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Und was glaubst du? - eva-kita.de

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DIE NORDELBISCHE<br />

WOCHENZEITUNG FÜR GEMEINDE & GESELLSCHAFT<br />

DAS JOURNAL<br />

„Deine Augen sind nackig“<br />

Den Wortschöpfungen unserer Kin<strong>de</strong>r sind<br />

keine Grenzen gesetzt. Lesen Sie hier eine<br />

Auswahl aus <strong>de</strong>n Einsen<strong>du</strong>ngen zu unserem<br />

letzten Gewinnspiel.<br />

Musikwettbewerb<br />

Kreativität und Phantasie sind gefragt beim<br />

Musikwettbewerb zum Kita-Logo „Evangelische<br />

Kin<strong>de</strong>rtagesstätten – Mit Gott groß<br />

wer<strong>de</strong>n“. Beteiligen Sie sich mit Ihrer Kita!<br />

EVANGELISCHE<br />

KITAZEITUNG<br />

Herausgegeben im Auftrag <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s Ev. Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK) und <strong>de</strong>s Ev. Kin<strong>de</strong>rtagesstättenverban<strong>de</strong>s Hamburg / Diakonisches Werk SONNTAG, 5. APRIL | NR. 1/2009<br />

PROMI IM PORTRÄT 2<br />

Vom Fach: Cem Öz<strong>de</strong>mir<br />

Der Grünen-Politiker,<br />

Erzieher und Sozialpädagoge<br />

Cem<br />

Öz<strong>de</strong>mir spricht exklusiv<br />

mit <strong>de</strong>r EvangelischenKitazeitung<br />

über religiöse<br />

Erziehung und Integration.<br />

Hier erfahren Sie auch, wen seine<br />

kleine Tochter in je<strong>de</strong>r Kirche sucht<br />

und warum sein Vater nur einmal im Leben<br />

bei einem Elternabend war.<br />

ELTERN 6/7<br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN 8/9<br />

HAMBURG 10/11<br />

Neue Projekte<br />

Hier stellen wir Ihnen spannen<strong>de</strong> Projekte<br />

unserer Kitas vor: zu <strong>de</strong>n Themen Gesundheit,<br />

Mathematik, Medien und Kultur und<br />

Wissen.<br />

KINDERSEITE 16<br />

Abraham und die Religionen<br />

Was haben Christentum, Ju<strong>de</strong>ntum und<br />

Islam gemeinsam? Wer war Abraham?<br />

Hier könnt Ihr auf Spurensuche gehen.<br />

www.nor<strong>de</strong>lbische.<strong>de</strong> Tel. 0431/557799<br />

Toleranz und Respekt för<strong>de</strong>rn, auch in Glaubensfragen - das ist Ziel <strong>de</strong>r <strong>eva</strong>ngelischen Kitas. Foto: Scholz<br />

<strong>Und</strong> <strong>was</strong> <strong>glaubst</strong> <strong>du</strong>?<br />

In <strong>eva</strong>ngelischen Kitas begegnen sich Menschen unterschiedlicher Religion<br />

Klar, dass Kin<strong>de</strong>r in <strong>eva</strong>ngelischen Kitas<br />

mit <strong>de</strong>m christlichen Glauben vertraut<br />

wer<strong>de</strong>n. Aber in vielen Einrichtungen<br />

spielen auch an<strong>de</strong>re Religionen<br />

eine Rolle. Wie gestaltet sich das Miteinan<strong>de</strong>r<br />

von Kin<strong>de</strong>rn mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

kulturellen und religiösen Traditionen?<br />

Evangelische Kitas sind offen für alle<br />

Kin<strong>de</strong>r und Familien. Somit sind sie<br />

ein Spiegelbild unserer Gesellschaft<br />

mit ihrer kulturellen und religiösen<br />

Vielfalt. In <strong>de</strong>n Einrichtungen ist diese<br />

Vielfalt täglich lebendig. Die Kin<strong>de</strong>r<br />

lernen die eigene und an<strong>de</strong>re Religionen<br />

kennen. Sie ent<strong>de</strong>cken Unterschie<strong>de</strong><br />

und Gemeinsamkeiten, entwickeln<br />

Toleranz und Akzeptanz. In <strong>de</strong>n<br />

<strong>eva</strong>ngelischen Kitas geschieht <strong>de</strong>r interreligiöse<br />

Dialog, <strong>de</strong>n die Nor<strong>de</strong>lbi-<br />

sche Kirche wünscht, ganz konkret.<br />

Wie die Begegnung zwischen <strong>de</strong>n Religionen<br />

in <strong>eva</strong>ngelischen Kitas aussehen<br />

kann, lesen Sie in dieser Ausgabe.<br />

Erzieherinnen schil<strong>de</strong>rn, <strong>was</strong> ihnen an<br />

<strong>de</strong>r interreligiösen Arbeit wichtig ist.<br />

Eltern erzählen über ihren Glauben.<br />

Außer<strong>de</strong>m beantworten wir häufig gestellte<br />

Fragen zur religiösen Erziehung<br />

in <strong>eva</strong>ngelischen Kitas.


2 Auftakt<br />

„<br />

Der Morgen weiß mehr<br />

als <strong>de</strong>r Abend.<br />

Jörg Zink<br />

“<br />

GELEITWORT<br />

Von Wolfgang Vogelmann<br />

Ostern: Kin<strong>de</strong>rn<br />

Zuversicht geben<br />

Feste begannen bei uns<br />

zu Hause mit <strong>de</strong>n Vorbereitungen.<br />

Es roch<br />

gut, in <strong>de</strong>r Küche wur<strong>de</strong><br />

gebacken, dabei wur<strong>de</strong><br />

erzählt, wer zu Besuch<br />

kommt. Gibt es Geschenke? Was ziehen<br />

wir an? Die weiße Tisch<strong>de</strong>cke wur<strong>de</strong><br />

aufgelegt, an Ostern die Gol<strong>de</strong>ne Bibel<br />

angesehen. Großvater <strong>du</strong>ftete nach 4711<br />

und erläuterte die Bil<strong>de</strong>r. Nur die Enthauptung<br />

<strong>de</strong>s Johannes wur<strong>de</strong> überschlagen,<br />

<strong>de</strong>nn wir Kin<strong>de</strong>r <strong>du</strong>rften <strong>de</strong>n<br />

abgeschlagenen Kopf nicht sehen – und<br />

die nackte Tänzerin schon gar nicht.<br />

Vom Zauber <strong>de</strong>r Feste leben die Traditionen.<br />

Für <strong>de</strong>n integrativen Ansatz zur<br />

Religionspädagogik in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

ist es ein erprobtes Element, wenn<br />

die Kin<strong>de</strong>r von ihren Festen erzählen. So<br />

kommen unterschiedliche Traditionen,<br />

die von <strong>de</strong>n Eltern gepflegt wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r<br />

Gruppe zu Gehör. Fast selbstverständlich<br />

wird erlebt, wie an<strong>de</strong>re an<strong>de</strong>rs sind. Kin<strong>de</strong>r<br />

wachsen auf mit einer Vielfalt <strong>de</strong>s<br />

Feierns und <strong>de</strong>r religiösen Traditionen.<br />

Aber wie sprechen wir davon? Eine<br />

wun<strong>de</strong>rschöne Formulierung im Erzählen<br />

unserer Traditionen verdanken wir<br />

Jörg Zink. In seiner Kin<strong>de</strong>rbibel heißt es:<br />

„Der Morgen weiß mehr als <strong>de</strong>r Abend“.<br />

Der Satz fällt am Vorabend von Ostern.<br />

Denn das Kind, <strong>de</strong>m die Bibel erzählt<br />

wird, kommentiert die Geschichten und<br />

sagt, als Jesus gestorben ist:„Das ist ja<br />

schrecklich.Was soll <strong>de</strong>nn nun wer<strong>de</strong>n?“<br />

<strong>Und</strong> die Mutter antwortet: „Der Morgen<br />

weiß mehr als <strong>de</strong>r Abend.“<br />

Dieser Satz enthält die ruhige Zuversicht,<br />

dass die Welt noch nicht am En<strong>de</strong><br />

ist. Er vermittelt die Atmosphäre von<br />

Ostern – ein tiefes Zutrauen in die Zukunft<br />

aus Gottes Hand. Ist nicht die Zuversicht<br />

neben <strong>de</strong>r Neugier das Beste,<br />

<strong>was</strong> wir Kin<strong>de</strong>rn für ihr Leben mitgeben<br />

können? Dass einem Scheitern ein Weitergehen<br />

folgen kann, <strong>de</strong>r Tod nicht das<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Dinge ist und Wege und Auswege<br />

offenstehen? Da wird Ostern auch<br />

für an<strong>de</strong>re verstehbar und unsere Hoffnung<br />

an<strong>de</strong>ren Religionen <strong>de</strong>utlich.<br />

––––––––––––<br />

OObbeerrkkiirrcchheennrraatt WWoollffggaanngg VVooggeellmmaannnn ist Dezernent<br />

im Nor<strong>de</strong>lbischen Kirchenamt und<br />

dort auch zuständig für Interreligiösen Dialog.<br />

Wir müssen die pädagogische Arbeit<br />

in <strong>de</strong>n Kitas gesellschaftlich mehr<br />

schätzen, sagt <strong>de</strong>r Grünen-Chef Cem<br />

Öz<strong>de</strong>mir im Interview mit Martin<br />

Sterr. Denn alle Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n später<br />

unser Land prägen, <strong>de</strong>shalb können<br />

wir nicht früh genug mit <strong>de</strong>r Vermittlung<br />

von Toleranz, Bil<strong>du</strong>ng und<br />

Selbstwertgefühl anfangen, meint<br />

<strong>de</strong>r 43-jährige Spitzenpolitiker.<br />

Sie haben eine Ausbil<strong>du</strong>ng als Erzieher an<br />

<strong>de</strong>r Ev. Fachschule für Sozialwesen in Reutlingen<br />

gemacht. Wie haben Sie die Zeit an<br />

<strong>de</strong>r Hochschule erlebt? Sind Sie dort mit einem<br />

christlichen bzw. <strong>eva</strong>ngelischen Profil<br />

in Berührung gekommen?<br />

Die Ausbil<strong>du</strong>ng zum Erzieher habe ich<br />

in Freu<strong>de</strong>nstadt am Oberlinhaus gemacht,<br />

einer ebenfalls <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Einrichtung. In Reutlingen habe ich<br />

dann Sozialpädagogik studiert. Ich<br />

fand <strong>de</strong>n <strong>eva</strong>ngelischen Religionsunterricht<br />

immer schon interessant und<br />

entsprechend gehörte er auch zu meinen<br />

besseren Fächern. Die Toleranz<br />

und Offenheit <strong>de</strong>r meisten Christen in<br />

meiner Umgebung hat mein Weltbild<br />

sicher geprägt und erklärt, neben <strong>de</strong>r<br />

Erziehung meiner Eltern, warum ich<br />

mich auch stark für die Religionsfreiheit<br />

für Christen in <strong>de</strong>r Türkei einsetze.<br />

Sollen in Kitas überhaupt religiöse Fragen<br />

aufgegriffen wer<strong>de</strong>n? Was halten Sie von <strong>de</strong>r<br />

For<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>m Recht <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s auf<br />

Religion?<br />

Wenn es ein Recht <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s auf Religion<br />

gibt, dann natürlich auch ein<br />

Recht <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s auf keine Religion.<br />

Analog dazu gibt es schließlich die positive<br />

und negative Religionsfreiheit.<br />

Doch ganz unabhängig davon begrüße<br />

ich es, wenn in Kitas religiöse Fragen<br />

behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, auch wenn diese<br />

religiöse Bil<strong>du</strong>ng nicht zwingend bekenntnisorientiert<br />

sein muss, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>n ethischen, historischen o<strong>de</strong>r kulturellen<br />

Aspekt in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

stellt. Es scha<strong>de</strong>t sicher nicht, wenn die<br />

Kin<strong>de</strong>r wissen, warum wir Weihnachten<br />

o<strong>de</strong>r Ostern feiern, schließlich feiern<br />

inzwischen ja auch viele Menschen<br />

muslimischer Herkunft und selbst<br />

Atheisten mit. Umgekehrt wür<strong>de</strong> ich<br />

mir natürlich auch wünschen, dass unsere<br />

Kin<strong>de</strong>r et<strong>was</strong> über muslimische<br />

und jüdische Feiertage erfahren.<br />

Soll in Kitas interreligiös gearbeitet wer<strong>de</strong>n<br />

d.h. sollen Kin<strong>de</strong>r dort Menschen mit unterschiedlichen<br />

Glaubensrichtungen kennen<br />

lernen?<br />

Das ergibt sich bereits aus <strong>de</strong>m Alltag<br />

zahlreicher Kitas, die von Kin<strong>de</strong>rn unterschiedlicher<br />

Muttersprache, Herkunft<br />

und auch Religion besucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist daher sicher eine wichtige<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Erzieherinnen und Erzieher,<br />

die Kin<strong>de</strong>r auch mit jeweils an<strong>de</strong>-<br />

ren Religionen und Kulturen vertraut<br />

zu machen. Das ist eine pädagogische<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung und wir müssen diese<br />

wichtige Arbeit gesellschaftlich auch<br />

mehr wertschätzen. Denn darin liegt ja<br />

auch eine Chance. Diese Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />

unser Land später einmal prägen.<br />

<strong>Und</strong> dass sie dies gemeinsam tun, dafür<br />

kann die Grundlage bereits im Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

<strong>du</strong>rch interreligiöse o<strong>de</strong>r interkulturelle<br />

Pädagogik gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Haben Sie selbst Erfahrungen als Erzieher<br />

o<strong>de</strong>r als Vater einer Tochter, die vielleicht eine<br />

Kita besucht hat, gemacht?<br />

Wir haben eine kleine Tochter, die<br />

weiß, dass Jesus in <strong>de</strong>r Kirche lebt und<br />

wenn wir an einer Kirche vorbeikommen,<br />

will sie immer rein und nach ihm<br />

schauen. Ich komme aus einer muslimischen<br />

Familie und meine Frau aus<br />

einer katholischen. Unsere Tochter soll<br />

alles mitbekommen und sich dann selber<br />

eine Meinung bil<strong>de</strong>n. Wir wollen<br />

ihr das nicht aufzwingen, son<strong>de</strong>rn<br />

möchten, dass sie selber eine Chance<br />

hat, die Kultur als Bereicherung zu erfahren.<br />

Bei uns steht auch nicht so sehr<br />

die Religion im Mittelpunkt, son<strong>de</strong>rn<br />

Werte, die wir damit verbin<strong>de</strong>n. <strong>Und</strong><br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

In <strong>de</strong>r Kirche vorbeischauen<br />

Cem Öz<strong>de</strong>mir plädiert dafür, unsere kulturelle Vielfalt als Chance zu begreifen<br />

„Es scha<strong>de</strong>t nicht, wenn Kin<strong>de</strong>r wissen, warum wir Ostern feiern.“ Foto: ddp<br />

Toleranz ist hier sicher ein gutes Stichwort.<br />

Sie plädieren dafür, dass Bil<strong>du</strong>ng nicht nur<br />

früher beginnen und länger dauern soll, son<strong>de</strong>rn<br />

auch dafür, dass manche Bil<strong>du</strong>ngsinhalte<br />

o<strong>de</strong>r Werte gegen <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r Eltern<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n müssten. Wie muss<br />

man sich dies auf Ebene <strong>de</strong>r Kitas vorstellen?<br />

Ich habe gesagt, die Erziehung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

in unseren Kin<strong>de</strong>rgärten und Schulen<br />

muss gemeinsam mit <strong>de</strong>n Eltern<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Wenn in einer Familie aber<br />

Werte vermittelt wer<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen<br />

wir als <strong>de</strong>mokratische Gesellschaft<br />

nicht einverstan<strong>de</strong>n sind, dann müssen<br />

unsere Bil<strong>du</strong>ngseinrichtungen gegebenenfalls<br />

auch in <strong>de</strong>r Lage sein, pädagogisch<br />

dagegen anzugehen. Ich<br />

<strong>de</strong>nke dabei etwa an die Gleichberechtigung<br />

von Mädchen, krasse Vorurteile<br />

gegenüber an<strong>de</strong>ren Religionen, die<br />

nicht vorhan<strong>de</strong>ne Wertschätzung von<br />

Bil<strong>du</strong>ng, wo<strong>du</strong>rch die Zukunft <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

gefähr<strong>de</strong>t wird. Ich stelle keinesfalls<br />

das von unserem Grundgesetz geschützte<br />

elterliche Erziehungsrecht in<br />

Frage. Wir sollten nur nicht vergessen,<br />

dass auch Kin<strong>de</strong>r Rechte haben. <strong>Und</strong><br />

wenn wir diese missachten, dann lei<strong>de</strong>n<br />

sie ein Leben lang darunter.<br />

<strong>Und</strong> zum Schluss. Welches war Ihr schönstes<br />

Kita-Erlebnis?<br />

Der Bastelabend im Kin<strong>de</strong>rgarten von<br />

Bad Urach. Wie immer erklärte mir die<br />

„Schwester“ im Kin<strong>de</strong>rgarten genau,<br />

<strong>was</strong> in <strong>de</strong>r schriftlichen Einla<strong>du</strong>ng<br />

stand, damit ich es meinen Eltern im<br />

Einzelnen berichten konnte. Auf <strong>de</strong>m<br />

Weg nach Hause hatte ich lei<strong>de</strong>r einige<br />

Dinge <strong>du</strong>rcheinan<strong>de</strong>r gebracht und<br />

berichtete meinem Vater zu seinem<br />

großen Erstaunen schließlich, er müsse<br />

mit mir gemeinsam am Abend in<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten. Er, darüber sehr verunsichert,<br />

fragte mich mehrfach, ob<br />

ich mir ganz sicher sei. Schließlich<br />

wür<strong>de</strong>n ja gewöhnlich die Mütter in<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten gehen und Kin<strong>de</strong>r<br />

seien doch um diese Zeit längst im<br />

Bett. Nie wer<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Gesichtsausdruck<br />

meines Vaters vergessen, als wir<br />

gemeinsam <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten betraten<br />

und nicht nur kein einziges Kind dort<br />

war, son<strong>de</strong>rn ausschließlich Mütter,<br />

die für <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten bastelten.<br />

Mein Vater blickte mich mit versteinerter<br />

Miene an und sagte <strong>de</strong>n ganzen<br />

Abend kaum ein Wort. Die Damen versorgten<br />

ihn dafür mit Kaffee und Kuchen<br />

und wun<strong>de</strong>rten sich über die Öz<strong>de</strong>mirs.<br />

Seither ist es mir nie mehr gelungen,<br />

meinen Vater zu einem Elternabend<br />

zu motivieren. Er glaubt bis<br />

heute, dass dort <strong>de</strong>utsche Mütter mit<br />

Scheren, bunten Papieren und Klebstoff<br />

auf kleinen Rückenschmerz-<br />

Stühlen sitzend <strong>de</strong>n Abend verbringen.


EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Von Detlev Brockes<br />

Dienstagvormittag,Stuhlkreis<br />

in <strong>de</strong>r Lönneberga-Gruppe.<br />

Teelichter brennen, 20 Kin<strong>de</strong>r<br />

singen:„Du hast uns, Herr, gerufen<br />

und darum sind wird<br />

hier.“ Alex,<strong>de</strong>r bald sechs wird,<br />

weiß es genau: „Zu Gast bei<br />

Gott und Jesus sind wir.“ Im<br />

Kreis sitzen Kin<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ren Eltern<br />

aus Russland und Polen,<br />

aus <strong>de</strong>r Türkei und Ägypten<br />

stammen. Manche Kin<strong>de</strong>r<br />

sind <strong>eva</strong>ngelisch getauft, an<strong>de</strong>re<br />

muslimisch o<strong>de</strong>r russisch-orthodox.<br />

<strong>Und</strong> alle singen<br />

das christliche Lied mit.<br />

Ortstermin in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

Astrid Lindgren im Lübecker<br />

Stadtteil Vorwerk-Falkenfeld.<br />

Die Kita entstand im Jahr<br />

2000 auf einem vormaligen Kasernengelän<strong>de</strong>,<br />

das zum Wohngebiet<br />

gewor<strong>de</strong>n war. Die berühmte<br />

Kin<strong>de</strong>rbuchautorin<br />

stimmte <strong>de</strong>r Benennung selbst<br />

noch zu. Die drei Gruppen sind<br />

nach Orten aus Lindgrens Erzählungen<br />

benannt: neben<br />

Lönneberga auch Taka-Tuka-<br />

Land und Bullerbü.<br />

„Rund die Hälfte <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

kommt aus Zuwan<strong>de</strong>rer-Familien“,<br />

sagt Leiterin Julia Vermeh-<br />

Ostern, Zuckerfest, Chanukka<br />

ren. Die Kita nimmt das ernst,<br />

sie will Migranten begleiten,<br />

und das zeigt sich auch an <strong>de</strong>r<br />

offiziellen Bezeichnung: Evangelische<br />

Interkulturelle Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

Astrid Lindgren.<br />

Mit Gott groß wer<strong>de</strong>n sollen<br />

die Kin<strong>de</strong>r hier. Aber wie geht<br />

das zu mit unterschiedlichen Re-<br />

ligionen in einer <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kita? Ist das Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

freundlich-beliebig? O<strong>de</strong>r lernen<br />

die Religionen einan<strong>de</strong>r kennen,<br />

wird <strong>de</strong>r eigene Horizont weiter<br />

<strong>du</strong>rch die Begegnung?<br />

Als wir nach <strong>de</strong>n Festen fragen,<br />

die in <strong>de</strong>r Kita gefeiert wer<strong>de</strong>n,<br />

überstürzen sich in <strong>de</strong>r<br />

Lönneberga-Gruppe die Zurufe:<br />

„Ostern, Zuckerfest, Fasching,<br />

russische Weihnachten,<br />

Sankt Martin ...“ Die Kin<strong>de</strong>r wissen:<br />

Jesus wur<strong>de</strong> gekreuzigt, mit<br />

<strong>de</strong>m Zuckerfest en<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r muslimische<br />

Fastenmonat Ramadan,<br />

und einige Kin<strong>de</strong>r dürfen<br />

kein Schweinefleisch essen. Die<br />

fünfjährige Evelina erzählt, wie<br />

sie bei <strong>de</strong>r russischen Weihnachtsfeier<br />

als Stern tanzte. <strong>Und</strong><br />

dann führt sie mit <strong>de</strong>r sechsjährigen<br />

Adriane vor, wie in <strong>de</strong>r<br />

Moschee gebetet wird.<br />

Besuche in unterschiedlichen<br />

Gotteshäusern gehören zum<br />

Programm. „Jeweils die Kin<strong>de</strong>r,<br />

die dort heimisch sind, können<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren et<strong>was</strong> zeigen“, sagt<br />

Erzieherin Christina Wischnewski.<br />

Lebhafter Austausch<br />

entsteht vor allem <strong>du</strong>rch die religiösen<br />

Feste in <strong>de</strong>r Kita: Russisch-orthodoxe<br />

Eltern besuchen<br />

das islamische Opferfest,<br />

ein muslimischer Junge spielt<br />

<strong>de</strong>n Josef im vorweihnachtlichen<br />

Krippenspiel. „Man glaubt<br />

nicht, wie gut die Kin<strong>de</strong>r das aufnehmen,<br />

vor allem die Fünf- bis<br />

Sechsjährigen“, sagt Christina<br />

Wischnewski. Für das Team ein<br />

Ansporn, weitere Impulse zu setzen:<br />

„2008 griff eine Kollegin <strong>de</strong>n<br />

Reformationstag auf, in diesem<br />

Jahr trauen wir uns erstmals an<br />

das jüdische Chanukka-Fest heran“,<br />

berichtet die Erzieherin.<br />

Thema<br />

Die Lübecker Astrid-Lindgren-Kita feiert nicht nur christliche Feste – Dialog <strong>de</strong>r Religionen gehört zum Konzept<br />

Erzieherin Christina Wischnewski erzählt je<strong>de</strong> Woche biblische Geschichten. Daraus entstand diese Bil<strong>de</strong>rtafel<br />

zum Leben Jesu. Fotos: Huppertz<br />

Links: Mit <strong>de</strong>r türkischsprachigen<br />

Mitarbeiterin Gül Yalçin haben<br />

Kin<strong>de</strong>r eine Moschee aus Papier<br />

gebastelt. Oben: Julia Vermehren<br />

leitet die Kita seit 2000.<br />

Die Astrid-Lindgren-Kita ist<br />

im vergangenen Jahr für „kulturelle<br />

Vielfalt am Arbeitsplatz“<br />

ausgezeichnet wor<strong>de</strong>n.<br />

Den Preis überreichte Staatsministerin<br />

Maria Böhmer, die<br />

Integrationsbeauftragte <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung. Die Kita<br />

belegte <strong>de</strong>n dritten Platz in<br />

<strong>de</strong>r Kategorie öffentliche Verwaltung.<br />

An<strong>de</strong>re Preise in<br />

<strong>de</strong>m bun<strong>de</strong>sweiten Wettbewerb<br />

gingen an große und<br />

kleine Unternehmen.<br />

Vielfalt im Team<br />

3<br />

Religiöse Vielfalt also, und<br />

trotz<strong>de</strong>m ist die Astrid-Lindgren-Kita<br />

<strong>eva</strong>ngelisch. „Wir akzeptieren<br />

je<strong>de</strong>n Glauben, aber<br />

wir leben hier nicht je<strong>de</strong>n Glauben“,<br />

betont Leiterin Julia Vermehren.<br />

Man unternehme<br />

„Ausflüge in an<strong>de</strong>re Religionen“,<br />

aber <strong>de</strong>r christliche Glauben<br />

sei die Grundlage. So hören<br />

die Lönneberga-Kin<strong>de</strong>r regelmäßig<br />

biblische Geschichten.<br />

Sie malen Bil<strong>de</strong>r zum Leben Jesu.<br />

<strong>Und</strong> vor Ostern kommt die<br />

<strong>eva</strong>ngelische Gemein<strong>de</strong>pastorin<br />

in die Gruppe, um das Fest<br />

mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn vorzubereiten.<br />

Auch muslimische o<strong>de</strong>r jüdische<br />

Kin<strong>de</strong>r nehmen an <strong>de</strong>n<br />

christlichen Angeboten teil. „Ich<br />

kann verstehen, wenn strenggläubige<br />

Muslime das als<br />

schwierig empfin<strong>de</strong>n. Aber<br />

dann ist unsere Kita nicht die<br />

richtige“, sagt die Leiterin. „Wir<br />

nehmen uns viel Zeit, unser<br />

Konzept schon im Aufnahmegespräch<br />

zu erläutern.“ Manchmal<br />

sagen Familien daraufhin<br />

ab. Aber bei <strong>de</strong>nen, die sich anmel<strong>de</strong>n,<br />

ist klar: Sie tragen das<br />

Profil – interkulturell und <strong>eva</strong>ngelisch<br />

– mit.<br />

Der Dialog <strong>de</strong>r Religionen<br />

verän<strong>de</strong>rt alle Beteiligten. „Weil<br />

wir die Feste gemeinsam begehen,<br />

öffnen sich die Zuwan<strong>de</strong>rer-Familien.<br />

Sie spüren die Toleranz“,<br />

sagt Julia Vermehren.<br />

Aber auch bei ihr selbst wirkt die<br />

Begegnung: „Ich habe mich da<strong>du</strong>rch<br />

intensiver meinem eigenen<br />

Glauben zugewandt.“<br />

––––––––––––<br />

Die Astrid-Lindgren-Kita gehört zur<br />

Gemein<strong>de</strong>diakonie Lübeck, <strong>de</strong>m<br />

zweitgrößten Kita-Träger in <strong>de</strong>r<br />

Stadt. Mehr Infos: www.gemein<strong>de</strong>diakonie-luebeck.<strong>de</strong>/astrid_lindgren.html<br />

Hintergrund: Schon seit<br />

Jahren beschäftigt die Kita<br />

Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund.<br />

Zum Beispiel<br />

Gül Yalçin, die aus einer türkischen<br />

Familie stammt. Sie ist<br />

in Deutschland geboren und<br />

wuchs zweisprachig auf. Dass<br />

sie als Muslimin in einer<br />

christlichen Kita arbeite, sei<br />

für sie „nichts Beson<strong>de</strong>res“,<br />

sagt die 22-Jährige. „Christen<br />

und Muslime glauben an<br />

Gott, nur auf an<strong>de</strong>re Weise.“


4 Thema<br />

NACHGEFRAGT<br />

Je<strong>de</strong> Religion<br />

ernst nehmen<br />

Yildiz Ketencioglu (50)<br />

ist Muslimin und arbeitet<br />

seit 2005 in <strong>de</strong>r<br />

<strong>eva</strong>ngelischen Kita Noahs<br />

Arche in Kiel. Bis<br />

zu 40 Prozent <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

dort haben Migrationshintergrund.<br />

Wir haben die sozialpädagogische Assistentin<br />

nach <strong>de</strong>r Begegnung <strong>de</strong>r Religionen<br />

gefragt. Das Interview mit ihrer<br />

<strong>eva</strong>ngelischen Kollegin Angela Koppelmann<br />

steht auf Seite 5 (gegenüber).<br />

Warum arbeiten Sie in einer <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kita?<br />

Yildiz Ketencioglu: Das hätte ich früher<br />

selbst nicht gedacht! Ich wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Türkei religiös erzogen. Mit 18 kam ich<br />

nach Kiel, wo meine Eltern schon waren,<br />

und arbeitete fast 20 Jahre als Bürokauffrau.<br />

Aber weil ich schon immer<br />

et<strong>was</strong> mit Kin<strong>de</strong>rn machen wollte,<br />

wur<strong>de</strong> ich sozialpädagogische Assistentin.<br />

Dann bekam ich die Stelle in<br />

Noahs Arche, für die Türkisch-Kenntnisse<br />

Voraussetzung sind.<br />

Was sind Ihre Aufgaben?<br />

Ich bin im normalen Gruppendienst<br />

eingesetzt. Aber ich bin auch Übersetzerin<br />

und Vermittlerin für die ganze Kita.<br />

Nicht alle türkischen Eltern hier<br />

können genug Deutsch. Deshalb helfe<br />

ich zum Beispiel bei Elterngesprächen<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Eingewöhnungszeit.<br />

In Ihrer Kita sind Kin<strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Glaubens. Warum ist die Begegnung <strong>de</strong>r Religionen<br />

wichtig?<br />

Wir lernen viel voneinan<strong>de</strong>r und können<br />

Gemeinsamkeiten ent<strong>de</strong>cken, Unterschie<strong>de</strong><br />

wahrnehmen, tolerieren<br />

und akzeptieren. Je mehr ich vom<br />

Christentum erfahre, <strong>de</strong>sto mehr vertieft<br />

sich mein eigener Glaube.<br />

Was haben Sie von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn gelernt?<br />

Je<strong>de</strong> Religion ernst zu nehmen und offen<br />

miteinan<strong>de</strong>r umzugehen. Die Kin<strong>de</strong>r<br />

wollen auch im Glauben ent<strong>de</strong>cken<br />

und forschen. Das machen sie toll!<br />

AUSNAHMEREGELUNG<br />

In <strong>eva</strong>ngelischen Kitas wer<strong>de</strong>n Mitarbeiten<strong>de</strong><br />

nicht-christlichen Glaubens nur in Ausnahmefällen<br />

beschäftigt: in Stadtteilen, in<br />

<strong>de</strong>nen überwiegend Familien mit einem an<strong>de</strong>ren<br />

sprachlichen und kulturellen Hintergrund<br />

leben. Um Schwellenängste abzubauen<br />

und die Integration zu för<strong>de</strong>rn, sollen Eltern<br />

und Kin<strong>de</strong>r in diesen Kitas auch Ansprechpartner<br />

aus <strong>de</strong>r eigenen Herkunftskultur<br />

vorfin<strong>de</strong>n – mit entsprechen<strong>de</strong>n sprachlichen<br />

und interkulturellen Kompetenzen.<br />

Von Detlev Brockes<br />

Das Profil ist <strong>eva</strong>ngelisch,<br />

aber viele Kin<strong>de</strong>r sind es<br />

nicht.Die kirchlichen Kitas<br />

sind offen für Kin<strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Glaubens.<br />

Mit ihrer interreligiösen<br />

Arbeit för<strong>de</strong>rn sie Begegnung,<br />

Respekt und Toleranz.<br />

Wir haben uns in<br />

<strong>eva</strong>ngelischen Kitas zwischen<br />

Hamburg und Nordfriesland<br />

umgehört.<br />

Sechs und mehr Sprachen<br />

sind in <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kita Bunte Welt in Niebüll zu<br />

hören. Gut ein Drittel <strong>de</strong>r 66<br />

Kin<strong>de</strong>r hat Migrationshintergrund.<br />

„Wir wollen in offenen<br />

Angeboten <strong>de</strong>n<br />

christlichen Glauben weitergeben“,<br />

sagt Leiterin Jule<br />

Höfer. Obwohl es eine nichtkirchliche<br />

Einrichtung am<br />

Ort gebe, wür<strong>de</strong>n sich viele<br />

muslimische Eltern bewusst<br />

für eine glaubensgebun<strong>de</strong>ne<br />

Kita entschei<strong>de</strong>n, hat Jule<br />

Höfer beobachtet.<br />

Stille und Respekt<br />

Ein „lebhafter Teil <strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong>“<br />

sei die<br />

Evangelische Kita St. Nicolai<br />

in Eckernför<strong>de</strong>, sagt Leiterin<br />

Mereintje Günther. Wenn<br />

<strong>de</strong>r Pastor freitags zum Kin<strong>de</strong>rsegen<br />

in die Kita kommt,<br />

sind muslimische o<strong>de</strong>r<br />

buddhistische Kin<strong>de</strong>r<br />

selbstverständlich dabei.<br />

„Niemand muss das Vaterunser<br />

mitbeten o<strong>de</strong>r die<br />

Hän<strong>de</strong> in bestimmter Weise<br />

falten, aber wir erwarten zumin<strong>de</strong>st<br />

Stille und Respekt“,<br />

so die Leiterin. Beim Aufnahmegespräch<br />

weise sie<br />

darauf hin, dass <strong>de</strong>r christliche<br />

Glaube „Grundlage unseres<br />

Zusammenlebens und<br />

unserer Arbeit“ sei. „Wenn<br />

sich Familien für unsere Kita<br />

entschei<strong>de</strong>n, ist das Interesse<br />

auch da.“<br />

Familien erzählen<br />

„Im Zuge <strong>de</strong>r Qualitätsentwicklung<br />

befasste sich unser<br />

Team mit religiösen Ritualen“,<br />

sagt Irmgard Wenzel<br />

von <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

St. Petrus in Hamburg-<br />

Heimfeld. Ergebnis war ein<br />

Elternabend, bei <strong>de</strong>m Familien<br />

von ihrer Religion erzählten.<br />

Katholiken saßen<br />

neben Muslimen, Orthodo-<br />

xe neben Quäkern. „Wir<br />

wer<strong>de</strong>n diese Begegnung alle<br />

zwei bis drei Jahre wie<strong>de</strong>rholen“,<br />

so die Leiterin (lesen<br />

Sie auch die Familienporträts<br />

auf Seite 7).<br />

Ein jüdisches Mädchen<br />

besucht <strong>de</strong>n Evangelischen<br />

Kin<strong>de</strong>rgarten im nordfriesischen<br />

Bor<strong>de</strong>lum. „Bei unserer<br />

Weihnachtsfeier haben<br />

wir auf das jüdische Chanukka-Fest<br />

hingewiesen und erklärt,<br />

warum das Mädchen<br />

zu Gott betet und nicht zu Jesus“,<br />

sagt Leiterin Bärbel Becker,<br />

die sich für interreligiösen<br />

Dialog qualifiziert hat.<br />

Sie könne bei Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Eltern „für Aufklärung und<br />

Toleranz sorgen“. Gera<strong>de</strong><br />

jungen Familien, weiß Becker,<br />

fehle oft das Wissen<br />

über Religion.<br />

Wo die Liebe hinfällt<br />

Eine muslimische Mutter<br />

gestaltete die Kin<strong>de</strong>rbibelwoche<br />

zum Thema Taufe<br />

mit – das war ein eindrückliches<br />

Erlebnis in <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kita St. Marien<br />

Parksiedlung in Rendsburg.<br />

„Die Mutter sprach gut<br />

<strong>de</strong>utsch und hatte Mut mitzumischen“,<br />

erinnert sich<br />

Leiterin Ute Flothow. Das sei<br />

aber keine Selbstverständlichkeit:<br />

„Viele muslimische<br />

Frauen halten sich zurück,<br />

und oft sind die Sprachbarrieren<br />

so groß, dass wir mit<br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Begegnung in Respekt<br />

Religionen <strong>de</strong>r Welt in <strong>de</strong>r <strong>eva</strong>ngelischen Kita: Beispiele von Niebüll bis Hamburg<br />

In <strong>de</strong>r Martin-Luther-King-Kita in Hamburg-Steilshoop können Kin<strong>de</strong>r ihre Wünsche und Sorgen zu<br />

einem Tisch mit Engeln und Kerzen bringen. Im Stadtteil Lurup lädt die Kita Binsenort am Gründonnerstag<br />

zum Kin<strong>de</strong>rabendmahl ein. Knapp ein Drittel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r kommt aus Zuwan<strong>de</strong>rerfamilien,<br />

meist muslimischen o<strong>de</strong>r russisch-orthodoxen Glaubens. Fotos: Scholz<br />

Eltern gar nicht über Religion<br />

re<strong>de</strong>n können.“ Für die<br />

Kin<strong>de</strong>r seien religiöse Unterschie<strong>de</strong><br />

im Kita-Alltag<br />

ohne Be<strong>de</strong>utung: Sie spielen,<br />

„wo die Liebe hinfällt“,<br />

so Flothow.<br />

Religion geht auch <strong>du</strong>rch<br />

<strong>de</strong>n Magen: Muslime dürfen<br />

kein Schweinefleisch essen,<br />

Hin<strong>du</strong>s kein Rind. „Wir kochen<br />

täglich frisch und können<br />

auf die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse eingehen“,<br />

berichtet Michael Pahl<br />

von <strong>de</strong>r Evangelischen Kin<strong>de</strong>rtagesstätte<br />

Drei Könige<br />

in Kiel. Wichtig sei, „einan<strong>de</strong>r<br />

kennenzulernen und<br />

voneinan<strong>de</strong>r zu hören“, so<br />

<strong>de</strong>r Kita-Leiter.


EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Warum ist religiöse Erziehung für ein Kind<br />

wichtig?<br />

Kin<strong>de</strong>r haben ein Recht auf Religion.<br />

Wir Menschen sind religiöse Wesen -<br />

von Anfang an. Kin<strong>de</strong>r fragen von<br />

selbst nach <strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s Lebens, nach<br />

<strong>de</strong>m, <strong>was</strong> sie trägt, auch wenn es unsichtbar<br />

ist. Kin<strong>de</strong>r brauchen Menschen,<br />

die mit ihnen nach Antworten<br />

suchen, und an <strong>de</strong>nen sie erkennen,<br />

wie Glaube gelebt wer<strong>de</strong>n kann. Für<br />

die religiöse Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

haben Erwachsene eine große Verantwortung:<br />

Denn religiöse Erfahrung ist<br />

für Kin<strong>de</strong>r eng daran geknüpft, wie sie<br />

Beziehungen und Bin<strong>du</strong>ngen erleben.<br />

Wenn sie <strong>du</strong>rch an<strong>de</strong>re Menschen Zuwen<strong>du</strong>ng,<br />

Liebe und Geborgenheit erfahren,<br />

entwickeln sie selbst Vertrauen<br />

in das Leben und damit die Grundlage<br />

für ihren eigenen Glauben.<br />

Muss ich <strong>eva</strong>ngelisch sein, damit mein Kind<br />

in eine <strong>eva</strong>ngelische Kita gehen darf?<br />

Nein. Die <strong>eva</strong>ngelische Kita ist für alle<br />

Kin<strong>de</strong>r und ihre Familien offen - egal<br />

ob sie <strong>eva</strong>ngelisch sind o<strong>de</strong>r katholisch,<br />

Mitglied einer an<strong>de</strong>ren Religionsgemeinschaft<br />

o<strong>de</strong>r gar nicht religiös.<br />

Woran merke ich, dass ich in einer <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kita bin?<br />

In <strong>eva</strong>ngelischen Kitas sollen Kin<strong>de</strong>r<br />

„mit Gott groß wer<strong>de</strong>n“. Grundlegend<br />

ist das christliche Menschenbild: Je<strong>de</strong>r<br />

Mensch ist von Gott gewollt und erfährt<br />

<strong>de</strong>shalb Wertschätzung. Das soll<br />

im Umgang miteinan<strong>de</strong>r spürbar wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r hören in <strong>de</strong>r <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kita biblische Erzählungen von<br />

Gott und Jesus. Sie feiern Gottesdienste<br />

und christliche Feste, beten, singen<br />

und erleben Segensrituale. <strong>Und</strong> sie haben<br />

mit Erwachsenen zu tun, die ihren<br />

eigenen Glauben sichtbar machen.<br />

Dies alles lädt die Kin<strong>de</strong>r ein, im christlichen<br />

Glauben Heimat zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Mit Gott groß wer<strong>de</strong>n<br />

Die wichtigsten Antworten zu Religion in <strong>de</strong>r Kita<br />

Wollen die <strong>eva</strong>ngelischen Kitas Kin<strong>de</strong>r bekehren?<br />

Nein. Wir erleben unseren Glauben als<br />

großen Schatz für unser Leben. Gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>shalb können wir auch an<strong>de</strong>re<br />

Religionen wertschätzen. In <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kitas müssen wir nieman<strong>de</strong>m<br />

von seinem Weg abbringen, son<strong>de</strong>rn<br />

wollen einan<strong>de</strong>r in Offenheit und Respekt<br />

begegnen.<br />

Was glauben die Erzieherinnen?<br />

In einer <strong>eva</strong>ngelischen Kita ist es ganz<br />

wichtig, dass die Erzieherin ihren eigenen<br />

(in <strong>de</strong>r Regel) christlichen Glauben<br />

kennt und darüber sprechen kann.<br />

Dies ist kein Hin<strong>de</strong>rnis, son<strong>de</strong>rn eine<br />

Chance, ja sogar eine Voraussetzung<br />

für Begegnung und Dialog mit Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Familien an<strong>de</strong>ren Glaubens.<br />

Was ist, wenn Eltern selbst nicht glauben<br />

o<strong>de</strong>r einen an<strong>de</strong>ren Glauben haben?<br />

Wenn Eltern ihr Kind in einer <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kita anmel<strong>de</strong>n wollen, erfahren<br />

sie spätestens im Anmel<strong>de</strong>gespräch<br />

vom <strong>eva</strong>ngelischen Profil. Eltern<br />

ohne Bezug zur Kirche ist oft die<br />

Vermittlung <strong>de</strong>r christlichen Werte<br />

wichtig. Viele Eltern an<strong>de</strong>ren Glaubens<br />

entschei<strong>de</strong>n sich gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb für eine<br />

<strong>eva</strong>ngelische Kita, weil sie möchten,<br />

dass ihr Kind mit Glauben und Religion<br />

in Berührung kommt – selbst wenn<br />

es nicht <strong>de</strong>r eigene Glauben ist, <strong>de</strong>r<br />

hier gelebt wird.<br />

Kin<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Glaubens und ihre<br />

Familien sind eingela<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>n<br />

christlichen Ritualen als religiöse Gäste<br />

teilzunehmen. Umgekehrt sollen sie<br />

gern von ihrem eigenen Glauben erzählen.<br />

Sie können ihrerseits die Erzieherinnen<br />

und an<strong>de</strong>re Familien zu ihren<br />

Festen als religiöse Gäste einla<strong>de</strong>n<br />

- zum Beispiel zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s muslimischen<br />

Fastenmonats Ramadan o<strong>de</strong>r<br />

zum jüdischen Chanukkafest.<br />

Kin<strong>de</strong>r haben ein Recht auf Religion. Sie fragen nach <strong>de</strong>m Sinn <strong>de</strong>s Lebens. Foto: Huppertz<br />

Offen für Dialog<br />

Kita-Fachkräfte machen sich fit für<br />

interreligöse Begegnung: Mehr als<br />

750 Erzieherinnen und Erzieher in<br />

<strong>eva</strong>ngelischen Kitas in Schleswig-<br />

Holstein und Hamburg haben an<br />

<strong>de</strong>n theologisch-religionspädagogischen<br />

Kursen TRG und TRA teilgenommen.<br />

In <strong>de</strong>r dreiwöchigen<br />

Grundqualifizierung (TRG) befassen<br />

sich die Fachkräfte mit ihrem<br />

eigenen religiösen Weg und fin<strong>de</strong>n<br />

eine Sprache für ihren Glauben. So<br />

können sie mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r<br />

Kita nach Antworten auf <strong>de</strong>ren<br />

Sinnfragen suchen und sich für die<br />

Begegnung mit Menschen an<strong>de</strong>ren<br />

Glaubens öffnen. In <strong>de</strong>r Aufbauqualifzierung<br />

(TRA) geht es um religiöse<br />

Vielfalt und Toleranz. Die<br />

Fachkräfte besuchen eine Synagoge<br />

und eine Moschee, auch ein Besuch<br />

im Jüdischen Kin<strong>de</strong>rgarten in<br />

Hamburg stand bereits auf <strong>de</strong>m<br />

Programm.<br />

Abrahamitische Weltreligionen<br />

Ein Austausch über Glaubensfragen<br />

mit Menschen an<strong>de</strong>rer christlicher<br />

Konfessionen ist für uns<br />

selbstverständlich. Daneben steht<br />

<strong>de</strong>r Dialog mit an<strong>de</strong>ren Religionen,<br />

vor allem mit Menschen jüdischen<br />

o<strong>de</strong>r muslimischen Glaubens im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund. Denn die „Abrahamitischen<br />

Weltreligionen“ Ju<strong>de</strong>ntum,<br />

Christentum und Islam haben eine<br />

große Nähe zueinan<strong>de</strong>r: Sie haben<br />

gemeinsame Wurzeln im Alten Testament,<br />

<strong>de</strong>r jüdischen Bibel, und<br />

glauben letztlich an <strong>de</strong>nselben<br />

Gott.<br />

Religiöse Feiertage<br />

Die jüdischen Gemein<strong>de</strong>n feiern<br />

zurzeit (2.-16. April 2009) das Pessachfest.<br />

Es ist eines <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Feste im Ju<strong>de</strong>ntum. Fast zur<br />

gleichen Zeit, von Gründonnerstag<br />

(9.4.) bis Ostermontag (13.4.09) feiern<br />

Christen Ostern. Das nächste<br />

große islamische Fest ist das Fastenbrechenfest<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Fastenmonats<br />

Ramadan, auch Ramadanfest<br />

genannt (auf Türkisch „Seker<br />

Bayrami“). Es fällt dieses Jahr<br />

auf <strong>de</strong>n 20. September, <strong>de</strong>r auch<br />

Weltkin<strong>de</strong>rtag ist.<br />

Thema<br />

NACHGEFRAGT<br />

5<br />

Wertschätzung<br />

auf allen Seiten<br />

Angela Koppelmann<br />

(36) ist <strong>eva</strong>ngelische<br />

Christin und arbeitet<br />

seit 13 Jahren in <strong>de</strong>r Kita<br />

Noahs Arche in Kiel.<br />

Bis zu 40 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r dort kommen aus Zuwan<strong>de</strong>rerfamilien.<br />

Wir haben die Erzieherin<br />

nach <strong>de</strong>r Begegnung <strong>de</strong>r Religionen gefragt.<br />

Das Interview mit ihrer muslimischen<br />

Kollegin Yildiz Ketencioglu steht<br />

auf Seite 4 (gegenüber).<br />

Warum arbeiten Sie in einer <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kita?<br />

Angela Koppelmann: Ich habe diesen<br />

Weg schon früh gewählt. Zum Praktikum<br />

vor <strong>de</strong>r Ausbil<strong>du</strong>ng war ich in <strong>de</strong>r<br />

Kita einer Elterninitiative. Aber als dort<br />

Weihnachten näherrückte und überhaupt<br />

nicht gefeiert wur<strong>de</strong>, merkte ich:<br />

Das ist mir zuwenig. So entschied ich<br />

mich für die Evangelische Fachschule<br />

Alten Eichen, wo Religionspädagogik<br />

zur Ausbil<strong>du</strong>ng gehört.<br />

Ich habe als Kind keinen strafen<strong>de</strong>n<br />

Gott kennengelernt, son<strong>de</strong>rn meine Eltern<br />

haben mir vermittelt: Gott ist immer<br />

für dich da. Das möchte ich auch<br />

<strong>de</strong>n Kita-Kin<strong>de</strong>rn mitgeben.<br />

In Noahs Arche sind Kin<strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Glaubens, Sie feiern christliche und<br />

muslimische Feste. Warum ist die Begegnung<br />

<strong>de</strong>r Religionen wichtig?<br />

Wir vermitteln Wissen über die Religionen,<br />

und <strong>was</strong> man kennt, braucht man<br />

nicht zu fürchten. Wir nehmen einan<strong>de</strong>r<br />

an und ent<strong>de</strong>cken Gemeinsamkeiten.<br />

Das stärkt die Toleranz.<br />

Aber Sie behalten dabei Ihren Standpunkt?<br />

Ja, er wird sogar klarer. Ich habe an<br />

zwei religionspädagogischen Qualifizierungen<br />

teilgenommen, die mich in<br />

meinem Glauben gestärkt haben. Ich<br />

kann jetzt nicht die Bibel auswendig.<br />

Aber ich habe <strong>de</strong>n Mut, über meinen<br />

Glauben zu sprechen – auch mit Menschen<br />

an<strong>de</strong>rer Religion.<br />

Was haben Sie in <strong>de</strong>r interreligiösen Arbeit<br />

von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn gelernt?<br />

Neugierig sein, fragen, forschen und<br />

mich einlassen.<br />

Welche Situation hat Sie beson<strong>de</strong>rs berührt?<br />

Vergangenen Herbst war ich bei einer<br />

muslimischen Familie aus <strong>de</strong>r Kita<br />

zum Beschnei<strong>du</strong>ngsfest eingela<strong>de</strong>n,<br />

eine intime Feier zu Hause, bei <strong>de</strong>r<br />

sonst nur muslimische Frauen waren.<br />

Das war Wertschätzung auf bei<strong>de</strong>n Seiten:<br />

Ich fühlte mich geehrt <strong>du</strong>rch die<br />

Einla<strong>du</strong>ng; die Familie hat sich gefreut,<br />

dass ich dabei war.


Von Frank Zabel<br />

6 Eltern<br />

KOLUMNE<br />

Irgendwie an<strong>de</strong>rs –<br />

und richtig schön<br />

Rein äußerlich hätte<br />

die kleine Xenia keinen<br />

größeren Kontrast zu<br />

unserer Lena bieten<br />

können. Pechschwarze<br />

Haare und unglaublich<br />

<strong>du</strong>nkle Augen – so et<strong>was</strong> hatte meine<br />

fünfjährige Tochter bislang selten gesehen.<br />

<strong>Und</strong> dann diese fremdartige Sprache:<br />

Die wenigen spanischen Brocken,<br />

die Lena bis dahin aufgeschnappt hatte,<br />

reichten nicht aus für eine Konversation.<br />

Aber es geht eben auch ohne Worte:<br />

Mehrfach kam Xenia in <strong>de</strong>m kleinen<br />

Restaurant an unseren Tisch, bis Lena<br />

all ihren Mut zusammennahm und mit<br />

<strong>de</strong>m Mädchen aus Barcelona um die<br />

Wette lief. Immer und immer wie<strong>de</strong>r,<br />

quer <strong>du</strong>rch die Gaststätte, im Affenzahn<br />

die ver<strong>du</strong>tzten Kellner umkurvend.<br />

Lena ist in einem Alter, in <strong>de</strong>m die<br />

Kin<strong>de</strong>r ungezwungen mit Unbekanntem<br />

umgehen. Sprachliche Barrieren<br />

sind keine unüberwindbaren Hin<strong>de</strong>rnisse,„An<strong>de</strong>rssein“<br />

wird akzeptiert.<br />

Schlimm, wenn alle Menschen gleich<br />

wären, sagt Lena und macht das an einem<br />

praktischen Beispiel fest: „Bei <strong>de</strong>n<br />

Zwillingen in <strong>de</strong>r Mondgruppe weiß ich<br />

nie, wer wer ist.“ Wenn nun alle in <strong>de</strong>r<br />

Mondgruppe gleich wären . . . nicht auszu<strong>de</strong>nken!<br />

Im Kin<strong>de</strong>rgarten gibt es ein Bil<strong>de</strong>rbuch,<br />

das die Kleinen beson<strong>de</strong>rs gerne<br />

mögen.„Irgendwie An<strong>de</strong>rs“ heißt es und<br />

han<strong>de</strong>lt von einem ungewöhnlichen<br />

Wesen namens „Irgendwie An<strong>de</strong>rs“, das<br />

ganz allein auf einem hohen Berg lebt<br />

und keinen Kumpel hat. Bis eines Tages<br />

eine ebenfalls eigentümliche Gestalt vor<br />

<strong>de</strong>r Tür steht. Am En<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n<br />

dicke Freun<strong>de</strong> und verstehen, dass<br />

alle „irgendwie an<strong>de</strong>rs“ sind.<br />

Irgendwie an<strong>de</strong>rs war auch das Lied,<br />

das Lena aus <strong>de</strong>r musikalischen Früherziehung<br />

im Kin<strong>de</strong>rgarten mitbrachte<br />

und uns zu Hause in einer recht überraschen<strong>de</strong>n<br />

Interpretation präsentierte.<br />

Sie stolzierte als „kleiner Pinguin August<br />

Fridolin“ <strong>du</strong>rchs Wohnzimmer<br />

und sang mit ungewohnten Betonungen,<br />

mit einem „ch“, wo keines hingehört,<br />

und stark rollen<strong>de</strong>m „r“. Das<br />

Schauspiel gipfelte in einem langen<br />

„plietsch plaatsch“.„Lena“, habe ich gesagt<br />

und musste mir ein Grinsen verkneifen,„ich<br />

bin nicht sicher, dass <strong>du</strong><br />

das richtig singst.“ Aber die Fünfjährige<br />

steht zu Unterschie<strong>de</strong>n.„Doch“, entgegnete<br />

sie mit listigem Blick,„das stimmt<br />

alles. So hat Olga uns das beigebracht.“<br />

––––––––––––<br />

FFrraannkk ZZaabbeell hat drei Töchter (14, 8 und 5) und<br />

schreibt regelmäßig für die Ev. Kitazeitung.<br />

Nach genialen Worterfin<strong>du</strong>ngen<br />

Ihrer Kin<strong>de</strong>r hatten<br />

wir gefragt – und bekamen<br />

eine Fülle von Einsen<strong>du</strong>ngen.<br />

Zum Beispiel „Wandachsen“<br />

für Verwandte o<strong>de</strong>r<br />

„Färbotimometer“ für Fieberthermometer.<br />

Die Wortschöpfung<br />

„paparieren“ (von<br />

„Papa“ und „reparieren“)<br />

sandten sogar zwei Familien<br />

unabhängig voneinan<strong>de</strong>r<br />

ein. Einige Leser haben die<br />

originellen Begriffe sogar auf<br />

Dauer in <strong>de</strong>n Familienwortschatz<br />

aufgenommen.<br />

paparieren = Papa repariert,<br />

<strong>was</strong> kaputtgegangen ist<br />

Hilke Wagner mit Rieke und<br />

Marie, Wallsbüll, und Familie<br />

Zan<strong>de</strong>r, Nor<strong>de</strong>rstedt<br />

„Mama, <strong>de</strong>ine Augen sind nackig“<br />

= Jonas zu seiner Mutter,<br />

die ihre Brille nicht aufhatte<br />

Anke und Herwald Brauer mit<br />

Jonas und Julius, Drelsdorf<br />

Färmotibometer = Fieberthermometer<br />

Schicken Sie uns ein Foto: Ihr<br />

Kind mit seiner besten Freundin,<br />

seinem besten Freund.<br />

TEILNEHMEN<br />

„Ein Freund, ein guter Freund“, sangen<br />

einst die Comedian Harmonists,<br />

das sei das Größte und Schönste, <strong>was</strong><br />

es gibt auf <strong>de</strong>r Welt. Wen hat sich Ihr<br />

Kind als Freund ausgesucht? Ein an<strong>de</strong>res<br />

Kind? Ein Kuscheltier, eine Puppe,<br />

einen Hund? Schicken Sie uns ein<br />

Foto von Ihrem Kind mit seinem besten<br />

Freund, seiner besten Freundin.<br />

keksen = backen<br />

Kathrin Petersen, Hamburg<br />

„Mami, ich habe die Krümel<br />

im Esszimmer weggebest“ =<br />

weggefegt<br />

Susan Molkenbuhr, Hamburg<br />

Moboli = Wohnmobil<br />

Antwortberufer = Anrufbeantworter<br />

Zwingeling = Zwilling<br />

Buschambo = Champagner<br />

Familie Harms-Rohwer mit<br />

Tabea und Clemens, Wasbek<br />

Trambaturboot = Temperatur-<br />

Mess-Boot, ein Thermometer<br />

in Bootform für die Ba<strong>de</strong>wanne<br />

Falk Bethke und Bianca Laurich<br />

mit Peer, Westerhorn<br />

Wandachsen = Verwandte<br />

Karola Sieh-Petersen mit Thore,<br />

Bünsdorf<br />

Flinkaflink = Schmetterling<br />

Sabine Voß mit Volke, Busenwurth<br />

„Mama, Papa, tommt schnell,<br />

am Himmel ist ein Musso-<br />

mann“ = Heißluftballon<br />

Familie Vetkamp, Lübeck<br />

Gummibifi = Gummistiefel<br />

Hasi-Oster = Osterhase<br />

Schlaphappen = Waschlappen<br />

Torben Sievers, Horstedt<br />

Schlapplappen = Waschlappen<br />

Inke Sieh-Petersen mit Jule<br />

und Jorna, Rickert<br />

Muh = die Kühe vor unserem<br />

Grundstück<br />

Utemuh = die Pfer<strong>de</strong> von<br />

Nachbarin Ute auf <strong>de</strong>r Koppel<br />

neben <strong>de</strong>n Kühen<br />

Utemuhhaus = <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>stall<br />

Beate Both und Finn, Hamburg<br />

„Mama, meine Haselnüsse<br />

tun mir weh“ = die Man<strong>de</strong>ln<br />

tun weh, Halsschmerzen<br />

Marianne Chmielewicz mit Johanna,<br />

Flensburg<br />

babum = ba<strong>de</strong>n<br />

Arbub = Arbeit<br />

Meike und Peter Klingberg<br />

mit Colvyn, Nordhastedt<br />

Eine Auswahl wer<strong>de</strong>n wir in <strong>de</strong>r<br />

nächsten Ausgabe veröffentlichen.<br />

GEWINNEN<br />

Unter allen Einsen<strong>du</strong>ngen verlosen<br />

wir ein Wochenen<strong>de</strong> für eine Familie<br />

am Ratzeburger See (eine Übernachtung).<br />

Sie wohnen auf <strong>de</strong>r Dominsel<br />

in Ratzeburg, im Gästehaus <strong>de</strong>s Pastoralkollegs.<br />

Das Kolleg, eine Weiterbil<strong>du</strong>ngsstätte<br />

für Pastorinnen und<br />

Pastoren, stiftet diesen Gewinn. Zum<br />

Gästehaus am Dom gehören eine<br />

große Wiese und ein eigener Steg<br />

zum See.<br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

„Deine Augen sind nackig“<br />

Einsen<strong>du</strong>ngen auf unsere Leseraktion: die schönsten Wortschöpfungen Ihrer Kin<strong>de</strong>r<br />

Gewinnen Sie . .<br />

Wochenen<strong>de</strong> in Ratzeburg<br />

Gewonnen<br />

Aus allen Einsen<strong>du</strong>ngen haben<br />

wir als Gewinnerin <strong>de</strong>r Leseraktion<br />

3/2008 Susan Molkenbuhr<br />

aus Hamburg gezogen.<br />

Die Familie kann sich auf<br />

ein Wochenen<strong>de</strong> im Haus<br />

Windschur in St. Peter-Ording<br />

freuen.<br />

EINSENDEN AN<br />

Evangelische Kitazeitung<br />

c/o VEK, Angelika Wurth<br />

Lise-Meitner-Str. 6-8<br />

24768 Rendsburg<br />

vek-wurth@diakonie-sh.<strong>de</strong><br />

Einsen<strong>de</strong>schluss:<br />

29. Mai 2009<br />

LESERAKTION<br />

Dankesgruß<br />

„Vielen Dank für <strong>de</strong>n schönen<br />

Gewinn!“ – Bei winterlichen<br />

Temperaturen verbrachten<br />

Manuel und Anastasia Jansen<br />

ein Wochenen<strong>de</strong> in Bad Fallingbostel,<br />

besuchten das Solebad<br />

in Soltau und <strong>de</strong>n Vogelpark<br />

Walsro<strong>de</strong> (Gewinner<br />

Leseraktion 2/2008).<br />

Leseraktion


EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

„Wichtig: <strong>de</strong>r Glaube an Gott“<br />

Eltern sehen religiöse Unterschie<strong>de</strong> entspannt – vier Meinungen aus Hamburg<br />

Russisch-orthodox<br />

In <strong>de</strong>r Wohnung von Familie<br />

Gil<strong>de</strong>nstern in Hamburg-<br />

Steilshoop stehen Ikonen -<br />

Heiligenbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r christlichen<br />

Kirchen im Osten. Alexan<strong>de</strong>r<br />

und Elena Gil<strong>de</strong>nstern<br />

und ihr Sohn Deniel<br />

sind russisch-orthodox. Vor<br />

zwei Jahren zogen sie von<br />

Moskau nach Hamburg. Deniel<br />

(6) besucht die Hortgruppe<br />

<strong>de</strong>r <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Martin-Luther-King-Kita. 44<br />

Plätze, ein kleines Haus, Gil<strong>de</strong>nsterns<br />

loben die familiäre<br />

Atmosphäre.<br />

Die <strong>eva</strong>ngelische Gemein<strong>de</strong>pastorin<br />

kommt einmal<br />

pro Woche zum Morgenkreis,<br />

die Kita-Kin<strong>de</strong>r beteiligen<br />

sich an Familiengottesdiensten.<br />

Für Gil<strong>de</strong>nsterns<br />

entspannter Alltag: „Der Unterschied<br />

zwischen unseren<br />

Religionen ist klein“, sagt Va-<br />

Von Frank Muchlinsky<br />

Am Anfang steht immer eine<br />

Unterschei<strong>du</strong>ng. Ein<br />

Kind entwickelt sich, in<strong>de</strong>m<br />

es zu unterschei<strong>de</strong>n lernt:<br />

Wo höre ich auf, und wo<br />

fängt meine Umwelt an?<br />

Wer bin ich im Unterschied<br />

zu dir? Wo bin ich geborgen<br />

und wo nicht? Erst die Unterschei<strong>du</strong>ng<br />

ermöglicht,<br />

dass wir uns selbst wahrnehmen<br />

und in <strong>de</strong>r Welt zurechtfin<strong>de</strong>n<br />

können. Auch<br />

die Bibel beginnt mit Unterschei<strong>du</strong>ngen.<br />

Die erste<br />

Tat Gottes in <strong>de</strong>r Schöpfung<br />

ist, das Helle vom Dunkel<br />

zu trennen, dann das Nasse<br />

vom Festen, <strong>de</strong>n Himmel<br />

von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Den Menschen<br />

macht er männlich<br />

und weiblich, am letzten<br />

Tag <strong>de</strong>r Schöpfung trennt<br />

ter Alexan<strong>de</strong>r. Wichtiger als<br />

bestimmte Rituale und Worte<br />

sei <strong>de</strong>r Glaube an Gott.<br />

Katholisch<br />

Zwei Konfessionen gibt es in<br />

<strong>de</strong>r Familie Reitmaier in<br />

Hamburg-Heimfeld: Der Vater<br />

ist <strong>eva</strong>ngelisch, die Mutter<br />

und die drei Töchter sind<br />

katholisch. „Wir machen keinen<br />

großen Unterschied daraus“,<br />

sagt die Ärztin Michaela<br />

Reitmaier. „Wir wollen<br />

unsere Kin<strong>de</strong>r christlich<br />

erziehen und ihnen christliche<br />

Werte mitgeben.“ So fiel<br />

auch die Wahl <strong>de</strong>r Kita leicht:<br />

Magdalena (5) und Josephine<br />

(3) gehen in die <strong>eva</strong>ngelische<br />

St.-Petrus-Kita, die zu<br />

Fuß zu erreichen ist. Katholische<br />

Feiertage wie Fronleichnam<br />

o<strong>de</strong>r Allerheiligen<br />

sind für die Mädchen ganz<br />

normale Kin<strong>de</strong>rgarten-Tage.<br />

Muslimisch<br />

Eines Tages zählte Jüli<strong>de</strong><br />

(10) zu Hause die Zehn Gebote<br />

auf. Erstaunt sahen<br />

sich die Eltern an – und trugen<br />

gleich die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Regeln aus <strong>de</strong>m Islam<br />

zusammen. Familie Kasbek<br />

ist muslimisch. Die Großeltern<br />

kamen aus <strong>de</strong>r Türkei,<br />

Eltern und Kin<strong>de</strong>r sind in<br />

Hamburg geboren. Yüli<strong>de</strong><br />

und ihr Bru<strong>de</strong>r Kaan (8) gehen<br />

ebenfalls in die <strong>eva</strong>ngelische<br />

Kita St. Petrus. „Das<br />

Angebot ist gut, und schon<br />

beim Aufnahmegespräch<br />

stimmte die Chemie“, sagt<br />

Serpil Kasbek. „Ich erzähle<br />

Yüli<strong>de</strong> und Kaan von unserer<br />

Religion, in <strong>de</strong>r Kita nehmen<br />

sie am <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Gottesdienst teil. Sie wachsen<br />

ohnehin in bei<strong>de</strong>n Kulturen<br />

auf“, so die Mutter.<br />

Wichtig seien „Ehrfurcht vor<br />

Gott und Nächstenliebe“ –<br />

„das sollen die Kin<strong>de</strong>r mitbekommen“.<br />

Quäker<br />

Keine Angst vor Unterschie<strong>de</strong>n<br />

Vorsicht vor Bewertungen: Das gilt auch beim Glauben<br />

Gott die Ruhe von <strong>de</strong>r Arbeit.<br />

Unterschei<strong>du</strong>ngen sind<br />

also enorm wichtig. Damit<br />

ist <strong>de</strong>r Satz: „Du bist an<strong>de</strong>rs<br />

als ich“ zunächst einmal ein<br />

Satz, <strong>de</strong>r uns in <strong>de</strong>r Kita keine<br />

Probleme bereitet. Im<br />

Gegenteil, wir bemühen uns<br />

darum, dass Kin<strong>de</strong>r ihn sagen<br />

können. Gleichzeitig<br />

wollen wir aber eine weitere<br />

Unterschei<strong>du</strong>ng treffen:<br />

„Was ist richtig, <strong>was</strong> ist<br />

falsch?“ <strong>Und</strong> hier lauert eine<br />

Gefahr, weil es leicht zu einer<br />

Verknüpfung kommen<br />

kann: „Ich bin an<strong>de</strong>rs als <strong>du</strong>,<br />

und ich bin richtig, <strong>du</strong> bist<br />

falsch.“ Diesen Kurzschluss<br />

wollen wir vermei<strong>de</strong>n. Die<br />

Kin<strong>de</strong>r sollen in unseren<br />

Einrichtungen Toleranz lernen,<br />

auch hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Kulturen und Religionen.<br />

Aber häufig wird so getan,<br />

als gäbe es gar keine Unterschie<strong>de</strong>.<br />

Dann heißt es, <strong>de</strong>r<br />

Glaube sei „Privatsache“.<br />

<strong>Und</strong> gemeint ist damit oft:<br />

„Ist doch egal, <strong>was</strong> man<br />

glaubt.“ Aber das ist es ganz<br />

und gar nicht. Am Glauben<br />

hängen Werte, für die man<br />

sich einsetzt, und Sichtweisen,<br />

hinter die man nicht<br />

zurück will. Glaube be<strong>de</strong>utet<br />

eine Entschei<strong>du</strong>ng für et<strong>was</strong>,<br />

das mir wichtig, das mir<br />

heilig ist.<br />

Es ist nicht egal, ob jemand<br />

an Gott, <strong>de</strong>n Vater von<br />

Jesus Christus, glaubt o<strong>de</strong>r<br />

an Allah. Es macht einen<br />

Unterschied in <strong>de</strong>r Sichtweise<br />

auf die Welt, auf die an<strong>de</strong>ren<br />

Menschen, auf sich<br />

selbst. Nur wer Grenzen<br />

sieht, kann sie auch bewusst<br />

überschreiten. Es muss also<br />

Parry Todd ist an <strong>de</strong>r US-<br />

Ostküste groß gewor<strong>de</strong>n.<br />

Seine Familie gehört seit Generationen<br />

zur Religionsgemeinschaft<br />

<strong>de</strong>r Quäker, die<br />

auf unmittelbare Erfahrung<br />

Gottes setzt und <strong>de</strong>m Pazifismus<br />

verpflichtet ist. In<br />

Deutschland gibt es nur wenige<br />

hun<strong>de</strong>rt Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

Todd lebt seit 1991 mit seiner<br />

<strong>de</strong>utschen Frau in Hamburg,<br />

die Töchter Helen (8)<br />

und Ida (5) gehen in die St.-<br />

Petrus-Kita. Getauft sind sie<br />

„bisher nicht“. Todd: „Sie<br />

wissen, dass in <strong>de</strong>r Kita unterschiedlicheNationalitäten<br />

vertreten sind, aber die<br />

Religionen spielen für sie<br />

noch keine Rolle.“<br />

Aufgabe in unseren Kitas<br />

sein, Kin<strong>de</strong>rn die Augen für<br />

die Unterschie<strong>de</strong> offenzuhalten.<br />

Dazu gehört es, im<br />

eigenen Glauben zu Hause<br />

zu sein wie auch an<strong>de</strong>re<br />

Glaubensrichtungen und<br />

Religionen kennenzulernen.<br />

Wir ehren die Glaubensrichtungen<br />

und Religionen<br />

<strong>de</strong>r Menschen in unseren<br />

Kitas, in<strong>de</strong>m wir uns für das<br />

interessieren, <strong>was</strong> sie an<strong>de</strong>rs,<br />

beson<strong>de</strong>rs macht. <strong>Und</strong><br />

dann können wir - Kin<strong>de</strong>r,<br />

Eltern, Mitarbeiten<strong>de</strong> - einan<strong>de</strong>r<br />

offen und ehrlich<br />

begegnen, je<strong>de</strong> und je<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>m eigenen Glauben.<br />

––––––––––––<br />

Frank Muchlinsky ist Pastor und<br />

Referent für Theologie und Religionspädagogik<br />

im Diakonischen<br />

Werk Hamburg.<br />

Eltern<br />

SERVICE<br />

Interreligiöser Dialog<br />

7<br />

Nor<strong>de</strong>lbien: Informationen zum christlich-islamischen<br />

und zum christlich-jüdischen<br />

Dialog gibt es im Nor<strong>de</strong>lbischen<br />

Missionszentrum in Hamburg. Dort arbeiten<br />

die Beauftragten Dr. Detlef Görrig und<br />

Hanna Lehming. Kontakt: www.nmz-mission.<strong>de</strong><br />

(dort: Interreligiöser Dialog).<br />

Vielfalt und Profil<br />

Broschüre: In <strong>de</strong>r Broschüre „Vielfalt leben<br />

– Profil gewinnen“ informiert die Bun<strong>de</strong>svereinigung<br />

Evangelischer Tageseinrichtungen<br />

für Kin<strong>de</strong>r e.V. (BETA) über<br />

<strong>eva</strong>ngelische Positionen zur interkulturellen<br />

und interreligiösen Bil<strong>du</strong>ng. Mit <strong>de</strong>r<br />

Diakonie stellt die BETA <strong>de</strong>n Weltkin<strong>de</strong>rtag<br />

am 20. September in diesem Jahr unter<br />

das Motto „Je<strong>de</strong>s Kind hat ein Recht<br />

auf seinen eigenen Glauben“. Die Aktionsmappe<br />

zum Weltkin<strong>de</strong>rtag enthält viele<br />

Anregungen zum interreligiösen Dialog.<br />

Mehr Infos unter Publikationen auf<br />

www.vek-sh.<strong>de</strong>.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Werte<br />

Studie: „Kin<strong>de</strong>r brauchen Werte“ – Mit<br />

diesem Thema befasste sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

zwei Jahren das Bun<strong>de</strong>sforum Familie.<br />

Ergebnisse zweier Studien und weitere<br />

Dokumente stehen im Internet zur Verfügung<br />

(www.kin<strong>de</strong>r-brauchen-werte.<strong>de</strong>). Eine<br />

Handreichung für Kitas erscheint im<br />

April. Dem Bun<strong>de</strong>sforum Familie gehören<br />

mehr als 100 Organisationen an, darunter<br />

auch die Diakonie. Jeweils für zwei Jahre<br />

geht es um einen Schwerpunkt, <strong>de</strong>r nächste<br />

ist Familie und Gesundheit.<br />

Kin<strong>de</strong>rlie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n<br />

Internet: Bei <strong>de</strong>r Suche nach Kin<strong>de</strong>rlie<strong>de</strong>rn<br />

und -musicals hilft eine neue Internetseite:<br />

www.mit-kin<strong>de</strong>rn-singen.<strong>de</strong>. Angezeigt wer<strong>de</strong>n<br />

Lie<strong>de</strong>rbücher, in <strong>de</strong>nen die gewünschten<br />

Werke enthalten sind, sowie Detailinfos<br />

zum Stück und Notenausschnitte. Die Bücher<br />

können (zum regulären Preis) von <strong>de</strong>r<br />

Website aus bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Portal Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />

Vernetzung: Informationen und lokale<br />

Angebote zur Kin<strong>de</strong>rbetreuung bietet ein<br />

neues Internetportal <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfamilienministeriums:www.vorteil-kin<strong>de</strong>rbetreuung.<strong>de</strong>.<br />

Es richtet sich an Eltern, die Betreuung<br />

für ihr Kind suchen. Erzieherinnen<br />

und Tagesmütter können sich über gesetzliche<br />

Neuerungen o<strong>de</strong>r Weiterbil<strong>du</strong>ng informieren.<br />

Ämter und Unternehmen erhalten<br />

Auskunft über För<strong>de</strong>rprogramme.<br />

LESERSERVICE<br />

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bekommen Sie die Evangelische<br />

Kitazeitung dreimal im Jahr direkt ins<br />

Haus. Wen<strong>de</strong>n Sie sich an die Redaktion!


8 Schleswig-Holstein<br />

MELDUNGEN<br />

Neues Zeitzeugen-Portal<br />

KIEL – Kin<strong>de</strong>rgarten im Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeiten:<br />

Dies ist Schwerpunktthema <strong>de</strong>s neuen<br />

Zeitzeugen-Portals <strong>de</strong>s Schleswig-Holsteinischen<br />

Zeitungsverlages (sh:z). Projektpartner<br />

ist <strong>de</strong>r Verband Evangelischer Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

in Schleswig-Holstein<br />

e.V. (VEK). Unter www.ge-zeiten.<strong>de</strong><br />

können Sie Ihre eigene Kin<strong>de</strong>rgarten-Geschichte<br />

erzählen: als Kind, als Mutter<br />

o<strong>de</strong>r Vater, Opa o<strong>de</strong>r Oma, als Erzieherin<br />

o<strong>de</strong>r als Träger einer Kita.<br />

Von Kin<strong>de</strong>rn lernen<br />

RENDSBURG – Welche Aufgaben hat die<br />

Volkskirche in <strong>de</strong>r Einwan<strong>de</strong>rungsgesellschaft?<br />

Um diese Frage ging es beim Fachtag<br />

Interkultur En<strong>de</strong> Februar in Rendsburg.<br />

Hintergrund: Bereits 20 Prozent <strong>de</strong>r Menschen<br />

in Deutschland haben Migrationshintergrund,<br />

im Jahr 2010 soll dies auf 40<br />

Prozent aller Kin<strong>de</strong>r unter 14 Jahren zutreffen.<br />

Der Schleswiger Bischof Gerhard<br />

Ulrich regte an, im Umgang mit Migranten<br />

von Kin<strong>de</strong>rn zu lernen. Der Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Kirchenleitung Nor<strong>de</strong>lbiens berichtete von<br />

einem <strong>eva</strong>ngelischen Kin<strong>de</strong>rgarten bei<br />

Flensburg, <strong>de</strong>r Mädchen und Jungen aus<br />

osteuropäischen Familien aufgenommen<br />

hatte. Alle Kin<strong>de</strong>r hätten überaus schnell<br />

Freundschaften geschlossen und sich gegenseitig<br />

ihre Sprache beigebracht. Dies,<br />

so Ulrich, habe ihn an Worte von Jesus erinnert:<br />

„Lasst die Kin<strong>de</strong>r zu mir kommen.“<br />

Chancen für Migranten<br />

NEUMÜNSTER – Wie können Kitas die<br />

Bil<strong>du</strong>ng von Kin<strong>de</strong>rn mit Migrationshintergrund<br />

för<strong>de</strong>rn? Das ist Thema beim Fachtag<br />

„Bil<strong>du</strong>ng von Anfang an“ am 22. April<br />

in Neumünster. Veranstalter sind Diakonie,<br />

VEK und die Europäische Aka<strong>de</strong>mie<br />

für Inklusion.<br />

Religion als Bil<strong>du</strong>ngsziel<br />

KIEL – Die Handreichung zum Bil<strong>du</strong>ngsbereich<br />

„Ethik, Religion und Philosophie“<br />

<strong>de</strong>r schleswig-holsteinischen Bil<strong>du</strong>ngsleitlinien<br />

richtet sich an alle Kitas und enthält<br />

Anregungen auch zur interreligiösen Arbeit.<br />

Sie wur<strong>de</strong> unter Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s<br />

VEK erstellt und kann unter www.schleswig-holstein.<strong>de</strong><br />

heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Fit für die ganz Kleinen<br />

RENDSBURG – Im Auftrag <strong>de</strong>s Bil<strong>du</strong>ngsministeriums<br />

führen VEK und IBAF (Institut<br />

für berufliche Aus- und Fortbil<strong>du</strong>ng)<br />

am 2. Juli in Rendsburg einen Fachtag zu<br />

Angeboten für Kin<strong>de</strong>r unter drei Jahren in<br />

Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen <strong>du</strong>rch. Eine<br />

Handreichung ist ebenfalls in Arbeit.<br />

Angebot für unter Dreijährige<br />

STEINBERGKIRCHE – Auch <strong>de</strong>r <strong>eva</strong>ngelische<br />

Kin<strong>de</strong>rgarten Steinbergkirche bietet<br />

nun Betreuung für die Kleinsten an. Die altersgemischte<br />

Gruppe wird von einer Erzieherin<br />

und einer sozialpädagogischen Assistentin<br />

betreut.<br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Aus Kin<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n Forscher<br />

Von Reinhart Kauffeld<br />

„Menschen bil<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utet<br />

nicht ein Gefäß zu füllen,<br />

son<strong>de</strong>rn ein Feuer zu entfachen.“<br />

Mit dieser altgriechischen<br />

Weisheit begrüßte<br />

Ulrike Menke, Referentin für<br />

die <strong>eva</strong>ngelischen Kitas in<br />

Kiel, die Gäste in <strong>de</strong>r Kita<br />

Noahs Arche in Kiel-Dietrichsdorf.<br />

Anlass war die<br />

Einweihung eines neuen Experimentierraums.<br />

In diesem<br />

Raum können die Kin<strong>de</strong>r<br />

mit Fantasie und Lust<br />

ihrem Forscherdrang freien<br />

Lauf lassen. „‚Versuch<br />

macht klug‘ lautet das Motto<br />

in diesem Raum, und dabei<br />

darf auch mal et<strong>was</strong> nass<br />

wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r kaputtgehen“,<br />

beschreibt Ulrike Menke das<br />

Konzept.<br />

Der Raum ist so eingerichtet,<br />

dass sogar schon<br />

Drei- bis Sechsjährige kleine<br />

physikalische und chemische<br />

Versuche mit Wasser,<br />

Schall, Licht und Farben<br />

selbst <strong>du</strong>rchführen können.<br />

Von Janina Pieper<br />

Versuch macht klug: Kieler Kita richtet Experimentierraum ein<br />

Ein spannen<strong>de</strong>s Erlebnis für Kin<strong>de</strong>r sind Versuche mit farbigem Wasser. Neugierig schauen Özlem,<br />

Yaren D., Kristina und Yaren B. (von links nach rechts) wie sich die Farben verän<strong>de</strong>rn. Foto: Kauffeld<br />

Wenn es ein bisschen gefährlich<br />

wer<strong>de</strong>n könnte, wie<br />

bei Versuchen mit Elektrizität,<br />

ist eine Erzieherin dabei.<br />

Bis zu vier Kin<strong>de</strong>r können<br />

hier allein o<strong>de</strong>r unter Anleitung<br />

die „Welt im Labor erforschen“.<br />

Damit die Möglichkeiten<br />

auch genutzt wer<strong>de</strong>n,<br />

haben die Erzieherin-<br />

nen <strong>de</strong>r Kita eine mehrtägige<br />

Fortbil<strong>du</strong>ng besucht.<br />

Den Umbau <strong>de</strong>s früheren<br />

Waschraums hat <strong>de</strong>r Kirchenkreis<br />

Kiel als Träger <strong>de</strong>r<br />

Kita übernommen. Die Bestückung<br />

mit <strong>de</strong>m Experimentiermaterial<br />

wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>r unabhängigen Bil<strong>du</strong>ngseinrichtung<br />

„Science-Lab“<br />

geför<strong>de</strong>rt. Sie wird von Unternehmen<br />

und Privatpersonen<br />

getragen, um bereits im<br />

Vorschulalter die Freu<strong>de</strong> am<br />

naturwissenschaftlichen<br />

Forschen zu wecken.<br />

––––––––––––<br />

Reinhart Kauffeld ist Öffentlichkeitsbeauftragter<br />

im Kirchenkreis<br />

Kiel.<br />

Einen Turm gebaut – Werte ent<strong>de</strong>ckt<br />

In <strong>de</strong>r Evangelischen Kita Fockbek steht das Miteinan<strong>de</strong>r an erster Stelle<br />

Ich bin wichtig. Genauso<br />

wertvoll wie alle an<strong>de</strong>ren.<br />

Diese Einsicht können<br />

Kin<strong>de</strong>r nur dann gewinnen,<br />

wenn ihnen Werte<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n. Ein Besuch<br />

in <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kita Fockbek bei Rendsburg.<br />

„Warum haust <strong>du</strong>?“ Gina<br />

hält die Hand ihres kleinen<br />

Bru<strong>de</strong>rs fest und schaut ihn<br />

mit großen Augen an, „ so<strong>was</strong><br />

macht man nicht!“ Der<br />

kleine Jamie blickt zu seiner<br />

Schwester hoch und wirft<br />

seiner Spielkameradin ein<br />

leises „Entschuldigung“ zu.<br />

Jamie ist sichtbar stolz,<br />

dass seine große Schwester<br />

Gina ihn heute Vormittag in<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kita<br />

Fockbek besucht. Der Dreijährige<br />

trägt ein blaues Shirt<br />

mit <strong>de</strong>m Aufdruck <strong>de</strong>r „Wil<strong>de</strong>n<br />

Kerle“, in seinem linken<br />

Arm baumelt ein Stoff-Nilpferd.<br />

Gina ist mit ihren sie-<br />

„Wir brauchen Nachschub!“: Turmbau in Fockbek. Foto: Pieper<br />

ben Jahren heute die Große.<br />

Sie darf <strong>de</strong>r Erzieherin in <strong>de</strong>r<br />

Küche helfen, um das gemeinsame<br />

Frühstück vorzubereiten.<br />

Jamie fin<strong>de</strong>t einen<br />

an<strong>de</strong>ren Spielpartner. Die<br />

Bauecke ist genau <strong>de</strong>r richtige<br />

Platz für wil<strong>de</strong> Kerle.<br />

Hier entstehen Türme aus<br />

Holzklötzen, die weit über<br />

die Köpfe <strong>de</strong>r Kleinen hinausragen.<br />

Als Gina in die<br />

Gruppe zurückkehrt, wird<br />

sie sofort zu <strong>de</strong>n Jungen gerufen<br />

– je<strong>de</strong> helfen<strong>de</strong> Hand<br />

wird gebraucht. Der Turm<br />

ist inzwischen so hoch, dass<br />

Jamie die Spitze nur noch<br />

mit Hilfe eines Stuhls erreichen<br />

kann. <strong>Und</strong> mit <strong>de</strong>m<br />

Turm wächst <strong>de</strong>r Stolz <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r. Das Projekt „Turmbau“<br />

ist erfolgreich. Keine<br />

Gewalt, kein Egoismus. Son<strong>de</strong>rn<br />

Zusammenhalt und<br />

Vertrauen.<br />

Nach <strong>de</strong>m gemeinsamen<br />

Abschlusslied geht <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgartentag<br />

zu En<strong>de</strong>. Ein<br />

friedlicher, wertschätzen<strong>de</strong>r<br />

Tag. Nicht je<strong>de</strong>r Tag im Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

verläuft so, aber<br />

das Miteinan<strong>de</strong>r steht hier<br />

an erster Stelle. Auch die<br />

Kleinsten müssen lernen,<br />

dass eine Welt ohne Werte<br />

nicht möglich ist, erklärt<br />

Leiterin Inke Mikkelsen.<br />

Während sich Gina und<br />

Jamie die Jacken anziehen,<br />

laufen drei an<strong>de</strong>re Kin<strong>de</strong>r<br />

noch einmal begeistert um<br />

<strong>de</strong>n etwa 1,60 Meter hohen<br />

Turm herum. Plötzlich stolpert<br />

ein Mädchen, <strong>de</strong>r Turm<br />

fällt mit einem gewaltigen<br />

„Ruff“ ineinan<strong>de</strong>r. Jamies<br />

Unterkiefer klappt nach unten.<br />

Mehr als ein ver<strong>du</strong>tztes<br />

„ Ey!“ bekommt er nicht heraus.<br />

Das kleine Mädchen<br />

schaut ihn erschrocken an,<br />

und nach einem längeren<br />

Zögern flüstert sie ihm ein<br />

vorsichtiges „Entschuldigung!“entgegen.<br />

––––––––––––<br />

Janina Pieper studiert Journalistik<br />

in Hannover. Sie hat als Kind<br />

die Evangelische Kita in Fockbek<br />

besucht.


EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Von Markus Potten<br />

Damit hatte keiner gerechnet.<br />

Die Einführung <strong>de</strong>r Beitragsfreiheit<br />

für das letzte<br />

Kita-Jahr vor <strong>de</strong>r Einschulung<br />

sollte zum Sommer<br />

starten, doch dann kam es<br />

zu einer „Gesetzespanne“.<br />

In <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Landtags<strong>de</strong>batte<br />

<strong>du</strong>rften wir erleben,<br />

wie schnell Politik (wenn es<br />

notwendig ist) Fehler korrigiert.<br />

Die Fachministerin<br />

NIEBÜLL – Täglich Bewegung,<br />

Musik und Rhythmus<br />

wollen die <strong>eva</strong>ngelischen<br />

Kin<strong>de</strong>rtagesstätten „Bunte<br />

Welt“ und „Montessori-Kin<strong>de</strong>rhaus“<br />

in Niebüll ihren 140<br />

Kin<strong>de</strong>rn bieten. Dafür lassen<br />

sie sich in sechs ganztägigen<br />

Workshops schulen. Dort<br />

dürfen sich Erzieherinnen<br />

mit kleinen Rhythmusinstrumenten<br />

und Trommeln<br />

richtig „austoben“. Rhythmuspädagogin<br />

Dagmar<br />

Fehler korrigiert – Hut ab!<br />

entschuldigte sich sogar bei<br />

allen Beteiligten. Dies ist lei<strong>de</strong>r<br />

nicht selbstverständlich.<br />

Deswegen: Hut ab!<br />

Dennoch: Dies ist nur <strong>de</strong>r<br />

Anfang. Die weiteren beitragsfreien<br />

Kita-Jahre in<br />

Schleswig-Holstein sollen im<br />

Frühsommer verhan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n. Warten wir ab, ob<br />

das gelingt. Wir sind gespannt,<br />

ob die Politik endlich<br />

wahrnimmt, <strong>was</strong> dringend<br />

ansteht, und die Kita-Finanzierung<br />

neu ausrichtet.<br />

Eine finanzielle Entlastung<br />

<strong>de</strong>r Eltern ist notwendig.<br />

Doch unsere Kitas brauchen<br />

unbedingt auch besse-<br />

Schleswig-Holstein<br />

VEK mahnt Neuausrichtung <strong>de</strong>r Kita-Finanzierung an GASTBEITRAG<br />

Markus Potten ist Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s VEK.<br />

Mit Musik geht alles besser:<br />

Neues Projekt gestartet<br />

Frey-Grön führt im Auftrag<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rför<strong>de</strong>rvereins<br />

Nordfriesland e.V. außer<strong>de</strong>m<br />

Beratungsgespräche in <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rtagesstätten sowie Elternaben<strong>de</strong><br />

<strong>du</strong>rch. Im Juli<br />

gibt es zum Abschluss eine<br />

Trommelmitmachaktion für<br />

Kin<strong>de</strong>r, Erzieherinnen, Eltern<br />

und Großeltern. Das<br />

Projekt erhält einen Zuschuss<br />

<strong>de</strong>s Kreises. Mehr Informationen<br />

unter www.kin<strong>de</strong>rfoer<strong>de</strong>rverein-nf.<strong>de</strong>.<br />

Erkennungsmelodie gesucht<br />

Musikwettbewerb zum<br />

Kita-Motto „Mit Gott<br />

groß wer<strong>de</strong>n“<br />

Zum nor<strong>de</strong>lbischen Kita-Motto<br />

„Mit Gott groß<br />

wer<strong>de</strong>n“ suchen wir eine<br />

Erkennungsmelodie. Bis<br />

zum 30. Juni können<br />

<strong>eva</strong>ngelische Kitas in<br />

Schleswig-Holstein sich<br />

Text und Melodie aus<strong>de</strong>nken<br />

und ihren Beitrag einreichen.<br />

Den Wettbewerb<br />

schreibt <strong>de</strong>r VEK zusammen<br />

mit <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Popularmusik <strong>de</strong>r Nor<strong>de</strong>lbischen<br />

Kirche aus. Auf<br />

die Gewinner warten attraktive<br />

Sachpreise, gesponsert<br />

von <strong>de</strong>n Firmen<br />

Ullewaeh, org-<strong>de</strong>lta und<br />

Basisgemein<strong>de</strong> Wulfshagenerhütten.<br />

Vom erstplatzierten<br />

Song wird eine<br />

CD pro<strong>du</strong>ziert: zum<br />

Nachsingen in <strong>de</strong>n Kitas<br />

bei vielen Anlässen. Preisverleihung<br />

und Präsentation<br />

<strong>de</strong>r Songs am 8. Oktober<br />

beim Jubiläum zum<br />

60-jährigen Bestehen <strong>de</strong>s<br />

VEK. Das Faltblatt mit <strong>de</strong>r<br />

Ausschreibung fin<strong>de</strong>n Sie<br />

unter www.vek-sh.<strong>de</strong>.<br />

Von Jane Mentz<br />

„So et<strong>was</strong> wie dieses Treffen<br />

hier habe ich überhaupt<br />

noch nicht erlebt“, freute<br />

sich Pastor Reinhard Pawelitzki,<br />

Leiter <strong>de</strong>s Kitaverbun<strong>de</strong>s<br />

in Angeln, beim traditionellen<br />

Fortbil<strong>du</strong>ngstag aller<br />

200 Erzieherinnen und sozialpädagogischenAssistentinnen.<br />

„Trommelzauber“,<br />

das diesjährige Thema, war<br />

mit Spannung erwartet<br />

wor<strong>de</strong>n. Jonny Lamprecht<br />

und Bernhard Heintsch gaben<br />

eine Einführung in das<br />

afrikanische Trommeln –<br />

mit spürbarer Liebe zu dieser<br />

Tradition. „Das war et<strong>was</strong><br />

für Motorik und Koordination,<br />

das war ein Einblick<br />

in eine an<strong>de</strong>re Kultur“,<br />

schwärmte Annegret Rönnau<br />

von <strong>de</strong>r Heilpädagogi-<br />

re Rahmenbedingungen.<br />

Nur so können sie die zusätzlichen<br />

Aufgaben bewältigen:<br />

Angebote für Kin<strong>de</strong>r<br />

unter drei Jahren schaffen,<br />

die Inhalte gemäß <strong>de</strong>m Bil<strong>du</strong>ngsauftragweiterentwickeln,<br />

Sprache för<strong>de</strong>rn und<br />

vieles mehr. Darum: Wir sind<br />

auf <strong>de</strong>m richtigen Weg, wenn<br />

wir uns ehrlich für die Belange<br />

von Kin<strong>de</strong>rn und Familien<br />

einsetzen und nicht nur<br />

auf Wahltermine schielen!<br />

Von Trommeln verzaubert bei<br />

Fortbil<strong>du</strong>ngstag in Angeln<br />

Neue Eindrücke und Zeit zum Auftanken. Foto: privat<br />

schen Tagesstätte Sü<strong>de</strong>rbrarup.<br />

Sie wolle das auch mit<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn ausprobieren.<br />

Marion Mieske vom Vorbereitungsteam<br />

meinte: „Ein<br />

richtiger Tag zum Auftanken.“<br />

Propst Hans Christian<br />

Gerber verwies auf die Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />

vor <strong>de</strong>nen<br />

die Einrichtungen stehen.<br />

So wer<strong>de</strong>n an vielen Orten<br />

Krippengruppen für die unter<br />

Dreijährigen eingerichtet,<br />

<strong>was</strong> <strong>de</strong>n entwicklungspädagogischen<br />

Blickwinkel<br />

verän<strong>de</strong>re: „Es gilt sich noch<br />

einmal neu zu konzentrieren<br />

auf entwicklungsgemäßes<br />

Wachsen <strong>de</strong>r ganz Kleinen“,<br />

betonte Gerber.<br />

––––––––––––<br />

Jane Mentz ist Öffentlichkeitsbeauftragte<br />

<strong>de</strong>s Kirchenkreises Angeln.<br />

Von Andreas Henschel<br />

9<br />

Kitas sind mehr<br />

als Knete<br />

Die Namen unserer Kitas<br />

sind mitunter so<br />

vielfarbig, tiefgründig<br />

und sagenhaft wie unsere<br />

Kin<strong>de</strong>r selbst.Von<br />

<strong>de</strong>r „Kita Kunterbunt“<br />

über „Funkelstein“ und „Die wil<strong>de</strong> 13“<br />

bis zum „Flohzirkus“ reicht das Spektrum<br />

<strong>de</strong>r Namensschil<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgärten.<br />

Mit „Fantastische Kita“ und<br />

„Kita kostenlos“ hatte die Lan<strong>de</strong>selternvertretung<br />

eine Weiterentwicklung <strong>de</strong>s<br />

Kita-Angebotes vorgeschlagen. Seit Kurzem<br />

bietet die Politik einen wahren<br />

Flohzirkus, ein ganzes Angebot funkeln<strong>de</strong>r<br />

Steine: Die Bun<strong>de</strong>spolitik investiert<br />

in <strong>de</strong>n so genannten U3-Bereich.<br />

Investieren ist das richtige Wort, <strong>de</strong>nn<br />

die meistgenannte Begrün<strong>du</strong>ng liegt<br />

nicht in <strong>de</strong>r Persönlichkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s. Sie liegt in <strong>de</strong>r<br />

Notwendigkeit, in wenigen Jahren unsere<br />

Sozialsysteme zu stützen.<br />

Das Land hatte seine Zahlungen an<br />

die Kitas ge<strong>de</strong>ckelt. Doch funkeln auch<br />

hier Steine: Das beitragsfreie Kita-Jahr<br />

wur<strong>de</strong> eingeführt. Alle Politiker hielten<br />

das für selbstverständlich gut, und so<br />

wur<strong>de</strong> es ohne große Rückfrage o<strong>de</strong>r<br />

Rückkoppelung mit Betroffenen umgesetzt<br />

– versehentlich mit einem Gesetzesfehler.<br />

Prompt wan<strong>de</strong>lte sich <strong>de</strong>r gute<br />

Plan in ein Chaos. Das Einzelspiel <strong>de</strong>r<br />

Politik um Beitragsfreiheit wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit zerrissen. <strong>Und</strong> die eigentlichen<br />

Mitspieler, darunter die Eltern,<br />

fan<strong>de</strong>n immer mehr Spielfehler, sahen,<br />

dass im Län<strong>de</strong>rvergleich allenfalls ein<br />

Rückstand aufgeholt wur<strong>de</strong>, und<br />

wünschten ein besseres Zusammenspiel.<br />

Denn Fragen blieben offen:Was ist<br />

mit <strong>de</strong>n Beiträgen <strong>de</strong>r ersten Jahre,<br />

müssen sie erhöht wer<strong>de</strong>n? Wie sieht es<br />

aus mit <strong>de</strong>n Qualitätsstandards?<br />

<strong>Und</strong> <strong>de</strong>n Erziehern wird immer mehr<br />

Bürokratie aufgedrückt. Das be<strong>de</strong>utet<br />

weniger Zeit für die Betreuung unserer<br />

Kin<strong>de</strong>r.Wo ist das Zusammenspiel, um<br />

die Gruppenstärke von 20, momentan<br />

eigentlich 22 Kin<strong>de</strong>rn auf die „wil<strong>de</strong> 13“<br />

zu bringen? Keiner hat sie gezählt, heißt<br />

es bei Michael En<strong>de</strong> – und 12 wären eine<br />

gute Gruppenstärke.<br />

Denn für die Entwicklung <strong>de</strong>s Erziehungs-,<br />

Bil<strong>du</strong>ngs- und Betreuungsauftrages<br />

<strong>de</strong>r Kita kommt es vor allem auf<br />

das Zusammenspiel aller Beteiligten<br />

an: Politik, Kommunen, Träger, Erzieher<br />

und Eltern. Dann erkennt man rasch:<br />

Kitas sind mehr als Knete.<br />

––––––––––––<br />

AAnnddrreeaass HHeennsscchheell ist <strong>de</strong>r neue Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>selternvertretung für Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

in Schleswig-Holstein.


10 Hamburg<br />

MELDUNGEN<br />

Kitas fit für die Zukunft<br />

Gesundheit: Die Kitas Zu <strong>de</strong>n zwölf Aposteln<br />

in Lurup und Guter Hirte in Jenfeld<br />

sind „fit für die Zukunft“. Die gleichnamige<br />

Auszeichnung wur<strong>de</strong> im Februar verliehen.<br />

Zwei Jahre lang hatten die bei<strong>de</strong>n<br />

<strong>eva</strong>ngelischen Kitas und sechs weitere in<br />

Hamburg an einem Mo<strong>de</strong>llprojekt <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft<br />

für Gesundheitsför<strong>de</strong>rung<br />

e.V. (HAG) teilgenommen.<br />

In dieser Zeit wur<strong>de</strong>n gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Maßnahmen entwickelt und mit viel Engagement<br />

umgesetzt. In <strong>de</strong>r Kita zu <strong>de</strong>n<br />

zwölf Aposteln ging es neben Lärmschutz<br />

und gesun<strong>de</strong>r Ernährung vor allem um die<br />

Gestaltung eines kleinen Waldgelän<strong>de</strong>s,<br />

das die Behör<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kita überlassen hatte.<br />

Wichtig war Leiterin Susanna Müller die<br />

Partizipation <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r: „Die ‚Waldhüter‘<br />

konnten eigene I<strong>de</strong>en einbringen: Müll<br />

aufsammeln, ein Baumhaus bauen, ein<br />

Vogelhaus aufstellen, ein Lagerfeuer mit<br />

Stockbrot machen.“<br />

Lärmschutz war laut einer Umfrage unter<br />

Eltern und Mitarbeiten<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kita Guter<br />

Hirte am dringendsten. Eine Messung<br />

hatte zu hohe Lärmwerte ausgewiesen.<br />

Insgesamt investierte die Kita 6000 Euro<br />

in die Schalldämmung <strong>de</strong>r Gruppenräume<br />

und in eine „Lärmampel“. Mit diesem Instrument,<br />

das auf bestimmte Lautstärken<br />

mit grün, gelb o<strong>de</strong>r rot reagiert, wur<strong>de</strong>n<br />

die Kin<strong>de</strong>r für das Thema sensibilisiert. Die<br />

Messungen nach <strong>de</strong>m Umbau ergaben wesentlich<br />

bessere Werte. Davon profitieren<br />

sowohl die Mitarbeiterinnen als auch die<br />

Kin<strong>de</strong>r.<br />

In vier Tagen um die Welt<br />

Kulturaustausch: Neun- bis 14-Jährige<br />

in Hamburg können auf „Weltreise“<br />

gehen: Jeweils vier Kin<strong>de</strong>r unterschiedlicher<br />

Herkunft besuchen einan<strong>de</strong>r und<br />

verbringen in je<strong>de</strong>r Familie einen Tag.<br />

Das kostenlose Angebot mit <strong>de</strong>m Namen<br />

„Switch“ soll Integration und Solidarität<br />

för<strong>de</strong>rn. Hinter <strong>de</strong>m mehrfach ausgezeichneten<br />

Projekt steht <strong>de</strong>r Verein Kulturbrücke<br />

Hamburg. Anmel<strong>de</strong>schluss für die<br />

„Switch“-Wochen im Sommer ist am 22.<br />

Juni. Informationen unter www.switchhamburg.<strong>de</strong>.<br />

Der Sonne auf <strong>de</strong>r Spur<br />

Umwelt: Zehn Kitas <strong>de</strong>s Kirchenkreises Altona<br />

beschäftigen sich in diesem Jahr mit<br />

<strong>de</strong>r Sonne als Ursprung aller Energie und<br />

allen Lebens. Die Kin<strong>de</strong>r erfahren wie Sonnenenergie,<br />

Pflanzenwachstum, <strong>de</strong>r Wasserkreislauf,<br />

Wind und Wetter zusammenhängen<br />

und wirken. Dabei ent<strong>de</strong>cken sie,<br />

wie sie Energie sparen und damit einen<br />

Beitrag zum Klimaschutz leisten können.<br />

Auch die Einrichtungen entwickeln Maßnahmen,<br />

um Energie und Ressourcen zu<br />

sparen. Umgesetzt wird das Projekt von<br />

<strong>de</strong>r Umweltstiftung Save Our Future S.O.F.<br />

und <strong>de</strong>m Umwelthaus am Schüberg mit finanzieller<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s Kirchenkreises<br />

Altona. Informationen: www.<strong>kita</strong>21.<strong>de</strong><br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

TV-Gerät im Kin<strong>de</strong>rzimmer<br />

Von Detlev Brockes<br />

Kita in Steilshoop fragte Kin<strong>de</strong>r nach ihren Fernsehgewohnheiten<br />

Mehr als dreieinhalb Stun<strong>de</strong>n pro<br />

Tag sehen Erwachsene fern.In vielen<br />

Familien ist Fernsehen die wichtigste<br />

Freizeitbeschäftigung. Aber <strong>was</strong><br />

gucken die Kin<strong>de</strong>r, und wie geht es<br />

ihnen dabei? Das wollte das Team <strong>de</strong>s<br />

Evangelischen Kin<strong>de</strong>rtagesheims<br />

Martin-Luther-King in Hamburg-<br />

Steilshoop wissen.Über mehrere Wochen<br />

lief ein Medienprojekt, das mit<br />

einem Elternabend en<strong>de</strong>te.<br />

Guckt ihr Fernsehen beim Frühstück?<br />

Welche Lieblingssen<strong>du</strong>ngen habt ihr?<br />

Was esst ihr vor <strong>de</strong>m Fernseher? <strong>Und</strong><br />

<strong>was</strong> macht euch Angst? Zu diesen und<br />

weiteren Fragen entstan<strong>de</strong>n Plakate in<br />

<strong>de</strong>r Elementar- und in <strong>de</strong>r Hortgruppe.<br />

Manches malten, schrieben und klebten<br />

die Kin<strong>de</strong>r selbst auf, an<strong>de</strong>res notierten<br />

die Erzieherinnen aus Gesprächen<br />

und Interviews.<br />

„Die Kin<strong>de</strong>r erzählten während <strong>de</strong>s<br />

Projekts sehr viel vom Fernsehen“, berichtet<br />

Mitarbeiterin Ortrud Keller.<br />

„Von <strong>de</strong>n Fünf- bis Elfjährigen erfuhren<br />

wir zum Beispiel, dass mehr als die<br />

Hälfte einen Fernseher im Zimmer<br />

hat.“ Aber auch von <strong>de</strong>n Jüngeren hätten<br />

etliche ein eigenes Gerät.<br />

Auf Kärtchen konnten die Kin<strong>de</strong>r ihre Lieblingssen<strong>du</strong>ngen angeben. Foto Scholz<br />

Von Elke Reimer<br />

Manchmal wer<strong>de</strong>n wir gefragt,<br />

warum wir uns mit unserem<br />

„Brotfrühstück“ so<br />

viel Arbeit machen. An drei<br />

Tischen frühstücken wir mit<br />

Vollkornbrot, Graubrot, Butter,<br />

Aufschnitt, Käse, Obst<br />

und Gemüse. <strong>Und</strong> alle Kin<strong>de</strong>r<br />

helfen bei <strong>de</strong>r Vorbereitung.<br />

Lernfel<strong>de</strong>r für die Kin<strong>de</strong>r<br />

zu schaffen heißt in diesem<br />

Fall, nicht <strong>de</strong>n schnellsten<br />

Weg zur Erledigung die Arbeit<br />

zu suchen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn viele Möglichkeiten<br />

zu geben, sich aktiv und verantwortlich<br />

zu beteiligen.<br />

Mathematik zum Frühstück<br />

Ein eigenes Poster füllen die Sportsen<strong>du</strong>ngen:<br />

Demnach schauen die<br />

Kin<strong>de</strong>r nicht nur Fußball und Autorennen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Triathlon und<br />

Show-Catchen. Bei <strong>de</strong>n Lieblingsserien<br />

tauchen die „Wil<strong>de</strong>n Kerle“ und<br />

„Sponge Bob“ ebenso auf wie „Verbotene<br />

Liebe“ o<strong>de</strong>r die Disney-Pro<strong>du</strong>ktion<br />

„Hannah Montana“.<br />

Die Beiträge auf einem an<strong>de</strong>ren Plakat<br />

zeigen, <strong>was</strong> Kin<strong>de</strong>r ängstigt: „Wenn<br />

Glasscherben kaputtgehen“, „es war<br />

Feuer und das Baby lag im Auto“,<br />

„Menschen mit Masken“. O<strong>de</strong>r die<br />

mor<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Puppe aus einem Horrorfilm,<br />

<strong>de</strong>r erst ab 16 freigegeben ist (in<br />

diesem Fall suchten Kita-Mitarbeiterinnen<br />

das Gespräch mit <strong>de</strong>n Eltern<br />

<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s).<br />

Eine Woche ohne Medien?<br />

Bei einem Elternabend zum Medienprojekt<br />

wur<strong>de</strong>n die Plakate präsentiert.<br />

Außer<strong>de</strong>m hatte das Team um Leiterin<br />

Wiltrud Wolter Infos und Zahlen zur<br />

Mediennutzung zusammengestellt.<br />

Arbeitsgruppen befassten sich zum<br />

Beispiel mit <strong>de</strong>r Frage: „Eine Woche<br />

keine Medien – <strong>was</strong> machen wir mit<br />

<strong>de</strong>r ganzen Zeit?“ O<strong>de</strong>r: „Hilfe, mein<br />

Kind gibt die Fernbedienung nicht heraus.“<br />

Eine weitere Gruppe stellte Argumente<br />

zusammen, <strong>was</strong> sie am Fernsehen<br />

positiv fin<strong>de</strong>t.<br />

„Lei<strong>de</strong>r waren nur wenige Familien<br />

da“, bedauert Ortrud Keller. Manchen<br />

Zuwan<strong>de</strong>rern wür<strong>de</strong>n die Sprachkenntnisse<br />

fehlen, um einem Elternabend<br />

zu folgen. Trotz<strong>de</strong>m will die Kita<br />

das Medienprojekt wie<strong>de</strong>rholen. Die<br />

Eltern wür<strong>de</strong>n dann noch stärker einbezogen,<br />

kündigt Wiltrud Wolter an.<br />

Warum <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgarten Steinbek beson<strong>de</strong>re Mahlzeiten ausrichtet<br />

Die einen <strong>was</strong>chen Obst,<br />

die nächsten verteilen Brot,<br />

Butter, Aufschnitt und Käse<br />

gleichmäßig auf je drei Teller.<br />

Diese Dinge müssen<br />

herbeigeholt wer<strong>de</strong>n, ebenso<br />

wie Messer für je<strong>de</strong>s Kind.<br />

Wer noch nicht bis 18 zählen<br />

kann, geht eben zwei- o<strong>de</strong>r<br />

dreimal und holt neun o<strong>de</strong>r<br />

sechs Messer bei einem<br />

Weg. Obst und Gemüse wird<br />

von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn kleingeschnitten<br />

– mit einem scharfen<br />

Messer auf einem Holzbrett.<br />

Das geschieht in <strong>de</strong>r<br />

Regel sehr umsichtig und<br />

gewissenhaft. Wer zu unruhig<br />

ist, versucht es mit einem<br />

normalen Besteckmes-<br />

ser. Aber die Kin<strong>de</strong>r bringen<br />

große Konzentration auf<br />

und übernehmen Verantwortung,<br />

„wenn wir mit <strong>de</strong>n<br />

scharfen Messern schnei<strong>de</strong>n<br />

dürfen“.<br />

Zum Schluss kommt ein<br />

schwieriger Auftrag, <strong>de</strong>n ein<br />

Kind allein o<strong>de</strong>r auch eine<br />

kleine Gruppe ausführt: Die<br />

auf einem Tisch gesammelten<br />

Zutaten müssen so verteilt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass auf je<strong>de</strong>m<br />

Tisch von allem et<strong>was</strong> angeboten<br />

wird. Erstaunlich<br />

schnell verschaffen die Kin<strong>de</strong>r<br />

sich hier einen Überblick<br />

und führen gera<strong>de</strong> diesen<br />

Auftrag gern ganz allein<br />

aus.<br />

<strong>Und</strong> die Mathematik? Es<br />

wer<strong>de</strong>n ständig Mengen<br />

und Größen betrachtet und<br />

gezählt - <strong>de</strong>nn es soll alles<br />

gerecht verteilt wer<strong>de</strong>n. Fast<br />

nebenbei för<strong>de</strong>rt das Brotstreichen<br />

und Anreichen <strong>de</strong>r<br />

Zutaten Aufmerksamkeit,<br />

Kommunikation und Hilfsbereitschaft.<br />

Meist dauern<br />

diese Frühstücke beson<strong>de</strong>rs<br />

lange, weil es gut schmeckt,<br />

es sich schön klönen lässt<br />

und es Spaß macht, das<br />

selbst zubereitete Essen zu<br />

verzehren.<br />

––––––––––––<br />

Elke Reimer leitet <strong>de</strong>n Evangelischen<br />

Kin<strong>de</strong>rgarten Steinbek im<br />

Osten Hamburgs.


EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kita Wackelzahn erforschen mit ihren selbstgebauten Instrumenten Klänge und Töne. Foto: Ohl<br />

Farben erforschen, Töne fühlen<br />

Projekt in Lohbrügger Kita verbin<strong>de</strong>t Musik, Malerei und Naturwissenschaft<br />

Von Ulrike Kotthaus<br />

Ist in einem grünen Filzstift nur grüne<br />

Farbe? Wann sehe ich einen Regenbogen?<br />

Was ist Schall? Wie hören<br />

wir? Warum hat die Fle<strong>de</strong>rmaus zwei<br />

große Ohren? Mit diesen und an<strong>de</strong>ren<br />

Fragen haben sich die Vorschulkin<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r <strong>eva</strong>ngelischen Kita Wackelzahn<br />

in Lohbrügge im vergangenen<br />

halben Jahr auseinan<strong>de</strong>rgesetzt.<br />

Im Projekt „Kultur und Wissen“ erleben<br />

Vorschulkin<strong>de</strong>r die Verbin<strong>du</strong>ng<br />

von Kunst, Ästhetik und Naturwissenschaft.<br />

Es entstand <strong>du</strong>rch die Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r Kita Wackelzahn und<br />

<strong>de</strong>s Mitmachlabors EMA, „Experimentieren<br />

mit Albert“. Als weitere Projektpartner<br />

kamen das Kunst-Atelier Freigleis<br />

und Carsten Gundlach hinzu. Der<br />

Stadtteilbeirat Lohbrügge för<strong>de</strong>rte das<br />

Projekt mit 1000 Euro.<br />

„Kultur und Wissen“ verbin<strong>de</strong>t Musik<br />

bzw. Malerei und naturwissenschaftliches<br />

Experimentieren. Das för<strong>de</strong>rt die<br />

ganzheitliche Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r,<br />

es unterstützt Konzentration, Sprachvermögen,<br />

Kreativität, Feinmotorik und<br />

das naturwissenschaftliche Verständnis.<br />

Lernbereitschaft, Neugier<strong>de</strong> und<br />

Wahrnehmungsvermögen wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utlich erhöht. Die Kin<strong>de</strong>r arbeiten<br />

konzentriert, so selbstständig wie möglich,<br />

mit all ihren Sinnen und viel Spaß.<br />

Das Projekt ist in zwei Blöcke aufgeteilt<br />

mit insgesamt 14 Einheiten. Die<br />

Schwerpunkte sind zum einen Optik<br />

und Malerei, zum an<strong>de</strong>ren Akustik und<br />

Musik. Die Vorschulkin<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n zwei<br />

Gruppen mit jeweils zwölf Kin<strong>de</strong>rn, die<br />

während <strong>de</strong>s Projekts zusammenbleiben.<br />

Die anwesen<strong>de</strong>n Erzieherinnen<br />

können intensiv auf einzelne Kin<strong>de</strong>r<br />

eingehen, die in Teilbereichen mehr<br />

Unterstützung und För<strong>de</strong>rung benötigen.<br />

Im Block Optik und Malerei wer<strong>de</strong>n<br />

die Kin<strong>de</strong>r dafür sensibilisiert, Farben<br />

unterschiedlich zu betrachten. Sie erkennen<br />

nicht nur, dass sich Farben zerlegen<br />

lassen, son<strong>de</strong>rn auch, <strong>was</strong> es mit<br />

<strong>de</strong>n Regenbogenfarben auf sich hat.<br />

Vertieft wird dieses Wissen <strong>du</strong>rch das<br />

Herstellen und Experimentieren mit<br />

„selbstgemachten“ Farben.<br />

Im Block Akustik und Musik erfahren<br />

die Kin<strong>de</strong>r, dass Töne nicht nur<br />

hörbar, son<strong>de</strong>rn auch sichtbar und<br />

fühlbar sind. Sie spüren Musik mit ihrem<br />

Körper und lernen das menschliche<br />

Ohr kennen.<br />

En<strong>de</strong> Januar wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abschluss<br />

<strong>de</strong>s Projekts „Kultur und Wissen“ mit<br />

allen Mitwirken<strong>de</strong>n, Eltern und Interessierten<br />

gefeiert. Stolze, motivierte<br />

und begeisterte Kin<strong>de</strong>r zeigten ihren<br />

Eltern, <strong>was</strong> sie gelernt und gestaltet<br />

hatten: Sie präsentierten ihre Kunstwerke,<br />

führten die selbst hergestellten<br />

Mo<strong>de</strong>lle und Musikinstrumente vor<br />

und gaben ein Abschlusskonzert. Für<br />

alle spürbar wur<strong>de</strong> das große Engagement<br />

<strong>de</strong>r Projektbeteiligten und die<br />

hohe Akzeptanz bei <strong>de</strong>n Eltern.<br />

„Kultur und Wissen“ kann nun auch<br />

in an<strong>de</strong>ren Einrichtungen umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit zwölf Kin<strong>de</strong>rn im Vorschulalter<br />

pro Gruppe und einem<br />

Teammitglied <strong>de</strong>r Kita wird an 14 Terminen<br />

kontinuierlich gearbeitet. Bei<br />

<strong>de</strong>r Planung sollten eine halbjährige<br />

Projektlaufzeit und Kosten von 75 Euro<br />

pro Kind einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

––––––––––––<br />

Mehr Informationen: www.mitmachlaborema.<strong>de</strong>,<br />

www.<strong>kita</strong>-wackelzahn.<strong>de</strong><br />

Schulpolitik: Kitas außen vor<br />

Viele Kitas arbeiten erfolgreich mit<br />

Schulen zusammen. Aber in <strong>de</strong>n regionalenSchulentwicklungskonferenzen,<br />

die <strong>de</strong>rzeit laufen, sind die<br />

Kitas kaum vertreten, kritisiert das<br />

Diakonische Werk (DW) Hamburg.<br />

Hintergrund: Die Stadt will die<br />

Schulen in <strong>de</strong>n nächsten Jahren reformieren,<br />

um „mehr Leistung und<br />

mehr soziale Gerechtigkeit zu erreichen“.<br />

Dazu fin<strong>de</strong>n bis Mai regionale<br />

Konferenzen statt, die unter an<strong>de</strong>rem<br />

Vorschläge für eine Verteilung<br />

<strong>de</strong>r Primar- und Stadtteilschulen<br />

machen. In <strong>de</strong>n Konferenzen sind<br />

Schulleitungen, Eltern und Lehrer<br />

vertreten. Die Kita-Verbän<strong>de</strong> dürfen,<br />

nach<strong>de</strong>m sie intervenierten, zumin<strong>de</strong>st<br />

Beobachter entsen<strong>de</strong>n.<br />

„Für eine Kooperation auf Augenhöhe<br />

wäre es nötig gewesen, auch die<br />

Kita-Leitungen zu beteiligen“, sagt<br />

Fachbereichsleiterin Gerlin<strong>de</strong> Gehl<br />

vom DW. Den Einrichtungen empfiehlt<br />

sie, vorerst ihre bestehen<strong>de</strong>n<br />

regionalen Netzwerke zu nutzen.<br />

Hamburg<br />

STANDPUNKT<br />

Von Benigna Werthen<br />

11<br />

Wenig Spielzeug,<br />

viel Fantasie<br />

Die spielzeugfreie Zeit in unserem Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

Am Kirchberg in Wohldorf-<br />

Ohlstedt ist ganz beson<strong>de</strong>rs. Zum Beginn<br />

<strong>de</strong>r Fastenzeit wird das Spielzeug<br />

zum Urlaub in <strong>de</strong>n Keller geschickt.<br />

Statt zu basteln, anzuleiten und I<strong>de</strong>en<br />

vorzugeben, nehmen sich die Erzieherinnen<br />

zurück, beobachten und unterstützen<br />

die Kleinen nur indirekt. Die<br />

Kin<strong>de</strong>r müssen sieben Wochen lang mit<br />

wenigen Naturmaterialien, Decken<br />

und Verklei<strong>du</strong>ngsstücken selbst ihre<br />

Tage gestalten. Sie müssen I<strong>de</strong>en entwickeln<br />

und eigenständig prüfen, <strong>was</strong><br />

sie am liebsten machen wür<strong>de</strong>n.Wir<br />

Eltern schwanken zwischen Skepsis<br />

und Interesse. Ein Projekt zur Suchtprävention*<br />

im Kin<strong>de</strong>rgarten? Ist das<br />

jetzt schon nötig und sinnvoll? Wo<br />

bleiben Grenzen und Regeln?<br />

Elina und Alexan<strong>de</strong>r, meine bei<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>r, haben die spielzeugfreie Zeit<br />

<strong>du</strong>rchlebt. Mit Langeweile und Streit?<br />

Mitnichten! Nach einer kurzen Anlaufphase<br />

explodierte die Fantasie. Decken<br />

wur<strong>de</strong>n zu Höhlen verbaut,Wollfä<strong>de</strong>n<br />

zu lebensgroßen Spinnennetzen geknüpft,<br />

neue Freundschaften entstan<strong>de</strong>n<br />

zwischen <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn unterschiedlicher<br />

Gruppen, Tierfamilien<br />

krochen über <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n, Theaterstücke<br />

wur<strong>de</strong>n aufgeführt. Das eine Blatt<br />

Papier, das pro Tag verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>du</strong>rfte, wur<strong>de</strong> zum Kunstwerk gestaltet.<br />

Die spielzeugfreie Zeit ist das Gegenstück<br />

zum streng strukturierten und<br />

oft überfrachteten Alltag <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r.<br />

Hier sagt niemand, <strong>was</strong> gera<strong>de</strong> dran ist<br />

und gemacht wer<strong>de</strong>n muss. In diesen<br />

Wochen lernen die Kin<strong>de</strong>r, ihre Fantasie<br />

einzusetzen, mit an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn<br />

Spiele zu erfin<strong>de</strong>n, Kompromisse einzugehen<br />

und Frustrationen auszuhalten,<br />

ohne dass ein Erwachsener direkt<br />

interveniert. Sie lernen, die eigenen<br />

Stärken und Schwächen anzunehmen<br />

und Probleme eigenständig zu lösen.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n „selbst“bewusster.<br />

Bei mir zu Hause hängt ein wun<strong>de</strong>rschönes<br />

Bild aus dieser Zeit: eine gemalte<br />

Tanne, die mit herrlichen Perlen<br />

beklebt ist und funkelt und glitzert.<br />

Zwei Leopar<strong>de</strong>nkin<strong>de</strong>r fauchen gera<strong>de</strong><br />

einträchtig an mir vorbei. Fantasie<br />

schlägt Langeweile, und ich bin sicher,<br />

dass die spielzeugfreie Zeit dazu beigetragen<br />

hat.<br />

––––––––––––<br />

Die Kin<strong>de</strong>r von BBeenniiggnnaa WWeerrtthheenn besuchen<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten Am Kirchberg in Hamburg.<br />

* Stärkung <strong>de</strong>r Lebenskompetenz steht<br />

im Zentrum <strong>de</strong>s Konzepts. Mehr unter<br />

www.spielzeugfreierkin<strong>de</strong>rgarten.<strong>de</strong>


12 Impulse<br />

Von Detlev Brockes<br />

NACHGEFRAGT<br />

In die Kita<br />

nach Sri Lanka<br />

Zwei Kita-Mitarbeiterinnen aus Nor<strong>de</strong>rstedt<br />

und Quickborn reisen im Juni<br />

nach Sri Lanka.Sie hospitieren in einem<br />

Kin<strong>de</strong>rgarten, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Tsunami-<br />

Katastrophe neu errichtet wur<strong>de</strong>.<br />

Die Vorgeschichte dieser Reise reicht<br />

vier Jahre zurück. Die verheeren<strong>de</strong> Flutwelle<br />

<strong>de</strong>s Tsunami traf Weihnachten<br />

2004 auch die Insel Sri Lanka vor <strong>de</strong>r<br />

Südspitze Indiens. Der Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s Kitawerks im Kirchenkreis Niendorf,<br />

Uwe Büth, hielt sich damals im<br />

Land auf – ein privater Besuch, wie<br />

schon oft. Er reiste mit Freun<strong>de</strong>n ins<br />

Katastrophengebiet, packte mit an. Zu<br />

Hause ging die Hilfe weiter: In seiner<br />

Gemein<strong>de</strong>,Vicelin-Schalom in Nor<strong>de</strong>rstedt,<br />

sammelte Büth Spen<strong>de</strong>n.<br />

Davon flossen rund 40.000 Euro in<br />

ein neues Zentrum für Kin<strong>de</strong>r. Es entstand<br />

im Südwesten Sri Lankas, nahe<br />

<strong>de</strong>r Küstenstadt Galle. Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

und Vorschule befin<strong>de</strong>n sich unter einem<br />

Dach.„Vor gut einem Jahr wur<strong>de</strong><br />

das Center eröffnet“, erzählt Büth.„Derzeit<br />

besuchen 50 Kin<strong>de</strong>r die Einrichtung,<br />

aber wir wollen sie für 150 Kin<strong>de</strong>r<br />

ausbauen.“<br />

Durch diese Partnerschaft kann das<br />

Kitawerk Niendorf seinen Fachkräften<br />

erstmals ein Auslandspraktikum anbieten:<br />

drei Wochen Mitarbeit im Schalom-<br />

Center und Unterbringung in Gastfamilien.<br />

Maja Lautenschläger musste nicht<br />

lange überlegen, als die Ausschreibung<br />

eintraf.„Mich hat das Fernweh gepackt“,<br />

sagt die 34-Jährige, die nach <strong>de</strong>r<br />

Ausbil<strong>du</strong>ng in einem Kin<strong>de</strong>rheim in<br />

Bolivien tätig war und jetzt in <strong>de</strong>r Nor<strong>de</strong>rstedter<br />

Vicelin-Kita arbeitet. Es sei<br />

gut,„über <strong>de</strong>n Tellerrand“ zu schauen,<br />

das Projekt auf Sri Lanka sei überzeugend,<br />

weil es langfristig wirke.<br />

Mit ihr reist Christine Mutschall aus<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kita Quickborn. In<br />

Asien war die 53-Jährige schon öfter –<br />

nicht als Pauschalurlauberin, son<strong>de</strong>rn<br />

auf eigenen Wegen.„Die Menschen sind<br />

so freundlich“, schwärmt Christine<br />

Mutschall. Englisch-Kenntnisse, die sie<br />

für das Praktikum brauchen wird, sind<br />

ihr aus <strong>de</strong>r Kindheit vertraut: Sechs Jahre<br />

lang ging sie in <strong>de</strong>n USA zur Schule.<br />

Die Fachkräfte starten am 30. Mai.<br />

Ihre Kitas tragen die außergewöhnliche<br />

Fortbil<strong>du</strong>ng mit.„Unsere Kolleginnen<br />

fangen es auf, wenn wir drei Wochen<br />

weg sind“, sagen bei<strong>de</strong>.„Dafür sind wir<br />

sehr dankbar.“<br />

––––––––––––<br />

Einen Bericht über die Reise lesen Sie in <strong>de</strong>r<br />

nächsten Ausgabe <strong>de</strong>r Evangelischen Kitazeitung,<br />

die Mitte September erscheint.<br />

Von Jan-Uwe Rogge<br />

Kin<strong>de</strong>r entwickeln vom<br />

sechsten Lebensmonat an,<br />

manchmal früher, manchmal<br />

später, die Fähigkeit,<br />

zwischen vertrauten und<br />

nicht vertrauten Personen<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n. Diese Fähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Differenzierung<br />

ist ein wichtiger Reifeschritt,<br />

unter an<strong>de</strong>rem ausgelöst<br />

<strong>du</strong>rch eine Verfeinerung <strong>de</strong>r<br />

Sinneswahrnehmung. <strong>Und</strong><br />

das Kind erwirbt allmählich<br />

ein Bewusstsein für gewohnte<br />

Umgebungen. Es lächelt<br />

nicht mehr je<strong>de</strong>n an,<br />

lässt sich nicht mehr von je<strong>de</strong>m<br />

anfassen – es lernt zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n: Vertraute<br />

Menschen, die das Kind täglich<br />

o<strong>de</strong>r regelmäßig erlebt,<br />

geben Halt, Orientierung<br />

und Verlässlichkeit. Diesen<br />

Personen vertraut es bedingungslos,<br />

sie be<strong>de</strong>uten<br />

Schutz und garantieren das<br />

gefühlsmäßige Überleben.<br />

Aufwärmphase nötig<br />

Aber zugleich „frem<strong>de</strong>lt“ das<br />

Kind, wenn unbekannte<br />

Menschen ihm körperlich zu<br />

nahe kommen und nicht genügend<br />

Distanz an <strong>de</strong>n Tag<br />

legen. Es „frem<strong>de</strong>lt“ auch in<br />

unbekannten Situationen:<br />

So gesund ist ein „Nein“<br />

Wenn Kin<strong>de</strong>r „unhöflich“ auf Abstand bleiben, sollten Erwachsene das respektieren<br />

Auf <strong>de</strong>r einen Seite reizen sie<br />

zur Erkun<strong>du</strong>ng, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite sind sie unheimlich.<br />

Auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />

möchte das Kind loskrabbeln,<br />

vorwärtslaufen, auf <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite braucht es<br />

Blickkontakt zur vertrauten<br />

Person und die Gewissheit,<br />

nicht allein zu sein.<br />

Kin<strong>de</strong>r benötigen eine<br />

Aufwärmphase, sie bestimmen<br />

das Tempo <strong>de</strong>r Annäherung<br />

zu Unbekannten. Bleiben<br />

diese auf Distanz, dann<br />

ergreifen Kin<strong>de</strong>r irgendwann<br />

die Initiative: Sie suchen <strong>de</strong>n<br />

Blickkontakt, sie lächeln, sie<br />

machen spielerische Annäherungsversuche,<br />

sie kriechen<br />

hin, manchmal suchen<br />

sie, wenn die Personen ihnen<br />

vertrauter gewor<strong>de</strong>n sind,<br />

Körperkontakt.<br />

„Gib <strong>de</strong>r Oma die Hand“<br />

Eltern haben diese Entwicklungsphase<br />

unbedingt zu<br />

respektieren: Wenn Kin<strong>de</strong>r<br />

nicht je<strong>de</strong>m die Hand geben,<br />

nicht sofort freundlich<br />

und nett sind, schützen sie<br />

sich. Ihr Körper und ihr Instinkt<br />

signalisieren ein Nein,<br />

eine Distanz. In sicherer<br />

Entfernung verschaffen sie<br />

sich einen verlässlichen<br />

Standpunkt, von <strong>de</strong>m aus<br />

sie selbstbestimmte Neugier<br />

ausprobieren. Wenn Kin<strong>de</strong>r<br />

in diesem Schutzverhalten<br />

bestärkt wer<strong>de</strong>n, verfügen<br />

sie auch in Situationen, in<br />

<strong>de</strong>nen Eltern nicht anwesend<br />

sind, über einen wichtigenSelbstbehauptungsundÜberlebensmechanismus.<br />

Respekt vor <strong>de</strong>m Körper<br />

Manchmal unterlaufen Eltern<br />

aus falsch verstan<strong>de</strong>ner<br />

Höflichkeit gegenüber Verwandten<br />

o<strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong>n das<br />

Nein <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s (o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs<br />

ausgedrückt: das Ja zu<br />

sich und zur eigenen körperlichen<br />

Unversehrtheit). Sie<br />

üben emotionalen Druck<br />

aus: „Nun geh schon zu<br />

Oma!“ Aber damit verunsichern<br />

sie ihre Kin<strong>de</strong>r. Denn<br />

diese können noch nicht<br />

recht zwischen vertrauten<br />

„Guten“ und unvertrauten<br />

„Bösen“ unterschei<strong>de</strong>n. Für<br />

Kin<strong>de</strong>r sind unvertraute<br />

Menschen zunächst Frem<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>nen sie mit Skepsis und<br />

Distanz begegnen müssen.<br />

Wer Kin<strong>de</strong>r nicht darin<br />

bestärkt, zu eigenen Gefühlen<br />

zu stehen, macht sie<br />

handlungsunsicher. Er entzieht<br />

ihnen Schutzmechanismen,<br />

die sich in an<strong>de</strong>ren<br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Bild: Jonas Mekhalfia (14)<br />

Situationen – etwa wenn Eltern<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bezugspersonen<br />

abwesend sind – als<br />

hilfreich und lebenserhaltend<br />

erweisen.<br />

Deshalb: Bestärken Sie Ihr<br />

Kind in seinem „Nein!“,<br />

auch wenn das an<strong>de</strong>ren Personen<br />

wehtut! Akzeptieren<br />

Sie Grenzen, die das Kind<br />

setzt! Ihr Kind erfährt: Meine<br />

körperliche Unversehrtheit<br />

wird von jenen Personen,<br />

<strong>de</strong>nen ich vertraue, höher<br />

bewertet als irgen<strong>de</strong>in<br />

„gutes Benehmen“, das die<br />

Umwelt erwartet. Dabei verinnerlicht<br />

das Kind ein<br />

wichtiges Mo<strong>de</strong>ll: Erwachsene<br />

haben Respekt und<br />

Achtung vor meinem Körper!<br />

Auch die umgekehrte<br />

Botschaft wird auf diese<br />

Weise eingeübt: Erwachsene,<br />

die meinen Körper nicht<br />

respektieren, wer<strong>de</strong>n auf<br />

Distanz gehalten.<br />

––––––––––––<br />

Jan-Uwe Rogge<br />

ist Familien- und<br />

Kommunikationsberater<br />

und<br />

hat zahlreiche<br />

Bücher veröffentlicht, zuletzt eine<br />

Neufassung seines Bestsellers<br />

„Kin<strong>de</strong>r brauchen Grenzen“.<br />

Rogge schreibt regelmäßig für<br />

die Evangelische Kitazeitung.


EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

KINDERBUCH-TIPP<br />

Carola Cosier, Kita-Fachberaterin im Kirchenkreis<br />

Stormarn, empfiehlt zu Ostern<br />

ein Bil<strong>de</strong>rbuch, in <strong>de</strong>m ein trauriges Hasenkind<br />

wie<strong>de</strong>r fröhlich wird.<br />

„Der kleine Osterhase liegt krank im Bett.<br />

Er ist traurig, weil <strong>de</strong>r Großvater gestorben<br />

ist. Doch dann holt die Mutter das dicke<br />

Buch hervor, aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Großvater vorgelesen<br />

und -gesungen hat. Je mehr sich das<br />

Häschen erinnert, <strong>de</strong>sto lebendiger wird<br />

sein Großvater. Beim Eiermalen scheint er<br />

<strong>de</strong>m Enkel gera<strong>de</strong>wegs über die Schulter<br />

zu schauen. Kein Wun<strong>de</strong>r, dass <strong>de</strong>r kleine<br />

Hase am Ostermorgen wie<strong>de</strong>r gesund ist!<br />

Das Buch greift mit unbeschwerten Bil<strong>de</strong>rn<br />

und vielen Lie<strong>de</strong>rn ein ernstes Thema<br />

auf: Verlusterfahrungen von Kin<strong>de</strong>rn. Die<br />

Geschichte zeigt, wie ein Kind Trost fin<strong>de</strong>t,<br />

seine Trauer überwin<strong>de</strong>t und da<strong>du</strong>rch<br />

stark wird.“<br />

Rolf Zuckowski, Julia Ginsbach: Rolfs Hasengeschichte<br />

– Ich bin stark. Coppenrath<br />

Verlag 2001, 12,95 Euro, Verlagsempfehlung:<br />

ab 4 Jahre.<br />

Das Buch enthält die Geschichte und Lie<strong>de</strong>rtexte.<br />

Zusätzlich gibt es eine CD (13,95<br />

Euro) und Noten (14,95 Euro).<br />

Von Jasmin Nissen<br />

Wie können die Religionen<br />

<strong>de</strong>r Welt ihre Gemeinsamkeiten<br />

ent<strong>de</strong>cken? Die<br />

Evangelische Fachschule<br />

Alten Eichen in Hamburg<br />

will Kitas bei diesem Thema<br />

künftig unterstützen.<br />

Grundlage ist das Projekt<br />

„Weltethos“ <strong>de</strong>s Schweizer<br />

Theologen Hans Küng.<br />

Menschenkin<strong>de</strong>r suchen<br />

das Vertraute im Frem<strong>de</strong>n.<br />

Darum ist es ein verheißungsvoller<br />

Gedanke, <strong>de</strong>n<br />

Hans Küngs Projekt „Weltethos“<br />

entwickelt: Die Religionen<br />

<strong>de</strong>r Welt können<br />

zum Frie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mensch-<br />

Küken aus <strong>de</strong>r Schale<br />

Von Maike Lauther-Pohl<br />

So erklären Sie Ihrem Kind Ostern<br />

Ostern, im christlichen Glauben das<br />

wichtigste Fest. Der Frühstückstisch ist<br />

ge<strong>de</strong>ckt. In <strong>de</strong>r Mitte eine Schale mit<br />

gefärbten Eiern. Daneben Zweige mit<br />

Osterhasen und Küken. Die Osterfeier<br />

mit Kin<strong>de</strong>rn lebt einerseits vom Erzählen<br />

<strong>de</strong>r Geschichten über Sterben und<br />

Auferstehung Jesu und an<strong>de</strong>rerseits<br />

von <strong>de</strong>n vielen Ostersymbolen – Eiern,<br />

Hasen o<strong>de</strong>r Küken. Diese Symbole hatten<br />

ursprünglich <strong>de</strong>n Sinn, das Osterereignis,<br />

nämlich die unglaubliche<br />

Auferstehung Jesu Christi verstehbar<br />

zu machen. Sie stellen <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>s Lebens<br />

über <strong>de</strong>n Tod dar. So wie ein Küken<br />

sich aus <strong>de</strong>r harten Schale <strong>de</strong>s Eies<br />

befreit und frisch ins Leben schlüpft,<br />

so ist Jesus aus <strong>de</strong>m Tod gekommen<br />

und auferstan<strong>de</strong>n.<br />

So niedlich Häschen und Küken<br />

sind, die eigentliche Aussage von<br />

Ostern geht tiefer. Die Osterbotschaft<br />

ist die lebensentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Botschaft:<br />

Der Tod, das Dunkle hat nicht das letzte<br />

Wort! Am En<strong>de</strong> steht Hoffnung und<br />

nicht Verzweiflung. Es geht weiter, je<strong>de</strong>m<br />

En<strong>de</strong> liegt ein Anfang inne. Gott<br />

will nicht Erstarrung son<strong>de</strong>rn Leben<br />

für je<strong>de</strong>n Einzelnen von uns. Auch wir<br />

können auferstehen, auch aufstehen<br />

mitten am Tage. Ostern befreit. Nichts<br />

ist vernagelt. Auswege sind möglich,<br />

auch die ganz überraschen<strong>de</strong>n.<br />

Kin<strong>de</strong>rn können wir Ostern so erklären:<br />

Zum Leben gehört Trauriges. Leben<br />

ohne Schattenseiten gibt es nicht.<br />

Aber Gott möchte, dass wir wie<strong>de</strong>r<br />

fröhlich sein können. Deshalb zeigt<br />

Gott uns immer wie<strong>de</strong>r aufs Neue, dass<br />

das Leben schön ist und Sinn macht<br />

und mit <strong>de</strong>m Tod nicht aufhört.<br />

Das Vertraute im Frem<strong>de</strong>n<br />

heit beitragen, wenn sie ihre<br />

Gemeinsamkeit in<br />

grundlegen<strong>de</strong>n Werten ent<strong>de</strong>cken<br />

und för<strong>de</strong>rn. Diese<br />

Gemeinsamkeit beruht auf<br />

zwei Prinzipien, nämlich<br />

<strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Humanität<br />

– je<strong>de</strong>r Mensch muss<br />

menschlich behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

– und <strong>de</strong>r sogenannten<br />

„Gol<strong>de</strong>nen Regel“ <strong>de</strong>r Gegenseitigkeit,<br />

die sich in<br />

praktisch allen Religionen<br />

und Kulturen fin<strong>de</strong>t: „Was<br />

<strong>du</strong> nicht willst, das man dir<br />

tut, das füg’ auch keinem<br />

an<strong>de</strong>ren zu.“<br />

Küng geht es aber nicht<br />

um eine Einheitsreligion<br />

und nicht um Beliebigkeit.<br />

Niemand soll seine kulturelle<br />

und religiöse I<strong>de</strong>ntität<br />

aufgeben. Je<strong>de</strong> Weltreligion<br />

ist in Küngs Projekt anschaulich<br />

auf einer Tafel erfasst.<br />

So kann ich Neues erfahren,<br />

Verständnis entwickeln,<br />

gemeinsame Werte<br />

ent<strong>de</strong>cken.<br />

Die Kin<strong>de</strong>rtagesstätten<br />

haben in unserer multikulturellen<br />

und multireligiösen<br />

Gesellschaft eine beson<strong>de</strong>re<br />

Be<strong>de</strong>utung als Ort <strong>de</strong>r Begegnung<br />

und <strong>de</strong>s Miteinan<strong>de</strong>rs.<br />

Das gilt für Kin<strong>de</strong>r und<br />

Eltern. Das Weltethos-Projekt<br />

lässt sich hier gut nutzen<br />

und umsetzen in konkrete<br />

Angebote.<br />

Die Osterkerze ist ein Symbol <strong>de</strong>r Hoffnung<br />

und <strong>de</strong>s Lebens. Foto: Scholz<br />

Für die Lebendigkeit mitten im Dunkeln<br />

steht das Licht <strong>de</strong>r Osterkerze in<br />

<strong>de</strong>r Osternacht. Ostern gibt Hoffnung,<br />

je<strong>de</strong>s Jahr aufs Neue, und in alter Tradition<br />

auch wöchentlich: an je<strong>de</strong>m<br />

Sonntag als <strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>ren Tag in <strong>de</strong>r<br />

Woche, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Dingen vorbehalten<br />

ist, die Lebendigkeit und Freu<strong>de</strong> und<br />

Heraustreten aus Erstarrung bringen.<br />

Frohe Ostern!<br />

––––––––––––<br />

Maike Lauther-Pohl ist Theologische Referentin<br />

für Religionspädagogik beim VEK und<br />

zuständig für die religionspädagogische<br />

Langzeitfortbil<strong>du</strong>ng TRG und TRA.<br />

Viele Religionen – gemeinsame Werte: Fachschule Alten Eichen will Kitas unterstützen<br />

Wir arbeiten daran im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Ausbil<strong>du</strong>ng zur<br />

Sozialpädagogischen Assistentin<br />

und zur Erzieherin -<br />

und stehen mit Informationen<br />

und Anregungen zur<br />

Verfügung.<br />

––––––––––––<br />

Kontakt: Pastorin Jasmin Nissen,<br />

Tel. 040/5487 16 01. E-Mail:<br />

j.nissen@diakonie-alten-eichen.<strong>de</strong>.<br />

Jasmin Nissen ist Schulpastorin<br />

an <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Fachschule für Sozialpädagogik<br />

und <strong>de</strong>r Berufsfachschule für Sozialpädagogische<br />

Assistenz. Bei<strong>de</strong><br />

gehören zur Diakonie Alten<br />

Eichen in Hamburg-Stellingen.<br />

Infos über die Stiftung Weltethos:<br />

www.weltethos.org.<br />

Impulse/Kontakt<br />

IMPRESSUM<br />

13<br />

Dies ist die gemeinsame Marke <strong>de</strong>r nor<strong>de</strong>lbischen<br />

Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen in Hamburg<br />

und Schleswig-Holstein.<br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

Erscheinungsweise: dreimal jährlich in<br />

Hamburg und Schleswig-Holstein in einer<br />

Auflage von 60 000 Stück.<br />

Nächste Ausgabe: Die Ausgabe 2/2009 <strong>de</strong>r<br />

Evangelischen Kitazeitung erscheint am 20.<br />

September. Themenschwerpunkt: Übergänge<br />

erfolgreich gestalten.<br />

Herausgeber: DIE NORDELBISCHE, Gartenstraße<br />

20, 24103 Kiel, Tel. 0431/55779-240,<br />

www.nor<strong>de</strong>lbische.<strong>de</strong>, im Auftrag <strong>de</strong>s VEK und<br />

<strong>de</strong>s Ev. Kin<strong>de</strong>rtagesstättenverban<strong>de</strong>s Hamburg<br />

/ DW Hamburg.<br />

Verantwortlich: Markus Potten, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s VEK; Gerlin<strong>de</strong> Gehl, Fachbereichsleiterin<br />

im DW Hamburg.<br />

Redaktion: Ulrike Kotthaus (Leitung), Angelika<br />

Wurth, Detlev Brockes, Martin Sterr.<br />

Postanschrift <strong>de</strong>r Redaktion: Evangelische<br />

Kitazeitung, c/o VEK, Lise-Meitner-Str. 6-8,<br />

24768 Rendsburg, vek-info@diakonie-sh.<strong>de</strong>.<br />

Verband Evangelischer Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

in Schleswig-Holstein e.V. (VEK)<br />

Lise-Meitner-Str. 6-8, 24768 Rendsburg,<br />

Tel. 04331/593-171, Fax 04331/593-296,<br />

E-Mail: vek-rendsburg@diakonie-sh.<strong>de</strong>,<br />

www.vek-sh.<strong>de</strong><br />

Der VEK vertritt rund 600 Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

in <strong>eva</strong>ngelischer Trägerschaft. Diese<br />

sind mit etwa 32 000 Kita-Plätzen marktführend<br />

in Schleswig-Holstein.<br />

Evangelischer Kin<strong>de</strong>rtagesstättenverband<br />

Hamburg / Diakonisches Werk Hamburg<br />

Königstraße 54, 22767 Hamburg, Tel. 040 /<br />

306 20-217, Fax 040 / 306 20-333; E-Mail:<br />

<strong>kita</strong>@diakonie-hamburg.<strong>de</strong>, www.<strong>eva</strong>-<strong>kita</strong>.<strong>de</strong><br />

und www.diakonie-hamburg.<strong>de</strong><br />

Der Evangelische Kin<strong>de</strong>rtagesstättenverband<br />

in Hamburg bün<strong>de</strong>lt die Interessen von 156<br />

<strong>eva</strong>ngelischen Kitas mit rund 10 000 betreuten<br />

Kin<strong>de</strong>rn und vertritt sie in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit.<br />

LESERBRIEFE<br />

Wie gefällt Ihnen die Evangelische Kitazeitung?<br />

Schreiben Sie uns an: Evangelische Kitazeitung,<br />

c/o VEK, Lise-Meitner-Str. 6-8,<br />

24768 Rendsburg, vek-info@diakonie-sh.<strong>de</strong>.


Für <strong>de</strong>n<br />

guten Appetit!<br />

Gemeinsam kochen und essen macht<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Erwachsenen Spaß. Probieren<br />

Sie es doch einmal aus! <strong>Und</strong>:<br />

Vermei<strong>de</strong>n Sie Hektik beim Essen. Eine<br />

ruhige Atmosphäre för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n<br />

Appetit. Einseitige Kost wie Fast Food<br />

o<strong>de</strong>r vegetarische Ernährung ohne<br />

Milch, Fleisch und Eier kann <strong>de</strong>m<br />

wachsen<strong>de</strong>n Organismus nicht gerecht<br />

wer<strong>de</strong>n. Fleisch ist wichtig, weil<br />

es hochwertiges Eiweiß und gut nutzbares<br />

Eisen enthält.<br />

Weg vom Fernseher und Computer,<br />

raus an die frische Luft, <strong>de</strong>nn viel Bewegung<br />

sorgt für guten Appetit. Noch<br />

ein Tipp: Fragen Sie sich doch einmal,<br />

wo die Lebensmittel herkommen und<br />

wie sie verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Gehen Sie<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r Familie in <strong>de</strong>n<br />

EDEKA-Markt an die Gutfleisch<br />

Fleischer-Fachabteilung und kaufen Sie<br />

unser leckeres, gesun<strong>de</strong>s Gutfleisch.<br />

Mit uns haben Sie <strong>de</strong>n richtigen Geschmack getroffen!


Das Diakonische Werk Schleswig-<br />

Holstein und <strong>de</strong>r Verband Evangelischer<br />

Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen in Schleswig-<br />

Holstein e.V. begrüßen und unterstützen<br />

diese Initiative.<br />

Helfen Sie mit und unterschreiben Sie auf <strong>de</strong>m Sammelunterstützungsbogen<br />

(unten). Die ausgeschnittene Unterschriftenliste<br />

sen<strong>de</strong>n Sie bitte an:<br />

Sozialverband Deutschland<br />

Lan<strong>de</strong>sverband Schleswig-Holstein<br />

Muhliusstraße 87<br />

24103 Kiel<br />

Unterschriftenlisten liegen auch in <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>s- und Kreisgeschäftsstellen <strong>de</strong>s Sozialverban<strong>de</strong>s<br />

Deutschland, <strong>de</strong>r Arbeiterwohlfahrt und <strong>de</strong>s Deutschen Kin<strong>de</strong>rschutzbun<strong>de</strong>s aus!


16<br />

Kin<strong>de</strong>rseite<br />

Abraham<br />

Unser Vater<br />

Islam<br />

Hallo, ich bin Isaak, <strong>de</strong>r zweite<br />

Sohn von Abraham! Meine Mutter ist<br />

Sara. Sie dachte lange, sie könnte keine<br />

Kin<strong>de</strong>r bekommen. Aber dann hörte Abraham<br />

die Stimme Gottes: „Du wirst viele<br />

Nachkommen haben, ein ganzes Volk.“ Da<br />

hat Sara laut gelacht. Sie sagte zu Abraham:<br />

„Wir sind nun schon so alt und haben<br />

kein Kind zusammen. Wie sollen wir da ein<br />

großes Volk wer<strong>de</strong>n?“<br />

Aber mein Vater glaubte an das, <strong>was</strong> Gott<br />

versprochen hatte. <strong>Und</strong> so wur<strong>de</strong> ich geboren:<br />

Isaak. Aus unseren Nachkommen ist<br />

später das jüdische Volk gewor<strong>de</strong>n. Abraham<br />

ist ein Vater für uns alle. Auch für die<br />

Christen. Weil er so auf Gott<br />

vertraut hat.<br />

Vor langer Zeit lebte ein Mann, <strong>de</strong>r<br />

Abraham hieß. Die Menschen in seiner<br />

Heimatstadt Ur verehrten viele<br />

Götter. Abraham aber erkannte,<br />

dass es nur einen wahren Gott gibt.<br />

Einen Gott, <strong>de</strong>r immer und überall<br />

mit uns geht. Abrahams Geschichte<br />

steht in <strong>de</strong>r Bibel und im Koran.<br />

Sie ist wichtig für Christen,<br />

Ju<strong>de</strong>n und Muslime. Warum, das<br />

erzählen dir Ismael und Isaak.<br />

Fin<strong>de</strong>st <strong>du</strong> <strong>de</strong>n Weg zur Mondsichel,<br />

zum Kreuz und zum Stern?<br />

Christentum<br />

EVANGELISCHE KITAZEITUNG<br />

DIE NORDELBISCHE | DAS JOURNAL | 5. APRIL 2009<br />

Hallo, ich bin Ismael,<br />

<strong>de</strong>r erste Sohn von Abraham. Meine<br />

Mutter ist Hagar. Mit ihr zusammen lebte ich<br />

in <strong>de</strong>r Wüste. Als ich schon älter war, zogen wir<br />

zusammen nach Mekka. Dort haben wir die<br />

Kaaba gebaut, das wichtigste Gotteshaus<br />

<strong>de</strong>r Muslime.<br />

Ju<strong>de</strong>ntum<br />

I<strong>de</strong>e: Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>r Ev. Berufsfachschule und <strong>de</strong>r Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen, Hamburg-Stellingen, www.diakonie-alten-eichen.<strong>de</strong>. Figuren: Irene Schrupp, Augsburg

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