EIN UNIMOG SCHLÃGT ALLE - Hellgeth
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Sport Rallye Dresden-Breslau 2008<br />
<strong>EIN</strong> <strong>UNIMOG</strong><br />
SCHLÄGT <strong>ALLE</strong><br />
Das ist der Hammer: Ein Truck ist schneller<br />
als alle Geländewagen – und das bei der härtesten<br />
Rallye Europas!<br />
■ Klaus-P. Kessler<br />
Das war eine verrückte Situation. Das<br />
niederländische Toyota-Team aus Valkenburg<br />
wartete im Zielraum auf die<br />
Konkurrenten, zitterte um den möglichen<br />
Gesamtsieg. Dabei parkte der Gesamtsieger<br />
schon geraume Zeit neben<br />
dem gelben Geländewagen. Es war ein<br />
Lastwagen! Damit hatte niemand gerechnet.<br />
Allen auf und davon gefahren<br />
Okay, der graue Unimog-Prototyp der<br />
deutschen <strong>Hellgeth</strong>-Brüder war von<br />
Anfang an schnell, kam teilweise mit<br />
mehr als drei Stunden Vorsprung vor<br />
dem nächsten Artgenossen ins Etappenziel.<br />
Aber dass er so «sauschnell» sein<br />
könnte, um neben 49 Trucks auch alle<br />
148 Geländewagen zu «verblasen», damit<br />
hat dann doch niemand gerechnet.<br />
Am Ende war der Doppelturbo-Mittelmotor-Unimog<br />
sogar eine Stunde schneller<br />
als der schnellste Personenwagen und<br />
satte vier Stunden und 55 Minuten<br />
schneller als der nächste Truck.<br />
Gesamtsieger! Andreas und Jürgen <strong>Hellgeth</strong> besiegten alle Trucks<br />
und Geländewagen<br />
Afrika-Feeling hochgekommen<br />
Der Truck-Gesamtsieg bei der 14. Rallye<br />
Breslau, die in diesem Jahr zum zweiten<br />
Mal vor der weltberühmten Barockkulisse<br />
von Dresden startete, war der<br />
krönende Abschluss einer starken Woche.<br />
Viel versprechend schon der Prolog.<br />
Für ihn hatten die Planer ein Areal am<br />
Messegelände von Dresden auserkoren<br />
und einen Rundkurs gestaltet, der es in<br />
sich hatte. Steilkurven, Verschränkungsund<br />
Wasserlöcher liessen die vielen Tausend<br />
Zuschauer jubeln. Verrückt: ein<br />
Streckenteil führte durch eine alte Halle.<br />
«Rein geht ja noch. Aber wenn du da<br />
drin bist, siehst du die Ausfahrt nur als<br />
hellen, kleinen Punkt und hast Schiss,<br />
dass der Truck da überhaupt durchpasst»,<br />
beschreibt ein Starter das mulmige<br />
Gefühl, Vollgas durch das ungewohnte<br />
Halbdunkel zu jagen. Es passte –<br />
und auch der Showstart vor erneut zahllosen<br />
Fans auf der historischen Augustusbrücke<br />
über der Elbe war wieder<br />
ein passender Rahmen für eine tolle Veranstaltung.<br />
Von hier aus ging es geradewegs<br />
in die Tropen. Das sind von Dresden<br />
aus gerade mal 130 Kilometer.<br />
Sponsor Tropical Islands in Brandenburg<br />
war Gastgeber eines Rundkurses, der angesichts<br />
der knallenden Sonne und des<br />
sandigen Terrains bei vielen Teilnehmern<br />
echte Afrika-Gefühle wachrief. Das verstärkte<br />
sich noch beim abendlichen Besuch<br />
der Tropen-Freizeitlandschaft in<br />
Europas grösser freitragender Halle.<br />
Voll in die Radarfalle gelaufen ...<br />
Doch damit war auch der letzte touristische<br />
Teil der Rallye Breslau vorerst beendet.<br />
Hardcore war angesagt: Von hier<br />
aus ging es nach Polen, wo die allseits<br />
gefürchteten Pisten und Schlammlöcher<br />
warteten. Dabei hatten die Streckenscouts<br />
für die 14. Auflage der Rallye einige<br />
neue Abschnitte erschlossen – und<br />
neue Akzente gesetzt. So führte erstmals<br />
ein Teil einer Wertungsprüfung<br />
durch die Stadt Zagan. Pikante Note: Die<br />
Polizei hatte ein Radar installiert, blitzte<br />
jeden Starter. Das hinterliess mulmige<br />
Gefühle, waren sich die meisten Akteure<br />
nicht sicher, ob sie hier nun schnell<br />
fahren durften oder nicht. Die Aufklärung<br />
gab’s am Abend im Camp, als eine<br />
offizielle Abordnung den Teams die Blitzfotos<br />
überreichte und die jeweils<br />
Schnellsten jeder Klasse sogar mit einem<br />
Pokal auszeichnete. Bei den Trucks war<br />
das Team Niedergesäss mit dem Scania<br />
mit 117 km/h der schnellste Stadt-Sprinter.<br />
Gelungener Gag!<br />
Spannende Duelle<br />
Weniger spassig die sumpfigen Wiesen,<br />
die jetzt auf die Teams warteten. Wohl<br />
dem, der Erfahrungen im Umgang mit<br />
Winde und Seil hatte. Hinter dem späteren<br />
Gesamtsieger <strong>Hellgeth</strong> ging es knapp<br />
zu. Da ist entscheidend, wie schnell sich<br />
ein Team über oder durch ein Hindernis<br />
winchen kann und wie schnell das Seil<br />
aus der Winde aus- und wieder eingefahren<br />
werden kann.<br />
Lange schien es, als würde das Dauer-<br />
Duell der letzten Jahre zwischen dem<br />
letztjährigen Sieger Ostaszewski und dessen<br />
«Vorgänger im Amt», Udo Heidenreich,<br />
eine weitere Neuauflage erfahren.<br />
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Sport Rallye Dresden-Breslau 2008<br />
1 Vater und Sohn<br />
Niedergesäss<br />
siegten in der<br />
grossen Klasse.<br />
2 Das sächsische<br />
MZB-Team<br />
«schwamm» auf<br />
Platz drei.<br />
3–10<br />
Impressionen vom<br />
ganz alltäglichen<br />
Wahnsinn.<br />
Doch dann fiel der Deutsche Unimog-<br />
Pilot zuerst wegen einer abgerissenen<br />
Fahrerhaus-Aufhängung zurück und<br />
dann mit Lenkungsbruch aus. Nun lautete<br />
das Duell <strong>Hellgeth</strong> versus Ostaszewski,<br />
wobei sich der graue «Raketen-<br />
Unimog» rasch vom polnischen Ural mit<br />
Volvo-Technik absetzen konnte. In die<br />
Rolle des Herausforderers schlüpfte nun<br />
das Team Niedergesäss mit dem Scania<br />
und führte das Duell zeitweilig Türgriff<br />
an Türgriff. Als einmal auf einer langen<br />
Geraden Peter N. das Lenkrad verschlug<br />
meinte Ostaszewski, der Cottbuser wolle<br />
ihm Platz machen, setzte zum Überholen<br />
an. Dabei übersah er eine Bodenwelle,<br />
krachte in einen Birkenwald, und eine<br />
abgebrochene Birke setzte sich auf der<br />
Ural-Haube fest. So zeitweilig erblindet,<br />
übersah der polnische Tiefflieger, dass<br />
die Strecke nach links abbog und knallte<br />
Vollgas weiter geradeaus. Wieder einmal<br />
machten sich Vater und Sohn Niedergesäss<br />
im wahrsten Sinne des Wortes<br />
aus dem Staub. Dahinter machte Leon<br />
de Wit, Truck-Dealer aus dem niederländischen<br />
Kolhorn am Ijsselmeer, mit<br />
seinem Mercedes-Benz SK richtig Dampf,<br />
verpasste das Podium in der Klasse über<br />
7,5 Tonnen am Ende nur um knappe<br />
fünf Minuten.<br />
Voll in die Gewehrmündung<br />
geguckt ...<br />
Eine Begegnung ganz anderer Art hatten<br />
die Zweitplatzierten Geschwister Brauwers,<br />
als sie plötzlich in den Lauf einer<br />
Maschinenpistole blickten. Sie waren auf<br />
dem Truppenübungsgelände leicht vom<br />
Kurs abgekommen, was einen unerfahrenen,<br />
jungen Soldaten zu erhöhter<br />
Nervosität trieb. Brauwers traten darauf-<br />
ST<br />
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hin den taktischen Rückzug an. Während<br />
die <strong>Hellgeth</strong>s an der Spitze in einer<br />
eigenen Liga spielten, wurde es bei den<br />
grossen Trucks am Ende noch einmal<br />
richtig eng. Zur letzten Etappe hatte das<br />
Team Niedergesäss einen stattlichen Vorsprung<br />
auf Ostaszewski herausgefahren.<br />
Doch kurz vor einer fünf Kilometer langen<br />
Kompass-Passage fiel im Scania das<br />
GPS aus und die Ostdeutschen verfuhren<br />
sich in den nordpolnischen Wäldern. Am<br />
Ende war der Vorsprung bis auf 33 Minuten<br />
geschmolzen, der Sieg bei den<br />
«Dickschiffen» aber gerettet.<br />
Unlautere Methoden?<br />
Seltsam: Bei einigen Teams liessen Tabellen-Position<br />
und Verschmutzungsgrad<br />
nach der einen oder anderen Etappe Vermutungen<br />
über Abkürzungen und Hilfe<br />
von Aussen entstehen, während andere<br />
Teams sich strikt und fair an die Roadbook-Vorgaben<br />
hielten, auch wenn das<br />
erhebliche Zeitverluste bedeutete. Derlei<br />
mögliche unsportliche Machenschaften<br />
hat auch der neue polnische Organisationschef<br />
der Rallye nicht entkräften können.<br />
Er will dem ab dem nächsten Jahr<br />
mit einem GPS-gestützten Kontroll- und<br />
Wertungssystem entgegenwirken. Das<br />
wäre eine gute und Vertrauen bildende<br />
Massnahme. Dann könnte sichergestellt<br />
werden, diese besondere Mischung aus<br />
Hochleistungssport, Familientreffen und<br />
Party auch für die Zukunft zu erhalten.<br />
Vielleicht auch wieder einmal mit LW-<br />
Startern aus der Schweiz. Die Zeit zwischen<br />
dem letzten Samstag im Juni und<br />
dem ersten Samstag im Juli 2009 ist<br />
jedenfalls in vielen Kalendern schon wieder<br />
fest vorgemerkt – für die 15. Auflage<br />
dieser einzigartigen Kult-Rallye! ■<br />
11 Mehrfachsieger<br />
Heidenreich<br />
machte<br />
regelrecht Kopfstände<br />
– aber<br />
heuer wurde<br />
es nix.<br />
12 Etappe in<br />
den «Tropen» –<br />
Rund um Tropical<br />
Islands in<br />
Brandenburg.<br />
89<br />
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