Die Standards für die Ausbildung von Studienreferendarinnen und

August 2009
Studienseminare für das Lehramt an berufsbildenden Schulen
Braunschweig, Göttingen, Hildesheim, Hannover,
Oldenburg, Osnabrück, Stade
Standards für die Ausbildung von
Studienreferendarinnen und Studienreferendaren
im Unterrichtsfach Deutsch
– Grundlage für ein Kerncurriculum –

Präambel
Deutschunterricht an berufsbildenden Schulen steht im Spannungsfeld zwischen allgemeiner
und beruflicher Bildung.
Lernende mit breit gefächerter Vorbildung streben die unterschiedlichsten schulischen und
beruflichen Abschlüsse an.
Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht auf ganz unterschiedli-
chem Niveau in ihren sprachlichen, kommunikativen, ästhetischen und kulturellen Kompe-
tenzen so weit zu fördern sind, dass ihnen die selbstständige und erfolgreiche Teilhabe am
gesellschaftlichen und beruflichen Leben gelingt.
Dabei erfordert der Deutschunterricht in Studien vorbereitenden Schulformen naturgemäß
eine ganz andere Schwerpunktsetzung als Unterricht in der Berufsschule oder in Schulfor-
men, die als Leitziel die Berufsreife haben.
Als didaktisches Prinzip gilt in jedem Fall, dass die von ethischen Grundsätzen geleitete För-
derung jedes Einzelnen in seiner personalen und sozialen Entwicklung mit dem Erreichen
der fachlichen Ziele zu verknüpfen ist.
Die im Folgenden dargelegten Standards bilden das breite Tätigkeitsfeld der Deutschlehr-
kräfte an berufsbildenden Schulen ab.
Sie gliedern sich in allgemeine Standards zur Unterrichtsgestaltung und sind im Folgenden
nach den Kompetenzbereichen gegliedert, wie sie in den curricularen Vorgaben aller Schul-
formen aufgeführt sind. Standards zur Leistungsbewertung schließen den Katalog ab.
Es wird davon ausgegangen, dass am Ende des Referendariats eine den Standards ent-
sprechende Basis an Kompetenzen vorhanden ist, auf der im weiteren Berufsleben – je nach
Einsatzschwerpunkten – aufgebaut wird.
2

Standard I – Standard zur Unterrichtsgestaltung
Die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst gestalten Lernprozesse im Fach
Deutsch professionell nach schulformbezogenen Prinzipien und innerer Differenzierung
sowie nach berufsbezogenen und fachübergreifenden Elementen.
Die Referendarinnen und Referendare …
� verfügen über anschlussfähiges Fachwissen im Fach Deutsch.
� verfügen über Kriterien für die Auswahl geeigneter Unterrichtsthemen und entwickeln
diese auf der Grundlage geltender curricularer Vorgaben (Ordnungsmittel, besonders
auch ministerieller Vorgaben für zentrale Abschlussprüfungen sowie schulinterner
Arbeitspläne) zu Unterrichtssequenzen oder Lernsituationen.
� besitzen fachwissenschaftlich fundierte kommunikative Kompetenzen und moderieren,
strukturieren und reflektieren Unterrichtsgespräche inhalts- und prozessbezogen.
� entwickeln und fördern in allen Lernprozessen das Sprachhandeln der Schülerinnen
und Schüler durch gezielte Anwendung mündlicher Darstellungsformen sowie durch
Anleitung zur Reflexion schülereigenen und fremden Sprachgebrauchs.
� berücksichtigen bei der Gestaltung der Lernprozesse geschlechtsspezifische Unterschiede,
besonders mit Blick auf das Lese- und Gesprächsverhalten.
� gestalten Lernprozesse grundsätzlich im Sinne eines integrativen Deutschunterrichts
durch Vernetzung der Kompetenzbereiche Sprechen, Lesen und Schreiben.
� entwickeln gezielt Lernprozesse, in denen mündliche und schriftliche Komponenten
zwecks effektiver Förderung der Sprachkompetenz (besonders des argumentierenden
Sprechens und Schreibens) verknüpft werden.
� nutzen Diagnoseverfahren hinsichtlich der Rechtschreibkompetenz und des Textverstehens
von Schülerinnen und Schülern und entwickeln Fördermöglichkeiten.
Standard II – Standard zu den Kompetenzbereichen der Rahmenrichtlinien
Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst gestalten Lernprozesse in Bezug auf die
Kerninhalte des Deutschunterrichts fachlich sicher. Sie berücksichtigen
durchgehend das Prinzip der Vernetzung.
Dazu im Einzelnen:
1. Zum Kompetenzbereich „Kommunikation aufnehmen, gestalten und reflektieren“:
Die Referendarinnen und Referendare …
� entwickeln Kommunikationssituationen aus Alltag, Beruf und Literatur im Hinblick auf
die Kompetenzen Zuhören, Sprechen und Reflektieren.
� wählen geeignete Kommunikationstheorien und -modelle themen-, situations- und
lerngruppengerecht aus (u. a. Sender-Empfänger-Modell, Bühler, Watzlawick, Schulz
von Thun).
� leiten Lernende dazu an, Kommunikationssituationen mithilfe von ausgewählten Modellen
zu analysieren.
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� vermitteln Grundkenntnisse und -fertigkeiten über situations- und
adressatengerechten Körper- und Stimmeinsatz.
� vermitteln Techniken und Strategien zum wirkungsvollen sowie adressaten- und situationsbezogenen
Sprechen und Zuhören in monologischen und dialogischen Gesprächsformen.
� vermitteln Argumentationskompetenz (Logik, Rhetorik) und leiten zur ethischen Reflexion
von Argumentationsstrategien an.
2. Zum Kompetenzbereich „Texte und Medienprodukte verstehen, bewerten und nutzen“
Die Referendarinnen und Referendare …
� wissen um die Bedeutung von Lesesozialisation und sind sich der eigenen fachspezifischen
Sozialisation bewusst.
� wissen um die Bedeutung literarischer Texte hinsichtlich der Vermittlung allgemeinbildenden
Wissens, der Reflexion von Werthaltungen, der Förderung des Urteilsvermögens
und der Vermittlung ästhetischer und kreativer Aspekte.
� vermitteln Lesestrategien und -techniken zur gezielten Förderung des Textverstehens.
� entwickeln auf der Grundlage der Fachdidaktik Kriterien zur Auswahl und Bewertung
von Texten und Medienprodukten (z. B. nach ästhetischer Qualität, exemplarischem
Charakter, historischen Bezügen, Eignung zur Spiegelung von Werten und Lebenswelt
der Schülerinnen und Schüler).
� vermitteln vor dem Hintergrund fachdidaktischer Modelle alle wesentlichen Texterschließungsformen
mit Blick auf analytische, interpretatorische, erörternde und
gestaltende Aufgabenarten pragmatischer und literarischer Texte.
� entwickeln mithilfe geeigneter Texterschließungsverfahren eine Verstehens-, Anwendungs-
und Beurteilungskompetenz (Lesekompetenz) zur zielgerichteten Auseinandersetzung
mit pragmatischen Texten.
� initiieren analytische Prozesse für den Vergleich dokumentarischer, werbender, didaktischer
und unterhaltender Medienprodukte und deren Bewertung.
3. Zum Kompetenzbereich „Texte entwerfen, gestalten und überarbeiten“
Die Referendarinnen und Referendare …
� schaffen in ihrem Unterricht berufs- und alltagsorientierte Schreibanlässe und gestalten
den Kontext für Schreibprozesse.
� vermitteln sach- und intentionsbezogenes sowie norm- und adressatengerechtes
Schreiben von Texten für unterschiedliche Situationen.
� vermitteln die Fähigkeiten, pragmatische und fiktionale Texte zu verfassen.
� leiten die Schülerinnen und Schüler zur Gliederung ihres Schreibprozesses (Entwerfen,
Gestalten, Überarbeiten) unter Verwendung adäquater Methoden an.
� leiten Schülerinnen und Schüler durch geeignete Methoden zur Selbst- und Fremdreflexion
von Schreibprodukten an.
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� beraten und fördern Schülerinnen und Schüler bei Schreibprozessen durch differenzierte
Rückmeldungen (mündlich/schriftlich).
4. Zum Kompetenzbereich „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen: Reflexion
über Sprache“
Die Referendarinnen und Referendare …
� vermitteln standardsprachliche Normen: Grammatik, Orthografie und Interpunktion.
� vermitteln die Analyse ausgewählter Aspekte der sprachlichen Konstruktion für die
Zugänge von Wirklichkeit (z. B. Sprache-Denken-Wirklichkeit).
� vermitteln Modelle für Sprache und deren Implikationen (Sprache als Kode, Organ,
System, Lebensform usw.).
� stellen Analysemöglichkeiten von Sprache als kommunikatives Handeln zur Verfügung
(z. B. soziale Normen, Sprechakte).
� vermitteln Grundkenntnisse im Hinblick auf Spracherwerb, -störungen, -geschichte
und –varietäten.
Standard III – Leistungsbeurteilung
Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst wenden grundlegende Verfahren der Aufgabenerstellung,
Leistungsmessung und –bewertung an.
Schriftlicher Bereich:
Die Referendarinnen und Referendare …
� entwickeln transparente Aufgabenformate.
� stimmen Komplexität und Schwierigkeitsgrad des Textes und der Aufgabenstellung
sowie den Zeitumfang aufeinander ab.
� erstellen aufgabengerechte Erwartungshorizonte im Hinblick auf Verstehens-, Darstellungs-,
Argumentations- und Gestaltungskompetenz.
� beurteilen die Schülerleistungen auf der Basis von Erwartungshorizonten, fachdidaktischen
Erkenntnissen und nach den Vorgaben der Fachkonferenzen.
� nutzen fachspezifische Korrekturverfahren und –zeichen.
� wenden Möglichkeiten zur Optimierung des Korrekturaufwands an.
Mündlicher Bereich:
Die Referendarinnen und Referendare…
� beurteilen und bewerten kontinuierlich den mündlichen Sprachgebrauch der Schülerinnen
und Schüler.
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Literaturhinweise
Zu Standard I
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Zu Standard II
1. Zum Kompetenzbereich „Kommunikation aufnehmen, gestalten und reflektieren“:
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Zu Standard III
� Beisbart, Ortwin. Marenbach, Dieter (2006). Bausteine der Deutschdidaktik. 2. Auflage. Donauwörth: Auer
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� Ott, Bernd (2004). Grundlagen des beruflichen Lernens und Lehrens. 2. überarbeitete Auflage. Berlin:
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