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Begräbnisrede zum Gedenken an Dieter Angerbauer, 15

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<strong>Dieter</strong> <strong>Angerbauer</strong>, DI, Architekt (1943-2007): l<strong>an</strong>ge Jahre führender Mitarbeiter in<br />

der Pfarre, mehrfach Mitglied des Pfarrgemeinderates und Mitbegründer der<br />

Aktionsgemeinschaft für Andritz<br />

Ein Nachruf aus D<strong>an</strong>kbarkeit<br />

Die katholische Pfarre Andritz war <strong>Dieter</strong> <strong>Angerbauer</strong> seit Jahrzehnten Anliegen und<br />

Heimat. Einiges von seinem vielfältigen Wirken soll <strong>an</strong>gesprochen werden.<br />

Vieles können wir nicht vergessen:<br />

Sein offenes Wesen, sein ungeniertes Ansprechen von wildfremden Menschen („Ich bin der<br />

<strong>Dieter</strong>, wer bist du?“), sein unverzagtes Verwirklichen von Ideen, seine Suche nach<br />

MitstreiterInnen, seine ungekünstelte Freude über Gelungenes („Herrlich!“), sein Dazusetzen<br />

bei Festen, seine Sorge darum, dass es mit der Jugend und jungen Familien in der Pfarre<br />

weitergeht.<br />

Er steht vor uns mit seiner gewinnend-liebenswürdig schlichten Art, als Zuhörer, der über<br />

niem<strong>an</strong>den ein böses Wort verloren hat, aber vermutlich vieles hinuntergeschluckt hat und<br />

einstecken musste, als Mensch mit ungebrochenem Optimismus und als Kommunikator mit<br />

wachen Augen.<br />

Zweimal war er Mitglied des PGR, eine Periode l<strong>an</strong>g stellvertretender Vorsitzender. Auch<br />

für die neue Periode war er nominiert, konnte aber aufgrund von beruflicher<br />

Arbeitsüberlastung nicht zusagen. Oft müde vom beruflichen Geschäft ist er noch spät abends<br />

bei den Sitzungen aufgeblüht und hat sich für neue Projekte stark gemacht. Und das nicht nur<br />

mit Worten, sondern auch mit Taten. Ihm war keine Arbeit zu minder. Für alle von uns war es<br />

eine Freude, wenn er bei einer Runde war und seinen Charme versprüht hat.<br />

Viele erinnern sich <strong>an</strong> die Errichtung des abc (AndritzerBegegnungsCentrum). <strong>Dieter</strong> war im<br />

Bauauschuss und hat viel dazu beigetragen, dass es so geworden ist. Er hat damit den<br />

Ged<strong>an</strong>ken verbunden, nicht nur ein Pfarrheim, sondern ein Begegnungszentrum für alle


AndritzerInnen zu schaffen. Und auch die Festwoche <strong>zum</strong> 25-Jahr-Jubiläum hat seine<br />

H<strong>an</strong>dschrift getragen.<br />

Jedes Fest war für ihn wichtig. Als Tänzer war er heiß begehrt. Sieben weitere Männer hat er<br />

zu einer T<strong>an</strong>zgruppe vereint. Das Ergebnis war ein unvergesslicher „Schw<strong>an</strong>ensee“ bei einem<br />

Pfarrball. Auch nach dem Hochwasser 2005 hat er unseren neuen Pfarrer mit<br />

Lösungsvorschlägen unterstützt.<br />

Als bewusster Christ seit Jugendtagen (geprägt durch Katholische Studierende Jugend,<br />

Katholische Hochschulgemeinde und später durch die Katholische Aktion) hat er die<br />

Berufung verspürt und weiter gegeben, die Gesellschaft zu gestalten und das Zusammenleben<br />

menschlicher zu machen. Er ist nicht in der Wärmestube der Kirche geblieben, sondern hat<br />

exemplarisch vorgelebt, wie m<strong>an</strong> als Christ die Welt mitverändern k<strong>an</strong>n. Mit „Es muss doch<br />

möglich sein“ hat er m<strong>an</strong>chmal seine Einladung begonnen, wenn er wieder einmal etwas<br />

verändern wollte.<br />

Was hat er nicht alles <strong>an</strong>gezettelt in unserem Bezirk Andritz:<br />

- Hier ist vor allem die AGFA (Aktionsgemeinschaft für Andritz) zu nennen, die er<br />

nach dem großen Hochwasser 1975 mit <strong>an</strong>deren gegründet hat. Start war die 1.<br />

Andritzer Bürgerversammlung, einberufen durch die ev<strong>an</strong>gelische Matthäusgemeinde<br />

und das Bildungswerk der katholischen Pfarre zur Hl. Familie. <strong>Dieter</strong> war l<strong>an</strong>ge Zeit<br />

Obm<strong>an</strong>n der Agfa, in den letzten Jahren war er ihr Ehrenobm<strong>an</strong>n und gleichzeitig<br />

weiterhin ihre treibende Kraft. Mit seinem ausgleichenden Wesen hat er es geschafft,<br />

dass die VertreterInnen der verschiedenen parteipolitischen Richtungen sich hier<br />

treffen und abseits von Formalismen sich ungeschützt austauschen können.<br />

- Legendär war die Achse Stadtrat Edegger – <strong>Dieter</strong> <strong>Angerbauer</strong> in Fragen des<br />

Umweltschutzes und der BürgerInnenbeteiligung in Andritz. Auf diese Zeit gehen<br />

<strong>Dieter</strong>s Initiativen für den Bezirkssportplatz zurück und die Realisierung der Radwege<br />

in die Stadt und aus Andritz hinaus.<br />

- In Zusammenh<strong>an</strong>g mit „Graz als Kulturhauptstadt 2003“ hat er zusammen mit <strong>an</strong>deren<br />

eine eigenständige Kulturinitiative „Wir Andritzer“ gegründet und lokale<br />

Literaturschaffende und Kunstschaffende zusammengeführt.<br />

- Ohne Auftrag, aber mit viel Engagement hat er mehrfach Vorschläge für den Umbau<br />

des Andritzer Hauptplatzes vorgelegt. Die Verwirklichung hat er neidlos einem<br />

<strong>an</strong>deren überlassen u. v. a. m.<br />

„Ihr seid das Salz der Erde“ sagt Jesus in der Bibel zu jenen, die ihm nachfolgen wollen. Der<br />

Christ <strong>Dieter</strong> <strong>Angerbauer</strong> war so jem<strong>an</strong>d, der Würze ins Leben der Gemeinschaft gebracht hat<br />

und wie ein Sauerteig alles durchwirkt hat. Er hat in Andritz eine Atmosphäre des<br />

Wohlwollens geschaffen und verbreitet. Wir d<strong>an</strong>ken ihm für sein Beispiel.<br />

Sein Tod <strong>an</strong>lässlich einer Radtour mit Freunden in Portugal hat zu tiefer Betroffenheit<br />

geführt. Ein Pfarrmitglied f<strong>an</strong>s Trost in der Aussage: „<strong>Dieter</strong> hat überall Spuren<br />

hinterlassen.“ So können wir mit seinem Weggehen besser leben und sein Wirken einordnen.<br />

Spuren hat er auch in seinem Beruf als Architekt hinterlassen: Vielseitig wie er war, hat er in<br />

der g<strong>an</strong>zen Steiermark gewirkt. An vielen Bauten ist seine H<strong>an</strong>dschrift als Architekt ablesbar:<br />

in der Verwendung von Holz und Glas, in der Liebe <strong>zum</strong> Detail und beim Eingehen auf die<br />

Vorstellungen der Bauherren. Vom kleinen Umbau eines Einfamilienhauses über eine<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft am Lustbühel bis zu Großprojekten gingen seine Aufträge. In den letzten<br />

Jahren waren es ein Forschungszentrum und die Generals<strong>an</strong>ierung das Pflegezentrumn der


Barmherzigen Brüder in Kainbach oder die Erweiterung der Pfarrkirche in Gnas. In Andritz<br />

erinnert die Erweiterung der Regenbogenschule in der Schöckelstraße und das<br />

Servicezentrum der Stadt <strong>an</strong> ihn.<br />

Für alle sichtbar und beispielhaft war auch sein Leben als Familienmensch:<br />

Er war bis zuletzt das pulsierende Herz seiner Familienrunde, die er mitbegründet hat. Sie<br />

besteht seit mehr als 3 Jahrzehnten und gibt vielen Kraft und Heimat. In der Hochblüte waren<br />

es sogar über die eigene Familienrunde hinaus 13 Runden, für die er der Ansprechpartner war.<br />

Jetzt fehlt er uns.<br />

<strong>Dieter</strong> war ein Partner für seine Irmgard, die das Glück seines Lebens war. Um sie zu<br />

gewinnen, ist er ihr bis Engl<strong>an</strong>d nachgefahren. Sie haben in fast 50 Ehejahren den Alltag<br />

gemeistert, weil das Gespräch nie abgerissen ist, weil sie sich für gemeinsame Aktivitäten<br />

immer Zeit genommen und sich in allem beraten haben, bevor ein Entschluss gefallen ist.<br />

Für die Kinder Christi<strong>an</strong>, Stef<strong>an</strong>, D<strong>an</strong>iel und Julia ist ein wichtiger Bezugspunkt verloren<br />

geg<strong>an</strong>gen: Der Vater als Vorbild in seiner Regsamkeit war stolz war auf ihre berufliche<br />

Entwicklung, auf ihre Partner und ihre Begabungen für Theater, Musik und Ges<strong>an</strong>g.<br />

Nicht zuletzt soll noch gedacht werden <strong>an</strong> die vielen FreundInnen, die ins Haus gekommen<br />

sind oder die mit den zahlreichen Aktivitäten <strong>Dieter</strong>s verbunden sind:<br />

- die Sportler (Radtouren, Tischtennis, Tennis, Marathon/Läufer)<br />

- die Kunstsinnigen, die er zu Reisen zusammengeholt hat<br />

- die Diözes<strong>an</strong>-Sportgemeinschaft (DSG), zu deren „Urgestein“ er gezählt hat<br />

- der Bauorden, für den er gemeinsam mit Irmgard internationale Einsätze org<strong>an</strong>isiert hat.<br />

Quirlig, umtriebig, kreativ, einsatzfreudig, sportlich, auf <strong>an</strong>dere zugehend, aufmerksam,<br />

gesellschaftspolitisch wach und in Familie, Gesellschaft und Pfarre immer im Jetzt und<br />

intensiv lebend – so haben wir ihn, den <strong>Dieter</strong>, in Erinnerung.<br />

Sein Leben, das sich so früh erfüllt hat, hat für uns eine Botschaft in vielfältiger Form:<br />

Lebt das Leben in seiner g<strong>an</strong>zen Breite und Tiefe und nützt eure Talente!<br />

Ihr seid in Gottes H<strong>an</strong>d geschrieben und geborgen!<br />

Richtet euch nach Tiefschlägen immer wieder auf!<br />

Seht die Menschen neben euch und helft, wo ihr könnt!<br />

Zieht euch nicht zurück ins Schneckenhaus, sondern freut euch <strong>an</strong> den Mitmenschen und <strong>an</strong><br />

Gottes Natur!<br />

Achtet die Ged<strong>an</strong>ken und Gefühle jedes Menschen!<br />

Nehmt euren Partner und eure Kinder ernst und führt sie zur Selbständigkeit!<br />

Wartet nicht auf morgen! F<strong>an</strong>gt heute damit <strong>an</strong>, denn Gott hat jedem/jeder viele Fähigkeiten<br />

gegeben.<br />

Ich hab meinen Teil beigetragen. .Jetzt seid ihr dr<strong>an</strong>!<br />

(Aus der Begräbnisrede vom <strong>15</strong>. 5. 2007, Rupert Leitner)

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