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Prof. Dr. Michael Stolz Proseminar Poetik des höfischen Erzählens im

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Ältere deutsche Literatur<br />

Basiskurs/<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Stolz</strong><br />

<strong>Proseminar</strong><br />

<strong>Poetik</strong> <strong>des</strong> höfischen Erzählens <strong>im</strong> „Mauritius von Craûn“<br />

Veranstaltungsnummer N330<br />

Zeit Montag 14-16<br />

Dauer 22.02.-31.05.<br />

ECTS BA: 5/6 Liz: 6<br />

Die erst spät (<strong>im</strong> ›Ambraser Heldenbuch‹) und anonym überlieferte Verserzählung ›Mauritius<br />

von Craûn‹ stellt einen Sonderfall höfischer Kleinepik aus dem frühen 13. Jahrhundert dar:<br />

Der Text basiert auf dem weltliterarischen Erzählmotiv vom Liebhaber, der in Erwartung seiner<br />

Geliebten einschläft, und lässt sich in dieser Eigenart u.a. mit orientalischen Erzählungen vergleichen.<br />

Eingebunden in eine schwankhafte Handlung, dient das Motiv der Konfrontation <strong>des</strong><br />

Ideals höfischer Minneentsagung (wie es <strong>im</strong> Hohen Minnesang propagiert wird) mit alternativen<br />

Liebeskonzepten (der Liebhaber holt sich den Minnelohn, indem er den Angetrauten der Dame<br />

aus dem ehelichen Schlafgemach vertreibt und dieser anschliessend den Dienst aufkündigt). Vor<br />

dem Hintergrund einer kontroversen Forschungsgeschichte, die den Text u.a. als Thesenerzählung,<br />

als Negativexempel ritterlicher ‚luxuria‘ und als Parodie einordnete, soll <strong>des</strong>sen spezifische<br />

<strong>Poetik</strong> <strong>im</strong> Kontext höfischen Erzählens erarbeitet werden. Dabei ist neben Verserzählungen<br />

Konrads von Würzburg auch das dem ›Mauritius von Craûn‹ inhaltlich verwandte altfanzösische<br />

Fabliau ›Du chevalier qui recovra l‘amor de sa dame‹ (in Übersetzung) zu berücksichtigen, das<br />

in einer Handschrift der Berner Burgerbibliothek überliefert ist. Empfohlen wird der Besuch der<br />

Einführungsvorlesung zur BMZ-Vortragseihe „Luxus und Luxuria“ am 4. März 2010, 17-19 Uhr,<br />

in der u.a. der ›Mauritius von Craûn‹ behandelt werden wird.<br />

Textgundlage: Mauritius von Craûn. Hrsg. von He<strong>im</strong>o Reinitzer. Tübingen 2000 (= Altdeutsche<br />

Textbibliothek 113) [vorrätig in der Studentischen Buchgenossenschaft; bitte in die erste Sitzung<br />

mitbringen].<br />

Im Laufe <strong>des</strong> Semesters wird ferner benötigt: Konrad von Würzburg, Heinrich von Kempten<br />

– Der Welt Lohn – Das Herzmaere. Mittelhochdeutscher Text nach der Ausgabe von Edward<br />

Schröder. Übersetzung, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Heinz Rölleke.<br />

Stuttgart 1993 (= Universal-Bibliothek 2855).<br />

Weiterführende Literatur:<br />

• He<strong>im</strong>o Reinitzer: Mauritius von Craûn. Kommentar. Stuttgart 1999 (= Zeitschrift für<br />

deutsches Altertum und deutsche Literatur. Beiheft 2).<br />

• Sonja Glauch: An der Schwelle zur Literatur. Elemente einer <strong>Poetik</strong> <strong>des</strong> höfischen Erzählens.<br />

Heidelberg 2009 (= Studien zur historischen <strong>Poetik</strong> 1).


Ältere deutsche Literatur<br />

Vertiefungskurs/ <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Michael</strong> <strong>Stolz</strong><br />

Aufbaukurs/<br />

Heinrich Wittenwilers „Der Ring“<br />

Hauptseminar<br />

Veranstaltungsnummer N331<br />

Zeit Donnerstag 14-16<br />

Dauer 25.02.-03.06.<br />

ECTS BA/MA/Liz: 6/9/7<br />

An der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit (wohl um 1408/10) entstanden, ist Heinrich<br />

Wittenwilers ›Der Ring‹ eine der eigenartigsten epischen Dichtungen in deutscher Sprache. Der<br />

Verfasser, vermutlich ein Hofmeister am Konstanzer Bischofshof mit Vorfahren <strong>im</strong> Toggenburgischen,<br />

erzählt die Liebes- und Hochzeitsgeschichte <strong>des</strong> Bauernjungen Bertschi Triefnas aus<br />

Lappenhausen und der abstossend hässlichen Mätzli Rüerenzumph. Das orgiastische Hochzeitsmahl<br />

artet in einen Krieg mit den Bauern von Nissingen aus, der mit dem Untergang der dörflichen<br />

Welt endet. Bertschi, der einzige Überlebende, zieht sich als Einsiedler in den Schwarzwald<br />

zurück. Mehrdeutig wie der Titel (›Ring‹ als wertvoller Schmuck, aber auch als Weltlauf in<br />

Anlehnung an lateinisch ‚orbis‘ und griechisch ‚kyklos‘) ist der gesamte Text, <strong>des</strong>sen Ausrichtung<br />

beständig zwischen satirisch-obszöner und didaktischer Perspektive wechselt. Die in der einzigen<br />

Handschrift (München, Bayer. Staatsbibl., Cgm 9300) angebrachten Farbmarkierungen<br />

(rot für Ernst, grün für Scherz) verunklären das Verhältnis eher, als dass sie Orientierung bieten.<br />

In den ›Ring‹ hat eine gewaltige Fülle spätmittelalterlichen Wissens Eingang gefunden (Liebesund<br />

Ehelehren, Gesundheits- und Haushaltslehren, Katechese, Tischsitten, Brief- und Kriegskunst).<br />

Der Autor führt dieses Wissen einem Handlungsgang zu, <strong>des</strong>sen Grad an Fiktionalität in<br />

der deutschsprachigen Literatur bis dahin beispiellos ist. Vielschichtig und kontrovers sind die<br />

Deutungen in der Forschung. Ausgewählte Zugänge sollen <strong>im</strong> Kurs auf der Basis eindringlicher<br />

Textlektüren erarbeitet werden. Empfohlen ist der Besuch der Einführungsvorlesung zur BMZ-<br />

Vortragsreihe „Luxus und Luxuria“ am 4. März 2010, 17-19 Uhr, in der u.a. Wittenwilers ›Ring‹<br />

behandelt wird.<br />

Literatur<br />

• Heinrich Wittenwiler, Der Ring. Frühneuhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text<br />

von Edmund Wiessner ins Neuhochdeutsche übers. und hrsg. von Horst Brunner. Stuttgart<br />

2003 (= Universal-Bibliothek 8749) [mit informativem Nachwort; die Textkenntnis wird<br />

zu Beginn <strong>des</strong> Kurses vorausgesetzt].<br />

•<br />

Weiterführende Literatur<br />

• Walter Haug: Von der Idealität <strong>des</strong> höfischen Festes zur apokalyptischen Orgie in Wittenwilers<br />

›Ring‹. In: Das Fest. Hrsg. von Walter Haug u. Rainer Warning. München 1989<br />

(<strong>Poetik</strong> und Hermeneutik 14), S. 157-179. Wieder in: ders.: Brechungen auf dem Weg zur<br />

Individualität. Kleine Schriften zur Literatur <strong>des</strong> Mittelalters. Tübingen 1995, S. 312–331.<br />

• Eckart Conrad Lutz: Spiritualis fornicatio. Heinrich Wittenwiler, seine Welt und sein ›Ring‹.<br />

Sigmaringen 1990 (= Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 32).<br />

• Hans-Jürgen Bachorski: Irrsinn und Kolportage. Studien zum ›Ring‹, zum ›Lalebuch‹ und<br />

zur ›Geschichtklitterung‹. Trier 2006 (= Literatur, Imagination, Realität 39).

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