Unser Betrieb Nr. 10
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500 Meter lange Rohrleitung der Kläranlage<br />
zufließt, während eine vorher<br />
ermittelte Regenwassermenge über<br />
einen 3<strong>10</strong> Meter langen Überlaufgraben<br />
und eine 190 Meter lange Rohrleitung<br />
direkt dem Angerbach zugeleitet<br />
wird.<br />
Beginn im Mai 1971<br />
Zwar hatte man bei den Planungen mit<br />
Schwierigkeiten gerechnet, doch es ergaben<br />
sich weit mehr Probleme als<br />
erwartet. Im Mai vergangenen Jahres<br />
begann die Tunnelvortriebsmaschine<br />
mit den Bohrarbeiten. Die maximale<br />
Tagesauffahrung lag damals bei rund<br />
37,40 Meter.<br />
Die ersten Schwierigkeiten traten im<br />
Juni vergangenen Jahres auf: Beim<br />
Anbohren von Gebirgszonen mit geringerer<br />
Standfestigkeit wurde die Vortriebsmaschine<br />
durch einen Ausbruch<br />
verschüttet. Innerhalb von zwei Wochen<br />
gelang es jedoch, den Ausbruch zu<br />
beseitigen und durch Spritzbeton mit<br />
Baustahlgewebe-Einlage abzusichern.<br />
Unter größten Schwierigkeiten setzte<br />
man die Arbeiten fort.<br />
Da ständig auftretende Firstausbrüche<br />
abgefangen werden mußten, ging die<br />
Leistung der Maschine stark zurück.<br />
Als erneut Verbruchszonen auftraten,<br />
entschied man sich zur Demontage der<br />
Maschine und sattelte auf konventionellen<br />
Vortrieb um. Die mittlere Tagesauffahrt<br />
betrug daraufhin rund vier<br />
Meter. Insgesamt waren 15 Männer<br />
beschäftigt.<br />
Karsthöhle gefunden<br />
Ende vergangenen Jahres erschwerte<br />
ein neues Hindernis die Arbeiten. Unmittelbar<br />
unter dem Stollen befand<br />
sich eine Karsthöhle von 60 Meter<br />
Länge und 25 Meter Breite, die außerdem<br />
seitliche Gänge aufwies. Der Stollenvortrieb<br />
mußte eingestellt werden.<br />
Mit Hilfe der Anlieger gelang es jedoch,<br />
die Karsthöhle in wenigen Wochen<br />
zu füllen. Sie hatten die Genehmigung<br />
gegeben, daß von sechs bis<br />
22 Uhr dort gearbeitet werden dürfe.<br />
So konnte man schließlich ab Januar<br />
den Stollenvortrieb fortsetzen.<br />
Umweltschutz<br />
im Streit der Meinungen<br />
Von Dr. Klaus<br />
Roemer<br />
„Umweltschutz" ist aktuell. Presse, Rundfunk und Fernsehen<br />
beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit diesem<br />
brennenden Thema.<br />
Nachstehend bringen wir einen überarbeiteten Vortrag,<br />
den Herr Dr. Klaus Roemer, Leiter des Sonderreferates<br />
Umweltschutz des Deutschen Industrie-Institutes, Köln,<br />
bei der Tagung der Werkredakteure am 29. Sept. 1971 in<br />
Rheinberg hielt.<br />
<strong>Unser</strong>e Erde ist schmutzig geworden: Die Luft, die wir<br />
atmen, das Wasser, das wir trinken, die Nahrung, die wir<br />
zu uns nehmen - sie alle sind von mannigfachen Giften<br />
befallen. Bäume, Wälder drohen im Smog zu ersticken,<br />
unsere blauen Seen verfärben sich braun, auf ihrer Oberfläche<br />
macht sich ein grünlicher Schleim breit, es riecht<br />
nach faulenden Pflanzen und toten Fischen. Hunde, die<br />
aus dem Rhein Wasser trinken, können eingehen, Salm<br />
und Forelle sind verschwunden, übrig geblieben ist allein<br />
der widerliche Weißfisch. Die Berge des Mülls wachsen<br />
ständig; unser Abfall hat sich in den letzten zehn Jahren<br />
verdoppelt: 200 Millionen Kubikmeter Abfallstoffe müssen<br />
jährlich beseitigt werden - peinlich sauber beseitigt werden,<br />
denn sonst fallen die Ratten über sie her. Autoabgase<br />
gefährden Menschen, Tiere, Pflanzen, ja sogar die<br />
Bauwerke aus Stein, Eisen und Beton können von ihnen<br />
zerfressen werden. Immer mehr Düsengiganten hinterlassen<br />
einen Giftdunst, der unser gesamtes Klima verändern<br />
kann. <strong>Unser</strong>e Erde ist krank geworden.<br />
Das Problem ist international. EWG, OECD, NATO und<br />
Europarat haben sich in den letzten Wochen in Programmen<br />
und Richtlinien des Umweltschutzes angenommen,<br />
um eine internationale Harmonisierung der zu setzenden<br />
Maßstäbe zu erreichen. Die UN führten vom 5. bis 16. Juni<br />
1972 in Stockholm einen großen Weltkongreß durch; ihre<br />
Begründung für diesen Schritt: »Die Gefahren, die der<br />
Menschheit drohen, sind nicht nur politischer und militärischer<br />
Art. Sie sind in einem wahrscheinlich nicht geringeren<br />
Maß auch von einer rücksichtslosen Ausnutzung des<br />
technischen Fortschritts zu befürchten, die das organische<br />
Gleichgewicht auf Erden in einer für die Menschheit katastrophalen<br />
Weise zerstören könnte.«<br />
Doch bleiben wir in der Bundesrepublik; ihr Dreck ist uns<br />
schließlich am nächsten. Die Beurteilung dieses Drecks<br />
hängt aber im wesentlichen vom jeweiligen Standpunkt<br />
ab. So halten internationale Beobachter die Umwelthygiene<br />
der Bundesrepublik für vorbildlich - und zwar<br />
nicht nur von der Seite der Gesetzgebung her, sondern<br />
auch im Hinblick darauf, was tatsächlich unternommen<br />
wurde und was auch weiterhin geschieht. Im Innern des<br />
Landes allerdings stoßen wir sehr schnell auf emotionale<br />
Zwischentöne, Schalmeienklänge, die die Wunschträume<br />
nach einer vorindustriellen Umweltidylle wecken. In der<br />
Praxis würde kein Mensch solche Verhältnisse akzeptieren,<br />
weil sie ja nur unter Verzicht auf den industriebedingten<br />
Wohlstand denkbar wären. Je höher der Stand<br />
der Zivilisation, desto höher steigt der Pegel der Wohlstandsforderungen<br />
nach immer mehr Komfort. Die unberührte<br />
Natur aber ist höchst unkomfortabel.<br />
Die Bestätigung dafür finden wir in dem großen weiträumigen<br />
Kalifornien. Gerade dort sind die Demonstrationen<br />
gegen Überbevölkerung, Verschmutzung und Denaturierung<br />
des Lebensraums an der Tagesordnung.<br />
Schüler dürsten nach einfachem Leben: mehr Handwerk<br />
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