Pornografie - Internet-Sexsucht
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Nikolaus Franke<br />
Büchse der Pandorra<br />
Die Präsenz von <strong>Pornografie</strong> in unserer Gesellschaft<br />
Wie viel <strong>Pornografie</strong> wird konsumiert?<br />
Es ist nicht festzustellen, wie verbreitet <strong>Pornografie</strong>konsum<br />
tatsächlich ist. Einige Zahlen<br />
vermitteln eine Ahnung davon: In den USA<br />
schauen 66% der Männer von 18–34 Jahren<br />
monatlich <strong>Pornografie</strong> und 41% der Frauen. 1<br />
Unter den meistbesuchten Seiten in Deutschland<br />
befinden sich von den Millionen Pornoseiten,<br />
die es weltweit gibt, folgende unter den<br />
Top 100: Platz 28 Youporn, Platz 40 Live Jasmin,<br />
Platz 73 Pornhub und Platz 77 My dirty<br />
Hobby. Zum Vergleich: Die Deutsche Bahn –<br />
die Seite des Mobilitätsmonopolisten schlechthin,<br />
befindet sich auf Platz 31. 2 35% aller<br />
Downloads sind pornografischen Inhalts. 3<br />
Was läuft auf den Monitoren (in den<br />
Kinderzimmern)?<br />
Um davon eine Vorstellung zu bekommen,<br />
hilft eine Studie von Christine Altstötter-Gleich<br />
aus dem Jahr 2006. 4 Sie ist zwar eigentlich nur<br />
unter Schülern im Alter von 11–18 Jahren gemacht<br />
worden, zeigt aber auf, welche Angebote<br />
ungeschützt und meist kostenlos im Netz zu<br />
finden sind.<br />
Von 1.352 befragten Schülern berichteten<br />
61%, dass durch ein sexuelles Angebot des <strong>Internet</strong>s<br />
starke Gefühle ausgelöst worden waren.<br />
Die Kinder sollten dann in eigenen Worten<br />
beschreiben, aufgrund welcher Darstellungen<br />
sie diese Gefühle empfanden. Die Nennungen<br />
wurden von den Forschern in entsprechende<br />
Rubriken eingeordnet um die Häufigkeit ähnlicher<br />
Praktiken offenlegen zu können.<br />
Wer vermutet, dass sich hinter der Kategorie<br />
„Soft“ (33%) einfache Nackt-Bildchen verbergen,<br />
irrt. „Soft“ bedeutet in diesem Zusammenhang<br />
die Darstellung nackter Personen bis<br />
hin zum „normalen“ Geschlechtsverkehr inkl.<br />
Stellungen, Geschlechtsteilen und Stöhnen. Mit<br />
anderen Worten: Die Kategorie „Soft“ reicht<br />
bis zu dem, was gemeinhin als „Hardcore-<strong>Pornografie</strong>“<br />
– also explizite Sexszenen mit Nahaufnahmen<br />
der Geschlechtsteile – bezeichnet<br />
wird. „Praktiken“ bedeutet Masturbation mit<br />
oder ohne Sexspielzeug, Oral- und Analverkehr.<br />
Hinter der Rubrik „Gruppen“ werden homo-<br />
und bisexuelle Praktiken verstanden, sexuelle<br />
Darstellungen mit Teenagern oder sehr<br />
alten Menschen und sexuell aufgeladene Chats.<br />
Die Kategorie „Mittel“ (!) thematisiert Sadomasochismus,<br />
Gruppensex, Sex mit Fäkalien<br />
und weitere Praktiken, deren explizite Darlegung<br />
ich den Lesern gern ersparen möchte. Die<br />
Gruppe „Hart“ umschließt Geschlechtsverkehr<br />
mit Tieren, Sex mit Toten, Vergewaltigung<br />
oder gewalthaltige Sexualität und Kindesmissbrauch.<br />
Die Gruppe „Hart“ benennt also diejenigen<br />
Inhalte, die in Deutschland einem generellen<br />
Herstellungs- und Verbreitungsverbot<br />
unterliegen. 16% (!) der Nennungen der 1.352<br />
Schüler beschreiben Dinge, die der Gesetzgeber<br />
komplett zu verbieten sich genötigt sieht.<br />
Nahezu alle anderen Kategorien umfassen Inhalte,<br />
deren Verbreitung der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag<br />
aufgrund ihres Potentials<br />
zur sexualethischen Desorientierung mittels<br />
Indizierung einschränkt. Die Ergebnisse dieser<br />
Studie kann ich zu 100% bestätigen. In<br />
nahezu jeder Jugendgruppe sitzen Jungen, die<br />
mit Abartigkeiten Kontakt hatten, die sie sich<br />
sehnlichst zu vergessen wünschen. Nur selten<br />
greifen sie dann auf extreme Praktiken parallel<br />
zur Selbstbefriedigung zurück. Meist, aber<br />
nicht immer, belassen sie es bei „gewöhnlicher<br />
4<br />
WeissesKreuz extra Arbeitsheft Nr. 1 „<strong>Pornografie</strong>“