewerbssituation der touristisch relevanten Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten<br />
im <strong>Saar</strong>land realistisch wiedergeben und einen zusätzlichen wichtigen<br />
Indikator für die Einschätzung des Tourismus-Klimas darstellen. Unter den Wetterstationen<br />
sind praktisch die wichtigsten Besuchermagneten für den <strong>Saar</strong>land-Tourismus enthalten.<br />
Hier gilt unser besonderer Dank dem Engagement der Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land, dem<br />
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit und dem <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong> bei der Akquise der<br />
Wetterstationen.<br />
14<br />
Dem dwif liegen Zusagen weiterer 3 Wetterstationen vor, deren Daten z. T. noch ausständig sind.<br />
42
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Karte 4: Die Wetterstationen des Tourismusbarometers im <strong>Saar</strong>land 15<br />
LK Sankt Wendel<br />
LK Merzig-Wadern<br />
LK <strong>Saar</strong>louis<br />
LK Neunkirchen<br />
Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
LK <strong>Saar</strong>-Pfalz-Kreis<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Zu den 30 Freizeitangeboten im <strong>Saar</strong>land kommen 270 Wetterstationen mit rund 28,6 Mio.<br />
Besuchern in Ostdeutschland, weitere 210 in Niedersachsen mit 20,0 Mio. Besuchern sowie<br />
56 Freizeitangebote mit 4,7 Mio. Besuchern in Schleswig-Holstein zum gesamten Datenpool<br />
hinzu. Dadurch erfasst das Tourismusbarometer in allen Barometer-Bundesländern 566<br />
Freizeitangebote mit rund 56,1 Mio. Besuchern. Auf jede Einrichtung kommen damit im<br />
Durchschnitt rund 100.000 Besucher.<br />
Einflussfaktoren auf den Markterfolg<br />
Der Markterfolg der erfassten Infrastruktureinrichtungen hängt von einer Reihe von Faktoren<br />
ab, die sich zudem teilweise überlagern, so dass ihr Einfluss nie mit absoluter Sicherheit<br />
bestimmt werden kann. Der erreichte Erfolg resultiert immer aus dem Zusammenspiel der<br />
Faktoren, die in folgendem Schaubild dargestellt sind:<br />
15<br />
Vielfach werden mehrere Wetterstationen in einer Stadt erfasst, die jedoch durch die Punkthäufung<br />
nicht alle erkennbar sind.<br />
43
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 23: Einflussfaktoren auf die Wettbewerbssituation der Wetterstationen des Tourismusbarometers<br />
Konjunktur,<br />
Konjunktur,<br />
Einkommen<br />
Einkommen<br />
Wetter<br />
Wetter<br />
Anzahl<br />
Anzahl<br />
direkter<br />
direkter<br />
Konkurrenten<br />
Konkurrenten<br />
Potenziale<br />
Potenziale<br />
im<br />
im<br />
Einzugsgebiet<br />
Einzugsgebiet<br />
-<br />
-<br />
Bevölkerung<br />
Bevölkerung<br />
-<br />
-<br />
Übernachtungen<br />
Übernachtungen<br />
Besucherzahlen<br />
Besucherzahlen<br />
Moden<br />
Moden<br />
und<br />
und<br />
Trends<br />
Trends<br />
Mobilität<br />
Mobilität<br />
im<br />
im<br />
Ausflugsverkehr<br />
Ausflugsverkehr<br />
Eigene<br />
Eigene<br />
Angebotsgestaltung<br />
Angebotsgestaltung<br />
und<br />
und<br />
Marketing<br />
Marketing<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Mobilität im Ausflugsverkehr:<br />
Generell ist festzustellen, dass die Ausflugshäufigkeit mit wachsender Mobilität der Bevölkerung<br />
steigt. Da das mit Abstand am häufigsten benutzte Verkehrsmittel für die Hin- und<br />
Rückfahrt bei einem Tagesausflug der PKW ist, steigt mit zunehmendem PKW-Besatz 1 auch<br />
die Ausflugshäufigkeit. Für viele Freizeitinfrastruktureinrichtungen ist aber auch die Anbindung<br />
an den ÖPNV von elementarer Bedeutung (z. B. für Angebote in Städten oder für Jugendliche).<br />
Die Verkehrsanbindung nimmt damit Einfluss auf die Erreichbarkeit und damit<br />
die Besucherzahl der Wetterstationen.<br />
Eigene Angebotsgestaltung und Marketing:<br />
Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg touristischer Infrastruktureinrichtungen ist die<br />
Attraktivität des Angebotes selbst. Entsprechend sind die Angebotsgestaltung und besonders<br />
auch die Vermarktung des Angebotes hauptverantwortlich für die Akzeptanz bei der<br />
Nachfrage.<br />
Veränderungen beim Nutzerverhalten:<br />
Verhaltensänderungen auf Seiten der Nachfrage nehmen ebenso Einfluss auf die Wettbewerbssituation<br />
der „Wetterstationen“. Je nach Angebotstyp wirken sich Modeerscheinungen<br />
mehr oder weniger stark auf die Besucherzahl aus. Entsprechend unterschiedlich ist bei<br />
den verschiedenen Einrichtungen auch die Notwendigkeit, auf Trendänderungen zu reagieren.<br />
1<br />
Anzahl der PKW pro 100 Einwohner.<br />
44
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Potenziale im Einzugsbereich:<br />
Das Besucherpotenzial der touristischen Einrichtungen wird elementar von der im jeweiligen<br />
Einzugsbereich lebenden Bevölkerung und den dortigen Übernachtungsgästen bestimmt.<br />
Ein und dasselbe Angebot kann folglich an zwei Standorten ganz unterschiedliche<br />
Erfolgsaussichten haben.<br />
Anzahl der direkten Konkurrenten:<br />
Starken Einfluss auf die Besucherzahl einer Einrichtung hat natürlich auch das direkte Konkurrenzumfeld.<br />
Durch das Auftreten neuer Anbieter kann sich die Wettbewerbssituation<br />
verschärfen und die Besucherzahlen pro Einrichtung können sich entsprechend rückläufig<br />
entwickeln, wenngleich die Gesamtnachfrage nach diesen Freizeiteinrichtungen möglicherweise<br />
sogar zunimmt.<br />
Konjunktur, Einkommen:<br />
Natürlich nimmt auch das gesamtwirtschaftliche Klima Einfluss auf das Freizeitverhalten.<br />
Steigende Einkommen bewirken meist auch steigende Freizeitausgaben und haben so Einfluss<br />
auf die Besucherzahlen touristischer Einrichtungen.<br />
Wetter:<br />
Für touristische Out- und Indoor-Einrichtungen ist letztendlich das Wetter mitentscheidend,<br />
ob von einem „guten“ oder „schlechten“ Jahr gesprochen werden kann. Während beispielsweise<br />
Freibäder und landschaftliche Attraktionen aufgrund von Regenwetter geringe Besucherzahlen<br />
registrieren, können Museen und andere Indoor-Einrichtungen von dieser Wetterlage<br />
profitieren. Bei schönem Wetter ist die Situation umgekehrt.<br />
Es wird deutlich, dass die erfassten Besucherzahlen von vielen Einflussgrößen abhängen.<br />
Folglich stellt sich die Frage, wie man diese Daten zu interpretieren hat:<br />
Die Besucherzahlen an sich beschreiben nur die Stellung der erfassten Betriebe im Wettbewerb.<br />
Es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass die erfassten Besucherzahlen<br />
die Entwicklung aller Einrichtungen eines Typs, z. B. aller Freizeitparks, Museen, Schlösser<br />
etc., wiedergeben. Im <strong>Saar</strong>land besteht allerdings die glückliche Situation, dass bei<br />
einzelnen Angebotstypen sogar alle Vertreter ihre Besucherzahlen liefern, so dass es sich<br />
bei diesen Segmenten um Vollerhebungen handelt.<br />
In der kurzfristigen Betrachtung können betriebsindividuelle und/oder vorübergehende<br />
äußere Einflüsse wirksam werden, die noch keine Anzeichen für einen sich abzeichnenden<br />
Trend sein müssen. Dennoch bietet eine sehr zeitnahe Betrachtung die Möglichkeit,<br />
aktuelle Geschehnisse zu berücksichtigen.<br />
Besonders bei einer langfristigen Betrachtung und Zusammenfassung der Wetterstationen<br />
zu Obergruppen können Aussagen über tief greifende „Klimaveränderungen“ getroffen<br />
werden, die die Entwicklung der Marktkonstellation nachhaltig beeinflussen und<br />
Antwort geben können auf die Frage, wie sich ein Großteil der touristischen Infrastruktur<br />
im Markt behauptet, wo sich evtl. günstige Perspektiven abzeichnen bzw. wo die Gefahr<br />
von Überkapazitäten oder Nachfrageengpässen droht.<br />
45
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Um die von manchen „Wetterstationen“ geforderte Anonymität der Einzeldaten zu garantieren,<br />
werden im Rahmen des Tourismusbarometers nur aggregierte Werte dargestellt. Folglich<br />
können keine Aussagen zum Erfolg oder Misserfolg einzelner Anbieter getroffen werden.<br />
Daten werden nur ausgewiesen, wenn mindestens drei Freizeiteinrichtungen in einer<br />
Gruppe vertreten sind. Die Wetterstationen ersetzen deshalb nicht eine evtl. notwendige<br />
einzelbetriebliche Analyse.<br />
3.1.2 Die Bundesländer im Vergleich<br />
3.1.2.1 Langfristige Entwicklung 1999-2004<br />
Bei der Analyse der langfristigen Entwicklung der Wetterstationen ist zu beachten, dass hier<br />
nur die Einrichtungen berücksichtigt werden können, von denen dem dwif die Besucherzahlen<br />
rückwirkend bis 1999 vorliegen. Einrichtungen, die z. B. erst in den letzten beiden Jahren<br />
hinzugekommen sind und nicht die Besucherzahlen der Vorjahre einreichen konnten,<br />
finden daher in der langfristigen Entwicklung keine Berücksichtigung.<br />
Im Vergleich der Barometer-Bundesländer zeigt sich im Langfristtrend in den Ländern Brandenburg,<br />
Thüringen, Niedersachsen und auch Schleswig-Holstein eine in der Tendenz negative<br />
Entwicklung der Besucherzahlen seit 1999, wobei die Verluste in Brandenburg und Thüringen<br />
bis 2003 am stärksten waren. In eben diesen beiden Bundesländern ist jedoch von<br />
2003 auf 2004 nunmehr eine positive Entwicklung zu beobachten. Hier eine Trendwende<br />
prognostizieren zu wollen, erscheint aufgrund der Entwicklung der Vorjahre allerdings verfrüht.<br />
Sachsen und Sachsen-Anhalt konnten die Verluste des Hochwasserjahres im Jahr 2003 nur<br />
teilweise ausgleichen und befinden sich aktuell in einer Phase der Stagnation. Mecklenburg-<br />
Vorpommern, in dem als einzigem Barometer-Bundesland die Besucherzahl nach wie vor<br />
über dem Ausgangsniveau liegt, ist nun erstmals von Rückgängen betroffen.<br />
46
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 24: Langfristtrend 1999-2004: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen<br />
115<br />
110<br />
in den verschiedenen Barometer-Bundesländern<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
105<br />
Index 1999 = 100<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
Niedersachsen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Sachsen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thüringen<br />
Brandenburg<br />
70<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Im <strong>Saar</strong>land mussten die Wetterstationen bis 2002 kontinuierliche Verluste der Besucherzahlen<br />
in fast allen Anbietergruppen hinnehmen. Im Jahr 2003 zeigt der große Besucheranstieg,<br />
dass der Jahrhundertsommer seine Spuren hinterlassen hat. In diesem Jahr waren es<br />
überwiegend die Outdoor-Einrichtungen, wie beispielsweise Freizeitzentren und Tierparks,<br />
die ihre Besucherzahlen kräftig steigern konnten. Bei den Indoor-Einrichtungen mussten<br />
überwiegend die Museen Einbußen bei den Besuchern in Kauf nehmen. Positiv zu bemerken<br />
ist, dass der Rückgang im Jahr 2004 (im Vergleich zum Vorjahr) vergleichsweise gering ausgefallen<br />
ist und das Niveau höher als in den Jahren 2000-2002 gehalten werden konnte.<br />
3.1.2.2 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004<br />
Eine Aufbereitung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern führt zu<br />
interessanten Erkenntnissen. Auf den ersten Blick fällt auf, dass sich in fünf Barometer-<br />
Bundesländern die Situation 2004 gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat. Davon betroffen<br />
waren die Küstenbundesländer, aber auch Sachsen-Anhalt und das <strong>Saar</strong>land. Mit annähernd<br />
vier Prozent waren die Rückgänge in Niedersachsen am deutlichsten, gefolgt vom<br />
<strong>Saar</strong>land mit einem Rückgang von drei Prozent. Nach dem enormen Anstieg der Besucherzahlen<br />
im Jahr 2003 im <strong>Saar</strong>land kann der Rückgang 2004 aber durchaus als moderat bezeichnet<br />
werden.<br />
47
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 25: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern (in %)<br />
20,0<br />
Veränderungen in %<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
-5,0<br />
-10,0<br />
Quelle:<br />
0,1<br />
15,6<br />
-0,8<br />
-1,9<br />
-3,0<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Brandenburg<br />
Thüringe n<br />
3,3<br />
2,4<br />
-3,9<br />
Niedersachsen<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
-0,9 -0,7<br />
Sachsen<br />
9,2<br />
-4,8 -4,7<br />
dwif 2005, Datengrundlage Statistische Landesämter und Wetterstationen<br />
0,2<br />
2003 ggü. 2002 2004 ggü. 2003<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
5,0 4,8<br />
Die positive Entwicklung zwischen 2003 und 2004 in Thüringen basiert auf einer relativ<br />
breiten Basis von Einrichtungen. Entsprechend gibt es bei allen Einrichtungsarten in Thüringen<br />
Wetterstationen mit Besucheranstiegen. Im <strong>Saar</strong>land konnten 54 % der Wetterstationen<br />
eine positive Besucherentwicklung verzeichnen, das <strong>Saar</strong>land rangiert damit an zweiter<br />
Stelle nach Thüringen. Die insgesamt negative Entwicklung rührt daher, dass insbesondere<br />
besucherstarke Einrichtungen im Jahr 2004 Rückgänge einbüßen mussten. In Mecklenburg-Vorpommern<br />
hatten hingegen die meisten Einrichtungen (63 %) mit Besucherrückgängen<br />
zu kämpfen; auch in Niedersachsen und Brandenburg sind die „Verlierer“ klar in<br />
der Überzahl.<br />
Tab. 11: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen nach Bundesländern 2004<br />
ggü. 2003 (in Prozent)<br />
Veränderungsrate der<br />
Entwicklung der<br />
Besucherzahlen der Wetterstationen<br />
Anteil von Wetterstationen mit<br />
negativer positiver<br />
Besucherentwicklung<br />
Besucherentwicklung<br />
Niedersachsen -3,9 % 58 % 42 %<br />
<strong>Saar</strong>land -3,0 % 46 % 54 %<br />
Mecklenburg-Vorpommern -1,9 % 63 % 37 %<br />
Sachsen-Anhalt -0,8 % 47 % 53 %<br />
Schleswig-Holstein -0,7 % 55 % 45 %<br />
Sachsen +0,2 % 51 % 49 %<br />
Thüringen +2,4 % 32 % 68 %<br />
Brandenburg +3,3 % 58 % 42 %<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Berechnungen aus den Datenmeldungen der Wetterstationen<br />
48
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Der Vergleich der Übernachtungsentwicklung mit der Entwicklung der Besucherzahlen der<br />
Wetterstationen zeigt zumindest in fünf Bundesländern eine weitgehend einheitliche Richtung<br />
auf, während im <strong>Saar</strong>land, in Sachsen-Anhalt und Thüringen eine gegenläufige Entwicklung<br />
zu beobachten ist. Steigerungen in Einklang mit der Übernachtungsnachfrage<br />
konnten aber nur in Brandenburg und Sachsen verzeichnet werden.<br />
Abb. 26: Entwicklung der Besucherzahlen der Wetterstationen und der Übernachtungen in<br />
gewerblichen Beherbergungsbetrieben (mit mehr als 8 Betten) zwischen 2003<br />
und 2004 nach Bundesländern (in %)<br />
5,0<br />
4,0<br />
4,2<br />
3,5<br />
3,3<br />
3,0<br />
2,4<br />
2,0<br />
Veränderungen in %<br />
1,0<br />
0,0<br />
-1,0<br />
-2,0<br />
-3,0<br />
-4,0<br />
-5,0<br />
Quelle:<br />
-3,9<br />
-2,5<br />
0,8<br />
-1,9<br />
-0,8 -0,7<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
-3,0<br />
-3,6<br />
<strong>Saar</strong>land Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Wetterstationen<br />
Sachsen<br />
Brandenburg<br />
-0,4<br />
Thüringe n<br />
Niedersachsen<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
dwif 2005, Datengrundlage Statistische Landesämter und Wetterstationen<br />
-3,7<br />
0,2<br />
Übernachtungen<br />
0,6<br />
Bei der Interpretation muss aber berücksichtigt werden, dass ein Rückgang der Besucherzahlen<br />
bei den als Wetterstation erfassten Einzelanbietern nicht zwingend bedeuten muss,<br />
dass die Nachfrage nach Freizeiteinrichtungen dort insgesamt zurückgegangen ist. Denkbar<br />
- und in einigen Bereichen auch nachweisbar - ist z. B., dass die Nachfrage nach einzelnen<br />
Wetterstationen negativ war, weil<br />
sich die Konkurrenzsituation durch Neueinsteiger in den Markt oder Kapazitätsausweitungen<br />
verschärft hat, die Gesamtnachfrage also möglicherweise sogar angestiegen ist;<br />
sich positive und negative Effekte überlagern und für das Gesamtergebnis entscheidend<br />
ist, welche Seite das stärkere Gewicht hatte.<br />
3.1.3 Entwicklungstendenzen im <strong>Saar</strong>land<br />
3.1.3.1 Kurzfristige Entwicklung 2003-2004<br />
Die Darstellung der Entwicklung der Besucherzahlen von 2003 auf 2004 erfolgt auf einer<br />
etwas breiteren Basis als die Langzeitanalyse, weil weitere, teilweise sehr besucherstarke<br />
Einrichtungen in die Liste der Wetterstationen aufgenommen werden konnten. Aus diesem<br />
Grund stimmen Langzeit- und Kurzzeitanalyse nicht in allen Fällen komplett überein; auf die<br />
Gründe für die Abweichungen wird im Folgenden jeweils hingewiesen.<br />
49
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Im <strong>Saar</strong>land wurden fünf Angebotstypen einer detaillierten Betrachtung unterzogen. Auffällig<br />
hierbei ist, dass zwei Einrichtungstypen, die im Outdoor-Bereich liegen, im Vergleich<br />
zum Jahr 2003 beachtliche Zuwachsraten erzielen konnten.<br />
Abb. 27: Veränderung der Besucherzahlen bei den Wetterstationen des <strong>Saar</strong>landes 2003-<br />
2004 (in Prozent)<br />
40,0<br />
Naturinformations<br />
zentren<br />
35,0<br />
30,0<br />
Veränderungen in %<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
Stadtführungen<br />
5,0<br />
0,0<br />
Schlösser/<br />
Burgen<br />
Spielbanken<br />
-5,0<br />
Quelle:<br />
Museen<br />
dwif 2005, Wetterstationen<br />
Schlösser, Burgen und Museen: Keine klare Tendenz!<br />
Man sollte meinen, dass die überdachten Freizeiteinrichtungen von einem mäßigen Sommerwetter<br />
besonders profitieren sollten.<br />
Schlösser und Burgen mussten mit -3,3 % allerdings die meisten Rückgänge hinnehmen.<br />
Während die Museen im Jahr 2003 noch einen Besucheranstieg von 12,5% verzeichnen<br />
konnten, mussten sie im Jahr 2004 mit dessen verhältnismäßig „normalen Sommer“ Rückgänge<br />
verzeichnen.<br />
Details der Museen:<br />
Lediglich in 25 % der Fälle zeigte sich eine positive Entwicklung der Besucherzahlen. Die<br />
Ausmaße des Anstiegs waren in dieser Gruppe jedoch sehr unterschiedlich.<br />
75 % der Museen verzeichneten hingegen rückläufige Besucherzahlen. Von den Verlusten<br />
waren kleine Einrichtungen ebenso betroffen wie Museen mit höheren Besucherzahlen.<br />
Die Ausmaße der Verluste waren in dieser Gruppe sehr unterschiedlich. Die Rückgänge<br />
liegen in einer Bandbreite von 1,7 bis stolzen 30,1 %.<br />
Spielbanken: Positive Entwicklungen!<br />
Die Spielbanken konnten bereits zwei Jahre in Folge positive Entwicklungen verzeichnen.<br />
Im Jahr 2003 konnte ein Zuwachs von 4,7 % erzielt und im Jahr 2004 mit 5,2 % ein weiterer<br />
Anstieg verzeichnet werden.<br />
50
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Stadtführungen: Positive Entwicklungen!<br />
Bei den Stadtführungen gestaltet sich das Ergebnis ähnlich wie bei den Spielbanken; 2003<br />
und 2004 konnte ein Anstieg registriert werden. In beiden Jahren konnten jeweils 75 %<br />
dieser Anbieter positive Entwicklungen verzeichnen.<br />
Naturinformationszentren<br />
Sehr interessant gestaltet sich das Ergebnis bei den Naturinformationszentren:<br />
Drei Viertel der Einrichtungen hatten einen positiven Besuchertrend. Interessanterweise<br />
hatten im Jahr 2003 noch 75 % der Einrichtungen Verluste registriert, konnten aber dennoch<br />
eine positive Gesamtentwicklung verzeichnen.<br />
Die Saison der Naturinformationszentren erstreckt sich von April bis Oktober. Der besucherstärkste<br />
Monat war sowohl in 2003 als auch in 2004 der Juni.<br />
Im nächsten Barometerjahr können dann weitere Differenzierungen vorgenommen werden,<br />
da einerseits weitere Wetterstationen hinzukommen und andererseits neu am Markt eröffnete<br />
Einrichtungen erstmals in eine Zeitreihendarstellung integriert werden können.<br />
3.1.3.2 Saisonverlauf<br />
Nachfolgende Abbildung zeigt, dass sich die Charakteristik der Saisonverlaufskurve im Jahr<br />
2004 im Vergleich zum Vorjahr nicht grundsätzlich verändert hat. Nach wie vor bildet die<br />
monatliche Verteilung der Nachfrage den typischen Saisonverlauf von touristischen Destinationen<br />
mit einer Sommerspitze und einer deutlich höheren Nachfrage zwischen April und<br />
Oktober.<br />
Abb. 28: Saisonale Veränderung der Nachfrage in den Wetterstationen des <strong>Saar</strong>landes<br />
2004 ggü. 2003<br />
400.000<br />
Anzahl der Besucher<br />
350.000<br />
300.000<br />
250.000<br />
200.000<br />
150.000<br />
100.000<br />
- 4,4% - 3,6% - 19,6%<br />
6,1%<br />
38,0% -29,3% 5,3% -19,4%<br />
13,3%<br />
6,9%<br />
-6,6% -2,0%<br />
50.000<br />
0<br />
Jan Feb Mrz April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez<br />
2003 2004<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Wetterstationen<br />
51
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Gravierende Verschiebungen zwischen 2003 und 2004 ergeben sich im Wesentlichen zwischen<br />
Mai und Juni sowie im Haupturlaubsmonat August. Diese Unterschiede sind wie folgt<br />
zu erklären:<br />
2003 lagen die Pfingstferien im Juni, während in 2004 die meisten Urlaubstage um<br />
Pfingsten in den Mai fielen. Die veränderte Lage der Pfingstferien ist also für den deutlichen<br />
Nachfragerückgang im Juni 2004 verantwortlich. Dafür lagen die Mai-Werte 2004<br />
deutlich höher als 2003.<br />
Die Zuwachsraten im Mai sind größtenteils auf gestiegene Besucherzahlen in den Freizeitzentren<br />
und Zoos zurückzuführen.<br />
Für den starken Rückgang der Besucherzahlen zwischen August 2003 und August 2004<br />
zeichnet der Ausnahmesommer 2003 verantwortlich, der vor allem Freizeiteinrichtungen<br />
im Freien einen enormen Besucheransturm bescherte.<br />
3.1.4 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse<br />
Die überaus positive Entwicklung (+15,6 %) der Besucherzahlen im Jahr 2003 im Vergleich<br />
zu 2002 kann eindeutig auf den Jahrhundertsommer zurückgeführt werden. Im Jahr 2004<br />
hingegen liegt das <strong>Saar</strong>land mit einem Rückgang von -3,0 % im Barometer-Bundesländervergleich<br />
an vorletzter Stelle.<br />
In der Langzeitbeobachtung zeigt sich, dass der Rückgang im Jahr 2004 (nach dem Ausnahmesommer<br />
2003) relativ moderat ausgefallen ist und ein eher positiver Trend festzustellen<br />
ist im Vergleich zu den Jahren 2000-2002.<br />
In fünf Barometer-Bundesländern hat sich die Situation 2004 gegenüber dem Vorjahr<br />
verschlechtert. Davon betroffen waren die Küstenbundesländer, aber auch Sachsen-<br />
Anhalt und das <strong>Saar</strong>land. Mit annähernd vier Prozent waren die Rückgänge in Niedersachsen<br />
am deutlichsten, gefolgt vom <strong>Saar</strong>land mit einem Rückgang von drei Prozent.<br />
Der Vergleich der Übernachtungsentwicklung mit der Entwicklung der Besucherzahlen<br />
der Wetterstationen zeigt zumindest in fünf Bundesländern eine weitgehend einheitliche<br />
Richtung auf, während im <strong>Saar</strong>land, in Sachsen-Anhalt und Thüringen eine gegenläufige<br />
Entwicklung zu beobachten ist. Steigerungen in Einklang mit der Übernachtungsnachfrage<br />
konnten aber nur in Brandenburg und Sachsen verzeichnet werden.<br />
Im <strong>Saar</strong>land wurden fünf Angebotstypen einer detaillierten Betrachtung unterzogen. Auffällig<br />
hierbei ist, dass insbesondere Stadtführungen und Naturinformationszentren im<br />
Vergleich zum Jahr 2003 beachtliche Zuwachsraten erzielen konnten.<br />
52
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.2 Die wirtschaftliche Situation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land<br />
3.2.1 Entwicklung von Umsatz, Insolvenzen und Beschäftigung<br />
Umsatzentwicklung<br />
Seit Jahren hofft das Gastgewerbe in Deutschland auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der Branche. Doch die erhoffte Trendwende konnte auch 2004 nicht eingeschlagen<br />
werden. Erneut sinken deutschlandweit die realen Umsatzzahlen. Im Vergleich<br />
zu den zwei Vorjahren hat sich jedoch der Negativtrend zumindest etwas abgeschwächt.<br />
Einen kleinen Lichtblick bot im letzten Jahr der Beherbergungsbereich. Nach den Umsatzverlusten<br />
der letzten drei Jahre wird nun endlich wieder ein leichtes Umsatzplus erreicht.<br />
Zugpferde sind hierbei die Hotels, Hotels garnis, Pensionen und Gasthöfe mit +0,7 %. Im<br />
Gegensatz dazu leidet der Gastronomiebereich mit -4,2 % weiterhin stärker unter der Konsumflaute.<br />
Tab. 12: Umsatzentwicklung im deutschen Gastgewerbe im Vergleich zum Vorjahr (Angaben<br />
in Prozent)<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Insgesamt -0,8 % -7,3 % -5,8 % -2,1 %<br />
Beherbergung -1,4 % -5,9 % -5,2 % +0,4 %<br />
Gastronomie -0,5 % -8,3 % -6,8 % -4,2 %<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Im <strong>Saar</strong>land verlief die Entwicklung des Gastgewerbes entsprechend dem deutschlandweiten<br />
Trend. Die Umsätze (in Preisen des Jahres 2000) gingen zwischen 2003 und 2004 um -<br />
1,6 % zurück. Von den Verlusten sind der Beherbergungs- und der Gastronomiebereich<br />
gleichermaßen betroffen. Während die Umsätze in der Sparte der Hotels, Hotels garnis,<br />
Pensionen und Gasthöfe 2004 im Vergleich zum Vorjahr „nur“ um -2,0 % sanken, erlitt das<br />
sonstige Beherbergungsgewerbe Umsatzverluste von -5,7 %. Im Gastronomiebereich<br />
schneidet die Sparte der Restaurants, Cafés, Eisdielen und Imbisshallen mit Verlusten von -<br />
0,4 % besser ab als das übrige Gaststättengewerbe (-3,1%). Im Bereich der Kantinen und<br />
Caterer werden vergleichsweise hohe Umsatzrückgänge von -4,6 % registriert.<br />
Insolvenzen<br />
Die Insolvenzstatistik des Gastgewerbes zeigt für die meisten Barometer-Bundesländer<br />
nach wie vor eine sehr angespannte Situation. Lediglich in Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
werden 2004 weniger Insolvenzverfahren gemeldet als im Vorjahr. Im <strong>Saar</strong>land hat sich die<br />
Insolvenzstatistik weiter verschlechtert. Von 2003 auf 2004 nimmt die Zahl der Insolvenzverfahren<br />
um 50 % zu und erreicht mit 34 Verfahren den bisherigen Höchstwert seit 1994.<br />
53
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 29: Insolvenzen im Gastgewerbe nach Bundesländern 1994-2004 (absolut)<br />
300<br />
250<br />
Anzahl der Insolvenzen absolut<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt Thüringen Schleswig-Holstein<br />
Niedersachsen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Quelle:<br />
Statistische Landesämter<br />
Tab. 13: Anzahl der Insolvenzverfahren im Gastgewerbe nach Bundesländern 1994-2004<br />
(absolut)<br />
Land 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
14 35 31 55 64 57 86 116 96 89 90<br />
Brandenburg 39 37 56 67 75 72 89 71 92 52 83<br />
Sachsen-Anhalt 26 47 59 74 113 115 134 109 181 181 158<br />
Sachsen 58 127 177 201 210 164 177 199 190 182 195<br />
Thüringen 59 74 90 90 69 90 79 99 95 58 53<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
47 41 48 58 56 51 77 81 105 125 127<br />
Niedersachsen 86 98 98 129 123 149 183 235 190 238 254<br />
<strong>Saar</strong>land 18 14 15 19 11 7 8 15 10 23 34<br />
Quelle: Statistische Landesämter<br />
Beschäftigung<br />
Auf dem gastgewerblichen Arbeitsmarkt können nach zwei Jahren sinkender Beschäftigungszahlen<br />
2004 in Deutschland wieder positive Entwicklungen festgestellt werden;<br />
2002: -3,5 %,<br />
2003: -3,2 % und<br />
2004: +1,2 %<br />
Die schlechte Konjunkturlage wirkt sich jedoch immer noch stark auf die Beschäftigung aus,<br />
denn der leichte Zuwachs wird ausschließlich durch mehr Teilzeit-Beschäftigte (+6,3 %)<br />
getragen.<br />
54
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 30: Beschäftigte im deutschen Gastgewerbe 1995-2004 (in Prozent)<br />
8<br />
6<br />
Veränderung ggü. Vorjahr (%)<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
-10<br />
-12<br />
Quelle:<br />
Beschäftigte insgesamt<br />
Vollzeit-Beschäftigte<br />
Teilzeit-Beschäftigte<br />
95 96 97 98 99 00 01 02 03 04<br />
Statistisches Bundesamt<br />
Vom Statistischen Landesamt des <strong>Saar</strong>landes wurden für das Jahr 2004 insgesamt etwas<br />
mehr als 7.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ausgewiesen; davon waren rund<br />
drei Fünftel weiblich. Auf das Gastgewerbe entfallen damit gut 2 % aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten im <strong>Saar</strong>land. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der im saarländischen<br />
Gastgewerbe Beschäftigten um -7,1 % zurückgegangen. 2004 hat sich die Beschäftigtenzahl<br />
sogar wieder leicht positiv entwickelt.<br />
Die exakte Zahl der im Gastgewerbe beschäftigten Personen lässt sich allerdings aus keiner<br />
amtlichen Statistik ableiten. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer ist<br />
zwar verlässlich und wird in regelmäßigen Abständen mit vergleichbarer Methode von der<br />
Bundesagentur für Arbeit erfasst, darin enthalten sind allerdings nur die Mitarbeiter, welche<br />
der Sozialversicherungspflicht unterliegen. Nicht enthalten sind darin die beiden wichtigen<br />
Gruppen der<br />
mitarbeitenden Inhaber und ihrer Familienangehörigen, die nicht auf der Lohnliste stehen<br />
und<br />
nicht sozialversicherungspflichtigen Aushilfen.<br />
Fazit:<br />
Insgesamt ist die Situation für das saarländische Gastgewerbe angespannt. Hinweise auf<br />
eine gravierende Verbesserung zeichnen sich derzeit nicht ab.<br />
3.2.2 Wirtschaftliche Situation von Kreditnehmern der Sparkassen im Gastgewerbe<br />
3.2.2.1 Hintergrundinformationen zu den EBIL-Daten<br />
Die Darstellungen zur wirtschaftlichen Situation im Gastgewerbe basieren auf dem Instrument<br />
der elektronischen Bilanzanalyse (EBIL) von Betrieben, die Kunden der Sparkassen<br />
sind. Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse eines Kreditnehmers liegen der finanzierenden<br />
Sparkasse in der Regel die Jahresabschlüsse vor. Diese Jahresabschlüsse<br />
55
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
werden nach einem vorgegebenen Muster aufbereitet, in der EDV erfasst und in einem zentralen<br />
Rechenzentrum 17 ausgewertet (so genannte EBIL-Analyse). Als erster kreditwirtschaftlicher<br />
Partner der mittelständischen Unternehmen verfügen die Sparkassen somit über die<br />
größte Bilanzdatensammlung in Deutschland. Die erfassten Jahresabschlussdaten wurden<br />
für die Zwecke des Tourismusbarometers speziell bearbeitet und regionalisiert, so dass<br />
jetzt erstmals für bestimmte Teilräume Deutschlands vergleichende Auswertungen möglich<br />
sind.<br />
Der Sparkassenverlag liefert die Daten anonymisiert an das dwif, welches die Kennziffernanalyse<br />
und den -vergleich durchführt. Die ausführliche Analyse ist Teil des so genannten<br />
Sparkassenmoduls und wird nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieser Spezialbericht<br />
wurde im Herbst 2004 erstellt, als die Jahresabschlüsse 2002 von allen Kreditnehmern<br />
vorlagen. Einige zentrale Ergebnisse werden nachfolgend im Rahmen des offiziellen Jahresberichts<br />
wiedergegeben.<br />
Die EBIL-Analysen stellen eine permanente Beobachtung der wirtschaftlichen Situation dar,<br />
mit dem Ziel,<br />
das Informationsspektrum zu erweitern,<br />
Trends zu ermitteln und<br />
zeitliche und regionale Quervergleiche zu ermöglichen.<br />
Von zentraler Bedeutung für die Interpretation der Ergebnisse ist die Auswertungsmethode.<br />
Auch wenn im <strong>Saar</strong>land relativ wenige Gastgewerbebetriebe erfasst wurden, verschaffen die<br />
Ergebnisse einen wichtigen Einblick in die Situation des Gastgewerbes. Besonders wichtig<br />
ist dabei die Ausweisung von anspruchsvollen Orientierungswerten, die aus den langjährigen<br />
Erfahrungen des dwif aus Betriebsvergleichen abgeleitet wurden und selbstverständlich<br />
nicht aus den einzelbetrieblichen Daten der Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land resultieren.<br />
Für die Ergebnisdarstellung kommen insbesondere drei statistische Messgrößen zur Anwendung:<br />
Zentralwert (Median): Der Zentralwert teilt ein der Größe nach geordnetes Datenbündel.<br />
Das bedeutet, dass die erste Hälfte der Werte kleiner als der Zentralwert ist, die andere<br />
verbleibende Hälfte ist größer als der Zentralwert. 18<br />
1. Quartil (von): Ein Viertel aller Betriebe weist einen kleineren, drei Viertel aller Betriebe<br />
einen höheren Wert für diese Kennziffer aus.<br />
3. Quartil (bis): Drei Viertel aller Betriebe weist einen niedrigeren, ein Viertel aller Betriebe<br />
einen höheren Wert für diese Kennziffer aus. 19<br />
Bei herkömmlichen Berechnungen wird meist der arithmetische Mittelwert gebildet. Der<br />
Vorteil von Quartilen ist es, dass extreme Ausreißer das Gesamtbild nicht verzerren. Dar-<br />
17<br />
Beim Deutschen Sparkassen Verlag GmbH in Stuttgart (DSV-Gruppe).<br />
18<br />
Bei neun Werten ist es der fünfte.<br />
19<br />
In einer Zahlenreihe mit 12 Elementen ist es das neunte.<br />
56
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
über hinaus kann die Standardabweichung helfen, Ungleichverteilungen aufzudecken. Bei<br />
einer im Verhältnis zum Median hohen Standardabweichung empfiehlt es sich, tiefer in die<br />
Auswertung der Daten einzusteigen und nach den Ursachen für diese Abweichungen zu forschen.<br />
3.2.2.2 Ergebnisse der Bundesländer 2002 im Vergleich<br />
Die betriebswirtschaftliche Situation der Kreditnehmer bei den Sparkassen wurde mit Hilfe<br />
von 12 Strukturdaten bzw. Kennziffern analysiert und für die 8 Barometerländer gesondert<br />
beurteilt. Der Gesamteindruck, der sich aus diesen Einzelanalysen ableiten lässt, ist nicht<br />
allzu positiv, wie die folgende zusammenfassende Übersicht verdeutlicht. Sie versucht, die<br />
zahlreichen Einzelergebnisse bei den verschiedenen Kennziffern zu einer Gesamtschau zu<br />
aggregieren.<br />
In dieser Übersicht wird dargestellt, wie oft die verschiedenen Betriebstypen eines Bundeslandes<br />
bei den 12 überprüften Kriterien den jeweiligen Bundesdurchschnitt bzw. den jeweiligen<br />
Orientierungswert (O-Wert) erreichen oder in positiver Weise übertreffen. Der in Folge<br />
dessen zu erreichende Maximalwert ist also in beiden Fällen 12.<br />
Tab. 14: Anzahl der Kennziffern, bei denen der Bundesdurchschnitt/Orientierungswert<br />
erreicht oder in positiver Weise übertroffen wurde 20<br />
Betriebstyp Hotels Gasthöfe<br />
Hotels<br />
Cafés/ Zahl der<br />
Gaststätten/<br />
Garnis/<br />
sonstige Lokale<br />
gemessen am<br />
positiven Fälle<br />
Restaurants<br />
Pensionen<br />
Bundesland<br />
- O- - O- - O- - O- - O- - O-<br />
Bund Wert Bund Wert Bund Wert Bund Wert Bund Wert Bund Wert<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
5 2 4 3 8 3 5 4 - - 5,5 3,0<br />
Brandenburg 7 2 2 1 8 4 4 2 5 5 5,2 2,8<br />
Sachsen-Anhalt 2 1 3 1 2 1 4 6 3 3 2,8 2,4<br />
Sachsen 2 1 3 1 3 1 4 2 2 2 2,8 1,4<br />
Thüringen 2 1 4 0 - - 3 2 - - 3,0 1,0<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
10 6 6 2 3 2 10 5 5 5 6,8 4,0<br />
Niedersachsen 9 5 3 2 8 3 2 4 2 4 4,8 3,6<br />
<strong>Saar</strong>land 6 5 - - - - 7 5 - - 6,5 5,0<br />
Gesamt- 5,4 2,9 3,6 1,4 5,3 2,3 4,9 3,8 3,4 3,8 4,7 2,9<br />
Quelle: dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
Im Durchschnitt aller acht Barometerländer gilt, dass sie - in gerundeten Werten -<br />
bei knapp fünf Kennziffern den jeweiligen Bundesdurchschnitt<br />
20<br />
In absoluten Zahlen bei insgesamt 12 Kennziffern.<br />
57
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
und sogar nur bei drei Kennziffern den Orientierungswert<br />
erreicht oder positiv übertroffen haben.<br />
Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Vergleich noch ungünstiger darstellt, wenn nur die<br />
für die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation besonders wichtigen Kennziffern Umsatzrentabilität<br />
und Cash-Flow-Rate betrachtet werden 21 . Dabei zeigt sich:<br />
Bei keiner der erfassten Gruppierungen in keinem einzigen Barometer-Bundesland erreicht<br />
der Zentralwert (Median) den Orientierungswert. Das bedeutet, dass durchweg<br />
mindestens die Hälfte der Kreditnehmer keine optimale Ertrags- und Innenfinanzierungskraft<br />
aufweisen; in fast allen Fällen ist dieser Anteil sogar noch deutlich höher.<br />
Der Vergleich zum Bundesdurchschnitt fällt günstiger - aber keineswegs zufrieden stellend<br />
- aus. Bei insgesamt 34 Einzelgruppierungen 22 wird der Zentralwert<br />
- bei der Umsatzrendite von 10 Gruppierungen (= 29,4 %)<br />
- bei der Cash-Flow-Rate von 13 Gruppierungen (= 38,2 %)<br />
erreicht oder in positiver Weise übertroffen. Das zeigt deutlich, dass in der Tendenz ein<br />
unterdurchschnittliches Ergebnis erzielt wird.<br />
Die folgende Übersicht zeigt im Detail, bei welchen Angebotstypen und Bundesländern der<br />
Bundesdurchschnitt erreicht oder übertroffen wird.<br />
Tab. 15: Abschneiden der Angebotstypen bei zentralen Kennziffern<br />
Bundesdurchschnitt erreicht oder übertroffen bei<br />
Angebotstyp<br />
Umsatzrendite<br />
Cash-Flow-Rate<br />
Hotel<br />
Niedersachsen<br />
Schleswig-Holstein<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Brandenburg<br />
Niedersachsen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Brandenburg<br />
Gasthof ----- Mecklenburg-Vorpommern<br />
Hotel garni/Pension<br />
Niedersachsen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Brandenburg<br />
Niedersachsen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Brandenburg<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Gaststätte/Restaurant Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Café/sonstige Lokale<br />
Schleswig-Holstein<br />
Brandenburg<br />
Schleswig-Holstein<br />
Sachsen<br />
Quelle: dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
Obwohl ein Ranking auf Basis der vorhergehenden Informationen nicht wenige Fragen aufwirft,<br />
ist doch nicht zu übersehen, dass zwischen den Betrieben der Bundesländer objektiv<br />
21<br />
Sie drücken die Ertrags- und Innenfinanzierungskraft der Betriebe aus.<br />
22<br />
Für sechs Gruppierungen konnten auf Grund einer zu geringen Zahl von Kreditnehmern keine<br />
Werte ausgewiesen werden.<br />
58
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
feststellbare Unterschiede bestehen. Dies gilt sowohl für die Übersicht in der vorangehenden<br />
Tabelle, in der bestimmte Barometer-Bundesländer deutlich häufiger auftauchen als<br />
andere, als auch für die Übersicht in der nachfolgenden Tabelle, in die alle 12 Kennziffern<br />
einbezogen sind. Eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse beider Übersichten<br />
zeigt zudem, dass die Rangordnungen in der Tendenz relativ gut übereinstimmen.<br />
Tab. 16: Zusammenfassung der Bundesländerergebnisse<br />
Bundesland<br />
Übersicht 1<br />
Ø Zahl positiver Fälle<br />
- über alle 12 Kennziffern<br />
- gemessen am Bundes-Ø<br />
und Orientierungswert<br />
Übersicht 2<br />
Ø Zahl positiver Fälle<br />
in % der Gesamtgruppen<br />
- nur 2 zentrale Kennziffern<br />
- nur Bundes-Ø<br />
Zahl Rang Anteil in % Rang<br />
Mecklenburg-Vorpommern 4,3 3 63 1<br />
Brandenburg 4,0 5 50 3<br />
Sachsen-Anhalt 2,6 6 10 6<br />
Sachsen 2,1 7 10 6<br />
Thüringen 2,0 8 0 7<br />
Schleswig-Holstein 5,4 2 60 2<br />
Niedersachsen 4,2 4 40 5<br />
<strong>Saar</strong>land 5,7 1 50 3<br />
Quelle: dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
In der Gesamttendenz gibt es - was die wirtschaftliche Situation der Kreditnehmer anbelangt<br />
- doch ein relativ klares Ergebnis:<br />
Die beiden Ostseeanrainer (Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) sowie<br />
das <strong>Saar</strong>land 23 stehen an der Spitze, wobei<br />
- Schleswig-Holstein bei Umsatzrendite und Cash-Flow gleichermaßen „punktet“;<br />
- Mecklenburg-Vorpommern vor allem beim Cash-Flow Stärke zeigt und bei allen Angebotstypen<br />
überdurchschnittlich abschneidet 24 .<br />
Niedersachsen und Brandenburg finden sich ziemlich gleichauf im Mittelfeld.<br />
Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt stehen eindeutig am Ende der Rangliste.<br />
Ein Vergleich der betriebswirtschaftlichen Indikatoren von 2002 mit dem Vorjahr zeigt, dass<br />
die Entwicklungen in den Barometer-Bundesländern ambivalent waren, d. h. in allen Bundesländern<br />
entwickelten sich einige Parameter positiv, andere negativ. Diese Ambivalenz<br />
gilt sowohl für die Beherbergungs- als auch für die Gastronomiebetriebe. Auf eine Darstellung<br />
dieser Ergebnisse wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen, da die Jahreszahlen<br />
für das <strong>Saar</strong>land erst ab dem Jahr 2002 ausgewertet werden.<br />
23<br />
Beim <strong>Saar</strong>land ist allerdings zu berücksichtigen, dass nur für Hotels und Gaststätten/Restaurants<br />
Ergebnisse vorliegen; bei allen anderen Angebotstypen war die Zahl der Betriebe zu klein.<br />
24<br />
Bei den Cafés konnten wegen zu geringer Zahl von Kreditnehmern keine Auswertungen gemacht<br />
werden.<br />
59
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.2.2.3 Darstellung wichtiger Kennziffern und Zeitvergleich<br />
Darstellung von Kennziffern<br />
Auf den nächsten Seiten werden einige ausgewählte Kennziffern aus der EBIL-Analyse vorgestellt:<br />
Umsatzrendite (Betriebsergebnis vor einkommensabhängigen Steuern in % vom Umsatz)<br />
Personalaufwandsquote (Personalkosten in % vom Umsatz)<br />
Cash-Flow-Rate (Betriebsergebnis + Abschreibungen + Erhöhung langfristiger Rückstellungen<br />
in Relation zum Umsatz)<br />
Zinsaufwandsquote (Fremdkapitalzinsen in % vom Umsatz)<br />
Eigenkapitalquote (Eigenkapital in % der Bilanzsumme)<br />
Umsatzrendite<br />
Die geläufigste Form der Erfolgsmessung und -darstellung ist der „Gewinn vor einkommensabhängigen<br />
Steuern“, im Folgenden als „Umsatzrendite“ 25 bezeichnet. Er sollte - zumindest<br />
bei inhabergeführten Betrieben 26 - eine angemessene Honorierung der Arbeitsleistung<br />
und des unternehmerischen Risikos darstellen. Unter den Kreditnehmern der Sparkassen<br />
aus dem Gastgewerbe ergab sich im Geschäftsjahr 2002 folgendes Bild. Der dort verwendete<br />
Maßstab (Median) stellt den „zentralen Wert“ in einer Zahlenreihe dar, in der die<br />
Ergebnisausprägungen der Größe nach geordnet sind.<br />
Abb. 31: Umsatzrendite im Gastgewerbe 2002 nach Bundesländern (Angaben in % vom<br />
Umsatz) - Zentralwert (Median)<br />
6,0<br />
5,0<br />
5,0<br />
4,8<br />
4,0<br />
3,8<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,4<br />
1,0<br />
0,0<br />
-1,0<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Niedersachsen Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
0,3<br />
0,1<br />
Sachsen Brandenburg Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Thüringen<br />
-2,0<br />
-1,6<br />
-2,1<br />
-3,0<br />
Quelle: dwif 2004, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
25<br />
Definiert als: Gewinn vor Steuern in Prozent vom Umsatz.<br />
26<br />
Im Gegensatz zu Betrieben, die von einem Gehalt beziehenden Geschäftsführer geleitet werden.<br />
60
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Die Interpretation der Ergebnisse zeigt:<br />
Im <strong>Saar</strong>land erzielt mehr als die Hälfte der Kreditnehmer einen Gewinn vor Steuern, der<br />
weniger als 5 % vom Umsatz ausmacht. Bei einem angenommenen Jahresumsatz von<br />
500.000 € sind dies 25.000 €, ein Betrag, der nur bedingt ausreicht, um den Kapital- und<br />
Arbeitseinsatz der Inhaberfamilie angemessen zu honorieren.<br />
Der Wert für das 1. Quartil liegt bei den Beherbergungsbetrieben im <strong>Saar</strong>land sogar im<br />
roten Bereich (minus 1,0 %). Er signalisiert damit, dass mehr als ein Viertel der Beherbergungsbetriebe<br />
ein negatives Ergebnis erzielen. Bei den Gastronomiebetrieben sieht<br />
die Situation etwas besser aus.<br />
Damit schneidet das <strong>Saar</strong>land unter allen Barometerländern aber immer noch relativ gut<br />
ab, denn nur in Schleswig-Holstein ist der Median beim Gastgewerbe insgesamt etwas<br />
höher.<br />
Cash-Flow-Rate<br />
Der Gewinn vor Steuern bringt nicht die eigentliche Innenfinanzierungskraft der Betriebe<br />
zum Ausdruck, denn zu seiner Ermittlung werden die Abschreibungen auf Anlagevermögen<br />
als Kosten in Abzug gebracht; da diese aber in der Abrechnungsperiode zu keinen Ausgaben<br />
führen, erhöhen sie den Bestand an Zahlungsmitteln (Liquidität).<br />
Der Cash-Flow, als Summe von Gewinn vor Steuern und Abschreibungen, ist deshalb der<br />
geeignetere Maßstab zur Quantifizierung der Innenfinanzierungskraft. Da aus dem Cash-<br />
Flow<br />
eventuelle einkommenabhängige Steuern,<br />
Rückzahlung von Fremdkapital (Tilgung),<br />
Ersatz- und Neuinvestitionen und<br />
die Lebenshaltung der Inhaberfamilie 27<br />
finanziert werden müssen, ist eine entsprechende Größe notwendig.<br />
Erfahrungsgemäß 28 sollte der Cash-Flow eine Mindestgröße von<br />
rund 8 % bei Pachtbetrieben und<br />
rund 12 % bei Eigentümerbetrieben<br />
haben. Als „Schwellenwert“, der den Besitzverhältnissen (Eigentümer und Pächter) weitgehend<br />
gerecht wird, soll die Größenordnung von 10% dienen.<br />
In der nachfolgenden Abbildung werden neben dem Median für die Cash-Flow-Rate des Jahres<br />
2003 auch die Veränderungen gegenüber 2002 dargestellt. Allerdings handelt es sich<br />
hierbei nur um vorläufige Ergebnisse:<br />
Zum Zeitpunkt der Ausarbeitung (März 2005) hatten erst rund zwei Drittel der Kreditnehmer<br />
ihre Jahresabschlüsse 2003 zur Prüfung eingereicht.<br />
27<br />
Gilt nicht für GmbH oder andere Kapitalgesellschaften.<br />
28<br />
Erkenntnisse aus Betriebsvergleichen und -analysen.<br />
61
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Es werden nur Ergebnisse auf Bundesländerebene ausgewiesen; eine Differenzierung<br />
nach Geschäftsbereichen der Sparkassen findet erst im Hauptbericht statt.<br />
Aus der Vielzahl von Kennziffern werden nur die wichtigsten herausgegriffen und zwar<br />
solche, die direkten Einfluss auf den Betriebserfolg haben.<br />
Abb. 32: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Verbesserung der Innenfinanzierungsrate<br />
20,0<br />
18,0<br />
17,9<br />
16,0<br />
14,0<br />
13,0<br />
12,0<br />
10,0<br />
11,3<br />
9,4<br />
10,5<br />
8,7<br />
10,7<br />
11,3<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
-2,0<br />
-4,0<br />
Quelle:<br />
2,7<br />
Die Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land schneiden in Bezug auf die Innenfinanzierungskraft nur „mittelprächtig“<br />
ab:<br />
Der Median für das <strong>Saar</strong>land liegt nur knapp über dem Schwellenwert. Dies bedeutet,<br />
dass nur etwas mehr als die Hälfte der erfassten Betriebe den Schwellenwert erreichen<br />
oder übertreffen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bei fast der Hälfte der Kredit-<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
0,2<br />
Niedersachsen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
1,8 1,9<br />
-0,2<br />
dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
1,7<br />
Brandenburg<br />
Sachsen-<br />
-0,8<br />
-1,1<br />
Anhalt Thüringen Sachsen <strong>Saar</strong>land<br />
2003 in % vom Umsatz Veränderungen zu 2002 in %-Punkten<br />
Abb. 33: Cash-Flow-Rate im Gastgewerbe - Anteil der Abschreibung und des Gewinnes<br />
20,0<br />
17,9<br />
%<br />
15,0<br />
10,0<br />
13,0<br />
11,3<br />
7,5 4,9<br />
6,3<br />
9,4<br />
1,3<br />
10,5<br />
0,8<br />
8,7<br />
10,7<br />
1,2<br />
11,3<br />
5,6<br />
5,0<br />
5,5<br />
6,4<br />
11,6<br />
8,1<br />
9,7 10,4<br />
9,5<br />
5,7<br />
0,0<br />
-1,7<br />
-5,0<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Niedersachsen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Abschreibung<br />
Brandenburg<br />
Sachsen-<br />
Anhalt Thüringen Sachsen <strong>Saar</strong>land<br />
Gewinn<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
62
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
nehmer der Cash-Flow mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausreicht, um alle Zahlungsverpflichtungen<br />
zu erfüllen.<br />
Allerdings ist auch festzustellen, dass in dieser Hinsicht nur Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Schleswig-Holstein besser abschneiden, Niedersachsen gleichauf mit dem <strong>Saar</strong>land<br />
liegt und die anderen Barometerländer noch schlechter wegkommen.<br />
Ungünstig für das <strong>Saar</strong>land stellt sich vor allem die Veränderung zwischen 2002 und<br />
2003 dar. Mit einem Rückgang von 1,1 Prozentpunkten ist die Entwicklung im <strong>Saar</strong>land<br />
am schlechtesten. Negative Entwicklungen weisen nur noch Thüringen und Brandenburg<br />
auf, allerdings in geringerem Umfang.<br />
Es wird darüber hinaus deutlich, dass die Ergebnisse bei „Umsatzrendite“ (Schleswig-<br />
Holstein an erster Stelle) und „Cash-Flow“ (Mecklenburg-Vorpommern an erster Stelle) zu<br />
unterschiedlichen Rangordnungen führen. Die Ursache ist bei den Abschreibungen zu<br />
suchen. Die Abschreibungsquote drückt dabei den Anteil der Abschreibung in % des Betriebsertrages<br />
aus. Der Anteil der Abschreibungen ist in Mecklenburg-Vorpommern am<br />
höchsten und in Schleswig-Holstein und im <strong>Saar</strong>land am niedrigsten.<br />
Der verhältnismäßig geringe Anteil der Abschreibungen am Cash-Flow im <strong>Saar</strong>land<br />
drückt aus, dass in der Vergangenheit eher wenig investiert wurde und sich daher die<br />
Modernität des gastgewerblichen Angebotes in absehbarer Zeit als problematisch herausstellen<br />
könnte (Stichwort: Investitionsstau).<br />
Personalkosten<br />
Die Personalkosten sind in hohem Maße entscheidend für den betrieblichen Erfolg bei gastgewerblichen<br />
Betrieben. Als Maßstab findet zunächst wieder der Zentralwert (Median) Verwendung,<br />
der weiter oben bereits definiert wurde. Unterschieden wird zudem zwischen<br />
Beherbergungsbetrieben wie Hotels, Hotels Garnis, Gasthöfen oder Pensionen<br />
und reinen Gastronomiebetrieben (ohne Beherbergung) wie Gaststätten, Cafés oder<br />
Schankwirtschaften.<br />
Abb. 34: Personalkosten in % vom Umsatz (Geschäftsjahr 2002)<br />
35<br />
30<br />
25<br />
30,5<br />
27,3<br />
29,1 29,1<br />
29,7<br />
28,6<br />
28,6<br />
29,3 29,8<br />
29,9<br />
28,3<br />
27,8 27,8<br />
25,5<br />
25,3<br />
24,0<br />
30% Linie<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Mecklenburg-<br />
Brandenburg<br />
Vorpommern<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Sachsen Thüringen Schleswig-<br />
Holstein<br />
Niedersachsen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
mit ohne Beherbergung<br />
Quelle: dwif 2004, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
63
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Auffällig sind insbesondere zwei Tatbestände:<br />
die relativ geringen Schwankungen, in Abhängigkeit von Bundesland und Betriebstyp;<br />
die Beobachtung, dass die 30 %-Linie eine Art Obergrenze darstellt.<br />
Die eine Hälfte der Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land wendet weniger, die andere Hälfte wendet<br />
mehr als 30 % der Umsätze für Personalkosten auf. Bei relativ geringen Unterschieden fällt<br />
die Personalaufwandsquote im <strong>Saar</strong>land nicht aus dem Rahmen.<br />
Ein Blick auf das 3. Quartil, das den oberen Wertebereich repräsentiert, macht zusätzlich<br />
deutlich, dass auch in der Spitze relativ niedrige Personalkostenbelastungen gegeben sind.<br />
Allerdings ist festzustellen, dass im <strong>Saar</strong>land die Personalkostenanteile verhältnismäßig<br />
hoch sind. Bei den Gastronomiebetrieben sind im <strong>Saar</strong>land die höchsten Werte anzutreffen,<br />
bei Beherbergungsbetrieben hat nur Sachsen-Anhalt höhere Werte zu verzeichnen.<br />
Tab. 17: Personalaufwandsquote in % vom Umsatz<br />
Bundesland<br />
Wert 3. Quartil für Betriebe<br />
mit Beherbergung ohne Beherbergung<br />
Mecklenburg-Vorpommern 31,6 36,3<br />
Brandenburg 34,3 35,9<br />
Sachsen-Anhalt 38,9 32,4<br />
Sachsen 34,8 34,9<br />
Thüringen 33,2 32,4<br />
Schleswig-Holstein 35,9 33,8<br />
Niedersachsen 36,8 34,5<br />
<strong>Saar</strong>land 37,8 37,5<br />
Quelle: dwif 2004, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
Im Gastgewerbe gilt ein Personalkostenanteil von 40 % als eine Art kritischer Wert, der<br />
möglichst nicht überschritten werden sollte. 29 Die Ergebnisse zeigen, dass die Masse der<br />
Betriebe 30 - mit und ohne Beherbergung - unter diesem kritischen Wert liegen, so dass davon<br />
auszugehen ist, dass der Personalbereich die Erfolgsaussichten der Betriebe nicht entscheidend<br />
schmälert. Auch bei den Werten des 3. Quartils fallen die relativ geringen Unterschiede<br />
auf.<br />
Fremdkapitalzinsen und Eigenkapitalquote<br />
Bei dieser Kostenart ist zu berücksichtigen, dass sich unter den Gaststättenbetrieben (ohne<br />
Beherbergung) zumeist viele Pachtbetriebe befinden, die relativ wenig Kapital benötigen<br />
und bei denen an die Stelle der Zinsbelastung der Miet- und Pachtaufwand tritt.<br />
Erneut kommt zunächst der Zentralwert (Median) in Ansatz.<br />
29<br />
Bei Kleinbetrieben muss der kritische Wert allerdings tiefer angesetzt werden.<br />
30<br />
Deutlich mehr als 75 %.<br />
64
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 35: Zinsaufwandsquote nach Bundesländern (in % des Umsatzes und Veränderung in<br />
%-Punkten)<br />
13,0<br />
11,0<br />
9,0<br />
10,5<br />
8,3<br />
9,9<br />
11,4<br />
8,7<br />
7,0<br />
5,0<br />
5,0<br />
5,4<br />
3,5<br />
3,0<br />
1,0<br />
-1,0<br />
-3,0<br />
-5,0<br />
0,0<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
-1,3 -1,1<br />
Niedersachsen<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
0,5<br />
Brandenburg<br />
-0,4<br />
-1,1<br />
-1,6<br />
-2,6<br />
Sachsen-<br />
Anhalt Thüringen Sachsen <strong>Saar</strong>land<br />
2003 in % vom Umsatz Veränderungen zu 2002 in %-Punkten<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Sonderauswertung EBIL-Daten<br />
Die Unterschiede zwischen westlichen und östlichen Barometerländern sind offensichtlich:<br />
Die Zinskostenbelastung ist im Osten signifikant höher als im Westen. Grund dafür ist<br />
sicherlich die Tatsache, dass die Betriebe im Osten im Durchschnitt „jünger“ sind als im<br />
Westen und deshalb dort mehr Kapital gebunden ist.<br />
Das <strong>Saar</strong>land verzeichnet mit einer Zinsaufwandsquote von 3,5 % von allen Ländern die<br />
niedrigste Zinsbelastung. Dies ist mit Sicherheit einer der Gründe dafür, dass das <strong>Saar</strong>land<br />
auch bei der Umsatzrendite mit an der Spitze liegt.<br />
Bei nahezu allen Ländern zeigt sich ein leichter Rückgang der Zinsbelastung.<br />
Die Fremdkapitalzinsen stellen im <strong>Saar</strong>land also keine besondere Belastung des Betriebserfolges<br />
dar. Das lässt darauf schließen, dass die Kreditnehmer auch nicht über Gebühr verschuldet<br />
sind. Dennoch zeigen die EBIL-Auswertungen andererseits, dass auch im <strong>Saar</strong>land<br />
die überwiegende Mehrzahl der Kreditnehmer über kein Eigenkapital verfügen kann. Selbst<br />
das 3. Quartil weist sowohl für Beherbergungs- als auch für Gastronomiebetriebe im <strong>Saar</strong>land<br />
eine negative Eigenkapitalquote aus.<br />
Bei der gegebenen Konstellation ist dennoch zu vermuten, dass das negative Eigenkapital<br />
nicht so sehr durch hohe Verbindlichkeiten verursacht wird, denn dann müsste auch die<br />
Zinsbelastung entsprechend hoch sein; das ist – wie dargestellt – aber nicht der Fall. Grund<br />
dürfte vielmehr ein sehr niedriger Vermögenswert sein, der zu diesem negativen Saldo<br />
führt. Bei den Gastronomiebetrieben hat nicht einmal jeder zehnte Kreditnehmer ein positives<br />
Eigenkapitalkonto. Diese Feststellung deckt sich mit der bereits angesprochenen Beobachtung,<br />
dass die Betriebe im <strong>Saar</strong>land über relativ geringe Abschreibungsmöglichkeiten<br />
verfügen.<br />
65
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Gesamtbeurteilung<br />
Was die Ertrags- und Innenfinanzierungskraft anbelangt, stellt sich die Situation für das<br />
<strong>Saar</strong>land wie folgt dar:<br />
Die Umsatzrendite ist zwar im Vergleich zu den anderen Bundesländern verhältnismäßig<br />
gut, zeigt aber insgesamt keine voll befriedigende Situation. Positiv sind insbesondere<br />
die geringen Zinsbelastungen zu bewerten.<br />
Der Cash-Flow fällt wegen unzureichender Abschreibungsmöglichkeiten vergleichsweise<br />
schlecht aus, denn er eröffnet keine großen Spielräume für Ersatz- oder gar Neuinvestitionen<br />
auf dem Wege der Innenfinanzierung.<br />
Das weitgehend fehlende Eigenkapital ist in erster Linie die Folge sehr niedriger Vermögenswerte.<br />
Die Mehrzahl der Kreditnehmer ist überschuldet.<br />
Die Quartilswerte für das <strong>Saar</strong>land liegen im Bundesdurchschnitt, zum Teil sogar darüber.<br />
Die anspruchsvollen Orientierungswerte, die aus dem Ergebnis der besten Betriebe der jeweiligen<br />
Kategorien in ganz Deutschland abgeleitet werden, werden allerdings von vielen<br />
Betrieben nicht erreicht.<br />
Als Fazit ist deshalb - insbesondere im Vergleich mit der Situation in den östlichen Bundesländern<br />
- für die Kreditnehmer im <strong>Saar</strong>land festzuhalten, dass sie zwar weniger riskant finanziert<br />
sind, weil weniger (Fremd-)Kapital im Unternehmen gebunden ist. Andererseits<br />
erscheinen sie aber auch weniger zukunftsfähig, weil es ihnen sehr häufig an der notwendigen<br />
Vermögenssubstanz fehlt.<br />
4. Herkunftsstruktur der Gäste im <strong>Saar</strong>land-Tourismus<br />
4.1 Bedeutung des Ausländertourismus<br />
Ausländeranteile im Ländervergleich<br />
Nachdem bereits im Jahr 2003 die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste in<br />
Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 % gestiegen war, konnte die deutsche Tourismuswirtschaft<br />
aktuell eine Zunahme um 9,6 % auf 42,2 Mio. Übernachtungen registrieren.<br />
Der Anteil der Ausländerübernachtungen am gesamten Übernachtungsaufkommen<br />
stieg damit um 1,1 Prozentpunkte auf 13,3 %.<br />
66
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 18: Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben nach der Herkunft im<br />
Ländervergleich 2003/2004<br />
Übernachtungen<br />
insges.<br />
davon<br />
2003 2004 Inländer Ausländer<br />
2003 2004 2003 2004<br />
in Mio. in Mio. in Mio. in % in Mio. in % in Mio. in % in Mio. in %<br />
<strong>Saar</strong>land 2,1 2,1 1,8 89,0 1,8 85,7 0,2 11,0 0,2 11,4<br />
Schleswig-Holstein 20,7 19,9 19,8 95,6 19,0 95,5 0,9 4,4 0,9 4,7<br />
Mecklenburg-Vorpommern 22,1 21,4 21,6 97,7 20,8 97,2 0,5 2,3 0,5 2,5<br />
Brandenburg 8,5 8,5 8,0 94,4 8,0 94,1 0,5 5,6 0,5 5,9<br />
Sachsen-Anhalt 5,4 5,6 5,1 94,6 5,3 94,6 0,3 5,4 0,3 5,9<br />
Sachsen 14,2 14,7 13,3 93,5 13,7 93,2 0,9 6,5 1,0 7,0<br />
Thüringen 8,2 8,1 7,7 94,8 7,7 95,1 0,4 5,2 0,5 6,1<br />
Niedersachsen 32,3 31,5 30,4 94,1 29,6 94,0 1,9 5,9 1,9 6,2<br />
Ostdeutschland 58,4 58,3 55,8 95,5 55,5 95,2 2,6 4,5 2,9 4,9<br />
Westdeutschland mit Berlin 256,7 259,1 220,8 86,0 219,6 84,8 35,9 14,0 39,3 15,2<br />
Deutschland insgesamt 315,1 317,4 276,6 87,8 275,1 86,7 38,5 12,2 42,2 13,3<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Statistisches Bundesamt, gerundete Werte<br />
Die Tabelle zeigt die Verteilung von Inländer- und Ausländerübernachtungen am gewerblichen<br />
Übernachtungsaufkommen:<br />
Generell ist der Anteil der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland in Westdeutschland<br />
(15,2 %) deutlich höher als in Ostdeutschland (4,9 %). Der Wert für Westdeutschland<br />
ist um 1,2 Prozentpunkte gestiegen, Ostdeutschland konnte den Anteil von Gästen<br />
aus dem Ausland um 0,4 Prozentpunkte ausbauen.<br />
Alle Barometer-Bundesländer verbuchten 2004 Zuwächse des Anteils der Ausländerübernachtungen:<br />
<strong>Saar</strong>land +0,4; Schleswig-Holstein +0,3; Niedersachsen +0,3 und Ostdeutschland<br />
+0,4 Prozentpunkte.<br />
Bei Betrachtung der absoluten Übernachtungszahlen 2004 konnte das <strong>Saar</strong>land 0,8 %<br />
mehr Gäste begrüßen. Dieses Gästeplus wurde jedoch nur aus dem Auslandsmarkt generiert.<br />
Ein Zuwachs von 4,8 % in diesem Marktsegment ist sehr erfreulich, wenngleich<br />
das absolute Niveau insgesamt relativ niedrig ist. Für 2004 ist somit im <strong>Saar</strong>land ein<br />
leichter Rückgang der Bedeutung im Inländermarkt zu konstatieren.<br />
Im Zeichen der hervorragenden Steigerung der Nachfrage aus dem Ausland steht insbesondere<br />
der Städtetourismus, aber auch der Geschäfts- und Messetourismus. So hatten<br />
z. B. die Städte <strong>Saar</strong>brücken (8,4 %) und Neunkirchen (64,1 %) 2004 deutlich mehr Gäste<br />
aus dem Ausland.<br />
67
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 36: Entwicklung der Ausländerübernachtungen nach Bundesländern 2004 ggü. 2003<br />
(in Prozent aller gewerblichen Übernachtungen)<br />
%<br />
20,0<br />
16,0<br />
15,4<br />
12,0<br />
11,0<br />
12,2 12,4<br />
8,0<br />
4,0<br />
0,0<br />
0,6<br />
2,1<br />
4,1<br />
Brandenburg Niedersachsen Schleswig-<br />
Holstein<br />
4,8<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
M ecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen<br />
Quelle:<br />
Statistisches Bundesamt<br />
Incoming-Tourismus in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes<br />
In Zeiten einer weitgehenden Ausschöpfung des Inlandsmarktes fällt dem Incoming-<br />
Tourismus eine immer wichtigere Rolle zu. Der Anteil der ausländischen Gäste am Übernachtungsaufkommen<br />
in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes offenbart bemerkenswerte Strukturunterschiede:<br />
Während der Anteil der Ausländerübernachtungen im Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
(18,8 %) und im Landkreis <strong>Saar</strong>louis (14,8 %) weit über Landesdurchschnitt (11,4 %)<br />
liegt und auch der Landkreis Merzig-Wadern einen vergleichsweise hohen Ausländeranteil<br />
bei den Übernachtungen (10,8 %) hat, zählen die Landkreise <strong>Saar</strong>pfalz (8,4 %), St.<br />
Wendel (6,6 %) und Neunkirchen (2,2 %) deutlich weniger Ausländer unter ihren Gästen.<br />
Beim Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken werden 93 % der Ausländerübernachtungen von der<br />
Landeshauptstadt selbst generiert.<br />
Die Landkreise Merzig-Wadern, <strong>Saar</strong>louis sowie der Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken und der<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis profitieren hierbei insbesondere von Gästen aus den Nachbarstaaten<br />
Frankreich und Luxemburg, die vor allem als Kurzurlaubs- oder auch als Tagesgäste<br />
kommen.<br />
68
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Karte 5:<br />
Verteilung der Ausländerübernachtungen in den Landkreisen des <strong>Saar</strong>landes<br />
2004<br />
Landkreis<br />
Merzig-Wadern<br />
Landkreis<br />
Sankt Wendel<br />
Landkreis<br />
Neunkirchen<br />
Landkreis<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
Anteil Inländer<br />
Anteil Ausländer<br />
538.481<br />
Landkreis<br />
<strong>Saar</strong>pfalz-Kreis<br />
150.000<br />
25.000<br />
Stadtverband<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Datengrundlage Statistisches Landesamt<br />
4.2 Herkunftsstruktur im Inländertourismus<br />
4.2.1 Methodische Vorbemerkungen<br />
Angaben zur regionalen Herkunft der Inlandsgäste sind in der amtlichen Tourismusstatistik<br />
nicht ausgewiesen. Die Tatsache, dass Inländer in Deutschland und erst recht im <strong>Saar</strong>land<br />
den weit überwiegenden Anteil an allen Ankünften und Übernachtungen in den Reisegebieten<br />
stellen, führt zum dringenden Bedarf an Daten zur Herkunftsstruktur der Inländer.<br />
Das Tourismusbarometer kann einen Beitrag zur Schließung dieser Wissenslücke leisten<br />
und Informationen bereitstellen, welche für Messepräsenzen, Werbeaktivitäten und andere<br />
Marketingmaßnahmen der Landesmarketinggesellschaften und regionalen Tourismusorganisationen<br />
hilfreich sind.<br />
Derartige Informationen stehen in Form der Fremdverfügungen an den Geldausgabeautomaten<br />
der Sparkassen (so genannte GAA-Daten) zur Verfügung. Die Sparkassen haben bei<br />
derartigen Ausgabeautomaten bundesweit die größte Flächenabdeckung und sind im Privatkundengeschäft<br />
deutschlandweit Marktführer.<br />
Jedes Mal, wenn ein Tourist an einem Automaten Geld abhebt, um damit Barausgaben während<br />
seines Aufenthaltes zu bestreiten, wird unter anderem registriert, woher dieser Kunde<br />
kommt. Wichtig ist: Diejenigen Kunden, die ihr Konto im jeweiligen Sparkassengebiet haben,<br />
sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Mittels der GAA-Daten können somit Touristen<br />
69
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
(sowohl Tages- als auch Übernachtungsgäste) erfasst werden, die während ihres Aufenthaltes<br />
im Zielgebiet Geld abheben.<br />
Definition:<br />
Abhebungen an Geldausgabeautomaten durch Kunden aller Kreditinstitute (In- und Ausland,<br />
Sparkassen, Genossenschafts- und Geschäftsbanken), die nicht Kunden der „geldausgebenden“<br />
Sparkasse sind.<br />
Vorteile dieser Datenquelle sind:<br />
identische Erfassung bei allen Sparkassen, daher optimale Vergleichbarkeit für alle Länder<br />
und die Regionen im <strong>Saar</strong>land;<br />
Gewährleistung des Datenschutzes durch Anonymisierung;<br />
ganzjährige, tagesgenaue Erfassung aller touristischen Nachfragesegmente;<br />
rasche Verfügbarkeit der Ergebnisse;<br />
hohe, wenn auch nicht vollständige Übereinstimmung von Geschäftsgebieten der Sparkassen<br />
mit den Reisegebieten;<br />
Auswertungsmöglichkeit für einzelne Teilräume bzw. Orte;<br />
Verknüpfbarkeit mit Daten zu touristischen Wetterstationen.<br />
Die folgenden Daten sind somit als Service der Sparkassen für die Tourismusverantwortlichen<br />
in den Regionen zu verstehen, die diese für ihre Marketingarbeit verwenden können.<br />
Karte 6:<br />
Geschäftsgebiete der Sparkassen im SV<strong>Saar</strong>-Verbandsgebiet<br />
Quelle: <strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong><br />
Im gesamten Jahr 2004 konnten die Daten der Geldausgabeautomaten für die Herkunftsanalyse<br />
insbesondere der Inlandsgäste von 6 der 7 Sparkassen zzgl. <strong>Saar</strong>LB erhoben werden.<br />
Seit Jahresmitte 2005 stehen die Daten vollständig zur Verfügung.<br />
Dadurch, dass sich das Tourismusbarometer der Sparkassen auf nunmehr sieben Bundesländer<br />
erstreckt, können nicht nur die Daten vom <strong>Saar</strong>land für sich alleine betrachtet werden,<br />
sondern es sind Vergleiche zwischen Bundesländern oder Regionen möglich.<br />
70
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
4.2.2 Ergebnisse 2004: Nutzungsmöglichkeiten für die Quellmarktbearbeitung<br />
Im Folgenden werden anhand ausgewählter Beispiele zur<br />
Saisonalität und<br />
Herkunftsstruktur<br />
die Nutzungsmöglichkeiten der GAA-Daten für das Tourismusmarketing demonstriert. Von<br />
allen Sparkassen des <strong>Sparkassenverband</strong>es <strong>Saar</strong> wurden hierfür Daten zugeliefert. Somit<br />
können vergleichbare Auswertungen zu den Verfügungen der Gäste in den Regionen des<br />
<strong>Saar</strong>landes erstellt werden.<br />
4.2.2.1 Die wichtigsten Herkunftsländer der Gäste im <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich<br />
Nachfolgende Tabelle schafft einen Überblick zu den Ergebnissen der Verfügungen für 2004<br />
in den Barometer-Bundesländern.<br />
Tab. 19:<br />
Herkunftsland<br />
Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten von Sparkassen des SV<strong>Saar</strong>-,<br />
OSGV-, SGVSH-, SVN-Verbandsgebietes nach Bundesländern 2004 (in %)<br />
Zielland<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Niedersachsen<br />
Mecklen-<br />
burg-<br />
Vorpommern<br />
Brandenburg<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Brandenburg 0,4 1,5 1,5 7,2 40,1 3,3 3,6<br />
Berlin 0,6 2,4 1,9 10,3 35,6 5,5 4,6<br />
Baden-Württemberg 2,1 1,4 1,1 1,2 0,7 0,9 1,7<br />
Bayern 1,6 1,9 1,5 1,8 1,2 2,1 4,1<br />
Bremen 0,1 0,8 7,8 0,5 0,1 0,2 0,1<br />
Hamburg 0,3 18,7 5,6 5,1 0,6 0,7 0,4<br />
Hessen 2,5 2,6 3,1 1,8 1,1 1,4 2,1<br />
Mecklenburg-Vorpommern 0,2 5,6 1,8 35,7 3,0 1,0 0,9<br />
Niedersachsen 1,2 8,0 39,3 5,9 1,3 7,6 1,9<br />
Nordrhein-Westfalen 5,6 10,2 16,5 6,8 2,7 5,0 4,3<br />
Rheinland-Pfalz 15,6 0,8 0,7 0,6 0,2 0,4 0,5<br />
Sachsen<br />
Sachsen 0,7 1,1 1,5 6,0 5,0 8,0 53,8<br />
Schleswig-Holstein 0,3 35,7 2,5 5,7 0,6 0,5 0,4<br />
<strong>Saar</strong>land 55,1 1,1 0,2 0,1 0,3 0,1 0,1<br />
Sachsen-Anhalt 0,3 1,0 4,1 3,6 1,6 54,3 8,1<br />
Thüringen 0,4 0,6 2,0 2,3 0,7 3,3 6,0<br />
Ausland 13,2 6,4 8,9 5,4 5,1 6,0 7,2<br />
Insgesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
Quelle:<br />
dwif 2004, Datengrundlage saarländische Sparkassen, SGVSH-Sparkassen, SVN-<br />
Sparkassen und OSGV-Sparkassen<br />
Für die Barometer-Bundesländer spiegeln die Daten die jeweils wichtigsten innerdeutschen<br />
Quellländer sehr gut wider:<br />
71
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Die Nachfrage aus der eigenen Bevölkerung spielt auf Grund der Bedeutung des Tagesund<br />
Kurzzeittourismus in allen Bundesländern eine dominierende Rolle.<br />
Die Hauptgästeklientel des <strong>Saar</strong>landes kommt aus dem Nachbarland Rheinland-Pfalz<br />
(15,6 %).<br />
Von allen Barometer-Bundesländern hält das <strong>Saar</strong>land den höchsten Anteil von Fremdverfügungen<br />
aus dem Ausland (13,2, %).<br />
Ein weiteres wichtiges Quellland ist Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 5,6 %.<br />
Abb. 37: Anteile 1) der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />
im <strong>Saar</strong>land 2004 (in Prozent)<br />
5,6%<br />
15,8%<br />
13,2%<br />
2,5%<br />
2,1%<br />
1,6%<br />
1,2%<br />
0,4%<br />
0,3% 0,3%<br />
0,3%<br />
0,2%<br />
3,2%<br />
0,4%<br />
0,1%<br />
54,8%<br />
0,6%<br />
0,7%<br />
Berlin<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Niedersachsen<br />
Baden-Württemberg<br />
Brandenburg<br />
Thüringen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Bayern<br />
Ausland<br />
Bremen<br />
Sachsen<br />
Hessen<br />
Hamburg<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Quelle: dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />
4.2.2.2 Saisonverlauf der Nachfrage im <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich<br />
Die folgende Tabelle gibt für das <strong>Saar</strong>land einen Überblick über die Verteilung der Fremdverfügungen<br />
nach Monaten und Herkunftsland/ -region. Die Entwicklung der Monatswerte<br />
stellt die Saisonalität der touristischen Nachfrage der Geldabheber aus den einzelnen Bundesländern<br />
detailliert dar.<br />
72
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 20: Fremdverfügungen an den Geldausgabeautomaten der Sparkassen im <strong>Saar</strong>land<br />
2004 (in Prozent)<br />
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr<br />
Brandenburg 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4<br />
Berlin 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,7 0,7 0,7 0,7 0,6 0,7 0,6<br />
Baden-Württemberg 2,1 2,2 2,0 2,1 2,2 2,1 2,1 2,2 2,0 2,0 2,1 2,0 2,1<br />
Bayern 1,4 1,5 1,4 1,7 1,6 1,6 1,6 1,9 1,6 1,6 1,5 1,5 1,6<br />
Bremen 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1<br />
Hamburg 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3<br />
Hessen 2,6 2,4 2,4 2,6 2,6 2,5 2,5 2,7 2,5 2,5 2,3 2,4 2,5<br />
Mecklenburg-Vorp. 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,1 0,1 0,2<br />
Niedersachsen 0,9 1,0 1,0 1,1 1,1 1,1 1,4 1,3 1,3 1,4 1,2 1,2 1,2<br />
Nordrhein-Westfalen 5,6 5,7 5,4 5,9 5,7 5,7 5,7 6,1 5,7 5,6 5,2 5,4 5,6<br />
Rheinland-Pfalz 15,6 16,0 16,0 15,7 15,7 15,9 15,6 16,0 15,7 15,5 15,5 15,9 15,8<br />
Sachsen 0,7 0,7 0,7 0,7 0,7 0,7 0,7 0,9 0,8 0,8 0,7 0,6 0,7<br />
Schleswig-Holstein 0,2 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3<br />
<strong>Saar</strong>land 1) 55,4 55,6 56,0 55,3 55,2 55,1 54,0 52,2 54,5 54,5 55,2 54,9 54,8<br />
Sachsen-Anhalt 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,3 0,3<br />
Thüringen 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,4 0,4 0,5 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4<br />
Ausland 13,6 12,8 12,8 12,6 12,9 12,7 13,4 13,9 13,2 13,4 13,7 13,5 13,2<br />
Fremdverfügungen<br />
gesamt<br />
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
Anteil Monat an<br />
Gesamtjahr 7,4 7,5 8,1 8,2 8,5 8,4 9,0 8,5 8,3 8,7 8,5 8,9<br />
Quelle: dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />
Betrachtet man den Saisonverlauf der fünf wichtigsten Quellmärkte für den <strong>Saar</strong>land-<br />
Tourismus, ergeben sich folgende Erkenntnisse:<br />
Den größten Anteil haben die Gäste aus dem eigenen Bundesland 31 . Die Verfügungen<br />
werden das ganze Jahr über zu etwa gleichen Anteilen getätigt, nur im Zeitraum Juli bis<br />
Oktober liegen die Anteile knapp unter dem Jahresdurchschnitt (54,8 %). Ausschlaggebend<br />
hierfür ist der höhere Anteil von Besuchern anderer Bundesländer/Länder in den<br />
Sommermonaten. Die <strong>Saar</strong>länder selbst sind somit ein sehr wichtiger Quellmarkt für touristische<br />
Anbieter im Land.<br />
Die Anteile der Gäste aus Rheinland-Pfalz weisen nur eine sehr geringe Saisonalität auf.<br />
Ausländische Gäste zeigen dagegen ein stärkeres Interesse in der zweiten Jahreshälfte.<br />
Bei Gästen aus Nordrhein-Westfalen und Hessen liegt die jeweilige Saisonspitze im August.<br />
31<br />
Eine Bereinigung um Pendlerströme ist dabei bereits erfolgt.<br />
73
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
10,0<br />
Abb. 38: Anteile der Fremdverfügungen der TOP-5-Herkunftsländer im <strong>Saar</strong>land (in Prozent)<br />
32<br />
9,5<br />
9,0<br />
8,5<br />
8,0<br />
7,5<br />
7,0<br />
6,5<br />
6,0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Baden-Württemberg Hessen Nordrh.-W estfalen Rheinland-Pfalz Ausland<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />
Generell ist festzustellen, dass das <strong>Saar</strong>land ein Ganzjahresziel ist: Alle Besucher aus dem<br />
<strong>Saar</strong>land selbst und aus den potenziellen Quellmärkten kommen vergleichsweise konstant<br />
über das Jahr verteilt ins Land; lediglich während der Hauptferienzeit im August gibt es kleinere<br />
Verschiebungen.<br />
Das Land bietet also zu jeder Jahreszeit das Passende, um bei potenziellen Gästen Interesse<br />
für einen Besuch zu wecken. Zur Strategie gehören hierbei Aktivangebote, wie Radfahren<br />
und Wandern oder entsprechende Wellnessangebote, die speziell im Winter Gäste locken.<br />
Kulinarische Offerten im Bereich der Gastronomie ziehen nicht nur die inländische Gästeklientel,<br />
sondern auch die französischen Nachbarn an. Es wird aber auch deutlich, dass für<br />
eine maßgebliche Steigerung der Gästezahlen zu allen Jahreszeiten weitere Angebote, Attraktionen<br />
und Besuchsanlässe geschaffen werden müssen!<br />
4.2.2.3 Quellmarktstrukturen und Saisonverlauf in den Regionen und Städten des <strong>Saar</strong>landes<br />
Quellmarktstrukturen<br />
Eine Einzelbetrachtung der Regionen im <strong>Saar</strong>land offenbart Unterschiede in den Quellmarktstrukturen:<br />
32<br />
Bei den TOP-5-Herkunftsländern wurde das <strong>Saar</strong>land nicht mit einbezogen. Abgebildet sind die<br />
Anteile an den Gesamtverfügungen aus den jeweiligen Herkunftsländern nach Monaten.<br />
74
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 21: Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes nach Herkunftsländern (in<br />
Prozent)<br />
Merzig-Wadern<br />
Neunkirchen<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
<strong>Saar</strong>pfalz<br />
St. Wendel<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
gesamt<br />
Brandenburg 0,5 0,2 0,4 0,4 0,5 0,2<br />
Berlin 0,5 0,3 0,9 0,5 0,5 0,6<br />
Baden-Württemberg 1,7 1,3 2,6 1,7 2,3 2,0<br />
Bayern 1,4 1,0 2,1 1,4 1,4 1,0<br />
Bremen 0,1 0,0 0,1 0,1 0,1 0,0<br />
Hamburg 0,2 0,2 0,4 0,2 0,3 0,3<br />
Hessen 2,5 1,8 2,9 2,8 1,8 2,7<br />
Mecklenburg-Vorpommern 0,2 0,1 0,2 0,2 0,1 0,1<br />
Niedersachsen 1,2 0,6 1,5 1,1 1,0 1,0<br />
Nordrhein-Westfalen 6,3 3,9 6,0 7,7 4,2 3,9<br />
Rheinland-Pfalz 23,6 11,6 11,8 8,1 26,4 32,2<br />
Sachsen 1,2 0,3 0,8 0,7 0,8 0,6<br />
Schleswig-Holstein 0,4 0,1 0,3 0,3 0,2 0,2<br />
<strong>Saar</strong>land 1) 35,9 71,5 53,1 59,1 53,9 46,1<br />
Sachsen-Anhalt 0,6 0,2 0,3 0,4 0,4 0,2<br />
Thüringen 0,4 0,2 0,4 0,5 0,3 0,3<br />
Ausland 23,4 6,7 16,1 14,9 5,9 8,5<br />
Fremdverfügungen Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />
1)<br />
Eine Bereinigung um Pendlerströme ist bereits erfolgt.<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />
Auf Grund der hohen und weiterhin zunehmenden Bedeutung des Tages- und Kurzzeittourismus<br />
spielt in allen Regionen die Nachfrage der eigenen Bevölkerung eine dominierende<br />
Rolle:<br />
Der Anteil der Fremdverfügungen aus dem eigenen Bundesland schwankt zwischen<br />
35,9 % in Merzig-Wadern und maximal 71,5 % in Neunkirchen.<br />
In vier der sechs dargestellten Regionen liegt der Anteil der eigenen Bevölkerung unter<br />
dem des Landesdurchschnitts (54,8%).<br />
Die Regionen Merzig-Wadern und <strong>Saar</strong>brücken vereinen überwiegend die jeweils höchsten<br />
Anteile der Fremdverfügungen auf sich. Eine Verknüpfung der Zielgebiete mit den Quellgebiets-Bundesländern<br />
offenbart, welche Regionen in der Gunst von Tages- und Urlaubsgästen<br />
liegen:<br />
So werden z. B. in <strong>Saar</strong>brücken die meisten Gäste aus Berlin, Baden-Württemberg, Bayern,<br />
Hessen, Niedersachsen und Hamburg, in Merzig-Wadern aber von Gästen aus Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein generiert.<br />
75
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Die herausragende Bedeutung des Tages- und Kurzzeittourismus spiegelt sich im großen<br />
Besuchsinteresse der Gäste aus Rheinland-Pfalz wider, die es in die benachbarten<br />
Regionen des <strong>Saar</strong>landes zieht. Deren Anteile reichen von 32,2 % in St. Wendel (überregionale<br />
Veranstaltungen, Bostalsee) bis 8,1 % in <strong>Saar</strong>louis.<br />
Hohe Anteile von Besuchern aus dem Ausland sind für Merzig-Wadern (23,4%), <strong>Saar</strong>brücken<br />
(16,1 %) sowie <strong>Saar</strong>louis (14,9%) festzustellen. Dies deutet einerseits auf das aktuell<br />
große Interesse nach Städtereisen hin, ist aber auch ein Indiz dafür, dass in diesen<br />
grenznahen Regionen viele Stop-Over- 33 und Shoppingtouristen anzutreffen sind.<br />
Zur besseren Unterscheidbarkeit sollen nachfolgend noch einmal die sechs saarländischen<br />
Sparkassen, deren Daten für das gesamte Jahr 2004 zur Verfügung stehen, mit ihren wichtigsten<br />
Quellmärkten dargestellt werden.<br />
Abb. 39: Anteile der Herkunftsländer an allen Fremdverfügungen an Geldausgabeautomaten<br />
in der jeweiligen Region 2004 (Top-6 Herkunftsländer in Prozent)<br />
Merzig-Wadern<br />
<strong>Saar</strong>pfalz<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
St. Wendel<br />
Neunkirchen<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Ausland<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Hessen<br />
Baden-Württemberg<br />
Übriges Inland<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />
Saisonverlauf<br />
Die Teilregionen des <strong>Saar</strong>landes sind durch eine geringe Saisonalität gekennzeichnet. Nur<br />
im Sommermonat August sind Ausreißer festzustellen. Die saarländischen Regionen vermögen<br />
damit ganzjährig Gäste aufzunehmen, mit geringfügigen Spitzen in den Sommermonaten,<br />
nach oben und nach unten.<br />
In allen sechs Regionen liegen die Monatsanteile im Frühjahr (März und April) auf einem<br />
vergleichsweise hohen Niveau.<br />
33<br />
Unterbrechung des Reiseweges zum Zwecke des Besuches eines bestimmten Ortes.<br />
76
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<strong>Saar</strong>brücken hat eine vergleichsweise hohe Nachfrage im Juli sowie von Oktober bis Dezember.<br />
Eine geringfügige Saisonalität weisen die Regionen Merzig-Wadern und St. Wendel auf.<br />
Dies könnte unter anderem auf das touristische Übernachtungsaufkommen oder auf<br />
publikumswirksame Veranstaltungen (z. B. Bostalsee, Losheim am See) zurückzuführen<br />
sein. Die monatlichen Anteilswerte schwanken beispielsweise in Merzig-Wadern zwischen<br />
7,1 % im Januar und 9,5 % im August. Demgegenüber fallen die Vergleichswerte<br />
im <strong>Saar</strong>pfalz-Kreis im August deutlich ab (unter 7,5 %).<br />
Die geringen Abweichungen im Saisonverlauf sind im Hinblick auf eine relativ gleichmäßig<br />
über das gesamte Jahr ausgelastete Infrastruktur als sehr positiv anzusehen.<br />
Abb. 40: Saisonalität der Fremdverfügungen in den Regionen des <strong>Saar</strong>landes 2004 (in Prozent)<br />
10,0<br />
9,5<br />
9,0<br />
8,5<br />
8,0<br />
7,5<br />
7,0<br />
6,5<br />
6,0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
<strong>Saar</strong>land gesamt Merzig-Wadern <strong>Saar</strong>brücken <strong>Saar</strong>louis<br />
<strong>Saar</strong>pfalz St. Wendel Neunkirchen<br />
Quelle:<br />
dwif 2005, Datengrundlage: <strong>Saar</strong>ländische Sparkassenorganisation<br />
4.3 Fazit<br />
Der eigentliche Hintergrund für die Bereitstellung der Herkunftsdaten von Gästen aus den<br />
Fremdverfügungen der Sparkassen-Geldautomaten liegt für den Tourismus in der Nutzung<br />
für die Quellmarktbearbeitung. Zeitnah verfügbare und exakte Daten bringen Kenntnis über<br />
die saisonal unterschiedlichen Zielgruppenstrukturen: Wenn man weiß, wie viele Gäste in<br />
welchem Monat oder Saisonabschnitt aus welchen innerdeutschen Quellmärkten kommen,<br />
kann flexibel im Marketing reagiert werden. Darüber hinaus ist mit diesem Instrument auch<br />
eine Erfolgskontrolle bei gezielten Werbeaktivitäten in bestimmten Quellmärkten möglich.<br />
Die Sparkassen bieten mit der Datenquelle der Geldausgabeautomaten (GAA-Daten) also<br />
einen sehr nützlichen und wichtigen Service für die touristische Marktforschung ihrer Länder<br />
und Regionen. Andere Instrumente werden dadurch keineswegs ersetzt, sondern vielmehr<br />
sinnvoll ergänzt.<br />
77
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Wie die Beispiele zeigen, lassen sich die Verwendungsmöglichkeiten der GAA-Daten für das<br />
touristische Marketing wie folgt zusammenfassen:<br />
Herkunftsanalyse: Feststellung der wichtigsten Quellmärkte der Gäste einer Region<br />
bzw. eines Bundeslandes. Zeitnah verfügbare und exakte Daten ermöglichen die Kenntnis<br />
der saisonal unterschiedlichen Zielgruppenstrukturen.<br />
Wirkungsanalyse: Feststellung wichtiger Einflussfaktoren auf die Tourismusentwicklung<br />
(z. B. Auswirkungen durch Veranstaltungen, Erfolgkontrolle von Werbemaßnahmen,<br />
Veränderung der Ferienregelung). Gleichzeitig wird die Aufmerksamkeit auf die unterschiedlich<br />
ausgeprägten Saisonzeiten gelenkt.<br />
Die recherchierten Daten sollten intensiv für die touristische Marketingarbeit genutzt werden.<br />
III<br />
DAS ZUKUNFTSBAROMETER<br />
Das Zukunftsbarometer wirft einen Blick auf die aktuelle Lage sowie die Erwartungen von<br />
saarländischen Destinationen und Betrieben an die kommende Saison.<br />
Es umfasst drei Bausteine:<br />
1. Das „dwif-Stimmungsbarometer Regional“, das zu Anfang des Jahres 2005 mittels telefonischer<br />
Interviews die Einschätzungen der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer<br />
der saarländischen Tourismus- und Marketingorganisationen sowie weiterer touristischer<br />
Leistungsträger ermittelt und somit Rückschlüsse auf regionale bzw. lokale Themen<br />
und Probleme erlaubt.<br />
2. Die Saisonumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bzw. der<br />
Industrie- und Handelskammer im <strong>Saar</strong>land, die zweimal pro Jahr in schriftlicher Form<br />
durchgeführt wird. Hier werden gastgewerbliche und andere touristisch relevante Unternehmen<br />
zeitnah zur gerade abgelaufenen und zu den Erwartungen an die nächste<br />
Saison befragt.<br />
3. Das Trendbarometer, welches auf aktuelle Marktentwicklungen aufmerksam macht, die<br />
Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Tourismus in Deutschland haben. Das Tourismusbarometer<br />
2005 wagt auch einen Blick in die Zukunft und versucht Antworten auf<br />
die Frage zu geben, wie sich der Tourismus im <strong>Saar</strong>land in den nächsten zehn Jahren<br />
entwickeln könnte.<br />
Im Rahmen des dwif-Stimmungsbarometers Regional wurden Anfang 2005 insgesamt 20<br />
Meinungsbildner und Entscheidungsträger der Tourismuswirtschaft im <strong>Saar</strong>land zu ihren<br />
Erwartungen für das bevorstehende Tourismusjahr befragt. Auch die Einschätzungen zum<br />
vergangenen Geschäftsjahr wurde hinterfragt.<br />
78
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
1. dwif-Stimmungsbarometer Regional<br />
Rückblick auf 2004<br />
Rückblickend auf das Jahr 2004 wurde die Zufriedenheit mit der Entwicklung in den Bereichen<br />
Übernachtung, Auslastung, Gastronomie, Tagesausflüge und Investitionsbereitschaft<br />
abgefragt. Das Ergebnis war erfreulich: Mit Blick auf das vergangene Jahr waren 80 % mit<br />
der Übernachtungsentwicklung und 68 % mit der Auslastungsentwicklung in ihrem Zuständigkeitsbereich<br />
„zufrieden“ oder gar „sehr zufrieden“. Die Bewertung der Tagesausflugszahlen<br />
fiel mit 82 % sogar noch positiver aus. Im Vergleich dazu blieb jedoch die Ertragslage<br />
in der Gastronomie hinter den Erwartungen zurück. Hier zeigten sich 69 % „weniger zufrieden“<br />
oder „unzufrieden“. Als wichtigste Einflussfaktoren wurden hierbei das schlechte<br />
Preis-Leistungsverhältnis, die mangelhafte Qualität im Service und Angebot und die allgemein<br />
schlechte Wirtschaftssituation genannt.<br />
Im Rahmen des Tourismusbarometers wurde in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt<br />
(auch in den anderen Barometerländern) die Zufriedenheit und Bewertung des Investitionsklimas<br />
im Tourismus abgefragt. Das Ergebnis fiel eindeutig negativ aus. 80 % der Befragten<br />
zeigten sich bei dieser Fragestellung „weniger zufrieden“ oder „unzufrieden“. Es fehle, so<br />
die Experten, an einer notwendigen Investitions- und Risikobereitschaft. Verantwortlich<br />
hierfür wurden insbesondere die Auswirkungen des viel diskutierten Themas Basel II gemacht.<br />
Einerseits wurden Investitionsstaus durch fehlendes Risikokapital genannt, andererseits<br />
wurde die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe beklagt.<br />
Abb. 41: Rückblick 2004 - Zufriedenheit regionaler Tourismusorganisationen hinsichtlich<br />
ausgewählter Aspekte<br />
sehr zufrieden zufrieden weniger zufrieden unzufrieden<br />
Übernachtungsentwicklung<br />
Übernachtungsentwicklung<br />
10,0%<br />
70,0%<br />
15,0%<br />
5,0%<br />
Entwicklung der<br />
Auslastung<br />
Entwicklung der Auslastung<br />
10,5%<br />
57,9%<br />
26,3%<br />
5,3%<br />
Entwicklung der<br />
Tagesausflüge<br />
Entwicklung der<br />
Tagesausflüge<br />
5,9%<br />
76,5%<br />
17,6%<br />
Situation der<br />
Situation Gastronomie<br />
der 6,3%<br />
25,0%<br />
62,5%<br />
6,3%<br />
Investitionsbereitschaft Investitionsbereit-<br />
im<br />
schaft Tourismus<br />
im Tourismus<br />
20,0%<br />
60,0%<br />
20,0%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />
Erwartungen für 2005<br />
Wie sehen nun die Erwartungen an die kommende Saison aus? Für das Jahr 2005 fallen sie<br />
recht optimistisch aus. 77 % aller Befragten erwarten Zuwächse im Übernachtungs- und<br />
79
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
beachtliche 94 % im Tagestourismus. Der Optimismus basiert insbesondere auf den hohen<br />
Erwartungen in die Kurzreisen, sowohl mit als auch ohne Übernachtung. Große Hoffnungen<br />
werden auf die in Zukunft geplante, zielgerichtete Bearbeitung des Segments Tagestourismus<br />
durch Kooperationen der Leistungsträger und ein breiteres, auf einander abgestimmtes<br />
Angebotsspektrum gesetzt.<br />
Große Hoffnungen werden zudem auf eine Verbesserung der allgemeinen Konjunkturlage in<br />
Deutschland und einen damit einhergehenden Anstieg der Reiselust und der Ausgabebereitschaft<br />
gesetzt. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass das immer professionellere<br />
und auf klare Zielgruppen ausgerichtete Marketing Früchte trägt.<br />
Deutlich skeptischer fällt jedoch die Stimmung bezüglich der Auslastung aus. Hier geht nur<br />
jeder zweite Befragte von einer Verbesserung im laufenden Jahr aus.<br />
Abb. 42: dwif-Stimmungsbarometer<br />
Anteil der Befragten in %, die 2005 Zuwächse<br />
erwarten bei ...<br />
94 Tagestourismus<br />
Übernachtungen 77<br />
Auslastung 53<br />
Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />
Investitionstätigkeit<br />
Im Zusammenhang mit dem Thema Investitionsbereitschaft wurden die Vertreter der Tourismus-<br />
und Marketingorganisationen auch hinsichtlich der Kenntnis neuer oder in Planung<br />
befindlicher Freizeit- und Tourismusprojekte im jeweiligen Zuständigkeitsgebiet befragt.<br />
Diese Angaben sind aus zweierlei Gründen eine wichtige Informationsquelle für das Tourismusbarometer:<br />
Auf der einen Seite erleichtern diese Hinweise die Interpretation auffälliger Entwicklungen<br />
in der Tourismusstatistik.<br />
Auf der anderen Seite geben sie Auskunft über das allgemeine Investitionsklima bzw.<br />
über investive Schwerpunkte.<br />
Die Schwerpunkte der geplanten Investitionen liegen insbesondere im Ausbau des Radwege-<br />
(VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux) und Wanderwegenetzes sowie im Aufbau eines einheitlichen<br />
Beschilderungssystems. Genannt wurden auch die Errichtung von Nordic Walking Parks und<br />
die Durchführung diverser Eventveranstaltungen rund um den Sport. Die Outdoor-<br />
80
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Freizeiteinrichtungen in der Natur spielen bei den investiven Ausgaben eine große Rolle<br />
und stehen im Vordergrund bei der Verwirklichung von Tourismusprojekten.<br />
Arbeitsschwerpunkte<br />
Für das Jahr 2005 haben sich die Tourismusverantwortlichen in den Regionen und Orten<br />
folgende Aktivitäten auf die Fahnen geschrieben:<br />
Abb. 43: Geplante Schwerpunktaktivitäten für das Jahr 2005 (in der Reihenfolge der Häufigkeit<br />
der Nennungen)<br />
Produkt- & Themenentwicklung<br />
Thema Qualität (Service und Infrastruktur)<br />
Kooperationen stärken und ausweiten<br />
Marketing- und Vetriebsaktivitäten intensivieren<br />
Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />
Das größte Gewicht wird auf die Entwicklung attraktiver Produkte gelegt, die zielgruppenoder<br />
themenorientiert vermarktet werden sollen. Der Fokus liegt hierbei auf den Themenbereichen<br />
Radfahren, Wandern und Kultur, die verstärkt in Form attraktiver Angebote auf den<br />
Markt gebracht werden sollen.<br />
Auch das Thema Qualität spielt eine große Rolle im Jahr 2005. Die Servicequalität soll durch<br />
die bessere Qualifizierung von Mitarbeitern,<br />
intensivere Qualitätskontrollen,<br />
die Förderung der Klassifizierung von Betrieben und<br />
Einführung von Beschwerdemanagementsystemen<br />
ausgebaut und verbessert werden.<br />
Die touristische Infrastruktur erfährt insbesondere durch den Ausbau und die einheitliche<br />
Beschilderung des Radwege- und Wanderwegenetzes eine Qualitätsverbesserung.<br />
Als weitere Arbeitsgebiete, jedoch mit geringerer Priorität gegenüber den zuvor genannten<br />
Themen, folgen die allgemeine Förderung von Kooperationen und der Kommunikation zwischen<br />
den Leistungsträgern sowie der Förderung grenzüberschreitender Kooperationen.<br />
Eine weitere Rolle spielen der Ausbau zielgruppengerichteter Marketing- und Vertriebsaktivitäten<br />
sowie eine intensive Nutzung des Vermarktungs- und Vertriebsmediums Internet.<br />
Informations- und Buchungsverhalten der Gäste<br />
Bei der Nutzung der verschiedenen Kommunikationsmedien für die Anforderung von Informationsmaterial<br />
und Buchung von Leistungen zeigt sich ein klarer Trend: Weg von der<br />
schriftlichen, hin zur elektronischen Anfrage. Allerdings erhält das Telefon bei der vertragswirksamen<br />
Buchung (noch) den Vorzug vor dem Internet.<br />
81
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 44: Informations- und Buchungsverhalten bei Tourismusorganisationen im <strong>Saar</strong>land<br />
Gäste-Anfragen - Buchungswege<br />
3 % 5 %<br />
49 % 60 %<br />
48 % @ 35 %<br />
Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />
Deckung des Informationsbedarfes<br />
Im Rahmen des dwif-Stimmungsbarometers wurden zusätzlich Informationen zur kundenorientierten<br />
Datengewinnung abgefragt.<br />
Als häufigstes Marktforschungsinstrument kommen derzeit Gästebefragungen zum Einsatz.<br />
Als weitere Aktivitäten lassen sich Anfragenauswertungen und Befragungen von Leistungsträgern<br />
in der Region identifizieren. Durch letztere können nicht nur indirekt Daten über die<br />
Gäste erfasst werden, sondern auch bezüglich der Leistungsanbieter (z. B. Qualitätsmanagement,<br />
Stimmung in der Region). Bedenklich ist, dass mehr als zwei Drittel der Befragten<br />
keine eigene Marktforschung betreiben.<br />
Daten für Marktforschungszwecke müssen jedoch nicht immer durch eigene Aktivitäten erhoben<br />
werden. Oftmals bringt die Sekundärmarktforschung 1 einen erheblichen Nutzen für<br />
die Akteure im Tourismus. Bei der ungestützten Frage nach zusätzlichen wichtigen Quellen<br />
zur Informationsbeschaffung wurden das Statistische Landesamt, die Tourismus Zentrale<br />
<strong>Saar</strong>land, der DTV und die Arbeiten des dwif (z. B. Tourismusbarometer, Grundlagenforschung)<br />
genannt. Daneben wurden auch die Deutsche Zentrale für Tourismus, Studien wie<br />
beispielsweise die Reiseanalyse oder auch Fachliteratur/-zeitschriften, als weitere Quellen<br />
genannt, die benötigte Daten bereitstellen können.<br />
Abb. 45: Marktforschungsquellen für die Tourismusverantwortlichen im <strong>Saar</strong>land<br />
Quelle: dwif-Befragung Geschäftsführer 2005<br />
1<br />
Definition: Auswertung vorhandener Daten und Informationsquellen anstelle der Durchführung<br />
eigener Erhebungen.<br />
82
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Für eine Optimierung des Zielgruppenmarketings werden von den Befragten allerdings eine<br />
Vielzahl weiterer, tiefer gehender Daten benötigt. Beachtliche 65% der Befragten gaben an,<br />
mehr Informationen zu benötigen. Informationsbedarf besteht insbesondere zu folgenden<br />
Sachverhalten:<br />
Gästestrukturdaten (Soziodemografie, Motive, Herkunft, Ausgabeverhalten)<br />
Übernachtungszahlen und -entwicklungen in Privatquartieren < 9 Betten<br />
Daten zum Tagestourismus und Ausflugsverhalten<br />
Anzahl Anfrager/Buchungen (Realisierungserfolg)<br />
Werbeerfolgskontrolle<br />
Erfolgskontrolle bei Angeboten / Veranstaltungen<br />
Im Bereich Datenaustausch gibt es bereits Ansätze zur Kooperation. So geben knapp 40%<br />
der Befragten an, Datenmaterial mit der Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land, benachbarten Tourismusverbänden,<br />
Touristinformationen, Landkreisen und IHKn auszutauschen. Teilweise<br />
verhindert sicherlich der Wettbewerb zwischen den Regionen eine engere Kooperation.<br />
Damit verschenkt man jedoch die Chance, durch Datenaustausch das eigene Profil zu schärfen.<br />
2. Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer<br />
Die Saisonumfrage Tourismus stellt ein wichtiges Instrument zur regelmäßigen Erfassung<br />
der aktuellen wirtschaftlichen Situation des Gastgewerbes im <strong>Saar</strong>land dar. Sie wird zweimal<br />
im Jahr durchgeführt. Dank der Unterstützung der Industrie- und Handelskammer des <strong>Saar</strong>landes<br />
35 können im Barometerbericht die Ergebnisse der Saisonumfrage Winter 2004/2005<br />
vorgestellt werden. An der Umfrage haben sich 65 Betriebe beteiligt.<br />
2.1 Bilanz der Wintersaison 2004/2005<br />
Im Bereich Beherbergung hat sich der Trend zur Polarisierung der Geschäftsentwicklung<br />
weiter fortgesetzt. Einem weiteren Rückgang der durchschnittlichen Zimmerauslastung als<br />
Folge zunehmenden Wettbewerbs bei knapp 50 Prozent der Betriebe stehen knapp ein Drittel<br />
der Betriebe gegenüber, die offensichtlich durch gezielte Vermarktungsstrategien wieder<br />
erfolgreich einen Anstieg der Zimmerauslastung vorweisen können. Der Trend zur<br />
„Zwei-Klassengesellschaft“ bestätigt sich zwangsläufig bei der Betrachtung der Umsatzentwicklung.<br />
Deutlich mehr als im Vorjahr, knapp 40 Prozent der Befragten, konnten eine Steigerung<br />
erzielen, während ebenso viele einen Rückgang hinnehmen mussten.<br />
35<br />
Für Rückfragen: Leander Wappler, Industrie- und Handelskammer des <strong>Saar</strong>landes, Geschäftsbereich<br />
Standortpolitik, Teamleiter Handel, Tourismus; Email: leander.wappler@saarland.ihk.de.<br />
83
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 46: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 (in Prozent der befragten Unternehmen)<br />
60<br />
Beherbergung<br />
54,5<br />
50<br />
Gastronomie<br />
45,5<br />
45,5<br />
48,2<br />
40<br />
30<br />
30,8<br />
34,6<br />
38,5 38,5<br />
20<br />
13,6<br />
13,6<br />
14,8<br />
10<br />
9,1<br />
0<br />
gut schlecht gestiegen zurück<br />
gegangen<br />
gestiegen<br />
zurück<br />
gegangen<br />
Geschäftslage Umsatz Gewinn<br />
Quelle: IHK <strong>Saar</strong>land 2005<br />
Sehr unerfreulich entwickelt sich im Beherbergungsbereich die Gewinnsituation. Hier sind<br />
bei fast 50 % der befragten Betriebe die Gewinne zurückgegangen. Nur 15 % konnten die<br />
Gewinne steigern. Die Ursachen für die zurück gehenden Gewinne werden insbesondere in<br />
den Themen Anstieg der Energiekosten, kommunale Abgaben sowie den Infrastrukturmängeln<br />
am Standort gesehen.<br />
Insgesamt bleibt die Situation des Beherbergungsgewerbes weiter angespannt. Insbesondere<br />
der Druck auf inhabergeführte Betriebe wird weiter wachsen.<br />
Im Bereich der Gastronomie ist ebenfalls noch wenig Licht am Ende des Tunnels. Hier stellt<br />
sich die wirtschaftliche Situation noch kritischer dar als im Beherbergungsbereich. Der Anteil<br />
der Betriebe mit einer schlechteren Geschäftslage, sinkenden Umsätzen und Gewinnen<br />
ist sichtbar größer als im Beherbergungsbereich. So vermelden z. B. 46 % der Gastronomiebetriebe<br />
eine schlechtere Geschäftslage als im Vorjahr und sinkende Gewinne. 55 %<br />
registrieren zudem zurück gehende Gewinne. Die Ursachen für die zurück gehenden Gewinne<br />
werden insbesondere in den Themen Lohnkosten, Anstieg der Energiekosten und kommunalen<br />
Abgaben gesehen.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf, dass es offensichtlich einer steigenden Anzahl von Betrieben<br />
gelingt, sich der allgemeinen Konsumzurückhaltung und dem Zwang zum Sparen<br />
entgegen zu stellen. Rund 45 Prozent konnten ihren Gewinn halten oder sogar ausbauen.<br />
Von Entspannung kann jedoch in der Gastronomie keine Rede sein.<br />
84
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 22: Bilanz der Wintersaison 2004/2005 (in Prozent der befragten Betriebe) im Vergleich<br />
zum Vorjahr<br />
Kriterium Bewertung<br />
Beherbergung<br />
Gastronomie<br />
Winter<br />
03/04<br />
Winter<br />
04/05<br />
Winter<br />
03/04<br />
Winter<br />
04/05<br />
Geschäftslage gut 29,2 30,8 0,0 13,6<br />
befriedigend 41,6 34,6 40,7 40,9<br />
schlecht 29,2 34,6 59,3 45,5<br />
Umsatz gestiegen 29,2 38,5 14,8 13,6<br />
gleich geblieben 41,6 23,0 40,7 40,9<br />
zurück gegangen 29,2 38,5 44,5 45,5<br />
Zimmer- gestiegen 20,8 33,3<br />
auslastung gleich geblieben 50,0 18,5<br />
zurück gegangen 29,2 48,2<br />
Gewinn gestiegen 12,5 14,8 0,0 9,1<br />
gleich geblieben 33,3 37,0 21,1 36,4<br />
zurück gegangen 54,2 48,2 78,9 54,5<br />
Quelle: IHK <strong>Saar</strong>land 2005<br />
2.2 Ausblick auf die Sommersaison 2005<br />
Auch beim Ausblick auf die Sommersaison 2005 bleibt das saarländische Gastgewerbe zurückhaltend.<br />
Ähnlich dem Vorjahr erwarten ca. 30 % der Beherbergungsbetriebe eine Verbesserung der<br />
Geschäftssituation, während eine ebenso große Gruppe gar von einer Verschlechterung<br />
ausgeht.<br />
Im Vergleich dazu zeigt sich die Gastronomie viel optimistischer. Während im Vorjahr nur<br />
7 % der befragten Betriebe eine Besserung erwarteten, sind es nunmehr 32 %, die mit Optimismus<br />
in die Sommersaison gehen. Der Anteil der Gastronomiebetriebe, die von einer<br />
ungünstigeren Entwicklung ausgehen, bleibt jedoch - vergleichbar zum Vorjahr - bei 27 %.<br />
Bei der Beschäftigungssituation zeigt sich leider auch keine Trendwende. Zwar wollen in<br />
diesem Jahr wieder mehr Unternehmen als im Vorjahr zusätzliche Arbeitskräfte einstellen.<br />
Jedoch ist der Anteil der Unternehmen, die Stellen abbauen möchten, sowohl im Beherbergungs-<br />
als auch im Gastronomiebereich größer. Während z. B. bei den Beherbergungsbetrieben<br />
11 % voraussichtlich zusätzliche Arbeitsplätze schaffen möchten, werden fast 19 %<br />
der Betriebe die Beschäftigtenzahlen verringern. Die überwiegende Mehrheit der Betriebe<br />
will jedoch die Beschäftigtenzahl zumindest stabil halten.<br />
85
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 23: Erwartungen an die Sommersaison 2005 (in Prozent der befragten Betriebe) im<br />
Vergleich zum Vorjahr<br />
Beherbergung<br />
Gastronomie<br />
wird/werden voraussichtlich…<br />
Winter Winter Winter Winter<br />
03/04 04/05 03/04 04/05<br />
Geschäftslage günstiger 25,0 29,6 7,4 31,8<br />
gleich bleibend 50,0 40,7 63,0 40,9<br />
ungünstiger 25,0 29,7 29,6 27,3<br />
Zahl der Beschäftigten<br />
zunehmen 0,0 11,1 4,0 18,2<br />
gleich bleiben 73,9 70,4 68,0 54,5<br />
abnehmen 26,1 18,5 28,0 27,3<br />
Investitionen zunehmen 16,7 19,2 14,8 18,2<br />
gleich bleiben 37,5 26,9 33,4 36,3<br />
abnehmen 29,2 19,2 25,9 18,2<br />
keine Investitionen 16,6 34,7 25,9 27,3<br />
Quelle: IHK <strong>Saar</strong>land 2005<br />
Bezüglich der Investitionsneigung gibt es im Vergleich zum Vorjahr keine wesentlichen Veränderungen,<br />
die Branche schiebt einen zunehmenden Investitionsstau vor sich her. Lediglich<br />
19 % der Beherbergungsbetriebe und 18 % der Gastronomiebetriebe wollen in der<br />
kommenden Saison ihre Investitionen in den eigenen Betrieb erhöhen. Auffallend ist, dass<br />
im Beherbergungsgewerbe 54 % und im Gastronomiegewerbe 45 % der Betriebe weniger<br />
oder gar keine Investitionen in der kommenden Saison tätigen können oder wollen.<br />
3. Trendbarometer 2015<br />
3.1 Einleitung<br />
„Die Zukunft war früher auch besser.“<br />
Karl Valentin<br />
Die zu Recht immer wieder bemühte Formel vom härter werdenden Wettbewerb rückt die<br />
Frage in den Mittelpunkt, wo Wachstumspotenziale liegen. Aufgrund des weitgehend gesättigten<br />
Inlandsmarktes muss dabei insbesondere auf die Notwendigkeit der besseren Erschließung<br />
des Auslandsgeschäftes aufmerksam gemacht werden.<br />
Nichts desto trotz stellt das Inland nach wie vor und auch in der näheren Zukunft die Hauptklientel<br />
für den Deutschlandtourismus. In diesem Jahr erfolgt daher bei den Urlaubsreisetrends<br />
eine Fokussierung auf das Reiseverhalten der Deutschen. Die neueste Trendstudie<br />
2015 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R) gibt einen guten Überblick<br />
über die zu erwartenden Veränderungen (vgl. Kap III/3.2).<br />
86
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Daneben stellt sich die Frage, wie die weitere quantitative Entwicklung wohl aussehen mag.<br />
Hierzu wagt das Tourismusbarometer mittels eines einfachen Szenarios einen Blick in die<br />
etwas fernere Zukunft (vgl. Kap. III/3.3).<br />
3.2 Urlaubsreisetrends der Deutschen 2015<br />
Die Trendstudie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen kommt zu folgenden Einschätzungen:<br />
Die grundsätzlichen Urlaubsmotive bleiben gleich: Entspannung, kein Stress, frei über<br />
sich selbst verfügen, werden bei den Reisenden auch in den nächsten 10 Jahren hoch im<br />
Kurs stehen.<br />
Mehr Informationsquellen, weniger Informationstiefe: Das Spektrum der Informationsquellen<br />
für eine Urlaubsreise wird auch in Zukunft noch breiter werden. Neben dem Internet,<br />
das zunehmend an Bedeutung gewinnt, bieten neue Informationsmöglichkeiten<br />
wie Multimediaterminals, Verkaufssendungen im Fernsehen, ständige Weiterentwicklung<br />
des Mobiltelefons u. ä. den Kunden vermehrt Möglichkeiten der Informationsgewinnung.<br />
Trotz dieser Diversifizierung werden die traditionellen Informationsquellen - persönliche<br />
Gespräche im Verwandten-/Bekanntenkreis, Auskünfte in Reisebüros oder Kataloge von<br />
Reiseveranstaltern - weiterhin die wichtigsten Informationsquellen bleiben. Gründe hierfür<br />
liegen darin, dass persönliche Erzählungen sowie Beratung als am vertrauenswürdigsten<br />
angesehen werden. Generell ist davon auszugehen, dass die Tiefe der Informationsgewinnung<br />
mit der wachsenden Anzahl von Informationsquellen abnimmt.<br />
Stabile Reiseziele: Deutschland wird auch weiterhin das Hauptreiseziel der Deutschen<br />
bleiben. Beliebteste Regionen werden hierbei Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen,<br />
Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sein. Zweitwichtigste Zielregion<br />
der Deutschen sind die Mittelmeerländer, bei denen eine Verschiebung hin zu den billigen,<br />
aber dennoch schönen Destinationen erfolgen wird. Wachstumsdynamik weisen<br />
auch die osteuropäischen Staaten auf, bei Fernreisen lassen sich hingegen keine Aussagen<br />
treffen, da diese Entwicklung von sehr vielen Faktoren abhängt.<br />
Zielgruppen: Im Zuge des demografischen Wandels werden Senioren als Reisende zunehmend<br />
an Bedeutung gewinnen, hier v. a. auch die Generation der über 70-Jährigen.<br />
Familien werden weiterhin ein großes Segment der Reisenden bilden, hierbei wird der<br />
Anteil der Urlaubsreisen von 1-Kind-Familien und die Urlaubsreisen von Senioren mit<br />
Kindern immer größer. Der Anteil der Alleinreisenden wird sich nicht ändern. Insgesamt<br />
ist von immer differenzierteren Zielgruppen mit spezifischeren Bedürfnissen auszugehen,<br />
die alle eine große Reiseerfahrung aufweisen.<br />
Strand- und Erholungsurlaub weiterhin beliebt: Bei den Urlaubsformen dominieren weiterhin<br />
die klassischen Formen wie Strand-/Bade-, Erholungs- und Familienurlaub. Generell<br />
besteht jedoch in Deutschland ein Interesse an sehr verschiedenen Urlaubsformen,<br />
von denen Wellness- und Kurreisen, Kultur- und Städtereisen, Busreisen, Kreuzfahrten,<br />
Club- und All-Inclusive-Reisen vermutlich ebenfalls an Dynamik gewinnen werden.<br />
87
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Eher ruhig als aktiv: Entsprechend den Urlaubsformen stehen bei den Urlaubsaktivitäten<br />
auch in Zukunft eher passive Motive wie Erholung und Ausflüge im Vordergrund, sportliche<br />
Aktivitäten spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle.<br />
Verkürzungsprozess der Reisedauer verlangsamt sich: Die Tendenz zur Verkürzung der<br />
Reisedauer wird sich weiter fortsetzen, jedoch in abgeschwächter Form. Eine Begründung<br />
hierfür liefert die vermehrte Anzahl reisender Senioren, die in ihrer Zeiteinteilung<br />
freier sind und daher auch längere Reisen unternehmen können als andere Bevölkerungsgruppen.<br />
Geringere Saisonalität der Urlaubsreisen: Durch die Zunahme der Reisen von Senioren<br />
und der Zahl der Urlaubsreisen sowie durch verbesserte Möglichkeiten, in verschiedene<br />
Klimazonen reisen zu können, nimmt die Saisonalität der Urlaubsreisen in Zukunft weiter<br />
ab. Dennoch werden der traditionelle Sommer- und Winterurlaub weiterhin eine große<br />
Bedeutung haben.<br />
Hotels weiterhin beliebteste Unterkunftsart: Auf Grund gestiegener Qualitätsansprüche<br />
werden Hotels in Zukunft weiterhin Marktanteile gewinnen. Ebenfalls beliebte Unterkunftsarten<br />
sind Ferienwohnungen/-häuser, wohingegen Camping stagniert und bei Verwandten-/Bekanntenübernachtungen<br />
Rückgänge zu erwarten sind.<br />
Flugreisen immer mehr im Kommen, PKW und Bahn rückläufig: Trotz sinkendem Anteil<br />
wird der PKW das beliebteste Reise-Verkehrsmittel der Deutschen bleiben. Der Marktanteil<br />
des Flugzeugs wird vor dem Hintergrund der zunehmenden Billig-Airlines sowie auf<br />
Grund des Wunsches nach Zeitersparnis weiter wachsen. Die Verkehrsmittel Bus, Wohnmobil<br />
und Schiff werden vermutlich leicht ansteigen.<br />
Niedrige Preise und gleich bleibende Ausgaben: Auch in Zukunft werden die Kunden<br />
Preisvergleiche durchführen, da sie wissen, dass es auf dem Markt auch für ein geringes<br />
bis mittleres Budget Reisen zu angemessener Qualität gibt. Die Ausgaben für Urlaubsreisen<br />
werden pro Person und Reise voraussichtlich eher stagnieren.<br />
Buchungen im Reisebüro auch in Zukunft beliebt: Zu den klassischen, im Reisebüro gebuchten<br />
Pauschalreisen kommen stärker individualisierte Formen hinzu, die jedoch wieder<br />
aus standardisierten Modulen zusammengesetzt sein werden.<br />
Fazit:<br />
Nicht so sehr grundsätzliche, radikale Veränderungen, sondern allmähliche und graduelle<br />
Anpassungen prägen die Entwicklung des Tourismus der Deutschen in der kommenden Dekade.<br />
Eindeutige Schlussfolgerung ist zudem: Die Ansprüche an Qualität, Komfort, Vielfalt<br />
und Service steigen in allen Bereichen an - von der Informationsbeschaffung über Buchung,<br />
Anreise, Aufenthalt, Abreise und „Nachbetreuung“ werden sich diejenigen Anbieter und<br />
Destinationen am besten behaupten, die eine optimale, zielgruppengerechte Spitzenleistung<br />
bieten können.<br />
88
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.3 Trendszenarien - Blick in eine mögliche Zukunft 2015<br />
3.3.1 Methodik<br />
Wie könnte sich der Tourismus im <strong>Saar</strong>land in den nächsten zehn Jahren quantitativ entwickeln?<br />
Um sich einer Antwort auf diese Frage zu nähern und mögliche Entwicklungspfade<br />
aufzuzeigen, bedient sich das Tourismusbarometer der Szenariotechnik. Ein Szenario beschreibt<br />
den Weg aus der heutigen Situation heraus. Es ist weder eine Prognose noch eine<br />
Wahrscheinlichkeitsbewertung, sondern zeigt<br />
Möglichkeiten und<br />
Alternativen<br />
für die zukünftige Entwicklung auf.<br />
Für die Erstellung eines Szenarios - welches auf der durchschnittlichen Entwicklung während<br />
eines bestimmten Zeitraumes beruht - benötigt man eine mathematische Methode.<br />
Die hier berechneten Trendszenarien basieren auf der statistischen „Methode der kleinsten<br />
Quadrate“.<br />
Diese reine Fortschreibung der gewerblichen Übernachtungszahlen 36 bis 2015 wird im Folgenden<br />
für das <strong>Saar</strong>land und zum Vergleich auch für Rheinland-Pfalz dargestellt. Dabei<br />
wurde zum einen der Zeitraum 1994-2004, zum anderen derjenige von 2000-2004 zu Grunde<br />
gelegt, um neben dem längerfristigen Trend auch die kurzfristige Entwicklung zu berücksichtigen.<br />
Durch diese beiden Basiszeiträume ergibt sich ein möglicher Korridor der Übernachtungsentwicklung<br />
bis 2015, der jedoch keineswegs Vorgaben oder Schranken, sei es in<br />
positiver oder auch negativer Hinsicht, impliziert.<br />
Mathematische Methode zur Berechnung der vorliegenden Trendszenarien:<br />
Zur Ermittlung des linearen Trends einer Zeitreihe und daraus folgend der Szenarien für zukünftige<br />
Zeitpunkte (Trendfortschreibung) wurde die Methode der kleinsten Quadrate angewendet. Die<br />
Formel dieser in der Praxis am häufigsten verwendeten Methode für Trendberechnungen lautet:<br />
x t = b 0 + t * b 1<br />
x t ist dabei der zu berechnende Wert für einen bestimmten Zeitpunkt. t 0 ist als mittlerer Wert der<br />
Zeitreihe festgelegt, wobei diese immer eine ungerade Anzahl von Jahren/Werten umfassen muss.<br />
Zunächst wird mit b 0 der Durchschnittswert für die gesamte Zeitreihe berechnet - in diesem Fall<br />
die durchschnittlichen jährlichen Übernachtungen der Bundesländer. Darüber hinaus wird die<br />
mittlere - in diesem Fall jährliche - Veränderung b 1 in absoluten Zahlen benötigt. Diese Veränderung<br />
ergibt sich aus der Quadrierung und Summierung der Einzelwerte und der Division durch die<br />
quadrierten und summierten t-Werte der Zeitreihe. Nimmt man nun den Durchschnittswert der<br />
Zeitreihe und addiert die mittlere absolute Veränderung entsprechend der Anzahl der Jahre ab t 0<br />
hinzu, so lässt sich für jedes beliebige Jahr ein Wert auf Basis der Trendfunktion ermitteln.<br />
Quelle:<br />
Prof. Strohe (2001): Skript zur Deskriptiven Statistik, Universität Potsdam und<br />
www.wikipedia.org.<br />
36<br />
Der Graue Beherbergungsmarkt und der Ausflugsverkehr können nicht berücksichtigt werden, da<br />
keine jährlichen Werte für den Zeitraum von 1994-2004 vorliegen und nicht abschließend geklärt<br />
ist, wie sich dieses Nachfragevolumen im Verhältnis zum gewerblichen Beherbergungssektor<br />
entwickelt hat.<br />
89
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.3.2 Trendszenarien für das <strong>Saar</strong>land 2015<br />
Die Jahre 1981 bis 2004 zeigen für das <strong>Saar</strong>land eine grundsätzlich positive Entwicklung. In<br />
diesem Zeitraum konnten die gewerblichen Übernachtungen von 1,2 Mio. auf 2,1 Mio. gesteigert<br />
werden (vgl. Abb. 46). Auch Rheinland-Pfalz zeigt eine positive Grundtendenz,<br />
wenngleich schon bei der Betrachtung der absoluten Werte starke Schwankungen festzustellen<br />
sind.<br />
Abb. 47: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004 (gewerbliche<br />
Übernachtungen in Millionen)<br />
Mio.<br />
20,0<br />
17,9<br />
17,5<br />
15,0<br />
12,5<br />
Rheinland-Pfalz<br />
10,0<br />
7,5<br />
5,0<br />
2,5<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
2,1<br />
0,0<br />
1981 1994 2004<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Aufgrund des relativ geringen Übernachtungsvolumens des <strong>Saar</strong>landes ist es bei vergleichenden<br />
Analysen zweckmäßig, die Übernachtungsentwicklung als Index darzustellen. So<br />
geht aus Abbildung 47 hervor, dass sich das <strong>Saar</strong>land - relativ betrachtet - weitaus dynamischer<br />
entwickelt hat als beispielsweise Rheinland-Pfalz. Bis 2004 wurde ein Niveau von rund<br />
180 % des Basisjahres erreicht, während das Nachbarbundesland nur auf einen Wert von<br />
knapp über 120 % kommt. Allerdings folgte auf die anhaltend positive Phase bis 1996 eine<br />
äußerst schwankende Entwicklung, in der die Übernachtungszahlen insgesamt stagnierten.<br />
90
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 48: Übernachtungsentwicklung im <strong>Saar</strong>land und in Rheinland-Pfalz 1981-2004 (gewerbliche<br />
Übernachtungen, Index: 1981 = 100)<br />
Index: 1981 = 100<br />
200<br />
180<br />
160<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
140<br />
120<br />
Rheinland-Pfalz<br />
100<br />
80<br />
1981 1994 2004<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Diese Ergebnisse finden sich auch in den Trendszenarien für das <strong>Saar</strong>land wieder (vgl. Abb.<br />
49). Auf Basis des Zeitraumes von 1994-2004 ergibt sich ein marginaler Zuwachs der gewerblichen<br />
Übernachtungen von 2,08 Mio. auf 2,13 Mio. bis zum Jahr 2015. Dagegen weist<br />
das Kurzfristszenario (Basis 2000-2004) einen absoluten Rückgang auf bis zu 1,8 Mio.<br />
Übernachtungen aus. Bei einer reinen Fortschreibung der Entwicklung der letzten zehn Jahre<br />
ergäbe sich somit eine Stabilisierung auf dem jetzigen Niveau.<br />
Ist die rein rechnerische Fortschreibung prinzipiell noch einfach, fangen die Probleme naturgemäß<br />
sofort an, wenn es um die Frage nach der möglichst hohen Potenzialausschöpfung<br />
und damit um das Herantasten an oder sogar das Übertreffen des oberen Trendszenarios<br />
geht. Dafür ist ein starkes Engagement der Unternehmer und Marketingspezialisten<br />
nötig, wenngleich nicht alle Faktoren wie etwa die Konjunkturentwicklung oder Katastrophen<br />
beeinflussbar sind.<br />
91
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 49: Trendszenario <strong>Saar</strong>land und Rheinland-Pfalz (gewerbliche Übernachtungen in<br />
Millionen)<br />
Mio.<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Rheinland-Pfalz<br />
17,9<br />
´94-´04<br />
19,8<br />
14,4<br />
´00-´04<br />
10<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
2,1<br />
´94-´04<br />
2,1<br />
0<br />
1,8<br />
´00-´04<br />
1994 2004 2015<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Dagegen kann die Erschließung neuer Märkte sehr wohl durch die verantwortlichen Akteure<br />
im Tourismus vorangetrieben werden. Neben dem Inland müssen insbesondere die ausländischen<br />
Quellmärkte zukünftig stärker bearbeitet werden. Investitionen in die Modernisierung<br />
und damit die Positionierung mit marktgerechten Beherbergungsbetrieben am Markt<br />
sowie Investitionen in neue Freizeitangebote dürfen ebenfalls nicht fehlen. Auch ist die<br />
Kompetenzerhöhung von Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitern, z. B. durch<br />
Schulungen und Coachings, von entscheidender Bedeutung. Mehr Kooperationen und die<br />
Bündelung von Ressourcen (Finanzen, Marketing) können Synergieeffekte generieren und<br />
die Effizienz steigern. Nicht zuletzt müssen marktgerechte Organisationsstrukturen geschaffen<br />
werden. Immer wieder betont werden muss darüber hinaus die Bedeutung der<br />
Qualität, insbesondere bei der Infrastruktur und im Servicebereich, was teilweise immer<br />
noch nicht als selbstverständlich angesehen wird.<br />
Innovation, Investition und Kooperation sind somit die tragenden Säulen einer möglichst<br />
optimalen Potenzialausschöpfung. Diese neuen Impulse müssen gesetzt werden, um im<br />
<strong>Saar</strong>land an die Wachstumsphase der 80er und der frühen 90er Jahre anknüpfen zu können.<br />
Dennoch: Kennzeichen wird in Zukunft eine langsame, kontinuierliche Detailarbeit sein.<br />
Bezieht man Rheinland-Pfalz mit in die Bewertung ein, so wird deutlich, dass die Entwicklungsrichtungen<br />
mit denen des <strong>Saar</strong>landes übereinstimmen. Auch hier reicht die Spannweite<br />
der möglichen Entwicklungspfade von leichten Zugewinnen im Langfristszenario bis hin<br />
zu relativ großen Verlusten im Kurzfristszenario (vgl. Abb. 49).<br />
92
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
IV<br />
AKTUELLES BRANCHENTHEMA: RADTOURISMUS IM SAARLAND<br />
1. Einführung<br />
Das Europäische Tourismusinstitut an der Universität Trier (ETI) erstellte im Jahr 2001 einen<br />
Touristischen Masterplan für das <strong>Saar</strong>land. Hierin wurde der Radtourismus als eine der<br />
wesentlichen touristischen Entwicklungsbereiche für das <strong>Saar</strong>land herausgearbeitet. Anschließend<br />
wurde systematisch mit der Entwicklung des radtouristischen Angebotes begonnen.<br />
Abb. 50: Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land seit dem Masterplan 2001<br />
2001 2002 2003 2004<br />
2005<br />
Radfernwege<br />
Radwegeausbau<br />
þ <strong>Saar</strong>radweg<br />
þ <strong>Saar</strong>land-RW<br />
þ <strong>Saar</strong>-Nahe-<br />
Höhenradweg<br />
þ <strong>Saar</strong>-<br />
Bostalsee-RW<br />
þ Köllertal-RW<br />
þ <strong>Saar</strong>-Oster-<br />
Höhen-RW<br />
Niedtal-RW<br />
þ eh. Bahntrasse<br />
St.Wendel-Tholey<br />
Lückenschlüsse<br />
Neue radtouristische<br />
Informationsmedien<br />
þ 40 Infotafeln<br />
þ 34 weitere<br />
Infotafeln<br />
<strong>Saar</strong>Radkarte<br />
þ Karte VeloRoute<br />
<strong>Saar</strong>LorLux<br />
Radführer Velor.<br />
<strong>Saar</strong>LorLux<br />
ADFC Regionalkarte<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Eigenes Bett & Bike<br />
Regionalverzeichnis,<br />
Entwicklung Betriebe<br />
þ 2. Auflage Bett &<br />
Bike-Verzeichnis,<br />
24 Betriebe<br />
þ 38 Bett & Bike-<br />
Betriebe<br />
þ 50 Bett & Bike-<br />
Betriebe<br />
Radtouristisch<br />
bedeutende<br />
Ereignisse (Events)<br />
þ MTB-Weltcup<br />
St. Wendel<br />
Cross Country<br />
EM<br />
þ Tour de France<br />
MTB-Weltcup<br />
St. Wendel<br />
þ Deutschland-<br />
Tour<br />
MTB-Weltcup<br />
St. Wendel<br />
þ MTB-Weltcup<br />
St. Wendel<br />
Cross-Country<br />
WM<br />
MTB-Weltcup<br />
St. Wendel<br />
ADFC-Velotour<br />
<strong>Saar</strong>-Mosel<br />
Marketingaktionen<br />
(z. B. Fachmessen)<br />
þ CMT-Stuttgart<br />
Fachmesse<br />
þ Radmesse<br />
Amsterdam<br />
þ CMT-Stuttgart<br />
þ Radmesse<br />
Amsterdam<br />
Quelle: dwif 2005<br />
In den Auf- und Ausbau des Radwegenetzes <strong>Saar</strong>land wurden seit 2000 durch das Wirtschafsministerium<br />
<strong>Saar</strong>land rund 10 Mio. € investiert. Hinzu kommen weitere, nicht quantifizierbare<br />
Investitionsleistungen der Kreise, Kommunen und privaten Leistungsträger.<br />
Tab. 24: Staatliche Investitionen in das Radwegenetz <strong>Saar</strong>land<br />
Investition Maßnahme<br />
3,8 Mio. € Baukosten aus Straßen- und Tourismusmitteln<br />
0,8 Mio. € Straßenbaumittel für den <strong>Saar</strong>-Radweg<br />
1,7 Mio. € Ausbau des Bliestalradweges<br />
87.500 € Anbindung des Niedtales an das <strong>Saar</strong>Radland<br />
9.100 € Ausschilderung eines Teilstückes des Nahe-Radweges<br />
2,5 Mio. € Neubau eines Radweges auf einer ehemaligen Bahntrasse<br />
34.215 € Ausbau Rosseltal<br />
Insgesamt rund 10 Mio. EUR Investitionen<br />
Quelle: Wirtschaftsministerium <strong>Saar</strong>land, 2005<br />
93
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Angesichts des Stellenwertes, den das Radfahren im Rahmen der Tourismusentwicklung des<br />
<strong>Saar</strong>landes damit in den letzten Jahren erhalten hat, beschloss der Beirat zum Tourismusbarometer<br />
<strong>Saar</strong>land, dem Radtourismus im Rahmen des diesjährigen aktuellen Branchenthemas<br />
eine vertiefte Analyse zu widmen.<br />
Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen steht daher die Antwort auf die Fragen:<br />
Wie hat sich der Radtourismus im <strong>Saar</strong>land entwickelt?<br />
Welche Bedeutung hat er mittlerweile erreichen können?<br />
Welche Stärken und Schwächen kennzeichnen ihn?<br />
Wo liegen weitere Entwicklungspotenziale?<br />
Was ist zu tun, um den Service für Radtouristen zu verbessern und die Potenziale besser<br />
zu erschließen?<br />
Hiermit wird, fünf Jahre nach Beginn intensiver Aktivitäten für den Radtourismus, quasi ein<br />
Zwischenfazit gezogen.<br />
2. Radtourismus<br />
2.1 Abgrenzungen<br />
Radtourismus ist seit Jahren ein Wachstumsmarkt innerhalb des Tourismus. Hierzu tragen<br />
sicher die Verknüpfung der Wiederentdeckung der Langsamkeit, die damit verbundene<br />
Möglichkeit des Umwelt- und Naturerlebnisses, der Gesundheitstrend sowie die Fortschritte<br />
in der Fahrradtechnik, in der Qualitätssteigerung von Radinfrastruktureinrichtungen und<br />
radtouristischen Serviceleistungen bei. Über die Sicherung der Qualität kann zudem eine<br />
hohe Nachhaltigkeit für die Region erreicht werden. Die für den Rad fahrenden Gast geschaffene<br />
Infrastruktur kann immer auch von der lokalen Bevölkerung in der Freizeit genutzt<br />
werden.<br />
Schlüsselerkenntnis: Eine allumfassende und „offizielle“ Definition „des“ Radtourismus<br />
existiert bislang nicht, allerdings kann auf eine Abgrenzung des ADFC zurückgegriffen werden.<br />
Dieser versteht unter dem Begriff Fahrradtourismus alle Arten der Fahrradnutzung, die<br />
zum Zwecke der Freizeit- und Urlaubsgestaltung unternommen werden. Dazu zählen: Kurzund<br />
Tagesausflug, Wochenendtour, mehrtägige Radtour und ausgedehnte Radreise. Im<br />
Rahmen dieser Studie werden Radtouristen unterteilt in Radtouristen im engeren Sinne,<br />
Radtouristen im weiteren Sinne sowie Zielgruppen, die sich für kombinierte Angebote (z. B:<br />
Radfahren und Wellness) interessieren.<br />
Es muss daher festgestellt werden, in welche Gruppen sich die Radtouristen unterteilen<br />
lassen und welche besonders attraktiv für den Tourismus im <strong>Saar</strong>land sind. Diesbezüglich<br />
sind folgende Fragen zu beantworten:<br />
94
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
1. Herkunft der Radtouristen im <strong>Saar</strong>land: Grundlage hierfür sind eine dwif-Befragung von<br />
Beherbergungsbetrieben, die sich besonders auf Rad fahrende Gäste eingestellt haben<br />
und zum Teil das Bett & Bike-Zertifikat besitzen.<br />
2. soziodemographische Struktur der Radtouristen im <strong>Saar</strong>land (Geschlecht, Alter, Einkommen):<br />
Antworten hierauf sind aus Mangel an spezifischen Nachfrageanalysen kaum<br />
möglich. Hilfsweise werden Studien zu anderen Regionen Deutschlands herangezogen.<br />
3. Motive und Einstellungen der Radtouristen: Auch hierzu fehlen Erhebungen für das<br />
<strong>Saar</strong>land, so dass hilfsweise die Radreiseanalyse des ADFC und andere Studien herangezogen<br />
werden.<br />
Best-Practice-Beispiel: Datenerhebung<br />
Am Elberadweg wurde 2003<br />
eine Radreiseuntersuchung<br />
durchgeführt.<br />
Die Befragung wurde an 10<br />
Tagen von Mai bis Oktober<br />
2003 durchgeführt.<br />
1.700 Kurzinterviews<br />
rund 300 ausführliche Befragungen<br />
Frequenzzählungen<br />
Best-Pracice-Beispiel: Monitoring<br />
Das Veloland Schweiz führt eine<br />
permanente Erfolgskontrolle und ein<br />
Monitoring durch.<br />
fest installierte Zähler an Radwegen<br />
Befragungen<br />
Kundenfeedback<br />
Auswertung der Anfragen<br />
Kataloganforderungen<br />
Internetzugriffe<br />
Buchungen<br />
Quelle: Bild: www.veloland.ch<br />
2.2 Ausprägungen des Radtourismus<br />
Radtouristische Angebote für das <strong>Saar</strong>land sprechen derzeit<br />
Radfahren als Haupturlaubsaktivität,<br />
Radfahren auf ausgewiesenen Radwegen und<br />
Radfahren als sportliche Tätigkeit oder als Zuschauer einer Radsportveranstaltung<br />
an.<br />
95
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Es gibt Pauschalangebote für Rad fahrende Kurzurlauber und Paketangebote für einwöchige<br />
Radreisen. Eine überschneidungsfreie Zuordnung ist nicht möglich. In Anlehnung an die<br />
oben genannte Definition des Radtourismus ergibt sich für das <strong>Saar</strong>land folgende Zusammenfassung<br />
der Ausprägungen des Radtourismus:<br />
Abb. 51: Ausprägungen des Radtourismus<br />
Radfahren auf Tagestouren<br />
Radwandern und -touren<br />
auf Rundwegen<br />
Radwandern,<br />
v.a. auf Radfernwegen<br />
Radsport, (MTB, Rennrad, etc.)<br />
und Radsportevents<br />
Paddel & Pedale,<br />
Rad & Schiff<br />
Spezialisierte Angebote<br />
(meist Führungen)<br />
Bike & Wellness<br />
Studienradreisen<br />
Radfahren als Aktivität<br />
während eines Urlaubs<br />
Radfahren als Freizeitaktivität<br />
während einer Reha-Maßnahme<br />
Besuch von Radveranstaltungen,<br />
Radmessen<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Gourmetradreisen<br />
Nutzung von Spezialrädern im<br />
Rahmen der<br />
Urlaubs- und Freizeitgestaltung<br />
Es erfolgt eine Unterscheidung in Urlaubsreisen, bei denen die Zeit mehrheitlich auf dem<br />
Rad verbracht wird: Das sind sowohl die Radwanderer auf Rundkursen oder Radfernwegen,<br />
da das Radfahren hier die Hauptaktivität darstellt, als auch Radsportler und Besucher von<br />
Radsportevents. Sie alle zählen zur Gruppe der „Radtouristen im engeren Sinne“.<br />
Diejenigen, die im Urlaub zwar Radfahren als Aktivität ausüben, aber bei denen es keine<br />
Hauptrolle spielt, werden dem Segment „Radtouristen im weiteren Sinne“ zugeordnet; hierunter<br />
fallen auch diejenigen, die ihr Rad mit in den Urlaub nehmen und z. B. Tagesausflüge<br />
vom Urlaubsort unternehmen: „Radtouristen im weiteren Sinne“.<br />
Darüber hinaus gibt es Spezialsegmente, bei denen das Radfahren eine Kombination mit<br />
anderen Reisemotiven, Urlaubsformen oder Aktivitäten darstellt: radtouristische Spezialsegmente.<br />
96
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
2.3 Zielgruppen<br />
Eine Zielgruppenbestimmung erfolgt als Ergebnis der Auswertung vorhandener Studien<br />
zum Radtourismus unter Berücksichtigung der radtouristischen Voraussetzungen im <strong>Saar</strong>land.<br />
Diese dient dazu, den Gesamtmarkt in möglichst homogene Teilgruppen zu unterteilen<br />
als Grundlage für ein zielgruppenspezifisches Marketing, d. h. für den differenzierten<br />
Einsatz der Marketinginstrumente.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Tourenradler: Sie bevorzugen gut ausgebaute, autofreie Radfernwege, fahren 50-80 km<br />
pro Tag, suchen Wege mit gleich bleibenden Anforderungen, wechseln täglich das Quartier,<br />
sind 5-8 Tage (teilweise auch 2-3 Wochen) unterwegs, das Radfahren steht im Vordergrund.<br />
Genussradler: Sie bevorzugen Radwege, auf denen das Rad fast von selbst rollt (eben<br />
und gut ausgebaut), fahren Strecken zwischen 30-50 km je Tag, interessieren sich sehr<br />
für Natur, Kultur, Gesundheit, Besichtigungen, sind i. d. R. 7 Tage unterwegs.<br />
Familien mit Kindern: Diese suchen autofreie, flache, gut ausgeschilderte Wege, viele<br />
Rastmöglichkeiten, mit Spiel- oder Erkundungsmöglichkeiten, fahren 15-40 km am Tag,<br />
übernachten bevorzugt in Jugendherbergen, Heu-Hotels und Campingplätzen.<br />
Mountainbiker: Sie fahren auf naturbelassenen Wegen, wünschen eine spezielle MTB-<br />
Wegweisung sowie Rundkurse mit unterschiedlichen Leistungsanforderungen (Höhenmeter,<br />
Länge, Hindernisse). Sie halten sich i. d. R. 3-4 Tage in einer Region auf.<br />
Radsportler: Diese suchen sehr gute Wege (durchgängig asphaltiert), die auch von Begleitfahrzeugen<br />
befahren werden können, fahren 60-200 km je Tag, sammeln Punkte<br />
bei RTF (Radtourenfahrten des Bundes Deutscher Radfahrer), halten sich i. d. R. 2-4 Tage<br />
in einer Region auf.<br />
2.4 Anforderungen von Radtouristen an die Reiseregion<br />
Anforderungen von Radtouristen an Infrastruktur und Service lassen sich relativ präzise<br />
bestimmen.<br />
Radrouten<br />
Radreisende haben sowohl an die Ausbauart als auch an die Führung von Radrouten hohe<br />
Ansprüche. Der Verlauf und auch die Ausbauqualität müssen bewusst auf die Zielgruppe<br />
zugeschnitten werden. Beim Verlauf zu berücksichtigen sind: Sehenswürdigkeiten, Stadtkerne,<br />
Versorgungsmöglichkeiten, Unterkünfte und Landschaft. Wichtige Faktoren für die<br />
Wegequalität sind: Ausbauart, Breite, Poller, Schranken und Mischverkehr. Insbesondere<br />
kurze, schlecht gestaltete Abschnitte von Radwegen werden von Radreisenden kritisiert 37 .<br />
37<br />
Elberadweg: Obwohl nur 3 % Nicht-Asphaltanteil, war dieser den Befragten dennoch negativ in<br />
Erinnerung geblieben.<br />
97
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Ausschilderung<br />
Radreisende orientieren sich überwiegend an Schildern. Der Ausschilderung kommt daher<br />
eine zentrale Bedeutung zu. In Untersuchungen 38 zeigt sich immer wieder, dass eine einheitliche,<br />
gut lesbare Beschilderung ein Hauptpunkt ist. Wichtige Informationsquellen für<br />
eine gute Beschilderung sind der Fachausschuss Tourismus des ADFC Bundesverbandes<br />
und EuroVelo 39 , der eine Studie zur richtigen Höhe der Radwegweiser veröffentlicht hat. Im<br />
Rahmen eines Pilotprojektes am Oder-Neisse-Radweg sind eine einheitliche Ausschilderung<br />
des D-Netzes (vgl. Karte 10) erarbeitet sowie Anforderungen an Informationstafeln mit<br />
Übersichtskarten an Radrouten umgesetzt worden. Insgesamt ist eine landesweit einheitliche<br />
Beschilderung anzustreben.<br />
Ausstattung der Radwege<br />
Entlang der Radrouten benötigen die Reisenden Rastplätze, an denen sie sich bei Regen<br />
unterstellen können und wo Familien mit Kindern länger verweilen können. Die Rastplätze<br />
sollten mit Fahrradabstellmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten, Regenschutz, Spielmöglichkeiten,<br />
Trinkwasserquellen und Toiletten ausgestattet sein.<br />
Fahrradabstellmöglichkeiten<br />
Alles in allem beträgt der Wert des Fahrrades eines Radreisenden zwischen 750 und 2000€.<br />
Aus diesem Grund bereiten besonders Besichtigungen von Städten und Sehenswürdigkeiten<br />
Probleme, da dann das Rad nur wenig gesichert zurückgelassen werden muss. Um die<br />
Verweildauer von Radreisenden zu erhöhen, ist es notwendig, Möglichkeiten zu schaffen,<br />
die Fahrräder mit Gepäck gesichert abzustellen. Hier bieten sich Fahrradstationen nach dem<br />
Vorbild der Radstationen 40 in NRW oder Boxen mit Pfandschloss an. Vorhandene Fahrradparkplätze<br />
müssen ausgewiesen werden.<br />
Beherbergung<br />
Die Anforderungen eines Radreisenden unterscheiden sich von denen anderer Touristen.<br />
Entsprechend den Bedürfnissen hat der ADFC die so genannten Bett & Bike-Kriterien für<br />
fahrradfreundliche Unterkünfte formuliert.<br />
Gastronomie<br />
Neben der Möglichkeit, das Rad mit Gepäck sicher abzustellen, haben die Radler spezifische<br />
Erwartungen an das Essen. Durch die sportliche Betätigung steigt der Energieverbrauch. Die<br />
Zusammensetzung sollte entsprechend mehr Kohlenhydrate, ausreichend Eiweiß, Vitamine<br />
und Mineralstoffe enthalten. Der Flüssigkeitsbedarf ist enorm, alkoholfreie Getränke werden<br />
bevorzugt. Die Gastronomen sollten Radlermenüs nach den oben genannten Anforderungen<br />
zusammenstellen und die Radreisenden per Hinweistafel zur Einkehr einladen.<br />
38<br />
Elberadweg: 48 % der Befragten empfanden die Beschilderung als gut oder sehr gut. Am häufigsten<br />
wurde die geringe Größe der Schilder bemängelt.<br />
39<br />
http://www.eurovelo.org EuroVelo News 7, Spring 2004.<br />
40<br />
www.radstation.de.<br />
98
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Fahrradverleih<br />
Radfahrer bevorzugen Räder mit guter Ausstattung und Einstellmöglichkeiten entsprechend<br />
der Körpermaße. Die Radtouristen i. e. S. bevorzugen es, von einem Ort zum anderen<br />
zu fahren. Daher ist es wünschenswert, auch die Ein-Weg-Miete anzubieten. Für die Realisierung<br />
sollten sich die Fahrradverleiher und Reiseveranstalter zusammenschließen und ein<br />
„<strong>Saar</strong>landRad“ 41 anbieten. Die Wartung muss von Fachkräften regelmäßig durchgeführt werden.<br />
Gepäcktransport<br />
Diese Leistung ist ein Teil von Radpauschalreisen und wird noch von zu wenigen Hotels als<br />
zusätzlichen Service angeboten. Das Gepäck auf dem Rad macht das Radreisen anstrengend.<br />
Gepäcktransport sollte auch für Nicht-Pauschalreisende flächendeckend oder zumindest<br />
entlang der Hauptreiserouten angeboten werden.<br />
Pannenservice<br />
Ein Großteil der Radreisenden führt Reparaturmaterial mit. Jedoch können nicht alle Pannen<br />
leicht behoben werden und fachkundige Hilfe ist gefragt. Ein Netz von mobilen Servicekräften<br />
kann über eine Servicenummer für den Radtouristen erreichbar sein und ihm hilfreich<br />
zur Seite stehen. Bei großen Problemen können ein Leihrad oder der Transport zur<br />
nächsten Etappe angeboten werden.<br />
Geführte Radtouren<br />
Geführte Radtouren zu Sehenswürdigkeiten oder naturkundlichen Themen in der Umgebung<br />
werden von Kulturvereinen, Sportvereinen, dem ADFC, der Naturwacht und anderen<br />
bereits angeboten. Auf Wunsch können geführte Touren für Gruppen angeboten werden.<br />
Innerhalb des ADFC wurden eine Tourenleiterausbildung für „normale Touren“ und „MTB<br />
Touren“ erarbeitet. Dazu finden regelmäßig Schulungen statt.<br />
Service bei der Reisevorbereitung/Routenplaner<br />
Radtouristen freuen sich über Hilfe bei der Vorbereitung der individuell geplanten Radtour.<br />
Angeboten werden hier interaktive Routenplaner, die alle wichtigen radtouristischen Informationen<br />
enthalten und als Planungsergebnis eine Karte mit der eingezeichneten Route<br />
ausdrucken, nach welcher der Reisende fahren und seine Unterkünfte vorbuchen kann.<br />
Ebenfalls zur Reisevorbereitung gewünscht ist ein Service zur Hilfe bei der Quartiersuche<br />
und der Routenwahl. Ideal hierfür ist der individuelle Reiseführer, der genau auf die Wünsche<br />
des einzelnen Radreisenden zugeschnitten ist. Routenplaner und Textbausteine ermöglichen<br />
diesen Service!<br />
Informationen für Radtouristen über Radrouten u. a.<br />
Die Informationen über Radrouten sollten in allen Medien möglichst einheitlich, aktuell und<br />
wahrheitsgemäß sein. Die Informationen sollten auf wenigen Internetseiten und in wenigen<br />
41<br />
Arbeitstitel.<br />
99
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Broschüren übersichtlich und umfassend dargestellt werden. Die Broschüren sollten handlich<br />
sein, d.h. in die Lenkertasche passen. Das wichtige Prinzip: „Weniger ist mehr“ trifft hier<br />
in besonderem Maße zu.<br />
2.5 Nachfrageumfang des Radtourismus<br />
Schlüsselerkenntnis: Die Bedeutung des Radtourismus wird für das <strong>Saar</strong>land sehr hoch eingeschätzt,<br />
auch wenn bislang keine nachfrageseitigen Zahlen zur Verfügung stehen. Der<br />
Nachfrageumfang lässt sich nur auf der Basis von Minimal-Maximal-Schätzungen ermitteln.<br />
Eine vollständige Quantifizierung des Nachfragevolumens im Radtourismus <strong>Saar</strong>land müsste<br />
alle in der folgenden Abbildung enthaltenen Segmente erfassen.<br />
Abb. 52: Nachfragestruktur Radtourismus<br />
• als Tagestour<br />
• als Mehrtagestour<br />
• auf Radfernwegen (verschiedene Übernachtungsorte)<br />
• auf Rundwegen (eine bzw. mehrere Übernachtungsorte)<br />
• Sternfahrten (nur ein Übernachtungsort)<br />
• als Radsport (MTB, Rennrad, ...)<br />
• als Teilnehmer/Besucher von Radsportevents/Radmessen<br />
• Radfahren als Aktivität während einer Reha<br />
• Tagesreisen<br />
• Übernachtungsreisen<br />
• Reisen der Inländer im <strong>Saar</strong>land<br />
• Reisen der Ausländer ins <strong>Saar</strong>land (Incoming)<br />
• vor allem Individualtourismus<br />
• Veranstalterreisen<br />
• Vereinsreisen<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Ziel einer solchen Bestimmung des Nachfragevolumens wäre die Gesamtzahl der radtouristisch<br />
bedingten Aufenthaltstage. Hier muss auf Schätzungen zurückgegriffen werden. Das<br />
Ergebnis kann daher nicht als 1:1-Abbildung des tatsächlichen Nachfragevolumens gedeutet<br />
werden, sondern bedeutet lediglich eine Annäherung.<br />
100
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Die folgenden Berechnungen basieren auf unterschiedlichen Quellen: Reiseanalyse 2004 42 ,<br />
Radreiseanalyse 2005 43 sowie Daten des Statistischen Landesamtes <strong>Saar</strong>land 44 .<br />
Tab. 25: Berechnung der Radreisen Deutschland im Jahr 2004<br />
Haupturlaubsreisen 2004 in Deutschland 1)<br />
Zusätzliche Reisen 2004 in Deutschland (Zweit-, Drittreisen) 1)<br />
Urlaubsreisen in Deutschland 2004 (F.U.R)<br />
Minimalberechnung Radreisen in Deutschland<br />
Anteil Fahrradreisen in Deutschland laut ADFC: 37 % von 2,45 Mio. Radreisen<br />
der Deutschen (gerundet).<br />
Das bedeutet einen Anteil von 4,2 % Radreisen an allen Urlaubsreisen in<br />
Deutschland.<br />
14,73 Mio. Reisen<br />
6,80 Mio. Reisen<br />
21,53 Mio. Reisen<br />
0,91 Mio. Reisen<br />
Maximalberechnung Radreisen in Deutschland<br />
Laut F.U.R wird bei rund 11 % aller Urlaubsreisen der Deutschen das Radfahren<br />
häufig oder sehr häufig ausgeübt<br />
∑ Minimum Radreisen in Deutschland<br />
∑ Maximum Radreisen in Deutschland<br />
2,36 Mio. Reisen<br />
0,91 Mio. Reisen<br />
2,36 Mio. Reisen<br />
1)<br />
Ohne die sog. Kurzreisen (laut Reiseanalyse der F.U.R) weil für <strong>Saar</strong>land nicht exakt quantifizierbar,<br />
daher sogar noch Untererfassung des tatsächlichen Volumens.<br />
Quelle: Eigene Berechnungen dwif 2005 auf Basis ADFC 2005, F.U.R 2004<br />
Tab. 26: Berechnung der Radreisen im <strong>Saar</strong>land<br />
Ankünfte <strong>Saar</strong>land in gewerblichen Betrieben 2004 1)<br />
Ankünfte in <strong>Saar</strong>land auf Campingplätzen 2004 1)<br />
Ankünfte gesamt (gewerblich + Camping)<br />
698.469 Reisen<br />
29.932 Reisen<br />
728.401 Reisen<br />
Minimalberechnung:<br />
Anteil der Radreisen an Gesamtreisen im <strong>Saar</strong>land: 4,2 % (gerundet)<br />
(Basis: Übertragung Deutschlandwert)<br />
30.600 Reisen<br />
Maximalberechnung:<br />
80.100 Reisen<br />
Annahme, dass bei 11 % der Reisen (Ankünfte) Aktivität Radfahren (sehr)<br />
häufig ausgeübt wird; Übertragung ADFC-Wert (gerundet)<br />
∑ Minimum Radreisen im <strong>Saar</strong>land<br />
30.600 Reisen<br />
∑ Maximum Radreisen im <strong>Saar</strong>land<br />
80.100 Reisen<br />
1)<br />
Eine Ankunft (= eine Person) entspricht einer Reise.<br />
Quelle: Eigene Berechnungen dwif 2005 auf Basis ADFC 2005, F.U.R 2004, Statistisches Landesamt<br />
<strong>Saar</strong>land 2005<br />
42<br />
F.U.R, 2004.<br />
43<br />
ADFC, 2005.<br />
44<br />
Statistisches Landesamt <strong>Saar</strong>land 2005.<br />
101
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Erläuterungen:<br />
Bei der Maximalberechnung sind diejenigen Urlauber nicht erfasst worden, die nur „ab<br />
und zu“ das Rad im Urlaub zur Aktivität nutzen, sondern nur diejenigen, die diese Aktivität<br />
„häufig“ bis „sehr häufig“ ausüben.<br />
Unberücksichtigt bleiben für die Betrachtung der Nachfrage diejenigen Radreisen, die<br />
im Zusammenhang mit Verwandten- und Bekanntenbesuchen, einem Teil des sog.<br />
„Grauen Beherbergungsmarktes“, erfolgen.<br />
Eine Quantifizierung der organisierten Radreisen kann auf Grund mangelnder Daten<br />
nicht vorgenommen werden.<br />
Darüber hinaus sind die Tagesausflüge nicht in die Berechnung einbezogen worden. Auf<br />
Grundlage der dwif-Studie „Tagesreisen der Deutschen“ können Aussagen zum Volumen<br />
im <strong>Saar</strong>land gemacht werden. Insgesamt fanden 1993 2,033 Mrd. 45 Inlandsausflüge<br />
statt. Von diesen wurden 4,9 % (ca. 100.000 Mio.) mit dem Fahrrad unternommen 46 . Die<br />
Gesamtanzahl der Ausflüge ins <strong>Saar</strong>land betrug im Jahr 1993 50,6 Mio. Überträgt man<br />
das bundesweite Ergebnis der Radausflüge auf das <strong>Saar</strong>land, so ergibt sich pro Jahr ein<br />
Volumen von 2,47 Mio. Tagesausflügen mit dem Rad ins <strong>Saar</strong>land 47 . Es zeigt sich, dass<br />
die Anzahl der Radausflügler diejenigen der übernachtenden Radreisenden im <strong>Saar</strong>land<br />
um ein Vielfaches übertrifft.<br />
Die Schätzung des gesamten Nachfragevolumens für den Radtourismus im <strong>Saar</strong>land ergibt<br />
somit:<br />
Minimum<br />
Maximum<br />
30.600 Übernachtungsradreisen 80.100 Übernachtungsradreisen<br />
+ 2,47 Mio. Rad-Ausflüge + 2,47 Mio. Rad-Ausflüge<br />
Schlussfolgerungen: Die Datenlage muss im Zuge der weiteren Arbeiten zum Radtourismus<br />
im <strong>Saar</strong>land verbessert werden.<br />
2.6 Quellmärkte des Radtourismus<br />
Die Quellmärkte des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land können nur auf Grund der dwif-Umfrage<br />
2004 unter 29 Beherbergungsbetrieben, die auf Radfahrer ausgerichtet sind, ermittelt werden.<br />
Gesicherte quantitative Aussagen wären nur auf der Grundlage von Erhebungen mit<br />
einer größeren Grundgesamtheit möglich. Die aufgeführte Rangfolge ist daher als Tendenzaussage<br />
zu betrachten.<br />
45<br />
Vgl. Harrer et al., 1995, S. 30.<br />
46<br />
Vgl. Harrer, 1998, S. 142.<br />
47<br />
Neuauflage Tagesreisen der Deutschen erfolgt derzeit, im Sommer 2005 liegen Ergebnisse vor.<br />
102
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 27: Quellgebiete für den übernachtenden Radtourismus im <strong>Saar</strong>land (Einschätzung<br />
der befragten Betriebe)<br />
Deutschland Rang Ausland Rang<br />
Rheinland-Pfalz 1 Niederlande 1<br />
Baden-Württemberg, <strong>Saar</strong>land 2 Frankreich, Belgien, Schweiz 2<br />
Nordrhein-Westfalen 3 Luxemburg 3<br />
Hessen 4<br />
Quelle: Eigene Erhebung dwif 2004, Befragung von 29 Leistungsträgern.<br />
Schlussfolgerung: Übernachtende Radtouristen und Radausflügler im <strong>Saar</strong>land kommen<br />
fast ausschließlich aus den unmittelbar angrenzenden Bundesländern und Ländern. Auch<br />
das <strong>Saar</strong>land selbst stellt einen wichtigen Teil an Radfahrern.<br />
2.7 Zielmärkte des Radtourismus Deutschland<br />
Der ADFC erhebt jährlich mit Hilfe einer Befragung seiner Mitglieder die Beliebtheit von<br />
Radfernwegen und Radreisezielen. Die Erhebung erfolgt ungestützt und spiegelt damit<br />
auch die Bekanntheit der Radfernwege und Reiseregionen wieder. Insgesamt gibt es rund<br />
190 Radfernwege in Deutschland und fast alle Reiseregionen werben um Radtouristen.<br />
Tab. 28: Beliebteste Radfernwege in Deutschland<br />
Rang 2003 2004 2005<br />
1 Weserradweg Weserradweg Elberadweg<br />
2 Donauradweg Elberadweg Weserradweg<br />
3 Elberadweg Donauradweg Donauradweg<br />
4 Ostseeküstenradweg Altmühltalradweg Altmühltalradweg<br />
5 Mainradweg Mainradweg Oder-Neiße-Radweg<br />
6 Altmühltalradweg Oder-Neiße-Radweg Rheinradweg<br />
7 Moselradweg Moselradweg Mainradweg<br />
8 Oder-Neiße-Radweg Rheinradweg Werraradweg<br />
9 Rheinradweg Bodenseeradweg Lahnradweg<br />
10 Bodenseeradweg Ostseeküstenradweg Neckarradweg<br />
Quelle: ADFC Radreiseanalyse 2003-2005<br />
Im Hinblick auf das <strong>Saar</strong>land kann gesagt werden, dass sich die drei überregional beworbenen<br />
Radwege: <strong>Saar</strong>-Radweg, <strong>Saar</strong>land-Radweg und VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux noch nicht unter<br />
den zehn beliebtesten Radfernwegen wieder finden.<br />
103
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 29:<br />
Die beliebtesten Radregionen Deutschlands<br />
Rang 2002 2003 2004 2005<br />
1 Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
2 Bayern Bayern Franken Franken<br />
3 Münsterland Franken Bayern Bayern<br />
4 Franken Münsterland Münsterland Brandenburg<br />
5 Mecklenburgische<br />
Seenplatte<br />
Bodensee Hessen Mecklenburgische<br />
Seenplatte<br />
6 Hessen Hessen Brandenburg Münsterland<br />
7 Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Ostseeküste Bodensee<br />
8 Baden-Württemberg Allgäu Schwarzwald Eifel<br />
9 Allgäu Ostfriesland Bodensee Schleswig-Holstein<br />
10 Eifel Rheinland-Pfalz Eifel Alpen/Voralpen<br />
11 Ostfriesland Baden-Württemberg Mecklenburgische - -<br />
Seenplatte<br />
12 Schwarzwald Eifel Lüneburger Heide - -<br />
Quelle: ADFC-Radreiseanalyse 2002-2005<br />
Abb. 53: Radreiseziele deutscher Radtouristen<br />
Die beliebtesten Radregionen Deutschlands<br />
sind seit einigen Jahren Mecklen-<br />
Andere Europa<br />
Tschechien<br />
Ausserhalb<br />
7%<br />
2%<br />
Europa<br />
Baltikum<br />
2%<br />
burg-Vorpommern, Bayern und darin<br />
3%<br />
noch einmal speziell Franken. Das <strong>Saar</strong>land<br />
ist als Radreiseregion nicht unter<br />
Irland<br />
1%<br />
Schweden<br />
2%<br />
Schweiz<br />
Niederlande<br />
Deutschland<br />
4%<br />
44%<br />
den beliebtesten 12 Regionen zu finden.<br />
Auch Rheinland-Pfalz wurde lediglich im<br />
Jahr 2003 auf Rang 10 einmal unter die<br />
6%<br />
beliebtesten Regionen gewählt. Die Eifel,<br />
Spanien<br />
2%<br />
die in den Bundesländern Rheinland-<br />
Österreich<br />
Frankreich<br />
Pfalz und Nordrhein-Westfalen liegt,<br />
6% Polen<br />
7%<br />
5% Dänemark Italien<br />
konnte ihre Position über die Jahre halten<br />
und sogar leicht verbessern. Das<br />
3% 6%<br />
Quelle: ADFC-Radreiseanalyse 2005<br />
Ranking macht deutlich, dass die natürlichen<br />
Gegebenheiten (bergig/flach, Küste/Binnenregion)<br />
bei der Beliebtheit nicht von Bedeutung sind. Entscheidend ist vielmehr<br />
die Bildung einer radtouristischen Marke. Dies ist jedoch nur langfristig möglich.<br />
Schlussfolgerung: Das <strong>Saar</strong>land, seine Regionen sowie seine Radfernwege spielen innerhalb<br />
der Radreiseziele deutscher Radtouristen derzeit noch keine herausragende Rolle. Im Zuge<br />
der Weiterentwicklung des Radtourismus <strong>Saar</strong>land wird es eine Aufgabe sein, durch einen<br />
Markenbildungsprozess und zielgerichtetes Marketing eine bessere Stellung innerhalb des<br />
Gesamtmarktes zu erreichen.<br />
104
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3. Volkswirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Radtourismus<br />
3.1 Nachfrageseitige Bestimmung<br />
Schlüsselerkenntnis: Für die Quantifizierung der Ausgaben und Umsätze liegen nur rudimentäre,<br />
teilweise auch veraltete Daten vor. Dennoch erfolgt eine annäherungsweise Schätzung<br />
zumindest der Umsätze.<br />
Eine exakte Berechnung der Umsatz-, Einkommens- und Beschäftigungseffekte ist nicht<br />
möglich, denn<br />
bezüglich des Nachfragevolumens liegt für Radreisen der Übernachtungsgäste nur eine<br />
Minimal-Maximalrechnung vor (s. o.),<br />
die Berechnung der Tagesreisen per Rad basieren auf veralteten Daten von 1993, dies<br />
gilt auch für die Ausgaben.<br />
Man darf jedoch davon ausgehen, dass sowohl das Nachfragevolumen als auch die Ausgaben<br />
heute deutlich höher liegen dürften.<br />
Tab. 30: Schätzung der Brutto-Umsätze aus dem Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />
I Radreisende mit Übernachtung<br />
Nachfrage (Radaufenthalte) 30.600 - 80.100<br />
Tagesausgaben im <strong>Saar</strong>land/Person/Tag 48 aller Übernachtungsgäste<br />
Gewerbliche Betriebe (> 9 Betten):<br />
75,50 EUR<br />
Nicht-gewerbliche Betriebe (< 9 Betten):<br />
43,90 EUR<br />
Touristik-Camping:<br />
28,20 EUR<br />
Berechnung Umsatz<br />
Minimal 49<br />
30.600 x 43,90 € = 1,34 Mio. EUR<br />
Maximal 50<br />
80.100 x 43,90 € = 3,52 Mio. EUR<br />
II Rad-Tagesreisen<br />
Berechnung 51<br />
2,47 Mio. x 8,49 € = 20,97 Mio. EUR<br />
Umsatzvolumen Brutto Radtourismus <strong>Saar</strong>land<br />
(Minimal-Maximal)<br />
Quelle: Eigene Berechnung dwif 2005<br />
22,31 - 24,49 Mio. EUR<br />
Diese Annäherung ist angesichts der zur Verfügung stehenden Daten mit einem hohen Unsicherheitsgrad<br />
behaftet.<br />
48<br />
Vgl. Harrer/Scherr, 2002, S. 96ff.<br />
49<br />
Aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht wird zur Berechnung der mittlere Wert von 43,90 EUR<br />
verwendet, da Radreisende alle Quartierformen nutzen.<br />
50<br />
Aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht wird zur Berechnung der mittlere Wert von 43,90 EUR<br />
verwendet, da Radreisende alle Quartierformen nutzen.<br />
51<br />
Vgl. Harrer et al., 1995, S. 30; Harrer 1998, S. 142.<br />
105
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Es wird zudem deutlich, dass die Umsätze, die aus den Ausgaben der Rad-Tagesreisen resultieren,<br />
einen Anteil am gesamten Bruttoumsatz zwischen 94 % und 86 % haben. Auch<br />
wird klar, dass es sich beim Radtourismus um einen starken und vor allem wachsenden<br />
Wirtschaftszweig handelt. Eine bundesweite Messgröße dafür sind die Ausgaben der Bundesbürger<br />
für Freizeitbeschäftigungen. Für den Radtourismus wurde für das Jahr 2001 ein<br />
jährlicher bundesweiter Branchenumsatz von 4 Mrd. EUR ermittelt. Dieses Ergebnis basiert<br />
auf der Untersuchung des Arbeitskreises Freizeitwirtschaft des Institutes der Deutschen<br />
Wirtschaft Köln 52 .<br />
In den folgenden Ausführungen werden, soweit verfügbar, detaillierte Angaben zum Beschäftigungseffekt<br />
gemacht, der mit dem Radtourismus im <strong>Saar</strong>land verbunden ist.<br />
3.2 Radtourismusabhängige Arbeitsplätze<br />
Die Zweiradmechaniker bieten dem Radtouristen verschiedene Serviceleistungen wie Fahrradverleih,<br />
Reparatur, Ersatzteile und Zubehör. Selbstverständlich ist auch der Fahrradhandel,<br />
der durch Betriebe der Zweiradmechanik in hoher Qualität gewährleistet wird, eine<br />
wichtige Serviceleistung für Radausflügler und Radtouristen. Aufgrund der Vielzahl kleiner<br />
und mittelständischer Unternehmen entsteht ein engmaschiges Servicenetz. Die Zahl der<br />
Zweiradbetriebe im <strong>Saar</strong>land schwankt leicht. Seit 2000 ist ein leichter Aufwärtstrend zu<br />
erkennen.<br />
Tab. 31: Betriebe der Zweiradmechanik<br />
Jahr Zahl der Betriebe<br />
1998 39<br />
1999 44<br />
2000 38<br />
2001 41<br />
2002 41<br />
2003 45<br />
2004 47<br />
Quelle: Handwerkskammer des <strong>Saar</strong>landes, 4/2005<br />
Insgesamt 126 fahrradfreundliche Beherbergungsbetriebe unterschiedlichster Kategorien<br />
im <strong>Saar</strong>land wurden zur Zahl ihrer Mitarbeiter befragt. 29 Betriebe machten hierzu Angaben.<br />
Zusammengenommen waren 2004 in diesen 29 befragten Betrieben insgesamt 427 Mitarbeiter<br />
Voll- und Teilzeitbeschäftigte in diesen Betrieben tätig. Der Anteil der Rad-Gäste<br />
macht in diesen Häusern 11,7 % aus. Rein rechnerisch ergibt sich daraus, dass 50 Voll- und<br />
Teilzeitarbeitsplätze dem Radtourismus zugerechnet werden können. Zur Berechnung des<br />
tatsächlichen Arbeitsplatzeffektes müssten allerdings Daten über die Beschäftigten in allen<br />
Beherbergungsbetrieben des <strong>Saar</strong>landes zur Verfügung stehen. Insbesondere Daten der<br />
52<br />
Vgl. Themata-Freizeit-und Erlebniswelten Service GmbH, 2003, S. 54ff.<br />
106
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Betriebe mit weniger als neun Betten müssten Berücksichtigung finden, da je nach Region<br />
9 % bis 30 % der Radreisenden kleine Betriebe zur Übernachtung bevorzugen.<br />
Tab. 32:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung, Handel,<br />
Reparatur und Verleih von Fahrrädern in Deutschland<br />
Wirtschaftszweig<br />
(WZ93 bis Juni 2002, WZ2003 ab Juni 2003)<br />
Kennziffer<br />
1998 1999 2000 2001* 2002 *² 2003 *² 2004* 2<br />
Herstellung von Fahrrädern 3542 5.501 5.356 5.297 5.170 4.390 4.250 3.497<br />
davon Herstellung von Fahrrädern (ohne Fahrradteile) 35421 3.912 3.833 3.721 3.377 3.248 3.151 2.639<br />
Herstellung von Fahrradteilen und Zubehör 35422 1.589 1.523 1.576 1.793 1.142 1.099 858<br />
Handelsvermittlung von Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />
Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />
Großhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />
Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />
51184<br />
51473<br />
1.333<br />
5.897<br />
1.358<br />
5.909<br />
1.476<br />
6.053<br />
1.677<br />
5.933<br />
1.717<br />
6.053<br />
1.932<br />
6.087<br />
1.953<br />
6.189<br />
Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör, 52487<br />
Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln) 52497,52498<br />
24.606 25.609 26.899 27.658 28.790 27.129 25.761<br />
darunter mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör 52497 19.712 11.769<br />
Reparatur von Fahrrädern 52741 828 837 849 835 844 770 748<br />
Verleih von Sportgeräten und Fahrrädern 71402 163 197 259 208 224 259 252<br />
Summe 38.328 39.266 40.833 41.481 42.018 40.427 38.400<br />
* berichtigt (Dateistand Mai 2002)<br />
*² vorläufige Daten<br />
Quelle: Arbeitsamt Rheinland-Pfalz 4/2005<br />
Tab. 33:<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
Juni<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Bereichen Herstellung, Handel,<br />
Reparatur und Verleih von Fahrrädern im <strong>Saar</strong>land 53<br />
Wirtschaftszweig<br />
(WZ93 bis Juni 2002, WZ2003 ab Juni 2003)<br />
Kennziffer<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
Juni<br />
1998 1999 2000 2001* 2002 *² 2003 *² 2004 *²<br />
Herstellung von Fahrrädern 3542<br />
davon Herstellung von Fahrrädern (ohne Fahrradteile) 35421<br />
Herstellung von Fahrradteilen und Zubehör 35422<br />
Handelsvermittlung von Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />
Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />
Großhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör,<br />
Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln)<br />
51184<br />
51473<br />
23<br />
36<br />
23<br />
35<br />
23<br />
35<br />
16<br />
42<br />
14<br />
41<br />
13<br />
39<br />
14<br />
39<br />
Einzelhandel mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör, 52487<br />
Sport- und Campingartikeln (ohne Campingmöbeln) 52497,52498<br />
331 387 367 353 379 365 343<br />
darunter mit Fahrrädern, Fahrradteilen und Zubehör 52497 154 79<br />
Reparatur von Fahrrädern 52741 1 1<br />
Verleih von Sportgeräten und Fahrrädern 71402<br />
Summe 390 446 426 411 434 417 396<br />
* berichtigt (Dateistand Mai 2002)<br />
*² vorläufige Daten<br />
Quelle: Arbeitsamt Rheinland-Pfalz 4/2005<br />
Schlussfolgerung: 2004 waren in den Bereichen Herstellung, Handel, Reparatur und Verleih<br />
von Fahrrädern im <strong>Saar</strong>land insgesamt 396 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.<br />
Die Handwerkskammer verzeichnet 47 Betriebe der Zweiradmechanik. Der Anteil an<br />
Radtouristen in fahrradfreundlichen Beherbergungsbetrieben lag bei 11,7 %. Aufgrund dieser<br />
inhomogenen Datenlage können keine belastbaren Aussagen zum Arbeitsplatzeffekt<br />
des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land gemacht werden. Berücksichtigung finden müssten bei einer<br />
solchen Berechnung auch der Einzelhandel, die Gastronomie sowie das kulturelle Angebot.<br />
53<br />
Im <strong>Saar</strong>land gibt es einen Fahrradhersteller mit Sitz in <strong>Saar</strong>brücken - die Utopia Velo GmbH -,<br />
deren Beschäftigte in der Statistik nicht in der Herstellung, sondern im Großhandel aufgeführt<br />
werden. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus den Bereichen Reparatur und Verleih<br />
von Fahrrädern sind in der Statistik vorrangig im Bereich Handel gelistet, zudem sind hier vornehmlich<br />
Selbständige und mithelfende Familienmitglieder tätig.<br />
107
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.3 Anbieterbezogene Analyse anhand der Dienstleistungskette<br />
Wesentlich für eine positive touristische Entwicklung ist das Funktionieren der Dienstleistungskette.<br />
Unterbrechungen der Kette führen zu Qualitätseinbußen, welche sich negativ<br />
auf die Wettbewerbsfähigkeit der Region auswirken. Radtouristen stellen als Zielgruppe<br />
andere Anforderungen an eine Region als beispielsweise Kurgäste. Auf die besonderen Bedürfnisse<br />
von Radreisenden an die Zielregion geht die Dienstleistungskette von Steiner ein.<br />
Tab. 34: Dienstleistungskette im Radtourismus<br />
Die<br />
qualifiziertes Infomaterial<br />
Vorabinformation Erreichbarkeit der Informationsstellen auf verschiedenen Informationswegen<br />
kundenorientierte Öffnungszeiten der Touristinformationsstellen<br />
Freundlichkeit und Kompetenz des Personals<br />
Die Buchung einfach und bequem<br />
schnell und sicher<br />
Verkauf zusätzlicher Dienstleistungen (z. B. Theaterkarten, Radkarten,<br />
Gepäcktransfer u. Ä.)<br />
Die Anreise Wahlmöglichkeit verschiedener Anreiseformen<br />
Transferangebot Bahnhof-Quartier<br />
Anreiseskizze bei PKW-Anreise<br />
sichere Abstellmöglichkeit für PKW und Rad<br />
Die Unterkunft fahrradfreundliche Ausstattung<br />
Mitarbeiter können Fragen zu Radtouren beantworten.<br />
Mitarbeiter geben Tipps für Sightseeing etc.<br />
Die Radtour Beschaffenheit und Qualität der Radwege<br />
kundenorientierte Wegweisung<br />
qualitativ gutes Kartenmaterial<br />
Öffnungszeiten und Dichte der Gastronomie<br />
organisierter Gepäcktransfer bei Bedarf<br />
organisierter Rad- und Personentransfer bei Bedarf<br />
Die Abreise Verabschiedung der Gäste<br />
ggf. Organisation erforderlicher Transfers<br />
Nachbereitung<br />
Quelle: Steiner 1999<br />
Zusammenfassend werden die radtouristischen Dienstleistungen im <strong>Saar</strong>land graphisch<br />
dargestellt und anschließend anbieterbezogen analysiert.<br />
108
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 54: Die radtouristische Dienstleistungskette im <strong>Saar</strong>land<br />
Reisevorbereitung<br />
Anreise<br />
Aufenthalt<br />
Abreise<br />
Reisenachbereitung<br />
Information<br />
Anreise<br />
• Radtouristische Magazine:<br />
•Bahn<br />
Bundesweit 5 Anbieter mit 8<br />
•Fahrrad<br />
deutschlandweiten<br />
•PKW<br />
Magazinen<br />
•Flugzeug<br />
•Bus<br />
• Internet:<br />
7 relevante Portale für das<br />
Bundesgebiet,<br />
4 relevante Portale für das <strong>Saar</strong>land<br />
• Kartenmaterial:<br />
Bundesweit 4 große Anbieter<br />
mit 12 radtouristischen Produkten<br />
im <strong>Saar</strong>land<br />
• 3 spezialisierte Radmessen<br />
(insgesamt ca. 100.000<br />
(Fach)besucher) in Köln,<br />
Friedrichshafen und Stuttgart,<br />
weitere touristische Messen<br />
Buchung<br />
• Angebote wie Pauschalen der regionalen<br />
Tourismusorganisationen und der<br />
TourismusZentrale <strong>Saar</strong>land<br />
Infrastruktur<br />
• ca. 600 km überregional vermarktete Radrouten<br />
• ca. 450 km regionale Radrouten und<br />
Anbindungsradwege<br />
Übernachten<br />
•126 fahrradfreundliche Betriebe ,<br />
davon 49 nach den 7 Kriterien des ADFC Bett &<br />
Bike-Betriebe mit 1089 Zimmern und 2694<br />
Betten<br />
Verleih & Service<br />
• mind. 13 Fahrradverleihe<br />
• rund 45 Betriebe im Fahrradeinzelhandel<br />
und Fahrradreparaturservice<br />
Mobilität vor Ort<br />
•ÖPNV<br />
• Fahrradmitnahme<br />
• Gepäcktransport<br />
• Fotoentwicklung,<br />
Reinigung,<br />
• Erzählen von positiven<br />
(Ø 3 mal) und negativen<br />
Erlebnissen (Ø 10 mal)<br />
• Reiseberichte, z.B. im Internet<br />
Quelle: dwif 2005<br />
3.3.1 Reisevorbereitung: Information<br />
Schlüsselerkenntnis: Gerade für den vorwiegend individuell geplanten Radtourismus ist die<br />
gründliche Vorbereitung der Radreise - hier ist vor allem die Radreise im engeren Sinne<br />
gemeint - sehr wichtig. Hierfür bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, vor allem radtouristische<br />
Magazine, radtouristisches Kartenmaterial, darüber hinaus das Internet sowie Angebote<br />
von Tourismusorganisationen und (rad-) touristische Messen.<br />
3.3.1.1 Radtouristische Magazine<br />
Insgesamt lassen sich acht große Magazine ermitteln, die eine bundesweite Reichweite haben<br />
und sich an die Zielgruppe der Radfahrer bzw. Radtouristen wenden:<br />
RadWelt: Mitgliedermagazin des ADFC, Herausgeber: ADFC (6 Ausgaben/Jahr).<br />
aktiv Radfahren, Herausgeber: Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG (10 Ausgaben/Jahr).<br />
bike sport news: Herausgeber Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG (10 Ausgaben/Jahr).<br />
Tour: Rennradmagazin, Herausgeber Delius Klasing Verlag GmbH (12 Ausgaben/Jahr).<br />
109
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
bike: Mountainbikemagazin, Herausgeber: Delius Klasing Verlag GmbH (12 Ausgaben/<br />
Jahr).<br />
Trekkingbike: Fahrradmagazin, Herausgeber: Delius Klasing Verlag GmbH (6 Ausgaben/<br />
Jahr).<br />
RADtouren, Herausgeber: Wüst Repro Service GmbH (6 Ausgaben/Jahr).<br />
MountainBIKE, Herausgeber: Sport + Freizeit Verlag GmbH & Co. KG (12 Ausgaben/Jahr).<br />
3.3.1.2 Radtouristische Printprodukte<br />
Im Folgenden werden alle diejenigen Printprodukte aufgeführt, die sich auf das <strong>Saar</strong>land<br />
und seine Radrouten ganz oder teilweise beziehen und kostenlos erhältlich sind. Neben<br />
diesen Produkten sind eine große Anzahl Radreiseführer und Radwanderkarten erhältlich.<br />
Diese werden im Kapitel 3.3.3 aufgelistet.<br />
Deutschland per Rad entdecken wird von der DZT und dem ADFC gemeinsam herausgegeben.<br />
Inhalt: 150 ausgewählte Radfernwege (davon vier durch das <strong>Saar</strong>land) in<br />
Deutschland mit Infos über Verlauf, Anreise sowie beispielhaften Pauschalangeboten<br />
und Tipps zur individuellen Reiseplanung. Im Jahr 2005 erschien das Magazin mit einer<br />
Auflage von 450.000 deutschen und 50.000 englischen Exemplaren. Neuauflagen erscheinen<br />
alle zwei Jahre. Die nächste Ausgabe ist für 2007 geplant. Schwerpunkte in der<br />
Vermarktung sind vor allem die Radfernwege und Angebote für Mountainbiker. Der Vertrieb<br />
erfolgt neben dem Versand auf Bestellung auch über Kooperationspartner der<br />
Fahrrad- und Outdoorindustrie.<br />
Zu dieser Publikation gehört ein Internetauftritt in Deutsch und Englisch mit 70.000 Besuchen<br />
monatlich (http://www.deutschland-tourismus.de/radfahren/). Die Internetseite<br />
bietet viele zusätzliche Tipps und Hinweise, z. B. auf aktuelle Events. In Kooperation mit<br />
Nestlé werden im Jahr 2005 ausgewählte Routen auf Packungen von Frühstückscerialien<br />
vorgestellt und Bestellcoupons abgedruckt. Das <strong>Saar</strong>Radland stellt sich auf zwei<br />
Seiten dar. Vorgestellt werden der <strong>Saar</strong>-Radweg, der <strong>Saar</strong>land-Radweg, der <strong>Saar</strong>-Nahe-<br />
Höhen-Radweg und die MTB-Region St. Wendeler Land. Beworben werden folgende<br />
Radler-Pauschalen: Schlemmerradeln im <strong>Saar</strong>land, Drei Flüsse Tour Rhein-Mosel-<strong>Saar</strong><br />
und das St. Wendeler Rad- und MTB-Wochenende.<br />
Radreisen (2005): Radreisenkatalog für das ganze Bundesgebiet. Herausgeber sind Rückenwind<br />
Reisen und der ADFC, Auflage im Jahr 2005: 130.000 Exemplare. Parallel gibt<br />
es hierzu eine Webadresse: www.radreisen-online.de. Radreisen erscheint jährlich. Inhalt:<br />
130 ausgewählte Radreisen in Deutschland, Europa und der Welt, insgesamt eine<br />
Radreise ins <strong>Saar</strong>land. Die Pauschale hat den Titel: Radurlaub im Dreiländereck, sie führt<br />
durch Deutschland, Frankreich und Luxemburg. Auf Wunsch kann die Route mittels GPS<br />
(Geo Position System, ermöglicht einen genaue Standortermittlung per Satellit und das<br />
Nachverfolgen bereits gespeicherter Routen) nachgefahren werden.<br />
<strong>Saar</strong>land mit grenzenlosem Charme – Radfahren und Wandern (2005): Vorstellung des<br />
<strong>Saar</strong>Radlandes, der Beschilderung, der schönsten Routen und des Themas Moutainbiking.<br />
Neben Pauschalangeboten werden alle Bett & Bike-Betriebe aufgeführt. Ein weite-<br />
110
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
res Thema ist: Service und Infos rund ums Rad. Erschienen im Jahr 2005, Herausgeber<br />
ist die TZS.<br />
<strong>Saar</strong>land mit grenzenlosem Charme – Die schönsten Routen im <strong>Saar</strong>Radland: Von der<br />
TZS in Zusammenarbeit mit Pietruska Verlag herausgegebene Übersichtskarte im Maßstab<br />
1:150.000, erschienen 2004.<br />
VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux (Flyer): Übersichtskarte mit Verlauf der Route sowie touristische<br />
Informationen. Herausgegeben vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des <strong>Saar</strong>landes<br />
zur ITB 2005 als Streuprodukt zweisprachig.<br />
Zusätzlich sind im Buchhandel folgende Produkte erhältlich:<br />
Bielefelder Verlag: Spiralo <strong>Saar</strong>land-Radweg.<br />
Esterbauer Verlag: <strong>Saar</strong>land-Radweg und <strong>Saar</strong>-Radweg als Bikeline-Radwanderführer.<br />
Best-Practice-Beispiel: Printprodukt<br />
Elberadweg<br />
Länderübergreifend,<br />
Übersichtliches, ansprechendes Design,<br />
Informativ: Unterkünfte, Bahnanreise,<br />
Kilometerangeben, weitere Infomöglichkeiten,<br />
Format für Fahrradtasche,<br />
kostenlos<br />
Schlussfolgerungen: Das <strong>Saar</strong>land als radtouristisches Urlaubsziel ist in überregionalen<br />
Printprodukten ausreichend präsent. In Planung befindet sich ein Radwanderführer für die<br />
VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux.<br />
3.3.2 Internetplattformen<br />
Das Internet wird zunehmend wichtiger für die Reisevorbereitung. Dies gilt auch für den<br />
Radtouristen. Die folgenden Internetportale wurden gründlich recherchiert, erheben auf<br />
Grund der Dynamik dieses Mediums allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für das<br />
ganze Bundesgebiet lassen sich derzeit sieben Portale ermitteln:<br />
www.adfc.de, Homepage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs,<br />
www.bettundbike.de, Homepage von Bett & Bike Deutschland,<br />
www.radreisen-online.de, Radreiseveranstalterportal,<br />
www.fahrradreisen.de, Radreisen-Datenbank: Veranstalter, Radwege etc.,<br />
www.radfahren.de, Homepage des Magazins: aktiv Radfahren,<br />
www.deutschland-tourismus.de, Homepage DZT: Deutschland per Rad entdecken mit<br />
Routenfinder,<br />
www.bikefreaks.de, Forum mit Reiseberichten und zum Austausch von radbezogenen<br />
Informationen.<br />
111
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Für das <strong>Saar</strong>land lassen sich die folgenden Onlineportale aufführen:<br />
www.tz-s.de/Radfahren, Internetportal der Tourismuszentrale <strong>Saar</strong>land GmbH: Radpauschalen,<br />
Hinweise auf Radroutennetz, Bett & Bike, Events u. v. m.,<br />
www.saarradland.de<br />
www.adfc.saar-online.de, Internetseite des ADFC Landesverband <strong>Saar</strong>land e.V., Beschreibung<br />
aller Radwege, Bett & Bike, Fahrradvermietung, weiterführende Informationen,<br />
www.lkvk.saarland.de, Homepage des Landesamtes für Kartaster-, Vermessungs- und<br />
Kartenwesen <strong>Saar</strong>land: Karten+ digitale Karten,<br />
www.saarlorlux.saarland.de, Informationen zum grenzüberschreitenden <strong>Saar</strong>LorLux-<br />
Radweg-Projekt.<br />
3.3.3 Radtouristisches Kartenmaterial<br />
Die wichtigsten Kategorien sind Radtouren-, Radwander- und topographische Karten. Oft<br />
gibt es kombinierte Wander- und Radwanderkarten. Radtourenkarten in den Maßstäben<br />
1:150.000 und kleiner richten sich an Radtouristen, die größere Distanzen zurücklegen,<br />
während die Radwanderkarten in größeren Maßstäben für kürzere Touren gedacht sind.<br />
Eine Übersicht des Kartenmaterials für das <strong>Saar</strong>land gibt folgende Tabelle. Die Auflagenhöhe<br />
einzelner Kartenwerke konnte trotz Recherche nicht ermittelt werden (betriebsinterne<br />
Daten). Auf Grundlage der Radreiseanalysen des ADFC wird die jährliche Absatzmenge der<br />
Radtourenkarte des ADFC mit ca. 200.000 Exemplaren pro Jahr angegeben 54 . Folgende rund<br />
530 radtouristischen Kartenangebote lassen sich ermitteln, davon 12 für das <strong>Saar</strong>land:<br />
BVA Bielefelder Verlag GmbH & Co. KG: insgesamt 171 radtouristische Produkte Deutschland<br />
27 ADFC-Radtourenkarten, davon 1 <strong>Saar</strong>land,<br />
43 ADFC-Regionalkarten, davon 2 <strong>Saar</strong>land,<br />
34 Kreiswanderkarten, davon keine über das <strong>Saar</strong>land,<br />
8 Radwanderführer: die schönsten Radfernwege, davon keiner im <strong>Saar</strong>land<br />
23 Radwanderführer: Die schönsten Radtouren, davon keiner im <strong>Saar</strong>land<br />
36 Spiralos, davon 1 <strong>Saar</strong>land.<br />
Verlag Esterbauer GmbH (Auswahl): insgesamt rund 80 radtouristische Produkte für<br />
Deutschland<br />
72 Radtourenbücher, davon 2 <strong>Saar</strong>land (In Produktion: Radreiseführer bikeline zur VeloRoute<br />
<strong>Saar</strong>LorLux (Erscheinungstermin Spätsommer 2005), 120 Seiten),<br />
Bett & Bike-Verzeichnis <strong>Saar</strong>land,<br />
VeloRoute<strong>Saar</strong>LorLux ab Sommer 2005.<br />
54<br />
Vgl. ADFC Radreiseanalysen 2000-2005. o. S.<br />
112
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Kompass Verlag: insgesamt rund 190 wander- und radspezifische Produkte Deutschland,<br />
124 Wander- und Radtourenkarten Deutschland, davon 1 <strong>Saar</strong>land,<br />
37 Radwanderführer, davon keiner zum <strong>Saar</strong>land,<br />
28 GPS-Routenplaner - Outdoorkarten, davon keine über das <strong>Saar</strong>land.<br />
Pietruska Verlag: insgesamt rund 35 radtouristische Karten<br />
16 Radwander- und Ferienkarten, davon 2 <strong>Saar</strong>land,<br />
11 Wander- und Erlebniskarten, davon 2 <strong>Saar</strong>land,<br />
10 weitere radtouristische Produkte, davon keines im <strong>Saar</strong>land.<br />
Schlussfolgerung: Die Zahl der Radreiseführer und Fahrradkarten für das <strong>Saar</strong>land ist innerhalb<br />
des Gesamtangebotes der Verlage ausreichend.<br />
3.3.4 Radmessen<br />
Deutschlandweit gibt es 13 touristische Messen, auf denen der Radtourismus eine mehr<br />
oder weniger große Rolle spielt. Neben den großen touristischen Messen wie ITB Berlin<br />
oder CMT in Stuttgart (Präsenz des <strong>Saar</strong>landes) gibt es einige Messen, wie z. B. die ADFC-<br />
Radreisemesse Bonn und Hamburg, die sich ausschließlich dem Radtourismus widmen.<br />
Ebenso präsentiert sich das <strong>Saar</strong>land seit 2004 auf der Radmesse in Amsterdam.<br />
3.3.5 Reisevorbereitung: Buchung<br />
Innerhalb der Reisevorbereitung können Buchungen von Zimmern über regionale Tourismusorganisationen<br />
oder das Internet vorgenommen werden. Eine weitere Möglichkeit ist<br />
die Buchung eines Angebotspaketes bei einem Radreiseveranstalter oder einem lokalen<br />
Anbieter. Zumindest Unterkunft und Verpflegung enthalten diese Pakete immer. Weitere<br />
Leistungen sind: Mietrad, Pannenservice, Fahrradtasche, An- und Abreise, Gepäcktransport,<br />
Routenbeschreibung, Kartenmaterial, Reisebegleitung, Führungen, Eintritte. Angebote von<br />
Radreiseveranstaltern umfassen in der Regel eine Dauer von einer Woche, durch Kombination<br />
mehrer Angebote kann die Reise verlängert werden.<br />
Die Auswertung des Angebotes von 21 überregionalen Radreiseveranstaltern mit einem<br />
Gesamtangebot von 873 Radpauschalen ergab, dass Mecklenburg-Vorpommern mit 113<br />
Pauschalen Spitzenreiter ist, gefolgt von Bayern mit 62 Angeboten. Die mit 535 Radpauschalen<br />
größte Zahl an Radpauschalen entfällt auf das europäische Ausland. Mit drei Radpauschalen<br />
der Reiseveranstalter SoliTouren und Eurocycle liegt das <strong>Saar</strong>land zusammen<br />
mit Thüringen auf dem letzten Platz im Bundesländervergleich.<br />
Außerhalb dieses Vergleichs ist auch der Radreiseveranstalter Wikinger Reisen im <strong>Saar</strong>land<br />
aktiv. Zusätzlich bietet der Radreiseveranstalter Wikinger Reisen Katalog Radurlaub 2005<br />
eine Wochenpauschale „Genießertour an der <strong>Saar</strong>“ sowie eine Pauschale Rad und Schiff an<br />
Mosel und <strong>Saar</strong> an.<br />
113
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 35: Radtouristische Produkte regionaler Veranstalter 2005<br />
Dauer und Art der Pauschalreise<br />
Kurzreisen<br />
Eine Woche<br />
Radfahren, Schlemmen und Erleben<br />
Schlemmerradeln im <strong>Saar</strong>land (online buchbar)<br />
Radsportwochenende am Bostalsee<br />
Drei-Flüsse-Tour: Rhein-Mosel-<strong>Saar</strong> (online<br />
buchbar)<br />
Radwochenende im ROEMER<br />
Radwandern am Bostalsee<br />
Radwandern in Losheim am See<br />
In 7 Tagen einmal rund ums <strong>Saar</strong>land<br />
Rad- und Wanderwochenende in der <strong>Saar</strong>pfalz<br />
(GPS)<br />
Radwandern im Weinland-Grenzland <strong>Saar</strong>land<br />
Radeln an der <strong>Saar</strong> - Bett & Bike Hotel<br />
Mühlental (online buchbar)<br />
Ein Hotel zum Wohlfühlen<br />
Radeltage im <strong>Saar</strong>ländischen Schwarzwälder<br />
Hochland<br />
Dreiländer-Radtour- Grenzenlos Radfahren<br />
und Wandern<br />
Radeln im und um den Rosenkreis Neunkirchen<br />
Radler- und Wandertreff<br />
<strong>Saar</strong>brücker Versuchung<br />
„Quo Vadis“ - Römisches Wochenende<br />
Quelle: TZS: „Rad fahren und Wandern im <strong>Saar</strong>land 2005“<br />
Über die Publikation <strong>Saar</strong>land mit grenzenlosem Charme – Radfahren und Wandern vermarktete<br />
das <strong>Saar</strong>land im Jahr 2004 insgesamt 12 Radpauschalen regionaler Anbieter, im<br />
Jahr 2005 sind es schon 18 Angebote. Lediglich fünf dieser Angebote beziehen sich auf die<br />
Dauer von einer Woche und nur drei der Angebote sind auch über das Internet buchbar. Eigene<br />
Pauschalen sind im Vergleich zu Angeboten von Radreiseveranstaltern preiswerter;<br />
ein Nachteil jedoch ist, dass die Region dann nicht in den Katalogen überregionaler Radreiseveranstalter<br />
vertreten ist und Radreisende, die sich noch nicht auf eine Zielregion festgelegt<br />
haben, auf die Angebote des <strong>Saar</strong>landes nicht aufmerksam gemacht werden.<br />
Schlussfolgerung: Im Angebot überregionaler Radreiseveranstalter nimmt das <strong>Saar</strong>land<br />
derzeit eine nachgeordnete Position ein. Allerdings sind dabei die geringe Landesgröße<br />
und damit im Vergleich zu den großen Flächenländern die deutlich eingeschränkten Möglichkeiten<br />
des <strong>Saar</strong>landes zu berücksichtigen! Die Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land hat jedoch<br />
in den letzten Jahren attraktive Pauschalangebote konzipiert. Ziel in der Weiterentwicklung<br />
des Radtourismus muss es sein, Radreiseveranstalter von den Angeboten des <strong>Saar</strong>landes<br />
zu überzeugen.<br />
114
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.3.6 An- und Abreise<br />
Radtouristen zeigen ein deutlich anderes Verhalten als die übrigen Touristen, wenn es um<br />
die Wahl des Anreiseverkehrsmittels geht: Der PKW wird deutlich weniger genutzt, die Bahn<br />
und das eigene Fahrrad dagegen weit häufiger. Die Unterschiede in der Nutzungsintensität<br />
resultieren aus zwei Aspekten: Radausflügler nutzen besonders häufig das Fahrrad zur Anreise.<br />
Die Bahn wird besonders bei einer guten Anbindung an die Radrouten und gute Fahrradmitnahmemöglichkeiten<br />
gewählt. Busse transportieren nur in wenigen Ausnahmen Fahrräder,<br />
so dass die Nutzung dieses Verkehrsmittels gering ausfällt. Im Flugzeug ist die Fahrradmitnahme<br />
zwar in der Regel möglich, das Fahrrad muss hierzu jedoch speziell verpackt<br />
werden, zudem werden Transportgebühren erhoben, die die Anreise mit diesem Verkehrsmittel<br />
erst bei weiteren Distanzen lohnenswert machen. Zudem kann es bei unvorsichtiger<br />
Verladung der Fahrräder auf dem Flugplatz leicht zu Schäden am Fahrrad kommen.<br />
Tab. 36:<br />
Verkehrsmittelwahl Inland<br />
Radtourist 55 Tourist 56<br />
PKW 18-45 % 75 %<br />
Bahn 11-59 % 13 %<br />
Bus 1-6 % 11 %<br />
Flugzeug 0 % 1 %<br />
Fahrrad 5-59 % 0 %<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Bei der überregionalen Anreise spielt die Bahn eine wichtige Rolle. Die Mitnahme von Fahrrädern<br />
in der Bahn ist in allen Zugarten außer dem ICE prinzipiell möglich. „Durch die Umwandlung<br />
von InterCity zu ICE-Verbindungen wird die Fahrradmitnahme erschwert. Viele<br />
Destinationen sind bereits jetzt für Fahrradtouristen nicht mehr erreichbar.“ 57<br />
Tab. 37: Fahrradmitnahme im DB-Fernverkehr<br />
Jahr<br />
Transportierte Fahrräder<br />
2002 312.000<br />
2003 270.000<br />
2004 die Zahl der transportierten Fahrräder wird nicht veröffentlicht<br />
Quelle: ADFC Radreiseanalyse 2005<br />
Tab. 38: Fahrradmitnahme in Nachtzügen<br />
Jahr DB Nachtzug City Night Line<br />
2001 k. A. 4.333<br />
2002 11.884 7.763<br />
2003 13.367 10.968<br />
2004 16.405 18.241<br />
Quelle: ADFC Radreiseanalyse 2005<br />
55<br />
Vgl. diverse Diplomarbeiten.<br />
56<br />
Vgl. F.U.R. 2004.<br />
57<br />
ADFC Radreiseanalyse 2005.<br />
115
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Da die Fahrradmitnahme in ICE-Zügen nicht möglich ist, benötigen Radreisende mit der<br />
Bahn nach <strong>Saar</strong>brücken von Berlin ca. 8,5 Std., von Hamburg 8 Std., von München 5,5 Std.<br />
und von Leipzig sogar 10 Std.<br />
Fahrradmitnahme im Nahverkehr <strong>Saar</strong>land<br />
Die Fahrradmitnahme innerhalb des DB-Nahverkehrsnetzes im <strong>Saar</strong>land ist ab 9.00 Uhr kostenlos<br />
möglich. Aus diesem Grund liegen keine Zahlen der transportierten Fahrräder vor. In<br />
allen Bussen des <strong>Saar</strong>landes ist die Mitnahme von 2-3 Fahrrädern zum Preis eines Kinderfahrscheins<br />
möglich. Aus diesem Grund können seitens der Verkehrsbetriebe keine Angaben<br />
zur Nutzung dieses Transportangebotes gemacht werden.<br />
Grosses „Plus“: Bus und Rad <strong>Saar</strong>land<br />
Alle Busse im <strong>Saar</strong>land nehmen bis zu 3 Fahrräder<br />
mit. Hierdurch wird eine große Mobilität<br />
bei Pannen erreicht. Die Anreise ist zu vielen<br />
Start- und Endpunkten möglich. Der Bus kann<br />
als Alternative zu Überwindung von Abschnitten<br />
mit Steigungen genutzt werden.<br />
Schlussfolgerung: Die Anreisemöglichkeiten im <strong>Saar</strong>land in der Bahn mit Fahrradmitnahme<br />
sind gegeben, die Reisezeit ist jedoch sehr lang. Alternative Anreisemöglichkeiten mit Bus<br />
und Rad sind nicht gegeben.<br />
3.3.7 Aufenthalt<br />
3.3.7.1 Das radtouristische Routennetz<br />
Das Radroutennetz besteht aus Radfernwegen und Radwanderwegen. Unter Radfernwegen<br />
werden Radwege mit sehr gutem Ausbauzustand, eindeutiger Beschilderung und überregionalem<br />
Charakter verstanden, die sich für einen Radurlaub von mindestens einer Woche<br />
eignen. Radwanderwege sind meist deutlich schlechter ausgebaut, regional auf einen Landkreis<br />
beschränkt und haben eine größere Bedeutung für Tagesausflügler und Sternfahrer.<br />
Das Radroutennetz im <strong>Saar</strong>land umfasst insgesamt 750 km. Davon sind ca. 600 km überregional<br />
vermarktete Radwege, ca. 450 km regionale Radrouten und Anbindungsradwege.<br />
100 km des gesamten Radwegenetzes verlaufen auf Straßen.<br />
116
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Karte 7:<br />
Radroutennetz: <strong>Saar</strong>Radland<br />
Quelle:<br />
TZS<br />
Überregional vermarktete Radrouten im <strong>Saar</strong>land<br />
<strong>Saar</strong>-Radweg, 80 km,<br />
<strong>Saar</strong>land-Radweg, 362 km,<br />
<strong>Saar</strong>-Nahe-Höhen-Radweg, 69,5 km,<br />
MTB-Region St. Wendeler Land, 8 Rundkurse mit 270 km.<br />
Radwanderwege<br />
Anforderungen: leicht - mittel<br />
Köllertal-Radweg (21 km, verläuft auf einer ehem. Bahntrasse),<br />
<strong>Saar</strong>-Bostal-Radweg (60 km),<br />
Niedtalradweg (23 km),<br />
Europäischer Mühlenradweg (45 km),<br />
Sieben-Weiher-Tour (29 km),<br />
Skulpturen-Tour (37 km).<br />
Anforderungen: mittel - anspruchsvoll<br />
<strong>Saar</strong>-Oster Höhenradweg (64 km),<br />
<strong>Saar</strong>-Hunsrück-Radweg ( 110,5 km).<br />
117
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Die Anbindungsradwege in Nachbarregionen bleiben ohne Angaben der Anforderungen:<br />
Moselradweg, Nahe-Radweg, Glan-Blies-Radweg. In Planung und Umsetzung befindet sich<br />
die länderübergreifende VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux (Frankreich, Luxemburg, Rheinland-Pfalz,<br />
<strong>Saar</strong>land).<br />
Wegweisung<br />
Das <strong>Saar</strong>land verfügt über eine hervorragende, landesweit<br />
einheitliche Radwegweisung, die in die touristische Wegweisung<br />
integriert ist. Auf Fahnenwegweisern werden<br />
sowohl das Nahziel als auch das Fernziel genannt. Ergänzt<br />
wird die Wegweisung durch Infotafeln mit Karten und<br />
Erläuterungen in den Sprachen deutsch, englisch und<br />
französisch. Mit Einschubtäfelchen an den Infotafeln können Hotel- und Gaststättenbetriebe<br />
für sich werben.<br />
Schlussfolgerung: Das <strong>Saar</strong>land verfügt mit 750 km über ein ausreichend dichtes Netz an<br />
Radwegen. Eine landesweit einheitliche Radwegweisung ermöglicht dem Radtouristen eine<br />
sehr gute Orientierung.<br />
3.3.7.2 Übernachtungsangebot<br />
Radtouristen wählen alle zur Verfügung stehenden Quartierformen vom Campingplatz bis<br />
zum Hotel. Ferienwohnungen und Ferienhäuser kommen für Tourenradler nicht in Frage,<br />
jedoch für Radfahrer, die von einem Quartier aus die Umgebung per Rad erkunden (z. B.<br />
Sternradler). Der ADFC hat 1995 Kriterien für fahrradfreundliche Unterkünfte, Campingplätze<br />
und Gaststätten erarbeitet. Betriebe, die sieben Mindestkriterien erfüllen, erhalten das<br />
Zertifikat Bett & Bike, das Radtouristen die Fahrradfreundlichkeit signalisiert. Darüber hinaus<br />
müssen mindestens zwei von zehn weiteren Serviceleistungen für Radler angeboten<br />
werden. Die Zahl der in Deutschland zertifizierten Bett & Bike-Betriebe ist von 216 im Jahr<br />
1995 auf mittlerweile über 4.000 gestiegen.<br />
Mindestkriterien für fahrradfreundliche Unterkünfte nach ADFC Bett & Bike:<br />
Aufnahme von radfahrenden Gästen auch für nur eine Nacht;<br />
abschließbarer Raum zur unentgeltlichen Aufbewahrung der Fahrräder über Nacht<br />
(möglichst ebenerdig, z. B. Garage);<br />
Trockenmöglichkeit für Kleidung und Ausrüstung (z. B. Trockenraum, Heizungskeller,<br />
Boden, Trockner etc.);<br />
Angebot eines reichhaltigen (vitamin- und kohlehydratreichen) Frühstücks oder einer<br />
Kochgelegenheit;<br />
Aushang, Verleih oder Verkauf von regionalen Radwanderkarten und Radwanderführern,<br />
Bahn- und Busfahrplänen sowie Schiffs- und Fährangeboten;<br />
Bereitstellung eines Fahrrad-Reparatursets mit den wichtigsten Werkzeugen für einfache<br />
Reparatur- und Wartungsarbeiten;<br />
118
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
Information über Lage, Öffnungszeiten und Telefonnummern der nächsten Fahrradreparaturwerkstätten<br />
für größere Reparaturen.<br />
Zusätzliche Dienstleistungen<br />
Beratung bei der Anmeldung hinsichtlich einer<br />
umweltfreundlichen An- und Abreise mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln (insbesondere zur Fahrradmitnahme);<br />
Hol- und Bringdienst für radelnde Gäste;<br />
Hauseigenes Mietangebot von qualitativ guten Fahrrädern<br />
oder Verweis auf einen örtlichen Fahrradvermieter (Adresse,<br />
Telefonnummer);<br />
Angebot von ausgearbeiteten Tagesradtouren;<br />
Gepäcktransfer von der letzten und/oder zur nächsten Unterkunft;<br />
Reservierungsservice für die nächste Übernachtung in fahrradfreundlichen Betrieben;<br />
Bereitstellung wichtiger Ersatzteile ggf. in Absprache mit der nächsten Werkstatt;<br />
Liste weiterer fahrradfreundlicher Betriebe in der Region;<br />
Lunchpaket zum Mitnehmen;<br />
Gästebuch für Radwanderer.<br />
Alle Bett & Bike-Betriebe sind über eine Datenbank unter www.bettundbike.de abrufbar und<br />
werden in einem deutschlandweiten Verzeichnis abgedruckt. Für die meisten Regionen<br />
Deutschlands werden Regionalverzeichnisse erstellt. Die Bett & Bike-Betriebe des <strong>Saar</strong>landes<br />
sind bereits in einem Regionalverzeichnis mit Rheinland-Pfalz und Hessen zusammengefasst.<br />
Die Betreuung erfolgt durch den ADFC Hessen. Im <strong>Saar</strong>land bieten 49 58 Bett & Bike-<br />
Betriebe insgesamt 1.089 Zimmer mit 2.694 Betten an. Die Jugendherbergen des <strong>Saar</strong>landes<br />
fallen in einigen Orten nicht unerheblich ins Gewicht, daher werden sie in den beiden<br />
kartographischen Darstellungen der Bett & Bike-Betriebe im <strong>Saar</strong>land gesondert dargestellt.<br />
58<br />
Daten Stand Jan. 2005. Die Zahl der Bett & Bike-Betriebe steigt beständig. Im März 2005 konnten<br />
im <strong>Saar</strong>land bereits 50 Betriebe verzeichnet werden.<br />
119
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 39: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland<br />
Bundesland Anzahl der Betriebe Gesamtzahl Zimmer Gesamtzahl Betten 59<br />
Bayern 783 15.148 29.052<br />
Baden-Württemberg 643 10.931 20.058<br />
Niedersachsen 605 8.521 22.614<br />
Rheinland-Pfalz 461 6.097 16.684<br />
Nordrhein-Westfalen 379 8.474 16.390<br />
Hessen 371 6.608 11.835<br />
Schleswig-Holstein 179 1.919 4.059<br />
Brandenburg 126 2.729 5.273<br />
Mecklenburg-Vorpommern 114 2.958 6.480<br />
Sachsen-Anhalt 96 2.195 5.793<br />
Sachsen 77 2.965 5.034<br />
<strong>Saar</strong>land 49 1.089 2.694<br />
Thüringen 48 998 1.981<br />
Berlin 9 276 734<br />
Bremen 9 425 916<br />
Hamburg 4 173 90<br />
Quelle: Bett & Bike Deutschland, Daten Stand Jan. 2005<br />
Abb. 55: Bett & Bike-Betriebe in Deutschland<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Sachsen 77 Thüringen 48<br />
96 Berlin, Bremen,<br />
Brandenburg 126<br />
Hamburg 22<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern 114<br />
Bayern 783<br />
Schleswig-<br />
Holstein 179<br />
Hessen 371<br />
<strong>Saar</strong>land 49<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen 379<br />
Baden-<br />
Niedersachsen<br />
Würtemberg 643<br />
605 Rh ein lan d -P falz<br />
461<br />
Quelle: Bett & Bike Deutschland, Jan. 2005.<br />
59<br />
Die Zahl der Betten beinhaltet Mehrbettzimmer in Jugendherbergen.<br />
120
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Karte 8:<br />
Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben am Radroutennetz <strong>Saar</strong>land<br />
Betten in<br />
Bett & Bike Betrieben<br />
(ohne JH)<br />
Jugendherbergen<br />
417<br />
100<br />
20<br />
1 mm² entspricht ca. 0,6 Betten<br />
Perl<br />
We iskirche n<br />
Losheim am Se e<br />
Mettlach<br />
Merzig-Wadern<br />
Merzig<br />
Wade rn<br />
Tholey<br />
Nohfe lden<br />
Fre ise n<br />
Oberthal<br />
Sankt Wendel<br />
St. Wendel<br />
Radwege<br />
<strong>Saar</strong>land-Radweg<br />
<strong>Saar</strong>-Radweg<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
Nalbach<br />
Dillingen/ <strong>Saar</strong><br />
Schwalbach<br />
Ottweiler<br />
Neunkirchen<br />
Bexbach<br />
Neunkirchen<br />
<strong>Saar</strong>-Bostalsee-Radweg<br />
<strong>Saar</strong>-Oster-Höhen-Radweg<br />
<strong>Saar</strong>-Nahe Höhen-Radweg<br />
Köllertal-Radweg<br />
Landessgrenze<br />
Kreissgrenze<br />
15 km<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
Großrosseln<br />
Stadtverband <strong>Saar</strong>brücken<br />
Kartographie: dwif 2004<br />
Datengrundlage: ADFC LV Hessen, Tourismuszentrale <strong>Saar</strong>land GmbH<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
St. Ingbert<br />
<strong>Saar</strong>-Pfalz-Kreis<br />
Kleinblittersdorf<br />
Homburg<br />
Kartengrundlage:<br />
GFK Macon AG<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Karte 9:<br />
Anzahl der Betten in Bett & Bike-Betrieben an Mosel- und Nahetal-Radweg und an<br />
den <strong>Saar</strong>land-Radfernwegen<br />
Betten in<br />
Bett & Bike Betrieben<br />
(ohne JH)<br />
Jugendherbergen<br />
961<br />
500<br />
100<br />
Belgien<br />
Cochem<br />
Kobern-Gondorf<br />
Treis-Karden<br />
Hessen<br />
1 mm² entspricht ca. 2,2 Betten<br />
Radwege<br />
Trier<br />
Tra ben- Tra rba ch<br />
Bernkastel-Kues<br />
Bad Kreuznach<br />
Mosel-Radweg<br />
Nahetal-Radweg<br />
VeloTour <strong>Saar</strong>LorLux<br />
<strong>Saar</strong>land-Radweg<br />
<strong>Saar</strong>-Radweg<br />
Luxemburg<br />
Mettlach<br />
Mertesdorf<br />
Konz<br />
Weiskirchen<br />
<strong>Saar</strong>burg<br />
Nohfelden<br />
Idar-Oberstein<br />
Bad Münster am Stein-Ebernburg<br />
Rheinland-Pfalz<br />
<strong>Saar</strong>-Bostalsee-Radweg<br />
<strong>Saar</strong>-Oster-Höhen-Radweg<br />
Tholey<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
<strong>Saar</strong>louis<br />
St. Wendel<br />
Bexbach<br />
30 km<br />
<strong>Saar</strong>-Nahe Höhen-Radweg<br />
Frankreich<br />
<strong>Saar</strong>brücken<br />
Köllertal-Radweg<br />
Kartengrundlage:<br />
GFK Macon AG<br />
Kreisgrenze<br />
Landesgrenze<br />
Kartographie: dwif 2004<br />
Datengrundlage: Bett & Bike<br />
Rheinland-Pfalz, <strong>Saar</strong>land, Hessen,<br />
Tourismuszentrale <strong>Saar</strong>land GmbH,<br />
Quelle: dwif 2005<br />
121
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Schlussfolgerung: Im Vergleich zu etablierten touristischen Radfernwegen, wie dem Moselradweg,<br />
besteht im <strong>Saar</strong>land in Teilregionen durchaus noch Aufholbedarf im Angebot an<br />
zertifizierten Bett & Bike-Betrieben. Auffällig ist der große Anteil an fahrradfreundlichen<br />
Betten in Jugendherbergen. Bei der Weiterentwicklung des Radtourismus muss ein Augenmerk<br />
auf ein Angebot in allen Beherbergungsformen gelegt werden.<br />
Best-Practice-Beispiel: Bett & Bike Hotel<br />
Hotel Haus Schons<br />
18 Betten, Hotel Garni, Restaurant<br />
unmittelbar am <strong>Saar</strong>-Radweg<br />
Radfahreranteil in der Saison 85 %<br />
seit über 10 Jahren auf Rad fahrende<br />
Gäste eingerichtet<br />
seit 2001 Bett & Bike<br />
6 Mitarbeiter, Zuwachs in den letzten 3<br />
Jahren um 2 Mitarbeiter<br />
Fahrradgäste sind 35-80 Jahren alt<br />
Guter Service:<br />
großer Fahrradkeller<br />
Fahrradverleih<br />
Gepäcktransport<br />
Hol- und Bringdienst<br />
Karten- und Infomaterial<br />
Erfolgsfaktor Marketing:<br />
Anzeigen in allen relevanten Medien<br />
über die Tourismusinformation auf<br />
Messen vertreten<br />
Geplant: Hinweise auf Infotafeln entlang<br />
des <strong>Saar</strong>-Radweges<br />
ansprechende Internetseite mit zielgruppenspezifischen Informationen für Radfahrer<br />
Zusammenarbeit mit lokalen Radreiseveranstaltern: <strong>Saar</strong>schleife Touristik, Obermosel<br />
Touristik und Mosel Touristik.<br />
Die Inhaberin, Frau Hießerich-Peter, sagt: „Ich habe gern Radfahrer, es sind problemlose<br />
Gäste, sie brauchen nur ein gutes Frühstück und einen Fahrradkeller, dann sind sie zufrieden.<br />
Man kann mit Radfahrern gut Geld verdienen.“<br />
122
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
3.4 Trends im Radtourismus<br />
Schlüsselerkenntnis: Der Radtourismus ist eine Urlaubsform, die in den letzten Jahren<br />
enorme Zuwächse zu verzeichnen hatte. Dafür sprechen vor allem die Zahl der buchbaren<br />
Angebote und Serviceleistungen rund um das Rad sowie die Erkenntnisse aus der ADFC-<br />
Radreiseanalyse. Vor allem bei der Zielgebietsauswahl sind bestimmte Trends festzustellen.<br />
Darüber hinaus wird der Radtourismus von technischen Neuerungen der Fahrradbranche<br />
geprägt. Neue Radtypen führen zu speziellen Formen der Nutzung in der Freizeit und im<br />
Urlaub. Die Ansprüche der Radtouristen wachsen und stellen höhere Anforderungen an die<br />
Anbieter. Die Organisation der Radreisen erfolgt vorwiegend individuell und hieraus ergeben<br />
sich weitere Entwicklungen vor allem in der Reisevorbereitung und -durchführung.<br />
Im Folgenden werden Trends der Zweiradbranche ebenso aufgezeigt wie solche in der Radreisebranche<br />
sowie im Pauschalbereich. Auf Grundlage von Expertengesprächen, Befragungen<br />
von Reiseveranstaltern, dem ADFC sowie aus Internet- und Literaturanalysen lassen<br />
sich folgende, für den Fahrradtourismus im <strong>Saar</strong>land relevante Trends und Entwicklungen<br />
identifizieren:<br />
Organisierte Reisen verkaufen sich zunehmend besser und werden gerne von älteren<br />
Personen in Anspruch genommen.<br />
Im Veranstalterbereich werden insbesondere Individualreisen und weniger die Gruppenreisen<br />
nachgefragt.<br />
Rundreisen mit Gepäcktransfer werden immer beliebter.<br />
Die Gäste wollen Komfort: Nach der aktiven Betätigung am Tage stellen sie hohe Ansprüche<br />
an Quartier und Gastronomie.<br />
Die Kunden werden preisbewusster.<br />
Der Trend geht zu mehreren und dafür kürzeren Reisen.<br />
Immer mehr Anbieter drängen auf den Markt, allerdings gibt es große Unterschiede in<br />
der Qualität.<br />
Hohe Qualitätsstandards werden immer wichtiger.<br />
Services wie Gepäcktransfer etc. werden immer mehr in Anspruch genommen.<br />
Das allgemeine Interesse, Land und Natur kennen zu lernen, wird spezifischer, z. B. werden<br />
verstärkt Angebote zur Pflanzen- und Tierwelt nachgefragt.<br />
Kombinierte Angebote liegen im Trend, das zeigt die zunehmende Bedeutung von Angeboten<br />
im Bereich „Rad & Schiff“ und „Paddel & Pedale“.<br />
Exkurs Radtourismus + Wellness<br />
Der Tourismus des <strong>Saar</strong>landes ist geprägt durch Gesundheitsaufenthalte (Kuren, Urlaube)<br />
mit einer langen Verweildauer. An dieser Stelle soll auf die Möglichkeit hingewiesen werden,<br />
Gesundheitsurlaub und Radtourismus miteinander zu verbinden.<br />
Der Fahrrad- oder Handergometer wird in der Sporttherapie bei folgenden Krankheitsbildern<br />
angewendet:<br />
nach einem Herzinfarkt,<br />
bei koronaren Herzkrankheiten (Herzgefäßverengung),<br />
123
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
bei Hypertonie (Bluthochdruck),<br />
bei Durchblutungsstörungen,<br />
bei Herzmuskelschwäche.<br />
Das Fahrrad kann im Rahmen des isotonen Trainings (Ausdauertraining) neben Schwimmen,<br />
Laufen und Gehen eingesetzt werden. Ausdauertraining mit dem Fahrrad kann sowohl<br />
auf Fahrradergometern als auch auf normalen Fahrrädern in der Natur durchgeführt werden,<br />
wenn die Konstitution des Patienten/Gesundheitstouristen es zulässt. Therapeutische<br />
und vorbeugende Wirkungen des Radfahrens sind:<br />
Regelmäßige Bewegung wirkt Übergewicht entgegen.<br />
Herz und Kreislauf werden durch die körperliche Betätigung trainiert.<br />
Gelenke werden biomechanisch günstig belastet, da das Körpergewicht vom Sattel getragen<br />
wird.<br />
Vorbeugung einer Arthrose, denn die schonenden Drehbewegungen haben einen positiven<br />
Einfluss auf den Knorpelstoffwechsel, wodurch auch die Weiterentwicklung von<br />
Gelenkverschleiß gebremst werden kann<br />
Mobilität aus eigener Kraft nimmt zu. Dies gilt auch für Menschen mit Handicaps.<br />
Bewegung im Freien und Mobilitätsgewinn bewirken Spaß, Freude und oft mehr Lebensqualität.<br />
Quelle: Klinik Report 1/2002.<br />
Deutlich wird, dass das Fahrrad bei fast allen Zivilisationskrankheiten zur Vorbeugung oder<br />
Minderung der Beschwerden eingesetzt wird („Auf zwei Rädern bleibt man jung“). Radfahren<br />
kann von Kureinrichtungen sowohl als therapeutisches als auch als gesundheitsförderndes<br />
Freizeitelement angeboten werden. Gesundheitstouristen können in Halbtagesund<br />
Tagesausflügen unter Anleitung Spaß am Rad fahren gewinnen und diese Bewegungsform<br />
später im Alltag zur Stabilisierung der Gesundheit fortführen. Elemente des ganzheitlichen<br />
Wellnessurlaubs sind: Selbstverantwortung, körperliche Fitness, gesunde Ernährung,<br />
Entspannung, geistige Aktivität sowie Umweltsensibilität. „Körperliche Aktivitäten im Freien,<br />
wie z. B. Spaziergänge, Walking, Jogging, Wandern oder Radfahren, sind für die meisten<br />
Wellnessurlauber ein willkommener Ausgleich zu den eher passiven, überwiegend ,indoor'<br />
durchgeführten Gesundheits- und Schönheitsanwendungen 60 “. Ebenso wie bei Gesundheitstouristen<br />
kann auch das Angebot für Wellnesstouristen sinnvoll durch Radausflüge<br />
ergänzt werden.<br />
Best-Pracice-Beispiel: Radwandern und Wellness<br />
Wellness-Radroute Teutoburger Wald<br />
Auf 500 km, 30 „Gesundheitsorte“, auf der Route<br />
möglich: Thermal-, Kneipp-, Heil- und Kuranwendungen.<br />
Quelle: Bild: www.wellnessradroute.de<br />
60<br />
Kaufmann: Wellness-Tourismus. Bern 1999.<br />
124
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Wie in anderen europäischen Ländern üblich, soll es auch in Deutschland ein nationales<br />
Netz von Radrouten geben. Für das sog. „D-Netz“, das bundesweite Radfernwegenetz, wurden<br />
12 überregionale Routen ausgewählt, die eine Länge von insgesamt 10.200 km haben.<br />
Die Routen sollen zu 95% auf vorhandenen und ausgewiesenen Radfernwegen 61 verlaufen.<br />
Die ersten Abschnitte dieses bundesweiten Routennetzes sind im Jahr 2003 in Hessen und<br />
Nordrhein-Westfalen ausgeschildert worden. Zur Umsetzung des D-Netzes wurde der Oder-<br />
Neiße-Radweg ausgewählt und im Rahmen eines Modellprojekts gezielt weiterentwickelt.<br />
Erkenntnisse und Ergebnisse dieses Modellprojektes sollen auf die anderen D-Routen übertragen<br />
werden. Sieben der 12 D-Routen werden in das Euro-Velonetz (Europäisches Radfernwegenetz)<br />
integriert 62 . Ziel ist ein qualitativ hochwertiges nationales Radwegenetz.<br />
Karte 10: Radfernwegenetz Deutschland<br />
Quelle: DZT, ADFC: Deutschland per Rad entdecken, 2005<br />
61<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, 2002, S. 41f.<br />
62<br />
Vgl. Deutscher Bundestag, 2003, S. 3.<br />
125
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Auch die Technikentwicklung wird für den Radtourismus in Zukunft von großer Bedeutung<br />
sein:<br />
Die Angebote zur Reisevorbereitung werden immer mehr digitalisiert.<br />
Der individuellen Reiseplanung mit Hilfe digitaler Planung kommt in Zukunft immer<br />
mehr Bedeutung zu. Mit Hilfe von Routenplanern lässt sich die Tour auf die persönlichen<br />
Bedürfnisse wie Strecke, Länge, km pro Tag, Übernachtungsbetriebe etc. abstimmen.<br />
Seit 2003 gibt es in Nordrhein-Westfalen einen digitalen landesweiten Radroutenplaner<br />
(unter www.radroutenplaner.nrw.de), der im Auftrag des Ministeriums für<br />
Verkehr, Energie und Landesplanung umgesetzt wurde.<br />
Digitale Karten und Software werden immer bedeutender.<br />
Auch das Thema GPS wird für den Radtourismus wichtig werden. GPS bedeutet Global<br />
Positioning System und dient der Navigation per Satellit. Seit einiger Zeit werden derartige<br />
GPS-Geräte nicht nur im Schiffs- und Pkw-Verkehr eingesetzt, sondern auch im Radtourismus.<br />
Der Benutzer kann mit Hilfe eines GPS-Navigationsgerätes innerhalb von Sekunden<br />
seine Position, Geschwindigkeit, Höhe, Entfernung und Zeit zum Ziel bestimmen<br />
(Wälder, Schluchten etc. verschlechtern den Empfang) 63 . Diese GPS-Geräte werden<br />
zur Zeit z. B. für den Hase-Ems-Radweg angeboten 64 . Die bisher vereinzelt vorhandenen<br />
Produkte in Kombination mit GPS-Geräten werden in der Zukunft eine zunehmende Rolle<br />
spielen, da die Orientierung vereinfacht wird. Dies kommt dem vorwiegend individuellen<br />
Reiseverhalten der Radtouristen entgegen. Momentan sind die Endgeräte (Handgeräte<br />
mit und ohne Kartendarstellung) noch sehr teuer in der Anschaffung, bedürfen<br />
der ausführlichen Fachberatung und stellen eher die Ausnahme dar.<br />
Die verschiedenen Radtypen spielen eine große Rolle für die Freizeitnutzung. Das<br />
Mountainbiking gilt als eigene Sportart, für die es spezielle Angebote (Veranstaltungen,<br />
Parcours, Zeitschriften) gibt. Besonders auf Messen wird über die neuesten Trends berichtet.<br />
Im Medieninteresse stehen insbesondere die Spezialräder, derzeit werden vor<br />
allem Typen wie Fitness- und Falträder beworben. Die meist verkauften Fahrradtypen<br />
sind City- und Trekkingräder 65 .<br />
Tab. 40: Fahrradtypen mit radtouristischer Bedeutung<br />
Bezeichnung Nutzung Ausstattungsmerkmale<br />
City- oder Stadträder Aufrechtes Sitzen möglich,<br />
robuste Ausstattung, für kürzere<br />
Strecken<br />
Gepäckträger, Lichtanlage und Schutzbleche,<br />
mehrheitlich Nabenschaltung<br />
und Rücktrittbremse, teilweise Federungssysteme<br />
integriert (zwischen 26<br />
(Stadt und Ausflüge)<br />
und 28 Zoll)<br />
Trekkingräder<br />
Wird auch als Tourenrad bezeichnet,<br />
vorwiegender Typ des<br />
Reiserades, für längere Strecken<br />
und Gepäckmitnahme<br />
Reifengröße 28-Zoll,grob- oder feinstollige<br />
Bereifung, 21-,24, oder 27-Gang<br />
Kettenschaltung, Vorder- und Hinterrad-<br />
Felgenbremse, Gepäckträger<br />
63<br />
Es sind ca. 30 Satelliten auf sechs Bahnen in Umlauf, von welchen bis zu zwölf über dem Horizont<br />
stehen können. Moderne GPS-Navigationsgeräte mit 12-Kanaltechnik können die Signale von<br />
diesen Satelliten gleichzeitig empfangen und so die Position des Empfängers optimal berechnen.<br />
(www.garmin.de).<br />
64<br />
www.hasetal.de.<br />
65<br />
www.ziv-zweirad.de.<br />
126
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Bezeichnung Nutzung Ausstattungsmerkmale<br />
Mountainbikes (MTB)<br />
Fitness-Bikes<br />
Rennräder<br />
Vorwiegend für Gelände konzipiert,<br />
weniger für die Nutzung<br />
von öffentlichen Straßen vorgesehen.<br />
Werden jedoch vermehrt<br />
im Alltag eingesetzt<br />
Können zur Steigerung der<br />
körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
eingesetzt werden<br />
Schnelles, wendiges Rad für<br />
sportliches Fahren<br />
Falträder<br />
Zusammenklappbares Fahrradfür<br />
verschiedene Nutzungen,<br />
Vorteile: leicht zu verstauen, je<br />
nach Ausstattung für Strecken<br />
unterschiedlicher Länge einsetzbar<br />
Spezialräder z. B. Transport mehrerer Personen<br />
Tandem<br />
Liege- oder Sesselräder<br />
Freizeitzwecke<br />
Lifestyle<br />
Conference-Bike auch Arbeitstransportmittel<br />
Lastenräder 66<br />
fahrradähnliche Spaß- und Gruppenerlebnis<br />
Fortbewegungsmittel<br />
in der Freizeit<br />
(z. B. Draisine,<br />
Hydrobike)<br />
Quelle: www.ziv-zweirad.de, Ergänzungen dwif 2005<br />
Reifengröße 26 Zoll, grobstollige Bereifung,<br />
Kettenschaltung, sportliche Sitzposition,<br />
keine Ausstattung nach StVZO.<br />
Ausführungen: mit Federgabel (hard-tail)<br />
und vollgefedert (full suspension)<br />
Kombination des Sitz- und Fahrkomforts<br />
eines MTB mit dynamischer sportlicher<br />
Fahrweise wie beim Rennrad, Kettenoder<br />
Nabenschaltung (Trittfrequenz wird<br />
dadurch konstant gehalten)<br />
Rollwiderstandsoptimierte 28 Zoll-<br />
Räder, Rennlenker, geringes Gesamtgewicht,<br />
windschnittige Sitzposition<br />
Stabile Konstruktion, unterschiedliche<br />
Ausführungen je nach Einsatzzweck,<br />
stabile Konstruktion, kleine Räder, gefederter<br />
Hinterbau, Faltmaß.<br />
verschiedene Ausstattungen<br />
Schlussfolgerungen: Zu den längerfristigen Trends im Radtourismus gehören interessante<br />
Themen und kombinierte Angebote. Der Radtourist ist kein „Billigurlauber“, sondern erwartet<br />
auf seiner Radreise im zunehmenden Maße Komfort und Qualität. Auch die Technik<br />
und insbesondere digitale Kartenwerke werden in Zukunft für die Reisevorbereitung eingesetzt<br />
werden. Nordrhein-Westfalen zeigt die Bandbreite der Möglichkeiten für ein ganzes<br />
Bundesland auf. Diese technischen Möglichkeiten sind momentan möglicherweise zu kostenintensiv,<br />
werden aber langfristig gerade das individuelle Radwandern prägen.<br />
4. Qualitätsanalysen Radtourismus <strong>Saar</strong>land<br />
4.1 Empirische Untersuchungen<br />
Die Datenlage zum Radtourismus ist, wie bereits erwähnt, verbesserungswürdig. Das dwif<br />
hat im Rahmen des Tourismusbarometers daher eigene empirische Erhebungen durchgeführt.<br />
Zum einen wurden in einer Haushaltsbefragung 300 Haushalte im <strong>Saar</strong>land zu ihrer<br />
Kenntnis der Radwege befragt. In einer Expertenbefragung wurden 18 Tourismusexperten<br />
des <strong>Saar</strong>landes und 29 Leistungsträger, die fahrradfreundliche Beherbergung anbieten, zu<br />
66<br />
Spezialrad, welches vorrangig für Freizeitzwecke konstruiert wurde (z. B. Betriebsausflüge); bis<br />
zu 7 Personen sitzen sich im Kreis gegenüber und eine Person lenkt (vgl. www.saliko.de).<br />
127
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
verschiedenen Aspekten des Radtourismus im Land befragt. Die Ergebnisse werden in den<br />
folgenden Abschnitten vorgestellt.<br />
Fazit:<br />
Als gute Voraussetzungen für den Radtourismus im <strong>Saar</strong>land werden in allen Erhebungen<br />
die attraktive Natur und Landschaft, teilweise auch die Gastfreundlichkeit und Mentalität<br />
der <strong>Saar</strong>länder, benannt. Weiterhin bietet das <strong>Saar</strong>land ein gutes Klima und eine saubere<br />
Luft; es ist daher für Ruhe- und Erholungssuchende besonders geeignet. Als weiteren wichtigen<br />
Punkt benennen die Befragten die Attraktivität der Nähe zu Frankreich und die Lage in<br />
einem Drei-Länder-Eck. Als Herausforderung für den Tourismus werden vor allem die topographisch<br />
bedingten Steigungen benannt.<br />
Best-Practice-Beispiel: Steigungen<br />
Im Veloland Schweiz wird im Rahmen<br />
der Radwegweisung auf Steigungen<br />
hingewiesen. Höhenmeter können<br />
per Bahn, Bus oder Schiff umgangen<br />
werden. In Broschüren und entlang<br />
der Wege wird zu Fahrradmitnahme-<br />
Möglichkeiten informiert.<br />
Quelle: Bilder: www.veloland.ch<br />
4.1.1 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Tourismusexperten<br />
18 Tourismusexperten wurden nach ihrer Einschätzung zu den Entwicklungschancen im<br />
Radtourismus befragt. Das Urteil fiel äußerst positiv aus: 44,4 % sehen hier sehr gute und<br />
55,6 % gute Entwicklungschancen.<br />
Als Gründe werden am häufigsten die flächendeckend einheitliche Radwegweisung, die gute<br />
Radinfrastruktur/Radroutennetz und das gute Marketing bzw. der Aufbau eines guten<br />
Images der Region benannt. Zur Weiterentwicklung des Radtourismus müssen jedoch noch<br />
einige Handlungsfelder abgearbeitet werden. Am häufigsten wurden genannt:<br />
1. bessere überregionale Vermarktung<br />
2. bessere Zusammenarbeit mit Hotellerie und Gastronomie<br />
3. Einbeziehung von Leistungsträgern bei der Beschilderung<br />
4. Ausbau der Kundenbetreuung/Hotline<br />
5. Ausbau des Service: Bustransfer, Radverleih, Gepäcktransport, One-Way Fahrradverleih<br />
etc.<br />
6. grenzüberschreitende Rad-Verknüpfungen, VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux ausbauen<br />
7. Ausbau der Verbindungswege zwischen einzelnen Rad(-wander) wegen.<br />
128
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
4.1.2 Radtourismus im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der Bevölkerung<br />
In einer offenen Frage wurden 300 <strong>Saar</strong>länder gefragt, welche Radwege im <strong>Saar</strong>land sie<br />
kennen. Mehrfachantworten waren möglich. Insgesamt gab es 497 Nennungen. Die größte<br />
Anzahl an Nennungen entfiel mit 61 auf den <strong>Saar</strong>-Radweg. Jeweils rund 20 Nennungen<br />
konnten der <strong>Saar</strong>land-Radweg, der Glan-Blies-Radweg und St. Wendel auf sich vereinen.<br />
Vielfach wurden Teilabschnitte und kurze Strecken von Radwegen benannt, die nicht exakt<br />
zugeordnet werden konnten.<br />
Abb. 56: Bekanntheit der Radwege im <strong>Saar</strong>land (offene Frage) in der Bevölkerung des <strong>Saar</strong>landes<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Anzahl der Nennungen<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Quelle: eigene Erhebung, Haushaltsbefragung <strong>Saar</strong>land 2004<br />
In einer weiteren Frage wurden die <strong>Saar</strong>länder nach ihrer Bewertung des touristischen Radwegenetzes<br />
hinsichtlich Landschaft und Streckenführung, Qualität der Radwege, Beschilderung<br />
und Gastronomie hin gefragt. Die beste Bewertung erhielten die Landschaft und Streckenführung<br />
mit der Durchschnittsnote 1,84. Auf Rang zwei folgt die Beschilderung der<br />
Radwege mit der Durchschnittsnote 2,03. Nur wenig schlechter schnitt die Qualität der<br />
Radwege mit der Bewertung 2,12 ab. Etwas schlechter wurde die Gastronomie entlang der<br />
Radwege beurteilt, sie erhielt die Durchschnittsnote 2,41.<br />
129
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 57: Beurteilung des Radwegenetzes im <strong>Saar</strong>land aus Sicht der <strong>Saar</strong>länder<br />
Quelle: eigene Erhebung, Haushaltsbefragung <strong>Saar</strong>land 2004<br />
4.1.3 Radtourismus aus Sicht der Leistungsträger<br />
Im Zeitraum August und September 2004 wurden im <strong>Saar</strong>land 127 Übernachtungsbetriebe<br />
angeschrieben, von denen 29 den Fragebogen beantwortet zurückgesendet haben. Durch<br />
die geringe Fallzahl wird die Repräsentativität der Aussagen natürlich geschmälert. Allerdings<br />
stehen dank einer ähnlichen Befragung in Mecklenburg-Vorpommern vergleichende<br />
Einschätzungen zur Verfügung 67 .<br />
Nach Einschätzung der Leistungsträger sieht die überwiegende Mehrheit gute bis sehr gute<br />
Entwicklungschancen für den Radtourismus im <strong>Saar</strong>land (vgl. Abb. x).<br />
Abb. 58: Einschätzung der Entwicklungschancen des Radtourismus durch Leistungsträger<br />
im <strong>Saar</strong>land und in Mecklenburg-Vorpommern<br />
sehr gut<br />
gut<br />
weniger gut<br />
schlecht<br />
Meckl.- Vorp.<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Quelle: dwif 2005<br />
67<br />
Zum Vergleich Radtourismuskonzept Mecklenburg-Vorpommern: Verschickt 81, Rücklauf 32.<br />
130
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Der Radtourismus im Land ist geprägt von einer starken Saisonalität bezogen auf die Monate<br />
Mai bis September. In den Spitzenmonaten Juni, Juli, August machen Radtouristen ein<br />
Viertel aller Übernachtungen aus.<br />
Die Aufenthaltsdauer der Reisenden in den Übernachtungsbetrieben liegt bei 1,38 Tagen<br />
(Mecklenburg-Vorpommern 1,8), wobei die Gruppengröße im Durchschnitt fünf Personen<br />
erreicht (Mecklenburg-Vorpommern: 7,6).<br />
Die positive Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land zeigt sich auch in der Entwicklung<br />
der Mitarbeiterzahlen der vergangenen drei Jahre. Demnach verzeichnen rund 30 % der<br />
Betriebe eine Zunahme an Beschäftigten.<br />
Tab. 41: Entwicklung der Mitarbeiterzahl vergangene 3 Jahre<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
gestiegen 25 % 30 %<br />
gleich geblieben 75 % 52 %<br />
gesunken 18 %<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Neben dem Übernachtungsangebot bieten viele Betriebe einen speziellen Service für Radtouristen<br />
an. Die Bereitstellung von Karten, Infomaterial und Leihrädern sind im <strong>Saar</strong>land<br />
die häufigsten Servicedienstleistungen (vgl. Abb. 59). Im Vergleich mit Mecklenburg-<br />
Vorpommern wird ersichtlich, dass hier jedoch noch vielfältiger Ergänzungsbedarf besteht.<br />
Abb. 59: Zusatzangebote von auf Radtouristen spezialisierten Übernachtungsbetrieben<br />
für Radtouristen, <strong>Saar</strong>land und Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich<br />
Karten & Infomaterial<br />
Fahrradverleih<br />
Wartung von Rädern<br />
Radausflüge<br />
Radreisen<br />
Meckl.-Vorp.<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Fahrradhandel<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Die Betriebe sollten ferner Auskunft darüber geben, über welches Medium ihre Gäste Informationen<br />
über die Radreisedestination <strong>Saar</strong>land erhalten haben. Wichtiges Medium sind<br />
das Informationsmaterial der TZS, das Internet sowie die Erfahrungen und Berichte von<br />
Freunden und Bekannten.<br />
131
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 60: Medien der Informationsbeschaffung von Radtouristen über das Reiseziel <strong>Saar</strong>land<br />
Infomaterial der TZS<br />
Internet<br />
Freunde und Bekannte<br />
Infomaterial der Landkreise<br />
Bett & Bike-Verzeichnis<br />
Werbung der Landkreise<br />
Quelle: dwif 2005<br />
0% 20% 40% 60% 80%<br />
Die Kooperation von touristischen Leistungsträgern untereinander und die Vernetzung touristischer<br />
Angebote innerhalb einer Region ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Tourismusmarketingorganisationen<br />
und Leistungsträger (Hotellerie, Gastronomie, Transportunternehmen<br />
etc.) müssen sich jedoch verknüpfen, damit sie durch aufeinander abgestimmte<br />
Aufgaben und Leistungen ihren Kunden ein qualitativ hochwertiges Produkt und eine qualitativ<br />
hochwertige Dienstleistung in der Region anbieten können. Aus diesem Grund wurden<br />
die Beherbergungsbetriebe nach ihren bereits bestehenden Kooperationspartnern und der<br />
generellen Kooperationsbereitschaft befragt.<br />
Ergebnis: Die Kooperationen im <strong>Saar</strong>land erfolgen bisher vorwiegend auf Ortsebene. Nur<br />
34,5 % der Betriebe kooperieren bisher mit Tourismusorganisationen und nur 17,2 % mit<br />
Reiseveranstaltern. Eine Partnerschaft mit dem ADFC ist fast nicht existent. Die Unterschätzung<br />
der Bedeutung einer strategischen Kooperation zeigt sich in dem geringen Wunsch<br />
(10,3 %) der Betriebe, weitere Kooperationen aufzubauen.<br />
Abb. 61: Kooperationspartner und Kooperationsbereitschaft im Ländervergleich<br />
Haben ortsbezogene Partner<br />
Kooperieren mit<br />
Tourismusorganisationen<br />
Haben tourismusbezogene<br />
Kooperationspartner<br />
Haben Reiseveranstalter als<br />
Partner<br />
Meckl.-Vorp.<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Wünschen sich weitere<br />
Kooperationspartner<br />
Arbeiten mit dem ADFC<br />
zusammen<br />
Quelle: dwif 2005<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
132
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Fazit:<br />
Der große Erfolg der Radtourismusdestination Mecklenburg-Vorpommern ist mit Sicherheit<br />
zu einem wesentlichen Teil auf die vorbehaltlose Kooperationsbereitschaft aller Akteure<br />
miteinander zurückzuführen. Hier ergibt sich, wie die Befragung eindeutig belegt, für das<br />
<strong>Saar</strong>land ein erheblicher Verbesserungsbedarf.<br />
Die Betriebe wurden ferner danach befragt, wie sie ihrer Meinung nach die Fördermaßnahmen<br />
im <strong>Saar</strong>land zur Unterstützung des Radtourismus einschätzen. Eine besonders positive<br />
Wirkung wird danach in den infrastrukturellen Ausbaumaßnahmen (Radwegenetz und Beschilderung)<br />
und Marketinginstrumenten (Radfahrbroschüre, kostenlose Fahrradkarte) gesehen.<br />
Aber auch andere Maßnahmen zeigen offensichtlich Wirkung, wie sich aus folgender<br />
Abbildung ablesen lässt.<br />
Abb. 62: Einschätzung der Maßnahmen zur Entwicklung des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />
durch Leistungsträger<br />
Beschilderung des<br />
Radwegenetzes<br />
Ausbau des Radwegenetzes<br />
Broschüre Radfahren und<br />
Wandern im <strong>Saar</strong>land<br />
große Wirkung<br />
mittlere Wirkung<br />
geringe Wirkung<br />
keine Angabe<br />
Kostenlose Fahrradkarte<br />
Verbindung durch <strong>Saar</strong>-<br />
LorLux-Route<br />
Darstellung in "Deutschland<br />
per Rad entdecken"<br />
Internetauftritt<br />
Genussradelpauschale<br />
Rad-Events<br />
Quelle: dwif 2005<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
4.2 Websiteanalyse Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />
Das Internet wird für die Reiseentscheidung zunehmend wichtiger. Im Folgenden wird die<br />
Webpräsenz aller 16 Bundesländer vergleichend untersucht. Zusätzlich werden positive<br />
Beispiele europäischer Tourismusorganisationen (Schweiz, Niederlande, Luxemburg, Belgien,<br />
Flandern, Burgenland, Kärnten, Moselregion (Frankreich)) hinsichtlich ihres radtouristischen<br />
Angebotes im Internet betrachtet. Dabei interessierten die folgenden Kriterien:<br />
133
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Abb. 63: Checklisten für die Websiteanalyse<br />
Checklisten:<br />
Zielgruppen:<br />
Zielgruppenorientierung durch spezielle<br />
Angebote: Genussradfahrer,<br />
MTB, Familien, Funktionsmix<br />
Radfernwege:<br />
Stellenwert auf der Seite<br />
Art der Darstellung<br />
Routenvorschläge:<br />
Anzahl der Routen und Informationsgehalt<br />
Art der Beschreibung<br />
Infos: Sehenswürdigkeiten, Wegebeschaffenheit,<br />
Karten- und Anreiseempfehlung,<br />
Beherbergungs- und<br />
Gastronomiebetriebe an der Strecke<br />
Tourenplaner:<br />
Möglichkeit der individuellen Routenwahl<br />
Planung nach Kilometer, Von Ort zu<br />
Ort etc.<br />
Sonstiges: Sehenswürdigkeiten, Serviceeinrichtungen<br />
an der Strecke,<br />
Übernachtung etc.<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Checklisten:<br />
Karten:<br />
Onlinekarte zur Darstellung der Route<br />
mit Höhepunkten<br />
Sinnvolle Verlinkung mit Sehenswertem,<br />
Fotos, Übernachtung, Service<br />
Darstellung über Pictogramme<br />
Besonderheit: Höhenprofil<br />
Möglichkeit der Kartenbestellung<br />
Anwenderfreundlichkeit:<br />
Einfache Navigation<br />
Wegkennzeichnung (farblich oder Pictogramme)<br />
Druckversion<br />
Besonderheiten:<br />
Besondere Karten<br />
Fahrradverleih<br />
Bett & Bike-Navigator<br />
Besondere Literaturempfehlung<br />
Pauschalen:<br />
Anzahl, Dauer, Leistung, Preis, Zielgruppenorientierung<br />
Die Integration des Radfahrens in den elektronischen Gesamtauftritt erfolgt auf den Länderwebsites<br />
zumeist nach den Begriffen „Aktivitäten“ oder „Reisethemen“. Eine besondere<br />
Zielgruppenbenennung im engeren Sinne scheint weitgehend unüblich. Teilweise wird eine<br />
Unterscheidung nach Genussradlern, Mountainbikern und z. T. nach Radrennsportlern vorgenommen.<br />
Zudem werden Routen nach Schwierigkeits- oder Anforderungsgrad unterteilt<br />
oder auf die Wegebeschaffenheit mit Bezug auf Eignung für Fahrräder und Familien mit<br />
Kindern hingewiesen. Den Radfernwegen (RFWen) wird ein unterschiedlich großer Stellenwert<br />
beigemessen. Während Bayern und Thüringen eine Trennung zwischen RFWen und<br />
Radtouren bevorzugen, konzentriert sich Baden-Württemberg ausschließlich auf diese<br />
überregionalen Wege. Routenabschnitte können hier individuell ausgewählt werden. Brandenburg<br />
und Nordrhein-Westfalen lassen keine klare Trennung zwischen Radfernwegen und<br />
sonstigen Routen erkennen.<br />
134
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Tab. 42:<br />
Integration des Radfahrens in den Gesamtauftritt (Bundesländer) im Internet<br />
Radfahren… Anzahl der Länder Bundesländer<br />
…als eigenes Oberthema 3 Länder <strong>Saar</strong>land, Thüringen, Nordrhein-Westfalen<br />
…unter Aktiv & Sport 5 Länder Niedersachsen, Sachsen, Hessen, Sachsen Anhalt,<br />
Schleswig-Holstein<br />
…als Reisethema/ Aktivität 5 Länder Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Rheinland-Pfalz<br />
…als Sonstiges 3 Länder Berlin, Hamburg, Bremen<br />
Quelle: dwif 2005<br />
Tab. 43:<br />
Anwenderfreundlichkeit radtouristisch relevanter Webauftritte der Bundesländer<br />
Merkmal Anzahl der Länder Besonders positiv fallen auf<br />
Anschauliche Kartendarstellung<br />
8 Länder Berlin, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hamburg,<br />
Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz,<br />
Thüringen<br />
Druckversion 4 Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Rheinland-Pfalz,<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
Kilometerangaben 4 Länder Hessen, Niedersachsen, Thüringen, <strong>Saar</strong>land 68<br />
Tourenplaner 5 Länder Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen,<br />
Berlin, Niedersachsen<br />
Wegekennzeichnung 8 Länder Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Nordrhein-<br />
Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, <strong>Saar</strong>land,<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Quelle: dwif 2005<br />
<br />
<br />
<br />
Bei den vorgeschlagenen Routen unterscheiden sich die Regionen in Anzahl, Thematisierung<br />
und Darstellung des Angebotes. Dieses lässt sich unter Anderem auf die unterschiedliche<br />
naturräumliche und kulturelle Ausstattung zurückführen. Bayern und die<br />
Regionen im Bereich der deutschen Mittelgebirge bieten neben Routenvorschläge für<br />
Genussradler gleichzeitig auch Mountainbikerouten (MTB) an.<br />
Die Einbindung von kulturellen Highlights in thematisierte Routenvorschläge scheint<br />
sich neben den Routen mit vorwiegend räumlichem Bezug durchzusetzen. Hierbei ist<br />
ein historischer Bezug gerade im Zusammenhang mit Schlössern und Burgen auffällig<br />
(„Auf den Spuren der Römer und Karolinger“). Die Verbindung mit touristischen Segmenten<br />
wie „Rad & Paddel“, „Rad & Wellness“ oder „Rad & Genuss“ sowie die Besonderheit<br />
von „Draisinentouren“ sind weitere Möglichkeiten, um das Produktmix zu diversifizieren.<br />
Die Möglichkeit eines Tourenplaners liegt im Trend der Branche zur Individualisierung<br />
der Bedürfnisse der Konsumenten. Die Wahl einer eigenen Route als Ergänzung zum<br />
bestehenden Angebot ermöglicht es dem Nutzer, eine Strecke nach Kilometern oder<br />
von Ort zu Ort zu planen. Eine detailliertere Routenplanung erfolgt in Nordrhein-<br />
Westfalen anhand von Kriterien wie Steigungsgrad, durchschnittliche Reisegeschwin-<br />
68<br />
Aber nicht durchgängig für alle Routen.<br />
135
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
digkeit, Anzahl der Stunden/ Tag, die vor der eigentlichen Streckenführung definiert<br />
werden können.<br />
Karten sind ein entscheidendes Merkmal zur Visualisierung der Strecke. Hier unterscheiden<br />
sich die Regionen erheblich in der Qualität des Materials als auch in den ergänzenden<br />
Eigenschaften. Interaktive Karten ermöglichen die individuelle Anreicherung<br />
um Sehenswürdigkeiten, Serviceeinrichtungen, Bett & Bike-Betriebe etc. Literaturempfehlungen<br />
mit detaillierterem Kartenmaterial erleichtern die weitere Reiseplanung (Online-Bestellung<br />
hilfreich).<br />
Bei der Anwenderfreundlichkeit sollte der Nutzer mit nur wenigen „Klicks“ seinen Bedarf<br />
an Informationen befriedigen können. Die Bereitstellung und Downloadmöglichkeiten<br />
von Kartenmaterial und wichtigen Informationen als Druckversion unterstützen die<br />
weitere Reiseplanung. Hierzu gehört neben der unterschiedlichen Kennzeichnung der<br />
Radwege auch das Angebot an fahrradfreundlichen Übernachtungsbetrieben und deren<br />
Online-Buchbarkeit. Im letzten Punkt konnte sich nur Thüringen von den anderen Destinationen<br />
abheben, jedoch wird bei anderen Bundesländern auf Bett & Bike-Betriebe<br />
und zu bestellende Literatur hingewiesen (Bayern, Baden-Württemberg). Vor allem die<br />
Seiten der Tourismusmarketingorganisationen von Bayern und Rheinland-Pfalz, aber<br />
auch die des <strong>Saar</strong>lands, bestechen durch eine leichte Navigation und freundliche Gestaltung.<br />
Im benachbarten Ausland heben sich vor allem die Seiten der Schweiz, mit Unterscheidung<br />
in „Veloland Schweiz“ und „MTB Land Schweiz“, und beispielhaft das Bundesland<br />
Kärnten (Österreich) von den anderen untersuchten Destinationen ab (siehe unten). Die<br />
Moselregion und Lothringen (Région Lorraine) in Frankreich sowie die wallonische Region<br />
in Belgien bieten kein radtouristisches Angebot auf ihrer Homepage. Die Elsassregion<br />
(Région Alsace) bietet unter Sportarten/Radfahren einen Verweis auf untergeordnete<br />
Departements. Hier ist v. a. die Seite der Agence Départementale du Tourisme du<br />
Bas-Rhin mit ihrem guten radtouristischen Angebot zu nennen (siehe unten).<br />
Luxemburg verfügt zwar über eine klare Trennung zwischen Genuss- und MTB-Radlern,<br />
jedoch sind alle weiteren Informationen auf der offiziellen Seite des Office National du<br />
Tourisme (ONT) als eher ungenügend einzustufen. Es besteht jedoch eine eigene Website<br />
für Rad- und Wanderreisen des ONT (www.tours.lu). Anschaulich gestaltet finden<br />
sich hier Hinweise zu MTB- und Fahrradtouren. Die Tour „An den Ufern der Mosel“ besticht<br />
durch ihren grenzüberschreitenden Charakter, deren Empfehlungen für Deutschland<br />
sich jedoch nicht in der Karte wieder finden.<br />
Belgien verweist auf der Homepage lediglich auf Initiativen (RAVel, Rando Velo, Pro Velo),<br />
die sich auf regionale und überregionale Wegenetze beziehen und Information hinsichtlich<br />
der Nutzungsmöglichkeiten für Radfahrer bereitstellen.<br />
Folgende Tourismusmarketingorganisationen und Destinationen sind hinsichtlich ihrer Internetangebote<br />
und Übersichtlichkeit im Radtourismus besonders positiv aufgefallen.<br />
136
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<strong>Saar</strong>land<br />
www.tz-s.de<br />
Bayern<br />
www.btl.de<br />
Brandenburg<br />
www.reiselandbrandenburg.de<br />
Elsass: Département<br />
Bas-Rhin (Unterelsass)<br />
www.tourisme67.com<br />
Hessen<br />
www.hessentourismus.de<br />
Niedersachsen<br />
www.reiselandniedersachsen.de<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
www.nrw-tourismus.de<br />
Österreich: Burgenland<br />
www.burgenland.info<br />
Österreich - Kärnten<br />
www.kaernten.at<br />
Schweiz<br />
www.myswitzerland.com<br />
Auf der Seite der TZS ist der Radtourismus ein Oberthema. Positiv: Zielgruppenbetonung<br />
Radrennfahrer und Hinweise auf Familientouren; gute<br />
Beschilderung; Besonderheit Reiseplaner: einzelne Routen und Pauschalen<br />
können markiert, gesammelt und im Folgenden ausgedruckt, per Mail<br />
oder als Buchungs-/Infoanfrage versendet werden.<br />
Ansprechende Gestaltung; allgemeine Übersicht über radtouristisches<br />
Angebot; Buchung oder genauere Info mit Verweis auf regionale Tourismusverbände;<br />
Trennung zwischen Genussradeln und MTB, sehr gute Navigation,<br />
gute Themenrouten.<br />
Radfahrer werden unter „Reisethemen – Radfahren“ auf der Homepage<br />
bedient; interaktive Karte mit angebotenen Radrouten; Überblick vorbildlich:<br />
Kurzbeschreibung, sehr gute Karte mit Downloadfunktion und Unterkünfte<br />
& Restaurants an der Strecke, Wegbeschaffenheit, Streckenvorschläge,<br />
Sehenswertes, Anreiseempfehlungen etc.<br />
Gute interaktive Karte mit wählbarer Integration von thematischen und<br />
informativen Elementen (Routen, Touristinfos etc.); Routen nach Schwierigkeitsgrad<br />
und „Richtung“ (Nord-Süd, Ost-West, Rundweg) unterteilt.<br />
Radtouristen finden unter dem Begriff „Aktiv & Natur“ und dem Thema<br />
„Radfahren“ eine RT-Seite mit sehr guter Übersichtlichkeit. Besonders der<br />
Tourenplaner und die Pauschalangebote sind hervorzuheben. Insgesamt<br />
überzeugen vor allem die Übersichtlichkeit und Darstellung der RFWe<br />
sowie die Literaturempfehlung für jeden Streckenabschnitt.<br />
Besonderheit: „Bett & Bike- Navigator“, welcher es dem Nutzer leicht ermöglicht,<br />
fahrradfreundliche Betriebe auf einer ausgewählten Route zu<br />
ermitteln.<br />
Großes Angebot an Pauschalen (77 Treffer zum Begriff „Rad“ über Suchmaschine);<br />
Verknüpfung mit Spezialsegmenten, wie „Rad & Paddel“, „Rad<br />
& Wellness“ oder „Gourmetreisen“<br />
Überdurchschnittlich viele Themenrouten (7 von 16); Bsp.: Rotweinradweg,<br />
Thermenradweg, Kulturradweg; Fakteninfos über Lage und Höhendifferenz,<br />
Schwierigkeitsgrad mit Info zur Familien-Eignung.<br />
klare Trennung MTB, Trecking/Genuss & Radrennsport, Höhenprofil, Wegbeschaffenheit,<br />
ansprechende Gestaltung, viele Pauschalen, z. T. individuelle<br />
Gestaltung.<br />
Vorbildliche radtouristische Seite mit vielen Informationen und Angeboten<br />
trotz der Größe der Gebietseinheit; klare Trennung MTB und Genussradler<br />
(„Veloland“); kurze und prägnante Darstellung der Routen; Fahrradvermieter-Suchplattform;<br />
MTB Tourenplaner: Auswahl aus 130 Touren (!)<br />
nach Kriterien: Region, Anforderung Technik & Kondition, Höhendifferenz,<br />
etc; Tagesausflüge mit dem "Velo": sehr detaillierte und übersichtliche<br />
Infos (Strecke, Distanz, Zeit, Anforderung, Beschilderung, Tipps, Sehenswertes<br />
oder auch Infos zu Fähren; gute Karten; alles downloadbar oder<br />
Druck.<br />
Für das <strong>Saar</strong>land ergeben sich im Vergleich zu den getesteten Sites folgende Handlungsempfehlungen<br />
hinsichtlich der Internetgestaltung:<br />
Radfernwege: Kurzdarstellung der Radfernwege (Mosel-/ Nahetal-Radweg, VeloRoute<br />
<strong>Saar</strong>LorLux) mit Besonderheiten. Darstellung anhand Karte und farblicher Kennzeichnung;<br />
unterschiedliche Beschilderung. Evtl. Hervorhebung der bekanntesten Wege auf<br />
Startseite mit wechselnden News. Link zu eigenen Seiten besonderer RFWe für weitere<br />
137
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Infos. Hinweise auf Bett & Bike-Betriebe mit Angabe der Entfernung zum Radfernweg,<br />
Reparatur- und weiterer Radservice.<br />
Routenvorschläge: Kurzdarstellung der 7 Rundrouten inkl. Sehenswürdigkeiten; Adressen:<br />
Tourismusinformationen, Fahrradwerkstatt; Link zu Übernachtungsbetrieben (Bett<br />
& Bike) in Verbindung mit Route; Infos zur Wegebeschaffenheit und Eignung für Familien<br />
mit Kindern; Kilometerangaben der Tourabschnitte; Höhenprofil.<br />
Tourenplaner: Fehlt bisher; denkbar: Planung von Ort zu Ort und/ oder von Ort im Kilometerradius;<br />
Karte in guter Qualität; Einbeziehung der RFWe.<br />
Karten: Bisher baut sich interaktive Karte auf Startseite nicht auf. Empfehlenswert: Karte<br />
in guter Qualität; gute Lesbarkeit; unterschiedliche Maßstäbe für <strong>Saar</strong>land-Karte denkbar;<br />
Kartenbestandteile wie Sehenswürdigkeiten oder Bett & Bike-Betriebe wären günstig.<br />
Anwenderfreundlichkeit: Einheitliches Corporate Design (CD), leichte Navigation, Darstellung<br />
und Download von Karten; Druckversion wichtiger Informationen; Fotos; Literaturempfehlungen.<br />
Sonstiges: An- und Abreisemodalitäten (Bahn, PKW), Mobilität vor Ort, News auf Startseite:<br />
Aktuelle Informationen zu neuen Routen, Veranstaltungen, Entwicklungsstand<br />
Routenrestauration; Links zu ADFC, Anbietern, Onlineportalen und Regionen sowie Einstellen<br />
von Reiseberichte etc.<br />
Best-Practice-Beispiel: Internet<br />
www.elberadweg.de<br />
Die Möglichkeiten des Mediums werden für<br />
größtmögliche Aktualität genutzt.<br />
aktuell,<br />
interaktiv,<br />
Forum,<br />
Reiseberichte,<br />
Newsletter<br />
Forum<br />
Reiseberichte<br />
4.3 Bedeutung des Radtourismus in ausgewählten Bundesländern und angrenzenden<br />
Regionen<br />
Ein Blick auf Nachbarländer und -regionen ergibt für das <strong>Saar</strong>land einige interessante Einschätzungen<br />
und Hinweise auf Kooperationspotenziale:<br />
Baden-Württemberg: Das Radfahren ist im Land unter dem Oberthema „Aktiv“ ein Thema<br />
unter vielen. Die ausschließlich im Land beworbenen 17 Radfernwege werden vorwiegend<br />
auf der Homepage dargestellt. Als Print-Angebot ist nur eine Radkarte zu beziehen,<br />
die jedoch Hinweise auf Anschlussradwege in den angrenzenden Regionen und<br />
Ländern bietet. Eine Kurzbeschreibung oder weitere grenzüberschreitende Informationen<br />
sind jedoch nicht verfügbar. Die Bettendichte an Bett & Bike- Betten pro Radwegkilometer<br />
ist auf den 4.000 Kilometern des Radwegenetzes relativ hoch.<br />
138
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
<br />
<br />
Hessen: In Hessen werden die 11 Radfernwege vor allem in Verbindung mit den Themen<br />
Wasser, Wein, Sagen & Märchen beworben (Radbroschüre „Radwandern in Hessen“). Informationen<br />
zu überregionalen Initiativen und Anschlussmöglichkeiten an andere Radwegenetze<br />
werden dem radtouristisch Interessierten nicht geboten. Das Land hat im<br />
Vergleich mit 5,38 Betten pro Radwegkilometer auf den 2.200 Kilometern des Radwegenetzes<br />
die höchste Bettendichte.<br />
Nordrhein-Westfalen: In NRW ist die Vermarktung des Radtourismus noch ausbaufähig.<br />
Bisher ist für die 3.800 Radwegkilometer keine Imagebroschüre vorhanden. Einzelne,<br />
hoch spezialisierte Regionen (v. a. Münsterland, aber auch Niederrhein, Sauerland und<br />
Eifel) haben deshalb umfassende Aktivitäten entwickelt. Im Internet finden sich Kurzbeschreibungen<br />
zu den acht Radfernwegen. In Bezug auf die Bettendichte nimmt das Land<br />
im Vergleich mit den anderen Bundesländern einen Platz im oberen Mittelfeld ein. Überregionale<br />
und/oder grenzüberschreitende Initiativen sind nicht bekannt.<br />
Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz bewirbt ausschließlich seine sieben Fernradwege in<br />
Verbindung mit Attraktionen wie Kultur, Wein und Landschaft (Radbroschüre „Sattelfest<br />
durch Rheinland-Pfalz“). Obwohl zahlreiche Anschlussmöglichkeiten in andere Radwegenetze<br />
bestehen, finden sich diesbezüglich keine weitergehenden Informationen. Die<br />
Bettendichte in den 461 Bett & Bike-Betrieben ist auf den 7.700 Kilometern des Radwegenetzes<br />
mit 2,17 Betten pro Kilometer relativ gering.<br />
Tab. 44:<br />
Radtourismus <strong>Saar</strong>land im Ländervergleich<br />
Rad-<br />
events<br />
Marketingetat<br />
(EUR)<br />
Broschüren<br />
+ Web<br />
Pauschalen<br />
Kataloge<br />
Radfernwege<br />
Bettendichte<br />
69<br />
Baden-Württemberg k. A. 17 55.000 k. A. 42 5,01<br />
Hessen 11 12 22.000 17 18 5,38<br />
Nordrhein-Westfalen 6 8 Über Regionen 7 21 4,31<br />
Rheinland-Pfalz 31 7 Zahlt WiMin 12 26 2,17<br />
<strong>Saar</strong>land 7 4 20.000 20 5 3,59<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung, dwif 2005<br />
Angrenzende Regionen im Ausland:<br />
Belgien (wallonische Region): In der wallonischen Region ist der Radtourismus bisher<br />
kein vorrangiges Thema. Entsprechend findet sich in den Imagebroschüren und auf der<br />
Homepage kein radtouristisches Angebot.<br />
Frankreich (Moselregion & Lothringen): In Lothringen (Dép. Lorraine) und speziell in der<br />
Moselregion ist der Radtourismus bisher kein vorrangiges Thema. Entsprechend findet<br />
sich in den Imagebroschüren und auf der Homepage kein radtouristisches Angebot.<br />
Frankreich (Elsass, Dép. Bas Rhin): Mit ungefähr 700 Km Radwegen ist das Département<br />
Bas-Rhin (Unterelsass) führend in Frankreich. Ferner zeichnet sich Strassburg durch 300<br />
69<br />
Betten in Bett & Bike- Betrieben/Km des Radwegenetzes.<br />
139
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
<br />
km Fahrradwege aus, womit die Stadt in Frankreich auch die Führungsrolle unter den<br />
Städten einnimmt. 22 Radrouten im Internet bieten einen guten Überblick über das radtouristische<br />
Angebot der Region.<br />
Luxemburg: Trotz der geringen Größe des Landes (vergleichbar mit dem <strong>Saar</strong>land), wegen<br />
der geringen Bevölkerungsdichte und wegen der naturräumlichen Vielfalt des<br />
Großherzogtums, ist Luxemburg für den Radtourismus interessant. Das Radwegenetz<br />
soll deshalb von den bestehenden 550 auf 900 Kilometer ausgebaut werden. Mit 23<br />
speziell gekennzeichneten Radwanderwegen und 15 Routen für Mountainbiker besteht<br />
ein diversifiziertes Angebot, für das im Land in Verbindung mit Oberthemen wie<br />
Sport/Aktiv und Landschaft geworben wird. Grenzüberschreitende Realisierung radtouristischer<br />
Themen finden sich vor allem im Programm der Lëtzeburger Vëlos-Initiativ,<br />
die 6 Pauschalen/Events in und nach Deutschland 2004 angeboten haben.<br />
Besonderheit VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux als grenzüberschreitender Radweg 70<br />
Eine Initiative von Partnern aus dem <strong>Saar</strong>land, Rheinland-Pfalz, Luxemburg<br />
und Frankreich. Bisher sind eine kurze Broschüre und eine Übersichtskarte<br />
erschienen, die neben der Streckenführung der 340 km langen VeloRoute<br />
auch die angeschlossenen Fernradwege sowie die Sehenswürdigkeiten<br />
entlang der Strecke umfasst. Der Text ist zweisprachig. Im Sommer 2005<br />
soll begleitend zur Route ein Buch (Der Bikeline-Radführer) im Esterbauer-<br />
Verlag erscheinen.<br />
Ziel bis 2007 ist es, die VeloRoute weiter auszubauen. Dazu gehört die Beschilderung ab<br />
Perl bis Metz, Pont-à-Mousson, über die Lothringer Seenplatte und zurück bis <strong>Saar</strong>gemünd.<br />
Schlussfolgerung: Im Länder- und Regionenvergleich hat das <strong>Saar</strong>land in den letzten Jahren<br />
klare und umfassende Schritte hin zu einer attraktiven Radtourismusdestination unternommen<br />
und steht hinter der Konkurrenz keineswegs zurück. Aber: Infolge der zentralen<br />
Lage in einem nationalen und internationalen Umfeld stehen in der nächsten Entwicklungsstufe<br />
zwei Aufgaben im Mittelpunkt:<br />
Arbeit am Detail im <strong>Saar</strong>land: Optimierung des Angebotes und Service, Professionalisierung<br />
der Leistungsträger und Ausbau von Marketing und Vertrieb;<br />
durch überregionale Vernetzung Ausbau der Kooperationen mit benachbarten Ländern<br />
und Regionen mit den Zielen:<br />
- der Etablierung des <strong>Saar</strong>landes als Zentrum einer hochattraktiven, internationalen<br />
Radtourismusregion<br />
- Optimierung der Position des <strong>Saar</strong>landes im radtouristischen Veranstaltermarkt.<br />
70<br />
Vgl. Presseinformation saarländisches Ministerium für Wirtschaft und Arbeit auf der ITB 2005<br />
Berlin.<br />
140
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
4.4 Infrastruktur<br />
Beide Aufgaben erfordern eine Fülle von Maßnahmen im Detail. Im Folgenden werden daher<br />
die Stärken und Schwächen in den Kernbereichen der Dienstleistungskette auf den Punkt<br />
gebracht, woraus sich konkrete Maßnahmenvorschläge ergeben.<br />
Infrastruktur<br />
Stärken<br />
Radwegenetz in guter Ausbauqualität<br />
und Dichte wurde geschaffen.<br />
Streckenführung und Landschaft<br />
des Radwegenetzes werden von<br />
der Bevölkerung im <strong>Saar</strong>land als<br />
besonders gut eingeschätzt.<br />
Das Radwegenetz ist durchgehend<br />
einheitlich und eindeutig<br />
beschildert.<br />
Das Radwegenetz besitzt grenzüberschreitende<br />
Anschlüsse.<br />
Es gibt Radwege mit unterschiedlichen<br />
Schwierigkeitsgraden.<br />
MTB-Region St. Wendeler Land<br />
ist ein zielgruppenspezifisches<br />
Angebot für Mountainbiker<br />
Schwächen<br />
100 von 750 km Radwegenetz<br />
sind nicht autofrei (aufgrund<br />
mangelnder Alternativen).<br />
Beschilderung zu Hotels, zu Sehenswürdigkeiten<br />
u. a. sind nicht<br />
ausreichend vorhanden.<br />
Chancen/Maßnahmen<br />
Eine systematische Einbindung von Servicestationen, Bahnhöfen, Hotels u.<br />
ä. bei der Radroutenbeschilderung ist anzustreben.<br />
Ausweisungen von Umfahrungsmöglichkeiten, Einsetzen von Bus oder Bahn<br />
als Alternativen sind wünschenswert.<br />
141
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
4.5 Marketing<br />
Marketing<br />
Stärken<br />
Die Pauschale GourmetRadeln<br />
besitzt USP und überregionale<br />
Bekanntheit.<br />
Printprodukte der TZS stellen<br />
das radtouristischen Angebot im<br />
<strong>Saar</strong>land ansprechend dar.<br />
Auf der Internetseite der TZS ist<br />
der Radtourismus als Oberthema<br />
aufgeführt.<br />
Das <strong>Saar</strong>land verfügt über regelmäßig<br />
stattfindende Radsportliche<br />
Events mit überregionaler<br />
Bedeutung.<br />
Chancen/Maßnahmen<br />
Schwächen<br />
Überregionale Radreiseveranstalter<br />
haben das <strong>Saar</strong>land als<br />
Zielregion noch zu wenig im Programm.<br />
Die Bezeichnung <strong>Saar</strong>Radland<br />
wird nicht durchgängig in allen<br />
Medien verwendet.<br />
Die Internetdarstellung der TZS<br />
umfasst nicht alle Radrouten und<br />
Pauschalangebote des <strong>Saar</strong>landes.<br />
Premiumrouten werden nicht<br />
unter einer eigenen Domain dargestellt.<br />
Die Bekanntheit der Radrouten<br />
im <strong>Saar</strong>land ist innerhalb der Bevölkerung<br />
noch gering.<br />
Die Zielgruppenansprache kann verbessert werden: Routenkombinationsvorschläge<br />
für Familien, Genussradler, Tourenradler und Rennradler anbieten.<br />
<strong>Saar</strong>Radland sollte sich als Bezeichnung für das Radroutennetz auf allen<br />
Publikationen wieder finden.<br />
Die Internetdarstellung der Premiumrouten ist ratsam.<br />
Die Internetgestaltung muss anschaulich und informativ sein und die Besonderheiten<br />
der Radreisedestination hervorheben (z. B. grenzüberschreitende<br />
Kooperationen).<br />
Pauschalen: Kontakte zu großen Radreiseveranstaltern knüpfen und diese<br />
für die überregionale Vermarktung der vorhandenen Pauschalen (z. B. Gourmetradeln)<br />
nutzen.<br />
Fahrrad-Tagesangebote für Kur-Gäste entwickeln.<br />
Pauschale: Rad und Wellness entwickeln.<br />
Events: <strong>Saar</strong>landRadeltag für Radler aus dem <strong>Saar</strong>land etablieren.<br />
Wirtschaftsfaktor Radtourismus in einer Broschüre darstellen.<br />
142
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
4.6 Service<br />
Service<br />
Stärken<br />
Gastronomen des <strong>Saar</strong>landes<br />
bieten gutes Essen und guten<br />
Wein, das wird von den Gästen<br />
geschätzt.<br />
Es gibt ein Netz mit 19 Fahrradvermietern<br />
und 23 Fahrradreparatur-Anbietern.<br />
49 Bett & Bike-Betriebe bieten<br />
2.695 fahrradfreundliche Betten.<br />
Gäste schätzen die guten Quartiere<br />
und das gute Preis-<br />
Leistungsverhältnis.<br />
Die Radtouristen schätzen die<br />
Gastfreundlichkeit der <strong>Saar</strong>länder.<br />
Chancen/Maßnahmen<br />
Schwächen<br />
Dichte der Gastronomie entlang<br />
der Radwege nicht immer ausreichend.<br />
Öffnungszeiten von Gastronomie<br />
und Servicestellen entsprechen<br />
nicht immer der Nachfrage.<br />
Die Leihräder entsprechen in<br />
ihrer Qualität nicht immer den<br />
Anforderungen der Radfahrer.<br />
Punktuell sind Lücken im Angebot<br />
von Bett & Bike-Betrieben<br />
entlang des Radwegenetzes<br />
<strong>Saar</strong>land vorhanden.<br />
Engagement der Leistungsträger<br />
im Radtourismus ist zu gering.<br />
Lücken in der gastronomischen Versorgung entlang des Radwegenetzes<br />
schließen, z. B. auch durch Lunchpakete.<br />
Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen und Gastronomie überprüfen und<br />
ggf. an den Bedarf der Radtouristen anpassen.<br />
One-Way Fahrradmiete und Qualität der Leihräder durch ein einheitliches<br />
<strong>Saar</strong>landRad sicherstellen.<br />
Bett & Bike: Lücken entlang der Radrouten schließen und Angebot verdichten.<br />
Individualschulung von Leistungsträgern.<br />
Herausgabe eines Handlungsleitfadens für Leistungsträger im Radtourismus<br />
Infoveranstaltung zum Radtourismus für Leistungsträger (Leitung: IHK)<br />
143
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
4.7 Grenzüberschreitender Radtourismus im <strong>Saar</strong>land<br />
Grenzüberschreitender<br />
Radtourismus<br />
Stärken<br />
naturräumliche Lage im Drei-<br />
Länder-Eck<br />
überregionale sehr gute Beschilderung<br />
VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux mit <strong>Saar</strong>land<br />
als Initiator und Impulsgeber<br />
Schwächen<br />
fehlende Vermarktung auf der<br />
Homepage<br />
VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux bisher<br />
einzige Initiative<br />
fehlende Vermarktung der RFWe<br />
auch/gerade im grenzüberschreitenden<br />
Bereich<br />
Chancen/Maßnahmen<br />
Ausbau der Netzwerkkooperationen mit benachbarten Regionen im In- und<br />
Ausland.<br />
Nutzung der räumlichen Lage und ihrer radtouristischen Möglichkeiten als<br />
USP (Unique Selling Proposition)<br />
5. Maßnahmen- und Handlungsempfehlungen<br />
Die Recherchen sowie die Stärken- und Schwächenanalyse ergeben eine Liste von insgesamt<br />
22 konkreten Maßnahmen zum weiteren Ausbau des Radtourismus im <strong>Saar</strong>land.<br />
5.1 Infrastruktur<br />
MI 1 Systematischer Einbezug von Servicestationen, Sehenswürdigkeiten, Bahnhöfen,<br />
Hotels u. ä. bei der Radroutenbeschilderung<br />
Servicestationen (Fahrradverleihe, Fahrradreparaturwerkstätten), Sehenswürdigkeiten,<br />
Stadtzentren, Bahnhöfe, Bushaltestellen, Hotels und Gaststätten sind Bestandteile der Radinfrastruktur.<br />
Liegen diese Einrichtungen nicht in Sichtweite der Radrouten, so ist es notwendig,<br />
auf sie hinzuweisen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass sie den Rad<br />
fahrenden Gästen durch Radwanderkarten und Reiseführer „automatisch“ bekannt sind. Die<br />
Ausschilderung dieser Einrichtungen ist teilweise bereits vorhanden. Wichtig ist es, diese<br />
Einrichtungen systematisch in das radtouristische Wegweisungssystem mit einzubeziehen.<br />
Bei der Finanzierung der Beschilderung sollen die hiervon profitierenden Leistungsträger<br />
beteiligt werden. Um ein „Schilderchaos“ zu vermeiden, sollte die Ausschilderung in das<br />
System der vorhandenen radtouristischen Wegweisung integriert sein.<br />
144
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
MI 2 Deutliche Hinweise auf Steigungen in Publikationen, Ausschilderung von Steigungen,<br />
Ausweisen von Umfahrungsmöglichkeiten, Einsatz von Bus oder Bahn als Alternativen.<br />
Das Radroutennetz <strong>Saar</strong>land ist, topographisch bedingt, mit Radrouten unterschiedlicher<br />
Steigungen ausgestattet. Die Erhebungen zum Radtourismus im <strong>Saar</strong>land haben ergeben,<br />
dass nicht allen Rad fahrenden Gästen vor Reiseantritt diese Gegebenheiten klar sind und<br />
sie sich dann über die Steigungen, z. B. bei den Beherbergungsbetrieben, beschweren. In<br />
der Neuauflage der Broschüre „Radfahren und Wandern im <strong>Saar</strong>land 2005“ wurden die Höhenprofile<br />
für alle Radwege erheblich größer dargestellt. Auch im Internet werden die Höhenprofile<br />
zu ausgewählten Routen gut präsentiert. Möglicherweise gibt es jedoch Interpretationsschwierigkeiten<br />
seitens wenig „Berg-“ erfahrener Radtouristen. Die vorhandenen<br />
textlichen Beschreibungen zum Schwierigkeitsgrad (leicht, mittel, anspruchsvoll) könnten<br />
daher etwas ausführlicher ausfallen. Zusätzlich sollte in allen Publikationen und entlang der<br />
Wege bei Abschnitten mit starken Steigungen auf die Umsteigemöglichkeit in Bus und Bahn<br />
oder auf eine vielleicht weniger attraktive, dafür aber steigungsärmere Route hingewiesen<br />
werden.<br />
5.2 Marketing<br />
MM 1 Verbesserung der Zielgruppenansprache: Angebote von Routenkombinationsvorschlägen<br />
für Familien, Genussradler, Tourenradler und Rennradler.<br />
Die infrastrukturellen Vorraussetzungen für Radtouristen im <strong>Saar</strong>land sind sehr vielseitig.<br />
Vergleicht man das Produkt „<strong>Saar</strong>Radland“ mit dem Produkt „Flussradweg X“, so ergibt sich<br />
jedoch ein viel inhomogeneres Angebot. Die Verhaltensweisen und Bedürfnisse der radtouristischen<br />
Zielgruppen unterscheiden sich erheblich. Das „<strong>Saar</strong>Radland“ kann vielen etwas<br />
bieten. Für alle Medien gilt: Die Zielgruppenansprache muss eindeutig sein. Die Präsentationen<br />
und Angebote sollten sich an der jeweiligen Zielgruppe orientieren. Familien und Genussradler<br />
beispielsweise suchen für ihren Gesamturlaub eine flache, autofreie und gut<br />
ausgebaute Strecke von 150 km bis 350 km, die sie in circa sieben Etappen zurücklegen<br />
können. Daher sollte in den Publikationen bereits darauf hingewiesen werden, wie die vorhandenen<br />
Routen kombiniert werden können, um diese Strecke zu erreichen.<br />
MM 2 <strong>Saar</strong>Radland sollte sich als Bezeichnung für das Radroutennetz auf allen Publikationen<br />
wieder finden.<br />
Das <strong>Saar</strong>land ist innerhalb der radtouristischen Destinationen Deutschlands noch nicht unter<br />
den bekanntesten und beliebtesten Zielen zu finden. Im Zuge der Weiterentwicklung des<br />
Radtourismus kann eine bessere Stellung u. a. durch einen gezielten Markenbildungsprozess<br />
und Marketing erreicht werden. Die Bezeichnung <strong>Saar</strong>Radland findet sich bereits als<br />
Titel auf der Karte zum Radroutennetz des <strong>Saar</strong>landes. Der Name „<strong>Saar</strong>Radland“ fasst das<br />
gesamte radtouristische Angebot des <strong>Saar</strong>landes zusammen und ist geeignet für ein überregionales<br />
Marketing. Er sollte daher konsequent in allen Medien und Publikationen zum<br />
Radtourismus verwendet werden.<br />
145
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
MM 3 Internetdarstellung der Premiumrouten.<br />
Das Internet wird als Informationsmedium für Radtouristen immer bedeutender. Das <strong>Saar</strong>land<br />
vermarktet den <strong>Saar</strong>land-Radweg, den <strong>Saar</strong>-Radweg und die MTB-Region St. Wendeler<br />
Land überregional in „Deutschland per Rad entdecken“. Diese drei Produkte und die Velo-<br />
Route <strong>Saar</strong>LorLux sollten mit ihren Besonderheiten unter einer eigenen Domain im Internet<br />
vorgestellt werden. Neben Beschreibungen der Routen sind für Radtouristen die folgenden<br />
Informationen wichtig: Sehenswürdigkeiten, Bett & Bike-Betriebe, Gastronomie, Fahrradverleih,<br />
Fahrradreparaturwerkstätten, Höhenprofil, Karten, Literaturempfehlungen und Pauschalen<br />
- jeweils mit der Entfernung zum Radweg. Ein besonders gutes Beispiel ist die Internetseite<br />
zum Elberadweg (www.elberadweg.de), die zusätzlich auch aktuelle Hinweise zu<br />
(Deich-)Bauarbeiten, einen Newsletter und ein Forum bietet.<br />
MM 4 Anschauliche und informative Internetgestaltung, die die Besonderheiten der Radreisedestination<br />
hervorhebt (z. B. grenzüberschreitende Kooperation).<br />
Das Internet bietet die Möglichkeit, neben Informationen, die in Printprodukten gegeben<br />
werden, auch aktuelle Hinweise, Neuigkeiten sowie Interaktionsmöglichkeiten zu schaffen.<br />
Veranstaltungskalender, Foren, interaktive Routenplaner und Newsletter sind bereits in<br />
einigen Regionen auf radtouristischen Internetseiten vorhanden. Im <strong>Saar</strong>land ergeben sich<br />
einige Verbesserungsmöglichkeiten: Kurzdarstellung der Besonderheiten der Radwege,<br />
Darstellung anhand einer Karte und farbliche Kennzeichnung. Link zu eigenen Seiten besonderer<br />
Radfernwege für weitere Infos. Hinweise auf Bett & Bike-Betriebe mit Angabe der<br />
Entfernung zum Radfernweg, Reparatur- und weiterer Radservice. Infos zur Wegebeschaffenheit<br />
und Eignung für Familien mit Kindern, Kilometerangaben der Tourabschnitte; Höhenprofil.<br />
Ein Tourenplaner fehlt bisher. Denkbar: Planung von Ort zu Ort und/oder von Ort<br />
im Kilometerradius; Karte in guter Qualität; Einbeziehung der Radfernwege. Die interaktive<br />
Karte auf der Eingangsseite baut sich bisher nicht auf. Empfehlenswert: Karte in guter Qualität;<br />
gute Lesbarkeit; unterschiedliche Maßstäbe für <strong>Saar</strong>land-Karte, Kartenbestandteile wie<br />
Sehenswürdigkeiten oder Bett & Bike-Betriebe wären günstig. Anwenderfreundlichkeit: Einheitliches<br />
CD, leichte Navigation, Darstellung und Download von Karten; Druckversion wichtiger<br />
Informationen; Fotos; Literaturempfehlungen. Weiterhin: An- und Abreisemodalitäten<br />
(Bahn, PKW), Mobilität vor Ort, Links von Leistungsträgern, Regionen und ADFC sowie Einstellen<br />
von Reiseberichten etc.<br />
MM 5 Pauschalen: Nutzung von Kontakten zu großen Radreiseveranstaltern und Nutzung<br />
für die überregionale Vermarktung der vorhandenen Pauschalen (z. B. Gourmetradeln).<br />
Innerhalb der Auswertung der überregionalen Radreiseveranstalter Deutschlands musste<br />
festgestellt werden, dass das <strong>Saar</strong>land deutlich unterrepräsentiert ist. Die Präsenz in den<br />
Katalogen der Radreiseveranstalter bietet einen zusätzlichen Vertriebsweg, insbesondere<br />
bzgl. potenzieller Radreisender, die auf keine Region festgelegt sind. Für das <strong>Saar</strong>Radland<br />
sind bereits vier einwöchige Pauschalen entwickelt worden, die für die überregionale Vermarktung<br />
durch Radreiseveranstalter in Frage kommen. Die Pauschale Gourmetradeln im<br />
<strong>Saar</strong>land hat ein hohes Alleinstellungsmerkmal. Innerhalb des Marketings muss es daher<br />
146
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Ziel sein, Radreiseveranstalter zu überzeugen, im <strong>Saar</strong>land Pauschalen für individuelle Radler<br />
sowie für geführte Gruppen anzubieten.<br />
MM 6 Entwicklung von Fahrrad-Tagesangeboten für Kur-Gäste.<br />
Der Tourismus im <strong>Saar</strong>land wird im Wesentlichen geprägt durch den Gesundheitstourismus.<br />
Gäste, die vorrangig wegen einer Kur oder Rehabilitationsmaßnahme das <strong>Saar</strong>land besuchen,<br />
zeichnen sich durch eine lange Aufenthaltsdauer aus. An anwendungsfreien Tagen<br />
werden ihnen verschiedene Freizeitbeschäftigungen, darunter auch Ausflüge, angeboten.<br />
Viele Kureinrichtungen verleihen selbst Fahrräder. Radfahren ist auch für leistungseingeschränkte<br />
Personen eine Möglichkeit, mobil zu sein. Es empfiehlt sich daher, geführte Tagestouren<br />
für die Gäste anzubieten und Routenbeschreibungen für individuelle Ausflüge in<br />
die Umgebung zu erstellen.<br />
MM 7 Pauschale: Rad und Wellness entwickeln.<br />
Das <strong>Saar</strong>land verfügt über ein sehr gutes Angebot im Gesundheitstourismus. Die Leistungen<br />
könnten sehr gut als Kombination von Rad- und Wellnessreisen angeboten werden. Der<br />
Teutoburger Wald hat die „Wellness-Radroute“ entwickelt, die auf ihrer Strecke viele „Gesundheitsorte“<br />
verbindet. Ähnlich wie im Angebot „Gourmetradeln“ könnte ein Produkt „Gesundheitsradeln“<br />
oder „Wellnessradeln“ entwickelt werden, das neben Übernachtung, Verpflegung,<br />
Routenbeschreibung und Gepäcktransport auch Besuche von Bädern und Saunen<br />
sowie Anwendungen wie Wadenmassagen und Packungen enthält.<br />
MM 8 Events: Etablierung eines <strong>Saar</strong>landRadeltages für Radler aus dem <strong>Saar</strong>land.<br />
Ein Erfolgsfaktor im Radtourismus ist in jedem Fall die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung.<br />
Sie nutzt das Radroutennetz bei Ausflügen und kann Gästen von den radtouristischen<br />
Möglichkeiten erzählen. Viele Bundesländer veranstalten daher jährlich stattfindende „Radevents“,<br />
die sich vorrangig an „normale“ Radfahrer der Region richten. Brandenburg beispielsweise<br />
führt alljährlich das Event „Brandenburg radelt an“ durch. Hierzu werden in den<br />
einzelnen Tourismusregionen Sternfahrten und Radtouren organisiert, bei denen neue Radwege<br />
erfahren werden können. Ziel ist es zudem, möglichst viele Menschen aufs Rad zu holen.<br />
Daher wird besonders berücksichtigt, dass Familien mit Kindern und Senioren geringere<br />
Strecken zurücklegen können. Die Befragung der Bevölkerung zur Bekanntheit der Radwege<br />
ergab, dass viele <strong>Saar</strong>länder außer dem <strong>Saar</strong>-Radweg keine Radrouten des <strong>Saar</strong>Radlandes<br />
kennen. In Zusammenarbeit mit Fahrradvereinen, Medien und Leistungsträgern kann<br />
daher ein <strong>Saar</strong>landRadeltag hier vieles bewirken.<br />
MM 9 Darstellung Wirtschaftsfaktor Radtourismus in einer Broschüre.<br />
Innerhalb des Gesamttourismus des <strong>Saar</strong>landes nimmt der Radtourismus eine wichtige Stellung<br />
ein. Der Wirtschaftsfaktor Radtourismus wird in seiner Bedeutung leicht unterschätzt.<br />
Seine Darstellung würde einen wichtigen Beitrag leisten, die Bedeutung in der Öffentlichkeit<br />
vorzustellen. Einige Zahlen, Daten und Fakten finden sich in diesem Bericht.<br />
147
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
5.3 Service<br />
MS 1 Lückenschluss in der gastronomischen Versorgung entlang des Radroutennetzes, z.<br />
B. auch durch Lunchpakete.<br />
Radtouristen sind nicht in der Lage, Verpflegung für einen längeren Zeitraum mitzuführen.<br />
Wenige führen eine komplette Campingausrüstung mit und stellen ihre Mahlzeiten vollständig<br />
selbst her. Der überwiegende Teil, insbesondere Radausflügler, verpflegt sich unterwegs.<br />
Daher ist ein dichtes Netz an gastronomischen Einrichtungen, die sich auf die Bedürfnisse<br />
der Radfahrer einrichten, notwendig. Die Erhebungen zum Radtourismus <strong>Saar</strong>land<br />
haben ergeben, dass an einigen Abschnitten Lücken in der Versorgung vorhanden sind.<br />
Kurzfristig können diese durch Angebote von Lunchpaketen oder durch mobile Verpflegungsstationen<br />
(z. B. während der Saison) geschlossen werden.<br />
MS 2 Überprüfung der Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen und Gastronomie sowie<br />
ggf. Anpassung an den Bedarf der Radtouristen.<br />
Innerhalb der Erhebungen zum Radtourismus <strong>Saar</strong>land wurden die Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen<br />
und Gastronomie als teilweise unzureichend kritisiert. Radausflügler sind<br />
vorrangig am Wochenende unterwegs. Schließtage von Gastronomie und Fahrradwerkstätten<br />
können Radreisende vor große Probleme stellen. Aus diesem Grund ist es notwendig,<br />
die Öffnungszeiten der Serviceeinrichtungen und Gastronomie entlang der Radrouten zu<br />
überprüfen und ggf. an die Bedürfnisse der Gäste anzupassen.<br />
MS 3 Angebot einer One-Way Fahrradmiete und Sicherstellung von Qualität durch ein<br />
einheitliches „<strong>Saar</strong>landRad“.<br />
Radtouristen fahren gern eine Strecke, bei der Start- und Endpunkt nicht am selben Ort liegen.<br />
Durch Kooperation der Fahrradvermieter wird es ermöglicht, dass Räder an verschiedenen<br />
Orten entliehen und zurückgegeben werden können. Viele Radfahrer leihen sich nur<br />
deshalb ungern Fahrräder, weil die Qualität der Räder und die Wartung oft nicht ihren Anforderungen<br />
entsprechen. Eine Reihe von Regionen (Emsland, Friesland, Altmühltal, Lausitz,<br />
Ruhrgebiet) haben daher mit einem regionalen Fahrradhersteller ein qualitativ hochwertiges<br />
Regionsrad entwickelt. Diese Räder sind vom Design und der Ausstattung an die Region<br />
angepasst. Durch das größere Einkaufsvolumen gelingt es, hochwertige Räder zu einem<br />
günstigen Preis zu erwerben. In der Regel können die Gäste ihr Leihrad auch kaufen. Zur<br />
Sicherstellung einer guten Wartung hat es sich bewährt, diese von wenigen, sehr gut qualifizierten<br />
Fahrradmechanikern durchführen zu lassen. Auch Hotels können ein Kontingent<br />
der Leihräder erhalten. Besonders wartungsarm ist das für die Lausitz entwickelte Rad. Im<br />
Zuge der Produktentwicklung „<strong>Saar</strong>Radland“ ist es notwendig, eine Kooperation der Fahrradverleiher<br />
zum „<strong>Saar</strong>landRad“ zu initiieren und umzusetzen.<br />
MS 4 Bett & Bike: Lückenschluss entlang der Radrouten und Angebotsverdichtung.<br />
Radtouristen wählen unterschiedliche Quartierformen. Jeder einzelne Radtourist hat jedoch<br />
eine bevorzugte Unterkunftsform, die er möglichst durchgängig auf seiner Reise nutzen<br />
möchte. Der ADFC geht davon aus, dass ca. alle 30 Kilometer entlang einer Radroute eine<br />
fahrradfreundliche Unterkunft gebraucht wird. Die Entfernung zum Radweg sollte dabei<br />
148
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
nicht größer als fünf Kilometer sein. Insgesamt ist im <strong>Saar</strong>land eine Überrepräsentanz von<br />
fahrradfreundlichen Übernachtungsmöglichkeiten in Jugendherbergen festzustellen. Dennoch<br />
sind einige kleine Lücken zu schließen. In der Weiterentwicklung des Radtourismus<br />
<strong>Saar</strong>land muss es Ziel sein, das vorhandene Angebot zu verdichten und Lücken bei fahrradfreundlichen<br />
Beherbergungsbetrieben zu schließen sowie eine fahrradfreundliche Ausrichtung<br />
in allen Beherbergungsformen zu schaffen.<br />
MS 5 Individualschulungen von Leistungsträgern.<br />
Die Leistungsträger im Radtourismus <strong>Saar</strong>land sind überwiegend noch wenig mit den Bedürfnissen<br />
der Radtouristen vertraut und daher auch wenig auf ihre Bedürfnisse eingestellt.<br />
Jedoch sind sie als sehr wichtiger Bestandteil des <strong>Saar</strong>Radlandes einzuschätzen, weshalb es<br />
notwendig ist, sie zu schulen und für den Radtourismus zu begeistern. Ein gutes Beispiel ist<br />
das Hotel Haus Schons am <strong>Saar</strong>-Radweg.<br />
MS 6 Herausgabe eines Handlungsleitfadens für Leistungsträger im Radtourismus.<br />
Zusätzlich zu einer aufwendigen Individualschulung kann eine Publikation für Leistungsträger<br />
und Planer im Radtourismus <strong>Saar</strong>land herausgegeben werden, die über die Bedürfnisse<br />
der Radtouristen informiert.<br />
MS 7 Infoveranstaltung zum Radtourismus für Leistungsträger (Initiative: IHK).<br />
Die Befragung der Leistungsträger im <strong>Saar</strong>land zum Radtourismus hat eine geringe Zahl an<br />
Kooperationen und eine geringe Kooperationsfreudigkeit ergeben. Die Leistungsträger sehen<br />
auch weniger Chancen im Radtourismus als die Touristiker des <strong>Saar</strong>landes. Um Kooperationen<br />
zu fördern und über den Radtourismus zu informieren, sollte eine Infoveranstaltung<br />
durchgeführt werden. Beispielhaft kann hier eine Veranstaltung der IHK Frankfurt<br />
(Oder) in Zusammenarbeit mit anderen IHKn Brandenburgs angeführt werden. Im ersten Teil<br />
trugen hier Radtourismusexperten und Touristiker Informationen über den Radtourismus in<br />
Brandenburg vor. Im zweiten Teil berichteten Leistungsträger aus unterschiedlichen Bereichen<br />
des Radtourismus von ihren Erfahrungen. Geladen waren Leistungsträger, Planer, Politiker<br />
und Touristiker. Pausen boten Gelegenheiten zum Austausch und Knüpfen von Kooperationen.<br />
5.4 Grenzüberschreitender Radtourismus<br />
MG 1 Ausbau der Netzwerkkooperation mit benachbarten Regionen im In- und Ausland.<br />
Die erfolgreiche Verwirklichung der <strong>Saar</strong>LorLux-Initiative mit Partnern aus angrenzenden<br />
Regionen und Ländern bestätigt, dass grenzüberschreitende Projekte realisierbar sind. Nun<br />
gilt es, diese strategischen Netzwerkkooperationen zu intensivieren und auf andere Radwege<br />
auszubauen. Hierfür bieten sich vor allem die Radfernwege <strong>Saar</strong>-Radweg und <strong>Saar</strong>-Nahe-<br />
Höhen-Radweg sowie der Mosel-Radweg an.<br />
149
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
MG 2 Nutzung der räumlichen Lage und ihrer radtouristischen Möglichkeiten als USP mit<br />
entsprechender Vermarktung national und international.<br />
In den angrenzenden Bundesländern werden überregionale Radfernwege in ihrem Verlauf<br />
und mit den Anschlussmöglichkeiten nicht vermarktet. Für den Radtouristen endet die Radreise<br />
jedoch nicht an der Landesgrenze. Die regions- und länderübergreifende Vermarktung<br />
von Radwegen mit entsprechender Kooperation mit den verantwortlichen Tourismusmarketingorganisationen<br />
und Leistungsträgern bietet so einen erheblichen Vorteil. Das <strong>Saar</strong>land<br />
ist wegen der geringen Flächenausdehnung in der Vielfalt und im Angebot einer umfangreichen<br />
Auswahl an Radrouten eingeschränkt. Die räumliche Lage im Drei-Länder-Eck sollte<br />
deshalb noch stärker als bisher hervorgehoben und im Marketing betont werden. Überregionale<br />
Initiativen wie die VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux stellen ein USP dar, welches das <strong>Saar</strong>land<br />
von anderen Radreisedestinationen unterscheidet. Sowohl in den Broschüren als auch vor<br />
allem für internationale Touristen im Internet sollte deshalb die grenzüberschreitende Möglichkeit<br />
des Radelns betont und mit entsprechenden Infrastruktur-, Marketing- und Serviceangeboten<br />
unterstützt werden.<br />
6. Zusammenfassung<br />
Der Radtourismus gehört seit einigen Jahren zu den tragenden Säulen des <strong>Saar</strong>landtourismus.<br />
Ausgehend vom Masterplan 2001, wurden deutlich mehr als 10 Mio. EUR Investitionen<br />
in Wegeinfrastruktur, Ausschilderung, Produktentwicklung und Vertrieb getätigt, um das<br />
<strong>Saar</strong>land als Fahrraddestination zu etablieren. Über 22 Mio. EUR Umsatz pro Jahr sind schon<br />
heute der Lohn für dieses Engagement. Da zudem alle Marktforschungsstudien weitere<br />
Wachstumschancen prognostizieren, ist ein konsequenter Ausbau des Radtourismus im<br />
<strong>Saar</strong>land mit Sicherheit Erfolg versprechend.<br />
Das systematische Vorgehen bei der Angebotsentwicklung und im Marketing zeigt Wirkung:<br />
Innerhalb weniger Jahre ist es gelungen, eine sehr gute radtouristische Wegeinfrastruktur,<br />
bestehend aus Rad- (wander) -routen mit einer bundesweit anerkannt hervorragenden Beschilderung,<br />
aufzubauen. Die Verbesserungspotenziale in diesem Bereich bestehen daher<br />
in einer fahrradfreundlichen Infrastruktur, wie z. B. Tischen, Bänken und Abstellanlagen an<br />
den Radwegen, welche für eine Qualitätssicherung sorgen.<br />
Auch die Ausstattung des <strong>Saar</strong>landes mit Bett & Bike-Betrieben ist mittlerweile als gut zu<br />
bezeichnen. Waren im Jahr 2000 erst 16 Betriebe nach den ADFC-Kriterien für Radfahrer<br />
freundliche Unterkünfte klassifiziert, stieg die Zahl mit Stand März 2005 auf 50 Betriebe.<br />
Gleichwohl sind an einigen Routen Lückenschlüsse notwendig.<br />
Auf konstant hohem Niveau werden in <strong>Saar</strong>land Radsportevents durchgeführt, die mittlerweile<br />
auch überregionale Bedeutung erlangt haben. Nicht nur hierdurch konnte sich die<br />
Region St. Wendel z. B. erfolgreich als Mountainbike-Destination etablieren.<br />
150
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Im Marketing sind vor allem seit dem Jahr 2003 verstärkte Aktivitäten zu verzeichnen.<br />
Printmedien, spezifische Informationen im Internet wurden geschaffen, die Präsenz auf relevanten<br />
Special Interest Messen erhöht, Pauschalen und Reiseangebote für Radtouristen<br />
kreiert. Nachdem damit die Grundlagen für ein radtouristisches Marketing geschaffen wurden,<br />
geht es nun um die stetige Perfektionierung in Marketing und Vertrieb, vor allem aber<br />
um die langfristige Entwicklung der Marke <strong>Saar</strong>Radland. Dazu gehören z. B. der Ausbau zielgruppenspezifischer<br />
Angebote (z. B. für Familien, Genussradler, Tourenradler etc.), eine<br />
Verstärkung der Kooperation mit Reiseveranstaltern und nicht zuletzt die Erhöhung des<br />
Bekanntheitsgrades der Fernradwege des Landes und ihre Etablierung im nationalen und<br />
internationalen Markt.<br />
Das <strong>Saar</strong>land zeichnet sich gegenüber anderen Destinationen durch seine unmittelbare Lage<br />
zu den beiden europäischen Nachbarländern Frankreich und Luxemburg aus. Der grenzüberschreitende<br />
Radtourismus ist aus diesem Grund besonders entwickelt worden. Mit der<br />
VeloRoute <strong>Saar</strong>LorLux entsteht eine attraktive Verknüpfung der Radrouten des Drei-Länder-<br />
Ecks. Die bereits begonnenen Kooperationen mit den Nachbarregionen bieten insbesondere<br />
im Radtourismus weitere große Entwicklungschancen.<br />
Ein perfekter, auf die Zielgruppenbedürfnisse exakt zugeschnittener Service wird immer<br />
mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor im Tourismus generell und damit auch im Radtourismus.<br />
Auch hier wurde im <strong>Saar</strong>land der Grundstock gelegt, auf welchen nun unter anderem<br />
mit Lückenschlüssen bei der gastronomischen Versorgung an Fernradwegen, besser abgestimmten<br />
Öffnungszeiten von Serviceeinrichtungen und Gastronomie, dem Angebot einer<br />
One-Way-Fahrradmiete, der Kreation eines qualitativ hochwertigen „<strong>Saar</strong>landrades“ und<br />
anderen Maßnahmen aufgebaut werden kann.<br />
Wichtigste Aufgabe für die kommenden Jahre wird die Aktivierung der Leistungsträger (Beherbergung,<br />
Gastronomie, Fahrradverleih, Fahrradreparatur, Transport, Ausflugsziele etc.)<br />
sein und die Verstärkung der Kooperation mit und zwischen ihnen, so dass diese im Gesamtsystem<br />
Radtourismus ihre volle Kompetenz einbringen können.<br />
151
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
LITERATUR<br />
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Deutschland, Bonn 2004.<br />
Deutscher Tourismus Verband (Hrsg.) (2004): Wirtschaftsfaktor Campingtourismus in<br />
Deutschland, Bonn.<br />
dwif-Consulting GmbH/Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern (2004): Volkswirtschaftliche<br />
und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Radtourismus in Mecklenburg-<br />
Vorpommern sowie Marketinganalyse. Berlin, Schwerin.<br />
Frauenpark Klinik Zentrum für Orthopädie und internistische Begleitkrankheiten (Hrsg.)<br />
(2002): Klinik Report. 1/2002. Bad Kissingen.<br />
F.U.R Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (2004): Reiseanalyse (Kurzfassung),<br />
Hamburg, Kiel.<br />
F.U.R. Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (2004): Urlaubsreisetrends 2015,<br />
Die RA-Trendstudie – Entwicklung der touristischen Nachfrage, Hamburg, Kiel.<br />
F.U.R Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (2005): Reiseanalyse (Kurzfassung),<br />
Hamburg, Kiel.<br />
Grißmer, Martin (2003): Fahrradtourismus am Beispiel des <strong>Saar</strong>land-Radweges. Eine zielgruppenorientierte<br />
Analyse der Kundenzufriedenheit von Fahrradtouristen. Unveröffentlichte<br />
Diplomarbeit Universität Trier. <strong>Saar</strong>brücken.<br />
Harrer, B.; Zeiner, M.; Maschke, J.; Scherr, S. (1995): Tagesreisen der Deutschen. Struktur<br />
und wirtschaftliche Bedeutung des Tagesausflugs- und Tagesgeschäftsreiseverkehrs in der<br />
Bundesrepublik Deutschland, Nr. 46, München.<br />
Harrer, B. (1998): Fahrradausflügler eine interessante Zielgruppe. In: Jahrbuch für Fremdenverkehr<br />
1997, München, S. 131-142.<br />
Harrer, B.; Scherr, S. (2000): Verhaltensweisen der Tagesausflügler in Abhängigkeit von Reisemotiv<br />
und Aktivität. In Jahrbuch für Fremdenverkehr 1999, München, S. 5-38.<br />
152
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
Harrer, B.; Scherr S. (2002): Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland, Schriftenreihe<br />
Heft 49, München.<br />
Kaufmann, Eveline Lanz (1999): Wellness-Tourismus. Marktanalyse und Qualitätsanforderungen<br />
für die Hotellerie – Schnittstellen zur Gesundheitsförderung. (Berner Studien zu<br />
Freizeit und Tourismus 38). Bern.<br />
Meffert, H (1998): Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte – Instrumente<br />
– Praxisbeispiele. Wiesbaden.<br />
Statistisches Bundesamt: Diverse Publikationen.<br />
Statistische Landesämter: Diverse Publikationen.<br />
Steiner, Jürgen (1999): Wirtschaftsfaktor Radtourismus. In: Schnell, Peter; Potthoff, Kim E.<br />
(Hrsg.): Wirtschaftsfaktor Tourismus. Vorträge einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Angewandte<br />
Geographie (AAG) und des Arbeitskreises Tourismus des Deutschen Verbandes<br />
für Angewandte Geographie (DVAG) in Münster 1998. Münster. Seite 33 - 38.<br />
Themata-Freizeit- und Erlebniswelten Services (Hrsg.) (2003): Freizeit in Deutschland 2003,<br />
München, Wien.<br />
Wachotsch, Ulrike (2005): Der Radtourist – Motivation, Aktivitäten, Erwartungen und Anforderungen<br />
an die touristische Infrastruktur und ihre Akteure. Eine Untersuchung auf der<br />
Grundlage einer Befragung von Radtouristen und Radausflüglern am Radfernweg Berlin –<br />
Kopenhagen. Unveröffentlichte Magisterarbeit Universität Potsdam. Hennigsdorf.<br />
World Tourism Organization (WTO) (2005): World Tourism Barometer Vol. 3, No. 1, Madrid.<br />
Websites<br />
www.adfc.de<br />
www.akademie.de<br />
www.bettundbike.de<br />
www.eurovelo.org<br />
www.media.adac.de<br />
www.radstation.de<br />
www.veloland.ch<br />
www.wellnessradroute.de<br />
www.wikipedia.org<br />
www.ziv-zweirad.de<br />
Darüber hinaus wurden diverse Reiseführer, touristische Broschüren, Tagespresse und<br />
Fachzeitschriften zur Informationsgewinnung genutzt.<br />
153
S Tourismusbarometer <strong>Saar</strong>land - Jahresbericht 2005<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Sparkassenverband</strong> <strong>Saar</strong><br />
Ursulinenstraße 46<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des <strong>Saar</strong>landes<br />
Am Stadtgraben 6-8<br />
66111 <strong>Saar</strong>brücken<br />
Ansprechpartner<br />
Karl Heinz Ratzel<br />
Telefon (0681) 9340-162<br />
Telefax (0681) 9340-177<br />
E-Mail Karl_Heinz.Ratzel@SV<strong>Saar</strong>.de<br />
Internet www.sparkassen-finanzgruppe-saar.de<br />
Dr. Rainer Schryen<br />
Telefon (0681) 501-4232<br />
Telefax (0681) 501-4293<br />
E-Mail r.schryen@wirtschaft.saarland.de<br />
Internet www.wirtschaft.saarland.de<br />
Bearbeitung:<br />
dwif-Consulting GmbH<br />
dwif - Büro München<br />
Sonnenstr. 27<br />
80331 München<br />
Telefon (0 89) 23 70 28 90<br />
Telefax (0 89) 23 70 28 99<br />
E-Mail info@dwif.de<br />
Internet www.dwif.de<br />
dwif - Büro Berlin<br />
Marienstraße 19/20<br />
10117 Berlin<br />
Telefon (0 30) 7 57 94 90<br />
Telefax (0 30) 7 51 65 10<br />
E-Mail info-berlin@dwif.de<br />
Mandy Belitz, Lars Bengsch, Dr. Mathias Feige, Thomas Hagel,<br />
Dr. Bernhard Harrer, Karsten Heinsohn, Silvia Hofer, Dr. Joachim<br />
Maschke, Markus Seibold, Dr. Manfred Zeiner<br />
unter Mitarbeit von:<br />
Anja Schramm, Alexander Schuler, Ulrike Wachotsch<br />
Fotos der Umschlagseite: Bilddatenbank der Tourismus Zentrale <strong>Saar</strong>land<br />
Herstellung:<br />
repa druck, <strong>Saar</strong>brücken<br />
Schutzgebühr: 20 Euro<br />
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in irgendeinem anderen<br />
Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme<br />
verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />
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