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Azrael - Engel des Todes.pdf

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Impressum<br />

© Karl Heinz Wipfler 2015<br />

Buchcover: © Karl Heinz Wipfler<br />

Dieser Roman ist frei erfunden. Personen, Institutionen,<br />

Organisationen, Situationen und Weltanschauungen, sind<br />

entweder das Produkt der Phantasie <strong>des</strong> Autors oder, falls sie<br />

wirklich existieren, fiktiv und nicht in der Absicht verwendet<br />

worden, ihr tatsächliches Verhalten darzustellen oder zu<br />

schildern.<br />

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung <strong>des</strong> Autors<br />

unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder<br />

sonstige Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche<br />

Zugänglichmachung.<br />

2


Widmung<br />

Das Leben, erworben durch die unendliche Güte eures Gottes,<br />

darf niemals achtlos weggeworfen oder durch fremde Hand<br />

genommen werden. Achtet das Leben aller Wesen.<br />

„Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie,<br />

nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‚einer‘ in Christus Jesus.“<br />

(Gal 3,28 f).<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Impressum ................................................................................... 2<br />

Widmung ..................................................................................... 3<br />

Inhaltsverzeichnis ........................................................................ 4<br />

Was bedeutet <strong>Azrael</strong> ................................................................... 5<br />

Prolog .......................................................................................... 7<br />

Let's go, ich muss weiter gehen ................................................. 11<br />

G‘vatter Tod tauscht ein Leben .................................................. 14<br />

Ein kleines Wunder .................................................................... 16<br />

G’vatter Tod, der Lebensretter ................................................... 19<br />

G’vatter Tod und die Wette ........................................................ 21<br />

Jetzt wollt er ihn am Leben lassen ............................................. 23<br />

Die Sanduhr .............................................................................. 25<br />

Die tödliche Unruhe ................................................................... 27<br />

4


Was bedeutet <strong>Azrael</strong><br />

Mein Name <strong>Azrael</strong> ist arabisch ( لیعزرائ ). In der islamischen<br />

Traditionsliteratur werde ich als - mālik al-maut - geführt, der<br />

<strong>Engel</strong> <strong>des</strong> To<strong>des</strong>. In den Legenden bin ich nicht durch offizielle<br />

Glaubenslehren belegt, sondern nur durch den Volksglauben.<br />

Ihr behauptet von mir, dass ich die Namen der Neugeborenen<br />

aufschreibe und die der Verstorbenen durchstreiche. Ich, <strong>Azrael</strong>,<br />

werde in einem Hadith, als der <strong>Engel</strong>, der die Seelen der<br />

Geschöpfe abnimmt, erwähnt. Dabei werde ich von Abu Dharr,<br />

einer der engsten Gefährten <strong>des</strong> Gesandten Allahs, zitiert:<br />

Der Gesandte Allahs sagte:<br />

„Während der Himmelsfahrt kam ich bei einem <strong>Engel</strong> vorbei, der<br />

auf einem Bett aus Licht saß, eines seiner Beine war im Osten,<br />

das andere Bein im Westen. Zwischen seinen Händen war eine<br />

Tafel auf die er schaute. Die gesamte Welt war zwischen seinen<br />

Augen und die Schöpfung war zwischen seinen Knien. Und seine<br />

Hände reichten bis zum Osten und Westen.“<br />

Da sagte ich: „O Gabriel, wer ist das?“<br />

Er sagte: „Das ist <strong>Azrael</strong>. Geh hinüber, damit du Ihn begrüßen<br />

kannst.“<br />

Daraufhin ging ich hinüber und grüßte Ihn.<br />

Da sagte er: „Und Friede sei mit dir, O Ahmad! Wie geht es Ali,<br />

dem Sohn deines Onkels?“<br />

Da fragte ich: „Du kennst Ali, den Sohn meines Onkels?“<br />

5


Er sagte:<br />

„Und wie könnte ich Ihn nicht kennen, wo doch Allah mich dazu<br />

ernannte, die Seelen aller Geschöpfe zu entnehmen, außer<br />

Deiner Seele und der Seele von Ali ibn Abi Talib, dem Sohn<br />

deines Onkels, denn wahrlich, Allah wird eure Seelen nehmen<br />

wann immer er will.“<br />

6


Prolog<br />

Nennt mich wie Ihr wollt – doch <strong>Azrael</strong> verstehen alle. Ich, <strong>Azrael</strong>,<br />

spreche für und über den, den Ihr hier suchet. Mit seinem Wissen<br />

und doch ohne es, mit seinem geistigen Einverständnis und doch<br />

ohne es, werde ich wirken durch seinen Körper und werde<br />

drohende Haltung einnehmen denjenigen gegenüber, die ich<br />

bestrafen muss. Werde sprechen durch seinen Mund ohne ihn zu<br />

beschmutzen. Werde verletzende Worte voll Häme und Zynismus,<br />

voll Ironie und Verachtung euch entgegenschleudern. Ebenso<br />

werde ich finden durch seinen Mund, Worte <strong>des</strong> Trostes und<br />

Worte <strong>des</strong> Friedens, Worte der Dankbarkeit und Worte der<br />

Vergebung. Und wahrlich ich sage euch, der, durch den ich<br />

spreche und handle, darf nicht gestraft werden, er ist für den<br />

Moment meines Erdenhierseins, ein ausführen<strong>des</strong> Werkzeug<br />

Gottes, unseres Herrn.<br />

Ich, <strong>Azrael</strong>, geschaffen von meinem Vater, Schöpfer aller Dinge,<br />

gewesen vor der Geburt aller seiner Zeugnisse, die ihr <strong>Engel</strong> und<br />

Gottes Söhne nennt, werde wirken und tun, was Ihm nicht<br />

gestattet. Nun, kämpfend im Wissen, dass mein Vater nicht<br />

gutheißen darf was ich tue. Meinem Vater ist es genommen, ein<br />

Leben, gleich welcher Art und Beschaffenheit, willkürlich zu<br />

nehmen. Was ER erschaffen, wird bleiben bis zum eigenen<br />

Verfall. Nur ich, <strong>Azrael</strong>, handle zuwider der Anordnung meines<br />

Vaters. Dies tue ich immer in vollem Bewusstsein <strong>des</strong>sen, dass<br />

ER auch mich zur Rechenschaft ziehen wird, doch ich liebe Ihn so<br />

sehr, dass ich für Ihn zu gegebener Zeit gerne meiner Auflösung<br />

entgegensehe.<br />

Und Ihr, Ihr dümmlichen Geistesnarren, die Ihr euch „<strong>Engel</strong> <strong>des</strong><br />

Lichtes“ und „Meister der Erleuchtung“ nennt, macht euch keine<br />

Hoffnung. Meine Auflösung liegt in einer Zeitrechnung, der Ihr<br />

7


nicht folgen könnt und in eurem Seelenzustand auch nicht in der<br />

Lage seid. Oh wie erbärmlich sind die Menschen in Ihrem<br />

unvollkommenen Geiste, im Nichtwissen zu schaffen was Ihnen<br />

gefällt, nichtsahnend der Macht, der Waffe „Lüge“ und deren<br />

Auswirkungen. Einzig und allein ausgerichtet auf Habgier und das<br />

„Loberhaschen“ der einfältigen Seelen und Geistlichen. Ich bin<br />

<strong>Azrael</strong>, mit vielerlei Namen bedacht obwohl namenlos, unterwegs<br />

im Auftrage meines Vaters, Schöpfer aller Dinge. Nun, dies ist die<br />

Stunde die ich schon lange herbeisehnte, doch mein Vater ließ<br />

mich schmoren wie ein Stück Wild in einem Kessel. Kein Flehen<br />

an sein Herz, kein noch so tiefes Gebet aus meiner Seele, konnte<br />

Ihn dazu bewegen mich früher zu entsenden.<br />

Doch nun, endlich, ich bin wieder geboren, den Abtrünnigen zu<br />

zeigen den wahren Weg, den einzigen, wahren Weg meines<br />

Vaters. Schart euch zusammen und wartet auf meine Strafe, Ihr,<br />

die Ihr meinen Vater verhöhnt und verachtet mit eurem<br />

schändlichen Tun. Die, die Ihr euch „<strong>Engel</strong> <strong>des</strong> Lichtes“ nennt,<br />

unwissend der Bedeutung und Wahrhaftigkeit eines <strong>Engel</strong>s.<br />

Unwissend deren wahren Bestimmung. Ich werde über euch<br />

kommen mit einer Macht, die Ihr nicht einmal in euren kühnsten<br />

Träumen zu erfassen vermöget. Die Angst wird sich in euer<br />

kleingeistiges Gehirn fressen und verbreiten, so wie Ihr den<br />

falschen Glauben an schwankende, der Stabilität beraubter<br />

Seelen, eingepflanzt habt.<br />

Die Macht ist nicht das Schwert, das Ihr in eurer Vorstellung,<br />

blutig tropfend in meiner Hand seht. Oh nein, die Macht, ist<br />

meines Vaters Geist. Diese Macht wurde auch mir zugestanden,<br />

zur Ausführung der Rettung der verirrten und auf falsche Wege<br />

geleiteten Seelen. Diese Macht werde ich einsetzen gegen euch,<br />

die Ihr zuwiderhandelt dem wahren Glauben. Die Ihr handelt <strong>des</strong><br />

schnöden Mammons wegen. Die Ihr Seelen ins Verderben führt.<br />

Ich, <strong>Azrael</strong>, bin nicht der Worte Meister und der Schrift einziger<br />

8


Gelehrter. In diesem, von euch geschaffenem Metier, fühle ich<br />

mich wie eine „Landratte auf einer sich in tosendem Meer<br />

bewegenden Schiffsplanke.“ Ich, <strong>Azrael</strong>, bin gehalten an die<br />

Weisung meines Vaters. Niemals darf ich Zwang ausüben, dass<br />

Ihr Übeltäter euch bekehret zum echten und wahren Glauben. Ihr<br />

Zweifler und falsches Zeugnis legende, werdet einzig und allein<br />

aufgefordert euer „falsches Werk“ zu überdenken und die armen<br />

verirrten Seelen gehen zu lassen. Niemals werde ich euch Zwang<br />

auferlegen zurückzukehren zum wahren Glauben. Waget nicht,<br />

nach meiner Mitteilung an euch, weiterhin die armen Seelen zu<br />

quälen. Meine Macht werde ich gegen euch einsetzen, mit nicht<br />

vorhersehbaren Folgen für euch. Ihr seid so unwissend der<br />

Macht, die mir gegeben wurde.<br />

9


Der <strong>Engel</strong> <strong>des</strong> To<strong>des</strong> von Evelyn De Morgan – 1881<br />

10


Let's go, ich muss weiter gehen<br />

Sofern Du weiter liest ab dieser Stell, wirst du merken ziemlich<br />

schnell, alles wirft er durcheinander. Mal kommt die Liebe, mal der<br />

Hass, Mensch, jetzt wechselt der ganz krass, nimmt ein andres<br />

Thema her. Über Gevatter Tod berichten, wie er Leben muss<br />

vernichten oder hält den Hass im Zaum, das ist schon ein Ding,<br />

mitnichten und sein ständiger Begleiter, ist die Liebe, doch leider,<br />

kriegen Sie sich nicht.<br />

Manchmal wird er rätselhaft, dann erschütternd, dann voll Spaß,<br />

doch in allem was geschrieben, will er dir die Botschaft schieben,<br />

in Dein Herz, in Deine Seele. Nimm das Leben wie es kommt,<br />

mach für Dich das Beste draus, wenn die Liebe Dich erwischt, halt<br />

Sie fest mit aller Macht, doch Du, Jungspund, gib gut Acht.<br />

Tu die Liebe nicht erzwingen, halt Sie nicht, wenn Sie nicht will,<br />

gib Sie frei und lass gelingen, dass die Neue kommt vorbei.<br />

Weigre Dich den Hass zu nähren, gib dem Schwein kein Boden<br />

frei, tu in Gedanken Liebe zehren und der Hass geht schnell<br />

vorbei.<br />

Denkst Du dran, bald wär`s soweit und der Tod will Dich<br />

besuchen, sei kein Kind der Traurigkeit. Lad Ihn ein, sei als<br />

Mensch die Höflichkeit, lass Ihn sitzen zu der Rechten, Du wirst<br />

seh'n es ist nicht schwer, sich mit Ihm zu unterhalten, fast wie<br />

feiern wird`s dann Dir.<br />

Viele Fragen wirst Du stellen, hoffst darauf, dass er kann klären<br />

und die Antwort Dich wird nähren.<br />

Und du wartest und stellst Fragen …und du wartest und<br />

stellst Fragen …und du wartest und stellst Fragen...<br />

11


Fängst an viele Leut zu grüßen, denkst: „Verdammt, die kenn ich<br />

doch, sind doch alle schon verschieden!“<br />

Falsch gelegen lieber Freund, wie herzlich war der Tod zu Dir, im<br />

Gespräch mit Ihm vertieft, hat er Dich, zu „Den“ geführt. Der<br />

Begriff „Die Zeit“, ist nicht greifbar mehr für Dich, alles um Dich<br />

rum … so weit. Wie vom Nebel bist umhüllt, kannst Gedanken klar<br />

nicht fassen. Langsam schwindet Deine Welt, macht ‚ner andren<br />

Platz dafür und vor lauter: „Hey, Dich kenn ich“, stehst Du rum<br />

und dann geht’s los.<br />

Hier ein Schwätzchen, da ein Schwatz, da gewunken, da ein<br />

„Schatz“ und getroffen die gegangen, lange sind vor Deiner Zeit.<br />

Du merktest nicht, wie es geschah und wieder … hier ein winken<br />

… da ein „Hallo, ja ist das wahr, lange nichts gehört von Dir?“<br />

Du merkst es nicht….<br />

Und du re<strong>des</strong>t und Du schwatzt …und du re<strong>des</strong>t und Du<br />

schwatzt …und du re<strong>des</strong>t und Du schwatzt...<br />

Gevatter Tod steht leise auf, langsam rückt er weg von Dir, dreht<br />

sich um und stellt sich vor Dich, schaut Dir in Dein glücklich<br />

G'sicht.<br />

„Wieder einer, der hatte Angst vor mir. Let's go, ich muss weiter<br />

gehen, einen anderen besuchen und Ihm helfen zu verstehen.“<br />

12


G‘vatter Tod tauscht ein Leben<br />

Wieder war der Tod zu Gange, musste seine Runde dreh‘n, als er<br />

„sah“, was sollt passieren, wurde Ihm ganz Angst und Bange und<br />

griff ein in das Geschehen.<br />

Kleines Mädchen wunderschön, lachte, pfiff und sprang, war<br />

ganz lustig anzusehen, hin und her die Straße lang.<br />

Düstrer Typ und hässlich Fratze, stinkende Klamotten an, schlich<br />

geduckt wie Raubtier Katze, leise an das Mädchen ran.<br />

Verschlag‘ner Blick, erst links dann rechts, nach hinten noch mal<br />

schnell geguckt, zerschlag‘nes Ohr – lauschen - nichts. Nur das<br />

süße kleine Mädchen, ganz im Spiele aufgelöst, hat noch nicht<br />

bemerkt den Bösen.<br />

Schnelle Schritte, schweres Keuchen, dreck‘ge Hände voller<br />

Schweiß, greifen, zerren, Mund zu halten und das Mädchen gar<br />

nicht weiß, was es von diesem Mensch soll halten.<br />

Dieses Mädchen, engelsgleich, wurd geschleppt von dem<br />

Verbrecher, über Straße in den Graben, sich vergangen an dem<br />

Kind und geworfen in den Teich.<br />

Selbst der Tod wurd überrascht, wie geschwind das alles ging,<br />

dieser Mensch so voller Bösem, in dem steckt der Teufel drin.<br />

G‘vatter Tod war leichenblass. Nein, das durfte nicht geschehen.<br />

Nie und nimmer, auf keinen Fall, wird er dieses schuldlos Wesen,<br />

<strong>Engel</strong> hat er´s doch genannt, bringen nach „Großnimmerland“.<br />

Niemand ahnte wie viel Macht, G‘vatter Tod gegeben wurde, doch<br />

es sollte dieser spüren, der das Mädchen umgebracht.<br />

14


Rings um das geschehen hier, wurde es so schwarz wie Nacht,<br />

niemand sah die Sonne mehr und eisig Kälte wurd gebracht.<br />

Grelle Blitze schlugen wuchtig und mit einer solchen Kraft, direkt<br />

auf die Stelle nieder, wo der Schänder g‘standen hat.<br />

Augenblicklich, auf der Stell, wurde es gleich wieder hell und von<br />

diesem Bösewicht, ward die Erd befreit ganz schnell.<br />

G‘vatter Tod, er hat zum Schutze, übern „<strong>Engel</strong>“ g‘stülpt Kapuze,<br />

so dem Kind ist nichts passiert. Auch die letzte schlimm Minute,<br />

hat G‘vatter Tod mit einkassiert.<br />

Kleines Mädchen wunderschön, lachte, pfiff und sprang, war<br />

ganz lustig anzusehen, hin und her die Straße lang.<br />

15


Ein kleines Wunder<br />

Es war noch früh, der Tag, er wollte erst beginnen, da musste<br />

dieses junge Ding, schon mit dem Tode ringen.<br />

Ihr Antlitz war so rein, so klar, das Haupt trug Sie erhoben, Ihr<br />

Körperbau war wunderbar, Ihr Haar war wie vergolden, einem<br />

<strong>Engel</strong> gleich.<br />

Ein Mann, nein, Zwei - alle Männer hier auf Erden, würden für<br />

dies Wesen sterben, letztlich würden doch verbleiben, einer<br />

vielleicht, höchstens Zwei. G‘vatter Tod, als er diesen „<strong>Engel</strong>“ sah,<br />

wollt nicht holen diese Schönheit.<br />

Warf die Sens in weitem Bogen, doch verflucht, was da geschah,<br />

das ist wirklich nicht gelogen. Weit, weit weg, wollt er Sie werfen,<br />

treffen damit nicht den „<strong>Engel</strong>“, doch wie alle hier auf Erden, hat<br />

auch Er ein Schicksalsweg.<br />

Unglück, wie es auch gekommen, hat die Sense abgelenkt, zum<br />

„<strong>Engel</strong>“ hat´s den Weg genommen und den Kopf vom Rumpf<br />

getrennt.<br />

Stille – so schmerzhaft diese Stille<br />

G‘vatter Tod, selbst zu Eis erstarrt. Klappernd viel die Sens zur<br />

Erde und der Schwarze in der Hülle, schrie zum Himmel wirklich<br />

hart:<br />

„Gott, Du hast mich doch geschaffen, abzuholen all das Leben,<br />

deren Zeit gekommen ist. Niemals hast Du es erlaubt, dass<br />

Gefühle mich erfassen und ich einen Menschen schütz. Du hast<br />

mir die Sens gegeben, damit ich sie beschützen kann, wenn die<br />

Seele steigt zum Himmel, was man nennt den Übergang.<br />

16


Denn, so hast Du´s mich gelehrt, dass der Satan steht zur Stell,<br />

sich zu holen all die Seelen, komm ich mit der Sens nicht schnell.<br />

Doch niemals darf sich wenden dies gefährlich „Blatt“ und töten<br />

einen Menschen.“<br />

Stille - so schmerzhaft diese Stille<br />

G‘vatter Tod, als er diesen „<strong>Engel</strong>“ sah, wollt nicht holen diese<br />

Schönheit, warf die Sens in weitem Bogen, doch verflucht, was da<br />

geschah, das ist wirklich nicht gelogen.<br />

Ohne es geahnt zu haben oder auch gewusst, stand der Satan<br />

schon zur Stelle, wollte reißen aus der Brust, die Seele für die<br />

Hölle. Die Sense flog, getrieben wie von Gottes Hand, den Satan<br />

traf‘s in dem Moment, als der wollt das Seelenband.<br />

Stille - so schmerzhaft diese Stille<br />

Es war noch früh, der Tag, er wollte erst beginnen, da musste<br />

dieses junge Ding, schon mit dem Tode ringen.<br />

Ihr Antlitz war so rein, so klar, das Haupt trug Sie erhoben, Ihr<br />

Körperbau war wunderbar, Ihr Haar war wie vergolden, einem<br />

<strong>Engel</strong> gleich.<br />

Schon fing Odem an zu stocken und der „<strong>Engel</strong>“ wurde blass,<br />

Körper fing an aufzubocken und dann wurden Glieder schlaff.<br />

Stille - so schmerzhaft diese Stille<br />

Plötzlich g’schah was alle Menschen, nur als göttlich Wunder<br />

kennen. „<strong>Engel</strong>“ fing an flach zu atmen, immer stärker wurd der<br />

Drang, mehr vom Leben aufzusaugen, was mit Gottes hilf gelang.<br />

Glücklich strahlte Ihr Gesicht, Blick zum Himmel aufgerichtet und<br />

man sah was dann geschah.<br />

17


Ihr Antlitz wurde rein und klar und das Haupt trug Sie erhoben,<br />

Körperbau war wunderbar und Ihr Haar war wie vergolden, einem<br />

<strong>Engel</strong> gleich.<br />

Ein Mann, nein, Zwei - alle Männer hier auf Erden, würden für<br />

dies Wesen sterben, letztlich würden doch verbleiben, einer<br />

vielleicht, höchstens Zwei.<br />

18


G’vatter Tod, der Lebensretter<br />

Der Vater fuhr, wie jeden Früh, das geliebte Töchterlein, in die<br />

Schule ohne Müh, geht doch heutzutage fein. Ist das Auto richtig<br />

schnell, steigste ein, trittst aufs Gas, schon bist du zur Stell. Doch<br />

an diesem Tag geschah, was man nie vermutet hätt, Vater war<br />

etwas zu schnell und kam von der Fahrbahn weg. Mehrmals<br />

kam´s zum Überschlag und zerknülltes Blech dann lag, in dem<br />

frisch geschnitt‘nen Gras.<br />

Stille war´s - und die Natur - hörte man nur ganz sacht atmen,<br />

leise, ganz, ganz leise, kaum zu hören, raunte nun der Wind ein<br />

Lied:<br />

„G‘vatter Tod, Du solltest kommen, liegt ein Vater mit Seim Kind.<br />

Leben ist vielleicht zerronnen, komm und schau und nimm Sie<br />

g’schwind!“<br />

Eisig Kälte um die Stelle, wo das Fahrzeug war zerschellt, ganz<br />

kurz nur, ein leichtes flackern und der Tod die Frage stellt:<br />

„Wieso muss ich immer sehen, dieses Elend, dieses Leid, dass<br />

durch hirnlos Raserei, zartes Leben wird genommen und der<br />

Schuld‘ge der´s gewesen, hat nur kurze Heilungszeit?“<br />

Glaubt es oder glaubt es nicht, Tränen hat der Tod im G`sicht.<br />

Fast eine Minute lang, war es still, fast überall. Es schien so, als<br />

würde all das Leben, G‘vatter Tod den Respekt geben.<br />

Stöhnen aus dem Blechgewirr, Schreie, Wimmern und ganz irr,<br />

langgezog‘ner Schrei aus Schmerz. Selbst den Tod hat es<br />

erschauert und gefühlt es die Natur, dieser Mensch, der wirklich<br />

trauert, will jetzt dieses Eine nur.<br />

19


Mit dem Tod ums Leben ringen, dass er lässt sein Kind am<br />

Leben, das halbtot im Auto drinnen und sich tut nicht mehr<br />

bewegen. Tränen, die die Worte tränkten, so der Tod erst nichts<br />

verstand, wurden langsam stark und stärker, leise hob der Tod die<br />

Hand. Totenstille ringsherum, alle konnten Sie nun hören, was der<br />

Vater sprach zu Gott.<br />

„Herr, Du sagst, Du würd‘st beschützen, alles Leben hier auf<br />

Erden, was soll mir das Leben nützen, kann doch nicht mehr<br />

glücklich werden. Denn durch meine Raserei, ward ein Leben<br />

schnell vorbei. Gott, tu Bitte mir vergeben, nimm mein Leben, lass<br />

Sie frei. Dieses Kind, was lernt zu glauben, darfst Du von der Welt<br />

nicht nehmen. G‘vatter Tod, er ist doch nur, ein Gehilf vor Deinem<br />

Throne. Das Schönste, was ich konnt erschaffen, geboren durch<br />

die Gunst von Dir, darf die Welt jetzt nicht verlassen. Sag Ihm<br />

schnell, dass er verschone … Leben, was von uns geschaffen.“<br />

Überrascht von diesen Worten, fing Gott milde an zu lächeln und<br />

weithin konnt man es hören, als der Herr fing an zu sprechen.<br />

„Manchmal werd auch ich getroffen, mitten in mein Herz hinein,<br />

selten jedoch kann ich hoffen, dass ein Mensch spricht wirklich<br />

rein. Du, das kann man richtig spüren, stellst Dich schützend vor<br />

dein Kind. Gut, ich werde Dir erfüllen, was Deine letzten Worte<br />

sind.“<br />

Und so sprach der Herr zum Tode, dass er doch für Heut<br />

verschone, dies, das Leben jenes Kin<strong>des</strong>.<br />

So ist´s sicher oft geschehen, dass G‘vatter Tod gerettet hat und<br />

erhört <strong>des</strong> Menschen flehen, doch zu geh‘n an andrer statt.<br />

20


G’vatter Tod und die Wette<br />

Wirklich selten, nicht sehr oft, muss der Tod sich richtig plagen,<br />

trifft doch manchmal einen Alten, der’s versucht, tut’s einfach<br />

wagen.<br />

„Hey du alter Knochensack, die, die Leben, die tun sagen, dass<br />

Du holst die Menschen dann, wenn Du hast auf deren Namen, ein<br />

schön Gedichtlein vorgetragen. Wenn dem wirklich so soll sein,<br />

dann gib mir ein Beispiel schnell, wenn das ist ein dummer<br />

Spruch, dann verschwinde, auf der Stell und ich genieße meine<br />

Tage, min<strong>des</strong>tens noch fünfzig Jahre.“<br />

Manchmal ist der Tod recht menschlich, schlägt sich doch die<br />

flache Hand, vor die Stirn, dass klatsche tut.<br />

„Sag mal, hast Du Sie noch alle oder bist Du so besoffen, dass Du<br />

willst mit aller G‘walt, lautstark von der Erde trotten?“<br />

Ein bisschen dumm der Alt tut glotze, jetzt erst recht und noch<br />

zum Trotze.<br />

„Willst dich drücken, Sprücheklopper oder ist die G’schicht<br />

gelogen?“<br />

Nun, der Tod so richtig lässig, sagt, der Alte soll sich setzen,<br />

Klappe halten und nicht hetzen.<br />

„Ich werde dir ein Beispiel geben und dann nehmen Dir Dein<br />

Leben!“<br />

„Nur wenn die G‘schicht plausibel ist und ich kann dies auch<br />

verstehen und nur dann, werd ich auch mit dir gehen“, sagt der Alt<br />

und tut sich setzen.<br />

21


„Nun, mein Alter, wie ich weiß, ist dein Name doch Karl Heinz.<br />

Hör gut hin und merk Dir auch, manche Zeilen werden rau und<br />

vergehen dir das Lachen. Niemand gerne gehen will, doch wenn’s<br />

sein muss, in den Himmel.<br />

Immer kann ich diesen Wunsch aber nicht erfüllen. Dabei ist es<br />

gar nicht schwer und es kommt wie immer, sehn die Menschen<br />

meine Welt, dann wollen diese nimmer, auf die Erde kehr ‘n<br />

zurück.“<br />

Leichenblass der Alte sitzt, Gott sei Dank muss er nicht stehen,<br />

konnt er doch mit Seim Verstand, diese G‘schicht sofort<br />

verstehen.<br />

„G‘vatter Tod, es tut mir Leid, doch ich stehe zu meim Wort, ich<br />

vergeß die fünfzig Jahr und geh mit dir fort … sofort.“<br />

„Mach mal langsam, tu nicht hetzen, immer schön der Reihe<br />

nach, Du kannst aufhören zu schwitzen, denn ich lass am Leben<br />

noch, was ich jetzt nicht holen darf.“<br />

Kaum gesprochen wurd es Stille und der dunkle Druck<br />

verschwand, der dem Alten war gelegen, wie ein schweres<br />

Eisenband, um die Brust und wollt ersticken.<br />

Nur so am Rand, fürs feine Ohr, der Alte lebt noch — weitre<br />

fünfzig Johr.<br />

22


Jetzt wollt er ihn am Leben lassen<br />

Es war schon zu später Stunde, da ging der Tod nochmal die<br />

Runde. Zu sehen war kaum noch das Licht, <strong>des</strong>halb war er auch<br />

nicht erpicht, zu nehmen schnell ein Leben.<br />

Als er ging den Weg entlang, da blieb er an der Bordkant stehen,<br />

hinter sich da hörte er, da kam etwas, konnte nicht mehr grade<br />

gehen. Ein Säufer war es der da schwankte, übel hin und übel<br />

her. Hat irgendwas dahingebrabbelt, selbst der Tod verstand nicht<br />

mehr.<br />

„Immer bin isch schuld, immer bin isch de Depp, wenn däs so<br />

weitergeht, näm isch mir moi lewe weg!“<br />

Der Tod, der dachte: „Mensch, was mach ich nur, soll ich den<br />

erlöse oder nehmen weg von seiner Tour?“<br />

Während er so nachgedacht, war der Suff an seiner Kutt, lallte,<br />

spuckte, spie Ihn an:<br />

„Geh mir aus däm Wäsch o Mann, hab isch net schun g‘nung<br />

gelidde? Isch konn due was isch will, immer steht im Wäsch mir<br />

drin, so en Saftsack odern Weib, Mensch isch kennt verrecke<br />

heit.“<br />

„Armer Kerl“, so dacht der Tod, ging zur Seit und sah grad noch,<br />

wie der Suff ging wie in Trance, ohne schauen, no Balance,<br />

schnurstracks, ohne gugge rechts<br />

DA KAM DER BUS, DAS WAR SEIN PECH.<br />

23


Die Sanduhr<br />

Der Mensch, er glaubt, der Tod wär dumm, weil in Bildern geht er<br />

krumm, trägt doch immer schwarz Gewand und hat ‘ne Sense in<br />

der Hand. Oh Mensch, wie dumm musst Du doch sein, was<br />

braucht der Tod fürs glücklich sein. Er zeigt in brillanter weise,<br />

was ist Strategie und wer ist Weise! Gehilfen hat er, soviel er will<br />

und viele in der Politik sind drin und heimlich haben die<br />

beschlossen, einen Pakt, der „nie“ gebrochen.<br />

„Wir sorgen dafür, dass viel Dumme, in den Krieg zieh‘n, fast für<br />

Umme und da wir den Pakt beschlossen, werden die … für uns<br />

erschossen. Sollte dies Dir noch nicht reichen, lassen wir ‘ne<br />

Krankheit schleichen, wichtig ist nur, drauf hab Acht, wir haben<br />

den Pakt gemacht und als Preis musst Du uns geben, ein sehr,<br />

sehr, sehr, sehr … langes Leben.“<br />

Und der Tod, der dies vernommen, ward verdutzt und auch<br />

benommen, über so viel Dreistigkeit. Was hat er doch schon<br />

erlebt, seit die Erde wurd belebt, doch kein Mensch war so<br />

vermessen, eitel und im Hirn „verbrannt“. Die so sprachen<br />

widerlich, konnten sehen Ekel nicht, den der Tod für Sie empfand.<br />

Als er tat die Stimm erheben, wurd es ruhig in diesem Saal, vorbei<br />

war es mit dem Beben, Zittern und die Unruh stand, alle warteten<br />

gespannt.<br />

„Ein Glas, das werde ich euch geben, drinnen find sich lauter<br />

Sand, erst wenn „Oben“ ist ganz „Unt“, dann wird kommen eure<br />

Stund. Zudem habt Ihr die Gewissheit, dass die Mitt ist so<br />

verengt, dass das kleinste Sandkorn, sich hier kaum hat<br />

durchgezwängt. Eines müsst Ihr noch bedenken. Die Sanduhr<br />

niemals darf gehalten, fest in Händen oder Spalten, eingekeilt in<br />

der Bewegung. Werdet Ihr dies nicht beachten, muss ich euer<br />

25


Leben schlachten. Sollt euch das für ‘n Pakt genügen, dann<br />

schlagt ein und wir verfügen, dass dies alles soll geschehen.“<br />

Niemand war der das nicht wollte, alle konnten sich nur loben und<br />

ganz leise flüstert man<br />

„Ja der Tod ist ausgehoben.“<br />

Und der Tod fing an zu lachen, Tränen rannen über „Backen“, als<br />

er dann mit knöchern Hand, hat versucht die Uhr zu stellen, gleich<br />

auf welchen Gegenstand. Und das Lachen wollt nicht gehen,<br />

denn die Sanduhr, sie war RUND, somit war sie immer unten,<br />

permanent schlug dann die STUND.<br />

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Die tödliche Unruhe<br />

Wie unruhig kann ein Mensch doch werden, wenn die Lieb er hat<br />

gefunden und Sie müssen sich mal trennen, sind’s auch nur für<br />

wen‘ge Stunden. Schon fühlt er sich allein gelassen, stellt sich<br />

ständig eine Frage:<br />

„Wird Sie mich wohl dafür hassen, dass ich Sie mit Störung<br />

plage?“<br />

Die Unruh hat Ihn jetzt gepackt, er ruft Sie an, ganz rot im G’sicht:<br />

„Liebst Du mich? Die Stunden, sie zerreißen mich. Verzeih mir<br />

Schatz, ich bin so verknallt in Dich, wollt nur Deine Stimme hören,<br />

will Dich jetzt nicht weiter stören, wir seh‘n uns heute Abend, ja …<br />

hoffentlich?“<br />

Kaum liegt der Hörer auf der Gabel, fängt die Unruh an zu rucken<br />

und die Hand, wie miserabel, wollte nach dem Hörer zucken.<br />

„Nein, das lass ich jetzt mal sein“, sagt er sich und dreht sich um,<br />

allerdings in Ihm das Schwein, schreit und brüllt:<br />

„Sei bloß nicht dumm. Mensch, Du Blödmann, was gibt das. Hast<br />

erst kurz Dein Sonnenschein, was, wenn grade jetzt ein andrer,<br />

kommt zu ihr ins G’schäft hinein. Ein hübscher Kerl, macht große<br />

Augen, spricht ganz fein, ein Kompliment auf Ihre Schönheit,<br />

küsst die Hand und ganz galant, macht er dann auch noch ‚nen<br />

Diener. Du bist nicht der große Redner und der andre, macht auf<br />

Wiener.<br />

Wie du weißt, sind Frauen eitel, ist halt deren Naturell, schmeichle<br />

Ihr, sprich schöne Worte und vergessen bist Du schnell. Der<br />

andre will nur eins bezwecken, kriegen diese Frau fürs Bett, dann<br />

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kann gewinnen er die Wetten, die geschlossen mit dem Quartett.<br />

Und je länger dieser Andre, spricht und schmeichelt in eim fort,<br />

wird Sie nicht mehr an Dich denken und gewonnen hat sein<br />

Sport.“<br />

Und das Schwein, es schreit jetzt lauter:<br />

„Schnell, schnell, los ruf an, mach, lass dem Andren nicht die Zeit,<br />

es besteht die Möglichkeit, dass er verabred schon mit Ihr, dann<br />

ist‘s aus und vorbei und Einsamkeit und Einerlei, nennt sich dann<br />

Dein neu Begleiter.“<br />

Jetzt ist er voll von der Rolle, weiß nicht mehr noch ein noch aus,<br />

man sieht’s am Hals, schon leicht geschwollen, tritt die<br />

Zornesader raus. Wenn das Schwein jetzt bringt vielleicht, nur<br />

noch ein paar „Stichelsätze“, ist’s vorbei mit Lustigkeit und der<br />

Depp tut mächtig wetzen, in Gedanken schon das Messer.<br />

Massakrieren tut er alle, ob zu Unrecht oder nicht. „Mensch, Sie<br />

könnt sich auch mal melden“, denkt er laut und dann er spricht:<br />

„So viel ist bestimmt nicht los, hat Sie mich denn schon<br />

vergessen? Sie liebt mich sehr, hat Sie gesagt, wäre ganz nach<br />

mir versessen. Könnt nicht leben ohne mich, Ihr ein und alles<br />

wäre ich. Es reicht, ich mach mich nicht kaputt, ich geh jetzt hin<br />

und frage Sie, ob Sie mich noch lieben tut. Und sollte ich Sie dort<br />

erwischen, dass Sie mit ‚nem andren Kerl tut reden, dann ist die<br />

Höll auf Erden fällig und ich werd wie ‘n Teufel fegen, mitten rein<br />

und vernichten, was ein andrer will sich nehmen.“<br />

Gedacht, getan, schon war er draußen, stürmt mit langen<br />

Schritten fort, hat nicht lange mal gedauert, war er schon dort …<br />

vor Ort. Schnell über Straße noch gerannt, Knie aufg‘schrammt<br />

am Hydrant, was steht das Scheißding auch im Wege. Noch mehr<br />

hat sich der Zorn gesteigert und auch Wut kam mit hinzu. Das<br />

schmerzend Knie im Laufen reiben, jetzt stand er vor den<br />

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Fensterscheiben. Sah zwischen Kleiderpuppen durch, bemerkt<br />

nicht Kleider und nicht Schuh und was sonst noch lag zur Schau,<br />

wo Frauen sich die Augen reiben. Die Augen wurden groß und<br />

größer, was er sah, zerriss sein Herz. Atem kam jetzt nur noch<br />

stoßend, über Lippen leichenblass und jetzt rast durch seinen<br />

Körper, dieser unsagbare Schmerz.<br />

Die Beine woll’n den Dienst versagen, Hemd und Haare sind<br />

klatschnass, seine Lippen die seh’n aus, als wenn das Blut zu Eis<br />

gefroren. Dieser Schmerz, kaum zu ertragen, wird nur durch<br />

Wahnsinns Hass geboren.<br />

„Siehste, siehste … blöder Hund, hab ich Dir doch gleich gesagt“,<br />

schrie das Schwein in seinem Kopfe und dann schlug ein dumpf<br />

geklopfe, immer schneller, immer lauter, mitten in die Ohren rein.<br />

Blind war er, konnt nichts mehr sehen, hören war so gut wie Null,<br />

dreht sich um und rast dann los. Durch die Tür da wollt er<br />

stürmen, schnurstracks grade zu den Beiden, die da<br />

händchenhaltend standen.<br />

Seine Liebe die dort stand, kannte er nur wen’ge Stunden. Hatten<br />

nicht die Zeit gehabt oder auch noch nicht gefunden, da Küssen ja<br />

die Sprach blockiert, <strong>des</strong>halb ist’s vielleicht passiert, dass Sie nur<br />

kurz sagen konnte, bevor die beiden sich getrennt.<br />

„Hab ‚ne Boutique für Mann und Frau, komm vorbei und dann<br />

Schau, vielleicht lässt sich für Dich was finden“, nannte schnell<br />

noch die Adresse und dann trennten sich die Wege, man wollte<br />

sich ja abends treffen.<br />

Es war Mittag, nach halb eins und die meisten klein Geschäfte,<br />

schließen für die Mittagspaus. Wenn Du bist in solcher Rage,<br />

hörst und siehst nichts um Dich rum, dann passiert was kommen<br />

musste und Du schaust noch mehr als Dumm. In voller Fahrt und<br />

ungebremst, wollte er die Tür aufreißen und der Schwung hätt Ihn<br />

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getrieben, wie ‚ne Bahn auf graden Gleisen, direkt vor deren neu<br />

Geliebten. Wie sind Ihm die Züg entglitten, in Seim wutverzerrt<br />

Gesicht, als er die Hand sich hat gebrochen - an der Tür - die war<br />

verschlossen. Mittags wurd ja abgesperrt, oh wie sich sein G’sicht<br />

verzerrt. Nein, den Schmerz den spürt er nicht, es ist die rasend,<br />

kochend Wut, dass all sein Leid der Andre schuf.<br />

Die Tür, die blieb im Rahmen ganz, doch die Scheibe barst, als<br />

der Körper durch den Schwung, flog durch schön verziertes Glas.<br />

Die Splitter bohrten tief ins Fleisch, das G‘sicht sah aus - seine<br />

Mutter würde sagen: „Der kommt mir nicht ins Haus, diesen<br />

Menschen kenn ich nicht.“<br />

Aufgerissen sind die Augen, von den beiden jungen Menschen,<br />

die sich immer noch an Händen, halten fest und ahnen nichts. „Oh<br />

mein Gott, ich hab doch nichts, die Kasse ist doch leer. Montags<br />

wird’s zur Bank gebracht, ist grade mal ‚ne Stunde her.“<br />

Sie kannte ja den „Räuber“ nicht, sein Gesicht, das war entstellt,<br />

zu schwer das Glas Ihn hat verwüstet. Mit dem Rücken an der<br />

Theke, stand der junge Mann ganz blass, langsam ließ die Hand<br />

er los, welche er vorhin gefasst, tat ein Schritt nach vorn und vor<br />

das Mädchen, hat den Blick nicht abgewandt, von diesem, was<br />

mal Mensch genannt.<br />

„Nun muss diese blutig Masse, erst mal mich zur Seite räumen“,<br />

sagte sich der junge Kerl und die Haare sich Ihm sträubten. Zu<br />

jeder Stund, zu jeder Zeit, war der junge Mann bereit, sein Leben<br />

für das Mädchen geben. Seit das Mädchen war geboren, hat er<br />

niemals Sie verloren, aus den Augen, aus dem Sinn. Schon<br />

wen’ge Tage nach Geburt, tat man dieses kleine Wesen, neben<br />

Ihm ins Bettchen legen. Damals war er grade Drei und sein<br />

Körper zart und fein, als die Eltern zu ihm sagten:<br />

„Hier … Dein kleines Schwesterlein.“<br />

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Blutverschmiert war das Gesicht, Irrsinn aus den Augen schaute,<br />

dann versuchte er zu sprechen, niemand seinen Ohren traute.<br />

„War.m t.st du .ir das an, gla b e u wär t m i e lie e.“<br />

Grausam war es anzusehen, Worte konnt man nicht verstehen.<br />

Je<strong>des</strong> Wort kam nur gegurgelt, eingehüllt in dunkles Blut. Ein<br />

Ruck ging durch den jungen Mann, mit einem Satz zum Kerl<br />

hinsprang und konnte grade noch so fangen, was einmal war ein<br />

lieber Mensch.<br />

Inzwischen hat sich auch gelöst, die Starre von dem jungen Ding.<br />

Sie kniete neben Ihren Bruder und Trauer in der Stimme hing.<br />

„Was ist denn los, was ist passiert, wieso sind Sie so<br />

reingestürmt? Das Geld, längst auf die Bank gebracht. Grässlich<br />

haben Sie sich zugerichtet, das Blut fließt wie ein kleiner Bach.“<br />

Plötzlich, laut und klar, konnt man seine Stimme hören.<br />

„Verzeih, ich wollte stehlen nicht, die Unruh hatte mich gepackt.<br />

Heut Morgen wir uns noch geküsst und ich, ich hab gedacht, dass<br />

Du und ich, die große Liebe wären, doch leider – wie ich sehen<br />

muss - “, die Stimme wieder er verlor, das Blut nun quoll in Blasen<br />

vor.<br />

Das Entsetzten im Gesicht, Mund zum lautlos Schrei geöffnet,<br />

fähig nicht die Sprach zu finden. Tränen schossen aus den<br />

Augen, die so lieblich g‘schaut am Morgen, langsam, sachte, kam<br />

die Hand, die Ihn heute früh gestreichelt. Sanft Sie strich Ihm<br />

seine Haare, welche voller Blut noch waren, seitlich aus dem, was<br />

einst ein G’sicht gewesen.<br />

„Liebster, ich habe mich gefreut, als wir uns nach dem küssen<br />

trennten, denn wir wollten uns ja heut, zum Abend treffen und<br />

dann schlenzen, an den Promenaden lang.<br />

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Diesen Mann, den du da siehst, ist mein großer Bruder, wollt mich<br />

wieder mal besuchen. Du musst wissen, unsre Eltern haben früh<br />

wir schon verloren, wurden Opfer von Gewalt, Mörder blieben<br />

ungeschoren. Hier, mein Bruder, seit der Zeit, kümmert sich um<br />

mich, hab erzählt Ihm von dem Treffen und verwundert hat er<br />

sich, dass ich so tue von Dir schwärmen.<br />

Sagte ihm, dass die Lieb ich hab gefunden und nun liegst Du hier<br />

im Sterben.“<br />

In seinen Ohren war ein dröhnen, Schmerzen ließen ihn laut<br />

stöhnen, als er hört sein innert Schwein:<br />

„Ich hab es Dir doch gleich gesagt, die lügt auch noch an deinem<br />

Grab.“<br />

Dieser Satz war Lug und Trug, denn das Letzte was er spürte,<br />

war ein Beweis der Ihn entführte.<br />

Ein letzter Gruß, ein Kuss auf seine Lippen, auf sein Blut. Noch<br />

einmal hat sich aufgebäumt, sein Körper, den die Unruh trieb, die<br />

letzten Worte,<br />

„Ich hab dich lieb.“<br />

Leise, sanft und wie in Nebel, hörte er noch viele Worte, nichts<br />

davon konnt er verstehen, langsam öffnet sich die Pforte … die<br />

Unruh hat Ihn hergebracht…<br />

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